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IN KÜRZE eTourism: Strategien für die Kommunikation Mobile, Marketing, Wissen- schaftstrends im eTourism, Social Web und Suchmaschi- nen: Am 14. November gibt es zu diesen Themen drei paral- lele Vortragsstränge. Der Kongress „Brennpunkt e Tour- ism“ findet ab 9 Uhr statt und will das virtuelle Kommunika- tions Know-how von KMUs stärken. www.fh-salzburg.ac.at Führung 1: Moderieren, entscheiden, verändern Für Reservierungen unter dem Stichwort „Restplatz“ gibt es 300 Euro Rabatt auf die im No- vember stattfindenden „Lead- ership & Management“ Semi- nare des Hernstein Instituts. Die nächsten Termine: „Quali- tativ gut entscheiden“ von 2. bis 4. November und „Mode- ration – von der Methode zur Prozesssteuerung“ von 7. bis 9. November und „Verände- rungsmanagement“ von 2. bis 4. November. www.hernstein.at Führung 2: Motivation, Frauen, Medien Die Journalistin, Supervisorin und Coach Kirsten Annette Vogel leitet zwei Seminare des Kuratoriums für Journalisten- ausbildung. Ersteres findet von 2. bis 4. November in Salz- burg statt und dreht sich um Mitarbeiterführung in den Medien, zweiteres erörtert Führungsstrategien für Frau- en, und zwar von 9. bis 11. No- vember in Linz. www.kfj.at Impressum: Weiterbildung Redaktion: Daniela Mathis T: 01/51414-361 Katharina Glatz T: 01/51414-620 [email protected] Anzeigen: Alexandra Supper T: 01/51414-568 [email protected] Alexandra Ahorn T: 01/51414-601 [email protected] Internationaler Executive MBA „Die Presse“ vergibt für den MBA Global ein Stipendium in Höhe von 34.000 Euro. Post Graduate. Der Executive Global MBA der Executive Acade- my an der WU Wien qualifiziert in 14 Monaten zum Master of Busi- ness Administration – mit Stu- dienreisen nach Russland, Indien und China sowie in die USA. Ver- mittelt werden unter anderem „Managing People and Organiza- tion“, „Financial Accounting und Management“, und „Data Analy- sis & Decision Making“. Das Mo- dul „Managing Globalization“ wird in China, „Information Technology Management in In- dien und „Strategies for a Global Company“ in den USA praktisch erfahrbar. Der Lehrgang beginnt am 4. April 2012. Bewerbungsfrist: 31. Oktober „Die Presse“ vergibt Stipendium der „Presse“ in Höhe von 34.000 Euro 5000 Euro Selbstbehalt bleiben. Bewerben können sich Führungskräfte mit akademi- schem Abschluss und mindestens fünf Jahren einschlägiger Berufs- erfahrung. Bewerbungsunterla- gen sind unter stipendium@die- presse.com erhältlich und kön- nen ebendort eingesendet wer- den. www.executiveacademy.at www.diepresse.com/stipendium Die Stimme zu erheben, ist nicht immer leicht. Aber es lässt sich trainieren. [mattjeacock/istockphoto] Sprechperlen und Stilbilder Rhetorik im Studium: Uni Salzburg, www.uni-salzburg.at Lehrgänge und Seminare (Auswahl): A bfi Wien: „Rhetorik I“, „Rhetorik II“, „Körpersprache und Sprechtechnik“, „Mein Auftreten – meine Stärken“ (speziell für Frauen), www.bfi-wien.at A WIFI-Rhetorik-Akademie, www.wifi.at A Humboldt Fernlehrinstitut, „Rhetorik – die Kunst der Rede“, hfl.humboldt.at A Regionale Wifi-Veranstaltungen (verschiedene Titel und Termine je nach Bundesland): „Ohne Stimme kein Sprechen“, www.noe.wifi.at Workshop Rhetorik - Stimme – Körpersprache“, www.wifisalzburg.at „Gekonnt gekontert! Schlagfertigkeit kann man lernen“, www.tirol.wifi.at A ARS - Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft: „Rhetorik und Körpersprache“, „Unternehmen erfolgreiche (re)präsentieren – von außen & innen“, „Ihre Stimme überzeugt“, „Authentisch auftreten“, www.ars.at „Das Etablieren eines eigenen Stils macht die wirklich gute Rhetorik aus.