WEIMAR DESSAU BERLIN - Stadt+Haus · 5S Ic begebe mic mit STADT+HAUS au Ekursion ir lauen weg um zu...

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5S EXKURSION WEIMAR DESSAU BERLIN GROPIUS MEYER VAN DER ROHE 10. bis 13.09.2015

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5S

EXKURSION

WEIMAR DESSAU BERLIN GROPIUS MEYER VAN DER ROHE

10. bis 13.09.2015

5S

Januar

FORM FOLLOWS FUNCTION. Die Form folgt der Funktion. So ein-fach könnte Architektur sein! Wenn man den Bauhausspuren nachreist, stolpert man auch über diesen Satz, der gern auch mit FFF abgekürzt wird. Da stutzt man. Stimmt das so beim Bauhaus? Wo kommt der Satz eigentlich her?Die Literatur sagt, der amerika-nische Architekt LOUIS HENRY SULLIVAN habe ihn im Jahr 1896 in einem Zeitungsartikel geschrie-ben. Was stimmt ist, dass Sullivan einen poetischen Text über die Din-ge der Natur, über innere Formen des Lebens, Adler beim Flug, offene Apfelblüten und vorüberziehende Wolken schrieb und folgerte: „ … FORM EVER FOLLOWS FUNC-TION, AND THIS IS THE LAW“. Was wir da lesen, ist nicht FFF, son-dern FEFF. Als Student suchte ich in der Wei-marer Hochschulbibliothek in Kar-teikarten nach Sullivans Häusern und fand in Büchern vielleicht drei Schwarz-Weiss-Fotos. Sullivan ist sicher nicht direkter Vorgänger des Bauhauses. Aber sollte nicht wenigs-tens seine Architektur vom Geist

dieses Satzes künden? Ich betrach-tete die Fotos und dachte, wo folgt hier die Form der Funktion? Ent-täuscht schlug ich die Bücher zu und verließ das Thema. Die Suche nach der reinen, wahren Lehre war ein Fehlschuss. Der Satz tauchte immer wieder in den vergangenen Jahren im Hinter-grund auf. Ich wusste inzwischen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Vieles ist wichtig, wenn Men-schen bauen: die Suche nach Schön-heit, begrenzte Mittel, das Dach überm Kopf, Imponiergehabe …. Alles dies hat neben Funktion seine Berechtigung.Zur Reisevorbereitung gehe ich noch einmal auf Suche nach dem Sinn des FFF-Satzes. Ich stöbere he-rum. Ich finde höchst widersprüch-liches und dann den Hinweis, dass das englische „function“ eben nicht nur FUNKTION ist, sondern eben auch ZWECK. Auf einmal wird aus FORM FOLGT FUNKTION der Satz DIE FORM FOLGT IMMER DEM ZWECK. Ja klar, der Zweck! Der Zweck ist das Fliegen des Adlers! Und das Schweben der Wolke, das Sich-Wohl-Fühlen, das Imponieren-

de, das Sparsame, das Schnelle, das Verheimlichende, das Schöne! Ich suche in Internetzeiten noch einmal nach Häusern von Sullivan und sehe Bauten, die rufen: Schaut, ich bin ein Bahnhof, wie Ihr ihn noch nie gese-hen habt. Seht, ich bin der Bürotem-pel, der das Geld sammelt und ich bin die superelegante Wohnscheibe für Wohlhabende. Bescheidenheit sieht anders aus. Wer nach Ehrlich-keit in der Architektur sucht, der findet sie bei Sullivan. Seine Formen folgen dem Zweck! UND DAS IST DAS GESETZ, sagt Sullivan weiter.Die Umkehrung wäre, wo keine Form ist, da ist kein Zweck. Wo gibt es keine Form im Bauen? Auch redu-zierte Formen bleiben Formen. Wer nicht viel sagen will oder kann, hat dann eben auch die entsprechenden Formen und verrät doch viel über seine Absichten.

PS: Das Bauhaus wurde 1919 ge-gründet. Sullivan starb 1924. Soweit ich das erkenne, war Sullivans Satz beim Bauhaus unbekannt. Dieser wurde erst in den Nachkriegsjahren ausgegraben und wird nun oft dem Bauhaus zugeordnet.

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MARKUS WEISE

BAUHAUS WEIMAR

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Ein Mann, der Maler werden woll-te, der Architektur-Autodidakt war, sich als Designer, Künstler und Un-ternehmer auslebte und während seines Schaffens einen großen Bei-trag für die Kunst- und Kulturge-schichte der Stadt Weimar beitrug: HEnry vAn DE vElDE. Alles be-gann 1863, als Henry in Antwerpen das licht der Welt erblickte. Sein lebensweg brachte ihn als Kunst-student von Antwerpen über Paris bis nach Brüssel. Die Malerkarriere, die er begonnen hatte, endete aber verfrüht durch eine Sinnkrise. van de velde wendete sich der Archi-tektur zu, designte Einrichtungen, Möbel, Gebrauchsgegenstände und vieles mehr. Wenn man ihn einer Sparte zuordnen müsste, wäre er wohl im Art déco und Jugendstil am besten aufgehoben. 1903 wurde er nach Weimar berufen. Dort gründe-te er im selben Jahr die Kunstgewer-beschule und entwarf die dazuge-hörigen Gebäude. Damit war noch lange nicht das berühmte Bauhaus geschaffen. Henry van de velde legte lediglich das Fundament, den Hohl-körper sozusagen, in den später das Bauhaus einzog. Und noch heute

