Wir Berlinerinnen - Landesfrauenrat Berlin · Referat „Gleichstellungspolitik für Jungen und...

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Wir Berlinerinnen Verbandspublikation des LandesFrauenRates Berlin e.V. Liebe Ladies, wissen Sie schon, womit Sie Ihre Lieben zu Weihnachten verwöhnen? Oder sind Sie froh, dass erst einmal der Stress der ersten Adventssonntage hinter Ihnen liegt? Sind Sie schon den Verlockungen des Plätzchenbackens erlegen oder haben Sie beschlossen, dass das Gebäck fertig aus der Dose in diesem Jahr genügen muss? Alles Fragen, die sich aufdrängen! Wir befinden uns schließlich in der finalen Phase des Jahres und dies ist bekanntermaßen die Hochzeit und zugleich härteste Bewährungsprobe für das Fami- lienmanagement. Dieses wiederum liegt – wir irren hier nicht! – ganz oder zumindest deutlich überwiegend in den Händen (und Köpfen) von uns Frauen. Nun haben wir neuerdings im Bundesfamilienministerium ein eigenes Referat „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“. Und um- gehend hat es eine Studie samt Netzwerk gegeben, in der schwungvoll, wenn auch grammatikalisch nicht ganz korrekt „Neue Wege für Jungs“ aufgezeigt werden. Unser konstruktiver Vorschlag in diesem Zusam- menhang: Lasst unseren männlichen Nachwuchs Familienmanage- ment mit möglichst vielen Facetten lernen. Als praktisches Übungsfeld eignen sich Weihnachtszeit und Jahreswechsel ganz hervorragend. Die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten lassen sich mit Sicherheit später auch außerhalb der Familie, speziell in Unternehmen und Ver- waltungen, erfolgreich einsetzen. Wir sagen nur: Chaosmanagement, Konfliktmanagement, Changemanagement, Multitasking. Wiegen wir uns also in der Hoffnung, dass unsere Vorschläge zu einer effizienten Männerpolitik demnächst umgesetzt werden und wir uns wegen Weihnachten ab 2022 keine Gedanken machen müssen. Eine Enttäuschung in diesem Jahr war die Nichternennung von Mar- garete Koppers zur ersten Polizeipräsidentin für Berlin. Das ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar, zumal sie sich über anderthalb Jahre als kommissarische Leiterin der Behörde, soweit wir das erlebt haben, bestens bewährt hat. Ärgerlich! Gefreut hat uns dagegen die auch zeitlich prima passende Ernennung von Charlotte Hopf zur Dom- baumeisterin. Natürlich ist die junge Architektin die erste in der Ge- schichte des Berliner Doms. Vielleicht treffen Sie sie ja an den kom- menden Feiertagen dort. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und kommen Sie gut ins Neue Jahr. Herzlichst Dezember 2012 Nr. 115

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Wir Berlinerinnen Verbandspublikation des LandesFrauenRates Berlin e.V.

Liebe Ladies,wissen Sie schon, womit Sie Ihre Lieben zu Weihnachtenverwöhnen? Oder sind Sie froh, dass erst einmal der Stress der erstenAdventssonntage hinter Ihnen liegt? Sind Sie schon den Verlockungendes Plätzchenbackens erlegen oder haben Sie beschlossen, dassdas Gebäck fertig aus der Dose in diesem Jahr genügen muss?Alles Fragen, die sich aufdrängen! Wir befinden uns schließlich inder finalen Phase des Jahres und dies ist bekanntermaßen dieHochzeit und zugleich härteste Bewährungsprobe für das Fami-lienmanagement. Dieses wiederum liegt – wir irren hier nicht! – ganzoder zumindest deutlich überwiegend in den Händen (und Köpfen)von uns Frauen.Nun haben wir neuerdings im Bundesfamilienministerium ein eigenesReferat „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“. Und um-gehend hat es eine Studie samt Netzwerk gegeben, in der schwungvoll,wenn auch grammatikalisch nicht ganz korrekt „Neue Wege für Jungs“aufgezeigt werden. Unser konstruktiver Vorschlag in diesem Zusam-menhang: Lasst unseren männlichen Nachwuchs Familienmanage-ment mit möglichst vielen Facetten lernen. Als praktisches Übungsfeldeignen sich Weihnachtszeit und Jahreswechsel ganz hervorragend.Die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten lassen sich mit Sicherheitspäter auch außerhalb der Familie, speziell in Unternehmen und Ver-waltungen, erfolgreich einsetzen. Wir sagen nur: Chaosmanagement,Konfliktmanagement, Changemanagement, Multitasking.Wiegen wir uns also in der Hoffnung, dass unsere Vorschläge zueiner effizienten Männerpolitik demnächst umgesetzt werden und wiruns wegen Weihnachten ab 2022 keine Gedanken machen müssen.Eine Enttäuschung in diesem Jahr war die Nichternennung von Mar-garete Koppers zur ersten Polizeipräsidentin für Berlin. Das ist ausunserer Sicht nicht nachvollziehbar, zumal sie sich über anderthalbJahre als kommissarische Leiterin der Behörde, soweit wir das erlebthaben, bestens bewährt hat. Ärgerlich! Gefreut hat uns dagegen dieauch zeitlich prima passende Ernennung von Charlotte Hopf zur Dom-baumeisterin. Natürlich ist die junge Architektin die erste in der Ge-schichte des Berliner Doms. Vielleicht treffen Sie sie ja an den kom-menden Feiertagen dort. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine schöneAdventszeit, frohe Weihnachten und kommen Sie gut ins Neue Jahr.

Herzlichst

Dezember 2012Nr. 115

Seite 2 Inhalt/Impressum 12/12

Inhalt

LFR AktuellHalbzeit der Amtszeit Seite 3Dokumentation: Vor Ort-Gespräche Seiten 5 bis 7Rückblick: Vorträge im Mai Seite 10LFR-Praktikum Seite 10

Frauen in BerlinMenschenhandel bekämpfen Seite 820 Jahre ÜPFI Seite 9Dual Career Netzwerk Berlin Seite 10Diversity Kongress 2012 Seite 11

LFR-MitgliedsorganisationenDBfK: Pflegekammer für Berlin Seite 17In Via: Veranstaltung in Potsdam Seite 1720 Jahre Fraueninitiative Berlin-Warschau Seiten 18/19Liberale Frauen: Frauenquote Seite 20Gedok: Eigene Galerie Seite 21frauen + schule: Helga-Moericke-Preis Seite 21

Frauen in aller WeltDeutschland steigt ab Seite 22

RubrikenImpressum Seite 2LFR unterwegs Seite 4Studien Seite 12Landesfrauenräte Seite 13Literatur Seiten 14/15Deutscher Frauenrat Seite 16Aufgespießt Seite 23

ImpressumHerausgeber:LandesFrauenRat Berlin e.V. im UCW, Sigmaringer Straße 1, 10713 BerlinTelefon: 030/785 70 10, Fax: 030/86 00 88 40, E-Mail: [email protected], www.lfr-berlin.deRedaktion: Regina Seidel (ViSdP), Juliane Freifrau von Friesen, Anne Kräuchi,Sabine Röhrbein

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasserin undnicht unbedingt die Meinung des LandesFrauenRates wieder. Beiträge oderAuszüge dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des LandesFrauenRatesBerlin e.V. von Dritten veröffentlicht werden. Davon ausgenommen sind derDeutsche Frauenrat und die Dachverbände der Frauenverbände in den Bun-desländern. Erscheinungsdatum: 20.12.2012

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1979-2009

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Verwendung: Thema 2013

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Wir Berlinerinnen

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LFR-Auftakt2013

15. JanuarTreffen derPräsidentinnenund Vorsitzenden

4. FebruarJahreshaupt-versammlung

Beginn jeweils 18 UhrUCW-Konferenzsaal

12/12 LFRaktuell Seite 3

Halbzeit der Amtszeit - Ausblick auf Neues

Fast eineinhalb Jahre bin ich nunVorsitzende des LFR Berlin und damitist etwa die Hälfte der dreijährigenAmtszeit des Vorstandes vorbei. Des-halb möchte ich kurz Bilanz ziehenund einen Ausblick auf die weitere Ent-wicklung des LFR geben.Zunächst möchte ich mich bei unse-ren Mitgliedsorganisationen und ihrenDelegierten bedanken: Sie haben michsehr gut aufgenommen und mir denStart in dem neuen Amt leicht ge-macht. Ich muss zugeben, anfangswar viel neu für mich. Dazu gehört oh-ne Zweifel die enorm breite Themenpa-lette, für die der LFR Berlin steht undfür die er engagiert streitet. Dazu gehö-ren auch die vielfältigen Vernetzungs-strukturen, die die Aktionsplattform fürdie Berliner Frauenorganisationen undihren Dachverband bilden.Inzwischen habe ich mich mit Unter-stützung meiner Vorstandskollegin-nen, der LFR-Geschäftsführerin undder Delegierten in der Mitgliederver-sammlung bestens eingelebt und bindavon überzeugt: Die Themenpaletteund die gute Vernetzung sind dasPfund, mit dem der LFR wuchern kannund die uns helfen, Chancengleichheitund Geschlechtergerechtigkeit überalldort einzufordern, wo es im Interesseder Berlinerinnen nötig ist. Dazu gehö-ren die Topthemen „Entgeltgleichheit“,„Frauen in Führungspositionen“ und„Vereinbarkeit von Berufs- und Fami-lienleben“. Leider haben auch Themenwie „Häusliche Gewalt“, „Frauenarmut“und „Diskriminierung aufgrund desGeschlechts“ nicht an Aktualität verlo-ren. Ebenso müssen wir uns verstärktFragen der Integration und der Inklu-sion stellen und überlegen, wie wir fürFrauen nichtdeutscher Herkunft oderFrauen mit Handicap besser Sprach-rohr sein können. Erste vielver-sprechende Ansätze dazu gibt es,aber diese sind ausbaubedürftig. Hierhoffe ich auf weitere Anregungen derMitgliedsorganisationen.In den vergangenen Wochen hat derLFR-Vorstand unsere bisherige Veran-

staltungsstruktur unter die Lupe ge-nommen: Im zu Ende gehenden Jahrhaben wir mit unserer Frauensena-torin Dilek Kolat und den Parlamenta-rierinnen aus dem Abgeordnetenhaussowie den Staatssekretärinnen Dun-ger-Löper und Töpfer-Kataw politi-sche Schwergewichte zu Gast ge-habt. Wir haben wichtige Themen be-sprochen, wie beispielsweise Men-schenhandel oder die Qualifizierungvon Frauen auf dem Berliner Arbeits-markt. Doch nicht immer war die Teil-nehmerinnenzahl so wie wir erwartethatten. Wir mussten feststellen, dassdie aktive Arbeit von einigen wenigenDelegierten getragen wird und mancheMitgliedsorganisation selten bis nie anden LFR-Veranstaltungen teilnimmt.Das macht nachdenklich und war derAnlass, eine zeitgemäße Veranstal-tungsstruktur zu entwickeln.So wird es 2013 neben der Jahres-hauptversammlung (am 4. Februar)mit der Berichterstattung des Vorstan-des eine weitere Mitgliederversamm-lung im Herbst geben, die die Bera-tung von Anträgen und Stellungnah-men sowie die Möglichkeit von Neu-aufnahmen bietet. Darüber hinausplanen wir für den August eine Diskus-sionveranstaltung zur Bundestags-wahl, die in einen Sommerempfangdes LFR Berlin integriert sein soll. Fer-ner soll es eine Reihe zum Jahresthe-ma „FrauenMACHTKonsum“ geben,die Mitgliedsorganisationen aus denBereichen Hauswirtschaft, Verbrau-cherinnenpolitik und Umwelt sowie In-teressierte mit begleiten werden. Neusind unsere „Netzwerktreffen“: Nichtwenige Mitgliedsorganisationen wün-schen sich mehr Austausch mit ande-ren aus einem ähnlichen Themenfeld.Dies sollen nun die Netzwerktreffenleisten, die jeweils unter der Über-schrift „Politik & Soziales“, „Arbeit &Beruf“, „Kultur & Freizeit“ sowie „Kir-che & Religion“ stattfinden sollen. Ver-einspraktische Angebote und Aktionenan den relevanten Gedenktagen run-den den LFR-Kalender 2013 ab.

Regina Seidel, die Au-torin des Beitrags, wur-de Ende August 2011erstmals zur Vorsitzen-den des LandesFrauen-Rates Berlin gewählt.Ihre erste Amtszeit en-det im Sommer 2014. Indiesem Jahr stehenauch große Veranstal-tungen an: Der LFR Ber-lin wird turnusgemäß dieGeschäftsführung derKonferenz der Landes-frauenräte innehabenund das Jahrestreffender Landesfrauenräteausrichten. Außerdemfeiert er sein 35-jährigesBestehen.

Wir Berlinerinnen

Wer in Berlin-Brandenburg dazugehört, steht zweifelsohne auf derGästeliste des Bierabends. Veranstal-tet wird er seit über vier Jahrzehntenvon den UnternehmensverbändenBerlin, seit zwanzig Jahren Berlin undBrandenburg (UVB). Medien und Ver-waltung, nicht zu vergessen dieArbeitsgerichtsbarkeit, trafen sich An-fang November in der Schlemmereta-ge des KaDeWe.Der Einladung des UVB-PräsidentenBurkhard Ischler (Siemens) und desHauptgeschäftsführers Christian

Bierabend derUnternehmensverbände

Amsinck waren nicht nur die Sena-toren Thomas Heilmann und Mi-chael Müller gefolgt, sondern auchdie Kammerpräsidenten StephanSchwarz und Eric Schweitzer. Gutgelaunt gesehen wurden ebenfallsBSR- Chefin Vera Gäde-Butzlaff, dieProgrammdirektorin des rbb ClaudiaNothelle und Dieter Wagon, Chefder Regionaldirektion Berlin-Branden-burg der Arbeitsagentur. Es gab beidieser interessanten Mischung vielGesprächsstoff und darüber hinausvor allem Schlemmereien ohne Ende.

