Weinert, Erich (4.8.1890 Magdeburg - 20.4.1953 Berlin...

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Weinert, Erich (4.8.1890 Magdeburg - 20.4.1953 Berlin), Sohn eines Ingenieurs. 1896-1904 Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg;

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Weinert, Erich (4.8.1890 Magdeburg - 20.4.1953 Berlin), Sohn einesIngenieurs. 1896-1904 Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg;

er erhielt die Jugendweihe. Während der Schulzeit versuchte sich W. inGedichten und zeigte Neigung zum Malen. Bei Berufswahl Schwankenzwischen Malerei und Technik, schließlich wollte er nach dem Beispieldes Vaters Ingenieur werden. Aus diesem Grunde 1905-1908 Lehrzeitals Maschinenschlosser. Während der Lehre Beschäftigung .mit Natur-wissenschaften, Geschichte, Sprachen (englisch, französisch, italienisch,griechisch, lateinisch). Nach der Gesellenprüfung studierte W. von 1908bis 1912 an der Kunstgewerbeschule Magdeburg und an der KöniglichenKunstschule Berlin, die er mit dem Zeichenlehrerexamen abschloß.Während dieser Zeit schrieb er Dramen (u. a. '1909 "Thomas Münzer",ein Thema, das ihn bis zum Lebensende beschäftigte). Lyrik war W. zudieser Zeit nur als "Goldschnittpoesie" vorstellbar und verächtlich. -Nach einem Jahr Tätigkeit als freier Graphiker 1913 Einberufung zumHeeresdienst; bei Kriegsausbruch Einsatz an der Westfront. W~zeigtekeine Kriegsbegeisterung, wurde aber auch kein aktiver Kriegsgegner.Januar 1919 vom Militär entlassen. - W. war begeisterter Anhänger derRevolution, aber die Niederlage des Proletariats und ihre Ursachenführten zu Ernüchterung und zeitweiliger Resignation. Er war nun u. a.Hilfslehrer an der Kunstgewerbeschule Magdeburg, Schauspieler inKissingen und z. T. ganz arbeitslos. Angesichts der wiedererstarkendenReaktion entstanden Gedichte (eines der ersten "Der Akadem"). Debü-tierte damit an dem Leipziger Kabarett "Retorte" (Leitung Hans Rei-mann) und wurde ab Juni 1921 als Hausdichter engagiert. W. verließdiese Wirkungsstätte, als sie, dem Geschmack der Messebesucher ent-sprechend, zur "pseudo-radikalen Literatenbörse" deformiert wurde. AbMärz 1923 im Kü-Ka (Künstler-Cafe) im Westen Berlins. Hier kam W.in Berührung mit linken und kommunistischen Intellektuellen. 1923erstes Gedicht für die "Weltbühne", seit 1924 ständige Mitarbeit für die...•."Rote Fahne". Zum Sprechen seiner Gedichte engagierten ihn vorerstfür "Bunte Abende" SPD und Gewerkschaften, denen er aber schnellzu aggressiv wurde. 1924 Beteiligung W.s an der von ...•.Erwin Piscatorzur Reichstagswahl inszenierten "Revue Roter Rummel". Dort hatte erdas entscheidende Erlebnis mit proletarischem Publikum: "Von nun anwußte ich, wohin ich jetzt und für alle Zeit gehörte." W. wurde nun als"Sprechdichter" Agitator und Propagandist. Abende mit eigenen Ge-dichten wirkten wie politische Versammlungen, und sein Vortrag wurdeBestandteil von Massenkundgebungen der KPD. - W. war später auchden Agitprop-Truppen verbunden; neben Gedichten und Liedern ("RoterWedding") schrieb er für Spieltruppen 'auch Szenen. Er nutzte jedepublizistische Möglichkeit, vom Bildgedicht der -+ AIZ bis zum politisch-satirischen Feuilleton in der Zeitung "Montag Morgen". - 1926 heirateteer seine Kampfgefährtin Li W. Er war Mitbegründer und Vorstands-mitglied des ...•.BPRS und Redaktionsmitglied der ...•."Linkskurve". 1929Eintritt in die KPD. 1931 erste Reise in die Sowjetunion. Im gleichenJahr Prozeß wegen einer Serie Schallplatten, denen "Gotteslästerung,Aufreizurig zum Klassenhaß, Aufforderung zum bewaffneten Aufstand"

