WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

download WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

of 8

Transcript of WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    1/8

    WimadiMuDas Magazin zum kulturellen BildungsprogrammWir machen die Musik!

    Ausgabe 07 | Herbst 2015

    berall in Niedersachsen bringen

    ausgebildete Fachlehrkrfte der

    Musikschulen in wchentlicherRegelmigkeit Musik in die Kitas

    und Grundschulen. Sie sind dort

    gerne gesehen, denn nicht nur tau-

    sende Kinder profitieren von den

    musikalischen Angeboten, sondern

    auch viele pdagogische Fachkrf-

    te, Lehrkrfte und Mitarbeiter in

    den Einrichtungen.

    Angebote der Musikschulen wie

    etwa das gemeinsame Musizierenim Klassenorchester, das morgendliche Begrungslied imStuhlkreis oder die Proben fr ein selbstinszeniertes Mu-siktheater machen nicht nur groen Spa und bieten allenKindern die Mglichkeit der Teilhabe. Sie sind auch eine sinn-volle Ergnzung formaler Bildungsangebote und helfen bei derStrukturierung des pdagogischen Alltags. Vor allem bringen siedauerhaft Vielfalt und eine neue Qualitt in die Einrichtungen.Die von der niederschsischen Landesregierung gestarteteMusikalisierungsinitiative ist eine echte Erfolgsgeschichte und zwar von Anfang an. Heute hat Wir machen die Musik!

    einen festen Platz in der Bildungslandschaft der niedersch-sischen Kommunen. Natrlich basiert dieser Erfolg auf dem

    Engagement vieler Beteiligter, denn die Verantwortung frdie gelingende Zusammenarbeit vor Ort ist immer auf meh-

    rere Schultern verteilt. Nicht zuletzt stellen die kommunalenTrger der Musikschulen, die Kooperationspartner, Elternund rtliche Sponsoren die Finanzierung der Angebote sicher,deren Kosten maximal zur Hlfte vom Land Niedersachsengetragen werden.Wir machen die Musik!ist Land und Kommunen viel Wert.Welche kultur-, bildungs- und sozialpolitischen Ziele verfol-gen die Einrichtungstrger eigentlich mit den musikalischenBildungskooperationen? Nach welchen Kriterien wird das Pro-gramm in den Kommunen gesteuert? Welche Zukunftspoten-ziale sehen die Verantwortlichen fr Wir machen die Musik!?

    In der aktuellen Ausgabe unseres Wimadimu-Magazins sindwir u. a. diesen Fragen nachgegangen und haben einige inter-essante Antworten darauf erhalten.

    Viel Spa bei der Lektre wnscht Ihnen

    Klaus Bredl

    Geschftsfhrer desLandesverbandes niederschsischer Musikschulen

    Sehr geehrte Damen und Herren,liebe Leserin und lieber Leser,

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    2/8

    Der Bedarf ist riesig

    In Oldenburg arbeiten Kulturamt und Musikschule als

    kommunale Trger von Wir machen die Musik! in der

    musikalisch-kulturellen Bildung eng zusammen. Wir haben

    Christiane Cordes, Leiterin des Kulturamtes, und Holger Den-

    ckmann, Leiter der Musikschule der Stadt Oldenburg zum

    Gesprch getroffen und einmal nachgefragt, welche Stellung

    Wir machen die Musik! in der kulturellen Bildungsarbeit

    der Stadt einnimmt.

    Frau Cordes, Sie sind als Leiterin des Kulturamtes fr die

    Gesamtstrategie des kulturellen Bildungsangebotes in

    Oldenburg verantwortlich. Knnen Sie Ihre Strategie kurz

    beschreiben?

    Christiane Cordes: In Oldenburg verfolgen wir mit Kultur wiejede Kommune bestimmte Ziele. Eines unserer wichtigstenZiele ist die Mglichkeit von Teilhabe. Und wenn wir berTeilhabe sprechen, bedeutet das, dass man nicht nur einfachAngebote wie Museen und hnliches vorhlt, sondern ebenauch zielgruppengenaue Angebote erarbeitet und durchfhrt,sodass Teilhabe in der Praxis wirklich funktionieren kann.Das Kulturamt fungiert hierbei als Nahtstelle zwischen denfachlichen Einrichtungen, in diesem Fall also der Musik-schule, und den Entscheidungstrgern der Stadt.

