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Magazin der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius in Bergisch Gladbach
drei&zwanzig N
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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Diese Filmszene hat mich so amüsiert und nachhaltig beein-
druckt, dass ich sie auch nach über 50 Jahren nicht vergessen
habe. Wir waren mit allen Schülern der Unterstufe unserer
Schule im Kino, um uns den Dokumentarfilm von den Olym-
pischen Sommerspielen 1960 in Rom anzuschauen. Darin auch
ein Bericht über den abschließenden Marathonlauf auf den As-
phaltstraßen Roms. In der brütenden Hitze des Sommertages.
Am Rande der Strecke waren Getränkestände zur Erfrischung
der Läufer aufgebaut. Auf einen Stand war die Kamera längere
Zeit gerichtet. Man sah mehrere Läufer, die sich im Vorbeiren-
nen einen Wasserbecher vom Tisch schnappten und den Inhalt
über ihren Kopf im Lauf entleerten. Oder etwas tranken und
dabei die Hälfte verschütteten. Ohne anzuhalten. Ja keine Zeit
verlieren!
Und dann die Überraschung: ein dunkelhäutiger (vermutlich
afrikanischer) Läufer kam an den Getränkestand, blieb stehen
und trank in aller Seelenruhe mehrere Becher hintereinander
leer. Um dann erfrischt und gestärkt den Lauf fortzusetzen.
(Diese Szene verursachte natürlich ein Riesengelächter im
Kino).
Wenn einer den olympischen Gedanken „dabei sein ist alles“
verstanden hat, so dieser Läufer. Heutzutage wohl kaum mehr
vorstellbar. London 2012 wird es zeigen. Mit dabei: „unser“
Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt, der diesem Magazin in
einem Interview etwas über seine Arbeit in London und bei
anderen großen Sportevents verrät. Die großen Sportereignisse
wie die Olympischen Spiele beschäftigen natürlich insbeson-
dere alle Medienleute. So wird sicher auch der WDR 2-Mo-
derator Tom Hegermann in den täglichen Magazinsendungen
davon tangiert, der in der Nachbarschaft wohnt und diesmal als
prominenter Gladbacher Bürger unsere 23 Fragen auf der letz-
ten Seite beantwortet.
Um die schnellste Zeit zwischen Start und Ziel wie bei vielen
sportlichen Wettkämpfen in London ging es den drei Wander-
ern auf dem „camino“, dem Pilgerweg nach Santiago de Com-
postela sicherlich am wenigsten. Wie diese drei Gladbacher den
Weg bewältigt haben, mit welchen Erfahrungen und Eindrü-
cken unterwegs, und mit welchen Gefühlen sie nach ihrer be-
schwerlichen Wanderung am Zielort angekommen sind – das
ist spannend und eindrucksvoll in ihren Berichten nachzulesen.
„Der Weg ist das Ziel“ - ist ja ein vielzitierter postmoderner Aus-
ruf unserer Tage. Aber nur „unterwegs sein ohne Ende wäre ein
Albtraum. Das Schönste an einem Weg ist das Ankommen“ – so
hat es ein Journalist (Jens Voss, PR-Online) formuliert, der selbst
diesen Pilgerweg gegangen ist. Bleibt uns allen zu wünschen, die
wir in diesem Sommer sicher auf vielen Reisen unterwegs sind,
dass wir gut ankommen. Auch bei
bei uns selbst – wie das geht,
verrät uns vielleicht der afri-
kanische Läufer von oben.
Herzlichst, Ihr
Manfred Hartmann
Pastoralreferent
Holy-Days!
von Kreisdechant Norbert Hörter
Endlich Urlaub! So denken in diesen Tagen und Wochen sicher
viele von uns. Urlaub – dieses Wort kommt übrigens aus dem Mit-
telhochdeutschen „urloup“ und bedeutet die Erlaubnis des Lehn-
herrn für einen Ritter, weggehen zu können. Unsere Urlaubsgefühle
trifft da schon eher der englische Ausdruck für die Ferienzeit:
„holidays“. Er leitet sich von „holy-days“ – heilige Tage – ab, wobei
holy den gleichen Wortstamm hat wie whole – ganz, heil. Die
Ferienzeit kann man demnach verstehen als eine Zeit zum Heilwer-
den. Zum Ganzwerden. Zum Gesunden. Auch die Bezeichnungen
in den romanischen Sprachen, die alle auf die lateinische Wurzel
„vacare“ zurückgehen (vacance, vacaciones, vacanza), was frei sein
von etwas, Zeit und Muße haben bedeutet, können den Blick tiefer
darauf lenken, worauf es im Urlaub ankommt. Ihn als eine Zeit der
Freiheit und Muße zu genießen. Wieder (mehr) zu sich kommen
und an Leib und Seele gesunden. Wie schön – und meist vergessen
–, dass alles seinen Anfang genommen hat mit dem freien Tag in der
Woche, den uns die jüdisch-christliche Tradition geschenkt hat. Den
Sabbat bzw. den Sonntag, der uns Christen (hoffentlich!) „hoch und
heilig“ ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in diesem Sommer „holy days“,
egal, ob auf „Balkonien“ oder irgendwo sonst in der Welt.
- Pastor von St. Laurentius -
Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
„Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.“
Margaret Fishback Powers
EditorialDer Weg ist nicht das Ziel!
IMPRESSUM drei&zwanzig Ausgabe 12/Juli 2012Herausgeber: Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius
Redaktion: Edith Hartmann, Manfred Hartmann, Thomas Hartmann,
Philipp Heinen, Prof. Dr. Norbert Heinen, Rudi Reudenbach,
Dr. Gabriele Rieband, Karin Winter
Gestaltung: Thomas Hartmann
Fotos: Franz-Josef Basener, Wolfgang Bosbach, Michael Ebel
Titelbild: William Perugini/istockphoto
Druck/Auflage: ICS-Druck GmbH, Bergisch Gladbach, 15.500 Exemplare
V.i.S.d.P.: Pastoralreferent Manfred Hartmann, Laurentiusstr. 4,
51465 Bergisch Gladbach, [email protected]
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Dabei sein ist (fast) alles Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt
in London am Start
Am 27. Juli 2012 beginnen die XXX. Olympiade mit den Olympischen
Sommerspielen in London. Mit dabei der katholische Sportpfarrer und
Sportbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Hans-Gerd Schütt. Er
stellte sich den Fragen von drei&zwanzig in einem Interview.
drei&zwanzig: Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an Ihren bevorstehenden
Einsatz als Olympiapfarrer in London denken? Was bereitet Ihnen Sorge?
