Meine 11. Wallfahrt nach Vierzehnheiligen · von Balthasar Neumann, die den 14 Nothelfern geweiht...

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Meine 11. Wallfahrt nach Vierzehnheiligen (für mich "die Sonnen-Wallfahrt") unter dem Motto "Leben aus Gottes Kraft" vom 21. April 2005, 5.30 Uhr bis 24. April 2005, 11.30 Uhr Wallfahrt, was ist das? Die Wenigsten in meinem persönlichen Umfeld können sich darunter etwas vorstellen. Für mich, wie für so viele Mitwallfahrerinnen und -wallfahrer, ist sie zu einem Hauptbestandteil meines/unseres Lebens, zu einer Leidenschaft, man kann dies noch steigern, ja zu einer Sucht geworden. So pilgere ich seit 1995 jährlich wiederkehrend in der schönen Jahreszeit, dem Frühling, von Hammelburg nach Vierzehnheiligen. Heißt 116 km durch die wunderschöne Landschaft meiner fränkischen Heimat. Dort in Oberfranken im Maintal liegt erhöht auf einem Berg die Basilika von Balthasar Neumann, die den 14 Nothelfern geweiht ist, genannt Vierzehnheiligen. Die große Begeisterung meiner Wallfahrerei bringt mir somit sehr viel Freude aber auch so manche Frage bzw. Feststellung ein, die da lautet: "Du musst aber viele Sünden haben", oder aber "geht es dir denn so schlecht, dass du das nötig hast?" Worauf ich immer ganz stolz antworte: "Nein, eben nicht, im Gegenteil, mir geht es so gut, und dafür muss man doch heutzutage dankbar sein" und dann "wenn es mir erst mal richtig schlecht geht oder ich krank bin, dann kann und brauche ich keine solch' große Strecken mehr zu laufen".

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Meine 11. Wallfahrt nach Vierzehnheiligen

(für mich "die Sonnen-Wallfahrt")

unter dem Motto

"Leben aus Gottes Kraft"

vom 21. April 2005, 5.30 Uhr bis 24. April 2005, 11.30 Uhr

Wallfahrt, was ist das? Die Wenigsten in meinem persönlichen Umfeld können sich darunter etwas vorstellen. Für mich, wie für so viele Mitwallfahrerinnen und -wallfahrer, ist sie zu einem Hauptbestandteil meines/unseres Lebens, zu einer Leidenschaft, man kann dies noch steigern, ja zu einer Sucht geworden. So pilgere ich seit 1995 jährlich wiederkehrend in der schönen Jahreszeit, dem Frühling, von Hammelburg nach Vierzehnheiligen. Heißt 116 km durch die wunderschöne Landschaft meiner fränkischen Heimat. Dort in Oberfranken im Maintal liegt erhöht auf einem Berg die Basilika von Balthasar Neumann, die den 14 Nothelfern geweiht ist, genannt Vierzehnheiligen. Die große Begeisterung meiner Wallfahrerei bringt mir somit sehr viel Freude aber auch so manche Frage bzw. Feststellung ein, die da lautet: "Du musst aber viele Sünden haben", oder aber "geht es dir denn so schlecht, dass du das nötig hast?" Worauf ich immer ganz stolz antworte: "Nein, eben nicht, im Gegenteil, mir geht es so gut, und dafür muss man doch heutzutage dankbar sein" und dann "wenn es mir erst mal richtig schlecht geht oder ich krank bin, dann kann und brauche ich keine solch' große Strecken mehr zu laufen".

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Wunderbare Wallfahrtskirche „Vierzehnheiligen“

Das ist unser Pilgerstab (Vor- und Rückseite) Die Muttergottes aus der Hammelburger Stadtpfarrkirche Die Vierzehnheiligen mit dem erschienenen Kind in der Mitte

Dies ist inzwischen eine Nachbildung unseres Originalstabes, der sehrt wertvoll und hand-gearbeitet ist. Das Original wurde von einem Künstler aus Elfershausen aus Holz angefertigt und wiegt 14 kg. Vor dieser Anfertigung wurde der schwere Stab die ganze Wallfahrts-strecke vorneweg getragen. Jetzt wird er mitgenommen und nur beim Einzug in die Kirchen verwandt.

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Also auch in diesem Jahr "auf zur Wallfahrt". Donnerstag, 21. April 2005 In aller Herrgottsfrühe, nämlich um 5.45 Uhr, treffen wir uns in der St. Johannes-Kirche in Hammelburg um von dort, mit dem nötigen Pilgersegen ausgestattet, los zu marschieren. Am Kirchplatz steht ein LKW bereit, der unser großes Wallfahrer-Gepäck für die nächsten vier Tage aufnimmt. Die ganze Umgebung rund um die Kirche ist überfüllt mit Wallfahrern, alle mit strahlenden Gesichtern, denn jeder freut sich enorm, dass es wieder soweit ist und dass es gleich losgeht. Entsprechend fallen auch die Begrüßungen aus, man begrüßt sich sehr herz-lich, strahlt dazu noch mehr, und es sind so viele dabei, denen man einfach um den Hals fallen und sie dabei einmal ganz feste drücken muss. Es soll alles ein bisschen schnell gehen, wir haben noch dreieinhalb schöne und lange Tage vor uns. So gehen wir in die Kirche und treffen uns zunächst in der Runde unseres sogenannten Vorbeterteams, dem ich seit ca. sechs Jahren angehöre. Es besteht aus unserem Wallfahrts-führer Edgar Denner, Gabi Heilmann, Christel Danz, Franz Emmert, Joachim Volpert, mir und natürlich nicht zu vergessen Michael Sell, unserem Pfarrer.

Unser Edgar „in seinem Element“ Pfarrer Michael Sell Christel Gabi Margit Joachim, der Pilger

Das "Chörle" versammelt sich im Altarraum. Es wird von uns immer noch liebevoll Chörle genannt, aber mittlerweile ist es ein stattlicher Chor geworden, der sich aus ca. 18 bis 20 Mitwallfahrerinnen und -wallfahrern zusammensetzt, die in verschiedenen umliegenden Ge-meinden auch in einem Chor angesiedelt sind und die sich einige Male vor der Wallfahrt schon zu einer gemeinsamen Probe zusammenfinden. Alle sind gespannt, voller Erwartung und Vorfreude, man kann es regelrecht "knistern hören". Edgar Denner begrüßt seine große Wallfahrerschar, das Chörle singt uns "Gottes guter Segen sei mit Euch" und Pfarrer Michael erteilt uns mit weit ausgestreckten Armen den Pilgersegen. Dann kann's jetzt aber wirklich losgehen. In der Kirchgasse nehmen wir Aufstellung, jeder muss sehen, dass er irgendwie in eine Reihe kommt, in den Orten und während des Betens und Singens laufen wir sehr diszipliniert in Viererreihen.

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Unsere mittlerweile recht groß gewordene Blasmusik nimmt mit 21 Personen Aufstellung, die Lautsprecher müssen richtig platziert werden, allen voran wird unser wunderschönes Wallfahrtsbild und die Fahnen getragen. Nachdem meine Ansage "Beim frühen Morgenlicht, erwacht mein Herz und spricht…….." durch den Lautsprecher ertönt und die Blasmusik dieses schöne Lied zu spielen beginnt, setzt sich der lange lange Zug in Bewegung. Umrahmt wird dies alles vom kraftvollen lautstarken Glockenläuten, wobei der eine oder andere von uns eine Gänsehaut bekommt oder aber es sitzt auch in so manch' einem Augenwinkel schon mal ein Tränchen. Wir ziehen durch die Kissinger Straße, es gibt Frühaufsteher, die am Straßenrand stehen und uns fortwinken und uns in Gedanken begleiten. Knackig frisch ist es heute morgen, minus 2° sogar. Als ich um 5.00 Uhr aus dem Haus gegan-gen bin, war noch ein strahlender Sternenhimmel über mir, was verspricht, dass es ein sehr schöner Tag werden wird. Für dieses Mal wurde ein neues Stück Wegstrecke ausgearbeitet, wir biegen in Richtung Westheim ab und laufen durch das Saaletal. Das hat natürlich an diesem wunderschönen frischen Morgen seinen ganz besonderen Reiz. Die Wiesen sind dick mit Raureif überzogen, alles glitzert und strahlt in silbergrau. Dazwischen gibt es viele kleine Spinnennetzchen, die mit tausenden glitzernder Glasperlchen behangen sind. Über dem Saaletal finden sich Wol-kenschleier und es ist rundum nebelverhangen. Fast sieht es etwas mystisch und gespenstisch aus. Doch hinter den Bergen färbt sich der Himmel orangerot, wir wissen, bald wird es einen wunderschönen Sonnenaufgang geben, auch das konnte man kaum abwarten. Die Natur gab ihr Allerbestes und Allerschönstes für uns. So ein traumhafter junge neue Morgen und so viele Wallfahrer, die sich guten Mutes auf den Weg gemacht haben. Dazu die wunderschönen Texte und Gebete, die durch den Lautsprecher klingen, es war einfach nur un-glaublich schön. So kamen wir bald nach Westheim, wo uns der dortige Pfarrer Karl Feser am Ortsrand abholte und uns bis Langendorf begleitete. Er und auch die Westheimer Bewohner freuen sich darüber, dass wir auf unserer neuen Route jetzt durch ihren Ort kommen. Auf dem Balkon stand Else Volpert, Joachims Mutter, die viele Jahre bei der Wallfahrt dabei war, jetzt aber aus gesundheitlichen und Altersgründen eben nicht mehr kann. Wir winken ihr erfreut, doch sie schien sehr traurig, bestimmt wurden jetzt so viele gute und schöne Erinnerungen wach und so konnte oder wollte sie ihre Tränen auch einfach nicht zurückhalten. Die Glocken läuten wiederum laut und unsere Musik gibt natürlich auch ihr Bestes. Schon bald waren wir in Machtilshausen angekommen, unserer ersten Tagesetappe. Auf der ersten Weg-strecke hatten wir das Thema Wortgottesdienst, so dass es im Gottesdienst in der St. Lambertuskirche mit Pfarrer Erich Sauer gleich mit der Gabenbereitung weitergehen konnte.

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Durch diese neue Wegstrecke hatten wir etwas Zeit gespart und so gab es eine längere Pau-se, heuer zum ersten Mal in der "Schreinerscheune". Hier gibt es immer Morgenkaffee, dazu den guten fränkischen "Matte-Plootz" (weiß sicher in Meenz keiner was das ist?) und belegte Brötchen. Dabei herrscht sehr rege und lebhafte Stimmung, jetzt hatte man richtig Zeit, den einen oder anderen, den man noch nicht gesehen hatte, zu begrüßen. Man freut sich immer riesig über die vielen alten Bekannten, die meisten von ihnen hat man oft tatsächlich ein ganzes Jahr nicht gesehen. Und auch immer wieder gibt es viele Neulinge in unseren Reihen.

Bald ist Zeit zum Aufbruch und unser "Oberkommandierender und Aufpasser" Gerd Wölfl macht sich lautstark bemerkbar und drängt zur Aufstellung. Ich muss schon sagen, es ist sehr viel Disziplin in unserer Wallfahrt, das muss bei so vielen Leuten aber auch absolut so sein. Mit Musik und guten Texten geht es den Berg hoch in Richtung Sulzthaler Kapelle. Auf dieser Strecke ist immer Winfried Ehling von der Presse zugegen und schießt einige Bilder von unserem langen, nicht endenwollenden Wallfahrtszug, damit gleich morgen ein Bericht in den Hammelburger Zeitungen erscheint. Bernhard Blum, unser Statistiker, hat auch schon seine exakten Zählungen hinter sich gebracht und durch das Mikrophon wird jetzt die diesjährige Teilnehmerzahl bekannt gegeben. Dass wir mittlerweile die 200 überschritten haben, ist schon fast Ehren-sache, heute sind wir sogar 225. Und jetzt das spannende Ergeb-nis der Aufteilung Männer : Frauen. Sie haben es tatsächlich wie-der geschafft, es sind 115 Männer und 110 Frauen, aber damit können wir gut leben, wir sind froh, dass so viele Männer mit-gehen und wir sie dabeihaben.

