Partizipation im Web 2.0
Eine neue Form der politischen Kommunikation
Bakkalaureatsarbeit
Verfasst von: Fabian Höffner Matrikelnummer: 1007070
Studiengang: Publizistik-‐ und Kommunikationswissenschaft Semester: Sommersemester 2012 Lehrende: Dr. Katharina Kleinen-‐von Königslöw
Abgabedatum: 30. Juli 2012
Fabian Höffner 1007070 Bakkalaureats-Seminar LV-Leitung: Katharina Kleinen-von Königslöw
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Inhaltsverzeichnis
1. Problemaufriss……………………………………………………………………………………… 3
2. Politische Partizipation…………………………………………………………………………. 7
2.1. Einführung ....................................................................................................................... 7
2.2. Partizipation aus Sicht der Politikwissenschaft………………………………. 8
2.2.1. Formen politischer Partizipation .......................................................... 9
2.2.2. Die Beziehung von Partizipation und Demokratie ....................... 11
2.3. Kritik an der Partizipation ......................................................................................... 12
3. Online-Kommunikation und politische Partizipation ................................... 13
3.1. Momentaufnahme politischer Partizipation im Web 2.0 ............................ 14
3.2. Theoretische Grundlagen einer digitalen Demokratie ................................. 17
3.2.1. Der Begriff des Prosumers........................................................................ 17
3.2.2. Deliberative Öffentlichkeit........................................................................ 18
3.2.3. Jürgen Habermas:
Ansätze der Theorie kommunikativen Handelns………………………….. 20
3.3. Die ideale Online-Partizipation ................................................................................. 23
4. Beispielmodell für Bürgerbeteiligung - Das World Café ................................. 25
5. Resümee - Option 2.0 – Ein Modell für ideale Online-Partizipation ............ 27
Literaturverzeichnis
Anhang
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1. Problemaufriss
Es liegt auf der Hand, dass sich die Möglichkeiten für Bürgerpartizipation durch das
Internet, und speziell das Web 2.0, maßgeblich verändert haben. Theoretisch sind
Online-Medien prädestiniert dazu, politische Beteiligung zu fördern, konstruktive
Diskurse zwischen Menschen zu organisieren und mithilfe der generierten öffentlichen
Meinung qualitative Entscheidungen zu treffen, ohne sich nur auf Experten oder Eliten
zu verlassen (vgl. Leggewie/Bieber 2008, S. 93). Besonders die großen sozialen
Netzwerke wie Facebook, die auch gerne als Plattformen oder Foren der Demokratie
bezeichnet werden, bieten theoretisch ein riesiges Potential für Meinungsaustausch,
politische Diskurse und Organisation von Bürgerinnen und Bürgern der ganzen Welt.
Fraglich ist allerdings ob und inwiefern sich dadurch der tatsächliche Einfluss des
gemeinen Volkes auf politische Prozesse und Entscheidungen verändert hat? Wenn die
Möglichkeit besteht, 901 Millionen Menschen auf einer einzigen Plattform im Internet zu
versammeln (vgl. Facebook, Stand: Ende März 2012), wieso leben wir dann heutzutage,
nach der Vision von Al Gore aus dem Jahr 1994, nicht schon längst in einem direkt-
demokratischen System an dem jeder teilhaben kann? Das ist eine der wichtigen Fragen,
der im Folgenden auf den Grund gegangen werden soll.
„Wer Demokratie sagt, meint Partizipation.“ (van Deth 2009, S. 141)
In dieser Arbeit wird unter Partizipation „alle Aktivitäten von Bürgern mit dem Ziel
politische Entscheidungen zu beeinflussen“ (ebd.) verstanden. Dieser Ansatz beinhaltet
nicht nur wählen oder demonstrieren, sondern beispielsweise auch den politischen
Meinungsaustausch, eingeschlossen interpersonaler Online-Kommunikation.
Demokratie, als „Regieren durch die Bürger“ (ebd.), ist ein Begriff, der immer zusammen
mit politischer Partizipation gedacht werden muss, da sie dadurch am Leben gehalten
wird und das Fehlen von politischer Partizipation jede Demokratie destabilisiert (vgl.
ebd.). Hoecker versteht Partizipation sogar als Wert an sich, der politisch-soziale
Teilhabe in prinzipiell allen gesellschaftlichen Bereichen mit einschließt (vgl. 2006, S. 3),
von Demonstrationen gegen Studiengebühren, über Aufmärsche für die Legalisierung
von Marihuana, bis hin zu politischen Diskursen in Online-Foren.
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Dieses Repertoire könnte endlos weitergeführt werden. Welche theoretischen und
praktischen Möglichkeiten hat Bürgerpartizipation jedoch konkret durch das Web 2.0?
Eine weitere Frage, die versucht wird zu beantworten.
„Wir wissen, dass wir nicht viel wissen.“
Trotz der Fülle an intensiven Diskussionen über politische Öffentlichkeit, gibt es in der
Forschung zum Bereich der Bürgerpartizipation im Web 2.0 bislang nur eingeschränkt
verlässliche empirische Ergebnisse (vgl. Emmer/Wolling 2010, S. 36). Ein Grund dafür,
der bei Online-Kommunikation immer eine wichtige Rolle spielt, ist mit Sicherheit die
rasante und unüberschaubare Veränderung der Internetlandschaft, in dessen Folge sich
auch die politische Kommunikation ständig weiterentwickelt.
Insgesamt lassen sich aber, zumindest in den USA, eher positive Tendenzen hinsichtlich
der Teilhabe am öffentlichen Diskurs oder der Einstellungsänderung der Bürger zum
politischen System der Demokratie erkennen. Durch Online-Kommunikation gibt es
bestimmte Verschiebungen in der Themenwahrnehmung, in der politischen
Mediennutzung und im öffentlichen Diskurs. Online-Kommunikation spielt folglich eine
Schlüsselrolle bei der Transformation politischer Öffentlichkeit (vgl. ebd., S. 52 f.). Es
muss also analysiert werden, wofür das Web 2.0 als politisches Medium hauptsächlich
genutzt wird, um zu verstehen, welche Veränderungen notwendig sind, damit
Bürgerpartizipation im Sinne der politischen Kommunikation mehr im Vordergrund der
Internetnutzung steht.
„Regierung durch Diskussion“ (Leggewie/Bieber 2008, S. 93)
Abgesehen von Wikipedia, sind alle dominierenden Plattformen des Web 2.0 in der
Hand von kommerziellen Konzernen und Unternehmen, deren Hauptinteresse meist der
Sammlung von Nutzer- und Nutzerinnendaten gilt, die anschließend an Werbetreibende
vermarktet werden. Das genaue Ausmaß und die Verwendung dieser Daten ist nicht
transparent und untersteht keiner ausreichenden demokratischen Legitimation oder
Kontrolle (vgl. Schmidt 2012, S. 3). Es steht also nicht Partizipation, sondern, wie so oft,
Profit im Vordergrund. Wie kann das Netz, angesichts dieses Missstands,
demokratischer gestaltet werden?
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Ein wichtiger Begriff in diesem Kontext ist die deliberative Öffentlichkeit. Dieses Modell,
das theoretisch auf Habermas (1991) zurückgeht, meint eine intensive und
herrschaftsfreie Teilhabe so vieler Bürger wie möglich (vgl. Emmer/Wolling 2010, S.
37). Um gleichsam von einer demokratischen Öffentlichkeit zu sprechen, sollten die
Teilnahmemöglichkeiten am politischen Diskurs für alle dieselben sein (vgl. Peters 2002,
S. 24 f.). Bezogen auf die Online-Kommunikation, unter der sich in der heutigen Zeit ein
großer Teil politischer Diskurse abspielt, würde das bedeuten, dass theoretisch jedem/r
ein Internetzugang gewährleistet sein sollte, BürgerInnen anonym ihre freie Meinung im
Netz äußern dürfen, insgesamt also die Rechte im Internet garantiert, aber auch die
Pflichten der UserInnen festgelegt sein müssen.
Da das Thema Bürgerpartizipation im Grunde genommen jeden Menschen betrifft,
richtet sich diese Arbeit an alle, die interessiert sind und sich damit näher
auseinandersetzen wollen. Die Erläuterungen sind so ausgeführt, dass sich auch Laien
mit der Thematik beschäftigen können. Um einen Überblick über den Aufbau der Arbeit
zu geben, werden in den folgenden Absätzen die Inhalte der einzelnen Kapitel kurz
beleuchtet.
Im zweiten Kapitel wird der Begriff der politischen Partizipation genauer betrachtet.
Dabei wird die politikwissenschaftliche Perspektive aufgegriffen und deren Definition
von politischer Bürgerbeteiligung herausgearbeitet. Erläutert wird unter anderem,
welche Formen der Partizipation es gibt und inwiefern diese mit dem demokratischen
System zusammenhängen, aber auch eine kritische Betrachtungsweise von politischer
Teilhabe.
