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Uwe Blumöhr, Manfred Münch, Marin Ukalovic Variantenkonfiguration mit SAP Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«

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Uwe Blumöhr, Manfred Münch, Marin Ukalovic

Variantenkonfiguration mit SAP

Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«

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1 Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«

In diesem Kapitel gehen wir auf weitere Aspekte der Integration der Varian-tenkonfiguration in logistische Prozesse ein. Ein eigener, dritter Abschnitt istder Vorplanung gewidmet.

1.1 Integration der Variantenkonfiguration – der klassische Prozess

Schwerpunkt dieses Abschnitts sind die Besonderheiten, die beachtet wer-den müssen, wenn mit konfigurierbaren Produkten in den einzelnen Glie-dern der logistischen Kette gearbeitet wird. Ein klassischer Prozess bezüglichder Integration der Variantenkonfiguration ist in Abbildung 1.1 angedeutet.Dies kann jedoch noch deutlich umfangreicher ausfallen, wie in Abschnitt1.2 anhand eines weiteren Beispiels beschrieben werden soll.

Abbildung 1.1 Integration in den logischen Geschäftsprozess

Vertrieb VertriebProgramm-

planungBedarfs-planung

Produktions-beschaffung Vertrieb

Kunde – Material – Klassifizierung – Stücklisten – Arbeitsplan – Variantenkonfiguration

Planung

Planprimär-bedarf

Verbrauch

Versand

Lieferung

Fakturierung

FI/CO-PA

Waren-ausgang

Anfrage/Angebot

Konfiguration

Auftragsstüli/-arbeitsplan

KalkulationPreisfindung

Verfügbar-keitsprüfung

Auftrag

Konfiguration

Auftragsstüli/-arbeitsplan

KalkulationPreisfindung

Verfügbar-keitsprüfung

Fertigung

Verrechnung

Rück-meldung

Waren-eingang

Fertigungs-auftrag

Disposition

Planauftrag

Übergabe

Sekundär-bedarf

Kunden-/Plan-primärbedarf

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

In dem klassischen – und relativ einfachen – Integrationsprozess Varianten-konfiguration wird angenommen, dass die benötigten Stammdaten (Kunde,Materialstamm, Stückliste, Arbeitsplan sowie Stammdaten aus Klassensys-tem und Variantenkonfiguration) vorhanden sind.

1.1.1 Vertriebsaktivitäten

Der Prozess beginnt nicht direkt mit dem Kundenauftrag, sondern mit Vor-verkaufsaktivitäten wie Anfrage, Angebot oder auch Kontrakte. In diesen Akti-vitäten kann genauso mit Variantenkonfiguration gearbeitet werden, wiedies für den Kundenauftrag möglich ist. Genauer gesagt, arbeitet das Varian-tenmodell mit seinem gesamten Beziehungswissen in allen Vertriebsbelegengleich, soweit dies nicht explizit in der Syntax des Beziehungswissens andersvorgegeben ist.

Unterschiedliches Beziehungswissen für verschiedene Vertriebsbelege

Es kann z. B. gewünscht sein, dass für den Kundenauftrag andere Anforderungeninsbesondere an die Vollständigkeit bestehen, als dies für die Vorverkaufsaktivitä-ten gilt. Oder man möchte in Angeboten mit gewissen Vorschlagswerten arbeiten.

Wie wird dies realisiert? Man kann Regeln innerhalb des Beziehungswissensfestlegen, die nur in gewissen Arten oder Typen von Vertriebsbelegen wirk-sam werden. Über Objektmerkmale mit Bezug zur Datenbanktabelle VBAK

stehen die Kopfinformationen des Vertriebsbelegs im Zugriff. Hier hat manüber das Feld VBTYP die Möglichkeit, grob zwischen den Vertriebsbelegtypenzu unterscheiden. Dieses Feld wurde in Abbildung 1.2 über ein erstesObjektmerkmal angesprochen und steht damit für Beziehungswissen für dieKonfiguration im Vertrieb zur Verfügung.

Entgegen der Darstellung in Abbildung 1.2 (unten) wird man im Standarddiese Objektmerkmale als nicht anzeigbar einstellen. Sie sind hier nur eintechnisches Hilfsmittel und würden in der Bewertungsoberfläche nur ver-wirren. Hier in den Vertriebsbelegtypen gelten z. B. folgende Werte:

� A für Anfrage

� B für Angebot

� C für Auftrag

� G für Kontrakt

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Integration der Variantenkonfiguration – der klassische Prozess 1.1

Abbildung 1.2 Objektmerkmale mit Bezug zu Vertriebsbelegtyp und Verkaufsbelegart

Die vollständige Liste erhalten Sie über die Wertehilfe. Eine andere, feinerdifferenzierende Möglichkeit, die in Abbildung 1.2 ebenfalls genutzt wurde,besteht darin, die Auftragsart über das Feld AUART in der gleichen Tabelleabzufragen. Bei entsprechender Definition der Objektmerkmale hätte diesdann für das Angebot folgende Gestalt (siehe Listing 1.1):

... if VBAK_VBTYP = 'B'

... if VBAK_AUART = 'AG'

Listing 1.1 Abfragen von Vertriebsbeleg-Informationen über Objektmerkmale

Es ist genauso vorstellbar, in Bedingungen im Beziehungswissen über ent-sprechende Objektmerkmale andere Felder des Vertriebsbelegkopfes oderder -position abzufragen.

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In der ersten Säule in Abbildung 1.1 besteht in der Anfrage oder dem Ange-bot neben der Konfiguration auch bereits die Möglichkeit, Auftragsstücklistenoder einen Auftragsarbeitsplan anzulegen. Im Standard wird man dies jedocherst für den Kundenauftrag anlegen und dort auch nur, soweit nötig und lautKonfigurationsprofil erlaubt. Ähnliche Themen sind Kalkulation, Preisfin-dung, Verfügbarkeitsprüfung, aber auch Bedarfsübergabe. Letztere wirdebenfalls im Standard erst mit dem Kundenauftrag durchgeführt.

Der Auftrag (zweite Säule in Abbildung 1.1) kann mit Bezug zu einem Ver-triebsbeleg einer solchen Vorverkaufsaktivität oder einem älteren Auftragangelegt werden. Hier kann im Customizing in der sogenannten Kopiersteue-rung eingestellt werden, ob und wie z. B. Preisfindung und Kalkulation über-nommen werden sollen. Genau in dieser Kopiersteuerung existiert auch dieEinstellungsmöglichkeit zur Übernahme der Konfiguration. Auch hier gibt esdie Möglichkeit der Kopie und der Referenz.

1.1.2 Bedarfsplanung

Die Programmplanung (dritte Säule in Abbildung 1.1) wird zunächst ausge-klammert, da dies im Rahmen der Vorplanung und Variantenkonfigurationseparat behandelt werden soll (siehe Abschnitt 1.3, »Vorplanung und Varian-tenkonfiguration«).

In der Bedarfsplanung (vierte Säule in Abbildung 1.1) wird auf die im Stan-dard durch die Kundenaufträge erzeugten Primärbedarfe aufgesetzt. Analo-ges würde für Planprimärbedarfe aus der Vorplanung gelten. Im Standard isteingestellt, dass in der Bedarfsplanung im Rahmen der Terminierung nureine Eckterminbestimmung durchgeführt wird. Hierfür wird die Stückliste –gegebenenfalls eine Auftragsstückliste – aufgelöst und somit für den Planauf-trag die Komponentenliste ermittelt, über die wiederum Sekundärbedarfeermittelt und übergeben werden. Die Komponentenliste im Planauftrag isteine Kopie der aufgelösten Stückliste und kann hier geändert werden. Nebender reinen Eckterminbestimmung kann in der Bedarfsplanung auch eineDurchlaufterminierung durchgeführt werden. Das hätte zur Folge, dassbereits hier neben der Stückliste auch der Arbeitsplan – gegebenenfalls einAuftragsarbeitsplan – gelesen und aufgelöst würde.

1.1.3 Steuerung der Bedarfsübergabe

Wie bereits erwähnt, wird im Standard in der Bedarfsplanung auf die durchdie Kundenaufträge erzeugten Primärbedarfe aufgesetzt. Man kann jedoch

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auch bereits durch die Vertriebsbelege aus den anderen Verkaufsaktivitätenwie z. B. dem Angebot Bedarfe absetzen. Analog kann man das Kundenauf-trags-Bestandssegment mit Bezug zum Kundenauftrag, aber auch mit Bezugzum Angebot oder anderen Vertriebsbelegen anlegen. Entscheidend hierfürist die Einstellung im Customizing für die Findung der Bedarfsklassen undder damit gekoppelten Bedarfsübergabe im Vertrieb (siehe auch Buch-abschnitt 6.3.3, »Bedarfsarten, Bedarfsklassen und deren Findung«). Zusätz-lich soll hier jedoch kurz auf das allgemeine Vorgehen und die Besonder-heiten aus Sicht der Variantenkonfiguration eingegangen werden (sieheAbbildung 1.3).

Abbildung 1.3 Steuerung der Bedarfsübergabe

Ganz grob gilt, dass Bedarf nur dann übergeben wird, wenn dies sowohl lautBedarfsklasse als auch Einteilungstyp vorgesehen ist. Wie findet das Systemdiese beiden Steuerungsgrößen? Man kann zunächst verkürzt sagen, dassdies über den Positionstyp, genauer gesagt, über folgende Kette erfolgt:

1. PositionstypengruppeAusgangspunkt ist die Positionstypengruppe. Dies ist ein Steuerungsparame-ter aus dem Materialstamm. In der Variantenkonfiguration wird im Stan-dard die Positionstypengruppe 0002 genutzt. Wie in Buchabschnitt 2.4,

Dispo.gruppe Positionstypen-gruppe

Positionstyp undDispo.merkmal

Bedarfsart

SteuerungQuelle

z. B.:

Strategiegruppe z. B.:

Strategie z. B.:

Bedarfsart z. B.:

Bedarfsklasse z. B.:

Bedarfsübergabe z. B.:

z. B.: (Angebot)

(Angebot)

Steuerung über Einteilungstyp

Positionstyp & Dispositionsmerkmal Einteilungstyp Bedarfsübergabe

z. B.:z. B.:

z. B.:

z. B.:

Bedarfsartfindunglaut Materialstamm

Bedarfsartfindunglaut Vertrieb

Bedarfsübergabe für Auftrag keine Bedarfsübergabe für Angebot

25 0002

25

KEK

PD

046

25

ja

TAC

Strategie»Materialstamm«

Strategie»Kundenauftrag«

AGC

AGC BN neinleer&

&TAC CP jaleer

*

./.KEK

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»Konfigurationsprofil und Konfigurationsszenarien«, beschrieben, ist dasPaket- oder Set-Material im Szenario Kundenauftrag mit der Positionsty-pengruppe 0004 eine Ausnahme.

2. PositionstypAuf Basis der Positionstypengruppe findet das System unter Berücksichti-gung der Vertriebsbelegart den Positionstyp. So erhält man für 0002 undAngebot (= AG) den Positionstyp AGC und analog für 0002 und Termin-auftrag (= TA) den Positionstyp TAC – siehe hierzu auch Abbildung 1.3rechts oben und Buchabschnitt 6.3.2, »Positionstypen und deren Fin-dung«.

3. EinleitungstypAuf Basis des Positionstyps und unter eventueller Berücksichtigung desDispositionsmerkmals wird der Einteilungstyp ermittelt. Wie in Abbildung1.3 unten aufgelistet und im folgenden Kapitel erläutert, führt dies für dasAngebot zu einem Einteilungstyp ohne Bedarfsübergabe und für den Ter-minauftrag zu einem Einteilungstyp mit Bedarfsübergabe. Damit ist imStandard keine Bedarfsübergabe für Angebote vorgesehen.

Auf Basis des Positionstyps und unter eventueller Berücksichtigung des Dis-positionsmerkmals wird weiterhin entschieden, ob durch diese Größen dieBedarfsart und die Bedarfsklasse ermittelt werden. Bei der Bedarfsartermitt-lung über den Vorgang im Vertrieb wird im Customizing entschieden, mitwelcher Priorität welche Quelle genutzt wird. Dies können der Positionstyplaut Kundenauftrag oder die Strategie laut Materialstamm sein. Im Beispiel inAbbildung 1.3 wurde für die Position im Angebot über den Positionstyp(AGC) gesucht und keine Bedarfsart gefunden. Für die Position (TAC) im Ter-minauftrag wird die Strategie laut Materialstamm ausgewertet. Da das Ange-bot (AGC) keine Bedarfsart findet, kann das Kundenauftrags-Bestandsseg-ment auch nicht zu diesem Angebot angelegt werden und wird somit zumKundenauftrag angelegt.

Die Strategie kann nicht direkt im Materialstamm zugeordnet werden, son-dern ergibt sich indirekt aus der Strategiegruppe. Ist die Strategiegruppe nichtzugeordnet, wird die Dispositionsgruppe ausgewertet. Im Beispiel in Abbil-dung 1.3 wird aus der Dispositionsgruppe 25 oder aus der Strategiegruppe25 (Feld Strategie) die Strategie 25 Kundeneinzel für konfigurierbare

Materialien ermittelt.

Eine Strategie kann aus einer Bedarfsart Vorplanung und einerBedarfsart Kundenbedarf bestehen. Im Standard wird die Strategie 25nicht im Rahmen der Vorplanung genutzt, sodass hier der entsprechende

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Eintrag fehlt. Der Strategie 25 wurde an dieser Stelle als Bedarfsart für Kun-denbedarf KEK (KdEinzel konfigurierbares Mat.) und damit indirekt dieBedarfsklasse 46 zugeordnet. Diese Bedarfsklasse sieht eine Bedarfsüber-gabe vor.

Weiterhin ist in Abbildung 1.4 in den letzten zwei Zeilen erkennbar, dasshier generell mit Variantenkonfiguration gearbeitet wird und keine Verrech-nung gegen Vorplanung erfolgt. Letzteres spielt in Abschnitt 1.3, »Vorpla-nung und Variantenkonfiguration«, eine Rolle (siehe auch Buchabschnitt6.3.4, »Planungsstrategien«).

Abbildung 1.4 Customizing der Strategie

1.1.4 Beschaffung: Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung

Die Beschaffung (fünfte Säule in Abbildung 1.1) behandeln wir nun beson-ders im Hinblick auf Eigenfertigung als Beschaffungsart.

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Exkurs: Fremdbeschaffung

Auch die Fremdbeschaffung kann als Beschaffungsart für konfigurierbare Materia-lien genutzt werden. Sowohl das komplette konfigurierbare Produkt, das die Kun-denauftragsposition darstellt, kann fremdbeschafft werden als auch einzelne konfi-gurierbare Komponenten. Diese Komponenten können dabei im Kundenauftragim Rahmen einer mehrstufigen Konfiguration eine Konfiguration bekommenhaben.

