zwanzig N o 12 - laurentius-gl.de€¦ · und Biologie in Bonn wurde er 1987 durch Bischof Dr....

11
Magazin der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius in Bergisch Gladbach drei& zwanzig

Transcript of zwanzig N o 12 - laurentius-gl.de€¦ · und Biologie in Bonn wurde er 1987 durch Bischof Dr....

  • Magazin der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius in Bergisch Gladbach

    drei&zwanzig N

    o 12

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser!

    Diese Filmszene hat mich so amüsiert und nachhaltig beein-

    druckt, dass ich sie auch nach über 50 Jahren nicht vergessen

    habe. Wir waren mit allen Schülern der Unterstufe unserer

    Schule im Kino, um uns den Dokumentarfilm von den Olym-

    pischen Sommerspielen 1960 in Rom anzuschauen. Darin auch

    ein Bericht über den abschließenden Marathonlauf auf den As-

    phaltstraßen Roms. In der brütenden Hitze des Sommertages.

    Am Rande der Strecke waren Getränkestände zur Erfrischung

    der Läufer aufgebaut. Auf einen Stand war die Kamera längere

    Zeit gerichtet. Man sah mehrere Läufer, die sich im Vorbeiren-

    nen einen Wasserbecher vom Tisch schnappten und den Inhalt

    über ihren Kopf im Lauf entleerten. Oder etwas tranken und

    dabei die Hälfte verschütteten. Ohne anzuhalten. Ja keine Zeit

    verlieren!

    Und dann die Überraschung: ein dunkelhäutiger (vermutlich

    afrikanischer) Läufer kam an den Getränkestand, blieb stehen

    und trank in aller Seelenruhe mehrere Becher hintereinander

    leer. Um dann erfrischt und gestärkt den Lauf fortzusetzen.

    (Diese Szene verursachte natürlich ein Riesengelächter im

    Kino).

    Wenn einer den olympischen Gedanken „dabei sein ist alles“

    verstanden hat, so dieser Läufer. Heutzutage wohl kaum mehr

    vorstellbar. London 2012 wird es zeigen. Mit dabei: „unser“

    Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt, der diesem Magazin in

    einem Interview etwas über seine Arbeit in London und bei

    anderen großen Sportevents verrät. Die großen Sportereignisse

    wie die Olympischen Spiele beschäftigen natürlich insbeson-

    dere alle Medienleute. So wird sicher auch der WDR 2-Mo-

    derator Tom Hegermann in den täglichen Magazinsendungen

    davon tangiert, der in der Nachbarschaft wohnt und diesmal als

    prominenter Gladbacher Bürger unsere 23 Fragen auf der letz-

    ten Seite beantwortet.

    Um die schnellste Zeit zwischen Start und Ziel wie bei vielen

    sportlichen Wettkämpfen in London ging es den drei Wander-

    ern auf dem „camino“, dem Pilgerweg nach Santiago de Com-

    postela sicherlich am wenigsten. Wie diese drei Gladbacher den

    Weg bewältigt haben, mit welchen Erfahrungen und Eindrü-

    cken unterwegs, und mit welchen Gefühlen sie nach ihrer be-

    schwerlichen Wanderung am Zielort angekommen sind – das

    ist spannend und eindrucksvoll in ihren Berichten nachzulesen.

    „Der Weg ist das Ziel“ - ist ja ein vielzitierter postmoderner Aus-

    ruf unserer Tage. Aber nur „unterwegs sein ohne Ende wäre ein

    Albtraum. Das Schönste an einem Weg ist das Ankommen“ – so

    hat es ein Journalist (Jens Voss, PR-Online) formuliert, der selbst

    diesen Pilgerweg gegangen ist. Bleibt uns allen zu wünschen, die

    wir in diesem Sommer sicher auf vielen Reisen unterwegs sind,

    dass wir gut ankommen. Auch bei

    bei uns selbst – wie das geht,

    verrät uns vielleicht der afri-

    kanische Läufer von oben.

    Herzlichst, Ihr

    Manfred Hartmann

    Pastoralreferent

    Holy-Days!

    von Kreisdechant Norbert Hörter

    Endlich Urlaub! So denken in diesen Tagen und Wochen sicher

    viele von uns. Urlaub – dieses Wort kommt übrigens aus dem Mit-

    telhochdeutschen „urloup“ und bedeutet die Erlaubnis des Lehn-

    herrn für einen Ritter, weggehen zu können. Unsere Urlaubsgefühle

    trifft da schon eher der englische Ausdruck für die Ferienzeit:

    „holidays“. Er leitet sich von „holy-days“ – heilige Tage – ab, wobei

    holy den gleichen Wortstamm hat wie whole – ganz, heil. Die

    Ferienzeit kann man demnach verstehen als eine Zeit zum Heilwer-

    den. Zum Ganzwerden. Zum Gesunden. Auch die Bezeichnungen

    in den romanischen Sprachen, die alle auf die lateinische Wurzel

    „vacare“ zurückgehen (vacance, vacaciones, vacanza), was frei sein

    von etwas, Zeit und Muße haben bedeutet, können den Blick tiefer

    darauf lenken, worauf es im Urlaub ankommt. Ihn als eine Zeit der

    Freiheit und Muße zu genießen. Wieder (mehr) zu sich kommen

    und an Leib und Seele gesunden. Wie schön – und meist vergessen

    –, dass alles seinen Anfang genommen hat mit dem freien Tag in der

    Woche, den uns die jüdisch-christliche Tradition geschenkt hat. Den

    Sabbat bzw. den Sonntag, der uns Christen (hoffentlich!) „hoch und

    heilig“ ist.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in diesem Sommer „holy days“,

    egal, ob auf „Balkonien“ oder irgendwo sonst in der Welt.

    - Pastor von St. Laurentius -

    Spuren im Sand

    Eines Nachts hatte ich einen Traum:

    Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.

    Vor dem dunklen Nachthimmel

    erstrahlten, Streiflichtern gleich,

    Bilder aus meinem Leben.

    Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,

    meine eigene und die meines Herrn.

    Als das letzte Bild an meinen Augen

    vorübergezogen war, blickte ich zurück.

    Ich erschrak, als ich entdeckte,

    dass an vielen Stellen meines Lebensweges

    nur eine Spur zu sehen war.

    Und das waren gerade die schwersten

    Zeiten meines Lebens.

    Besorgt fragte ich den Herrn:

    „Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,

    da hast du mir versprochen,

    auf allen Wegen bei mir zu sein.

    Aber jetzt entdecke ich,

    dass in den schwersten Zeiten meines Lebens

    nur eine Spur im Sand zu sehen ist.

    Warum hast du mich allein gelassen,

    als ich dich am meisten brauchte?“

    Da antwortete er: „Mein liebes Kind,

    ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,

    erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.

    Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,

    da habe ich dich getragen.“

    Margaret Fishback Powers

    EditorialDer Weg ist nicht das Ziel!

    IMPRESSUM drei&zwanzig Ausgabe 12/Juli 2012Herausgeber: Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius

    Redaktion: Edith Hartmann, Manfred Hartmann, Thomas Hartmann,

    Philipp Heinen, Prof. Dr. Norbert Heinen, Rudi Reudenbach,

    Dr. Gabriele Rieband, Karin Winter

    Gestaltung: Thomas Hartmann

    Fotos: Franz-Josef Basener, Wolfgang Bosbach, Michael Ebel

    Titelbild: William Perugini/istockphoto

    Druck/Auflage: ICS-Druck GmbH, Bergisch Gladbach, 15.500 Exemplare

    V.i.S.d.P.: Pastoralreferent Manfred Hartmann, Laurentiusstr. 4,

    51465 Bergisch Gladbach, [email protected]

    Foto

    : pix

    elm

    ixer

    / p

    hoto

    case

    .com

  • Dabei sein ist (fast) alles Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt

    in London am Start

    Am 27. Juli 2012 beginnen die XXX. Olympiade mit den Olympischen

    Sommerspielen in London. Mit dabei der katholische Sportpfarrer und

    Sportbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Hans-Gerd Schütt. Er

    stellte sich den Fragen von drei&zwanzig in einem Interview.

    drei&zwanzig: Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an Ihren bevorstehenden

    Einsatz als Olympiapfarrer in London denken? Was bereitet Ihnen Sorge?

    Schütt: Auf die vielen Begegnungen, die auf einen warten. Nicht

    nur im unmittelbaren Umfeld der deutschen Mannschaften son-

    dern auch mit den Jugendlagern, der deutschsprachigen Gemein-

    de und den englischen Freunden. Und natürlich auch auf die

    Stadt London selbst. Sorgen habe ich so direkt keine, aber hof-

    fentlich werden es frohe und friedliche Spiele, wo der sportliche

    Wettkampf im Mittelpunkt steht.

    drei&zwanzig: Nach unseren Informationen werden rund 380 deutsche

    Sportler in London an den Start gehen. Was macht eigentlich ein Sport-

    pfarrer bei Olympia? Worin bestehen Ihre Hauptaufgaben und wie sieht

    so ein Tagesablauf bei Ihnen aus?

    Schütt: Zum einen sind mein evangelischer Mitbruder Thomas

    Weber und ich für das gesamte Team seelsorglich zuständig, also

    nicht nur für die Sportlerinnen und Sportler im engeren Sinne.

    Als „Exoten“ im olympischen Betrieb treffen wir auf viele Men-

    schen, z.B. im Deutschen Haus und auf zahlreiche Medienvertre-

    ter. Auch hier ergeben sich viele gute Gespräche über „Gott und

    die Welt“. Einen festen Tagesfahrplan gibt es so nicht. Man muß

    halt sehr flexibel sein.

    drei&zwanzig: Sie sind seit fast 10 Jahren Sportpfarrer und waren schon

    bei vielen sportlichen Großveranstaltungen dabei. Was hat Sie am meisten

    beeindruckt? Welches war Ihr aufregendstes Erlebnis?

    Schütt: Eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Das Flair sol-

    cher Veranstaltungen hat immer etwas sehr Besonderes. An viele

    Begegnungen erinnert man sich gerne noch nach Jahren. Man

    kann Menschen etwas mit auf den Weg geben und man emp-

    fängt auch viel. Nicht vergessen werde ich z.B. den Ausflug des

    Paralympischen Jugendlagers zur Chinesischen Mauer. Eine ganz

    schmale Steintreppe führte zu ihr hinauf. Was machen wir jetzt

    mit den Rollis? Sollen sie unten bleiben, notgedrungen? Mit ver-

    einten Kräften und bei einer Affenhitze haben wir es geschafft,

    dass wirklich alle auf die Mauer gekommen sind. Ich habe selten

    so frohe und stolze Gesichter gesehen. Per Handy gingen die

    Bilder sofort zu den Familien daheim. Eines meiner schönsten

    olympischen Erlebnisse.

    drei&zwanzig: Gibt es eine Lieblingssportart oder auch Disziplinen, die

    Sie gar nicht mögen?

    Schütt: Ich habe mich selbst gewundert, aber jede Sportart hat

    ihren Reiz, besonders wenn man sie von den Sportlern oder den

    Trainern einmal etwas genauer erklärt bekommt. Dann schaut

    man z.B. den Schießwettkämpfen ganz anders zu. Golf wird für

    einen lebendig und die Technik beim Gewichtheben hat es schon

    in sich. Ich selber finde den Radsport nach wie vor sehr interes-

    sant. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man am

    Niederrhein halt gerne Rad fährt.

    drei&zwanzig: Mit welchen (seelischen) Problemen haben Sportler heute

    besonders zu kämpfen, bei denen Sie als Seelsorger begleitend helfen kön-

    nen? Was erwarten Sportler von Ihnen?

    Schütt: Unsere Mannschaften sind ein Spiegelbild der deutschen

    Gesellschaft. Ein Teil ist noch konfessionell gebunden und hat

    noch Kontakt zur Kirche oder eben auch nicht mehr, ein anderer

    Teil hat noch nie Kontakt zur Kirche gehabt. Die Frage „Was

    ist eigentlich ein Pfarrer?“ ist gar nicht so selten. Wir als Pfar-

    rer kommen ja nicht direkt aus dem Sportbetrieb. Das kann ein

    DIE PERSON

    Hans-Gerd Schütt, Jahrgang 1958, stammt aus Sö-

    tenich in der Eifel. Nach dem Studium der Theologie

    und Biologie in Bonn wurde er 1987 durch Bischof

    Dr. Klaus Hemmerle im Aachener Dom zum Priester

    geweiht. Nach fünf Jahren Kaplanszeit in Mönchen-

    gladbach und drei Jahren als Schulseelsorger an der

    Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Kre-

    feld war er von 1995 bis 2002 als Pfarrer in Viersen

    tätig. Seit 1. Januar 2003 ist er der Sportbeauftragte

    der Deutschen Bischofskonferenz, seit 1996 Geistli-

    cher Bundesbeirat des DJK-Sportverbandes und seit

    2003 Vorsitzender der Vollversammlung des Arbeits-

    kreises „Kirche und Sport“ der Katholischen Kirche in

    Deutschland.

    Foto

    : DJK

    /Oly

    mpi

    apfa

    rrer

  • Vorteil sein, weil man uns einen anderen

    Blick zutraut. Der Nachteil ist natürlich,

    sich in den Sportbetrieb hineinzuverset-

    zen, dem man nicht von klein auf ange-

    hört oder anders formuliert: Wie tickt

    der Sport? Probleme sind natürlich Ver-

    sagensängste oder wie gehe ich mit dem

    Druck und den Erwartungshaltungen um?