beherbergt das Gebäude-Ensemble von van de Velde die Bauhaus Uni-versität Weimar, welches mittler-weile sogar zum UNESCO Weltkul-turerbe aufgestiegen ist. Als wir nun durch die altehrwürdigen Gebäude geführt wurden, war es vor allem das Haupttreppenhaus, welches so-fort meine Aufmerksamkeit auf sich zog und Erstaunen auslöste: elegant geschwungen, elliptisch in der Form, das Herzstück des Hauses. Ein An-blick von einem geformten Raum, der noch lange in meiner Erinnerung nachhallte, wohl auch, da man ein solches Meisterwerk heute kaum noch zu Gesicht bekommt. Wer hat noch Platz für solch ein imposantes Treppenhaus? Ein weiteres Highlight sind die Atelierräume. Große, schrä-ge, halb ins Dach, halb an der Fassa-de hinabwandernde Fenster lassen gleichmäßiges Licht aus Norden in die Räume fallen. Schon beim Ein-treten konnte ich mir gut vorstellen, hier kreativ zu werden. Auch wenn der Start für Henry van de Velde in Weimar nicht leicht war, so wurde er doch, neben Goethe und Schiller, zu einem Diamanten der Thüringer Kulturstadt Weimar.

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BAUHAUS WEIMAR

REBECCA WILHELM

BAUHAUS WEIMAR

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Ich begebe mich mit STADT+HAUS auf Exkursion. Wir laufen weg, um zu sehen, zu erfahren und zu lernen. Zur Verkürzung der Busfahrt hält jeder einen Vortrag und dies war meiner. Zu finden unter: www.you-tube.com/watch?v=87jErmplUpA, „das triadische balett“, „ein film in drei teilen nach tänzen von oskar schlemmer“, Großschreibung war gestern, nein heute, ähhh? Tanzbühne = gelber Schuhkarton, darin eine komische Figur, Frau mit Fetisch für farbenfrohe Unterteller, Kaffeekannen und Kinderbrumm-kreisel, die Bewegungen minimali-siert, taktiert, wirkt wie eine me-chanische Spielzeugpuppe aus dem 19. Jhd., Raumgröße ändert sich, Raumfarbe von gelb zu altrosa, am Schluss verliert sich der Raum im unendlichen Schwarz. Es sind mal 1, 2, oder 3 Tänzer. Die Kostüme sind abstrakter und bunt, Kugeln, Kegel, Zylinder, wie gedrechselte Holz-puppen, die Bewegungen steif, man fühlt die Last, die Anstrengung in der Bewegungen der Tänzer. WAS SOLL DAS? Irgendwie russisch, wie die Basilius-Kathedrale in Moskau (1561) oder Kandinskys Bilder in 3D

getanzt, Grundkörper, Grundfar-ben, bunt wie im Süßigkeiten-Laden, ach Weihnachten und Zuckerwahn, da denk ich lieber an die chine-sische Spielzeugindustrie…? ICH LESE NACH! „DAS TrIADISCHE BALLETT“ von Oskar Schlemmer, ein Tanzexperiment, Uraufführung 1922 in Stuttgart. Triadisch, Drei, Dreiklang … „Dreiklang Dimensi-onen, so taktvoll …“. Bauhaus: gel-bes Dreieck, rotes Quadrat, blauer Kreis; Dreiheit: Form, Farbe, raum; Grundformen: Dreieck, Quadrat, Kreis; Grundkörper: Kugel (Kreis), Kubus (Quadrat), Pyramide (Drei-eck); rotationskörper: Kugel (Kreis), Zylinder bzw. Walze (rechteck), Kegel (Dreieck); Grundfarben: gelb, rot, blau; Einheit = monomanes Ich, Zweiheit = dualistischer Gegensatz, Dreiheit = Start des Kollektivs; Bal-lett: Eintanz, Zweitanz, Dreitanz; Aufbau: Zwölf Tänze, 18 Kostüme. Die erste, gelbe reihe, burlesk und pittoresk. Die zweite, weiße (rosa) reihe, seriös und festlich. Die drit-te, schwarze reihe, heldisch und monumental. Oskar Schlemmer, *4. Sept. 1888, +13. April 1943, Maler, Bildhauer, Bühnenbildner, Leitbild

