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Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Profil Öffentliches Management und Soziale Arbeit Wissens- und Technologietransfer an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Projektbericht im Modul „Praxistransfer“ Dr. Claudia Hillinger Osnabrücker Arbeitspapiere zum Hochschul- und Wissenschaftsmanagement Nr. 8 Mai 2006

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Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Profil Öffentliches Management und Soziale Arbeit

Wissens- und Technologietransfer an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Projektbericht im Modul „Praxistransfer“

Dr. Claudia Hillinger

Osnabrücker Arbeitspapiere zum Hochschul- und Wissenschaftsmanagement

Nr. 8

Mai 2006

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Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 3 1.1. Entwicklung des Transfersystems in Deutschland 3 1.2. Ablauf von Innovationsprozessen 4 1.3. Begriffsklärung und Transferformen 5 1.4. Rahmenbedingungen für Aktivitäten im Wissens- und Technologie-

Transfer 6 1.5. Einflussfaktoren und Evaluation des Transfers 7 1.6. Ziele und Aufgaben des Wissens- und Technologietransfers 8 1.7. Organisation des Wissens- und Technologietransfers an Hoch-

schulen und Interaktion mit der Wirtschaft 8 2. Das Innovationssystem Jena 9 3. Forschungsförderung und Forschungstransfer an der Friedrich-

Schiller-Universität Jena (FSU) 9 3.1. Die Friedrich-Schiller-Universität: Daten, Fakten, Zahlen 10 3.2. Forschungsförderung und Forschungstransfer an der FSU Jena -

Abriss der historischen Entwicklung im Spiegel der hochschulpolitischen Zielsetzungen und Motivationen ab 1945 11

3.3. Motivation und Ziele der Hochschule heute 12 3.4. Organisation, Profil und Leistungsspektrum der Transferstelle

an der FSU 13 3.5. Strategische Anbindung der Transferstelle an die Forschung 16 3.6. Finanzielle Steuerung und Anreizsystem für den Wissenstransfer 16 3.7. Transferobjekte, Transfermedien und Indikatoren für die Effizienz

des Wissens- und Technologietransfers 16 3.8. Wissenstransfer aus der Sicht der Transfergeber – Ergebnisse

einer Professorenbefragung in Jena 19 3.9. Transfernehmer, Reichweite der Transferbeziehungen und

Fördermodelle 20

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3.10. Hemmnisse, Limitierungen und Abhängigkeiten eines effektiven

Transfers 21 4. Perspektiven 22 5. Schlussbemerkungen 25 6. Danksagung 25 7. Literaturverzeichnis 26

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1. Einleitung In den Wirtschaftswissenschaften wurde der Begriff Innovation in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem durch J. A. Schumpeter (1961) geprägt. Er fasste darunter die Entwicklung, Erzeugung und Durchsetzung neuer Produkte und Produktqualitäten, neuer Herstellungsverfahren und neuer Methoden der Organisation und des Managements sowie institutionelle Änderungen. Der Technologietransfer, das heisst die Weitergabe von tech-nischem und technologischem Wissen – zwischen Universitäten, Erfindern, Forschungseinrichtungen und Unternehmen - für die Anwendung in Produk-tionsprozessen, gewann an Bedeutung. 1.1. Entwicklung des Transfersystems in Deutschland

In der Hochschulforschung ist der Transfer von Methoden und Ergebnissen in die Industrie keine neuzeitliche Erscheinung, in den Technik- und Ingenieur-wissenschaften hat er eine bis ins 19. Jahrhundert reichende Tradition.1 Neu dagegen sind die gestiegenen Ansprüche, die aus Politik, Wirtschaft und öffentlicher Meinung an die Hochschulen gerichtet werden. Angesichts aktu-eller Probleme und der weithin akzeptierten Schlüsselstellung von Wissen-schaft, Forschung und Technologie für die wirtschaftliche und gesellschaft-liche Entwicklung wird von den Hochschulen ein grösserer Beitrag zur Be-wältigung des Strukturwandels und zur Verbesserung der Chancen der deutschen Wirtschaft im internationalen Wettbewerb erwartet. Seit etwa 1970 entwickelte sich angesichts des Trends zur Massenuniversität bei gleichzeitig abnehmender Finanzkraft der Länder eine Legitimationskrise der Hochschu-len. Es entstand daraus u.a. eine lebhafte Debatte zum “Umsetzungsdefizit” zwischen Wissenschaft und Industrie. Ein Ausgangspunkt für technologie-politische Initiativen waren im Jahr 1977 die Feststellungen und Empfeh-lungen der “Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel”, die den Technologietransfer als ein wichtiges Instrument zur Intensivierung von Inno-vationstätigkeiten betrachtete. Die Kommission sah den Lösungsansatz darin, dass “Beratungsdienste entwickelt (werden), um die Verbindung zwischen pri-vaten und staatlichen Forschungseinrichtungen einerseits und mittleren und kleinen Unternehmen andererseits zu verbessern.” Dem 1977 vorgestellten Konzept der Kommission lag ein deutlich spin-off-orientiertes Verständnis des Wissens- und Technologietransferprozesses zu-grunde, d.h. man ging davon aus, dass am Beginn ein Bestand wissenschaft-licher Forschungsergebnisse steht, für dessen Nutzung kommerzielle Anwen-dungen bzw. innovative Unternehmen gefunden werden müssen. Der Trans-ferprozess wurde demzufolge in fünf Phasen eingeteilt: - Aufarbeitung der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zur

praktischen Verwertbarkeit - Dokumentation und gezielte Verbreitung - Erkennen eines Bedarfs durch Ermittlung oder Anfrage

1 Vgl. Wagner 1990.

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- Betriebswirtschaftliche, juristische und technologische Information und Beratung mit anschliessender Vermittlung und Organisation durch die Fachberatung

- Fachberatung des Know-How-Gebers zur Anwendung der transferierten Technologie

Die Schritte 2 bis 5 sollten dabei von Technologietransfereinrichtungen über-nommen werden. Diese Konzeption wurde von der Politik adaptiert, in der Folge wurden von Bund und Ländern eine Vielzahl von Transferstellen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch an Industrie- und Handelskammern, errichtet. Zusammen mit Gründerzentren, Transfernetz-werken entstanden bis zum Jahr 2000 über 1000 Intermediäre. In Deutschland, wie auch in anderen führenden Industrienationen, findet seitdem ein lebhafter Diskurs statt, wie ein effizienter Wissens- und Techno-logietransfer von öffentlichen Forschungseinrichtungen zu privaten Unter-nehmen erreicht werden könnte. Obwohl mittlerweile vielfältige Massnahmen zur Intensivierung des Technologietransfers vorgeschlagen und auch reali-siert wurden (s.o.), ist vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung wis-sensbasierter Technologien, der Verschärfung des technologischen Wettbe-werbs, der Beschleunigung von Produktlebenszyklen und der Verteuerung moderner Forschung die Debatte über Stand und Verbesserungspotential in jüngster Zeit wieder aufgelebt: die Beziehungen Hochschule – Wirtschaft sind zum Gegenstand wirtschafts-, forschungs- bzw. hochschulpolitischer Diskus-sion und Förderungsmassnahmen avanciert. Die Standortdebatte der 90er Jahre beinhaltete eine generelle, zunehmende Ökonomisierung der Anfor-derungen an alle Institutionen der Wissenschaft. Damit waren auch die Uni-versitäten gefordert, ihre ökonomische Legitimation im Transfersystem Deutschland nachzuweisen. In diesem Prozess wurde denn vermehrt auch die Frage gestellt, ob die Transfereinrichtungen ihrer primären Aufgabe, den Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu initiieren oder zu unterstützen, mit der notwendigen Effizienz gerecht werden. Im Folgenden sollen zunächst einige grundlegende Begriffe und Prozesse theoretisch erörtert werden, die eng mit dem Verständnis von Wissens- und Technologietransfer korreliert sind. Am Beispiel des Büros für Forschungs-förderung und Forschungstransfer der Friedrich-Schiller-Universität Jena sollen dann konkrete Fragen der Umsetzung in der Praxis, der Ausgestaltung, Effizienzmessung und Evaluation einer Transferstelle dargestellt werden. 1.2. Ablauf von Innovationsprozessen

Die Frage, wie Wissens- und Technologietransfer wirksam werden kann, ist eng verknüpft mit den Vorstellungen über den Ablauf des Innovationsprozes-ses. Zu Beginn der Diskussion in den 1970ern herrschten Modelle eines line-aren Prozesses vor, bei denen die Phasen Grundlagenforschung, ange-wandte Forschung, Entwicklung und Markteinführung aufeinander folgen (Schmoch 2000). Sie wurden zunehmend abgelöst von zirkulären Modellen, bei denen die strikte Phasenabfolge aufgehoben wurde: der Anstoss kann

