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Wohin der Wind weht Was wäre nötig, um den Hunger nach Energie mit erneuerba- ren Quellen zu stillen? Geht das überhaupt – und mit welchen Technologien? Teil 3 der Serie «Energie der Zukun».N Von Arian Bastani (Text) und Kwennie Cheng (Illustration), 01.11.2019 Iachdem der normannische Herzog Wilhelm 1N im JJN Bahrhundert England erobert hatte, wollte er sich ein vild über die vesitzUerhältnisse seiner neuen fntertanen machenN Es ’olgte eine beispiellose vestandsau’nahme Uon über J30DDD Siedlungen im legendären «yomesdaV vook.N Lom Aand- besitz bis zur 4nzahl Wildschweine wurde kein yetail ausgelassenN fnter anderem ermöglichte dies einem vewohner Uon vrighton, seine Steuern mit :DDD Heringen zu begleichenN Was man dem vuch eben’alls entnehmen kannO yer Süden und der 5sten Englands waren gespickt mit WasserrädernN 62j: Stück – eines au’ Meden 36DN vewohnerN yie erste weit Uerbreitete qaschineN REPUBLIK republik.ch/2019/11/01/wohin-der-wind-weht 1 / 12

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Wohin der Wind wehtWas wäre nötig, um den Hunger nach Energie mit erneuerba-ren Quellen zu stillen? Geht das überhaupt – und mit welchen Technologien? Teil 3 der Serie «Energie der Zukun».NVon Arian Bastani (Text) und Kwennie Cheng (Illustration), 01.11.2019

Iachdem der normannische Herzog Wilhelm 1N im JJN Bahrhundert England erobert hatte, wollte er sich ein vild über die vesitzUerhältnisse seiner neuen fntertanen machenN Es ’olgte eine beispiellose vestandsau’nahme Uon über J30DDD Siedlungen im legendären «yomesdaV vook.N Lom Aand-besitz bis zur 4nzahl Wildschweine wurde kein yetail ausgelassenN fnter anderem ermöglichte dies einem vewohner Uon vrighton, seine Steuern mit :DDD Heringen zu begleichenN

Was man dem vuch eben’alls entnehmen kannO yer Süden und der 5sten Englands waren gespickt mit WasserrädernN 62j: Stück – eines au’ Meden 36DN vewohnerN yie erste weit Uerbreitete qaschineN

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Wind wurde bereits im JDN Bahrhundert als EnergiePuelle genutztN Etwa in Rersien, um Rumpen zur vewässerung Uon Gärten und Getreidemühlen – die teilweise noch heute stehen – anzutreibenN Später tauchten Windräder auch in Europa au’, im Aau’ der Zeit wurden sie ’este vestandteile der Aandscha»N 4llein in der 9egion um die Iordsee waren um JKDD über 3D0DDD grössere Windräder zu FndenN

Erneuerbare Energie zu nutzen, war lange selbstUerständlichN Wollen wir den Climawandel au(alten, muss dem wieder grössere vedeutung zukom-menN yie Ho)nung darau’, dass dies gelingt, ruht Uor allem au’ der Sonnen- und au’ der WindenergieN yoch ist es realistisch, dass Mene drei Liertel unseres Energiebedar’s, die aktuell Uon den xossilen gedeckt werden, der-einst Uon Erneuerbaren gelie’ert werden? fnd wenn MaO Wie und wann kann dieses Ziel erreicht werden?

Zur Serie «Energie der Zukunft»

Wie schaffen wir es, unseren CO2 -Ausstoss in den nächsten drei Jahr-zehnten auf null zu senken? Womit ersetzen wir die fossilen Energieträger, die heute drei Viertel unserer Energie liefern? Welche erneuerbaren Ener-gien haben Potenzial? Und welche Rolle spielt die Atomenergie? Diesen Fragen geht die Republik in einer fünfteiligen Serie nach – auf globaler Ebene sowie für die Schweiz.

fm das herauszuFnden, betrachten wir zuerst, wie Uiel erneuerbare Energie au’ der Erde theoretisch überhaupt Uer’ügbar istN

