Verlorene Kindheit Von Prostitution traumatisiert...Millennials: der Amazon-Store unter allen...

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Nr. 98 :: April 2018 Verlorene Kindheit Von Prostitution traumatisiert Jung, frei, wild? Ein Appell an die Generation Y Das Spiel im Ohr 90 Minuten Pass, Schuss und TOOOR

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Nr. 98 :: April 2018

Verlorene KindheitVon Prostitution traumatisiert

Jung, frei, wild?Ein Appell an die Generation Y

Das Spiel im Ohr90 Minuten Pass, Schuss und TOOOR

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Chancen ergreifen und gestalten

Neue Hochschulleitung nimmt ihre Ämter auf 3

Bloß nicht nur „brav“

Lehrende und ihre Studienanfänge:

Prof. Dr. habil. Günter Mey 4

Last, Lust und Leidenschaft für Hochschule

Rückblick und Abschied vom Amt als Prorektoren 6

Mehr Zeit für Diskussionen

Gemeinsame Ideenschmiede: 20 Kreative holen

TEDx-Format nach Magdeburg 10

TITELTHEMA

„Die Schicksale der Frauen waren fast immer

die Gleichen“

Prostitution und Menschenhandel im Fokus 12

TITELTHEMA

STUDIUM + KARRIERE – ERWARTUNGEN = GLÜCK?

Millennials: der Amazon-Store unter allen Generationen 18

Auf Reisen mit Camper und Corgi

Hit the road – jederzeit in Aufbruchstimmung 22

TITELTHEMA

Ich sage dir, was du nicht siehst

Blau-weiße Fußballfans kennen keine Grenzen 24

5 Tipps gegen Lampenfieber

Schwitzen, Zittern, Erröten 28

Wie ökologisch sind Sie eigentlich privat,

Frau Umweltministerin?

Interviewmagazin Inter.Vista geht in die fünfte Runde 29

Mein Herz tanzt – im Lichtermeer

Design-Studierende tauchen Magdeburger Dom in

magische Farben 30

Nachrichten 32

Der Staat gerät aus den Fugen

Bühne statt Hörsaal: Studieren mit kreativem Spielraum 34

Personalien 35

Inhalt

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treffpunkt campus

Editorial

Gegen den StrichWie wir wissen, gibt es Menschen, die größere Veränderungen nicht besonders mögen. Es ist verlockend, alles beim Alten zu belassen. Änderungen hingegen werden oft zuerst als Risiko betrachtet, nicht als Chance. Widerstände gegen Neues haben ihre Ursachen in Sorgen, Ängsten, Verunsicherungen und Ge-wohnheiten. Man hat sich an die Routinen gewöhnt, man kennt die Umgebung, mag den Wohnort. Es ist gemütlich, so kann’s bleiben. Und die Neugier auf fremde Küchen, Kulturen und Küs-ten? Dafür gibt es doch schließlich den Jahresurlaub. Aber von Ortswechseln soll hier eigentlich gar nicht die Rede sein.

Was wäre die Wissenschaft, wenn nicht immer wieder alles hinterfragt würde? Wir hätten vermutlich immer noch ein geozentrisches Weltbild. Dem Himmel sei Dank, entstehen je-doch unablässig neue Sichtweisen – in Politik, Wissenschaft, Philosophie; und neue Technologien wissen wir allgemein schnell anzuwenden und zu schätzen. Obwohl es gerade da-bei gut wäre, die Dinge gedanklich ab und zu gegen den Strich zu bürsten* und wiederum nicht jede Neuentwicklung aus-schließlich zu feiern. Was bedeuten Elektroautos für die Um-welt? Sind in Plastik verpackte Bananen ein Fortschritt? Müs-sen wir durch Sicherheitsvorschriften vor uns selbst geschützt werden? Brauchen wir noch mehr Regeln? Kommen wir mit Anpassung weiter? Oder darf’s zur Abwechslung mal provo-kant, jung, frech und wild sein?

Wir, die Redaktion dieses schönen Magazins, wagen einen kleinen Schritt in diese Richtung. Denn wir ändern mit die-ser Ausgabe ganz vorsichtig die Gestaltung des Hochschulma-gazins. Es soll auf diese Weise lesefreundlicher werden, beim Durchblättern zum Lesen verleiten, einfach einen leichteren Eindruck vermitteln. Wir sind gespannt, wie unsere Ideen an-kommen. Teilen Sie uns Ihre Sicht mit – selbst dann, wenn Ih-nen das Neue gegen den Strich gehen sollte. Darum bittet

NORBERT DOKTOR

*Als Strich bezeichnet man u. a. die natürliche Erstreckungs- richtung von Fell und menschlichen Haaren, aber auch von Tuch und Gewebe. Was „gegen den Strich“ geht, weicht vom natürlichen Verlauf ab. (redensarten-index.de)

Titelbild

Zerbrochene Seelen in Indien„Auf 20 Kunden kommt nur ein Kunde, der nicht grausam ist“, berichtet die 27-jährige Naina, die vor ihrem gemieteten Bett in einem der Rotlichtviertel Mumbais sitzt. „Ich rede nicht über al-les, was mir tagsüber passiert. Viele Männer machen schlimme Sachen mit mir.“ Viele solcher grausamen und aufwühlenden Geschichten bekam Journalismus-Studentin Diana Elschner zu hören, als sie 2017 in der indischen Metropole eine Fotoserie aufnahm. Die couragierte Studentin möchte mit ihren Porträts und Interviews der jungen Frauen, die dort arbeiten, auf die Themen Menschenhandel und Prostitution aufmerksam ma-chen – nicht nur in Mumbai.

LISA PURRIOFoto: Diana Elschner

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April 2018

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Liebe Studierende, liebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Leserinnen und Leser,

mit neu gewählter Hochschulleitung und zahlreichen erwei-terten Angeboten startet das Sommersemester 2018 an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Persönlich freue ich mich auf meine zweite Amtszeit als Rektorin und danke für das entge-gengebrachte Vertrauen, mit Ihnen gemeinsam die Entwick-lung unserer Hochschule in den folgenden Jahren gestalten zu können. Meine Kraft werde ich vor allem für die Erhöhung der Studierendenzahlen, die Verbesserung der Leistungsniveaus und die Sicherung der Forschungsleistungen einsetzen. Dafür hoffe ich auch auf Ihre Unterstützung.

Zum Semesterbeginn nehmen zugleich die neuen Mitglieder der Hochschulleitung ihre Arbeit auf: Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften und In-dustriedesign wird sich als Prorektor für Studium, Lehre und Internationales verstärkt dem internationalen Profil der Hoch-schule, der Projektfortsetzung im Qualitätspakt Lehre sowie den Vorbereitungen der Systemakkreditierung widmen. Das Prorektorat für Forschung, Entwicklung und Transfer wird zukünftig von Prof. Dr. Kerstin Baumgarten aus dem Fachbe-reich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien geleitet. In ihrer Amtszeit will die Prorektorin das hohe Drittmittelniveau der Hochschule, die Rahmenbedingungen für Promotionen, den Ausbau internationaler Forschungskooperationen sowie die Vernetzung in der Region fördern. Das Studiengangsmarketing und die Profilbildung im Wettbewerb um Studierende zählen zu den zentralen Zielen von Prof. Dr. Volker Wiedemer vom Fachbereich Wirtschaft als Prorektor für Hochschulsteuerung und -marketing. Als Nachfolger von Prof. Dr. Wolfgang Patzig, der nach 16 Jahren aus dem Prorektorenamt ausschied, wird der Volkswirt auch für den Standort Stendal zuständig sein und sich den standortbezogenen Herausforderungen stellen.

Ihnen allen ein herzliches Willkommen. Gemeinsam mit Kanz-lerin Dr. Antje Hoffmann freue ich mich auf die Zusammenar-beit, die auf eine gute Basis aufbauen kann. Den ausgeschiede-nen Prorektoren der Amtszeit 2014 bis 2018 danke ich für ihre erfolgreiche Arbeit und ihr außerordentliches Engagement zum Wohl der Hochschule.

Ein weiterer Blick zurück muss noch gestattet sein. Unsere Hoch-schule und ihre Weiterbildungsaktivitäten standen in den ver-gangenen Tagen im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Dies führte zur Verunsicherung vieler Kolleginnen und Kollegen. Ich möchte nochmals unterstreichen, dass Kritikwürdiges aufgearbeitet ist. Lassen Sie uns alle, sei es an der Hochschule, in der Politik oder der Wirtschaft, jetzt die Chance ergreifen, Weiterbildung als drit-te Säule der Hochschulen zu stärken und die hochschulrechtli-chen Grundlagen für diesen zukunftsfähigen Schritt zu schaffen.

Zum Sommersemester werden Sie eine Reihe neuer Services und Themen an der Hochschule entdecken und auch mitge-stalten können: Die Psychosoziale Studierendenberatung bie-tet ab sofort immer mittwochs eine offene Sprechstunde auf dem Campus Herrenkrug im Haus 1 an. Gleichzeitig wird der Projektstart zur betrieblichen Gesundheitsförderung für alle Hochschulangehörigen vorbereitet. Mit der aktuellen Über-arbeitung unseres Gleichstellungskonzeptes wollen wir ein stärkeres Bewusstsein für dieses wichtige Querschnittsthema erreichen und zugleich die Weichen für unsere Bewerbung im Professorinnenprogramm III stellen.

Unsere Studierenden bestätigten erst kürzlich wieder ihre hohe Zufriedenheit mit den Studienbedingungen an unseren Stand-orten in Magdeburg und in Stendal: 81 Prozent – und damit mehr als im bundesweiten Durchschnitt an Fachhochschulen (77 Prozent) – studieren „gern bis sehr gern“ an der Hochschu-le Magdeburg-Stendal. Wirklich erfreuliche Nachrichten für einen guten Start in das neue Semester.

Ich wünsche uns allen, vor allem den Studienanfängerinnen und -anfängern, einen gelungenen Neubeginn.

Ihre ANNE LEQUYRektorin

Neue Hochschulleitung nimmt ihre Ämter auf

Chancen ergreifen und gestalten

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kacz Die Hochschule Magdeburg-Stendal startet mit einer neuen Hoch-

schulleitung in das Sommersemester 2018: Prof. Dr. Anne Lequy (l.) wurde vom erweiterten Senat in ihrer zweiten Amtszeit als Rektorin bestätigt. Neben der Kanzlerin Dr. Antje Hoffmann (r.) komplettieren Prof. Dr. Volker Wiedemer als Prorektor für Hoch-schulsteuerung und -marketing, Prof. Dr. Kerstin Baumgarten als Prorektorin für Forschung, Entwicklung und Transfer und Prof. Dr.-Ing. Yongjian Ding als Prorektor für Studium, Lehre und In-ternationales (v. l.) die Hochschulleitung.

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de für mich zum Teil psychologischer argumentiert als in der Psychologie. Er-wogen habe ich einen Fachwechsel. Mein Verbleiben in der Psychologie habe ich dem Professor zu „verdanken“, der die Einführungsvorlesung angeboten hat und die Studierenden – deren Lethargie er anprangerte – aufforderte, selbst zu denken, aktiv zu werden, eigene Themen zu finden und bloß nicht nur „brav" zu sein. Als ich die Vordiplomarbeit schrei-ben musste (vergleichbar mit der Ba-chelor-Thesis heute), habe ich ihn in der Sprechstunde aufgesucht. Er konnte sich zwar nicht an seine Worte erinnern, sag-te mir aber seine Unterstützung zu. So entstand meine erste empirische Arbeit: Eine – heute würde ich sagen – ethnogra-fische Studie über eine Punk-WG, die ich neben der schriftlichen Arbeit gemein-

Kurz nach meinem Studienbeginn 1984 in Osnabrück habe ich schnell den Spaß an der Psychologie verloren, sie erschien mir seelenlos. Immer wieder wurde uns gesagt, wir sollten vergessen, was wir bis-lang von der Psychologie wussten, wir seien in der akademischen Psychologie angekommen. Aber meine Unzufrieden-heit wusste ich zu „kompensieren“. Zum einen gab es wenig Pflichtseminare und zum anderen keine Anwesenheitslisten. Ich habe daher vor allem Vorlesungen und Kurse besucht, die mich wirklich in-teressierten.

Schon bald war ich in anderen Studien-gängen unterwegs, zum Beispiel in der Literaturwissenschaft, beim Brechtschen Theater oder bei den Medienwissenschaf-ten im Bereich der Filmanalyse. Hier wur-

Lehrende und ihre Studienanfänge: Prof. Dr. habil. Günter Mey

Bloß nicht nur „brav“

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sam mit einem Medienwissenschaftler als Dokumentarfilm umgesetzt habe, der auf Filmfestivals gezeigt wurde. Nach dem Vordiplom habe ich einen zweiten Dokumentarfilm gemeinsam mit einem freien Filmemacher erstellt. Diesmal über den „Hyde Park“, eine Osnabrücker Dis-kothek, die damals Treffpunkt für Punks, Hippies und andere Jugendszenen war und die ich selbst oft besuchte. Der Film wurde auf dem Videofest der Berlinale 1989 gezeigt.

