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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft Vorlesung „Deponie“ Abfallwirtschaft Dipl.-Ing. Roland Haubrichs V15 R05 H08 Sprechstunde: Mi 14:00 – 15:00 [email protected] http://www.uni-essen.de/abfallwirtschaft Sommersemester 2006

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Vorlesung „Deponie“

Abfallwirtschaft

Dipl.-Ing. Roland Haubrichs

V15 R05 H08

Sprechstunde: Mi 14:00 – 15:00

[email protected]

http://www.uni-essen.de/abfallwirtschaft

Sommersemester 2006

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Literaturhinweise:

• Skript des Fachgebietes Abfallwirtschafterhältlich auf CD

• Tabasaran, O.(1994): Abfallwirtschaft, Abfalltechnik, Siedlungsabfälle, Ernst&Sohn Verlag, Berlin.

• Bilitewski, B. et al (2000): Abfallwirtschaft, Springer Verlag, Berlin.

• GDA Empfehlungen (DGGT), Geotechnik der Deponien und Altlasten, Ernst&Sohn, Berlin

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die Deponie

• deponere (lat.): ablegen, niederlegen,in Aufbewahrung geben

• Lange Zeit direkte unsortierte Ablagerung von Abfällen auf Deponien

• Die Folge: In den späten 70er Jahren mehr als 65.000 Müllkippen, ein großer Teil ohne Kontrolle

• Die Folge:Sickerwasser belastet das Grundwasser/den UntergrundMethan und Spurengase aus dem Deponiegas tragen zur Luftverschmutzung und zum weltweiten Treibhauseffekt bei

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die Entwicklung der Deponietechnik1945-1972: Ungeordnete Deponie, sog. wilde Kippen in meist

unbrauchbarem GeländeBarrieren: keineAbfall: Siedlungs- und industrielle Abfälle

1969: Merkblatt M3 der Zentralstelle für Abfallbeseitigung1972: 1. Abfallgesetz des Bundes, Übergang zur geordneten

DeponieBarrieren: keine oder sog. Naturdichter BodenAbfall: Siedlungsabfälle, Einlagerung

industrieller Abfälle rückläufig1979: Erscheinen des LAGA Merkblattes M3. Erste einheitliche

Regelung zur Umzäunung, Sickerwassererfassung, Deponiegas, AbfalleinbauBarrieren: naturdichter Untergrund oder

„natürliche Dichtung“, kf-Wert10-8m/s, künstliche Dichtung

1979-1985: Übergangszeit: Anforderung an die Abdichtung steigenBarrieren: naturdichter Untergrund bis zur

kombinierten Basisabdichtung, mineralische Abdichtung

Abfall: Siedlungsabfälle

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die Entwicklung der Deponietechnik1986: Erscheinen des Prüfkatalogs zur Bestimmung von

Deponie-standorten der HLfU. Erste qualifizierte Anforderung an die Barriere Standort.

1985-1989: Kombinationsdichtung als Regelabdichtungssystem, Richtlinie über Deponiebasisabdichtungen aus DichtungsbahnenBarrieren: Kombinationsabdichtung (Basis)Abfall: Siedlungsabfälle

1989/90: Überarbeitung des LAGA Merkblattes, geol. BarriereBarrieren: Basis-geologische Barriere, mineralische

Dichtung, KDB, Schutzschicht, Flächendrainage, Oberflächenabdichtung

Abfälle: Siedlungsabfälle1991: TA Abfall, setzt neue Maßstäbe an Hausmülldeponien

Barrieren: geologische Barriere, mineralische Dichtung, KDB, Schutzschicht, Flächendrainage, Oberflächenabdichtung als Kombinationsabdichtung

Abfälle: besonders überwachungsbedürftige Abfälle (Sonderabfälle), Zuordnung Anhang C und Kriterien Anhang D

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die Entwicklung der Deponietechnik1993: TA Siedlungsabfall, Deponieklasse I und II,

Barrieren: wie TA AbfallAbfälle: Anforderungen an die Abfälle (Deponieklasse I und II) werden gegeben, Abfall soll selbst zur Barriere werden.