Aids-Gala am10. November

Texte auf dieser Seite:Juliane von Friesen

Seite 4 LFRunterwegs 12/12

Für Kulturstaatssekretär AndréSchmitz ist die Aids-Gala die „besteParty der Stadt“. Für seinen Chef, denRegierenden Bürgermeister KlausWowereit, ist der Termin ein Muss,den er alljährlich erkennbar gernewahrnimmt, auch diesmal in Beglei-tung seines Lebensgefährten JörnKubicki. Aber die Aids-Gala ist nichtnur ein Lokalereignis. Die Bundesmi-nister Guido Westerwelle mit MannMichael Mronz, Daniel Bahr mitEhefrau Judy Witten und PhilippRösler mit Frau Wiebke waren eben-so gekommen wie der in Berlin bei-nahe schon omnipräsente US-ameri-kanische Botschafter Philip D. Mur-phy und seine Frau Tammy sowie

sein britischer Kollege Simon McDo-nald. Natürlich wurde auch reichlichgespendet. Ob jeweils 100.000 Eurovon docstogether, dem Verband derprivaten Krankenversicherungen, oderMercedes Benz, 60.000 Euro vonLuxusjuwelier Bucherer, es kam einebeeindruckende Summe zustande.Souverän führte Max Raabe nunschon zum sechsten Mal durch denAbend, aber als die Rednerin desAbends erwies sich eine Schülerin:Juliane Lipke vom EvangelischenGymnasium Frohnau schilderte sehranrührend ihre Eindrücke aus einemsüdafrikanischen Township und vomLebenswillen dort lebender an Aidserkrankter Kinder. Hilfe tut not.

Vielleicht ist sie schon zu Lebzeiteneine Legende. Auf jeden Fall ist sie einBerliner Original und Unikat. Die Redeist von Heidi Hetzer. Die Ex-Auto-haus-Chefin und immer noch aktiveRallyefahrerin sorgte mit dem von ihrgesponserten Namensschild dafür,dass Einheimische wie Touristen dennach dem berühmten Maler und schar-fen Nazikritiker George Grosz benann-ten Platz am Kurfürstendamm/EckeSchlüterstraße überhaupt wahrneh-men. Dass auch einer Heidi Hetzernicht immer alles gelingt, lag amwinterlichen Wetter. Die Plastikhülle,unter der sich das am 7. Dezember zupräsentierende Namensschild verbarg,war ebenso wie das dazugehörige Zug-

seil eingefroren, selbiges riss beimersten Enthüllungsversuch. Zum Glückhatte Sangeskünstler Henry de Winternicht nur seinen Freund auf vier Pfo-ten dabei, sondern war auch miteinem Regenschirm bewaffnet, dener beherzt einsetzte – und schonkonnten die neugierigen Gäste dasschön gestaltete Schild bewundern,unter ihnen der Charlottenburg-Wil-mersdorfer Baustadtrat Marc Schulteund die extra aus den USA angereisteSchwiegertochter des Malers LilianGrosz. Für sie war es eine große Ge-nugtuung, dass ihr 1932 vor den Natio-nalsozialisten in die USA geflohenerSchwiegervater in Berlin nunmehrauch sichtbar gewürdigt wird.

Namensschild fürGeorge-Grosz-Platz

Wir Berlinerinnen

Vor Ort-Gespräche

In diesem Jahr hat sichdie LFR-Vorsitzende Re-gina Seidel begleitet vonVorstandskolleginnenbei Gesprächen mit Ver-treterinnen und Vertre-tern der Berliner Politiküber frauenpolitischeFragestellungen ausge-tauscht:

22.10.2012Senatsverwaltung fürStadtentwicklung undUmwelt

(Seite 5)

28.11.2012Bezirksamt Charlotten-burg-Wilmersdorf

(Seite 6)

28.11.2012Senatsverwaltung fürBildung, Jugend undWissenschaft

(Seite 7)

Beim Austausch mit StaatssekretärEphraim Gothe (SPD) in der Senats-verwaltung für Stadtentwicklung undUmwelt Ende Oktober stellte die LFR-Vorsitzende Regina Seidel zunächstkurz die Arbeit des LandesFrauen-Rates Berlin vor. Dabei verwies sieinsbesondere auf die Vorbereitungenzum Jahresthema „Frauen als Konsu-mentinnen“ sowie auf die ungeklärteZukunft des Unternehmerinnen- undGründerinnenzentrums Charlotten-burg-Wilmersdorf (UCW). Im Ge-spräch wurde eine Verknüpfung desJahresthemas mit Fragen der Stadt-entwicklung andiskutiert. So zum Bei-spiel die Gestaltung des wohnortna-hen Bereichs (fußläufig zu erreichen-des Nahversorgungszentrum) oderdie Umsetzung von Projekten zur Be-grünung von Innenhöfen. Insbesonde-re Instrumente der Selbstverwaltungvon Wohnraum etwa durch Genossen-schaften seien zielführend, hieß es.Der Staatssekretär verwies darauf,dass die Berücksichtigung der Frau-enperspektive bei Planungsvorhabenbereits Tradition habe. In den vorigenWahlperioden ist eine gendergerechteBetrachtung öffentlicher Räume ver-stärkt worden, nachdem bereits 1990der Beirat für frauenspezifische Be-lange der Senatsverwaltung für Stadt-entwicklung ins Leben gerufen wor-den ist. Der seit nunmehr 20 Jahrenbestehende Beirat, in dem sich seitseiner Einrichtung insgesamt an die60 Fachfrauen mit ihrer Expertise ein-gebracht haben und dem laut Ge-schäftsordnung bis zu zwölf Frauen– aktuell aus den BereichenArchitektur, Stadt- und Freiraum-planung, Planungswissenschaftenund Stadtforschung, Geografie, So-zialwissenschaften, Volkswirtschaft,Organisationsentwicklung und Jour-nalismus – angehören können, wirdauch künftig weiter bei Vorhaben hin-zugezogen. Die Gender-Beauftragteder Senatsverwaltung, Sibylle Krö-nert, begleitet die Arbeit des Beiratsund berät zum Einsatz der verschie-denen Methoden zur Partizipation so-wie auch der zielgruppengerechten

Ansprache. Die Genderkompetenzsoll auch vor Ort in den Kiezen ge-stärkt werden. Der Beirat regt jeweilskonkret an, wie dies geschehen kann,erläuterte die Gender-Beauftragte an-hand von verschiedenen Beispielen.Bedingt durch die Übernahme der frü-heren Beschäftigten des Magistratssind aktuell noch zahlreiche Ingenieu-rinnen und Fachfrauen der Bauwirt-schaft im Haus tätig. Auch künftig solldies so bleiben. Deshalb öffnet die Se-natsverwaltung regelmäßig zum Girls’Day ihre Pforten für Schülerinnen, umsie speziell für die technische Lauf-bahn in der Verwaltung zu interes-sieren, betonte der Staatssekretär.Abschließend sprach die LFR-Vorsit-zende eine Einladung zum Besuchdes LFR aus. Es wurde vereinbart, ineinem Austausch mit dem Beirat mög-liche gemeinsame Aktivitäten zu defi-nieren. An dem Gespräch nahmen ne-ben Staatssekretär Gothe und derGender-Beauftragten Sibylle Krönertauch die Persönliche Referentin Rey-han Sahin sowie seitens des LFRBerlin die Vorstandsfrau Vera Mor-genstern und die GeschäftsführerinSabine Röhrbein teil.

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Gruppenbild ohne Staatssekretär (von links nach rechts): Per-sönliche Referentin Reyhan Sahin, LFR-Geschäftsführerin Sa-bine Röhrbein, LFR-Vorsitzende Regina Seidel, LFR-Vor-standsfrau Vera Morgenstern und Gender-Beauftragte SibylleKrönert.

Internet-Infos:www.stadtentwicklung.berlin.dewww.stadtentwicklung.berlin.de/soziale_stadt/gender_mainstreaming/

Wir Berlinerinnen

Reinhard Naumann ist seit 1989aktiver Bezirkspolitiker, seit 2001 Be-zirksstadtrat und seit 2011 Bezirks-bürgermeister. Seiner Abteilung istunter anderem die Gleichstellungsbe-auftragte Christine Rabe zugeord-net, die auch an dem Gespräch mitdem LFR Berlin teilnahm. Dieser wur-de durch die Vorsitzende Regina Sei-del, die Beisitzerin im Vorstand, VeraMorgenstern, und die Geschäftsfüh-rerin Sabine Röhrbein vertreten.Der Bezirksbürgermeister verwies aufseine Amtsvorgängerinnen MonikaWissel und Monika Thiemen und be-tonte, dass es durch ihn keinen Bruchin der Kontinuität der frauenpolitischenAusrichtung der Bezirksverwaltunggebe. Bereits als Bezirksstadtrat fürJugend, Familie, Schule und Sport ha-be er einen Akzent mit der Einführungdes Boys’ Day im Bezirk gesetzt, dener als „kleinen Bruder“ des Girls’ Daybezeichnet. Ihm sei wichtig, dass Jun-gen zum Beispiel Pflegeberufe nicht„uncool“ fänden. Auch die Aktivitätenzum Frauentag seien eine „gesetzteGröße“ im Veranstaltungskalenderdes Bezirks.Reinhard Naumann verdeutlichte,dass ihm gerade als Vorsitzender desUCW-Beirats der Erhalt des Unterneh-merinnen- und GründerinnenzentrumsCharlottenburg-Wilmersdorf (UCW)wichtig sei. Allerdings sei der Unter-halt eines solchen Zentrums keinePflichtaufgabe, so dass angesichts desSparzwangs des Bezirks ein Verkaufdiskutiert worden sei. Gegenwärtigstehe die Aufgabe des UCW nicht zurDebatte. Regina Seidel überreichte indiesem Zusammenhang einen ein-

Seite 6 Dokumentation 12/12

stimmigen Beschluss des LFR-Vor-standes, in dem das Bezirksamt auf-fordert wird, die Verkaufsabsichtenzurückzuziehen und das Alleinstel-lungsmerkmal des UCW langfristigzu sichern. In dem Beschluss heißtes, das UCW sei „ein beispielgeben-des funktionierendes Vorzeigemodellzur Förderung von Existenzgründerin-nen und Unternehmerinnen“. DerLFRVorstand unterstreicht in seinemBeschluss: „Das UCW ist gelebteFrauenpolitik und muss erhaltenbleiben!“Der Bezirksbürgermeister stellte klar,dass die Bezirksverordnetenver-sammlung (BVV) Charlottenburg-Wil-mersdorf am 8.03.2012 beschlossenhabe, dass das UCW auf Dauer zuerhalten sei, sowie am 16.08.2012 dasBezirksamt beauftragt habe, mit po-tenziellen Interessenten Gesprächeüber den Erhalt des UCW und auchdes Atelierhauses in anderer Träger-schaft zu führen. Derzeit sei eine Über-tragung an die GSE oder die Weiber-wirtschaft eG denkbar. Er verdeutlich-te, dass der Bezirk nach wie vor struk-turell umsteuern müsse. Die aktuelleSparsumme in Höhe von 2,2 MillionenEuro sei jedoch ohne Berücksichtigungdes UCW erbracht worden. Es stellesich die Frage, wie das UCW gesichertwerden könne, wenn dies der Bezirkangesichts neuer Sparrunden nichtmehr schaffe. Deshalb habe er Kontaktzur Frauensenatorin aufgenommen.Abschließend bedankte sich ReginaSeidel für das konstruktive Gesprächund lud Bezirksbürgermeister Nau-mann zu einem Besuch des LFR imUCW ein.

Text: Sabine Röhrbein

Internet-Infos:www.berlin.de/ba-char-lottenburg-wilmersdorf

www.ucw-berlin.de

Austausch mit Bezirks-bürgermeister ReinhardNaumann im RathausCharlottenburg.