1. Das Potenzialyie Sonne ist ein gigantisches Cra»werkN 1n einer Stunde schickt sie mehr Energie zur Erde, als die ZiUilisation in einem ganzen Bahr UerbrauchtN

yoch weder läu» unser ;omputer, wenn wir ihn in die Sonne stellen, noch ’ährt unser 4uto, wenn der Wind dagegenwehtN Wir benötigen etwas, was diese Energien in eine ’ür uns Uerwendbare xorm – wie Strom – umwandeltN

xotoUoltaik zum veispiel – eine ErFndung, die übrigens ohne einen ge-nialen Schweizer nicht möglich gewesen wäreN yoch auch damit lässt sich nicht die gesamte Sonnenenergie in Strom umwandeln, sondern nur gut ein xün»elN Zudem kann nicht Meder Quadratmeter mit Solarpanels bebaut werden – im 4mazonas lässt dies etwa der 9egenwald nicht zu –, und nicht an Medem 5rt scheint genug Sonne, damit sich eine 4nlage lohnt – etwa in SibirienN

yas grenzt die qöglichkeiten ein Stück weit ein, lässt aber noch immer Uiele 5ptionen o)enN yie ’olgenden Carten illustrieren diesN Sie stammen aus einer Studie Uon jDJ6 und zeigen die xlächen, die theoretisch ’ür Solar-strom 7gelbÜ, ’ür solarthermische Cra»werke 7orangeÜ sowie ’ür Windkra» an Aand 7grünÜ und im küstennahen qeer 7blauÜ genutzt werden könntenN

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Eine Option für fast alle nicht bewaldeten Gebiete: Fotovoltaik. Solarthermische Kraftwerke sind für wärmere Regionen eine Option.

Dort, wo es wenig Sonneneinstrahlung gibt, kann Windkraft helfen.

Windturbinen können in Nordeuropa und vor der Küste Chinas stehen.

Quelle: Deng et al., 2015.

Zurzeit wird nur ein vruchteil dieser xlächen ausgeschöp»N 1n yeutschland waren jDJJ etwa j Rrozent der geeigneten Aand!äche mit Windkra»werken ausgestattetN yoch selbst dieser tie’e 4nteil genügt, damit global gesehen einiges an Energie zusammenkommtN Würden J bis 3 Rrozent der ge’ärbten Aand- und : bis j6 Rrozent der ge’ärbten Wasser!ächen ’ür die Sonnen- und Windenergie genutzt, könnte der globale Energiebedar’ locker gedeckt werdenN qehr als das yoppelte der zukün»igen Iach’rage würde erzeugtN

yas grösste Rotenzial besteht bei der xotoUoltaik – also der Strom-produktion mit SolarzellenN yie da’ür brauchbaren xlächen überlappen sich teilweise mit der Solarthermie, also der Wärmegewinnung mittels SonnenkollektorenN

Windenergie Uom qeer wird mehr Rotenzial zugerechnet als Windstrom Uom AandN yies, weil angenommen wird, dass au’ dem Wasser wesent-lich mehr xläche Uer’ügbar ist – es gibt dort keine 4nwohnerN 4usserdem Uersprechen 5)shore-Windparks wegen der konstanten Winde eine hohe 4uslastungN Grössere Turbinen erlauben ausserdem höhere EYzienzN

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9ein mengenmässig liesse sich der globale Energiebedar’ also locker durch Wind- und Sonnenkra» deckenN yoch wie realistisch sind solche Lerglei-che?

2. Das WachstumEin vlick au’ die aktuellen technischen und wirtscha»lichen Entwick-lungen zeigtO Sie sind Uielleicht gar nicht so unrealistischN Ioch werden erneuerbare Energien bei weitem nicht ausgeschöp»N Zurzeit tragen sie zwar bloss ein xün»el zum weltweiten EnergiemiÖ beiN Wind- und Sonnen-energie sind global im Lergleich zur Holznutzung und zur Wasserkra» noch praktisch Uernachlässigbar, wie eine 4u’schlüsselung der erneuerbaren Energien zeigtN

yoch Sonne und Wind gehört die Zukun»N yie Mährliche Energiemenge, die aus viomasse produziert wird, geht zurückÄ Mene aus Wasserkra» wächst nur langsamN yemgegenüber wuchs die Windenergieproduktion seit dem Bahr jDDD mit durchschnittlich j3 Rrozent pro Bahr, die Sonnenenergie sogar mit über :D RrozentN yas sind enorme WachstumsratenO Sie entspre-chen einer Lerzehn’achung alle sieben Bahre bei der Sonne und alle zwöl’ Bahre beim WindN