Es ist auch möglich, ohne eigene Konfiguration für diese konfigurierbaren Kompo-nenten hier zu arbeiten. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn für das komplette konfi-gurierbare Produkt laut seinem Konfigurationsprofil nur eine einstufige Konfigura-tion eingestellt ist. Existiert für die fremd zu beschaffende konfigurierbare Kompo-nente kein eigenes Konfigurationsprofil, müssen die für diese konfigurierbareKomponente notwendigen Informationen aus der Konfiguration des Kopfmaterialsabgefragt werden. Die Bestellung der konfigurierbaren Komponente erhält eineKopie der vollständigen Konfiguration des Kopfmaterials, soweit über das Oberflä-chendesign keine Filter bezüglich des Einkaufs eingestellt wurden.

Besitzt die konfigurierbare Komponente ein eigenes Konfigurationsprofil und wirdbezüglich des Kopfmaterials laut dortigem Konfigurationsprofil nur einstufig kon-figuriert, haben Sie zunächst dieselbe Situation wie zuvor beschrieben. Im Vertriebkann nur das Kopfmaterial bewertet werden. Das Konfigurationsprofil an der kon-figurierbaren Komponente wird ignoriert, also als nicht existent betrachtet. Es wirdnur eine Konfiguration des Kopfmaterials abgelegt. Die konfigurierbare Kompo-nente stellt in dieser Konfiguration keine Instanz dar.

Während es für den Vertrieb keinen Unterschied macht, ob die konfigurierbareKomponente ein eigenes Konfigurationsprofil besitzt oder nicht, existieren Unter-schiede im Einkauf. Dieser Unterschied besteht darin, dass, wenn die konfigurier-bare Komponente ein eigenes Konfigurationsprofil hat, nicht wie oben die kom-plette Bewertung der Konfiguration des Kopfmaterials in die Bestellung kopiertwird, sondern das eigentlich unberücksichtigte Konfigurationsprofil der konfigu-rierbaren Komponente als Filter genutzt wird. In die Bestellung wird hier nur dieBewertung der Merkmale kopiert, die der konfigurierbaren Komponente zugeord-net wurden. Die Bewertung dieser Merkmale stammt jedoch aus der Bewertungdes Kopfmaterials im Kundenauftrag.

Man kann also sagen, dass das Konfigurationsprofil der konfigurierbaren Kompo-nente bei dem hier besprochenen einstufigen Konfigurationsszenario wie ein Filterwirkt.

Nach diesem kurzen Exkurs in die Fremdbeschaffung soll nun die Eigenferti-gung als Beschaffungsart betrachtet werden. Wird laut Planungsstrategie imMaterialstamm mit Montageabwicklung gearbeitet, wird der Fertigungsauf-trag direkt aus dem Kundenauftrag heraus angelegt. Im Standardfall mitBedarfsplanung existieren Planaufträge, die in Fertigungsaufträge umgewan-delt werden können. Hierbei kann die Komponentenliste aus dem Planauftrag

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

in den Fertigungsauftrag kopiert werden oder auch eine erneute Auflösungder Stückliste durchgeführt werden. Letzteres passiert z. B. generell, wennSie das Kopfmaterial für den Änderungsdienst für Fertigungsaufträge (OrderChange Management, OCM) aktiviert haben, indem dem Materialstamm inder Sicht Arbeitsvorbereitung ein Gesamtänderungsprofil zugeordnetwurde. Für den Fertigungsauftrag wird der Arbeitsplan aufgelöst und analogzur Stückliste eine Kopie in Form einer Vorgangsliste angelegt.

Komponenten- und Vorgangsliste können nachträglich noch aktualisiertwerden. Hierfür steht die Standardfunktionalität des Fertigungsauftrags PP-

Stammdaten nachlesen zur Verfügung. Dies kann in folgenden Fällen er-forderlich sein:

� wenn nachträglich an Stücklisten und Arbeitsplan Änderungen vorgenom-men wurden

� wenn Auftragsstückliste und Auftragsarbeitsplan angelegt oder geändertwurden

� wenn Änderungen an der Konfiguration im Kundenauftrag gemacht wur-den, die Änderungen in der Auflösung von Stückliste und Arbeitsplanergeben

Die Durchführung der Funktion PP-Stammdaten Nachlesen ist auch dannnoch möglich, wenn der Fertigungsauftrag bereits freigegeben wurde. DieseFreigabe würde dann aber zurückgesetzt. Ist der Fertigungsauftrag jedochangefertigt, was über (Teil-)Rückmeldungen und Warenbewegungen doku-mentiert ist, ist dieses Nachlesen nicht mehr möglich. Hier käme der Ferti-gungsauftrags-Änderungsdienst (OCM) zum Zuge. Das heißt, auch solche Fer-tigungsaufträge können mit Systemunterstützung geändert werden. Dazuerfahren Sie in Buchabschnitt 8.2, »Änderungsdienst«, mehr. In den derBeschaffung nachfolgenden Prozessen des Vertriebs (sechste Säule in Abbil-dung 1.1) sind keine Besonderheiten aus Sicht der Variantenkonfigurationzu beachten.

1.2 Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten

In diesem Abschnitt gehen wir auf Prozesse mit erweiterten Integrations-aspekten ein. Damit Sie den Prozess immer vor Augen haben, haben wir ihnin Abbildung 1.5 zusammengefasst. So werden in diesem Abschnitt allePunkte 1 bis 9 genau beschrieben. Wie ist die Abbildung zu lesen? Die inte-grativen Prozesse beginnen mit dem Kundenauftrag 1. Es kann dann mit 2

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und ohne 3 Disposition gearbeitet werden. Die Beschaffung kann überEigenfertigung 4, Fremdbeschaffung 5 oder Projektfertigung 6 erfolgen. Esfolgt der Wareneingang 7 und die Lieferung zum Kunden 8. Abschließendsoll der Service für das gelieferte Produkt angeboten werden 9.

Abbildung 1.5 Beispiel eines Integrationsmodells mit Variantenkonfiguration

Im Zusammenhang mit den Betrachtungen zu Abbildung 1.5 sollen hier wei-tere Integrationsaspekte angesprochen werden wie:

� Integration des Projektsystems (PS) inklusive Konfiguration von Projekten

� Integration von konfigurierbaren Muster-Leistungsverzeichnissen in Be-stellprozessen

� Integration des Qualitätsmanagements (QM) inklusive Prüfung gegen Konfiguration

SDKundenauftrag

VCMaterial

VCMuster-LV

VCProjekt

VCIH-

Anleitung

SDLieferungTransportFakturaZahlung

PM/CSSerialnummer

Equipment

PM/CSWartungsplan

PM/CSAuftrag

PPDispo

PPFertigung

MMBestellung

MMWE

PSProjekt

QM

Werte

QM

QM

Werte

Werte

1

23

4 5

6

7

8 9

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

� Integration der Instandhaltung (Plant Maintenance, PM) und des Kunden-services (Customer Services, CS) inklusive konfigurierbarer Instandhal-tungsanleitungen

Diese Integrationsaspekte werden im Weiteren ausführlich besprochen.

Für die Vorstellung der in Abbildung 1.5 dargestellten erweiterten Integra-tionsaspekte soll ein Beispiel genutzt werden, das die Autoren im Demons-trations- und Schulungssystem IDES von SAP aufgebaut haben. Die Anforde-rung war, in einem Modell alle konfigurierbaren Objekttypen, verschiedeneProzesse und einen hohen Grad an Integration zu vereinigen. Es sind fol-gende konfigurierbare Objekttypen integriert: Materialstamm, Netzplan,Instandhaltungsanleitung und Muster-Leistungsverzeichnis.

Die vorgestellten Prozesse sprechen folgende Module an:

� Planung und Fertigung (PP)

� Bestellung und Einkauf (MM)

� Kundenauftrag im Vertrieb (SD)

� Projektsystem (PS)

� Instandhaltung/Kundenservice (PM/CS)

� Qualitätsmanagement (QM)

Dabei wird versucht, im ganzen Prozess mit einer Konfiguration auszukom-men, die in unserem Beispiel im Vertrieb durchgeführt wird. Diese Konfigu-ration wird im Rahmen der Integration automatisch an die Anwendungen inden anderen Modulen übergeben. Natürlich ist es an fast allen Stellen, andenen mit Variantenkonfiguration gearbeitet werden kann, auch möglich,explizit zu konfigurieren.

1.2.1 Prozess der Eigenfertigung

Wie bereits erwähnt, beginnt der Prozess in bekannter Weise mit einer Kon-figuration in einem Kundenauftrag (siehe 1 in Abbildung 1.5). Der Kunden-auftrag wird hier, wie in Abbildung 1.6 erkennbar, zu dem konfigurierbarenMaterialstamm T-500-300 angelegt. Wir haben hier drei numerische Merk-male. Dabei fällt das Merkmal Rautiefe auf, da hier ein Intervall als Bewer-tung zulässig ist. Dies wurde dadurch erreicht, dass das Merkmal laut Defini-tion Intervalle zulässt und gleichzeitig mehrwertig ist. Dabei ist jedoch zubeachten, dass ein solches Intervall als Bewertung nicht in Beziehungswissenangesprochen werden kann. In Beziehungswissen kann nur mit der unteren

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Grenze des Intervalls gearbeitet werden. Trotzdem kann ein solches Merk-mal sinnvoll sein, um es z. B. im Qualitätsmanagement zu nutzen, wie inAbschnitt 1.2.2, »Qualitätsmanagement und Variantenkonfiguration«, nochgezeigt wird. Das Merkmal Lackfarbton ist in der Merkmalsdefinition aufder dortigen Registerkarte Zulässige Werte mit einem Katalog (hier mitdem Schlüssel 1100 CH01) verknüpft worden.

Abbildung 1.6 Konfiguration im Kundenauftrag

Nach der Bewertung der Merkmale werfen wir einen kurzen Blick in diePreisfindung in Abbildung 1.7. Der Preis setzt sich aus einem Grundpreisvon 30,00 EUR und einem volumenabhängigen Zuschlag von 1,50 EUR proKubikzentimeter zusammen.

Wie in Abbildung 1.8 zu erkennen, erscheint eine Unvollständigkeitsmel-dung beim Versuch, den Kundenauftrag zu speichern. Es wird noch eineSerialnummer benötigt. Diese wurde hier über den Button SerialNr autom.

anl. angelegt.

VCMaterial

SDKundenauftrag

1

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Abbildung 1.7 Preisfindung im Kundenauftrag

Abbildung 1.8 Serialnummernvergabe im Kundenauftrag

Die Ursache für das Verhalten des Kundenauftrags bezüglich der Serialnum-mer liegt im Materialstamm, in dem in den allgemeinen Werksparameterndes Vertriebs ein Serialnummernprofil zugeordnet wird. Auch hier im Mate-rialstamm wurde über die sogenannte SerialisEbene ein synchrones Anlegeneines Equipments erreicht. Das hier verwendete Serialnummernprofil ent-hält im Prinzip alle möglichen Vorgänge, in denen Serialnummern benötigtwerden können. In unserem Beispiel müssen in all diesen Vorgängen Serial-

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nummern verwendet werden – und dies immer in Verbindung mit einemEquipment.

In Abbildung 1.9 ist der weitere Verlauf angedeutet. Zur Verdeutlichung fin-den Sie hier auch noch einmal die entsprechenden Schritte aus Abbildung1.5. Die mehrstufige Bedarfsplanung 2 für diesen Kundenauftrag kann überdie Transaktion MD50 gestartet werden. Ergebnis dieses Planungslaufs istein Planauftrag, der z. B. über die Bedarfs-/Bestandsliste (Transaktion MD04)wie in Abbildung 1.9 rechts oben angezeigt werden kann. Da laut Material-stamm (Sicht: Disposition 2) auch Eigenfertigung zulässig ist, kann z. B. ausder Bedarfs-/Bestandsliste heraus der Planauftrag in einen Fertigungsauftragumgewandelt werden. Wird der Fertigungsauftrag freigegeben, wird auto-matisch ein Prüflos erzeugt (siehe Abbildung 1.9 rechts unten, RegisterkarteZuordnung).

Abbildung 1.9 Eigenfertigungsprozess

1.2.2 Qualitätsmanagement und Variantenkonfiguration

Das Prüflos im Fertigungsauftrag ermöglicht eine fertigungsbegleitende Prü-fung im Rahmen des Qualitätsmanagements (QM, siehe 4 in Abbildung 1.9).

VCMaterial

QM

WerteMMWE

7

Werte

QM

SDKundenauftrag

1

PPFertigung

4

PPDispo

2

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

Hierzu enthält der Fertigungsauftrag Prüfschritte als Vorgänge aus dem zuge-hörigen Arbeitsplan. In Abbildung 1.10 sehen Sie die Prüfmerkmale an denVorgängen 30 und 60. Das Prüfmerkmal an Vorgang 30 hat keinen Bezug zurVariantenkonfiguration. Die Prüfmerkmale an Vorgang 60 besitzen einenBezug zu einem Stammprüfmerkmal, das wiederum mit einem Klassenmerk-mal gleichen Namens verknüpft ist. Diese sogenannten Klassenmerkmale sindgenau die Merkmale, die in der Konfiguration im Kundenauftrag bewertetwurden. Auch für die restlichen Merkmale der Konfiguration im Kundenauf-trag wurden Stammprüfmerkmale mit entsprechender Verknüpfung ange-legt – diese sind jedoch nicht dem Arbeitsplan zugeordnet worden. Trotz-dem spielen auch diese Prüfmerkmale hier eine Rolle, wie Sie gleich sehenwerden.

Abbildung 1.10 Prüfmerkmale im Arbeitsplan

Die Vorgänge 30 und 60 sind durch die Zuordnung eines entsprechendenSteuerschlüssels zu Prüfvorgängen geworden. Diese Prüfvorgänge wurdenmit den anderen Vorgängen aus dem Maximalarbeitsplan des konfigurierba-ren Materials in den Fertigungsauftrag kopiert.

Weiterhin wurde über den Materialstamm in der Sicht Qualitätsmanage-

ment über die Prüfart eine Zwischenprüfung in der Fertigung aktiviert. Siekönnen die Variantenkonfiguration direkt mit der Prüfung in QM koppeln.

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Das heißt, es ist möglich, gegen die Konfiguration des Kundenwunschs zuprüfen. Hierzu aktivieren Sie im Materialstamm im Abschnitt Detailinfor-

mation zur Prüfart das Flag Prüfen nach Konfig. (siehe Abbildung 1.11).