Gerd, bitte etwas freundlicher!!

An einer Feldscheune, kurz vor der Sulzthaler Kapelle, ist unser nächste kurze Stopp, der Kaffee wird "in die Büsche" gebracht, am Wagen gibt es Getränke zu kaufen, denn man muss für viel Flüssigkeitszufuhr sorgen, das ist sehr wichtig. Und schon wieder erfolgt Aufstellung, weiter geht es. Wir sind mittlerweile schon gut einge-laufen und alles klappt wie am Schnürchen. Gabi und ich sind mit Vorbeten dran, es sind wun-derschöne Texte, die Gabi für diesen Streckenbereich ausgearbeitet hat. Thema: "Freude und Feiern". Alle hören aufmerksam zu, man könnte "eine Stecknadel im be-kannten Heuhaufen" fallen hören. Doch dann gibt es bedauerlicherweise Probleme mit dem einen Lautsprecher, wir merken selbst beim Vorbeten, da gibt es ständig Aussetzer und sehr oft kommen nur Wortfetzen an. Nein, so können wir nicht weitermachen, dafür sind unsere Texte zu schade, nicht zuletzt der vielen Arbeit und Mühe wegen, die es im voraus für uns gemacht hat, sie zu sammeln, zu erarbeiten, zusammen zu stellen usw. Das ist eine wirklich ungeheuerliche Arbeit, aber es macht auch viel Spaß und man macht es gerne, da man weiß, dass es bei den vielen Mitwallfahrerinnen und -wallfahrern gut ankommt.

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Hierzu muss ich erwähnen, dass wir, das vorgenannte Vorbeterteam, uns im Dezember schon das erste Mal treffen, ein Motto für die Wallfahrt finden und eine grobe Einteilung des Gan-zen ausarbeiten. Wir hatten für dieses Jahr, das Jahr der Eucharistie, das Motto "Leben aus Gottes Kraft" gewählt. So ca. im Januar/Februar treffen wir uns dann erneut, um Feinheiten und dergleichen zu besprechen und im März/April ein drittes Mal. Ein paar Leute lassen sich zurückfallen und probieren alles Mögliche, um die Lautsprecher ordnungsgemäß in Gang zu bringen. Gott sei Dank, es klappt wieder und weiter geht es im Text. Gabi hatte ein Lied eingearbeitet mit Handbewegungen, Klatschen usw., die Begeiste-rung war groß und alle machten kräftig mit. Übrigens hat sich das bekannte Lied, der Ohrwurm "und dann die Hände zum Himmel ……." mittlerweile auch bei uns eingebürgert und wird des öfteren mit hocherhobenen Händen gesungen. Hierfür gibt es einen ganz bestimm-ten Grund: Beim langen Laufen werden die Hände recht dick, und so wurde dieses lustige Liedchen für uns und diesen Zweck umgedichtet.

Es heißt jetzt: "Und dann die Hände zum Himmel und lasst sie kreisen fest, damit das Blut zurückläuft und setzt sich vorn nicht fest. Und dann die Hände zum Himmel über'm Stock und über'n Hut, Ihr werdet gleich sehen, wie gut es uns allen tut!"

Zweite Strophe: "Und dann den linken, den rechten, und beide in die Höh', des Walle is sou schüe, des Walle is sou schüe Und dann den linken, den rechten, und beide in die Höh', des Walle, des Walle, ja des Walle des is sou schüe." (Sou schüe!) Und so munter drauflos hatten wir schon wieder ein großes Stück Wegstrecke geschafft und waren schnell in Ebenhausen zu unserer Mittagsrast angekommen. Die gesamte Wallfahrt ist sehr gut organisiert und so klappt auch die Abfertigung des Mittagessens prima. Eine der ersten "Amtshandlungen" in der Frühe ist das Durchreichen der Essenslisten. Es gibt wie immer drei Gerichte zur Auswahl, nämlich Gulasch mit Nudeln und Salat, Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat, oder für die, die während des Laufens etwas Leichtes zu sich nehmen wollen, einen Salatteller mit Putenstreifen.

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Mein traditionelles Essen ist von Anfang an Gulasch mit Nudeln und Salat, getreu dem Motto "wer viel schafft, darf auch gut essen", und viel schaffen tun wir ja schließlich. Die Wirtsleu-te und Bedienungen sind so gut eingespielt und vorbereitet, wenn wir ins Lokal kommen, ste-hen schon massenhaft Radlerbiere, gespritzte Apfelsaft- oder Weinschorlen an der Theke bereit, alles große 0,5-Ltr.-Gläser versteht sich, denn wir haben viel Durst; Wasser gibt es in großen Flaschen und Maß-Bier gibt es selbstverständlich auch. Es gibt etwas, was bei unserer Wallfahrt immer nur schwerlich klappt, das ist der Gang zur Toilette. Drei Damentoiletten im Restaurant und dann kommen 110 Frauen an, die meist auch noch alle gleichzeitig "müssen". Da sind die Schlangen generell lang, aber irgendwie bekommen wir auch das geregelt. So manchesmal beschlagnahmen wir kurzfristig die Herrentoilette, da-mit es schneller vorwärts geht. Draußen im Hof des Lokals hat sich, wie bei jeder Pause, das "Blasenstudio" eingerichtet. In erster Linie wird es tatsächlich für die eine oder andere, kleineren oder auch großen Blasen, die es bei so vielen Wallfahrern zwangsläufig gibt, genutzt. Die meisten, so auch ich, sind dazu übergegangen, die Füße an den markanten Stellen schon vorher "abzutapen". Heißt, bei mir z.B. die beiden kleinen und die beiden großen Zehen, die Druckstelle am Ballen des Vor-derfußes, evtl. noch die Ferse, eben mit Tape abzukleben. Hat man das noch nicht selbst getan und somit Probleme, so machen das Alois Schießl und Edgar Knüttel, unsere beiden sehr gut ausgebildeten und überaus hilfsbereiten und fleißigen Sanitäter. Auch Knochenprobleme gibt es natürlich hin und wieder und dafür gibt es Salben und Bandagen, es werden gekonnte Verbände angelegt.

Und wenn es gar noch schlimmer kommen sollte, dann steht unsere nette Dr. Marianne Mark für uns zur Verfügung. Sie geht zwar als Wallfahrerin mit, wie wir alle, trägt aber immer die wichtigsten ärztlichen Versorgungsmittel in ihrem Rucksack mit und ist schnell zur Stelle, wenn dies mal der Fall sein sollte. Ansonsten ist sie auch während der Pausen mit ihrem Arztkoffer immer zur Stelle. Dadurch können wir also ganz sicher sein, wir sind bestens versorgt und das gibt Vielen ein sicheres und beruhigendes Gefühl. Diese Helfer und soge-nannten Engel können einem insofern leid tun, denn während wir unser Mittagessen genießen und wirklich Pause haben, haben die drei immer Groß-Einsatz, sind wirklich ständig gefragt und werden gebraucht.

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Schnell ist natürlich auch die Mittagspause um und es geht schon wieder weiter. Wenn wir an-kommen wollen, und schließlich haben wir ein Pensum von ca. 45 km am Tag zurückzulegen, dann heißt es laufen, laufen, laufen. Jeder huscht in seine ihm jetzt schon vertraute Reihe, guckt ob auch der Nachbar da ist und pünktlich zur angegebenen Uhrzeit setzt die Blasmusik ein, es wird gesungen und gebetet und vom wunderbaren Klang der Kirchenglocken werden wir aus dem Ort hinausbegleitet und bis zum nächsten Jahr verabschiedet. Auch schon tradi-tionsgemäß erwartet uns auf dieser Wegstrecke Pfarrer Zwickl, der uns begleitet und ein paar Kilometer mit uns läuft, um uns dabei mit seinen Gedanken und Texten zu versorgen. Das Wetter, ja das liebe Wetter, es belohnt uns in diesem Jahr ganz besonders. Die Sonne strahlt vom hohen Himmel, der stahlblau ist, noch nicht mal kleine weiße Schleierwölkchen sind zu sehen. Ein Schirm wäre heute Luxus, selbst ich habe meinen auf dem LKW gelassen. Schnell stellen wir fest, das ist die Belohnung für das total schlechte Wetter, das wir im letzten Jahr hatten, denn noch schlimmer kann es wirklich nicht mehr kommen als es damals war, aber da komme ich später noch einmal darauf zurück. Um ca. 16.10 Uhr treffen wir zur viel gerühmten Kaffeepause in Zell ein. Zell ist ein evangeli-scher Ort, wobei wir von dem dort ansässigen Pfarrer Kolbe, immer sehr gut aufgenommen werden. Die kleine hübsche Kirche platzt aus allen Nähten, wenn wir mit unserer großen Schar einströmen. Nicht zuletzt auch deswegen, nutzt der Herr Pfarrer diese so schöne Situation aus, betet und singt mit uns gleich etliche Strophen eines Liedes, wozu er uns begeistert auf seiner Gitarre begleitet. Sprich: Am liebsten würde er uns gar nicht mehr fortlassen. Viele von uns lockt aber jetzt der schöne Gasthof "Zellertal" mit Edgar, dem lustigen, Akkordeon spielenden Wirt. Hier ist also immer etwas los, es geht so richtig "die Post ab". Der große Innenhof ist mittlerweile immer nutzbar, da überdimensionale Sonnenschirme aufgestellt sind, die wir aber wie schon gesagt, in diesem Jahr nicht brauchen. Auch hier ist alles vorbe-reitet, der gute fränkische Matte-Plootz** oder aber die Wurst- und Käsebrötchen werden auf großen Tabletts durch die Menge gereicht, die Versorgung klappt hervorragend. **(Jetzt verrat’ ich es: Plootz ist sozusagen ein typisch fränkischer, auf dem Blech gebackener Käse-Kuchen. Schmeckt ganz arg gut. Es gibt übrigens auch Zwiebel-Plootz, Zwetschgen-Plootz usw.)

Während es sich alle gut gehen las-sen, kommt der Wirt Edgar mit sei-nem Akkordeon, macht zünftig Musik und wir alle schmettern mit Begeisterung das "Frankenlied" und noch das eine oder andere gesellige Wanderliedchen mit. Dann wird mal kräftig geschunkelt oder getanzt und kein Außenstehender käme auf die Idee, dass wir schon den größ-ten Teil unserer heutigen Etappe, nämlich annähernd 40 km, zu Fuß hinter uns gebracht haben.

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Aber wie gesagt und schon so viele Male selbst erlebt, Wallfahrt inspiriert, begeistert und beschwingt, wir sind alle so gut drauf, unsere Füße laufen wie von selbst.

