„Schön, dass Sie da sind!“ Wertschätzung am Arbeitsplatz · Wertschätzung – eine Frage der...

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„Schön, dass Sie da sind!“ Wertschätzung am Arbeitsplatz Prof. Dr. Michael Tewes Dekan der Fakultät IMM

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Wertschätzung als zentrales Thema

Wunsch der Mitarbeiter:

„Ich möchte von meinem Vorgesetzten als Mensch gesehen werden“.

Wahrgenommene Realität aus Mitarbeitersicht:

Nur jeder 2. Mitarbeiter bescheinigt seinem Chef einen wertschätzenden Führungsstil.

(INQA-Studie 2006: „Was ist gute Arbeit?“)

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Motivationsschere (1)

Szenario 1:

Von der fehlenden Anerkennung zur „inneren Kündigung“

Leistung

Ausbleibende Leistung

Nachlassende Leistung

Kritik, Ärger, Hilflosigkeit

Schlechtere Leistung, „innere

Kündigung“

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Motivationsschere (2)

Szenario 2:

Durch wertschätzende Anerkennung zur

• besseren Leistung

• höheren Mitarbeiterzufriedenheit

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Leistung

Anerkennung

Bessere

Leistung

Mehr Anerkennung,

höhere Zufriedenheit

Bessere

Leistung

Motivationsschere (3)

Positive Auswirkungen

von gelebter Wertschätzung

• Arbeitsklima (Kommunikation, echte Anwesenheit)

• Unternehmensbindung (Loyalität der MA, Image der HSKA)

• verringerte Fehlzeiten/Krankenstände

• Motivation und Produktivität

Negative Auswirkungen

mangelnder Wertschätzung

Schaden für

• den einzelnen Mitarbeiter (physisch und psychisch)

• die gesamten Hochschule (mangelnde Arbeitgeberattraktivität, mangelnde Zukunftsfähigkeit)

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Wertschätzung und Gesundheit

Förderung/Steigerung/Verstärkung …

• des Wohlbefindens (Endorphine)

• der Konzentrationsfähigkeit (Dopamin)

• von menschlichen Beziehungen (Oxytocin)

• der Arbeits- und Leistungskraft (Adrenalin)

Abbau/Abnahme von …

• Stress (soziale Unterstützung, Entlastung)

• Ängsten

• des Risikos, an Depressionen zu erkranken

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Wertschätzung – eine Frage der Perspektive (1)

verbessert die Arbeitsatmosphäre

formt loyale, leistungsbereite und begeisterungsfähige Teams

Lob und Anerkennung der Leistung von MA/Kollegen

Wertschätzung von MA/Kollegen

Maßstab Leistung des Mitarbeiters/Kollegen Person des Mitarbeiters/Kollegen

Perspektive Nutzen des Mitarbeiters /Kollegen (Funktionswert)

Fähigkeiten, Persönlichkeit, Einzigartigkeit des Anderen (Seinswert)

Haltung Bewerten, Beurteilen Respekt, Wohlwollen, Anerkennung

Ausdruck Bewertung, Beurteilung Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit

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Wertschätzung – eine Frage der Perspektive (2)

Rektorat

Dekanate

Studiengänge

Professoren Mitarbeiter

Zentrale Einrichtungen

Verwaltung

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Wertschätzung – eine Frage der Perspektive (3)

Doppelperspektive:

„Erhalte ich genug Anerkennung am Arbeitsplatz?“

„Gebe ich selber genug Anerkennung am Arbeitsplatz?“

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Wertschätzung – eine Frage der Perspektive (4) Faktoren auf der Ebene von Rektorat, Dekane, Studiendekane

• TOP-Thema für die Reflexion / das Bewusstsein von Führungskräften > gelebter Verhaltenscodex, ‚best practices‘, Führungsprinzipien

• Wertschätzung als Führungsaufgabe > Motivation von Mitarbeitern

• Wertschätzung als Teil von Führungskompetenz > Schulung und Erwerb von Qualifikationsbausteinen für Führungskräfte

• Wahrnehmung: Zahl der MA, wachsende Aufgaben & Verantwortung MA

• Kritikfähigkeit und Offenheit für Kritik von hierarchisch untergeordneten Ebenen > Kritik ≠ Einbahnstraße, Konfliktfähigkeit, Feedback, Offenheit vs. ‚hidden agenda‘