    Freundschaft und Partnerschaft sind ein

    weiteres Feld. Aber auch die Frage nach

    dem Glauben. Die Erwartungen an uns

    Pfarrer gehen natürlich von – bis…

    drei&zwanzig: Feiern Sie auch Gottesdienste,

    Andachten oder ähnliches mit den Athleten und

    wenn ja, werden solche spirituellen Angebote auch

    genutzt?

    Schütt: Ja, aber unterschiedlich. Das hängt

    zunächst mit den Zeiten zusammen. Am

    Ende der Spiele eher als zu Beginn, wenn

    der Druck vorbei ist. Gut ist es auch, Tür-

    öffner zu haben. So hatten wir in Peking z.B.

    eine Abendandacht mit unseren Schwimme-

    rinnen, vermittelt durch einen Physiothera-

    peuten oder in Vancouver mit unseren Vo-

    lunteers im Deutschen Haus.

    drei&zwanzig: Es gibt ja auch einen evangelischen

    Kollegen, Pfarrer Thomas Weber. Wie gestaltet sich

    die Zusammenarbeit mit ihm? Gibt es so etwas wie

    eine „olympische Ökumene“?

    Schütt: Wenn es sie gibt, dann funktioniert

    sie hervorragend. Das hängt einmal damit

    zusammen, dass wir uns persönlich sehr

    gut verstehen. In London z.B. haben wir

    ein gemeinsames Zimmer beim deutschen

    Pfarrer, in Vancouver waren wir gemeinsam

    bei einer kanadischen Familie untergebracht

    usw. Es wird einem in der Welt des Sports

    schnell bewusst, wie die beiden Kirchen mit

    ihrer Glaubensbotschaft in der heutigen Zeit

    in einem Boot sitzen. Also gemeinsam und

    nicht gegeneinander.

    drei&zwanzig: Haben andere Nationen auch

    hauptamtliche geistliche Begleitung? Wenn ja, ha-

    ben Sie Kontakt untereinander oder gibt es sogar

    eine Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen?

    Schütt: Es gibt einige Mannschaften mit

    einem eigenen Seelsorger, z.B. Österreich,

    Polen oder Italien. Das ist aber eher die Aus-

    nahme. Es gibt in jedem Olympischen Dorf

    ein religiöses Zentrum, das von den Religi-

    onsvertretern des Gastlandes beschickt wird.

    Die Zusammenarbeit ist unkompliziert.

    Man kennt sich manchmal schon von ande-

    ren Sportereignissen. Das gilt auch für die

    nichtchristlichen Religionen.

    drei&zwanzig: Gibt es Sportler, denen Sie begegnet

    sind, die Sie besonders beeindruckt haben?

    Schütt: Ja, Gott sei Dank. Aber ich möchte

    keine Namen nennen, um nicht andere zu

    vergessen oder eine vermeintliche Wertung

    einzubringen. Wichtig für unsere Arbeit ist

    die Diskretion.

    drei&zwanzig: Geht in Einzelfällen der seelsorg-

    liche Kontakt zu Sportlern über die sportlichen Ver-

    anstaltungen hinaus weiter?

    Schütt: Ja, ich hatte z.B. vergangenes Wo-

    chenende eine Trauung eines ehemaligen

    Rennrodlers in Berchtesgaden. Und man

    trifft sich in der Sportwelt auch immer wie-

    der.

    drei&zwanzig: Schauen wir mal über London hi-

    naus. Was müsste sich im Verhältnis von Kirche und

    Sport in Deutschland verändern? Wie sehen Sie die

    Entwicklung und wo liegen Chancen, die bisher

    noch ungenutzt sind?

    Schütt: Beide Kirchen haben viele Einrich-

    tungen in denen der Sport eine große Rolle

    spielt oder spielen kann. Denken wir an die

    Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser

    mit Reha-Einrichtungen. Dann haben wir

    mit der DJK einen katholischen, ökume-

    nisch offenen Sportverband mit bundesweit

    gut 500000 Mitgliedern in etwa 1200 Ver-

    einen. Die Kirche kann also eine wichtige

    Lebenswirklichkeit der Menschen aktiv mit

    gestalten und ihre Botschaft einbringen,

    wenn man es sich nur immer wieder bewusst

    macht. Sport also als ein Weg der Kirche und

    ein Weg zur Kirche. Denn auch im Sport

    geht es um den Menschen mit Körper, Leib

    und Seele.

    drei&zwanzig: Vielen Dank, Pfarrer Schütt und

    eine gute Zeit in London!

    KIRCHE UND SPORTDer Sport ist ein wesentlicher Bestandteil und Lebensbereich unserer Gesellschaft. Auch

    hier will die Kirche präsent sein und seelsorgliche Begleitung anbieten. Das geschieht zum

    einen in der Person des Sportpfarrers und zum anderen auf der verbandlichen Schiene über

    den katholischen Sportverband DJK mit rund 1.200 Vereinen in über 100 Sportarten bun-

    desweit. Der Sportpfarrer ist Begleiter und Kooperationspartner gegenüber dem organi-

    sierten Deutschen Sport. Er vertritt die Interessen und Anfragen des Sports gegenüber der

    Kirche und leitet bzw. koordiniert die kirchlichen Aktivitäten. Wichtig für die Wahrneh-

    mung ihrer Aufgabe und Sendung ist die seelsorgliche Begleitung sportlicher Großereignisse

    wie Olympische Spiele mit den Paralympics, Ski-Weltmeisterschaften, World-Games oder

    Fußball-Weltmeisterschaften. Hinzukommen regelmäßig wiederkehrende Sportereignisse

    auf nationaler Ebene z.B. Gottesdienste bei Marathon-Veranstaltungen, Hochschulmeister-

    schaften etc. (Quelle: www.olympiapfarrer.de)

    Anz Trauer ist Liebe A4 04.12.2009 15:57 Uhr Seite 1

    Probedruck

    C M Y CM MY CY CMY K

    Bergisch Gladbach, Kürtener Str. 10, Telefon (02202) 9 35 80; www.puetz-roth.de

    Trauer ist Liebe.

    Trauer ist Ausdruck der Fortsetzung der Liebe nach dem Tod.

    Diese Liebe braucht Raum, braucht eine Heimat. Dazu gehören

    eine würdevolle, dem Leben des Verstorbenen entsprechende

    Beerdigung und ein angemessenes Grab als Ort der Erinnerung.

    Für Hinterbliebene ist es wichtig, eine ebenso warmherzige wie

    qualifizierte Trauerbegleitung zu erfahren.

    Ebenso wichtig scheinen uns über Generationen gewachsene

    Bräuche zu sein, die gerade in schweren Zeiten Vertrautheit und

    zusätzlichen Halt vermitteln. Dazu gehört für uns auch das

    traditionelle Begräbnisritual, gern mit einer Trauerfeier um den

    in der Kirche aufgebahrten Sarg.