Abbildung 1.11 Einstellungen des Qualitätsmanagements im Materialstamm

Prüfmerkmale und Merkmale aus der Variantenkonfiguration

In der Prüfung im QM erscheinen alle Prüfmerkmale, die Vorgängen des Arbeits-plans zugeordnet wurden. Dies ist unabhängig davon, ob diese Prüfmerkmale mitMerkmalen aus der Variantenkonfiguration gekoppelt wurden.

Darüber hinaus erscheinen auch alle gekoppelten Prüfmerkmale, die nicht demArbeitsplan zugeordnet wurden. Das passiert jedoch nur, wenn das entsprechendeMerkmal in der Konfiguration des Kundenauftrags bewertet wurde. In diesem Fallerscheint es als Prüfmerkmal zum letzten Vorgang. Ein gekoppeltes Prüfmerkmalmuss nur bewertet werden, falls es als Muss-Merkmal gekennzeichnet ist und daszugehörige Merkmal in der Konfiguration bewertet wurde.

Eine Prüfung gegen die Konfiguration ist nur für numerische, jedoch nicht für qua-litative Merkmale möglich. In der Variantenkonfiguration kann im Standard einMerkmal nicht mit einem Intervall bewertet werden, sodass dann auch nur einePrüfung gegen einen Einzelwert möglich ist. Eine Ausnahme stellen mehrwertigeMerkmale, die Intervallwerte erlauben, dar. Diese können jedoch in Beziehungs-wissen kaum ausgewertet werden. Nur die untere Grenze des Intervalls steht zurVerfügung. Sie können Intervalle für die Qualitätsprüfung nicht nur über Intervallein der Konfiguration abbilden, sondern auch über Toleranzbereiche im Stammprüf-merkmal darstellen, wie im nächsten Kasten anhand vom Merkmal Länge darge-stellt wird.

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

Schauen wir uns dies in QM in der Ergebniserfassung (Transaktion QE51N)an. In Abbildung 1.12 sehen Sie, dass zu den Vorgängen 30, 60 und 75 Prüf-merkmale existieren. Das Prüfmerkmal Welle gerade? hat keine Verbin-dung zur Variantenkonfiguration. Die beiden Prüfmerkmale zu Vorgang 60sind mit Merkmalen aus der Variantenkonfiguration gekoppelt, sodass auto-matisch gegen die Konfiguration (Durchmesser = 10 mm, Länge = 100 mm)geprüft wird. Alle drei Prüfmerkmale wurden dem Arbeitsplan zugeordnet.

Abbildung 1.12 Ergebniserfassung in QM

Toleranzen in Variantenkonfiguration und Qualitätsmanagement

Bisher konnten die Vorgaben aus der Variantenkonfiguration nur direkt in dasPrüflos übergeben werden. Das heißt z. B., dass bei einer Länge von 100 mm in derKonfiguration keine noch so geringe Abweichung akzeptiert wurde. Dies ent-spricht jedoch häufig nicht den Anforderungen der Praxis, in denen Normen mitgewissen Toleranzen verknüpft sind. Intervallwerte in der Konfiguration werdenwie in unserem Beispiel für die Rautiefe auch nicht gewünscht, da diese kaum inBeziehungswissen ausgewertet werden können.

Mit dem Erweiterungspaket 5 (EHP5) im ERP-Release 6.0 ist die Möglichkeit hin-zugekommen, im Prüfmerkmal in QM Toleranzen für die Prüfung gegen die Konfi-guration einzustellen. Im Beispiel aus Abbildung 1.12 wurde dies für das Merkmalder Länge genutzt: Während Sie in Abbildung 1.6 die Bewertung der Länge mit100 mm sehen, sehen Sie in Abbildung 1.12 eine Vorgabe für die Länge von 95 bis105 mm. So können Sie in der Konfiguration einen Einzelwert angeben, in derQM-Prüfung aber gegen ein Intervall prüfen.

Zur Berechnung der Toleranzgrenzen und weiteren QM-Prüfvorgaben im Prüfloskönnen im Stammprüfmerkmal Regeln der folgenden Art definiert werden, die dieVariantenkonfiguration berücksichtigen:

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� Regel für Berechnung der Toleranzgrenzen mit Absolutwerten (z. B. +/– 5 mm)

� Regel für Berechnung der Toleranzgrenzen mit Prozentwerten (z. B. +/– 5%, wiein unserem Beispiel)

� Berechnung anhand von Tabellen (z. B. ISO-Toleranzen für Passungen von Boh-rungen und Wellen) mithilfe von Customizing-Einstellungen. Es kann auch dasBAdI BADI_QASDR_MASTERCHAR_TO_INSP genutzt werden (siehe auch SAP-Hin-weis 1465422).

� Regel zur Berechnung der Toleranzgrenzen über Hilfsmerkmale, die in der Vari-antenkonfiguration festgelegt werden

Folgende Voraussetzungen sind hierbei zu beachten:

� Das Kennzeichen Prüfen nach Konfig. muss im Materialstamm in der SichtQualitätsmanagement für die jeweilige Prüfart gepflegt sein. Diese Einstellungist für die Prüfarten 01 (Wareneingang zur Bestellung), 03 (Produktion) und 04(Wareneingang zum Produktionsauftrag) wirksam.

� Das Stammprüfmerkmal muss mit dem Klassenmerkmal der Variantenkonfigu-ration (Klassenart 300) verknüpft werden.

Prüfmerkmale, die nicht dem Arbeitsplan zugeordnet wurden, aber mitMerkmalen der Variantenkonfiguration gekoppelt sind und in der Konfigu-ration bewertet wurden, werden in QM zur Prüfung am letzten Vorgang auf-gelistet. Deshalb erscheinen in Abbildung 1.12 die letzten beiden Prüfmerk-male (Rautiefe <= 20 μm, Lackfarbton = rot) am Vorgang 75.

Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass die Prüfung ergibt, dass die Ferti-gung entsprechend dem Kundenwunsch erfolgte.

� Welle gerade? 0 Fehler => abgeschlossen und in Ordnung

� Durchmesser der Welle: 10 mm => abgeschlossen und in Ordnung

� Länge der Welle: 100 mm => abgeschlossen und in Ordnung

� Rautiefe: 20 μm => abgeschlossen und in Ordnung

� Lackfarbton: rot => abgeschlossen und in Ordnung

Die Prüfung in QM wird mit dem Verwendungsentscheid abgeschlossen.Dazu werden über einen Katalog am Feld Verwendungsentscheid möglicheWerte angeboten. Wir entscheiden uns hier für den Wert A = Annahme.

Parallel zu der Ergebniserfassung in QM kann eine schrittweise Rückmel-dung des Fertigungsauftrags erfolgen. Da wir hier im letzten Vorgang überden Steuerschlüssel einen Meilenstein ohne automatischen Wareneingangeingestellt haben, reicht eine Rückmeldung dieses letzten Vorgangs 75 (sieheAbbildung 1.13).

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

Abbildung 1.13 Rückmeldungen zum Fertigungsauftrag

Da der Meilenstein am Vorgang 75 keinen automatischen Wareneingang ent-hält, ist nun der Wareneingang zu buchen. Wir haben uns hier für die Trans-aktion MIGO (Warenbewegungen) entschieden. Der Wareneingang erfolgtzu dem Fertigungsauftrag, landet aber – wie gewollt und laut Bewegungsart– im Kundenauftragsbestand (siehe rechts unten in Abbildung 1.14).

Abbildung 1.14 Wareneingang zum Auftrag

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Hier wurde auf der Registerkarte Serialnummern auch die Serialnummerautomatisch eingetragen. Der Wareneingang wird jedoch zunächst in denQM-Sperrbestand gebucht. Auf Abbildung 1.11 war auch eine Prüfung beimWareneingang aus der Produktion zu erkennen (Endprüfung beim WE aus

der Produktion). Diese Prüfung in QM verläuft analog zu der obenbeschriebenen, die die Fertigung begleitet. Durch Verwendung eines ande-ren, passenden Katalogs von Verwendungsentscheiden können Sie sich hierbei dem Verwendungsentscheid für eine Annahme mit automatischerBuchung der Warenbewegung im Hintergrund (A2) entscheiden. Für dieWarenbewegung ist wieder die Serialnummer erforderlich. Als Ergebnis desletzten Schritts ist die Welle im freien Kundenbestand.

Abschließend sind nun folgende Schritte erforderlich, die jedoch nichts Spe-zifisches aus Sicht der Variantenkonfiguration enthalten:

1. Der Verkaufsbeleg muss beliefert werden. Da in dem für unser Beispielgenutzten ERP-System Lean-WM im Einsatz ist, ist hierfür ein Transport-auftrag anzulegen. Im Rahmen der Lieferung ist ein Warenausgang zubuchen.

2. Die Faktura zu dieser Lieferung muss angelegt werden.

3. Der Prozess wird mit dem Zahlungseingang abgeschlossen.

Als Ergebnis sieht man im Belegfluss des Kundenauftrags, wie in Abbildung1.15 dargestellt, dass alle Belege den Status erledigt haben und der Buchhal-tungsbeleg den Status ausgeziffert.

Abbildung 1.15 Belegfluss im Kundenauftrag

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

1.2.3 Bestellung und konfigurierbare Muster-Leistungs-verzeichnisse

In Abbildung 1.16 ist skizziert, dass ein Auftrag 2 aus der Disposition herausnicht nur für die Eigenfertigung in einen Fertigungsauftrag, sondern auch fürdie Fremdbeschaffung in eine Bestellanforderung und Bestellung 5 über-führt werden kann.

Abbildung 1.16 Fremdbeschaffungsprozess

Hierzu kann der Planauftrag, das Ergebnis eines Planungslaufs, in eineBestellanforderung überführt werden. Diese wiederum wird in eine Bestel-lung umgewandelt – z. B. über die Transaktion MD04 (Bestands-Bedarfs-liste).

Abbildung 1.17 zeigt, dass in der Bestellung auf der Registerkarte Material-

daten in die Konfiguration abgesprungen werden kann. Die Konfigurationaus dem Kundenauftrag wird hierbei in die Bestellung kopiert. Auf der Regis-terkarte Konditionen ist zu erkennen, dass die Preisfindung analog zu derim Kundenauftrag – auch unter Nutzung eines Grundpreises (hier PB00) undder Variantenkonditionsarten VA00 und VA01 – erfolgt.

SDKundenauftrag

VCMaterial

VCMuster-LV

MMBestellung

1

5

MMWE

QM

Werte

PPDispo

2

23

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Abbildung 1.17 Bestellung: Materialdaten und Preisfindung

In der Bestellung kann generell, d. h. unabhängig von konfigurierbaren Mate-rialien, auch mit Dienstleistungen gearbeitet werden. Diese Dienstleistungenkönnen aus einem Muster-Leistungsverzeichnis kopiert werden (siehe Abbil-dung 1.18). Dieses Muster-Leistungsverzeichnis kann wiederum konfigurier-bar sein. In diesem Fall würde nach der Selektion des konfigurierbaren Mus-ter-Leistungsverzeichnisses ein Merkmalsbewertungsbild entsprechend derKonfiguration des konfigurierbaren Materials erscheinen (siehe Abbildung1.18 links und rechts unten).

Die Konfiguration des Muster-Leistungsverzeichnisses ist generell unabhän-gig von der Konfiguration des Materials im Kundenauftrag. Für Muster-Leistungsverzeichnisse lassen sich im Unterschied zu allen anderen konfigu-rierbaren Objekttypen keine Verbindungen zum konfigurierbaren Materi-alstamm herstellen. Konfigurierbare Muster-Leistungsverzeichnisse stellenähnlich wie die anderen konfigurierbaren Objekttypen (Materialstamm,Netzplan, Instandhaltungsanleitung) Maximalvorlagen dar, aus denen laut ei-ner Konfiguration die zu übernehmenden Elemente selektiert (Auswahlbe-dingungen) und eventuell verändert (Prozeduren) werden. Die Prozedurennutzen für diese Änderungen Objektmerkmale mit Bezug zur Tabelle ESLL. InAbbildung 1.19 wurde nur eine Leistung (siehe mittlerer Teil der Abbildung)angelegt und diese mit einer Prozedur (siehe unterer Teil der Abbildung) ver-

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

sehen. Die Prozedur überschreibt die Menge mit einem Wert aus der Konfi-guration. Das Muster-Leistungsverzeichnis wird durch das Setzen des FlagsKonfigurieren bei Leistungsselektion konfigurierbar. Weiterhin sind Kon-figurationsprofil und Variantenklasse erforderlich.

Abbildung 1.18 Bestellung – Dienstleistungen

Auch in diesem Szenario der Fremdbeschaffung kann es analog zum Szenarioder Eigenfertigung sinnvoll sein, den Wareneingang zur Bestellung zunächstin den QM-Sperrbestand zu buchen und eine Prüfung in QM durchzuführen.

Analog zum Wareneingang des bestellten konfigurierten Materials kannman auch für die bestellten konfigurierten Dienstleistungen einen »Eingang«buchen. Im ersten Schritt wird eine Leistungserfassung z. B. über die Transak-tion ML81N erfasst. Hiermit wird neutral die Erbringung im bestelltenUmfang bestätigt. Diesem schließt sich eine Abnahme an, durch die die Leis-tungserbringung inhaltlich, qualitativ bestätigt und entsprechend gebuchtwird.

Sie können auch direkt, d. h. ohne Bezug zu einem Kundenauftrag, eineBestellanforderung oder Bestellung bezüglich des konfigurierbaren Materialsanlegen. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, in der Bestellung zu konfi-gurieren.

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Abbildung 1.19 Muster-Leistungsverzeichnis

1.2.4 Projektsystem, konfigurierbare Standardnetzpläne und Variantenkonfiguration

Bisher wurde besprochen, dass der Prozess im Allgemeinen mit einer Konfi-guration im SD-Kundenauftrag (siehe 1 in Abbildung 1.20) beginnt. Hierzuwird der Kundenauftrag zu einem konfigurierbaren Material angelegt. DerKundenauftrag kann über die Disposition entsprechende Planaufträge, aberauch direkt Beschaffungselemente 3 erzeugen.

Diese direkte Erzeugung des Beschaffungselements würde über die Strategieund damit über die Bedarfsart erreicht, indem eine sogenannte Montageab-wicklung angestoßen würde (siehe 6 in Abbildung 1.20 bezüglich des Pro-jektsystems).

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

Abbildung 1.20 Prozess mit Projektsystem

Im Materialstamm des konfigurierbaren Materials wurde eine Strategie-gruppe 25 zugeordnet. Diese Strategiegruppe wurde um weitere Strategiender Achtziger-Reihe erweitert (siehe 1 in Abbildung 1.21), so auch die Stra-tegie 85. Diese Strategie ist mit der Bedarfsart KMPN 2 verknüpft. DieseBedarfsart KMPN ist im Standard so eingestellt, dass der KundenauftragBedarf disponiert. Dies können Sie gegebenenfalls umstellen, sodass derBedarf zwar angezeigt, aber nicht disponiert wird.

