Entwicklung und Konvergenz physischer und digitaler Wissensräume
„Welt-Hochschulpolitik“ zwischen Konkurrenz und Konvergenz Christian BodeBonn, GSI, 22.Juli...
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Transcript of „Welt-Hochschulpolitik“ zwischen Konkurrenz und Konvergenz Christian BodeBonn, GSI, 22.Juli...
„Welt-Hochschulpolitik“zwischen Konkurrenz
und Konvergenz
Christian Bode Bonn, GSI, 22.Juli 2014
50 Jahre in und für Hochschulen
Uni Bonn 1962 - 1972
BMBF 1972 – 1982
HRK 1982 - 1990
DAAD 1990 - 2010
EU 2010 -
Thesen des Vortrags (1)
1.Globalisierung und Digitalisierung sind die prägenden Phänomene unserer Zeit.
2.Beide potenzieren sich, sind irreversibel und ambivalent - bergen Gefahren und Chancen- aber Menschenwerk und daher gestaltbar.
3.Globalisierung heisst (auch) mehr Wettbewerb. Wettbewerb braucht faire Regeln und Solidarität mit den Verlierern. Konkurrenz braucht Kooperation.
Thesen ( 2 )
4. Ohne minima moralia wird die Globalisierung implodieren. Zur fairen Globalisierung gehört der „global citizen“. Diese Erkenntnis ist in der Bildungspolitik noch nicht angekommen(„Bologna“)
5. Dabei hat die Globalisierung längst auch die Hochschulpolitik erfaßt: globale Konkurrenz produziert dialektisch globale Konvergenz.
6. Die Konvergenz bezieht sich aber bisher nur auf das Kriterium „Wettbewerb“ (competitiveness). Die dabei entwickelten Kooperationsmechanismen liessen sich auch für gemeinsame Erziehungs- (kern-)ziele nutzen ( oben Nr. 3 und 4 )
Thesen (3)
7. Die Digitalisierung wird qua Neue Medien auch die konventionellen Studienangebote und die Rolle der Hochschullehre verändern (blended learning/ flipped classroom, Wissensverarbeitung statt Wis- sensvermittlung). Digital literacy wird eine Basiskompetenz wie Lesen, Schreiben u. Rechnen. 8. Die Neuen Medien werden auch die Anbieter- landschaft revolutionieren-und zwar ambivalent in Richtung Kommerzialisierung versus OpenAccess ( Moocs and Spocs). Politische Gestaltung ist gefragt.
Thesen (4)
9. Die „Demokratisierung„ der Neuen Medien ist gleichermaßen Einfallstor für Massenmanipulation wie auch „Empowerment“ des (medien-)gebildeten Individuums und nicht-etablierter Interessen- gruppen ( z.B. NGOs). Die poolitischen und gesell- schaftlichen Auswirkungen sind kaum absehbar. 10. Als (unabhängige ?) Stätten der Forschung und der Heranbildung des Führungsnachwuchses haben die Hochschulen eine besondere (Mit-)Verantwortung für die Gestaltung der Globalisierung. Sie nehmen dieses Mandat nur unzureichend wahr.
Triebkräfte der Globalisierungund ihre Wirkungen für das Hochschulsystem
• Geopolitische Umwälzungen
• Explosion der Weltwirtschaft
• Technologische Revolutionen
Geopolitische Umwälzungen1989/90: „Ein Jahrhundert wird abgewählt..“
Mit dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs ….
..beginnt ein neues Zeit- alter dynamischer Globalisierung....
UDSSR
UDSSR Russian Federation
Geopolitik 90 ff: Zerfall der Sowjetunion und Kapitulation des real existierenden Sozialismus
ArmenienAserbaidschanEstlandGeorgienKasachstanKirgisistanLettlandLitauenMoldawienRusslandTadschikistanTurkmenistanUkraineUsbekistanWeißrussland
15 new states
Das Neue Europa: Vom Gemeinsamen Markt zur Politischen Union (?)
EC 12 EU 27
Erfolgreiche Erweiterung – gescheiterte Vertiefung ?
Multipolare Welt
Von G 8 zu G 20
Auswirkungen auf die (Bildungs-)Politik
• Erhöhter Koordinations-, Konsens- und Kompromiss-Bedarf
Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit
• Unterschiedliche Denkweisen, Traditionen, Interessen – nicht mehr „selbstverständlich“ nach westlichem MusterMehr internationales Wissen u.