Wir Berlinerinnen

Senatorin Sandra Scheeressieht Berlin in punkto Kitaplätze imVergleich zu den anderen Bundeslän-dern gut aufgestellt. Es gebe eingrundsätzliches Vertrauen in die Ver-einbarkeit von Berufstätigkeit und Kita-platzgarantie, verdeutlichte sie imGespräch mit dem LFR-Vorstand. Umden Rechtsanspruch per 2013 zu er-füllen, sei eine Steigerung von jetzt 46Prozent auf 70 Prozent in Arbeit. Dergefühlte Bedarf und die abweichendenZahlen der Jugendhilfeplanung er-schweren jedoch die Prognose. DieAufstockung um 11.000 Kitaplätze inden nächsten zwei Jahren erfordertein Budget von 20 Millionen Euro. DieSenatorin erläuterte, dass Kinder, diebeim Sprachtest als 4-Jährige odervor der Einschulung Defizite zeigen,schon jetzt gezielt sprachlich geför-dert werden. Sie betrachtet man-gelnde Sprachkompetenz als ein soschwerwiegendes Handicap, dass siedas Kindeswohl gefährdet sieht.Gefragt nach der Situation an denHochschulen und dem Frauenanteilbei den Professuren betonte SandraScheeres: „Wir können auf das Er-reichte stolz sein und auch die gutenQuoten.“ Weiterhin würden Anreizsys-teme wie das Dual Career Center unddie gezielte Unterstützung von förder-baren Forschungsprojekten gesetzt.Perspektivisch sei auch eine hochka-rätige Ansiedlung von Institutionen amCampus Tegel (früheres Flughafen-areal) in Vorbereitung. In der Senats-verwaltung selbst werden Genderas-pekte proaktiv umgesetzt. Der Perso-nalrat ist dafür sensibilisiert, um denFrauenanteil in Führungspositionenweiter anzuheben.Um Berufstätigkeit mit der Familien-verantwortung zu vereinbaren, bietetdie Senatsverwaltung konkret Heim-telearbeitsplätze und ein Familienzim-mer an. Die Personalentwicklung be-reitet ab der Ebene der Abteilungslei-tungen systematisch auf den Genera-

tionenwechsel in der Behörde vor. DieElternzeit wird auch von männlichenBeschäftigten angenommen, wennauch kürzer als bei weiblichen. Im Ver-gleich zu den skandinavischen Staa-ten sieht die Senatorin hier noch Hand-lungsbedarf. Mögliche Gründe liegenim Mentalitätsunterschied, dem vonMännern befürchteten Karriereknickund der steuerlichen Ungleichbehand-lung sowie beim noch vorherrschen-den Familienernährermodell. FrauScheeres, die jetzt mit einem aus-schließlich weiblichen Büroteam ar-beitet, machte deutlich, dass sie alslangjährige SPD-Politikerin und Abge-ordnete hinter dem kinder- und fami-lienfreundlichen Leitbild ihrer Parteistehe. Dieses spiegele sich sowohlim Wahlprogramm als auch im Koali-tionsvertrag wider. Tatsächlich habeBerlin einen Standortvorteil durch diegute Kinderbetreuungssituation. DieZufriedenheit von Familien und Firmenunterstreiche dies. Die Folgen durchdas Betreuungsgeld weiss sie nochnicht abzuschätzen, da Beispiele wiein Thüringen und Schweden keine kla-re Prognose zuließen.Frau Scheeres betonte, wie wichtigund wertvoll für sie der Dialog mitAkteurinnen der Zivilgesellschaft sei.Abschließend verständigten sich dieLFR-Vertreterinnen – Regina Seidel,Juliane von Friesen und Anne Kräu-chi – mit der Senatorin darauf, im Ge-spräch zu bleiben.

12/12 Dokumentation Seite 7

Austausch mit SenatorinSandra Scheeres (SPD).

Text: Anne Kräuchi

Internet-Infos:www.berlin.de/sen/bjw

Der LFR Berlin ist imBerliner Beirat für Fami-lienfragen vertreten, derder Senatsjugendver-waltung zugeordnet ist.Mehr Infos unter:www.famil ienbeirat-berlin.de

Wir Berlinerinnen

Anlässlich des InternationalenTages „Nein zu Gewalt an Frauen“ am25. November wehte an vielen Ortenin Berlin die Aktionsfahne von Terredes Femmes – auch vor dem UCW,wo die LFR-Vorsitzende Regina Sei-del in Anwesenheit der bezirklichenGleichstellungsbeauftragten ChristineRabe die Fahne aufzog. Die Opposi-tionsparteien im Abgeordnetenhaushaben zu diesem Tag einen Antrag zurBekämpfung des Menschenhandelseingebracht. Ziel des Antrages sei es,„den Opfern des weltweiten Menschen-handels unabhängig von ihrem Aufent-haltsstatus eine Perspektive für einsicheres und selbstbestimmtes Lebenzu eröffnen", erläuterte Anja Kofbin-ger, die frauenpolitische Sprecherinder Fraktion von Bündnis 90/Die Grü-nen. Es gehe darum, „dass die ent-rechteten Menschen, die zu drei Vier-tel Mädchen und Frauen sind, in Berlineinen angemessenen Zugang zu me-dizinischer Versorgung, Bildung, Arbeitund juristischer Vertretung bekom-men“, so Kofbinger. „Dies wurde inden einschlägigen gesetzlichen Vor-schriften, die den Bundestag und denBundesrat bereits durchlaufen haben,festgelegt. Nun müssen auch in BerlinTaten folgen. Im April nächsten Jahresläuft die zweijährige Umsetzungszeitfür die Richtlinie des Europäischen

25. November: Menschenhandel bekämpfen

Par-lamentes und des Rates zur Ver-hütung und Bekämpfung des Men-schenhandels und zum Schutz seinerOpfer aus."Evrim Sommer, die frauenpolitischeSprecherin der Linksfraktion, und Ant-je Schiwatschev, Vorstandsmitgliedim Landesvorstand der Linken inBerlin, betonen ebenso: „Menschen-handel ist ein Verstoß gegen die Wür-de und Unversehrtheit der Menschenund gehört zu den schwersten Men-schenrechtsverletzungen. Betroffenehaben Anspruch auf Schutz, würdigeBehandlung und Wiedergutmachung."Sie müssten von Staats wegen unter-stützt werden und bräuchten für einegesicherte und selbstbestimmte Zu-kunft einen sicheren Aufenthaltstitel.„Nur darüber erhalten sie umfassendemedizinische Versorgung, psychothe-rapeutische Beratung, Zugang zuBildung und Arbeit. Nur dann sind siein der Lage ihre Rechte auf Scha-densersatz in Deutschland auch durch-zusetzen", so die beiden Politikerin-nen der Linkspartei.Sie teilten ferner mit, dass sich ihrePartei der Kampagne von Terre desFemmes „Aufenthaltsrecht für Opfervon Zwangsprostitution. Jetzt!" an-schließen werde und in den kommen-den Monaten Unterschriften dafürsammeln wolle.

20 Jahre Frauenbeirat

Auf 20 Jahre Einbringen von Frau-ensichten und Fraueninteressen vor,in und nach B-Planverfahren könnendie Aktiven des Frauenbeirates Stadt-planung im Bezirk Mitte zurückblicken.Grund genug für eine FeierstundeEnde November im Treffpunkt Insel-galerie. Frauen aus Mitte, die in demFrauenbeirat Stadtplanung mitarbei-ten möchten, können sich an dieGleichstellungsbeauftragte des Be-zirks, Kerstin Drobick (Mail: [email protected]), wenden.

Neue Stadtälteste

Der Regierende BürgermeisterKlaus Wowereit und Parlamentsprä-sident Ralf Wieland haben Mitte De-zember an sechs Berliner Persönlich-keiten die Stadtältestenwürde verlie-hen. Geehrt wurden: Bundesministe-rin a.D. Dr. Christine Bergmann, Bun-desministerin a.D. Dr. Sabine Berg-mann-Pohl, Franziska Eichstädt-Boh-lig, Staatssekretär a.D. Rüdiger Ja-kesch, Staatssekretär a.D. WernerHeubaum sowie Bürgermeister a.D.Wolfgang Lüder.

Stadtälteste können Ber-linerinnen und Berlinerwerden, die über 20 Jah-re Wahl- oder Ehrenäm-ter bekleidet haben undnicht jünger als 65 Jahresind. Vorschlagsrechthaben das Abgeordne-tenhaus, der Senat, dieBezirksämter und dieBezirksverordnetenver-sammlungen.

Internet-Info:www.frauenrechte.de

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Wir Berlinerinnen

Am 1. Weltmädchentag eror-berten Mädchen den Alice-Sa-lomon-Platz. Stefan Komoß,Bezirksbürgermeister von Mar-zahn-Hellersdorf begrüßte sie:„Mädchen bewegen die Welt unddeshalb ist es wichtig, dass dieganze Welt sie beim ersten UN-Weltmädchentag in den Mittel-punkt stellt. Mädchen müssensich in Deutschland anderenHerausforderungen stellen, alsin anderen Ländern der Welt.Immer aber müssen sie ihrenWeg unter besonderen Belas-tungen finden. Sie dabei zu un-terstützen und zu stärken ist un-sere Aufgabe.“

12/12 Berlin Seite 9

„EIN BLICK ZURÜCK NICHT OHNESTOLZ“ ist die Ausstellung über-schrieben, mit der die ÜberparteilicheFraueninitiative: Berlin – Stadt derFrauen e.V. kurz: ÜPFI auf 20 JahreAktivitäten und Aktive zurückblickt. DieInitiative geht auf eine Idee der frauen-politischen Sprecherinnen der Fraktio-nen im Abgeordnetenhaus und vonSenatorinnen zurück, die sich 1992mit Vertreterinnen von Gruppen undProjekten außerhalb des Parlamentszusammenschlossen. Die Politikerin-nen wollten ihre frauenpolitische Wirk-samkeit erhöhen, weil sie als Einzel-kämpferinnen und in ihren Fraktionenoftmals an Grenzen stießen. „Wir ent-schieden uns zu dem Versuch einerüberparteilichen Zusammenarbeit zuausgewählten und abgestimmten The-men und Anlässen“, so ÜPFI-Spreche-rin Carola von Braun. „Schnell warklar, dass wir – um politische Öffent-lichkeitswirkung und um die Unterstüt-zung der Berliner Frauenszene zu ge-winnen – die Berliner Senatorinnenund aktive Frauen aus den Frauenpro-jekten, aus der Wissenschaft und dengroßen Verbänden gewinnen muss-ten.“ Mitgründerinnen waren IngridHolzhüter (SPD), Irina Schlicht

20 Jahre üpfi - der LandesFrauenRat gratuliert(CDU), Elke Herer (PDS) und SybillKlotz (Bündnis 90/Die Grünen/AL/UFV), unterstützt von Christine Berg-mann, Senatorin für Arbeit und Frau-en, Justizsenatorin Jutta Limbach undihrer Nachfolgerin Lore Maria Pe-schel-Gutzeit sowie SozialsenatorinIngrid Stahmer.Die Ausstellung in der Wandelhalledes Abgeordnetenhauses zeigt, mitwelchen grundlegenden und für dieEntwicklung von gleichstellungspoliti-schen Strukturen wichtigen Themensich die ÜPFI seit 1992 beschäftigte,oft lange bevor die parlamentarischeArbeit sie aufgegriffen hat. Die ÜPFIreagierte vielfach auf aktuelle Anlässe,äußerte sich zu neuen politischenSchwerpunkten und aktuellen Frage-stellungen – oft mit eigenen themati-schen Veranstaltungen. Das Gros derAktivitäten wurde von der ÜPFI alleingestemmt, für einen Teil der Arbeitagierte sie zusammen mit Bündnis-partnerinnen. Noch bis zum 15. Ja-nuar 2013 kann die ÜPFI-Ausstellungmontags bis freitags von 9 bis 18 Uhrbesichtigt werden. Bei Plenarsitzun-gen ist sie ab 12 Uhr geschlossen, fei-ertags sowie an Heiligabend und Sil-vester ist sie gänzlich nicht geöffnet.

Die LFR-VorsitzendeRegina Seidel hat derÜPFI herzlich zu ihremrunden Geburtstag gra-tuliert: „Wer hätte 1992,als Parlamentarierinnenund Senatorinnen dieÜberparteiliche Frauen-initiative gründeten undBerlin als Stadt der Frau-en ausriefen, gedacht,dass dieses Bündnis solange hält und dieseWirkung entfalten kann!Sie sind seit 20 Jahrenein wichtiges Sprachrohrund vielfältiges Netz-werk, das die Stimmender Frauen in der Ber-liner Öffentlichkeit hör-bar macht – getreu derAufforderung der in un-serer Stadt wirkendenFrauenrechtlerin MinnaCauer ‚Vollendet, waswir begonnen!‘.“