So wie ich begonnen hatte, mit dem An-gebot des Psychologie-Studiums unzu-frieden zu sein, wurde mir gleichzeitig Osnabrück zu eng. Daher bewarb ich mich für das Hauptstudium an der Freien und der Technischen Universität (TUB) in der noch Mauerstadt Berlin. Auch auf

„Psychologie mon amour“ – zu Studienbeginn keineswegs. Nach eigenen Interessen lernen, mit- und vor allem nachdenken und Eigeninitiative zeigen: Erst so wurde für Günter Mey, der als Professor am Stendaler Fachbereich Angewandte Humanwissen-schaften lehrt, die Liebe zur Psychologie neu entfacht. Inwieweit ihn dabei auch die

Dokumentarfilmarbeit geprägt hat, berichtet er treffpunkt campus.

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1987 beteiligte sich Prof. Dr. habil. Günter Mey an dem Experimentalfilm „Kontakt".

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Anraten zweier Professoren, die für mich wirklich Mentoren waren, entschied ich mich für die TUB. Dort angekommen, lernte ich nachträglich, dass ich mit mei-nen Studien qualitative Forschung betrie-ben hatte und fand in dem Bereich meine Heimat. Recht bald wurde ich studenti-scher Mitarbeiter in einem Forschungsin-itiativprojekt, ein mit Mitteln der TUB auf Initiative von Studierenden angestoßenes Vorhaben. Drei Jahre lang habe ich zu Ju-gendarbeitslosigkeit und lokaler Identität in Kreuzberg und Moabit geforscht – und meine Frau kennengelernt, mit der ich bis heute zu qualitativer Forschung arbeite.

Studium – das meinte damals 14 Semes-ter „inoffizielle“ Regelstudienzeit – war für mich immer Eigeninitiative, vor allem ging es mir aber darum, Möglichkeitsräu-

me zu nutzen und diese selbst zu schaf-fen. Das Motto war wohl: nach Interessen lernen, das aber richtig. Ich habe sehr viel gelesen, allein für das Vordiplom über 10.000 Seiten, noch mehr geforscht und über die Forschungspraxis das Handwerk eines „qualitativen Psychologen“ erlernt. Dass ich an der TUB im Fachgebiet Ent-wicklungspsychologie erst Konferenzas-sistent, dann wissenschaftlicher Mitarbei-ter und im Anschluss wissenschaftlicher Assistent werden würde, habe ich ebenso wenig erwartet, als ich nach Berlin ging, wie die Tatsache, dass mein biografischer Weg und meine Erfahrungen als Student meine heutige Professorentätigkeit in Stendal so nachhaltig prägen.

PROF. DR. HABIL. GÜNTER MEYunter Mitarbeit von SEBASTIAN BERENS

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treffpunkt campus

schon, da die BWL entscheidungsori-entiert ist: proaktiv sein, systematisch Vorgehen und möglichst datenbasiert entscheiden. Allerdings wäre es völlig überzogen, bei der Arbeit in der Hoch-schulleitung eine rein betriebswirt-schaftliche Sicht einzunehmen. Die Hochschule ist kein Unternehmen und will auch keines sein.

Ein zentrales Element bei der Füh-rung von Beschäftigten ist, ebenjene motivieren zu können. Methoden gibt es zur Genüge. Was ist Ihr Geheimre-zept, um die Arbeit der Hochschulbe-schäftigten positiv zu beeinflussen?In meinem Arbeitsalltag hatte ich mit motivierten Beschäftigten zu tun, die bereit waren, sich aktiv einzubringen. Allerdings kann es sehr schnell gesche-hen, dieses Engagement als selbstver-

ständlich anzusehen. Daher sind Aner-kennung und Wertschätzung wichtig.

Wenn Sie auf die letzten zweieinhalb Jahre zurückblicken, was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?Der Tag für Studium und Lehre 2017 in Stendal. Studierende, Lehrende und Be-schäftige der Verwaltung haben dort im intensiven Austausch über gutes Lehren und Lernen zahlreiche Ideen und Anre-gungen für mögliche Leitlinien entwi-ckelt.

Und was werden Sie nach Ihrer Zeit in der Hochschulleitung vermissen?‚Haus 3‘ – und alles Positive, was ich da-mit verbinde.

Die Fragen stellte KATHARINA REMIORZ

Sie haben zum November 2015 als Inte-rimskanzler die Geschäfte der Verwal-tung übernommen. Seit August 2017 waren Sie als Prorektor für Studium, Lehre und Internationales in neuer Funktion in der Hochschulleitung ak-tiv. Wie entsteht Ihrer Meinung nach ein gutes Zusammenspiel zwischen Verwaltung und Lehre?Kommunikation und Transparenz sind für ein gutes Zusammenspiel entschei-dend. Ferner wird die Digitalisierung der Hochschule die Zusammenarbeit positiv beeinflussen, da beide Bereiche – Ver-waltung und Wissenschaft – aufeinan-der bezogen sind.

Inwiefern hat Ihnen Ihr betriebswirt-schaftliches Fachwissen bei Ihrer Ar-beit in der Hochschulleitung geholfen?Betriebswirtschaftliches Fachwissen hilft

Rückblick und Abschied vom Amt als Prorektoren

Last, Lust und Leidenschaft für Hochschule

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Am Morgen einen Kaffee, nebenbei schon die ersten E-Mails checken, gefolgt vom wöchentlichen Jour fixe und Projektbespre-chungen, zwischendurch noch schnell Mittagessen, ehe es mit dem Dienstwagen zum Meeting mit Politikern oder Partnern der Hochschule geht. Zugegeben – jeder hat sicher seinen eigenen Rhythmus, doch der Terminkalender eines Prorektors hat selten Platz für größere Lücken. Nach 16, vier und drei Amtsjahren nehmen die Prorektoren Prof. Dr. Wolfgang Patzig, Prof. Dr.-Ing. Harald Goldau und Prof. Dr. Michael Hoffmann Abschied von ihrem Amt in der Hochschulleitung, um sich Lehre, Forschung und Privatem zu widmen. Über das Geheimnis einer guten Zusammenarbeit, Visionen für die Zukunft und das Abenteuer Osten.

PROF. DR. MICHAEL HOFFMANN wurde 1958 in Kassel geboren und studierte Wirtschaftswissenschaf-ten an der Gesamthochschule und heutigen Universität Kassel. Der Professor mit dem Lehrgebiet All-gemeine Betriebswirtschaftslehre lehrt seit 1997 unter anderem in den Studiengängen BWL dual, Risi-komanagement und Wirtschaftsin-genieurwesen. Nach mehreren Jahren als Interimskanzler wech-selte er innerhalb der Hochschul-leitung auf das Amt des Prorektors für Studium, Lehre und Interna-tionales. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Umsetzung der Internationalisierungsstrategie mit dem Ziel, die Hochschule noch stärker zu einem interkulturellen Lehr- und Lernort zu entwickeln.

„Austausch über gutes Lehren und Lernen“

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Auf die Plätze, fertig los – mehr als 20 Teams der Hochschule Magdeburg-Stendal trotzten beim Firmenstaffellauf 2016 den tropischen Temperaturen. Motivierende Worte gab es vor dem Start von Prof. Dr. Michael Hoffmann.

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how aus Forschung und Entwicklung hilft zudem in entscheidender Weise, Existenz-gründungen eine Grundlage zu geben.

Die Forschungsstruktur der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Kerndaten-satz Forschung sind nur zwei Meilen-steine, die Sie realisieren und gestalten konnten. Welches Projekt lag Ihnen per-sönlich besonders am Herzen?Wichtig war und ist es für mich, die Ge-samtheit der Projektlandschaft an unserer Hochschule zu gestalten und möglichst viele Professorinnen und Professoren miteinzubeziehen. Darum ist es notwen-dig, nach klaren Richtlinien und in fes-ten Strukturen arbeiten zu können. Wir benötigen zudem auch an Hochschulen einen stabilen Mittelbau. Hier muss uns das Gemeinschaftsprojekt „Innovative Hochschule“ die zusätzlichen Impulse ge-ben, die internen Strukturen und Prozesse entsprechend den Anforderungen an eine moderne Hochschule für angewandte Wissenschaften auszurichten.

Die Umgestaltung der Laborhallen in Modellfabriken ist eine Vision, die Sie mit viel Begeisterung verfolgen und vertreten. Wie wird diese Entwicklung die ingenieurwissenschaftliche Arbeit unserer Hochschule verändern?Technik und Prozesse verändern sich, die Lehre steht mit den digitalen Medien und

Herr Goldau, Sie sagten einmal, wer forscht, muss Forschung in sich tra-gen. Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Forschung?Ich denke, sie ist angeboren! Ich hatte im-mer gute Lehrer in den naturwissenschaftli-chen Fächern, die mir ein gutes Basiswissen vermittelten und die Herausforderungen in Neuheiten und Veränderungen interessant machten. In meinem Maschinenbaustudi-um konnte ich die Leidenschaft zum For-schen und Entwickeln, zum Entdecken und Weiterentwickeln weiter ausbauen.

Sie haben sich als Prorektor vier Jahre lang mit großem Enthusiasmus für die Forschung, Entwicklung und den Transfer an der Hochschule starkgemacht. Was macht für Sie gute Forschung aus?Was zeichnet eine gute und erfolgrei-che Hochschule aus, sollte die Frage hei-ßen. Forschung und Lehre als Einheit auf höchstem Niveau, sichtbar für Studieren-de und Beschäftigte intern, aber auch für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik extern müssen für unsere Hochschule wichtige Alleinstellungsmerkmale sein. Durch gute Forschung generieren wir Wissen und In-novationen nach hohen nationalen und internationalen Maßstäben. Dieses Wis-sen fließt in die grundständige Lehre, aber auch in Weiterbildungsprogramme ein. Durch Innovationen unterstützen wir die Wirtschaft und Gesellschaft. Das Know-

Gestaltungsmöglichkeiten im Umbruch. Hierfür benötigen wir auch eine Anpas-sung und Umgestaltung unserer Laborhal-len. Die Neugestaltung und Erweiterung unserer Laborflächen muss dem digitalen Wandel gerecht werden. Industrie 4.0 und Wirtschaft 4.0 sind längst nicht nur Be-griffe, sondern werden mit aktuellen Bei-spielen in neuen Produkten, innovativen Technologien und neuartigen Geschäfts-modellen umgesetzt. Mit unserer Modell- und Lernfabrik wird nicht nur theoretisch vermittelt, sondern alles erlebbar gestaltet und ausprobiert werden können.

Für Ihre Arbeit als Prorektor für For-schung, Entwicklung und Transfer ha-ben Sie viel zusätzliche Zeit und Energie aufbringen müssen. Wofür werden Sie die hinzugewonnene Zeit nach Ihrer Amtszeit nutzen?Als Prorektor hatte ich die Aufgabe, die Forschung und den Transfer für die Pro-fessorinnen, Professoren und das wissen-schaftliche Personal unserer Hochschule zu gestalten und zu organisieren. Jetzt bin ich wieder ein forschender und lehrender Professor im Fachbereich und organisiere die Forschung für Schwerpunkte in mei-nen Lehrgebieten Fertigungstechnik und Fertigungsmesstechnik.

Die Fragen stellte KATHARINA REMIORZ

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PROF. DR.-ING. HARALD GOLDAU, 1957 in Rathenow geboren, begann seine ingenieurwissenschaftliche Karriere 1979 mit einem Studium der Metall verarbeitenden Indus-trie an der Technischen Universität Magdeburg. Nach seiner Promotion forschte er knapp 20 Jahre lang in mehreren Werkzeugmaschinen-unternehmen, ehe er 2002 den Ruf als Professor für Fertigungstechnik und Fertigungsmesstechnik an die Hochschule Magdeburg-Stendal erhielt. Seither wirkt er maßgeblich an der Entwicklung des Forschungs-profils mit und setzt u. a. auch in interdisziplinären Projekten und Kooperationen mit der Industrie neue Maßstäbe im Maschinenbau. Als Prorektor für Forschung, Ent-wicklung und Transfer engagierte er sich u. a. für ein gutes Zusammen-spiel von Lehre und Forschung.

„Leidenschaft zum Forschen und Entwickeln“

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Seit 2002 arbeiten Dr. Harald Schmicker, Geschäftsführer der H&B OMEGA GmbH, und Prof. Dr.-Ing. Harald Goldau (r.) zusammen an der Entwicklung innovativer Fertigungsverfahren.

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selten aufkommen. Die Gefahr „zu glau-ben, etwas zu wissen“ wird größer und ersetzt zunehmend das „zu wissen, etwas zu wissen“ bzw. zu wissen, was man eben (noch) nicht weiß.

Der Campus Stendal, einst klein ge-startet, ist nun mit etwa zwei Dritteln der Hochschulstudierenden aus der sachsen-anhaltischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Hatten Sie jemals Zweifel an dieser Perspektive?Nein, obwohl wir im Jahr 1999 aufgrund eines Gutachtens geschlossen werden sollten. Vier Jahre später waren wir zu-mindest noch sehr umstritten. Es war und ist der Zusammenhalt innerhalb und die riesige regionale Unterstützung, die Zweifel nicht aufkommen ließen. Ich hoffe, das bleibt auch so.