Die Einstellung der Strategiegruppe führt dazu, dass im Kundenauftrag 3 imFeld BDAr (für »Bedarfsart«, hier mit KEK vorbelegt) die Wertehilfe die dar-gestellten Eingabemöglichkeiten anbietet 4. Wir haben an dieser Stelle dieBedarfsart KMPN selektiert.

Der Kundenauftrag würde für diese Position mit dieser Bedarfsart direkt einProjekt für dessen Fertigung anlegen. Dabei kann für die Ermittlung der benö-tigten Elemente des Projekts (Projektstruktur-Planelemente, Vorgänge undMaterialkomponenten) auch die Variantenkonfiguration genutzt werden. DasWerkzeug hierfür sind konfigurierbare Standardnetzpläne. Die Integrationkann an dieser Stelle auch so weit gehen, dass das Projekt automatisch passendzu den Anforderungen aus der Konfiguration des Kundenauftragsmaterialserzeugt wird, was in unserem Beispiel auch genutzt wurde.

SDKundenauftrag

VCMaterial

VCProjekt

PSProjekt

� Projekt-Fertigung (hier Montageabwicklung durch passende Bedarfsart KMPN)� Projekt automatisch erzeugt� Projekt automatisch konfiguriert � nur benötigte Vorgänge � nur benötigte PSP-Elemente � nur benötigte Komponenten � Zeiten im Vorgang angepasst

1

3

6

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Abbildung 1.21 Strategiegruppe, Strategie und Bedarfsarten

Das vom Kundenauftrag automatisch angelegte Projekt ist in Abbildung 1.22mithilfe des Project Builders dargestellt. Auf der linken Seite können Sie dieProjektstruktur erkennen. Der Netzplankopf wurde dunkel hervorgehoben.Auf dieser Ebene finden Sie unter den Zusätzen im Menü die Konfigurationaus dem Kundenauftrag, die hier nur als Referenz angezeigt wird.

Abbildung 1.22 Projekt und Project Builder

Die Konfiguration im Kundenauftrag steuert auch die Auflösung des Pro-jekts. Wenn Sie Abbildung 1.22 mit Abbildung 1.23 vergleichen, erkennenSie, dass von den vier Elementen des Standard-Projektstrukturplans (kurz

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Standard-PSP) nur drei Elemente (in Abbildung 1.22 mit einem gekenn-zeichnet) in das Projekt übernommen wurden. Analog sieht man, dass vonden sechs Vorgängen aus dem Standardnetzplan nur fünf Vorgänge (mit gekennzeichnet) übernommen wurden.

Abbildung 1.23 Standard-PSP und Standardnetzplan

Beim Anlegen des Standard-PSP (siehe Abbildung 1.23) sind keine Besonder-heiten aus Sicht der Variantenkonfiguration zu beachten. Standard-PSPs sindnicht konfigurierbar, und ihnen kann kein Beziehungswissen zugeordnetwerden. Elemente aus dem Standard-PSP werden nur dann automatisch in dasanzulegende Projekt übernommen, wenn nach Auswertung des Beziehungs-wissens der Standardnetzpläne den Elementen auch Vorgänge zugeordnetwerden. Elemente des Standard-PSPs ohne Vorgänge werden gelöscht. DerStandard-Projektstrukturplan muss somit als eine Maximalstruktur angelegtwerden.

Gleiches gilt für den Standardnetzplan; den Vorgängen des Standardnetz-plans kann jedoch Beziehungswissen zugeordnet werden. Sowohl Auswahl-bedingungen als auch Prozeduren sind nutzbar. In unserem Beispiel wurdenden Vorgängen 20, 30 und 50 sowohl Auswahlbedingungen als auch Proze-duren zugeordnet (in Abbildung 1.23 nicht erkennbar). Laut Auswahlbedin-gungen wird entweder Vorgang 20 oder Vorgang 30 gezogen – abhängig vonder Bewertung des Durchmessers in der Konfiguration. Vorgang 50 wird nurgezogen, falls eine Farbe in der Konfiguration ausgewählt wurde. In den Pro-zeduren können analog zu den Arbeitsplänen über Objektmerkmale mit

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Bezug zur Tabelle PLPO Änderungen vorgenommen werden. In unseremBeispiel werden die Dauer des Drehens (Vorgang 20 und 30) und der Kurz-text Lackieren (Vorgang 40) geändert.

Den Vorgängen können die Elemente des Standard-PSP und die Komponen-ten der konfigurierbaren Stückliste des Materials aus dem Kundenauftragzugeordnet werden. Weiterhin können Sie dem Standardnetzplan über dieTransaktion CN08 (siehe Abbildung 1.23 links unten) das konfigurierbareMaterial zuordnen. Für den Standardnetzplan wird ein Konfigurationsprofilangelegt, das mit derselben Variantenklasse wie das konfigurierbare Materialarbeitet.

Sie können aber auch ein neues Projekt mit Vorlage eines Standard-PSP undeines konfigurierbaren Netzplans direkt, d. h. ohne Kundenauftrag, anlegen.Dies ist auch für das hier beschriebene Beispiel möglich. Legen Sie z. B. einneues Projekt mit Vorlage des in Abbildung 1.23 dargestellten Standard-PSPan, werden Sie aufgefordert, entsprechend der Variantenklasse und des Kon-figurationsprofils des Standardnetzes zu konfigurieren.

In dem Projekt in Abbildung 1.22 ist das zu fertigende Material, die WelleT-500-300, nicht ersichtlich. Als Materialkomponenten sehen Sie in derAbbildung 1.22 links in der Baumstruktur auf tiefster Ebene nur die FarbeGelb mit Glanz (Position 0040, Materialnummer 100-804) und den Wellen-rohling 100mm (Position 0020, Materialnummer T-100-311). Die hier ver-wendete Maximalstückliste ist die für die Fertigungsaufträge modellierteStückliste, die die Welle nicht als Komponente beinhaltet. Um aus dem Pro-jekt heraus die Welle in den Kundeneinzelbestand zu buchen, benötigen wirdie Welle als Komponente im Projekt. In unserem Beispiel würden wir dieWelle manuell einem Vorgang (z. B. in Abbildung 1.22 dem Vorgang 60)zuordnen. Für die Zuordnung sind folgenden Einstellungen notwendig:

� mit negativer Menge (1-) im Feld Bedarfsmenge

� mit L im Feld Positionstyp

� ohne Eintrag im Feld Beschaffung

� mit Reservierung zum Verk.Beleg (hier der Kundenauftrag zu dem dasProjekt erzeugt wurde) im Feld Beschaffungsart

Der Wareneingang erfolgt dann zu der bereits für den Warenausgang derKomponenten erzeugten Reservierung. Diese Reservierung wird automa-tisch um diese Position der Welle T-500-300 erweitert.

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

Zurück zu dem in Abbildung 1.5 skizzierten Prozess: Der Kasten MM undWE 7 soll andeuten, dass der Wareneingang den Beschaffungsprozess desMaterials beendet – unabhängig davon, ob die Beschaffung über Eigenferti-gung, Fremdbeschaffung oder Projektabwicklung gelaufen ist.

Die auf die Beschaffung folgenden Schritte Lieferung, Transport, Faktura undZahlung 8 weisen, wie bereits weiter oben in diesem Abschnitt beschrieben,keine Besonderheiten aus Sicht der Variantenkonfiguration auf.

1.2.5 Kundenservice und konfigurierbare Instandhaltungs-anleitungen

Als weiterer Integrationsaspekt sind in Abbildung 1.5 und in Abbildung 1.24die Instandhaltung (PM) und der Kundenservice (CS) aufgelistet 9. Die Ideeist, für das verkaufte konfigurierte Produkt anschließend Service anzubieten.

Abbildung 1.24 Kundenservice/Instandhaltung und Variantenkonfiguration

Auch in diesen Serviceangeboten und Servicemaßnahmen kann direkt aufdie Konfiguration des Produkts (Konfiguration aus dem Kundenauftrag)zugegriffen werden. Hierzu muss das dem Kunden gelieferte Produkt imeigenen System (Lieferantensystem) als instandhaltungsrelevantes Objektgeführt werden. Dies geschieht durch ein sogenanntes Kundenequipment.Man kann durch Einstellungen im Materialstamm eine Serialisierung undeine damit gekoppelte Erzeugung von Equipments erreichen. Im Material-stamm in den Vertriebsdaten wurde hierfür ein Serialnummernprofil zuge-

VCIH-

Anleitung

PM/CSSerialnummer

Equipment

PM/CSWartungsplan

PM/CSAuftrag

MMWE

QM

Werte

Equipment

� Kundenservice/Instandhaltung � Wartungsplan anlegen � Wartungsplan terminieren � Serviceauftrag

7

9

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ordnet, das für alle relevanten Prozesse die Serialnummernverwendung zurPflicht macht – und dies immer mit Equipment. An gleicher Stelle im Mate-rialstamm wurde eingestellt, dass Serialnummer und Equipment synchrongehalten werden müssen.

Wird ein solches Equipment (siehe Abbildung 1.25) mit Bezug zu einer kon-figurierten Position eines Kundenauftrags angelegt, hat es auch einen Bezugzur entsprechenden Konfiguration, die wiederum im Service genutzt werdenkann. Die Konfigurationsdaten aus dem Kundenauftrag und auch derBezug zum Kundenauftrag sind auf der Registerkarte Konf.da… im Equip-mentstammsatz anzeigbar. Im Equipment finden Sie weiterhin die Informa-tionen zur Serialnummer. So finden Sie Partner auf der gleichnamigen Regis-terkarte, die sich aus dem Bezug zum Kundenauftrag ergeben. Auf derRegisterkarte Ser.daten finden Sie den Button Historie. Wenn Sie auf denButton Historie klicken, erhalten Sie eine Übersicht über alle Belege, die imZusammenhang mit dieser Serialnummer stehen. In Abbildung 1.25 beginntdie Historie von unten mit dem Kundenauftrag 15013, gefolgt von Ferti-gungsauftrag, Prüflos, Wareneingang, Prüflos, Warenbewegung (Q-Bestandnach frei), Lieferung und Warenausgang. Diese Liste wird im Weiterendurch die Serviceaufträge ergänzt.

Abbildung 1.25 Equipmentstamm

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Plant man für dieses Equipment Servicemaßnahmen unter Zuhilfenahmeeines Wartungsplans (siehe Abbildung 1.26), kann man hier mit konfigurier-baren Instandhaltungsanleitungen arbeiten. Eine solche konfigurierbareInstandhaltungsanleitung A/T500300/1 wurde in Abbildung 1.26 unten inder letzten Zeile im Bildbaustein Arbeitsplan zugeordnet. KonfigurierbareInstandhaltungsanleitungen sind wie konfigurierbare Arbeitspläne, Netz-pläne oder Muster-Leistungsverzeichnisse Maximalstrukturen. Sie enthaltenalle möglichen Schritte, aus denen über Beziehungswissen entsprechendeiner Konfiguration die notwendigen Schritte – hier z. B. in einen Serviceauf-trag – kopiert und eventuell geändert werden.

Abbildung 1.26 Wartungsplan

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In Abbildung 1.26 sehen Sie einen mit der Transaktion IP41 gepflegten War-tungsplan. Auf der ersten Registerkarte (oben) wurden im Feld Zyklus/Ein-

heit ein Zyklus von drei Monaten und ein Abrufintervall von zwei Jahrenzugeordnet. Startet man nun die Terminierung dieses Wartungsplans mit derTransaktion IP10, erhält man Plantermine im Abstand von drei Monaten.Für den ersten Plantermin ergibt sich auch sofort ein Serviceauftrag, der inAbbildung 1.27 dargestellt ist.

Abbildung 1.27 Serviceauftrag

Da das Equipment eine Verbindung zur Konfiguration des Materials im Kun-denauftrag hat, kann auch der Serviceauftrag durch diese Konfiguration mitServicevorgängen gefüllt werden. Die konfigurierbare Instandhaltungsanlei-tung wird hierfür entsprechend aufgelöst und in den Serviceauftrag kopiert.Auch kann der Serviceauftrag mit Komponenten aus einer konfigurierbarenStückliste für die Instandhaltung gefüllt werden. Für die Stücklistenfindungwird genutzt, dass im Equipment das konfigurierbare Material als Bautyp

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Prozesse mit erweiterten Integrationsaspekten 1.2

steht. So wird hier die Materialstückliste des konfigurierbaren Materials alsInstandhaltungsstückliste gefunden. Diese konfigurierbare Materialstücklistefür die Instandhaltung wird hierfür aufgelöst und in den Serviceauftragkopiert. Weiterhin steht beim Serviceauftrag das Qualitätsmanagement zurVerfügung, was in unserem Beispiel jedoch nicht genutzt wurde.

Equipment mit eigener Konfiguration

Sollte sich das Equipment im Betrieb z. B. durch Servicemaßnahmen ändern,sodass es nicht mehr der ursprünglichen Konfiguration des Kundenauftrags ent-spricht, kann dies auch berücksichtigt werden. In dem Fall wird die Konfigurationdes Kundenauftrags in eine Konfiguration des Equipments kopiert und kann somitgeändert werden. Aus der Referenz wurde somit eine Kopie. Nachfolgende Ser-viceaufträge würden konfigurierbare Instandhaltungsanleitungen entsprechendder kopierten und geänderten Konfiguration auflösen.

Legen Sie den Serviceauftrag unabhängig von dem hier beschriebenen Pro-zess und ohne ein Equipment mit einem Bezug zu einer Konfiguration anund nutzen dabei die konfigurierbare Instandhaltungsanleitung, werden Sieim Serviceauftrag aufgefordert, die Konfiguration durchzuführen. Man kannalso auch direkt im Kundenservice oder in der Instandhaltung konfigurieren.

Im Rahmen der Instandhaltung und des Kundenservices kann mit der Vari-antenkonfiguration auf drei unterschiedliche Weisen gearbeitet werden:

� Es können, wie hier eben beschrieben, direkt beim Anlegen von Aufträgenkonfigurierbare Instandhaltungsanleitungen konfiguriert werden.

� Es kann, wie zuvor beschrieben, mit Equipments gearbeitet werden, dieBezüge zu Konfigurationen von konfigurierbaren Materialien (z. B. ausdem Kundenauftrag) besitzen.

� Es kann mit sogenannten Dienstleistungsmaterialien gearbeitet werden.

