Impulsvortrag zum WorkshopGute Arbeit durch KI?
ver.di Digitalisierungskongress 2019Berlin, 21.05.2019
Prof. Dr.-Ing.Susanne Mütze-Niewöhner
Abteilung Arbeitsorganisation Institut für Arbeitswissenschaft RWTH Aachen University
Gute Arbeit durch KI? Impulsvortrag 21.05.2019 | TransWork FKZ: 02L15A162 |Prof. Dr.-Ing. Susanne Mütze-Niewöhner | IAW der RWTH Aachen University
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Arbeit im Spannungsfeld zwischen Humanisierung und Rationalisierung
Arbeit ist sowohl menschengerecht als auch effektiv und effizient zu gestalten
Humane Arbeitsbedingungen als Voraussetzung für nachhaltige Effektivität (Zielerreichung) und Effizienz (optimaler Ressourceneinsatz)
(Bildquelle: The Criterion Collection/Janus Films)
Quelle: in Anlehnung an Schlick/Bruder/Luczak (2018) Arbeitswissenschaft. 4. Aufl. Springer
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Digitale Transformation:Ergebnisse aus Beschäftigtenbefragungen (I)
Mehr als 80% der Beschäftigten nutzen bei der Arbeit Informations- oder Kommunikationstechnologien, wie z. B. Computer, Internet, Laptop, Tablet oder Smartphone
Positive Auswirkungen neuer Technologien am Arbeitsplatz: Steigerung der eigenen Produktivität größere Entscheidungsfreiheit bei der Gestaltung der eigenen Arbeit Reduzierung der körperlichen Belastungen
Quellen: BMAS: Monitor Digitalisierung am Arbeitsplatz. Berlin, 2016; Holler M.: Verbreitung, Folgen und Gestaltungsaspekte der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Auswertungsbericht auf Basis des DGB-Index Gute Arbeit 2016. Berlin, 2017; Institut DGB-Index Gute Arbeit: Wie die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen in Deutschland beurteilen: Mit dem Themenschwerpunkt: Die Digitalisierung der Arbeitswelt - Eine Zwischenbilanz aus der Sicht der Beschäftigten. DGB-Index Gute Arbeit Der Report 2016, Berlin, 2016.
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Digitale Transformation:Ergebnisse aus Beschäftigtenbefragungen (II)
Negative Auswirkungen neuer Technologien am Arbeitsplatz: Verdichtung der Arbeit, zunehmender Zeit- und Termindruck eine schwer zu bewältigende Menge an Informationen durch moderne
Kommunikationsmittel häufigere Störungen und Unterbrechungen Zunahme an erlebter Überwachung und Kontrolle
Insgesamt werden die Arbeitserleichterungen schwächer empfundenals der erlebte Anforderungszuwachs
Fast 80% der Befragten sehen infolge der technologischen Neuerungen einen Bedarf, ihre Fähigkeiten beständig weiterzuentwickeln
Quellen: ebd.
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Digitale Transformation: Prognosen zu den Auswirkungen auf die Beschäftigung in Deutschland
Heterogene Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Ansätze, Daten etc. Angaben zur Substituierbarkeit von Arbeitsplätzen schwanken zwischen 12% und
42% je nach Ansatz (s. z.B. Bonin et al. 2015)
Studien des IAB zur Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch Computer, Roboter, 3D-Druck, KI etc. (Dengler u. Matthes 2015, 2018):− Datenbasis 2013: 15% der Beschäftigten von einem hohen
Substituierbarkeitsrisiko betroffen (d.h. Anteil ersetzbarer Tätigkeiten > 70%)− Datenbasis 2016: Anstieg auf 25% − Vereinzelt: neue und angepasste Berufsbilder
Weitere Studien: Kaum Auswirkungen auf Gesamtbeschäftigung, aber deutliche Verschiebungen zwischen Branchen, Regionen etc. (s. z.B. Stettes 2018, Zika et al. 2018)
• Unumstritten: Es besteht Gestaltungsspielraum und Qualifizierungsbedarf !
