Webbasiertes Lernen in Unternehmen

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Kapitel des L3T Lehrbuch (http://l3t.eu)

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2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

1. Hintergrund

Webbasiertes Lernen als die am häufigsten diskutierteForm des technologiegestützten Lernens wird inmehr als der Hälfte (55%) der Top-500-Unter-nehmen in Deutschland eingesetzt. Das ergab einetelefonische Befragung im Frühjahr 2009 (MMB,2010). Nachholbedarf haben vor allem klein- undmittelständische Unternehmen, heißt es an andererStelle (Scheer, 2009). Doch diese Zahlen könnennicht darüber hinwegtäuschen: Auch wenn das tech-nologiegestützte Lernen in vielen Branchen und Un-ternehmen bereits eine lange Geschichte hat, so istdie Informationslage bis heute unzureichend. Esdominieren Branchen-News, Erfolgsberichte und„Best Practices“, es gibt kaum Standardliteratur, diesich ausschließlich den Besonderheiten des technolo-giegestützten Lernens in Unternehmen widmet,kaum repräsentative Erhebungen zum Stand des Ein-satzes von Lernmedien in der betrieblichen Weiter-bildung, und es mangelt - wie in der gesamten Wei-terbildung - an Evaluationen, in deren Rahmen über-prüft wird, ob die mit der Einführung einzelnerLernmedien gesteckten Ziele auch erreicht wurden.

2. Die  Gründe  des  Technologieeinsatzes  

Unternehmensstrukturen und -kulturen haben sich inden letzten Jahren massiv verändert (Fingar et al.,1999; Rens, 2006). Die Globalisierung sowie der tech-nologische und demografische Wandel sind diegroßen Herausforderungen, vor denen Unternehmenund Mitarbeiter heute stehen. Hinzu kommen ein zu-nehmender Wettbewerb und ein steigender Kosten-druck (Quarterman et al., 2003). Der Einsatz vonTechnologien und Medien in der Weiterbildung ist ei-nerseits Teil dieses Wandels und andererseits Teil derAntwort der Weiterbildung auf die genannten Her-ausforderungen.

Die fortschreitende Globalisierung, die Virtua-lisierung von Teams und Arbeitsgruppen, neue Wert-schöpfungsketten, die auch Lieferanten und End-kunden einschließen können, bedeuten heute, dassBildungsangebote schnell und flexibel zur Verfügungstehen müssen und dass Mitarbeiter/innen oderLerngruppen über große Entfernungen gemeinsaman Bildungsprozessen teilnehmen. Erst der Einsatzvon Lerntechnologien erlaubt es Mitarbeitern, orts-und zeitunabhängig Lernprozesse zu initiieren unddiese individuell zu gestalten.

D e r technologische Wandel hat dazu geführt,dass im Produktions- wie im Dienstleistungsbereichimmer mehr Arbeitsprozesse in immer größeremUmfang computer- bzw. netzgestützt stattfinden. Das

Netz (Internet, Intranet) ist die Grundlage für einewachsende Zahl von Geschäftsmodellen, Kundenbe-ziehungen sowie Prozessen und Instrumenten desPersonalmanagements. Das legt nahe, zur Ent-wicklung entsprechender Kompetenzen von Mitar-beiter/innen auch in der Qualifizierung auf das tech-nologiegestützte Lernen zu setzen. Hinzu kommt,dass immer mehr Mitarbeiter/innen mit neuen Tech-nologien und Medien aufwachsen. Die Rede ist vonder „Netzgeneration“ oder den „digital natives“(siehe Kapitel #netzgeneration). Damit fällt nicht nureine Hürde für den Einsatz von Bildungsmedien weg.Es führt in den Augen Vieler auch dazu, dass zu-künftige Generationen von Arbeitnehmer/innenaktiv den Einsatz von Medien, Netztechnologien undOnline-Communitys für ihre Lernumgebungen undLernprozesse fordern werden (Haythornthwite et al.,2007).