Sie haben an der Hochschule viel Zeit und Energie in die akademische Selbst-verwaltung gesteckt, u. a. als Prodekan und seit 2002 als Prorektor. War das eher Last oder Lust? Beides: Last, weil ich fast täglich die Ver-antwortung gespürt habe. Lust, weil ich so auch einiges bewegen konnte.

Welche Projekte waren Ihnen persön-lich am wichtigsten?Die Spendenaktion für Haus 3 „Mehr Hörsäle für Stendal“ und damit der Aus-bau des Standorts Stendal und der Ver-ankerung in die Region. Der Aufbau des akademischen Controllings und damit die Leistungserfassung der Hochschule bis hin zur leistungsorientierten Mittel-vergabe mit der Umsetzung von Leis-tungs- und Bedarfsgerechtigkeit. Und die Einführung der Fachbereichsassistenzen und zuletzt des DataWarehouse. Insge-samt: Das „Abenteuer Osten“ – ich habe viel dazugelernt.

Hand aufs Herz: Haben Sie manchmal gedacht, dass weniger akademische Selbstverwaltung Zeit und Mühe spa-ren würde?Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das fast immer gedacht. Ich habe mich immer nach Lehre und Forschung und der Anerkennung gesehnt, die man da-für bekommen kann. Auch bringt der Semesterrhythmus mehr Abwechslung als das Kontinuum der Selbstverwal-tung. Erschwerend wirkt, dass man in Lehre und Forschung sehr selbstbe-stimmt arbeiten kann. In der Selbstver-

Herr Patzig, 1996 erreichte Sie der Ruf nach Stendal. Was ist typisch für die Menschen in der Altmark?Eine anfängliche große Zurückhaltung, danach eine große Verbindlichkeit.

Sie sind den Weg vom Diplom-Volks-wirt zum Professor für Volkswirt-schaftslehre und Statistik scheinbar ohne Umwege gegangen. Wann wussten Sie, dass Sie Professor werden wollen?Das sieht nur so aus: Eigentlich wollte ich Mathematik und Physik studieren. Die Aussicht dann Lehrer zu werden, hielt mich davon ab. Da die Volkswirtschafts-lehre nicht ganz ohne Mathematik aus-kommt, schien mir diese Kombination reizvoll. Am Ende des Studiums erkann-te ich die vielen ungelösten Fragen die-ses Faches, was mich promovieren ließ. In meiner Assistentenzeit nach der Pro-motion lernte ich meine Liebe zur Lehre kennen. Dies bewegte mich, den Weg an die Fachhochschule zu suchen.

Wer hat Sie beruflich im besonderen Maße geprägt?Ich vermute meine Eltern. Mein Vater lebte mir Präzision und auch (ein altes Wort) Pflichterfüllung vor. Meine Mut-ter, dass man Dinge nur gut macht, wenn man sie mit dem Herzen macht.

Aus welchem Grund sind Sie 1996 nach Stendal gegangen, war es auch die Neu-gier des Volkswirtes auf den Osten?Weniger. Ich bewarb mich auf eine Stel-lenanzeige, die mit „Die andere Hoch-schule“ überschrieben war. Es ging um einen Modellversuch, den Aufbau aus dem Nichts und die Möglichkeit, mei-ne Fächer so zu unterrichten, wie ich es wollte. Dass der sogenannte Osten so spannend sein kann, wusste ich damals noch nicht.

22 Jahre Hochschullehre in Stendal: Was hat sich mehr geändert, die Lehre oder die Studierenden?Ich glaube, dass Lehrende, die die Begeis-terung für ihr Fach wecken, immer noch am wichtigsten sind. Sie wurden früher mehr durch Bücher und Aufsätze, heu-te mehr durch Medien unterstützt. Da es mehr Studierende wurden, werden sie auch heterogener, was die Wissens-vermittlung nicht unbedingt einfacher macht. Die Verschulung ist groß, sie un-terstützt das Auswendiglernen und lässt die Begeisterung für Wissenschaft zu

waltung ist ein großer Teil der Aufgaben von außen bestimmt. Reaktion über-wiegt oft die Aktion.

Was werden Sie nach der Zeit in der Hochschulleitung vermissen?In meinen vier Amtsperioden habe ich die Hochschule in allen Schattierungen und Tiefen kennengelernt. Ob mir etwas fehlen wird, müssen Sie mich in ein paar Wochen fragen.

Was halten Sie von folgender Annah-me? Hochschulmarketing ist kein Lehr-buchmarketing. Denn allein die Anpas-sung der Produkte bzw. Studiengänge an den Markt folgt anderen Gesetzen als in der Wirtschaft.Es gibt viele Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel die Bildung einer Marke, aber auch viele Unterschiede: Im Studieren-denmarketing ist die Zielgruppe der Be-werberinnen und Bewerber nur einen kurzen Zeitraum ansprechbar. Mit der Wahl des Studienplatzes entfällt die Ziel-gruppe fast im Ganzen.

Sind Sie für mehr Hochschulautono-mie oder mehr Landessteuerung?Eindeutig Hochschulautonomie! Ich bin ein Verfechter des Subsidiaritätsprinzips. Entscheidungen sollten von der unters-ten Organisationsform getroffen werden. Aber Hochschulautonomie muss von Rechenschaftslegung und Transparenz nach innen und außen begleitet sein. Entscheidung und Verantwortung gehö-ren zusammen.

Was verstehen Sie unter dem Begriff Hochschulsteuerung?Einen Prozess, der der Entwicklung ei-ner Hochschule eine Richtung gibt, aber jedem Einzelnen viel Freiheit lässt, da-mit sich Kreativität, die für eine Wissen-schaftseinrichtung zentral ist, optimal entwickeln kann.

Was sagt der Volkswirt zum Aufbau neuer Hochschulen? Lohnt sich die Investition noch, wenn die Zahl der Hochschulzugangsberechtigten nicht mehr steigt?Die Akademikerquote liegt in Deutschland (27 Prozent) deutlich unter dem Durch-schnitt der Organisation für wirtschaft-liche Zusammenarbeit und Entwicklung (40 Prozent). Einerseits spricht einiges für den weiteren Aufbau. Hierbei werden nur Hochschulabschlüsse gezählt, aber

„Abenteuer Osten – ich habe viel dazugelernt“

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die duale Ausbildung, insbesondere die Ausbildung zur Meisterin bzw. zum Meister wird nicht mitgezählt. Zuneh-mend, auch durch die Einführung des Bachelors, ist eine Konkurrenzsituati-on in der Ausbildung entstanden. Nun entsteht sie auch bei der Besetzung von Stellen. Anderseits können Hoch-schulen Innovationszentren in ihren jeweiligen Regionen werden. Für bei-de Aufgaben muss man allerdings die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, da ein „Mehr“ nicht alleine zu einem „Besser“ führt.

Es gibt bundesweit beispielsweise ein Überangebot in der Elektrotechnik, aber zu wenig Medizin-Studienplätze. Müsste nicht besser bundesweit ge-steuert werden, welche Studienrich-tungen stärker aufgebaut werden?Ich denke, in den beiden Studiengängen wird eine ähnliche Zahl von Absolventin-nen und Absolventen gesucht. Insofern besteht in der Elektrotechnik kein Bedarf zur Reduktion. Es ist eher schade, dass die Begeisterung für die Naturwissen-schaften bei den Kindern und bei Schü-lerinnen und Schülern so selten geweckt wird. In der Medizin sollte man sich mehr

Gedanken über die räumliche Verteilung machen.

Wo sehen Sie die Hochschule Magde-burg-Stendal in zehn und in 20 Jahren?Da müssen Sie die neue Hochschullei-tung fragen, ich hatte vor 15 Jahren mei-ne eigenen Vorstellungen.

Sie waren und sind immer ehrenamt-lich tätig. Was sagt Ihre Familie zu so viel Engagement?Wenn eine Hochschule regional veran-kert sein will, dann gehört dies zu den wichtigen Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen. Meiner Familie bin ich dankbar, dass sie mir für alles Freiheit geschenkt hat. Ich war mir aber auch be-wusst, dass man mit Geschenken sorg-sam umgehen muss.

Mit dem Konjunkturteam führen Sie ein Projekt mit Außenwirkung, das es seit langer Zeit gibt. Wie motivieren Sie Ihre Studentinnen und Studenten, am liebsten daran mitzuarbeiten?Ich hoffe, es war immer die Begeiste-rung für die Volkswirtschaftslehre und die Möglichkeit, einen ersten Blick in die „Glaskugel“ zu werfen. Das ist nur möglich,

wenn man sich wissenschaftlich mit den Problemen auseinandersetzt. Gerade in der Volkswirtschaftslehre, wo es nie nur weiß oder schwarz gibt, kann man den Reiz der verschiedensten Argumente er-kennen und den Reiz des eigenen Argu-mentierens lernen. Wissenschaft kann einfach fesselnd sein.

Viel weniger Dienstfahrten nach Magde-burg bedeuten gewonnene Zeit. Welches bislang ungelesene Buch ist jetzt dran?Alle, die noch eingeschweißt sind, und das sind mittlerweile viele.

Was ist für Sie typisch ostdeutsch?Das kann ich Ihnen heute nicht mehr be-antworten – da müssten Sie einen typi-schen „Wessi“ fragen.

1. FC Nürnberg, SC Freiburg oder 1. FC Lok Stendal?Die Spielergebnisse der drei kenne ich meist nach dem Schlusspfiff.

Wo sind Sie am liebsten?Bei mir.

Die Fragen stellte NORBERT DOKTOR

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PROF. DR. WOLFGANG PATZIG,Jahrgang 1956, gehörte mit seiner 16-jährigen Amtszeit als Prorek-tor für Hochschulsteuerung und -marketing und für den Standort Stendal zu den Dienstältesten in der Hochschulleitung. Seinem Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg schloss er ein Jura-Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg an, an der er 1989 promovierte. Sieben Jahre später wurde er als erster Professor an der damaligen Fachhochschule Altmark i. G. in Stendal berufen, bei deren Aufbau er maßgeb-lich mitwirkte. Zusammen mit dem Konjunkturteam Altmark analysiert er seit mehr als zwei Jahrzehnten die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Bun-desländern.

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Gemeinsame Ideenschmiede: 20 Kreative holen TEDx-Format nach Magdeburg

Mehr Zeit für DiskussionenStets unter dem Leitsatz „Ideas worth spreading“ setzt das amerikanische Format TED – Technology, Entertainment, De-sign – neue Impulse, präsentiert Ideen und inspiriert auf vielfältige Weise. Anfang 2017 haben sich zwölf TED-Begeisterte dazu entschlossen, die weltweit bekannte Vortragsveranstaltung nach Magdeburg zu holen. Vier Monate nach der erfolg-reichen Premiere der TEDxKonferenz im Schauspielhaus Magdeburg lud das inzwischen 20-köpfige Team unter dem Titel „Der Weg ist das Ziel – Inklusion auf Reisen“ zum ersten TEDxSalon in das Theater der Grünen Zitadelle ein.

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Das TEDx-Format war bisher in Magdeburg weitgehend unbekannt. Umso weniger das Format eines TEDxSalons, wie es Anfang März erstmals im Theater der Grünen Zi-tadelle stattfand. Das Akronym TED steht dabei für Technology, Entertainment und Design. Inzwischen umfasst die Themen-bandbreite der maximal 18-minütigen Talks u. a. auch Kultur, Kunst und Wissen-schaft. „Menschen mit Ideen bekommen bei TED eine Stimme und stoßen hier auf offe-ne Ohren. Ich finde es schön, dass so viele verschiedene Leute zusammenkommen und sich mit einem gemeinsamen Gedan-ken beschäftigen“, sagt Thanh Ha Nguyen.

Schummriges Licht und ein Gewirr an angeregten Gesprächen erfüllen den Raum. Als es dunkler wird, betreten drei Personen die Bühne. Moderator Dominik Frisch lädt alle ein, sich einzubringen. „Jede Frage ist erlaubt, sogar erwünscht“, ermuntert er die knapp 60 Gäste freund-lich. Frank Brehmer, der eine schwarze Sonnenbrille und einen Blindenstock in der rechten Hand trägt, nickt zustim-mend. Das TEDxMagdeburg-Team hat ihn und den im Rollstuhl sitzenden Magde-burger Michael Rother eingeladen, beim ersten TEDxSalon ihre Perspektive auf das Reisen mit Behinderung zu schildern.

Die 21-jährige Gebärdensprachdolmet-schen-Studentin verfolgt seit Jahren das ursprünglich aus den USA stammende TED-Format, bei dessen Hauptkonferenzen nicht selten Persönlichkeiten wie Bill Ga-tes und Stephen Hawking zu Gast sind und waren. Die Vision von TED, nämlich das Pu-blikum um neue Ideen und Innovationen zu bereichern, hat mittlerweile vor allem in Großstädten globale Verbreitung gefunden.

Thanh Ha ist erst seit Kurzem bei TEDxMag-deburg dabei. Dass es das Format nun auch nach Magdeburg geschafft hat, stimmt sie optimistisch. „Für Magdeburg ist TEDx ein

Bei der Premiere des Magdeburger TEDxSalons stand der Austausch zwischen Rednern und Gästen besonders im Fokus. Neben Michael Rother schilderte auch der sympathische Frank Brehmer (r.) seine Perspektive auf das Reisen mit Behinderung.