usw. zur Last gelegt wurden, und sieben Monate Redeverbat in Preußennach einer speziell geschaffenen "Lex Weinert". Gegen das Redeverbatprotestierten u. a. Andersen Nexö, Barbusse, Dreiser, Gorki. In dieserZeit schafften W.s Frau, Ernst Busch u. a. seinem Wart Gehör.Während der Zeit der Weimarer Republik hat W. auf unzähligen großenund kleinen Versammlungen in den deutschsprachigen Ländern Europasvor Zuhörern verschiedenster Herkunft gesprochen; nach seiner Schät-zung, sind von 1920-1933 1500bis 2000Gedichte entstanden. (ZahlreicheGedichte erschienen bis 1927 auch in dem sozialdemokratischen satiri-schen Organ "Lachen links".)1933.rettete ihn eine Tournee in die Schweiz. Die SA zerstörte aberseine Archive und Manuskripte - ein großer Verlust, da; W. ausAbneigung gegen Gedichte in Büchern seine Arbeiten nicht gesammeltherausgegeben hatte. - Ausweisung aus der Schweiz, nach einem kurzenAufenthalt in Straßburg nach Paris. Oktober 1934 falgte er einem Rufins Saargebiet, wo.er bis zum Plebiszit im Februar 1935nach aktiv tätigsein kannte. Dort schrieb er auch den theoretisch aufschlußreichenAufsatz über seine bisherige Tätigkeit und ihre Zielsetzungen, ,,10Jahrean der Rampe" (---+"Internatianale Literatur", 1934jV). Rückkehr nachParis, August 1935 auf Einladung des sowjetischen Schriftstellerverban-des nach Maskau. Sein Gastland verließ er 1937und ging nach Spanien;dort nach der Teilnahme am Internationalen Schriftstellerkangreß inMadrid Mitglied der Internationalen Brigaden. Ergebnisse seiner schrift-stellerischen Arbeit, die hier durch den wieder vorhandenen unmittel-baren Publikumskontakt bereichert wurde, vereinigt der Band "Cama-radas", der erst in der Heimat 1951 erscheinen kannte. Im Februar 1939kam W. in das Konzentrationslager St. Cyprien in Frankreich, imgleichen Jahr befreit und Rückkehr in die Sowjetunion. Ihn beschäftig-ten nun u. a. umfangreiche Nachdichtungen und propagandistische Tätig-keit am Moskauer Sender, die mit Kriegsbeginn verstärkt wurde. ImDezember 1942 ging er an die Stalingrader Front, um dort direkt zudeutschen Soldaten zu sprechen (gemeinsame Tätigkeit mit WalterUlbricht und ---+Willi Bredel); Gedichte, die zur Beendigung des Kriegesaufforderten, wurden als Flugblätter und durch Lautsprecher verbreitet.Aus dieser Zeit stammt als bedeutendes Zeitdakument das Frontnotiz-buch "Mementa Stalingrad" . Mit W.sWahl zum Präsidenten des National-kamitees "Freies Deutschland" 1943wurden seine Bemühungen gewür-digt, die deutschen Kriegsgefangenen von der faschistischen Ideologiezu befreien und für das antifaschistische Lager zu gewinnen. Seineumfangreiche Tätigkeit dauerte bis zur Auflösung des Nationalkomiteesim Herbst 1945. Rückkehr nach Deutschland im Januar 1946, sofortÜbernahme des Amtes als Vizepräsident der Zentralverwaltung fürVolksbildung, verantwortlich für Kunst und Kultur. Bald brach dieschwere Lungenkrankheit aus, die auf Stalingrader Strapazen zurück-ging. 1949Nationalpreis 3. Klasse, 1950Mitglied der Deutschen Akademieder Künste, 1952Nationalpreis 1.Klasse.

