Berlinisch – ein Stadtdialekt Isch mach disch Krankenhaus! Kiezdeutsch als Dialekt?

Post on 06-Apr-2015

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InterkulturelleKommunikationBerlinisch – ein Stadtdialekt

„Isch mach disch Krankenhaus!“Kiezdeutsch als Dialekt?

Berlinisch Varietätenlinguistisch betrachtet

„Grundlage des Berlinischen sind das märkische Platt, das Hochdeutsche und das Sächsische. Weitere Zutaten kamen aus dem Jiddischen, dem Niederländischen und dem Slawischen.“

Was versteht man unter einer „Berliner Schnauze“?

Es wird kein Blatt vor den Mund genommen und Dinge/ Probleme werden direkt angesprochen

Theodor Fontane: "... darin sich Übermut und Selbstironie, Charakter und Schwankendheit, Spottsucht und Gutmütigkeit, vor allem aber Sentimentalität die Hand reichen."

Phonetische Besonderheiten des Berlinischen

Aufgabe: Hören Sie sich das Gedicht „Danach“ von Erich Kästner an und ermitteln Sie phonetische Abweichungen von Hochdeutschen.

Welche Wörter kennen Sie nicht?

Einige phonetische Besonderheiten des Berlinischen

[pf] > [p]/[f] Pferd> Fead Kopf > Kopp

Apfel> Appl [ts]/[s] > [t] was, das > wat,

dat[g] > [x]/[j] fragst > frachst

Tag > Tachgenau > jenau

[aı] > [e:] allein > alleen[aυ] >[o:] glauben > gloobn[x] >[k] ich > ick

Grammatische BesonderheitenDa hab ik nüscht von.

Auftrennung von Pronomen und Partikel (da...von)

Wat hältste nu von mich?Akkusativ-Dativ-Angleichung bei Pronomen

Ick hab’m Buch uff’m Tisch zu lieng.Erweiterter Infinitiv mit zu

Berliner Sprüche1. Ick gloob mir knutscht'n

Elch. 2. Nu plusta Dir ma nich so

uff. 3. Soll ick Dir die Fresse

polieren?4. Dir ham se wohl als Kind

zu heeß jebadet. 5. Dit is mir Jacke wie Hose. 6. Dit dauert ja ewich und

drei Tage. 7. Der reißt sich och keen

Been aus. 8. 'Ne olle Frau is keen D-

Zug.

A. Er gibt sich keine Mühe. B. Hetz mich nicht so, ich bin nicht mehr die Jüngste!C. Gib nicht so an. D. Soll ich meine Faust in Dein Gesicht stecken? E. Ich glaube fast, ich werde von einem Elch geküsst.F. Wird das nie fertig? G. Dich haben sie wohl als Kind so heiß gebadet, dass dein Verstand darunter gelitten hat. H. Das ist mir sowas von egal.

8. Hausübung

1. Vervollständigen Sie das ABC der Berliner Schnauze!

2. Wählen Sie einen Artikel aus der BZ auf Berlinisch aus und fassen Sie kurz zusammen, worum es in dem Artikel geht!

„Isch mach disch Krankenhaus!“

Kiezdeutsch als Dialekt?!

Frankfurter Rundschau vom 13.7.2007, zit. nach Androutopoulos (2011), 96

Fragen über Fragen

Aufgabe: Bitte beantworten Sie in Zweiergruppen ba-sierend auf Ihrem Wissen über das Kiezdeutsche die folgenden Fragen!

Bücher zum Thema

Zur „harten“ Grammatik

Einige harte „grammatische“ MerkmaleIch gehe nachher Kino.

Fehlen von Präposition + Artikel bei Lokalangaben

Ich mache Ausbildung als FachlageristWegfall von Artikel als Reflex des Gesprochenen

Lassma Kino gehen!Wir-Aufforderung durch Verschmelzung (lass

uns)Früher ich hab Faxen gemacht.

Temporalangabe als Rahmensetzer für Handlung ausgeklammert

Einige harte „grammatische“ MerkmaleMusstu Doppelstunde fahren.

Du-/Ihr-Aufforderung mit Partikel musstuWallah, Ischwör, lan, war so.

Neue Lexik und Wahrheitspartikel Ich mag Alpa Gun, weil der so aus Schöneberg

kommtso als Fokuspartikel

Gibs auch Leute, die den nicht kenn.gibs als Existenzanzeiger für die Einführung

neuer Infos+ Wegfall der Flexionsendungen

Ist Kiezdeutsch eine Bedrohung?

Aussagen aus Ihren EssaysSprechen die Jugendlichen mit Migrationshintergrund so, weil sie ihre

sprach-liche Kreativität ausleben und ein Wir-Gefühl in der Gruppe entstehen lassen wollen, oder weil sie einfach kein korrektes Umgangs- oder Standarddeutsch beherrschen?

„Wer Hochdeutsch spricht, macht sich verdächtig, arrogant zu sein – und wechselt lieber zum Ethnolekt.“ 

Sind Ethnolekte Gefahr oder ein äußerst interessantes sprachliches Phänomen?

Ist das nicht vielmehr eine Form der Identität mit ihrer Umgebung sowie ein Versuch der Verteidigung?  

Man kann auch einen Eindruck gewinnen, dass dieser Begriff Ethnolekt künstlich für Bedürfnisse der Linguistik und der Wissenschaft entstanden ist.

Kiezdeutsch ist nicht abhängig von der Herkunft oder der Muttersprache, sondern vom Wohnort der Sprecher.

Zur medialen Ikonisierung