    Sprechen Sie uns gerne an, wir freuen uns auf Ihren Anruf.

    „Fritz Roth ist Bestatter. Und viel mehr als das.“ (Stiftung Warentest)

    Jederzeit (02202) 93 58-0

    Foto

    : sto

    ckw

    erk2

    3 /

    phot

    ocas

    e.co

    m

  • Die drei vom

    Camino

    Es ist der vielleicht berühmteste Weg der Welt: Der Pilgerweg nach

    Santiago de Compostella. Drei Gemeindemitglieder erzählen von

    ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen auf dem Weg zum Grab

    des Apostels Jakobus.

    Welchen Weg sind Sie gegangen?Basener: Den Camino France´s von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela.

    Ebel: Von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella.

    Schumacher: Köln (Dom) – Trier – Metz – Langres – Dijon – Beaune – Cluny – Le Puy und

    weiter die Via Podienses nach St-Jean-Pied-de-Port am Fuß der Pyreneen - Roncesvalles und

    weiter den Via Frances durch Spanien bis Santiago de Compostela.

    Von wann bis wann dauerte die Pilgerwanderung?Basener: Vom 1. März bis 4. April 2012, insgesamt 35 Wandertage.

    Ebel: Vom 1. April 2005 bis zum 1. Mai 2005, also 31 Tage.

    Schumacher: Ich bin den Weg in zwei Etappen gegangen. 2004 vom 25. Juli bis zum 1. Okto-

    ber von Le Puy bis Santiago de Compostela und 2005 vom 1. Juni bis zum 20. Juli von Köln

    bis Le Puy, also insgesamt etwa vier Monate.

    Wie viel km Wegstrecke insgesamt und im Schnitt pro Tag haben Sie zuückgelegt?Basener: Einschließlich der Wegalternativen auf einem längeren aber schöneren Weg 840 Km.

    Geplant waren Etappen um die 25 Km. Gewandert bin ich dann als kürzeste ca. 14,5 Km und

    als längste Etappe 32,3 km.

    Ebel: 841 km, das heißt ca. 27 km pro Tag.

    Schumacher: Insgesamt 2650 km mit ca. 25 km pro Tag.

    Foto

    : © M

    arku

    s T

    hom

    as L

    ienb

    ache

    r

  • Mit wie viel Gepäck?

    Basener: 12,5 kg (In Pamplona ein Päckchen mit 2,5 kg wieder

    nach Hause geschickt).

    Ebel: Ruck- und Schlafsack, ca. 10 kg.

    Schumacher: Rucksack mit 10-12 Kg.

    Sind Sie allein gewandert oder mit anderen?

    Basener: Bis auf wenige Teilstücke bin ich die ersten rund 700

    km alleine gewandert und habe die anderen Pilger nur wäh-

    rend der Pausen oder in der Unterkunft getroffen. Auf den

    letzten rund 100 Km konnte man aufgrund der großen Anzahl

    von Pilgern nicht mehr „alleine“ wandern, sodass ich dann mit

    zwei Deutschen, einem Russen, einem Norweger und einer

    Spanierin diese Etappen gewandert bin.

    Ebel: Alleine.

    Schumacher: Zwei Freunde haben mich auf unterschiedlichen

    Strecken in Frankreich insgesamt knapp vier Wochen beglei-

    tet. Ansonsten bin ich überwiegend allein gegangen. Aller-

    dings habe ich immer wieder Pilger getroffen, die den Weg

    teilweise gegangen sind und mich mehrere Tage oder auch

    eine ganze Woche begleitet haben, so ein niederländischer

    Krankenpfleger in Rente aus Arnheim, eine Ärztin aus Wien,

    ein Priester aus St. Gallen in der Schweiz…

    Was war die Motivation zu dieser Wanderung? War ein be-stimmtes Ereignis oder ein persönliches Ziel entscheidend?

    Basener: Die Idee einmal, alleine den Jakobsweg zu gehen, ist

    schon einige Jahre alt. Da ich bei meinem Arbeitgeber keine

    39 Tage Urlaub an einem Stück bekommen konnte, habe ich

    das Vorhaben auf das Frühjahr 2012 gelegt, wenn ich in der

    Freistellungsphase der Altersteilzeit bin. Diese Veränderung

    war für mich der Anlass, über mein bisheriges Arbeitsleben

    einmal in Ruhe nachdenken zu können und gleichzeitig zu

    erfahren, ob ich ein mir gestecktes Ziel auch wirklich noch

    erreichen kann.

    Ebel: Motivation war die Begegnung mit einem alten Mann

    in der Gaststätte „Schreckenskammer“ nach einer hl. Messe in

    St. Ursula, Köln. Die Frage des Mannes „Kennst de eijentlich

    dä Jakobswäch“, war für mich so eine Arte Initialzündung, die

    mich dann kurze Zeit später auf den „Camino“ brachte. Man

    sagt so leicht: „Der Weg ist das Ziel“, aber eigentlich kann

    ich diesen Satz für mich verwenden. Zusätzlich bin ich diesen

    Weg gegangen, um mich bei Gott für meinen Vorruhestand

    zu bedanken. Nie hätte ich es für möglich gehalten, mit 55

    Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen. Und – welche Blasphe-

    mie! – es stand der 1. FC Köln bei dieser Wanderung auch auf

    der Wunschliste. (Aufstieg, Abstieg, usw.)

    Schumacher: Ich hatte schon Jahre vorher ein Sabbatjahr von

    der Schule beantragt. Dies begann mit den Sommerferien

    2004 und endete im August 2005. Ich wollte den Anforderun-

    gen des beruflichen Alltags für einen längeren Zeitraum den

    Rücken kehren, mich neu orientieren, Kraft schöpfen, Zeit für

    mich haben, einiges bedenken … Als Historiker hat mich zu-

    dem schon sehr lange das Mittelalter fasziniert, also habe ich

    mich auf den – nach Jerusalem – bedeutendsten Weg gemacht.

    In welcher Weise haben Sie sich auf diese Pilgerwanderung vorbereitet?

    Basener: Reiseberichte, Landkarten und Internetberichte habe

    ich benutzt, um die einzelnen Etappen zu planen. Das Ein-

    laufen mit Rucksack und Wanderschuhen erfolgte im Urlaub

    in Österreich, sodass meine Schuhe schon 150 km hinter sich

    hatten, als ich los ging. Die letzten vierzehn Tage vor der Pil-

    gerreise habe ich nur noch meine Wanderschuhe getragen

    und bin soviel wie möglich zu Fuß gegangen.

    Ebel: Es gibt zwei Jakobswege im Rheinland, einen davon

    bin ich gegangen und zwar den von Wuppertal-Barmen bis

    Aachen, quasi als Trainingsstrecke, allerdings ohne Gepäck.