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dabei durchaus aus der Grundlagenforschung stammen, die weiteren Inno-vationsimpulse werden jedoch über die Marktentwicklung gesteuert. Dieses Modell zeigt, dass auch von Nachfrageseite wichtige Anschübe ausgehen (Roy, Cross 1989). Rekursive Modelle, wie sie erstmals von Kline und Rosen-berg 1986 konzipiert wurden, basieren auf der Vorstellung – die auch empi-risch verifiziert ist -, dass es im Innovationsprozess keine sequentiellen Abfol-gen punktueller, unidirektionaler Ereignisse gibt, sondern diese rekursiv mit-einander vernetzt sind, so dass die einzelnen Phasen des Innovationspro-zesses mehrfach durchlaufen werden können. Dies bedeutet konkret, dass der Wissenstransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen häufig durch längerfristige, wechselseitige und z.T. sehr komplexe Prozesse gekennzeichnet ist. Der wesentliche Nachteil dieses Modells besteht darin, dass zeitliche Abläufe nicht erfasst werden und die Interaktion zwischen Forschungseinrichtung und Unternehmen nicht explizit thematisiert wird. Um klarere Strukturen hervorzuheben wurden Interaktionsmodelle entwickelt, bei denen die Arbeiten von Forschung und Unternehmen parallel verlaufen und ein ständiger, wechselseitiger Austausch besteht (Schmoch 2000). Die ver-schiedenen Phasen der Innovation lassen sich nicht mit Forschungstypen wie Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Entwicklung gleich-setzen, vielmehr gibt es in jeder Innovationsphase alle Typen parallel, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung 1.3. Begriffsklärung und Transferformen

Bei dem Begriff “Technologietransfer” besteht in der Literatur kein einheit-liches Verständnis. In der Regel wird darunter mehr als die Bereitstellung materieller Artefakte gefasst, vielmehr spielt die Vermittlung von technologie-orientiertem Wissen eine erhebliche Rolle, so dass der Begriff des “Wissens- und Technologietransfers” den Sachverhalt besser beschreibt. Wird die wesentliche Aufgabe einer Forschungseinrichtung in der Grundla-genforschung gesehen, wie es in den linearen Modellen der Fall ist, so be-steht der Transfer zu Unternehmen vornehmlich in Spin-offs, also in der Über-führung zufälliger Ergebnisse der Grundlagenforschung, die sich als anwen-dungsrelevant erweisen. In einer breiteren Perspektive des Wissens- und Technologietransfers ist jedoch eine Vielzahl von direkten und indirekten Transferformen möglich: Auftragsforschung Kooperationsforschung Gutachten Beratungen Drittmittelförderung, Wissenschafts-Sponsoring Publikationen Informelle Treffen und Telefonate Fachdiskussionen Konferenzen, Seminare Vorlesungen von Unternehmensmitarbeitern an Hochschulen Personalmobilität

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Ausbildung von Fachkräften, Hochschulabsolventen in Unternehmen Gemeinsame Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten Spin-offs Patente, Lizenzen Messebeteiligungen Gremien- und Ausschussarbeit Unternehmensgründungen aus wissenschaftlichen Einrichtungen Nutzung technisch-wissenschaftlicher Einrichtungen oder Infrastruktur Keines dieser Transferobjekte ist ein optimales Instrument, das andere Formen überflüssig machte. Die Transfermechanismen greifen ineinander, was eine Bewertung des Wissens- und Technologietransfers erheblich erschwert. In der Literatur zur Wissenstheorie befasst sich eine wichtige Debatte mit dem Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen (Reinhard 2001). Demnach lässt sich nur ein Teil des Wissens in expliziter Form darstellen, z.B. als Publikation oder Datei, was insbesondere auch für technologisches Wissen zutrifft. Zum Verständnis einer Technologie ist in erheblichem Masse implizites Wissen nötig, das personengebundenes, informelles Know-How (tacit knowledge) umfasst, welches nicht oder nur schwer in eine kodifizierte Form zu bringen und deshalb auch schwer transferierbar ist. Die Literatur spricht auch von inkorporiertem Wissen und bezieht das in Artefakten ent-haltene Wissen mit ein (Schmoch 2000). In dieser Sichtweise ist Technolo-gietransfer immer Wissenstransfer. Der Transfer von implizitem Wissen er-fordert den direkten Kontakt zwischen einzelnen Personen; Transferformen wie z. B. Kooperationsforschung, informelle Treffen sind hier besonders wirksam.

1.4. Rahmenbedingungen für Aktivitäten im Wissens- und

Technologietransfer Im Bereich der öffentlichen Forschung werden die Aktivitäten des Wissens- und Technologietransfers einerseits von der Nachfrage nach dem an der Ein-richtung produzierten und angebotenen Wissen durch Unternehmen be-stimmt, andererseits besitzen öffentliche Forschungseinrichtungen auch unterschiedliche Potentiale für Transferaktivitäten, die als eine Funktion der strukturellen Rahmenbedingungen abgebildet werden können. Zu den Rah-menbedingungen zählen Forschungs- und Fachstruktur, die Grösse und Per-sonalstruktur einer Einrichtung sowie die Wettbewerbsstruktur. Sie beeinflus-sen zum einen die Ressourcen, die der Wissenschaft für den Transfer mit der Wirtschaft zur Verfügung stehen (z.B. technisches Personal, Ausstattung), zum anderen setzen sie unterschiedliche Anreize für ein Engagement im Transfer. Die Nutzung dieses Potentials hängt stark von der Transferfähigkeit (vor allem Charakteristika der involvierten Personen) als auch von der Trans-fermotivation (Anreize, Hemmnisse) innerhalb einer Organisation ab.

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1.5. Einflussfaktoren und Evaluation des Transfers Angesichts der komplexen Situation ist eine Betrachtung der Einflussfaktoren des Wissens- und Technologietransfers sinnvoll. Bozemann (2000) schlägt ein Modell des Technologietransfers vor, in dem als die wichtigsten Parame-ter Transfer-Geber, Transfer-Nehmer, Transfer-Objekte, Transfermedien und Nachfrageumgebung benannt sind.

Abb. 1: Technologietransfermodell modifiziert nach Bozemann (2000) Das Modell zeigt mehrere Konzepte zur Evaluation auf, die jeweils unter-schiedliche Dimensionen des Transfers erfassen. Im einfachsten Fall wird der Transfererfolg an der Anzahl der Transferereignisse bemessen. Dieses Ver-fahren hat den Vorteil der leichten Quantifizierbarkeit, erlaubt jedoch keine Aussage über die Qualität des Transfers. Weitergehende Evaluationen ziehen auch den Markterfolg bzw. die ökonomische und politische Wirkung in Be-tracht. Humankapital-Ansätze zielen auf den wichtigen Aspekt des Transfers von Wissen über “Köpfe” ab bzw. auf die Verbesserung und Vermehrung des Wissensbestandes. Sie lassen sich beispielsweise über Indikatoren wie Hoch-schulabsolventen in der Industrie quantifizieren. Bei den Kosten-Nutzen-Über-legungen geht es darum abzuschätzen, ob eine Kooperation Wissenschaft-Unternehmen vorteilhaft ist gegenüber anderen Möglichkeiten der Wissens-beschaffung. Generell ist jedoch zu konstatieren, dass die Evaluation von Aktivitäten im Transfersystem häufig daran scheitert, dass die Transfer-produkte nicht oder nur schwierig zu quantifizieren sind (z.B. im Bereich des impliziten Wissens, s.o.) und viele Indikatoren, wie Anzahl der Patente oder

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Publikationen, nur ein unzureichendes Bild des tatsächlichen Wissens- und Technologietransfers vermitteln. 1.6. Ziele und Aufgaben des Wissens- und Technologietransfers Der direkte Austausch von Wissen und Technologie zwischen potentiellen Transfergebern und potentiellen Transfernehmern wird durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt, die dazu führen, dass aus einer reinen Marktallo-kation keine aus gesamtwirtschaftlicher Sicht effizienten Ergebnisse resul-tieren. Hierzu zählen u. a. Informationsasymmetrien über Technologieangebot bzw. -nachfrage und damit hohe Such- und Transaktionskosten beim Wis-senstransfer, hohe Unsicherheiten über die Erträge einer Akquisition externen Wissens. Gerade auch beim Austausch impliziten Wissens, der durch Verträ-ge allein kaum effizient gestaltet werden kann, spielen Vertrauen und koope-rative Arrangements eine wichtige Rolle. Um dieses “Marktversagen” zu kom-pensieren und Rahmenbedingungen für einen effizienten Austausch zu schaffen, müssen Transferbarrieren abgebaut werden. Ein Instrument dafür sind intermediäre Einrichtungen wie Transferstellen, deren Aufgabenspektren sich aus den verschiedenen Formen des Marktversagens ergeben. Diese Aufgaben kann der wissenschafts- oder wirtschaftsnahe Intermediär in der Funktion eines Promoters erfüllen, indem er wichtige Hilfestellungen im Rahmen eines Relationship-Managements ausübt – z.B. durch Anbahnung von Kontakten, Durchführung von Informationsveranstaltungen, Organisation transferorientierter Aus- und Weiterbildungen für Unternehmen, Vermittlung von Personal (Praktikanten, Diplomanden etc.). Im direkten Transfer benö-tigen Wissenschaftler wie Unternehmen spezifische Unterstützung, häufig in rechtlichen, administrativen oder organisatorischen Fragen. In diesem Bereich kommt wissenschaftsnahen Intermediären die Rolle eines Supporters zu, der Dienstleistungen z.B. beim Abschluss von Verträgen, in der Public-Relations-Arbeit oder Patentverwaltung anbietet.