Dienstleistungsmaterialien sind Materialstämme mit der Materialart Dienst-

leistung. Das Dienstleistungsmaterial kann wie jeder andere Materialstammkonfigurierbar gemacht und mit Variantenklasse und Konfigurationsprofilversehen werden sowie Stücklisten besitzen. Darüber hinaus wird eine kon-figurierbare Instandhaltungsanleitung angelegt. Dieser Anleitung wird alsBaugruppe das Dienstleistungsmaterial zugeordnet, sodass die Komponen-ten der Stückliste mit den Vorgängen verknüpft werden können. Über dieTransaktion OISD ist dem Dienstleistungsmaterial die Instandhaltungsanlei-tung für Serviceaufträge zuzuordnen. Den Serviceauftrag können Sie z. B. auffolgende Weisen anlegen:

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� direktes Anlegen des Serviceauftrags mit Dienstleistungsmaterial

� erst den Kundenauftrag mit Dienstleistungsmaterial anlegen und dann da-raus den Serviceauftrag ableiten

� erst den Kontrakt mit Dienstleistungsmaterial anlegen, dafür dann einenWartungsplan und daraus per Abruf die Serviceaufträge erzeugen

Diese Ausführungen zu dem in Abbildung 1.5 skizzierten Prozess sollten dieMöglichkeiten bezüglich der Integration der Variantenkonfiguration in dieverschiedenen Objekttypen und logistischen Prozesse umreißen und nur alsBeispiel dienen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

1.3 Vorplanung und Variantenkonfiguration

Der Begriff Vorplanung enthält grob gesprochen die Prozesse, die aus Pla-nungs- und Prognosedaten entsprechende Planbedarfe ableiten. Diese Plan-bedarfe stoßen wiederum eine Beschaffung an.

Vorplanung und Variantenkonfiguration sind auf den ersten Blick zwei The-men, die sich widersprechen. Diesen Widerspruch möchten wir auflösen.Schwerpunkt dieses Abschnitts sind die Planungsstrategien und -techniken,die zusätzlich und damit ausschließlich für die Vorplanung in der Varianten-konfiguration entwickelt wurden. Zunächst gehen wir jedoch in einem kur-zen Exkurs auf Auswertungen im Umfeld der Variantenkonfiguration ein.

1.3.1 Exkurs: Auswertungen im Umfeld der Varianten-konfiguration

Bevor das Thema Vorplanung im engeren Sinne vorgestellt wird, soll daraufverwiesen werden, dass auch in der Variantenkonfiguration Auswertungenmithilfe des Logistikinformationssystems (LIS) und SAP BW möglich sind.

Auswertungen im SAP-ERP-System

Im Logistikinformationssystem finden Sie über die Transaktion MC(B eineStandardanalyse bezüglich der Variantenkonfiguration. Diese Datenquellekann später auch in der Vorplanung genutzt werden.

Was ist das Besondere von Standardanalysen in der Variantenkonfiguration?Im Unterschied zu Infostrukturen im Logistikinformationssystem außerhalbder Variantenkonfiguration müssen hier zusätzlich zu den üblichen Aggrega-tionskriterien und Kennzahlen auch die Konfigurationen ausgewertet wer-

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

den. Es reicht in der Variantenkonfiguration gerade nicht aus, dass Sie wis-sen, wann, wo und wie oft welches Produkt verkauft wurde. Sie müssenzusätzlich die gewünschten Eigenschaften des Produkts berücksichtigen.Dies erfordert eigene Infostrukturen für die Variantenkonfiguration.

So nutzt die oben angesprochene Standardanalyse über die TransaktionMC(B die Infostruktur S138. Ohne diese Infostruktur S138 können Sie dieStandardanalyse nicht durchführen.

Fortschreibung der Infostruktur S138 über das Copy Management

Eine Besonderheit der Infostruktur S138 ist, dass sie nicht automatisch synchron,sondern über das sogenannte Copy Management (Transaktion MCSZ) fortgeschrie-ben wird. Durch eine geeignete Methode innerhalb dieses Copy Managementswird die Infostruktur S138 aus einer weiteren Infostruktur S137 erzeugt. Auch dieInfostruktur S137 wird nicht automatisch synchron fortgeschrieben, sondern istResultat des Copy Managements, basierend auf der Infostruktur S126. Für dieseInfostruktur S126, die die Rohdaten enthält, kann eine automatische Fortschrei-bung aktiviert werden.

Im Rahmen der Variantenkonfiguration sind für die Aktivierung der Fort-schreibung zusätzliche Voraussetzungen zu erfüllen. Über folgende Schritteaktivieren Sie die Fortschreibung der Infostruktur S126 im Logistikinforma-tionssystem:

1. Vorplanungsprofile und eventuell Vorplanungstabellen anlegenFür die auswertungsrelevanten Materialien müssen Sie Vorplanungsprofileund eventuell auch Vorplanungstabellen anlegen, wie im nächsten Ab-schnitt beschrieben wird. Dieser erste Schritt ist spezifisch für die Varian-tenkonfiguration und nur dort erforderlich.

2. Fortschreibung einstellenIn einem weiteren Schritt stellen Sie die Fortschreibung ein. Hierzu wer-den Fortschreibungsgruppen für Kunde, Material, Belegart, Positionstypund/oder Vertriebsbereich angelegt (Transaktion OVRP). Dieser Schritt istStandard und kein spezifischer Aspekt der Variantenkonfiguration.

3. Fortschreibung aktivierenAnaloges gilt auch für den letzten Schritt, die Aktivierung der Fortschrei-bung (Transaktion OMO1). Dieser Schritt ist notwendig, aber nicht spezi-fisch für die Variantenkonfiguration.

SAP-Hinweise zur Infostruktur S138

An dieser Stelle sei auf die beiden SAP-Hinweise 174758 und 173756 zum ThemaInfostruktur S138 verwiesen.

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

Die Infostruktur S138 kann als Basis für die Merkmalsvorplanung genutztwerden und wird in Abschnitt 1.3.4, »Merkmalsvorplanung/Standard-erzeugnisvorplanung«, und Abschnitt 1.3.5, »Merkmalsvorplanung/Standard-erzeugnisvorplanung mit Langfristplanung«, nochmals angesprochen. In BWkönnen ebenfalls Auswertungen im Umfeld der Variantenkonfiguration aufBasis der Infostruktur S138 durchgeführt werden. Hierfür werden Informa-tionen aus der Infostruktur S138 über entsprechende generische Extraktorenin InfoCubes überführt.

Die Herausforderung bei Auswertungen im Umfeld der Variantenkonfigura-tion besteht darin, dass im SAP-ERP-System die Datenstruktur für konfigu-rierbare Materialien so aufgebaut ist, dass die Konfigurationsdaten bei Bewe-gungsdaten nicht im Beleg, sondern in separaten Tabellen abgespeichertwerden. Im Beleg wird lediglich zum Material ein Verweis auf die Konfigu-ration hinterlegt. Bei allen Analysen von Bewegungsdaten muss somitzusätzlich zum Beleg noch die Konfiguration zum Material gelesen werden.

Eine weitere Möglichkeit (neben der Infostruktur S138), direkt im SAP-ERP-System Auswertungen durchzuführen, sind sogenannte InfoSets. SolcheInfoSets können über die Transaktion SQ02 (InfoSet pflegen) angelegt wer-den. Sie können als Datenquelle hierfür eine transparente Tabelle, eineDatenbank-View oder auch ein Standard-DataSource verwenden. So liefertz. B. die Standard-DataSource 2LIS_11_VAITM (Verkaufsbeleg Positions-

daten) des Business Contents im SAP-Quellsystem Informationen zu denVerkaufsbelegen. Diese Informationen der DataSource müssen nun mit denKonfigurationsdaten angereichert werden, was einen gewissen Programmie-raufwand darstellt. Hierzu benötigen Sie gute ABAP-Kenntnisse und eingutes Verständnis der Strukturen der Konfigurationsdatenablage.

Eine weitere Option zur Auswertung direkt im ERP-System ergibt sich durchden Einsatz sogenannter transienter InfoProvider. Es handelt sich hier um einLaufzeitobjekt des BW-Systems, das aber auch außerhalb des BW-Systemsmodelliert werden kann. Die Komponenten des BW-Systems werden mit derNetWeaver-Basis bereitgestellt.

Auswertungen in SAP BW

In diesem Abschnitt wollen wir Ihnen einige Möglichkeiten aufzeigen, einBW-System mit Daten aus dem Umfeld der Variantenkonfiguration aus demSAP-ERP-System zu versorgen.

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

Ein Data Warehouse ist ein eigenständiges System, das Teile der operativenUnternehmensdaten zur strategischen Analyse redundant zu den operativenSystemen vorhält. SAP BW 7.1 ist ein solches Data Warehouse. Wie überfüh-ren wir nun Konfigurationsdaten aus dem SAP-ERP-System als Quellsystemin das BW-System?

Wie erwähnt besteht die Herausforderung darin, Daten aus den Anwendun-gen in der logistischen Kette mit Daten aus der Variantenkonfiguration anzu-reichern. Beispielsweise mithilfe der erwähnten Standard-DataSource 2LIS_11_VAITM (Verkaufsbeleg Positionsdaten) können Sie SAP-Standard-Ext-raktionsprozesse mit Konfigurations- und Klassifizierungsinformationenanreichern. Dabei können Sie die DataSource im Rahmen einer DataSource-Erweiterung um Felder zu den Konfigurations- und Klassifizierungsdatenerweitern. Im User Exit RSAP0001 müssen Sie dafür sorgen, dass die hinzu-gefügten Felder zum Zeitpunkt der Extraktion gefüllt werden.

Für diese Lösung sind jedoch wieder umfassende ABAP-Kenntnisse und einVerständnis der Datenablage der Konfigurations- und Klassifizierungsdatenerforderlich. Eine deutlich einfachere Lösung ist durch die TransaktionCTBW (Tabellenpflege für BW und Klassen) gegeben.

Abbildung 1.28 zeigt die Basis-DataSource und die zu generierende Konfigu-rations- oder Klassifizierungs-DataSource in der Transaktion CTBW. Wie legtman eine solche Konfigurations- oder Klassifizierungs-DataSource an?

Abbildung 1.28 Generierte DataSources der Transaktion CTBW

1. In einem ersten Schritt wird eine neue DataSource angelegt. In diesem Bei-spiel dient als Basis-DataSource die Standard-DataSource 2LIS_11_VAITM(Verkaufsbeleg Positionsdaten). Als Klassenart wählen Sie 300 (Varian-ten), als Objekttabelle VBPS (Verkaufsbelege) im Feld Obj. Tabelle und alsTyp der DataSource TRAN (Transaktionale Daten). Nachdem Sie die Ein-gaben bestätigt haben, wird automatisch ein Name für die Konfigurations-DataSource (1CL_OLIS001) generiert und im Feld DataSource eingefügt.

2. Im zweiten Schritt müssen Sie festlegen, welche Merkmale mit der Konfi-gurations-DataSource ins BW-System extrahiert werden sollen. Dies er-

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

folgt links im Bereich Dialogstruktur in der Mappe Merkmale. Hiermüssen Sie die Namen der Merkmale und eventuell eine Sortierreihen-folge eingeben. Das System ermittelt einen Status, abhängig davon, ob fürdas Merkmal bereits eine Merkmal-DataSource existiert. (Status R = Da-tenelement braucht nicht generiert zu werden, N = Datenelement soll ge-neriert werden). Ein solche Merkmal-DataSource ist nur für nicht nume-rische Merkmale nötig, es können auch keine mehrwertigen Merkmalezugeordnet werden.

3. Abschließend werden in Transaktion CTBW die Daten gespeichert undüber den Button DataSource generiert (um die Variantenkonfigurations-daten zu selektieren, muss noch ein Dialogbild mit Ja bestätigt werden).Es werden nun automatisch die konfigurierten DataSources im SAP-ERP-System generiert.

In der Transaktion RSA2 (SAPI DataSource Repository) können Sie sich dasErgebnis für die einzelnen DataSources ansehen. Abbildung 1.29 zeigt dieMetadaten der oben generierten Konfigurations-DataSource im DataSourceRepository. Hier sehen Sie den generischen Extraktor CTBW_GET_KON-FIG_DATA, der bei allen Konfigurations-DataSources zum Einsatz kommt.Weiterhin sehen Sie die Extraktstruktur der DataSources ZOXID30152.

Abbildung 1.29 DataSource anzeigen in Transaktion RSA2

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

Hier können Sie über den Button den Extraktor-Checker aufrufen. Dieserbietet Ihnen die Möglichkeit, die Funktionalität der DataSource im SAP-ERP-System zu testen, bevor Sie im BW-System den Replikationsprozess starten.Als Ergebnis können Sie sich die Vertriebsbelege mit der Bewertung der ana-lyserelevanten Merkmale anzeigen lassen (als ALV-Grid über einen gleichna-migen Button).

1.3.2 Variantenkonfiguration und Vorplanung

Das Grundprinzip der Variantenkonfiguration besteht in der kundenspezifi-schen Fertigung. Eine Fertigung soll somit erst durch den entsprechendenKundenauftrag angestoßen werden. Das widerspricht der Idee der Vorpla-nung, in der durch Vorplanungsbedarfe die Beschaffung angestoßen wird.Trotzdem kann auch in der Variantenkonfiguration mit Vorplanung gearbei-tet werden (siehe Abbildung 1.30).

Abbildung 1.30 Variantenkonfiguration und Vorplanung

Natürlich soll weiterhin für die Fertigung des konfigurierbaren Produkts aufden Kundenauftrag mit seiner entsprechenden Konfiguration gewartet wer-den 1. Auf dieser Ebene soll keine Vorplanung stattfinden. Jedoch könnenwir für die nicht konfigurierbaren Komponenten und Baugruppen (fremdbe-schafft oder eigengefertigt) Vorplanungsstrategien anwenden. Das heißt, fürdiese nicht konfigurierbaren Komponenten und Baugruppen werden überdie Vorplanung Vorplanungsbedarfe erzeugt. Diese Vorplanungsbedarfe sto-ßen eine Beschaffung an, und die entsprechenden Materialien können indem geplanten Umfang auf Lager gelegt werden. Das konfigurierbare End-produkt bleibt bis dahin unberücksichtigt 2. Wird für das konfigurierbareEndprodukt ein Kundenauftrag angelegt, erzeugt dies einen Kundenbedarf.Im Rahmen der Disposition wird für diesen Kundenauftrag passend zur Kon-

konfigurierbaresKopfmaterial

Pos. 1

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

keine Vorplanung

Kundenauftrag � Bedarfsplanung � Sekundärbedarfe

Vorplanung � Vorplanungsbedarfe � Beschaffung (Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung)

Verrechnung der obigenSekundärbedarfe gegenVerplanungsbedarfe

1

2

3

4

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

figuration die Stückliste aufgelöst, und es werden passende Sekundärbedarfeerzeugt 3. Die Sekundärbedarfe müssen wiederum gegen die Bedarfe ausder Vorplanung bezüglich der nicht konfigurierbaren Komponenten undBaugruppen verrechnet werden, um die dort erzeugten Bestände abzubau-en 4. Weiterhin wird durch den in der Disposition entstandenen Planauf-trag die Endmontage des Produkts angestoßen.

