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Oftmals sind die Kinder die ersten in einem Familiensystem, die durch ihr Ver- halten bestimmte Konflikte spiegeln. Wegen der Schwierigkeiten ihrer Kinder suchen viele erwachsene Klienten am ehesten Hilfe. Andererseits sind es oft die Eltern, die Unterstützung brauchen – manchmal bei Problemen, die mit der Kindererziehung gar nichts zu tun haben. Wie können wir wertschätzend und ohne Schuldzuweisungen damit umgehen? An zwei Fallstudien soll gezeigt werden, wie die Psychosomatische Kinesiologie® hel- fen kann, alle Familienmitglieder einzu- beziehen. Fallstudie: Tom hat Knieprobleme Toms Mutter kommt mit ihm in die Praxis. Der Elfjährige kann seit Monaten kein Fuß- ball mehr spielen. Weil es seine Lieblings- beschäftigung ist, ist das für ihn und die ganze Familie eine ziemliche Katastrophe! Der Grund: Knieschmerzen, die nicht ver- schwinden wollen. Die Ärzte können nichts finden, die Physiotherapie bringt nichts. Alle sind ratlos und verzweifelt. Sie kommen mit der Frage in meine Praxis, ob die Kinesiologie hier helfen könne. Sie haben schon im Be- kanntenkreis gehört, dass die Kinesiologie (= die Lehre von der Bewegung) Bewe- gungsblockaden und ihre Ursachen er- forscht und auch Techniken bereitstellt, solche Blockaden zu lösen. Hauptarbeitsinstrument der Kinesiologie ist der Muskeltest: Kann ein Muskel dem stets gleichmäßig ausgeübten Testdruck stand- halten oder kann er das nicht? Über diese unterschiedliche Reaktion zeigt sich, ob bestimmte Stressoren die Koordination der Von der Kinder- ........................... 7 fotolia©detailblick

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Oftmals sind die Kinder die ersten in

einem Familiensystem, die durch ihr Ver-

halten bestimmte Konflikte spiegeln.

Wegen der Schwierigkeiten ihrer Kinder

suchen viele erwachsene Klienten am

ehesten Hilfe. Andererseits sind es oft

die Eltern, die Unterstützung brauchen

– manchmal bei Problemen, die mit der

Kindererziehung gar nichts zu tun haben.

Wie können wir wertschätzend und ohne

Schuldzuweisungen damit umgehen? An

zwei Fallstudien soll gezeigt werden, wie

die Psychosomatische Kinesiologie® hel-

fen kann, alle Familienmitglieder einzu-

beziehen.

Fallstudie: Tom hat Knieprobleme

Toms Mutter kommt mit ihm in die Praxis.Der Elfjährige kann seit Monaten kein Fuß-ball mehr spielen. Weil es seine Lieblings-beschäftigung ist, ist das für ihn und dieganze Familie eine ziemliche Katastrophe!Der Grund: Knieschmerzen, die nicht ver-schwinden wollen. Die Ärzte können nichtsfinden, die Physiotherapie bringt nichts. Allesind ratlos und verzweifelt. Sie kommen mitder Frage in meine Praxis, ob die Kinesiologiehier helfen könne. Sie haben schon im Be-kanntenkreis gehört, dass die Kinesiologie(= die Lehre von der Bewegung) Bewe-gungsblockaden und ihre Ursachen er-forscht und auch Techniken bereitstellt,solche Blockaden zu lösen.