1.7. Organisation des Wissens- und Technologietransfers an Hochschulen und Interaktion mit der Wirtschaft

Betrachtet man die institutionelle Organisation des Wissens- und Technolo-gietransfers so lassen sich drei grundlegende Ansätze unterscheiden: der internalistische, der externalistische und der integrationistische (Stankiewicz 1986). Die internalistische Lösung setzt in erster Linie auf eine interne Veränderung der Strukturen an Hochschulen, etwa durch den Abbau bürokratischer Hemm-nisse, die Einrichtung neuer, technologie-orientierter Institute oder die ver-stärkte Förderung von technologiefokussierten Programmen, wie z. B. die BMBF-geförderte Verbundforschung. Das internalistische Modell verfolgt die Idee, dass die einmal initiierte Interaktion zwischen Hochschule und Industrie in einem sich selbst verstärkenden Prozess zunimmt und sich die For-schungsschwerpunkte der Universitäten dadurch allmählich verändern.

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Bei der externalistischen Lösung wird eine klare Aufgabentrennung zwischen Universität und Industrie favorisiert. Es wird die Etablierung externer Schnitt-stellen-Einrichtungen, Transferstellen, empfohlen, die das Wissen der Hoch-schule absorbieren und transferieren sollen und das wesentliche Element des Transfers respräsentieren. Der integrationistische Ansatz geht davon aus, dass sich Hochschulen auf-grund der Rigidität bestehender Strukturen nicht grundlegend wandeln. Es wird der Aufbau von Universitäten eines ganz neuen Typs vorgeschlagen, in denen die Entwicklung technologischer Konzepte und der Technologietransfer zentrale Rollen spielen. 2. Das Innovationssystem Jena Die Region Jena steht seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 als Paradebeispiel für eine prosperierende ökonomische Entwicklung einer ost-deutschen Region aus der Planwirtschaft des DDR-Systems heraus. Die der Region innewohnende Innovationskraft, eingebettet in eine von Schott und Zeiss geprägte Industrietradition und einen traditionell starken Universitäts-standort, scheint der wesentliche Erfolgsfaktor zu sein. Historisch bedingt dominieren die Wirtschaft Branchen der Feinmechanik, Optik und Optoelek-tronik, Lasertechnik aber auch der Medizin- und Messtechnik; diese Wirt-schaftsbereiche lassen sich in ihrer Tendenz vor allem den wissensintensiven Branchen zuordnen. Um wenige grosse Betriebe herum haben sich in den vergangenen Jahren viele kleine innovative Firmen angesiedelt, wobei die Hersteller von Investitionsgütern und Anbieter von Dienstleistungen dominie-ren. Für das innovative Klima in Jena sind Universität, Fachhochschule und die Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, Wilhelm-Gottfried-Leibniz, Max-Planck-Gesellschaft) von überragender Bedeutung (Cantner, Fornahl, Graf 2003). Gerade sie haben vermutlich einen grossen Einfluss auf die Inno-vationskraft und damit Wettbewerbsfähigkeit des Clusters Jena, nicht zuletzt aufgrund des Humankapital-Faktors (Menzel 2003). Vielfältige Kooperations-beziehungen und Netzwerke zwischen den Unternehmen der Region und den diversen universitären und ausseruniversitären Forschungseinrichtungen tra-gen zur Leistungsfähigkeit des Innovationssystems bei: so ergab eine Unter-nehmensbefragung, dass 72% der angesprochenen Unternehmen der Region mit einer Forschungseinrichtung aus Jena zusammenarbeiten (Cantner, Helm, Meckl 2003). Zwei Gründerzentren, diverse Cluster-Initiativen, geför-dert vom Land Thüringen und BMBF, runden das Bild ab. Der Transfer von Wissen und technologischem Know-How spielt in diesen Netzwerken eine entscheidende Rolle. 3. Forschungsförderung und Forschungstransfer an der Friedrich-

Schiller-Universität Jena Cluster implizieren Verbindungen und Komplementarität zwischen den ein-zelnen Netzwerksteilnehmern, so dass ein Spill-Over von Technologien, Wis-sen, Informationen, Marketingkenntnissen und Kundenbedürfnissen erreicht

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wird. Einer der wichtigsten und grössten Partner in Jena im Bereich der Forschung stellt die Friedrich-Schiller-Universität (FSU) dar. 3.1. Die Friedrich-Schiller-Universität: Daten, Fakten, Zahlen Die Friedrich-Schiller-Universität ist eine Volluniversität, ausgestattet mit den folgenden 10 Fakultäten: Theologische Fakultät Rechtswissenschaftliche Fakultät Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Philosophische Fakultät: Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften Fakultät für Mathematik und Informatik Physikalisch-Astronomische Fakultät Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät Biologisch-Pharmazeutische Fakultät Medizinische Fakultät Ingenieurwissenschaften sind an der FSU nicht vertreten. Beschäftigte: Insgesamt sind an der Kernuniversität rund 2150 Mitarbeiter beschäftigt, da-von etwa 1000 im wissenschaftlichen Bereich. Dazu kommen rund 4000 Be-schäftigte in der Medizin. An der Kernuniversität sind 270 Professoren tätig, in der Medizin 71. Der Anteil an Drittmittelbeschäftigten in der Kernuniversität beträgt ca. 25% bezogen auf die Gesamtzahl der Mitarbeiter, in der Medizin rund 12%. Studierende: Die Gesamtzahl der Studierenden stieg von knapp 5000 im Wintersemester 1989/90 auf über 20000 im Wintersemester 2005/06, wobei der grösste Anteil an Studierenden auf die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften entfällt. Die Theologische Fakultät ist mit 140 Hauptfachstudierenden die kleinste. Der Anteil der ausländischen Studierenden insgesamt beträgt 4,8%. Im Jahr 2004 beendeten 1490 Studierende erfolgreich ihr Studium, es wurden 381 Promotionen und 52 Habilitationen abgeschlossen. Forschung: Die Universität ist an einer Vielzahl von Sonderforschungsbereichen und Gra-duiertenkollegs beteiligt, Wissenschaftler sind mit 50 Teilprojekten in über 20 Schwerpunktprogrammen integriert. Budget: Die Universität verfügt über ein jährliches Gesamtbudget für Forschung in Höhe von 150 Mio. Euro (inklusive der Drittmittel), im Schnitt wirbt sie jährlich etwa 50 Mio. an Drittmitteln ein.

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Nationale und internationale Beziehungen: Zur Zeit ist mit 57 Universitäten in 17 europäischen und 9 aussereuropäi-schen Ländern vertraglich eine Zusammenarbeit geregelt, mit 8 Universitäten bestehen förmliche Partnerschaften. Seit 1992 gehört die Universität der Coimbra-Gruppe an, einer Vereinigung traditionsreicher europäischer Univer-sitäten, die sich die Förderung der akademischen Zusammenarbeit auf allen Gebieten zum Ziel gesetzt hat. Mit 205 europäischen Universitäten wurde im Rahmen des SOKRATES-Programmes der Austausch von Studierenden und Lehrenden vereinbart. Alle Angaben beziehen sich auf den Zeitraum bis 31.12.2004, falls nicht anders indiziert. 3.2. Forschungsförderung und Forschungstransfer an der FSU Jena -

Abriss der historischen Entwicklung im Spiegel der hochschulpolitischen Zielsetzungen und Motivationen ab 1945

In der DDR war eine starke Verzahnung von Grundlagenforschung und an-wendungsorientierter Forschung erklärtes politisches Ziel - die Universitäten waren zu engen Kooperationen mit der Industrie aufgefordert und trugen dieser Vorgabe auch in starkem Umfang strukturell und organisatorisch Rechnung.