1.3.3 Reine Baugruppenvorplanung

Die reine Baugruppenvorplanung sollte aus der Vorplanung außerhalb derVariantenkonfiguration bekannt sein und kann hier fast in analoger Formangewandt werden. Hierzu wird dem konfigurierbaren Produkt im Material-stamm eine Planungsstrategie zugeordnet, die die Vorplanung ignoriert.Außerhalb der Variantenkonfiguration existiert hierfür im Standard die Pla-nungsstrategie 20 – dazu analog in der Variantenkonfiguration die Planungs-strategie 25. Weitere Details zu dieser Planungsstrategie sind in Kapitel 6,»Customizing von SAP ERP für die Variantenkonfiguration«, aufgeführt.

Planungsstrategie 70 und Mischdispositionskennzeichen

Den nicht konfigurierbaren Komponenten und Baugruppen der Maximalstücklistewird in ihren Materialstämmen im Standard die Planungsstrategie 70 zugeordnet(siehe Abbildung 1.31), und sie benötigen das Mischdispositionskennzeichen.

Abbildung 31 Reine Baugruppenvorplanung – Planungsstrategien 25 und 70

Für diese Komponenten und Baugruppen werden im Rahmen der Vorpla-nung entsprechende Vorplanungsbedarfe angelegt. Dabei muss das Verrech-nungskennzeichen im Positionsbild des Primärbedarfs eine Verrechnunggegen Kundenbedarf, Reservierungen und Sekundärbedarfe zulassen. In derDisposition werden auf Basis dieser Vorplanungsbedarfe Planaufträgeerzeugt, daraufhin kann die Beschaffung angestoßen werden. Die Beschaf-

konfigurierbaresKopfmaterial

Pos. 1

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

25

7070

70

70

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

fung kann dabei sowohl in einer Fremdbeschaffung als auch in einer Eigen-fertigung, wie hier z. B. für nicht konfigurierbaren Baugruppen, bestehen.

Treffen nun Kundenaufträge für das konfigurierbare Enderzeugnis ein, wirdauf dieser Ebene die Stückliste aufgelöst. Plan- und Fertigungsauftrag erzeu-gen Sekundärbedarfe. Der Kundenbedarf auf Ebene des konfigurierbarenMaterials wird nicht gegen Vorplanung verrechnet. Weiterhin erfolgt imVertrieb keine Prüfung auf die Mengen aus der Baugruppenvorplanung. DieSekundärbedarfe, die sich aus dem Kundenauftrag ergeben, werden gegendie Bedarfe aus der Baugruppenvorplanung direkt auf dieser Ebene unddamit exakt verrechnet. Zum Thema exakte Verrechnung sei auch auf denübernächsten Abschnitt »Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorpla-nung mit Langfristplanung« verwiesen.

Worin bestehen die Vor- und Nachteile dieser Planungsstrategie? Es sindkeine Bedarfsvorhersagen für das Kopfmaterial nötig. Dies ist Vor- undNachteil zugleich: Da hier auf der Ebene der Komponenten und nicht konfi-gurierbaren Baugruppen vorgeplant wird, ist man an dieser Stelle auf Vor-hersagen angewiesen. Diese sind häufig nicht vorhanden, sondern existierenhöchstens für das konfigurierbare Kopfmaterial. Weiterhin stellt die Erfas-sung von Vorplanungsbedarf bei großen Maximalstücklisten auch einenerheblichen Zeitaufwand dar.

1.3.4 Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung

Mit der Strategie der Standarderzeugnisvorplanung können Sie ohne diebeschriebenen Nachteile (Strategien 25–70, siehe Abbildung 1.31) arbeiten:

� keine Bedarfsvorhersagen auf Kopfebene nutzbar

� hoher Erfassungsaufwand auf Komponentenebene

Hier werden auf Ebene des konfigurierbaren Kopfmaterials Vorplanungsbe-darfe angelegt. Dabei reicht es jedoch nicht aus, nur entsprechende Mengenanzugeben, sondern es sind ebenfalls Angaben bezüglich der Eigenschaftenaus der Konfiguration erforderlich. Es werden Angaben benötigt, in welchenHäufigkeiten welche Eigenschaften in der angegebenen Menge einzuplanensind. Die zu planenden Eigenschaften können durch einzelne Merkmals-werte oder auch Bewertungskombinationen abgebildet werden. Hierfür wer-den als Werkzeuge Vorplanungstabellen und Vorplanungsprofile benötigt.

Bevor der Ablauf bezüglich dieser Planungsstrategie in Anlehnung an Abbil-dung 1.33 vorgestellt wird, ordnen Sie dem Materialstamm des konfigurier-

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baren Kopfmaterials zunächst die Strategie 56 (Standarderzeugnisvorplanung,siehe Buchabschnitt 6.3.4, »Planungsstrategien«) über die gleichlautende Stra-tegiegruppe zu (siehe Abbildung 1.32). Darüber hinaus geben Sie hier imMaterialstamm den Verrechnungsmodus mit den Zeitintervallen an.

Abbildung 1.32 Strategie 56 im Materialstamm

Standarderzeugnisvorplanung und Merkmalsvorplanung

Der Begriff Standarderzeugnisvorplanung ist historisch bedingt und hat sich bisheute gehalten. Die Strategie enthält jedoch eine Merkmalsvorplanung für daskonfigurierbare Material. Unter dem Standarderzeugnis wird das konfigurierbareMaterial verstanden.

Wenn für das konfigurierbare Kopfmaterial Planprimärbedarfe (siehe 1 inAbbildung 1.33) angelegt werden sollen, ist, wie bereits beschrieben, dieHäufigkeit planungsrelevanter Eigenschaften anzugeben. Um diese Häufig-keiten angeben zu können, müssen Sie über Vorplanungstabellen und Vor-planungsprofile eine passende Maske erstellen (siehe Abbildung 1.34). Imweiteren Verlauf beschreiben wir die einzelnen Schritte zur Erstellung einersolchen Maske näher. Doch betrachten wir zunächst die Maske selbst.

Abbildung 1.33 Standarderzeugnisvorplanung – Planungsstrategie 56

konfigurierbaresKopfmaterial

Pos. 1

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

hier Vorplanungsbedarfeinklusive Häufigkeiten

� Bedarfsplanung

� Sekundärbedarfe in nicht umsetzbaren Planaufträgen

hier Kundenauftrag

� Primärbedarf

� hier Verrechnung gegen Vorplanung

� hier Vorplanungs- sekundärbedarfe

� Beschaffung (Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung)

Verplanungsbedarfe hier lautoben abgebaut

56

1

2

3

4

44

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

Ein Beispiel: Für einen konfigurierbaren Computer soll analog zu Abbildung1.34 eine Maske erstellt werden. Diese Maske hat folgende planungsrele-vante Merkmale:

� Zubehör mit den Werten »Maus«, »Modem« und »Tastatur«

� Gehäusetyp mit den Werten »Tower«, »Minitower« und »Desktop«

� Prozessor-CPU mit den Werten »langsam«, »mittel« und »schnell«

Abbildung 1.34 Beispiel für Häufigkeitsmaske

Die Werte von Gehäusetyp und CPU werden in Kombination bewertet. Sosind auch Abhängigkeiten zwischen Merkmalen abbildbar. Es könnte z. B.das Merkmal »Tower« überproportional häufig mit der schnellen CPUbestellt werden. Würde man die Merkmalswerte einzeln planen, würde manvon einer Unabhängigkeit ausgehen. Das heißt beispielsweise bei 50 %Tower und 50 % schneller CPU bei der Gesamtmenge der geplanten Compu-ter, dass 25 % der Computer beide Eigenschaften gleichzeitig haben.

Durch obige Maske kann eine Abhängigkeit abgebildet werden, sodass dieKombination beider Werte mit 40 % z. B. deutlich über dem berechnetenWert von 25 % (= 50 % mal 50 %) liegt. Wie werden solche Masken im Sys-tem abgebildet? Sie müssen dabei folgende Schritte durchlaufen:

� Vorplanungstabelle anlegen und Inhalt pflegen

� Vorplanungsprofil anlegen

� Vorplanungstabelle dem Vorplanungsprofil zuordnen

Maus

Modem

Tastatur

Tower CPU langsam

Tower CPU mittel

Tower CPU schnell

Minitower CPU langsam

Minitower CPU mittel

Minitower CPU schnell

Desktop CPU langsam

Desktop CPU mittel

Desktop CPU schnell

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Vorplanungstabelle

Für die Zeilen der Maske mit Kombinationen aus Werten der Merkmale»Gehäusetyp« und »CPU« werden sogenannte Vorplanungstabellen benötigt.Diese ähneln stark den Variantentabellen und werden an analoger Stelle wiediese abgelegt. Sie werden aus dem Menü der Stammdaten der Programmpla-nung (Logistik � Produktion � Produktionsplanung) in der TransaktionMDP1 angelegt. Der Vorplanungstabelle geben Sie einen beliebigen Namen,eine Bezeichnung, einen Status, der Inhaltspflege erlaubt, und Merkmale alsSpalten (hier »Gehäusetyp« und »CPU«). Der Inhalt der Vorplanungstabelle ent-spricht den letzten neun Zeilen aus der in Abbildung 1.34 gezeigten Maske.

Vorplanungsprofil

Nach der Anlage der Vorplanungstabelle müssen Sie ein Vorplanungsprofilanlegen. Im Unterschied zu den Vorplanungstabellen, die optional genutztwerden können, ist das Vorplanungsprofil generell notwendig für die Pla-nungsstrategie 56.

Das Vorplanungsprofil legen Sie unter einem beliebigen Namen mit Bezugzu dem konfigurierbaren Material und der Variantenklassenart an. Anschlie-ßend stehen alle Merkmalswerte der Variantenklasse des konfigurierbarenMaterials zur Verfügung. Hier können Sie die relevanten einzelnen Merk-malswerte für die Häufigkeitsmaske kennzeichnen – im Beispiel aus Abbil-dung 1.34 sind dies Modem, Maus und Tastatur. In der Pflegetransaktion desVorplanungsprofils MDPH können Sie die Vorplanungstabellen zusätzlichzuordnen, sodass die restlichen neun Zeilen der Häufigkeitsmaske aus Abbil-dung 1.34 ebenfalls aktiviert sind.

Somit sind alle Voraussetzungen für die Standarderzeugnisvorplanung reali-siert, und wir können den eigentlichen Prozess der Standarderzeugnisvor-planung betrachten.

Planung und Verrechnung bei »Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung«

Nachdem die notwendigen Stammdaten angelegt wurden, kann der weite-re Prozess der Vorplanung mit dieser Strategie der Standarderzeugnisvor-planung betrachtet werden. Dies sind:

� Planprimärbedarfe für das konfigurierte Material inklusive Konfigurati-onsstützpunkt anlegen 1 (siehe Abbildung 1.33)

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

� Planungslauf und Beschaffung 2

� Kundenaufträge und deren Verrechnung von Kundenbedarf gegen Vorpla-nungsbedarf (3 und 4)

Zunächst werden die Planprimärbedarfe für das konfigurierbare Material an-gelegt. Neben der geplanten Menge sind Informationen bezüglich der Merk-malsbewertung notwendig. Hierfür gibt es in der Anlagemaske der Planpri-märbedarfe den Button Konf.-Stützpkt für den Konfigurationsstützpunkt(siehe in Abbildung 1.35 oben), mit dem die Häufigkeitsmaske aufgerufenwird. Die Häufigkeiten können unter Nutzung der Infostruktur S138 ausdem Logistikinformationssystem angelegt werden (siehe Abbildung 1.35 un-ten rechts).

Abbildung 1.35 Vorplanungsprofil und Konfigurationsstützpunkt

Konfigurationsstützpunkt

Es muss nicht für jeden Planprimärbedarf ein eigener Konfigurationsstützpunktangelegt werden. Ein Konfigurationsstützpunkt gilt automatisch für alle Planpri-märbedarfe bis zum nächsten Konfigurationsstützpunkt. Ein neuer Konfigurations-stützpunkt muss somit erst dann wieder angelegt werden, wenn sich die Häufig-keiten ändern.

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Als Nächstes wird ein Planungslauf für das konfigurierbare Material durch-geführt. Ergebnis dieses Planungslaufs sind Planaufträge für das konfigurier-bare Material entsprechend dem vorher eingegebenen Planprimärbedarf.Die Komponentenliste der Planaufträge wird unter Berücksichtigung derHäufigkeiten aus den Konfigurationsstützpunkten erzeugt. Die Planaufträgefür das konfigurierbare Material sind nicht in Beschaffungselemente, wiez. B. Fertigungsaufträge, umsetzbar. Somit ist sichergestellt, dass – wunsch-gemäß – auf dieser Ebene keine Beschaffung angestoßen werden kann, son-dern auf die Bedarfe durch Kundenaufträge gewartet werden muss. Anderssieht es jedoch für die Komponenten und nicht konfigurierbaren Baugrup-pen aus. Durch die Planaufträge für das konfigurierbare Material ergebensich für diese Sekundärbedarfe entsprechende Planaufträge; diese könnenwiederum für die Beschaffung genutzt werden.

Somit sollte für die gewünschten Komponenten und nicht konfigurierbarenBaugruppen entsprechender Bestand verfügbar sein, sodass nach Eingangvon Kundenaufträgen sofort mit der Endmontage des konfigurierbaren Pro-dukts begonnen werden kann.

Ein letztes Thema ist hier die Verrechnung von Kundenbedarf mit Planbedarf.Wie sieht dies bei der Planungsstrategie 56 aus? Hier wird der Kundenpri-märbedarf bezüglich des konfigurierbaren Materials mit dem entsprechen-den Planprimärbedarf auf dieser Ebene verrechnet. Die Verrechnung erfolgtsomit auf der obersten Ebene, nicht auf der Ebene der Komponenten undnicht konfigurierbaren Baugruppen.