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schönes Aushängeschild“, meint die ge-bürtige Rostockerin und erinnert sich an einen bewegenden Augenblick während der ersten TEDxKonferenz im November mit über 100 Gästen sowie acht beeindru-ckenden Rednerinnen und Rednern. Un-ter dem Titel „Minds without borders“ gab das TEDxMagdeburg-Team Menschen eine Bühne, die sich und ihr Umfeld unvorein-genommen und unerschrocken hinterfra-gen und sich bewusst mit ihren inneren und äußeren Grenzen auseinandersetzen. So lieferte beispielsweise Sport- und Phy-sik-Studentin Martha Wiencke Einblicke in Depressionen, eine alltägliche Krankheit, die gesellschaftlich immer noch in einer verborgenen Ecke auf mehr Sichtbarkeit hofft. „Mir persönlich ging dieser TED-Talk sehr nah. Er hat mich sprachlos gemacht“, erinnert sich Thanh Ha, die sich im Team vor allem um die Organisation der Events und Logistik kümmert.

Anders als bei der Konferenz steht beim TEDxSalon die Interaktion zwischen Gästen und Rednern im Vordergrund. Mit seinem scharfsinnigen und gewollt provokanten Humor schafft es Michael Rother nach nur wenigen Sätzen, eine entspannte Atmo-sphäre herzustellen. Der Mathematiker und Softwareentwickler hält regelmäßig Vorle-sungen, weshalb ihm das Sprechen vor an-deren nichts ausmacht. Andere Dinge wie eine zu hohe Bordsteinkante stellen dage-gen sehr wohl ein Problem dar. Michael lei-det an spinaler Muskelatrophie Typ I, auch als Muskelschwund bekannt, wodurch er auf einen Rollstuhl und persönliche Assis-tenz angewiesen ist. Entmutigen ließ er sich jedoch nicht. „Lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen“, sagt er schmunzelnd.

Ähnlich sieht es auch der Schönebecker Frank Brehmer, der in seinem Leben mehr-mals erblindet ist, letztmalig im Jahr 2008. Seitdem engagiert er sich in mehreren Eh-renämtern. Als Landesbeauftragter für Sport, Umwelt und Verkehr im Blinden- und Seh-behindertenverband Sachsen-Anhalt e. V. setzt er sich für die Bedürfnisse und Rechte sehbehinderter Menschen ein. Frank gibt mit ruhiger Stimme zu, dass es ihm noch schwerfällt, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und diese bewusst zu erbitten. Aber dieses und viele weitere Hindernisse in sei-nem Alltag halten ihn nicht auf. „Jeder Tag ist ein Geschenk. Man muss es nur richtig auspacken“, verkündet er seine Philosophie.

Neben dem aktiven Austausch wartet auf die Salon-Gäste eine ungewöhnliche und sinnesschärfende Führung durch das Hun-

dertwasserhaus. Mit einer Augenmaske und einem Blindenstock ausgestattet über-winden sie die Unebenheiten der Grünen Zitadelle. Schnell stellen alle fest, wie sehr sie ohne eigene Sehkraft auf gegenseiti-ge Hilfe angewiesen sind, die jedoch nicht lange auf sich warten lässt. Auch der Um-gang mit dem Blindenstock will geübt sein. Überwältigt und beeindruckt von der neu-en Perspektive finden sich Gäste und Red-ner zusammen, tauschen sich aus und tei-len sogar ihre Kontaktdaten. „Blind durch das Hundertwasserhaus zu gehen, hat mich mehr sehen lassen“, schreibt Teilnehmerin Isabel auf die Feedback-Wand des Salons.

Der nächste Salon lässt nicht lange auf sich warten. In den kommenden Monaten wird unter anderem Bildung im Netz zum The-ma eines Salons am 7. Juni 2018 in Koope-ration mit der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Die zweite TEDxKonferenz wird am 14. Oktober unter dem Titel „Each one teach one“ im Schauspielhaus Magdeburg stattfinden.

Mehr unter: www.tedxmagdeburg.de

IRINA KRUTSCHTHANH HA NGUYEN

KATHARINA REMIORZ

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Klatschfaules Publikum hat bei den Drum-Circle- und Health-Rhythmus-ModeratorenBen Flohr (r.) und Steffen Wilhelmi keine Chance. Bei der TEDxKonferenz haben sie dieBesucherinnen und Besucher spontan mit ihrer Leidenschaft für Rhythmus infiziert.

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treffpunkt campus

Prostitution und Menschenhandel im Fokus

„Die Schicksale der Frauen waren fast immer die Gleichen“

2017 zog es Journalismus-Studentin Diana Elschner mit ihrer Kamera in die indische Metropole Mumbai. Für drei Monate lebte sie dort und dokumentierte die bewegenden Schicksale junger Frauen, die in Bordellen arbeiten. In einem mehrjährigen Fotoprojekt

will sie für Prostitution und Menschenhandel sensibilisieren.

Fotos: Diana Elschner

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Die 22-jährige Bala sitzt in der Tür zu ihrem Arbeitsraum. Im Hintergrund geht ein Freier durch die Gasse. Im Gespräch mit Diana erzählt sie von ihrer Hochzeitsnacht, in der ihr Ehemann sie mit zu Freunden nahm: „In einem Wohnzimmer wartete eine Gruppe von acht bis zehn Männern. Alle spielten Karten und tranken Alkohol. Sie zwangen mich, Schluck für Schluck eine Flasche Tequila zu trinken. Sie sagten: ‚Halte die Nase zu, dann geht es einfacher. Bald schmeckt es dir!’ Zunächst war es lustig. Doch dann drehte sich alles und ich wurde bewusstlos. Alle Männer dieser Runde vergewaltigten mich.“ Später verkaufte ihr Mann sie an ein Bordell.

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Prostitution und Menschenhandel im Fokus

„Die Schicksale der Frauen waren fast immer die Gleichen“

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Ein Arbeits-raum von innen:

Auf der einen Seite schaut eine

Frau aus ihrer Kammer, auf der anderen

befindet sich der Freizeitbereich, in welchem ein

Mädchen mit ihrem Vater

fernsieht.

Bei einem Angriff mehrerer Männer verlor die 22-jährige Bini (m.) ihr ungeborenes Kind. Aabboo, Gründer der Hilfsorganisation Purnata, und Freundinnen erkundigen sich nach ihrem Befinden. Sie erzählt, wie alles mit Neckereien anfing: „Am Anfang haben wir noch gelacht. Irgendwann schubsten die Männer meine Freundinnen weg. Ich habe schützend die Hand um meinen Bauch gelegt. Das haben die Männer gesehen. Zwei hielten mich fest und ein anderer trat mir in den Bauch und ins Gesicht.“

Foto rechts: Die 21 Jahre alte Shama wartet in der Gasse vor ihrem Zimmer. Dort sitzen die Frauen mit ihren Kindern, warten auf Kundschaft und kaufen von vorbeigehenden

Händlern Waren ein. Shama er-zählt: „Als mein Sohn zur Welt kam, ließ mich mein Mann für

eine andere Frau sitzen. Deshalb fragte ich einen Nachbarn, ob er eine Arbeitsstelle für mich wüsste. Er schickte mich ins

Rotlichtviertel. Widerwillig gab ich mich her, da ich keine andere

Möglichkeit für mich und mein Kind sah. Zweimal habe ich

bereits versucht, Geld zu sparen, um mir woanders ein neues

Leben aufzubauen. Doch alleine schaffe ich es nicht.“

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Sanjana, 30 Jahre, mit ihrem einjährigen Sohn Nishant vor ihrem Zimmer. Nishants Vater ist ein ehemaliger Freier, der Sanjana versprach, sie zu heira-ten und mit ihr ein neues Leben aufzubauen. Während der Schwangerschaft verliebte er sich in eine andere Prostituierte aus dem Viertel und verließ sie.

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Als Diana Elschner letztes Jahr gemeinsam mit ihrem Freund nach Mumbai reiste, wusste sie noch nicht, welch bewegendes Thema sie in den nächsten Wochen beschäftigen würde. Schon ein paar Jahre zuvor reiste die Journalismus-Studentin nach In-dien, war angetan von der Vielfältigkeit des Landes und woll-te daher unbedingt noch ein zweites Mal dorthin – dieses Mal mit Kamera. Das Interesse am Fotografieren wurde bei einem Fotokurs von Prof. Uwe Mann geweckt. Gemeinsam mit ihrem Freund kaufte sie Kamera sowie Objektive und reiste mit dem Ziel nach Mumbai, ein fotojournalistisches Projekt zu realisie-ren. „Ich war mir sicher, die Reise würde mich schon zu span-nenden Thematiken führen“, erinnert sich die heute 27-Jährige.

Soziale Arbeit im RotlichtviertelAuf der Straße kam Diana mit einer Gruppe Frauen ins Gespräch. Mithilfe einer indischen Freundin, die die Unterhaltung dol-metschte, stieß sie so auf die ersten bewegenden Schicksale. Sie wusste, am Thema müsse sie dranbleiben. Über die Facebook-Seite „Humans of Mumbai“ wurde sie auf die Geschichte einer Frau aufmerksam, die in einem der Rotlichtviertel Mumbais leb-te. In jungen Jahren wurde sie entführt, vergewaltigt, bekam ein Kind. Diana war tief berührt und folgte dem darunter stehenden Link zur Hilfsorganisation Purnata, die sich für solche Frauen einsetzt. Sie nahm Kontakt auf und erzählte von ihrem Vorha-ben. Die Organisation erklärte sich einverstanden. Drei Wochen lang schloss sich Diana den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbei-tern im Rotlichtviertel an, anfangs noch ohne Kamera. Da die Frauen ihm misstrauten, konnte Dianas Freund sie meist nicht begleiten. Die Studentin sah sich um, half bei der Essensausgabe, tastete sich vorsichtig an die Frauen heran. Nach und nach ka-men sie ins Gespräch, Diana war überrascht von der Offenheit, die ihr entgegengetragen wurde.

Suche nach einem besseren LebenWas die Journalismus-Studentin am meisten erstaunte, war, dass die Geschichten der Frauen sich stark ähnelten: „Die Schicksale waren fast immer die Gleichen. Sie fingen mit einer glücklichen Kindheit an“, berichtet Diana. „Eines Tages wurde den Mädchen dann ein besseres Leben in der großen Stadt versprochen. Ein Mittelsmann könne sie mit nach Mumbai nehmen, wo sie dann als Haushaltshilfe arbeiten würden. Sie kamen also mit der Hoffnung nach einem besseren Leben nach Mumbai, wurden weitergereicht und fanden sich plötzlich in einem Bordell wie-der.“ Eine zweite Geschichte, die Diana häufig zu hören bekam: junge Mädchen, die früh verheiratet wurden. Als der Ehemann

das Interesse verlor, verkaufte er sie an ein Bordell. „Die Mäd-chen werden in der Zeit, in der sie noch minderjährig sind, in Hinterzimmern, Schränken und hinter Badezimmerkacheln versteckt. Nur zum Arbeiten dürfen sie ihr Versteck verlassen. Dort wird dann ihr Wille gebrochen“, so die Studentin.

Out of the box – über den TellerrandDiana Elschner hörte in den Wochen, in denen sie regelmä-ßig im Rotlichtviertel unterwegs war, von vielen grausamen Schicksalen. Auf die Frage, wie sie mit all den unfassbaren Ge-schichten umgegangen sei, erklärt sie: „Man weiß oft gar nicht, wie man seine Gefühle einordnen soll. Die ganzen Dinge, die man zu hören bekommt, sind absolut out of the box. Es geht mit dem Erfahrungsschatz, den man hat, nicht überein. Natür-lich hat mich das alles mitgenommen.“ Das Fotografieren und Schreiben darüber hätte ihr aber beim Verarbeiten sehr gehol-fen. Sie zeichnete die Gespräche mit den Frauen auf, machte sich Notizen. „Neben den Aussagen der Frauen habe ich vor al-lem Sinneseindrücke dokumentiert“, erinnert sich die 27-Jäh-rige, „wie hat alles ausgesehen und gewirkt, welche Gerüche habe ich wahrgenommen.“

Zeichen gegen globalen MenschenhandelZurück in Magdeburg kontaktierte sie Maren Pätzmann von der Buckauer Ladengalerie Konsortium. „Ich wollte die Ge-schichten unbedingt nach außen tragen und Bewusstsein für das Thema schaffen.“ Einen Monat lang stellten sie und ihr Freund ihre Fotos und Interviewausschnitte aus. Mit den Fotografien aus Mumbai soll ihr Projekt jedoch nicht enden. Im vergangenen Oktober reiste Diana sechs Monate lang für ein Praktikum bei der Gesellschaft für Internationale Zusam-menarbeit nach Äthiopien. Nebenbei wollte sie auch ihre Fo-toreportage fortsetzen, wohnte sogar mitten im Rotlichtviertel Addis Abebas. Allerdings fehlte ihr neben dem Praktikum die Zeit, von der sie dort eine Menge gebraucht hätte: „Die Frauen geben dort nicht viel von sich preis. Außerdem wird Fotografie dort nicht gern gesehen. Es könnte immer sein, dass man für die Regierung arbeitet und jemanden ausspioniert.“ Vielleicht komme sie aber eines Tages wieder zurück, dann mit mehr Zeit im Gepäck. „Mein Ziel ist es, mir auf fünf Kontinenten in ins-gesamt fünf bis zehn Ländern die verschiedenen Facetten von Prostitution und Menschenhandel anzusehen. Daraus möchte ich eine Fotoserie machen, in der ich zeige: Menschenhandel ist ein weltweites Problem.“

LISA PURRIO

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STUDIUM+ KARRIERE– ERWARTUNGEN__________________= GLÜCK?