Blick von oben in den Innenhof auf die bunte und muntere Schar

Um 17.30 Uhr geht es zum Endspurt, wir haben noch ca. eineinhalb Stunden Weg bis nach Hesselbach, zu unserem heutigen Nachtquartier. Jetzt "ziept" es aber da und dort doch schon ein bisschen, wenn wir uns aufmachen um wieder "in die Gänge zu kommen". Immerhin sind seit unserem Weggang aus der Hammelburger Stadtpfarrkirche inzwischen auch schon fast 12 Stunden vergangen. Ganz abgesehen von der vorherigen Anreise, für die so mancher Wallfahrer auch schon ein gehöriges Stück Weg hinter sich gebracht hat. Vor ein paar Jahren hatten wir uns einmal die Mühe gemacht und die Orte gezählt, aus denen die Wall-fahrer von überall her kamen und sind schon damals auf 39 gekommen. Aus allen, aber auch wirklich allen umliegenden Ortschaften von Hammelburg, viele aus dem Raum Bad Kissingen und Schweinfurt, aus allen Winkeln und Ecken kommen sie geströmt. Dazu unsere tapfere Musikerschar um Hans-Gerd Suetfels, die eigens zur Wallfahrt schon seit vielen Jahren aus Bad Vilbel angereist kommen, und nicht zu vergessen ich aus Mainz. Keinem ist der Weg zu weit, es werden keine Kosten und schon gar keine Mühen gescheut. Wallfahrt, das ist Ehren-sache, das muss einfach sein. Es zieht sich noch ein Stück hin bis Hesselbach, entschädigt werden wir weiterhin von dem nach wie vor tollen Wetter und der absolut herrlichen und unvergleichlich schönen fränki-schen Natur sowie von den wunderschönen Gebetstexten. Auf dieser Wegstrecke ist Hans-Gerd aus der Bad Vilbeler Gruppe dran, die von ihm vorgetragenen Texte hat auch er eigens für die Wallfahrt und für uns zusammengestellt.

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Unzählige Schlüsselblumen stehen am Wegrand. Meine erste Wallfahrt 1995 nannte ich "Schlüsselblumenwallfahrt". Seit meiner Kindheit mag ich Schlüsselblumen ganz besonders gerne und meinte damals, ich hätte in meinem ganzen Leben noch nicht so viele gesehen, wie eben in diesen Tagen unserer Wallfahrt. Die Wiesen sind grün und voller blühendem Löwen-zahn, die Laubbäume im Wald bekommen gerade ihr erstes zartes frisches Grün. Die Obstbäume erstrahlen in schönster Blütenpracht und wenn wir durch die Ortschaften ziehen, faszinieren die Gärten mit den vielen Frühlingsblumen und sogar der Flieder ist dieses Jahr schon voll aufgeblüht. Traumhaft, einfach traumhaft, ich kann mich daran immer über-haupt nicht satt sehen, bin fasziniert und begeistert über soviel Schönheit in Gottes freier Natur. Da muss ich mich dann oft dreifach konzentrieren, nämlich auf diese vielen Schönhei-ten am Wegesrand, auf den Weg selbst und beim Vorbeten eben auch noch auf die Texte. Aber das klappt wunderbar, zum einen der Routine wegen, zum anderen, da die Begeisterung so groß ist und das "Herz voll davon ist" wie man so schön sagt. Es ist 19.00 Uhr, Hesselbach ist in Sicht. Die Glocken läuten und begrüßen uns, von unseren Gastfamilien werden wir schon sehnlich erwartet. An den Straßen und auf dem Kirchplatz stehen viele Leute, man guckt, wo man "seine Leute" findet und winkt schnell mal hin. Der Ein-zug in die Kirche ist ergreifend, die Musik schallt besonders laut im hohen Kirchenraum, unser erstes Tagesziel ist erreicht, alle sind überglücklich hierüber und auch jetzt rollt so manches Tränchen vor Erschöpfung aber auch der Begeisterung wegen die Wangen runter. Eine kurze Begrüßung durch Pfarrer Jarosch, Regieanweisungen von unserem Wallfahrtsführer Edgar für heute Abend und für Morgen früh. Der Ablauf ist eigentlich immer gleich, fast alle wissen es, aber wir haben doch immer wieder Neulinge dabei, die froh sind, wenn sie mit Informationen und Hinweisen versorgt werden. Wir verlassen die Kirche und werden von unseren Gast-familien wirklich herzlich und überaus freudig begrüßt. Da man meist, oder nach Möglichkeit immer in derselben Familie untergebracht ist, entsteht auch hier im Laufe der Zeit ein kameradschaftliches oder freundschaftliches Verhältnis. Man kennt die Familienverhältnisse, manch' Kind von Geburt an und sieht wie sie aufwachsen und von Jahr zu Jahr größer werden. Man kennt die Eltern, Oma, Opa, die Veränderungen auch hier von einem zum anderen Jahr, man gehört irgendwie dazu. Bei Claudia und Gerd Schleyer bin ich gut aufgehoben, die 13jährige Bianca stellt mir selbstverständlich und gerne ihr Zimmer zur Verfügung und freut sich immer riesig, wenn sie während des Jahres aus allen möglichen Teilen der Welt von mir Urlaubskarten geschickt bekommt. Damit auch der kleine Bruder Martin sein Zimmer an liebe Wallfahrer abgeben kann, bringe ich immer eine weitere Wallfahrerin mit, meistens ist das "meine Erna" aus Garitz. Vor fünf Jahren standen wir in Hesselbach und suchten beide ein neues Quartier und kamen so zusammen, verstanden uns natürlich gleich auf Anhieb prima, mailen im Laufe des Jahres so zwei/dreimal und freuen uns, wenn wir uns bei unserer Wallfahrt wieder sehen. Es gibt viel zu erzählen, wir sind dann auch am letzten Tag in Vierzehnheiligen zusammen im Zimmer und nach dreieinhalb Tagen trennen sich unsere Wege bis hoffentlich zum nächsten Jahr wieder. Hier noch eine Anmerkung, was Wallfahrt auch sein kann: Ein Erlebnis, das ich gleich bei mei-ner ersten Wallfahrt im Jahre 1995 machen durfte. Ich hatte noch kein Quartier und keine Gastfamilie. Bei der Zimmerverteilung sagte Veronika: "Ach, ich habe schon vier Frauen, auf die fünfte kommt es mir auch nicht mehr an, die kriegen wir noch unter, sie kann mit zu uns!"

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Gesagt getan, wir gingen zu ihrem Haus. Dieser Wallfahrtstag, war wettermäßig ein sehr schlimmer Tag. Es regnete von unserem Weggang in Hammelburg um 6.00 Uhr morgens bis zu unserer Ankunft um 19.00 Uhr abends mit Ausnahme von einer Stunde immerzu. So wusste ich abends nicht, ob mir die Arme nicht vielleicht doch mehr wehtun vom Schirmhalten, als die Füße vom Laufen! Und unsere Schuhe erst! Sie waren patschnass, dreckig und hoch und groß wie sie waren, schlammverschmiert. Ordentlich wie wir sind, zogen wir sie an der Haustüre aus, da standen sie nun in Reih' und Glied: 5 Paar. Nach dem Abendessen sagte ich etwas jammernd: "Oh je, unsere dreckigen Schuhe, da müssen wir jetzt dran". Worauf Veronika gelassen antwortete: "Eure Schuhe, die habe ich schon alle geputzt, mit Zeitungspapier ausgestopft, die stehen vor dem Holzkohleofen zum Trocknen!" Na, wenn das keine Nächstenliebe und kein Service total ist, dann weiß ich nicht. Uns fiel ein Stein vom Herzen und wir bedankten uns ganz herzlich bei ihr für diesen Dienst, der wirklich nicht selbstverständlich ist. Aber genau das ist Wallfahrt. Dieses Erlebnis werde ich mit Sicher-heit in meinem ganzen Leben nicht vergessen. Aber weiter im Text, gerade waren wir bei unseren Gastleuten angekommen. Zunächst geht es ins Bad, das hat man nach diesen vielen Stunden und den Strapazen schwer nötig. Für mich ist jetzt die Badewanne die absolute Krönung des Tages, da könnte ich mich am besten mal 'ne ganze Stunde reinlegen, aber dazu reicht leider die Zeit schon wieder nicht. Mittlerweile ist es 20.00 Uhr vorbei, Claudia hat den Tisch gerichtet zum Abendessen. Bei unseren Gast-familien haben wir "praktisch Halbpension", nämlich jetzt Abendessen, Übernachtung und morgen in aller Herrgottsfrühe ein Frühstück. Man gibt den Leuten dafür einen Betrag, der sich auf ca. 15,00 Euro beläuft, und Bianca freut sich natürlich über ein Taschengeld, bzw. ich bringe ihr etwas mit. Beim Abendessen unterhalten wir uns allesamt nett und wundern uns nicht wenig, wie schnell doch "das bisschen Jahr" vergangen ist und wir schon wieder da sind. Und dann, was in einem Jahr so alles passiert ist, ob positiv oder hoffentlich nicht negativ. Vor drei Jahren rief ich kurz vor der Wallfahrt hier an und sagte Bescheid, dass ich auch in diesem Jahr gerne wiederkommen werde. Claudia antwortete mir darauf, das könne ich gerne machen, sie freuen sich auch schon darauf, aber dieses Mal versorgt uns die Oma, da sie selbst im Krankenhaus ist und einen Kaiserschnitt bekommt. Alleine daran sieht man, was in einem Jahr so alles passieren kann! Mittlerweile ist die kleine Annika drei Jahre alt, sitzt heute Abend bei uns am Tisch, freut sich über den Wallfahrerbesuch und plappert eifrig mit uns. Jetzt kommt die große Frage, bleiben wir hier oder gehen wir heute noch mal aus?? Aus-gehen?? Nach dem langen Tag kann man sich das zwar kaum vorstellen, aber es ist so. Wall-fahrer sind größtenteils fröhliche und gesellige Leute und so ist abends im Pfarrzentrum ein Treffen, wo, ich sage mal so ca. ein Drittel der Wallfahrer sich treffen. Manchmal zusammen mit ihren Gastfamilien, um noch einen guten Frankenschoppen zu trinken und über den heuti-gen Tag sowie über "Gott und die Welt" zu diskutieren. Schließlich sehen sich viele nur einmal im Jahr. Mich reizt das ja schon immer gewaltig und ich würde da gerne noch mal hinflitzen, da ich wie vielseits bekannt sehr gesellig und gesprächig bin. Meiner Gastfamilie und Erna zuliebe bleibe ich dann aber doch da, denn auch hier haben wir genug und interessanten Gesprächsstoff und Gerd holt uns auch einen Frankenwein aus dem Keller. Wie schnell sind diese zwei/drei Stunden um und es wird Zeit ins Bett zu kommen, denn danach sehnt man sich schon auch sehr stark, das möchte ich hier nicht abstreiten.

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So gehen wir ca. 23.30 Uhr ins kuschelige Bett, denn da können wir eh' nur bis 5.30 Uhr lie-gen bleiben. In der Nacht vor der Wallfahrt, da schlafe ich - und das ist allgemein so -, da schläft man meist sehr schlecht vor lauter Aufregung und Vorfreude. Aber heute Nacht, da kann absolut nichts mehr passieren, dieser Schlaf ist sicher. Freitag, 22. April 2005 Also wie gesagt, die Nacht ist kurz, der Wecker klingelt und es heißt "auf zu neuen Taten". Mehr oder weniger fit oder lädiert "schafft" man sich aus dem Bett. Ins Bad gehen, nach dem Wetter gucken, was zieht man heute an? Die Füße noch mal pflegen, evtl. mit Tape neu ab-kleben, die Zeit drängt, nein sie läuft einem schon wieder davon. Das Frühstück wartet, die Kinder sind wach und wollen sich von uns verabschieden und der Gottes-dienst wartet auch, bzw. der wartet nicht, er beginnt um 6.30 Uhr. Da die Wallfahrer meist jetzt wieder frisch, fit und fröhlich sind, und unser nette Pfarrer Michael mit Begeisterung und wie immer mit weit ausgebreiteten Armen am Altar steht, darf oder will man auch da nicht fehlen. Vorher schnell noch das Gepäck auf dem LKW verladen, denn nach dem Gottesdienst ist direkt Aufstellung und los geht’s. Durch die Lautsprecher hören wir "Alles meinem Gott zu Ehren ….." und die Musik schmettert los. Wie schon gestern Abend stehen die Hesselbacher Leute am Straßenrand und winken uns kräftig zu. Heißt: "Schön, dass Ihr wieder da ward und bis zum nächsten Jahr, wir freuen uns, wenn Ihr wiederkommt." Am Ortsausgang biegen wir rechts ab, es geht vorbei an Wiesen und Felder hin zum Wald. Die frühmorgendliche Ruhe und Stille, die Pferde auf der Koppel die vor Freude wiehern und uns so auch in jedem Jahr begrüßen, sowie die vielen glitzernden Tautropfen im Gras, all das löst wiederum eine große Faszination aus. Edgar wünscht allen einen wunderschönen Guten Morgen und hat dabei wieder die allerschönsten Gebetstexte und zwischendurch auch mal einen lustigen Spruch für uns "drauf". Hier schallt es ganz besonders laut und deutlich durchs Mikrophon und wir sind weithin sicht- und vor allem hörbar. Bald sind wir am Waldrand angelangt. Hier beginnt einer der schönsten Abschnitte unseres langen Weges. Das erste junge frische Grün im Buchenwald ist sichtbar, nebenan plätschert ein schmales Bächlein dahin und der schöne Waldweg ist für unsere gestern doch schon sehr strapazierten Füße zart wie "Samt und Seide". Wir gehen zeitweise in Stille Schritt für Schritt, man hört nur das leise "Trippeln" der vielen Füße, das Laub raschelt. Man spürt und vernimmt intensiv jeden einzelnen der vielen Schritte, die wir in diesen drei Tagen gehen.