    Ausführliche Informationen habe ich mir vor allem aus dem

    Internet besorgt.

    Schumacher: Ich bin relativ viel gejoggt und habe einige Pro-

    bewanderungen mit Gepäck unternommen. Dann habe ich

    mich natürlich mit der Strecke und v. a. mit der Geschichte

    des Jakobsweges befasst.

    Haben Sie viel Kontakt unterwegs zu anderen Pilgern, Men-schen gehabt und interessante Leute kennengelernt? Was war das schönste oder ein besonders eindrucksvolles Erlebnis un-terwegs?

    Basener: Als ich mich in St. Jean registriert habe, waren schon

    Pilger aus 35 verschiedenen Nationen in diesem Jahr unter-

    wegs. In den Unterkünften der ersten 700 Km war immer

    eine sehr friedliche und von gegenseitigem Respekt getragene

    angenehme Atmosphäre unter den Pilgern vorhanden. Die

    interessanteste Einzelbegegnung und gleichzeitig auch die

    traurigste war die mit einem Gärtner aus dem Ruhrgebiet, der

    nach einer gescheiterten Beziehung und dem Verlust des Ar-

    beitsplatzes (beides aufgrund von zu hohem Alkoholkonsum)

    seit September 2011 von Trier aus unterwegs nach Santiago

    war, aber auch nach sieben Monaten noch nicht wußte , was

    er wirklich wollte.

    Ebel: Man trifft auf dem Camino „Gott und die Welt“.

    Blake aus Toronto etwa, der auf dem Ontario-See bei an-

    brechender Dunkelheit mit seinem Boot Spielfilme zeigte:

    „Oh, the Moskitos…“. Oder Thea aus Groningen: „Every

    morning I have a brown egg“. Hmmh? “Yes, I have a chi-

    cken in my sitting-room”. (Wer von uns hat schon ein Huhn

    im Wohnzimmer?) Oder die beiden pensionierten Luftwaf-

    fensoldaten Finn und Ett, die allerdings nicht so gern gese-

    hene Gäste in den so genannten Refugios waren, weil sie

    so furchtbar schnarchten. – Das für mich jedoch eindrucks-

    vollste Erlebnis war der Anblick der ersten Häuserspitzen

    von Santiago de Compostela. Man stelle sich vor: Die letzte

    und vorletzte Etappe bin ich in einem Anflug von wahrer

    Selbstüberschätzung 53 Kilometer hintereinander gelaufen.

    Nach dem letzten beschwerlichen Gang über den „Monte

    Gozo“ die Häuserspitzen von Santiago zu sehen, war für

    mich das Erlebnis des Jakobsweges.

    Schumacher: In Spanien trifft man viele Menschen aus allen

    Erdteilen; in Deutschland und Frankreich ist man tagsüber

    meist allein. Allerdings sitzt man abends beim Essen in den

    Gites d`Etape oft mit französischen Urlaubswanderern zu-

    sammen und muss dann erzählen, was einen bewegt, den

    Weg zu gehen. Am meisten haben mich Menschen interes-

    siert, die Schicksalsschläge verarbeiteten, Brüche in ihren Bi-

    ographien aufwiesen, auf der Suche waren, wie zum Beispiel

    der Priester aus St. Gallen, der eigentlich keiner mehr war,

    da er wegen seinem Bekenntnis zu seinem homosexuellen

    Lebenspartner suspendiert worden war und sich nun auf der

    Suche nach einem neuen Lebensinhalt und einer neuen Be-

    tätigung befand. Schöne Erlebnisse gab es einige, allerdings

    nur in Frankreich, da man dort allein unterwegs war. So er-

    hielt ich mehrmals in Häusern von Familien eine kostenlose

    Unterkunft mit Abendessen und Frühstück (einmal sogar in

    einem Schloss). Manchmal hatte ich kein Wasser mehr und

    habe an eine Tür geklopft. Dann wurde ich hereingebeten,

    erhielt Wasser, Obst und manchmal sogar ein warmes Essen

    und eine Flasche Wein für den Weg. Meist wurde ich gebe-

    ten, in Santiago ein Gebet für diese Menschen zu sprechen,

    was ich dann selbstverständlich auch getan habe. Übrigens

    auch für meine Mutter, die kurz zuvor gestorben war. Von

    der Ablassregelung in Santiago halte ich allerdings nichts.

    FRANZ-JOSEF BASENER

    Alter: 59 Jahre

    Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

    Beruf: ehem. Kfm. Angestellter, jetzt ATZ-Freistellungsphase

  • Ebel: Von insgesamt 31 Tagen hatte ich etwa fünf oder sechs

    Tage annehmbares Wetter, der Rest war „Regen“. Gewöh-

    nungsbedürftig sind die meist primitiven „Refugios“. Zwar

    preiswert (rund sechs bis sieben Euro pro Nacht) aber in Sa-

    chen Hygiene verbesserungswürdig. Nach einer durchnässten

    Woche bekam ich die typischen Merkmale für einen Infekt

    und zum ersten Male nach rund vierzehn Tagen kam die ban-

    ge Frage auf: Muss ich jetzt aufgeben? Mit einem grippalen In-

    fekt kannst du unmöglich weiterlaufen, waren die Gedanken

    beim Einschlafen. Doch – oh Wunder: Am nächsten Morgen

    war alles wie weggeblasen. Und ich war verwundert …

    Schumacher: Beschwerlich war manchmal der Weg, vor allem

    in den Bergen, manchmal das Alleinsein, aber ans Aufgeben

    habe ich nie gedacht. Ich habe, wenn es zu anstrengend wurde,

    einen Ruhetag eingelegt.

    Wenn Sie die körperliche und psychische Bela-stung der Wanderung auf einer Skala von eins (=we-nig belastend) bis zehn (=äußerst anstrengend) benennen sollen, welchen Wert würden Sie wählen? a. körperliche Anstrengung – b. Psychische Belastung

    Basener: a. Unterschiedlich. Die Bergetappen waren für mich

    schon eine gute acht, die Etappen in der Meseta waren dann

    eher eine vier.

    b. Auch hier große Unterschiede, die auch viel mit dem Grund

    der Pilgerreise einher gehen. Für mich war das eine eins, we-

    nig belastend. Auch den Weg von Carrion de los Condes nach

    Calzadilla de la Cueza – 18 Km Meseta pur, der als das härteste

    Stück für den Körper und spirituell aufregendste Teil bezeich-

    net wird, habe ich wohlbehalten überstanden.

    Ebel: a. körperliche Anstrengung: zwei.

    b. psychische Belastung: ebenfalls zwei.

    Schumacher: a. körperliche Anstrengung: acht.

    b. Psychische Belastung: fünf.

    Was hat Sie auf dieser Pilgerwanderung gestört, war nervig?