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Millennials: der Amazon-Store unter allen Generationen

Frei, jung und wild oder wählt die Generation Y doch lieber den Notausgang in Richtung angepasst und sicher? Was ist es eigentlich, das die zwischen 1980 und 2000 Geborenen bewegt und bremst, wenn sie über ihre Zukunft nachdenken? Lisa Purrio und Sebastian

Berens haben sich auf der Suche nach Antworten unter ihresgleichen begeben.

Wir sind hervorragend ausgebildet, nach dem Abitur erst ein-mal ab ins Ausland, Work and Travel, ein bisschen die Seele bau-meln lassen, uns selbst finden und gleichzeitig auch noch etwas für den Lebenslauf tun. Anschließend geht‘s ab an die Uni, bloß keine Ausbildung, man möchte ja schließlich Karriere machen, ordentlich was auf dem Konto haben, damit Familienplanung und Hausbau auch ja gelingen. Trotzdem nie die Selbstverwirk-lichung aus dem Blick verlieren, gepaart mit einem hohen Maß an Sicherheit. Ach ja und dann wäre da ja noch die Work-Life-Balance, die paradoxerweise trotz ständiger Erreichbarkeit ganz oben auf der Skala steht. Wird es im Job, der heute gefühlt we-sentlich stressiger ist als noch vor 20 Jahren, dann doch mal zu viel, wird eben ganz selbstverständlich ein Sabbatical eingelegt. Eine Prise Flexibilität und ein ordentlicher Schuss Networking dazu – voilà! Herzlich willkommen in der Generation Y, dem Amazon-Store unter den Generationen. Hier finden Sie alles, je-derzeit verfügbar, unverbindlich und stetig wachsend.

Immer unter StromPuh, aber erst mal durchatmen. Na, äußern sich schon erste An-zeichen von Stress? Schwitzige Hände? Steigt der Puls? Perfekt! Dann fühlt ihr euch wie ein Drittel der Millennials. Das besagt zumindest eine repräsentative Arbeitsmarktstudie der Ham-burger Personalvermittlung Orizon aus dem vergangenen Jahr. Die Umfrage unter 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-mern ergab, dass vor allem junge Menschen, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, über Stress klagen und sich in ihrem Job nicht wohlfühlen. Insgesamt zwei Drittel von ihnen sehen

sich am Arbeitsplatz psychisch unter Druck gesetzt. In den anderen Altersgruppen fiel dieser Wert deutlich niedriger aus. „Zwischen Prüfungsstress, Nebenjob und Praktikumssuche kann die Zeit schon mal ganz schön knapp werden“, erzählt Wasserwirtschaft-Student Marc. Eine Auszeit bei der Familie in der Altmark lässt sich der 22 Jahre alte Ypsiloner trotzdem nicht nehmen.

Seid doch mal flexibel!Doch wieso all der Stress? Wegen unserer Arbeitsmarktstruk-turen! Darauf weist zumindest eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung hin. Diese hat eine Studie aus dem Jahr 2017 zum Thema Legitimationsprobleme in der Erwerbsarbeit des Sozialforschungsinstituts Göttingen (SOFI) genauer unter die Lupe genommen und unter anderem festgestellt: Unsicher-heiten und Krisen von Angehörigen der Generation Y werden wie auch labile Übergänge von der Ausbildung ins Arbeitsle-ben und Anforderungen zur Flexibilität für die Befragten als normal empfunden. Die Biografien aller Teilnehmden waren geprägt von Umwegen und Brüchen. Die Studie hebt beson-ders hervor, wie stark sich junge Menschen anpassen, um ihre Arbeitsmarktchancen zu erhöhen und ihre Arbeitsbedingun-gen zu verbessern. Wohnortwechsel oder unbezahlte Prakti-ka sind dabei keine Seltenheit, allein schon, wenn es um den Ausbildungs- oder Studienplatz geht. Kaum einer der Befrag-ten erhielt zudem nach der Ausbildung oder dem Studium eine unbefristete Stelle, nahezu alle hatten schon mindestens einen Arbeitsplatzwechsel hinter sich.

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Kampf der EllenbogenDa haben wir also den Beweis, dass der Stress und die Zu-kunftsängste unserer Generation mehr als bloße Klischees sind. Im Gegensatz zur Generation unserer Eltern setzen uns schon in der Ausbildungsphase die Flexibilitätsanforderun-gen und Unsicherheiten unseres globalisierten Arbeitsmarktes unter Druck. Wenn das Erlangen einer unbefristeten Beschäf-tigung als Glückssache empfunden wird, so braucht es auch nicht verwundern, wenn bereits in jungen Jahren die Ellen-bogen ausgefahren werden. Ein unschöner aber nicht gerade seltener Zustand, der auch Industrial-Design-Studentin Anna aufgefallen ist: „Ich finde es sehr schade, dass es unter den Studierenden kein richtiges Gemeinschaftsgefühl gibt. Viele kämpfen nur für sich, allein schon bei der Klausurvorberei-tung. Hier fehlt mir manchmal das gemeinschaftliche Lernen.“

Jobeinstieg mit AbstrichenAlso eine Generation voller Einzelkämpfer? Journalismus-Student Daniel hätte dafür vielleicht eine passende Erklä-rung parat: „Ich habe viele Freunde, die in letzter Zeit ihren Abschluss gemacht haben. Keiner hat direkt einen festen Job gefunden. Oft läuft der Einstieg über ein Praktikum oder ein Volontariat. Die Konkurrenz ist so groß, da macht man beim Berufseinstieg dann erst einmal Abstriche.“ Ihn selbst, so sagt er, stresse der Konkurrenzdruck aber nicht so sehr.

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Schnelllebigkeit vs. EntschleunigungStephan Krüger, der den Bachelor- und Master-Studiengang Rehabilitationspsychologie an der Hochschule studierte, heu-te als Psychologe in einer Tagesklinik arbeitet und mit seinen 35 Jahren selbst Teil der Generation Y ist, nimmt diese Ängste ebenfalls wahr: „Vor dem Hintergrund zunehmender Digita-lisierung einhergehend mit der ständigen Verfügbarkeit von Wissen bei zeitgleich fehlender Orientierung und steigenden Erwartungshaltung habe ich schon das Gefühl, einem beson-deren Druck ausgesetzt zu sein. Ich persönlich merke das in der Ambivalenz einer schnelllebigen, digitalisierten Gesell-schaft mit allen damit einhergehenden, erforderlichen, sich stets aufdrängenden Anpassungsleistungen und dem zeitglei-chen Wunsch nach Entschleunigung.“

Mehr als eine SchubladeWas wir bisher wissen: Laut Klischees sind wir die Generati-on der Selbstoptimierer und Work-Life-Balance-Jongleure. Untersuchungen zeigen, dass uns Studium und Arbeit mehr Stress bereiten als vorherigen Generationen, was unter ande-rem an förmlich nach Flexibilität schreienden Arbeitsmarkt-strukturen liegt. Studierende der Hochschule scheinen un-terschiedliche Ansichten zu ihrer Generation zu haben: Die einen nehmen die Ellenbogenmentalität wahr, achten jedoch auf eine gesunde Work-Life-Balance, die anderen kriegen von Stress und Konkurrenzdruck wenig mit.

Kopf aus, Herz an!Also noch mal: Sind wir nun jung und wild oder tatsäch-lich angepasst und leistungsorientiert? Alle vier Attribute finden wir in unserer Generation wieder. Oft haben wir das Gefühl, dass unsere Altersgenossinnen und -genossen zu oft die Karriere im Auge haben. Das muss bei uns jedoch nicht unbedingt auf konventionelle Art und Weise über Fleiß und Verzicht geschehen. Hier kommen bei uns nämlich dann das Freie und Wilde ins Spiel: Wir optimieren unseren Lebenslauf durch Reisen, durch selbstständige Arbeit oder auf anderen, kreativen Wegen. Wir probieren uns aus, wagen Neues, sind mutig. Persönlich würden wir uns dennoch sehr für unsere Generation wünschen, dass wir genau dieses Freie und Wilde auch mal aus anderen Gründen tun würden: Karrieredenken aus, Lebensfreude an!

LISA PURRIOSEBASTIAN BERENS

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Hit the road – jederzeit in Aufbruchstimmung

Auf Reisen mit Camper und Corgi Wenn Janice Dombrowsky von ihren Reisen erzählt, fangen ihre Augen an zu leuchten, ihre

Gestik wird großzügig, man bekommt das Gefühl, sie sitzt wieder in ihrem umgebauten Bulli und nimmt einen mit an neue, spannende Orte. Dorthin, wo der Küstenwind weht, es

nach Abenteuern duftet und Zeit zum Fremdwort wird.

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sie in Groningen über die holländische Fahrradkultur und über hundefreie Fuß-gängerzonen. Sie genossen die Ruhe ih-res Stellplatzes mitten auf einem idylli-schen Bauernhof in Ypecolsga, kauften gleich drei verschiedene Sorten Edamer in der Käsestadt und erkundeten natür-lich auch die vielen Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Amsterdam.

Zu Besuch bei der Corgi-FamilieEin Moment der Hollandreise ist Janice und vielleicht auch Hündin Sookie be-sonders in Erinnerung geblieben: „Mich hat die Geschichte meines Hundes schon immer interessiert. Von den Vorbesit-zern wusste ich nur, dass ihre Eltern aus den Niederlanden kommen“, berichtet die 27 Jahre alte Dozentin. Im Heimtier-ausweis stand die Adresse, also fuhren sie hin und trafen vor Ort tatsächlich auf Sookies Eltern. „Das war ein ganz beson-deres Erlebnis. Ich fand es spannend, wie sie aussehen und was für einen Charak-ter sie haben“, berichtet Janice. Die Pa-rallelen waren nicht zu übersehen: Die etwas verschlafene Art von Sookie ließ sich beim Vater wiederfinden, die Bell-freudigkeit scheint die Hündin von ihrer Mutter geerbt zu haben.

Kreuzworträtsel im RegenEs folgten weitere Trips in die Toskana und in verschiedene Orte Deutschlands, unter anderem nach Brandenburg. „Dort hat es eigentlich fast nur geregnet“, er-innert sich Janice. Auf die Frage, was man denn an Regentagen als Camper so macht, lacht sie: „Der Regen macht mir nichts. Manchmal ist es auch einfach

2016 kauften sich Janice Dombrowsky, Lehrbeauftragte für besondere Aufgaben im Bereich Deutsch als Fremdsprache, und Partner Tommy einen gebrauchten Kleinbus mit dem Ziel, damit die Welt zu bereisen. Immer mit dabei: Corgi-Hündin Sookie. Doch bevor es losgehen konnte, musste an dem Bus ordentlich gewerkelt werden. Nach und nach fan-den ein neuer Boden, eine Wärmedäm-mung, ein selbst gebautes Bettgestell und eine Kommode den Weg in den Bus. Eine Gasherdplatte, eine große Kühlbox und ein Wasserkocher komplettierten den Eigenbau. Im Frühjahr 2017 war der Wagen dann bereit, in die Ferne aufzu-brechen.

Himmel voller bunter RegenschirmeDie erste Tour führte das Paar nach Dä-nemark. Vier Tage lang bereisten sie den südlichen Teil des Landes, genehmigten sich auf der Insel Rømø echtes, dänisches Softeis, genossen es, sich in Esbjerg frei mit Hündin Sookie am Strand bewegen zu können, ließen sich auf dem Cam-pingplatz in Ringkobing Fjord von einem magischen Sonnenuntergang verzau-bern und bewunderten in Vejle die mit bunten Regenschirmen geschmückte In-nenstadt. „Am besten hat mir aber unser Stellplatz in Fredericia gefallen“, erinnert sich Janice mit verträumtem Blick, „ein ganz kleiner Küstenort, an dem wir mit unserem Bulli direkt am Wasser standen. Das war einfach der Wahnsinn.“

Vom Reisefieber gepackt, ging es im Ap-ril weiter, dieses Mal auf eine Rundreise durch die Niederlande. Dort staunten

schön, zwei Tage nicht zu Hause zu sein. Ich mache dann Kreuzworträtsel und genieße die idyllische Ruhe.“

Für dieses Jahr stehen die Ziele schon fest: Das Kyffhäusergebirge, ein paar Tage an die Mosel mit einem Abstecher nach Frankreich und eine Tour durch Schweden. Wie auch über ihre vorheri-gen Reisen wird Janice Dombrowsky da-rüber auf ihrem Blog „Mit Camper und Corgi“ berichten: „Im Internet gibt es viele Reise- und Hundeblogs. Ich möchte beides miteinander verbinden.“

LISA PURRIO

Auf ihrer Tour durch die Niederlande ent-deckte Janice Dombrowsky zusammen mit Partner Tommy und Hundedame Sookie die ein oder andere typische Windmühle. In der Käsestadt Edam kauften sie gleich mehrere Sorten Edamer.

