Zitronenfalter 2.2010

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Pro und Contra Erwachsenentaufe nach erfolgter Säuglingstaufe Konvergenzdokument Baptisten und Lutheraner kommen sich in der Tauffrage entgegen Taufe im Grundschulalter Plädoyer für die Verschiebung des Tauftermins 2.2010 www.kirchefuermorgen.de Vom Segen in die Taufe

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Vom Segen in die Taufe

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Pro und ContraErwachsenentaufe nach erfolgter Säuglingstaufe

KonvergenzdokumentBaptisten und Lutheraner kommen sich in der Tauffrage entgegen

Taufe im GrundschulalterPlädoyer für die Verschiebung des Tauftermins

2.2010

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Vom Segen in die Taufe

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Editorial & Inhaltsverzeichnis

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über das Thema Taufe wird dis-kutiert wie schon lange nicht mehr: Tauferinnerung oder Tauf-wiederholung, am Taufbecken oder im See, mit Taufzeugen oder Taufpaten, baptistisch oder lutherisch verstanden? OKR Ulrich Heckel hat zu einem

Konsultationsprozess unter Pfarrern und Ge-meinden aufgerufen, und so bringen auch wir einen tau(f)frischen Zitronenfalter zum Thema.

Meinungen dazu gibt es unübersichtlich viele: Viele Eltern wünschen sich für ihr Kind einfach einen Segen für die Lebensreise und wählen die Taufe. Die etwas Jüngeren – gerade erwachsen Ge-wordenen – haben mehrheitlich ein Problem damit, dass an ihnen ein Ritual vollzogen wurde, ohne dass sie den Funken einer Erinnerung daran haben, geschweige denn hätten mitreden können. In unserer Erlebnis- und Optionsgesellschaft ganz schwierig.

Unsere Kirche betont den Geschenkcharakter der Taufe und hält ihn für wichtiger als alle ande-ren Zugänge. Ganz recht, aber wem andererseits der persönlichen Bezug fehlt, für den ist dieses Geschenk wertlos. Und bekannt ist, dass die Taufe nach dem Neuen Testament einen Bund eröffnet, zu dem immer das Einverständnis mindestens Zweier gehört. Wer die Taufe ungefragt und nied-rigstschwellig verteilt, lässt sie auch wenig wert-voll erscheinen.

Unlängst wurden die Argumente zur kontrover-sen Frage der Taufwiederholung zusammengetra-gen und theologisch unterfüttert, und herausge-kommen ist ein spannendes Dokument von Bap-tisten und Lutheranern, das mögliche Wege zur Annäherung aufzeigt, vorgestellt auf S.7.

Warum aber nicht den traditionellen Taufzeit-punkt einfach nur ein paar Jahre verschieben, so dass die Kinder bewusst mit all ihren Sinnen die Leibhaftigkeit der Zusage Gottes erfahren können, ohne dass ihr Alter suggeriert, sie müssten im Vor-feld eine Lebensentscheidung getroffen haben (siehe Seiten 3-5)? Den Segen für die Lebensreise kann man den Kindern ganz am Anfang des Lebens dennoch zusprechen und ihren Familien ein christliches Fest bereiten. Die Reise ginge dann vom Segen in die Taufe.

Die Diskussion ist im Fluss. Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen Ihr

Liebe Leserinnen und Leser, Thema: Vom Segen in die Taufe

Editorial Seite 2

Impressum Seite 2

Kindertaufe statt Säuglingstaufe Seite 3

Thesen zu Taufe und Tauferinnerung Seite 6

Bewegung im Streit um die Taufe Seite 7

Wieviel Wasser darf‘s denn sein? Seite 8

Pro & Contra Taufwiederholung Seite 10

Bausteine

Taufseminare – auf dem Wegzur mündigen Gemeinde Seite 12

Der Kniefall ihres Lebens – Konfirmation und Taufe Seite 13

Tauferinnerung in der Osternacht Seite 14

Erwachsenentaufe in der Landeskirche Seite 15

ErfahrungsberichtNicht als Säugling! Ein Plädoyer für die Kindertaufe Seite 16

Synode aktuellWahlversprechen eingelöst Seite 18

Zu guter Letzt Seite 20

Marc Stippich, Redaktionsleiter des Zitronenfalters

ImPrESSumDer Zitronenfalter wird herausgegeben von Kirche für morgen e.V., Am Auchtberg 1, 72202 NagoldFon: 0700-36693669 Fax: 0721-151398429 [email protected], www.kirchefuermorgen.deErscheinungsweise3 x jährlich. Bestellung (auch weitere Exemplare) bei der Geschäftsstelle. Die Zusendung ist kostenlos.BankverbindungEKK Stuttgart, BLZ 520 604 10, Konto 419 435Wir danken allen, die durch ihre Spende die kostenlose Weitergabe des Zitronenfalters ermöglichen.RedaktionsteamMarc Stippich, Steinenbronn; Claudia Bieneck, Malmsheim; Pina Gräber-Haag, Gronau; Markus Haag, Gronau; Tabea Hieber, Markgröningen; Thomas Hofmann-Dieterich; Haigerloch; Cornelia Kohler, Ostfildern; Werner Lindner, Winnenden; Gerhard Müller, Sigmaringen; Johannes Stahl, Eschenbach; Karlfriedrich Schaller, Tübingen.Layout: AlberDESIGN, FilderstadtDruck: Druck + Medien Zipperlen GmbH, DornstadtVersand: Tobias und Magdalene Zipperlen, WeissachRedaktionsadresse: [email protected] und über die GeschäftsstelleAnzeigenpreise: [email protected], FAX: 07195-979759Bildnachweis Titel: © G.G. Lattek - Fotolia.com©

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Problematisch bei unseren Taufgottes-diensten ist, dass Segens- und Taufhand-lung miteinander verbunden sind, ohne voneinander unterschieden zu sein. Das führt (nicht nur bei kirch lich wenig ge-prägten Eltern) zu der irrigen Meinung, Taufe und Segnung seien dasselbe.

Schon im NT sind aber Taufe und Seg-nung deutlich geschieden. An keiner ein-zigen Stelle ist die Taufe mit einer Seg-nung oder eine Segnung mit der Taufe verbun den. Die Geste der Handauflegung gehört zur Segnung und später zur Geist-mitteilung und Ordination, nie aber zur Taufe. Das wirkmächtige Wort, das das Leben eines Menschen prägen kann, ge-hört zur Segnung, nicht zur Taufe. Der so genannte Taufspruch ist also eigentlich ein Segensspruch.

Lebensübergänge segnend begleiten

Vor allem aber findet die persönliche Segnung häufig an wichtigen Lebensüber-gängen statt, während die Taufe als „Be-ginn des neuen Lebens“ über das diessei-tige Leben hinausweist. Die Taufe kann grundsätzlich nicht wiederholt werden, während Segenshandlungen unbegrenzt wiederholbar sind.

Was macht ein fliegender Händler, der Birnen zu verkaufen hat, die kaum jemand haben will, der aber laufend erfolglos nach Äpfeln gefragt wird? Der Not gehorchend wird er denen, die sich nicht so ausken-nen, seine Birnen als Äpfel verkaufen.

Interessen der ElternIch nehme bei fast jedem Taufgespräch

folgendes wahr: Gewünscht wird von Taufeltern in der Regel ein religiöser Über-gangsritus am Beginn des Lebens. Kirche und Pfarrerschaft sind gefragt, um der Ge-burt des Kindes die übliche religi öse Weihe zu vermitteln. Man möchte „ein bisschen Kirche“.

Abgesehen von groben Missverständ-nissen (Taufe als eine Art „himmlische Le-bensversicherung“), gegen die wir schlicht Aufklärung zu setzen haben, haben Eltern meist folgende Interessen:

a) Sie möchten ihrem Dank über das neue Leben in rituell vorgegebenen Formen Ausdruck geben.

b) Sie wollen, dass andere für ihr Kind eintreten (Paten, Fürbittegebet im Taufgottesdienst).

c) Eltern erhoffen sich für das Kind Gottes hilfreiches Geleit in guten und bösen Tagen.

Nur: Das alles ist ja längst wahr und wirk-lich! Denn „Kinder Gottes“ sind auch un-getaufte Kinder. Eltern aber verlangen nach einem persönlichen und öffentlich erfahrenen Zuspruch Gottes für ihr Kind.

Birnen statt Äpfel?Kann die Taufe solche Erwartungen der

Eltern erfüllen? Und umgekehrt: Kann die Taufe sagen, was sie zu sagen hat, wenn sie zur Erfüllung solcher Bedürf nisse ge-macht wird? Oder kann die Taufe nur hoff-nungslos degenerieren, wenn sie in den Rahmen solcher Interessen und Bedürfnis-se eingespannt wird? Birnen statt Äpfel?

Die Taufe – eine Kasualie der Familie oder ein Sakrament der Gemeinde? Rainer Stuhlmann hat die real existierende Taufpraxis einer Prüfung unterzogen. Sein Ergebnis: Er plädiert für einen Taufaufschub.1

Kindertaufe statt Säuglingstaufe

Vom Segen in die Taufe

1 Der vorliegende Artikel ist eine von Markus Haag gekürzte und vom Verfasser autorisierte Fassung des Aufsatzes „Kindertaufe statt Säuglingstaufe. Ein Plädoyer für den Taufaufschub“, erschienen in der Pastoraltheologie 80 (1991), S. 184-203.