Schütt: Auf die vielen Begegnungen, die auf einen warten. Nicht
nur im unmittelbaren Umfeld der deutschen Mannschaften son-
dern auch mit den Jugendlagern, der deutschsprachigen Gemein-
de und den englischen Freunden. Und natürlich auch auf die
Stadt London selbst. Sorgen habe ich so direkt keine, aber hof-
fentlich werden es frohe und friedliche Spiele, wo der sportliche
Wettkampf im Mittelpunkt steht.
drei&zwanzig: Nach unseren Informationen werden rund 380 deutsche
Sportler in London an den Start gehen. Was macht eigentlich ein Sport-
pfarrer bei Olympia? Worin bestehen Ihre Hauptaufgaben und wie sieht
so ein Tagesablauf bei Ihnen aus?
Schütt: Zum einen sind mein evangelischer Mitbruder Thomas
Weber und ich für das gesamte Team seelsorglich zuständig, also
nicht nur für die Sportlerinnen und Sportler im engeren Sinne.
Als „Exoten“ im olympischen Betrieb treffen wir auf viele Men-
schen, z.B. im Deutschen Haus und auf zahlreiche Medienvertre-
ter. Auch hier ergeben sich viele gute Gespräche über „Gott und
die Welt“. Einen festen Tagesfahrplan gibt es so nicht. Man muß
halt sehr flexibel sein.
drei&zwanzig: Sie sind seit fast 10 Jahren Sportpfarrer und waren schon
bei vielen sportlichen Großveranstaltungen dabei. Was hat Sie am meisten
beeindruckt? Welches war Ihr aufregendstes Erlebnis?
Schütt: Eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Das Flair sol-
cher Veranstaltungen hat immer etwas sehr Besonderes. An viele
Begegnungen erinnert man sich gerne noch nach Jahren. Man
kann Menschen etwas mit auf den Weg geben und man emp-
fängt auch viel. Nicht vergessen werde ich z.B. den Ausflug des
Paralympischen Jugendlagers zur Chinesischen Mauer. Eine ganz
schmale Steintreppe führte zu ihr hinauf. Was machen wir jetzt
mit den Rollis? Sollen sie unten bleiben, notgedrungen? Mit ver-
einten Kräften und bei einer Affenhitze haben wir es geschafft,
dass wirklich alle auf die Mauer gekommen sind. Ich habe selten
so frohe und stolze Gesichter gesehen. Per Handy gingen die
Bilder sofort zu den Familien daheim. Eines meiner schönsten
olympischen Erlebnisse.
drei&zwanzig: Gibt es eine Lieblingssportart oder auch Disziplinen, die
Sie gar nicht mögen?
Schütt: Ich habe mich selbst gewundert, aber jede Sportart hat
ihren Reiz, besonders wenn man sie von den Sportlern oder den
Trainern einmal etwas genauer erklärt bekommt. Dann schaut
man z.B. den Schießwettkämpfen ganz anders zu. Golf wird für
einen lebendig und die Technik beim Gewichtheben hat es schon
in sich. Ich selber finde den Radsport nach wie vor sehr interes-
sant. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man am
Niederrhein halt gerne Rad fährt.
drei&zwanzig: Mit welchen (seelischen) Problemen haben Sportler heute
besonders zu kämpfen, bei denen Sie als Seelsorger begleitend helfen kön-
nen? Was erwarten Sportler von Ihnen?
Schütt: Unsere Mannschaften sind ein Spiegelbild der deutschen
Gesellschaft. Ein Teil ist noch konfessionell gebunden und hat
noch Kontakt zur Kirche oder eben auch nicht mehr, ein anderer
Teil hat noch nie Kontakt zur Kirche gehabt. Die Frage „Was
ist eigentlich ein Pfarrer?“ ist gar nicht so selten. Wir als Pfar-
rer kommen ja nicht direkt aus dem Sportbetrieb. Das kann ein
DIE PERSON
Hans-Gerd Schütt, Jahrgang 1958, stammt aus Sö-
tenich in der Eifel. Nach dem Studium der Theologie
und Biologie in Bonn wurde er 1987 durch Bischof
Dr. Klaus Hemmerle im Aachener Dom zum Priester
geweiht. Nach fünf Jahren Kaplanszeit in Mönchen-
gladbach und drei Jahren als Schulseelsorger an der
Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Kre-
feld war er von 1995 bis 2002 als Pfarrer in Viersen
tätig. Seit 1. Januar 2003 ist er der Sportbeauftragte
der Deutschen Bischofskonferenz, seit 1996 Geistli-
cher Bundesbeirat des DJK-Sportverbandes und seit
2003 Vorsitzender der Vollversammlung des Arbeits-
kreises „Kirche und Sport“ der Katholischen Kirche in
Deutschland.
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Vorteil sein, weil man uns einen anderen
Blick zutraut. Der Nachteil ist natürlich,
sich in den Sportbetrieb hineinzuverset-
zen, dem man nicht von klein auf ange-
hört oder anders formuliert: Wie tickt
der Sport? Probleme sind natürlich Ver-
sagensängste oder wie gehe ich mit dem
Druck und den Erwartungshaltungen um?
Freundschaft und Partnerschaft sind ein
weiteres Feld. Aber auch die Frage nach
dem Glauben. Die Erwartungen an uns
Pfarrer gehen natürlich von – bis…
drei&zwanzig: Feiern Sie auch Gottesdienste,
Andachten oder ähnliches mit den Athleten und
wenn ja, werden solche spirituellen Angebote auch
genutzt?