Kapitel drei beschäftigt sich mit der Frage nach dem Verhältnis von Online-
Kommunikation und politischer Partizipation. Dementsprechend wird
zusammengetragen, ob und wie Bürgerbeteiligung im Web 2.0 im Moment stattfindet
und welche verwertbaren Forschungsergebnisse es in diesem Bereich gibt.
Anschließend folgt die theoretische Einbettung der ausgewählten Forschungsfrage,
wobei zuerst auf den Prosumeraspekt nach Axel Bruns und seine Folgen für die Online-
Kommunikation eingegangen wird. Danach wird besonders der Begriff der deliberativen
Demokratie, die eng mit der Habermasschen Diskursethik in Verbindung steht, eine
wichtige Rolle spielen.
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Die relevanten Erkenntnisse aus den vorgestellten Studien und Theorien werden
abschließend in dem Modell einer idealen Online-Partizipation zusammengefasst. In
dem darauffolgenden Kapitel geht es um ein konkretes Konzept, das politische
Partizipation fördert bzw. dies als Zielsetzung hat. Hier wird das „World Café“, als
Kommunikationsplattform für gesellschaftsbezogenen Diskurs zur Förderung der
Teilhabekultur, vorgestellt.
Im Resümee wird abschließend das Modell von „Option 2.0“ vorgestellt, das einer Idee
von Christoph Mann (2012) und dem Verfasser dieser Arbeit entsprungen ist. Die
kommunikationswissenschaftliche Grundlage für dieses Projekt bildet die ideale Online-
PR, welche eine ideale Online-Partizipation voraussetzt. Der Begriff des Prosumenten,
sowie die Ansätze der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas,
spielen in dem Konzept von Option 2.0 eine übergeordnete Rolle. Deshalb wurden die
Kapitel 3.2.1. und 3.2.3., sowie das Resümee von den Initiatoren dieses Projekts
gemeinsam verfasst.
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2. Politische Partizipation
In diesem Kapitel soll der Begriff der politischen Partizipation näher beleuchtet werden.
Im Sinne der Forschungsfrage ist es dabei unerlässlich, verschiedene Blickwinkel auf
diese Bezeichnung aufzugreifen und vorzustellen. Im Weiteren werden auch
unterschiedliche Formen der Bürgerbeteiligung, ihr Wechselverhältnis zur Demokratie
und eine kritische Betrachtungsweise erläutert.
2.1. Einführung
Partizipation stammt aus dem Lateinischen und steht für Beteiligung im Sinne von
Teilhabe oder Teilnahme (vgl. Schultze 1995, S. 396). Partizipation meint also eine
Beteiligung am politischen System, wobei der Begriff an sich sowohl eine passive
Teilhabe an der Entscheidungsfindung, als auch eine aktive Teilnahme an der
Outputherstellung beinhaltet (vgl. Kersting 2008, S. 20). Ähnlich zu Hoecker, deren
Definition im Problemaufriss dargestellt wurde, versteht Kaase unter Partizipation „alle
Tätigkeiten, (...) die Bürger freiwillig mit dem Ziel unternehmen, auf verschiedenen
Ebenen des politischen Systems zu beeinflussen“ (1995, S. 521). Hier sind besonders die
Begriffe „freiwillig“ und „beeinflussen“ zu unterstreichen. Freiwilligkeit spielt bei
Partizipation eine besondere Rolle, da man BürgerInnen i.d.R. nicht dazu zwingen kann,
sich politisch zu beteiligen. Allerdings sollte es im Interesse aller sein, an politischen
Entscheidungsfindungen teilhaben zu wollen. Das setzt auf der einen Seite ein
bestimmtes Grundwissen des jeweiligen Systems, welches von der Entscheidung
betroffen ist, voraus, als auch den Willen, etwas darin zu verändern. Der Begriff
„beeinflussen“ ist ebenfalls zentral hinsichtlich einer Partizipationsdefinition. Dem
Bürger/ der BürgerIn muss dabei vor allem bewusst sein, dass er/sie tatsächlich die
Möglichkeit hat, Einfluss auf eine politische Entscheidung zu nehmen, da ansonsten die
Gefahr eines Verlusts an der Motivation zur Beteiligung besteht. Voraussetzung für
diese Motivation ist auch die Verfolgung von Interessen, sowie Selbstverwirklichung und
Mündigkeit (vgl. Kersting 2008, S. 20).
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Im Gegensatz zu den oben aufgeführten Erläuterungen wird politische Partizipation
unter dem Sammelbegriff des „Bürgerschaftlichen Engagements“ mehr als
gemeinwohlorientierte Selbsthilfe statt Beteiligung an Entscheidungsfindungen gesehen.
Dabei geht es vorrangig um die Partizipation in nicht-öffentlichen,
selbstverantwortlichen Organisationen wie z.B. Fußballvereinen. Es handelt sich folglich
nicht um Aktivitäten mit staatlicher Fremdenhilfe, sondern gemeinwohlorientierte und
nicht in erster Linie individuelle Tätigkeiten (vgl. ebd., zit. nach Holtkamp et al. 2006).
Das Verhältnis von Bürgerschaftlichem Engagement und Partizipation wird in der
Literatur viel diskutiert. Einig ist man sich nur darüber, dass im erst genannten eher von
einem „harmonischen als konflikthaften Gesellschaftsbild ausgegangen wird“ (van Deth
2009, S. 91), wobei fraglich ist, ob im Zuge der Partizipation ein Umkehrschluss dieser
Aussage bestätigt werden kann. Schließlich sollten auch beim Thema der
Bürgerbeteiligung „Harmonie“ und „Konflikt“ eine wichtige Rolle spielen. Eine
Auseinandersetzung zwischen Individuen führt im Idealfall zu einem argumentativen
Diskurs, der durch das Erreichen eines Minimalkonsenses wiederum zu einer
harmonischen Beziehung übergeht. Die Überlegungen zu diesem
Kommunikationsprozess werden in Kapitel 3 noch weiter ausgeführt.
Trotz der Wichtigkeit von bürgerschaftlichem Engagement in der Gesellschaft wird in
der vorliegenden Arbeit dem Begriff der Partizipation mehr Bedeutung geschenkt, da
vielmehr die direkte, themenorientierte Beteiligung am öffentlichen politischen System
im Vordergrund stehen soll.
2.2. Partizipation aus Sicht der Politikwissenschaft
In dem folgenden Kapitel wird Partizipation aus politikwissenschaftlicher Perspektive
betrachtet. Aus diesem Standpunkt sollen die relevanten Aspekte herausgearbeitet und
in Beziehung zur Forschungsfrage gesetzt werden.
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In der politikwissenschaftlichen Diskussion zum Thema Bürgerbeteiligung gibt es trotz
der Kontroversen drei unumstrittene Zuschreibungen an Partizipation, die van Deth
folgendermaßen formuliert: Erstens, sollte die Teilnahme auf freiwilliger Basis
geschehen, zweitens, werden die Aktivitäten von Menschen in ihrer Rolle als
BürgerInnen durchgeführt und drittens, ist es die Absicht dieser Aktivitäten, in
irgendeiner Art Entscheidungen des politischen Systems zu beeinflussen (vgl. 2009, S.
89). Hinsichtlich der Partizipation im Web 2.0 sollten diese Aspekte ebenfalls
berücksichtigt werden. Wie oben bereits aufgeführt spielt Freiwilligkeit bei Beteiligung
immer eine wichtige Rolle und ist auch hier nicht zu vernachlässigen. Das Partizipieren
der Teilhabenden bzw. UserInnen in ihrer Rolle als BürgerInnen sollte genauso ein
zentrales Merkmal sein.
Überdies ist allerdings die globale Vernetzung durch das Internet zu beachten d.h. die
Partizipation ist nicht nur auf eine Beteiligung als BürgerIn der eigenen Nation
beschränkt, sondern kann sich auch in einer Teilhabe als „Weltbürger“ äußern. Durch
die Globalisierung sind viele innerpolitischen Entscheidungen nicht nur abhängig von
den Prozessen im eigenen Land, sondern von internationalen Beziehungen, oft
ökonomischer Art, oder Zusammenschlüssen von verschiedenen Nationen wie z.B. die
EU oder die UNO. Damit ist auch der Aspekt der Beeinflussung von Entscheidungen im
politischen System angesprochen. Eine Schwierigkeit, die sich diesbezüglich bei der
Partizipation im Netz allerdings ergibt, ist die tatsächliche Einflussnahme auf politische
Prozesse und Maßnahmen. Letztendlich stellt das Internet zum jetzigen Zeitpunkt „nur“
einen Kommunikationsraum dar, auf dem man sich zwar politisch austauschen,
diskutieren und organisieren kann, eine wirkliche Plattform für Mitbestimmung von
nationaler und internationaler Politik ist es allerdings noch nicht.
2.2.1. Formen politischer Partizipation
In der Literatur findet man eine Vielfalt an gesellschaftlichen Partizipationsformen, die
in unterschiedlichen Kategorien systematisiert werden. Am häufigsten findet man eine
Systematik nach der sich partizipatorische Aktivitäten in Institutionalisiertheit, Legalität
und Legitimität einteilen lassen.