Gewünscht wird

von Taufeltern

in der Regel

ein religiöser

Übergangsritus

am Beginn

des Lebens.

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Darum ist nicht die Taufe, sondern die Segnung die bei Lebensübergängen an-gemessene kirchliche Handlung.2

Mit der Form der Segnung bietet sich eine seelsorgerlich und theologisch ver-antwortbare Weise, dem Lebensanfang eines Kindes und dem Beginn der Eltern-schaft mit einer gottesdienstlichen Feier zu begegnen.Hier haben wir die gewünschten Äpfel. Sie sollten wir anbieten und die Birnen für die Zeit aufsparen, in der sie als Bir-nen gefragt sind, ohne dass man sie als Äpfel verkaufen muss.Um der Taufe willen plädiere ich deshalb für eine deutliche räumliche und zeit-liche Trennung von Segnung und Taufe: damit die Taufe nicht zur Segens hand-lung verkommt! So sehr eine Wirkung der Taufe auch als Segen be schrieben wer-den kann, so wenig geht ihre Wirkung darin auf.

Grunderkenntnisse zur Taufe Die Taufe ist Verkündigung des Evange-

liums. Dabei gilt:

1. Die Taufe hat die Struktur des Bundes. In ihr begegnet uns Gottes gnädige In-itiative, seine voraussetzungs- und be-dingungslose Annahme, sein JA zum Menschen. Aber der Bund besiegelt eine Beziehung zwischen Zweien: Gottes Initiative ist auf Resonanz aus. Gott sucht Bundes partner, die mit ihrem JA sein JA beantworten (vgl. Röm 6,1-11). Im Bund ist das JA des Men-schen, sein Glaube, nicht Be dingung, wohl aber unver zichtbare Folge des JA’s Gottes. Die Treue (griech. „Pistis“) Gottes weckt den Glauben (griech. „Pistis“) des Men schen.

2. Die Taufe ist „ein sichtbares Wort“. Taufe als Verkündigung des Evangeli-ums unterscheidet sich von der Predigt durch ihre Sichtbarkeit. In der Bibel sagen Zeichenhandlungen nichts an-deres als die Pre digt, aber sie sagen es anders. Nämlich so, dass wir es mit allen fünf Sin nen aufnehmen können. Zei chen handlungen verdeutlichen nicht nur, sie sind vielmehr selber wirk-same Worte: Sie tun, was sie sagen. Das Plus der Taufe gegenüber der Pre-digt ist also die Sichtbarkeit. Dieser As-pekt biblischer Tauflehre entstammt im übrigen der ganzheit lichen hebräisch-alttestamentlichen Welt sicht.

Deutliche Trennung von Segnung

und Taufe: damit die Taufe

nicht zur Segens hand lung

verkommt!

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Dr. Rainer Stuhlmann lebt als Pfarrer i.R. in Köln. Zuletzt war er Schulrefe-rent, vorher 25 Jahre Gemeindepfar-rer. Als Superintendent und Synoda-ler hat er für die Förderung einer differenzierten Taufpraxis in der Rheinischen Kirche und in der EKU gestritten.

Diese Einsichten über die Taufe legen weder die Säuglingstaufe noch die so ge-nannte Gläubigentaufe nahe, sondern die Kindertaufe. Damit meine ich eine Taufe im wahrnehmungs-, resonanz- und erinnerungsfähigen Alter.3

Konfi3 als TaufunterrichtDas ideale Taufalter ist nach meiner Er-

fahrung die Spanne zwischen dem sechs-ten und elften Lebensjahr, also in der Regel während der Grundschulzeit der Kinder. Das letzte Kindergartenjahr kurz vor der Einschulung ist der früheste, der Beginn der Vorpubertät der späteste Zeit-punkt. Früher ist die emotionale Erfah-rung der Taufe noch nicht so stark, dass sie sich tief genug einprägt, später scheu-en sich die Kinder, als Einzelne aus einer Gruppe herauszutreten.

Die besten Erfahrungen habe ich mit 9-10jährigen Kindern im 3./4. Grund schul-jahr gemacht, also mit einer Lebensphase, in der seit Jahr zehnten katholische Kinder zur Erstkommunion geführt werden und seit einigen Jahren in manchen evangeli-schen Gemeinden Kinder den Konfi3-Un-terricht erleben. Diese Altersphase ist ge-radezu eine kate che ti sche Sternstunde, die verantwor tungs be wusste Gemeinde-pädagoginnen und -pädagogen nicht un-genutzt verstreichen lassen sollten. An-ders als im Konfirmandenalter genießen es die Kinder in dieser Phase, im Mittel-punkt des Interesses zu stehen. Sie sind hellwach und höchst motiviert für religiö-se Fragestellungen und Themen.

3. Die Taufe ist unwiederholbar. Die Taufe unterscheidet sich von Predigt und Abendmahl durch ihre Unwiederhol-barkeit. In der Einmaligkeit des Tauf-aktes kommt das „Einfürallemal“ des-sen zum Ausdruck, was durch Christus an uns geschehen ist (Röm 6,10). Weil für die Getauften aber dennoch wichtig ist, das persönliche Evangelium immer wieder neu zu hören, muss die Möglich-keit der Tauferinnerung gegeben sein. Es ist unverzichtbar, dass der Getaufte sich an seine Taufe erinnern kann.

Kindertaufe statt SäuglingstaufeDaraus ergeben sich drei Folgerungen:

1. Menschen, die getauft werden, sollten wahrnehmungsfähig sein. Ist die Taufe Verkündigung des Evangeliums, dann sollten die Täuflinge ihre eigene Taufe bewusst erleben können. Das können spätere Tauferinnerungsgespräche oder -feiern ohne tatsächlich bewusste Erin-nerungen an die eigene Taufe nur unzu-reichend leisten. Der Sinn des Sakra-ments, dass Gottes Wort im Wasser der Taufe sinnlich wahrnehmbar wird, wird so leichtfertig verach tet.

2. Menschen, die getauft werden, sollten resonanzfähig sein. Begründet die Taufe einen Bund zwischen Gott und dem Getauften, dann sollte das JA Gottes bei der Taufe auch vom Täufling erwidert werden können. Dabei geht es nicht da rum, eine Lebensentschei-dung treffen zu müssen. Keine „freie“ Entscheidung, keine Bekehrung ist nötig. Ohne jeden Bekehrungsdruck sollten Menschen, die getauft werden, die Frage bejahen können: „Willst du ein Kind Gottes sein?“ Im JA dieses Kin-des findet der Glaube seinen Ausdruck. Er ist Gottes eigenes Werk und nicht ein Glaube, der als Vorausset zung für die Taufe gefordert wird.

3. Menschen, die getauft werden, sollten erinnerungsfähig sein. Ist die Taufe un-wiederholbar, dann sollte diese einma-lige Taufe le benslang erinnerbar blei-ben. Sie soll in der Lebensgeschichte des Täuflings Geschichte machen. Ist er als Säugling getauft, wird er sich nur schwer erin nern können. Allenfalls blei-ben ihm Stützen unechter „Erinnerung“ in Form von Taufkerze, Fotos u.a.. Die sinnliche Wahrnehmbarkeit des Taufsa-kraments ist für ihn verloren gegangen.

Täuflinge sollten wahr-nehmungsfähig, resonanzfähig und erinne-rungsfähig sein.

2 Dem entspricht auch gängige kirchliche Praxis: Geseg-net werden einzelne Menschen im Gottesdienst, wenn sie sich an einem Übergang in ihrem Lebenszyklus befinden: am Beginn der Schulzeit, der Puber tät, der Ehe und am Ende des Lebens. Eine Segenshandlung ist darum sowohl für den Beginn der Eltern schaft als auch für den Beginn des Lebens die angemessene Form, den Beistand Gottes „persönlich zugespitzt“ und zugleich öffentlich zugespro-chen zu bekom men.3 Zur Taufe von Menschen mit einer Behinderung siehe Original-Aufsatz von R. Stuhlmann.

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Vom Segen in die Taufe

Wir schätzen es, dass in unserer Kir-che ohne große Verwerfungen verschie-dene Formen und Zeitpunkte der Taufe nebeneinander gewachsen sind: Taufe im Kleinkindalter, im Kindes- oder Ju-gendalter und Erwachsenentaufe.

Wir sind der Überzeugung, dass zur Kindertaufe – in der das eigene Ja nicht gesprochen werden kann – Formen der Tauferinnerung, der Taufvergewisserung ergänzend dazu kommen müssen. Dies gilt es in unterschiedlichen Formen zu gestalten und zu entfalten.

Die Konfirmation ist eigentlich der Ort für das Ja zur eigenen Taufe und zum Glauben an den dreieinigen Gott und für die Vergewisserung der eigenen Kirchen-zugehörigkeit. Wie die Studie zur Konfir-mandenarbeit von W. Ilg u.a. aber zeigt, wird genau das oft nicht erreicht. Inso-fern ist über geeignetere Formen in die-sem Zusammenhang nachzudenken.

Es gibt immer wieder Christinnen und Christen, denen es wichtig ist, eine Form der Taufvergewisserung zu gestal-ten und zu erleben, auch z.B. mit Unter-tauchen.

Wir sind nicht der Meinung, dass diese Form besser als andere Formen der Taufvergewisserung ist.