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Für so einen weichen Waldweg ist man natürlich besonders dankbar, da es mittlerweile doch recht oft auf betonierten Wirtschaftswegen oder geteerten Straßen entlanggeht. Natürlich haben wir für diesen Wegabschnitt immer besonders schöne Texte und Gebete. Gabi hat das Thema "Dank" wunderbar ausgearbeitet und wir beide tragen dies vor. Unsere Mitwallfahrer sind so aufmerksam und konzentriert, man würde wieder die "Stecknadel fallen hören". Und somit "läuft es sich fast von alleine" und die Zeit verstreicht. Von Reichmannshausen bis nach Humprechtshausen müssen wir leider einige Kilometer die Hauptstraße entlang laufen, aber die ist nicht so stark befahren, außerdem sind wir durch unsere Streckenführung immer bestens nach vorne und hinten abgesichert. Sie haben orange-weiße Sicherheitswesten an und man muss ihnen hier wirklich auch mal ein großes Lob aussprechen. Ich glaube die laufen und rennen zu unseren eh' schon sehr weiten Entfer-nungen die halbe Strecke noch mal dazu, in dem es dauernd ein Stück vorausgeht und wieder zurück usw. Alle Achtung also, wir haben sehr viele gute Leute dabei, alles ist bis ins Detail organisiert und ausgearbeitet.

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In Humprechtshausen in der Kirche empfängt uns Frau Seufert, die nette Gemeindereferen-tin, die immer so überaus nette Begrüßungsworte für uns findet, man merkt bei ihr einfach, dass es von Herzen kommt. Daran anschließend gibt es das wohlverdiente zweite Frühstück, schließlich haben wir auch heute schon wieder einiges bewältigt. Ich verweile noch eine Zeit in der Kirche, denn sie ist immer besonders geschmackvoll und hübsch dekoriert. Stundenlang kann man sich diese tollen Blumenarrangements angucken, sich daran erfreuen und auch mal etwas davon abgucken. Die Kirchen sind übrigens überall wo wir hinkommen und einziehen sehr schön geschmückt. Das Frühstück geht schnell, denn auch hier ist alles vorbereitet, Croissants und belegte Bröt-chen stehen auf dem Tisch. Unser "Blasenstudio" hat hier Hochbetrieb; man muss sich schon anstellen, um dranzukommen. Gott sei Dank habe ich damit sehr wenig Probleme und dieses bis jetzt nur sehr selten in Anspruch nehmen müssen. Einer der Sanitäter erzählte mir, dass sie in den drei Tagen unserer Wallfahrt ca. 1.000 Meter, gleich einem Kilometer, Tape ver-brauchen, das ist eine Menge Zeug. Wenn man bedenkt, dass man pro Abklebestelle ca. 10 bis 12 cm verbraucht, muss man dafür viele Fußkranke behandeln!

Das ist die gut gefüllte Vorratskiste unserer Sani täter

An der Kirche wird aufgestellt, weiter geht’s, jetzt Richtung Hassberge. Doch bevor es die Hassberge rauf geht, kommt eine sehr angenehme Wegstrecke, wo schon seit eh und je vom Pfarrer eine Bußandacht gehalten wird. Es gibt bestimmte Abläufe und Riten, die immer gleich sind. Die "alten Hasen" wissen dann schon Bescheid und man freut sich darauf, Neulinge kann man aufmerksam machen, dass jetzt etwas Besonderes kommt.

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Zunächst wallen wir wie immer mit viel Musik und Gesang zum Dorf hinaus. Es kommt ein kleiner Anstieg und oben an der Ecke werden die Instrumente in das dafür vorgesehene Auto verladen. Man kann von den Musikanten wirklich nicht verlangen, dass sie auf der ganzen Strecke auch noch die teilweise schweren Instrumente tragen. Der Ein- und Ausladeservice klappt gekonnt und dies geht schnell vonstatten. Ab und zu wird per Mikrophon schon mal ein Bass-Träger gesucht, denn das ist das schwerste Instrument und es finden sich dafür immer wieder Bereitwillige. Man staune, in einem Jahr hat das sogar mal eine Frau übernommen, nämlich Marion aus Thulba. Wobei ich mir nicht verkneifen konnte, mich bei ihr übers Mikro ganz herzlich zu bedanken und die Durchsage zu machen, die Männer sollten sich daran mal ein besonderes Beispiel nehmen! Auf dem ruhigen, schönen Wegstück angekommen, fängt Pfarrer Michael mit der Gewissens-befragung an. Wiederum ist alles sehr still, jeder ist konzentriert dabei, hört den Fragen zu und lässt sie auf sich wirken, denkt dabei darüber nach und hinterfragt sich seiner selbst. "Wie mache ich das, mache ich es richtig, mache ich es falsch, wo liegen meine Schwachheiten und meine Schwachstellen, kann ich etwas besser machen? Will ich es mir vornehmen, mich darum bemühen?" Es ist schön, wenn man sich bei vielen Fragen die Antwort geben kann, nein, das ist gut so, das mache ich richtig, da bin ich dabei, da muss ich mich nicht ändern. Und durch dieses intensive Dabeisein geht auch hier die Zeit schnell um und schon wieder haben wir ein großes Stück Weg geschafft.

Wir laufen singend und betend durch Rügheim, so nach und nach kommt jetzt der Anstieg die Hassberge rauf (siehe Bild). Von vielen gefürchtet, Neue haben meist ein bisschen Angst davor, aber es geht schon. Für mich habe ich die Taktik entwickelt, dass ich am liebsten alleine laufe, gleichmäßig in einem bestimmten Tempo und Rhythmus Schritt für Schritt, nach Möglichkeit nicht nach oben schauen, sondern immer auf den Weg und noch besser auch nicht quatschen dabei, denn das nimmt viel Luft und Kraft weg. So schafft man jeden Weg, man muss ja auch nicht Erster sein beim Ankommen. Allerdings ist für diejenigen, die zuletzt oben "angeschnauft kommen", die Pause relativ kurz. Man muss hier sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen, wischt schnell mal "in die Büsche" und schon wieder geht es weiter.

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Ja, wenn man ankommen will und vor allem, wenn man wirklich fast 45 km am Tag zu laufen hat, dann braucht das eben seine Zeit. Für diese Anzahl an Kilometern benötigen wir ca. 9 Stunden reine Laufzeit und mehrere und ausgedehnte Pausen müssen bei dieser Anstrengung auch sein. Der Waldweg ist angenehm zu laufen, links und rechts hohe Laubbäume, so marschieren wir dahin. Mittlerweile ist es Freitagmittag geworden, die ideale Zeit, um im üblichen Rhythmus den Kreuzweg zu beten. Es hat sich eingebürgert, dass Freiwillige sich im Vorbeten üben und manch' einer übernimmt eine Station des Kreuzweges. Dies ist nicht schlecht, es tut gut, immer mal eine andere Stimme zu hören, sie sehen, dass das Vorbeten ganz schön anstren-gend sein kann, und wir werden einmal mehr gelobt ob unserer Ausdauer und Bereitschaft, dies die ganze Wallfahrt hinweg zu tun. Zwischen jeder Station wird eine Strophe gesungen und obwohl es 14 Stationen sind, vergeht auch jetzt die Zeit schnell und wir laufen munter und frohgemut unserer Mittagsrast entgegen. Dies ist in Hohnhausen auch immer etwas ganz Besonderes. Schon gestern Mittag ging die Liste um, wer denn was haben möchte: Steak mit Salat, lange dünne fränkische Bratwürste mit Salat oder aber Salatteller mit Schinken.

Die Feuerwehrleute sind hier für uns im Großeinsatz. Das Feuerwehrhaus ist ausgeräumt und zu einer Grillstation umfunktioniert. Unzählige Tische und Bänke stehen auf dem großen Platz davor, schon von weitem riecht man den intensiven aufsteigenden Qualm des Grills und der Duft nach Bratwurst und Steak liegt schon lange in der Luft. Sitzplätze gibt es genug, aber jetzt ist Warten angesagt: Über 200 Leute abzufertigen, das geht halt doch nicht so schnell, es sind zwar viele Helferinnen und Helfer da, aber irgendwie haben die das trotz jährlicher Wiederkehr nicht so recht im Griff. So verteilen wir uns meist in drei Gruppen, die einen sitzen gemütlich am Tisch und ruhen sich aus, die anderen stehen an den Getränken an, was noch einigermaßen schnell geht, da schon eingeschenkt ist und wieder andere stellen sich am Grill an. Bis man hier wegkommt und sein wohlverdientes Essen endlich in Händen hält, ist man selbst fast gegrillt. Aber was macht man nicht alles?

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Es schmeckt jedenfalls immer sehr gut, das Anstehen lohnt sich also. Viele Frauen des Dorfes sind wahr-scheinlich schon seit gestern und somit viele viele Stunden beschäftigt, Salat für so viele Leute zuzubereiten. Der Kartoffelsalat wird aus großen Wannen geschöpft und auch die anderen Salate sind frisch gemacht. Hhm, lecker, die Stimmung ist wie meist sehr gut, alles redet und lacht laut durcheinander, Außenstehende würden meinen, sie befinden sich auf einer großen Festveranstaltung. Doch auch jetzt eilt und schreitet die Zeit voran, der nötige Gang zur Toilette muss noch irgendwann eingebaut werden und schon beginnt unsere Blasmusik mit einem zünftigen Marsch. Ja, auch das muss einmal sein, wir bekommen ein Ständchen gespielt, die Dorfbevölkerung bekommt auf diese Art und Weise ein Dankeschön und jeder ist begeistert dabei.

Schade, dass man das jetzt nicht auch noch hören kann ………! (Ä’ schüe Märschle)

Wir klatschen Beifall, rufen Bravo und auch frech "Zugabe". Dies allerdings sehr zum Leidwesen unseres "Antreibers", dem Gerd Wölfl. Das ist allerdings nicht böse gemeint, lieber Gerd! Er hat schon "seinen Schaff" mit uns, muss uns immer wieder wirklich antreiben und auch unterwegs auf Trab halten. Zum einen muss für Ordnung gesorgt sein, es würde keinen guten Eindruck hinterlassen wenn wir als Wallfahrer, ich sage mal wie ein wilder und bunter Haufen durch die Lande schreiten. Und wenn alles irgendwie funktionieren soll, dann müssen die Zeiten genau eingehalten werden, denn mehr als Laufen kann man ja wirklich nicht, und das tun wir doch auch! Manchmal kommt eine mahnende Stimme durch unser Mikrophon, vorne bitte etwas langsamer, denn die Musik soll auch noch spielen, braucht hierzu viel Luft und jeder muss oder will irgendwie mitkommen. Also auf geht’s, nach dem Ständchen schwenkt die Musik um zu einem Wallfahrtslied, die Glocken läuten und wir ziehen betend, besonders laut singend, satt und wirklich frohgemut, wie man früher einmal zu sagen pflegte, weiter.