Verständnis – aber auch eigener „Kompass“
• Wachsender Politikverdruss im Westen und die vermeint-liche Stärke autoritärer Systeme stellen die Tauglichkeit der Demokratie in Frage („Kampf der Systeme“)
Einübung und Befestigung demokratischer „Tugenden“, Werte und Verfahren im gesamten Bildungssystem
Triebkraft Wirtschaft: Der Welthandel wächst doppelt so schnell wie die
Weltproduktion wie die Welt-Produktion
…
Growth rate of Exports
vs. Growth of GNP..auch dank derRegelungen derWTO, derenMitgliederzahlwächst
Neue Transport-Technologien und Logistik-Innovationenreduzieren Transportkosten u. erleichtern
Auslandsinvestitionen
Globale Demographie
Demografie
Die demographische Herausforderung in Deutschland
Bildungs- Auswirkungen • Produkte und Arbeitskräfte sind zunehmend
einem globalen Wettbewerb ausgesetzt, der Chancen u. Risiken enthält
Internationale Qualifikationen (z.B. Sprachen, interkulturelle Bildung) werden unverzichtbar. Curricula müssen sich an internationalen (Top-)Standards orientieren
• Internationale Mobilität von Fachkräften und gezielte Immigrations-Strategien erleichtern die Gewinnung hochqualifizierter Mitarbeiter aus dem Ausland wie auch die Abwanderung eigener Talente aus dem Inland ( „Brain Drain, Brain Gain, Brain Circulation“)
„Willkommens-Kultur“ für ausländishe Fachkräfte, Rück- halte- und Rückgewinnungs-Programme für einheimische Fachkräfte
Die digitale (Kommunikations-) Revolution hat gerade erst begonnen…
Bildungs- Auswirkungen der neuen Kommunikations-technologien und -systeme
• Ganz neue Gestaltungs- u. Wirkungsmöglichkeiten Einzelner und vernetzter Gruppen im privaten, beruflichen und politischen Bereich
• Wissen beliebig verfügbar, Wissens-Management umso wichtiger. Denken lernen statt Stoff-Huberei. Autodidaktik leichter denn je.
• Rezeptivität und Erfahrungsverlust durch „Virtualität“. „Digital divide“:Kluge werden klüger, Dumme dümmer. Manipulierbarkeit . Gläserner Internet-Bürger
Informationstechnisches Basiswissen für Jedermann unverzichtbar,Kreative Potentiale der Medien auch im HS-Unterricht nutzen („blended learning“)
Neue Didaktik: Stofferwerb im Selbstlern-Verfahren, auch Moocs,kritische Aufarbeitung im Unterricht (flipped classroom). Konzen-tration auf nachhaltiges (Basis-)Wissen und Vorrang von Methoden
Orientierungswissen und Persönlichkeitsbildung wichtiger denn je. Etwas Reales „können“. Kopf, Hand und Herz.
Und dann ist da noch die andere,
die dunkle Seite der Globalisierung
Millennium Development
Goals
Globale Erwärmung Energie & Umwelt
Foto: BP
Foto: Wikipedia
Infektionskrankheiten
Die andere Seite der Globalisierung:Globale Risiken und Herausforderungen
Bevölkerungswachstum-Bildung-Ernährung-Böden-Wasser
Mission not
completed
Atomare Bedrohung
Wie in Troja: Niemand will auf Kassandra hören..
Club of Rome 2052
Hauptaussagen
<Die Weltbevölkerung :Höchststand 2040 bei 8,1 Milliarden
dann Rückgang (umstrittene These)
<Die Not nimmt zu: 3 Milliarden Menschen in Armut im Jahr
2052.
<Der Klimawandel wird voranschreiten, katastrophal ab
2050.
<Die Treibhausgasemissionen steigen bis 2030:
Erderwärmung (Tundra, Permafrost, Methan, Polkappen)
<Mehr Dürren, Fluten und verheerende Wirbelstürme
Geld, Gier, Goldes Kalb und Globale Finanzmärkte ausser Rand und Band – und was das kostet…
Verbrecherischer Terror –oder „ Kampf der Kulturen ?“
CB 9/2011
Die Zahl der Kriege und Konflikte ist nach wie vor hoch,die Konflikte mit religiösen Implikationen nehmen zu
Religionen der Welt –oder die Welt der Religionen?