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Wertschätzung – eine Frage der Perspektive (4) Faktoren auf der Ebene der Mitarbeiter

• Wertschätzung der Mitarbeiter untereinander

• Wertschätzung auch für die Arbeit der anderen Ebenen (Professoren, Studiendekane, Dekane und Rektorat)

• Kritikfähigkeit, kritische Reflexion des eigenen Einsatzes > Führungskraft kann Motivation nicht herbeizaubern, gegenseitige Treuepflicht; Fallen: Selbstoptimierung & „Ich-AG“ (Miteinander mit Kollegen & übergeordnete Ebenen), Offenheit vs. ‚hidden agenda‘

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Was braucht es zur authentischen Wertschätzung? (1) Ursachen für fehlende Wertschätzung

auf Seiten von Führungskräften und Kollegen

• Stress / schlechte Laune

• Mangelnde Sensibilität für das Thema

• Sympathie-Defizite

• Selbstwertschätzungs-Defizite

→ Starker Fokus auf dem Negativen, Perspektivenwechsel (!)

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Was braucht es zur authentischen Wertschätzung? (2) Denkfehler bzgl. Wertschätzung am Arbeitsplatz

• „Net gschimpft isch globt gnug?“ (!) → „Selbstverständliches“, „Ansprüche“

• „Unechte Wertschätzung“ vs. fundiertes Feedback

• „Wertschätzung ist teuer?“

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Was braucht es zur authentischen Wertschätzung? (3)

Echte Wertschätzung

individuell

emotional präzise

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Sprache der Anerkennung (1) „Kräftigende/anerkennende Worte“

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Anerkennung aussprechen und Dank sagen • Was habe ich beobachtet? Was bedeutet es für mich? • Welches Anliegen oder Bedürfnis von mir wurde dadurch erfüllt?

Dinge, für die es sich lohnt, sich zu bedanken und zu wertschätzen • Genauigkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Unterstützung etc. • Energie und Freude, die jemand einbringt; • Gute Teamarbeit, auch: Mut, seine kontroverse Meinung zu äußern • Das Meistern einer schwierigen/herausfordernden Situation • „Willkommen an Bord“

Herausforderung • Anerkennung tatsächlich in Worte fassen und aussprechen • Anerkennung ehrlich und aufrichtig vermitteln (Glaubwürdigkeit) und nicht nur Lob des Lobes

wegen äußern („Plastiklob“, „Gießkannenlob“)

Sprache der Anerkennung (2) „Ungeteilte Aufmerksamkeit/Gesten“ Darum geht es • Dialog, qualitativen Austausch und gemeinsame wertvolle Zeit: Möglichkeit zum Austausch • Dialog: dem Gegenüber wirklich zuzuhören und verstehen zu wollen (Anwesenheit,

Blickkontakt, aktives Nachfragen)

Möglichkeiten der Umsetzung • Mitarbeitergespräche und Kleingruppendialoge • Gemeinsames Mittagessen, persönliche Gesten/Geschenke • Bei Besprechungen: Zuhören, Ideen gemeinsam entwickeln, ausreden lassen • Auf Sätze mit „ja, aber…“ achten

Herausforderungen • Eigene Perspektive zurückhalten, bis der Andere sich wirklich verstanden fühlt • Nicht in Kategorien „Problem“ und „Lösung“ denken > keine vorschnelle Lösung präsentieren • Ungestörte Umgebung schaffen und Ablenkungen nicht nachgehen (Telefon/Handy, PC…)

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Sprache der Anerkennung (3) „Dienstleistungen/Hilfsbereitschaft“ Darum geht es • helfen und bereit sein • größere und kleinere Dienste, die für Andere aus Wertschätzung/Verbundenheit erbracht

werden > Der andere muss Ihre Hilfe auch wollen. Die eigenen Aufgaben müssen abgedeckt sein.