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Auswirkungen von Digitalisierung und Automatisierung auf den Menschen: Potenzielle Gewinne und Verluste
• Arbeitsplatzsicherheit durchWettbewerbsfähigkeit
• Anspruchsvolle, vollständige Tätigkeiten mit Lernmöglichkeiten
• Körperliche Entlastung, Prävention • Psychische (informatorische)
Entlastung durch Komplexitätsreduktion oderEntscheidungsunterstützung
• Produktivitätsgewinne am Arbeitsplatz• Verbesserte Teilhabe-, Partizipations-
möglichkeiten durch ergonomischgestaltete, adaptive Technologien
• Arbeitsplatzunsicherheit oder -verlust durch Substituierung, Verdrängung etc.
• Anspruchslose Resttätigkeiten, Verlust von Prozesswissen, Dequalifizierung
• Einseitige Belastungen• Höhere psychische Belastung, z.B.
aufgrund nicht ergonomisch gestalteter Benutzungsschnittstellen, Leistungsverdichtung, Kontrolle
• Produktivitätsverluste am Arbeitsplatz • Schlechtere Teilhabe-, Partizipations-
möglichkeiten, z.B. aufgrund mangelnder Qualifikation oder Ergonomie
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Digitale Transformation: Sind Entwicklungsszenarien für industrielle Produktionsarbeit auf Dienstleistungsbereiche übertragbar?
Quelle: modifiziert nach Ahrens D, Spöttl G (2018) Industrie 4.0 und Herausforderungen an die Qualifizierung von Fachkräften. In: Hirsch-Kreinsen H, Ittermann P, Falkenberg J (Hrsg) Digitalisierung industrieller Arbeit: Die Vision Industrie 4.0 und ihre sozialen Herausforderungen, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Edition sigma, Nomos, Baden-Baden, S 175-194
Werkzeug- oderAssistenzszenario
• Fokus: Entwicklung von Technologien zur Unterstützung von qualifizierter Facharbeit
• Aufwertung von Qualifikationen
• Steuerungs- und Entscheidungskompetenz verbleibt beim Menschen
Hybrid-szenario
• Fokus: Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen
• neue Interaktions- und Kooperationsformen
• neue Anforderungen abhängig von Arbeitsorganisation
Automatisierungs-szenario
• Fokus: hochautomatisierte, sich selbst steuernde, intelligente technische Systeme u. Algorithmen
• eingeschränkte Handlungsspielräume
• einfache Rest-/Überwachungsaufgaben
• Störungsbeseitigung nur durch hochqualifizierte Spezialisten
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Assistenzsysteme für informatorische Arbeit mit Entscheidungsbefugnis beim Menschen
Darstellung aktueller Zustände
Stufe 4:Entscheidungs-unterstützung
Stufe 1:Signalisierung
Bereitstellung aktueller und historischer Daten
Stufe 2:Beobachtung
Analyse direkter und indirekter Daten
Stufe 3:Prognose
Einsatz intelligenter Algorithmen
Arbeitssysteme werden als sozio-technische Systeme verstanden. „Der Mensch befindet sich in einer direkten Interaktion mit der Technik. Assistenzsysteme werden den Menschen bei der Entscheidungsfindung unterstützen, ihn aber nicht ersetzen. Sie eröffnen neue Möglichkeiten zum daten- und modellgetriebenen Lernen und geben Entscheidungshilfe bei komplexen Prozesssituationen.“ (Klocke et al. 2017)
Zugrunde liegendes Verständnis
On
Off
Zustand Warnung Hinweis Empfehlung
Bildquelle: in enger Anlehnung an Klocke et al. (2017), eigene Darstellung
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Beispielprojekt: Sprachsteuerung in der Mensch-Maschine-Interaktion – intelligente Vernetzung für Altenpflegedokumentationssysteme
© Jens-Martin Gorny, https://www.inqa.de/DE/Mitmachen-Die-Initiative/Foerderprojekte/Projektdatenbank/sprint-doku.html
https://www.experimentierraeume.de/projekte/inqa-experimentierraeume/sprint-doku/
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Arbeitsanalysen und Gefährdungsbeurteilungen zur Identifikation von Potenzialen von KI für die Arbeitsgestaltung
Beispiele für Potenziale von KI:
bei Suchaufgaben
bei der Analyse großer Datenmengen
bei der Vorbereitung von Entscheidungen, z.B. anhand
von Bilderkennung
in Bereichen mit nicht zu deckendem Fachkräftemangel
bei der nutzergerechten Bereitstellung von Informationen
… Welche Beispiele oder Ideen haben Sie?
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Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit!
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