An der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hatte das Direktorat für For-schung die Funktion einer Transferstelle inne mit einem hohen Stellenwert innerhalb der Leitungshierarchie der Universität. Mit den hochschulpolitischen Massgaben Grundlagenforschung in praxisrelevante Forschung zu überfüh-ren sowie Auftragsforschung für die Industrie zu betreiben, und dadurch letzt-endlich die Aufwendungen für die Grundlagenforschung zu legitimieren, war es erklärtes Ziel der Universität, langfristige Unternehmenskooperationen ein-zugehen. Ausgehend von einer Prognose und Machbarkeitsstudie zum For-schungsvorhaben erfolgte die Umsetzung, unter massgeblicher Beteiligung des Direktorats für Forschung, planwirtschaftlich in mehreren Leistungsstufen: - Die Grundlagenforschung G1 – G4 war im universitären Forschungsbereich verankert - Die Prüfung der Anwendbarkeit in den Anwendungsstufen A1 - A4 erfolgte zum Teil noch an der Universität, wobei Stufe 4 in der Regel dann bereits in den Unternehmen durchgeführt wurde - Die Entwicklungsstufen E1 - E4 in den Kombinaten führten zur Fertigung eines Prototyps

Die Beplanung erfolgte innerhalb der Universität in den jeweiligen Sektionen in Abstimmung mit den beteiligten Unternehmen, die Konzepte wurden dann zu einem Forschungs-Hochschulplan zusammengefügt, der vor dem zustän-digen Ministerium verteidigt werden musste. Die erzielten Einnahmen waren mit ausschlaggebend auch für die Bewilligung von Mitteln für die Grundlagen-forschung.

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Im Wechselspiel zwischen Praxis und universitärer Forschung waren die Jenaer Kooperationsvereinbarungen beispielhaft für die Beziehungen zwischen ostdeutschen Universitäten und Unternehmen. Die Friedrich-Schiller-Universität hatte die höchste Industriebindung im Osten und warb jährlich bis zu 60 Mio. DDR-Mark durch gemeinsame Forschungsvorhaben mit der Industrie ein. Einer der wichtigsten regionalen Partner war das Kombi-nat Carl Zeiss, dessen Aufträge allein mit durchschnittlich 40 Mio. DDR-Mark jährlich zu Buche schlugen. Die Kooperation mit Industrieunternehmen hatte für die Universitäten neben der Einwerbung von “Drittmitteln” auch den Vor-teil, dass Geräte, die sonst nur gegen Devisen erhältlich waren, über diese Unternehmensbeziehungen zu beschaffen waren.

Darüberhinaus war die FSU, bedingt durch Devisenknappheit und den systemimmanenten Schwierigkeiten beim Erwerb benötigter Materialien und Geräte aus dem Ausland, auch selbst kommerziell tätig. In den Planteilen “Wissenschaftlicher Gerätebau”, “Bio- und Feinchemikalien” und “Software” wurden eigene Produkte für den ostdeutschen Markt und dabei vorwiegend für die Hochschulen entwickelt und gefertigt, mit dem Verkauf konnten im Durchschnitt pro Jahr 4 Mio. DDR-Mark realisiert werden.

Aus diesen Beispielen lässt sich auch die grosse Bedeutung ableiten, die das Direktorat für Forschung bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1989 hatte. Mit der Umstrukturierung der Friedrich-Schiller-Universität in den Jahren nach der Wende wurde das Direktorat für Forschung aufgegliedert, der Personalbestand deutlich reduziert und Teile in das heutige Büro für For-schungsförderung und Forschungstransfer überführt. Im Jahr 2004 fand an der Universität eine Neuausrichtung statt in dem Sinne, dass ein neuer Rektor gewählt wurde und auch die Leitung des Büros für For-schungförderung und Forschungstransfer neu besetzt wurde. Mit z.B. der Gründung einer “Allianz für Forschung” unter Federführung des Rektorats, die die Leitungen der Jenaer Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu re-gelmässigen Gesprächsrunden zusammenbringt, wurden seitdem wichtige strategische Impulse gesetzt und der Wissens- und Forschungstransfer an der Universität gewinnt wieder einen neuen Stellenwert. Das Büro für For-schungsförderung und Forschungstransfer ist in diesen Prozess eingebunden und befindet sich in einer Phase der Neudefinition und Schärfung des Profils. Die Stelle der Bereichsleitung “Messen/Ausstellungen” blieb nach dem altersbedingten Ausscheiden der Mitarbeiterin 2 Jahre vakant und wurde erst im April 2005 mit der Neuausrichtung auf ein breiteres Aufgabenfeld “F&E-Marketing” neu besetzt.

3.3. Motivation und Ziele der Hochschule heute

Das Thüringer Hochschulgesetz besagt in §4 (9) “Aufgabe der Hochschulen ist auch Wissens- und Technologietransfer.” §31 definiert die Aufgaben der Forschung in den Hochschulen weitergehend dahin, dass Forschung dem Gewinn neuer Erkenntnisse dient. Die Universität greift dies auf: obwohl bislang nicht in Form eines dezidierten Leitbildes ausformuliert, ist es

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dennoch ein erklärtes Ziel der Friedrich-Schiller-Universität Jena, ihre breit-gefächerten Ressourcen effektiv und leistungsorientiert sowohl für die För-derung der eigenen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit als auch im Rah-men ihrer Möglichkeiten als Dienstleister vor allem im Freistaat Thüringen zur Stärkung und Entwicklung der Bereiche Wissenschaft, Forschung, Aus- und Weiterbildung, Wirtschaft, Patente und Schutzrechte und qualifizierte medizi-nische Betreuung zur Verfügung zu stellen. Diese Ziele sieht man in der Nachfolge von Schott, Zeiss und Abbe unter dem Motto “Innovation ist Tra-dition”. Motivation der Universität ist es, “technology scouting” zu betreiben, das vorhandene Wissen zusammenzufügen und zu Forschungs- und Koope-rationsvorhaben zu verdichten. In diesem Prozess betrachtet die Universitäts-leitung das Büro für Forschungsförderung und Forschungstransfer als uner-lässliches Serviceangebot für die Wissenschaft bei der Umsetzung in kon-krete Projekte. Dabei steht als Aufgabe weniger die reine Administration und Verwaltung im Vordergrund als vielmehr der Aufbau eines effizienten Wissen-schaftsmanagements. Dies soll im Wesentlichen auf drei Ebenen erfolgen: - Auf Ebene der Wissenschaft soll gezielt der Nachwuchs, verbunden mit Projektförderung, weitergebildet werden (PRO-WIN-Programm der FSU). - Es sollen verstärkt Drittmittel aus nationalen und internationalen Förder- programmen eingeworben werden. - Mit Industrieunternehmen sollen in langfristigen Kooperationsverein- barungen strategische Allianzen gebildet werden. 3.4. Organisation, Profil und Leistungsspektrum der Transferstelle an

der FSU

Mit der Etablierung des Büros nach 1989 wurde zumindest in organisatori-scher Hinsicht die historisch enge Anbindung an Universitätsleitung und For-schung aufgehoben, das Büro für Forschungsförderung und Forschungstrans-fer ist heute der Universitätsverwaltung angegliedert und in Fach- und Dienst-aufsicht dem Kanzler der FSU unterstellt. Das Büro verfügt bis auf den Be-reich Messen und Ausstellungen über kein eigenes Budget, die Mittel werden bedarfsorientiert nach Verhandlung bzw. Absprache mit dem Kanzler bereit gestellt. Das Büro wirbt selbst aktiv Drittmittel ein, z.B. bei der Unterstützung von EU-Antragstellungen in der Region Thüringen im Auftrag des Thüringer Kultusministeriums.

Zur Erfüllung der in 3.3 dargelegten Aufgaben bietet das Büro ein umfangreiches Spektrum an Leistungen an: - Direkte Transferleistungen: Partnersuche, Kontaktanbahnung - Beratungsleistungen: Rechtsberatung, Vertragsgestaltung, Gründungsbe- ratung - Informationsleistungen: Datenbanken, Patent- und Datenbankrecherchen, Organisation von Veranstaltungen - Qualifizierungsleistungen: Weiterbildungsangebote, Organisation von Workshops - Sonstige Dienstleistungen: regionale Koordinierungsaufgaben, Unter-

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stützung des Projektmanagements von europäischen Verbundprojekten

Im einzelnen bearbeitet das Büro mit insgesamt 8 Mitarbeitern (4 Wissen-schaftlichen Mitarbeitern, 3 Sachbearbeiterinnen und 1 Sekretärin) die folgen-den Aufgabenbereiche, die in drei übergeordneten Sachgebieten gebündelt sind, wobei der Schwerpunkt des Hochschulinteresses eindeutig auf der Ein-werbung von Drittmitteln liegt: Büroleitung Forschungsförderung (national – international) - Forschungsförderung aus öffentlichen Mitteln (insbesondere DFG) - Organisation und Durchführung von Informationsveranstaltungen zur Forschungsförderung - Beratung zu und Betreuung von Antragstellungen in internationalen Forschungsförderprogrammen (insbesondere EU-Programme) - Betreuung bei Vertragsverhandlungen mit der Europäischen Kommission - administrative Unterstützung bei der Durchführung von EU-Projekten Sachgebiet Nationale Forschungsförderung und –transfer - Beratung zu und Betreuung von Antragstellern im Bereich öffentliche Geld- geber (BMBF,Bundes- und Landesministerien, Stiftungen) - Forschungsförderung aus öffentlichen Mitteln (insbesondere DFG) Unterstützung der Zusammenarbeit mit Unternehmen (Vermittlung von Stellenangeboten, Weiterleitung von Praktikanten- und Diplomandenwünschen, Unterstützung von Kooperationsvorhaben) - Beratung und Betreuung von Existenzgründern der FSU - Vertragsvorbereitung - Projektassistenz für die Durchführung von europäischen Projekten