    Basener: Das Schnarchen in den Unterkünften war trotz Ohr-

    stöpsel sehr störend. Auf den letzten 100 km die „Pilgermas-

    sen“ (wie bei schönem Wetter am Drachenfels).

    Ebel: Nervig, wie schon erwähnt, war das Wetter. Nervig wa-

    ren manche Mitpilger, die „miesepetrig“ und schlecht gelaunt

    waren. Abends jedoch, nach Genuss eines Glases Rotwein,

    war deren Welt wieder in Ordnung … Genervt haben die to-

    tal überzogenen Preise in Gaststätten und den sogenannten

    „Supermercados“. Ein Baguette mit Käse (bocadillo con que-

    so) fünf Euro!

    Schumacher: Besonders störend war die Tatsache, dass die

    Pilgerherbergen in Spanien oft schon um die Mittagszeit voll

    belegt waren, so dass man auf Pensionen oder sogar Hotels

    ausweichen musste.

    Mit welchen Gefühlen und Gedanken haben Sie die Ankunft in Santiago de Compostela erlebt?

    Basener: Am Ende der Pilgerreise in die Kathedrale zu gehen

    war überwältigend, viel mehr als im Büro die Urkunde zu

    erhalten. Die Kathedrale strahlt eine Würde und eine Kraft

    aus, die ich vorher noch bei keinem anderen Gotteshaus so

    gespürt habe. Ich bin aber auch noch nie zuvor 840 Km zu

    einer Kathedrale gegangen.

    Ebel: Bei der Ankunft an der Kathedrale in Santiago bin ich -

    ohne jegliches Pathos - auf die Knie gegangen, um mich beim

    lieben Gott für eine gesunde Ankunft zu bedanken …und ein

    paar Tränchen sind auch geflossen. Sehr beeindruckend war

    für mich die Berührung des Schreins mit den Reliquien des

    Hl. Jakobus. Und justament am ersten Tag nach meiner An-

    kunft stieg der FC wieder in die erste Fußball-Bundesliga auf!

    Schumacher: siehe oben.

    Hat sich in irgendeiner Weise durch dieses „Abenteuer“ etwas nachhaltig in Ihrem Leben verändert?

    Basener: Ich habe die Pilgerreise nicht aus einer Krisensitua-

    tion oder aus einem anderen Problem heraus unternommen

    und daher auch keinen Wunsch nach einer Veränderung ge-

    habt.

    Ebel: Nein, in meinem Leben hat sich anschließend nicht viel

    verändert. Nur vielleicht soviel, dass die Wertigkeiten sich ver-

    ändern. Nach vier spartanischen Wochen erscheint einem das

    Leben hier als sehr luxuriös. Und es gibt dann plötzlich Dinge,

    die man eigentlich gar nicht braucht.

    Schumacher: Zumindest im ersten Jahr nach der Wanderung

    hatte ich eine große innere Ruhe, eine geringe Stressanfällig-

    keit, ein hohes Maß an Gelassenheit.

    Schön war natürlich vor allem die Ankunft in

    Santiago, dieser wunderschönen Stadt, in der Ka-

    thedrale, nach einem so langen Weg, mit einem

    Gefühl von Stärke, nach einer langen Zeit der Re-

    duktion auf das absolute Minimum, nur auf sich

    selbst gestellt. Eine große innere Gelassenheit und

    Ruhe, die noch tagelang, monatelang anhielt, brei-

    tete sich in diesem Augenblick im Inneren aus.

    Was war unterwegs am beschwerlichsten? Haben Sie unterwegs ans Aufgeben gedacht?

    Basener: Emotional war das „nicht da sein“ mei-

    ner Frau am schwersten. Körperlich waren die

    Bergetappen die beschwerlichsten, zum Teil aber

    auch die schönsten. Ein Aufgeben wäre für mich

    nur im Falle einer Krankheit in Frage gekommen.

    BERND SCHUMACHER

    Alter: 62 Jahre

    Familienstand: verheiratet

    Beruf: Lehrer

  • Welche Erfahrungen, die Sie gemacht haben, möchten Sie nicht missen?

    Basener: Die Reduzierung auf die wenigen notwendigen Din-

    ge wie Essen, Schlafen und der Weg nach Santiago war eine

    Erfahrung, die ich so noch nicht kannte und froh bin, dass ich

    sie gemacht habe.

    Ebel: Was Jakobspilger vereint, das ist der gemeinsame

    Wunsch, gesund am Ziel der Wanderung anzukommen. Ge-

    meinsamkeit um des Zieles willen macht einen auf diesem

    Wege stark. Vielleicht ist ein Camino wie ein Lebensweg mit

    all den Facetten, die unser aller Leben ausmachen: Losgehen,

    lernen, lachen, lieben, essen, trinken. Freude und Hoffnung,

    Abschied, Tränen und Leid…

    Schumacher: Da es unterwegs immer wieder unvorhergese-

    hene Situationen und Probleme gab, habe ich gelernt, mit Pro-

    blemen umzugehen, und dass es immer Lösungen gibt, wenn

    man nur die nötige Flexibilität aufbringt.

    Hat diese Pilgerreise Ihre Einstellung zu Glauben und Reli-gion verändert?

    Basener: Da ich auch vor der Pilgerreise schon „aktiver Christ“

    war, hat sich daran nichts verändert.

    Ebel: Für die meisten meiner damaligen Mitpilger war Reli-

    giösität kein Grund für diese Wanderung. Eher die sportliche

    Herausforderung. Für einige mit esoterischem Gedankengut

    ein absolutes „Muss“, weil der Weg „in“ ist. Auch ein Grund:

    Reiche Brasilianer schicken ihre Töchter nach Europa auf den

    Jakobsweg, um dort den „Mann ihres Lebens“ kennen zu ler-

    nen.

    Schumacher: Zum Glauben nicht, ich bin nach wie vor nicht

    gläubig. Allerdings hat sich meine Achtung für den Glauben

    von Menschen noch verstärkt, da ich erlebt habe, wie viel

    Hoffnung und Trost der Glaube den Menschen geben kann

    und gibt. Manchmal bin ich geradezu traurig darüber, dass es

    mir nicht gelingt zu glauben.

    Was ich sonst noch erzählen möchte, was mir wichtig ist?

    Basener: Ich habe mich auf der ganzen Pilgerreise zu keinem

    Punkt alleine gefühlt. Auch da nicht, wo kein anderer war.

    Ebel: Es gibt (mittlerweile) im Internet jede Menge „Coaches“

    und Veranstalter, die sich mit der Gier nach Profit für viel Geld

    Menschen für den Jakobsweg fit machen wollen. Ich möchte

    gerne auf die St. Jakobs-Gesellschaft in Aachen und die Köl-

    ner Santiagofreunde hinweisen. Hier bekommt man kostenlos

    Tipps und Ratschläge.