Schütt: Ja, aber unterschiedlich. Das hängt
zunächst mit den Zeiten zusammen. Am
Ende der Spiele eher als zu Beginn, wenn
der Druck vorbei ist. Gut ist es auch, Tür-
öffner zu haben. So hatten wir in Peking z.B.
eine Abendandacht mit unseren Schwimme-
rinnen, vermittelt durch einen Physiothera-
peuten oder in Vancouver mit unseren Vo-
lunteers im Deutschen Haus.
drei&zwanzig: Es gibt ja auch einen evangelischen
Kollegen, Pfarrer Thomas Weber. Wie gestaltet sich
die Zusammenarbeit mit ihm? Gibt es so etwas wie
eine „olympische Ökumene“?
Schütt: Wenn es sie gibt, dann funktioniert
sie hervorragend. Das hängt einmal damit
zusammen, dass wir uns persönlich sehr
gut verstehen. In London z.B. haben wir
ein gemeinsames Zimmer beim deutschen
Pfarrer, in Vancouver waren wir gemeinsam
bei einer kanadischen Familie untergebracht
usw. Es wird einem in der Welt des Sports
schnell bewusst, wie die beiden Kirchen mit
ihrer Glaubensbotschaft in der heutigen Zeit
in einem Boot sitzen. Also gemeinsam und
nicht gegeneinander.
drei&zwanzig: Haben andere Nationen auch
hauptamtliche geistliche Begleitung? Wenn ja, ha-
ben Sie Kontakt untereinander oder gibt es sogar
eine Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen?
Schütt: Es gibt einige Mannschaften mit
einem eigenen Seelsorger, z.B. Österreich,
Polen oder Italien. Das ist aber eher die Aus-
nahme. Es gibt in jedem Olympischen Dorf
ein religiöses Zentrum, das von den Religi-
onsvertretern des Gastlandes beschickt wird.
Die Zusammenarbeit ist unkompliziert.
Man kennt sich manchmal schon von ande-
ren Sportereignissen. Das gilt auch für die
nichtchristlichen Religionen.
drei&zwanzig: Gibt es Sportler, denen Sie begegnet
sind, die Sie besonders beeindruckt haben?
Schütt: Ja, Gott sei Dank. Aber ich möchte
keine Namen nennen, um nicht andere zu
vergessen oder eine vermeintliche Wertung
einzubringen. Wichtig für unsere Arbeit ist
die Diskretion.
drei&zwanzig: Geht in Einzelfällen der seelsorg-
liche Kontakt zu Sportlern über die sportlichen Ver-
anstaltungen hinaus weiter?
Schütt: Ja, ich hatte z.B. vergangenes Wo-
chenende eine Trauung eines ehemaligen
Rennrodlers in Berchtesgaden. Und man
trifft sich in der Sportwelt auch immer wie-
der.
drei&zwanzig: Schauen wir mal über London hi-
naus. Was müsste sich im Verhältnis von Kirche und
Sport in Deutschland verändern? Wie sehen Sie die
Entwicklung und wo liegen Chancen, die bisher
noch ungenutzt sind?
Schütt: Beide Kirchen haben viele Einrich-
tungen in denen der Sport eine große Rolle
spielt oder spielen kann. Denken wir an die
Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser
mit Reha-Einrichtungen. Dann haben wir
mit der DJK einen katholischen, ökume-
nisch offenen Sportverband mit bundesweit
gut 500000 Mitgliedern in etwa 1200 Ver-
einen. Die Kirche kann also eine wichtige
Lebenswirklichkeit der Menschen aktiv mit
gestalten und ihre Botschaft einbringen,
wenn man es sich nur immer wieder bewusst
macht. Sport also als ein Weg der Kirche und
ein Weg zur Kirche. Denn auch im Sport
geht es um den Menschen mit Körper, Leib
und Seele.
drei&zwanzig: Vielen Dank, Pfarrer Schütt und
eine gute Zeit in London!
KIRCHE UND SPORTDer Sport ist ein wesentlicher Bestandteil und Lebensbereich unserer Gesellschaft. Auch
hier will die Kirche präsent sein und seelsorgliche Begleitung anbieten. Das geschieht zum
einen in der Person des Sportpfarrers und zum anderen auf der verbandlichen Schiene über
den katholischen Sportverband DJK mit rund 1.200 Vereinen in über 100 Sportarten bun-
desweit. Der Sportpfarrer ist Begleiter und Kooperationspartner gegenüber dem organi-
sierten Deutschen Sport. Er vertritt die Interessen und Anfragen des Sports gegenüber der
Kirche und leitet bzw. koordiniert die kirchlichen Aktivitäten. Wichtig für die Wahrneh-
mung ihrer Aufgabe und Sendung ist die seelsorgliche Begleitung sportlicher Großereignisse
wie Olympische Spiele mit den Paralympics, Ski-Weltmeisterschaften, World-Games oder
Fußball-Weltmeisterschaften. Hinzukommen regelmäßig wiederkehrende Sportereignisse
auf nationaler Ebene z.B. Gottesdienste bei Marathon-Veranstaltungen, Hochschulmeister-
schaften etc. (Quelle: www.olympiapfarrer.de)
Anz Trauer ist Liebe A4 04.12.2009 15:57 Uhr Seite 1
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Trauer ist Liebe.
Trauer ist Ausdruck der Fortsetzung der Liebe nach dem Tod.
Diese Liebe braucht Raum, braucht eine Heimat. Dazu gehören
eine würdevolle, dem Leben des Verstorbenen entsprechende
Beerdigung und ein angemessenes Grab als Ort der Erinnerung.
Für Hinterbliebene ist es wichtig, eine ebenso warmherzige wie
qualifizierte Trauerbegleitung zu erfahren.
Ebenso wichtig scheinen uns über Generationen gewachsene
Bräuche zu sein, die gerade in schweren Zeiten Vertrautheit und
zusätzlichen Halt vermitteln. Dazu gehört für uns auch das
traditionelle Begräbnisritual, gern mit einer Trauerfeier um den
in der Kirche aufgebahrten Sarg.
Sprechen Sie uns gerne an, wir freuen uns auf Ihren Anruf.