Sachgebiet Schutzrechte und Lizenzen Das Sachgebiet leistet mit einem Patentassessor und einer Mitarbeiterin für Schutzrechte und Lizenzen Unterstützung bei der - Sicherung von Forschungsergebnissen - Anmeldung, Durchsetzung und Verteidigung von Schutzrechten - Verhandlung von Kooperations- und Lizenzverträgen - Sicherung und Verwertung von Patenten - Fragen zum Arbeitnehmererfindungsgesetz - patentamtlicher Hinterlegung - Überwachung von Schutzrechten und Lizenzverträgen - Patent- und Lizenzstatistik - Veranlassung von Zahlungen und Rechtsfristen-Überwachungen

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Sachgebiet F&E-Marketing Das Sachgebiet versteht sich als Dienstleister sowohl für die Hochschule als auch die Wirtschaft. Als Service für die Hochschule bietet es an: - Koordination der Messebeteiligungen der Universität Jena und der Thüringer

Hochschulen am länderübergreifenden Gemeinschaftsstand „Forschung für die Zukunft“

- Repräsentation der Universität Jena und der Thüringer Hochschulen im Bundesarbeitskreis „Hochschul-Messewesen“ - Vorbereitung von Messe- und Ausstellungsauftritten - Standleitung auf Messen- Beratung von Ausstellern vor, während und nach Messen - Unterstützung bei der Gestaltung und Anfertigung von Postern sowie Ausstellungsmaterialien - Unterstützung der Wissenschaftler bei der Recherche und Kontakt- herstellung zu potenziellen Projektpartnern in der Wirtschaft - Konzeptionelle und organisatorische Leitung sowie Unterstützung univer- sitärer Veranstaltungen - Betreuung des Transferkatalogs Als „Wunschbox“-Service für die Wirtschaft offeriert das Sachgebiet folgende Leistungen:

- Vermittlung von Stellenangeboten - Weiterleitung von Praktikanten- und Diplomandenwünschen - Unterstützung bei der Ideenfindung von Projekten - Recherche und Kontaktherstellung zu potenziellen Projektpartnern an der Universität - Beratung bzgl. Projektförderung - Information über Forschungs- und Transferleistungen der Universität - Organisation gemeinsamer Messeauftritte und Ausstellungen - Vorbereitung von Firmenpräsentationen an der Universität In der praktischen Abwicklung von Aufgaben sind die einzelnen Sach- und Leistungsgebiete eng miteinander verzahnt, sie weisen eine Vielzahl von Schnittstellen und Überlappungen auf. Schnittstellen existieren auch zu anderen Bereichen der Universität, so gibt es enge Verbindungen zum Rechtsamt, zum Finanzdezernat und besonders auch zum Referat für Öffentlichkeitsarbeit, mit dem eine Vielzahl an Projekten und Veröffentlichungen gemeinsam betreut wird. Das SG Schutzrechte und Lizenzen kooperiert zudem eng mit Patentinformationsstellen, die in drei Fakultäten, nämlich den Fakultäten für Mathematik und Informatik, Chemie- Geowissenschaften sowie Biologie-Pharmazie, eingerichtet wurden, um for-schungsnah auf Seiten der Wissenschaft die inhaltliche Bewertung von Pro-jektergebnissen vorzunehmen. Die Patentstelle im Transferbüro wird invol-viert, sobald eine rechtliche Behandlung der Ergebnisse in Form von Verträ-gen oder Schutzrechten ansteht.

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3.5. Strategische Anbindung der Transferstelle an die Forschung Obwohl organisatorisch in der Administration angesiedelt (siehe 3.4.) nimmt das Büro für Forschungsförderung und Forschungstransfer eine Reihe von wichtigen Aufgaben an der Schnittstelle zur Universitätsleitung wahr. So ist die Büroleiterin - assoziiertes, nicht stimm-berechtigtes Mitglied der Senatskommission For- schung in der FSU - auf Wunsch des Rektors Vertreterin der FSU als Mitglied in der Arbeits- gruppe Wirtschaft-Hochschule bei BDA und Hochschulrektorenkonferenz - Mitglied der Coimbra-Arbeitsgruppe. Zum Prorektorat für Forschung besteht eine enge Beziehung auf der operativen Arbeitsebene.

3.6. Finanzielle Steuerung und Anreizsystem für den Wissenstransfer

An der FSU wurde in den vergangenen Jahren, mit der Medizin in der Vorrei-terrolle, das System der leistungsorientierten Mittelvergabe eingeführt. Der Prozess wurde top-down in Gang gesetzt und war zunächst von grossem Widerstand innerhalb der Fakultäten begleitet. Der bottom-up-Prozess ist noch nicht beendet, die Verhandlungen mit den Fakultäten zum Abschluss von Zielvereinbarungen und Festlegung von Indikatorsystemen sind noch im Gange. Das Grundkonzept sieht eine Vergabe der Mittel auf verschiedenen Zielebenen vor:

Im Rahmen der Profilbildung werden top level research areas identifiziert und dafür Programmbudgets vergeben. Die profilgebenden Programme werden mit den Schwerpunkten innerhalb der Fakultäten abgestimmt. Kleine Fachbereiche oder Fächer, die im Profil der Volluniversität dennoch wichtig sind, sollen mit Basisbudgets ausgestattet werden. Einzelforschung ausserhalb der erklärten Forschungsschwerpunkte soll im Verhandlungsverfahren zeitlich befristet aufgrund von Zielvereinbarungen finanziert werden. Als Indikatoren werden in unterschiedlichen Gewichtungen nach Fachrichtung Publikationen bzw. Drittmittel diskutiert.

3.7. Transferobjekte, Transfermedien und Indikatoren für die Effizienz des Wissens- und Technologietransfers

Da das Büro für Forschungsförderung und Forschungstransfer nicht über ein eigenes Budget verfügt, greifen die Indikatoren und Anreize einer leistungs-orientierten Mittelvergabe hier nicht direkt. Indirekt werden die Transferak-tivitäten - und damit letztlich die Effizienz des Büros - jedoch an folgenden Faktoren gemessen, die als jährliche Statistik publiziert werden:

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Drittmittel/Landesmittel EU-Aktivitäten Messearbeit Schutzrechte Ausgründungsprojekte (EXIST-SEED) Die Einwerbung von Drittmitteln ist dabei für die FSU das Hauptkriterium für den erfolgreichen Wissenstransfer. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über das Drittmittelaufkommen der Gesamtuniversität im Zeitraum zwischen 2000 und 2004, wobei sich für 2004 folgende Aufschlüsslung ergibt: den Hauptanteil der DFG-Mittel warben die Philosophische Fakultät und die Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften mit zusammen über 11 Mio. Euro ein. Bundesmittel gingen überwiegend an die Physikalisch-Astronomische Fakul-tät und die Medizin. Unternehmenskooperationen und stiftungsfinanzierte Projekte waren stark ausgeprägt im Bereich der medizinischen Forschung vertreten und schlugen mit über 4 Mio. Euro zu Buche. Landesmittel (rd. 3,7 Mio. Euro) dagegen flossen hauptsächlich in die Universitätsverwaltung. In der Einwerbung von EU-Mittels zeigte sich im Fakultätsvergleich die Chemisch-Geowissenschaftliche Fakultät am stärksten (1,25 Mio. Euro). Geldgeberbereiche

2000

2001

2002

2003

2004

DFG

14.725.891 €

17.338.982 €

15.589.287 €

17.558.601 €

20.893.612 €

Bundesministerien

8.115.641 €

11.297.332 €

15.234.621 €

7.172.449 €

11.290.785 €

Unternehmen

6.373.271 €

6.649.895 €

7.278.949 €

7.142.599 €

7.288.093 €

Stiftungen

4.635.852 €

2.598.080 €

2.132.289 €

3.982.707 €

2.872.908 €

EU

5.036.459 €

8.606.497 €

3.645.625 €

2.038.875 €

3.611.798 €

Landesmittel u. a.