Kostendruck und Effizienzdenken waren vonBeginn an starke Treiber für den Einsatz von Lern-medien. Als in den 1990er Jahren in ersten Unter-nehmen computergestützte Lernprogramme einge-kauft oder entwickelt wurden, gehörten die Kosten-vorteile und -einsparungen gegenüber dem Präsenz-lernen zu den schlagenden Argumenten. Daran hatsich auch mit der Einführung von E-Learning nichtsgeändert. So zählt Marc Rosenberg (2001, S. 30) inseiner Übersicht über die „Benefits of E-Learning“als ersten Punkt auf: „Auch wenn es zuweilen andersaussehen mag, ist E-Learning häufig der kostengüns-tigste Weg, um Lerninhalte oder Informationsan-gebote zu vermitteln. Es kürzt Reisekosten, es redu-ziert die Dauer von Lernmaßnahmen und es befreitvon der Notwendigkeit, eine aufwändige Trainingsin-frastruktur bereit zu stellen“ (eigene Übersetzung).Zusätzlich wird auch gerne auf die Skalierbarkeit derneuen Bildungsangebote sowie ihre schnellere Aktua-lisierbarkeit hingewiesen. Bis heute sind die Kosten-vorteile ein gerne zitiertes Argument für die Ein-führung von E-Learning (BITKOM, 2009). Daranändert auch der Umstand nichts, dass nur wenige Un-ternehmen den „Return on Investment“ ihrer E-Learning-Angebote nachweisen können (Hjeltnes &Hansson, 2005; Käpplinger, 2009).

Die   Globalisierung,   die   Dezentralisierung   von   Ar-­‐beitsprozessen,  der  technologische  Wandel  sowie  dieSuche   nach   Kosteneinsparungen   sind   wesentlicheTreiber   für  die  Einführung  neuer   Lerntechnologien   inUnternehmen.          

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Webbasiertes  Lernen  in  Unternehmen.  Entscheider/innen,  Zielgruppen,  Lernformen  und  Erfolgsfaktoren  —  3

3. Die  Entscheider/innen  

Das technologiegestützte Lernen ist ein Thema, dasin der Regel verschiedene Kompetenzen und Verant-wortlichkeiten in Unternehmen adressiert und – imgünstigen Fall – zusammenführt: ▸ Die Geschäftsführung entscheidet über die lang-

fristige Ausrichtung der Weiterbildung und dieEinbettung des technologiegestützten Lernens indie Unternehmens-, Personal- und Bildungsstra-tegie. Hinweise für die strategische Ausrichtungdes technologiegestützten Lernens liegen vor,wenn es als elementarer Baustein einer CorporateUniversity oder Business School oder als festesElement der Personalentwicklungs- und TalentManagement-Strategie verstanden wird.

▸ D i e Personalentwicklung verantwortet in derRegel die operative Umsetzung der Personal- undBildungsstrategie, definiert Bildungsstandards,setzt „Best Practices“ fest und unterstützt die Ge-schäftsbereiche bei der Entwicklung von technolo-giegestützten Lernszenarien. Sie ist zudem regel-mäßig in den Einkauf und die Betreuung der un-ternehmenseigenen Lernplattformen involviert.

▸ Die IT-Abteilung definiert – in Anlehnung an dieGeschäftsziele – die IT-Strategie, setzt eine unter-nehmensweite IT-Infrastruktur auf, definiert tech-nische Standards, betreut die Schnittstellen undden systemübergreifenden Datenaustausch und istdeshalb erster Ansprechpartner für den Einkauf,die Implementierung und den internen Betriebvon Lerntechnologien.

▸ D i e Geschäftsbereiche, zum Beispiel Vertrieboder Produktentwicklung, definieren mit Blick aufihre Geschäftsziele und die Kompetenzen ihrerMitarbeiter/innen den konkreten Lern- und Trai-ningsbedarf. Wie autonom sie dabei in Fragen derWeiterbildung handeln, hängt nicht zuletzt von derZentralität oder Dezentralität der jeweiligen Un-ternehmensstruktur ab.