„Fritz Roth ist Bestatter. Und viel mehr als das.“ (Stiftung Warentest)
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Die drei vom
Camino
Es ist der vielleicht berühmteste Weg der Welt: Der Pilgerweg nach
Santiago de Compostella. Drei Gemeindemitglieder erzählen von
ihren ganz unterschiedlichen Erfahrungen auf dem Weg zum Grab
des Apostels Jakobus.
Welchen Weg sind Sie gegangen?Basener: Den Camino France´s von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela.
Ebel: Von St. Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella.
Schumacher: Köln (Dom) – Trier – Metz – Langres – Dijon – Beaune – Cluny – Le Puy und
weiter die Via Podienses nach St-Jean-Pied-de-Port am Fuß der Pyreneen - Roncesvalles und
weiter den Via Frances durch Spanien bis Santiago de Compostela.
Von wann bis wann dauerte die Pilgerwanderung?Basener: Vom 1. März bis 4. April 2012, insgesamt 35 Wandertage.
Ebel: Vom 1. April 2005 bis zum 1. Mai 2005, also 31 Tage.
Schumacher: Ich bin den Weg in zwei Etappen gegangen. 2004 vom 25. Juli bis zum 1. Okto-
ber von Le Puy bis Santiago de Compostela und 2005 vom 1. Juni bis zum 20. Juli von Köln
bis Le Puy, also insgesamt etwa vier Monate.
Wie viel km Wegstrecke insgesamt und im Schnitt pro Tag haben Sie zuückgelegt?Basener: Einschließlich der Wegalternativen auf einem längeren aber schöneren Weg 840 Km.
Geplant waren Etappen um die 25 Km. Gewandert bin ich dann als kürzeste ca. 14,5 Km und
als längste Etappe 32,3 km.
Ebel: 841 km, das heißt ca. 27 km pro Tag.
Schumacher: Insgesamt 2650 km mit ca. 25 km pro Tag.
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Mit wie viel Gepäck?
Basener: 12,5 kg (In Pamplona ein Päckchen mit 2,5 kg wieder
nach Hause geschickt).
Ebel: Ruck- und Schlafsack, ca. 10 kg.
Schumacher: Rucksack mit 10-12 Kg.
Sind Sie allein gewandert oder mit anderen?
Basener: Bis auf wenige Teilstücke bin ich die ersten rund 700
km alleine gewandert und habe die anderen Pilger nur wäh-
rend der Pausen oder in der Unterkunft getroffen. Auf den
letzten rund 100 Km konnte man aufgrund der großen Anzahl
von Pilgern nicht mehr „alleine“ wandern, sodass ich dann mit
zwei Deutschen, einem Russen, einem Norweger und einer
Spanierin diese Etappen gewandert bin.
Ebel: Alleine.
Schumacher: Zwei Freunde haben mich auf unterschiedlichen
Strecken in Frankreich insgesamt knapp vier Wochen beglei-
tet. Ansonsten bin ich überwiegend allein gegangen. Aller-
dings habe ich immer wieder Pilger getroffen, die den Weg
teilweise gegangen sind und mich mehrere Tage oder auch
eine ganze Woche begleitet haben, so ein niederländischer
Krankenpfleger in Rente aus Arnheim, eine Ärztin aus Wien,
ein Priester aus St. Gallen in der Schweiz…
Was war die Motivation zu dieser Wanderung? War ein be-stimmtes Ereignis oder ein persönliches Ziel entscheidend?
Basener: Die Idee einmal, alleine den Jakobsweg zu gehen, ist
schon einige Jahre alt. Da ich bei meinem Arbeitgeber keine
39 Tage Urlaub an einem Stück bekommen konnte, habe ich
das Vorhaben auf das Frühjahr 2012 gelegt, wenn ich in der
Freistellungsphase der Altersteilzeit bin. Diese Veränderung
war für mich der Anlass, über mein bisheriges Arbeitsleben
einmal in Ruhe nachdenken zu können und gleichzeitig zu
erfahren, ob ich ein mir gestecktes Ziel auch wirklich noch
erreichen kann.
Ebel: Motivation war die Begegnung mit einem alten Mann
in der Gaststätte „Schreckenskammer“ nach einer hl. Messe in
St. Ursula, Köln. Die Frage des Mannes „Kennst de eijentlich
dä Jakobswäch“, war für mich so eine Arte Initialzündung, die
mich dann kurze Zeit später auf den „Camino“ brachte. Man
sagt so leicht: „Der Weg ist das Ziel“, aber eigentlich kann
ich diesen Satz für mich verwenden. Zusätzlich bin ich diesen
Weg gegangen, um mich bei Gott für meinen Vorruhestand
zu bedanken. Nie hätte ich es für möglich gehalten, mit 55
Jahren nicht mehr arbeiten zu müssen. Und – welche Blasphe-
mie! – es stand der 1. FC Köln bei dieser Wanderung auch auf
der Wunschliste. (Aufstieg, Abstieg, usw.)
Schumacher: Ich hatte schon Jahre vorher ein Sabbatjahr von
der Schule beantragt. Dies begann mit den Sommerferien
2004 und endete im August 2005. Ich wollte den Anforderun-
gen des beruflichen Alltags für einen längeren Zeitraum den
Rücken kehren, mich neu orientieren, Kraft schöpfen, Zeit für
mich haben, einiges bedenken … Als Historiker hat mich zu-
dem schon sehr lange das Mittelalter fasziniert, also habe ich
mich auf den – nach Jerusalem – bedeutendsten Weg gemacht.
In welcher Weise haben Sie sich auf diese Pilgerwanderung vorbereitet?
Basener: Reiseberichte, Landkarten und Internetberichte habe
ich benutzt, um die einzelnen Etappen zu planen. Das Ein-
laufen mit Rucksack und Wanderschuhen erfolgte im Urlaub
in Österreich, sodass meine Schuhe schon 150 km hinter sich
hatten, als ich los ging. Die letzten vierzehn Tage vor der Pil-
gerreise habe ich nur noch meine Wanderschuhe getragen
und bin soviel wie möglich zu Fuß gegangen.