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Beteiligung im Sinne von Teilnahme an Wahlkämpfen, Mitarbeit an lokalen
Problemlösungen und Kontakte mit PolitikerInnen wird demnach als teilwiese
institutionalisierte, legale und hoch legitime Partizipation typologisiert. Legale Formen
des Protests wie z.B. genehmigte Demonstrationen sind nicht institutionalisiert, besitzen
aber eine hohe Legitimität. Aktivitäten zivilen Ungehorsams, die zwar gegen geltendes
Recht verstoßen, jedoch nicht gewaltsam sind, werden demzufolge als nicht-legitime Art
der Teilnahme am politischen Prozess bezeichnet (vgl. van Deth 2009, S. 89).
Im Sinne der Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit stellt sich hier die Frage, wie
dann Partizipationsformen des Web 2.0 einzuteilen sind? Da das Internet insgesamt
keine Institution darstellt und auch die Bürger nicht, wenn sie keiner staatlichen
Institution zuzuordnen sind, ist dieser Aspekt vorerst auszuschließen. Legal sind
Partizipationsaktivitäten im Netz, so lange sich die Beteiligung beispielsweise nicht als
Hacker-Angriff oder Datenklau äußert. Auch die Legitimität ist im Internet gewährleistet
und spielt im Kontext der politischen Online-Kommunikation eine besondere Rolle, auf
die in den folgenden Kapiteln noch öfter eingegangen wird.
Konkrete Formen der Teilhabe im Internet sind beispielsweise Petitionen, die per Email
oder durch soziale Netzwerke in Umlauf gebracht werden, die Vorbereitung und
Organisation von Demonstrationen, wie der Arabische Frühling vorbildlich aufgezeigt
hat, das Empfehlen einer sozialen/politischen/umweltpolitischen Organisation (vgl.
Vissers/Hooghe et al. 2012, S. 160), aber auch der politische Austausch und die
Diskussion von gesellschaftsbezogenen Themen, der Dialog. Und besonders hier bietet
das Internet durch seine interaktiven Möglichkeiten theoretisch ein riesiges Potential.
Allgemein können die meisten Formen von Bürgerpartizipation im Web 2.0 demnach als
nicht-institutionell, was auch eine gewisse Unabhängigkeit impliziert, legal und hoch
legitim bezeichnet werden.
Insgesamt ist eine Zuordnung von Partizipationsaktivitäten im Web allerdings
schwierig, da es kaum Internetrechte gibt und diese zu wenig in den bestehenden
Gesetzen verankert sind. Angesichts der Vielzahl an weltweiten InternetnutzernInnen,
einhergehend mit einem erwarteten Anstieg der politischen Online-Kommunikation,
wäre eine demokratisch legitime Festlegung der Rechte und Pflichten von UsernInnen
dringend notwendig.
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2.2.2. Die Beziehung von Partizipation und Demokratie
In diesem Unterkapitel wird das Wechselverhältnis von politischer Teilhabe und
Demokratie dargestellt. Wie schon im Problemaufriss angesprochen, unterliegen diese
beiden Begriffe einer gegenseitigen Abhängigkeit und müssen daher immer
zusammengedacht werden.
Die Bedeutung von Demokratie für die Partizipation wird bereits durch die
Begriffsbestimmung von Teilhabe offenkundig. Die Beteiligung von Bürgern an
politischen Prozessen und die Mitbestimmung von politischen Entscheidungen, wird oft
automatisch mit den Eigenschaften einer demokratischen Staatsform in Verbindung
gebracht. Eine starke Verbundenheit von politischer Partizipation und Demokratie
belegt auch folgendes Zitat: „Any book about political participation is also a book about
democracy.“ (Parry et al. 1992, zit. nach van Deth 2003, S. 167). Demnach ist eine
Beteiligung der Bürger eine wichtige Voraussetzung für demokratische
Entscheidungsprozesse, z.B. bei Wahlen (vgl. ebd., S. 167).
Des Weiteren erfasst van Deth unter dem demokratischen Aspekt der Partizipation die
Funktion der Aktivierung. Dem schwindenden Interesse an Politik kann mit
Bürgerbeteiligungsmodellen entgegengewirkt werden, während gleichzeitig „durch die
verstärkte Einbeziehung unterschiedlicher Interessen die Entscheidungen stärker
legitimiert“ (2009, S. 98) werden. Diese Legitimation kann besonders durch den Einzug
einer verstärkten politischen Online-Partizipation gewährleistet werden, da im Web 2.0
Großteile der Bevölkerung erreichbar sind, die interaktiv teilhaben können.
Die neuen Möglichkeiten für demokratische und partizipative Verfahren durch das
Internet sind vielfältig, werden jedoch kaum genutzt. Besonders durch das Social Web
ist das Netz nicht mehr nur ein reines Abruf- und Transaktionsmedium, sondern bietet
durch sein interaktives Potential eine erleichterte Partizipation und Teilhabe in
demokratischen Systemen (vgl. Schmidt 2012, S. 4). Dazu ist anzumerken, dass die
meisten sozialen Medien wie z.B. Facebook oder Twitter nicht in erster Linie politische
Plattformen darstellen. Folglich auch nicht dafür vorgesehen sind eine Beteiligung an
politischen Prozessen und Entscheidungen zu ermöglichen.
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Die theoretisch geschaffenen Voraussetzungen für politische Kommunikation durch
soziale Netzwerke, sind jedoch ein Schritt in die richtige Richtung zu mehr Partizipation
und direkt-demokratischen Entscheidungsfindungen.
2.3. Kritik an der Partizipation
So gut und vernünftig sich die meisten theoretischen Überlegungen zu Partizipation
anhören, findet man in der Literatur natürlich auch kritische Äußerungen zu der
Forderung von mehr Mitbestimmung der Bürger. Dieser wird der folgende Abschnitt
gewidmet, da sie bei einer genauen Betrachtung des Begriffs nicht außer Acht gelassen
werden darf.
In Reaktion auf Heinrichs Werk „Partizipationsforschung und nachhaltige Entwicklung“
(2005), entwickelt Gethmann einige kritische Fragen zum Thema der Bürgerbeteiligung
(vgl. 2005, S. 32 f.). Das erste Problem stellt für ihn die Kompetenzzuordnung dar.
Schließlich stehen beim Prinzip der Teilhabe „Laien gegenüber (technischen) Experten,
aber auch Bürger, Betroffene, Konsumenten gegenüber Wissenschaftlern, politischen
Entscheidern, Produzenten“ (ebd., S. 32). Grundsätzlich geht es bei Partizipation folglich
um die Verschiebung von Entscheidungskompetenzen, die beispielsweise dem Bürger
zuerkannt und Experten oder PolitikernInnen aberkannt werden. Hier ist allerdings zu
hinterfragen, ob das tatsächlich die Funktion von Teilhabe darstellt? Geht es bei
Partizipation nicht vielmehr um Unterstützung und Mitbestimmung, wobei die Vorsilbe
„mit“ dick unterstreichen sein sollte, und nicht um Selbstbestimmung im Sinne der
Einflussnahme auf politische Entscheidungen? Zudem zeigt sich in der politischen
Praxis, dass auch PolitikerInnen oft Laien auf ihrem zuständigen Gebiet sind z.B. ein
ehemaliger Unternehmer als Umweltminister. Zwar werden diese von ihrem
Expertenstab beraten und in ihren jeweiligen Entscheidungen beeinflusst, jedoch lassen
sich externe Faktoren wie Profit und Macht, die dazu führen, dass bestimmte
Maßnahmen in Kraft gesetzt werden, nicht aus der gegenwärtigen Politik ausschließen.
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Natürlich tritt hier das Argument der Repräsentativitätsfunktion von Advokaten ein, die
stark mit dem Auftreten und Vertrauen der BürgerInnen verbunden ist, weil „er der
Bürger/ die Bürgerin sich nicht ständig mit den überkomplexen
Entscheidungsproblemen des Gemeinwesens auseinandersetzen will“ (ebd., S. 33). Das
ist auch einer der Gründe, warum Experten gerne von der Politikverdrossenheit der
heutigen Gesellschaft sprechen. Die empirisch belegte, sinkende Einflussüberzeugung
der BürgerInnen und die Fülle an negativer Politikberichterstattung, mit der wir jeden
Tag konfrontiert werden, führen zu dieser Verdrossenheit und tragen zu einem
negativen Politikbild der Bevölkerung bei (vgl. Schulz 2011, S. 155). Allerdings sollte
dies keine Entmündigungsstrategien rechtfertigen dürfen.
Ein weiterer Kritikpunkt, den Gethmann anspricht, ist der Betroffenheitsgrad.