Hauptarbeitsinstrument der Kinesiologie istder Muskeltest: Kann ein Muskel dem stetsgleichmäßig ausgeübten Testdruck stand-halten oder kann er das nicht? Über dieseunterschiedliche Reaktion zeigt sich, obbestimmte Stressoren die Koordination der

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. . . . . . . . . . . . . . . . zur FamilientherapieMuskulatur beeinträchtigen („Weiche-Knie-Effekt“). Mithilfe verschiedener weitererTestfragen und Testlisten können auf diesemWeg spezifische Auslöser bzw. Ursacheneines Problems herausgefunden werden.Das heißt: Über den Muskeltest bekommenwir Zugang zum Unbewussten und zumKörper. Dort ist alles gespeichert, was derKörper für seine Gesundheit wissen muss.Er weiß, was uns gut tut und was unsschadet – und: worauf wir z. B. mit Schmer-zen reagieren. Verschiedene Testfragen ste-hen regelmäßig am Anfang. So legen wirein „Ja-Signal“ fest = stark haltender Muskelund ein „Nein-Signal“ = nachgebender Mus-kel. Dann fragen wir den Körper/das Unbe-wusste direkt:

• Haben wir die Erlaubnis, zu diesem ThemaTestfragen zu stellen?

• Dürfen wir das auch in Anwesenheitdeiner Mutter tun?

• Haben deine Knieschmerzen in erster Linie körperliche Ursachen?

• Haben sie in erster Linie seelischeUrsachen?

Falls Ja: Geht es bei diesen seelischen Ur-sachen

• um ein Gefühl?

• um eine Angst?

• um eine Überzeugung?

• um eine Reaktion auf etwas/jemand?

• um ein Verhaltensmuster (Zwang/Tic …?)

• um einen systemischen Zusammenhang(z. B. Kompensation/Identifikation)?

• um ...

Je nach Antwortkategorie stehen uns dannwieder verschiedene Testlisten (Angstliste,Gefühlsbarometer, Überzeugungslisten usw.)bereit, um das einzukreisen und auf den Punktzu bringen, worum es im Einzelfall geht.

Wie war es nun bei Tom? Toms Muskelnzeigten an:

• Es handelte sich um eine Angst und einensystemischen Zusammenhang.

• So lag die Frage nahe: „Ist das deine eigene Angst?“

• Oder: „Gehört diese Angst zu jemand anderem aus deinem System?“

• Hierbei stellte sich heraus: Tom hatte die-se Angst von seinem Vater übernommen!

Therapeutisch gibt es nun zwei bewährteMöglichkeiten: Zunächst einmal kann Tomerlaubt und ermutigt werden, seinem Papadiese Angst zurückzugeben. Dies ist ein sys-temisches Vorgehen, das noch durch kine-siologische Techniken (z. B. Klopfakupressur)unterstützt werden kann. Wenn das nichtreicht, kann der Vater hinzugebeten wer-den. Er wird dann direkt getestet und be-handelt. Anschließend testet man beim Kindnach – und freut sich und feiert gemeinsam!

In diesem Fall war es so, dass Tom und sei-ne Mutter dem Vater vom Testergebnis be-richteten und ihn einluden, zum nächstenTermin mitzukommen. In der Regel sind dieEltern bei aller Überraschung oder Skep-sis dazu bereit, da es ja um das Wohl desKindes geht!

Ich demonstrierte dem Vater, dass Tom sei-nen Oberschenkel nicht halten konnte. Danntestete ich Toms Vater und fand heraus: erbenötigte die Bach-Blüte „Rock Rose“. Ichgab ihm die Flasche zum Halten in dieHand. Anschließend testete ich Toms Ober-schenkel nach und Tom hatte keine Mühe,ihn dem Testdruck standzuhalten. – Einerstaunliches Phänomen: Toms Vater hältdie Flasche „Rock Rose” in der Hand, er sitzt3 Meter von Tom entfernt im Sessel – undTom kann seinen „Fußballermuskel“ wiederbenutzen!

Die nächste Frage war nun: Bei welchenSymptomen hilft „Rock Rose“? Wer brauchtdiese Bach-Blüte? Zum Beispiel:

• … wer einen Unfall oder eine Katastrophemiterlebt hat und noch unter demEindruck einer großen Gefahr steht

• … wer schnell in Panik gerät, wessen Nerven blank liegen

• … wer in kritischen Situationen denÜberblick verliert und sein rationales Handlungsvermögen blockiert

• ... wer panische Angst vor Katastrophen,Unfällen, Verletzungen oder Krank-heiten hat