2001: Verordnung über die umweltverträgliche Ablagerung von SiedlungsabfällenAblagerung von Siedlungsabfällen und Abfällen, die wie Siedlungsabfälle entsorgt werden können, auf Deponien und die Behandlung von Siedlungsabfällen und Abfällen, die wie Siedlungsabfälle entsorgt werden können, zum Zweck der Einhaltung der Deponiezuordnungskriterien

2002: Verordnung über Deponien und LangzeitlagerErrichtung, den Betrieb, die Stilllegung und die Nachsorge von Deponien, die Ablagerung von Abfällen auf Deponien, einschließlich von spezifischen Massenabfällen auf Monodeponien, zum Zweck der Beseitigung, die Errichtung, den Betrieb, die Stilllegung und die Nachsorge von Langzeitlagern, die Lagerung von Abfällen in Langzeitlagern

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die Entwicklung der Deponietechnik

01.06.2005: Inkrafttreten der AbfallablagerungsverordnungKeine Ablagerung von Abfällen auf Deponien ohne vorhergehende Behandlung

In 2020: Totale KreislaufwirtschaftAbfallwirtschaft ohne Deponie?

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Abfallrecht

• Deponierichtlinie (EU-Recht)

• Kreislaufwirtschafts-/Abfallgesetz (Krw-/AbfG)

• Deponieverordnung (DepV)

• Abfallablagerungsverordnung (AbfAblV)

• Technische Anleitung Siedlungsabfall (TASi)

• Technische Anleitung Abfall (TA Abfall)

• Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG)

• Wasserhaushaltsgesetz (WHG)

• Technische Anleitung Luft (TA Luft)

• Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG)

• ...

Auflistung nicht vollständig !!!

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Abfallrecht

• gasförmige Emissionen in die Atmosphäre vermindert, zurückgehalten und behandelt,

• Brand- und Explosionsgefahren verringert,

• Beeinträchtigungen auf und in der Umgebung der Deponie verhindert,

• Sickerwasseranfall und –belastung verringert,

• die Stabilisierung des Deponiekörpers beschleunigt.

Mit den Vorschriften des Abfallrechts werden die von einer Deponie ausgehenden

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

AbfallmengenDeutschland

2002:Beseitigung auf Deponien

ca. 108 Mio. Tonnen

davon Siedlungs-abfälle

ca. 11,3 Mio. Tonnen

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Deponie-anzahl und-volumen

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Luftbild einer Deponie

Unsortierter Siedlungs-abfall

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Deponiearten

• Erd- oder Bodendeponien

• Bauschuttdeponien

• Monodeponien

– Klärschlammdeponien

– Schlackendeponien

• Reststoff-/Rückstandsdeponie

• Hausmülldeponien

– Restedeponien

– Rottedeponien

• Sonderabfalldeponien

• Firmeneigene Deponie, Werksdeponie

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Deponietypen

• Haldendeponie

• Deponie am Hang

• Grubendeponie,Talverfüllung

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Deponieeinrichtungen

Eingangsbereich

DeponiekörperEinbaubereich

Deponiegasverwertung

Sickerwasserreinigung

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Das Bauwerk Deponie

• Kontrolliertes, durchgeplantes Ingenieurbauwerk

• Hohe technische und betriebliche Sicherheit

• Überwachung der Umweltauswirkungen durch Betreiber und Behörden

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Unterschiedliches Gefahren- und Emissionspotential und -verhalten nach Deponieart und -typ

Emissionen und Gefahren

• Lärm und Staub aus Ablagerungsbetrieb und Baumaßnahmen

• Verbreitung von Keimen und Pilzsporen

• Geruchsbelästigung von Anwohnern und Arbeitern

• Schadtiere

• Deponiebrände

• Deponiesickerwasser

• Deponiegas

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Emissionen und Gefahren

Beispiel Deponiebrand

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Anforderungen an die Deponieund den Betreiber