Im Einzelfall können weitere Unternehmensbereiche,wie Interne Kommunikation oder Marketing, an derEntwicklung des technologiegestützten Lernens be-teiligt sein. Die konkrete Zusammenarbeit der ge-nannten Bereiche gestaltet jedes Unternehmen indivi-duell aus. Das betrifft zum Beispiel die Budget- undProjektverantwortung, die Formen der Zusammen-arbeit sowie notwendige Abstimmungsprozesse. Zieljedes Unternehmens ist es, bei einem „Querschnitts-thema“ wie dem technologiegestützten Lernen dieorganisatorischen Reibungsverluste so gering wiemöglich zu halten. Da die unternehmensweite Ein-

führung neuer Lernformen mit weitreichenden In-vestitionen verbunden sein kann, wird häufig die Ent-wicklung eines strategischen Konzeptes empfohlen,das die Verknüpfung von Unternehmens- und Bil-dungszielen darlegt und das Zusammenspiel vonMensch, Organisation und Technik beschreibt (Ho-henstein & Tenbusch, 2001). Dabei ist zu beachten,dass in Deutschland das technologiegestützte Lernenals Berufsbildung im Sinne des Betriebsverfassungs-gesetzes der Mitbestimmung unterliegt. Deshalb gibtes in vielen Unternehmen Betriebsvereinbarungen,die zum Beispiel den Einsatz von E-Learning regeln(Heidemann, 2009).

4. Die  Zielgruppen  

Wie andere Lernformen und Bildungsangebote wirdauch das technologiegestützte Lernen von allen Ziel-gruppen in Unternehmen genutzt. Es gibt heuteLernangebote, die sich an Auszubildende, Fachkräfte,Mitarbeiter/innen in der Kundenberatung, in derTechnikabteilung und im Vertrieb sowie an Füh-rungskräfte richten. Bei der Entscheidung, ob sichneue Lernmedien für eine bestimmte Zielgruppeeignen, orientiert man sich in der Regel an zwei Fra-gestellungen, die unmittelbar mit den Bedürfnissenund Erfahrungen der Zielgruppe verbunden sind:Das ist zum einen die Frage, inwieweit die Zielgruppein der Lage ist, selbstorganisiert zu arbeiten und zulernen oder ob sie durch ein Thema bzw. Lernpro-gramm geführt werden muss. Expertinnen und Ex-perten, die eher informell lernen, nutzen dabei zumBeispiel Web-2.0-Instrumente und Communitys imInternet. Ihnen gegenüber stehen Neuein-steiger/innen in einem Themengebiet, die ein for-males, strukturiertes Trainingsangebot in Form einesWeb-Based Training suchen (Rosenberg, 2006, S. 94).Das ist zum anderen die Frage, welche Erfahrungendie jeweilige Zielgruppe mit Formen des technologie-gestützten Lernens besitzt. Hier sind Medien- undLernkompetenzen der Mitarbeiter/innen ange-sprochen, mittelbar aber auch die organisatorischenund lernkulturellen Rahmenbedingungen, die dastechnologiegestützte Lernen im Unternehmenfördern oder behindern können. In der Vergan-

Die  Geschä)sführung,  das  Personalmanagement  bzw.die   Personalentwicklung,   IT-­‐Abteilungen   sowie   dieeinzelnen   Geschä)sbereiche   eines   Unternehmenssind   die   „klassischen“   Ansprechpartner   für   das   tech-­‐nologiegestützte   Lernen.   Führungskrä)e   wiederumentscheiden,   ob   und  wie   das   Lernen   „vor   Ort“   staV-­‐findet.    