    Wir machen die Musik! ist ein Programm, das Teilhabe

    ermglicht, es fgt sich also in diese Gesamtstrategie ein.

    Wie viele Kinder nehmen in Oldenburg denn teil?

    Holger Denckmann: Derzeit nehmen 1.069 Kinder an zehnKitas und sieben Grundschulen am Programm teil. In denKitas versuchen wir wirklich alle Kinder mit dem jeweiligenAngebot zu erreichen. Unser Oldenburger System sieht vor,dass die Erzieherin gemeinsam mit den Kindern und derMusikschullehrkraft Musik macht und parallel dazu eineWeiterbildung bekommt, damit wir irgendwann aus der Kitawieder herausgehen knnen und es trotzdem weitergeht.CC: Auch kulturpolitisch ist dieser frhe Ansatz in Kitasund Grundschulen sehr wichtig, da man hier alle Kindereiner Altersstufe vorfindet. Durch die Institution stellt mansofort Teilhabe her. Es gibt auch andere Angebote, in denenes schon exklusiver zugeht und der Grund dafr, uns anWir machen die Musik!zu beteiligen, ist, dass dort Chan-cengleichheit gegeben ist. Auch deswegen haben wir unsentschlossen, keine Beitrge zu verlangen und Erzieher undLehrer zu schulen, sodass auch ber den Tag hinaus nochWirkungen erzielt werden.Gibt es denn messbare Effekte einer Bindung an die Musik-

    schule, wenn Kinder aus dem Kita- und Grundschulbereich

    herauswachsen?

    HD: Natrlich gibt es hier Transfereffekte in das Regelange-bot der Musikschule hinein, aber die Kooperation einzugehen,um Leute fr unser Kerngeschft zu gewinnen, kann ei-gentlich gar nicht unser Ansatz sein. Es geht wirklich darum,absolut schwellenlos jeden mitzunehmen: Es gibt einmal dieWoche Musik als normalen Bestandteil der Kita, ohne An-meldung, ohne Fragen, ohne Hrden, jeder ist dabei. Mit demProgramm wecken wir auch Bedarf nach mehr und erhhendamit auch die Nachfrage an Musikschulangeboten.Die Kitaangebote sind in Oldenburg fr die Eltern kostenlos.

    Wie gestaltet sich das Modell der Co-Finanzierung?

    HD: Die Musikschule bekommt die Landeszuschsse undder Differenzbetrag wird vom Haushalt der Stadt Oldenburgmitgetragen. Dieser ist aber nicht als Haushaltsposten sobenannt, sondern die Musikschule finanziert aus eigenenMitteln quer.

    WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    3/8WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

    Haben Sie schon einmal daran gedacht, noch andere Finan-

    zierungsmglichkeiten, z. B. durch Stiftungen oder Sponso-

    ren aufzutun?

    HD: Ja, aber das eingeworbene Geld wurde nicht dafrverwendet, bestehende Finanzlcken zu fllen, sondern umwieder zwei neue Einrichtungen parallel zum Programmvergleichbar gut zu betreuen.CC: Man muss berlegen, ob so ein Programm durch Sponso-ring lngerfristig getragen werden kann. Auch in Oldenburgsind viele Kultureinrichtungen auf Sponsorengelder ange-wiesen, gleichzeitig stehen den Stiftungen durch anhaltendniedrige Zinsen immer weniger Mittel fr Projektfrderungenzur Verfgung. Deshalb muss man als Kommune immer wie-der abwgen, ob man sich auf den Sponsorenmarkt begibt.Zumal ja auch Aufwendungen notwendig sind, um Gelder zuakquirieren.Wie sieht die Finanzierung bei den Grundschulangeboten

    aus?

