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W. Dür, Bürgerlärm gegen Fluglärm, 4.7.2001 /1 Fluglärm und Gesundheit Probleme der Bevölkerung mit der Lärmemission des Flughafens Wien - Die andere Seite der Medaille Erwartungen der Bürgerinitiativen an die Mediation Mag. Dr. Wolfgang Dür, Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie,

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Fluglärm und GesundheitProbleme der Bevölkerung mit der Lärmemission des Flughafens Wien - Die andere Seite der Medaille

Erwartungen der Bürgerinitiativen an die MediationMag. Dr. Wolfgang Dür, Institut für Medizin- und Gesundheitssoziologie, Universität Wien

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Bürgerlärm gegen Fluglärm

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Übersicht

• Welche nicht-intendierten Effekte erzeugt der Flugverkehr?

• Was sind deren Folgen?• Was bedeutet Fluglärm für die

Gesundheit?• Was folgt daraus aus Sicht der

betroffenen Bürgerinnen und Bürger?

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Die Kosten des FlugverkehrsQuelle: Health Council of the Netherlands (1999):Public Health Impact of large Airports, The Hague: Health Council of the Netherlands 1999/14E (Projektleitung: Prof. JA Knottnerus)

Nicht-intendierte Effekte des Flugverkehrs

• Luftverschmutzung (lokal und global)• Lärmbelastung• Unfälle, Unglücke• Verschmutzung von Boden und Grundwasser

im Umkreis von Flughäfen• Import von Infektionskrankheiten• lokale Wertminderung von Grund und Boden• Arbeitsunfälle am Flughafen

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Was sind die Folgen dieser Effekte? • Beeinträchtigung der Gesundheit betroffener

Populationen• Beeinträchtigung der Lebensqualität

betroffener Populationen• Beeinträchtigung der natürlichen Umwelt

von Flughäfen• Beitrag zu Klimaveränderungen (Flughöhe!)• Beeinträchtigung bestimmter Aspekte der

Regionalentwicklung im Umkreis von Flughäfen

• Beeinträchtigung der kulturellen Entwicklung in Ländern mit Massentourismus

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Wie hängen Gesundheit und Fluglärm zusammen?

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Was ist Gesundheit?

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit“

(WHO 1948)

„Gesundheit ist ein Grundrecht des Menschen und ein weltweites soziales Ziel.“

(WHO 1998)

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Wie kann man Gesundheit messen?

„Gesundheit ist messbar als Verringerung der auf erkennbare Krankheiten oder Störungen zurückzuführenden Mortalität, Morbidität und Behinderung und als Verbesserung des subjektiv empfundenen Gesundheitszustands“

(WHO 1999)

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Was ist „subjektive Gesundheit“?

• Der subjektiv empfundene Gesundheitszustand gilt heute in den Gesundheitswissenschaften als sehr guter Prädiktor für die Prognose (Erkrankungswahrscheinlichkeit) einer Person. • Bei bestimmten Populationen ist die Vorhersage-genauigkeit höher als jene medizinischer Tests. • Belästigung, Störung des Wohlbefindens ist kein Problem von „Mimosen“

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Wie entsteht Gesundheit? Wie kann man Gesundheit erzeugen?

„Gesundheit entsteht dadurch, daß man sich um sich selbst und für andere sorgt, daß man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben, sowie dadurch, daß die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen“ Quelle: WHO (1986): Ottawa Charter. Prinzipien der Gesundheitsförderung, World Health Organisation, Genf

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Was ist Lärm?

„Lärm ist - im weitesten Sinn - unerwünschter Schall, der Menschen belästigen, ihre Gesundheit stören, gefährden oder schädigen kann. Insbeson-dere im Bereich extraauraler Auswirkungen versteht man unter Lärm auch die negativ gefärbte Erlebnisqualität, welche durch bestimmte Schallimmissionen ausgelöst wird und welche mit physiologischen und pathologischen Reaktionen einhergehen kann.“

ÖAL-Richtlinie 6/18, Seite 5, 2.13)

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Wie wirkt Lärm auf den Menschen? • Das Ohr ist das „Alarm-Organ“ des Menschen -

das Ohr schläft nie. Lärmwirkungen erfolgen auch im Schlaf bzw. ohne bewußte Wahrnehmung.