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genheit haben deshalb Unternehmen verschiedeneAnstrengungen unternommen, um die Entwicklungentsprechender Medienkompetenzen zu unterstützen.Hingewiesen sei hier exemplarisch auf den „Web-Führerschein“ der (ehemals) Dresdner Bank (Bühr-mann & Frank, 2002). Zuletzt: TechnologiegestützteLernangebote müssen sich nicht ausschließlich an dieeigenen Mitarbeiter/innen richten. Viele Unter-nehmen haben zum Beispiel E-Learning als Ver-triebs- und Marketinginstrument entdeckt und be-ziehen Vertriebspartner, Lieferanten und den End-kunden in ihre Bildungsprozesse ein (auch: „Cu-stomer-Focused E-Learning“ oder „EduCommerce“;Montandon, 2004).

5. Die  Lernformen  und  Themengebiete  

Unternehmen steht heute in der betrieblichen Weiter-bildung eine breite Palette an Lerntechnologienund -formen zur Verfügung: Sie umfasst das selbst-gesteuerte Lernen am Computer (WBT, CBT), livegeführte Online-Trainings („virtuelle Klassen-zimmer“), Online-Kurse, Simulationen, spielerischeLernformate („game-based-learning“) und virtuelleWelten, den Wissensaustausch durch Web-2.0-Instru-mente (zum Beispiel Weblogs, Podcasts, Wikis),Communitys, Foren, Chats, Computer in Seminarenoder Workshops, mobiles Lernen („mobile learning“)sowie Formen des E-Coachings und E-Mentorings. Die Palette der Themen und Inhalte, die mit Hilfedieser Lernmedien vermittelt werden, ist breit. Zwarwird das technologiegestützte Lernen nach wie vor

von IT-Schulungen dominiert. Doch selbst die Ver-mittlung von Verhaltenskompetenzen („Soft Skills“)wird heute mit Hilfe von computer- und netzge-stützten Bausteinen unterstützt.

6. Drei  Entwicklungsstufen  des  computergestütztenLernens  in  Unternehmen

Seit Beginn der 1990er Jahre setzen Unternehmen aufcomputergestützte Lernformen. Ihr Einsatz lässt sichi n drei Entwicklungsstufen zusammenfassen, wobeianzumerken ist, dass sich jedes einzelne Unter-nehmen in der Phase befindet, die seiner Lernkulturund Bildungsstrategie entspricht:

In der ersten Phase (ab 1990) wurden Trainingsin-halte in großer Zahl für das Lernen am Computeraufbereitet. In vielen Großunternehmen wurdenLernstationen dafür eingerichtet. „Multimedia“, dasWort des Jahres 1995, wurde zum Zugpferd für dieEntwicklung aufwändig aufbereiteter Lernpro-gramme. Um diese Angebote verwalten (das heißt:verteilen, freischalten, buchen, verrechnen, aus-werten) zu können, wurden vor allem in Großunter-nehmen Lernplattformen eingeführt. Präsenzlernenund das Lernen am Computer existieren meist par-allel und unabhängig voneinander.

In der zweiten Phase (ab 2002) werden Präsenz-lernen und das Lernen am Computer verknüpft:Blended-Learning-Konzepte (engl. „blended learn-ing“, dt. „vermischtes Lernen“) werden entwickelt,um in integrierten Lernkonzepten die Vorteile beiderLehr-/Lernformen zu nutzen (Sauter, 2002). In derPraxis stellen sich Blended-Learning-Konzepte häufigals Abfolge von Phasen des Präsenz- und Online-Lernens dar.

In der dritten Phase (ab 2006) gewinnt der Einsatzvon Web-2.0-Instrumenten zur Unterstützung des

Grundlage   des   Einsatzes   von   Bildungstechnologiensind   Zielgruppenanalysen,   die  die   Lern-­‐   und  Medien-­‐kompetenzen  von  Mitarbeiter/innen  berücksich\gen.  