Thesen zur Taufe und zur Tauferinnerung von Kirche für morgen

Wir sind aber der Meinung, dass eine solche Form auch in unserer Landeskir-che selbstverständlich ihren Platz haben sollte.

Wir wünschen uns, dass in unserer Landeskirche mehr Freiheit für unter-schiedliche Formen der Tauferinnerung mit und ohne Wasser, mit und ohne Un-tertauchen geschaffen wird, was dem Wesen der freimachenden Botschaft ent-spricht. Verbote oder gar Ausschlussdro-hungen helfen hier nicht und sind weder seelsorgerlich noch theologisch geboten.

Für uns ist die Taufe selbst ein einma-liger Akt, der nicht wiederholt zu werden braucht und auch nicht wiederholt wer-den kann. Es ist deshalb wichtig, dass die bei dieser Form der Tauferinnerung ge-sprochenen Worte deutlich machen, dass es sich um eine Form der Tauferinnerung und nicht um eine zweite Taufe handelt. Wir sehen dann auch keine Verwechs-lungsgefahr mit der Taufe, denn erst durch das „Wort“ wird nach evangelischem Ver-ständnis die Handlung zum Sakrament („Wortzeichen“).

Wir erwarten von einer Regelung in diesem Sinne, dass – ähnlich wie in Ba-yern – auch in Württemberg die wechsel-seitige Akzeptanz zwischen baptistischen Freikirchen und der Landeskirche geför-dert wird. Deshalb ist das Gespräch mit den Freikirchen zu suchen und sind Ver-einbarungen zu treffen.

Letztlich geht es uns in allem da rum: Was dient zur Einheit der Kirche und zur Auferbauung (oikodome) der Gemeinde (vgl. 1.Kor 14,12)? Und da haben sich alle zu fragen: Kirchenleitung und Kirchenge-setze sollen Räume öffnen, um nicht das Gewissen einzelner Menschen zu bela-sten. Auch diejenigen, die sich untertau-chen lassen wollen, sollen sich dessen bewusst sein, dass die in Taufe und Tauf-erinnerung erlebte und erlebbare Erfah-rung letztlich die Auferbauung der Ge-meinde zum Ziele hat.

Für den Leitungskreis: Friedemann StöfflerVorsitzender von Kirche für morgen e.V.Th

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Vom Segen in die Taufe

Nach einem sechsjährigen Beratungsprozess veröffentlichten 2009 Theologen der Baptisten und der bayrischen Landeskirche ein Konvergenzdokument zu inhalt-lich strittigen Themen. Spannend sind vor allem die Thesen zum Thema „Taufe“. Marc Stippich hat sich das Papier angesehen.

Bewegung im Streit um die Taufe

Glaube als ProzessUm gedanklich aufeinander zugehen zu

können, stellen die Verfasser des Doku-ments heraus, dass Christwerden immer ein Prozess ist. Die Säuglingstaufe steht dann am Anfang, die Gläubigentaufe am Ende des Prozesses des Christwerdens. Wenn die Landeskirchen Sorge tragen, dass kleine Kinder nach der Taufe Mög-lichkeiten haben, in den Glauben hinein-zuwachsen und die Konfirmation als Be-stätigung ihrer Taufe zu feiern, fallen grundsätzliche Bedenken auf baptisti-scher Seite weg.

Gegen eine TaufwiederholungDie baptistische Seite der Arbeitsgruppe

empfiehlt ihren Gemeinden, säuglingsge-tauften Christen vorbehaltlos die Gemein-demitgliedschaft zu ermöglichen.

Wünscht jemand in diesem Zusammen-hang eine Taufwiederholung2, so kann die lutherische Seite im Einzelfall aus seelsor-gerlichen Gründen damit leben, wenn dies nicht mehr wie bisher den Regelfall dar-stellt. Die Vertreter beider Kirchen beto-nen, dass wir Formen der Tauferinnerung brauchen, die nicht als Taufwiederholung missdeutet werden können.

„Vielleicht haben Sie ein Stück Kirchen-geschichte geschrieben!“ So würdigte der bayrische Bischof Johannes Friedrich das Dokument bei der öffentlichen Prä-sentation im April vergangenen Jahres. Renommierte Theologen aus Universität und Kirchenleitungen haben das 26seiti-ge, gut lesbare Papier verfasst. Betitelt ist es mit den Worten „Voneinander ler-nen – miteinander glauben.“1 Und der Titel hält Wort.

Dialog mit PerspektivübernahmeBeide Kirchen, so wird betont, wollten

im Diskussionsprozess die Anliegen der je anderen Seite verstehen sowie aus deren kritischen Anfragen lernen. Die Theolo-gen kamen auch beim strittigen Thema Taufe zu dem Schluss, dass beide Positi-onen zwar verschiedene, aber dennoch legitime Auslegungen des Evangeliums enthalten.

Zuspruch und BekenntnisEinig ist man sich darüber, dass eine

Taufe, einmal geschehen, nicht zurückge-nommen werden kann, weil wir uns auf Gottes Zuspruch in der Taufe („Du bist und bleibst Kind Gottes!“) ein für alle Mal verlassen dürfen. Als Menschen antwor-ten wir darauf, indem wir zu glauben be-ginnen. Glaube und Taufe gehören zu-sammen.

Die Lutheraner betonen in ihrer Taufleh-re, dass Gottes Zuspruch bedingungslos gilt und taufen darum Kinder und Säuglin-ge. Das baptistische Taufverständnis an-dererseits legt Wert darauf, dass die Ge-tauften auch annehmen und leben, was ihnen versprochen wurde, und taufen darum nur Erwachsene.

Marc Stippich, Gemeindepfarrer aus Steinenbronn, schätzt Tauffeiern bei Kindern und Erwachsenen und hofft, dass die Einheit der Kirchen auch in der Tauffrage Fortschritte macht.

„Vielleicht haben

Sie ein Stück

Kirchengeschichte

geschrieben!“

¹ Der gesamte Text des Dokuments kann abgerufen werden unter www.kirchefuermorgen.de/zitronen-falter bzw. www.kirchefuermorgen.de/downloads. Das Kapitel über die Taufe findet sich auf S.13-19.² Die Arbeitsgruppe verwendet statt der Begriffe „Glaubenstaufe“ und „Wiedertaufe“ bewusst das Wort „Taufwiederholung“, da zumindest der Begriff „Wiedertaufe“ diskriminierend missbraucht wurde.

Christwerden ist immer ein Prozess.

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Vom Segen in die Taufe

Wie viel Wasser darf’s denn sein?

Seit Anfang des Jahres bereiten sich in Sonneberg sechs Frauen und Männer auf ihre Taufe vor; sie sind zwischen 27 und 65 Jahre alt. Die Taufe selber ist für den 25. Juli 2010 geplant und wird in einem angestauten Bach vollzogen…

Im angrenzenden Gartengrundstück wird schon seit Jahren der Festgottes-dienst zur Taufe gefeiert. Während des Tauf-Seminars, das sich über sieben Mo-nate erstreckt, bereiten wir uns gründlich auf die Taufe vor. Was wird da verhandelt?

Wir reden über biblische Texte zur Taufe und über Geschichten, die von Menschen mit einer grundlegenden Lebenserneue-rung erzählen. Wir denken darüber nach, was die Taufe bedeutet und was sich in der Taufe ereignet. Die Vorbereitung mün-det in eine Lebensbeichte, in der aufge-räumt werden kann, was das Leben belas-tet und zerstört. In diesem Prozess sind wir gerade mittendrin.

Darf die Gemeinde einfach Tauftermine festlegen?

Unverständnis löst es immer wieder mal aus, wenn ich erkläre, dass es festgelegte Tauftermine gibt.

„Ja, wer setzt das denn fest?“, werde ich empört gefragt. „Die Tante aus Amerika kommt im November auf Besuch! Da könn-ten wir mit der Taufe eine schöne Familien-feier verbinden.“

Erstens empfiehlt sich eine Taufe im of-fenen Gewässer in einer warmen Jahres-zeit. Zweitens hat die Kirche schon immer in Verbindung mit der Auferstehung Jesu an Ostern getauft. Das sind aber nur die äußeren Eckdaten. Der tiefere Grund ist das Tauf-Seminar und eine gründliche Vor-bereitung. Indem wir zwei Termine jährlich ansetzen, kann ich die Taufbewerber, El-

tern und Paten, zweimal im Jahr zum Tauf-Seminar verpflichten. Es wäre allzu billige Gnade, das Recht auf die Taufe aus der Hand zu geben. Denn die Taufe ist die Perle unseres Glaubens und darf deshalb nicht zum Inflationswert verschleudert werden. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Bewerber abwenden: „Das kann ich anderswo auch billiger kriegen!“

Lassen sich missverständnisse klären?

Der Zusammenstoß mit dem landläufi-gen Taufverständnis und der traditionel-len Taufpraxis ist unvermeidbar. Wobei nur deutlich wird, welche Missverständ-nisse sich im Laufe der Zeit festgesetzt haben. Viele Menschen erwarten eine fei-erliche Zeremonie im familiären Kreis.