Beispiele für die Umsetzung • Hilfe anbieten/Aufgabe übernehmen, wenn jemand überlastet ist • Bei Überlastung an-/besprechen, wie Aufgaben neu organisiert werden können • Jemand Dritten bitten, dem Anderen zu helfen • Bei „chaotischen“ MA/Kollegen für Planung und Struktur sorgen

Herausforderungen • Handeln und helfen – statt sich zu ärgern oder frustriert zu sein • Mit Freude „dienen“ und rechtzeitig Grenzen setzen • Fallen: Das Image des Retters und Helfers in der Not ist nicht mehr loszuwerden, eigene

Bedürfnisse vernachlässigen. 17

Sprache der Anerkennung (4) „Vertrauen/Zutrauen“ (Empowerment) Darum geht es • Bei anspruchsvollen Aufgaben signalisieren, dass man diese dem Gegenüber auch zutraut • Mitarbeiter müssen gestalten dürfen, wachsen können, Einfluss nehmen • Auch bei Schwierigkeiten und Hindernissen dem Anderen den Rücken stärken

Beispiele für die Umsetzung • Mitarbeit in anspruchsvollen, fordernden Projekten; MA um Rat fragen • Entscheidungen auch eigenverantwortlich treffen zu dürfen, geklärte Verantwortlichkeiten • gestaltbare Freiräume eröffnen

Herausforderungen • Grenzen des Gegenübers erkennen. • Den „Rücken stärken“, auch bei Fehlern oder Misserfolgen > kritisches Feedback geben,

Feedback-Regeln • Selbst in den Hintergrund treten, Kontrolle abgeben, „Lorbeeren“ gönnen • Falle: Ungeliebte Themen zu delegieren, um sie los zu werden

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Aufeinander Acht geben: Belastungen (1)

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Aufeinander Acht geben: Belastungen (2)

Nicht selber reden, sondern Mitarbeiter/Kollegen fragen und zuhören:

1. Beschreiben, was Ihnen auffällt: „Ich sehe gerade …“

2. Fragen, „was los ist“.

3. Unterstützung anbieten: „Ich mache mir Sorgen und möchte Sie unterstützen“.

4. „Was brauchen Sie?“ / „Was müsste sich ändern, damit es Ihnen gut geht?“ (statt: eigene Vorschläge als erster Schritt)

5. Gesprächsbereitschaft signalisieren: „Also, wenn noch etwas ist …“

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Zu guter Letzt …: Sorgen Sie im Alltag gut für sich (1)

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Zu guter Letzt …: Sorgen Sie im Alltag gut für andere (2)

• Erinnern Sie andere (gerade in Krisen) an Erfolge. Lassen Sie andere gut dastehen.

• Schenken Sie dem Gegenüber Vertrauen. Machen Sie Ihr Gegenüber stark. Seien Sie authentisch und auf Augenhöhe.

• Unterstellen Sie Ihrem Gegenüber prinzipiell (bis zum Beweis des Gegenteils) gute Absichten.

• Geben Sie den Menschen an Ihrem Arbeitsplatz – wann immer es geht – das Gefühl, ein wertvoller Mensch zu sein.

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„Schön, dass Sie (immer noch) da sind!“ – und mir zugehört haben.

Vielen Dank!

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Quellen Bach, Carsten (2016): Wirtschaftsberatung [Folie 6]

http://wpbach.de/seminare/wertsch%C3%A4tzend-f%C3%BChren-selbstmarketingkompetenz-f%C3%BCr-f%C3%BChrungskr%C3%A4fte/

Beil, Josef (2014): Die 6 verschiedenen Sprachen der Wertschätzung. [Folien 15–18] http://www.janusteam.de/aktuelles-und-presse/die-6-verschiedenen-sprachen-der-wertschaetzung

Chapman, Gary & White, Paul (2011): The 5 Languages of Appreciation in the Workplace. Empowering Organizations by Encouraging People, Northfield Publishing: Chicago. [Folien 15-18]

Mai, Jochen (2016): Wertschätzung. Mehr als Belohnung und Lob. [Folien 5–6, 13–14] http://karrierebibel.de/wertschaetzung/

Matyssek, Anne Katrin (2011): do care! Gesund Führen und mehr. Materialien für Gesundheit im Betrieb. [Folien 2–4, 9, 12, 20–22]

http://www.do-care.de/wertschaetzung/

(Stand: alle 27. November 2016)

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