Besonders bei technik- und wissenschaftspolitischen Entscheidungen „ist die
Abgrenzung zwischen Betroffenen und selbsternannten Berufsbetroffenen kaum noch
möglich“ (vgl. 2005, S. 33). Es geht also darum, dass BürgerInnen bei Themen ein
Mitbestimmungsrecht haben, obwohl sie nur mittelbar und indirekt von den möglichen
Maßnahmen betroffen sind. Ein offensichtlich starkes Argument gegen Partizipation. Bei
genauerer Betrachtung und einer anderen Perspektive auf die Sachlage verliert es
allerdings an Bedeutung. Ausgehend von einem/r, an dem Thema interessierten,
BürgerIn, der/die, obwohl nicht unmittelbar betroffen, ein gewisses Verständnis
bezüglich der Sachlage vorweisen kann, wird diese/r von einem/r Interessierten zum/r
Betroffenen. Dies könnte beispielsweise durch einen argumentativen Diskurs
geschehen, der eine gewisse Kompetenz in dem jeweiligen Themenbereich belegt und
somit das Recht auf eine Mitbestimmung begründet. Auf den Vorgang dieses Prozesses
wird in Kapitel 3.3. noch ausführlicher eingegangen.
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3. Online-Kommunikation und politische Partizipation
Dieses Kapitel widmet sich dem Verhältnis von Online-Kommunikation und politischer
Teilhabe, der Online-Partizipation. Dabei wird im ersten Teil auf relevante Studien zu
dem aktuellen Beteiligungsverhalten der Bürger im Web 2.0 eingegangen und
anschließend die theoretische Grundlage für eine „ideale Online-Partizipation“
vorgestellt, die den Prosumerbegriff von Axel Bruns, die deliberative Öffentlichkeit und
Ansätze der Theorie kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas enthält.
3.1 Momentaufnahme politischer Partizipation im Web 2.0
Im Folgenden wird der aktuelle Forschungsstand zu dem Thema dargestellt. Wie bereits
erwähnt, muss dieser immer unter dem Gesichtspunkt des rasanten Wandels des
Internets und der zugehörigen Online-Kommunikation betrachtet werden. Damit sind
empirische Untersuchungen in diesem Gebiet nur als eingeschränkt verlässlich und
vorläufig gültig zu sehen. Trotz dieser Schwierigkeit und der Uneinigkeiten über den
Einfluss des Internets auf das Partizipationsverhalten wird in den nachfolgenden
Absätzen versucht, die Ergebnisse glaubwürdiger und relevanter Untersuchungen
darzustellen und miteinander in Beziehung zu setzen. Anschließend werden die
vorgestellten Studien einer Kritik unterzogen aus der sich grundlegende Aspekte für die
in Kapitel 3.3. vorgestellte „ideale Online-Partizipation“ ableiten lassen.
Hinsichtlich der politischen Teilhabe im Netz gibt es auf der einen Seite
Untersuchungen nach denen die Internetnutzung gar keinen oder nur einen begrenzten
Einfluss auf Partizipation hat (vgl. Vissers/Hooghe et al. 2012, S. 154), was unter der
Berücksichtigung der Möglichkeiten für politische Partizipation im Web 2.0 kaum
vorstellbar ist. Andere Studien wiederum zeigen einen starken, positiven
Zusammenhang zwischen internetbasierten politischen Informationen und politischer
Teilhabe (vgl. ebd., S. 155). Diese Diskrepanzen werden im Folgenden anhand konkreter
Beispiele dargestellt.
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Vissers, Hooghe et al. kommen in ihrer Untersuchung mit belgischen Probanden zu dem
Ergebnis, dass die Internetmobilisierung die Onlinepartizipation zwar stimuliert, das
Können im Umgang mit dem Netz (z.B. das Finden von Informationen mithilfe von
Suchmaschinen oder das Senden einer Email) jedoch überhaupt keinen Einfluss auf
diese hat (vgl. ebd. S 162). Medienkompetenz, im Sinne der Nutzung grundlegender
Funktionen des Internets, scheint hier also kaum einen Einfluss auf das
Partizipationsverhalten zu haben.
Im Gegensatz dazu wurde in einer deutschen Untersuchung (vgl. Emmer 2005;
Emmer/Vowe 2004; Vowe et al. 2007, zit. nach Emmer/Wolling 2010, S. 47) festgestellt,
dass die Internetnutzung das Einholen politischer Informationen zwar fördert und
partiell sogar den interpersonalen Austausch über Politik, „ein Einfluss auf politische
Partizipationsaktivitäten konnte allerdings nicht nachgewiesen werden“ (ebd.).
Die Auswirkungen des Internets auf dem Feld der politischen Teilhabe werden also vor
allem unter den Annahmen der Mobilisierungsthese diskutiert. Das positive Postulat
lautet demnach, dass das Web die Bürger zu einer stärkeren Beteiligung mobilisieren
kann (Norris 2000, zit. nach Emmer/Wolling 2010, S. 45). Demgegenüber steht die
Hypothese, dass die wachsende Bedeutung des Netzes zu einer Vereinzelung der
Nutzerschaft führt (Putnam 2000, zit. nach ebd.). Entscheidend für die Gültigkeit der
ersten Annahme, die auch in der vorliegenden Arbeit vertreten wird, ist der beispiellose
Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama im Jahr 2008, unter dem eine enorme
Mobilisierung der Wähler in Form von Unterstützung und Beteiligung stattgefunden hat
(Fliegauf & Novy 2009, zit. nach ebd.) und eine Untersuchung von Emmer und Wolling,
die Online- und Offline-Beteiligungsformen miteinander verglichen haben und einen
deutlichen Partizipationszuwachs feststellen konnten (vgl. 2009, S. 98-99). Analog zu
diesem Ergebnis hat auch De Vreese (2007) in einer Online-Befragung zwischen
niederländischen Jugendlichen herausgefunden, dass ein signifikant positiver
Zusammenhang zwischen Internetmobilisierung und politischer Online-Partizipation
besteht (vgl. Vissers/Hooghe et al. 2012, S. 155).
In jedem Fall ist die Nutzung des Internets für politische Kommunikation, die
notwendige Voraussetzung einer Partizipation im Netz, die reale Auswirkungen auf die
Öffentlichkeit haben soll (vgl. Emmer/Wolling 2010, S. 41).
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Dahingehend kamen Emmer und Wolling allerdings zu dem Ergebnis, dass das Web
weniger als ein politisches Medium wahrgenommen wird als klassische Medien wie
Fernsehen, Rundfunk oder Printmedien. Politische Informationen werden demzufolge
weniger über das Internet eingeholt (vgl. 2010, S. 42). Eine der Gründe dafür ist
vermutlich, dass diesbezüglich, trotz der bedeutenden Rolle des Webs in der
Öffentlichkeit, das Vertrauen in die „alten“ Medien nach wie vor überwiegt. Dass im
Umkehrschluss eine Abwendung von Politik durch Online-Nutzung stattfindet, konnte
allerdings nicht nachgewiesen werden (vgl. Kaczmirek/Raabe 2010, S. 536).
Eine Schwierigkeit im Umgang mit Studien zu diesem Thema liegt darin begründet, dass
die meisten Untersuchungen in europäischen oder amerikanischen Staaten
durchgeführt wurden, die ein relativ hohes Wirtschaftswachstum vorweisen können
und in denen es der Bevölkerung vergleichsweise gut geht. Es ist somit logisch
erklärbar, dass eine Partizipation hier nicht auf demselben Niveau stattfindet wie es
beispielsweise in den arabischen Ländern zu erwarten ist, in denen die Leute massiv von
ihrem Staat unterdrückt werden und sich die politische Teilhabe im und außerhalb des
Internets in Aufruhen und Massendemonstrationen äußert.
Ein weiteres Problem vieler empirischer Untersuchungen zur Beteiligung der Bürger ist,
dass häufig kein Unterschied zwischen der Online- und Offlinepartizipation gemacht
wird d.h. es wird zwar ein Zusammenhang zwischen Internetnutzung und Partizipation
festgestellt, jedoch nicht online im Sinne von politischen Diskussionen im Internet,
Organisation von UsernInnen im Netz oder ähnlichen Beteiligungsmöglichkeiten,
sondern beispielsweise bezüglich des allgemeinen Interesses an Politik und des
interpersonalen face-to-face Austauschs. Hier zeigt sich, dass eine sinnvolle Verbindung
von Online- und Offlinepartizipation fehlt, die allerdings notwendig ist, um eine
wirksamen Einfluss auf die Öffentlichkeit zu haben.
Der nächste Kritikpunkt an den bestehenden Studien ist, dass nahezu keine empirische
Untersuchung das Partizipationspotential von sozialen Netzwerken berücksichtigt.
Unter Online-Partizipation wird hier beispielsweise das Senden eines Artikels von einer
Umweltorganisation an eine/n FreundIn verstanden (vgl. Vissers/Hooghe et al. 2012, S.
160), wobei allerdings nicht klar ist, ob dies innerhalb eines sozialen Netzwerkes
geschieht oder beispielsweise per Email.