• Deponiegasentstehung, Fassung und Behandlung

• Deponiesickerwasserenstehung, Fassung und Behandlung

• Geologische und Hydrogeologische Standortanforderungen

• Deponiebasisabdichtungssysteme

• Anforderungen an den Abfall/den Deponiekörper

• Deponieoberflächenabdichtung

• Anforderungen an den Betrieb der Deponie

• Anforderungen in der Stilllegungs- und Nachsorgephase der Deponie

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Deponiegasentstehung

• Unbehandelter Siedlungsabfall:Deponiegaspotential zwischen 60 und 375 m³/to

• Zusammensetzung von Deponiegas:

• Fassung und Behandlung von Deponiegasen gemäßden Vorgaben der TASi bzw. der AbfAblVO(als Fortschreibung der TASi)

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

• Deponien – Bioreaktorenungesteuert-nicht beeinflussbar

• aerobe und anaerobe Vorgänge im Deponiekörper

• Vier Hauptphasen bzw. Abbaustufen

• Oxidation• Saure Gärung• Instabile Gärung• Stabile Gärung

• komplexe Vorgänge - teilweise unbekannte Einzelreaktionen

• Hauptanteile des Deponiegases: CO2 und CH4

Deponiegasentstehung

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Deponiegasentstehung

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Stufe 1: Oxidation

der noch anwesende Sauerstoff wird verbraucht, erste Faulvorgänge treten auf, Dauer wenige Wochen: Fette, Proteine, Zellulose -> Aminosäuren, Fettsäuren, Zucker

Stufe 2: Saure Gärung

Umwandlung in klassische Gärprodukte H2,CO2, Acetat und Fettsäuren, Dauer mehrere Monate -> starke Geruchsemissionen und SW -Verschmutzungen, pH-Wert sinkt

Stufe 3 + Stufe 4: Instabile Methanphase + Stabile Methanphase

Umwandlung der organischen Bestandteile in CH4, CO2 und H2O, geringere Sickerwasserbelastung, Dauer mehrere Jahre bis Jahrzehnte

Deponiegasentstehung

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Faktoren der Deponiegasentstehung• Methanbakterien sind für die Produktion von Methan

verantwortlich• Abbau von organikhaltigem Material• Anforderung durch Millieubedingungen

– anaerob– Wassergehalt (25-45% Gew.-%FS)– Nährstoffverhältnis (C:N:P bzw. BSB:N:P)– Temperatur– pH-Wert– Alkalität– Redoxpotential– Fettsäuregehalt– Salze– Toxische Stoffe (z.B. Schwermetalle, aber auch Sauerstoff)

• Beschleunigung des biologischen Abbaus– SW Zirkulation, Niederschlageinlass– Dünnschichteinbau– Einbau als Rotteschicht– Vermeidung von Stauhorizonten– Zerkleinerung und Homogenisierung von Abfällen

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Deponiegaserfassung

• Aktive Entgasung:Verdichterstation erzeugt UnterdruckAbsaugung des Deponiegases über Kollektoren und Rohrleitungen zur VerwertungsstationEinsatzgebiet: Abfalldeponien mit starker Gasproduktion, d.h. bei Abfallablagerungen mit höherem Organikgehalt

• Passive Entgasung: Deponiegas entweicht infolge des Überdrucks im Deponiekörper in das FassungssystemEinsatzgebiet: Schwachgasende Deponien wie Inertstoffdeponien, Bauschuttdeponien

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Deponiegaserfassung und -behandlung

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Deponiegaserfassung und -behandlung

• Deponiegaskollektoren im Deponiekörper:vertikale (z.B. Gasbrunnen) und horizontale (z.B. Gasdrainage) Elemente