“ Thomas Schirren Rhetorikbüro der Universität Salzburg „Man muss mehr arbeiten, wenn man nicht auf den ersten Blick überzeugt.“ Elisabeth Motsch Farb- und Stilberaterin Rhetorik & Stil. Eine „Rede wirkungsvoll zu gestalten“ gehörte schon in der Antike zum guten Ton. Heute wird Weiterbildung dazu unter „Kommunikation“ oder „Auftreten“ angeboten. VON ERIKA PICHLER Wie man sich fühlt, so spricht man „Rhetorik ist Persönlichkeits- bildung. Wie jemand nach außen auftritt und spricht, ist immer ein Spiegel innerer Zustände und Ent- wicklungen“, sagt Universitätspro- fessor Thomas Schirren, Leiter des Rhetorikbüros der Universität Salzburg. „Es gibt eine Wechsel- wirkung zwischen Haltung und Ausdruck. Sich damit zu beschäfti- gen, führt uns zu unserer Tiefen- struktur zurück“. Eigenen Stil bilden Studierende aller Disziplinen ha- ben die Möglichkeit, sich über mehrere Semester hin mit der Kunst der guten Rede zu befassen als Ergänzung oder Studien- schwerpunkt. Die universitären Rhetorik-Programme, begleitet von regelmäßigen Debattierclubs, von jährlichen Tagungen der wis- senschaftlichen Fachwelt und von Rhetorik-Vermittlung in Schulen, gibt es im deutschen Raum in ver- gleichbarer Weise sonst nur an der Universität Tübingen. Rhetorik zählte schon in der Spätantike zu den „artes liberales“, also den sieben kanonischen Dis- ziplinen der freien Bildung. Heute wird sie meist aus berufsprakti- schen Gründen in kurzen Weiter- bildungen vermittelt – in Teilberei- chen wie Präsentation, Kommuni- kation, Business-Etikette oder Stil- sicherheit. Schirren empfiehlt, bei der Auswahl auf Qualitätskriterien wie den oben beschriebenen Aspekt der Persönlichkeitsent- wicklung zu achten. „Wenn der Lehrende einzelne Defizite als sehr stark empfindet, sollte er sich nicht davor scheuen, einen Psychothera- peuten zu empfehlen“, sagt Schir- ren. Auch der Rhetoriklehrer selbst solle Möglichkeiten entwickeln, „Schüler langfristig zu begleiten, ohne sie jedoch zu sehr an sich zu binden“. Schließlich mache nicht das Kopieren des Lehrers wirklich gute Rhetorik aus, sondern im Ge- genteil das Etablieren eines eige- nen Stils. Aus genau diesem Grund sind aus Schirrens Sicht überhaupt alle „festen Tipps“ für den gelun- genen rhetorischen Auftritt abzu- lehnen. Pauschalratschläge seien zwar in Crash-Kursen beliebt, stünden aber dem Ziel entgegen, die Individualität des Sprechenden und sein situatives Handeln zu för- dern. Ur-Werkzeug Stimme Als wichtigstes Medium der Kom- munikation (neben Drucksorten wie Buch oder Plakat oder den elektronischen Medien der Moder- ne) gilt seit jeher der eigene Kör- per: Stimmführung, Gestik, Mimik und Kleidung sagen oft mehr aus als die gesprochenen Worte. Basis jeglicher Rede ist die Stimme. Sich auf sie zu konzentrieren, könne bei manchen Menschen sehr viel be- wirken und verändern“, meint die Autorin und Stimmtrainerin Katrin Haugeneder: „Je nach Redeerfah- rung der Teilnehmer kann man unter Umständen auch in kurzer Zeit viel erreichen“. Ein- bis