Paddeln im Spreewald: Auch hier darfCorgi-Hündin Sookie nicht fehlen.

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Ich sage dir, was du nicht siehst.

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Blau-weiße Fußballfans kennen keine Grenzen

Nah am Spiel und immer auf Ballhöhe – die Blindenreportage des 1. FC Magdeburg weiß, aktionsgeladene Spiele situationsgenau in Worte zu fassen. Neben der Initiative Fanradio unterstützen auch Studierende des Studiengangs Journalismus der Hochschule Magdeburg-Stendal das Inklusionsprojekt in der MDCC-Arena.

gung ist es ihr möglich, mit einem Auge einen kleinen Radius zu erkennen. Hen-ning Krauses Sehvermögen ist schleichend erloschen. Eine angeborene Sehschwäche ist dafür verantwortlich, dass der 58-Jäh-rige heute gänzlich erblindet ist. Dass sie das Spiel gar nicht sehen können, fällt auf dem ersten Blick jedoch kaum auf. Als die Domglocken gefolgt von The Offsprings „Neocon“ erklingen und ihre Lieblings-mannschaft in weiß-blauen Trikots den leuchtend grünen Rasen betritt, tosen Pfif-fe, Klatschkonzerte und Gesänge durch die Reihen, die auch bei Astrid und Henning im oberen Block 20 kein Ende nehmen.

Dafür, dass die beiden eingefleischten Fans keinen Moment des Aufstiegskampfs ihres Clubs verpassen, sorgt die Blindenreporta-ge des 1. FC Magdeburg, die 2015 unter Lei-tung von MDR-Moderator Sören Thümler

29. Spieltag in der MDCC-Arena: Nach und nach füllt sich die Luft mit Stim-men. Tausende Menschen strömen eng und enger auf die Tribünen. Angeregte Debatten über das Kommende dringen von allen Seiten durch die Ränge. Das Stadion wird zum Wohnzimmer, das scheinbar die ganze Stadt verbindet. Als die Magdeburger Hymne aus den Laut-sprechern ertönt, bietet sich eine Fan-kultur dar, die ihresgleichen sucht. Was 99,9 Prozent der mehr als 17.000 Fuß-ballfans als blau-weißes Menschenmeer mit Schalparade und schwenkenden Fahnen wahrnehmen, ist für Astrid und Henning ein rein akustisches Erlebnis.

Begeistert mit HandicapAstrid Mertens hat seit der Geburt eine star-ke Gesichtsfeldeinschränkung. Nur mit ei-nem Hilfsmittel und unter großer Anstren-

initiiert wurde. „Der 1. FC Magdeburg war einer der ersten Vereine, der die Blinden-reportage in der Regionalliga einführte“, erklärt Desirée Rodriguez begeistert. Die 21 Jahre alte Journalismus-Absolventin, die in ihrer Heimat Barcelona selbst viele Jahre im Stadion kickte, kennt die Blindenreportage noch in Kinderschuhen, als die Technik ge-liehen und der Service nur unregelmäßig angeboten wurde. Seit Anfang 2016 verfügt der Club über eine eigene spendenfinan-zierte Audio-Guide-Anlage mit 20 Audio-plätzen für Menschen mit Sehbehinderung und deren Begleitung. Die Blindenreporta-ge gehört seitdem zum festen Bestandteil der heimischen Stadionkultur.

Tore-Feuerwerk im OhrMit der Einrichtung der Blindenreporta-ge ist Henning Krause zum Dauerkarten-Besitzer geworden. Während er früher

Hennings und Astrids Handicap, eine Sehbehinderung, hindert sie nicht, den Auftstiegskampf ihres blau-weißen Lieblingsclubs zu verfolgen.

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deburg. Energisch kommentiert er das Match, beschreibt nahezu metergenau die Verortung des Balles, weiß schnell die Gesten des Schiedsrichters zu lesen, Hin-tergrundwissen zu Spielern, Trainer und Verbindungen zu den Gästen zu streuen, stets darauf bedacht, die Partie so bild-lich wie möglich zu beschreiben: „Pick schafft es, sich den Ball hervorragend zu erlaufen. Er serviert Beck den Ball in den Strafraum und der ist ganz alleine, macht jetzt eine Flanke und ...“ – „TOOOR“, stimmt das gesamte Stadion in der vier-ten Spielminute im Chor mit ein. Astrid und Henning reißt es überglücklich von ihren Plätzen. Ein Schauspiel, das sich in den kommenden 86 Minuten noch fünf-mal wiederholen wird.

Zwischenmenschlich starkDie Reportage ist anspruchsvoll und ver-langt den Reportern viel Konzentration

kaum eine Partie im Stadion versäumte, konnte er nach seiner Erblindung die Spiele nur noch am Radio verfolgen, er-zählt der sympathische Fan, der in seiner Freizeit den Blindensport Torball be-treibt. Auf die Frage, was ihm an dem In-klusionsprojekt am besten gefalle, findet er eine klare Antwort: „Wenn der Repor-ter ‚TOOOR‘ schreit“, lacht er.

Radiomoderation und Blindenreporta-ge könne man kaum miteinander ver-gleichen, meint Torsten Kühlborn. Trotz Fanradioerfahrung war die Moderation für den Versicherungsmakler anfangs eine Herausforderung. „Wir müssen ein bisschen schneller sein, als der Rest der Zuschauer, damit die Blinden auf der Höhe der Zeit sind und mit ihren Freun-den über das Spiel diskutieren können“, begründet er. Seit 40 Jahren begleitet er die Höhen und Tiefen des 1. FC Mag-

ab, weiß auch Journalismus-Student Se-bastian Möbius. Seit vergangenem Som-mer unterstützt der 22-jährige Bernburger das Projekt, nachdem ihn Desirée mit ih-rer Leidenschaft ansteckte. Bei seiner Mo-deration setzt er auf gute Vorbereitung, Authentizität und Emotionen. „Die blin-den Fans erwarten das von uns“, sagt er.

„Ich finde, im Journalismus muss man die Reportage für Blinde auch mal gemacht haben“, ist Desirée überzeugt. „Am Ende des Tages können Blinde und Sehende ge-meinsam über das Spiel diskutieren. Das wäre ohne die Blindenreportage des 1. FC Magdeburg nicht möglich“, ist sie sicher und erinnert sich an einen ihrer schönsten Stadionmomente, als Henning ihr mit den Worten dankte: „Du hast mir für diese 90 Minuten die Augen wiedergegeben.“

KATHARINA REMIORZ

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Seit 40 Jahren verpasst Torsten Kühlborn kein Spiel des 1. FC Magdeburg. Nachdem er beim Fanradio bereits Landespokalspiele moderierte, unterstützt er nun die Blindenreportage.Fo

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Vortragsreihe zur WM 2018Das Spiel ist aus?Zur Zukunft des Fußballs zwischen Kommerz und PropagandaDie Fußball-Weltmeisterschaft naht und mit ihr – nun schon traditio-nell – eine passende Vortragsreihe an der Hochschule in Magdeburg. Gäs-te aus dem Sportjournalismus, der Politik, der Sozialen Arbeit und dem Fußball reden über die Schwierigkei-ten moderner Berichterstattung, über Kommerz in den Vereinen und Medi-en. Es geht auch um Publikum, Pro-vokationen und Protest. Erster Gast ist am Abend des 19. April Philipp Köster, Chefredakteur von 11Freun-de, dem Magazin für Fußballkultur.

Details zur Reihe, die kurz vor der WM beendet wird, gibt es Anfang Ap-ril auf der Webseite der Hochschule. Die Veranstaltungen sind öffentlich.

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Schwitzen, Zittern, Erröten

5 Tipps gegen LampenfieberLampenfieber ist eine natürliche Reaktion, die wohl alle Studierenden mal erleben.

Doch was tun, wenn die Hände schwitzen, die Stimme schwach wird und die Knie zit-tern? Prof. Dr. Martina Schwanke gibt fünf Tipps, um Lampenfieber zu überwinden.

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Viele Studierende kennen Lampenfieber. Es kann wie aus heiterem Himmel bei einer wichtigen Präsentation auftreten, die mit ei-ner Beurteilung durch andere verknüpft ist: durch die Lehrkraft, durch die Mitstudieren-den oder gar durch ein größeres Publikum bei einer Projektpräsentation. In solchen Fällen stellt eine Präsentation gleichsam eine Bedrohung für das Selbstwertgefühl dar, weil sie auch negativ ausfallen und somit Gefühle des Versagens hervorrufen könnte. Dabei ist Lampenfieber gar nicht selten: Ob beim Film, in der Musik, auf der Bühne oder im Management – viele sind betroffen, nur empfinden sie es eher positiv als ein natürliches Doping, das ihnen den letzten Kick gibt – ohne Lampenfieber kein Erfolg. Doch was tun, wenn Projektpräsen-tationen, Bewerbungsgespräche oder ein Bachelor-Kolloquium mit Katastrophen-phantasien verknüpft werden und ein Miss-erfolg unvermeidlich zu sein scheint?

1. MentaltrainingWenn der Blick nur noch auf die eigenen Defizite und Misserfolge gerichtet ist, kann durch Mentaltraining gelernt werden, Situ-ationen neu zu bewerten und das volle Leis-tungspotenzial abzurufen.

2. ZeitmanagementEin Semester kann plötzlich sehr kurz sein. Hilfreich ist es daher, einen Zeitplan mit

genauen Arbeitszeiten und Pausen auf-zustellen. Dabei sollten Belohnungen für Erfolge in einzelnen Arbeitsphasen nicht vergessen werden.

3. EntspannungAutogenes Training, progressive Muskel-relaxation etc. helfen, Stresssituationen zu bewältigen und gelassener zu sein.

4. VorbereitungFrühzeitige Literaturbeschaffung, Kontakt zur Lehrkraft für die inhaltliche Absprache, rechtzeitige Erstellung der PowerPoint-Folien und der Handouts, Technik-Check, Prüfungssimulation mit Videoaufzeich-nung und ein paar freundliche Supporter im Vortragsraum sorgen für emotionale und fachliche Sicherheit.

5. Aktiv seinÖffentliche Redesituationen sollten be-wusst aufgesucht werden, um selbstsicher auftreten zu können.

Letztendlich bedeutet der Umgang mit Lampenfieber Akzeptanz und ein gutes Selbstmanagement, denn mit mentaler und emotionaler Stärke gelingt es, Lam-penfieber als positive Energie zu nutzen.

PROF. DR. MARTINA SCHWANKE

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Interviewmagazin Inter.Vista geht in die fünfte Runde

Wie ökologisch sind Sie eigentlichprivat, Frau Umweltministerin? Nah, persönlich, echt: Im Interviewmagazin Inter.Vista der Hochschule Magdeburg-Stendal erzählen Persönlichkeiten aus Mag-deburg ihre Lebensgeschichte. Im Wintersemester 2015/16 stellte Dozent Dr. Uwe Breitenborn das Projekt zusammen mit Jour-nalismus-Studierenden auf die Beine. Im Frühsommer erscheint die mittlerweile fünfte Ausgabe. Ein Blick hinter die Kulissen.

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Auch Jenny ist vor allem von den Zug-Geschichten der Umweltministerin be-geistert, zudem ist sie beeindruckt von Dalberts Leidenschaft für die Psychologie: „Das sind wirklich die schönsten Momen-te, wenn du merkst, dass du den Menschen auf etwas ansprichst, für das er brennt.“

Solche Momente gab es in der Geschich-te von Inter.Vista oft: Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper verriet, wie er seine jetzige Frau über eine Zeitungsannonce kennenlernte, und Maik Franz, ehema-liger Fußballer und heutiger Assistent der Geschäftsführung beim 1. FC Mag-deburg, sprach über seinen Aberglaube und erzählte, dass er vor jedem Spiel die gleichen Lieder hörte und stets zuerst den linken Schuh anzog. „Die Bandbreite un-serer Interviews ist gigantisch“, berichtet Breitenborn stolz. „Vom Ministerpräsi-denten über die Musikerin, den Kriminal-rat und Zoodirektor bis hin zum Rechts-mediziner war schon alles dabei.“ Seit Beginn wird er dabei von Tutorin Arlette Krickau unterstützt. Mittlerweile wurden

Als näherkommende Schritte und Stim-men auf dem Flur des Umweltministeriums zu hören sind, rückt Jenny noch einmal schnell ihren Stuhl zurecht, Marco streicht sein Shirt glatt. Die Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert betritt gemeinsam mit ihrer Pressesprecherin den großzügigen Konferenzraum, in welchem die kleine Stu-dierendengruppe rund um Dr. Uwe Breiten-born gespannt wartet. Freundlich begrüßt die 63 Jahre alte Politikerin alle Anwesen-den mit einem kräftigen Händedruck, dann nimmt sie zwischen Jenny und Marco, die das heutige Interview führen, Platz. Gründ-lich haben die beiden Dalberts Lebenslauf studiert – von ihrer Kindheit in Köln über ihre akademische Laufbahn als Psycholo-gie-Professorin bis hin zur Umweltministe-rin Sachsen-Anhalts. Der gemeinsam erar-beitete Fragenkatalog liegt vor den beiden Journalismus-Studierenden. Fragen, die Dalbert nun hoffentlich spannende, viel-leicht auch überraschende Antworten ent-locken werden.