• … wer sich beängstigende Situationenin allen Einzelheiten ausmalt und sichso in Panik hineinsteigert

• … wer unbekannte Situationen alsBedrohung empfindet und dadurchunsicher und unflexibel wird

• … wer plötzlich und gewaltsam mit be-lastenden Problemen konfrontiert wird und dann nicht mehr ein noch aus weiß

Aber weshalb brauchte Toms Vater dieseBach-Blüte? Das Gespräch mit ihm ergab:Toms Vater ist Polizist. Er hatte schon zwei-mal Einsätze in Gorleben mitgemacht. Nunwar ihm vor drei Monaten angekündigtworden: Diesen Herbst sind Sie wieder dran!Seine Reaktionen waren – zumindest unbe-wusst – Angst und Panik. Da er aber, wiedie meisten Eltern das wollen, ein „guterVater“ sein wollte, hatte er versucht, seineKinder vor belastenden Gefühlen und Kon-flikten zu bewahren. Er wollte die Angele-genheit lieber mit sich allein abmachen undseine Kinder damit verschonen.

Die Erfahrungen in der Therapie zeigen aberganz oft ein anderes Bild: Gerade die „un-ausgesprochenen Dinge” sind es, die Kinderbelasten. Kinder können oft nicht anders,als diese Dinge auf sich zu beziehen undsich dafür verantwortlich zu fühlen. Sie sindaus ihrer Liebe zu den Eltern heraus ganzoft bereit, deren Last und Leid mitzutragen.Dadurch wird es aber nicht geringer, son-dern „verdoppelt“ sich nicht selten.

Über die Ergebnisse des Muskeltests könnensolche Zusammenhänge bewusst gemachtund damit endlich einer bewussten Verar-beitung zugeführt werden. Dabei ist deut-lich zu machen: Beide hatten jeweils posi-tive Absichten! Der Vater wollte Tom –bewusst – nicht belasten. Und Tom wollte– unbewusst – seinen Vater entlasten. Sokönnte es zu einer befreienden Versöhnungkommen: Indem die Ängste und ihre Be-wältigung wieder dorthin zurückgeführtwurden, wo sie ihren Ursprung hatten,konnten Toms Beinmuskeln wieder ganz nor-mal funktionieren, sodass er wieder in derLage war, unbeschwert Fußball zu spielen.

Fallbeispiel: Was ist nur mit Janina los?

Auch in diesem Fall kommt eine Muttermit ihrer achtjährigen Tochter Janina indie Praxis. Sie schildert eine ganze Lattevon Veränderungen und Auffälligkeiten, diesich bei ihrer Tochter seit etwa einem hal-ben Jahr entwickelt haben: Tagsüber lassesie sich nichts mehr sagen, sei zickig undbockig, streite sich mit ihrem kleinen Bruder,

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Fragestellungen in der SystemischenKinesiologie nach Dr. Werner Weishaupt

Bevor wir mit dem Kind „loslegen“ können,müssen einige wichtige Fragen zum Überwei-sungskontext und zum Beratungs- bzw. Be-handlungsauftrag geklärt werden:

1. Kommt das Kind auf eigenen Wunsch?Spürt es selbst sein Problem? Leidet es selbstdarunter? Möchte es selbst etwas daran ver-ändern? Ist es ein „Kunde“? Möchte das Kindallein erzählen und beraten/behandelt wer-den? Möchte es einen Elternteil dabei haben(oder beide)? Oder eine andere Bezugsperson(Oma, Freund/in …)? Ziel: Wünsche des Kindesberücksichtigen!

2. Kommen die Eltern (oder ein Elternteil)mit dem Kind „im Schlepptau“? Was habensie dem Kind vorher über die Notwendigkeiteiner Therapie erzählt? Was haben sie ihmevtl. versprochen oder angedroht, wenn esdie Sitzungen gut mitmacht – oder ebennicht? Was und wie erzählen die Eltern inAnwesenheit des Kindes? Stimmt das Kinddem zu? Widerspricht es oder gibt es Diskus-sionen darüber? Verhalten sich die Eltern wieAnkläger und muss sich das Kind verteidigen?Ziel: Mit dem Kind verbünden!