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Es ist wirklich so, ich muss das hier für Nichtwallfahrer und für alle diejenigen, die sich unter unserer Wallfahrt nichts oder nicht viel vorstellen können, noch einmal sagen. Meist wird man ja noch bedauert, wie man sich so etwas antun kann, wie man so weit und so viele Kilometer laufen kann usw. usw. Wir sind aber wahrhaftig nicht zu bedauern, sondern besten-falls zu beneiden. Jeder, der wann auch immer am Straßen-rand steht und uns irgendwie bewundernd anschaut und zu-winkt, schaut wirklich in begeisterte, frohe Gesichter. Am Ortsausgang ist mal wieder ein Anstieg, schließlich sind wir ja in Franken und da gibt es immer mal Berge, es ist näm-lich wie im richtigen Leben und eben nicht immer auch eben. Ich sage den Text der Liedstrophen an und könnte unsere fleißigen Musiker jetzt ärgern, wenn ich noch eine Strophe dranhängen und sie dann schnaufend den Berg hoch weiter-

spielen müssten. Aber das mache ich schon nicht, denn wir, d.h. wir Vorbeter und die Musiker, wir haben ein sehr gutes, kameradschaftliches und kum-pelhaftes Verhältnis untereinander und sitzen auch bei sämtlichen Pausen zusammen an einem großen Tisch. Das ist schön und ein Vorteil, wenn man nicht dauernd nach Platz suchen muss, sondern weiß, für uns ist reserviert. Denn dafür haben wir noch den anderen Edgar, den Edgar Knüttel aus Elfershausen, der dies alles organisiert und uns somit sehr gut betreut und versorgt. Er hat schon im Voraus bestellt und wenn wir ankommen, stehen für uns meist schon die Maßkrüge bereit. Man könnte sagen: Wer schafft, muss auch gut versorgt werden. Das klappt alles prima, dem Edgar von dieser Stelle aus ein herzliches "Dankeschön" und "Vergelt’s Gott"! Auf der nächsten größere Etappe kommt mein Thema "Segen" dran. Ich freue mich darauf, dies jetzt mit Gabi zusammen vortragen zu können, da es wirklich sehr viel Arbeit und Mühe gekostet hat, dies alles zusammen zu suchen und zusammen zu stellen, aber es hat ebenso viel Spaß gemacht. Nicht zuletzt deswegen, weil man weiß, die meisten Wallfahrer hören wirklich gut zu und sind überaus dankbar für gute und sinnvolle Texte und bringen uns dies während der Wallfahrt auch immer wieder begeistert und dankbar zum Ausdruck . Man macht es auch nicht nur für dieses eine Mal oder für sich allein. Wir Vorbeter tauschen unsere Texte unter-einander aus und so manches davon kann man bei passender Gelegenheit einmal wieder ge-brauchen, z.B. bei meiner Ursprungs-Wallfahrt von Thulba nach Retzbach, die immer am er-sten Wochenende im September stattfindet und bei der ich schon 15 Mal in Folge dabei war. Dieses "in Folge" muss man eigentlich ganz besonders betonen, man muss sich einfach Prioritäten setzen. In 15 Jahren waren wirklich an diesen Wochenenden schon viele andere Termine und Veranstaltungen, wo ich gerne hingegangen oder aber dabei gewesen wäre. Aber man kann halt nach wie vor immer nur "auf einer Hochzeit" tanzen und somit legte ich den Schwerpunkt auf die Wallfahrt.

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Dies kann ich für mich fast wörtlich in Anspruch nehmen: Denn als meine langjährige und beste Kollegin Marlene mit ca. 100 Leuten ihre Silberhochzeit feierte, entschied ich mich schließlich für meine Wallfahrt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal erwähnen, wie ich zu dieser Vierzehnheiligen- also meiner zweiten und noch größeren Wallfahrt gekommen bin. Man braucht ja immer irgendwie einen Anstoß oder einen Grund, viel Motivation, oder auch jemand, der einem dazu überredet bzw. davon überzeugt. Und das war Hans. Hans Dittmeyer ist ein ebenso eifriger Wallfahrer wie so viele und war damals schon bei beiden Anlässen immer dabei. Als wir im Jahre 1994, bei meiner 5. Retzbach-Wallfahrt den beschwerlichen Stettener Berg runter gelaufen sind, war dies der Fall. Er sagte wörtlich zu mir: "Du bist doch so eine begeisterte und engagierte Wall-fahrerin, dies hier ist viel zu wenig für dich, du müsstest einmal mit uns nach Vierzehnheili-gen gehen, dann würdest du erst mal sehen und erleben was Wallfahrt wirklich heißt". Da er mir das so eingehend und plausibel "rüber brachte" versprach ich ihm auf der Stelle: "Ja, Hans, du hast mich soeben überzeugt, ich kaufe mir gleich anschließend ein paar Wander-schuhe, laufe diese gut ein und im nächsten Frühjahr bin ich mit dabei". Gesagt, getan, was ich verspreche, das versuche ich auch zu halten und so war ich im April 1995 das erste Mal und somit jetzt das 11. Mal immer mit dabei. Ja, für mich ist es jetzt die elfte Wallfahrt, insgesamt ist es die 18. Wallfahrt. Heißt, sie wurde im Jahre 1988 ins Leben gerufen. Dies geschah durch den damaligen Hammelburger Pfarrer Josef Michael Treutlein, der schon von seinem Heimatort eine große Männerwallfahrt mit über 300 Männern von Königshofen in der Rhön nach Vierzehnheiligen betreute und leitete. Wir alle sind ihm heute noch verbunden und sehr dankbar dafür, dass ihm dies, zusammen mit so einigen Hammelburger Bürgern gelang, diese schöne und für uns alle so wunderbare und wertvolle Wallfahrt zu begründen und ins Leben zu rufen. Damals haben sie mit knapp 50 Leuten angefangen, die Zahlen sind kontinuier-lich nach oben gegangen und na ja, wenn wir so weitermachen, dann haben wir auch bald die stolze Zahl 300 erreicht!

Auf diesem Bild sehen wir übrigens zufälligerweise viele der „Allerersten“ und somit der „Altgedienten“

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Man muss so etwas schon mit einer gewissen Begeisterung und natürlich mit einer tiefen Überzeugung machen, das steht fest. Nicht heute so, morgen so, vielleicht, vielleicht auch nicht. Mal gucken, was das Wetter macht, wenn es regnet dann eher nicht, das ist kein Grund-satz für mich. Das könnte ich schon der Entfernung wegen nicht machen, wenn ich denn mal Urlaub genommen habe und aus Mainz angereist bin, dann lasse ich mich natürlich auch von keinem Wetter auf- oder gar abhalten. Man kann sich vorstellen, dass man bei 11 bzw. 16 Wallfahrten mit Sicherheit schon jedes und wie man so schön sagt "alle Wetter" gehabt hat. Von Temperaturen bis 30 Grad bis hin zu Regenfällen mit 64 Ltr./pro Quadratmeter am Tag!! Denn so war dies im letzten Jahr der Fall, ein Kapitel für sich: Eigentlich wollte ich damals schon diesen Bericht schreiben, den ich "Regen-Wallfahrt" genannt hätte. Denn das war mehr als "hart an der Grenze", was wir alle da erlebt und mitgemacht haben. Es hatte schon die ganze Nacht und auch Tage zuvor stark geregnet, heißt die Wege waren eh' schon aufge-weicht und mit großen Löchern und tiefen Pfützen versehen. Und irgendwann taugt auch die beste Kleidung und das beste Schuhwerk nichts mehr. Ich vergesse nie, als Walter um ½ 11 Uhr morgens am zweiten Tag zu mir sagte: "Ich habe Wasser in den Schuhen, Füße und Socken, alles nass, bei jedem Schritt quaatscht das Wasser hin und her". "Oh Gott, sagte ich bedauernd, nein, meine Füße sind zum Glück trocken, dank goretex-Schuhe." Aber eine Stunde später musste auch ich diesen Ausspruch zurücknehmen. Nichts mehr hat etwas genützt, kein Schuh, keine Jacke, kein Schirm. Alle waren wir nass, man kann sagen, nass bis auf die Haut. Und Umziehen war auch nicht drin, jeder hat zwar genug Klamotten dabei in seiner großen Reisetasche, aber diese ist auf dem LKW verstaut, man kommt tagsüber nicht dran. Ist auch kein Wunder, man kann ja nicht ständig fast 250 Taschen ausräumen, nur weil irgend jemand irgend etwas braucht oder sucht! Es ging uns wirklich nicht gut, wir haben uns gegenseitig bedauert und bejammertd, aber der Zusammenhalt war gerade jetzt und bedingt dadurch noch stärker. Keiner hat aufgegeben, oder es sich bequem gemacht, auch in den Autos oder auf dem LKW ist wirklich nur mitgefahren, wer musste und nicht, wer dem allem aus dem Weg gehen wollte. In Hohnhausen wurden wir zwar wie immer von der Feuerwehr versorgt, aber nicht wie gewohnt im Freien, sondern in den Räumen der alten Schule. Statt Grillgut gab es heißen Eintopf mit Wursteinlage, das konnten wir damals gut gebrauchen. Spätnachmittags kamen wir auf eine Wegstrecke, da wussten wir wirklich nicht mehr wie und wo wir noch hintreten sollten. Man muss sich mal vorstellen, die Wege sind nass und feucht, die ersten der 200 kommen da vielleicht noch einigermaßen gut durch, aber spätestens dann, wenn mal 100 Leute durch getrampelt sind, wird es immer schlimmer, der Boden immer aufgeweichter und der letzte weiß wirklich nicht mehr, wo er seine Füße noch hinsetzen soll. Aber es ging immer irgendwie weiter. Abends kam dann die Belohnung, eine heiße Badewanne, eine Brotzeit, ein guter Frankenschoppen und so nette und überaus hilfreiche Gastleute, die in allem bemüht waren, uns zu helfen und uns zu verwöhnen. Richard stellte meine Schuhe in den Heizungs-raum und irgendwie musste bis zu den frühen Morgenstunden alles wieder halbwegs trocken und normal sein, denn da ging es weiter.

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Im Laufe der Jahre habe ich vier Hauptbeweg-Gründe für diese Wallfahrtsleidenschaft ge-funden, die ich hier einmal erklären will: Als erstes sage ich immer ist schon absolut der Glaube und das Spirituelle sehr wichtig, denn sonst braucht man wirklich nicht mitzugehen, das steht, wie man auch an meinen Beschreibungen mit Beten und Singen und Hl. Messen usw. merkt und liest, absolut im Vordergrund und das ist auch gut so. Dazu passt unser Liedruf: Glaubhaft leben, lebhaft glauben, mit Herz und Hand, mit Mund und Augen, Lebhaft glauben, glaubhaft leben, mit Herz und Hand, mit Mund und Augen.

Zum zweiten gibt es gerade heutzutage in unserer Ellen-bogengesellschaft nirgendwo mehr so eine Kameradschaft und so ein Zueinanderhalten und ein gegenseitiges Ver-stehen wie mit so vielen, manchmal sogar wildfremden Leuten. Das ist auch ein-leuchtend, wenn sich über 200 Leute oft mühevoll ge-meinsam für diesen Zweck auf den Weg machen.

