Zeitverwendung von Eltern – Spagat zwischen Familie und Beruf · aus: Boll/Leppin/Reich (2011):...

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Zeitverwendung von Eltern – Spagat zwischen Familie und Beruf Präsentation anlässlich des Internationalen Tages der Familie am 15. Mai 2012 „Familienbewusste Arbeitsorganisation im Betrieb - Auftrag und Herausforderung für die Unternehmensleitungen und für die Tarif- und Sozialpartner“ Dr. Christina Boll, HWWI

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Zeitverwendung von Eltern –Spagat zwischen Familie und Beruf

Präsentation anlässlich des

Internationalen Tages der Familie am 15. Mai 2012

„Familienbewusste Arbeitsorganisation im Betrieb -

Auftrag und Herausforderung für die Unternehmensleitungen und für die

Tarif- und Sozialpartner“

Dr. Christina Boll, HWWI

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Zeitverwendung von Vätern für Familie

Zeiteinsatz von Vätern für Kinderbetreuung steigt.

aus: Boll/Leppin/Reich (2011): Einfluss der Elternzeit von Vätern auf die familiale Arbeitsteilung im internationalen Vergleich

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1971 1975 1980 1983 1986 1989 1991 1995 1999 2001 2005

min

/Ta

gEntwicklung der Kinderbetreuungszeit der Väter im internationalen

VergleichVollzeiterwerbstätige mit jüngstem Kind unter 5 Jahren im Haushalt

Schweden Norwegen Niederlande

Kanada Italien Vereinigtes Königreich

Finnland Deutschland

Quellen: Multinational Time Use Study (2010); Berechnungen HWWI.

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Zeitverwendung von Vätern auf den Beruf

Quelle: IfD Allensbach, aus Familienreport 2011, S. 46

Väter wünschen sich mehrheitlich vollzeitnahe Teilzeit (36-40 Wochenstunden).

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Zeitverwendung von Müttern für Familie

Trotz steigenden Väter-Engagements bindet Kinderbetreuung noch immer überwiegend Zeit von Müttern.

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Norwegen(2000)

Niederlande(2005)

Kanada (1998) Italien (2002) UK (2000) Deutschland(2001)

Finnland(1999)

Schweden(2001)

Mütter Väter

Quellen: MTUS (2010); Berechnungen HWWI.

Zeitverwendung vollzeitbeschäftigter Eltern auf Kinderbetreuung um die

Jahrtausendwende (Minuten pro Tag)

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Zeitverwendung von Müttern auf den Beruf

Deutsche Frauen holen international bei Erwerbstätigkeit auf.

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

%

Deutschland Italien Niederlande

Finnland Schweden Vereinigtes Königreich

Frauen im Alter von 15-64 JahrenQuellen: Eurostat-Datenbank 01.05.2012; Darstellung HWWI.

Frauenerwerbstätigenquoten in ausgewählten EU-Ländern 2005-2011

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Zeitverwendung von Müttern auf den Beruf

Mütter wünschen sich mehrheitlich Teilzeit im Bereich 20-35 Wochenstunden.

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Zeit der Eltern aus Sicht der Kinder

Unter der Woche…

… nimmt sich meine Mutter genug Zeit für mich: „ja“=80%

… nimmt sich mein Vater genug Zeit für mich: „ja“=44%

Am Wochenende…

… nimmt sich meine Mutter genug Zeit für mich: „ja“= 94%

… nimmt sich mein Vater genug Zeit für mich: „ja“= 84%

Insgesamt wünschen sich Kinder mehr Zeit mit ihren Vätern.

Quelle: GEOlino/Unicef (2010), Kinderwerte-Monitor 2010, zitiert nach BMFSFJ (2012): Familienreport 2011, S. 55

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Arbeitszeitrealitäten von Eltern in Hamburg

Bei Müttern ist Teilzeit ist die Regel, bei Vätern Randerscheinung.