Internet-Infos:www.berlin-

stadtderfrauen.de

Wir Berlinerinnen

Seit eineinhalb Jahren unterstütztdas Dual Career Netzwerk Berlin(DCNB) Doppelkarrierepaare aus derWissenschaft bei ihrem beruflichenNeustart in der Hauptstadt. Eine Be-sonderheit des DCNB liegt darin,dass es als eine gemeinsame Initia-tive aller Berliner Hochschulen insLeben gerufen worden ist. Mit den Hoch-schulen als Mitgliedern und unter-stützt von den für Frauen und Wissen-schaft zuständigen Senatsverwal-tungen strebt das Netzwerk gezieltKooperationen mit anderen For-schungseinrichtungen, Behörden undWirtschaftsunternehmen an – für daskommende Jahr ist bereits eine Ver-anstaltung in Zusammenarbeit mit derIHK geplant. Auch die Kooperation mitBrandenburg soll zukünftig stärkerangeregt werden.Initiiert und gefördert wurde die Ein-richtung im ersten Jahr durch den Mas-terplan Ausbildungsoffensive der frü-heren Senatsverwaltung für Bildung,Wissenschaft und Forschung undwird aktuell unterstützt vom BerlinerChancengleichheitsprogramm.Der Aspekt der Gleichstellungs-förderung ist fest verankert im Selbst-verständnis des DCNB. Wie die Fall-statistik des DCNB eindeutig zeigt,sind es noch immer zumeist die Frau-en, die dem Mann berufsbedingt fol-gen und damit einen Einbruch in ihrereigenen beruflichen Karriere erfahren– drei Viertel der vom DCNB Bera-tenen sind derzeit Frauen. Ein großesAnliegen des DCNB ist es daher, die-sen hochqualifizierten Frauen alsPartnerinnen von zum Beispiel neu-berufenen ProfessorInnen beruflichePerspektiven in Berlin aufzuzeigenund Wege zu ebnen. Ziel ist es, damitauch den Anteil weiblicher Fach- undFührungskräfte in der Hauptstadt-region langfristig zu erhöhen.In der alltäglichen Arbeit bietet dasDCNB in erster Linie Unterstützungbei der eigenen Stellensuche und ver-schiedene Möglichkeiten der Kon-taktaufnahme mit relevanten Perso-nalentscheidenden in Wissenschafts-einrichtungen und Firmen. Darüber

vorgestellt vonDr. Christine Kurmeyer

Das Dual CareerNetzwerk Berlin

Seite 10 Berlin 12/12

hinaus können ein Qualifikationsprofilerstellt und veröffentlicht sowie auchHinweise auf freie Stellen verschicktwerden. Zentraler Punkt ist dabei im-mer die persönliche und individuelleBeratung, die sich an den Wünschenund Zielen der Neu-Berlinerinnen undNeu-Berliner orientiert. Weitere Infor-mationen werden oft auch in aufberei-teten Informations-Packages über dieHomepage des DCNB weitergeleitet.Seit der Gründung hat das DCNBschon mehr als 80 Paare persönlichberaten und kann bereits auf über 20erfolgreiche Stellenvermittlungen so-wie Begleitungen bei der beruflichenNeu-Orientierung verweisen.Der öffentliche Auftritt des DCNBrichtet sich von Anbeginn auch anWissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler aus dem Ausland, um zusignalisieren, dass Ihre Expertise inBerlin bewusst erwünscht ist. Auf die-se Weise wird die auch in der Wis-senschaft immer internationaler aus-gerichtete Politik Berlins unterstützt.Eine durchweg bilingual gestalteteWebsite sowie die Garantie, die Bera-tung immer auch auf Englisch haltenzu können sowie stets aktuelle Infor-mationen zu Immigration, englisch-sprachigen Einrichtungen in der Haupt-stadt sowie interkulturelle Bewer-bungshinweise gehören zum Stan-dard des DCNB-Beratungskatalogs.Um in der Einzel-Beratung erfolgreichvermitteln zu können, sind Pflege undAusbau des Netzwerks, die Präsenta-tionen des DCNBs in anderen Insti-tutionen und eine umfangreicheÖffentlichkeitsarbeit grundlegend. DieTätigkeit des DCNBs stößt bei den be-troffenen Doppelkarrierepaaren aufgroße Zustimmung und dies nicht erstdann, wenn eine Vermittlung erfolgreichstattgefunden hat. Allein die Tatsache,eine kompetente zentrale Anlaufstellebei der Übersiedlung nach Berlin vorzu-finden, entlastet viele bei diesemSchritt merklich. Für 2013 plant dasDCNB zudem die Einführung einesRound Table-Gesprächs zum infor-mellen Erfahrungsaustausch für dieDoppelkarrierepaare

Die Autorin ist seit 2011Leiterin des Dual CareerNetzwerks Berlin, dassie gemeinsam mit zweiKolleginnen aufgebauthat. Die promovierteSozialpsychologin en-gagiert sich ehrenamt-lich beim SoroptimistInternational-Club Ber-lin-Mitte und arbeitet alsdessen Delegierte aktivbeim LFR Berlin mit.

Internet-Infos:www.dualcareer-berlin.de

Wir Berlinerinnen

Kulturwandel? Diversity 2012

Ein Grußwort von BundeskanzlerinAngela Merkel und Reden von Politi-kerinnen wie Bundesministerin Kris-tina Schröder, Staatsministerin Ma-ria Böhmer und der Berliner Arbeits-, Integrations- und FrauensenatorinDilek Kolat. Da wollte die Wirtschaftoffenkundig nicht zurückstehen undentsandte zur Diversity-KonferenzAnfang November in Berlin den Vor-standsvorsitzenden von BP Europe,Michael Schmitz, das Siemens-Vor-standsmitglied Brigitte Ederer, diefrühere Richterin des Bundesverfas-sungsgerichts Christine Hohmann-Dennhardt, aktuell Mitglied des Vor-standes von Daimler, und MarionSchick, Vorstandsfrau der DeutschenTelekom, eines der ganz wenigenGroßunternehmen in Deutschland,das sich selber eine Frauenquote von30 Prozent verschrieben hat. Mit die-sen Topvertreterinnen und -vertreternhatten namhafte Unternehmen, dreidavon DAX-Schwergewichte, eineerste Forderung Böhmers erfüllt: „Diver-sity Management ist Chefsache.“ Die2006 gegründete und bei ihr angesie-delte Charta der Vielfalt haben inzwi-schen 1.300 Firmen, Behörden und Or-ganisationen unterzeichnet, darunterder LFR Berlin. Böhmer bekannte sichauch zur gesetzlichen Quote in Auf-sichtsräten von zunächst 30, in einemweiteren Schritt von 40 Prozent. Siewollte sich allerdings nicht festlegen,ob die Quote ausschließlich für DAX-Unternehmen gelten sollte oder auchfür mitbestimmte Unternehmen, alsosolche mit über 2.000 Beschäftigtenunabhängig von deren Rechtsform.Eindeutig gegen bindende gesetzlicheVorgaben sprach sich einmal mehrKristina Schröder aus, die mit der vonihr propagierten „Flexiquote“, einer frei-willigen Selbstverpflichtung, auf wenigZustimmung bei den rund 300 Teilneh-merinnen und Teilnehmern stieß. MehrBeifall erhielt Dilek Kolat, die sich zumeinen unmissverständlich zu einer ge-setzlichen Frauenquote bekannte,zum anderen betonte, dass Diversity

nicht nur eine Geschlechterfrage sei.Sie wies darauf hin, dass der Anteilvon Menschen mit Migrationshinter-grund in der Hauptstadt bereits heute25 Prozent betrage, unter Jugendli-chen sogar 40 Prozent. Es dürfe undkönne in der Zukunft nicht mehr sein,dass Bewerberinnen und Bewerberallein wegen ihres fremdklingendenNamens nicht in die engere Auswahlbei Stellenbesetzungen kämen.„Diversity“, sagte sie, „ist kein Fein-schmeckerthema“, was im Umkehr-schluss nur bedeuten kann, dass Viel-falt spätestens morgen unser Grund-nahrungsmittel sein wird. Wer sichweigert, dies zu akzeptieren, musswohl verhungern.Verhungern musste am Abend übri-gens niemand: Am Askanischen Platz,wohin der „Tagesspiegel“ eingeladenhatte, gab es 20 Gerichte aus 20 ver-schiedenen Ländern. Das war einegelungene Demonstration von Vielfalt.

12/12 Berlin Seite 11

Das Harriet Taylor Mill-Institut der HWR Berlin beginnt dasJahr 2013 mit einem Werkstattgespräch zum Thema „Mit derHWR an die Spitze – Strategische Kompetenz für Frauen inAufsichtsräten“. Die Veranstaltung findet ab 18:30 Uhr an derHWR Berlin, Campus Schöneberg statt. Mit Expertinnen wirddiskutiert, wie ein exklusiv für künftige Aufsichtsrätinnen ent-wickeltes Weiterbildungsprogramm zugeschnitten sein müsste,um sie auf dem Weg an die Spitze zu unterstützen: WelcheWeiterbildungsinhalte benötigen potentielle Aufsichtsrätinnen?Welche strategischen Kompetenzen, Werkzeuge und Seil-schaften beschleunigen den Aufstieg?Die Diskussion wird nach einer Begrüßung durch HWR-Vizeprä-sidentin Prof. Dr. Friederike Maier mit einer Präsentation ersterArbeitsergebnisse aus dem Projekt „Strategische Kompetenzfür Frauen in Aufsichtsräten“ von Dr. Karin Reichel, wissen-schaftliche Mitarbeiterin am Harriet Taylor Mill-Institut, eingeleitet.Anschließend sollen Statements zum Thema die gemeinsameDiskussion anregen. Im Anschluss wird die Ausstellung „In derVielfalt erfolgreich - Gleichstellungspolitik an Berliner Hoch-schulen“ vom Berliner Programm zur Förderung der Gleich-stellung für Frauen in Forschung und Lehre eröffnet.Informationen per Mail an [email protected] sowieim Internet: www.harriet-taylor-mill.de

Werkstattgespräch: Frauen in Aufsichtsräten

Autorin:Juliane von Friesen

Wir Berlinerinnen

Am 28. November 2012 stellte der DeutscheJuristinnenbund e.V. (djb) seine aktuelle Projektstu-die „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung" vor.In diesem Jahr war der Verband zu Gast im Allianz-Forum am Pariser Platz. So höflich sich djb-Präsi-dentin Ramona Pisal für die Einladung in die im-posante Rotunde am Brandenburger Tor auchbedankte, so kritisch äußerte sie sich zur Situationder Frauen beim Münchener Versicherungskon-zern. Dabei hat dieser unter den 30 DAX-Unter-nehmen fast schon Vorzeigestatus: Mit Helga Jungist dort nach 121 Jahren Anfang 2012 zum erstenMal eine Frau in den Vorstand eingerückt. Sie verant-wortet ein äußerst wichtiges, umfangreiches Res-sort: Die studierte und promovierte Betriebswirt-schaftlerin ist zuständig für das Versicherungsge-schäft in Spanien, Portugal und Lateinamerika, fer-ner für Fusionen, Übernahmen und strategischeBeteiligungen sowie für Recht und Compliance.Auch sonst muss sich die Allianz in der Runde derDAX-Riesen nicht verstecken. Sie ist eines vonzwei Großunternehmen, das sich selbst eine 30Prozent-Genderquote in allen Führungsebenen ver-ordnet hat. Daneben hat es - wie Daniela Breid-bach, HR-Direktorin bei der Allianz Deutschland AG,nicht ohne Stolz berichtete - ein Programm auf-gelegt, wonach Müttern, die wegen Elternzeit vor-übergehend aus ihrem Führungsjob ausscheiden,mindestens für ein halbes Jahr die Rückkehr aufihre alte Stelle garantiert wird. Ob das ausreicht,wird sich in der Praxis erweisen müssen. Die Rege-lung gilt im Übrigen natürlich auch für Väter, die sichzeitweise ausschließlich um ihren Nachwuchs küm-mern wollen.Nach der Personalmanagerin der Allianz stelltenRenate Augstein, Leiterin der Abteilung Gleich-stellung und Chancengleichheit im Bundesminis-terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend(BMFSFJ), und die Referatsleiterin Gleichstellungs-politik für Jungen und Männer im selben Minis-terium, Angela Icken, gleichstellungspolitische Vor-haben und Studien vor. Die ehemalige TAZ-ChefinBascha Mika schilderte die äußerst unbefriedigen-de Situation von Journalistinnen insbesondere inden Printmedien, wo ein Aufstieg zur Chefredakteu-rin immer noch einer Sensation gleichkäme. Des-halb hätten sich 2012 Publizistinnen und Journa-listinnen aus allen Bereichen zusammengetan undden Verein ProQuote Medien gegründet. Wie amRande der Veranstaltung zu erfahren war, wird esdemnächst auch einen Nachahmer bei den Ärztin-

nen geben: ProQuote Medizin befindet sich in derGründungsphase.Ansonsten war die Bilanz, die Ramona Pisal im Hin-blick auf gleichberechtigte Teilhabe von Frauen anKarrierechancen und Führungspositionen in derPraxis zog, eher ernüchternd: 93 Prozent der 191Vorstandspositionen der DAX-Unternehmen sindaktuell mit Männern besetzt, nur 14 Frauen sitzenderzeit 177 Männern gegenüber. Deshalb haben diePräsidentin und andere djb-Frauen auch 2012 wie-der 76 Hauptversammlungen börsennotierter Ak-tiengesellschaften besucht und von ihrem Aus-kunftsrecht als Aktionärinnen Gebrauch gemacht.Die Fragen zielten dabei insbesondere auf das voll-ständige Fehlen bzw. die unzureichende Repräsen-tanz von Frauen im Aufsichtsrat vor allem auf An-teilseignerseite, im Vorstand und in Führungsposi-tionen ab. Auch 2013 wollen die djb-Frauen wiejedes Jahr seit 2009 zahlreiche Hauptversammlun-gen besuchen und ihre kritischen Fragen stellen.„Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung" wird vomBMFSFJ gefördert. Überflüssig wird die Aktion in denkommenden Jahren sicher nicht werden.

Autorin: Juliane von Friesen

Frauen in Führung - Bilanz der Aktionärinnen

Seite 12 Neue Studien 12/12

Mit Anfang 50 haben Beschäftigte noch vieleJahre Berufstätigkeit vor sich. Führungskräfte kön-nen in diesem Alter die Weichen für die Karrierenoch einmal neu stellen. Doch Frauen starten oft-mals nicht durch, ihre Karriere stagniert ohne Aus-sicht auf eine Spitzenposition in Vorstand oder Auf-sichtsrat. Die fehlende Anerkennung ihrer Leis-tungen führt zur großen beruflichen Unzufrieden-heit, auf die Managerinnen mit Kampf, Resignationoder Ausstieg reagieren. So lautet das Fazit derStudie „Managerinnen 50plus: Karrierekorrekturenberuflich erfolgreicher Frauen in der Lebensmitte“,die der EWMD im Oktober präsentierte.Danach nehmen rund 40 Prozent der Befragten denKampf gegen die verkrusteten Strukturen innerhalbdes Unternehmens auf und versuchen, die „gläser-ne Decke“ von innen heraus aufzubrechen. 30 Pro-zent resignieren und machen nur noch „Dienst nachVorschrift“, was einer inneren Kündigung entspricht.Die restlichen 30 Prozent sind „Aussteiger“, machensich selbstständig oder gehen in ein neues Unter-nehmen – ihr Wissen und ihre Erfahrungen nehmensie dabei mit.Die Studie ist im Service-Portal auf www.bmfsfj.dezu finden.

