Die Presse: Controlling

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Artikel ueber die neue Rolle von Controllern in Unternehmen

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P R O J E K T M A N A G E M E N T

„Ein Job fürPioniere“

Langsam konsolidiert sich einneuer Karriereweg neben der

traditionellen Linienhierarchie.

Wenn ein Weltkonzern ein neues Pro-dukt entwickelt oder ein Familienbetriebseine erste Filiale eröffnet, dann habenbeide so verschiedenen Unternehmenetwas gemeinsam: Sie haben ein Projektvor sich, das optimal gemeistert werdenmuss. Gute Organisation ist dabei nurein Teil der Aufgabe. Ein ebenso großer,nach Einschätzung mancher Expertenvielleicht der größte Teil, besteht ausKommunikation, aus der Vermittlungzwischen den oft sehr unterschiedlichenBeteiligten. Auch bei Projekten, die aus-schließlich mit firmeneigenem Personalabgewickelt werden, müssen schließlichMitarbeiter verschiedener Abteilungengut zusammenarbeiten. „Projektmana-ger sind so etwas wie Unternehmer aufZeit“, sagt Günter Rattay, Geschäftsfüh-rer der auf Projektmanagement speziali-sierten Beratungsfirma primas. „Sie ha-ben für eine begrenzte Zeit Führungsver-antwortung und Entscheidungskompe-tenz.“

Kompetenz und HausverstandIn kleineren Unternehmen wird die Ver-antwortung für Projekte dabei häufignach inhaltlichen Kriterien vergeben:Wer auch im Tagesgeschäft nahe amThema des Projektes arbeitet, bekommtdie Aufgabe aufgebrummt. „Das ver-führt dazu, sich aufs Inhaltliche zu kon-zentrieren und die Führungsaufgabe zuvernachlässigen“, warnt Rattay. Natio-nale und internationale Verbände be-mühen sich daher, ebenso wie viele Un-ternehmen, das Berufsbild des Projekt-managers zu definieren und als eigenenAusbildungs- und Karriereweg zu eta-blieren.

„Die wichtigsten Voraussetzungen füreinen erfolgreichen Projektmanager sindsoziale Kompetenz und Hausverstand“,sagt Günther Lauer, Vorstandsmitgliedvon Projekt Management Austria (PMA),dem österreichischen Verband. „Nebender Kenntnis der Methoden und vielpraktischer Projekterfahrung brauchtman außerdem Führungskompetenzund den festen Willen, das jeweilige Pro-jekt voranzutreiben und umzusetzen.“Kenntnisse und Erfahrung können dannnach den Kriterien der InternationalProject Management Association IPMAoder des Project Management Institutesinternational vergleichbar zertifiziertwerden.

An der Schnittstelle kann es knirschenAuch Firmen bemühen sich um standar-disierte Ausbildung. Siemens startete imJahr 2001 das Programm „PM@Sie-mens“, um konzernweite Kriterien fürsein Projektmanagement zu entwickeln.Seit 2004 ist auch Siemens Österreich imBoot, dort ist Wolfgang Raschka aus derZentralabteilung Quality Management &Operational Excellence für die Umset-zung verantwortlich. Für Projektmana-ger wurde eine vierstufige Karriereleiteretabliert, an dessen Spitze der Projektdi-rektor steht. „Er kann Projekte leiten, dievom Volumen her so groß sind wie einganzer Unternehmensbereich“, sagtRaschka. „Es ist eine Herausforderung,das in der Organisation sichtbar zu ma-chen.“

Denn die Schnittstelle zwischen Pro-jektleitung und Linienmanagementmuss moderiert werden: Sobald sich dieKoordinaten eines Projektes wesentlichändern, ist der Linienvorgesetzte gefor-dert, sich einzumischen. Dieser wieder-um sorgt sich nicht selten, durch das De-legieren an Projektmanager eigene Ver-antwortung einzubüßen. Auch Rattayhat erlebt, dass Konkurrenz entstehenkann, wenn in einem früher stark überdie Linie geführten Unternehmen pro-fessionelles Projektmanagement instal-liert wird. Er plädiert für ein modernesTalentemanagement: „Manche Men-schen funktionieren gut im Routinebe-trieb, andere brauchen mehr Abwechs-lung und sind so etwas wie Pioniere.“Wenn das Projektmanagement einen ei-genen Karriereweg eröffnet, finden beidePersönlichkeitstypen ihren optimalenArbeitsplatz.