Auswirkungen auf Bildung
Die Forschungs-Agenda der Hochschulen und ihr Dialog mit der Politik/Öffentlichkeit sollte stärker auf diese Fragen ausgerichtet sein
• Es braucht einen globalen ethischen Minimalkonsens, zu dem gehören-Nachhaltigkeit (Verantwortung ggüber den folgenden Generationen)-Solidarität mit den unverschuldet Schwachen (Ländern und Leuten)-weltanschauliche/religiöse Toleranz
Entsprechende Gestaltung der Curricula. AAA: Auslandserfahrung als Ausländer unter Ausländern. Orientierungswissen aus Philosophie und Religionen . Unterscheidung von Glauben und Wissen. Der kategorische Imperativ oder „die goldene Regel“
• Ein Teil der Probleme lassen sich durch technologische Innovationen und/oder gesellschaftswissenschaftliche Studien und Dialoge lösen oder reduzieren.
Globale Trends in derBildungs.- undWissenschaftspolitik
Globale Trends im Hochschulwesen
1. Investitionen in die „Wissensgesellschaft“
2. Die Bildungs-Expansion
3. Diversifizierung nach Typen u. Qualität
4. Privatisierung und Kommerzialisierung
Globale Trends (2)......
5. Digitalisierung
6. Verschärfter Wettbewerb
7. Internationalisierung, Regionalisierung,
Anglifizierung
Globale Trends (3)......
8. Akkreditierung, Evaluierung, QM
9. New Governance: Autonomie und
Professionalität , neue Finanzierungs-
und Steuerungsmodelle
10. Homogenisierung der globalen Hochschul-
politik
Globale Trends in der Hochschulpolitik
Die Hochschulexpansion
17
15
18 21
6,8
3,5
17
40
[Unesco, 2007]
Students 2005: 138 Million
CB 9/2011
OECD 2010: 165 Million Students
growing „femalization“ of H.E.
Global development and their effects in Germany: „Massification“
„(2((((2)Hochschulbildung ist die Grundbildung des 21. Jahrhunderts“ (Weltbank)
CB 7/2011
OECD
Institutionelle Differen-zierung in D
(3)Dualität Uni./.FH: ein (Auslauf-)Modell ?
• Die Verwissenschaftlichung der FH 1. Assimilation der Abschlüsse (BA-MA) 2. FH-Forschung und (Kooperative)Promotion 3. Ausweitung des FH-Fächerangebots 4. Hippler: Erste und Zweite Liga
• Die Ver(fachhoch-)schulung der Universität 1. Dreijährige BA 2. Primärziel: Employability 3. Stringente Curricula u. akkumulierte Prüfungen 4. Erosion der disziplinären Orientierung
• Das Aufkommen neuer Hochschultypen 1. Duale Hochschule / Berufsakademien 2. Akademisierung bisheriger Berufsausbildungen (z.B.Physioth.) 3.Virtuelle Hochschulen , Moocs und Spocs
Verschärfter Wettbewerb um…
• Die besten Leute• Finanzen • Forschungsaufträge und Projekte• Allianzen• Reputation…
Die Reputation aber ist die wichtigste unter ihnen, das andere folgt
Globale Trends :
Der globale Wettbewerb um die klugen Köpfe“Immer mehr Staaten entwickeln eine internationale Rekrutierungs- u. Integrations-Strategie:
•USA „open doors“
•AUS „education industry“
•UK „Prime minister‘s initiative
•France, Germany, NL, Nordic Countries, EU
•China „500.000“by 2020
•Japan 300.000
•Education hubs in Singapore, Gulf, Malaysia etc.
Globale Trends:
The Global Education Market
Süd-amerika34.000
Asien297.000
AustralienOzeanien207.000
Nordamerika723.000
Europa1,337 Mio
Südamerika165.000
Asien1,061 Mio
AustralienOzeanien
10.000
Nordamerika89.000
Europa719.000
Afrika &Arab.
Staaten402.000
Afrika &Arab.