    HD: Die ist unterschiedlich. Die Singklassen in einem Olden-burger Bezirk, in dem auch sozial benachteiligte Kinder leben,sind kostenfrei, weil es bei diesem Angebot z. B. auch darumgeht, den Spracherwerb zu frdern. Wir haben uns hier frein niedrigschwelliges Angebot ohne Beitrge entschieden.Aber wir haben auch Schulen, die selbst etwas dazugebenund es gibt eine Schulkooperation, bei der die Eltern einenBeitrag bezahlen.Wie ist ihre grundstzliche Meinung zum Finanzierungsmo-

    dell von Wir machen die Musik! mit einer 50-prozentigen

    Finanzierung durch das Land?

    CC: Ich wrde schon sagen, dass das Glas halb voll ist! Wirfreuen uns, wenn es eine Co-Finanzierung durch das LandNiedersachsen gibt. Zum einen, weil es auf der ganz prag-matischen finanziellen Ebene hilft, aber auch weil es dieWertschtzung des Landes fr kulturelle Bildung und Chan-cengleichheit ausdrckt. Auerdem ist das Land Niedersach-sen ein akzeptierter Qualittsgarant, was uns auch vor Ortweiterhilft, z. B. um weitere Mittel einzuwerben.

    In Oldenburg sind sieben Schulen und zehn Kitas am Pro-

    gramm beteiligt. Gibt es weiteren Bedarf am Programm?

    HD: Es gibt einen riesigen Bedarf. Wir haben eine Kitawarte-liste und bei den Grundschulen wird gerade der Ausbau vonGanztagsangeboten sehr vorangetrieben. Da ist der Bedarfnach kostenfreien Angeboten auch sehr hoch.Die Stadt ist dauernd mit neuen Herausforderungen kon-

    frontiert, ein aktuelles Thema ist die momentane Flcht-

    lingssituation. Mssen Sie, wenn solche neuen Themen auf

    Sie zukommen, Partei ergreifen fr die kulturelle Bildung?

    CC: Ich wrde sagen, dass kulturelle Bildung mit der Inte-gration von Flchtlingen Hand in Hand gehen kann und wird.Denn wenn wir mchten, dass sich Flchtlinge hier schnellheimisch fhlen, und auch unsere Kultur und unsere Gesell-schaft kennenlernen, dann sind gerade Projekte der kultu-rellen Bildung hilfreich. Auerdem knnen wir in Oldenburgbei Angeboten fr Kinder mit den Kitas und den Schulen anbestehende Strukturen und Netzwerke anknpfen, etwaber Wir machen die Musik!.Was wnschen Sie sich fr Wir machen die Musik! in der

    Zukunft?

    HD: Ich wrde mir wnschen, dass Wir machen die Musik!weitergeht. Damit steht und fllt sehr viel. Denn unsereStunden sind begrenzt und wenn die Gelder aus dem Landwegfallen sollten, ist die Rechnung einfach gemacht: DasProgramm, wie es jetzt besteht, wre nicht ansatzweisefinanziert und man msste es einfach so weit herunterfah-ren, dass man wieder auf den gleichen Kosten ankommt,die wir jetzt haben. Wir wollen aber gerne versuchen, dasAngebot in seiner jetzigen Form aufrechtzuhalten oder sogarnoch weiter auszubauen, wenn es die Finanzlage und unserePersonalressourcen zulassen.Liebe Frau Cordes, lieber Herr Denckmann, vielen Dank fr

    das Gesprch.

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    4/8WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

    Ein gemeinsames Werk

    In den vergangenen beiden Schuljahren konnten knapp

    3.800 Vorschulkinder an 50 Kindertageseinrichtungen der

    evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover kostenfreiam Musikalisierungsprogramm teilnehmen. Dies wurde

    ermglicht durch eine Co-Finanzierung des Diakonischen

    Werks. Das WimadiMu-Magazin sprach mit Regina Struwe,

    Referentin fr Kindertageseinrichtungen beim Diakonischen

    Werk ber das Projekt Mit Leib und Seele.

    Wir machen die Musik! lief schon ein paar Jahre, als Sie

    als Co-Frderer mit dem Projekt Mit Leib und Seele ein-

    gestiegen sind. Wie sind Sie auf das Musikalisierungspro-

    gramm aufmerksam geworden?