Unser Liedruf: Zueinander, füreinander, miteinander auf dem Weg. Miteinander, füreinander da sein, miteinander füreinander da sein. Zueinander, füreinander, miteinander auf dem Weg. oder Geh mit uns auf unseren Weg, geh mit uns auf unsern Weg. Geh mit uns auf unsern Weg, geh mit uns auf unsern Weg – durch die Zeit!

Immer dann, wenn man extrem Gleichgesinnte "unter einen Hut bringt", ob das nun Rad-fahrer, Wanderer, Fußballer, Reiter, Golfer oder wer auch immer ist, dann funktioniert das. Und so ist das eben bei uns Extrem-Wallfahrern auch. Noch dazu haben die meisten ein eben-so gutes und herzliches, oftmals freundschaftliches Verhältnis zu ihren Gastgebern.

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Drittens: Wo bin ich noch mal 12 Stunden am Tag und das an drei Tagen hintereinander in der freien Natur, noch dazu wie anfangs beschrieben in einer traumhaften Frühlings-landschaft mit Blumen, Baumblüte, Vogelstim-men? Unterwegs in Feldern, Wiesen und Wäl-dern mit Sonnenschein oder Regen oder was auch immer. Das alleine füllt mich total aus und nimmt mich voll und ganz in Anspruch.

Liedruf: Danket Gott, denn er ist gut, groß ist alles was er tut. Seine Huld währt alle Zeit, waltet bis in Ewigkeit. Danket Gott, denn er ist gut, groß ist alles was er tut. Und schließlich: Wer den sportlichen Effekt braucht oder sucht, der kommt natürlich auch voll auf seine Kosten. Wo kann man noch einmal 45 km am Tage laufen? Nein, das schaffen in den meisten Fällen noch nicht mal die Extremwanderer, die dies auch mit Leidenschaft tun. Schon deswegen nicht, weil es da nicht so diszipliniert zugeht, wie bei uns. Wenn wir Pause machen, dann machen wir Pause und wenn wir laufen, dann laufen wir. Da kann man nicht unterwegs mal kurz anhalten, stehen bleiben, da hinschauen, dort hinschauen, es geht immer im Gleichschritt weiter. Das hat den Vorteil für die Schwächeren oder wenn man halt wirklich mal nicht mehr so kann. Man ist mittendrin, man wird mitgezogen, wird mitgenommen. Man konzentriert sich auf die Texte, auch mal auf die Ruhe und Stille, man hat zwischendurch im-mer mal viel Zeit zum Erzählen und nur so schafft man diese enormen Wege und Strecken. Apropos, wenn man wirklich einmal nicht mehr so kann: Dafür ist natürlich auch bestens ge-sorgt und an dieser Stelle möchte ich lobend alle Fahrer bzw. die Besitzer sämtlicher Fahr-zeuge erwähnen und mit einbeziehen. Sie sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden und laden tapfer ein- und aus, was es eben ein- bzw. auszuladen gibt. Wir haben drei Autos dabei und da besteht jederzeit die Möglichkeit mitgenommen zu werden. Auf dem großen LKW wird unser Gepäck transportiert, auf einem Kleintransporter werden die Musikinstru-mente gefahren, damit sie immer schnell greifbar sind. Dann fährt noch ein Jeep mit, der für Notfälle jederzeit schnell erreichbar ist. Notfälle hatten wir zum Glück noch keine in diesen elf Jahren, seit ich dabei bin.

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Und in einem der Fahrzeuge mitfahren, das machen auch nur diejenigen, die wirklich Probleme mit Blasen oder aber noch schlimmer mit ihren Knochen haben. Aus reiner Bequemlichkeit setzt sich da keiner rein. Ich kann dies nur zu gut bestätigen: Vor ein paar Jahren ging es mir einmal so, ich hatte total erhöhten Puls und Herzrasen und Frau Dr. Mark ließ mich nicht mehr laufen, sondern verbannte mich für fast den ganzen Tag ins Auto! Das war sehr schlimm für mich, ich hätte alles darum gegeben, aussteigen zu können um endlich wieder zu laufen, egal ob bergauf oder bergab. Ich habe es auch zweimal zwischendurch probiert, aber es ging damals halt wirklich nicht. Ja, ja, so hat der eine oder andere schon seine Erlebnisse, zum Glück meist positiver, manchmal zwangsläufig aber auch negativer Art. Aber weiter im Text, wo waren wir stehen geblieben? Bzw. wo laufen wir gerade? Wir waren auf dem Weg nach Vorbach, da ist Kaffeepause und das ist auch immer etwas ganz Besonde-res: Vorbach ist ein kleines Dorf, ca. halb soviel Leute wohnen hier, wie wir Wallfahrer sind. Vor ein paar Jahren fragte ich mal die fleißigen Frauen, die uns mit ihren superguten Kuchen und dem Kaffee verwöhnen: Wie viele Einwohner habt Ihr eigentlich in eurem Dorf? 121 be-kam ich zur Antwort und wir waren in diesem Jahr mit 225 Wallfahrern unterwegs, das muss man sich mal vorstellen. Jeder Haushalt backt einen Kuchen, manche auch zwei, so sagte sie mir. Und wirklich jeder Wallfahrer wird bestätigen können, dass dies ein Hochgenuss ist. Es gibt die schönsten, besten und unterschiedlichsten Kuchen, schätzungsweise 15 bis 20 verschiedene Sorten. Sie sind in kleine Stückchen geschnitten, dass man möglichst viel pro-bieren kann. Der Kaffee wird literweise in großen Kannen auf die Tische gestellt. Jeder bedient sich und kann essen und trinken soviel er möchte. Bezahlt wird das Ganze dann in einem Spendenkörbchen, das vor dem Lokal steht und da findet sich so mancher Schein darin. Wie soll es anders sein, das Geld wird sogar noch für einen guten Zweck verwandt. Unter-gebracht werden wir in den Gasträumen des Dorfgemeinschaftshauses und einer kleinen Nebenhalle, die ausgeräumt wurde, und viele Tische und Bänke sind im Freien aufgestellt. Im letzten Jahr, wo es gerade an diesem Tag so stark geregnet hatte, machten wir uns unter-wegs die allergrößten Gedanken. Oh weh, wo und wie bringen uns nur die Vorbacher in diesem Jahr unter, wo gibt es den guten Kuchen?? Aber auch das war geklärt und funktionierte rei-bungslos, im Grunde genommen hatten wir es gar nicht anders erwartet. Mehrere Familien hatten ihren Hobbyraum oder Partykeller für uns "klar gemacht", wir saßen also im Trockenen, konnten uns aufwärmen und zum "inneren Aufwärmen" gab's zum Abschied sogar noch ein selbst gemachtes Schnäpschen oder Likörchen. Bevor es in Vorbach weitergeht, postiert sich wieder einmal unser Chörle, auch das ist alte Tradition, und singt extra für die liebe nette Vorbacher Bevölkerung das irische Volkslied. Wenn dann der schöne Refrain erklingt "und bis wir uns wieder sehen halte Gott euch fest in seiner Hand …." sind Wallfahrer und Einheimische gleichermaßen dankbar und begeistert. Die letzte Hürde des heutigen Tages ist gekommen: Ca. eine Stunde Wegzeit ist es noch bis Ebern. Dafür gibt es noch mal besonders schöne Texte, damit dieser Streckenabschnitt auch noch geschafft wird. Wenn man mal so ein- bis eineinhalb Stunden gemütlich gesessen hat und schon zwei lange Tage und über 80 km hinter sich gebracht hat, dann fällt das "Anlaufen" doch schon recht schwierig, dies bestreitet bestimmt keiner von uns. Aber wir wissen, wir werden in Ebern erwartet und unser Einzug ist etwas ganz besonders Schönes. Die Kirchen-glocken läuten schon, wenn wir noch ein ganzes Stück weg sind und heißen uns willkommen.

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Und wenn das Lied "Großer Gott wir loben dich ……." gespielt und gesungen wird, dann geht das mal wieder ganz gehörig unter die Haut. Am Straßenrand stehen wie gewohnt viele Leute, teilweise auch Gastfamilien, winken uns zu und erwarten uns. Auch der Kirchplatz steht voller Leute und die Gäste, die in den umliegen-den Lokalen sitzen gucken mal ganz groß, was denn da für eine "sonderbare Schar" ankommt? Ich sehe die Oma Scherbaum, winke ihr zu und drücke sie mal schnell und mit Lautsprecher-schall und lautem Gesang marschiert unser lange Zug durch das Portal der St. Laurentiuskir-che. Sehr feierlich und gebührend werden wir auch hier begrüßt. Joachim stellt unseren An-liegenkrug, den er die ganze Strecke über auf seinem Rücken trägt, wie gewohnt auf den Altar. Das ist auch ein schöner Brauch, wie der Name schon sagt, es befinden sich viele kleine Zettelchen eben mit den Anliegen, mit den Sorgen und Nöten der Wallfahrer oder deren Angehöriger, im Krug. Am letzten Abend werden diese Zettelchen dann in einem offenen Feuer vor der Basilika verbrannt, und der Rauch steigt bittend zum Himmel empor.

Der Krug, am Rucksack festgebunden

Wieder eine Etappe geschafft, das stimmt glücklich, man fühlt sich ganz groß und selbst-verständlich auch ganz großartig, ist einfach zufrieden mit sich und der Welt. Auch wenn so manches Wehwehchen etwas drückt oder schmerzt, das ist erstmal nebensächlich. Meine Gastleute in Ebern, das ist auch so eine nette Geschichte und unbedingt einer kurzen Beschreibung wert. Bei der ersten Wallfahrt weiß man ja noch nicht, wo man hinkommt. So stand ich wartend da und Frau Guba, die gute Seele, die in Ebern alles managt sagte, "hier ist eine junge Dame, die sucht noch ein Quartier". Worauf sich der Opa Scherbaum schnell meldete und sagte: "Die junge Dame, die hätte ich gerne, bitte zu mir!" Oh' je, dachte ich, der Opa wird doch zu Hause hoffentlich noch junge Leute haben und mich nur abholen? Wo ich doch so gesellig und gesprächig bin, jetzt ganz alleine, ohne Mitwallfahrer, und dann noch beim Opa? So liefen wir gemeinsam in die Mühlgasse und ich ließ mich einfach überraschen. Dort war noch die Oma, beide waren damals 81 Jahre alt und hatten ihr Gästezimmer schon so oft für Wallfahrer bereitgestellt. Was soll ich sagen, wir unterhielten uns den ganzen Abend sehr nett und angeregt, ich erfuhr ihren ganzen Lebenslauf. Sie erzählten stolz von ihren vier Söhnen, von denen einer Bürgermeister, einer Lehrer, einer Pfarrer und einer bei der Bank in Ebern arbeitet, das ist Richard. Nach mittlerweile elf Wallfahrten bin ich schon vor längerer Zeit von Opa und Oma "in den Besitz" von Siggi und Richard übergegangen.