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Angesichts der dargestellten Ergebnisse bleibt festzuhalten, dass das Internet als Quelle
für politische Kommunikation zwar zugenommen hat, insgesamt die Erkenntnisse zur
Entwicklung der Bürgerpartizipation, zumindest angesichts der theoretischen
Möglichkeiten, jedoch relativ ernüchternd ausfallen.
Lediglich das Engagement für Organisationen im Netz hat deutlich zugenommen, die
partizipative Nutzung des Web 2.0 fällt nach wie vor recht gering aus (vgl. Bender 2012,
S. 126). Es bleibt allerdings die Hoffnung, dass sich durch den Generationenwandel
(„Digital Natives“), in dessen Folge eine überwiegend online-orientierte Mediennutzung
zu erwarten ist, auch die Partizipation im Netz zunimmt und sich eine „digitale Bürger-
Staat-Beziehung: die ‚E(lektronische)-Demokratie“ (Roleff 2012, S. 15) noch stärker
etabliert (vgl. ebd.). Unter diesem Aspekt müssen allerdings noch Rahmenbedingungen
geschaffen werden, die eine wirksame Bürgerbeteiligung ermöglichen können.
3.2. Theoretische Grundlagen einer digitalen Demokratie
Dieses Kapitel stellt die theoretische Einbettung der vorliegenden Arbeit dar und ist
gleichzeitig ein Vorschlag vor welchem theoretischen Hintergrund eine ideale
Bürgerpartizipation im Web 2.0 aussehen könnte. Dabei stellt der Prosumerbegriff eine
wichtige Voraussetzung für die politische Kommunikation und Teilhabe im Netz dar.
Darauf aufbauend, dass durch die Internetmobilisierung, die Partizipation verstärkt
online stattfinden kann, dient das Modell der deliberativen Öffentlichkeit als
Voraussetzung für die Beteiligung der Prosumenten. Im weiteren Schritt geht es konkret
um die dialogische Konsensfindung bezüglich gesellschaftsbezogener Themen, die mit
der Habermasschen Diskursethik verknüpft wird.
3.2.1. Der Begriff des Prosumers
Mit dem Begriff des Prosumenten (engl. “Prosumer“) hat sich Axel Bruns genauer
auseinandergesetzt. Er erweitert Kevin Kelly’s Ansatz zum Begriff des Prosumers aus
dessen bekannten Artikel „We are the Web“, der sich bereits speziell auf das Web. 2.0
bezieht, um die Grundprinzipien der „Produtzung“ (vgl. Bruns 2010, S. 194).
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„What matters is the network of social creation, the community of collaborative
interaction that futurist Alvin Toffler called presumption. Prosumers produce and
consume at once. The producers are the audience, the act of making is the act of
watching, and every link is both a point of departure and a destination“ (Kelly 2005, o. S.,
zit. nach Bruns 2010, S. 194).
Unter Produtzung (engl. „produsage“) versteht Bruns die Schaffung gemeinsamer
Inhalte, die in einem vernetzten, teilhabenden Umfeld, nicht an einer herkömmlichen
Form der Inhaltsproduktion, sondern auf die kollaborative und kontinuierliche
Entwicklung und Ausweitung bestehender Inhalte und deren Qualitätsverbesserung
abzielt (vgl. Bruns 2010, S. 199). Die Produkte der gemeinschaftlichen
Inhaltserschaffung durch Produtzer sind nach Bruns modular, unvollständig, können
erläutern und vernetzen, sind aber niemals wirklich abgeschlossen (vgl. ebd., S. 200).
Darüber hinaus stellt der Prozess der Produtzung einen ständigen, dynamischen und
ununterbrochenen Vorgang dar, der einer kontinuierlichen Aktualisierung, sowie einer
Erweiterung und Änderung gleichkommt (vgl. ebd.). Die Inhaltserschaffung ist ebenso
ein Ablauf, der sich nicht nach einem festgelegten Plan richtet, sondern auch von dem
Interesse der Produtzer an der Lösung spezifischer Probleme abhängig ist (vgl. ebd.).
3.2.2. Deliberative Öffentlichkeit
Mit „deliberativ“ werden Aspekte des Politikprozesses bezeichnet, denen
Entscheidungen sowohl vor-, als auch nachgelagert sind (vgl. Leggewie/Bieber 2008, S.
93), die also einen direkten Einfluss auf die Entscheidungsfindung und auf die daraus
resultierenden Maßnahmen haben. Im Idealfall bezeichnet der Begriff „mehrstufige und
von unmittelbarem Entscheidungszwang enthobene, gleichwohl
entscheidungsorientierte Erörterungen öffentlicher Angelegenheiten durch Laien in der
Öffentlichkeit“ (ebd.). In diesem Kontext ist besonders das Wort „Erörterung“ von
Bedeutung, das dieses nicht nur den Akt des „reinen Entscheidens“ meint, sondern eine
genaue Auseinandersetzung mit der öffentlichen Angelegenheit, in Form von
Kommunikation.
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Bezüglich des Aspektes des nachgelagerten Einflusses auf die getroffene Entscheidung,
spielen die Begriffe Reflexion und Evaluation eine wichtige Rolle. Reflexion
dahingehend, dass eine Bewusstmachung mit dem Prozess der Entscheidung und ihren
Folgen stattfinden sollte, auf den im nächsten Kapitel noch genauer eingegangen wird.
Evaluation, als Messinstrument zur Erfolgskontrolle, kann eine außerordentliche
Wirkung auf die Beteiligungsmotivation haben (vgl. dazu ausführlich Saam 2008), da
hier der tatsächliche Einfluss auf politische Entscheidungen sichtbar wird. Deliberation
kann folglich die Bürgerpartizipation fördern, im Idealfall sogar die Qualität eines
Entschlusses anheben, der auf die Filterung öffentlicher Meinung zurückgeht und nicht
allein auf das Urteil von Experten und Eliten (vgl. Leggewie/Bieber 2008, S. 93).
Deliberative Politik ist folglich eine Politik, die auf das Miteinander-Reden und
Miteinander-Handeln beruht. Entscheidungen gehen aus Diskussionen hervor, die durch
Argumente und Gegenargumente begründet sind und die beteiligten Personen folgen
idealerweise dem Zwang des „besseren“ Arguments (vgl. Ottmann 2006, S. 1). Dieses
Kriterium und der Aspekt der Gleichheit und Inklusion sind das Fundament der
Deliberation. Jeder hat also die gleichen Redechancen und niemand ist vom öffentlichen
Diskurs ausgeschlossen (vgl. ebd.).
Dementsprechend verwirklicht sich das deliberative Demokratieverständnis von
Habermas in einer politischen Öffentlichkeit, die sich aktiv in einem offenen,
herrschaftsfreien Diskurs, der durch Argumente gestützt und von gegenseitiger
Empathie und Konsensfindung gefärbt ist (vgl. Kersting 2008, S. 14). Diese sogenannte
Diskursethik ist die Grundlage des Modells der deliberativen Demokratie und dient auch
als Anbindung an die Forschungsfrage wie eine Bürgerpartizipation im Web 2.0, auf
Basis von Kommunikation, stattfinden sollte. Denn das Internet ist das einzige Medium,
wo Gleichheit und Inklusion ideal verwirklicht werden können und prinzipiell jedem/r
die Möglichkeit zur Teilhabe gegeben werden kann.
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3.2.3. Jürgen Habermas: Ansätze der Theorie kommunikativen Handelns
Der Grundgedanke der Habermasschen Theorie des kommunikativen Handelns und der
dazugehörigen Diskurstheorie der Wahrheit kann folgendermaßen beschrieben werden:
Sprechen bzw. Dialog verwirklicht sich in der Erhebung von Geltungsansprüchen, die
aus einem Diskurs hervorgehen. Aus diesem Grund entwickelt Habermas diesbezüglich
eine Universalpragmatik, aus der die Bedingungen der Kommunikation offengelegt
werden (vgl. Pinzani 2007, S. 87).
Wie in dem Modell der deliberativen Öffentlichkeit bereits angesprochen, spielt
Reflexion bei diesem Prozess eine wichtige Rolle. Habermas meint mit der „Kraft der
Reflexion“ eine Möglichkeit, Distanz zu den eigenen Traditionen zu gewinnen, Kritik an
ihnen zu üben und sie eventuell sogar zu verändern (vgl. ebd., S. 88). Tradition versteht
sich bei ihm somit nicht als etwas Festgeschriebenes, dass keiner Anpassung bedarf,
sondern wandelbar ist und sich durchaus an Zeit und Umstände angleichen lässt.
Kommunikation und interpersonaler Austausch kann folglich Lernprozesse in Gang
setzen, die so stark sind, dass sie Traditionen, als einen Teil der Kultur, verändern
können. Dieser Effekt kann ebenso auf Basis der Online-Kommunikation stattfinden.
Zwar kann es dabei durch die digitale Ebene, also kein face-to-face Austausch, zu einer
Minderung des Effekts kommen, jedoch sind die Möglichkeiten des interkulturellen
Austausches im Internet nahezu unbegrenzt.
In diesem Kontext ist auch der Begriff der Verständigung von besonderer Bedeutung.