    Schumacher: Leider fotografiere ich nicht. Ich muss mal bei

    meinen Freunden, die mich phasenweise begleitet haben,

    nachforschen. Ich habe alle wesentlichen Bilder in mir.

    Vielen Dank für die Bereitschaft, sich in aller Offenheit die-sen Fragen zu stellen.

    MICHAEL EBEL

    Alter: 64 Jahre

    Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

    Beruf: Rentner (Verlagskaufmann)

    Garten-Träume? Metten-Steine.

    Einfach königlich, so sollte er sich anfühlen ...

    ... der Sommer im eigenen Garten. Mit diesem Ziel fertigen wir eine große Kollektion an hochwertigen Betonsteinen mit besonderen Oberflächen. Terrassen, Stufen, Mauern, Wege und Zufahrten sollen genau so werden, wie Sie es sich wünschen – in einer Qualität an der Sie viele Jahre Freude haben.

    METTEN-Steine werden nach zahlreichen eigenen Patenten gefertigt und wurden mehrfach mit internationalen Designpreisen ausgezeichnet.

    Lassen Sie sich inspirieren und machen Sie Ihre Garten-Träume wahr.

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

    www.metten.de

  • Marien-Krankenhaus

    Bergisch Gladbach

    Menschlich Kompetent Hilfsbereit

    Klinik für Orthopädieund Unfallchirurgie

    Klinik für Chirurgie

    Klinik für Geriatrie

    Klinik für Innere Medizin

    Klinik für Neurologie

    Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin

    Klinik für Urologie

    Augenheilkunde

    Seit 117 Jahren ist das MKH ein Teil von Bergisch Gladbach. Wir kümmern uns gerne um die Gesundheit der Bürger dieser Stadt.

    Ihr Marien-Krankenhaus

    Marien-KrankenhausBergisch GladbachDr.-Robert-Koch-Str. 1851465 Bergisch GladbachTel. 0 22 02/938 0www.mkh-bgl.de

    1128 MKH-Anzeige_200x145 mm_4c.indd 1 09.07.12 14:52

    ���������������������������

    ���������������������������������������

    ���������������������������������

    �������������������������������

    ��������� ����������

    ���������������������������

    �����������������������������������������������������������������������������������������������������

    ����������������� ��������������������

    Was ist der Jakobsweg?

    stichWort

    Unter dem Jakobsweg (span.

    Camino de Santiago) wird

    der Pilgerweg zum Grab

    des Apostels Jakobus im

    spanischen Santiago de

    Immer da, immer nah.

    www.provinzial.com

    Geschäftsstelle Hackländer • Stefer • OedelshoffHauptstraße 104 • 51465 Bergisch Gladbach • Telefon 02202 928555

    Jetzt mit der

    PflegeRente den

    Pflegefall absichern

    !

    Damit aus dem ruhigen Plätzchen kein Schleudersitz wird!

    Sofortige Zahlung der Rente Weltweiter Versicherungsschutz Eintrittsalter bis 75 Jahre

    Compostella verstanden.

    Vornehmlich handelt es

    sich um die mittelalter-

    liche Hauptverkehrstrasse

    Nordspaniens, die von den

    Pyremäen zum Jakobs-

    grab führt. Die Entstehung

    dieses Weges reicht in die

    erste Hälfte des 11. Jahr-

    hunderts zurück.

    Eine starke Wiederbele-

    bung erfuhr die Pilgerfahrt

    nach Santiago de Com-

    postela in den 70er und

    80er Jahren des letzten

    Jahrhunderts. 1993 wurde

    der spanische Hauptweg

    in das UNESCO-Welt-

    kulturerbe aufgenommen.

    Bereits 1987 hatte der Eu-

    roparat die verschiedenen

    Routen des Jakobswegs zur

    europäischen Kulturroute

    ernannt. Seit 1999 wurden

    vom Landschaftverband

    Rheinland verschiedene

    Routen als Pilgerwege

    ausgewiesen, die auch den

    Rheinisch-Bergischen Kreis

    durchziehen. Die einzel-

    nen Strecken sind mit der

    Jakobsmuschel – dem

    Pilgerzeichen – gekenn-

    zeichnet. (nh)

  • Auf der

    falschenFeier

    Geschichten und Anekdotenaus Bergisch Gladbach

    Wolfgang Bosbach, 60, Ur-Gladbacher, CDU-Bundestagsabgeordneter für den

    Rheinisch-Bergischen Kreis seit 1994 und Vorsitzender des Innenausschusses des

    Deutschen Bundestages ist der Meinung, dass das Leben die besten Geschichten

    schreibt. Eine davon erzählt er hier:

    Ein Männerchor meiner geliebten Heimatstadt Bergisch Gladbach,

    nennen wir ihn der Einfachheit halber „Heimatklänge“, feierte vor

    einigen Jahren in der Adventszeit ein Jubiläum und gab sogar eine

    CD heraus. Zu diesem Anlass wurde ein Festredner gesucht und

    es war mir eine Ehre und Freude zugleich, diese Einladung anzu-

    nehmen. Da Ordnung bekanntlich das halbe Leben ist, wurde der

    Termin sofort in meinem Terminkalender wie folgt notiert: „Datum,

    Uhrzeit, Kirche in Hand“.

    Und da Politiker bekanntermaßen besonders zuverlässig sind, bin ich

    auch pünktlich erschienen. Die Freude der Anwesenden war groß

    und der Pastor begrüßte mich geradezu überschwänglich. Die Kirche

    war nicht nur propenvoll, sondern auch festlich dekoriert und ich be-

    kam einen Ehrenplatz ganz vorn, direkt neben meinem alten Freund

    Volker Damm. Einige Minuten Besinnung, und schon ging es los. Es

    erscheint der Chor und meine Stirn legt sich spontan in Falten. Ich

    frage: „Seit wann ist das denn ein gemischter Chor?“ Volker: „Schon

    immer!“ Ich: „Nee, nee, das weiß ich genau, das war schon immer ein

    reiner Männerchor!“ Volker: „Das ist noch nie ein reiner Männerchor

    gewesen. Ich weiß gar nicht, ob es reine Männerchöre als Kirchen-

    chöre überhaupt gibt.“ Ich: „Was heißt hier Kirchenchor. Sind wir

    hier nicht beim Jubiläum der Heimatklänge?“ Volker: „Was heißt

    hier Heimatklänge? Wir feiern das Jubiläum des Kirchenchors.“

    Jetzt war mir auch mit einem Schlag klar, warum sich die Gemeinde

    so gefreut hatte – mit mir hatten die nun wirklich nicht gerechnet.

    Das sind jene Momente, in denen das ganze Leben an einem vorü-

    berzieht. Irgendwo warten 200 Leute auf mich – aber wo genau?

    War es der falsche Tag, die falsche Uhrzeit oder die falsche Kirche?