Und viele gehen davon aus, dass sie als Kirchenmitglieder darauf ein Recht haben. Ich frage mich: Wie kann die Kir-che das Mandat und den Taufbefehl Jesu soweit aus der Hand geben, dass sie zum „Schutz- und Schwellenritual“ am Anfang des Lebens verkommen konnte? „Es könnte ja sein, dem Kind stößt etwas zu!“ sagen viele Eltern und verstehen die Taufe als Schutz- und Segenshandlung. Genau dieses Missverständnis unterstüt-zen wir noch, indem zur Taufe vorrangig die Kindersegnung Jesu zitiert wird. Mi-granten bringen oft noch ein magisches Missverständnis mit und denken, der Taufakt an sich wäre wirksam – auch ohne persönlichen Glauben.

Es wäre allzu

billige Gnade,

das Recht

auf die Taufe

aus der Hand

zu geben.

... der Kämmerer aus Äthiopien (Apg 8) reist in einer Kutsche mit den Täuflingen zum Gottesdienst an.

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Vom Segen in die Taufe

Günther Kreis, Gemeindepfarrer,Sonneberg/Thüringen,Gemeindeentwickler in der Platten-bausiedlung „Wolkenrasen“

Warum im offenen Gewässer?Wir taufen im offenen Gewässer, weil

die Taufe das Begraben des alten Men-schen und die Auferstehung in ein neues Leben abbildet und verkörpert. Da das ge-staute Bachwasser nicht mehr als 14-15 Grad warm wird, bleibt die Taufe als ein-drückliche Erfahrung in bleibender Erin-nerung. Natürlich runzeln viele die Stirn und verdächtigen diese „abnormale Pra-xis der Ganzkörpertaufe als Sektiererei“. Aber nur so lange, bis sie das ergreifende Ereignis einmal miterlebt haben. Natür-lich macht das Mittel nicht die Gnade. Aber die Gnade sucht das passende Mit-tel. Wäre die Taufe eine Segenshandlung, würde sich diese Praxis verbieten. Ist die Taufe aber das Sakrament (Gnadenmittel) der Wiedergeburt, dann wird das Ereignis so äußerst anschaulich und erlebbar.

Was geschieht mit kleinen Kindern?

„In den ersten christlichen Gemeinden war die Erwachsenentaufe die Regel,“1 ob-wohl im Neuen Testament sicher auch Kin-der getauft wurden. Aber das geschah nur in eine glaubende Familie hinein.

Martin Luther sagt, dass ohne Glauben niemand getauft werden darf. Er geht davon aus, dass Säuglinge schon glauben. „Denn wo nicht ein solcher Glaube da ist oder erlangt wird, da hilft uns die Taufe nichts, sondern sie schadet ... die ganze Lebenszeit über. Denn ein solcher Unglau-be straft die Verheißung Lügen.“2 Damit persönlicher Glaube und die eigene Taufe zusammenkommen, wie sie zusammenge-hören, lassen manche Eltern ihre Kinder im Gottesdienst segnen und warten mit der Taufe. Das macht dann Sinn, wenn die Ent-scheidung zur Taufe der persönlichen Glau-bensentwicklung des Kindes überlassen bleibt. Und wenn glaubende Eltern die In-halte im Taufseminar verstanden haben und trotzdem ihr Kind taufen lassen wol-len, dann darf das in der Osternacht oder im Sommer geschehen – mit wenig oder mit viel Wasser.1 EG BayThü S.13842 M.Luther, Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1520)

Die Leute hören

zum ersten Mal:

Die Taufe ist ein

Gnadenakt, in

dem Gott einem

Menschen auf

Grund des Glau-

bens neues

Leben schenkt.

... der Kämmerer aus Äthiopien (Apg 8) reist in einer Kutsche mit den Täuflingen zum Gottesdienst an.

Was beschäftigt uns im Taufseminar?

Entsprechend groß sind dann die Über-raschungen, wenn wir an den Seminara-benden das Geheimnis der Taufe erschlie-ßen. Die Leute hören zum ersten Mal: Die Taufe ist ein Gnadenakt, in dem Gott einem Menschen auf Grund des Glaubens neues Leben schenkt. Und wie Eltern und Paten die Ohren spitzen, wenn gesagt wird, dass es in der „Tauche“(ahdt.) um eine Bestattung geht, wo das alte Leben untergetaucht und begraben wird und damit alles, was das Leben kaputt macht und zerstört. „Die Wogen des Unheils um-fingen mich, und die Fluten des Todes er-schreckten mich.“ (Psalm 18,5) Und doch darf ein Menschenkind mit Jesus auferste-hen in ein neues Leben. „Wir sind mit Christus begraben durch die Taufe in den Tod und mit Christus auferstanden in ein neues Leben.“ (Römer 6,4) Eltern und Paten verstummen, wenn sie hören, dass in der Taufe ein Herrschafts- und Eigen-tumswechsel vollzogen wird.

Und dann leuchtet auch ein, warum wir in alten Klamotten taufen, die in der Taufe untergetaucht und zurückgelassen wer-den. Die Täuflinge kommen kurze Zeit später in weißen Kleidern zum Festgottes-dienst zurück – zum Zeichen für ihr neues Leben aus Gott.

Wenn die Seminarteilnehmer das ver-standen haben, gibt es meist ein Gerangel um einen bestimmten Taufspruch: „Ich freue mich im HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit geklei-det.“ (Jes.61,10)

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Mit der üblichen Streiterei über Kinder- und Er-wachsenentaufe möchte ich niemanden langwei-len. Wer hat Recht?

mein Weg zur eigenen EntscheidungGott hat Recht – und zwar grundsätzlich. Aber

auch individuell mit jedem Menschen anders. Allzu oft halten wir unser eigenes Denken und Er-leben für das einzig Richtige. Damit werden wir einem vielfältigen Gott nicht gerecht und degra-dieren unseren Glauben zur Religion.

Mir hat Gott in vielen Schritten über Jahre hin-weg gezeigt, dass ich mich trotz meiner sogenann-ten „Säuglingstaufe“ als Erwachsener bewusst taufen lassen soll. Einigen Menschen, die Gott dazu benutzt hat, war gar nicht mehr klar, dass sie das Thema angesprochen hatten. Manch harter Kämpfer für die Glaubenstaufe hat in mir mehr Re-bellion ausgelöst als echte Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ich habe diesen Schritt getan, weil Gott mir ge-sagt hat, dass ich es tun soll. Ich denke nicht, dass es hilfreich ist, erwachsene Christen zur Taufe überreden zu wollen und sich so ihnen gegenüber zum Gott zu machen.

Kein Streit an der falschen StelleAndererseits: Ist es richtig, dass wir uns strei-

ten, weil Gott unterschiedlich zu uns gesprochen hat? Sollte es nicht vielmehr darum gehen, dass wir gemeinsam darauf zuarbeiten, dass sich Men-schen für Jesus entscheiden? Wer sich mehr daran stört, dass der Glaubensweg vieler über ein öffent-liches Bekenntnis – in Form einer Taufe – führt, statt sich über die damit gefeierte Wiedergeburt zu freuen, sollte sich fragen, ob es ihm in seinem Leben wirklich um Gottes Reich geht.

Ich bin mir ziemlich sicher: Gott wird jeden, der sich dem nicht verschließt, davon überzeugen, sich bewusst taufen zu lassen. Es kann gut sein, dass mich Gott in dieser Sache bei anderen als Werkzeug benutzt. Aber es darf meine Gefühle ge-genüber Gott oder anderen nicht beeinflussen, wenn Gott sich bei seiner Überzeugungsarbeit Zeit lässt. Meine Verantwortung ist, Zeuge zu sein, nicht Rechts- oder Staatsanwalt.

Alles zu seiner ZeitLiebe Eltern: Bitte lasst eure Kinder segnen,

statt sie dieser zweifelhaften Handlung zu unter-ziehen. Redet mit euren Verwandten über eure Gründe und helft euren Kindern auf diese Art, sich später mit Freude und bewusst für ihre Taufe ent-scheiden zu können. Dabei kann eure Entschei-dung, Kinder im Glauben zu erziehen, noch deutli-cher zum Ausdruck kommen. Und uns bleibt mehr Zeit und Energie für das Reich Gottes, die bisher für den Streit um Glaubens- oder Wiedertaufe ver-schwendet wurden!

Viele Freikirchen akzeptieren bei ihren Mitgliedern nur eine Erwachsenentaufe. Sie nennen sie Glaubenstaufe, da sie die Kindertaufe nur als Segnung verstehen. Die Großkirchen sind strikt dagegen und sprechen ablehnend von Wiedertaufe.

Taufwiederholung

Pro & Contra Pro&Allzu oft

halten wir unser

eigenes Denken

und Erleben

für das einzig

Richtige.

Darf, wer als Kind getauft wurde, sich als Erwachsener nochmals taufen lassen?Pro

Daniel Kopp, aufgewachsen in der evange-lischen Landeskirche, seit fünf Jahren aktives Mitglied bei der Gemeinde-Gründungs-bewegung „Hoffnung Deutschland“, dort aktiv als Mentor, im Evangelisationsteam, im Lehrteam und beim Eventmanagement.

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Ich bekenne: Ich bin gegen die Wiedertaufe, schon von Amts wegen. Allerdings werde ich die Betroffenen nicht wie zu Luthers Zeiten verdam-men, ersäufen oder beim Dekan anzeigen. „Damit hätte ich meine besten Mitarbeiter verloren“, meinte ein Kollege i.R.. Ich stimme zu.