„Mensch als Maß und Mitte“, Aus-gleich & Vereinigung, Streben nach Synthese, Harmonie und Universa-lität, jüngstes von 7 Kindern, Vater Komödiendichter, Spaß am Ver-kleiden, 1. Ausbildung zum kunst-gewerblichen Zeichner … Lehrer am Bauhaus, Lehrgebiet „Mensch und Raum“, Künstler, Ausstellungen in Köln, Belgrad, Zagreb, Brüssel, New York, Wandgestaltung des Weimarer Werkstattgebäude 1930 übermalt, NSDAP, entartete Kunst, Bauhaustreppe, Lehrauftrag gekün-digt, 1933 bester Freund und geis-tiger Partner Otto Meyer-Amden gestorben, fremdbestimmt, Jobs als Maler, Tarnanstriche für Militärflug-plätze & Industrieanlagen, seelisch und körperlich geschädigt, chroni-scher Schwächezustand, Gelbsucht, akute Diabetes, Koma-Anfall, Herz-lähmung, Stuttgart Waldfriedhof …, 2013-2014 Ausstellung in Dessau „mensch, raum, maschine“ Bühnen-experimenten am Bauhaus, Inspira-tionsquelle, David Bowie, Kraftwerk und Euch? Für mich auf jeden Fall !!!Danke für Ihre Aufmerksamkeit, mit voller Kraft, Idealismus und Freude in den Frühling…;)

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JANINA AHLERT31302928242322 272625212019171615 18141098 1211 1371 32 654 Mai

VAN-DE-VELDE-BAU WEIMARVAN-DE-VELDE-BAU WEIMAR

5S

Der Himmel ist grau, es weht kaum Wind und es scheint als beginnt gleich ein leichter Nieselregen. Ein steiler langgezogener Weg führt vom Haus am HorN herunter in den wohl schönsten Landschaftspark Thüringens, den Park an der Ilm.Eine schar von 15 Leuten schlängelt sich diesen Weg in den „Ilmpark“ herab und bewegt sich zielstrebig getrieben von Hunger und Durst zu einem Gartenhaus.Was einst im 16. Jahrhundert als Weinberghäuschen erbaut wurde und auf dessen Grundmauern spä-ter Johann Wolfgang Goethes erster Wohnsitz in Weimar entstand, dien-te an diesem Tag der Gruppe als Verpflegungspunkt für die mittags-mahlzeit. Fast wie der Dichter nutz-ten sie den leicht erhöht liegenden ort um die bisher erlangten Eindrü-cke und den dreistündigen „Großen Bauhausspaziergang“ durch Weimar zu verarbeiten.Goethe nutzte von 1767 bis 1782 bis zu seinem umzug an den Frauen-plan im Herzen Weimars das Haus als Wohn- und arbeitsort. Von hier aus arbeitete er für die oberste regierungsbehörde, das Geheime

Konsilium. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch ein Großteil seiner bekannten literarischen Werke, dar-unter die Ballade vom Erlkönig. Kein geringerer als Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach hatte den Dichterfürsten nach Wei-mar geholt.Die wissbegierige und nach Infor-mationen durstende Meute macht es sich auf der schmalen langgezo-genen Gartentreppe am Hang der Reihe nach bequem. Am Antritt der Treppe steht ein großer blonder Mann mit leicht zurückweichendem Haar. Alle Augen ruhen auf ihm und alle Ohren folgen seinen Erzählun-gen.Er beginnt über den Anfang einer dreiundfünfzig Jahre währenden Männerfreundschaft zu berichten. Der junge achtzehnjährige Landes-vater lädt den acht Jahre älteren Dichter im September 1775 spontan zu sich auf einen Besuch nach Wei-mar ein.Als Goethe der Einladung am 7. November folgt, versucht ihn der Herzog geschickt an sich zu binden. Nach außen hin erscheint Goethe als Käufer des ersteigerten Grund-

stücks am Horn samt dem darin be-findlichen Gartenhaus.Tatsächlich jedoch erfolgt die Bezah-lung der Kaufsumme von 600 Talern aus der Schatulle des Herzogs. Inte-ressant dabei ist, dass ein Mitbieter auf herzogliche Veranlassung mit einem anderen Grundstück zufrie-dengestellt wurde. Auch der Aus- und Umbau sowie die Möblierungen wurden von Carl-August finanziert.Was als eine Geste der Freundschaft begann, sollte später als „Weimarer Klassik„ bekannt werden. Goethes Freund, der Herzog, hatte ein Ge-spür für Bildung und Kunst. Er er-kannte früh, dass er die kulturellen Bedürfnisse in seine Regierungspoli-tik integrieren sollte.Nachdem Durst, Hunger und Wiss-begierde gestillt wurden, machte sich die Gruppe weiter auf den Weg ins Bauhaus-Museum nach Weimar über Dessau nach Berlin. Immer dem Weg der Bauhausgeschichte folgend - wohl wissend um die Er-kenntnis „WIE GOETHE ZU SEI-NEM GARTENHAUS KAM“. Nicht ahnend, was die folgenden Tage an Eindrücken und kulinarischen Köst-lichkeiten mit sich bringen werden.