• Gassammelleitungen von den Kollektorelementen

• Bündelung in Gasunterstationen zu Gastransport- oder Ringleitungen

• Kondensatausschleusung im tiefsten Punkt der Rohrleitungen

• Gassammelbalken und Verdichterstation

• Hochtemperaturfackel und Blockheizkraftwerk (BHKW)

• Stromeinspeisung bzw. Eigenbedarfsdeckung

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Deponiesickerwasser

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Sickerwasserinhaltsstoffe

• Hohe bis sehr hohe Schad- und Nährstofffrachten

• Veränderlich über die Zeit (abnehmende Tendenz)

• Anlagenanpassung erforderlich

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N + Wsyn = E + O + ∆R + ∆S + D

N = Niederschlag (standortspezifisch)E = Evapotranspiration (standortspezifisch)O = Oberflächenabfluss (Neigung, Bewuchs, etc.)∆R = zeitliche Verzögerung des Abflusses

(langsam drainendes Wasser)∆S = entgegen der Schwerkraft gespeichertes

Wasser (Feldkapazität)Wsyn = Differenz von im Abfallkörper gebildetem und

verbrauchtem WasserD = Drainageabfluss an der Basisabdichtung

Wasserhaushaltsgleichung

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Sickerwasserableitung und -behandlung

• Sickerwasserleitungen an der Basis des Deponiekörpers

• Stetiges Gefälle zu einem definierten Tiefpunkt ausserhalb des Deponiekörpers

• Zwischenspeicherung in einem Sickerwasserspeicherbecken

• Behandlung des Sickerwassers in einer Sickerwasserbehandlungsanlage (biologisch/chemisch/physikalisch Behandlung)oderAbfuhr zur Kläranlage

• Ableitung in den Vorfluter (in Gewässer als Direkteinleiter oder in Abwasserkanal als Indirekteinleiter)

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Sickerwasseranfall

• Betriebsbeginn – geringe Abfallüberdeckungpraktisch unmittelbare Ableitung des Niederschlags in die Entwässerungsschicht

• Betriebszustand – offene Abfallflächedurchschnittliche Sickerwasserspende bei deutschen Klimaverhältnissen ca. 10 m³/(ha*d)

• Betriebsende – rekultivierte Deponieerhebliche Verminderung gegenüber dem Betriebszustand, Abschätzung der Mengen sehr schwierig

• Bemessung von Anlagenteilen(Flächenfilter, Rohrleitungen, Pumpen, etc.):10-fach erhöhter Wert der durchschnittlichen Sickerwasserspende, ca. 100 m³/(ha*d)

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Beispiel Mehrstufige Sickerwasserreinigungsanlage

• Biologische VorreinigungNitrifikation und Denitrifikation

• Membranfiltration7 bar Überdruck, Rückhalt der Bakterienmasse

• Chemische NassoxidationOzonierung, Aufspaltung langkettiger KW

• Biologische NachbehandlungTauchtropfkörper

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Deponiestandort• Erkundung der geologischen, hydrogeologischen,

bodenkundlichen und geotechnischen Verhältnisse am Deponiestandort und im Grundwasserabstrombereich,

• Lage zu einem Siedlungsgebiet; Schutzabstand zum Deponiekörper von mindestens 300 m anstreben,

• Lage in erdbebengefährdeten Gebieten und tektonisch aktiven Störungszonen,

• Lage in Gebieten, in denen Hangrutsche und Erdfälle noch nicht abgeklungen sind bzw. in denen Bergsenkungen und Tagesbrüche noch stattfinden können oder mit denen als Folge ehemaligen Bergbaus noch zu rechnen ist,

• das Setzungsverhalten verfüllter Tagebaue und sonstiger verfüllter Restlöcher.