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Heißt, dass ich jetzt bei ihnen sehr gut aufgenommen, versorgt, verwöhnt, gehegt und ge-pflegt werde und sie sich jedes Jahr freuen, wenn "ihre Margit" wiederkommt. Mit Siggi tele-foniere ich zwischendurch mal, man kennt die Kinder und die Enkelkinder, fragt nach Urlaubs-plänen und fühlt sich einfach zusammengehörig. Zweimal konnten sie mich nicht aufnehmen, weil sie selbst gerade in Urlaub waren. Da hat Siggi schon vorher mit ihrer Tenniskollegin, der Friedl und dem Sepp, ein Quartier für mich abgeklärt, und auch da fühlte ich mich gleich wohl. Auch hier gab es viel zu Erzählen, wir fanden immer wieder neuen Gesprächsstoff und gleich in der ersten Nacht, ja Nacht, sind wir doch tatsächlich erst um 1.30 Uhr todmüde ins Bett gefallen, meinte Friedl scherzend: "Die Siggi kriegt dich nicht mehr, du kommst näch-stes Jahr wieder zu uns!". In Ebern treffen wir uns morgens um 7.00 Uhr zum Gottesdienst, der immer ganz besonders schön gestaltet ist. Viele neue Gesichter sehen wir anschließend bei unserem Abmarsch. Man erkennt sie daran, dass sie noch etwas frischer aussehen als wir, die Kleidung ist noch ordentlich und gebügelt und vor allem ihr Schuhwerk noch nicht dreckig. Meistens kommen an diesem unserem letzten Lauftag so ca. 20 bis 25 neue Leute dazu. Entweder sie können nicht so weit oder länger laufen, oder sie bekommen vorher keinen Urlaub. Erfreulicherweise sind meist einige Jugendliche dabei, die das Wallfahren so langsam aber sicher von ihren Eltern übernehmen, und die die zwei vorangegangenen Tage in die Schule mussten. Es erfolgt wie ge-wohnt Aufstellung, sie reihen sich zwischen uns ein, schnell muss man noch mal den ein oder anderen begrüßen, immer kommt die jetzt berechtigte Frage: "Wie geht’s" oder besser ge-fragt "Geht's noch?". Ich sage durch den Lautsprecher die erste Strophe des Liedes an, das ist wie gewohnt unser Startschuss. Die Musik spielt und unser heute noch längere Zug setzt sich in Bewegung. 252 Leute sind wir heute, das ist doch eine Superleistung, oder? Meistens ist der junge Morgen noch frisch und kühl, es läuft sich sehr gut, sind es doch heute "nur noch" ca. 25 km und unser großes Ziel ist bald erreicht. Wir beten und singen, jeder hört aufmerksam auf die tollen Texte, die Edgar für diese Wegstrecke vorbereitet hat. Bald geht es den Berg hoch nach Fierst. Hier gibt es eine kurze Pause, "ab in die Büsche", und dann kommt Rudolf Hannawacker, unser Kassierer, zu Wort. Er erzählt uns Sachen, die man teilweise hinter einer Wallfahrt gar nicht vermutet, nämlich, dass wir alle versichert sind und diese Versicherung wie eben alles im Leben Geld kostet. Man braucht mal einen neuen Lautsprecher oder sonstiges Zubehör, es gibt dies und jenes, heißt rundherum sehr viel zu organisieren. So bittet er uns höflich aber bestimmt zur Kasse, mit dem Nebensätzchen "es sollte nicht klingeln", und so wandert für jeden selbstverständlich, ein Scheinchen in den herum gereichten Hut. Schnell geht es weiter im Trott. In diesem Jahr steht hier das Thema Jugend und der bevorstehende Weltjugendtag in Köln auf dem Programm. Christina, deren Eltern auch immer dabei sind, ist heute gekommen und übernimmt diesen Teil mit Vorbeten. Das passt sehr gut und kommt auch entsprechend gut an. Bald kommt unser großes Ziel, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, diese großartige Basili-ka, das erste Mal ins Blickfeld. Sie ist noch weit weg, auf der anderen Seite der Berge, da liegt noch das gesamte Maintal dazwischen. Aber man hat sozusagen sein Ziel vor Augen. Jeder schaut gespannt, die Neuen bekommen "den Punkt" auf der anderen Seite gezeigt und wir marschieren den Berg runter nach Wiesen. Das ist unsere Quatsch- und Singstrecke.

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Gesungen werden jetzt aus unserem Liederheftchen die alten fränkischen Wanderlieder, "Wohlauf die Luft geht frisch und rein", "Wenn die bunten Fahnen wehen", das "Rhönlied" usw. usw. Das Quatschen ist sehr wichtig, schließlich hat man sich unheimlich viel zu erzählen untereinander. Solche Wegstrecken gibt es übrigens öfter, immer dann, wenn irgendwie unwegsames Gelände ist, es bergauf oder abwärts geht, oder auch nur, wenn wir schon genug gebetet und gesungen haben. Im Brauereigasthof in Wiesen ist Mittagsrast. Maßbier stehen auf dem Tisch und wir sind schon wieder hungrig, zumal es hier fränkischen Braten mit Klößen gibt, richtig deftig. Das Wallfahrtsbuch macht die Runde und jeder trägt sich mit Nummer, Name, Vorname und Wohnort ein und macht in vier verschiedenen Spalten jeweils ein Kreuzchen, ob er einen, zwei oder drei Tage mitgelaufen ist, und vor allem das wievielte Mal er dabei ist. Zum einen ist dies für jeden selbst interessant, zum anderen dient es statistischen Zwecken, da man bei unserer Wallfahrt nach 7, 14 und 25 Jahren offiziell geehrt wird und eine entsprechende Anstecknadel bekommt. Meine erste Ehrung mit der Bronze-Nadel habe ich schon hinter mir, dies war vor vier Jahren. Wir haben eine sehr lange und ausgiebige Pause, aber wie es so ist, die Zeit schreitet schnell voran und bald geht es weiter. Unsere Blasmusik nimmt Aufstellung und spielt zunächst mal wieder ein zünftiges „Märschle“ oder eine Polka, das gehört schließ-lich dazu, es dient unheimlich zur Auflockerung. Manch einer schnappt sich eine Partnerin und trotz der müden Füße gibt es mitten auf der Straße ein kurzes Tänzchen. Soll mal einer sagen oder denken, wir sind nicht eine lustige, fidele und vor allem fitte Truppe. Die Kirchenglocken läuten, die Musik schwenkt um, jetzt geht es endgültig zum Endspurt. Wir haben noch ca. zwei Stunden zu laufen. Wiederum eine schöne Wegstrecke durch den Itzgrund: Blühende Wiesen links und rechts, ebenes Gelände, Edgar lässt Dank- und Lobes-hymnen an alle Helferinnen und Helfer erschallen, damit nur ja keiner vergessen wird. Es sind dies Frau Dr. Mark und die überaus fleißigen Sanitäter, unsere Streckenführung, die uns bis jetzt immer heil und sicher zum Ziel gebracht hat, die vielen Musikanten, schließlich wir, das viel gerühmte Vorbeterteam, diejenigen, die die Autos fahren bzw. sie zur Verfügung stellen, die Fahnen-, Pilgerstab- und Lautsprecherträger usw. usw. und schließlich und endlich unser Herr Pfarrer, auf den wir alle ganz stolz sind und sehr froh darüber, dass er uns die gesam-ten vier Tage begleitet und in seine seelsorgerische Obhut nimmt. Vierzehnheiligen kommt immer näher, auf der gegenüberliegenden Seite entdecken wir das Kloster Banz, es sind dies zwei prächtige und großartige fränkische Bauwerke. Wir laufen in Staffelstein ein, auch hier läuten die Glocken, viele Leute gucken interessiert und oft kommt vom Straßenrand die Frage, wo kommt Ihr denn her, wie viele Kilometer sind das und wie viele Leute seid Ihr? Worauf sie auf unsere Antworten: "Aus Hammelburg, das sind ca. 110 km und wir sind über 250 Leute", nur noch staunen können, wie sagt man so schön: "Mund und Augen aufreißen". Wir lassen das malerische mainfränkische Städtchen Staffelstein, die Adam-Riese-Stadt, hinter uns, ein geschnitztes Holzschild zeigt uns den Wallfahrerweg (auf dem wir doch eigentlich schon drei Tage sind!) und die Basilika liegt jetzt wirklich zum Greifen nahe. Zunächst führt ein ebener Betonweg durch die Felder und das Dörfchen Wolfsdorf, dann kommt ein leichter Anstieg und dann: Ja, dann kommt der Aufstieg. Es ist wirklich ein Aufstieg. Nämlich die letzten Meter müssen erklettert werden, es geht Treppen rauf.

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Nach 110 km Wegstrecke müssen wir noch ca. 125 Treppen steigen. Zum Glück ist es weicher Waldboden und es sind lang gezogene Waldstufen. Ich wende meine Taktik an, am besten gar nicht nach oben schauen, gemächlich einen Schritt vor den anderen zu setzen, nicht erzählen, dann erreicht man ganz schnell sein Ziel. Auf dem Waldboden links und rechts wächst mas-senhaft Bärlauch und ein aromatischer Knoblauchduft erfüllt dieses Fleckchen Erde. Die letzten Stufen sind geschafft, die Wallfahrer, die vorne gelaufen sind, sind längst oben angekommen. Die großartige Ankunftszeremonie besteht darin, dass man sich gegenseitig die Hände schüttelt und mit den zwei Worten "Herzlichen Glückwunsch" zum Ausdruck bringt, wie froh man ist, dass man es einfach nur geschafft hat, dass auch der andere angekommen ist, dass es jeder geschafft hat, und dass man in so einer wundervollen Gemeinschaft so herzlich aufgenommen, aufgehoben und geborgen ist.

Jetzt laufen berechtigterweise aber viele Tränen an irgendwelchen Wangen runter, egal ob vor Glück, vor Erleichterung oder aber auch vor Erschöpfung. (Meine Güte, mir kommen ja fast während dem Schreiben die Tränen?!?!) Selbstverständlich läuten schon lange wieder die Kirchenglocken und das hört sich hier natürlich gigantisch an, denn eine so große und pracht-volle Kirche hat natürlich ein entsprechendes Glockengeläut. Vor allem schallt und thrönt es hier vom Berg Gottes weit ins Maintal hinaus. Manch' einer wird von seinen Angehörigen sogar mit einem Blumensträußchen empfangen. Das ist natürlich eine schöne Geste, aber ich denke mal, noch braucht man keine Angehörigen, man ist so beschäftigt mit sich selbst und sollte dies alles einfach auf sich wirken lassen, ohne groß abgelenkt zu werden. "Ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land, auf hohem Stein erbauet von Gottes Meisterhand! Gott wir loben dich, Gott wir preisen dich, oh' lass im Hause dein, uns all' geborgen sein!" Mit diesem wunderschönen Lied, das mich noch zusätzlich immer an den Tag meiner Ersten Heiligen Kom-munion erinnert, ziehen wir feierlich in die Kirche ein.

Wir werden einmal mehr von allen Seiten bewundert, begrüßt und bestaunt. Vierzehnheiligen ist ein stark frequentierter Touristenort und so gibt es viele Zuschauer und Beobachter.

"Wir sind angekommen", nicht nur mit unseren Füßen, sondern auch mit unserem Herzen und mit unserer Seele. Das wunderschöne lichtdurchflutete glanzvolle Gotteshaus nimmt uns auf. Wir stehen vor dem Gna-denaltar, auf dem rundherum alle unsere Vierzehn-heiligen postiert sind, man möchte meinen, sie haben auf uns gewartet! Ich zähle sie hier zu ihrer Ehre einmal auf: Die drei Frauen Margareta, Katharina und Barbara, Blasius, Georg, Achatius, Erasmus (der an meinem Geburts-

tag, dem 2. Juni, seinen Gedenktag hat), Vital, Christopherus (der schon eh' und je mein Lieblingsheiliger ist), Pantaleon, Cyriakus, Ägidius, Eustachius und Dyonisius.

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(Bild von der Wallfahrt 2007, immer mal eine etwas andere Zusammenstellung der Musikanten)

Sehr herzlich werden wir über Lautsprecher begrüßt. Unsere tapfere Musikkapelle, die sich hier zu einem Gruppenfoto postiert hat, hat uns das Grandioso gespielt. Dafür werden sie von Pater Christopherus einmal mehr gelobt, nach so einer langen und mühevollen Wegstrecke noch ein so schwieriges Musikstück darzubieten. Freudig werden wir nach draußen entlassen.