    Da ich selber Musikschullehrerin gewesen bin, verfolge ichdiesen Bereich aufmerksam. Ich kannte das Programm vonBeginn an, denn ich war in der Fachgruppe, die die Richtlini-en fr den Bereich Kita geschrieben hat. Das Programm isteine gute Mglichkeit, Kinder im frhen Alter musikalisch zufrdern.Sie haben fr die Co-Frderung insgesamt 82.000 be-

    reitgestellt, die von verschiedenen Partnern kamen: von

    der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, der

    Klosterkammer Hannover, der Hanns-Lilje-Stiftung und dem

    Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

    Wie konnten Sie diese Partner fr die Frderung gewinnen?

    Es hatte ein Vorgngerprojekt gegeben, wo lediglich eine Mu-sikerstelle finanziert worden ist und nur ein Kirchenkreis pro-fitiert hat. Dieses Projekt war ausgelaufen und dann erreich-te mich der Anruf des Oberlandeskirchenrates Dr. Grnwaldt,

    der mich fragte, wie wir bei Kindern sinnvoll das frhe Singenfrdern knnten. Da habe ich ihm dieses Projekt vorgeschla-gen und er hat sofort Ja gesagt. Die anderen Frderer sinddann mit ins Boot gekommen.Was haben Sie in den letzten beiden Jahren Projektfrde-

    rung fr Rckmeldungen aus den Kitas bekommen?

    In den Kitas ist das Projekt sehr gut angekommen. Einepositive Erfahrung war vor allem, dass zwischen den Mu-sikschullehrkrften und den Erzieherinnen ein Arbeiten aufAugenhhe mglich war. Es war ein gemeinsames Werkohne Konkurrenz. Die Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und

    Sozialassistentinnen konnten sich in der Teamarbeit sehr gutetwas vom Spezialwissen der Musikschullehrkraft abguckenund haben sich auch getraut zu singen und zu musizieren.Sie haben gemeinsam musiziert und besprochen, wie dasAngebot in den Alltag der Kita hineinpasst. Ich habe auchviele positive Rckmeldungen dazu bekommen, dass Singeneine Schnittstelle zu mehreren Lernbereichen ist: Es wird diekognitive Entwicklung, das soziale Miteinander, die Konzen-tration und natrlich auch der musisch-kreative Bereich unddie Sprachentwicklung gefrdert. Dadurch konnten Kindergefrdert werden, die sonst einen schwierigeren Zugang zur

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    5/8WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

    Gruppe gehabt htten und zwar in allen Altersstufen. Sogardie kleinsten Krippenkinder haben das Angebot so aufgeso-gen, dass sie beim zweiten Termin schon vor dem Beginn derStunde gewartet haben, um wieder singen zu knnen! Auchkonnten durch geteilte Stunden oft alle Kinder einer Krippeerreicht werden, obwohl es insgesamt nur eine Wochenstun-de Unterricht gab. Die Erzieherinnen haben sich also einigeseinfallen lassen und das Programm gut in den Alltag einge-bettet. Das war uerst positiv.Sie haben fr die Erzieherinnen auch Fortbildungen angebo-

    ten. Wie wurden diese Fortbildungen angenommen?

    Unsere Fortbildungen wurden von Kantorinnen und Kanto-ren geleitet, die im Bereich Singen mit Kindern Erfahrungenhaben. Diese besonders geschulten Kantoren wurden mirvom Michaeliskloster empfohlen und vermittelt. Die Fortbil-dungen sind sehr gut angenommen worden und die Erziehe-rinnen htten sich gerne mehr gewnscht, da es seitens desKultusministeriums kaum Fortbildungsangebote fr sie gibt.Und in der Erzieherausbildung spielt das praktische Musizie-ren heute so gut wie keine Rolle mehr, was ich gar nicht gutfinde. Deswegen untersttzen wir Vorste zur Modulari-sierung der Erzieherinnenausbildung, sodass das Singen undMusizieren hier wieder Einzug hlt. Denn nur durch Fortbil-dungen und Fachberatung knnen wir diese Defizite in derAusbildung nicht flchendeckend ausgleichen.Gab es von den Frderern Auflagen, dass das Projekt in ei-

    nen kirchlichen Jahresrhythmus integriert sein musste oder

    hnliches?