Dieser ist der eigentliche Zweck des kommunikativen Handelns und beinhaltet das
potenziell kritische Moment, das es uns erlaubt die von einem/r DiskursteilnehmerIn
bzw. von der Tradition überlieferten Inhalte zu hinterfragen und auf seine Gültigkeit hin
zu überprüfen. Die Wahrheit eines Satzes muss sich anhand von Gründen beweisen
lassen, die von der Gemeinschaft der Kommunizierenden anerkannt werden. Der
Sprache schreibt Habermas dabei eine wichtige Rolle zu, da ihr von Natur aus ein Telos
der Verständigung innewohnt (vgl. Pinzani 2007, S. 87). Unter dem Aspekt der Online-
Kommunikation, muss folglich eine gemeinsame Sprachbasis gefunden werden.
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Damit ist nicht gemeint, dass ein konstruktiver Diskurs nicht in verschiedenen Sprachen
stattfinden kann, sondern die Idee einer universellen Vernunft ausschlaggebend ist, die
nicht nur eine übersubjektive Instanz darstellt, sondern letztlich auch unabhängig von
den Besonderheiten einzelner Sprachen und Gesellschaften ist (vgl. ebd., S. 102).
In diesem Zusammenhang ist auch die Universalpragmatik angesprochen, welche die
Basis der Theorie des Kommunikativen Handelns darstellt. Sie begreift den
Lebensprozess der Gesellschaft als einen durch Sprechakte vermittelten
Erzeugungsprozess. Dabei begründet sich die gesellschaftliche Realität auf der
faktischen Anerkennung von Geltungsansprüchen, die in symbolischen Gebilden wie
Sätzen, Handlungen, Gesten, Überlieferungen, Institutionen, sowie Weltbildern enthalten
sind. Die vier Geltungsansprüche nach Habermas sind Verständlichkeit, Wahrheit,
Richtigkeit und Wahrhaftigkeit (vgl. Pinzani 2007, S.93 f.), die im Folgenden sinngemäß
auf die Kommunikation im Web 2.0 übertragen werden.
Verständlichkeit soll hier als Anspruch gelten, sich so auszudrücken, dass die anderen
DiskursteilnehmerInnen die Intension des/r Sprechers/Sprecherin nachvollziehen
können. Bei diesbezüglichen Unklarheiten, sollte die Möglichkeit bestehen, den
Sprecher/die Sprecherin aufzufordern, sich zu erklären.
Der Geltungsanspruch der Wahrheit bedeutet, in Bezug auf die Welt der Tatsachen bei
der Wahrheit zu bleiben. Dabei gilt das als wahr, was von allen
DiskursteilnehmernInnen als solches akzeptiert wird.
Der Aspekt der Richtigkeit meint ein richtiges Sprechen/ Schreiben/ Ausdrücken (im
grammatikalischen Sinn), das dahingehend auch den Anspruch der Verständlichkeit
gewährleistet.
Wahrhaftigkeit beinhaltet, dass Gesagtes oder Geschriebenes auch genau so gemeint ist.
Anders als bei Wahrheits- oder Richtigkeitsansprüchen, die unmittelbar mit
Argumenten eingelöst werden können, kann der Sprecher/ die Sprecherin seine/ ihre
Wahrhaftigkeit nur durch seine Handlungen beweisen (vgl. Habermas 1995, S.69).
Handlungen sind im Kontext der Online-Kommunikation jegliche Inhalte, die von einer
Person in die Diskussion eingebracht werden.
Die Anwendung der vorgestellten Geltungsansprüche verwirklicht sich in einer idealen
Sprechsituation.
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Als Grundlage für eine Diskussion, muss diese für Habermas zwei Bedingungen erfüllen:
erstens, müssen alle potenziellen DiskursteilnehmerInnen die gleichen Chancen haben
an einem Dialog teilzuhaben, jederzeit die Möglichkeit haben Diskurse selbst zu
eröffnen, sowie durch Rede und Gegenrede, Frage und Antwort zu reagieren. Zweitens,
müssen alle DiskursteilnehmerInnen dieselben Rechte haben, Deutungen,
Behauptungen, Empfehlungen, Erklärungen und Rechtfertigungen einzubringen und
deren Geltungsanspruch in Frage zu stellen, zu begründen oder zu widerlegen, sodass
sich keine vorgefertigte Meinung auf Dauer der Thematisierung oder der Kritik
entziehen kann (vgl. Pinzani 2007, S. 103).
Eine der Hauptkritiken an der idealen Sprechsituation, ist die praktische Umsetzung.
Bemängelt wird die Knappheit an Wissen, Zeit und Teilnahme der Betroffenen (vgl. ebd.,
S. 150).
Mit fehlendem Wissen sind die möglichen zukünftigen Folgen der Anwendung eines
Grundsatzes, der im Konsens aller entstanden ist, gemeint. Dieses Wissen kann zwar nie
gewährleistet werden, aber durch die Legitimität der konsensualen
Entscheidungsfindung liegt die Verantwortlichkeit bei allen. Die Kritik der
Zeitknappheit, nach der ein Diskurs nicht ewig stattfinden kann, lässt sich in Online-
Diskursen relativieren, da diese weder zeitlich begrenzt sind, noch abgebrochen werden
müssen. Auch die Teilnahme der Betroffenen ist im Web 2.0 leichter zu fördern, da sie
weder real vor Ort sein müssen, noch zeitlich abhängig sind, um dem Diskurs
beizuwohnen.
Es zeigt sich also, dass die Annäherung an eine ideale Sprechsituation im Sinne
Habermas durch Online-Kommunikation möglich gemacht wird. Daher sollte sowohl
eine ideale Online-PR, als auch eine ideale Bürgerpartizipation im Web 2.0 an die
angeführten Ansätze der Theorie anknüpfen. Die praktische Anwendung solcher Online
Relations, die eine ideale politische Teilhabe ermöglichen sollen, findet sich in dem
vorgestellten Konzept in Kapitel fünf wieder.
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3.3. Die ideale Online-Partizipation
In diesem Unterkapitel werden noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse aus den
Studien und der vorgestellten Theorie zu einer idealen Online-Partizipation
zusammengefasst. Diese stellt auch eine neue Form der politischen Kommunikation dar.
„Ideal“ bedeutet in dem Kontext dieser Arbeit, die optimale Vorstellung des Autors für
eine Bürgerbeteiligung im Netz.
Die vorgestellten Studien haben beispielsweise gezeigt, dass der Grad der Partizipation
der BürgerInnen im Web 2.0 sehr abhängig vom nationalen Kontext ist. Im Großteil der
mitteleuropäischen Staaten fällt die politische Beteiligung ziemlich gering aus. Aber
warum sollte die Bevölkerung dort auch besonders politisch aktiv sein, schließlich geht
es den meisten dort vergleichsweise gut? Das ist der erste Punkt an dem eine ideale
Partizipation, die durch das Internet geschaffen werden kann, ansetzen sollte:
Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, „über den Tellerrand zu blicken“ und
sich auch für die Probleme anderer Nationen zu interessieren, sollte eine Motivation für
eine optimale Beteiligung sein.
Andere Kulturen zu verstehen kann ein Mittel sein, Empathie zu entwickeln und im
Rahmen eines globalen Diskurses andere Perspektiven kennenzulernen. Medien
konstruieren Wirklichkeit, daher kann ein interkultureller Austausch auf bessere Art
und Weise ein Bild über die realen Verhältnisse schaffen. Wichtig für eine ideale
Partizipation im Internet ist in diesem Sinne, dass der öffentliche Austausch unter der
Gewährleistung von Anonymität stattfindet, da es bei einem politischen Diskurs nicht
auf die Eigenschaften der TeilnehmerInnen ankommt, sondern auf ihre politischen
Einstellungen und Werte. Dies impliziert, dass sich in einer Diskussion argumentative
Kritik nur gegen die politische Gesinnung richten darf und nicht gegen die
Persönlichkeit. Zukünftige Wahlen von Grundsätzen, die durch eine
Konsensentscheidung legitimiert sind, müssen dementsprechend wie reale Wahlen, frei
und geheim sein. Im gegenwärtigen Internet ist eine derartige Umsetzung so nicht
durchführbar, da es keine globalen Internetrechte gibt und jede/r UserIn durch seine IP-
Adresse zurück verfolgbar ist. Die Einführung rechtlichen Grundlagen für das Netz sind
folglich ein Ziel, dessen sich die ideale Online Partizipation annehmen muss.
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Ein weiterer Aspekt ist das Verhältnis der verschiedenen Partizipationsarten. Wie die
Untersuchungen zur Online- und Offlinepartizipation verdeutlicht haben, fehlt ein
Verbindungsstück zwischen diesen beiden Beteiligungsformen. Voraussetzung für eine
ideale Teilhabe im Internet ist nicht nur ein öffentlicher politischer Austausch, sondern
genauso interpersonale face-to-face Diskussionen. Wie in der von Habermas
angesprochenen „Kraft der Reflexion“, werden im realen Diskurs soziale Kompetenzen
gelernt, die so auch in einen Online-Diskurs eingebracht werden sollten.