Und bevor es zu unserem Aufenthalt und Quartier ins nahe gelegene Diöze-sanhaus geht, wird erst noch ein Gruppenfoto von unserer großen Wallfah-rerschar gemacht. Die Großen nach hinten, die Kleinen nach vorne, platziert sich jeder ir-gendwo auf den vielen hohen Treppenstufen und schon klicken die Foto-apparate, das muss fest-gehalten werden.

Vor dem Diözesanhaus stehen sämtliche Taschen, Koffer und Rucksäcke bereit und warten auf ihre Besitzer. Im Eingangsbereich begrüßen uns zwei Nonnen in ihrer Tracht in einem ungewöhnlichen Bild: Sie halten uns Maßkrüge mit dem guten dunklen fränkischen Klosterbier entgegen, jeder kann und soll daraus trinken und sich stärken. Es ist etwas eng und gibt etwas Gedränge, denn ca. 100 bis 120 Leute wollen ein Zimmer, müssen hierfür in einem Buch eingetragen werden, den Zimmerpreis bezahlen und bekommen dann den Schlüssel ausge-händigt. Aber auch das bekommen wir geregelt.

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Jeder weiß mittlerweile längst, wer seine Zimmerkolleginnen oder -kollegen sind und mit wie vielen man in einem Zimmer schläft. Es gibt Zwei-, Drei- Vier- und Sechsbettzimmer, aber nachdem man sich mit Vielen so gut kennt und mag, ist man schnell "beieinander". Im Zimmer angekommen lässt man sich am besten erstmal aufs Bett fallen und könnte eigentlich auch gleich liegen bleiben. Aber schlafen können wir heute Nacht noch, jetzt heißt es duschen, Füße pflegen und verarzten und im Untergeschoss warten in der bewirteten Gaststube Kaffee und Kuchen, oder aber, wie schon gesagt, zur Stärkung ein Klosterbier auf uns. Es ist ca. 15.00 Uhr und die paar kommenden Stunden vergehen wie alles im Leben sehr schnell. Man will sich die Kirche angucken und auf sicht wirken lassen. Dort ein bisschen in Ruhe und Stille verweilen, Kerzen kaufen und anzünden, Heilige Messen bestellen, sich viel-leicht ins Gästebuch eintragen. An den vielen Andenkenständen schauen und schmökern, vielleicht ein Andenken kaufen (es muss ja nicht kitschig sein) und daheim Jemandem mitbrin-gen. Und neben zwei großen Lokalen mit Gartenwirtschaft gibt es noch einen Brauereigasthof, ebenfalls mit großem Biergarten, den man doch eigentlich auch noch besuchen sollte! Also wie immer volles Programm, man muss sich wirklich gut einteilen und mit seiner kostbaren Zeit und wie üblich immer viel zu kurzen Zeitspanne "haushalten". Das leibliche Wohl: Dafür ist gesorgt, entweder man stärkt sich hier mit deftigen fränkisch-bayrischen Schmankerln oder es gibt im Diözesanhaus mehrere Gerichte zum Abendessen. Meist treffen wir uns um 20.00 Uhr versammelt an der Kirche zur Lichterprozession, die rund um den Kirchplatz stattfindet. Anschließend gibt es das Abendlob mit einem Orgelkon-zert auf dieser meisterhaften Klais-Orgel, die sich in der Basilika Vierzehnheiligen befindet. Wenn dann Joachim auf seiner Mundharmonika zart und sachte noch zwei/drei Marienlieder gespielt hat, ist jeder hochzufrieden und beglückt und jetzt geht es zurück zum Feiern.

Ja, diese großartige Wallfahrt und unsere Ankunft, einfach unser Hiersein, das muss gebüh-rend gefeiert werden. Viele sind mittlerweile auch schon heimgefahren oder abgeholt worden, aber der harte Kern, und das sind, wie ich oben schon mal erwähnte, ca. 100 bis 120 Personen, wollen auch diesen gemütlichen Abend noch zusammen verbringen. Lustig wird es jetzt, nicht nur dass wir alle untereinander gute Unterhaltung haben, es kommt so manches Spielchen und so mancher Vortrag an den Tag.

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Da spielen Edgar und Christel ein altes Wallfahrerehepaar, das sich so vieles zu sagen hat, da singt unsere Vierer-Männer-Gruppe mit schwarzem Frack und Zylinder ihre lustigen Verse, das Chörle hat auch die entsprechend getexteten Strophen parat und so ist die Stimmung, die Gaudi und das Gelächter groß. Alles dreht sich selbstverständlich um die Wallfahrt und um die vielen Ereignisse, die eben gerade in diesen drei Tagen, in denen wir gemeinsam unterwegs waren, passiert sind. Der eine oder andere Schwank, ein lustiges Ereignis oder auch ein Missgeschick, alles wird taufrisch serviert und präsentiert. Udo erzählt so manchen Witz oder macht fastnachtsähnliche Vorträge, Reinhold Knecht schmettert "seine Forelle" und Ludwig Reinisch singt lautstark den Marsch von den "Alten Kameraden". So zwi-schendurch schnappt sich Edgar Knüttel eine Nonne und schwingt sie tanzend durch den Saal, worauf er natürlich Beifall von allen Seiten bekommt. Auch schon zur Tradition geworden, spendiert Gottfried für die Musiker und uns Vorbeter eine gute Hausmacher-Brotzeit, da greifen alle gerne zu. Das Klosterbier und unser Franken-wein laufen in Strömen. Kummer, Sorgen, sowie alle unsere Strapazen, Leiden und Weh-wehchen sind für heute Abend erstmal vergessen und nicht selten gibt es eine lange Nacht. Ich sage mal, der absolut harte Kern, zu dem ich selbstverständlich immer gehöre, verab-schiedet sich so zwischen zwei und drei Uhr morgens und schleicht sich leise ins Bett. Jetzt ist aber die Nacht kurz, es muss "etwas schneller" geschlafen werden. Für diejenigen, die so spät ins Bett gekommen sind, wird es hart, bzw. nach diesen ganzen Anstrengungen der letzten Tage und der Feierlichkeiten könnte mittlerweile jeder mal ein Stündchen Schlaf mehr vertragen. Aber es heißt auch heute Morgen bald aufstehen, denn ab 7.00 Uhr gibt es Frühstück und um 8.00 Uhr in aller Frühe hält unser Pfarrer Michael unseren Wallfahrer-Abschlussgottes-dienst, für den es sich wie immer lohnt, dabei zu sein.

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Nach dem Gottesdienst nehmen wir wie ge-wohnt und in den letzten drei Tagen so oft gemacht, Aufstellung. Das Wallfahrtsbild, die gespendete Wallfahrerkerze sowie die Fahnen werden vorneweg getragen, die Musik spielt, wir setzen uns in Bewegung, laufen um den Gnadenaltar herum und zur Kirche hinaus, gerade so, als ob wir uns auf den langen Rückmarsch machen würden. Der Weg ist heute Morgen aber nur kurz bis hin zum Diözesanhaus, wo die Busse stehen, die uns zurück nach Hammelburg bringen. Am lieb-sten möchte man rückwärts laufen, weil wir die schöne erhabene Basilika im Rücken haben, um sie weiter anzuschauen, um sich von ihr zu verabschieden, zu hoffen, man kann und darf im nächsten Jahr wieder kommen. Man lässt sich noch einmal ganz intensiv von dem lauten Glockengeläut inspirieren, man hört die Abschiedsworte durch den Lautsprecher und ist insgeheim sogar etwas traurig, dass "es", dieses großartige Erlebnis und Ereignis unserer Wallfahrt, leider schon wieder rum ist. Das viele Gepäck wird in den Bussen verstaut und ab geht die Fahrt. Wir schauen und winken ein letztes Mal und sogleich hat man mit seinem Nachbarn wieder Gesprächsstoff bzw. der eine oder andere hält bei dieser Gelegenheit endlich sein "Schläfchen" und erholt sich schon einmal ein bisschen von den Strapazen der drei anstrengenden aber doch so schönen Tage. Bei der Ankunft in Hammelburg und der nochmaligen Verabschiedung hört man nur den markanten Satz: "Tschüß, mach's gut, und bis zum nächsten Jahr. Bleibt alle gesund und munter, dass wir uns gesund und munter ‚Wiedersehen’ und zusammen auf Wallfahrt gehen können." Man könnte zum Abschluss mein Lieblingsgedicht von Margot Bickel anwenden:

"Es ist unwichtig, Wolken, Blumen, Stunden des Glücks zählen zu wollen.

Wolken ziehen weiter, Blumen verblühen,

Stunden des Glücks vergehen. Wichtig aber ist,

sie überhaupt zu sehen, zu erleben, zu genießen, sich daran zu erfreuen, und sie tief im Herzen zu bewahren."

So ist es uns ergangen, die Wolken sind weiter gezogen, viele blühende Blumen haben wir am Wegesrand und in den Gärten gesehen, viele glückliche und zufriedene Stunden erlebt. Wir waren dabei, mit unsrem Herzen, mit unserem Leib und mit unserer Seele, nicht zuletzt mit unseren Füßen. Wir haben „es wieder geschafft", erlebt, es genossen, uns alle daran erfreut und tief im Herzen werden wir unsere Wallfahrt mit Sicherheit bewahren.

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„Hast du dich schon einmal in eine brennende Kerze hinein versenkt, in das Flackern und Leuchten ihres Lichtes?

Hast du schon einmal die Wärme gespürt, die ein Kerzenlicht ausstrahlt,

so dass es dir wohl ums Herz wird und du dich geborgen fühlst?

Hast du schon einmal daran gedacht, dass eine Kerze dir all das Licht, die Wärme, und die Geborgenheit nur schenken kann, weil sie sich selbst verzehrt?

Vielleicht macht dir das Mut, wenn du selbst deine Kräfte erschöpft hast und dich manchmal nach dem Sinn des Lebens und all der Mühsal fragst?

Dass du Anderen zum Licht geworden bist,

Zeichen gesetzt und neue Wege erleuchtet hast!

Deshalb wünsche ich dir, dass du Licht bist,

dass du Licht bleibst, und

dass du Licht erfährst in deinen eigenen Dunkelheiten.“

"Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade."

(Psalm 119, 105)

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Text und Fotos: Margit Schneider, Teufelssprung 8, 55246 Mainz-Kostheim, Tel. 06134-64304, e-mail: [email protected]

Unsere Liedrufe Christus, gestern und heute und in Ewigkeit, Christus, gestern und heute, sein ist die Zeit. Sein ist die Zeit, alle Zeit der Welt, sein ist die Zeit, alle Zeit der Welt, sein ist die Zeit, Christus gestern und heut. ***** Geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserm Weg, geh mit uns auf unserem Weg, geh mit uns auf unserem Weg – durch die Zeit. ***** Glaubhaft leben, lebhaft glauben, mit Herz und Hand, mit Mund und Augen, Lebhaft glauben, glaubhaft leben, mit Herz und Hand, mit Mund und Augen. ***** Zueinander, füreinander, miteinander auf dem Weg. Zueinander, füreinander, miteinander auf dem Weg. Miteinander, füreinander da sein, miteinander füreinander da sein. Zueinander, füreinander, miteinander auf dem Weg. ***** Atme in mir Heiliger Geist, brenne in mir, Heiliger Geist, wirke in mir, Heiliger Geist – Atem Gottes komm! ***** Lobet und preiset Ihr Völker den Herrn, freuet euch seiner und dienet ihm gern. All’ Ihr Völker lobet den Herrn. ***** Kyrie, kyrie, eleison - kyrie, kyrie, eleison. Christe, Christe, eleison - Christe, Christe, eleison. Kyrie, kyrie, eleison - kyrie, kyrie, eleison. ***** Danket Gott, denn er ist gut, groß ist alles was er tut. Seine Huld währt alle Zeit, waltet bis in Ewigkeit. Danket Gott, denn er ist gut, groß ist alles was er tut. Gotteslob Nr. 227