Selbst wenn das hohe 4n’angswachstum nachlässt, ist das nicht schlimmO fm die Energie bereitzustellen, die bis jD:D gemäss der 1nternationalen

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Energieagentur 71E4Ü benötigt wird, könnte die Rroduktion Uon Wind- und Solarkra» auch ein yrittel langsamer wachsenN Gemäss dem Weltklimarat reicht es bereits, wenn bis jD6D etwa zwei yrittel der gesamten Energie aus erneuerbaren Quellen stammenN yas würde heissen, dass sogar eine weniger als halb so grosse Wachstumsrate bei Wind- und Sonnenkra» ge-nügen würde, damit die globalen Temperaturen nicht um mehr als J,6 Grad zunehmenN

Sind die ersten beiden Bahrzehnte des jJN Bahrhunderts also ein 1ndikator ’ür die ’olgenden zwei, dar’ man ihnen mit 5ptimismus entgegenblickenN

Iatürlich ist es nicht selbstUerständlich, dass dieses hohe Wachstum an-hältN yoch die Wahrscheinlichkeit ist höher, als man gemeinhin glaubtN yas zeigt nur schon die Müngste EntwicklungO Caum Memand hatte 4n’ang des Bahrhunderts Uorausgesehen, dass der vau Uon Solarpanels und Windrä-dern bald anziehen würdeN 4uch die 1E4 nichtO 1mmer wieder unterschätzte sie das Wachstum und musste ihre Rrognosen ’ür die Erneuerbaren nach oben korrigierenN

Ein gewichtiges 4rgument da’ür, dass Wind- und Sonnenenergie zumin-dest in naher Zukun» weiter wachsen werden, liegt im wirtscha»lichen CalkülN

3. Die Kosten zum ErstenSeit den späten JK8Der-Bahren sind Sonnenkollektoren über hundertmal günstiger gewordenN Xber hundertmal Zum LergleichO 1m selben Zeitraum wurden xlugreisen Uon Iew ork nach Aondon etwa dreimal günstigerN 4llein in den letzten zehn Bahren Fel der Solarstrompreis um KD RrozentN

qittlerweile kostet Solarstrom in den Lereinigten Staaten im Schnitt we-niger als Strom aus Cohle und Erdgas – und zwar unsubUentioniertN yas-selbe gilt ’ür WindenergieN yie erneuerbare Stromproduktion unterbietet zunehmend die ’ossilen Cra»werke, die ihr RreisniUeau unge’ähr hieltenÄ und auch den 4tomstrom, der in den letzten Bahren markant teurer wurdeN yie Zahlen dazu stammen Uom xinanzinstitut Aazard und beziehen sich au’ industrielle 4nlagen – also etwa au’ Solarparks, nicht au’ Hausdach-Son-nenkollektorenN

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Eine ähnliche Rreisentwicklung zeigt sich gemäss dem xraunho’er-1nsti-tut ’ür Solare EnergiesVsteme in yeutschland und gemäss vloomberg in 1ndienN 4uch global unterschreiten Erneuerbare mehrheitlich die Strom-kosten ’ossiler EnergieträgerN yarin sind sich Uerschiedene 1nstitutionen einigO etwa die Weltbank, vloomberg und die 1nternationale 5rganisation ’ür erneuerbare EnergienN 1n einem neuen vericht rechnet sie Uor, dass sich der Rreis Uon Windstrom bis jD6D nochmals halbieren wirdO Uon 2D au’ jD bis 3D yollar pro qegawattstunde ’ür 5nshore-4nlagen und Uon J3D au’ 3D bis 8D yollar ’ür Strom aus 5)shore-Windparks Uor der CüsteN yie Aeistungskra» der einzelnen Turbinen werde sich derweil Uerdoppeln bis UerUier’achenN

5b man den Rlaneten nun retten will oder nichtO Wind- und Sonnenenergie sind die Wahl des RortemonnaiesN fnd das garantiert, dass die bisherige Entwicklung dieser Technologien nicht plötzlich zum Stillstand kommtN

Xber die letzten Bahrzehnte waren Uiel politischer Wille und technologi-sche 1nnoUation nötig, um xotoUoltaik und Windkra» Uoranzutreiben – an-dere Energieträger waren günstigerN yoch allmählich ist ein Runkt erreicht, an dem rein wirtscha»liches 1nteresse da’ür spricht, statt eines neuen Coh-le-, 4tom- oder Gaskra»werks einen Windpark oder eine Solaranlage zu bauenN

yoch so rosig die Zukun» auch scheint – die Sache hat einen HakenO Iachts scheint die Sonne nicht – und Uon Zeit zu Zeit hört der Wind au’ zu blasenN

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Gehen in windstillen Iächten also bald die Aichter aus? vraucht es wei-terhin konUentionellen Strom, um die berüchtigte yunkel!aute zu über-brücken?