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Untergrund

• Geologische Barriere:Untergrund im Bereich der Deponie bis unter das Deponieplanum

• Homogene Verbreitung im Bereich der Ablagerungsfläche

• natürlich anstehendes, schwach durchlässiges Locker- bzw. Festgestein (DIN 18130) von mehreren Metern Mächtigkeit und hohem Schadstoffrückhaltepotential

• Mindestmächtigkeit 3 m, bei Nicht-Erfüllung technische Verbesserung zulässig, Einbau einer homogenen Ausgleichschicht mit k <= 1*10-7 m/s (DK II)

• Grundwasserabstand>= 1,0 m zum Deponieplanum nach Abklingen aller Setzungen

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Basisabdichtungssystem fürDeponieklasse I/II nach TASi (1993)

Regelaufbau

Basisabdichtung DK II

Kombinationsabdichtung

Regelaufbau

Basisabdichtung DK I

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BasisabdichtungssystemAufgaben der Kombinations-Basisabdichtung:

• Dauerhafter Schutz des Untergrundes/des Grundwassers vor dem Sickerwasser aus dem Deponiekörper

• Minimierung der Durchströmungsvorgänge und der Diffusion, Schwermetalladsorption, Setzungsunempfindlichkeit, Selbstheilungsvermögen (geologische Barriere und min. Dichtungsschicht)

• Unterbinden von Durchströmungsvorgängen, Chemikalien-Langzeitbeständigkeit, Minimierung der Diffusionsvorgänge (Kunststoffdichtungsbahn)

• Schutz der Kunststoffdichtungsbahn vor Beschädigung (Schutzschicht)

• Sammlung und flächige Ableitung des Deponiesickerwassers zu den Sickerwasserleitungen (Flächendrainage)

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Basisabdichtungssystem

Querneigung: >= 3,0 % nach Setzung

Längsneigung: >= 1,0 % nach Setzung

Spülbare Sickerwasserleitungen >= DN 300

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Stabilität des DeponiekörpersDer Abfallkörper muss in sich selbst und gegenüber seiner Umgebung

stabil hergestellt werden.

• Einbau hohlraumarm und verdichtet, Vermeidung von schädlichen Setzungen, optimale Raumausnutzung des Deponievolumens

• Trennung von Abfällen, die untereinander schädlich reagieren können bzw. durch Kontakt mit Sickerwasser reagieren

• Abfälle, die exotherm reagieren können, sind so einzubauen, das Beschädigungen an den Abdichtungssystemen vermieden werden

Durch die Verpflichtung zur Vorbehandlung von Abfällen vor der Ablagerung ab dem 01.06.2005 (AbfAblVO, 2001) werden Setzungen stark verringert.

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Zuordnungskriterien derAbfAblVO, Anhang 1

Nr. Parameter Deponieklasse I Deponieklasse II 1 Festigkeit 1) 1.01 Flügelscherfestigkeit >=25 kN/qm >=25 kN/qm 1.02 Axiale Verformung <=20 % <=20 % 1.03 Einaxiale Druckfestigkeit >=50 kN/qm >=50 kN/qm 2 Organischer Anteil des

Trockenrückstandes der Originalsubstanz 2) 3)

2.01 bestimmt als Glühverlust <=3 Masse-% <=5 Masse-% 4) 2.02 bestimmt als TOC <=1 Masse-% <=3 Masse-% 3 Extrahierbare lipophile Stoffe der

Originalsubstanz 6) <=0,4 Masse-% <=0,8 Masse-%

4 Eluatkriterien 4.01 pH-Wert 5,5-13,0 5,5-13,0 4.02 Leitfähigkeit <=10.000myS/cm <=50.000myS/cm 4.03 TOC <=20 mg/l 5) <=100 mg/l 4.04 Phenole <=0,2 mg/l <=50 mg/l 4.05 Arsen <=0,2 mg/l <=0,5 mg/l 4.06 Blei <=0,2 mg/l <=1 mg/l 4.07 Cadmium <=0,05 mg/l <=0,1 mg/l 4.08 Chrom-VI <=0,05 mg/l <=0,1 mg/l7) 4.09 Kupfer <=1 mg/l <=5 mg/l 4.10 Nickel <=0,2 mg/l <=1 mg/l 4.11 Quecksilber <=0,005 mg/l <=0,02 mg/l 4.12 Zink <=2 mg/l <=5 mg/l 4.13 Fluorid <=5 mg/l <=25 mg/l 4.14 Ammoniumstickstoff <=4 mg/l <=200 mg/l 4.15 Cyanide, leicht freisetzbar <=0,1 mg/l <=0,5 mg/l 4.16 AOX <=0,3 mg/l <=1,5 mg/l 4.17 Wasserlöslicher Anteil