Ebel: Es gibt zwei Jakobswege im Rheinland, einen davon
bin ich gegangen und zwar den von Wuppertal-Barmen bis
Aachen, quasi als Trainingsstrecke, allerdings ohne Gepäck.
Ausführliche Informationen habe ich mir vor allem aus dem
Internet besorgt.
Schumacher: Ich bin relativ viel gejoggt und habe einige Pro-
bewanderungen mit Gepäck unternommen. Dann habe ich
mich natürlich mit der Strecke und v. a. mit der Geschichte
des Jakobsweges befasst.
Haben Sie viel Kontakt unterwegs zu anderen Pilgern, Men-schen gehabt und interessante Leute kennengelernt? Was war das schönste oder ein besonders eindrucksvolles Erlebnis un-terwegs?
Basener: Als ich mich in St. Jean registriert habe, waren schon
Pilger aus 35 verschiedenen Nationen in diesem Jahr unter-
wegs. In den Unterkünften der ersten 700 Km war immer
eine sehr friedliche und von gegenseitigem Respekt getragene
angenehme Atmosphäre unter den Pilgern vorhanden. Die
interessanteste Einzelbegegnung und gleichzeitig auch die
traurigste war die mit einem Gärtner aus dem Ruhrgebiet, der
nach einer gescheiterten Beziehung und dem Verlust des Ar-
beitsplatzes (beides aufgrund von zu hohem Alkoholkonsum)
seit September 2011 von Trier aus unterwegs nach Santiago
war, aber auch nach sieben Monaten noch nicht wußte , was
er wirklich wollte.
Ebel: Man trifft auf dem Camino „Gott und die Welt“.
Blake aus Toronto etwa, der auf dem Ontario-See bei an-
brechender Dunkelheit mit seinem Boot Spielfilme zeigte:
„Oh, the Moskitos…“. Oder Thea aus Groningen: „Every
morning I have a brown egg“. Hmmh? “Yes, I have a chi-
cken in my sitting-room”. (Wer von uns hat schon ein Huhn
im Wohnzimmer?) Oder die beiden pensionierten Luftwaf-
fensoldaten Finn und Ett, die allerdings nicht so gern gese-
hene Gäste in den so genannten Refugios waren, weil sie
so furchtbar schnarchten. – Das für mich jedoch eindrucks-
vollste Erlebnis war der Anblick der ersten Häuserspitzen
von Santiago de Compostela. Man stelle sich vor: Die letzte
und vorletzte Etappe bin ich in einem Anflug von wahrer
Selbstüberschätzung 53 Kilometer hintereinander gelaufen.
Nach dem letzten beschwerlichen Gang über den „Monte
Gozo“ die Häuserspitzen von Santiago zu sehen, war für
mich das Erlebnis des Jakobsweges.
Schumacher: In Spanien trifft man viele Menschen aus allen
Erdteilen; in Deutschland und Frankreich ist man tagsüber
meist allein. Allerdings sitzt man abends beim Essen in den
Gites d`Etape oft mit französischen Urlaubswanderern zu-
sammen und muss dann erzählen, was einen bewegt, den
Weg zu gehen. Am meisten haben mich Menschen interes-
siert, die Schicksalsschläge verarbeiteten, Brüche in ihren Bi-
ographien aufwiesen, auf der Suche waren, wie zum Beispiel
der Priester aus St. Gallen, der eigentlich keiner mehr war,
da er wegen seinem Bekenntnis zu seinem homosexuellen
Lebenspartner suspendiert worden war und sich nun auf der
Suche nach einem neuen Lebensinhalt und einer neuen Be-
tätigung befand. Schöne Erlebnisse gab es einige, allerdings
nur in Frankreich, da man dort allein unterwegs war. So er-
hielt ich mehrmals in Häusern von Familien eine kostenlose
Unterkunft mit Abendessen und Frühstück (einmal sogar in
einem Schloss). Manchmal hatte ich kein Wasser mehr und
habe an eine Tür geklopft. Dann wurde ich hereingebeten,
erhielt Wasser, Obst und manchmal sogar ein warmes Essen
und eine Flasche Wein für den Weg. Meist wurde ich gebe-
ten, in Santiago ein Gebet für diese Menschen zu sprechen,
was ich dann selbstverständlich auch getan habe. Übrigens
auch für meine Mutter, die kurz zuvor gestorben war. Von
der Ablassregelung in Santiago halte ich allerdings nichts.
FRANZ-JOSEF BASENER
Alter: 59 Jahre
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: ehem. Kfm. Angestellter, jetzt ATZ-Freistellungsphase
-
Ebel: Von insgesamt 31 Tagen hatte ich etwa fünf oder sechs
Tage annehmbares Wetter, der Rest war „Regen“. Gewöh-
nungsbedürftig sind die meist primitiven „Refugios“. Zwar
preiswert (rund sechs bis sieben Euro pro Nacht) aber in Sa-
chen Hygiene verbesserungswürdig. Nach einer durchnässten
Woche bekam ich die typischen Merkmale für einen Infekt
und zum ersten Male nach rund vierzehn Tagen kam die ban-
ge Frage auf: Muss ich jetzt aufgeben? Mit einem grippalen In-
fekt kannst du unmöglich weiterlaufen, waren die Gedanken
beim Einschlafen. Doch – oh Wunder: Am nächsten Morgen
war alles wie weggeblasen. Und ich war verwundert …
Schumacher: Beschwerlich war manchmal der Weg, vor allem
in den Bergen, manchmal das Alleinsein, aber ans Aufgeben
habe ich nie gedacht. Ich habe, wenn es zu anstrengend wurde,
einen Ruhetag eingelegt.