36%

28%

28%

36%

43%

34%

64%

72%

72%

64%

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0% 20% 40% 60% 80% 100%

unter 3

3 bis 5

6 bis 9

10 bis 14

15 bis 17

gesamt

Vollzeitquote Mütter Teilzeitquote Mütter

Vollzeit- und Teilzeitquoten der Mütter nach Alter des jüngsten

Kindes in der Familie und gesamt

Quellen: Mikrozensus (2008); Berechnungen HWWI.

92%

92%

89%

88%

96%

91%

8,48%

7,89%

10,87%

12,22%

4,36%

9,06%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

unter 3

3 bis 5

6 bis 9

10 bis 14

15 bis 17

gesamt

Vollzeitquote Väter Teilzeitquote Väter

Vollzeit- und Teilzeitquoten der Väter nach Alter des jüngsten

Kindes in der Familie und gesamt

Quellen: Mikrozensus (2008); Berechnungen HWWI.

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Gründe für Abweichungen der Arbeitszeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Motiv „Kinderbetreuung, Betreuung pflegebedürftiger/behinderter Personen, sonstige persönliche oder familiäre Verpflichtungen“ genannt unter Hamburger Eltern mit Kindern unter 18 Jahren als…

… Grund für Beendigung des letzten Jobs:

30 % der Mütter, 7 % der Väter,

9 % der kinderlosen Frauen, 2 % der kinderlosen Männer.

… Grund für Ausübung einer Teilzeittätigkeit:

57 % der Mütter, 16 % der Väter.

Selbsteinschätzung von vollzeitbeschäftigten Eltern mit Kindern unter 18 Jahren zur Möglichkeit, im aktuellem Job Teilzeit zu arbeiten (bundesweite Erhebung):

„Gibt bei uns keine Möglichkeit“: 14 % der Mütter, 27 % der Väter,

„Nur schwer möglich“: 34 % der Mütter, 56 % der Väter,

„Hätte die Möglichkeit“: 49 % der Mütter, 15 % der Väter.

Quellen: Bundesweite Erhebung: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10055, April 2010. Hamburg-Erhebung: Mikrozensus 2008, Berechnungen HWWI, aus: Boll/Reich 2010: Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern? Auftrag und Chance für Hamburger Unternehmen.

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Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Vereinbarkeit von Familie

und Beruf

Bevölkerung insgesamt Bevölkerung insgesamt Pflegende Angehörige

% % %

Lassen sich gut vereinbaren 21 7 6

Nicht so gut 62 74 86

Unentschieden 17 19 8

Quellen: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10053, April 2010; Darstellung HWWI

Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Selbsteinschätzung der Befragten zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

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Kosten der Nichterwerbstätigkeit in Familienpausen für Mütter

80.411,15

26.115,09 26.115,0933.381,93

40.681,67

27.901,42

60.268,4349.443,96

72.806,90

76.926,56

66.688,48

82.825,89

130.943,07

0,00

20.000,00

40.000,00

60.000,00

80.000,00

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160.000,00

180.000,00

200.000,00

220.000,00

3 Jahre

(0 Auszeit,

3 Teilzeit)

6 Jahre

(3 Auszeit,

3 Teilzeit)

3 Jahre

(1 Auszeit,

2 Teilzeit)

6 Jahre

(1 Auszeit,

5 Teilzeit)

Bruttolohnverluste (€) bis zum 46. Lebensjahr

einer Frau mittlerer Bildung mit Erstgeburt im Alter von 30 Jahren,

nach Art und Dauer der Erwerbsunterbrechung

Lohnverlust (€) während Auszeit

Lohnverlust (€) während Teilzeit

Lohnverlust (€) nach Rückkehr zu Vollzeit

193.899,72

153.072,00

Quelle: SOEP 1984-2005; eigene Berechnungen.