• Lärm bewirkt Veränderungen im vegetativen Nervensystem, in der hormonellen Regulation, im kognitiven und emotionalen Bereich.

• Bei aller Komplexität der kausalen Kette wird heute davon ausgegangen, dass Lärm ein eigenständiger Krankheitsfaktor ist.

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Welche gesundheitlichen Folgen sind mit Fluglärm verbunden?Quelle: Health Council of the Netherlands (1999):Public Health Impact of large Airports, The Hague: Health Council of the Netherlands 1999/14E (Projektleitung: Prof. JA Knottnerus); ausgewiesen sind nur jene Krankheitsfolgen, für wissenschaftliche Evidenz vorliegt: ** hohe

Evidenz * ausreichende Evidenz • Ausschüttung von Stress-Hormonen**• Belästigung, psychische Verstimmung, Unruhe**• Frustration, Demotivierung**• Schlafstörungen**• reduziertes subjektives Gesundheitsempfinden*• Konzentrations- und Lernprobleme bei Kindern**• Langzeit-Effekte: Herzkreislauferkrankungen**• reduzierte Arbeitsleistung bei Berufstätigen• Geburtsgewicht, Immunabwehr, psychiatrische

Probleme

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Fluglärm ist ein besonders unangenehmer Lärm!

air

road

rail

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Fluglärm und Aufwachreaktion

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Fluglärm und Lärmeffekte ISO 1996 nach Porter, ND, Flindell, IH, Berry, BF (1998): Health effect-based noise assessment methods: a review and feasibility study, National Physical laboratory, Teddington, UK

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Soziale Folgen des Fluglärms

• Verringerung der Lebensqualität• Eingeschränkte Nutzung von Gärten,

Spielplätzen und Parkanlagen• Kommunikationsstörungen innen und außen,

Unterbrechung sozialer Handlungen• Zwang, bei geschlossenen Fenstern zu

schlafen• Abwertung der Immobilien• mangelnder Zuzug, mangelndes Wachstum

der Gemeinden (berührt die Lebensader!)

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Gibt es in Bezug auf die gesundheit-lichen Folgen des Fluglärms offene wissenschaftliche Fragen?

Teilweise ja, in Bezug auf:

• den gesamten Impact des Fluglärms auf die Gesundheit

• die Bedeutung intervenierender Variablen• die Rolle der Kumulation von Lärm• die Wirkung bei besonders empfänglichen

Gruppen (Kinder, Schwangere, Kranke ...)• die Rolle anderer Risikofaktoren

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Was ist von der weiteren Forschung zu erwarten?

Es ist zu erwarten, dass die weitere Forschung den Einfluss des Fluglärms auf die Gesundheit der Menschen als noch gravierender einstufen wird, als es sich heute schon darstellt.Quelle: Porter, ND, Flindell, IH, Berry, BF (1998): Health effect-based noise assessment methods: a review and feasibility study, National Physical laboratory, Teddington, UK

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Welche Lärmgrenzwerte werden von der WHO empfohlen?Quelle: Berglund, Lindvall, Schwela (1999): Guidelines for Community Noise, WHO, Copenhagen

Die WHO-Guidelines (1995) geben für das Eintreten nachstehender Probleme an:

ernsthafte Belästigung 55 Laeq

Schlafstörung 30 Laeq

45 Lamax

verändertes Sozialverhalten 80 dB(A)

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Was folgt daraus aus Sicht der betroffenen Bürgerinnen und Bürger?

• Reduktion des Fluglärms, schrittweise auf 55 Laeq

• Grenzwerte für die Anzahl an Überflügen mit Maximalpegel >65 dB(A) pro Zeiteinh.

• Nachtflugverbot über bewohntem Gebiet• Finanzierung von Schutzmaßnahmen

gegen den Lärm• gerechter Ausgleich für unzumutbare

Belastungen