Studie „Managerinnen 50plus“

Wir Berlinerinnen

12/12 Landesfrauenräte Seite 13

In den Kommunalparlamenten, in denBezirkstagen, im Landtag und im Bun-destag sind Frauen immer noch unter-repräsentiert. Dies verstößt gegenArtikel 3 Absatz 2 Grundgesetz, wel-cher klarstellt, dass Frauen und Män-ner gleichberechtigt sind und demStaat den Auftrag erteilt, die tatsächli-che Durchsetzung der Gleichberechti-gung von Frauen und Männern zu för-dern und auf die Beseitigung beste-hender Nachteile hinzuwirken.Der Bayerische Landesfrauenrat hältes für nicht länger hinnehmbar, dassdie Hälfte der Bevölkerung bei der Mit-gestaltung politischer Entscheidun-gen benachteiligt wird! Frauen müs-sen daher durch eine ihrem Anteil ander Bevölkerung entsprechende Be-teiligung in allen politischen Gremienendlich in die Lage versetzt werden,ihre Belange in die politische Debatteangemessen und aus ihrem eigenenBlickwinkel heraus einbringen zukönnen.Der Bayerische Landesfrauenrat for-dert die Bayerische Landesregierungvor diesem Hintergrund auf, das Kom-munalwahl- und das Landtagswahlge-

setz dahingehend zu ändern, dass dieWahlchancen von Frauen verbessertwerden, etwa durch eine alternierendeparitätische Berücksichtigung von Frau-en und Männern bei der Aufstellungvon Bewerberinnen und Bewerbernfür die Wahlvorschläge von Parteienund Wählervereinigungen.Die Landesregierung wird ferner auf-gefordert, über den Bundesrat auf dieBundesregierung einzuwirken, dieWahlgesetze bundeseinheitlich zuändern, damit Frauen ebenso wieMännern der gleiche Zugang zu Wahl-mandaten garantiert wird. Insbeson-dere sollen die politischen Parteienbereits im Hinblick auf die unmittelbarbevorstehenden Wahlen ermuntertwerden, alle Wahlkreise alternierendsowohl mit einer Frau als auch mit ei-nem Mann zu besetzen. Die Nichter-füllung der Quote muss Sanktionennach sich ziehen (z. B. Streichung derstaatlichen Parteienfinanzierung oderNichtzulassung von Wahllisten).Es muss erklärtes Ziel sein, dass inden Parlamenten Frauen und Männerzu gleichen Teilen vertreten sind!

München, 29. November 2012

Der Bayerische Landesfrauenrathat sich jetzt in einer Resolution fürdie Verankerung von Quoten in derWahlgesetzgebung ausgesprochen.Es müsse erklärtes Ziel sein, dassFrauen und Männer zu gleichen Teilenin den Parlamenten vertreten sind,heißt es darin. Die Landesregierungsoll das Kommunal- und das Land-tagswahlgesetz entsprechend ändernund eine Bundesratsinitiative starten,

um Frauen den gleichen Zugang zuWahlmandaten zu garantieren wieMännern.Unter dem Motto „Halbe Kraft reichtnicht" hatte schon der Landesfrauen-rat Baden-Württemberg im Frühjahreine Kampagne gestartet mit demZiel, dass je 50 Prozent Frauen undMänner nach dem Reißverschluss-prinzip auf den Kandidaturlisten ver-treten sind.

Die Schwesterorgani-sation des LFR Berlin inBayern hat sich aktuellezu weiteren Themen po-sitioniert und fordertunter anderem eine fa-milien- und frauen-freundliche Steuerpoli-tik, die einen Beitragdazu leistet, dass sichFrauen eine eigenstän-dige Existenzsicherungaufbauen können. Siefordert ferner die gesell-schaftliche Anerken-nung der bei der Fami-lienarbeit erworbenenKompetenzen.

Resolution im Wortlaut:

„Halbe Kraft reicht nicht – mehr Frauenin die Parlamente!“

LFR Bayern: „Mehr Frauen in die Parlamente!“ Alle Stellungnahmendes Bayerischen Lan-desfrauenrates sind zufinden unter http://www.s t m a s . b a y e r n . d e / /frauenrat/index.php

Themeninfos des LFRBaden-Württembergzur „Halbe Kraft“-Kam-pagne: http://www.landesfrauenrat-bw.de/themen.php

Wir Berlinerinnen

Gertrud Höhler: Die Pa-tin. Wie Angela MerkelDeutschland umbaut.Orell Füssli Verlag, Zü-rich 2012. 21.95 Euro.

Seite 14 Literatur 12/12

Politik wird vor allem in den Medienund vor allem über Personen vermit-telt. Wer gewinnt schon seinen Ein-druck von Politikerinnen und Politikerndurch eigene Anschauung? Doch mitder Darstellung der handelnden Per-sonen in Wort, Bild und Ton gewinntauch deren Geschlecht Konturen. Ähn-lich ergeht es auch Unternehmerinnenund Unternehmern, Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftlern, selbstwenn diese weniger als die Kollegin-nen und Kollegen in der Politik im Fo-kus der Medien stehen. Zwei ausge-wiesene Fachfrauen, Margreth Lüne-borg, FU-Professorin für Journalistik,und ihre Kollegin Jutta Röser, Profes-sorin für Kommunikationswissenschaf-ten, haben die mediale Repräsenta-tion von Spitzenfrauen und -männernin diesen Bereichen analysiert. DieBeiträge in dem Band dokumentierendie Ergebnisse des gemeinsam ver-antworteten Forschungsprojekts „Spit-zenfrauen im Fokus der Medien“ undfragen danach, wie mit und durchMedien geschlechtsgebundene Bilder

Margreth Lünenborg,Jutta Röser (Hg.): Un-gleich mächtig. DasGendering von Füh-rungspersonen aus Po-litik, Wirtschaft und Wis-senschaft in der Medien-kommunikation. trans-cript Verlag, Bielefeld2012, 26.80 Euro.

von Macht und Einfluss hergestelltwerden. Befunde aus quantitativerInhaltsanalyse, qualitativer Textanaly-se, Bildanalyse, Gruppendiskussio-nen sowie Befragungen von Journalis-tinnen und Journalisten zeigen Ten-denzen der Darstellung von Frauen undMännern in den Medien auf. Sie sind,so der Buchtitel, „ungleich mächtig“.Deutlich mehr Männer dominierenWort, Bild und Ton. Doch es gibt aucheinen „Kanzlerin-Effekt“: Die Kanzlerinist die am häufigsten auftretende Per-son im Vergleich zu den weiblichen undden männlichen Kollegen. Sie alleintreibt den Frauenanteil bei der Bericht-erstattung in die Höhe. Und auch da-durch geraten traditionelle Vorstel-lungen von Frauen und Männern inBewegung.Das aufschlussreiche Buch ist in derverdienstvollen Reihe „Critical MediaStudies“ im transcipt Verlag erschie-nen, die Lüneborg und Röser gemein-sam mit den bekannten Medienwis-senschaftlerinnen Elisabeth Klausund Ulla Wischermann herausgeben.

Frauenbilder =ungleiche Bilder

Das „System M“ funktioniert, dassteht fest, denn trotz aller Kritik undpolitischer Gefechte inner- und außer-halb der CDU führt Angela Merkel alsstarke und keineswegs amtsmüdeKanzlerin ihre Partei in den Bundes-tagswahlkampf 2013. Deutlich vomWahltermin abgerückt, aber dochnicht so weit, dass es nicht die Debat-te mitbestimmen könnte, sorgt Ger-trud Höhlers „Die Patin“ für Schlag-zeilen. Wirklich eins sind sich die Re-zensenten nicht: Zwar kritisiere HöhlerHandlungen und Strategien der Kanz-lerin teils zurecht. Andererseits agieresie mehr mit Vorwürfen als Argumen-ten und verlaufe sich in Mutmaßungenüber das „System M“.Wie aber funktioniert dieses System?Mal liberal, mal konservativ, dann wie-der christlich-sozial oder gar mit so-zialdemokratischem Touch. Die Kanz-lerin lässt sich nicht festlegen. Viel-mehr bedient sie sich entsprechendder politischen Stimmung und Aktuali-tät der Kernbotschaften anderer Par-

Starke Kanzlerindurch „System M“

teien ohne sich zu deren Werten zubekennen. Sie ist die „Patin“, die un-sichtbar die Fäden zieht, um ihrenMachterhalt zu sichern. So nivelliertDeutschlands populärste Politikerinallmählich die politischen Institutionenund etabliert eine zentralistische Re-gentschaft – Merkels neues Deutsch-land. Einen Vorabdruck ihres Bucheshatte Höhler in der Frankfurter Allge-meinen Zeitung (FAZ) veröffentlicht.Zufall? Angela Merkel hatte 1999 ihreAbrechnung mit Altkanzler Kohl ebendort drucken lassen. Merkel und Höh-ler auf Augenhöhe?Wer sich einen wirklichen Blick hinterdie Kulissen erhofft, wird von der Lek-türe wohl eher enttäuscht sein. Gleich-wohl ist das Buch eine Perspektive,die Beachtung verdient, weil vieleWählerinnen und Wähler die Politiknicht mehr verstehen und Unterschie-de zwischen den Parteien nicht mehrausmachen können. Am Ende musssich wohl jede Leserin selbst ein Urteilbilden, ob dies am „System M“ liegt.

Wir Berlinerinnen

12/12 Literatur Seite 15

Erste Bibliothekarin. Im Gegensatzzu den Public Libraries in den anglo-amerikanischen Ländern fristeten diein Berlin seit 1850 vorhandenen öffent-lichen Bibliotheken ein kümmerlichesDasein und wurden in Schulen ehren-amtlich von Lehrern betreut. Bona Pei-ser (1864 - 1929) beschloss, das zuändern und ließ sich unter anderembei Fachstudien in England ausbilden.„Kann man in der Tat von der Biblio-thekarin in Deutschland als von einemneuen Frauenberufe sprechen?", fragtesie später in einem Artikel. Die Biblio-thek war noch lange eine Männerdo-mäne und Bona Peiser als die ersteBibliothekarin Deutschlands eine Aus-nahme. Frauke Mahrt-Thomsen, diedas Leben und Wirken der in Berlingeborenen Tochter eines jüdischenVerlagsbuchhändlers für uns nach-zeichnet, spricht von einer „immer

noch vorherrschenden androzentri-schen Mentalität im bibliothekarischenBerufsstand“– und die Gründung derArbeitsgruppe „Gender in Bibliotheken“beim Bibliothekstag im Mai 2012 (!)scheint dafür zu sprechen.Die Betrachtung der Biografie Peisers,ihres Eintretens für Frauenrechte, ih-rer Vorträge zur Volksbildung und dervielen Originaldokumente bietet Ein-blicke in die Anfänge der Lesehallen-bewegung, die Peiser als Leiterin derLesehalle der Deutschen Gesellschaftfür Ethische Kultur und der Bibliothekdes Kaufmännischen Verbandes fürweibliche Angestellte (VAW) von 1895an maßgeblich mitgestaltete. Der Be-zirk Kreuzberg ehrte sie, als er 1994die Stadtteilbibliothek in der Oranien-straße nach ihr benannte, die die sach-kundige Autorin viele Jahre leitete.Absolut Lesenswert.

Frauke Mahrt-Thomsen:Bona Peiser. Die erstedeutsche Bibliothekarin.Wegbereiterin der Bü-cher- und Lesehallenbe-wegung und der Frauen-arbeit in Bibliotheken.BibSpider, Berlin 2013.19 Euro.

Frauenkarrieren. Einen kenntnisrei-chen Überblick über den Forschungs-stand zu Frauen in Führungspositionengibt der von Prof. Dr. Gertraude Krell– 2003 mit dem Margherita-von-Bren-tano-Preis der FU ausgezeichnet –und ihren Kolleginnen des Ökonomin-nen-Netzwerks efas herausgegebeneSammelband: Wie und warum Frau-en ins Topmanagement gelangen,wer wie am besten die Steigbügel hältoder wer ihnen warum auf welcheWeise Hindernisse in den Weg legt.Neuerdings geht es dabei nicht mehrnur um die „Frauenfrage“, sondern viel-mehr die „Geschlechterfrage“, aber zu-nehmend auch die „Organisationsfra-ge“ und schließlich die „Machtfrage“,wovon vielfältige und widerstreitendeBegründungen zeugen. So zeigen dieBeiträge Teile eines differenzierterenGesamtbildes auf, das von Einkom-mensdifferenz über Verhandlungsstileund Aufsichtsrätinnen bis zur Mikropo-litik im Management reicht.Gertraude Krell, Daniela Rastetter,Karin Reichel (Hg.): Geschlecht machtKarriere in Organisationen. Analysenzur Chancengleichheit in Fach- undFührungspositionen. edition sigma,Ber-lin 2012, 16.90 Euro.