(Abdampfrückstand) <=3 Masse-% <=6 Masse-%

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Zuordnungskriterien derAbfAblVO, Anhang 2

Nr. Parameter Zuordnungswerte 1 Festigkeit 1) 1.01 Flügelscherfestigkeit >=25 kN/qm 1.02 Axiale Verformung <=20 % 1.03 Einaxiale Druckfestigkeit >=50 kN/qm 2 Organischer Anteil des Trockenrückstandes der

Originalsubstanz 2) bestimmt als TOC <=18 Masse-%

3 Extrahierbare lipophile Stoffe der Originalsubstanz 6)

<=0,8 Masse-%

4 Eluatkriterien 4.01 pH-Wert 5,5-13,0 4.02 Leitfähigkeit <=50.000myS/cm 4.03 TOC <=250 mg/l 5) 4.04 Phenole <=50 mg/l 4.05 Arsen <=0,5 mg/l 4.06 Blei <=1 mg/l 4.07 Cadmium <=0,1 mg/l 4.08 Chrom-VI <=0,1 mg/l 4.09 Kupfer <=5 mg/l 4.10 Nickel <=1 mg/l 4.11 Quecksilber <=0,02 mg/l 4.12 Zink <=5 mg/l 4.13 Fluorid <=5 mg/l 4.14 Ammoniumstickstoff <=200 mg/l 4.15 Cyanide, leicht freisetzbar <=0,5 mg/l 4.16 AOX <=1,5 mg/l 4.17 Wasserlöslicher Anteil (Abdampfrückstand) <=6 Masse-% 5 Biologische Abbaubarkeit des Trockenrückstandes der

Originalsubstanz bestimmt als Atmungsaktivität AT(tief4) oder bestimmt als Gasbildungsrate im Gärtest (GB(tief21)

<=5 mg/g 3) <=20 l/kg 4)

6 Oberer Heizwert (H(tiefO) 2) <=6.000 kJ/kg

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Oberflächenabdichtungssystem für Deponieklasse I/II nach TASi (1993)

Regelaufbau

Oberflächenabdichtung DK II

Kombinationsabdichtung

Regelaufbau

Oberflächenabdichtung DK I

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Oberflächenabdichtungssystem für Deponieklasse I/II nach TASi (1993)

Regelaufbau

Oberflächenabdichtung DK II

Kombinationsabdichtung

Regelaufbau

Oberflächenabdichtung DK I

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

Die EU betrachtet die Deponierung als schlechteste Möglichkeit, Abfälle „loszuwerden“.

Die Verwertung von Abfällen und damit die Kreislaufwirtschaft ist immer vorrangiges Ziel.

Deponierung bedeutet nicht, Abfälle zu beseitigen.

Deponierung bedeutet, Abfälle zu lagern.

ABER:

Deponierung ist (zur Zeit noch) erschwinglich.

Deponierung ist technisch machbar (wenn auch aufwändig).

Deponierung ist direkt verfügbar.

Die Deponierung verschafft Zeit, bessere Lösungen zu finden.

Geordnete Deponien sind keine „chemischen Zeitbomben“. Entscheidend ist jedoch die Betreuung in der Nachsorge.

Zum Nachdenken.

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Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft

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Dipl.-Ing. Roland Haubrichs

V15 R05 H08

Sprechstunde: Mi 14:00 – 15:00

[email protected]

http://www.uni-essen.de/abfallwirtschaft

Sommersemester 2006