    Oder war es die richtige Kirche, aber der falsche Tag und die falsche

    Uhrzeit? Oder war es der richtige Tag, die richtige Uhrzeit, aber die

    falsche Kirche? Eigentlich konnte alles nicht sein, denn ich war mir

    absolut sicher, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Also (was

    man sonst in einer Kirche nun wirklich nicht tun sollte) das Handy

    gezückt und eine SMS nach Hause mit der herzlichen Bitte, die beste

    Ehefrau von allen möge doch bitte einmal in meinem Kalender nach-

    sehen, was dort steht. Eine Minute gewartet, zwei Minuten gewartet,

    drei Minuten gewartet – null Reaktion.

    Und jetzt? Ich: „Volker, ich muss weg, ich bin bei der falschen Ver-

    anstaltung!“ Volker: „Um Gottes willen, das kannst du wirklich nicht

    machen. Die freuen sich wie Schneekönige. Du kannst denen doch

    jetzt nicht mehr erklären, dass du aus Versehen hier bist!“ Da hatte er

    nun auch wieder recht, also still sitzen geblieben. Es kam, was kom-

    men musste. Deutschland ist ja bekanntlich nicht nur das Land der

    Dichter und Denker, sondern auch der Komponisten insbesondere

    klassischer Werke. Aber mussten unsere klassischen Komponisten

    wirklich derart kreativ und fleißig sein? Die Veranstaltung nahm und

    nahm kein Ende.

    Nach gut zwei Stunden (und minimaler Überschreitung der höchst-

    zulässigen Geschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften) bin ich

    nach Hause gedüst, ins Büro gestürzt und habe den Kalender aufge-

    schlagen: „Kirche, Hand!“ Wie bitte? Genau da war ich doch! Also

    im antiken Schriftverkehr nachgesehen, und es geht doch nichts über

    einen stabilen Leitzordner – die „Heimatklänge“ hatten mich tatsäch-

    lich in die Kirche nach Hand eingeladen. Allerdings nicht in die ka-

    tholische, sondern in die evangelische.

    Also wieder zurück nach Hand. Und just in dem Moment, als ich

    dort mit hängender Zunge eintraf, schloss der letzte Sangesbruder ab.

    Mit großer Geste und noch mehr Worten habe ich mich für meine

    Verspätung entschuldigt. Er allerdings hatte erstaunlich viel Verständ-

    nis für mein Malheur und teilte fröhlich mit, ihm sei vor Jahren etwas

    Ähnliches widerfahren. Der Arbeitgeber habe ihn gebeten, anlässlich

    einer Beerdigung einen Kranz zu überreichen. Er habe sich auf dem

    Kölner Friedhof Melaten in die Schlange der Trauergäste eingereiht.

    Und als er den Kranz auf dem Grab deponiert habe, sei die Witwe

    ganz ergriffen gewesen: „Also, das hätte ich von der Firma XYZ aber

    wirklich nicht erwartet, wo mein Mann doch nur kurz nach dem

    Kriege dort wenige Wochen als Aushilfe tätig war...“

    Diese Geschichte ist ein

    Auszug aus dem Buch

    „Narren, Helden,

    Rote Teufel“

    von Horst Breiler

    erschienen im

    Wartberg Verlag

    80 Seiten, gebunden

    11 Euro

    HORST BREILER

    Der Journalist Horst Breiler ging in Bergisch Gladbach

    zur Schule. Nach Lehrjahren in Berlin, Portugal und

    Hannover kam er zurück und übernahm 1970 in Ber-

    gisch Gladbach die Redaktionsleitung der Bergischen

    Landeszeitung bis zu seiner Pensionierung im Septem-

    ber 2007.

  • drei&zwanzigfragen

    Was wären Sie als Kind gerne geworden?

    Busfahrer.

    Welches ist das Land Ihrer Träume?

    Schottland.

    Mit welcher prominenten Person würden Sie gerne mal

    einen Tag verbringen?

    Gerhard Richter.

    Welches Buch lesen Sie zur Zeit?

    Joyce Carol Oates: „Meine Zeit der Trauer“.

    Von welchem Maler hätten Sie gerne ein Bild in Ihrem

    Besitz?

    William Turner.

    In welcher Großstadt würden Sie gerne mal für ein Jahr

    leben?

    London.

    Was bedeutet Gott für Sie?

    Auch nach langem Nachdenken kann ich das nicht in Worte

    fassen. Und vielleicht ist er ja wirklich genau das, was man

    nicht in Worte fassen kann, weil Worte ihm nicht gerecht

    werden können.

    Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel

    nehmen?

    Ein Ruderboot, ein Rückfahrticket und sicherheitshalber

    auch noch ein Rückflugticket.

    Welche Persönlichkeit beeindruckt Sie?

    Ganz viele Politiker, die sich auch von der bösartigsten Kritik

    nicht davon abbringen lassen, sich für uns alle zu engagieren.

    Welche Frau oder welchen Mann würden Sie heilig spre-

    chen?

    Es gibt mir zu viele falsche Heilige, deswegen mag ich nie-

    manden richtig heilig sprechen.

    Woraus schöpfen Sie für Ihr Leben Kraft und Hoffnung?

    Aus der Liebe meiner Frau, aus den Augenblicken, in denen

    mir Gottvertrauen gelingt und auch aus den Augenblicken,

    in denen mir Selbstvertrauen gelingt.

    Welche Sportart interessiert Sie besonders?

    Absolut gar keine.

    Welche Gabe möchten Sie gerne besitzen?

    Romane schreiben zu können.

    Was bedeutet Freundschaft für Sie?

    Nähe auch in der Ferne.

    Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?

    Mit einem richtig guten Schriftsteller.

    Was verabscheuen Sie?

    Rücksichtslosigkeit.

    Welche Fernsehsendung verpassen Sie nicht gerne?

    Die Tagesschau und die Serie Danni Lowinski.

    Was ist für Sie die herrlichste Nebensache der Welt?

    Schokolade.

    Was würden Sie in der katholischen Kirche sofort anders

    machen, wenn Sie es könnten?

    Das Bewusstsein stärken, dass die Kirche für den Menschen

    da ist und nicht der Mensch für die Kirche.

    Wofür sind sie dankbar?

    Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Frau

    leben zu dürfen.

    Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?

    Ach, neben den üblichen Dingen gelegentlich schon auch

    einen Lottogewinn.

    Worüber können Sie herzhaft lachen?

    Über die Komik des Augenblicks und hoffentlich dann doch

    auch über mich selbst.

    Der Tod ist für mich…

    …die Erinnerung daran, mich um mein Leben zu kümmern.

    TOMHEGERMANN, 59

    Journalist, Moderator (bei WDR 2 und beiVeranstaltungen), Trainer, Autor

    Verheiratet, keine Kinder, aber zwei Katzen

    Moderiert regelmäßig das WDR 2 Mittagsmagazin