Wenn Sie die körperliche und psychische Bela-stung der Wanderung auf einer Skala von eins (=we-nig belastend) bis zehn (=äußerst anstrengend) benennen sollen, welchen Wert würden Sie wählen? a. körperliche Anstrengung – b. Psychische Belastung
Basener: a. Unterschiedlich. Die Bergetappen waren für mich
schon eine gute acht, die Etappen in der Meseta waren dann
eher eine vier.
b. Auch hier große Unterschiede, die auch viel mit dem Grund
der Pilgerreise einher gehen. Für mich war das eine eins, we-
nig belastend. Auch den Weg von Carrion de los Condes nach
Calzadilla de la Cueza – 18 Km Meseta pur, der als das härteste
Stück für den Körper und spirituell aufregendste Teil bezeich-
net wird, habe ich wohlbehalten überstanden.
Ebel: a. körperliche Anstrengung: zwei.
b. psychische Belastung: ebenfalls zwei.
Schumacher: a. körperliche Anstrengung: acht.
b. Psychische Belastung: fünf.
Was hat Sie auf dieser Pilgerwanderung gestört, war nervig?
Basener: Das Schnarchen in den Unterkünften war trotz Ohr-
stöpsel sehr störend. Auf den letzten 100 km die „Pilgermas-
sen“ (wie bei schönem Wetter am Drachenfels).
Ebel: Nervig, wie schon erwähnt, war das Wetter. Nervig wa-
ren manche Mitpilger, die „miesepetrig“ und schlecht gelaunt
waren. Abends jedoch, nach Genuss eines Glases Rotwein,
war deren Welt wieder in Ordnung … Genervt haben die to-
tal überzogenen Preise in Gaststätten und den sogenannten
„Supermercados“. Ein Baguette mit Käse (bocadillo con que-
so) fünf Euro!
Schumacher: Besonders störend war die Tatsache, dass die
Pilgerherbergen in Spanien oft schon um die Mittagszeit voll
belegt waren, so dass man auf Pensionen oder sogar Hotels
ausweichen musste.
Mit welchen Gefühlen und Gedanken haben Sie die Ankunft in Santiago de Compostela erlebt?
Basener: Am Ende der Pilgerreise in die Kathedrale zu gehen
war überwältigend, viel mehr als im Büro die Urkunde zu
erhalten. Die Kathedrale strahlt eine Würde und eine Kraft
aus, die ich vorher noch bei keinem anderen Gotteshaus so
gespürt habe. Ich bin aber auch noch nie zuvor 840 Km zu
einer Kathedrale gegangen.
Ebel: Bei der Ankunft an der Kathedrale in Santiago bin ich -
ohne jegliches Pathos - auf die Knie gegangen, um mich beim
lieben Gott für eine gesunde Ankunft zu bedanken …und ein
paar Tränchen sind auch geflossen. Sehr beeindruckend war
für mich die Berührung des Schreins mit den Reliquien des
Hl. Jakobus. Und justament am ersten Tag nach meiner An-
kunft stieg der FC wieder in die erste Fußball-Bundesliga auf!
Schumacher: siehe oben.
Hat sich in irgendeiner Weise durch dieses „Abenteuer“ etwas nachhaltig in Ihrem Leben verändert?
Basener: Ich habe die Pilgerreise nicht aus einer Krisensitua-
tion oder aus einem anderen Problem heraus unternommen
und daher auch keinen Wunsch nach einer Veränderung ge-
habt.
Ebel: Nein, in meinem Leben hat sich anschließend nicht viel
verändert. Nur vielleicht soviel, dass die Wertigkeiten sich ver-
ändern. Nach vier spartanischen Wochen erscheint einem das
Leben hier als sehr luxuriös. Und es gibt dann plötzlich Dinge,
die man eigentlich gar nicht braucht.
Schumacher: Zumindest im ersten Jahr nach der Wanderung
hatte ich eine große innere Ruhe, eine geringe Stressanfällig-
keit, ein hohes Maß an Gelassenheit.
Schön war natürlich vor allem die Ankunft in
Santiago, dieser wunderschönen Stadt, in der Ka-
thedrale, nach einem so langen Weg, mit einem
Gefühl von Stärke, nach einer langen Zeit der Re-
duktion auf das absolute Minimum, nur auf sich
selbst gestellt. Eine große innere Gelassenheit und
Ruhe, die noch tagelang, monatelang anhielt, brei-
tete sich in diesem Augenblick im Inneren aus.
Was war unterwegs am beschwerlichsten? Haben Sie unterwegs ans Aufgeben gedacht?
Basener: Emotional war das „nicht da sein“ mei-
ner Frau am schwersten. Körperlich waren die
Bergetappen die beschwerlichsten, zum Teil aber
auch die schönsten. Ein Aufgeben wäre für mich
nur im Falle einer Krankheit in Frage gekommen.
BERND SCHUMACHER
Alter: 62 Jahre
Familienstand: verheiratet
Beruf: Lehrer
-
Welche Erfahrungen, die Sie gemacht haben, möchten Sie nicht missen?
Basener: Die Reduzierung auf die wenigen notwendigen Din-
ge wie Essen, Schlafen und der Weg nach Santiago war eine
Erfahrung, die ich so noch nicht kannte und froh bin, dass ich
sie gemacht habe.
Ebel: Was Jakobspilger vereint, das ist der gemeinsame
Wunsch, gesund am Ziel der Wanderung anzukommen. Ge-
meinsamkeit um des Zieles willen macht einen auf diesem
Wege stark. Vielleicht ist ein Camino wie ein Lebensweg mit
all den Facetten, die unser aller Leben ausmachen: Losgehen,
lernen, lachen, lieben, essen, trinken. Freude und Hoffnung,
Abschied, Tränen und Leid…
Schumacher: Da es unterwegs immer wieder unvorhergese-
hene Situationen und Probleme gab, habe ich gelernt, mit Pro-
blemen umzugehen, und dass es immer Lösungen gibt, wenn
man nur die nötige Flexibilität aufbringt.
Hat diese Pilgerreise Ihre Einstellung zu Glauben und Reli-gion verändert?
Basener: Da ich auch vor der Pilgerreise schon „aktiver Christ“
war, hat sich daran nichts verändert.
Ebel: Für die meisten meiner damaligen Mitpilger war Reli-
giösität kein Grund für diese Wanderung. Eher die sportliche
Herausforderung. Für einige mit esoterischem Gedankengut
ein absolutes „Muss“, weil der Weg „in“ ist. Auch ein Grund:
Reiche Brasilianer schicken ihre Töchter nach Europa auf den
Jakobsweg, um dort den „Mann ihres Lebens“ kennen zu ler-
nen.