9.479.708 €

8.774.506 €

9.589.882 €

7.876.381 €

6.493.351 €

Gesamt

48.366.822 €

55.265.292 €

53.470.653 €

45.771.612 €

52.450.547 €

Ohne Landesmittel

38.887.113 €

46.490.786 €

43.880.771 €

37.895.231 €

45.957.196 €

Tab. 1: Entwicklung der Drittmitteleinnahmen 2000 - 2004 Weitere Indikatoren für die Effizienz sind Anzahl der Patent- und Schutzrechtsanmeldungen und der daraus resultierenden Einnahmen:

2000

2001

2002

2003

2004

Erfindungsmeldungen

24

36

43

29 37

Patentanmeldungen 21 24 30 23 24 Lizenzeinnahmen 29 278 85 075 123 197 55 147 55 000 Tab. 2: Patentanmeldungen und Lizenzeinnahmen 2000 – 2004 (in Euro)

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Daneben gibt es jedoch auch eine Reihe Angeboten bzw. Erfolgen der Trans-ferstelle, die bislang jedoch nicht systematisch erfasst wurden. Für den Zeit-raum vom 1.4.2005 bis 31.1.2006 z.B. liegen einige Zahlen vor, was Ausbau und Pflege der Beziehungen zur Wirtschaft betrifft: Kontakt zu ca. 100 Vertretern Thüringer Unternehmen Aufnahme von mehr als 60 Transferangeboten und –nachfragen über die Wunschbox (siehe 3.4) Weiterleitung von 10 Stellenangeboten, ca. 10 Praktikantenstellen und ca. 5 Diplomarbeiten aus der Wirtschaft in die Fachbereiche der FSU Organisation von Veranstaltungen, darunter z.B. Workshop-Reihen speziell für Nachwuchswissenschaftler im Rahmen des PRO-WIN-Programmes (Programm zur Förderung des Wissenschaftlichen Nachwuchses an der FSU) oder Initiativen wie “Campus trifft Wirtschaft”. Messen

2000

2001

2002

2003

2004

Anzahl pro Jahr 8 13 10 8 5 Anzahl der Ausstellungsstände 18 16 17 12 n.n.

Beispiele

Cebit, Hannover Hannover Messe ACHEMA, Frankfurt Opto/MTT/IRS, Erfurt OPTATEC

Cebit Leipziger Buchmesse Sensor, Nürnberg LASER, München Materialica, München Biotechnica, Hannover

Cebit Leipziger Buchmesse Hannover Messe Analytica, München Opto/MTT/IRS, Erfurt Glastech, Düsseldorf Medica, Düsseldorf

Learntec, Karlsruhe TerraTec, Leipzig Cebit, Hannover Leipziger Buchmesse Hannover Messe ACHEMA LASER

Hannover Messer, ACEHMA, Frankfurt Cebit, Hannover Analytica München Materialica, München

Tab. 3: Beteiligung an Messen und Ausstellungen 2000 - 2004 Prinzipiell lassen sich im Kontext der Bewertung von Aktivitäten der Transfer-stelle zwei Hauptschwierigkeiten identifizieren: Zwar existiert ein Bündel von Indikatoren, die als Grundlage für die Bewertung von Transferleistungen herangezogen werden könnten – vom klassischen humankapital-orientiertenTransferkanal über Hochschulabsolventen, bis hin zu Ausmass der institutionellen Vernetzung oder einer industrie-orientierten Berufungspolitik. Die Erhebung von Daten im Bereich dieser theoretisch quantifizierbaren Indikatoren ist in der Praxis jedoch oft nur unter erheblichem Aufwand (z.B. Berufswege der Alumni) machbar. Zudem sind über diese Transferkanäle hinausgehend eine Reihe von Aktivitäten zu berücksichtigen, die in der “atmosphärischen Wegbereitung” bzw. in der Schaffung eines trans-ferbegünstigenden Klimas liegen. Gerade bei längerfristigen Transferbe-ziehungen sind u.a. Kategorien wie Aufbau von Vertrauen und Reputation be-deutsam, Kategorien also, die sich einer konkreten Erfassung in der Regel komplett entziehen.

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In der Konsequenz ist bislang an der Transferstelle der FSU mit Ausnahme der oben angesprochenen Statistik kein systematischer, umfassender Daten-bestand zu Transfermedien und –objekten verfügbar. 3.8. Wissenstransfer aus der Sicht der Transfergeber – Ergebnisse

einer Professorenbefragung in Jena Für die Transferstelle ergibt sich aufgrund der Schwierigkeiten, Erfolg und Effizienz anhand “harter” Indikatoren zu quantifizieren, generell die Frage, welche Transferkanäle im Hochschulkontext überhaupt von Relevanz sind, wie das Angebot der Transferstelle wahrgenommen wird und wie der Output zu bewerten ist. Im Jahr 2005 wurde unter Federführung der Fachhochschule Jena eine repräsentative Befragung der Jenaer Hochschullehrer durchgeführt (Gerlach, Sauer, Stoetzer 2005). Ziel der Studie war es, den Know-How-Fluss der Hochschulen am Standort Jena zu beschreiben. Berücksichtigt wurden dabei nicht nur Transferbeziehungen, die technologie-orientiert sind oder Innovationen zur Folge haben, sondern sämtliche relevanten Wissens-Spill-over.2 Es wurden Professuren aller Fakultäten und Fachbereiche in die Studie einbezogen. Als Transfernehmer wurden nicht nur Unternehmen erfasst son-dern auch andere öffentliche Forschungseinrichtungen oder die öffentliche Verwaltung. Die Durchführung der empirischen Umfrage erfolgte in Form per-sönlicher Interviews von 45-60 min anhand eines Fragenkatalogs. Für die Friedrich-Schiller-Universität ergibt sich aus dieser Befragung der Hochschullehrer nach Art und Umfang ihrer Transferbeziehungen folgendes Bild: Als wichtigste Transferarten benennen die Befragten Forschungs- und Publi-kationsprojekte (31,0%), Forschungs- und Entwicklungsaufträge (15,9%) so-wie persönliche, nicht-vertragsgebundene Tätigkeiten (15,0%). Die Intensität, mit der diese Transferarten ausgeübt wird, bestätigt im wesentlichen o.a. Bild: gemeinsame Forschungs- und Publikationsprojekte sowie persönliche nicht-vertragsgebundene Tätigkeiten stellen die zeitaufwändigste Transferart dar, gefolgt von dem Angebot von Workshops, Colloquien und Konferenzen. Die Auswertung ergab zudem, dass in der Wahrnehmung der Professoren im Durchschnitt 43,2% aller Transferkontakte auf die Eigeninitiative der Befrag-ten zurückgehen, 47,6% der Transferaktivitäten lassen sich auf direkte An-fragen von Unternehmen bzw. Institutionen ausserhalb der Hochschule bei den Interviewten zurückführen und nur 9,1% der Kontakte werden den Akti-vitäten der Transferstelle in Form von weitergeleiteten, indirekten Anfragen zugeschrieben. Die grösste Relevanz als auslösendes Moment einer direkten Anfrage haben Kontakte, die sich aus Tagungen und Workshops heraus er-geben. Für den Ursprung von Transferkontakten scheint also der fachliche Kontakt, idealerweise in Kombination mit dem persönlichen Kontakt, von zentraler Wichtigkeit zu sein. Der von der Transferstelle herausgegebene 2 Die Studie berücksichtigt auch den mikroökonomischen Kontext, indem die einzelnen Akteure analysiert werden, da man davon ausgeht, dass die den Transferprozessen zugrundeliegenden Handlungen von Individuen sich aus Anreizen und Beschränkungen eigennutzorientierten Verhaltens ergeben (Audretsch, Fornahl, Zellner 2005).

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Transferkatalog oder Forschungsbericht ist mit einem Wert von 0,6 (durch-schnittliche Relevanz auf einer Skala von 1 bis 5) von untergeordneter Bedeutung. Es wurden bislang weder intern noch extern Daten erhoben zu Umfang, Art und Themen von Anfragen seitens der Wissenschaftler an die Transferstelle, die über Häufigkeit des Kontaktes bzw. Relevanz des Angebots Auskunft geben könnten. Für die Transferstelle ergeben sich daraus eine Reihe von Konsequenzen und Fragen, die unter 4. näher erläutert werden. 3.9. Transfernehmer, Reichweite der Transferbeziehungen und