    Die Musikschullehrkrfte waren frei, aber ich denke schon,dass es den Leitungen und den Erzieherinnen gelungen ist,bestimmte Lieder aus dem evangelischen Kontext miteinzu-beziehen. Das habe ich vielfach gehrt. Im Harz habe ich zumBeispiel einen Gottesdienst besucht, in dem eine Mischungaus weltlichen und geistlichen Liedern gesungen wurde,genauso wie neues christliches Liedgut, das auch Kinder sehranspricht. Das ist ganz ohne Auflagen bercksichtigt wordenund klappte innerhalb der Absprachen zwischen Musikschul-lehrkraft und Erzieherin.

    Wie geht es nun nach zwei Jahren Frderung bei den

    Kitas mit der Musik weiter?

    Viele haben bedauert, dass das Projekt nicht weiterluft undmich angerufen, um sich Tipps zu holen, wie sie weiterarbei-ten knnen. Einige haben Wege gefunden, wie sie mit einemFrderverein oder mit Spenden das Projekt noch mal um einJahr verlngern knnen und es wurden lokal sehr unter-schiedliche Quellen aufgetan. Mitunter haben sich Kirchen-kreise bereiterklrt, das Projekt noch weiter zu frdern. Vonunserer Seite ist eine Verlngerung leider nicht mglich, dawir so viele andere Themen und Problemgruppen haben. Wirhaben Beratungsfelder von der Altenarbeit bis zum Freiwilli-genamt und es gibt so viele Gruppen mit Frderbedarf, dassich da leider keine Chance sehe. Allenfalls knnte es sein,dass Musik ein Schwerpunkt im Beratungsfeld fr Kinderta-gessttten wird, sodass man Einrichtungen bert und ihnenzeigt, wo sie Hilfe finden knnen. Es ist zum Beispiel geradeein Buch herausgegeben worden, Singen im evangelischenKindergarten von Beate Quaas. Dieses Buch bietet einigeLieder, die methodisch eingefhrt werden, sodass man siegut in den Alltag integrieren kann. Das Buch wird jetzt auf ei-ner Seminarreihe vorgestellt und alle beteiligten Kitas habenes schon bekommen. So kann man vielleicht eine Brcke inden Kita-Alltag schlagen.Welchen Kindergrten wrden Sie besonders zu einer Teil-

    nahme am Musikalisierungsprogramm raten?

    Insbesondere allen Kindergrten, die jetzt Flchtlingskinderaufnehmen. Denn hier gibt es einen Ansatz, ein pdagogischintegriertes Konzept, das die Musik in den Alltag einbettetund darber Kinder mit Fluchterfahrung oder mit sozialenoder seelischen Problemen ansprechen kann. Man stem-pelt diese Kinder nicht von vorneherein ab, dass sie ersteinmal die Sprache lernen mssen. Vielleicht wrde sich soein Programm sogar in Flchtlingsaufnahmelagern oder inWohnanlagen einfhren lassen, weil darber Kinder ein-deutig integriert werden knnen: sprachlich, spielerisch undmusikalisch.Liebe Frau Struwe, vielen Dank fr das Gesprch.

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    6/8WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

    Was ist eine Chorklasse?

    Chorklassen stellen als eine besondere Form des Klassen-

    musizierens das Singen in den Mittelpunkt des Musikunter-richts. In Niedersachsen wurde die Idee der Chorklassen vonder Hochschule fr Musik, Theater und Medien Hannoverentwickelt. Insbesondere fr Grundschulen hat sich dasKonzept Chorklasse als praktikabel und zukunftstrchtigerwiesen. Das Konzept ist auf vier Jahre ausgelegt. In derChorklasse werden die sngerischen und sozialen Kompe-tenzen der Schler entwickelt und gefrdert. Darber hinaustrgt das Modell auch zur Profilbildung einer Schule bei.Die Kinder sind durch das praktische Musizieren und dasErlernen neuer Lieder motiviert und aufgeschlossen, sich mit

    musikalischen Inhalten zu beschftigen. Sie lernen entde-ckend und damit nachhaltiger als es durch den herkmmli-chen Musikunterricht mglich wre.An der Grundschule Fuhrberg gibt es Chorklassen in allenKlassenstufen. Das Angebot wird durch eine Untersttzungdes Frdervereins der Musikschule und einen monatlichenElternbeitrag von 2,50 teilfinanziert.