Zwei-Tages-Seminare vermittelten oft zumindest ein Aha-Erlebnis und die Antwort auf die Frage, ob man mehr brauche, um sich gut präsentieren zu kön- nen. Häufig werden zudem in be- stimmten zeitlichen Abständen Aufbauseminare oder Fresh-ups angeboten. Und manchmal ist es auch möglich, wie im Rahmen eines Interreg-Projekts mit ober- österreichischen und niederbaye- rischen Unternehmern, über meh- rere Monate regelmäßig zu arbei- ten und zusätzlich Einzelcoaching anzubieten. Die Trainings werden aus ganz verschiedenen Motivationen nachgefragt: Scheu vor dem Spre- chen vor Publikum, eine schrille Stimme, unschöne Aussprache oder Schwierigkeiten dabei, die ei- genen Gedankengänge treffend in Worte zu fassen. „Ich hatte einen Geschäftsführer, der schon nach einem halben Tag sagte, er spüre jetzt mehr Energie beim Sprechen und sei sich vieler Kleinigkeiten bewusst geworden. Eine Unter- nehmerin hatte am Anfang Angst davor, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Als ich sie jetzt nach vier Monaten bei einer Produktpräsen- tation erlebt habe, hat sie frei und sehr gut gesprochen.“ Vorbild: Udo Jürgens „Gut sprechen“ bedeutet für Hau- geneder, lebendig und überzeu- gend zu sprechen. „Die Arbeit mit der Stimme führt in den Bauch. Es geht darum, wirklich mit dem Her- zen zu sprechen. Man spürt dann einfach, dass jemand seinen Standpunkt wirklich vertritt.“ Wichtig bei der Auswahl von Stimmtrainern ist aus ihrer Sicht, auf deren fundierte Ausbildung zu achten. „Nicht jede Rundfunk- Sprecherin kann Stimmtrainerin sein.“ Ein echtes Vorbild „in Bezug auf Artikulation, Atemrhythmus, Stimmklang beziehungsweise Ge- sundheit und Bühnenpräsenz“ ist für Haugeneder übrigens Udo Jür- gens. Mehr als Äußerlichkeiten Dass auch Kleidung und Stil für den überzeugenden Auftritt von Bedeutung sind, steht außer Frage. In kompakten Weiterbildungen geht es in puncto Stilberatung meist um branchenspezifische Dress-Codes. Senden kurze Röcke zu viele erotische Signale aus? Ist für Bankangestellte der dunkle An- zug ein Muss? Kann eine Ge- schäftsführerin im Puffärmelblüs- chen kompetent erscheinen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Farb- und Stilberaterin Eli- sabeth Motsch in der Arbeit mit Firmenkunden. Immer öfter wird sie engagiert, um den Dress Code der Firma gemeinsam mit den Mit- arbeitern zu erarbeiten. Die He- rausforderung bestehe darin, eine zum Firmenimage passende Klei- dung zu wählen, ohne dabei die Persönlichkeit zu verlieren. „Es ist immer eine Gratwanderung“, sagt Motsch. „Aber viele kennen eben die Business Codes nicht oder nur teilweise.“ In Österreich lege man zwar einen eher lockeren Maßstab an, „lockerer als zum Beispiel in Ham- burg“. Doch in den Führungseta- gen gebe es trotzdem einiges zu tun, „zum Beispiel, wenn eine Bankdirektorin in Pullover und Strickweste über große Kredite verhandeln möchte.“ Generell würden oft zu sportliche Outfits gewählt oder kaum zwischen pri- vater oder beruflicher Garderobe unterschieden. Passende Kleidung soll aus Motschs Sicht der Arbeit nicht im Weg stehen, sondern sie erleichtern. „Ein dunkler Anzug al- lein macht noch keinen seriösen Banker. Aber er kann helfen, die erste Hürde im Beruf gut zu schaf- fen und sich schneller inhaltlichen Fragen zuwenden zu können.“ K29 DIE PRESSE.COM 22./23. OKTOBER 2011 BILDUNG K29