Staaten129.000
Quelle: UNESCO 2007
4,1 MilInternationaleStudierende
1975
20103,7 Mio
CB 07/2013Growth of (imbalanced) academic mobility world-wide
DAAD-Marketing/GATE : Tue Gutes und rede darüber
Hochschulmarketing1.256 Auftritte auf Hochschulmessen,
davon 178 große Messenin über 80 Ländern
50 Informationszentren weltweit
Forschungsmarketing:90 Projekte
davon 2008/2009:60 Projekte in 21 Ländern
GATE-Fortbildungseminare
Testimonial-Kampagne63 Testimonials aus 35 Ländern
02/10
108 Workshops und Seminare
ECOGERMA: Leitmesse Umwelttechnologien, Sao Paulo, März 2009
Der globale Reputations- Wettbewerb
Shanghai Ranking 2010 – Academic Ranking of World Universities
German Universities among the...
• Top 100: 5
• Top 200: 14
• Top 300: 23
• Top 400: 33
• Top 500: 39
0 50 100 150 200
Norway
Switzerland
Netherlands
Australia
China
France
Canada
Japan
United Kingdom
Germany
USA
Top 100
Top 200
Top 300
Top 400
Top 500
Die globale Homogenisierung der Hochschul-PolitikDie Magna Charta Universitatum, Bologna, 18 September 1988
„ Universitas, cui Europaearum gentium humanitas commissa est, ita tamen ut universarum humanitatem adfectet, suo munere tum perfungitur…………“
Berlin 2003
„…we engage in co-ordinating our policies to reach in the short time… the following objectives... …establish the European area of higher education… We expect universities again to respond promptly and positively and to contribute actively to the success of our endeavour…“
CB 7/2011
Der Bologna Prozess der Minister(innen) The Bologna Declaration 10. Juni 1999
2001 (Prague: 33) CroatiaCyprusTurkey
2003 (Berlin: 40)AlbaniaAndorraBosnia-Herzegowina Holy SeeFYR of MacedoniaRussiaSerbia and Montenegro
2005 (Bergen: 45)Armenia AzerbaijanGeorgia MoldovaUkraine
„Der Gemeinsame Europäische Hochschulraum“ des Bologna-Prozesses
AustriaBelgiumBulgariaCzech RepublicDenmarkEstoniaFinlandFranceGermanyGreeceHungary
IcelandIrelandItalyLatviaLiechtensteinLithuaniaLuxembourgMaltaNetherlandsNorwayPoland
PortugalRomaniaSlovak RepublicSloveniaSpainSwedenSwitzerlandUnited Kingdom
1999 (Bologna: 30)
2007 (London: 46)Montenegro
Additional full member: European Commission
Die Ziele und Maßnahmen des Bologna-Prozesses
ERASMUS-Programm, EU-Studentenausweis, Portabilität von BaFöG u.ä.
I. Einführung eines 2-stufigen Studiensystems ( Bachelor-Master) mit vergleichbaren, gegenseitig anerkannten Abschlüssen
Umbau Studiensystem 3+2 oder 4+1; Anerkennungsregelungen (Lissabon), gemeinsame Leitlinien für Qualitätskontrolle
II. Erhöhung der (inner-europäischen) Mobilität (20 %)
III. Verbesserung der Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas als Gastland für internationale Talente
„Blue Card“ –Harmonisierung der Visapolitik; Stipendienprogramme und Drittland-Forschungs-Kooperation, Marketing für EU
Und die Erziehungs-Ziele des Bologna-Prozesses?
EmployabilityEmployability
EmployabilityEmployability
EmployabilityEmployability
Employability
Competitiveness
Competitiveness
CompetitivenessCompetitiveness
CompetitivenessCompetitiveness
Competitiveness….
Reicht das ?
Erziehung zu „Global citizens“
knowledge skills attitudes
Comparative studies
English,Communication
Local/national values
Intercultural competencies
International issuesand cases/projects
Global values
Global citizen
Study abroad
„Reisen bildet…“
„Überhaupt ist mit dem neuen Leben, das
einem nachdenkenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewährt, nichts zu vergleichen. Ob ich gleich noch immer derselbe bin, so mein' ich, bis aufs innerste Knochenmark verändert zu sein.“ ( J.W.v. Goethe, Ital.Reise)
„Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer,die die Welt nie angeschaut haben“ (A.v.Humboldt)
Vielen Dank