Vom Storytelling in der Arbeitswelt · 2019. 12. 9. · der Befragten gaben an, in Zukunft...

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ID:40841710 größe:4.352 von544.04 ID:40841906 größe:2.284 von285.543 Von Nina Zacke Innsbruck, Wien – Kinder hö- ren gern Geschichten, aber Erwachsene ebenfalls. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter. Dafür ist das Schlagwort Story- telling in Unternehmen be- reits seit Jahren in aller Mun- de. „Storytelling heißt ja nichts anderes, als Geschichten be- wusst einzusetzen, um ein be- stimmtes Ziel zu erreichen“, schreiben die Beraterin Mo- nika Kriwan und die Betriebs- wirtin Irmgard Zirkler in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Gähntechnikfrei schreiben“. Und dieses Ziel kann sein: ein Unternehmensleitbild mit Le- ben zu erwecken, ein emotio- naler Booster für den Verkauf zu sein oder die Mitarbeiter- bindung zu erhöhen. Aber warum ist das Story- telling gerade auch in der Ge- schäftswelt so wichtig? „Ge- schichten emotionalisieren, sie motivieren, verbinden und bleiben besser in Erinne- rung“, erklärt Kriwan. Durch gut erzählte Geschichten im Unternehmen schafft man eine Nähe zum Kunden und, das ist mittlerweile neu, auch zum Mitarbeiter. „Durch in- ternes Storytelling kann man beispielsweise sehr gut ei- ne Unternehmenskultur be- schreiben, aber auch Werte vermitteln“, erzählt die ehe- malige Journalistin. Vor allem im Employer Branding ent- stehe durch Geschichten eine Identifikation mit dem Arbeit- geber. Das macht eine Firma am Arbeitsmarkt attraktiv und erhöht dadurch die Wett- bewerbsfähigkeit. Wichtig sei, dass die Geschichte, die man erzählt, nichts schönredet: „Firmen sollten über die ei- genen Stolpersteine sprechen und darüber, was sie daraus gelernt haben“, erläutert Kri- wan. Gerade das Potenzial für die interne Kommunikation mit Storytelling sei groß, die ak- tuelle Nutzung jedoch noch ausbaufähig, so das Ergebnis einer deutschen Studie von JP|KOM und SCM aus dem Vorjahr. Im Durchschnitt wur- de Storytelling bis dato nur in einem Drittel der Texte inter- ner Kommunikation einge- setzt. Aber: Rund 90 Prozent der Befragten gaben an, in Zukunft häufiger Storytelling in der internen Kommunika- tion einsetzen zu wollen. Im- merhin. Für die Tirol Werbung etwa gehört Storytelling seit eini- gen Jahren als Instrument im Unternehmen dazu, vor allem „um besser in Erinnerung zu bleiben“, sagt Eckard Speck- bacher, Contentleiter der Ti- rol Werbung. „Klassische Wer- bebotschaften werden nicht mehr geglaubt bzw. nicht mehr so wahrgenommen (Stichwort: Reizüberflutung)“, argumentiert Speckbacher. Als Unternehmen müsse man daher heutzutage kreativer sein und Geschichten erzäh- len, die interessant sind und die Menschen bewegen. Um Storytelling einzuset- zen, nützt die Tirol Werbung in erster Linie soziale Medien, aber auch den eigenen Blog. Speckbacher gesteht aber ein: „Es ist immer auch ein Tes- ten, was funktioniert und was nicht.“ Viele Firmen müssen erst lernen, Geschichten zu erzählen. Denn: Die Heraus- forderung sei es, zu erkennen, was eine gute Geschichte aus- mache und welche auch wirk- lich zum Unternehmen und zur Marke passe, ist sich der Contentleiter sicher. „Wenn wir Geschichten über Tirol erzählen und unsere Mar- kenwerte beim Storytelling intuitiv richtig anwenden, dann wird es die Tiroler ins Herz treffen, gelesen und gehört werden“, berichtet Speckbacher aus seinen Er- fahrungswerten im Umgang mit Storytelling. Und die di- gitalen Medien ermöglichen zudem eine Messbarkeit, die die Resonanz mit Zahlen ver- anschaulicht. In der internen Kommuni- kation wird das Potenzial von Storytelling dort aber noch Vom Storytelling in der Arbeitswelt Storytelling – ein ausgedientes Schlagwort der Marketingsprache? Keineswegs. Geschichtenerzählen gewinnt in vielen Firmen immer mehr an Bedeutung. Nicht nur für Kunden, sondern mittlerweile auch für Mitarbeiter. Storytelling sei nicht nur ein ausgedientes Marketingschlagwort: Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter hören gerne Geschichten eines Unternehmens. Foto: iStock nicht vollkommen ausge- schöpft: „ In der Tirol Werbung nutzen wir vielfältige Tools zur Kommunikation mit un- seren Mitarbeitern, allen vor- an das Intranet“, sagt Florian Neuner, Leiter der Branchen- und Unternehmenskommu- nikation der Tirol Werbung. In anderen Kommunikations- mitteln, wie etwa Newsletter oder Magazine, die auch von den Mitarbeitern regelmäßig konsumiert werden, werde Storytelling aber genutzt, er- gänzt Neuner. Nur eines sei beim Story- telling für Kinder anders als für Kunden und Mitarbeiter, weiß Monika Kriwan: „Für Kinder können Geschichten nicht lange genug sein, im Business-Kontext nicht kurz genug.“ Geschichten emo- tionalisieren, sie verbinden, motivieren und bleiben besser in Erinnerung.“ Monika Kriwan (Beraterin) Foto: Thomas Unterberger Als Unternehmen muss man daher heutzutage kreativer sein und Geschichten erzählen.“ Eckard Speckbacher (Contentleiter) Foto: Tirol Werbung