Fördermodelle Die Studie der Fachhochschule Jena (Gerlach, Sauer, Stoetzer 2005) ergab ausserdem bei der Befragung zu den Transfernehmern eine insgesamt hohe Aussenorientierung der Hochschulprofessoren – annähernd 47% aller Trans-fers beinhaltet Kontakte mit ausseruniversitären Einrichtungen, Unternehmen, Krankenhäusern, Stadtverwaltungen etc. Diese Transferaktivitäten weisen da-bei einen überwiegend regionalen Bezug zur Stadt Jena (20%) bzw. zum Freistaat Thüringen (40%) auf. Ein Vergleich mit den von der Transferstelle gelisteten vielfältigen Kooperationsbeziehungen bestätigt diesen Befund. Auch die Literatur verweist darauf, dass geographische Nähe ausschlag-gebend ist für den Erfolg von Wissenstransfer aus Hochschulen heraus (Funke, Niebuhr 2005; Jaffe 1989; Fritsch 2003), vor allem was das Grün-dungsgeschehen und die Unternehmertätigkeit betrifft. Die Jenenser Alma Mater wirkt sich dabei in Stadt und Freistaat positiv aus, wovon ein nicht zu unterschätzender Impuls für die Wettbewerbsfähigkeit der Region ausgeht (Cantner, Fornahl, Graf 2003). Internationale Transferaktivitäten beschränken sich auf temporären Wissenschaftleraustausch und die Durchführung von Forschungs- und Publikationsvorhaben. Unternehmensorientierte Transfer-aktivitäten der Hochschullehrer finden im internationalen Rahmen nur in gerin-gem Umfang statt. Fördermassnahmen durch BMBF und Thüringer Wirtschaftsministerium spie-len bei der Finanzierung von Kooperationsforschung vor allem mit den über-wiegend kleineren und mittleren Unternehmen der Region eine wichtige Rolle. Im Zeitraum zwischen 1990 und 2002 flossen in Jena rund 23% der öffent-lichen Fördermittel an die Universität, je 38% gingen an Privatunternehmen und die ausseruniversitäre Forschung (Cantner, Helm, Meckl 2003). Seit dem Jahr 2003 etwa war ein deutlicher Einbruch in der Anzahl der Unternehmens-kooperationen zu verzeichnen, da das Land die Förderung der Verbund-forschung aussetzte und die Programmförderung durch Bundesministerien aufgrund inhaltlicher Zielsetzungen nur punktuell genutzt werden konnte (vgl. Statistik der Drittmitteleinnahmen 3.7.), als Folge nimmt die regionale Ver-netzung ab. Das Thüringer Wirtschaftsministerium hat über die Thüringer Aufbaubank seitdem die Förderung wieder aufgenommen in Form von For-schungsschecks, die Forschungsaufträge von Unternehmen als Auftragsfor-

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schung für die Universität (aber auch ausseruniversitäre Forschungsein-richtungen) finanzieren. Zudem sollen die Thüringer Förderrichtlinien, die sich aus dem Thüringer Hochschulgesetz ableiten, neu überarbeitet werden. Als erfolgreiches Bespiel einer Industriekooperation mit regionaler und inter-nationaler Beteiligung ist das Zentrum für Polysaccharidforschung zu nennen. Dessen aktuelle Forschungsinteressen beziehen sich auf Grundlagen- und anwendungsbezogene Arbeiten der organischen Chemie von Biopolymeren mit dem Schwerpunkt Polysaccharide. Es werden systematische Unter-suchungen einerseits zum molekularen und supramolekularen Strukturdesign von Polysaccharid-Derivaten und andererseits zur Strukturanalytik durch-geführt. Wesentliche Ziele sind darüber hinaus die Eigenschaftsprüfung der neuartigen Biopolymermaterialien und die Ermittlung von Struktur-Eigen-schaftsbeziehungen. Das Kompetenzzentrum für Poysaccharid-Forschung ist in die juristischen Strukturen der Universität Jena und des Thüringer Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. (TITK Rudolstadt) eingebunden. Die Forschung wird von 6 international tätigen Unternehmen der Cellulosege-winnung und -derivatisierung unterstützt 3.10. Hemmnisse, Limitierungen und Abhängigkeiten eines effektiven

Transfers Inwieweit Intermediäre ihre Funktion als Mittler wahrnehmen können hängt wesentlich von drei Faktoren ab: den Kompetenzen und Ressourcen der Intermediäre, den Rahmenbedingungen und Bedürfnissen der Adressaten sowie der Verfügbarkeit bzw. Nutzung alternativer Instrumente zum Abbau von Transferbarrieren. Limitierungen für einen effektiven Transfer ergeben sich aus Sicht der Hoch-schule vor allen Dingen in folgenden Bereichen: Von Seiten der Wissenschaft sind humankapital-orientierter Transfer, For-schungs- und Entwicklungsaktivitäten, unmittelbarer Transfer in Form von Bildungsleistungen bzw. Konferenzangeboten und informelle Transfer-aktivitäten weithin als Transferkanäle akzeptiert. Die Möglichkeit, unter-nehmensorientierte Kanäle zu nutzen, um vorhandenes Wissen zu trans-portieren, ist jedoch im Bewusstsein nicht durchgängig verankert. Das Dilem-ma auf Seiten der Wissenschaft – nämlich Publikation versus Patent - gilt als das grösste Hemmnis für Transferaktivitäten im Anwendungsbereich. Grund dafür ist zum einen, dass Publikationslisten innerhalb der Scientific Com-munity nach wie vor ausschlaggebendes Kriterium für die Bewertung von wissenschaftlichen Leistungen sind. Zum anderen spielt auch die Befristung von Arbeitsverträgen eine Rolle – die Überführung von Forschungsergeb-nissen in praxisrelevante Projekte und Anwendungen erfordert in der Regel langfristige Planungen, die mit den im Dienstrecht vorhandenen Befristungs-regelungen oft nicht vereinbar sind. Die daraus resultierende Abwanderung von Wissenschaftlern birgt dabei auch immer die Gefahr des Know-How-Verlustes.

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Dazu kommt, dass auch die Unternehmen im Kooperationsverhalten wettbe-werbsbedingt zunehmend auf kurzfristige Verträge und kurzfristigen Erfolg setzen. Dabei wird vernachlässigt, dass ein ausreichendes Mass an mittel- und langfristiger Forschung zum Kompetenzaufbau erforderlich ist. Es besteht insbesondere die Gefahr, dass im Transfer bereits erfolgreiche Institute von ihren industriellen Partnern zu einseitig in kurzfristig umsetzbare Projekte ge-drängt werden. Eine wesentliche Transferbarriere für weitergehende Unternehmenskoope-rationen, für Überführung von Patenten in Produkte bzw. Ausgründungen wird im fehlenden Risikokapitalmarkt gesehen. Diese Beschränkung existiert nicht nur für die Region Jena sondern ist im internationalen Vergleich für ganz Deutschland gültig. Der Gefahr des “Ausverkaufs” bzw. einer Einengung des Forschungsspek-trums bei der Fokussierung auf anwendungsorientierte Forschung oder Pro-grammförderung versucht man an der FSU durch entsprechende Anreizmo-delle zu begegnen bzw. durch gezielte Grundfinanzierung für “transfer-schwache” Fächer auszugleichen (siehe 3.6.). Das Büro für Forschungsförderung setzt insbesondere Schwerpunkte darauf, bei den Wissenschaftlern durch gezielte Informationsveranstaltungen das Bewusstsein für anwendungsrelevante Fragestellungen zu wecken bzw. zu schärfen. 4. Perspektiven In der Praxis des Transfers ist in der Regel selten eine der markttheoretischen Begründung folgende Einteilung des Leistungsangebots anzutreffen, sondern aufgrund institutioneller Rahmenbedingungen oder organisatorischer Einbin-dung der Intermediäre wird oft über ein integriertes Serviceangebot ein weites Spektrum an Dienstleistungen präsentiert (Czarnitzki 2001). Dies kann einer-seits die Effizienz erhöhen, z.B. über Komplementaritätseffekte, andererseits kann jedoch auch die Effizienz der Tansferunterstützung verringert werden z.B. dadurch, dass die Transferaufgabe sowohl von den Wissenschaftlern als auch von den Unternehmen nur unscharf wahrgenommen wird. Auch das An-gebot der Transferstelle an der FSU deckt alle Bereiche, von Forschungs-förderung und Drittmittelberatung über die Verwertung von Schutzrechten so-wie Marketingangebote, ab, wobei es innerhalb des Aufgabenspektrums der Sachgebiete Überschneidungen gibt, die jedoch positiv als komplementär wahrgenommen werden. Dennoch ist anzuraten, die Aufgaben der einzelnen Sachgebiete präziser zu bündeln und Schnittstellen deutlicher herauszuarbei-ten, ein Prozess, der bereits begonnen wurde. Es wurden die wesentlichen Mechanismen identifiziert, die die Leistungen der Transferstelle bestimmen: – reaktive Leistungen (z.B. Projektakquise oder Beratung) – reine Informationsleistungen (z.B. Webseite, Förderbrief) – Proaktive Leistungen (z.B. Veranstaltungen, Messen)

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– Strategieleistungen (z.B. Konzeption EU-Referenten-Netzwerk, Konzept Center for Entrepreneurship)

– Gremienarbeit (z.B. Länderarbeitskreise “Forschung für die Zukunft”, Coimbra-Taskforce)