Schumacher: Zum Glauben nicht, ich bin nach wie vor nicht
gläubig. Allerdings hat sich meine Achtung für den Glauben
von Menschen noch verstärkt, da ich erlebt habe, wie viel
Hoffnung und Trost der Glaube den Menschen geben kann
und gibt. Manchmal bin ich geradezu traurig darüber, dass es
mir nicht gelingt zu glauben.
Was ich sonst noch erzählen möchte, was mir wichtig ist?
Basener: Ich habe mich auf der ganzen Pilgerreise zu keinem
Punkt alleine gefühlt. Auch da nicht, wo kein anderer war.
Ebel: Es gibt (mittlerweile) im Internet jede Menge „Coaches“
und Veranstalter, die sich mit der Gier nach Profit für viel Geld
Menschen für den Jakobsweg fit machen wollen. Ich möchte
gerne auf die St. Jakobs-Gesellschaft in Aachen und die Köl-
ner Santiagofreunde hinweisen. Hier bekommt man kostenlos
Tipps und Ratschläge.
Schumacher: Leider fotografiere ich nicht. Ich muss mal bei
meinen Freunden, die mich phasenweise begleitet haben,
nachforschen. Ich habe alle wesentlichen Bilder in mir.
Vielen Dank für die Bereitschaft, sich in aller Offenheit die-sen Fragen zu stellen.
MICHAEL EBEL
Alter: 64 Jahre
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Rentner (Verlagskaufmann)
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Was ist der Jakobsweg?
stichWort
Unter dem Jakobsweg (span.
Camino de Santiago) wird
der Pilgerweg zum Grab
des Apostels Jakobus im
spanischen Santiago de
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Compostella verstanden.
Vornehmlich handelt es
sich um die mittelalter-
liche Hauptverkehrstrasse
Nordspaniens, die von den
Pyremäen zum Jakobs-
grab führt. Die Entstehung
dieses Weges reicht in die
erste Hälfte des 11. Jahr-
hunderts zurück.
Eine starke Wiederbele-
bung erfuhr die Pilgerfahrt
nach Santiago de Com-
postela in den 70er und
80er Jahren des letzten
Jahrhunderts. 1993 wurde
der spanische Hauptweg
in das UNESCO-Welt-
kulturerbe aufgenommen.
Bereits 1987 hatte der Eu-
roparat die verschiedenen
Routen des Jakobswegs zur
europäischen Kulturroute
ernannt. Seit 1999 wurden
vom Landschaftverband
Rheinland verschiedene
Routen als Pilgerwege
ausgewiesen, die auch den
Rheinisch-Bergischen Kreis
durchziehen. Die einzel-
nen Strecken sind mit der
Jakobsmuschel – dem
Pilgerzeichen – gekenn-
zeichnet. (nh)
-
Auf der
falschenFeier
Geschichten und Anekdotenaus Bergisch Gladbach
Wolfgang Bosbach, 60, Ur-Gladbacher, CDU-Bundestagsabgeordneter für den
Rheinisch-Bergischen Kreis seit 1994 und Vorsitzender des Innenausschusses des
Deutschen Bundestages ist der Meinung, dass das Leben die besten Geschichten
schreibt. Eine davon erzählt er hier:
Ein Männerchor meiner geliebten Heimatstadt Bergisch Gladbach,
nennen wir ihn der Einfachheit halber „Heimatklänge“, feierte vor
einigen Jahren in der Adventszeit ein Jubiläum und gab sogar eine
CD heraus. Zu diesem Anlass wurde ein Festredner gesucht und
es war mir eine Ehre und Freude zugleich, diese Einladung anzu-
nehmen. Da Ordnung bekanntlich das halbe Leben ist, wurde der
Termin sofort in meinem Terminkalender wie folgt notiert: „Datum,
Uhrzeit, Kirche in Hand“.
Und da Politiker bekanntermaßen besonders zuverlässig sind, bin ich
auch pünktlich erschienen. Die Freude der Anwesenden war groß
und der Pastor begrüßte mich geradezu überschwänglich. Die Kirche
war nicht nur propenvoll, sondern auch festlich dekoriert und ich be-
kam einen Ehrenplatz ganz vorn, direkt neben meinem alten Freund
Volker Damm. Einige Minuten Besinnung, und schon ging es los. Es
erscheint der Chor und meine Stirn legt sich spontan in Falten. Ich
frage: „Seit wann ist das denn ein gemischter Chor?“ Volker: „Schon
immer!“ Ich: „Nee, nee, das weiß ich genau, das war schon immer ein
reiner Männerchor!“ Volker: „Das ist noch nie ein reiner Männerchor
gewesen. Ich weiß gar nicht, ob es reine Männerchöre als Kirchen-
chöre überhaupt gibt.“ Ich: „Was heißt hier Kirchenchor. Sind wir
hier nicht beim Jubiläum der Heimatklänge?“ Volker: „Was heißt
hier Heimatklänge? Wir feiern das Jubiläum des Kirchenchors.“
Jetzt war mir auch mit einem Schlag klar, warum sich die Gemeinde
so gefreut hatte – mit mir hatten die nun wirklich nicht gerechnet.
Das sind jene Momente, in denen das ganze Leben an einem vorü-
berzieht. Irgendwo warten 200 Leute auf mich – aber wo genau?
War es der falsche Tag, die falsche Uhrzeit oder die falsche Kirche?
Oder war es die richtige Kirche, aber der falsche Tag und die falsche
Uhrzeit? Oder war es der richtige Tag, die richtige Uhrzeit, aber die
falsche Kirche? Eigentlich konnte alles nicht sein, denn ich war mir
absolut sicher, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Also (was
man sonst in einer Kirche nun wirklich nicht tun sollte) das Handy
gezückt und eine SMS nach Hause mit der herzlichen Bitte, die beste
Ehefrau von allen möge doch bitte einmal in meinem Kalender nach-
sehen, was dort steht. Eine Minute gewartet, zwei Minuten gewartet,
drei Minuten gewartet – null Reaktion.