„Wir beginnen zum Anfang direkt mit der schwierigsten Frage“, steigt Marco in das Interview ein, „in Sachsen-Anhalt gibt es ja immer den Kampf zwischen Halle und Magdeburg. Wir wollen Sie gar nicht in die Bredouille bringen, deshalb fragen wir lie-ber: Saale oder Elbe?“ Eine Dreiviertelstun-de lang folgen weitere Fragen wie „Sie fah-ren viel Zug, können Sie uns Geschichten aus dem Zug erzählen?“, „Wie ökologisch sind Sie eigentlich privat?“ oder „Inwie-weit hilft Ihnen die Psychologie auch heu-te noch als Politikerin?“ Jenny und Marco gewinnen zunehmend an Lockerheit, ihre gut durchdachten Fragen bringen die Um-weltministerin ins Plaudern.

„Das Interview hat wirklich Spaß ge-macht“, beteuert Claudia Dalbert nach dem Gespräch, „es ist schön, bei einem solch tollen studentischen Projekt dabei zu sein und die Atmosphäre war sehr ent-spannt.“ Nicht nur die Umweltministerin ist zufrieden: „Es lief sehr gut, vor allem, weil sie Anekdoten erzählt hat. Mit de-nen kann man nie rechnen, das wertet ein Interview enorm auf“, strahlt Marco.

im Rahmen des Projekts schon über 100 Interviews durchgeführt. „Für die Studie-renden ist es eine tolle Möglichkeit, jede Menge journalistisches Handwerk zu er-lernen“, so Breitenborn. Von der Konzep-tion, dem Durchführen der Interviews und dem Fotografieren der Interviewten bis hin zu Layout, Design und Lektorat wird alles selbst erarbeitet.

Im Frühsommer erscheint die nächste Ausgabe, in der neben der Umweltminis-terin weitere spannende Magdeburger Persönlichkeiten via Interview und den für das Magazin typischen, hochwertigen Schwarz-Weiß-Fotos porträtiert werden. Langsam vervollständigt sich das „Puzzle Magdeburg“, welches das Projekt Stück für Stück zusammensetzt.

Neugierig geworden?Alle Interviews von Inter.Vista zum Nachlesen: www.inter-vista.de

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Alles in Eigenarbeit: Jana Bierwirth, Luise Hensel und Dr. Uwe Breitenborn bei Satz und Bildbearbeitung für das vierte Heft des Interviewmagazins Inter.Vista.

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Simon Frübis, Veronika Weiß

Design-Studierende tauchen Magdeburger Dom in magische Farben

Mein Herz tanzt – im Lichtermeer Mehr als 60 Jahre blieb die große Westempore des Magdeburger Doms nach der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg leer. An

eine Reparatur der alten Domorgel war nicht zu denken, der Bau einer neuen scheiterte 1955 u. a. an bürokratischen und finanziellen Hürden. Doch mit der Berufung des Domkantors und -organisten Barry Jordan sollte die seit mehr als 750 Jahren zelebrierte Orgel-

musik wieder liturgisch und konzertant gespielt werden. Zehn Jahre nach der Einweihung findet Anfang Mai ein besonderes Konzert-erlebnis statt, in dem die Klänge der Orgel dank drei Design-Studierenden mit Ohren, Augen und Herzen erlebbar sein werden.

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Einzeln erklingen die Akkorde im sakralen Raum, ehe sie im Hall verschwinden. Jeder Ton scheint voll ausgekostet zu werden. Die Stille setzt Kontraste. Erst allmählich wächst die Musik zu einem sphärischen Gesamtkonstrukt heran – wie das Erwachen einer Pflanze nach dem langen Winter oder – wie es Student Nils Suhr interpretierte – wie das Aufleben eines Herzens.

Leuchtende GotikDas minimalistische und zugleich rhythmische Stück „Riff-Raff“ vom britischen Komponisten Giles Swayne setzt die Eröffnungssze-ne eines 60-minütigen Orgelkonzerts Anfang Mai im Magdeburger Dom. Unter dem Titel „Nachthimmel“ inszenierte Domkantor und -organist Barry Jordan eine musikalische Reise, die das zehnjähri-ge Jubiläum der majestätischen Hauptorgel zelebriert. „Die Stücke haben viele Dimensionen und Facetten, die man beim einmaligen Hören nicht durchdringen kann“, erklärt Isabel Tönniges von der Magdeburger Dommusik. Lichtprojektionen auf den 30 Meter ho-hen Wänden der gotischen Kathedrale sollen die Orgelmusik daher visualisieren und optisch verstärken. Die Installationen wurden von den Interaction-Design-Studierenden Veronika Weiß, Simon Frübis und Nils Suhr entwickelt.

Klassik trifft ModerneSeit mehreren Monaten arbeiten sie an der medialen Begleitung, die Klang und Licht zu einem pulsierenden, interaktiven Farben-kunstwerk verschmelzen und den mehr als 800 Jahre alten Dom in einen Ort der Magie verwandeln sollen. Zu jedem der fünf Orgel-stücke von Giles Swayne, Sofia Gubaidulina, Gustav Holst und Gy-örgy Ligeti haben sie eine eigene Choreografie entwickelt, die sich von abstrakten Formen bis hin zu einer Geschichte mit konkreten Motiven verwandelt. „Die ausgewählten Stücke wirken sehr zeitge-mäß“, meint Veronika Weiß und zeigt sich vor allem von dem Werk „Volumina“, das die technischen Grenzen der Orgel auslotet, begeis-tert. „Durch die Dom- und Orgelführung sowie die Gespräche zu Beginn des Projekts hatten wir viel Input. Die größte Inspiration waren jedoch die Stücke selbst“, erinnert sich die Studentin.

Gewaltige KlangfarbenAuch Nils Suhr hat sich von der Dynamik der Musik anstecken las-sen. Als Metapher zum Stück „Riff-Raff“ gestaltete er ein „tanzendes Herz“, das in Form eines drei Meter großen Ballons zwischen Tauf-becken und Orgel schweben wird und die Geschichte des Lebens

erzählt: „Die Visualisierung auf dem Ballon zeigt eine Sphäre, die sich durch Rotation, Verformung, Verzerrung und Skalierung zu den Rhythmen und Klängen des Werkes bewegt und den Eintritt ins Leben durch die Taufe bis hin zum Ermüden und Abklingen darstellt“, erzählt er.

Bilder mit FeingefühlDie visualisierten Effekte reagieren in Echtzeit auf die Klänge der Orgelmusik. Für die technische Umsetzung werden im Dom fünf Beamerprojektionen per Software zu einem großen Bild zusam-mengefügt. Die Ideen hierfür haben die Studierenden zuvor in ei-nem Moodboard gesammelt und deren Wirkung in sogenannten Mockups (rechts) simuliert. „Für uns ist es schön, den Dom auch mal in einer anderen Perspektive zu sehen“, freut sich Isabel Tön-niges und ergänzt: „Nachdem der Vorverkauf für das Konzert am 4. Mai so gut anlief, haben wir uns entschieden, das Musikerleb-nis auch am 5. Mai anzubieten.“

Studierende im KlangrauschAb April stehen für die Studierenden intensive gemeinsame Pro-ben mit Domkantor Barry Jordan an, in denen Einsatz, Wirkung und Technik auf dem Prüfstand stehen. „Durch unsere Arbeiten befinden wir uns oft abends im menschenleeren Dom. Die Stim-mung und auch die Architektur sind wirklich beeindruckend, sehr ruhig und meditativ“, sagt Veronika. Den Klang der Orgel im sakralen Raum beschreibt sie als umwerfendes Erlebnis. „Span-nend ist, welche neuen Blicke sich in diesem weiten Gebäude er-geben, wenn man die Zeit hat, sich damit auseinanderzusetzen.“

Neben den Lichtinstallationen, die mit Beginn des Konzerts um 21 Uhr zu sehen sind, entstanden unter Leitung von Prof. Domi-nik Schumacher und Prof. Dr. Michael Herzog auch zwölf inter-aktive Projekte, die die Geschichte und Geheimnisse des Magde-burger Doms veranschaulichen und bereits bei der Werkschau im Februar auf großen Anklang stießen. Die Arbeiten der über 20 Studierenden der Master-Studiengänge Interaction Design und Elektrotechnik werden bei dem Jubiläumskonzert Anfang Mai ab 19.30 Uhr ebenfalls präsentiert.

Karten für die Konzerte am 4. und 5. Mai: www.magdeburgerdommusik.de

KATHARINA REMIORZ

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„Hell und Dunkel“von Sofia Gubaidulina: Hunderte Lichtpunkte überziehen die Wände.

Simon Frübis, Veronika Weiß Simon Frübis, Veronika Weiß Simon Frübis, Veronika Weiß

„The Planets: Mars, the bringer of war” von Gustav Holst: Die Atmosphäre des Roten Planeten wabert. Erinne-rungen an Feuer, Krieg und Zerstörung kommen auf.

„The Planets: Saturn, the bringer of old age” von Gustav Holst: Im Mahlstrom der Saturnringe reiben Asteroiden aneinander. Der Zersetzungsprozess beginnt.

„Volumina“von György Ligeti: Asteroiden bilden eine Struktur, die sich langsam bis zur Rückkehr ins Nichts auflöst.

Simon Frübis, Veronika Weiß

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„WATERMAS“ stärkt vom Klimawandel betroffene LänderMagdeburg. Mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawan-dels auf die Wasserressourcen in Lateinamerika kooperiert die Hochschule Magdeburg-Stendal unter Leitung von Prof. Dr. habil. Frido Reinstorf und Prof. Dr. Petra Schneider im Pro-jekt „WATERMAS: Water Management and Climate Change in the Focus of International Master Programs“ mit sechs Hoch-schulen aus Europa und Lateinamerika. Im Februar trafen sich die Partner erstmals auf dem Magdeburger Campus, um das gemeinsame Ziel, die Entwicklung von standortange-passten Curricula in internationalen Master-Studiengängen, inhaltlich auszugestalten. Der Fokus soll hierbei auf der Was-serressourcenbewirtschaftung unter Berücksichtigung des Klimawandels und mit regionalem Fokus auf Lateinamerika und die Karibik gerichtet werden. Gleichzeitig soll der Aus-tausch zwischen den europäischen und lateinamerikani-schen Ländern in den Bereichen Bildung und Wissenschaft gefördert werden. Zudem können auch Studierende im Form eines Auslandsaufenthalts von dem Projekt profitieren. Das zweijährige Verbundvorhaben mit der Universität Gent, der Universität Stockholm, der Universität von Cuenca, der Es-cuela Superior Politécnica del Litoral, der Universität Holguin und der Universität von Camagüey wird durch die Europäi-sche Kommission über Erasmus+ mit 764.523 Euro finanziert.

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Psychosoziale Studierendenberatung im Herrenkrug

Magdeburg. Studierende und Hochschulbeschäftigte können ab dem Sommersemester die Einzelberatung der Psychoso-zialen Studierendenberatung auch auf dem Campus Herren-krug im Haus 1, Raum 2.18 nutzen. Während der Vorlesungs-zeiten gibt es – zusätzlich zu den bestehenden Angeboten – jeden Mittwoch von 14 bis 15 Uhr eine offene Sprechstunde. Daneben können auch per E-Mail und Telefon Termine in der Außenstelle der Psychosozialen Studierendenberatung ver-einbart werden. Die Beratung erfolgt streng vertraulich und im Bedarfsfall auch anonym. Sie kann zu allen Themen, die im Leben schwierig werden können, in Anspruch genommen werden. Mehr Informationen: www.hs-magdeburg.de/psb

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Nachrichten

Firmenkontaktmesse: Weichen für die Zukunft stellen

Magdeburg. Egal ob Praktikum oder Jobsuche – die 16. Firmen- kontaktmesse ist der ideale Einstieg, um sich über aktuelle Angebote zu informieren und Kontakte zu renommierten Ar-beitgebern zu knüpfen. Das Spektrum der Aussteller reicht vom Global Player bis hin zu Mittelständlern und Start-up-Unternehmen. Daneben geben Experten individuelle Tipps zur Bewerbung und setzen Studierende und Alumni beim Be-werbungsfotoshooting ins richtige Licht. Mit der jährlichen Firmenkontaktmesse leistet das Career Center der Hochschule Magdeburg-Stendal einen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Sachsen-Anhalt. Interessierte Unternehmen, Institutionen und Vereine können sich noch bis 8. April 2018 mit einem eigenen Stand anmelden. Mehr Informationen finden Aussteller und Studierende unter: www.hs-magdeburg.de/kontaktmesse.