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Abbildung  1:  Genutzte  E-­‐Learning-­‐Formen  in  der  betrieblichen  Weiterbildung  in  Unternehmen  (n=49),  Angaben  in  Prozent.Quelle:  MMB,  2010

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informellen Lernens an Bedeutung. Die neuen Netz-technologien eröffnen Möglichkeiten des Wissensaus-tausches, die Arbeits- und Lernprozesse enger ver-binden (Hart, 2010). In der Praxis sind es hier vorallem kurze Audio- und Videoformate (engl. Podcastsund Vodcasts), die Unternehmen in ihre Bildungscur-ricula integrieren. Lernplattformen werden schritt-weise um Web-2.0-Instrumente erweitert. Darüberhinaus stehen für Prozesse des Informations- undWissensaustauschs sowie der Vernetzung in immermehr Unternehmen entsprechende Community-Plattformen, Wikis und Weblogs zur Verfügung.

7. Kriterien  für  den  Einsatz  von  Technologien  und  Lern-­‐formen

Die Entscheidung für den Einsatz einer bestimmtenLerntechnologie bzw. Lernform und damit für einbestimmtes didaktisches Szenario (Reinmann, 2010)hängt von verschiedenen Kriterien ab:▸ von der Lernstrategie des Unternehmens, zum

Beispiel: Soll systematisch der Anteil an Selbstlern-medien oder an Blended-Learning-Konzeptenerhöht werden?

▸ von den Lernzielen, zum Beispiel: Soll kurzfristigüber ein neues Produkt informiert oder langfristigeine bestimmte Kompetenz entwickelt werden?

▸ von der Zielgruppe, zum Beispiel: Wie groß istdie Zielgruppe? Wie ist sie räumlich verteilt?Welche Anforderungen an bzw. Erfahrungen mitbestimmten Lerntechnologien und Lernformenhat sie?

▸ von der technologischen Infrastruktur, zumBeispiel: Wie ist das interne Netz ausgestattet?Sind die Endgeräte „multimedia-fähig“? Gibt eseine Lernplattform?

▸ von den finanziellen Ressourcen, zum Beispiel:Welches Lernszenario ist am kostengünstigsten?Können Lernangebote mit eigenen Fachkräftenentwickelt werden oder braucht es externe Ex-perten?

▸ von den organisatorischen Rahmenbedingun-gen, zum Beispiel: Welche internen Ressourcenzur Entwicklung, Einführung und Begleitung be-stimmter Lernszenarien stehen zur Verfügung?Welcher Entwicklungszeitraum ist geplant? WelcheEntscheidungsträger und Bereiche sind an Ent-wicklung und Einsatz eines Bildungsangebots be-teiligt?

Abbildung  2:  Beispiel  für  ein  Lernarrangement  in  Unternehmen.  Quelle:  Grundig  Akademie,  o.J

In der Praxis : Gespräcb mit Martin Raske (Credit Suisse)Im  L3T-­‐Video  mit  Mar\n  Raske  (Credit  Suisse)  berichtetdieser  über  aktuelle  E-­‐Learning-­‐Entwicklungen  in  Unter-­‐nehmen.  Das  Video  ist  bei  YouTube  in  der  L3T-­‐Sammlung  zugänglich.  (URL:  hVp://www.youtube.com/watch?v=Hhns0DRPI44)  

In   den   letzten   Jahren   hat   sich   der   Einsatz   von   com-­‐puter-­‐   und   webgestützten   Lernformen   schriVweiseum   Blended-­‐Learning-­‐Konzepte   sowie   -­‐   in   jüngsterZeit  -­‐  um  Social-­‐Media-­‐Bausteine  erweitert.    

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Überlegen   Sie,   warum   bis   heute   nur   wenige   Unter-­‐nehmen   virtuelle  Welten  wie   Second   Life   in   ihr  Wei-­‐terbildungsangebot   integriert   haben?   Welche   Fak-­‐toren  sprechen  dagegen?