Verrechnung gegen Vorplanung

Das soll an einem Zahlenbeispiel veranschaulicht werden: In einer Planungsperi-ode werden in Anlehnung an Abbildung 1.35 für einen konfigurierbaren Rechner1.000 Stück geplant. Es soll weiterhin angenommen werden, dass sich aus demKonfigurationsstützpunkt für den Gehäusetyp »Tower« eine Häufigkeit von 30 %ergibt, d. h. ein Sekundärbedarf von 300 Stück. Darüber hinaus ergibt sich fürdiese Planungsperiode durch einen Kundenauftrag ein Auftrag über 100 Rechner,die neben einer Reihe weiterer Eigenschaften auch ausschließlich als Towergewünscht werden. Wie bereits erwähnt, beginnt die Verrechnung auf Ebene deskonfigurierbaren Materials.

Der Vorplanungsbedarf für den Rechner wird für die Planungsperiode um die100 Stück auf 900 Stück verringert. Die Sekundärbedarfe, wie z. B. auch für denGehäusetyp »Tower«, aus der Vorplanung reduzieren sich dementsprechend pro-portional.

Das heißt, nach einem erneuten Planungslauf wird der Vorplanungssekundärbe-darf für den Tower entsprechend der Bedarfsmenge von 900 Stück für den Rechner

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

abgebaut und nicht entsprechend der Bedarfsmenge aus dem Kundenauftrag fürden Tower.

Konkret bedeutet das Folgendes: Der Sekundärbedarf für den Tower verringertsich von 300 Stück auf 900 × 30% = 270 Stück (und nicht auf 300 minus 100gleich 200 Stück).

Die Verrechnung ist auf Komponentenebene somit nicht exakt. Der Fehlerdürfte sich aber über eine größere Anzahl von Kundenaufträgen ausmitteln.Ist dies für Sie zu wenig exakt, empfiehlt sich die Strategie Standarderzeug-nisvorplanung mit Langfristplanung, die wir Ihnen im folgenden Abschnittvorstellen.

SAP-Hinweis 68033

Beachten Sie bitte den SAP-Hinweis 68033 zur Merkmalsvorplanung, der aucheinige Einschränkungen bezüglich der Nutzung der Planungsstrategie 56 umfasst.

1.3.5 Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung mit Langfristplanung

In der Strategie Standarderzeugnisvorplanung mit Langfristplanung werdendie Vorteile der Merkmalsvorplanung aus dem letzten Abschnitt mit denVorteilen der reinen Baugruppenvorplanung bezüglich der exakten Verrech-nung gekoppelt.

Simulativ und operativ

Der »Trick« dieser Strategie besteht darin, die Merkmalsvorplanung aufEbene des konfigurierbaren Materials simulativ im Umfeld der Langfristpla-nung vorzunehmen (siehe Abbildung 1.36). Betrachten wir das anhand derAbbildung näher:

� Simulatives UmfeldIn der Langfristplanung 1 werden Planprimärbedarfe für das konfigurier-bare Material angelegt. Analog zu oben existieren auch hier Konfigurati-onsstützpunkte. An dieser Stelle können Häufigkeiten eingegeben wer-den, soweit dies über Vorplanungstabellen und Vorplanungsprofilvorbereitet wurde. Diese simulativen Planprimärbedarfe werden in derLangfristplanung einem Planungslauf unterzogen. Ergebnis sind nichtumsetzbare Planaufträge, die wiederum die gewünschten Sekundärbe-darfe 2 für die Komponenten und nicht konfigurierbare Baugruppenerzeugen. Diese Sekundärbedarfe sind jedoch zunächst simulativ. Ein

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

Übernahmereport 3, der durch die Transaktion MS66 (Simulations-

sekundärbedarfe übernehmen) zur Verfügung gestellt wird, ermöglichtdie Übernahme in das operative Umfeld der Vorplanung.

� Operatives UmfeldIm operativen Umfeld ist keine Vorplanung auf Ebene des konfigurierba-ren Materials vorhanden. Planprimärbedarfe sind jedoch für die planungs-relevanten Komponenten und nicht konfigurierbare Baugruppen vorhan-den 4. Durch einen entsprechenden Planungslauf können die benötigtenPlanaufträge erzeugt und somit die Beschaffung in Form von Eigenferti-gung oder Fremdbeschaffung angestoßen werden. Auf diese Weise kannder durch die Vorplanung gewünschte Bestand aufgebaut werden.

Abbildung 1.36 Standarderzeugnisvorplanung, Langfristplanung und Baugruppenvorplanung

Ein Kundenauftrag über ein konfigurierbares Produkt erzeugt auf dieserEbene einen Kundenprimärbedarf 5. Dieser kann hier nicht direkt mitVorplanungsbedarf verrechnet werden, da auf dieser Ebene keine Vorpla-

simulativ

operativ

konfigurierbaresKopfmaterial

Pos. 1

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

(Langfristplanung – simulativ)hier Vorplanungsbedarfe inkl.Häufigkeiten � Bedarfsplanung � Sekundärbedarfe durch Planaufträgen

(Langfristplanung – simulativ) � hier Vorplanungs- sekundärbedarfe

Übernahme in operativenBereich

5689

70

70

70

70

konfigurierbaresKopfmaterial

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

hier Kundenauftrag � Primärbedarf � hier keine Verrechnung, da hier keine Vorplanung

hier aktive Vorplanungs-bedarfe � Beschaffung (Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung)

hier exakte Verrechnung gegenSekundärbedarfe aus Kunden-auftrag

5689

70

70

70

70

1

2

3

4

5

6

50

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

nung (operativ) stattgefunden hat. Anders sieht es auf der Ebene desSekundärbedarfs aus dem Kundenauftrag aus. Diese können – und jetztexakt – gegen die Vorplanungsbedarfe verrechnet werden 6.

Planung und Verrechnung bei »Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung mit Langfristplanung«

Wie gehen wir nun bei dieser Vorplanungsstrategie im Einzelnen vor? Essind folgende Schritte notwendig, die wir Ihnen direkt im Anschluss nähererläutern werden:

� Einstellungen im Materialstamm – Strategie zuordnen

� simulative Planprimärbedarfe anlegen – inklusive Konfigurationsstütz-punkt

� Planung in der Langfristplanung

� Übernahmereport anwenden

� Planung im operativen Umfeld

� Kundenauftrag und dessen Verrechnung

Dem Materialstamm des konfigurierbaren Materials wird die Strategie überdie gleichlautende Strategiegruppe zugeordnet. Dies kann die Strategie 89,56 oder auch eine andere Strategien sein, soweit Vorplanung (im Standardüber die Bedarfsart VSE und die Bedarfsklasse 103 – siehe hierzu die Pla-nungsstrategien in Buchabschnitt 6.3.4, »Planungsstrategien«) vorgesehenist. Darüber hinaus geben Sie im Materialstamm den Verrechnungsmodusmit den Zeitintervallen an.

Den planungsrelevanten Komponenten und nicht konfigurierbaren Bau-gruppen werden die Strategie 70 und der Verrechnungsmodus zugeordnet.Weiterhin benötigen diese Komponenten als Sekundärbedarfskennzeichen

die 2 (Sammelbedarf) und als Mischdispositionskennzeichen die 1 (Bau-gruppenvorplanung mit Endmontage).

Für das konfigurierbare Material legen Sie Planprimärbedarfe an. Diese dür-fen nicht in der Version 00 angelegt werden und müssen inaktiv gesetzt wer-den, um sicherzustellen, dass simulativ gearbeitet wird. Für diese Planpri-märbedarfe werden Konfigurationsstützpunkte gefüllt.

Es wird ein Planungsszenario für die Langfristplanung benötigt (TransaktionMS31). Sie können einen beliebigen Schlüssel (größer als 0) wählen. Hierwerden nur der Planungszeitraum, die Planprimärbedarfe (mit obiger Ver-

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

sion) und das entsprechende Werk eingetragen und freigegeben. Bezüglichdieses Planungsszenarios wird in der Langfristplanung eine Einzelplanungfür das konfigurierbare Material (Transaktion MS02) durchgeführt.

An dieser Stelle kommt der Übernahmereport ins Spiel. Er wird auf die pla-nungsrelevanten Komponenten und nicht konfigurierbaren Baugruppenangewandt. Dabei werden die Daten aus dem Planungsszenario der Lang-fristplanung in die operative Version 00 der Bedarfsplanung überführt. Nunkönnen im operativen Bereich die Planung und Beschaffung durchgeführtwerden.

Verrechnung gegen Vorplanung

Abschließend werfen wir einen Blick auf die Verrechnung gegen Bedarfe aus Kun-denaufträgen. Dazu nutzen wir wieder unser Zahlenbeispiel:

Für einen konfigurierbaren Rechner wurden 1.000 Stück geplant. Aus dem Konfi-gurationsstützpunkt ergibt sich für den Gehäusetyp »Tower« eine Häufigkeit von30%, d. h. ein Sekundärbedarf von 300 Stück. Weiterhin ergibt sich für diese Pla-nungsperiode durch einen Kundenauftrag ein Auftrag über 100 Rechner, dieneben einer Reihe weiterer Eigenschaften auch ausschließlich als Tower ge-wünscht werden.

Auf Ebene des konfigurierbaren Rechners kann der Bedarf von 100 Stück aus demKundenauftrag nicht gegen Planprimärbedarf verrechnet werden, da hier laut Pla-nungsstrategie kein solcher Planprimärbedarf existiert. Entsprechend der Pla-nungsstrategie 70 (Baugruppenvorplanung) auf der Ebene des Gehäuses »Tower«wird hier der Sekundärbedarf von 100 Stück aus dem Kundenauftrag – nun exakt– gegen die Vorplanungsbedarfe verrechnet.

Konkret bedeutet das Folgendes: Der Planprimärbedarf für den Tower verringertsich von 300 Stück um diese 100 Stück auf 200 Stück.

Damit treten hier nicht die Ungenauigkeiten auf, die im letzten Abschnitt zurreinen Standarderzeugnisvorplanung beschrieben wurden.

1.3.6 Typenvorplanung/Vorplanung mit Vorplanungsvarianten

Als Letztes stellen wir Ihnen eine Planungsstrategie vor, die auf Basis vonsogenannten Vorplanungsvarianten arbeitet. Diese Planungsstrategie kannauch ausgehend von der Planungsstrategie 56, der Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung mit oder ohne Langfristplanung, motiviertwerden. Anders als im letzten Abschnitt, bei dem eine exaktere Verrech-nung, verbunden mit einem Mehraufwand, im Vordergrund stand, geht eshier in der Hauptsache um die Verringerung des Planungsaufwands. Eine

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

ungenaue Verrechnung mit Bedarf bezüglich der Kundenaufträge wird dabeiakzeptiert.

In dem Szenario, das dieser Strategie und damit diesem Abschnitt zugrundeliegt, wird davon ausgegangen, dass Merkmalsvorplanung als eventuell zukompliziert und möglicherweise zu aufwendig abgelehnt wird. Die Idee isthier, die Vorplanung auf Basis einiger weniger typischer Vertreter des konfi-gurierbaren Materials – der Vorplanungsvarianten – durchzuführen.

Analog zur Strategie 56 ist auch die Bezeichnung der Strategie 54 (sieheAbbildung 1.37) mit Typenvorplanung historisch bedingt. Dies basiert nochauf Begriffen aus der SAP-R/2-Ära. Inhaltlich und in der aktuellen Begriffs-welt handelt es sich um eine Vorplanungsstrategie mit Vorplanungsvarian-ten.

Vorplanungsvarianten

Vorplanungsvarianten sind ähnlich den Materialvarianten Materialstämme für kon-figurierte Materialien. Diese Materialstämme sind werksspezifisch (im Standardüber die Dispositionssicht 3) mit dem konfigurierbaren Materialstamm gekoppeltund enthalten weiterhin eine Konfiguration. Die Bewertung der Vorplanungsvari-ante wird analog zu der Bewertung der Materialvariante durchgeführt, stellt abereinen eigenen Eintrag im Materialstamm dar.

Planung und Verrechnung bei »Vorplanung mit Vorplanungsvarianten/Typenvorplanung«

Wie gehen wir nun bei dieser Vorplanungsstrategie im Einzelnen vor? Essind folgende Schritte erforderlich, die wir Ihnen direkt im Anschluss nähererläutern werden:

� Einstellungen im Materialstamm – Strategie zuordnen

� Vorplanungsvarianten anlegen

� Planprimärbedarfe anlegen

� Planungslauf und Beschaffungsprozess

Sowohl den Vorplanungsvarianten als auch dem konfigurierbaren Materialmuss die Planungsstrategie 54 zugeordnet werden (siehe 1 in Abbildung1.37). Weiterhin werden Verrechnungsmodus und Verrechnungsintervalleingetragen.

Für die Vorplanungsvarianten werden Stücklisten benötigt. Diese Stücklistenwerden aber im Standard nicht explizit angelegt, sondern nur – ebenfalls

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

analog zu Materialvarianten – durch eine Verknüpfung der Vorplanungsvari-anten mit der Stückliste des konfigurierbaren Materials zur Verfügunggestellt. Dies geschieht in der Transaktion CS40 (Zuordnung konfiguriertesMaterial anlegen).

Abbildung 1.37 Typenvorplanung – Planungsstrategie 54

Anstatt eine Vorplanung für das konfigurierbare Material durchzuführen,wird dies für typische Vertreter – die Vorplanungsvarianten – durchgeführt2. Hierzu werden für die Vorplanungsvarianten Planprimärbedarfe angelegt.Der Planprimärbedarf kann analog zu »normalen«, nicht konfigurierbarenMaterialien angelegt werden, d. h. ohne Variantentabellen oder -profile undKonfigurationsstützpunkte.

Ein Planungslauf für die Vorplanungsvarianten erzeugt über die PlanaufträgeVorplanungssekundärbedarfe. Diese Planaufträge können analog zur Strate-gie 56 nicht umgesetzt werden. Die Vorplanungssekundärbedarfe werdengenutzt, um die Beschaffung der Komponenten und nicht konfigurierbarenBaugruppen anzustoßen 3.

Kundenaufträge werden bei dieser Strategie jedoch nicht zu den Vorpla-nungsvarianten, sondern zum konfigurierbaren Material angelegt. Trotzdemkönnen diese Kundenprimärbedarfe gegen die Planprimärbedarfe verrech-net werden 2. Hierzu wird eine Ähnlichkeitsfindung eingestellt. Diese Funk-tionalität findet sich als Transaktion MDPV als letzter noch offener Punkt imMenü der Stammdaten der Programm- beziehungsweise Produktionspla-nung – siehe Abbildung 1.38 (die restlichen Punkte des Menüs Stammdaten

konfigurierbaresKopfmaterial

Vorplanungs-variante 1

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Pos. 1

Pos. 2Pos. 3

Baugruppe

mehrere Vorplanungs-varianten anlegen, ver-knüpfen mit: � Materialstamm � Stückliste

für Vorplanungsvarianten: � Primärbedarf � hier Verrechnung mit Ähnlichkeitsfindung

� hier Vorplanungs- sekundärbedarfe � Beschaffung (Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung)

Verplanungsbedarfe hier lautoben abgebaut

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5454

541

2

3

4

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

wurden unter der Planungsstrategie mit Merkmalsvorplanung im Abschnitt1.3.4, »Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorplanung«, besprochen).