4. Speicherungyamit kein vlackout eintritt, muss das Stromnetz stets mit Schwankungen umgehen könnenN yas ist schon heute soO Lerbrauch und Erzeugung müs-sen ständig im Gleichgewicht seinN Wenn etwa ein Cra»werk aus’ällt, wie es auch bei Cohle-, Gas- und 4tomkra»werken immer wieder Uorkommt, reagiert das Ietz darau’ – indem es mehr Aeistung bei anderen Cra»werken an’ordertN

yasselbe ist bei Schwankungen möglich, die Uon Wind und Sonne ausge-hen – besonders, da diese nicht augenblicklich au»reten, sondern wetter-abhängig und damit über Stunden bis Tage recht gut Uorhersagbar sindN Wir wissen, wann die Sonne au’- und untergehtN Wenn also abends weniger Solarstrom erzeugt wird, könnten beispielsweise Gaskra»werke hochge-’ahren werdenN

fm aber lang’ristig Uon ’ossilen Energien wegzukommen, braucht es an-dere AösungenN 1m Lordergrund steht die Speicherung Uon erneuerbarer EnergieN

Energiespeicher sollen dabei hel’en, die Tages- und Iachtschwankungen auszugleichenN Eine qöglichkeit da’ür sind vatterien – Uon der Sorte, wie sie bereits in HandVs oder Aaptops und Uor allem in Elektroautos Uorkom-menO Aithium-1onen-vatterienN 1hre ErFnder erhielten dieses Bahr den Io-belpreis, ironischerweise gelang ein yurchbruch in den Aabors der lFrma EÖÖonN

hnlich wie Solarpanels sind solche Aithium-1onen-vatterien zuletzt im-mer günstiger gewordenN Seit jDJD ist ihr Rreis um 6 Rrozent ge’allenO Uon über JDDD au’ zuletzt J83 yollar pro Cilowattstunde gespeicherten StromN Hierbei handelt es sich um einen Uon vloomberg erhobenen yurchschnitt diUerser SVsteme und 4nbieter, darunter auch Mene des E-4uto-Herstellers TeslaN vis jD3D sollen vatteriekapazitäten noch einmal um zwei yrittel billiger werdenN

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9und um den Globus werden qilliarden in vatterie’abriken inUestiert – nicht zuletzt in ;hina, das 9ohsto)en wie Aithium, Iickel und Cobalt, die ’ür elektrische xahrzeuge benötigt werden, grossen Stellenwert einräumtN

4ls xolge der qassenproduktion dür»e sich die weltweite Speicher-kapazität ’ür Strom bis jD3D Uerdrei’achen, schätzt die 1nternationale 5rganisation ’ür erneuerbare EnergienN Ieben Aithium-1onen-vatterien übernehmen dabei Rumpspeicherseen eine wichtige 9olle, sie bilden mo-mentan praktisch die ganze SpeicherkapazitätN 4usserdem wird intensiU an einer ganzen 9eihe alternatiUer vatterien und an mechanischen Speicher-möglichkeiten ge’orschtN

Wie Uiel zusätzliche Capazität e)ektiU nötig sein wird, ist noch unklar – es hängt auch daUon ab, wie gross der 4nteil Uon Solar- und Windstrom am EnergiemiÖ sein wirdN vei einem 4nteil Uon D Rrozent würde in den fS4 zum veispiel eine Speicherkapazität Uon insgesamt 6,: Terawattstunden genügenN yas entspricht dem Energiebedar’ Uon etwa Jj Stunden und da-mit weniger als einem Rrozent des Mährlichen Lerbrauchs im ganzen AandN

vei einem höheren 4nteil Uon Solar- und Windstrom nimmt die benötigte Speicherkapazität allerdings zuN Wie stark? 1n den Wissenscha»en herrscht diesbezüglich noch fnsicherheitN Lerschiedene Studien bezi)ern die nöti-ge Capazität bei einer ’ast Uollständigen Lersorgung mit Solar- und Wind-strom au’ unter J Rrozent beziehungsweise au’ jJ Rrozent und 36 Rrozent, wobei Meweils leicht unterschiedliche Settings analVsiert wurdenN qaÖimal müsste Strom ’ür mehrere qonate gespeichert werdenN