April 2016

STEPHAN TARNOWSKI

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302928242322 272625212019171615 18141098 1211 1371 32 654 Juni

HAUS AM HORN WEIMARPARK AN DER ILM WEIMAR

5S

Von Goethes Gartenhaus ging es für uns in die wunderschöne Weimarer Innenstadt. Bei dem endlich eintre-tenden Sonnenschein versammelten wir uns auf dem Theatervorplatz des DeuTSchen naTIonalThea-TerS. auf der imposanten Treppe machten es sich meine Kollegen be-quem und betrachteten dabei die wundervolle Weimarer Innenstadt. hier erzählte ich von der wechsel-vollen Geschichte des Gebäudes. Wussten Sie, dass Goethe einst der Theaterchef war? oder, dass das heutige nationaltheater auf 1800 hölzernen Stützpfeilern steht? und dass in diesem Theater die erste de-mokratische Verfassung erarbeitet und erlassen wurde? Ich kann Ihnen sagen, dass es alles andere als ein-fach war. erstmals erbaut wurde das Thea-ter, in dem Goethe und Schiller tätig waren, im Jahre 1779. 1906 traf das Theater den ersten Schicksalsschlag – es wurde komplett abgerissen. noch im selben Jahr wurde es wie-der aufgebaut. Das Theater wurde 1919 umfunktio-niert zum politischen Schauplatz der nationalversammlung. Die Politiker,

Journalisten, sowie Soldaten kehrten in Weimar ein. Aus dem Musentem-pel wurde eine hektische Weltstadt: Konzerte in den Cafés, ein Kabarett, steigende Preise. Ein riesiges Schau-spiel andauernd vom 06.02.1919 – 11.08.1919. Es herrschten beengte Verhältnisse im Parlament. Der Zu-schauersaal wurde zum Plenarsaal. Die Grundfläche des Sitzungssaals war kleiner als der Plenarsaal des Reichstagsgebäudes. Das Präsidium der Nationalversammlung, sowie die Vertreter von Reichsregierung und Länder wurden auf dem vorde-ren Teil der Bühne untergebracht.Da stellt sich mir die Frage: wurde es wirklich umfunktioniert? Oder doch als Bühne genutzt?Nach dem kurzen Ausflug in die po-litische Welt durfte das Theater wie-der durch und durch Theater sein.

Dieser Teil unserer Reise hat mir die Wichtigkeit des Städtchens Weimar für unsere Landesgeschichte erneut vor Augen geführt.Mit gestilltem Wissensdurst konnten wir die Bauhaustour anschließend mit einem Besuch im Bauhausmuse-um direkt gegenüber fortsetzen.

2016

ANNE-MARIE FELSKE

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NATIONALTHEATER WEIMAR

5S

Herbert bayer | 1900 geboren | Grafiker | 1925-28 Leiter Druck-werkstatt am bauhaus Dessau | ent-wicklung von Schriften | 1928-1938 eigenes Studio in berlin | opportun | unpolitisch | bestbezahlter Gra-fiker unter den Nazis | verheiratet mit einer Jüdin | ausstellungsgestal-tung als teil der rechten Propaganda | 1937 teil der ausstellung entarte-ter Kunst | 1938 teil der bauhaus-ausstellung im MoMa | 1938 emig-ration in die USa | 1985 gestorben

Natürlich stellt sich die Frage, wie dieser erfolg in einer Diktatur zu-stande kommen konnte. Mit seinem bauhaus-Hintergrund, einer jüdisch-amerikanischen Frau und modernem Zugang zu Kunst und Design dürfte Herbert bayer in Nazi-Deutschland eigentlich keine Chance gehabt ha-ben, geschweige denn irgendwie mit dem Nazi-regime verhandelt haben können. Und dennoch erhielt Her-bert bayer, auch wenn einige seiner Werke 1937 als “entartet” deklariert wurden, während der 30er Jahre hoch dotierte aufträge von öffentli-cher Seite.Wahrscheinlich wurde bayer vom

Regime akzeptiert, weil die NSDAP clever genug war, seine Fähigkeiten für die Propaganda zu missbrau-chen. Dazu bedurfte es natürlich auch Bayers Bereitwilligkeit, sich benutzen zu lassen. Die heroische, germanische Bildsprache in vielen seiner Arbeiten aus der Mitte der 30er Jahre taucht sicher nicht rein zufällig auf. Nach eigener Aussage: Wem es gelang, sein Gewissen mit der fa-schistischen Ideologie in Einklang zu bringen, der fand reichlich Arbeit auf Betätigungsfeldern wie der Ar-chitektur und dem Design, ganz be-sonders aber im Ausstellungswesen und der Gebrauchsgraphik.

Ist Grafik immer allein zweckgebun-den? | Ist es verwerflich, gegen sei-ne eigene Moral und Überzeugung zu handeln? | Wie politisch sollte ein Designer sein - im besonderen Gra-fikdesigner, zu deren Aufgaben es eben auch gehört, Emotionen, Mei-nungen und damit Entscheidungen zu formen? | War Bayer tatsächlich, wie er behauptet, unpolitisch? | Wie politisch sollte ein Architekt sein?