Und jetzt? Ich: „Volker, ich muss weg, ich bin bei der falschen Ver-
anstaltung!“ Volker: „Um Gottes willen, das kannst du wirklich nicht
machen. Die freuen sich wie Schneekönige. Du kannst denen doch
jetzt nicht mehr erklären, dass du aus Versehen hier bist!“ Da hatte er
nun auch wieder recht, also still sitzen geblieben. Es kam, was kom-
men musste. Deutschland ist ja bekanntlich nicht nur das Land der
Dichter und Denker, sondern auch der Komponisten insbesondere
klassischer Werke. Aber mussten unsere klassischen Komponisten
wirklich derart kreativ und fleißig sein? Die Veranstaltung nahm und
nahm kein Ende.
Nach gut zwei Stunden (und minimaler Überschreitung der höchst-
zulässigen Geschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften) bin ich
nach Hause gedüst, ins Büro gestürzt und habe den Kalender aufge-
schlagen: „Kirche, Hand!“ Wie bitte? Genau da war ich doch! Also
im antiken Schriftverkehr nachgesehen, und es geht doch nichts über
einen stabilen Leitzordner – die „Heimatklänge“ hatten mich tatsäch-
lich in die Kirche nach Hand eingeladen. Allerdings nicht in die ka-
tholische, sondern in die evangelische.
Also wieder zurück nach Hand. Und just in dem Moment, als ich
dort mit hängender Zunge eintraf, schloss der letzte Sangesbruder ab.
Mit großer Geste und noch mehr Worten habe ich mich für meine
Verspätung entschuldigt. Er allerdings hatte erstaunlich viel Verständ-
nis für mein Malheur und teilte fröhlich mit, ihm sei vor Jahren etwas
Ähnliches widerfahren. Der Arbeitgeber habe ihn gebeten, anlässlich
einer Beerdigung einen Kranz zu überreichen. Er habe sich auf dem
Kölner Friedhof Melaten in die Schlange der Trauergäste eingereiht.
Und als er den Kranz auf dem Grab deponiert habe, sei die Witwe
ganz ergriffen gewesen: „Also, das hätte ich von der Firma XYZ aber
wirklich nicht erwartet, wo mein Mann doch nur kurz nach dem
Kriege dort wenige Wochen als Aushilfe tätig war...“
Diese Geschichte ist ein
Auszug aus dem Buch
„Narren, Helden,
Rote Teufel“
von Horst Breiler
erschienen im
Wartberg Verlag
80 Seiten, gebunden
11 Euro
HORST BREILER
Der Journalist Horst Breiler ging in Bergisch Gladbach
zur Schule. Nach Lehrjahren in Berlin, Portugal und
Hannover kam er zurück und übernahm 1970 in Ber-
gisch Gladbach die Redaktionsleitung der Bergischen
Landeszeitung bis zu seiner Pensionierung im Septem-
ber 2007.
-
drei&zwanzigfragen
Was wären Sie als Kind gerne geworden?
Busfahrer.
Welches ist das Land Ihrer Träume?
Schottland.
Mit welcher prominenten Person würden Sie gerne mal
einen Tag verbringen?
Gerhard Richter.
Welches Buch lesen Sie zur Zeit?
Joyce Carol Oates: „Meine Zeit der Trauer“.
Von welchem Maler hätten Sie gerne ein Bild in Ihrem
Besitz?
William Turner.
In welcher Großstadt würden Sie gerne mal für ein Jahr
leben?
London.
Was bedeutet Gott für Sie?
Auch nach langem Nachdenken kann ich das nicht in Worte
fassen. Und vielleicht ist er ja wirklich genau das, was man
nicht in Worte fassen kann, weil Worte ihm nicht gerecht
werden können.
Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel
nehmen?
Ein Ruderboot, ein Rückfahrticket und sicherheitshalber
auch noch ein Rückflugticket.
Welche Persönlichkeit beeindruckt Sie?
Ganz viele Politiker, die sich auch von der bösartigsten Kritik
nicht davon abbringen lassen, sich für uns alle zu engagieren.
Welche Frau oder welchen Mann würden Sie heilig spre-
chen?
Es gibt mir zu viele falsche Heilige, deswegen mag ich nie-
manden richtig heilig sprechen.
Woraus schöpfen Sie für Ihr Leben Kraft und Hoffnung?
Aus der Liebe meiner Frau, aus den Augenblicken, in denen
mir Gottvertrauen gelingt und auch aus den Augenblicken,
in denen mir Selbstvertrauen gelingt.
Welche Sportart interessiert Sie besonders?
Absolut gar keine.
Welche Gabe möchten Sie gerne besitzen?
Romane schreiben zu können.
Was bedeutet Freundschaft für Sie?
Nähe auch in der Ferne.
Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?
Mit einem richtig guten Schriftsteller.
Was verabscheuen Sie?
Rücksichtslosigkeit.
Welche Fernsehsendung verpassen Sie nicht gerne?
Die Tagesschau und die Serie Danni Lowinski.
Was ist für Sie die herrlichste Nebensache der Welt?
Schokolade.
Was würden Sie in der katholischen Kirche sofort anders
machen, wenn Sie es könnten?
Das Bewusstsein stärken, dass die Kirche für den Menschen
da ist und nicht der Mensch für die Kirche.
Wofür sind sie dankbar?
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Frau
leben zu dürfen.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Ach, neben den üblichen Dingen gelegentlich schon auch
einen Lottogewinn.
Worüber können Sie herzhaft lachen?
Über die Komik des Augenblicks und hoffentlich dann doch
auch über mich selbst.
Der Tod ist für mich…
…die Erinnerung daran, mich um mein Leben zu kümmern.
TOMHEGERMANN, 59
Journalist, Moderator (bei WDR 2 und beiVeranstaltungen), Trainer, Autor
Verheiratet, keine Kinder, aber zwei Katzen
Moderiert regelmäßig das WDR 2 Mittagsmagazin