Die Augsburger Konfession 1530, Art. 5, kriti-siert, dass die Wiedertäufer meinten, „ohn das leiblich Wort des Evangelii den Heiligen Geist durch eigene Bereitung, Gedanken und Werk“ zu erlangen.

Spirituelles ErfahrungspaketIch bin mir nicht sicher, ob das noch das Motiv

heutiger „Wiederholungstäter“ ist. Diese kommen vom Skydiven oder Free Climben, lassen sich pier-cen und tätowieren und holen sich dann beim – meist privaten – Taufevent in See oder Pool ihr Er-fahrungspaket in Sachen Spiritualität ab: Was ich nicht spür‘, hat keinen Wert!

Klar, kirchenrechtlich ist das nicht okay. Die Wie-dertaufe diskreditiert das am Säugling vollzoge-ne, einmalig gültige Sakrament der Zuwendung Gottes. Und hier bei der Taufe zieht die Kirche einen scharfen Schnitt, ganz in der Art der Beken-

Was ich

nicht spür‘,

hat keinen

Wert!

&ConTrAner von einst. Beachtenswerter Weise ist man bei der Interpretation, wer der Herr der Taufe für uns ist, viel großzügiger. Warum nur?

unbefriedigender normalfallIch selbst wurde als Säugling getauft, christlich

erzogen und freue mich – ungepierct – meines Glaubens. Der Normalfall sieht heute aber anders aus: Das spirituelle Analphabetentum der Konfir-manden führt uns Pfarrern Jahr für Jahr die Nicht-Einlösung des Taufversprechens seitens der Eltern deutlich vor Augen.

Ob ich für die Zurückweisung einer Säuglings-taufe aus Mangel an Argumenten („Wir wollen nur den Segen Gottes!“) die Rückendeckung des OKR erhalten würde? Mein eigener Sohn wurde als Kind „nur“ gesegnet. So konnte ich ihn als 14-Jährigen bei einer Freizeit im Thuner See bei 15 Grad or-dentlich tauchen…, äh taufen. Mein Sohn gehört auch zu dieser „Generation extrem“.

Authentisch werden!Wo bleibt die Kindersegnung als Alternative zur

Taufe? Wann erscheint endlich das Wort „See“ oder „Fluss“ in unseren Agenden? Warum tut sich die Landeskirche so schwer mit erfahrbaren Taufver-gegenwärtigungen, z. B. in öffentlichen Freibädern, in denen Jugendliche oft viel mehr zu Hause sind als in unseren Kirchen? Die Erklärung des Sakra-ments der Taufe zur Privatsache ist mein Hauptar-gument gegen alle Wiedertäufer. Allerdings muss sich auch unsere Kirche von dem Verständnis der Taufe als privatem Schwellenritual deutlicher als bisher distanzieren. Freikirchlichen Gemeindelei-tungen, die Christen ohne Erwachsenentaufe grundsätzlich diskriminieren, empfehle ich: Macht nicht dieselben Fehler wie wir!

Stefan Taut, Pfarrer unserer Landeskirche, und Daniel Kopp, landeskirchlich auf-gewachsen und nach seiner Säuglingstaufe zum zweiten Mal als Erwachsener getauft, beziehen Stellung.

Darf, wer als Kind getauft wurde, sich als Erwachsener nochmals taufen lassen?ConTrA

Foto: Anskar-Kirche Marburg, D. Hirsch

Stefan Taut, Pfarrer in Reichenbach/Fils, Mit-glied im Leitungskreis von Kirche für morgen, bietet zusammen mit drei Kollegen seit fünf Jahren Tauferinnerungsgottesdienste in der Fils an und hat damit gute Erfahrungen gemacht.

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Bausteine

Taufseminare – ein Schritt auf dem Weg zu einer mündigen Gemeinde

Stefan Taut lässt uns an dem Entwicklungsprozess seiner Gemeinde in Reichenbach/Fils teilhaben.

Bis vor drei Jahren besuchte ich vor jeder Taufe die Familie des Täuflings. Ich erinnere mich an die verzweifelten Blicke der Eltern. Mit Mühe erklärten sie, warum sie zwar ihr Kind taufen lassen wollten, selbst aber kaum „in die Kirche“ gingen. Und ich erinnere mich an meine großzügi-ge Generalabsolution: „Ich verstehe… so früh am Morgen, und Sonntag ist der ein-zige Tag zum Familienfrühstück…“ Kein Platz für einen moralischen Zeigefinger bei diesem Erstkontakt.

Der Schweige-KonsensDabei gab es so was wie ein stilles Ein-

verständnis: Ich frage nicht so genau nach, was ihr unter Taufe versteht; dafür macht ihr alles genau so, wie ich es euch sage. Beidseitig keine dummen Fragen. Das funktionierte.

Aber der Zweifel nagte in mir: War es vertretbar, dass die Eltern das Kleinge-druckte des „Führerscheinzuwachsspar-buches“ für den Täufling kritischer prüf-ten als die biblischen Grundlagen für das Sakrament, und dass diese stillschwei-gend als bekannt vorausgesetzt wurden? In den wenigen Situationen, in denen ich – jung und unreif – gegen den Schweige-Kodex verstieß, ins Detail ging oder die „Warum-Taufe-Frage“ stellte, spürte ich einen Sturz der Raumtemperatur unter den Gefrierpunkt: Inquisition!

Gemeinsames GesprächIn Reichenbach gehen wir inzwischen

andere Wege: Seit drei Jahren laden wir ca. sechsmal im Jahr die Taufwilligen bzw. deren Eltern und Paten zum Taufseminar ein. Alle sollen miteinander ins Gespräch kommen. Das Thema ist klar: Die Taufe, Sinn und Unsinn des Rituals und die mög-lichen Alternativen.

Per „Bilderberg-Methode“ lassen die Teilnehmer ihren Gedanken freien Lauf. Nach einem Impuls durch uns Pfarrer – z.B. die Geschichte von Philippus und dem Kämmerer, illustriert mit Bildern von Kees de Kort – beginnt die Diskussion.

Von der pfarrerzentrierten zur beziehungsorientierten Gemeinde

Hier lernen Gemeindeglieder voneinan-der, teilen ihre Erfahrungen miteinander. Zweifel und Fragen haben Raum. Wir Pfar-rer sind nicht mehr belehrende Mahner, sondern Berater und Entwickler der spiri-tuellen Ansätze der Teilnehmenden. Die Gespräche sind fruchtbar, anregend, meistens witzig, immer geistreich und ehrlich. Peinliche Entschuldigungsver-suche fehlen.

Ergebnisoffener ProzessWenn sich die Leute zur „Warum Taufe

und nicht Segnung-Frage“ durchdiskutiert haben, kommt mein Einsatz: „Wir haben beides im Programm, je nachdem, zu wel-chem Ergebnis Sie heute kommen.“ „Es gibt nicht DEN richtigen Zeitpunkt zur Taufe!“ Manchmal werde ich persönlich: „Vier meiner sechs Kinder wurden erst mal gesegnet, die freuen sich auf die Taufe in der Fils!“ Es folgt ein kleiner Werbeblock zu unserer Taufe im Grünen mit dem Clip, der im Juli 2009 in der Abendschau kam.

Ich denke nicht,

dass es hilfreich

ist, erwachsene

Christen zur Taufe

überreden zu

wollen

Es gibt

nicht DEN

richtigen

Zeitpunkt

zur Taufe!

Stefan Taut, Pfarrer in Reichenbach/Fils, will ungewohntes Denken in gewohnten Strukturen ermöglichen.

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Karlfriedrich Schaller, ehem. Pfarrer der Jakobusgemeinde in Tübingen, in deren Gemeindeauf-baukonzept die Konfirmandenarbeit und das Ernstnehmen der Taufe eine wichtige Stellung einnimmt.

Der Kniefall ihres Lebens

In wachsender Zahl melden sich ungetaufte Jugendliche zum Konfirmandenunterricht an. Wie man mit ihnen den Weg zur eigenen Taufe gehen kann, berichtet Karlfriedrich Schaller, Pfarrer im (Un-)Ruhestand.

Die Zahl der ungetauften KonfirmandIn-nen nimmt zu. Sie kommen – sei es wegen des Gruppendrucks, wegen der zu erwartenden Geschenke oder um den „Wunsch“ der Eltern resp. Großeltern zu erfüllen. Es soll schon Eltern geben, die beide aus der Landeskirche ausgetreten sind und dennoch darauf bestehen, dass ihre Kinder getauft werden. Dabei eröff-nen sich einladende Horizonte.

An die Eltern wendenDas Problem der Jugendlichen in die-

sem Alter sind meist die Eltern. Also wird eine einladende Gemeinde sich zuerst an die Eltern wenden. Das Angebot an sie muss so interessant sein, dass die gestressten Eltern trotz Klassenabenden und Hobbys gerne kommen. Wir haben dabei die Erfahrung gemacht, dass nach vielen Jahren des „Kirchenfastens“ dieser erste Kontakt zu einer Gemeinde neugierig und offen angenommen wird.