2016

STEFAN MATZKE

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BAUHAUS DESSAU BAUHAUS DESSAU

5S

Der am 07. November 1903 in Roß-lau geborene Künstler RichaRD PaulicK gehörte zu den wich-tigsten Mitarbeitern von Walter Gropius, leitete mehrere Jahre das Stadtplanungsamt in Shanghai und war einer der wichtigsten Staatsar-chitekten der DDR, der den aufbau der Stalinallee und der Staatsoper in Ost- Berlin sowie den Neuaufbau von hoyerswerda verantwortete.Dennoch waren mir der Name und das Schaffen des architekten vor der Exkursion unbekannt. Dies be-wog mich dazu, die Geschichte von Richard Paulick und damit die der architekturentwicklung der DDR auf den Grund zu gehen.

Richard Paulick lernte durch die lehre in Bauhaus die Freiheit der Kreativität kennen, er bekam die Möglichkeit seine eigenen Vorstel-lungen umsetzen zu können. Diese wurde im laufe seiner Karriere ein-geschränkt, er musste die anpassung der architektur an die politischen, sozialen und moralischen umbrüche des 20. Jahrhunderts akzeptieren.Denn das nationale aufbaupro-gramm in der Zeit von 1950- 1955

führte zu einer Entpersonalisierung der Architektur, wodurch selbst die Meisterarchitekten der Bauakade-mie in Vergessenheit gerieten. Die Aufgabe vor der Richard Paulick sich in dieser Zeit befand, stellte ihn vor eine neue Herausforderung. Es ging um den Wiederaufbau des Landes, möglichst viele Bauten sollten güns-tig und funktionell in kürzester Zeit errichtet werden.

So auch die Arbeitersiedlung Ho-yerswerda, bei der R. Paulick als Chefarchitekt maßgeblich beteiligt war. Viel Wohnraum in kurzer Zeit zu schaffen, klingt für mich in für diese Zeit sinnvoll, doch muss un-ter dieser Voraussetzung immer nur Zweckbestimmung eine Rolle spie-len? Wurden die Architekten nicht fast in Gänze ihres Handwerks be-raubt, nur um die politischen und sozialen Vorgaben zu erfüllen? Die Einschränkungen der Architektur und der Versuch diese zu durch-brechen, prägten Richard Paulick in dieser Zeit. Verständlich ist der Wunsch nach einer gleichberechtig-ten Zusammenarbeit zwischen Poli-tik und Bauwesen.

Der Wiederaufbau wurde auch für Propagandazwecke genutzt. Die neuerbaute Stalinallee sollte die DDR repräsentieren, die Architek-ten wurden zur ausführenden Feder der politischen Führung. Daraus er-gibt sich für mich der Schluss, dass ein Architekt in dieser Zeit seine eigenen Vorstellungen und Erkennt-nisse zurückstellen musste, um wei-terhin am Aufbau beteiligt sein zu können.Dennoch fand in Richard Paulick ein Umdenken statt. Als verantwort-licher Planer setzte er sich trotz der vorgegebenen Maßstäbe eigene Schwerpunkte und Ziele, die er am Ende nicht immer umsetzen konn-te.Das angestrebte Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung des industriellen Städtebaus zu liefern, konnte nicht erreicht werden. Durch ständige Änderungen des Politbüros und die daraus resultierenden Überarbei-tungen an Paulicks Entwürfen wur-den seine Vorstellungen nicht ak-zeptiert. Paulicks Drängen auf eine Weiterentwicklung der Industriali-sierung des Bauwesens hätte einen brauchbaren Beitrag geleistet.

2016

JOSEFINE EHLERS

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1 32 7654 1098 1211 1413 171615 1918 2120 242322 28272625 2930 September

ARBEITSAMT DESSAU LAUBENGANGHAUS SIEDLUNG TÖRTEN BAUHAUS DESSAU

5S

LESS IS MORE: „Weniger ist Mehr“ wurde zum ersten Mal im 20. Jh. als Begriff in der Architektur geprägt.Es ist das Grundprinzip des Minima-lismus, eine Bewegung der Moder-ne. Der Begriff wurde dem Gedicht über den spätmittelalterlichen itali-enischen Maler „Andrea del Sarto“ von Robert Browning entnommen und von dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe als Grundsatz für minimalistisches Design verwendet. Die Devise „Weniger ist Mehr“ wird in Kunst, Design und Architektur nun zur Reduzierung auf die wesent-lichen Elemente verwendet. Das Konzept führt durch die Suche nach Klarheit in Kunst, Architektur und Gesellschaft und die Perfektion im Detail zu gutem Design. Allerdings war „Weniger ist Mehr“ nicht gleich akzeptiert und ist kont-rovers bis heute.Auf Mies̀ berühmte Maxime „We-niger ist Mehr“ konterte Venturi „Weniger ist eine Bohrung“. In sei-nem Buch ermutigte er Architekten sich von der starren „form follows function“ - Doktrin der Modernisten wie Walter Gropius und Mies van