Buchvorstellungen aufdiesen beiden Seiten:Sabine Röhrbein

Gender und Gesundheit. Psychi-sche Belastungen in der Arbeitsweltgewinnen an Bedeutung. In der Ge-sundheitsforschung und -praxis be-ginnen sich geschlechtersensible An-sätze zu etablieren. Beide Aspekte zu-sammengenommen bilden die Basisfür die Studie der gewerkschaftsnahenHans-Böckler-Stiftung, die zielgenaueMaßnahmen zur Gesundheitspräven-tion und zum Abbau geschlechtsspe-zifischer Benachteiligungen zu ermit-teln sucht. Ausgehend von den Gen-derstudies – ordentlicher Theorie-Über-blick – stehen Bilder, Vorstellungen undBewertungen von Geschlecht im Fo-kus. Die so in drei Betrieben erhobenenGeschlechterrollenbilder fließen in diePraxis ein, die zugleich auf die Verbes-serung der Belastungssituation wieauf die Veränderung der Geschlech-terverhältnisse hinwirken will. Das istambitioniert, aber für die Beschäftigtenein Glücksfall. Empfehlenswert fürAktive im Feld „Gender – Gesundheit“sowie für Betriebspraktikerinnen.Michael Gümbel, Sonja Nielbock: DieLast der Stereotype. Geschlechterrol-lenbilder und psychische Belastungenim Betrieb. Hans-Böckler-Stiftung,Düsseldorf 2012, 28 Euro.

Wir Berlinerinnen

Neue DF-Vorsitzende Hannelore Buls

Anlässlich der Diskus-sionen um eine Lebens-leistungsrente und an-gesichts der aktuellenoder drohenden Alters-armut vieler Frauen hatdie DF-Mitgliederver-sammlung einen Offe-nen Brief an die Vorsit-zenden von Parteienund Fraktionen ge-schickt. Darin sind be-reits bestehende Forde-rungen für eine gleich-stellungspolitisch faireAlterssicherungspolitikgebündelt, wie zum Bei-spiel die Einführungeines gesetzlichen Min-destlohns, die sozialeAbsicherung aller Ar-beitsverhältnisse ab derersten Arbeitsstundeund ein Entgeltgleich-heitsgesetz.

Die Mitgliederversammlung desDeutschen Frauenrates (DF) wählteam 10. November 2012 HanneloreBuls zur neuen Vorsitzenden. DieSozialökonomin, die bis Anfang 2012den Bereich Frauen- und Gleichstel-lungspolitik beim ver.di-Bundesvor-stand leitete, sage den „Zuverdiener-Traditionalisten“ den Kampf an, heißtes. „Wir müssen den grundsätzlichenFragen nach Eigenständigkeit bzw.den Subsidiaritätsvorschriften unsererGesetzgebung nachgehen und unsdafür einsetzen, dass Frauen die Fol-gen davon nicht länger immer nur al-lein tragen müssen, wie zum Beispieldurch den Teilleistungscharakter derPflegeversicherung, wo es zwar ‚Ange-hörige’ oder ‚Familie’ heißt, aber dieFrauen praktisch gemeint sind", erklär-te sie bei ihrem Amtsantritt. „Wir müs-sen Ungerechtigkeiten bei der Vertei-lung von Chancen und Risiken aufspü-ren, transparent machen und bekämp-fen. Die Frauenlobby hat hier eine um-fassende und nachhaltige Aufgabe.“Zum Thema Minijobs sagte die neueDF-Vorsitzende: „Hierin spitzt sichderzeit der aktuelle Kampf zwischenden ‚Zuverdiener-Traditionalisten’ undder zukunftsorientierten Frauenpolitikzu. Es darf der Wirtschaft und Teilender Politik nicht länger gelingen, Frau-en wesentliche berufliche Teilhabe-rechte vorzuenthalten, als ‚Aushilfender Nation’ schlecht zu bezahlen undvon eigenständiger sozialer Absiche-rung weitgehend auszuschließen undihnen damit gleichzeitig alle Arbeitenaufzubürden, die als wenig produktivgelten – in der irrigen Annahme, Frau-en würden dies alles freiwillig so wol-len, um Kinder haben zu dürfen.“

Gratulation des LFR Berlin

Die Vorsitzende des LFR Berlin, Regi-na Seidel, hat Hannelore Buls ineinem Schreiben zu ihrer Wahl be-glückwünscht und die weitere Zusam-menarbeit angeboten. In dem Schrei-ben heißt es: „Als in Genderfragen er-fahrene Gewerkschafterin und Exper-

tin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikbringen Sie die besten Voraussetzun-gen mit, um die nicht immer leichteAufgabe der Cheflobbyistin der Frau-enorganisationen in Deutschland zumeistern. Die zahlreichen differen-zierten Beschlüsse der DF-Mitglieder-versammlung wollen mit der Zivilge-sellschaft und der Politik diskutiert undkonkret im Interesse der Frauen um-gesetzt werden. Mit der bevorstehen-den Bundestagswahl 2013 ist eineweitere Herausforderung beschrie-ben, der sich alle Frauenorganisa-tionen, in besonderer Weise aber derDeutsche Frauenrat, stellen muss.“

Weitere Vorstandsfrauen

Die Mitgliederversammlung wählteaußerdem die Kauffrau Mona Küp-pers (Deutscher Olympischer Sport-bund) und die Kommunikationswis-senschaftlerin Astrid Hollmann(Deutscher Beamtenbund und Tarif-union) zu stellvertretenden Vorsitzen-den des Deutschen Frauenrates. Diefünf Beisitzerinnen sind: die Diplom-Psychologin Mechthild von Lux-burg (Evangelische Frauen inDeutschland), die Diplom-IngenieurinDr. Kira Stein (Deutscher Ingenieurin-nenbund), die Kartografin Anna-MariaMette (Katholische Frauengemein-schaft Deutschlands) sowie die Di-plom-Dolmetscherin und Politikwis-senschaftlerin Brigitte Triems (De-mokratischer Frauenbund) und die Di-plom-Agraringenieurin Lilly Kühnel(Deutscher Landfrauenverband).Der neue Vorstand wurde für eineAmtszeit von zwei Jahren gewählt.Hannelore Buls folgt auf MarliesBrouwers, die vier Jahre an der Spit-ze der Frauenlobby stand und nichtmehr wiedergewählt werden konnte.Die Mitgliederversammlung hat fernerfür das kommende Jahr ein umfang-reiches Arbeitsprogramm beschlos-sen. Im Vorfeld der Bundestags-wahlen 2013 stehen dabei arbeits-markt- und sozialpolitische Forderun-gen auf der DF-Agenda ganz oben.

Seite 16 Deutscher Frauenrat 12/12

Mehr Infos zur Mitglie-derversammlung sindauf www.frauenrat.de zufinden und auf www.lfr-berlin.de verlinkt.

Wir Berlinerinnen

Der Deutsche Berufs-verband für Pflegebe-rufe (DBfK) ist die be-rufliche Interessenver-tretung der Gesund-heits- und Krankenpfle-ge, der Altenpflege undder Gesundheits- undKinderkrankenpflege.

Internet-Info:www.dbfk.de/

regionalverbaende/no/rvno.php

Die LFR-MitgliedsorganisationDeutscher Berufsverband für Pflege-berufe (DBfK) Nordost hat angesichtsder Vergewaltigungsvorwürfe gegeneinen Charité-Pfleger im Novemberdazu aufgefordert, in Berlin eine Pflege-kammer zu gründen. „Wir rufen die Pfle-genden dazu auf, selbst zur Überwa-chung der rechtmäßigen Ausübungihres Berufes beizutragen. Die bisheri-gen Strukturen des Gesundheitssys-tems sind unzulänglich", so der DBfKNordost. „Selbst nach Abschluss einesstrafrechtlichen Verfahrens wird dieBerufszulassung relativ selten entzo-gen“, erläutert der Berufsverband. Fürdie Gerichte gelte eine Kann-Bestim-mung. „Sie sind nicht verpflichtet, diezuständige Behörde zu unterrichten.Ein neuer Arbeitgeber erfährt demnachnicht einmal zwingend von schwer-wiegenden Straftaten", heißt es.Die DBfK-Geschäftsführerin Anja Kist-ler unterstreicht daher die Forderungnach einer Kammer: „Eine künftigePflegekammer Berlin würde verbind-

lich berufsethische Vereinbarungenfestlegen. Kammern erteilen die Be-rufszulassung und prüfen im konkre-ten Fall auch, ob sie entzogen werdenmuss.“ Die Kammer diene also demSchutz der Verbraucherinnen und Ver-braucher vor Schädigung und schützeden Beruf und sein Ansehen. Gesund-heitssenator Mario Czaja (CDU) habesich bereits wiederholt für die Einrich-tung einer Pflegekammer ausgespro-chen. „Wir appellieren an ihn, dasVorhaben massiv voranzutreiben“, soder Berufsverband.Allerdings müsse es auch innerhalbvon Einrichtungen Strukturen geben,die als Frühwarnsystem funktionie-ren. „Pflegende haben die Verantwor-tung hinzuschauen. Das gebietet auchder ICN-Ethikkodex für Pflegende. So-bald auch nur der Verdacht aufkommt,dass die pflegerische Versorgung durcheine/n beruflich Pflegende/n nicht gutund sicher erfolgt, sollten Kolleginnenund Kollegen ein Meldesystem nutzenkönnen", betont der DBfK.

DBfK will Pflegekammer für Berlin

12/12 LFR-Mitgliedsorganisationen Seite 17

InVia: Kampf gegen Menschenhandel

Die Bedeutung von Voo-doo im Kampf gegenMenschenhandel mitnigerianischen Frauen.

Die Fachreferate wur-den von Vertreterinnenvon NGOs und derFachdienststelle zurBekämpfung von Men-schenhandel des LKABerlin gehalten.

geria eine zentrale Rolle ein. Nicht sel-ten müssen Frauen aus Nigeria vorihrer Reise nach Deutschland einenkomplexen Schwur zu absolutem Ge-horsam und totaler Loyalität leisten.Damit sind sie einem besonderen Ri-siko ausgesetzt: Sollten sie beispiels-weise im Falle einer Zusammenarbeitmit den deutschen Behörden den Eidbrechen, müssen sie selbst und ihreFamilien in Nigeria sogar mit dem Todrechnen. Dies stellt sowohl die Mitarbei-terinnen der Fachberatungsstellen alsauch die Polizeibeamten besonderenHerausforderungen gegenüber.Den Abschluss der Fachtagung bilde-ten die beispielhafte Falldarstellungund gleichzeitig die Ermutigung zueiner vertrauensvollen Zusammenar-beit der Polizei mit den Fachberatungs-stellen, aber auch mit anderen staatli-chen Institutionen, um den Menschen-handel erfolgreich zu bekämpfen.

Zum 6. Europäischen Tag gegenMenschenhandel veranstaltete die INVIA Koordinations- und Beratungs-stelle für Frauen, die von Menschen-handel betroffen sind, in Potsdam eineFachtagung zum Thema Menschen-handel mit nigerianischen Frauen. Zielder Veranstaltung war es, einem Fach-publikum aus Polizei, Staatsanwalt-schaft und anderen Behörden sowieFachberatungsstellen die spezifischeProblematik bei der Bekämpfung vonMenschenhandel mit nigerianischenFrauen aufzuzeigen und über die kul-turellen und religiösen Hintergründe zuinformieren. Ebenso standen die poli-zeilichen Erfahrungen im Umgang mitbetroffenen nigerianischen Frauenund die möglichen posttraumatischenBelastungsstörungen der Betroffenenim Fokus der Veranstaltung.Bei den facettenreichen Darstellungennahm die Voodoo/Juju-Religion in Ni-

Wir Berlinerinnen

Wer sind wir? Polinnen, die vorder Wende aus politischen Gründennach Deutschland geflohen sind, Po-linnen, die nach der Wende gekom-men sind, hier leben, hier studierenoder arbeiten und Deutsche, cirka 25Frauen mit Berufen wie Ärztin, Archi-tektin, Dolmetscherin, Lehrerin, So-zialpädagogin, evangelische, katholi-sche, auch politisch engagierte Frau-en, die den Verein Fraueninitiative Ber-lin-Warschau gegründet haben oderihm beigetreten sind, weil sie zu einembesseren Miteinander und Verständnisfüreinander zwischen Deutschlandund Polen beitragen wollen.Wie fing es an? Nach dem Mauerfallin Berlin war Polen unser direkter Nach-bar geworden. So konnte die Sozio-login Grazyna Firlit-Fesnack mit einemTouristenvisum für mehrere Monatenach Berlin kommen. Sie lernte Chris-ta Vielhauer kennen, die neugierig warund wissen wollte, wie die Frauennach der „Transformation“, so nannteman die Wende in Polen, lebten.