3. Kommen Kind und Eltern aufgrund einerEmpfehlung/Überweisung von einer anderenPerson/Institution – z. B. Arzt, Jugendamt,Kindergarten, Schule …? Was sind dann dieErwartungen der Schickenden? WelcheVeränderungen müssten geschehen, damitsie aufhören, das Kind zu schicken? – Undkann sich das Kind damit anfreunden odersogar identifizieren? Ziel: Kind bzw. Familievom „Besucher“ zum „Kunden“ machen.

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Dr. paed.Werner Weishaupt

Dozent, Heilpraktiker für Psychotherapie,Begründer der PsychosomatischenKinesiologie®Praxis im ZentrumPetershagener Straße 50, 38259 [email protected]

aber auch mit Klassenkameradinnen, ver-weigere die Hausaufgaben und das Mitma-chen im Unterricht – es seien schon Klagenaus der Schule gekommen. Janina machesich und allen das Leben schwer. Undabends, wenn‘s ins Bett gehen soll, sei Jani-na das genaue Gegenteil: ängstlich, weiner-lich, anhänglich. Sie könne einfach nicht zurRuhe kommen und einschlafen, scheine auchschlechte Träume zu haben. Dann tut sie derMutter regelrecht leid. Aber am nächstenMorgen ...!

Eine Frage der Sichtweise:

• Kinder machen (uns) Schwierigkeiten, weil sie Schwierigkeiten haben.

• Meistens haben Kinder diese Schwierig-keiten mit den wichtigsten Menschen inihrem Leben.

• Oft genug haben Kinder jedoch ihre Schwierigkeiten auch von den wich-tigsten Bezugspersonen.

• Und sie empfinden es selber manchmal auch so: DIE machen MIR Schwierigkeiten.

• Kinder sind wie Spiegel: Sie zeigen das, was unmittelbar vor ihnen liegt.

Standardisierte kinesiologische Vortests zei-gen, inwieweit wir in unserer Mitte sindbzw. inwieweit wir durch Stresseinflüssediese Zentrierung verloren haben, ebennicht mehr ganz bei uns sind. Deshalb ste-hen auch bei Janina diese Testfragen amAnfang:

„Bist du, Janina, 100 % in deiner eigenenEnergie?“ Und da die Muskelantwort „Nein“anzeigte: „Von wem hast du energetischund emotional etwas übernommen? Vonjemandem aus der Familie? Von einer männ-lichen Person? Von einer weiblichen Person?”

Ähnlich wie Tom etwas von seinem Vaterübernommen hatte, war Janina starkvon den Gefühlen ihrer Mutter beeinflusst,ja regelrecht „überlagert“. War ihr wider-spenstiges Verhalten tagsüber vielleicht ei-ne Art, sich dagegen zu wehren? Und warihr hilflos-anklammerndes Verhalten abendsvielleicht ein Versuch, sich trotz allem derLiebe der Mutter zu vergewissern?

Die Psychosomatische Kinesiologie® er-möglicht, solche Hypothesen ganz schnellzu überprüfen. Bei Janina testete als Haupt-gefühl „TRAUER“ (der Mutter). Daraufhinberichtet ihre Mutter, dass ihre eigene Mut-ter vor acht Monaten gestorben sei. DasSchlimmste aber sei für sie gewesen, dass

sie ihr Elternhaus leerräumen und aufgebenmusste ... Und „natürlich“ hatte sie versucht,Janina das nicht merken zu lassen!

Ich teste solche Zusammenhänge undWechselwirkungen stets laut und veröffent-liche sie damit. Indem der Schleier des Ver-bergens/Verleugnens gelüftet wird, kannwieder frischer Wind einziehen, wächst dasVerständnis füreinander, kommen die Emo-tionen ins Fließen. Durch das begleitendetherapeutische Gespräch – auf kindegerech-tem Niveau – können die übernommenenEmotionen, Muster und Verantwortlich-keiten zurückgegeben und ggf. Übergebe-nes (Delegiertes) zurückgenommen werden.Wie sieht das praktisch aus?