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Von Nina Zacke

Innsbruck, Wien – Kinder hö­ren gern Geschichten, aber Erwachsene ebenfalls. Sowohl Kunden als auch Mitarbeite r. Dafür ist das Schlagwort Story­telling in Unternehmen be­reits seit Jahren in aller Mun­de. „Storytelling heißt ja nichts anderes, als Geschichten be­wusst einzusetzen, um ein be­stimmtes Ziel zu erreichen“, schreiben die Beraterin Mo­nika Kriwan und die Betriebs­wirtin Irmgard Zirkler in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Gähntechnikfrei schreibe n“. Und dieses Ziel kann sein: ein Unternehmensleitbild mit Le­ben zu erwecken, ein emotio­naler Booster für den Verkauf zu sein oder die Mitarbeiter­bindung zu erhöhen.

Aber warum ist das Story­telling gerade auch in der Ge­schäftswelt so wichtig? „Ge­schichten emotionalisieren, sie motivieren, verbinden und bleiben besser in Erinne­rung“, erklärt Kriwan. Durch gut erzählte Geschichten im Unternehmen schafft man eine Nähe zum Kunden und, das ist mittlerweile neu, auch zum Mitarbeiter. „Durch in­ternes Storytelling kann man beispielsweise sehr gut ei­ne Unternehmenskultur be­schreiben, aber auch Werte vermitteln“, erzählt die ehe­

malige Journalistin. Vor allem im Employer Branding ent­stehe durch Geschichten eine Identifikation mit dem Arbeit­

geber. Das macht eine Firma am Arbeitsmarkt attraktiv und erhöht dadurch die Wett­

bewerbsfähigkeit. Wichtig sei, dass die Geschichte, die man erzählt, nichts schönredet: „Firmen sollten über die ei­

genen Stolpersteine sprechen und darüber, was sie daraus gelernt haben“, erläutert Kri­wan.

Gerade das Potenzial für die interne Kommunikation mit Storytelling sei groß, die ak­tuelle Nutzung jedoch noch ausbaufähig, so das Ergebnis einer deutschen Studie von JP|KOM und SCM aus dem Vorjahr. Im Durchschnitt wur­de Storytelling bis dato nur in einem Drittel der Texte inter­ner Kommunikation einge­setzt. Aber: Rund 90 Prozent der Befragten gaben an, in Zukunft häufiger Storytelling in der internen Kommunika­tion einsetzen zu wollen. Im­merhin.

Für die Tirol Werbung etwa gehört Storytelling seit eini­gen Jahren als Instrument im

Unternehmen dazu, vor allem „um besser in Erinnerung zu bleiben“, sagt Eckard Speck­bacher, Contentleiter der Ti­rol Werbung. „Klassische Wer­bebotschaften werden nicht mehr geglaubt bzw. nicht mehr so wahrgenommen (Stichwort: Reizüberflutung)“, argumentiert Speckbacher. Als Unternehmen müsse man daher heutzutage kreativer sein und Geschichten erzäh­len, die interessant sind und die Menschen bewegen.

Um Storytelling einzuset­zen, nützt die Tirol Werbung in erster Linie soziale Medien, aber auch den eigenen Blog. Speckbacher gesteht aber ein: „Es ist immer auch ein Tes­ten, was funktioniert und was nicht.“ Viele Firmen müssen erst lernen, Geschichten zu

erzählen. Denn: Die Heraus­forderung sei es, zu erkennen, was eine gute Geschichte aus­mache und welche auch wirk­lich zum Unternehmen und zur Marke passe, ist sich der Contentleiter sicher. „Wenn wir Geschichten über Tirol erzählen und unsere Mar­kenwerte beim Storytelling intuitiv richtig anwenden, dann wird es die Tiroler ins Herz treffen, gelesen und gehört werden“, berichtet Speckbacher aus seinen Er­fahrungswerten im Umgang mit Storytelling. Und die di­gitalen Medien ermöglichen zudem eine Messbarkeit, die die Resonanz mit Zahlen ver­anschaulicht.

In der internen Kommuni­kation wird das Potenzial von Storytelling dort aber noch

Vom Storytelling in der ArbeitsweltStorytelling – ein ausgedientes Schlagwort der Marketingsprache? Keineswegs. Geschichtenerzählen gewinnt in vielen Firmen immer mehr an Bedeutung. Nicht nur für Kunden, sondern mittlerweile auch für Mitarbeiter.

Storytelling sei nicht nur ein ausgedientes Marketingschlagwort: Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter hören gerne Geschichten eines Unternehmens. Foto: iStock

nicht vollkommen ausge­schöpft: „ In der Tirol Werbung nutzen wir vielfältige Tools zur Kommunikation mit un­seren Mitarbeitern, allen vor­an das Intranet“, sagt Florian Neuner, Leiter der Branchen­ und Unternehmenskommu­nikation der Tirol Werbung. In anderen Kommunikations­mitteln, wie etwa Newsletter oder Magazine, die auch von den Mitarbeitern regelmäßig konsumiert werden, werde Storytelling aber genutzt, er­gänzt Neuner.

Nur eines sei beim Story­telling für Kinder anders als für Kunden und Mitarbeiter, weiß Monika Kriwan: „Für Kinder können Geschichten nicht lange genug sein, im Business­Kontext nicht kurz genug.“

„Geschichten emo-tionalisieren, sie

verbinden, motivieren und bleiben besser in Erinnerung.“

Monika Kriwan (Beraterin) Foto: Thomas Unterberger

„Als Unternehmen muss man daher

heutzutage kreativer sein und Geschichten erzählen.“

Eckard Speckbacher (Contentleiter) Foto: Tirol Werbung