PM

1968 in der Provinz: Titus Simon liest aus neuem BuchMagdeburg. Im Leben nach der Lehre hat der frühere Professor des Fachbereichs Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien Dr. Titus Simon seine die letzten 100 Jahre umspannende Roman-Trilogie vollendet. Am 24. April 2018 liest er um 19.30 Uhr in der Magdeburger Stadtbibliothek aus seinem neuen Roman „Klein-stadt Hippies“. Die Handlung rankt um eine Kleinstadt-Clique, deren Experimente und Ausbruchsversuche. Diese stoßen häu-fig auf harte, manchmal sogar unüberwindbare Widerstände. Eine Zeit lang teilen sie das Gefühl, es sei an der Zeit, die Welt aus den Angeln zu heben. Doch: Träume zerplatzen, Wege füh-ren auseinander. Jahrzehnte später fragen sie sich, was aus ihren Wünschen und Hoffnungen geworden ist. Eine Lesung über das Anderssein in der Provinz, begleitet von zeitgenössischen mu-sikalischen Interventionen durch den Magdeburger Liederma-cher und Songwriter Martin Rühmann. PM

Studium Generale startet mit neuen KursenMagdeburg/Stendal. Von Arabisch über Erste Hilfe bis hin zum Bewerbungstraining bietet das neue Programm des Studium Ge-nerale ein breites Spektrum zur persönlichen wie auch berufli-chen Weiterbildung. Über 40 Kurse in sechs Rubriken vermitteln Rüstzeug für den Start ins Berufsleben, Fachwissen und Sprach-

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Nachrichten

Hochschule lädt zum Girls‘ und Boys‘ DayMagdeburg/Stendal. Am 26. April 2018 können Mädchen und Jungen ab der fünften Klasse Einblicke in die Studiengänge der Hochschule gewinnen, Berufsbilder kennenlernen und ihre Ta-lente entdecken. Von Experimenten im Hochspannungslabor bis hin zum Entdecken der Deutschen Gebärdensprache laden über zehn Programmangebote zum Ausprobieren ein. Zudem können Mädchen und Jungen mit Studierenden und Beschäftigten ins Gespräch kommen und Fragen zum Campusleben stellen. Pro-gramm und Anmeldung: www.hs-magdeburg.de/girls-boys-day

KR

Deutschlandstipendium: Zeit für Studium und EhrenamtMagdeburg/Stendal. Bis 31. Mai 2018 können sich Studierende für ein Deutschlandstipendium bewerben und ab Winterse-mester 2018/19 für mindestens zwei Semester von einer ein-kommensunabhängigen Förderung in Höhe von 300 Euro pro Monat profitieren. Die Hochschule Magdeburg-Stendal möchte so im Rahmen der Bundesinitiative des nationalen Stipendi-enprogramms den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Das Stipendium dient nicht nur der Studienfinanzierung, sondern soll als Begabtenförderung auch Anreize für Spitzenleistungen setzen. Finanziert wird es zur Hälfte vom Bund und von pri-vaten Stiftern bzw. Unternehmen. Mehr Informationen: www.hs-magdeburg.de/deutschlandstipendium PM

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kompetenzen. Auf Anregung von Studierenden, Beschäftigten und externen Weiterbildungsinteressierten enthält der neue Katalog unter anderem auch Kurse wie „Crowdfunding – erfolg-reich Gelder einwerben“, „Positive Psychologie und Glücksfor-schung“ oder „Mehrsprachiges Lesen“. Mehr Informationen zum Programm unter: www.hs-magdeburg.de/studium-generale

KR

Experimentieren bei der Langen Nacht der WissenschaftMagdeburg. Unter dem Motto „Welt der Experimente“ gewähren zur 13. Langen Nacht der Wissenschaft am 2. Juni 2018 mehr als 30 wissenschaftliche Einrichtungen Einblicke in ihre Forschungs-felder. Auch auf dem Magdeburger Campus warten spannende Programmpunkte wie Laborführungen, Experimente, Filmvor-führungen und Vorträge auf die Besucherinnen und Besucher. Beim traditionellen Magdeburger Konstruktionswettbewerb ste-hen Tüftler und Hobbybastler vor der Herausforderung, einen schwimmenden Mechanismus zu konstruieren, auf welchem eine Person ein Wasserhindernis von insgesamt 20 Metern mög-lichst schnell überwinden soll. Als Antrieb stehen den Teams zwei 10-Liter-Eimer zur Verfügung. Teilnahmeberechtigt sind alle Stu-dierenden, Schülerinnen, Schüler und Azubis von Bildungsein-richtungen und Unternehmen aus Magdeburg und Umgebung. Das komplette Programm der Langen Nacht der Wissenschaft gibt es unter: www.wissenschaft.magdeburg.de. KR

Jetzt informieren! Wir beraten Sie gern. Telefon 03931- 634 500 Stendaler Wohnungsbaugesellschaft mbH · www.swg-stendal.de

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Offizieller Förderer:

Impressum treffpunkt campus

Herausgeber: Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal ISSN 1614-8770

Redaktion: Norbert Doktor (DOC) , verantwortlich Katharina Remiorz, Sebastian Berens, Lisa Purrio

Layout / Satz: Carsten Boek

Druck: Koch-Druck, HalberstadtAuflage: 3.000Titelbild: Diana Elschner

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 4. Mai 2018

Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren ver-antwortlich. Diese Beiträge geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Kürzungen behält sich die Redaktion vor.

Hochschule Magdeburg-Stendal – PressestelleBreitscheidstraße 2, 39114 Magdeburg

Telefon: (0391) 886 41 44Fax: (0391) 886 41 45Web: www.hs-magdeburg.deE-Mail: [email protected]

www.facebook.com/hsmagdeburgwww.twitter.com/hs_magdeburgwww.instagram.com/hsmagdeburgstendal

„Dem Willen Ihrer Gnaden stets gehorsam, bitt ich um Ihre Wünsche“ – im Studiclub des Theaters Magdeburg inszenieren Studierende Shakespeares Werk „Maß für Maß“.

Ein unscheinbarer Keller, in der Ferne erklingt ein Klavier, Stimmen sind zu hören. Ein paar Schritte weiter und ein Raum mit allerlei Requisiten öffnet sich, in dem eine Gruppe junger Menschen sitzt. Gut gelaunt, freundlich und offen fällt die Begrüßung des Studiclubs aus, welchen die Theater- und Opernregisseu-rin Annette Kuß leitet und vor drei Jah-ren am Theater Magdeburg ins Leben rief. Auch hier ist es scheinbar, wie so oft, die Mischung, die es macht: Ob Physik, Me-dizin, Mathematik oder Bauingenieurwe-sen – bei den 14 Studierenden findet man ein buntes Potpourri von Studiengängen, Charakteren und Erfahrungen. Wie gut auch technische Studiengänge zum Krea-tiven des Schauspiels passen, wird schnell

klar: „Ich finde es einfach schön, mal total anders zu sein, das heißt auch, sich selbst anders zu erleben. Menschen, die Theater spielen, sind zudem sehr offen und neh-men einen so an, wie man ist“, erzählt die 23 Jahre alte Bauingenieurwesen-Studentin Franziska Schneidewind voller Enthusiasmus, für die es gerade schön ist, einen kreativen Ausgleich zum Studien-alltag gefunden zu haben.

Aktuell studiert die Gruppe Shakespeares komplexes Werk „Maß für Maß“ ein. Die Thematisierung eines Staates, der aus den Fugen zu geraten scheint, habe durchaus einen aktuellen Bezug und mache das Stück somit umso interessanter, berichtet Kuß. Bevor es aber zur eigentlichen Pro-

Bühne statt Hörsaal: Studieren mit kreativem Spielraum

Der Staat gerät aus den FugenAus dem Alltag ausbrechen, an seine Grenzen gehen und sich selbst und andere ganz neu kennenlernen – wie wäre es da mit der Schauspielerei? Für Studierende der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Otto-von-Guericke-Universität bie-tet der Studiclub des Theaters Magdeburg den etwas anderen Ausgleich zum stressigen Studienalltag.

be geht, wird sich, wie beim Sport auch, zunächst gut aufgewärmt. Die Stimmen brummen und summen, um sie zu ölen, die Körper werden durch Streck- und Ge-schicklichkeitsübungen in Wallung ge-bracht. Nachdem im Anschluss ein paar Kuben in die Mitte des Raumes gestellt wurden, beginnen die Ersten ihre Proben.

Mit hochtrabender Stimmlage betritt Lord Angelo die Bühne, der im wahren Leben Rainer Schmidt heißt und im fünften Se-mester Sicherheit und Gefahrenabwehr studiert. Er spielt im Stück den Wiener Stadthalter, der für Recht und Ordnung sorgen soll. „Für mich bedeutet Schau-spielern das Ausbrechen aus der Realität und das Sich-fallen-lassen in unkonven-tionelle Situationen“, erzählt der 20-Jähri-ge. Zudem berichtet er, wie viele andere, dass man durch das Theater auch immer neue Leute kennenlerne und oft mit Ge-fühlen konfrontiert werde, denen man im Alltag nicht immer begegne.

Die Premiere des Stücks „Maß für Maß“ findet am 25. Mai 2018 um 19.30 Uhr auf der Podiumbühne im Opernhaus Magde-burg statt. Weitere Aufführungen sind für den 2., 9. und 10. Juni 2018 geplant.

Wer selbst einmal auf die Bühne möch-te, muss kein Profi sein. Ausprobieren ist beim Studiclub ausdrücklich erwünscht.

Theater Magdeburg – StudiclubLeitung Annette KußTel.: (0391) 404 90 40 32E-Mail: [email protected]

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SVEN HOHMANN

Sven Hohmann unterstützt als wissenschaftlicher Mitarbeiter das Projekt „Inklu-sive Kindheitspädagogik als Querschnittsthema in der Lehre“ des Fachbereichs An-gewandte Humanwissenschaften. Zu den Aufgaben des 27-Jährigen gehört u. a. die Erstellung eines systematischen Reviews, in welchem der aktuelle Forschungsstand zur derzeitigen Situation einer inklusiven Bildung in der Frühpädagogik aufgearbei-tet wird. Die Hochschule ist für den gebürtigen Bernburger nicht unbekannt: Bereits seinen Bachelor- und Master-Abschluss in Rehabilitationspsychologie absolvierte er hier. „Ich weiß, dass es ein langer und nahezu unendlicher Weg sein wird, bis eine inklusive Praxis in Kindertageseinrichtungen vollends gelingen kann“, so Hohmann. Doch selbst, wenn nur für ein einziges Kind ein Raum geschaffen werde, der die indi-viduellen Bedürfnisse nicht nur berücksichtige, sondern sich ebenso individuell dar-auf einstelle, hätten sich die drei Jahre Forschungsarbeit mehr als gelohnt.

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SUSAN PATZER

Als Sachbearbeiterin bereichert Susan Patzer seit Dezember das Zentrum für wis-senschaftliche Weiterbildung der Hochschule Magdeburg-Stendal. Unter anderem ist sie für die Nachkalkulation der Studiengänge und -programme verantwortlich. Die Arbeit mit Zahlen machte der gebürtigen Magdeburgerin schon immer Spaß, weshalb sie sich für eine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel entschied. Nach einer Tätigkeit im Kreditwesen eines Unternehmens arbeitete die 41-Jährige beim Naturschutzbund, ehe sie die Stelle an der Hochschule antrat. Als Mutter von vier Söhnen überzeugte sie vor allem das Engagement der Hochschule hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nach Feierabend freut sich Susan Patzer vor allem auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie, die in der Hohen Börde zu Hause ist. Als aktives Gemeindemitglied vertritt sie die Interessen einer Kindertageseinrichtung im Vorstand des Gemeindeelternrates.

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JULIANE STEFFENS

Seit Januar kümmert sich Juliane Steffens um die Katalogisierung der ICAA-Library der Hochschulbibliothek. Dabei handelt es sich um eine Sondersammlung zum The-ma Alkohol und Drogen, die sich aus einem Gemeinschaftsprojekt der Bibliothek des International Council on Alcohol and Addictions und des Deutschen Archivs für Temperenz- und Abstinenzliteratur gebildet hat. Europaweit ist es einer der um-fangreichsten Bestände an Fachliteratur zu diesem Themenbereich. Nachdem die 28-Jährige 2014 erfolgreich ihr Master-Studium der Bibliotheks- und Informati-onswissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig abschloss, arbeitete Juliane Steffens bis Ende letzten Jahres in der Universitätsbib-liothek Rostock. An ihrer neuen Stelle schätzt sie vor allem die räumliche Nähe zu ihrer Heimat Leitzkau sowie die Herausforderung, für einen in sich geschlossenen Bestand verantwortlich zu sein.

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CAMPUSFESTivalMITTWOCH, 6. JUNI 2018CAMPUS HERRENKRUG, MAGDEBURG

LINE-UP: I-FIREMAMBO KURT

THERAPIEZENTRUM

IN MY DAYSGEWINNER SWM TALENTVERSTÄRKER 2018

+ SPECIAL GUEST

3 AFTERSHOW PARTY´S EINLASS 16 UHR, ENDE 4 UHR

KARTEN-VORVERKAUF AB 2. MAI 2018

WWW.HS-MAGDEBURG.DE/CAMPUSFESTIVAL