– Weiterbildungstermine der Mitarbeiter (z.B. Transfertagung) – Interner Support (z.B. Aufbau von Datenbanken) Diese Leistungen sollen dann zu abgestimmten Schnittstellenplänen ver-dichtet werden mit dem Ziel, die Arbeitsabläufe und Abwicklung von Projekten effizienter zu gestalten. Trotz umfangreicher Transferbeziehungen und verschiedenster Informations-angebote (z.B. Wissenschaftsportal Thüringen, Transferkatalog der FSU) be-stehen auch in Jena nach wie vor beträchtliche Informationsasymmetrien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Bezug auf Angebot und Nachfrage auf dem Wissens- und Technologiemarkt. Für das Büro für Forschungs-förderung und Forschungstransfer muss im Rahmen der laufenden Profil-schärfung geprüft werden, ob eine Optimierung des Informationsangebotes zur Erhöhung der Wahrnehmung und des Nutzens beiträgt. Einige Studien belegen zwar, dass die räumliche Nähe zwischen Transfergeber und Trans-fernehmer vermutlich wichtiger ist als eine verbesserte Informationspolitik (Rosenfeld, Roth 2004) und dass informelle, persönliche Kontakte bei der Anbahnung von transferorientierten Beziehungen eine tragende Bedeutung haben (Gerlach, Sauer, Stoetzer 2005), wie auch Mitarbeiter des Transfer-büros aus ihren eigenen Erfahrungen bestätigen, so sollten dennoch die Kommunikationsstrategien und – wege der Transferstelle einer Evaluierung unterzogen werden. In der Präsentation nach aussen empfiehlt sich eine Überarbeitung der Inhalte und der Darstellung des Transferkatalogs sowohl in der Print- als auch on-line-Version. Zudem sollte verstärkt das Internet als “Informationsbroker” eingesetzt werden: ein interaktives Internetportal mit Suchfunktion, das zugeschnitten ist auf das hochschulspezifische Angebot, mit zentralem Einstieg und individueller, aktueller Darstellung des Angebots der einzelnen Forschungseinheiten sollte als direkte Kontaktplattform zwischen Wissenschaft und Unternehmen angeboten und professionell ver-marktet werden. Zum Ausbau bestehender Kontakte und Erschliessung neuer Erfolgspoten-tiale sind bereits Massnahmen in Planung, wie die Durchführung von Tech-nologietransferbörsen, Einführung eines periodisch erscheinenden Wirt-schaftsnewsletters oder die Erstellung eines Transfermagazins für die FSU. Ein Förderbrief wird bereits jetzt monatlich an ca. 1000 Adressaten der FSU und der Forschungseinrichtungen der Region verschickt. Grundvoraussetzung für die Bewertung der tatsächlichen Effizienz dieser Aktivitäten ist jedoch, dass ein datenbankgestütztes, umfassendes Konzept zur systematischen Erhebung und Archivierung transferrelevanter Daten erarbeitet wird. Dieses sollte nicht nur die Aufbereitung von Drittmitteln im Fokus haben, sondern zudem z.B. Kontaktdatenbanken, Förderdatenbanken zur Nutzung und Pflege im Intranet enthalten, um auch die “weichen” Fak-toren erfassen zu können. Es sollte integriert sein in ein Datenkonzept der

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gesamten Hochschule, die ja generell vor dem Problem steht, als Basis der leistungsorientierten Mittelvergabe belastbare Zahlen zu generieren. Das aufwändige Berichtswesen in Form des jährlichen Statistikreports sollte sich dadurch erheblich vereinfachen. Für viele Parameter und Indikatoren gibt es keine systematische Erfassung oder Evaluierung – eine Aussage, die wohl trotz einer Reihe von regionalen Initiativen für das Transfersystem in ganz Deutschland zutrifft. In der Regel werden die Aktivitäten im Wissens- und Technologietransfer im Spiegel von Publikationen, Patenten, Mobilität von Personal und Anteil der Industriefinan-zierung gemessen, Indikatoren, die jedoch die Transfer-Orientierung einer Einrichtung alle nur partiell abbilden3. Das Büro für Forschungsförderung und Forschungstransfer an der FSU pflegt eine Vielzahl an Kontakten und Netz-werken, z.B. in Vertretung der Hochschulleitung oder als Koordinator für Messebeteiligungen der Thüringer Hochschulen. Diese Kontakte könnten u.a. anderem auch dazu genutzt werden, um mit vergleichbaren Transferstellen im Rahmen eines Benchmarking-Verfahrens Modelle für Evaluierungskriterien zu entwickeln und festzuschreiben. Eine weitere Schwierigkeit im Transferprozess ist es, die Relevanz des Ange-botes der Transferstelle zu eruieren. Dazu hat das Büro für Forschungsför-derung und Forschungstransfer angedacht, hochschulinterne Befragungen analog der Professoreninterviews durchzuführen, mit der Zielsetzung, die “awareness” über das Angebot zu beleuchten und darüberhinaus den Bedarf der Adressaten an Art und Umfang der Serviceangebote zu klären. Aus der Studie von Gerlach, Sauer und Stoetzer (2005) lässt sich eine zuneh-mende Bedeutung von Transferbeziehungen zwischen Hochschulen und öffentlichen Forschungsinstituten ableiten, so dass eine weitere Befragung, diesmal der Wissenschaftler der ausseruniversitären Einrichtungen, geplant ist; Unternehmensbefragungen sollen das Bild der Wissenstransferbeziehun-gen der Hochschulen am Standort Jena letztlich abrunden. In struktureller Hinsicht sollte überlegt werden, ob im Rahmen strategischer Erwägungen zur Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers an der FSU evtl. der Ausbau oder die stärkere organisatorische Anbindung an die Forschung und Universitätsleitung angebracht sind. Auch sollte die dezidierte Zuweisung eines Budgets zur eigenverantwortlichen Bewirt-schaftung im Rahmen der Zielstellungen der Hochschule für die Transferstelle in Erwägung gezogen werden. Was den institutionellen Rahmen betrifft, so gibt es im Verbund mit der Fach-hochschule, den beiden Gründerzentren in Jena (Bioinstrumentezentrum und Technologie- und Innovationspark) und der Industrie- und Handelskammer Überlegungen, die Aktivitäten im Bereich der Ausgründungen in Form eines Center for Entrepreneurship als externalistische Lösung stärker zu vernetzen und zu bündeln.

3 Vgl. Edler, Schmoch 2001

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5. Schlussbemerkungen Die Befunde aus der Praxis legen die Vermutung nahe, dass die direkten Effekte der Transferstellen generell gering sind. Unternehmen wie Wissen-schaft berichten, dass gegenseitige Kontakte in der Regel ohne Vermittlung der Transferstelle zustande kommen (Nicolay, Wimmers 2000; Gerlach, Sauer, Stoetzer 2005). Hier ist allerdings das Problem der subjektiven Wahr-nehmung zu berücksichtigen, da die Akteure die kontaktstimulierende Tätig-keit des Intermediärs leicht aus den Augen verlieren. Es ist allerdings auch eine überzogene Erwartung, vom Intermediär eine unmittelbare Erhöhung der Transferresultate zu fordern. Dies liegt nicht in ihrem Wirkungsbereich, son-dern ist abhängig von den Forschungsergebnissen der Wissenschaft, von Nachfrage und Absorptionskapazitäten sowie Innovationsaktivitäten der Unternehmen. Transferstellen sollten in ihrer Funktion als Intermediäre viel-mehr daran gemessen werden, ob die Rahmenbedingungen in ihrem Wir-kungsbereich “transferfreundlich” und ob ihr Serviceangebot dem Unter-stützungsbedarf von Transfergebern und –nehmern entspricht. Die Betonung des “direkten” Transfers macht die intermediären Einrichtungen nicht über-flüssig, sondern weist ihnen die entscheidende Rolle des Managers von Kon-taktmöglichkeiten und unterstützenden Agenten bei der Abwicklung von Wissens- und Technologietransferprojekten zu. Insgesamt bleibt festzustellen, dass, abgesehen von regionalen Ausnahmen, bislang keine systematische Evaluierung des Wissens- und Technologie-transfers aus öffentlichen Einrichtungen in Deutschland vorliegt. 6. Danksagung Mein Dank gilt dem Büro für Forschungsförderung und Forschungstransfer an der Friedrichs-Schiller-Universität Jena, insbesondere der Büroleiterin, Frau Dr. C. Eggert, für die freundliche Aufnahme und Unterstützung des Projektes. Den Sachgebietsleitern, Herrn M. Rothenburger, Frau Dr. K. Roetzler und Herrn Dr. M. Achard, danke ich für die Gesprächsbereitschaft und für interes-sante Diskussionen zum Thema. Bei Herrn Dr. K. Brosche, dem ehemaligen Büroleiter, möchte ich mich bedanken, dass er sich die Zeit nahm, mir einen Abriss über die Historie der Wissens- und Technologietransfers an der FSU zu geben. Ich danke insbesondere auch dem Prorektor für Forschung an der FSU, Herrn Prof. Witte, für wertvolle Gespräche zu strategischen Fragen der Hochschule. Zudem möchte ich mich bei Herrn Prof. Stoetzer und seiner Mitarbeiterin Frau Gerlach vom Fachbereich Betriebswirtschaft der Fachhochschule Jena bedanken, dass sie mir die Gelegenheit gaben, die Ergebnisse ihrer Studie ausführlich zu diskutieren.

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