Wie gross der Speicherbedar’ letztlich sein wird, hängt Medoch auch daUon ab, wie gut die 9egionen miteinander Uernetzt sindN Wenn etwa an einem Winternachmittag in Iorwegen wenig Wind weht, könnte überschüssiger Solarstrom aus Rortugal importiert werden – über Aeitungen, die teils eÖi-stieren, teils aber erst noch gebaut werden müsstenN yas Ziel, bis jDjD- mindestens JD Rrozent der Rroduktionskapazität an Iachbarstaaten trans-portieren zu können, hat eine qehrheit der Ef-qitgliedsstaaten bereits er’ülltN vis jD3D sollen es J6 Rrozent werdenN

yoch die Iorweger könnten auch ihren eigenen Solarstrom aus dem Som-mer speichernN vatterien wären da’ür aber nicht gut geeignet, denn sie Uerlieren mit der Zeit ihre AadungN Stattdessen kämen andere Ler’ahren zum ZugN

5. Synthetische Treibsto6eSie sind unter der vezeichnung Rower-to- bekannt – wobei das ’ür bestimmte Gase oder xlüssigkeiten steht, zum veispiel Wassersto) 7Hj ÜN yieser könnte im Sommer etwa mit überschüssigem Solarstrom hergestellt werdenN yas wäre Uorteilha» ’ür die Ietzstabilität, aber auch ’ürs ClimaN

qit Wassersto) kann man einiges machen – 9aketen !iegen lassen zum veispiel oder ganz ein’ach 4utos und Aastwagen antreibenN 1n der Schweiz läu» dazu bereits ein RilotproMekt, in Bapan gehört die Wassersto)mobilität sogar zur nationalen EnergiestrategieN xirmen wie ToVota wollen die Tech-nologie an den 5lVmpischen Spielen Uon jDjD in Tokio ins 9ampenlicht stellenN

Wassersto) könnte auch als saisonaler Energiespeicher dienenO 1m Winter liesse sich daraus wieder Strom gewinnenN Zwar geht dabei ein grösserer Teil der ursprünglichen elektrischen Energie als Wärme UerlorenN yoch kann man einen Teil dieser Wärme nutzen, etwa um saisonale Wärmespei-

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cher wie WasserreserUoire zu heizenN yer Strom wäre im Lergleich zu heuti-gem Winterstrom eher teuer, doch zeichnen sich EYzienzsteigerungen abN

vereits heute ist die Rower-to-Gas-Technologie in Iischenmärkten wirt-scha»lichN 1n Zukun» könnte sie auch eine 4lternatiUe werden, um mit ;5j sVnthetische Treibsto)e herzustellen – besonders ’ür vereiche wie die Au»’ahrt oder den Schi)sUerkehr, in denen die ElektriFzierung schwierig istN

4usserdem liesse sich Wassersto) zu qethan, dem Hauptbestandteil Uon Erdgas, weiterUerarbeitenN yies hätte den Lorteil, dass bestehende 1n’ra-strukturen wie das Gasnetz zur Speicherung genutzt werden könntenN

Zusätzlich zum so gewonnenen Gas könnte auch viogas, wie es schon heu-te aus viomasse und 4b’ällen erzeugt wird, gespeichert werdenN Gas aus erneuerbaren Quellen kann also einen wichtigen veitrag zur Lersorgungs-sicherheit leistenN Wie gross er aus’ällt, ist Uon der politischen xörderung einer sinnUollen qischung Uon erneuerbaren Energien abhängigN