In der Regel lasse ich Kind und Elternteilschräg nebeneinander sitzen, sich an dieHand nehmen und anschauen. Über denanderen, freien Arm von beiden teste ichmeine Fragen und Hypothesen und bekom-me so Antwort von beiden. Diese Antwortenlegen das offen, was unbewusst bei beidenBeteiligten gespeichert ist bzw. von ihnen„geglaubt“ wird. Mithilfe von „Loslass-Sät-zen“, Erlaubnis und Ermutigung wird daswieder zurückgegeben, was als Belastungübernommen worden war. So kommt es –im besten Fall – zu einer neuen Ordnung inder Familie, im Gefühlshaushalt aller Betei-ligten und damit zu einer Befreiung: Jederkann sich jetzt seinen eigenen Lernaufgabenstellen und sie meistern.

Janina ging es zunächst sichtlich besser. Siewar umgänglicher, zufriedener, selbstsiche-rer. Sie konnte besser schlafen und stattTadel kam auch mal Lob aus der Schule.Leider hielt das nicht dauerhaft an. Etwaacht Wochen später meldete sich die Muttererneut – mit ähnlichen Klagen über JaninasVerhalten wie zuvor. – Ein Rückfall?

Wiederum war die Hauptemotion bei Janina„Trauer“ – und zwar wieder eine Trauer ihrerMutter. Nur diesmal ging es um einen an-deren Zusammenhang: ihre Trauer darüber,von ihrem Mann so wenig Wertschätzungund Anerkennung zu bekommen. Dabeispielte offensichtlich ein besonderes Fami-lienschicksal eine entscheidende Rolle:

Janinas Vater hatte seine große Liebe durcheinen tragischen Verkehrsunfall verloren.Seine damalige Verlobte war für ihn stetsnoch sehr präsent. Dann wollte er eineFamilie gründen und lernte Janinas Mutterkennen. Die beiden heirateten und Janina

kam zur Welt, vier Jahre später ihr Bruder.Aber der Verlustschmerz und die Trauerihres Vaters waren immer noch groß undtrübten das Verhältnis zwischen ihren Eltern.Ihre Mutter fühlte sich als „Ersatz“, stets imSchatten ihrer Vorgängerin, nicht wirklichgesehen und um ihrer selbst willen geliebt.

Dies war nun eindeutig ein Paarproblem,das auch nicht mehr vor und mit dem Kindverhandelt werden sollte. Deshalb war einWechsel des Settings erforderlich: Der Ehe-mann wurde gebraucht, um die Beziehun-gen klären zu können. – Wie könnte dieEhefrau ihn dazu einladen und motivieren?Wie könnte sie ihm die Zusammenhängeso erläutern, dass er sie nachvollziehenkonnte? Und zwar ohne das Gefühl zu ha-ben, der „schwarze Peter“ würde jetzt anihn weitergereicht! Würde er bereit seinmitzukommen?

Janinas Vater ließ sich ein halbes JahrZeit. Vielleicht war es auch die Klientinselbst – ging es doch letztlich für beide ans„Eingemachte“, den Kernkonflikt ihrer Ehe.Aber die Liebe zu ihren Kindern war stär-ker als die Angst: Sie wollten beide, dasses Janina und der ganzen Familie gutging. Auch hier arbeitete ich neben demGespräch mit der Partnerbalance und dersystemischen Kinesiologie.

So konnte der Mann ermutigt werden, seineerste Frau noch weiter loszulassen, ohnedas als „Untreue“ ihr gegenüber zu empfin-den, und sich seiner zweiten Frau offenerund liebevoller zuzuwenden, die er ja auchvon Herzen gewählt hatte. So konnte dieFrau ermutigt werden, sich durch die ersteLiebe ihres Mannes nicht länger bedrohtund abgewertet zu fühlen und sich selbstnicht nur als Mutter zu definieren, sondernauch als Frau und Geliebte einzubringen.

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