Der KonfirmandInnen-ClubDer KonfirmandInnen-Club wird für man-

che Jugendlichen zum Taufunterricht. Da-bei wird ihr „Ja“ zur Taufe genauso ernst genommen wie das Ja der bereits Getauf-ten. Die Bereitschaft zur Mitarbeit, zum Teil-nehmen am Praktikum, zum Auswendig-lernen der wenigen Glaubensgrundsätze sind dabei die Mindestanforderungen, um konfirmiert bzw. getauft zu werden. Hoch bewertet wird von den Jugendlichen aber auch die Freiheit, „nur“ dabei zu sein und zu keinem Bekenntnis gezwungen zu wer-den. Sie erfahren dabei, dass sie auch so voll akzeptiert und integriert sind. Am Ende der gemeinsamen KonfirmandIn-nenzeit werden dann alle mit einem Fest-gottesdienst und dem Segen ins Leben entlassen. Es kommt dabei immer wieder vor, dass es Jugendliche gibt, die nach einem Jahr eben nicht konfirmiert oder ge-tauft sind und trotzdem mitfeiern.

Krönender HöhepunktMeist sechs Wochen vor dem Festgottes-

dienst zum Abschluss der KonfirmandIn-nenzeit findet eine gemeinsame Freizeit von Jugendlichen und ihren Eltern in der Innerschweiz (Flüeli/Sachseln). statt. Die Jugendlichen wohnen in der speziellen „Bruder-Klaus-Jugendunterkunft“ – die Eltern im 600 Meter weit entfernten Ein-kehrhaus St. Dorothea. Dies ist ein kon-zentrierter Ort für Stille, Gebet und der Verbundenheit am Weltgeschehen. Am Sonntag, im Rahmen eines Gottesdiens-tes werden dann die Täuflinge in der Melchaa, einem klei-nen Gebirgsbach in der Ranft getauft (s. Foto). Nicht nur der Ort, son-dern die ganze Atmo-sphäre bleibt in der Biographie der Betei-ligten tief im Gedächt-nis. Die Taufe wird „ver-ortet“, das Ja zu einem Leben mit Christus ge-wichtet. Die schon ge-tauften Jugendlichen beneiden oft die Täuf-linge um dieses be-wusste Erlebnis. Lange Gespräche ergeben sich da ohne Zwang.

Der AbschlussSelbstverständlich werden die getauf-

ten Jugendlichen dann sechs Wochen später nicht mehr konfirmiert. Das würde ihr Ja und das Ja der KonfirmandInnen ge-genseitig entwerten. Die Frischgetauften sind dabei, wenn die „Säuglingsgetauf-ten“ ihre Taufe im Gottesdienst bestäti-gen. Sie feiern mit ihren Verwandten und Bekannten, werden ebenfalls „eingeseg-net“ und erhalten ihren Taufspruch noch-mals vor der Gemeinde. Taufe – ein Halte-punkt für das ganze Leben!

Bausteine

Das Problem

der Jugendlichen

in diesem Alter

sind meist

die Eltern.

Hoch bewertet

wird die Freiheit,

„nur“ dabei

zu sein und

zu keinem

Bekenntnis

gezwungen zu

werden.

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Traugott Plieninger, Pfarrer, seit 1998 an der Bartholomäuskirche Markgröningen, Mitglied im Leitungskreis von „Evangelium und Kirche“

auf die Stirn seines Gegenübers. Erfri-schend soll die Tauferinnerung sein, erfri-schend der Segen.

Wort, Wasser, Licht, Brot und WeinSelten sind wesentliche Elemente des

christlichen Glaubens so dicht beieinan-der wie in der Feier der Osternacht. Taufer-innerung ist eher eine Selbstverständlich-keit als ein aufwändiger Akt mit Anlauf. Wer sich mit dem Kreuzzeichen und Was-ser segnen lässt, tut dies bewusst und er-fährt sich so als Glied der Gemeinschaft aller Getauften. Was am Ende mehr zählt: das Kreuzzeichen, die Berührung mit dem Geschenk des Wassers, der Segenszu-spruch oder die spürbare menschliche Nähe in dieser Geste, muss gar nicht aus-einanderdividiert werden. In allem ist der auferstandene Herr erfahrbar. Vielleicht liegt gerade in der Schlichtheit der Geste ihre Kraft.

„Keusch“ und „demütig“ nennt Franz von Assisi die „Schwester Wasser“ im Sonnengesang. So sollen auch Taufe und Taufgedächtnis an dieser Keuschheit und Demut Anteil haben. Schönheit liegt hier in der Einfachheit und Unaufdringlichkeit dessen, was erfahren wird. Bestärkt, er-mutigt, aufgeweckt gehen die Gesegne-ten in den neuen Morgen.

Traugott Plieninger ist immer wieder beglückt vom Interesse an der Taufe. Seiner Taufe erinnern kann man sich täglich. Die Gültigkeit der Taufe hängt nicht daran, dass man sich ihrer erinnert. Trotz-dem gehört das Taufgedächtnis für ihn zu einem wichtigen Element christlicher Glaubenspraxis. Plieninger ist Mitglied im Leitungskreis von „Evan-gelium und Kirche“ und freut sich über die Gele-genheit, im Zitronenfalter einer motivierten und interessierten Leserschaft zu begegnen.

Es ist kühl und noch dunkel. Um 5.15 Uhr treffen die ersten Besucher ein, wer-den am Kirchenportal begrüßt, erhalten ein Gottesdienstprogramm und begeben sich in die Kirche. Der Gottesdienst zur Osternacht, den wir in Markgröningen bei Dunkelheit beginnen und in den anbre-chenden Morgen hinein feiern, zieht viele Menschen an.

Alte und junge TaufbewerberFast jedes Jahr werden Taufen angemel-

det. Häufig sind es Konfirmandinnen und Konfirmanden, die sich wünschen, in die-sem Gottesdienst getauft zu werden. Aber auch kleine Kinder werden zur Taufe ge-bracht. Erwachsene, die sich taufen las-sen möchten, wählen diesen Gottesdienst und die Zahl derer, die deshalb zu Ostern und zur Taufe eine besondere Beziehung haben, weil sie in der Osternacht getauft wurden, nimmt zu.

Nach dem Einzug des Osterlichts, dem Entzünden der Kerzen für alle Besucher, der Lesung des Osterevangeliums finden die Taufen statt. Eine kurze Predigt folgt.

Erfrischende TauferinnerungBevor sich dann alle in einem großen

Kreis zur österlichen Mahlfeier versam-meln, kann man an einer besonderen Form der Segnung und der Tauferinnerung teil-nehmen. An vier verschiedenen Stationen warten jeweils zwei Personen und spre-chen denen, die kommen, ein Segenswort zu: „Der Auferstandene segne und schüt-ze dich. Er gebe dir Hoffnung und Mut, Freude und tiefes Vertrauen.“ Der / die Segnende taucht die Hand in eine Schale mit Wasser und macht das Kreuzzeichen

Langschläfer werden zu Frühaufstehern, Distanzierte zu motivierten Kirchgängern. Der Gottesdienst zur Osternacht beginnt in Markgröningen um 5.30 Uhr und findet große Resonanz. Dabei sind Taufen und Taufgedächtnis wesentliche Elemente der Liturgie.

„Der Auferstandene segne dich!“ – Tauferinnerung in der osternacht

Bausteine

Schönheit

liegt hier in der

Einfachheit und

Unaufdringlichkeit

dessen, was

erfahren wird.

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meine Taufzeugen, doch wir verstehen es eher als Patenamt. Die Taufe selber fand 2007 in Perouse in einem „Stressfrei-Got-tesdienst“ der Landeskirche statt.

Hat sich durch die Taufe bei Ihnen etwas verändert?

Nun, direkt verändert hat sich nichts. Aber bei mir ist der Wunsch gewachsen, Kirche noch konkreter mitzugestalten und meine Gemeinde hier am Ort auch für an-dere attraktiv zu machen.

Ich ließ mich dann als Kirchengemein-derat aufstellen und wurde auch gewählt. Die Arbeit macht mir viel Freude, auch wenn vieles sehr schleppend und müh-sam läuft.

Mir tut es weh, wenn ich sehe, wie schlecht sich Kirche selber verkauft und oftmals eher reagiert als agiert. Aber das ist jetzt ein anderes Thema…

Herr Lübke, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen für Ihren weiteren Weg Gottes Segen.

Herr Lübke, Sie haben sich 2007 in der evangelischen Landeskirche taufen las-sen. Können Sie uns Ihren Werdegang erzählen?

Ich bin in Dresden geboren, in Ost-Berlin aufgewachsen und 1988 mit 17 Jahren zu-sammen mit meiner Familie in die BRD übergesiedelt. Bei uns spielten Religion und Glaube keine große Rolle und ich hatte auch keinen nennenswerten Kontakt zur Kirche.

Im Jahr 2000 kam ich dann ins Schwa-benländle und wurde als Nachbar von An-gela Schwarz zu „Theologie im Wohnzim-mer“ eingeladen. Ich ging hin, weil ich nichts anderes vor hatte. Die Abende waren aber nur ein Anfang. Ich fand Kon-takt zu vielen netten Leuten, interessierte mich dafür, was sie glaubten und wurde irgendwann gefragt, ob ich nicht auf einer Jugendfreizeit kochen könnte. Das habe ich gerne getan.

Bei Ihnen hat also das Hineinwachsen in den Glauben ganz viel mit persönlichen Beziehungen zu tun. Wie ging es dann weiter?