Stationen

1990 organisierte Christa deshalb eineVeranstaltung im Haus der Kirche, woGrazyna über das Leben der Frauenin Polen berichtete. Die Veranstaltungwar gut besucht, es gab eine lebhafteDiskussion mit Grazyna und denWunsch nach weiteren Kontakten. Alsoveranstalteten Christa Vielhauer undIngrid Otto 1991 unsere erste Reisenach Warschau zum FrauenzentrumJoliborz, das Grazyna uns aufgrundihrer Beziehungen vermitteln konnte.Dort fanden ein gemeinsames Seminarzum Thema „Frauenbewegung undFeminismus“ und ein „Tag der offenenTür“ statt. Im Gegenzug luden wir dieFrauen aus Joliborz im Mai 1992 zuuns nach Berlin ein, um ihnen hier ver-schiedene Frauenprojekte zu zeigenund sie mit der Funktion und Arbeits-weise von Frauenbeauftragten be-kannt zu machen.Schwerpunkt unserer ersten Kontakte1991 war das Thema Caritas. Wirorganisierten Kleidertransporte nachJoliborz und in das Alten- und Behin-

dertenheim nach Marszalki zu MarekPohl. Bei den Begegnungen fandenwir heraus, dass die Polen, die imSozialismus alles staatlich organisiertbekamen, nun die Gesellschaft neustrukturieren mussten. So luden wirnicht nur Frauen aus Warschau son-dern auch Marek Pohl aus Marszalkiund den Staroste Lech Janicki ausOstrzeszow und den Sjemabgeord-neten Andrzej Grzyb nach Berlin einund organisierten Begegnungen mitFachleuten zu von ihnen gewünsch-ten Themen.Es entstand bei uns der Wunsch, ge-meinsame Projekte zu starten. Dafürbenötigten wir aber Gelder und Geber,die Spendenbescheinigungen habenwollten. Das erhalten nur gemeinnüt-zige Vereine oder Organisationen. Soentschieden wir uns 1992, den ge-meinnützigen Verein „FraueninitiativeBerlin-Warschau“ zu gründen. Auchdie Frauen aus Joliborz in Warschausollten einen Verein gründen, was fürsie eine völlig ungewohnte Angele-genheit war. Es kostete viel Überzeu-gungskraft, sie dafür zu gewinnen unddauerte lange, ehe der Verein „Rod-zina“=„Familie“ in Warschau zustan-de kam. Es gab wieder Reisen vonWarschau nach Berlin. Wir zeigtenden Frauen von „Rodzina“ Behin-derteneinrichtungen, betreutes Woh-nen für Behinderte, Behindertenwerk-stätten und vieles mehr, weil ihr Schwer-punkt die Arbeit mit Behinderten war,die im sozialistischen Polen wenig Inter-esse und Förderung erfahren hatten.Unsere Arbeit erfolgte ehrenamtlichund fast ohne Geld. Die Frauen wur-den von uns privat untergebracht undverköstigt und erhielten ein geringesTaschengeld von uns. Außer dem Ka-ritativen spielte der bildungspolitischeAspekt eine große Rolle bei uns: 1995wurde Christa Vielhauer von der Lei-terin der VHS-Steglitz angesprochen,ob sie nicht einen Stammtisch zumThema Polen anbieten wolle. Daswollte sie nicht („ist bierselige Männer-sache“). Aber aus diesem Vorschlag

Fraueninitiative Berlin-Warschau –

Die LFR-Mitgliedsorga-nisation FraueninitiativeBerlin-Warschau e.V.hat Ende November ihr20-jähriges Bestehengefeiert. Ellen Schned-ler, die auch seit vielenJahren Delegierte in derLFR-Mi tg l iederver -sammlung ist und aktivmitarbeitet, hat bei derFestveranstaltung aufdie Anfänge und dieAktivitäten des Vereinszurückgeschaut. IhrenVortrag hat sie „Wir Ber-linerinnen“ zur Verfü-gung gestellt, so dasswir ihn hier dokumen-tieren können.

Vielen Dank!

Internet-Info:www.frauenini-berlin-warschau.de

Seite 18 LFR-Mitgliedsorganisationen 12/12

Wir Berlinerinnen

entwickelte sich die Idee, jeweils imWintersemester zum Thema „UnserNachbar Polen“ eine Vortragsreihe an-zubieten und im Herbst eine durchVorträge vorbereitete Bildungsreise zumachen. Mittlerweile haben wir über100 Vorträge organisiert und 20 Rei-sen durchgeführtBei den über 100 Vorträgen haben wiruns mit den verschiedensten Themenbefasst, mit geschichtlichen, politi-schen, kulturellen, juristischen The-men, aber auch Vorträge zu Mode, Zeit-geist, Literatur und Musik gehört. Prof.Raisinski hat uns zum Beispiel er-zählt, was eine Polonaise ist und sieuns dann tanzen gelehrt. Viele Per-sönlichkeiten haben unsere Vorträgegestaltet, ich will nur wenige nennen.Prof. Tomaschewski, damaliger Lan-desdenkmalpfleger aus Polen, dernicht mehr am Leben ist, Prof Wanja,Professorin Dolf-Bohnekämpfer, Prof.Traba, Schriftsteller wie Helga Hirsch,Uwe Rada, Ewa-Maria Slaska und Eli-sabeth Göbel oder auch das „Univer-salgenie“ Frau Katzenelson, die nunschon lange nicht mehr am Leben ist.Im Jahr 2001 haben wir selbst eine Aus-stellung in den Räumen der Volkshoch-schule Goethestraße organisiert. DasThema lautete „Polen und Deutsche– verwandter als es manchem gefällt“.Eine deutsche und eine polnischeSchulklasse hatten sich mit dem The-ma befasst und Bilder dazu gemalt,die wir zu einer Ausstellung zusam-menstellten. Weitere Ausstellungsbe-suche erlebten wir unter der fachkun-digen Begleitung von Gerhard Weidu-schat zum Thema „Polenbegeisterung“und der Ausstellung „Tür an Tür“ 1000Jahre deutsch-polnische Geschichteim Jahr 2011.Alle Gruppen in Polen zu nennen, mitdenen wir Kontakt hatten, würde denAbend sprengen, deshalb erwähne ichnur einige: 1994 nahmen wir Kontaktzu dem Verein „Hilfe für das krebs-kranke Kind“ in Warschau auf und hal-fen ein Haus für die Eltern der Kindereinzurichten und einen Spielplatz mit-

zugestalten, damit sie während desKrankenhausaufenthalts ihrer Kinderin Warschau bei ihnen bleiben konnten.1998 lernten wir Aleksandra Plackows-ka von „Vis Vitalis“ aus Poznan kennen,die sich um ein lebendiges Miteinandervon älteren Menschen kümmerte undsich mit uns um die Universität desdritten Lebensalters bemühte. 2000lernten wir Zofia Zedler aus Torun undihre Fraueninitiative kennen, die ausfröhlichen durchsetzungsfähigen,energievollen Frauen bestand. Wir orga-nisierten mit ihnen ein Seminar „Frau-en auf dem Weg nach Europa“.Seinerzeit war der EU-Beitritt Polens,der 2004 erfolgte, schon akut. Als Refe-rentin gewannen wir die EU-Kommis-sarin Michaele Schreyer und HelgaKorthaase als Moderatorin, die Frauen-beauftragte der SPD und Vorsitzendedes Landesfrauenrates war. Mit denFrauen vom Verein „Promocji KobietTorun“ veröffentlichten wir 2004 einzweisprachiges Buch, es heißt „Nah-aufnahmen – Zblizenia“ und ist lei-der vergriffen. Acht Frauen, vier deut-sche und vier polnische, schildern dorteindrucksvolle Erlebnisse und Erfah-rungen mit dem jeweils anderen Land.Im Juli 2002 fuhren wir nach Lodz undknüpften Kontakte mit der dortigenLiga Kobiet, daraus ergaben sich wie-der gegenseitige Besuche unter demSchwerpunkt Behindertenarbeit.Erwähnt werden muss noch, dass wir2008 in Warschau ein Zeitzeugen-Se-minar durchgeführt haben, Frauen ausunserem Verein und polnische Frauenschilderten ihre Fluchterlebnisse imund nach dem Zweiten Weltkrieg. Daswurde auf einer CD aufgenommen.und beim Seminar „Herstori“ in War-schau präsentiert. Zur Zeit arbeiten wiran einem EU-Projekt mit der Schweiz,Polen und Deutschland zum Thema„Grenzüberschreitendes lebens-langes Lernen“ und erstellen imRahmen des GrundtvigProgrammsRichtlinien dafür. Für dieses Projekthaben wir 16.000 Euro bewilligt be-kommen. Darüber freuen wir uns,bedeutet es doch Anerkennung aberauch viel Arbeit und Verantwortung.

20 Jahre Engagement für Frauen

Die LFR-VorsitzendeRegina Seidel hat derFraueninitiative Berlin-Warschau e.V. herzlichzum 20-jährigen Beste-hen gratuliert. Die Initia-tive sei eine wirklicheBrückenbauerin. „Sieführen Frauen der bei-den Partnerstädte Berlinund Warschau zusam-men und engagierensich nachhaltig im Poli-tikfeld ‚Integration undMigration‘. Der ErfolgIhrer Projekte und Ver-anstaltungen beweist,wie wichtig Ihr Engage-ment für Berlin und dieBerlinerinnen ist“, heißtes in dem Gratulations-schreiben.Und weiter: „Mich freutbesonders, dass IhrVerein seit vielen Jahrendie Arbeit des LFR Berlinbegleitet und sich aktivin die Mitgliederver-sammlungen und weite-ren Aktivitäten einbringt.Dafür möchte ich IhnenDank sagen. Ich bin mirsicher, dass es auchkünftig eine Vielzahl vonBerührungspunkten ge-ben wird.“

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Wir Berlinerinnen

Wettbewerb aus weiblicher Sicht

Warum die BerlinerLiberalen Frauen für

eine Frauenquote sind,erläutert

Sarah Schaschekin ihrem Beitrag.

Man könnte meinen, über die Frau-enquote sei bereits alles gesagt, nurnoch nicht von jedem. Dennoch: Auchdie Berliner Liberalen Frauen spre-chen sich für Frauenquoten aus, wasinsofern bemerkenswert ist, als ihreMutterpartei, die FDP, strikt dagegenist. Während die Liberalen Frauen be-reits vor einem Jahr eine Quote in derFDP beantragten (die als einzigePartei im Bundestag bisher keineFrauenquote hat), begrüßten sie zu-letzt Mitte November den Gesetzes-vorschlag der EU-Kommission zurEinführung einer Frauenquote für dieAufsichtsräte börsennotierter Unter-nehmen.Innerhalb der FDP ist diese Positionnicht immer leicht zu kommunizieren,auch weil die Liberalen Frauen keinoffizieller Teil der Partei sind. Andersals die Frauen Union und die Arbeits-gemeinschaft SozialdemokratischerFrauen (ASF), die Frauenorganisa-tionen in der CDU und SPD, denenautomatisch alle weiblichen Mitgliederder Parteien angehören, sind die Libe-ralen Frauen eine so genannte Vor-feld-Organisation, die außerhalb derPartei steht. Das bedeutet, dass jedeFrau, die sich für liberale Themeninteressiert, bei den zweimonatigenTreffen in Berlin mitdebattieren kann,ohne Parteimitglied zu sein. Es gehtauf diesen Treffen zum Beispiel umdie Vernetzung von Unternehmerinnenin Berlin, um die Inklusion behinderterKinder oder eben um Frauen in Füh-rungspositionen – unabhängig davon,was die Partei dazu für eine Meinunghat. Die Distanz lässt zu, dass dieLiberalen Frauen die Politik der FDPkritisch betrachten – und dazu aus derweiblichen Perspektive.

Distanz ist Vorteilund Nachteil zugleich

Der Abstand bedeutet aber auch, dasses manchmal länger dauert, bis sichdie Liberalen Frauen mit ihren Interes-sen durchsetzen. Auf einem Parteitagder FDP im Mai 2011 stimmten 80 Pro-

zent der Delegierten gegen den Antragder Liberalen Frauen auf eine FDP-interne Frauenquote. Und auch in derBerliner FDP wird das Thema Frau-enquote als ungemütlich empfunden.Im Wahlkampf 2011 bat man dieFrauen daher, das Thema eine Weilezurückzustellen.Unter dem Vorsitz von Dr. FraukeLindemann haben sich die BerlinerLiberalen Frauen trotzdem nicht ver-bieten lassen, für mehr Sichtbarkeitvon Frauen in politischen Ämtern zukämpfen. Sie unterstützten alle Kan-didatinnen in der Berliner FDP undhaben es – trotz des niederschmet-ternden Wahlergebnisses – geschafft,sich untereinander stärker zu ver-netzen. Als im März 2012 der neuegeschäftsführende Landesvorstandgewählt wurde, haben sie durch-gesetzt, dass zwei der fünf Plätze mitFrauen besetzt wurden. Seitdem hörtman immer mehr Männer, die sich po-sitiv über die neue Mischung äußern.

Votum für die Quote in Europa

Die Berliner Liberalen Frauen spre-chen sich weiterhin für eine Quote von40 Prozent innerhalb der Partei aus,weil sie meinen, dass Wettbewerb nurmit fairen Teilnahmebedingungenfunktioniert – und die sind derzeit fürFrauen und Männer nicht gleicher-maßen gegeben. Aus dem selbenGrund begrüßen sie den Beschlussder EU-Kommission, eine Frauen-quote von 40 Prozent für Aufsichts-räte börsennotierter Unternehmen inder Europäischen Union einzuführen.Gerade weil sich in den Reihen derBerliner Liberalen Frauen viele Unter-nehmerinnen finden, die die „gläserneDecke“ aus eigener Erfahrung ken-nen, halten sie den Gesetzentwurf fürein gutes Signal für Europas Frauen.Sie fordern die Bundesregierung auf,dem Entwurf zuzustimmen – auchweil sie hoffen, dass die gesellschaft-lichen Veränderungen, die durch eineQuote entstehen, eine Quote letztlichverzichtbar machen.

Übrigens: Alle Berli-nerinnen sind herzlichzu den zweimonatigenTreffen der „FemmesLiberales“ eingeladen.Die genauen Termineund Treffpunkte findensich auf der Website.