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IN KÜRZE

eTourism: Strategienfür die KommunikationMobile, Marketing, Wissen-schaftstrends im eTourism,Social Web und Suchmaschi-nen: Am 14. November gibt eszu diesen Themen drei paral-lele Vortragsstränge. DerKongress „Brennpunkt e Tour-ism“ findet ab 9 Uhr statt undwill das virtuelle Kommunika-tions Know-how von KMUsstärken. www.fh-salzburg.ac.at

Führung 1: Moderieren,entscheiden, verändernFür Reservierungen unter demStichwort „Restplatz“ gibt es300 Euro Rabatt auf die im No-vember stattfindenden „Lead-ership & Management“ Semi-nare des Hernstein Instituts.Die nächsten Termine: „Quali-tativ gut entscheiden“ von 2.bis 4. November und „Mode-ration – von der Methode zurProzesssteuerung“ von 7. bis 9.November und „Verände-rungsmanagement“ von 2. bis4. November. www.hernstein.at

Führung 2: Motivation,Frauen, MedienDie Journalistin, Supervisorinund Coach Kirsten AnnetteVogel leitet zwei Seminare desKuratoriums für Journalisten-ausbildung. Ersteres findetvon 2. bis 4. November in Salz-burg statt und dreht sich umMitarbeiterführung in denMedien, zweiteres erörtertFührungsstrategien für Frau-en, und zwar von 9. bis 11. No-vember in Linz. www.kfj.at

Impressum: Weiterbildung

Redaktion: Daniela Mathis T: 01/51414-361Katharina Glatz T: 01/[email protected]: Alexandra Supper T:01/[email protected] Ahorn T: 01/[email protected]

InternationalerExecutive MBA„Die Presse“ vergibt für denMBA Global ein Stipendiumin Höhe von 34.000 Euro.Post Graduate. Der ExecutiveGlobal MBA der Executive Acade-my an der WU Wien qualifiziert in14 Monaten zum Master of Busi-ness Administration – mit Stu-dienreisen nach Russland, Indienund China sowie in die USA. Ver-mittelt werden unter anderem„Managing People and Organiza-tion“, „Financial Accounting undManagement“, und „Data Analy-sis & Decision Making“. Das Mo-dul „Managing Globalization“wird in China, „InformationTechnology Management in In-dien und „Strategies for a GlobalCompany“ in den USA praktischerfahrbar. Der Lehrgang beginntam 4. April 2012.

Bewerbungsfrist: 31. Oktober„Die Presse“ vergibt Stipendiumder „Presse“ in Höhe von 34.000Euro – 5000 Euro Selbstbehaltbleiben. Bewerben können sichFührungskräfte mit akademi-schem Abschluss und mindestensfünf Jahren einschlägiger Berufs-erfahrung. Bewerbungsunterla-gen sind unter [email protected] erhältlich und kön-nen ebendort eingesendet wer-den.

www.executiveacademy.atwww.diepresse.com/stipendium

Die Stimme zu erheben, ist nicht immer leicht. Aber es lässt sich trainieren. [mattjeacock/istockphoto]

Sprechperlen und StilbilderRhetorik im Studium:Uni Salzburg, www.uni-salzburg.at

Lehrgänge und Seminare (Auswahl):A bfi Wien: „Rhetorik I“, „Rhetorik II“,„Körpersprache und Sprechtechnik“,„Mein Auftreten – meine Stärken“(speziell für Frauen), www.bfi-wien.at

A WIFI-Rhetorik-Akademie,www.wifi.at

A Humboldt Fernlehrinstitut,„Rhetorik – die Kunst der Rede“,hfl.humboldt.at

A Regionale Wifi-Veranstaltungen(verschiedene Titel und Termine jenach Bundesland): „Ohne Stimmekein Sprechen“, www.noe.wifi.at

Workshop Rhetorik - Stimme –Körpersprache“, www.wifisalzburg.at

„Gekonnt gekontert! Schlagfertigkeitkann man lernen“, www.tirol.wifi.at

A ARS - Akademie für Recht, Steuernund Wirtschaft: „Rhetorik undKörpersprache“, „Unternehmenerfolgreiche (re)präsentieren – vonaußen & innen“, „Ihre Stimmeüberzeugt“, „Authentisch auftreten“,www.ars.at