Nun, aus der einen Freizeit wurden meh-rere und ich hatte gute und interessante Gespräche mit vielen Menschen. Dann wurde die Jugendgemeinde MOC in Leon-berg gegründet. Ich war dabei, machte mit und wuchs immer mehr in den christlichen Glauben hinein. Dieser Glaube wurde immer gewisser und irgendwann kam der Wunsch auf, mich taufen zu lassen. Ich wollte ganz dazugehören. Das war dann je-doch ein längerer Weg.

Wie haben Sie sich auf die Taufe vorbe-reitet, gab es einen Taufunterricht?

Nein, einen festen Taufunterricht hatte ich nicht. Aber Cyrill und Angie Schwarz nahmen sich Zeit für mich und wir führten viele Gespräche über die Grundlagen des Glaubens. Das war sozusagen mein Tauf-unterricht. Die beiden wurden dann auch

Claudia Bieneck staunt immer wieder neu darüber, wie viele verschiedene Wege Gott mit seinen Menschen hat.

Matthias Lübke hat sich als Erwachsener taufen lassen. Er ist 38 Jahre alt, Ingenieur, verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes. Claudia Bieneck sprach mit ihm über seinen Weg in die Gemeinde.

Erwachsenentaufe in der Landeskirche

Erfahrungsbericht

Ich fand

Kontakt zu

vielen netten

Leuten,

interessierte

mich dafür, was

sie glaubten.

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Erfahrungsbericht

Pina Gräber-Haag und Markus Haag leben mit ihren Kindern in Obersten-feld-Gronau. Schon vor deren Geburt haben sie sich für den Taufaufschub stark gemacht.

nicht als Säugling! Ein Plädoyer für die Kindertaufe.

Säuglingstaufe oder Erwachsenentaufe? Es geht auch anders. Zwei Pfarrfamilien erzählen, wie sie es mit der Taufe ihrer Kinder halten.

Unsere Kinder als Säuglinge taufen las-sen? Das kam für meine Frau und mich nie in Frage. Aus einem ganz einfachen Grund: Die Taufe ist ein zentraler Akt im Glaubens-Leben eines Menschen – ein einmaliger, einzigartiger und unwieder-holbarer Akt. Das bewusste Erleben die-ser wichtigen biographischen Zäsur woll-ten und wollen wir unseren Kindern nicht nehmen. Freilich – auch Eltern, die ihre Kinder als Säuglinge taufen lassen, neh-men ihnen diese Zäsur an sich nicht weg. Aber eines wird den als Säuglinge Getauf-ten genommen: Das bewusste Miterleben dessen, was bei der Taufe zeichenhaft ge-schieht!

Ich will zu Gott gehörenOstersonntag 2006. Als

Vikar einer Heilbronner K irchengemeinde

taufe ich im Famili-engottesdienst

einen Säugling. Unsere sechs-

jährige, unge-taufte Toch-ter Elena ist auch dabei.

Noch während der Taufhandlung dreht sich Elena zu meiner Frau um und sagt: „Mama, ich möchte auch getauft wer-den. Ich möchte auch zu Gott gehören.“ Für meine Frau und mich ist klar: Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht. Nicht, weil wir jetzt einen Glauben als Voraus-setzung für die Taufe nachweisen könnten – darum geht es uns nicht. Nein, jetzt ist der Zeitpunkt, der Kairos, gekommen, an dem Elena die Taufe bewusst feiern kann. Und so war es dann auch.

„Ja“Einige Wochen später. Elena antwortet

auf die Tauf-Frage vor der ganzen Gemein-de mit den Worten: „Ja, ich will.“ Dann spürt sie das warme Wasser. Sie spürt, wie es über ihr Gesicht fließt. Sie spürt das Kribbeln im Bauch. Und sie hört Got-tes Versprechen: Er sagt für immer unein-geschränkt „Ja“ zu ihr! Nimmt sie endgül-tig an als sein Kind.

und dann wird gefeiertNach dem Gottesdienst wird ein großes

Fest gefeiert – und Elena feiert kräftig mit und verschläft das Fest nicht im Neben-raum wie viele andere Neugetaufte. Sie steht im Mittelpunkt. Sie durfte das Essen aussuchen, das es im Gemeindehaus für alle Gäste gibt – Verwandte und natürlich ihre Freundinnen. Es ist ein Fest, das sie nie vergessen wird. Es ist ihr Fest. Das Fest, an dem Gott „Ja“ gesagt hat – und sie mit ihrem „Ja“ eingestimmt hat in die-ses göttliche Heilshandeln. Dieses Fest, dieses „Ja“ wird sie begleiten. Ein Leben lang. Sie hat es bewusst erlebt. Sie kann sich erinnern. Sie konnte einstimmen in dieses „Ja“.

Darum lassen wir unsere Kinder erst später taufen.

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nicht als Säugling! Ein Plädoyer für die Kindertaufe.

rausfordern. Und wenn der Papa Pfarrer ist, gibt es dafür sowieso genügend Gele-genheit. So war es keine große Überra-schung, als unser Ältester im letzten Kin-dergartenjahr fragte: „Papa, wann werde ich eigentlich getauft?“ „Wann du willst! Wir laden dann die Großeltern und deine Paten ein.“ Kurz vor seiner Einschulung war es soweit: In einem Mini-Gottesdienst zum Thema „Wasser“ haben die Kinder das Taufwasser in kleinen Silberbechern mit den Händen gewärmt. Fröhlich stand der kleine Mann neben dem Taufstein und zündete stolz seine selbst gebastelte Taufkerze an. Die Bestätigung durch einen zukünftigen Schulkameraden tat ihm na-türlich gut: „Ich finde es cool, dass du dich taufen lässt.“ Er durfte einen Freund einladen, nach dem Taufgottesdienst gin-gen wir schön essen und natürlich gab es tolle Geschenke. Gerne zeigt er heute, vier Jahre später, die Bilder von seiner Taufe.

Für den Zweiten war es nicht mehr ganz so spannend, er hatte ja bereits gesehen, „wie das geht“. Aber dass er als Erstkläss-ler sein eigenes Tauf-Fest bekam, war ihm sehr wichtig. Inzwischen quengelt bereits unsere Dritte, die kurz vor der Einschu-lung steht: „Papa, wann werde ich endlich getauft?“

Ich erinnere mich noch gut: Im Taufse-minar im „roten“ Marburg besaß der Pro-fessor die Größe, den örtlichen Baptisten-pastor einzuladen. Engagiert betonte die-ser die Ernsthaftigkeit des Taufbegehrens und die Freiheit, dass ein Mensch Ja sagen müsse zum Geschenk der Liebe Gottes. Nicht weniger engagiert betonte der Theo-logieprofessor die Taufe als Geschenk, durch die das unbedingte Ja Gottes dem Menschen ohne Vorleistung zugeeignet werde.

Muss dies ein Gegensatz sein? Das be-schäftigte mich. Beide hatten mich über-zeugt und fortan war ich auf der Suche, wie sich in einer verantwortlichen kirchli-chen Praxis beides verbinden lässt: das Ja Gottes ohne menschliche Vorleistung und ein eigenes Ja, an das man sich erin-nern kann.

Wie sollten wir das bei den eigenen Kin-dern halten? Meiner Frau und mir war von Anfang an wichtig, dass unsere Kinder in ihrem kindlichen Vertrauen zu Gott be-stärkt werden. Sie sollten ihre Taufe als ein Fest erleben und sich später daran er-innern können. Sie sollten zu Gottes Ge-schenk Ja sagen dürfen, ohne dem Druck eines frommen „Bekennens“ ausgesetzt zu sein. Da war es wie eine Befreiung, als der Oberkirchenrat eine Handreichung zur Segnung herausgab. Mein Ausbildungs-pfarrer erklärte sich bereit, unseren Säug-ling im Gottesdienst zu segnen. Die bei-den Paten bekamen die Aufgabe, unseren Sohn auf seine Taufe vorzubereiten.

Wo Eltern ihren Glauben im Alltag leben, lernen Kinder selbstverständlich Gott zu vertrauen. So zum Beispiel beim Tischge-bet oder beim täglichen Gute-Nacht-Ritu-al. Oft sind wir erstaunt, wie selbstver-ständlich Kinder von Gott denken, wie sie uns beobachten und mit ihren Fragen he-

Wo Eltern ihren

Glauben

im Alltag leben,

lernen Kinder

selbstverständlich

Gott zu

vertrauen.

Alexandra und Johannes Stahl leben als Pfarrfamilie in Eschenbach. Mit der Segnung ihrer Säuglinge haben sie gute Erfahrungen gemacht

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Synode aktuell

Martin Allmendinger, Diakon,

Denkendorf

Kerstin Leuz, Jugend referentin und

Religionslehrerin, Oedheim

Die Zitronen bewirken eine Änderung des Pfarrstellenbesetzungsgesetzes. Mehr Mit-spracherecht für die Gemeinden ist möglich! Unsere Synodalen Martin Allmendinger und Kerstin Leuz berichten aus der Synode.