    Wie luft eine Chorklassenstunde ab?

    Eine Lehrkraft der Musikschule unterrichtet im Tandem mit

    einer Lehrkraft der Grundschule in einer Wochenstunde inder Regel den gesamten Klassenverband, der nach Bedarfaber auch in Teilgruppen aufgeteilt wird. An ein bekanntesBegrungslied schliet sich zu Beginn der Stunde einekindgerechte Stimmbildungseinheit an, die die Atmung unddie Stimme schult. Anschlieend werden neue und bereitsbekannte Lieder geprobt, um das Repertoire laufend zuerweitern. Das Chorklassenkonzept sieht vor, dass Liederin kreativer Weise vermittelt werden: Dabei steht stets dieFreude am gemeinsamen Singen und die Entwicklung einessngerischen Selbstbewusstseins im Fokus. Nach einiger

    Zeit tasten sich die Kinder auch an das mehrstimmige Singenheran. Zustzlich zu dieser Chorklassenstunde fhrt dieLehrkraft der Grundschule das Gelernte mit den Kindern ineiner weiteren Musikstunde fort.Um den Kindern unvergessliche Hhepunkte beim Singenzu bereiten, arbeiten die Chorklassen auch auf musikalischeKooperationsprojekte hin. In Isernhagen wurde beispielswei-se im Mai 2014 gemeinsam mit dem Jugendblasorchesterder Musikschule das Musical Tuishi Pamoja aufgefhrt, beidem 100 Kinder gemeinsam musizierten.

    Musikschule Musikschule Isernhagen & Burgwedel

    Partner Maria-Sibylla-Merian Grundschule Fuhrberg

    Projekttitel Singende Grundschule

    Kooperationstyp Chorklasse (Klassenmusizieren)Ziele Entwicklung und Frderung sngerischer und sozialer Kompetenzen, Steigerung der Freude am Singen,

    Profilbildung der Schule

    Bausteine Tandemunterricht, Unterricht im Klassenverband und nach Bedarf in Kleingruppen, Stimmbildung,

    Erweiterung des Liedrepertoires, Weiterfhrung des Gelernten im regulren Musikunterricht

    Beispiele wegweisender Kooperationen

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    7/8WimadiMu | Ausgabe 07 | Herbst 2015

    ----------------------------------------------

    DerWimadiMu-Talk--------------------

    -------------------------

    IN DIESER RUBRIK BESUCHEN WIR DIE

    KINDER DIREKT VOR ORT. DIESMAL: DIE

    SINGKLASSE 4A DER GRUNDSCHULE

    NADORST OLDENBURG

    Dienstagmorgen, 8:45 Uhr: Die Klasse 4a der GrundschuleNadorst strmt die Treppe in das helle Pausenfoyer hinun-ter. Das Klavier steht schon bereit, ebenso Cornelia Renz,die gleich die Singstunde leiten wird. Eine UnterrichtsstundeStimmbildung und natrlich gemeinsames Singen pro Wochesteht bei den 20 Kindern der Singklasse auf dem Stunden-plan. Damit der Effekt nicht ber die Woche verpufft, wirdaber auch im restlichen Unterricht, so oft es sich gut ein-binden lsst, gesungen. Ob sich das aufs Lernen auswirkt?Marieluise, 9 Jahre, ist sich da nicht sicher, aber es macht

    einfach total viel Spa! ,Ich singe immer zuhause, fgt derebenfalls neunjhrige Malik hinzu, der im kommenden Schul-jahr plant, auf das Herbartgymnasium zu gehen. Dort gebees auch Blser- und Chorklassen, sodass er mit der Musikweitermachen knne.