der Rohe abzuwenden. Stattdessen ist aus den Werken der antiken und mittelalterlichen Architektur, der Architektur von Hawksmoor im Ba-rock und dem neoklassizistischen Architekten Soane zu lernen - histo-risierende Formen zur Dekoration der Architektur sind weiter zu ver-wenden.Zwischen „Weniger ist Mehr“ und „Weniger ist Bohrung“ würde ich sagen liegen Welten - ein Unter-schied erst Anspruch, erst dann in der Wahrnehmung.In welcher Art von Umgebung fühle ich mich gut und vollständig?Was mich betrifft, ist das Haus Lem-ke in Berlin, von Mies van der Rohe 1932 entworfen, das perfekte Haus zum Leben. Klarheit, Einfachheit, Funktionalität bilden ein harmoni-sches Umfeld zum Wohnen. Sie haben alles, was Sie brauchen. Nichts ist überflüssig. Nichts ist Mehr! Aber, alles zu haben was man braucht, ist das genug? Ja, ein klares Design ohne Raum für Nonsens, das ist vernünftig, ist Harmonie, ist zeitlos und immer MEHR!

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JEHONA XHIGOLI

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BAUHAUSMUSEUM BERLIN MEISTERHÄUSER DESSAU NEUE MEISTERHÄUSER DESSAU

5S

Am Freitagabend bei Sonnenunter-gang kehrten wir im Kornhaus ein. Beim Blick auf die Elbe genossen wir unser Essen und im Anschluss wen-deten wir uns dem Architekten des Gebäudes zu: CArl FiEGEr (* 15. Juni 1893 in Mainz/ † 21. November 1960 Dessau-roßlau).Während seiner Tätigkeit in Berlin lernte er den leiter des Bauhauses, Walter Gropius, kennen und wurde zu dessen langjährigen Mitarbeiter und Begleiter. inspiriert durch sei-ne Tätigkeit am Bauhaus entwarf er seine wohl bekanntesten Gebäude: sein eigenes Wohnhaus in Dessau-Törten, sowie das Kornhaus in Des-sau, in welchem wir uns zu dieser Zeit befanden.

Aus beruflicher Sicht wurde Fieger besonders hart vom Zweiten Welt-krieg getroffen – die Nationalsozia-listen verwehrten ihm die Mitglied-schaft in der reichskulturkammer, was einem Berufsverbot gleichkam. Nach Kriegsende engagierte er sich ehrenamtlich an der Wiederaufbau-planung von Dessau. Viele deutsche Städte wurden vom Bombenkrieg getroffen, was eine enorme Woh-

nungsknappheit zur Folge hatte. Die Lösung: der industrielle Plattenbau.

Das wichtigste Beispiel für die Bemü-hungen der DDR-Architektur ist der GROSSPLATTEN-EXPERIMEN-TALBAU in der Engelhardtstrasse in Berlin (1953), an dessen Entwicklung Carl Fieger während seiner Zeit an der Deutschen Bauakademie in Ber-lin maßgeblich beteiligt war. Es war das erste Wohnhaus in Plattenbau-weise der DDR. Die Platten sind verputzt und mit z.B. Dekoren aus Arsenalen der „nationalen Traditi-on“ verkleidet. Die Reliefs oberhalb der Eingangstüren zeigen die Bau-geschichte und die technologische Herkunft dieses Hauses. Die Plat-ten werden erst verborgen und an-schließend in miniaturisierter Form symbolisch wieder vorgezeigt.

Führe ich mir die beiden Gebäude vor Augen, stelle ich mir die Frage: Ist Fieger dem Bauhausgedanken über die Jahre hinweg treu geblieben? Ich denke: ja! Beeindruckend hat Fieger seine Ideologie unter Einhaltung der nationalen Form und der politischen Anforderungen, umgesetzt.

2016

FRANZISKA POMPE

September1 32 7654 1098 1211 1413 171615 1918 2120 242322 28272625 2930 Oktober31

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KORNHAUS DESSAU

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Was ist bauhaus? – Was ist Bau-hausarchitektur?ist etwas bauhaus, so liegt es einem Gedanken zu Grunde der von Wal-ter Gropius einst formuliert wurde. aus seiner sicht hat architektur sei-nen Grundstein im Verständnis von handwerk. Weswegen er seine stu-denten am Bauhaus handwerkliche Berufe erlernen ließ, denn hand-werk ist kunst. Wer ein handwerk beherrscht, wird es in seiner krea-tivität bis zur kunst schaffen, denn kunst gipfelt in architektur. archi-tektur ist die kunst auf raum zu reagieren, architektur ist die kunst mit raum zu reagieren, architektur ist die kunst raum auszudrücken.„Das endziel aller bildnerischen tä-tigkeit ist der Bau! […] architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum handwerk zurück! […] Der künstler ist eine steigerung des handwerkers.“– Walter Gropius: Bauhaus-Mani-festBauhaus beschreibt nicht nur die Baukunst sondern auch die bildne-rischen und malerischen künste. es wurden in vielen expressiven Farb- und Formstudien die Verhältnisse