W. führte seine Absicht, mit Dichtung unmittelbar wirksam zu sein,nach wenigen Publikationen auf das Podium eines Kabaretts. Zunächstgab er sich ganz dem Reiz der kleinen Bühne hin ("Gruß an dasKabarett"). Die besten Gedichte dieser Zeit sind genährt vom Protesteines Intellektuellen gegen die wiedererstandene Reaktion. W. fühltesich noch allein, er erwartete nichts von der "Masse" ("Von allerhand.Tieren"). Formal sind seine Gedichte z. T. verspielt und benutzen alle-gorische Ausdrucksformen. Thematisch befassen sie sich mit den Ver-hältnissen der Weimarer Republik, aber sie bleiben im Allgemeinenund oft im Nebensächlichen ; sie sind von Resignation beherrscht. im:Verlaufe der weiteren Entwicklung werden die Angriffe gegen die deut-schen Spießer prononcierter, ein Thema, das W. beibehielt. Das konkre-tere Erfassen der gesellschaftlichen Wirklichkeit führt zunächst zu An-griffen gegen die arbeiterfeindliche Politik der rechten SPD-Füh-rung und gegen Erscheinungen des Militarismus. In Berlin gelanges ihm, durch seine präzisere gesellschaftliche Aussage. ein Publikumlinker Intellektueller um sich zu sammeln. Damit waren die Grenzender Wirkungsmöglichkeiten erreicht, die das Kabarett bot. - Jetzt kam.er mit der revolutionären Arbeiterschaft in Berührung, was die ent-scheidende Wende seines Schaffens einleitete. W. schrieb nun auch übertagespolitische Fragen (z.B. den Prozeß gegen den sozialistischenSchriftsteller Felix Fechenbach) und begann auf diesem Wege dieKonkretheit zu gewinnen, die seine Dichtung auszeichnet. Am Endedieser Entwicklung, die 1924/25 einsetzte, hat W. seine Dichtung ganzmit der Sache des Proletariats verbunden. Im Laufe dieser Jahre wurdeW. von den Arbeitern als ihr Dichter anerkannt, er erlangte wachsendeBeliebtheit und steigenden Ruhm.W.s Gedichte wurden in ihren Mitteln und Formen seit seiner Partei-nahme für das Proletariat reicher und vielfältiger. Jetzt findet er denTon scharfer Aggressivität. Die blasse Allegorie verschwindet. SeineSatire, früher hauptsächlich aus intellektuellem Wortwitz gespeist,stützt sich!nun auf die volkstümliche Herkunft dieser Äußerungsform.Er verwendet bekannte, geläufige Versmaße und Strophenformen ent-weder direkt oder karikierend (->- Heine, Busch, Lilieneron, Volkslied,Bänkelsang u. a.). Aus bloßen Wortspielen werden einprägsarne Wort-schöpfungen, die die Gegner oder ihre Mitläufer entlarven (Hinden-bürger, Weimarxist, Kompromißgeburt etc.). Dialekt wird auf vielfältigeWeise verwandt. W.S Reime im satirischen Bereich sind einfallsreich,leicht zu merken und der Umgangssprache nahe. Erst jetzt tritt auchdas Pathos auf. Autobiographischen Äußerungen zufolge war W. dasPathos näher als die Satire; er fürchtete nur, daß es nicht gehört werde.Seit der Zeit, da er nicht mehr aus einer nur negativen Haltungheraus angriff, sondern mit positiven, gesellschaftsverändernden Kräftenverbunden war, fand er im Pathos neue Aussagemöglichkeiten. - Dieinnere Haltung der Gedichte ist am häufigsten die der direkten An-sprache an seine Klassengenossen (und in geringerem Maße auch an ihre