„Das Etablieren eineseigenen Stils macht die

wirklich gute Rhetorik aus.“Thomas Schirren

Rhetorikbüro der Universität Salzburg

„Man muss mehr arbeiten,wenn man nicht auf denersten Blick überzeugt.“

Elisabeth MotschFarb- und Stilberaterin

Rhetorik & Stil. Eine „Rede wirkungsvoll zu gestalten“ gehörte schon in der Antike zum guten Ton.Heute wird Weiterbildung dazu unter „Kommunikation“ oder „Auftreten“ angeboten. VON ERIKA PICHLER

Wie man sich fühlt, so spricht man„Rhetorik ist Persönlichkeits-

bildung. Wie jemand nach außenauftritt und spricht, ist immer einSpiegel innerer Zustände und Ent-wicklungen“, sagt Universitätspro-fessor Thomas Schirren, Leiter desRhetorikbüros der UniversitätSalzburg. „Es gibt eine Wechsel-wirkung zwischen Haltung undAusdruck. Sich damit zu beschäfti-gen, führt uns zu unserer Tiefen-struktur zurück“.

Eigenen Stil bildenStudierende aller Disziplinen ha-ben die Möglichkeit, sich übermehrere Semester hin mit derKunst der guten Rede zu befassen– als Ergänzung oder Studien-schwerpunkt. Die universitärenRhetorik-Programme, begleitetvon regelmäßigen Debattierclubs,

von jährlichen Tagungen der wis-senschaftlichen Fachwelt und vonRhetorik-Vermittlung in Schulen,gibt es im deutschen Raum in ver-gleichbarer Weise sonst nur an derUniversität Tübingen.

Rhetorik zählte schon in derSpätantike zu den „artes liberales“,also den sieben kanonischen Dis-ziplinen der freien Bildung. Heutewird sie meist aus berufsprakti-schen Gründen in kurzen Weiter-bildungen vermittelt – in Teilberei-chen wie Präsentation, Kommuni-kation, Business-Etikette oder Stil-sicherheit. Schirren empfiehlt, beider Auswahl auf Qualitätskriterienwie den oben beschriebenen

Aspekt der Persönlichkeitsent-wicklung zu achten. „Wenn derLehrende einzelne Defizite als sehrstark empfindet, sollte er sich nichtdavor scheuen, einen Psychothera-peuten zu empfehlen“, sagt Schir-ren.

Auch der Rhetoriklehrer selbstsolle Möglichkeiten entwickeln,„Schüler langfristig zu begleiten,ohne sie jedoch zu sehr an sich zubinden“. Schließlich mache nichtdas Kopieren des Lehrers wirklichgute Rhetorik aus, sondern im Ge-genteil das Etablieren eines eige-nen Stils. Aus genau diesem Grundsind aus Schirrens Sicht überhauptalle „festen Tipps“ für den gelun-genen rhetorischen Auftritt abzu-lehnen. Pauschalratschläge seienzwar in Crash-Kursen beliebt,stünden aber dem Ziel entgegen,die Individualität des Sprechendenund sein situatives Handeln zu för-dern.

Ur-Werkzeug StimmeAls wichtigstes Medium der Kom-munikation (neben Drucksortenwie Buch oder Plakat oder denelektronischen Medien der Moder-ne) gilt seit jeher der eigene Kör-per: Stimmführung, Gestik, Mimikund Kleidung sagen oft mehr ausals die gesprochenen Worte. Basisjeglicher Rede ist die Stimme. Sichauf sie zu konzentrieren, könne beimanchen Menschen sehr viel be-wirken und verändern“, meint dieAutorin und Stimmtrainerin KatrinHaugeneder: „Je nach Redeerfah-rung der Teilnehmer kann manunter Umständen auch in kurzerZeit viel erreichen“.