von Räumen zueinander und auf den Betrachter erforscht. Welche Wirkung erzeugt ein Gelbes Drei-eck neben einem Blauen Kreis ne-ben einem Roten Quadrat. Lassen sich daraus handfeste Ergebnisse auf Materialien und Raum und Nutzung schließen?Das Resultat soll sein, eine ehrli-che nichts versteckende und nichts vorgaukelnde Architektur zu entwi-ckeln. Was wie funktioniert soll man erkennen können. Es herrschen ge-rade Linien mit glatten, reinen Ma-terialen in der Welt des Bauhauses. Beton trägt, Glas hängt und Mau-erwerk fasst den Raum ein. Gropi-us̀ Intention war es die alltägliche Schönheit seiner Umwelt wahrzu-nehmen und zu erleben. Die Hei-zung an der Wand ist Kunst im In-dustriedesign. Aus expressiver Gestaltung soll nach dem ökonomischen Prinzip funktio-nalistisches Design werden. Die Wohnungsnot und der daraus resultierende Massenwohnungsbau zwang zur Einfachheit, Dekoratio-nen wurden dabei als Verschwen-dung angesehen. Die einfache Formensprache stellte größere An-

forderungen an den ästhetischen Anspruch des Entwurfs.Die Reduktion tragender Teile auf einzelne Punkte und Flächen erlaubt ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten – es ergeben sich freiere Formen bei weniger konstruktivem Aufwand.Die gestalterische Härte und die klare Form repräsentieren Allge-meingültigkeit und Objektivität und stellen ein künstlerisches Ziel dar. Dem Gedanken des Gesamtkunst-werks folgend, in einigen Projekten bis hin zur vollkommen bezugsferti-gen Ausgestaltung der Objekte.Vorbild war zum einen die kykladi-sche Inselarchitektur Griechenlands in weißen Kubes, und zum anderen immer das Spiel und das Verhältnis von Innen zu Außen sowie Licht zu Schatten und deren Inszenierung.Diesem Gedanken folgend trugen auch nach der Schließung des Bau-hauses die Studenten und Meister ihre Erkenntnisse über die Grenzen Deutschlands hinaus bis hin nach Brasilien und Russland. Ist Bauhaus-architektur nicht ein Synonym für moderne Architektur, und bauen wir nicht alle heute Bauhaus? Schlicht, gerade und ökonomisch optimiert.

2016

MARKUS TROWSKI

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NEUE MEISTERHÄUSER DESSAU

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Die letzten Stationen in unserer Exkursion waren BErlin unD BErnau. Das erste Ziel war das Bauhaus-archiv. Eines der letz-ten Bauwerke von Walter Gropius, welches in Berlin am landwehrka-nal entstand. Seit der Gründung ist eine Sammlung aller auf die Tätig-keit und das kulturelle ideengut des Bauhauses bezogenen Dokumente entstanden. Damit konnte ich mir noch ein letztes Gesamtbild von der Geschichte und den Visionen des Bauhauses mit originalen Ob-jekten und Dokumenten machen. im Mittelpunkt stehen nicht nur die berühmten „Bauhaus-Klassiker“ sondern auch eine einzigartige Foto-sammlung, welche immer eine reise wert ist.Eine weitere Sehenswürdigkeit in Berlin war das Haus lemke von Mies van der rohe, auf das ich mich am meisten gefreut habe. Mein ers-ter Gedanke war, dass dieser einge-schossige Backsteinkörper mit sei-ner sparsamen Formsprache, dem Flachdach, den Glasflächen die die außenwände auflösen und den gro-ßen Terrassenfenstern zur Garten-seite, das Bauhaus als moderne ar-

chitektur repräsentierte. Mit diesem Bau zeigt Mies vor allem, dass sich die Wohnbedürfnisse des modernen Menschen auch mit wenigen Mitteln verwirklichen lassen. Ein kleines Haus mit einer maximalen Qualität und einer einzigartigen Atmosphä-re zwischen innen und außen. Haus und Garten ergänzen sich gegen-seitig. Dieses Gebäude verdeutlicht mir das Motto von Mies „Weniger ist mehr“.

Das letzte Ziel war die Schule für Gewerkschaftsfunktionäre in Ber-nau. Hannes Meyer als zweiter Di-rektor im Bauhaus und Hans Witt-wer erbauten sie zwischen 1928 und 1930. Sie reformierten das sozialpä-dagogische Programm des Bauhau-ses. Im Seminargebäude und in den Wohnheimen lebten und lernten die meist jungen Menschen gemeinsam, studierten in der Bibliothek, trieben Sport in der Halle oder in einem Naturbad. Das alles im damals re-volutionären Bauhausstil. Für die da-malige Zeit, war diese Art zu lernen und leben sehr modern und auch 85 Jahre später funktioniert der Gebäu-dekomplex noch.