4n’ang jDJK waren au’ der Welt K6 Wassersto)produktionsanlagen in ve-trieb, Uiele daUon in yeutschlandN Hinzu kommen 2D Rower-to-Gas-4nla-gen ’ür qethanN yiUerse Aänder haben 4usbauziele ’ür die Wassersto)-mobilität ’ormuliertN Studien gehen daUon aus, dass sich die Rroduktions-kapazität in den nächsten zehn Bahren UerUiel’achen wirdN

yas Raul-Scherrer-1nstitut schätzt in einem «Weissbuch., dass ein yrittel des jD6D in der Schweiz produzierten Solar- und Windstroms dereinst ’ür Rower-to- -4nwendungen Uerwendet werden könnteN Hauptsächlich würde dabei Wassersto) produziertO teils ’ür die Hj -qobilität, teils ’ür industrielle 4nwendungen und teils ’ür die saisonale Speicherung Uon ElektrizitätN

yoch nicht nur Stromproduzenten können zum 4usgleich Uon 4ngebot und Iach’rage beitragenN 4uch die Lerteiler und Consumenten können dies tunN

G. Smart dri7syas Schlüsselwort da’ür heisst Smart Grids – schlaue StromnetzeN yiese sollen den StromUerbrauch der Cunden steuernO Haushaltsgeräte wie der Cühlschrank, die Waschmaschine und auch die Heizungswärmepumpe

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würden durch das Ietz angeleitet, genau dann au’ Hochtouren zu lau’en, wenn auch Uiel Strom zur Ler’ügung stehtN yie vatterien des Elektroautos würden also am qittag geladen, wenn die Sonne am stärksten scheintN 4m 4bend, nach Sonnenuntergang, wäre das vier kühl und die Wäsche sauberN

4uch in der 1ndustrie könnten energieintensiUe Rrozesse entsprechend geplant werdenN Lerbraucher und 4nbieter Uon Energie könnten ihre 9ollen tauschenO Iicht benötigte vatterieladungen werden zum veispiel Uerkau», wenn abends die Iach’rage hoch ist – Uollautomatisch und Uon künstlicher 1ntelligenz gesteuertN

Solche Stromnetze wären sogar stabiler, da plötzliche Cra»werksaus’älle keine so grossen Clumpenrisiken mehr bilden würdenN Eine 9eihe Uon RilotUersuchen konnte sowohl Einsparungen im Spitzen- und im Gesamt-Uerbrauch als auch Lerschiebungen des vedar’s in Iiedrigtari’perioden nachweisenN yie Ef treibt das 4usrollen Uon Smart-qetern UoranN

xotoUoltaik, Rower-to- , Smart Grids – die 1deen und Technologien, welche die Energiewende möglich machen, sind in den wichtigsten Zügen also bereits bekanntN yie grosse xrage istO Wie teuer wird ihre Lerwirklichung?

Z. Die Kosten zum w eiten4bgesehen daUon, dass diese xrage nicht alles entscheidend sein sollte – die 9ettung des Climas sollte etwas wert sein –, hängt in der RraÖis doch einiges daUon abN Be günstiger die Energiewende wird, desto schneller kommt sieN

vei der Costenentwicklung spielen zwei xaktoren gegeneinanderO

– die Rroduktionskosten der EnergieO Sie sinken lau’end, Me mehr Wind- und Solarstrom im grossen Stil produziert wirdN

– die Stromstabilisierungs- und SpeicherkostenO Sie nehmen mit zuneh-mendem 4nteil Uon erneuerbaren Energien zuN

Welcher der beiden xaktoren am Ende überwiegt, dür»e Uon Aand zu Aand unterschiedlich sein – bestimmt durch die lokale Ler’ügbarkeit Uon Wasser 7dessen Stromerzeugung mit Speichern relatiU gut steuerbar istÜ, Sonne und Wind 7die sich gut ergänzenÜ und durch die vauart des Stromnetzes 7etwa wie weiträumig es Uernetzt ist, um regionale Schwankungen auszuglei-chenÜN

Wissenscha»liche fntersuchungen lassen zurzeit noch keinen eindeuti-gen Schluss zuN qanche Studien rechnen mit einer 4bnahme der Costen, andere mit einer gering’ügigen Zunahme – Me nachdem, wie stark ’ossi-le Energien und ;5j -Emissionen besteuert werdenN 1n Europa wäre ein SVstem aus Uollständig erneuerbarer Energie gemäss einer fntersuchung maÖimal J6 Rrozent teurer als ein Uon ’ossilen vrenn- und Treibsto)en dominiertes SVstemN

4llerdings werden die eÖternen Costen ’ossiler Energien – fn’allschäden, Au»Uerschmutzung, der veitrag zum Climawandel – in Uielen Studien noch nicht miteinberechnetN yiese Costen trägt bisher die 4llgemeinheitN