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8. Die  Erfolgsfaktoren  

„If we build it, will they come?“ fragte schon 2001selbstkritisch der amerikanische E-Learning-ExperteElliott Masie (Masie, 2001). Und er hielt fest, dass eskeineswegs ausreicht, E-Learning-Programme einfachMitarbeitern zur Verfügung zu stellen und dann ab-zuwarten. Will man, dass das „Neue“ akzeptiert undgenutzt wird, helfen konkrete Maßnahmen und Pro-zesse, die die Einführung bzw. den Wandel begleitenund unterstützen. Zu den wichtigsten Erfolgsfak-toren, die sich bei der Einführung des technologiege-stützten Lernens bewährt haben, gehören folgendeAspekte:

Unterstützung  durch  das  Top-­‐Management

Die direkte Unterstützung des technologiegestütztenLernens durch Geschäftsführung und Managementist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Sie geht in der Regelmit der Integration der Lernangebote in die Ge-schäfts-, Personal- und Bildungsstrategie des Unter-nehmens und der Bewilligung entsprechender Pro-jektressourcen (Personal, Budget) einher. Ideal ist es,wenn die Unterstützung des Top-Managementsdirekt zur Vermarktung des Lernangebots genutztwerden kann, zum Beispiel in Form eines Gruß-wortes oder einer Videobotschaft.

Relevanz  der  Lernangebote

Ein professioneller Business- und Projektplan bildendie Voraussetzung dafür, dass die mit der Einführungdes Lernangebots gesteckten Ziele erreicht werden.Dazu gehört auch die Relevanz des Lernangebots:„Relevant“ ist es, wenn es unmittelbar mit den Ge-schäftszielen des Unternehmens verknüpft ist. „Re-levant“ ist es darüber hinaus aber nur dann, wenn esauch auf aktuelle Bedürfnisse und Anforderungen

von Mitarbeiter/innen antwortet, was zum Beispieldurch eine entsprechende Bedarfsanalyse im Vorfelddes Projekts sichergestellt werden kann. Darüberhinaus sollte das Lernprogramm auch formal und di-daktisch auf das Thema und seine Zielgruppe zuge-schnitten sein: Das betrifft zum Beispiel den Zugangzum Lernangebot, die Benutzerfreundlichkeit vonBedienung und Layout, den Umfang und die Inhalts-tiefe, den Sprach- und Bildstil, die eingesetztenMedien, die Freiheitsgrade bei der Bearbeitung, Lern-erfolgskontrollen und mögliche Zertifikate bei erfolg-reichem Abschluss des Lernprogramms.

Internes  MarkePng  und  KommunikaPon  

Von der Einführung technologiegestützter Lernan-gebote sind verschiedene Gruppen im Unternehmenbetroffen, die sogenannten Stakeholder. Die früheEinbindung dieser Gruppen in den Entwicklungs-prozess sowie eine zielgruppenspezifische Kommuni-kation helfen, den Projekterfolg zu sichern. Vor allemdie Führungskräfte sind oft eine kritische Erfolgs-größe, weil sie unmittelbar die Lernzeiten und -pro-zesse ihrer Mitarbeiter/innen beeinflussen undsteuern. Entsprechende Kommunikationsmaß-nahmen gewinnen zusätzlich an Bedeutung, wenn dieLernangebote für externe Zielgruppen (Lieferanten,Endkunden) entwickelt werden und somit auch dieMarke des Unternehmens transportieren.

Weitere  Erfolgsfaktoren

Es gibt eine Reihe weiterer Erfolgsfaktoren, auf diean dieser Stelle nur kurz hingewiesen werden soll:Dazu gehört eine Unternehmenskultur, die das tech-nologiegestützte Lernen unterstützt; Anreizsystemekönnen Mitarbeiter/innen motivieren, sich mit einemLernstoff auseinanderzusetzen; Support-Prozesse

Abbildung  3:  Themen  in  der  Weiterbildung,  bei  denen  E-­‐Learning  in  Unternehmen  eingesetzt  wird  (n=51,  Angabenin  Prozent).  Quelle:  MMB,  2010  

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stellen sicher, dass offene Fragen und Probleme eineAnlaufstelle haben; Evaluationen und Erfolgsmes-sungen helfen bei der Zielüberprüfung und Qualitäts-sicherung (vgl. auch Dittler, 2002).