2016

BRIGITTA LING

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GEWERKSCHAFTSSCHULE BERNAU MIES VAN DER ROHE HAUS BERLIN GEWERKSCHAFTSSCHULE BERNAU

5S

Was war der Anlass für meinen Part-ner Markus Weise und mich die Ex-kursion zu organisieren und warum haben wir hier als Geschäftsführer Arbeitszeit und Geld investiert? Von früheren Exkursionen kannte ich den Streit mit dem Finanzamt und deren Zweifel zu internen Wei-terbildungen. Schnell noch ein Blick zu Wikipedia: …„Eine Exkursion ist ein Lehrausgang, ein Ausflug mit speziellen Besichtigungen, ... unter bildender oder wissenschaftlicher Leitung und Zielsetzung.“… Das ist doch eine überzeugende Formu-lierung für einen Finanzbeamten und diesmal sollte es keine Zweifel geben. Wir waren mit 15 Architek-ten und Ingenieuren, davon 7 noch in der Ausbildung befindliche stu-dentische Mitarbeiter, von Mitte 20 - Anfang 50 Jahren unterwegs. Das Durchschnittsalter betrug 29 Jahre. STADT+HAUS Architekten und Ingenieure sind in diesem Jahr 23 Jahre für Bauherren tätig. Erst im Bus wurde mir bewusst, wie jung unser Weiterbildungsteam ist. Wa-rum? In den letzten Jahren haben wir erkannt: Wir müssen junge Ar-chitekten in der Ausbildung fördern

und unterstützen, zu oft waren wir mit den Ausbildungsinhalten der Ab-solventen unzufrieden. Dieses trifft auch auf die Grundlagen unseres Berufes zu – und bei STADT+HAUS geht‘s nicht ohne Kenntnisse in Ar-chitektur- und Baugeschichte. Aber auch wir „alten Hasen“ im Büro müssen immer wieder unser Wis-sen auffrischen. Was verbindet Weimar, Dessau und Berlin? Das Neue Bauen hat die Architekturentwicklung im 20. Jh. geprägt, wir sind alle damit aufge-wachsen, die Bauindustrie hat sich grundlegend verändert und auch unser Entwerfen und Konstruieren als Architekten geprägt. Schon im Bus fragte ich, wer in sei-nem Leben schon eine längere Zeit in einem Plattenbau gelebt hat? Fast alle! Aber wer waren Carl Fieger und Richard Paulick? Was hat der Plattenbau in Priština mit diesen Ar-chitekten zu tun? Von Walter Gropi-us und Mies van der Rohe hatten alle schon mal gehört; eben Glasarchi-tektur und jene Neue Sachlichkeit, die Form ist auf Funktionserfüllung reduziert. Ist das wirklich so gewe-sen? Diese Illusion starb schon auf

der Autobahn, Höhe Bitterfeld, beim ersten Vortrag. Markus Weise hatte einen engen Ablaufplan organisiert und die Summe der vielen eigenen Vorträge im Bus oder im Nieselre-gen im Ilmpark und der Referenten an den Originalen brachten dann das Neue Bauen in den Zusammenhang von Gesellschaft, Künstlern, Archi-tekten und Architektenausbildung bis ins Heute zu unseren Aufgaben. Die Kalendertexte der Kollegen zei-gen die Bandbreite der Fragestel-lungen und Dichte der Themen der vier Tage. Intensive Vorbereitung war nötig und richtig Freizeit gab’s nicht einmal bei den abendlichen Biergesprächen. Hier wurde nicht vordergründig rekapituliert, es wur-den die Zusammenhänge diskutiert und hergestellt – bis zu den Projek-ten auf unseren Schreibtischen!

Es hat sich aus Sicht der Geschäfts-führung gelohnt. Der Wissensfluss von „Alt“ zu Jung wird nun auch im Büro viel intensiver und bewusster gelebt. Es wird eine Wiederholung in diesem Jahr geben, wohl einige Jahrhunderte weiter zurück in der Architekturgeschichte…

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JÖRN WILLERT

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BAUHAUS DESSAU BAUHAUS DESSAU

5S

STADT+HAUSArchitekten und Ingenieure GmbH & Co. KG

Scheuerstraße 17 23966 Wismar Tel. 03841 262813 Fax. 03841 262833

E-Mail: [email protected] https://www.stadt-haus.de

Kommanditgesellschaft mit Sitz in WismarAmtsgericht Schwerin HRA-Nr. 2165

PhG: stadt+haus verwaltungs GmbHAmtsgericht Schwerin HRB-Nr. 8000

Geschäftsführer: Markus Weise, ArchitektJörn Willert, Architekt/ Stadtplaner BDA

Teilnehmer/ Fotografen/ Zeichner/ Texter:Janina Ahlert, Josefine Ehlers, Anne-Marie Felske,Brigitta Ling, Stefan Matzke, Nils Perret,Franziska Pompe, Natalia Roller, Valdrin Rrahmani,Stephan Tarnowski, Markus Trowski, Markus Weise,Rebecca Wilhelm, Jörn Willert, Jehona Xhigoli.