Boll (2009): Einkommenseffekte von Erwerbsunterbrechungen – mit besonderer Berücksichtigung möglicher Elterngeldeinflüsse auf das Unterbrechungsmuster

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Kosten der vergleichsweise niedrigen Erwerbsintegration alleinerziehender Mütter

aus: Boll/Reich 2010: Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern? Auftrag und Chance für Hamburger Unternehmen

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Väter mit Partner

alleinerziehende Väter

Mütter mit Partner

alleinerziehende Mütter

%

Sonstiges Hartz IV Erwerbstätigkeit

Quellen: Mikrozensus (2008); Berechnungen HWWI.

Ein knappes Drittel (31 %) der alleinerziehenden Mütter Hamburgs lebt überwiegend von Hartz IV

Erwerbstätigenquote alleinerziehender Mütter in Hamburg: 62%. Zum Vergleich: Alleinerziehende Väter: 74%, kinderlose Frauen: 73%.

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Aus: Reich/Stiller/Zierahn 2012: Hamburg 2020 - Chancen nutzen, Zukunft gestalten, Partnerpublikation HWWI/PwC, Hrsg. PwC

Erwerbstätigkeit von Eltern im gesamtwirtschaftlichen Kontext

• wirtschaftsstrukturelle Gründe (Hafen etc.)• Hoher Einpendlersaldo, dabei Fachkräfte überproportional betroffen• Geringere Hochschuldichte und unterdurchschnittliche Beschäftigtenzahl in F&E

Wissen ist Standortfaktor und Quelle für Wohlstand. Aber Bildungsstruktur der Beschäftigten Hamburgs ist im Regionenvergleich unterdurchschnittlich.

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Erwerbstätigkeit von Eltern im gesamtwirtschaftlichen Kontext

Quelle: Boll/Reich 2010: Wie leben und arbeiten Hamburgs Eltern? Auftrag und Chance für Hamburger Unternehmen

Eltern werden als qualifizierte Fachkräfte gebraucht.

1,915

5,957

8,381

16,380

8,200

21,518

32,141

61,973

0 10,000 20,000 30,000 40,000 50,000 60,000 70,000

Hochschulabschluss / Promotion

mittlerer Abschluss

kein bzw. niedriger Abschluss

gesamt

Nichterwerbstätige

Mütter

Väter

Quellen: Mikrozensus (2008); Berechnungen HWWI.

37 590 gut bis sehr gut gebildete Elternteile waren im Jahr 2008 in Hamburg nicht erwerbstätig, darunter knapp 30 000 Mütter.

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• Väter möchten mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.

• Mütter möchten Zeit für Erwerbsarbeit gewinnen.

• Väter: Realität ist Vollzeit, gewünscht ist vollzeitnahe Teilzeit.

• Mütter: Bei kleinen Kindern viele Nichterwerbstätige, Aufstockungswunsch bei einem Teil der Teilzeitkräfte.

• Restriktion: Familiäre Verpflichtungen/Betreuungsnotwendigkeiten. Eldercare zunehmend bedeutsam.

• Gesamtwirtschaftliche Perspektive: Hamburg kann auf Fachkräfte unter Eltern nicht verzichten. Mehr als 10 000 nichterwerbstätige Eltern mit Hochschulabschluss (2008) sind Ressourcenverschwendung.

• Flexible Arbeitszeitmodelle helfen, Nichterwerbstätige zu reintegrieren und erleichtern Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf für Berufstätige.

• Flexible Arbeitszeitmodelle sichern Wachstum und Lebensqualität:

• Schnellere Berufsrückkehr von Elternzeitler/innen.

• Erhöhung der Arbeitsproduktivität und –zufriedenheit.

• Bindung und Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter/innen.

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Zusammenfassung und Fazit

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Vortrag zum kostenlosen Download unterhttp://www.hk24.de/unternehmensfoerderung_und_start/Frauen_und_Familie/familie_beruf/1878928/Internationaler_Tag_der_Familie_2012.html

Genannte HWWI-Studien zum kostenlosen Download unter http://www.hwwi.org/publikationen/publikationen.html

E-Mail: [email protected]

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