Kommunikation wird im Kontext der vorliegenden Arbeit als sehr wichtige Form der
Partizipation wahrgenommen, da nur dadurch die Vertretung eines gemeinsam
erarbeiteten Konsenses, im Sinne der Interessen aller, legitimiert werden kann. Dieser
legitimierte Konsens stellt das Ziel der idealen Online-Partizipation dar, da auf dessen
Grundlage an die Realpolitik herangetreten werden kann und damit eine wirksame
Beteiligung möglich gemacht wird.
Eine wichtige Rolle spielt in diesen Überlegungen auch der Prosumeraspekt der
BürgerInnen im Netz, denn eine ideale Partizipation verwirklicht sich in der eigenen
Inhaltserstellung und Beteiligung am Diskurs: Jeder kann seine eigenen Interessen und
Einstellungen einbringen, die durch die Veröffentlichung bewusst der Kritik ausgesetzt
werden. Somit also eine offene Herangehensweise an die anderen
DiskursteilnehmerInnen erfordern, aber dahingehend auch eine Veränderung des
eigenen Standpunktes ermöglichen und ein „voneinander lernen“ fördern.
Im Sinne einer idealen Teilhabe im Netz nimmt der Prosument folglich aktiv und auf
freiwilliger Basis am gesellschaftlichen Diskurs teil. Die Rezeption und Erstellung dieser
Inhalte dienen dabei diskussionsgenerierend. Zudem kann er durch seine
Interessensgebiete eigene Kompetenzen einbringen, die ihm in Funktion eines/r
ModeratorsIn oder ThemenexpertenIn die Möglichkeit geben, die Diskussion anzuregen
und selbst die Qualität der Entscheidungsfindung zu verbessern. Bedingung dafür ist
auch eine gewisse Medienkompetenz, damit der Prosument Inhalte und deren Quellen
auf ihre Objektivität, ihren Wahrheitsgehalt und ihre Relevanz hin, kritisch überprüfen
kann.
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Des Weiteren muss die ideale Online-Partizipation unter den Bedingungen einer
deliberativen Politik stattfinden. Folglich muss jeder die gleichen Chancen haben zu
partizipieren und niemand darf vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen sein. Dies
dient auf der einen Seite der Beteiligungsmotivation der Teilhabenden, auf der anderen
Seite wird eine Legitimität des Konsenses impliziert, da jede/r teilnehmen kann, aber
nicht muss. Diese Legitimität ist nur unter einer Annäherung an die ideale
Sprechsituation gewährleistet, weil hier der Diskurs unter optimalen Voraussetzungen
stattfindet.
Ein Konzept von Bürgerbeteiligung mit einer ähnlichen Herangehensweise an eine
ideale Partizipation, allerdings fast ausschließlich auf persönlichen face-to-face Kontakt
aufbaut, wird im Folgenden vorgestellt.
4. Beispielmodell für Bürgerbeteiligung - Das World Café
In diesem Kapitel wird ein konkretes Modell zur Förderung der Teilhabekultur
vorgestellt: Das World Café. Es wurde 1995 ins Leben gerufen wurde und versteht sich
als Prinzip, das durch Dialog zu mehr Bürgerbeteiligung beiträgt.
„Shaping our futures through conversations that matter“ lautet der Untertitel des
Buches von Brown und Isaacs (2005) über das World Café. Und beschreibt in
metaphorischer Art und Weise das Prinzip einer simplen, aber produktiven
Kommunikation, das dazu dient konstruktive Dialoge zu fördern, die in Verbindung mit
persönlichen Bindungen und dem gemeinschaftlichen Leben stehen. Im Kern geht es
dabei um das Angehen gemeinsamer Probleme und die Definition von Zielen, sowie
einer innovativen Zukunftsplanung (vgl. Steier/Gyllenpalm et al. 2008, S. 167). Es ist
aber auch ein Prozess des Lernens, der eine Erweiterung des eigenen Horizonts und ein
Überdenken der eigenen Meinung ermöglicht. Dadurch kann eine intensive
Auseinandersetzung mit einem Thema gefördert werden, die wesentliche Fragen zum
Leben, zur Arbeit und zum Umfeld der TeilnehmerInnen beinhaltet (vgl. ebd.).
Fabian Höffner 1007070 Bakkalaureats-Seminar LV-Leitung: Katharina Kleinen-von Königslöw
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Dabei wird angenommen, dass durch den World Café-Dialog eine Chance zur radikalen
Teilhabe hergestellt wird, da die Teilnehmenden in ihrem eigenen individuellen Denken,
bereits die Fähigkeit besitzen sich den größten Herausforderungen selbst zu stellen (vgl.
ebd), ohne Hilfe von Experten oder Eliten. Die Herausforderungen können sozialer und
politischer Art sein, also sowohl bezogen auf den Umgang mit den
DiskussionsteilnehmernInnen und das kollektive Gruppenverständnis, als auch auf das
Ziel etwas politisch zu verändern.
Die Leitprinzipien des „World Cafés“, um zu brauchbaren Erkenntnissen und Einsichten
zu kommen sind wie folgt (s. dazu ausführlich Steier/Gyllenpalm et al. 2008, S. 178 ff.):
gemeinsame Kontextdefinition (Thema der Diskussion), Gastfreundliches Ambiente,
Schlüsselfragenerkennung (Entwicklung der Fragestellungen), Ermunterung zur
Diskussion, Perspektivenaustausch und –verknüpfung, Muster- und
Kernfragenentdeckung (Erkennen von Zusammenhängen) und abschließend die
gemeinsame Ergebnisernte von Daten und Kenntnissen, die einen Einblick in die
Denkweisen eines „World Cafés“ gibt und das Hauptziel darstellt. In diesem letzten
Schritt wird nicht davon ausgegangen, dass Daten bereits vorhanden sind und lediglich
extrahiert werden müssen, sondern in einem partizipativen Vorgang entwickelt werden.
Dieser Prozess hat sich in der Vergangenheit schon des Öfteren bewährt und konnte
bereits überraschende Ergebnisse erzielen (vgl. ebd., S. 167).
Dieses Prinzip der Kommunikation zeigt, dass ein offener Umgang miteinander zu
konstruktiven Dialogen führen kann, aus denen Erkenntnisse zu gesellschaftlichen
Themen gewonnen werden, die durchaus das Potential haben, politische
Entscheidungen zu beeinflussen. Allerdings findet ein „World Café“-Dialog nur in einem
begrenzten Umfang statt, da die Diskussionsrunden eine Größenordnung von etwa 20
bis mehreren hundert Personen haben (vgl. ebd.). Was aber wäre, wenn man mehreren
tausend oder gar zehntausenden Menschen die Möglichkeit gibt sich an solchen
Dialogen zu beteiligen? Dieses Ausmaß an Partizipation wäre im Web 2.0 durchaus zu
verwirklichen und die Ergebnisse könnten einen bedeutend größeren Einfluss auf
politische Entscheidungen haben. Unter diesem Aspekt wird im folgenden Resümee das
Konzept von Option 2.0 vorgestellt.
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Dieses Modell von Christoph Mann und dem Autor der vorliegenden Arbeit, das als
Beispiel für politische Kommunikation im Web 2.0, gelten kann, nimmt
zusammenfassend relevante Ergebnisse aus der Forschung beider Autoren im Rahmen
ihrer Bakkalaureatsarbeit, wieder auf.
5. Resümee - Option 2.0 – Ein Modell für ideale Online-Partizipation
In diesem letzten Kapitel wird Option 2.0 als Verbindungsstück zwischen idealer Online-
PR und idealer Online-Partizipation vorgestellt. Es stellt gleichzeitig das Resümee der
vorliegenden Arbeit dar, weil sich die in Kapitel 3.3. herausgearbeiteten Aspekte für eine
ideale Bürgerbeteiligung im Web 2.0 angewendet wiederfinden. Die ideale Online-PR,
die in der Bakkalaureatsarbeit „Online Relations im Web 2.0 - Eine neue Form der
politischen Kommunikation“ von Christoph Mann (2012) beschrieben ist, stellt in
diesem Zusammenhang die Rahmenbedingungen für eine optimale Teilhabe dar.
Nach dieser, nimmt „die ideale Online-PR ... den Dialog als Konzept auf, um mit den
Möglichkeiten des Web 2.0, der Online Partizipation des Prosumenten und der
Bereitstellung von Information, die Interessen der eigenen Organisation, sowie der
Öffentlichkeit legitim zu vertreten“ (Mann 2012, S. 23).
Die kollaborativen und interaktiven Elemente des Internets schaffen dabei die
technischen Voraussetzungen für die wechselseitige Online-Kommunikation des
Prosumenten mit den PR-Treibenden. Aus der idealen Social Media Strategie, die als Teil
der idealen Online-PR aus der angesprochenen Arbeit hervorgeht, sind der Schlüssel für
die Bereitstellung von Information, Berichterstattungen, die objektiv und
staatenunabhängig die LeserInnen bilden (vgl. Zhang/Swartz 2009, S.47 ff.).