Abbildung 1.38 Ähnlichkeitsfindung für die Vorplanung mit Vorplanungsvarianten

Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass die Konfiguration des Kun-denauftrags mit keiner Konfiguration der Vorplanungsvarianten vollständigübereinstimmt und mit allen Vorplanungsvarianten eine teilweise Überein-stimmung hat. Deshalb stellt sich die Frage, welche Vorplanungsvariante derKonfiguration des Kundenauftrags »am ähnlichsten« ist. Die hierfür notwen-digen Einstellungen können in der Ähnlichkeitsfindung auf Ebene der Zeilender Merkmale vorgenommen werden. Die Einstellungsmöglichkeiten aufEbene der Zeilen der Werte, wie sie auch in Abbildung 1.38 erkennbar sind,haben aktuell keine funktionelle Bedeutung. Unter Merkmale können Siedie folgenden Einstellungen vornehmen:

� Nicht relevantDer Default-Wert nicht relevant führt – wie der Name schon sagt – dazu,dass die Bewertung für dieses Merkmal nicht in die Ähnlichkeitsfindungeinfließt.

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� ObligatorischDer Wert Obligatorisch führt dazu, dass die entsprechende Vorplanungs-variante nur dann in der Ähnlichkeitsfindung berücksichtigt wird, wenndieses »obligatorische« Merkmal im Kundenauftrag und in der Vorpla-nungsvariante im Prinzip identisch bewertet wurde. Dies bedeutet imDetail Folgendes:

� Bewertete »obligatorische« Merkmale müssen im Auftrag mit der Bewer-tung in der Variante übereinstimmen. Das heißt auch, dass die Vorpla-nungsvariante an dieser Stelle nicht unbewertet sein darf. Ansonstenwerden diese Vorplanungsvarianten nicht mehr weiter berücksichtigt.

� Bei bewerteten einwertigen obligatorischen Merkmalen muss dieBewertung exakt übereinstimmen. Bei bewerteten mehrwertigen obli-gatorischen Merkmalen reicht eine Übereinstimmung mit der Variantein mindestens einem Wert der Bewertung.

� Es darf in der Variante eine größere Anzahl von Werten als in derBewertung im Kundenauftrag ausgewählt worden sein. Umgekehrt darfaber auch in der Bewertung im Kundenauftrag eine größere Anzahl vonWerten als in der Variante ausgewählt worden sein.

� Unbewertete »obligatorische« Merkmale im Kundenauftrag bleibenohne Auswirkung. Sie werden also wie »nicht relevante« Merkmalebehandelt. Alle Vorplanungsvarianten bleiben weiter berücksichtigt.

� Diese Regeln für »obligatorische« Merkmale gelten sowohl für CHAR-als auch für Nicht-CHAR-Merkmale. Nur intervallwertige Merkmalewerden nicht berücksichtigt – also analog zu »nicht relevant«.

� OptionalOptional sind die Merkmale, die in der Ähnlichkeitsfindung berücksich-tigt werden, soweit die entsprechende Vorplanungsvariante nach Auswer-tung der obligatorischen Merkmale noch für die Ähnlichkeitsfindung rele-vant ist.

� Bleibt keine Vorplanungsvariante nach Auswertung der obligatorischenMerkmale mehr im Rennen, wird auch keine Vorplanungsvariantegefunden und der Vorplanungsbedarf nicht verrechnet.

� Für optionale Merkmale können Sie zusätzlich die Gewichtung ange-ben. Bleiben mehrere Vorplanungsvarianten im Rennen, werden dieGewichte der »optionalen« Merkmale addiert, die in beiden (Kunden-auftrag und Vorplanungsvariante) bewertet und gleich bewertet sind.Die Vorplanungsvariante mit der höchsten Gewichtssumme wird als die»ähnlichste« betrachtet und »hat gewonnen«. Gegen diese Vorplanungs-

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

variante wird der Vorplanungsbedarf verrechnet. Gibt es mehrere Sie-ger, wählt das System eine beliebige, nicht beeinflussbare Vorplanungs-variante aus.

� Das Gewicht eines einwertigen CHAR-Merkmals wird berücksichtigt,falls die Bewertung exakt übereinstimmt.

� Das Gewicht eines mehrwertigen CHAR-Merkmals wird berücksichtigt,falls mindestens ein Wert der Bewertung mit der Vorplanungsvarianteübereinstimmt. Es darf in der Vorplanungsvariante eine größere Anzahlvon Werten als in der Bewertung im Kundenauftrag ausgewählt wordensein. Umgekehrt darf auch in der Bewertung im Kundenauftrag einegrößere Anzahl von Werten als in der Vorplanungsvariante ausgewähltworden sein.

� Nicht-CHAR-Merkmale werden nicht ausgewertet, also wie »nicht rele-vant« betrachtet.

Der Primärbedarf aus dem Kundenauftrag wird gegen die Planprimärbedarfedieser nach obigen Regeln ermittelten Vorplanungsvariante verrechnet.Damit erfolgt analog zur Planungsstrategie 56 auch hier die Verrechnung aufEbene des Kopfmaterials und damit nicht exakt auf der Ebene der Kompo-nenten und nicht konfigurierbaren Baugruppen. Der Abbau der Vorpla-nungsbedarfe auf Ebene der Komponenten und nicht konfigurierbaren Bau-gruppen ergibt sich somit aus dem Abbau der Vorplanungsbedarfe derVorplanungsvarianten (siehe 4 in Abbildung 1.37).

1.3.7 Variantenkonfiguration und SCM APO

Auch im Rahmen der Variantenkonfiguration können Sie mit Planungswerk-zeugen von Advanced Planning and Optimization (APO) des Supply ChainManagements (SCM) arbeiten. Hierzu müssen Sie die planungsrelevantenDaten des Modells der Variantenkonfiguration SCM APO zur Verfügung stel-len. Dabei sind einige wenige Besonderheiten in der Modellierung zu beach-ten.

Im Rahmen der Variantenklassenpflege aktivieren Sie eine Anwendungssichtund ordnen alle planungsrelevanten Merkmale dieser Anwendungssicht zu.Dies ist erforderlich, da bei dem Anlegen des Integrationsmodells für SCMAPO über diese Anwendungssicht die Merkmale selektiert werden.

Über Einstellungen im Materialstamm müssen Sie sicherstellen, dass diegewünschten Planungsfunktionalitäten in SCM APO und nicht in der klassi-schen Planung des ERP-Systems durchgeführt werden. Hierzu schalten Sie

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

im Materialstamm in den Sichten der Disposition über das Dispositions-merkmal die Disposition im ERP-System ab. Den Horizontschlüssel müssenSie ebenfalls passend wählen.

Das Dispositionsmerkmal X0 in Abbildung 1.39 zeichnet sich in dessenCustomizing durch das Dispositionsverfahren X (Ohne Disposition, mit

Stücklistenauflösung) und die Planungsmethode 1 (= durch externes Sys-tem geplant) aus. Im Customizing des Dispositionsmerkmals X0 sind keineweiteren Flags gesetzt.

Abbildung 1.39 Dispositionsmerkmal im Materialstamm des konfigurierbaren Materials

Der Horizontschlüssel 000 in Abbildung 1.40 zeichnet sich dadurch aus, dassHorizonte, aber keine Pufferzeiten definiert sind. Für die planungsrelevan-ten Komponenten der Maximalstückliste sollte das Einzel-/Sammelbedarfs-

kennzeichen, das Sie ebenfalls in den Sichten der Disposition im Material-stamm finden, auf Sammelbedarf stehen.

Abbildung 1.40 Horizontschlüssel im Materialstamm des konfigurierbaren Materials

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Vorplanung und Variantenkonfiguration 1.3

Weiterhin wird für das konfigurierbare Material eine Fertigungsversion benö-tigt. Diese Fertigungsversion, die Sie z. B. aus der Arbeitsvorbereitungssicht desMaterialstamms anlegen können, beinhaltet die Schlüssel der Maximalstück-liste und des Maximalarbeitsplans des konfigurierbaren Materials. Nur so kanndas Integrationsmodell für SCM APO Stückliste und Arbeitsplan finden.

Über die Transaktion CFM1 legen Sie ein Integrationsmodell an, das dazudient, über die so genannte CIF-Schnittstelle (Core Interface) alle für diegewünschten Planungsaktivitäten in SCM APO notwendigen Stamm- undBewegungsdaten zur Verfügung zu stellen.

Selektion von Klassen und Merkmalen (Anwendungssichten)

Beachten Sie, dass beim Anlegen des Integrationsmodells neben den planungsre-levanten Materialstämmen des Modells auch die Klassen und Merkmale zusätzlichmit selektiert werden müssen. Dies geschieht über die MaterialunabhängigenObjekte, hier wiederum über Klassen/Merkmale und hier als Sichtkennzeichen dieoben angesprochene Anwendungssicht und die Klassenart 300.

Anschließend aktivieren Sie das Integrationsmodell (Transaktion CFM2).Nach der Übertragung müssen Sie in SCM APO gegebenenfalls die Produkt-stämme ergänzen. Achten Sie dabei darauf, dass im Produktstamm des kon-figurierbaren Enderzeugnisses keine Bedarfsstrategie eingetragen wird(siehe Abbildung 1.41).

Mit dem hier angesprochenen Vorgehen können konfigurierte Kundenauf-träge in SCM APO in die Planung einbezogen werden. Es soll darauf hinge-wiesen werden, dass die Merkmalsvorplanung auch in SCM APO möglich ist.

1.3.8 Vorplanung und SCM APO

Im vorigen Abschnitt wurde bereits die Integration der Variantenkonfigura-tion in SCM APO beschrieben. Auch das Thema Variantenkonfiguration undVorplanung ist ein Thema in APO.

Im Zusammenhang mit Variantenkonfiguration und Vorplanung ist zubeachten, dass in APO zwei unterschiedliche Klassensysteme existieren:

� Klassensystem der CDP-Konfiguration (CDP = Characteristic Depen-dent Planning)Dieses Klassensystem wird vor allem in Branchenlösungen eingesetzt undunterstützt keine Kundenaufträge mit Variantenkonfiguration aus demERP-System.

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

Abbildung 1.41 Selektionskriterien des Integrationsmodells

� Klassensystem der Variantenkonfiguration aus ERP (LO-VC)Dieses Klassensystem kommt zum Einsatz, wenn mit klassischen Model-len der Variantenkonfiguration im ERP-System gearbeitet wird, insbeson-dere wenn Kundenaufträge aus dem ERP-System genutzt werden.

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Zusammenfassung 1.4

Die beiden Klassensysteme schließen sich gegenseitig aus. Man kann sichjedoch pro Produkt zwischen den beiden Klassensystemen entscheiden.

Kurz zusammengefasst kennt SCM APO im Zusammenhang mit Varianten-konfiguration und Vorplanung folgende Vorgehensweisen:

� Eine Kundeneinzelfertigung ohne Vorplanung analog zum ERP-System(ähnlich der dortigen Strategie 25) – hier kann analog zum ERP-Systemauch mit Materialvarianten gearbeitet werden.

� Eine reine Baugruppenvorplanung – auch diese ist analog zu der inAbschnitt 1.3.3, »Reine Baugruppenvorplanung«, beschriebenen Vorge-hensweise (ähnlich der dortigen Strategien 25 und 70).

� Eine Merkmalsvorplanung mit LO-VC aus dem ERP-System – diese Vorge-hensweise entspricht der in Abschnitt 1.3.5, »Merkmalsvorplanung/Stan-darderzeugnisvorplanung mit Langfristplanung«, beschriebenen Vorge-hensweise mit inaktiver Planversion (Strategien 56/89 und 70).

� Eine Merkmalsvorplanung mit aktiver Planversion, ähnlich dem Vorgehenin Abschnitt 1.3.4, »Merkmalsvorplanung/Standarderzeugnisvorpla-nung«, (Strategie 56) – diese Form der Vorplanung setzt jedoch das Klas-sensystem der CDP-Konfiguration voraus und ist deshalb mit den Ein-schränkungen bezüglich der Kundenaufträge aus dem ERP-Systemverbunden.

� Eine Vorplanung mit sogenannter Merkmalspropagierung in der Branchen-lösung SAP for Mill Products. Auch hier wird das Klassensystem der CDP-Konfiguration vorausgesetzt.

Literaturhinweis

Da dieses Thema recht komplex und umfangreich ist, wird es hier nicht weiterbehandelt. Wir möchten stattdessen auf die folgenden beiden Bücher verweisen:

� Balla, Jochen; Layer, Frank: Produktionsplanung mit SAP APO, SAP-PRESS, 2010.

� Dickersbach, J.: Characteristic Based Planning with mySAP SCM, Springer, 2005.

1.4 Zusammenfassung

Die Abschnitte dieses Online-Kapitels ergänzen die Ausführungen in Kapitel 5,»Geschäftsprozesse in SAP ERP«. Dabei sind wir vor allem auf Integrations-aspekte der Variantenkonfiguration in die logistische Kette eingegangen. Sie

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Ergänzende Abschnitte zu Kapitel 5, »Geschäftsprozesse in SAP ERP«1

haben Vertriebsaktivitäten, Einkauf, Disposition, Fertigung, Projektsystem,Qualitätsmanagement, Instandhaltung und Kundenservice im Zusammen-hang mit der Variantenkonfiguration kennengelernt.

Ein weiteres Thema dieses Online-Kapitels sind die Auswertungsmöglichkei-ten in der Variantenkonfiguration. Sie haben sowohl Standardanalysen imERP-System als auch die Auswertung im Business Warehouse kennengelernt.Auch auf spezielle Planungsstrategien der Vorplanung, wie Baugruppenvor-planung, Merkmalsvorplanung und Vorplanungsvarianten, sind wir ausführ-lich eingegangen. Abschließend haben wir angesprochen, wie in SCM APOmit Modellen der Variantenkonfiguration geplant werden kann, wie Modell-daten aus dem ERP-System auch dem SCM APO zur Verfügung gestellt wer-den können und wie Vorplanung in SCM APO aussehen kann.

Wir hoffen, Ihnen Anregungen für die Arbeit mit der Variantenkonfigura-tion geboten zu haben. Natürlich ist uns bewusst, dass wir damit nur einenAusschnitt der möglichen Aspekte behandelt haben, der zudem natürlichsubjektiv ist. Dennoch hoffen wir, dass das Kapitel in jedem Fall hilfreichwar.

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