9. Ausblick  

Der Einsatz von Lerntechnologien wird immer mehrzur Selbstverständlichkeit. Die verschiedenen Lern-medien erlauben eine breite Palette von zielgruppen-spezifischen Lösungen. Da viele dieser Technologien- im Gegensatz zum klassischen CBT, WBT oder zurLernplattform - auch Teil des Projekt- und Arbeits-alltags von Mitarbeiter/innen sind, gehen Lern- undArbeitsprozesse fließend ineinander über. Weiter-bildung, Kommunikation und Wissensmanagementverschmelzen. Fragen der Medienkompetenz und derSelbstlernkompetenz rücken (wieder) stärker in denVordergrund. Bildungsexpertinnen und -expertenwerden zu Lernprozessbegleitern, die sich wenigerauf die Erstellung und Vermittlung von Fachinhalten,sondern verstärkt auf die Entwicklung optimaler Ler-numgebungen konzentrieren. Offen bleiben Fragender Nachhaltigkeit und Erfolgsmessung. Weiterbil-dungsverantwortliche werden sich verstärkt mit denFragen nach dem Return on Investment (ROI) destechnologiegestützten Lernens im Unternehmen undihrem Beitrag zur Erhöhung des Unternehmenswertskonfrontiert sehen.

Literatur

▸ Back, A.; Bendel, O. & Stoller-Schai, D. (2001). E-Learning imUnternehmen. Grundlagen - Strategien - Methoden – Techno-logien. Zürich: Orell Fuessli.

▸ BITKOM (2009). E-Learning spart Zeit und Geld. URL:http://www.bitkom.org/de/presse/62013_59942.aspx[26.09.2010].

▸ Bührmann, M. & Frank, G. (2002). E-Learning als Motor imVeränderungsprozess der Lernkultur. URL: http://www.-bibb.de/redaktion/fachkongress2002/cdrom/FOREN/F04/AK41/FRANKUA.HTM [26.09.2010].

▸ Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (2004). E-Learning für Mittelstand und öffentliche Verwaltungen. Bonn.

▸ Dittler, U. (2002). E-Learning: Erfolgsfaktoren und Einsatz-konzepte des Lernens mit interaktiven Medien. München: Ol-denbourg.

▸ Fingar, P.; Kumar, H. & Sharma, T. (1999). 21st CenturyMarkets. URL:http://firstmonday.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/viewArticle/707/617 [23.09.2010].

▸ Grundig Akademie (2010). Blended Learning – Maßge-schneidert für Sie. URL: http://www.grundig-akademie.de/e-learning/blended-learning.htm [26.09.2010].

▸ Hart, J. (2010). The State of Learning in the Workplace Today.URL: http://c4lpt.co.uk/handbook/state.html [26.09.2010].

▸ Haythornthwite, C.; Bruce, B. C.; Montague, R. & Preston, C.(2007). Theories and models of and for online learning. URL: http://firstmonday.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/view/1976/1851 [23.09.2010].

▸ Heidemann, W. (2009). E-Learning im Betrieb. Düsseldorf.Hans-Böckler-Stiftung. URL:http://www.boeckler.de/show_product_mbf.html?productfile=HBS-004613.xml [26.09.2010].

▸ Hjeltnes, T.A. & Hansson, B. (2005). Cost Effectiveness andCost Efficiency in E-learning. URL:http://www2.tisip.no/quis/public_files/wp7-cost-effec-tiveness-efficiency.pdf [26.09.2010].

▸ Hohenstein, A. & Tenbusch, B. (2001). E-Learning-Strategieentwickeln. In A. Hohenstein & K. Wilbers (Hrsg.), HandbuchE-Learning. Grundwerk, Köln: Deutscher Wirtschaftsdienst, 9-19.