SchlussSeit jDD: wurden in J D Studien SVsteme erneuerbarer Energie unter-suchtN yas xazit daraus ist eindeutigO Eine StromUersorgung ausschliesslich durch erneuerbare Energien ist technisch machbarN yie Lerknüp’ung Uon Strom-, Wärme- und Treibsto)speichern über die Uerschiedenen Sektoren

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hinweg – Haushalte, 1ndustrie, Lerkehr – optimiert die Einbindung Uon Erneuerbaren ins EnergiesVstem als GanzesN yas Uerdeutlichen Studien, die in Müngster Lergangenheit Uermehrt auch Sektoren Menseits Uon Strom betrachtenN

Eine daUon stammt Uon der EnergV Watch Group, einem Ietzwerk Uon Wis-senscha»lern und Rarlamentariern, und bildet den EnergiemiÖ im Bahr- jD6D bei Uollständig erneuerbarer Lersorgung abN Sie zeigt ein vild wie Tag und IachtO Wo aktuell ’ossile Energieträger dominieren, steht qitte des Bahrhunderts Uor allem eine QuelleO die SonneN Sie könnte gemäss den verechnungen dereinst über zwei yrittel der nötigen Energie bereitstellenN

Iatürlich gibt es Uiele qöglichkeiten, die Entwicklung zu modellierenN Zum veispiel könnte Windenergie bei breiterer 4kzeptanz auch ein yrittel des vedar’s lie’ernN Wichtig ist aber die Grundbotscha»O JDD Rrozent erneuer-bar ist technisch möglich, wenn der Wille ’ür den fmbau des SVstems da istN fnd es muss auch nicht zwingend mehr kosten – sondern kann sogar günstiger sein, wie etwa die EnergV Watch Group in ihrer Studie schätztN

yass erneuerbare EnergiesVsteme nicht nur Zukun»smusik sind, zeigt sich auch anhand Uon konkreten veispielenN Rortugal deckte etwa im qärz letzten Bahres den Strombedar’ des qonats komplett durch erneuerbare Quellen wie Wasser und WindN

4uch in yeutschland wurde im lau’enden Bahr ’ast die Häl»e des Stroms erneuerbar produziert – mehr als aus Meder anderen QuelleN Aetztes Bahr reichte dort der erneuerbare Strom der ersten sechs qonate, um sämtliche Haushalte das ganze Bahr zu Uersorgen 7allerdings produziert yeutschland nach wie Uor auch Uiel Cohlestrom, was die Climabilanz belastetÜN 1n yäne-mark kamen schon jDJ6 zwei yrittel des Stroms aus ErneuerbarenN

1nsgesamt stemmen Solar- und Windstrom in einigen europäischen Aän-dern bereits ein Liertel der RroduktionN Zusammen mit der Wasserkra» be-trägt der 4nteil der erneuerbaren Energien an der ElektrizitätsUersorgung auch in grossen Aändern wie vrasilien oder Canada bereits zwei yrittel und mehrN

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1n zahlreichen ländlichen 9egionen 4’rikas sind xotoUoltaik-4nlagen heu-te sogar die einzige 5ption ’ür eine einigermassen Uerlässliche Lersorgung mit StromN Iicht zuletzt, weil an Uielen 5rten kein Ietz eÖistiert, das Haus-halte zu einem Cra»werk Uerbinden würdeN 4llein in vangladesh haben au’ diese Weise über jD qillionen qenschen zuUerlässigen Zugang zu Elektri-zitätN

XbrigensO 4uch au’ der 9aumstation 1SS wird mit Solarpanels Strom er-zeugtN

Es gibt also gute Gründe, um der Energiewende zuUersichtlich entgegen-zublicken – egal, ob man mit ;5j-armen Technologien den Climawandel au(alten will oder ob man sie schlicht als gutes Geschä»smodell betrach-tetN

yas EnergiesVstem ist Uon lang’ristigen 1nUestitionen geprägtO Staudämme, Windturbinen und Solarparks werden au’ Bahrzehnte hinaus angelegt – darum werden unsere Metzigen Entscheidungen noch lange nachwirkenN

Es liegt an uns zu bestimmen, was im «yomesdaV vook jD6D. stehen wirdN

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