Verbündeten) oder das stellvertretende Aussprechen dessen, was dieArbeiter und ihre Avantgarde fühlen, denken und meinen. Daraus ent-stehen auch im Genre der Ballade, das W. pflegt, außerordentlich vielRollenmonologe (z.B. "Exmittiert").W. bemühte sich um die Formung seiner Gedichte bewußt in derAbsicht, eine maximale bewußtseinsverändernde und aktivierende Wir-kung zu erzielen. Bei seinen Vorträgen kontrollierte er genau dieResonanz seiner Verse. Die Tatsache, daß W. "Sprechdichter" war, hatfür Eigenart und Charakter seiner Dichtung entscheidende Bedeutung.W.s Schaffen im Dienste und vom Standpunkt der Arbeiterklassebedeutete für den Inhalt seiner Dichtung, daß die Arbeiterklasse ihrGegenstand wurde. Sie spiegelte das Leben und den Kampf des Prole-tariats wider und nahm die großen und kleinen Fragen seiner Existenzauf - von der Auseinandersetzung mit dem aufkommenden Faschismusbis zur Krankenversicherung oder Schulspeisung. Die Arbeiterklasse waraber auch in dem Sinne Gegenstand dieser Dichtung, als der Dichterihr Präzeptor wurde. Er legte ihr die einfachen Fragen des täglichenKampfes und die komplizierten Zusammenhänge großer Politik dar, dieer auf diese Weise als Themen der Lyrik gewann. Er wollte mit seinenGedichten zu den moralischen Eigenschaften eines revolutionären Arbei-ters - Klassenbewußtsein, Solidarität, Internationalismus usw. - er-ziehen.Durch dieses Programm wurdenW.s Gedichte zu einer gereimtenChronik der Weimarer Republik: Vom Young-Plan bis zur Korruptions-affäre Sklarek, vom Panzerkreuzerbau bis zum Massenmörder Harmannreichen seine Themen, - seine Typen vom großen Hai der Wirtschaftbis zum Schrebergartenunpolitischen, vom militanten Agrarier bis zurProstituierten. Die Perspektive seiner Gedichte ist die sozialistischeGesellschaft, ihr Nahziel: Kampf gegen den Kurs der Weimarer Repu-blik, der auf Faschismus und Krieg hinsteuert.Nach dem nationalsozialistischen Machtantritt hatte es ein Dichter wieW. besonders schwer. Während einerseits der arbeitsnotwendige Publi-kumskontakt entbehrt werden mußte, sollten andererseits die Gedichte- in der Hoffnung, daß sie ins Land gelangen - um so wirksamer sein.Thematisch wurden seine Gedichte durch die verschiedenen Etappen derEmigration bestimmt, während der er versuchte, immer so nah wiemöglich an den jeweiligen Zentren des antifaschistischen Kampfes zusein. W. nährte einige Zeit die Hoffnung, es würde in Deutschland eineErhebung gegen den Nationalsozialismus stattfinden, zu der seine Ge-dichte beitragen könnten. Das zeigt sich in den ersten Gedichten nach1933deutlich daran, daß sich der Dichter hier noch in Übereinstimmungmit seinem Publikum glaubt. - Mit der Aufgabe dieser Hoffnung trittdie Satire zurück, W. bedient sich ihrer seltener. Jedoch entstanden inihrem Genre einige großartige Leistungen ("Bänkelballade vom KaiserNero" 1933; "Der Führer" 1942). Zu Beginn der Nazizeit schrieb W.auch eine verhältnismäßig große Anzahl Balladen, darunter einige