    Schon den Einstieg in die Singstunde gestaltet Frau Renzmusikalisch: Guten Morgen, liebe Klasse 4a, sagt sie laut,leise, hoch und tief. Die Klasse antwortet natrlich im sel-ben Gestus. Dann singen die Kinder ein bereits bekanntesBegrungslied, bevor es in die Stimmbildungs- und Locke-

    rungsbungen geht. Musik und Bewegung, Rhythmus unddie richtigen Tne treffen, das geht hier Hand in Hand. JederSchler darf auch ein, zwei Mal alleine singen und siehe da:Alle Kinder machen das gerne, niemand hat Angst, vor allenanderen solo zu singen. Aber die Kinder kennen es ja auchnicht anders, schlielich singen sie jetzt bereits das vierteJahr gemeinsam mit Frau Renz und haben einiges gelernt.Das wird im Repertoire deutlich: Momentan stehen Liederaus der Mrchenoper Hnsel und Gretel auf dem Pro-

    gramm. Die Kinder haben in der vergangenen Woche eineAuffhrung der Oper in ihrer Schule miterlebt, darum singenwir hier auch die Lieder, begrndet Cornelia Renz ihre Aus-wahl. Und die scheint gut anzukommen: Mein Lieblingsliedist Ein Mnnlein steht im Walde, weil man da so schn hochsingen kann, sagt Malik und seine KlassenkameradinnenKatharina und Marieluise pflichten ihm bei. Doch auch dieanderen Lieder, wie Brderchen, komm tanz mit mir, derAbendsegen sogar mit szenischer Umsetzung und das

    swingende Lied Anders als du, das davon handelt, dass ebenjeder Mensch anders ist als man selbst, singen die Kinder mitvoller berzeugung und mit Gesten untersttzt. Als Gast willman da direkt einstimmen und hofft, dass die Kinder nachder Grundschule weitersingen werden. Genauso, wie Malikdas vorhat.

  • 7/23/2019 WimadiMu - Das Magazin Herbst 2015

    8/8

    Arnswaldtstrae 28

    30159 Hannover

    Telefon: 0511-159 19

    Telefax: 0511-159 01

    info@musikschulen-niedersachsen.dewww.musikschulen-niedersachsen.de

    www.wirmachendiemusik.de

    Prsidentin: PStin Gabriele Lsekrug-Mller MdB

    Vorsitzender: Johannes Mnter

    Ansprechpartner fr WimadiMu

    Christopher Nimz

    Telefon: 0511-270 640 53

    [email protected]

    Redaktion: Christopher Nimz, Ulrike Eberle

    Texte: Ulrike Eberle, Klaus Bredl

    V. i. S. d. P.: Klaus Bredl (Geschftsfhrer)

    Fotos: Ulrike Eberle, Janko Woltersmann,

    Mathis KrnerGestaltung: www.artfaktor.de

    Druckfehler, Irrtmer und nderungen vorbehalten. Stand: Oktober 2015

    Impressum

    -----------------------------------------------------

    WimadiMu-Marktplatz---------------------

    ------------------------------

    ALLE INFOS GIBTS AUCH AUF: WWW.WIRMACHENDIEMUSIK.DE UND WWW.FACEBOOK.COM/WIRMACHENDIEMUSIK

    Weitere Fortbildungs- und Veranstaltungshinweise finden

    Sie unter www.wirmachendiemusik.de

    Band ohne Noten

    Kreisjugendmusikschule SchaumburgFreitag, 27. und Samstag, 28.11.2015

    Veranstaltungsort: Rinteln

    www.musikschulen-niedersachsen.de/fortbildungen

    Nov.

    VERANSTALTUNGENUNDFORTBILDUNGEN

    Kooperationsmanagement

    Musik- und Kunstschule der StadtOsnabrckFreitag, 26. und Samstag, 27.02.2016

    Veranstaltungsort: Osnabrckwww.musikschulen-niedersachsen.de/fortbildungen

    Feb.