Ein- bis Zwei-Tages-Seminarevermittelten oft zumindest einAha-Erlebnis und die Antwort aufdie Frage, ob man mehr brauche,

um sich gut präsentieren zu kön-nen. Häufig werden zudem in be-stimmten zeitlichen AbständenAufbauseminare oder Fresh-upsangeboten. Und manchmal ist esauch möglich, wie im Rahmen

eines Interreg-Projekts mit ober-österreichischen und niederbaye-rischen Unternehmern, über meh-rere Monate regelmäßig zu arbei-ten und zusätzlich Einzelcoachinganzubieten.

Die Trainings werden aus ganzverschiedenen Motivationennachgefragt: Scheu vor dem Spre-chen vor Publikum, eine schrilleStimme, unschöne Ausspracheoder Schwierigkeiten dabei, die ei-genen Gedankengänge treffend inWorte zu fassen. „Ich hatte einenGeschäftsführer, der schon nacheinem halben Tag sagte, er spürejetzt mehr Energie beim Sprechenund sei sich vieler Kleinigkeitenbewusst geworden. Eine Unter-nehmerin hatte am Anfang Angstdavor, in der Öffentlichkeit zusprechen. Als ich sie jetzt nach vierMonaten bei einer Produktpräsen-tation erlebt habe, hat sie frei undsehr gut gesprochen.“

Vorbild: Udo Jürgens„Gut sprechen“ bedeutet für Hau-geneder, lebendig und überzeu-gend zu sprechen. „Die Arbeit mitder Stimme führt in den Bauch. Esgeht darum, wirklich mit dem Her-zen zu sprechen. Man spürt danneinfach, dass jemand seinen

Standpunkt wirklich vertritt.“Wichtig bei der Auswahl vonStimmtrainern ist aus ihrer Sicht,auf deren fundierte Ausbildung zuachten. „Nicht jede Rundfunk-Sprecherin kann Stimmtrainerinsein.“ Ein echtes Vorbild „in Bezugauf Artikulation, Atemrhythmus,Stimmklang beziehungsweise Ge-sundheit und Bühnenpräsenz“ istfür Haugeneder übrigens Udo Jür-gens.

Mehr als ÄußerlichkeitenDass auch Kleidung und Stil fürden überzeugenden Auftritt vonBedeutung sind, steht außer Frage.In kompakten Weiterbildungengeht es in puncto Stilberatungmeist um branchenspezifischeDress-Codes. Senden kurze Röckezu viele erotische Signale aus? Istfür Bankangestellte der dunkle An-zug ein Muss? Kann eine Ge-schäftsführerin im Puffärmelblüs-chen kompetent erscheinen?

Mit solchen Fragen beschäftigtsich die Farb- und Stilberaterin Eli-sabeth Motsch in der Arbeit mitFirmenkunden. Immer öfter wirdsie engagiert, um den Dress Codeder Firma gemeinsam mit den Mit-arbeitern zu erarbeiten. Die He-rausforderung bestehe darin, einezum Firmenimage passende Klei-dung zu wählen, ohne dabei diePersönlichkeit zu verlieren. „Es istimmer eine Gratwanderung“, sagtMotsch. „Aber viele kennen ebendie Business Codes nicht oder nurteilweise.“

In Österreich lege man zwareinen eher lockeren Maßstab an,„lockerer als zum Beispiel in Ham-burg“. Doch in den Führungseta-gen gebe es trotzdem einiges zutun, „zum Beispiel, wenn eineBankdirektorin in Pullover undStrickweste über große Krediteverhandeln möchte.“ Generellwürden oft zu sportliche Outfitsgewählt oder kaum zwischen pri-vater oder beruflicher Garderobeunterschieden. Passende Kleidungsoll aus Motschs Sicht der Arbeitnicht im Weg stehen, sondern sieerleichtern. „Ein dunkler Anzug al-lein macht noch keinen seriösenBanker. Aber er kann helfen, dieerste Hürde im Beruf gut zu schaf-fen und sich schneller inhaltlichenFragen zuwenden zu können.“

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