▸ Käpplinger, B. (2009). Bildungscontrolling: Vor allem in Groß-betrieben ein Thema. In BIBB-Report 13/09, URL:http://www.bibb.de/de/52959.htm [26.09.2010].

▸ Masie, E. (2001). If we build it, will they come?. URL:http://www.astd.org/NR/rdonlyres/9094AF2C-7B2F-41CE-9FEE-5D81D216B805/0/LearningTechnologyAcceptanceStu-dy.pdf [26.09.2010].

▸ Michel, L.P. (2006). Digitales Lernen. Forschung -Praxis -Märkte. Essen/Berlin: Books on Demand.

▸ MMB - Institut für Medien- und Kompetenzforschung (2010).Schlussbericht zur Studie „Telefonische Befragung zum Einsatzvon eLearning in deutschen Großunternehmen“. URL:

Ein  Unternehmen  überlegt  90  Prozent  aller  Bildungs-­‐maßnahmen  zukün)ig  als  E-­‐Learning  anzubieten.  For-­‐mulieren  Sie  drei  Argumente,  die  dafür,  und  drei  Argu-­‐mente,  die  dagegen  sprechen.      

?

Wodurch   unterscheidet   sich   der   Einsatz   von   Lern-­‐medien  in  der  Hochschule  und  in  Unternehmen?  Gibtes  Unterschiede,  wenn   ja,  welche?   Fallen   Ihnen   zumBeispiel   Lernangebote   ein,   die   es   nur   an   der   Hoch-­‐schule  oder  die  es  nur  in  Unternehmen  gibt?  Wenn  ja,warum?

?

Erweitern   Sie   die   Liste   der   Erfolgsfaktoren   für   denEinsatz   von   Lernmedien   in   Unternehmen   um   min-­‐destens   drei   weitere   Punkte.  Woran   sollte   eine   Pro-­‐jektleiterin   denken,   wenn   ihr   Bildungsangebot   einErfolg  werden  soll?

?

Die   Unterstützung   durch   das   Top-­‐Management,   dieEntwicklung  praxisrelevanter  Lernangebote  sowie  ihreprofessionelle   Kommunika\on   und   Begleitung   sindkri\sche  Erfolgsfaktoren   für  das   technologiegestützteLernen  in  Unternehmen.    

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http://www.mmb-institut.de/2004/pages/projekte/e_learning/MMB-Institut_ELearning-Einsatz_deutsche_Grossunternehmen.pdf[26.09.2010].

▸ Montandon, C. (2004). Customer Focused E-Learning. In A.Hohenstein & K. Wilbers, Handbuch E-Learning. Köln: Deut-scher Wirtschaftsdienst.

▸ Quarterman, J. S.; Harker, K. & Salus, P. H. (2003). Combatpower and enterprise competitiveness. URL: http://firstmon-day.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/viewAr-ticle/1022/943 [26.09.2010].

▸ Reinmann, G. (2010). Didaktisches Design: Von der Lern-theorie zur Gestaltungsstrategie. URL: http://gabi-rein-mann.de/?p=2171 [26.09.2010].

▸ Rens, A. (2006). Managing risk and opportunity in CreativeCommons enterprises. URL:http://firstmonday.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/viewArticle/1336/1256 [23.09.2010].

▸ Rosenberg, M. (2001). e-Learning. Strategies for deliveringknowledge in the digital age. New York: McGraw-Hill.

▸ Rosenberg, M. (2006). Beyond E-Learning. Approaches andTechnologies to Enhance Organizational Knowledge,Learning, and Performance. San Francisco: Pfeiffer.

▸ Sauter, W. & Sauter, A. (2002). Blended Learning. Effiziente In-tegration von E-Learning und Präsenztraining. Neuwied:Hermann Luchterhand.

▸ Scheer, A.W. (2009). E-Learning – ein neuer Markt mit Po-tential. URL:http://www.bitkom.org/files/documents/bitkom_praesen-tation_e-learning_pk_04_03_2009.pdf [26.09.2010].

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