Internet-Info:www.liberale-frauen-

berlin.de

Seite 20 LFR-Mitgliedsorganisationen 12/12

Wir Berlinerinnen

Zum vierten Mal hat die LFR-Mit-gliedsorganisation frauen + schuleBerlin-Brandenburg e.V. im Augustden Helga-Moericke-Preis für SozialesLernen verliehen. Diesmal hat dieEvangelische Schule Berlin Zentrumdie Jury mit ihrem Konzept einhelligüberzeugen können.Die 2007 gegründete Gemeinschafts-schule arbeitet in den Jahrgängen 7bis 9 inklusiv und hat das Prinzip desSozialen Lernens zu einer Grundlageder schulischen Arbeit gemacht. Indi-viduelle Lernprozesse werden vonälteren SchülerInnen angeleitet undunterstützt. Im Schulfach „Verantwor-tung“ geht es um Handlungskompe-tenz und Konfliktlösungsstrategien,aber auch um die Fähigkeit zur Refle-xion und zum Perspektivwechsel. AlleSchülerinnen der 7. und 8. Jahrgangs-stufe übernehmen im Umfang von dreiWochenstunden Aufgaben außerhalbder Schule, in denen sie sich in ande-ren Rollen erfahren. Diese Erfahrun-gen bringen sie in das Fach „Heraus-forderung“ ein, in dem sie sich, meistin kleinen Gruppen, in der 8. bis 10.Jahrgangsstufe auf je eine selbstge-wählte mehrtägige Aufgabe außerhalbvon Berlin vorbereiten. Die Rückkop-pelung erfolgt durch Klassenstunden,intensive Tutorengespräche und dieSchulversammlung, die am Freitagden Abschluss der Schulwoche bildet.

Schülerinnen und Schüler der höhe-ren Klassen geben ihre Erfahrungenmit diesem Konzept und ihrem Schul-alltag mutig und selbstbewusst inFortbildungen für andere BerlinerSchulen weiter.Das Preisgeld von 1.500 Euro will dieSchule zur Ausgestaltung des „herun-tergekommenen Schulhofs“ (Formu-lierung aus dem Antrag) verwenden.Pläne zur Schulhofumgestaltung, diedie Schule in Projekten erarbeitet hat,wurden mit Hilfe fachkundiger Elternprofessionell überarbeitet und sollenwiederum in Projektarbeit umgesetztwerden. Die Preisverleihung wurdevon einer Schülerin der 12. Klassemoderiert und von einigen SchülerIn-nen musikalisch umrahmt. MarkRackles, Staatssekretär für Bildung,überreichte zusammen mit der Ver-einsvorsitzenden Christin Grohn-Me-nard den Scheck und die Urkunde. Inihrer Laudatio zeigte sich Almuth Hart-wig-Tiedt, die Schirmfrau des Preises,beeindruckt vom Engagement und derKreativität, mit denen die SchulleiterinMargret Rasfeld mit ihrem Kollegiumein Schulklima schafft, das wiederLust auf Schule macht.Der Verein frauen+schule bemühtsich jetzt, das Preisgeld für 2013 zusammeln, damit auch im kommendenJahr der Helga-Moericke-Preis für So-ziales Lernen verliehen werden kann.

Internet-Infos:www.frauen-und-schule-berlin-brandenburg.deund www.ev-schule-zentrum.de

Autorin:Christin Grohn-Menard

Helga-Moericke-Preis für Evangelische Schule

Große Freude bei der GEDOKBerlin: Zwei Jahre nach dem 50. Jah-restag ihrer Neugründung hat sie „eineigenes Schaufenster“ gefunden.„Wir eröffnen noch in diesem Jahr un-sere GEDOK-Galerie! Sie liegt in derNähe des Viktoria-Luise-Platzes in derMotzstraße 59 und verfügt mit 130m²über alles, was wir benötigen, ein-schließlich Büro sowie Archiv-Räumein einem großzügigen und trockenenKeller“, kündigt der Vorstand unterFührung von Erika Großmann an. „Un-sere überzeugende Arbeit der letzten

Jahre, die Hartnäckigkeit bei Antrag-stellungen, Anfragen und Vorsprachendes Vorstandes bei Senat und Abge-ordnetenhaus haben endlich zu einempositiven Ergebnis geführt.“Die Galerie eignet sich auch für kleine-re musikalische Aufführungen, soll einlebendiger Treffpunkt für Autorinnenund ihre LeserInnen werden und alsForum für kulturpolitische Themendienen. Ausstellungen und Veranstal-tungen sollen vor allem die Kommuni-kation zwischen Künstlerinnen undKunstinteressierten intensivieren.

Die bis 2013 bewilligteZusatzförderung decktnicht alle Kosten. Für dieKaution von drei Mo-natsmieten und die Ver-vollständigung der Ein-richtung muss der Ver-ein selbst aufkommen.Telefonischer Kontaktunter 441 39 05, per Mailan [email protected]

GEDOK eröffnet eigene Galerie

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Wir Berlinerinnen

Gleichstellung: Deutschland steigt ab

Deutschland steigt ab. Für den(Männer-)Fußball würde solche Mel-dung einer Katastrophe gleichkom-men – geht es um die Gleichstellungvon Männern und Frauen, sieht dasganz anders aus: Der Global GenderGap Report 2012, ein Bericht des WorldEconomic Forum, sieht Deutschlandauf Platz 13 – im vergangenen Jahrwar es noch Platz 11 auf der Ranglistevon mehr als 130 Nationen. Im Jahr2007 hatte es Deutschland noch aufPlatz sieben und damit unter die bes-ten Zehn der Welt geschafft.Der Bericht analysiert die Gleichstel-lung der Geschlechter im Ranking derNationen und beleuchtet dabei denZugang zur Gesundheitsversorgung,den Zugang zur Bildung sowie die poli-tische Beteiligung und wirtschaftlicheGleichstellung. Die nationalen Index-Werte berücksichtigen die relative Be-nachteiligung von Frauen in den ver-schiedenen Bereichen.Im Gesundheits- und Bildungsbereichkonnten mit Ausnahme einiger Länderwie Pakistan, Äthiopien, Jemen undBenin weltweit Fortschritte verzeich-net werden: 96 Prozent des Gefällesim Gesundheitswesen und 93 Pro-zent des Gefälles im Bildungswesenkonnten mittlerweile in den im Berichtuntersuchten Ländern ausgeglichenwerden. Im Vergleich dazu betragendie geschlechtsspezifischen Unter-schiede in der Wirtschaft noch 60 Pro-zent, im Bereich der politischen Betei-ligung konnte das Gefälle nur um 20Prozent verringert werden. Langfristiglässt sich daraus eine Verbesserungder wirtschaftlichen Stellung vonFrauen in einem Drittel der untersuch-ten Volkswirtschaften ablesen.„In Zukunft werden Talente weitauswichtiger sein als Kapital", erklärt dazuKlaus Schwab, Gründer und Execu-tive Chairman des World EconomicForum. „Die Entwicklung der Gleich-stellung der Geschlechter ist nicht nureine Frage der Gleichberechtigung,sondern auch der Schlüssel zu Erfolgund Wohlstand in einer Welt, die im-

mer stärker durch Wettbewerbsfähig-keit geprägt wird.“ MitverfasserinLaura Tyson, S. K. und Angela ChanProfessor of Global Management,Haas School of Business, Universityof California at Berkeley: „Geschlechts-spezifische Unterschiede könnendurch eine gezielte Politik ausgegli-chen werden. Länder, die neue politi-sche Entscheidungen umsetzen,sollten ihre Erfahrungen an andereLänder weitergeben, um dort denFortschritt zu beschleunigen.“

Wer steht wo?

Unter den Top 10 ist Europa 2012 wie-der am stärksten vertreten: Islandsteht an der Spitze mit dem bestenGesamtergebnis bei Bildungsstandund politischer Beteiligung, gefolgt vonFinnland, Norwegen, Schweden undIrland. Auf Rang 7 liegt Dänemark, dieSchweiz erreicht Rang 10. Deutsch-land verpasst die Top 10 und landetauf Platz 13, europäische Schlusslich-ter sind Italien, Griechenland (82) unddie Türkei (124). Die USA fielen wegendes zurückgegangenen Prozentan-teils von Frauen in politischen Entschei-dungspositionen um fünf Plätze aufRang 22 zurück. Nicaragua hat sichdagegen in Lateinamerika mit Platz 9an die Spitze vorgearbeitet. Brasilien(62) macht aufgrund von Verbesse-rungen in der Schulbildung im primä-ren Sektor sowie der Erhöhung desFrauenanteils in Ministerposten ganze20 Plätze gut. An der Spitze Asiensstehen die Philippinen mit Rang 8. Beiden arabischen Ländern halten dieVereinigten Arabischen Emirate mitRang 107 die Spitzenposition (über-durchschnittlich hohe Zahlen bei derBeteiligung von Frauen am Wirt-schaftsleben und der Gleichstellungim Bildungswesen mit einem fastdreimal so hohen Frauenanteil imVergleich zu studierenden Männern).Neben Lesotho (Spitzenposition derLänder in Subsahara-Afrika mit Rang14) ist Afrika in den Top 20 auch mitSüdafrika (16) vertreten.

Der Index des GlobalGender Gap Reportbewertet 135 Länder, dieüber 93 Prozent derWeltbevölkerung reprä-sentieren. Der Berichtwird seit 2006 erstellt.

Internet: www.weforum.o r g / i s s u e s / g l o b a l -gender-gap/

Die Daten lassen aufeine enge Korrelationzwischen den erfolg-reichsten Ländern beider Verringerung ge-schlechtsspezifischerUnterschiede und denwettbewerbsfähigstenLändern schließen, sodas World EconomicForum.

Deutlich vor Deutsch-land: Die Philippinen aufRang 8, den sie wegenVerbesserungen im Ge-sundheits- und Bildungs-wesen sowie bei der Be-teiligung von Frauen amWirtschaftsleben errei-chen konnten.Dicht hinter Deutsch-land: Lesotho auf Rang14 – wegen Verschlech-terungen bei der Lohn-gleichheit und beim ge-schätzten Lohneinkom-men fiel das Land fünfPlätze zurück, bleibtaber weiter das einzigeLand dieser Region, dasgeschlechtsspezifischeUnterschiede im Bil-dungswesen sowie beiGesundheit und Lebens-erwartung komplett aus-gleichen konnte.

Seite 22 Frauen in aller Welt 12/12

Wir Berlinerinnen

Die Schwesterorganisation des LFR Berlin in Sachsen hat wiedereine Vorsitzende: Am 1. Dezember wählte die Frauenkonferenzdie Präsidentin des statistischen Landesamtes Prof. Dr. IreneSchneider-Böttcher mit 98 Prozent zu ihrer neuen Vorsitzen-den. Zu Stellvertreterinnen bestimmt wurden Dagmar Neu-kirch, MdL (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen)und Sandra Gockel (Frauenunion). Wiedergewählte Schatzmeis-terin ist Monika Hageni (Kirchliche Frauenarbeit in der Ev. Luth.Landeskirche). Den LFR-Vorstand komplettieren Dr. Heidi Be-cherer (DGB-Frauen), Elke Blaubach (VdK), Dr. MartinaGroße (LISA) und Ines Vogel (Frauenbildungshaus Dresden).Der LFR Berlin gratulierte herzlich. „Das stimmt optimistischund macht uns zuversichtlich, dass der Landesfrauenrat Sach-sen weiter ein starkes Sprachrohr für die Frauen in Ihrem Bun-desland und im Kanon der Konferenz der Landesfrauenräte ist“,heißt es im Schreiben der Vorsitzenden Regina Seidel. Der LFRSachsen hatte 2011 nur noch eine minimale Landesförderungerhalten. „Aus der Ferne haben wir die frauenpolitische Entwick-lung im Freistaat Sachsen kritisch begleitet. Doch nicht nur beiIhnen geraten Frauenorganisationen und Frauenprojekte an-gesichts immer neuer Sparhaushalte unter Druck. Heute scheintes mir wichtiger denn je, dass sich Frauen zusammentun, umgemeinsam für ihre Rechte zu streiten und für Chancengleichheitund Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen unserer Ge-sellschaft einzutreten. So sind wir froh, dass der LandesfrauenratSachsen als vielfältiges Netzwerk erhalten bleibt, das dieStimmen der Frauen hörbar macht“, betont Regina Seidel.

Neue Öffnungszeiten der LFR-Geschäftsstelle ab Januar 2013:

Montag 12:00 bis 16:00 UhrDienstag und Donnerstag 9.30 bis 16:00 Uhr

Mittwoch und Freitag 9.30 bis 13.30 Uhr

12/12 Aufgespießt Seite 23

Energiespartipps

Der Bund der Energieverbraucherhat sein Handbuch für Energiever-braucher komplett neu gestaltet,aktualisiert und den Preis gesenkt.Das Buch zeigt, wie jede und jederEnergie und Geld effektiv einsparenkann. Dazu gehören etwa die Suchenach dem günstigsten Energieanbie-ter und eine ausführliche Erklärungdes Anbieterwechsels. Aribert Peters,Chef des Bundes der Energiever-braucher, und Leonora Holling, Ener-gierechtsanwältin, haben ihr langjähri-ges Wissen in dem Handbuch zu-sammengefasst. Sie stellen alle Fra-gen von A wie Anschluss ans Ener-gienetz über V wie Versorgungssper-re bis Z wie Zahlungsunfähigkeit un-terhaltsam und verständlich dar. Ent-halten sind Energiespartipps und Hin-weise auf staatliche Unterstützungen,zahlreiche Beispiele und Muster-schreiben. Das 304-seitige Buch kos-tet 12,80 Euro (für Mitglieder des Ver-eins 6,50 Euro) und kann beim Bundder Energieverbraucher auch online aufwww. energieverbraucher.de bestelltwerden.

Sigmaringer Straße 110713 Berlin

www.lfr-berlin.deTelefon: 030/785 70 10

Fax: 030/86 00 88 40Email: [email protected]

Wir wünschen allenMitgliedsorganisationen,Delegierten, Leserinnenund Unterstützerinnen:

Frohe Weihnachten,erholsame Feiertage undeinen guten Rutsch insNeue Jahr!

Möge 2013 ein Jahr mitguten Ideen underfolgreichenProjekten werden!