seiner besten überhaupt ("Eine deutsche Mutter"), deren Inten-sität in dem Nacherleben des heldenhaften antifaschistischen Kampfes,der vor der brutalsten Unmenschlichkeit der Gegner nicht zurückwich,begründet ist. W. studierte genau alle zugänglichen Quellen, die ihnüber den Bewußtseinsstand in Deutschland informierten, und so konn-ten ihm die Verheerungen nicht entgehen, die die faschistische Ideologieanrichtete. Ein volles Bild aber konnte er sich erst machen, als er inden Kriegsgefangenenlagern den deutschen Soldaten direkt gegenüber-trat. Noch 1941 sprach er aus Kasan die Soldaten als "deutsche Arbeits-brüder" an und appellierte an den Geist der Solidarität. Solche An-sprachen wurden später fallengelassen, und die Gedichte wandten sichhauptsächlich an das einfache Interesse des Überlebens. Dabei mußteW. auf vielfach strapazierte Begriffe der faschistischen Demagogie ein-gehen wie Gehorsam und Gefolgschaft, Fahneneid, Feindpropagandausw. Im Hinblick auf den antifaschistischen Charakter des Krieges;' aufsein baldiges Ende und die kommenden Aufgaben Deutschlands galt esaber auch, vom Gegner mißbrauchte Werte zurückzugewinnen. Soerschien in den Gedichten der Komplex des Nationalen (mit Begriffenund Bildern wie "unser Deutschland", "unsere Mutter Deutschland","Deutschlands Ehre" etc.).D~e----G-eaiC:hte,die ihren Stoff aus den Ansichten und Meinungen derSoldaten bezogen, mußten denkbar einfach sein; meist waren es direkteAnsprachen von Mensch zu Mensch; höchstens,. daß der Dichter derFrau oder dem Kind des Soldaten oder dem Gefallenen sein Wort gab.Bestimmend für die Form der Gedichte, einfache Reime in leichten,vier- bis fünfzeiligen Strophen, war die Art ihrer Verbreitung und wieimmer: ihr Zweck. $ie mußten im Wortsinne leicht verständlich sein,wenn sie von Schallplatten oder aus dem Munde des Dichters selbst mitLautsprechern in die deutschen Linien hinübergerufen wurden. Siemußten einprägsam sein wie Regeln und Merksprüche. Das erklärt einegewisse Monotonie. .Die stärkste Wirkung der Gedichte vor Kriegsschluß geht von einemneuen Element aus, vom Pathos der Subjektivität des wissenden, leiden-den, zürnenden Dichters (z.B. "Genug des Jammers und der Schande").

Nach dem Kriege diente W. weiterhin der Forderung des Tages; sowohldie neuen gesellschaftlichen Verhältnisse in dem Teil Deutschlands, indem die DDR entstand, als auch die Gefährdung der Demokratie inWestdeutschland waren seine Themen, die er auch in Reden und Auf-sätzen behandelte. Bemerkenswert ist die große Anzahl von Liedtexten,mit denen W. in der Lyrik unmittelbar zweckgebunden und massen-verbunden bleiben konnte.Der Humanismus, der in den besten Traditionen des Bürgertums wur-zelte und mit dem W. aufgewachsen war, fand für ihn im Marxismus, imKampf an der Seite der Arbeiterklasse seine Erfüllung. Dazu gehörteauch W.s hohe Auffassung vom Amt des Dichters -.Sie führten ihn zur

Ablehnung von verantwortungsloser Kontemplation, von introvertiertemoder expressivem Subjektivismus, die in spätbürgerlicher Kunstpraxisüblich waren. .Er wollte das Ideal des "poeta militans" verwirklichenund die bewußtseinsverändernde und Aktionen bewirkende Kraft derDichtung freisetzen. Das veranlaßte ihn, sich an den Menschen alssoziale Person, als Angehörigen einer Klasse zu wenden. Bei der Stoff-wahl richtete, er sich nach der jeweils aktuellen politischen Situationund bei der Gestaltung nach dem jeweiligen Bewußtseinsstand seinesPublikums. In dem gegebenen Entwicklungsstadium der Kämpfe ver-sagte er es sich, "private Gefühle zur Schau zu stellen", und beschränktesich bewußt auf politisch-operative Literatur. Dieser weitgehende Ver-zicht auf andere lyrische Möglichkeiten (z.B. das empfindungslyrischeGedicht, das in der sozialistischen Dichtung neues Gewicht erhielt) be-zeichnet W.s Grenze. Seine Größe ist, daß er für die Arbeiterklassedas Beispiel des aktuell-politischen Gedichts geschaffen hat. Er hatder Poesie die Tribüne, die politische Versammlung erobert. Er hat aufeinem bestimmten, im Kampf zunächst wichtigsten Sektor gezeigt" daß"die Revolution ... das hörbare Wort befreit" (Majakowski).

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