Wahlversprechen eingelöst

Beim Wahlverfahren für Pfarrerinnen und Pfarrer wurde in der Frühjahrstagung der Landessynode auf Antrag des Ober-kirchenrates mehr Mündigkeit der Ge-meinden und mehr Transparenz in der Stellenpolitik des Oberkirchenrates er-reicht. Vorausgegangen war ursprünglich ein Antrag von Kirche für morgen. Und dies ist das Ergebnis:

mehr mitbestimmung für Gemeinden

Der OKR schlägt den Kirchengemein-den drei Bewerberinnen bzw. Bewerber zur engeren Auswahl vor. Er informiert gleichzeitig das Besetz ungsgremium über weitere geeignete Bewerberinnen und Bewerber. Das Besetzungsgremium kann daraus eine vierte Person mit auf den Wahlvorschlag nehmen. Natürlich muss die zusätzliche Person der Veröf-fentlichung ihres Namens zustimmen. So ist es möglich, dass jemand, der von der Kirchengemeinde favorisiert und nicht auf dem Wahlvorschlag des OKR aufgelis-tet ist, doch noch in die Wahl mit aufge-nommen werden kann.

Dieser Antrag wurde gesprächskreis-übergreifend befürwortet und von dem neuen OKR-Personaldezernenten Wolf-gang Traub unterstützt. Auch Werner Schmückle, Mitglied der Lebendigen Ge-meinde und stellvertretender Vorsitzen-der des Rechtsausschusses, setzte sich für den Antrag ein. Eine Umfrage von Kir-

che für morgen unter Laienvorsitzenden der Kirchengemeinden hatte ergeben, dass viele die Stärkung des Mitsprache-rechts befürworten und dafür gerne ein längeres Auswahlverfahren in Kauf neh-men. Die Gefahr, dass damit die Entste-hung von Richtungsgemeinden gefördert würde, verneinten mehrere Theologen in der Synode gesprächskreisübergreifend.

Finanzen: kfm steht zu Prioritätenprozess

Die Abnahme der Kirchensteuermittel verpflichtet die Landeskirche zu weiteren Sparrunden. Darum ist es dringend gebo-ten, dass Oberkirchenrat und Landessyn-ode am begonnenen Prioritätenprozess weiterarbeiten. Die Ergebnisse dieses Prozesses sind Grundlage für alle kom-menden Einsparungen.

Dazu müssen folgende Fragen beant-wortet werden:

Welche Arbeitsbereiche sind in unserer Landeskirche wichtig? Wie und wodurch werden Menschen durch Wort und Tat mit dem Evangelium erreicht? Die Synodalen von Kirche für morgen stimmen der Zielset-zung zu, dass das Pfarramt in der Fläche präsent bleiben soll. Das bedeutet auch, dass wir die Streichung weiterer Stellen im kommenden Pfarrplan 2013-2018 ver-hindern möchten, damit auch in Zukunft genügend Pfarrerinnen und Pfarrer ihren Dienst in den Gemeinden tun können.

Ohne Hauptamt ist es schwierig, das Eh-renamt zu fördern. Die Förderung Ehren-amtlicher durch geeignete Fortbildungsan-gebote steht aber für Kirche für morgen an erster Stelle. Wir sind nach wie vor der Mei-nung, dass sich unsere Landeskirche von einer Angebotskirche hin zu einer Beteili-gungskirche entwickeln muss.

Darum ist es Kirche für morgen wichtig, alternative Finanzierungs- und Anstel-lungsmodelle zu entwickeln. Auch eine Unterstützung von Fördervereinen liegt uns weiterhin am Herzen. Damit wird die Beteiligung der Basis an der Entwicklung unserer Landeskirche gewährleistet. Wei-terhin fordern wir die Zusammenführung von Sonderpfarrstellen und Gemeinde-pfarrstellen.

unsere Synodale Angela Schwarz mit nachwuchs bei der Synodaltagung

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menschen vor SteineNach dem Grundsatz „Menschen vor Stei-

ne“, der für die letzte Spardiskussion grund-legend war, halten wir es für notwendig, dass sich die Landeskirche in Zukunft von vorhan-denen Immobilien trennt. Zudem müssen Wege gefunden werden, Bürokratie in der kirchlichen Verwaltung weiter abzubauen. Leider hat das neue Rechnungswesen, das mit dem Projekt „Wirtschaftliches Handeln“ eingeführt wurde, zu einem erheblichen Ver-waltungsmehraufwand geführt. Im Zuge des-sen mussten neue Stellen im Bereich der Ver-waltung geschaffen werden. Stellenzunah-men im Verwaltungsbereich und gleichzeitig Stellenstreichungen im Bereich der inhaltli-chen Arbeit können jedoch nicht wegweisend für eine Kirche sein, die sich auf den Weg in die Zukunft begeben will.

EInLADunG2011Jahrestagung

von „Kirche für morgen“

Freitag 14.1.2011, 19.30 uhr

„und sie bewegt sich doch“Kabarettistisches, Erheiterndes, nachdenkliches zu 10 Jahren „Kirche für morgen

Samstag 15.1.2010, 8.15 uhr - 13 uhr

„back to the future – die Gottesdienstpraxis der ersten Christen als Impuls für die Kirche heute“referent: Prof. Peter Wick (uni Bochum)mit referat, Arbeitsgruppen Podiumsdiskussion Schon heute laden wir alle herzlich ein

Weitere Informationen unter www.kirchefuermorgen.de

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Zu guter Letzt

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Auszüge aus dem Dokument:Voraussetzungen zum Gespräch„Wir verzichten auf traditionelle Ar-gumente aus der konfessionellen Polemik, die auf Missstände oder Extrempositionen innerhalb der je-weils anderen Konfession zurück-gehen. Wir gestehen einander wechselsei-tig zu, die Entscheidung zugunsten einer Taufform in Verantwortung vor Gott und dem uns anvertrauten Evangelium getroffen zu haben.“ (S.13)

Zugeständnisse„Baptisten und Lutheraner können beide Taufverständnisse als unter-schiedliche, jedoch legitime Ausle-gungen des einen Evangeliums an-erkennen. Die Gewissheit, in der ei-genen Lehre und Praxis dem Evan-gelium zu entsprechen, impliziert daher nicht, die davon unterschie-dene Lehre und Praxis der anderen als nicht evangeliumsgemäß zu verurteilen, weil man in der ande-ren konfessionellen Tradition die wesentlichen Anliegen auch der ei-genen Auslegung gewahrt sieht.“ (S.15)

Praktische Folgerungen„Es besteht Einigkeit, dass Kinder und Eltern in der gemeindlichen Ar-beit in besonderer Weise Zuwen-dung benötigen und Eltern bei der Weitergabe christlicher Glaubens-inhalte unterstützt werden müs-sen. Die lutherische Seite erinnert ihre Gemeinden als Konsequenz ihrer Taufpraxis daran, einer an den christlichen Glauben heranführen-den Arbeit mit Kindern und Jugend-lichen besonderes Gewicht beizu-messen.“ (S.19)

Der gesamte Text des Dokuments kann ab-gerufen werden unter www.kirchefuermor-gen.de/zitronenfalter bzw. www.kirchefuer-morgen.de/downloads. Das Kapitel über die Taufe findet sich dort auf den S.13-19.

„Voneinander lernen –

miteinander glauben“Konvergenz dokument der Baptisten und der

bayrischen Landeskirche

Joels erster Taufbrief

– so steht es auf der graphisch toll gestalteten Karte, die wir als Kirchengemeinde anlässlich des ersten Tauftages den El-tern und Täuflingen zukommen lassen. Auch mein Sohn Joel war dieses Jahr an der Reihe – und sollte den Brief bekom-men. „Nun liegt die Taufe Ihres Kindes schon ein Jahr zurück. Gewiss war es ein schönes Fest…“ – so beginnt der vorge-druckte Text mit einfühlsamen Worten. Was dann kam, ließ mich herzhaft lachen: „In diesem Jahr ist Ihr Kind nicht nur groß geworden. Es hat auch viel gelernt. Es kann inzwischen krabbeln, vielleicht läuft es schon.“ O ja, er läuft schon. Joel ist sieben Jahre alt! – Wieder mal wurde mir schmerzhaft be-wusst, wie eingleisig unsere Taufpraxis ist. Zeit, dass sich das ändert.

Eine BärentaufeDie ganze Familie war bei einer Taufe eingeladen – eine Sie-benjährige aus der Gemeinde ließ sich taufen, die große Schwester der besten Freundin unserer damals Dreijäh-rigen. Tagelang war dieses Ereignis das große Thema in un-serer Familie, wir erklärten die Bedeutung der Taufe und die Kinder fieberten dem Sonntag entgegen.

Der Tag kam, alle standen mit dem Täufling vorne am

Taufstein, unsere damals Jüngste mit ihrem heiß

geliebten Teddybären im Arm. Die Taufhand-lung war vollzogen, die Orgel spielte, wir gingen

wieder auf unsere Plätze. Dieses kleine Durcheinan-der nutzte Henrike, um ganz schnell noch ihrem Bären

was Gutes zu tun:

(siehe S. 7 in diesem Heft)

„Ein Gruß von Ihrer Kirchengemeinde zum 1. Tauftag Ihres Kindes“

Sie ging zielstrebig

zum Taufstein, langte kräftig ins Tauf-

wasser und „taufte“ so ganz nebenbei eben noch ihren

Bären. Erst dann konnte sie sich hinsetzen, fröh-

lich lächelnd und zu frie den. Jetzt konnte gefeiert

werden!

Claudia Bieneck

Ein Gruß von Ihrer Kirchengemeinde

zum 1. Tauftag Ihres Kindes

Markus Haag, Pfarrer