Die legitime Vertretung der Interessen der eigenen Organisation, sowie der
Öffentlichkeit wird in der Studie von Zhang und Swartz perspektivisch für eine
zukünftige Online-PR vorgeschlagen.
“Scholars argue that the inclusion of the dialogue concept in the public relations is an
important step toward understanding how organizations can build relationships that serve
both organizational and public interests”. (Zhang/Swartz 2009, S.54)
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Dieser Ansatz ist auch für die ideale Partizipation im Web 2.0 von Bedeutung, da hier
durch den Diskurs der Teilhabenden, eine legitimer Konsens entsteht, der dem
öffentlichen Interesse entspricht.
Unter diesen Ansätzen wird im Folgenden die Idee Option 2.0 von den Initiatoren
Christoph Mann und Fabian Höffner persönlich vorgestellt:
„Nach unserer Vorstellung ist Option 2.0 eine Website, die Community und
Newsplattformcharakter hat, Menschen zusammenbringt und die Welt lebenswerter
machen soll. Auf der einen Seite fungiert sie also als soziales Netzwerk, um Diskurse zu
erm glichen und einen gemeinscha tlichen onsens herauszuarbeiten, au der anderen
Seite werden interaktiv mit dem Prosumenten nhalte zur Ver gung gestellt, die einen
informativen und investigativen Charakter haben.
Gleichzeitig soll Option 2.0 eine Mischform aus NGO und NPO darstellen. Das heißt, die
Organisation ist nicht gewinnorientiert, allenfalls bedarfsdeckend ausgerichtet. Es geht
also nicht darum mit der dee eld anzuh u en, sondern die Rahmenbedingungen r eine
ideale Partizipation im Internet zu schaffen, die durch globale Aufmerksamkeit einen
tatsächlichen Einfluss auf international relevante Entscheidungen hat. Daher muss Option
2.0 staatenunabhängig agieren können.
Der Organisation kann jeder Mensch beitreten, da wir angesichts der internationalen
usammenh nge, ein ewusstsein r eine ‚Weltb rgerscha t‘ entwickeln m ssen, um die
global entstandenen wirtschaftlichen, sozialen und umweltbetreffenden Probleme zu lösen.
Diesen negativen Auswirkungen des Fortschritts, die uns alle angehen, können wir nur
gemeinsam und ohne vordergr ndig nationale nteressen, entgegenwirken. m dieses iel
zu erreichen, soll die Community im Diskurs Grundwerte und darauf aufbauende
sungsans tze r bestehende Probleme entwickeln, die als asis r ein neues, besseres
System gelten können.
Die konkrete Umsetzung dieses Vorgangs wird durch Option 2.0 so verwirklicht, dass der
Prosument anonym seine Werte und Einstellungen veröffentlicht, zur Diskussion stellt und
reflektiert. Anschließend werden aus den gesammelten Normen, Grundsätze formuliert, die
in dem gemeinsam ge undenen onsens begr ndet sind und damit ihre egitimit t
erhalten.
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nter diesen runds tzen wird die Wirklichkeit erneut betrachtet und berdacht. Neben
diesem ‚Fenster zur Realität‘, dass uns die Medien durch ihre Berichterstattung aufmachen,
soll Option 2.0 auch einen Raum r neues, innovatives Wissen bieten, mit dem ein orizont
zu einer besseren Zukunft sichtbar wird.“
Abschließend werden im Anhang der Arbeit zusätzlich ein PR-Konzept und
Überlegungen zur Communitygestaltung von Option 2.0 beigefu gt. Der erste Schritt, der
aus dem PR-Konzept hervorgegangen ist, war die Gru ndung der Facebook-Seite von
Option 2.0, um Aufmerksamkeit im weltweit größten sozialen Netzwerk zu erregen. Der
nächste Schritt ist die Erstellung einer unabhängigen Website.
„Wir wissen nicht ob und wie unsere Idee funktionieren wird und was daraus entstehen
kann. Aber wir wollen wenigstens den Versuch unternommen haben, unsere
Verantwortung r andere Menschen wahrzunehmen.“
Christoph Mann & Fabian Höffner
Fabian Höffner 1007070 Bakkalaureats-Seminar LV-Leitung: Katharina Kleinen-von Königslöw
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Fabian Höffner 1007070 Bakkalaureats-Seminar LV-Leitung: Katharina Kleinen-von Königslöw
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Fabian Höffner 1007070 Bakkalaureats-Seminar LV-Leitung: Katharina Kleinen-von Königslöw
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Anhang Abstract Die Veränderungen der politischen Partizipation durch die Folgen des Internets und der Online-Kommunikation sind ein intensiv diskutiertes Thema in der Literatur. Vor allem die interaktiven Möglichkeiten des Web 2.0, schaffen die theoretischen Rahmenbedingungen für eine direktdemokratische Teilhabe, auf deren Basis politische Entscheidungen legitim vertretbar wären. Während sich die wissenschaftlichen Debatten hauptsächlich mit dem gegenwärtigen Zustand der Online-Partizipation beschäftigen, findet kaum eine Auseinandersetzung mit den tatsächlich nötigen Voraussetzungen für eine wirksame politische Kommunikation im Netz statt. Unter diesem Aspekt wird analysiert, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, damit eine Partizipation im Web 2.0 ideal gestaltet werden kann. Vor dem Hintergrund einer deliberativen Öffentlichkeit, können die Teilhabenden als Prosumer in einem diskursiven Prozess, politische Entscheidungen auf der Grundlage eines gemeinsamen Konsenses beeinflussen. Dieser Kommunikationsprozess unterliegt dabei optimalerweise der Diskursethik von Jürgen Habermas. Ihre Anwendung inden diese theoretischen Überlegungen in dem Modell von ‚Option 2.0’, das lang ristig zu einer Veränderung der politischen Öffentlichkeit beitragen könnte.
Option 2.0 Ein PR-Konzept
Unternehmensziel
Online-Community für gesellschaftsbezogenen Diskurs
Kommunikationsziele
• Aufmerksamkeit erregen
• Menschen zum Austausch anregen
• Diskussions-/ DiskursKultur näherbringen
Strategie
• Image als Werbung
• Freunde für Option 2.0 finden
• Community-Mitglieder und Freunde als Botschafter
• Aktive Teilnahme fördern
Kommunikationsdisziplinen
• Social Media
• Klassische Medienarbeit
Taktik/Maßnahmen • Facebook-Seite gründen
• Konvente
• Word of Mouth
• Teaser
• Freunde einladen
• Inhalte kommunizieren
• „Freunde mit Geld“ / Crowd Sourcing
• Pressemitteilungen (klassische Medienarbeit)
Communications Scorecard Finanzen
• Symbolwert: 300 €
• „Freunde mit Geld“ / CS
• Botschafter • AdministratorI
nnen/Modera-torInnen
• 100 % Budgettreue
• Anzahl der aktiven Nutzer
• Businessplan
Erfolgsfaktoren
Werttreibende
Kennzahlen
Aktivitäten
Dialoggruppe
• Austauschmög-lichkeiten
• Diskurs/Diskussion
• Image
• Anzahl der Freunde v.a. aktive Nutzer
• Facebook-Seite, später Website
• Konvente • Evaluierung
Potentiale
• Neue Freunde/Mitglieder
• Konsens
• Botschafter • Image
• Dialoginhalte und Ergebnisse
• Konvente • Website
Prozesse
• „Idealtreue“
• AdministratorInnen/Moderator-Innen
• Interne Selbstreflexion
• Auswahl ModeratorInnen/Administra-torInnen
Communitygestaltung • Profil („Ich, du, er, sie“)
• Anonym (Künstlername)
• Einstellung/Werte statt persönliche Daten
• Laufende Aktualisierung des Profils durch Teilhabe an Diskursen/Grundsätzen
• Persönliche Nachrichten (Chat)
• Inhalte auf „Pinnwand“ sichtbar
• Kultur erwünscht / Verbundenheit mit allen Lebensbereichen
• Erste Seite • Grundsatztafel
• Steckbrief (Wer sind wir? Was machen wir? Für was stehen wir? Wofür brauchen wir euch? Was habt ihr davon? ...) + Fragen an Option 2.0 (ohne Anmeldung möglich)
• Anmeldungs- / Registrierungsmöglichkeiten („Dabeisein“, „Hineingehen“)
Communitygestaltung
• Rubriken • Fragen an Option 2.0
• Fenster zur Realität
• Raum für Neues
• Grundsatztafel
• Quellen (Verlinkungen) „Do what‘s your best and link to the rest“
• Sonstiges • Logout („Hinausgehen“) + Zitat
Communitygestaltung
• Design • Schlicht, minimalistisch
• Übersichtlich
• Farbe: weißer Hintergrund, schwarze Schrift, „bunte“ Beiträge
• Jedes Profil hat eigene Farbe
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