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Erbsenzähler? Sparringpartner!FINANZEN. Controller unterstützen heute Manager bei der Entscheidungsfindung.

VON PAMELA KRUMPHUBER

Es gibt ihn noch, den typischen Erbsen-zähler, der sich hartnäckig in seineKonten verbeißt und vor jeder Investi-

tion sorgenvoll die Stirn runzelt. Dass eroder sie dafür den Kontakt mit anderen Ab-teilungen meidet, wird von Chefs nicht nurin Kauf genommen. „Viele Firmen suchengezielt nach solchen Zahlentypen“, sagt Eli-sabeth Utri, fachliche Koordinatorin desMasterstudiengangs „Controlling & Fi-nance“ an der FH Vorarlberg. „Ihnen istnicht bewusst, wie wichtig der Controllerist, um das Unternehmen nach vorne zubringen.“ Denn das Controlling erlebt der-zeit einen grundlegenden Wandel des Be-rufsbildes. „Früher haben oft Personen denWeg in diesen Beruf eingeschlagen, dienicht gut mit Menschen umgehen konn-ten“, sagt Utri. „Heute ist es ihre Aufgabe, ander Schnittstelle zu vielen anderen Abtei-lungen zu arbeiten.“ Fehlende Sozialkom-petenz ist in diesem Kontext kein Merkmalfür übergroße Genauigkeit, sondernschlicht ein Handicap.

Kritische Fragen erwünschtTatsächlich gibt es kaum mehr Unterneh-mensbereiche, die vom Controlling nichtberührt werden. „Der Controller prüft Pro-jekte kritisch“, sagt Heimo Losbichler, Stu-diengangsleiter „Controlling, Rechnungs-wesen und Finanzmanagement“ an der FHOberösterreich Campus Steyr. „Er ist freivon den Verpflichtungen, denen Produktionund Verkauf unterliegen, und hat daherauch ein Recht auf eine kritische Position.“

Andreas Zwickle, Programm-Manager des„MBA Controlling & Finance“ von Control-ler-Institut und WU Executive Academy, er-läutert diese neue Rolle im Unternehmen:„Controller sind nicht mehr nur Zulieferervon Daten, sondern Kommunikationspart-ner für den Finanzvorstand. Dieser brauchteinen aktiven Mitarbeiter, der die Unter-nehmensstrategie mitlebt.“ Gemeinsam set-zen sie die „financial Leadership“ um, in-dem die Unternehmensziele mit Zahlenma-terial unterlegt und durchgerechnet wer-den.

Die fachlichen Kenntnisse, die ein solcher„Sparringpartner für Manager“ (Losbichler)braucht, haben sich jedenfalls vervielfacht.Losbichler: „Früher kamen viele Controlleraus der Kostenrechnung und waren starkam internen operativen Geschäft orientiert.Heute wachsen der interne und der externeBereich eines Unternehmens zusammen,man muss daher etwas vom Geschäft ver-stehen, mit dem das Unternehmen seinGeld verdient. Die internationale Rech-nungslegung hat neue Aufgaben mit sichgebracht. Und auch Finanzierung und diedamit verbundenen Instrumente sind einThema. Das heißt, man muss auch die Kapi-talmärkte verstehen.“

Doch ebenso rasch, wie die Aufgaben ge-wachsen sind, verändern sich die geltendenStandards, betont Utri: „Nach jedem neuenWirtschaftsskandal wird diskutiert, wie manBetrug noch effizienter verhindern kann.Die internationale Rechnungslegung entwi-ckelt sich daher extrem dynamisch. Es istdie Aufgabe des Controllers, da am Ball zubleiben, weil er die Schnittstelle zur inter-nen Revision darstellt.“

Experten dringend gesuchtDie Wirtschaft hat jedenfalls großen Bedarfan qualifizierten Finanzmenschen. „Manhört immer nur vom Technikermangel, da-bei gibt es im Controlling das gleiche Pro-blem“, sagt Losbichler. „Die Materie ist inkurzer Zeit so komplex geworden, das Be-rufsfeld hat ein so massives Wachstum er-lebt, dass Experten an allen Ecken und En-den fehlen.“ Daher gibt es auch Aus- undWeiterbildungsangebote für alle Hierarchie-

ebenen und Unternehmensgrößen. Der be-rufsbegleitende Bachelor am FH Oberöster-reich Campus Steyr etwa wendet sich anBuchhalter, Steuerberater oder an Ge-schäftskundenberater in Banken, die sichfür den nächsten Karriereschritt qualifizie-ren möchten. Die Vollzeitvariante wird vorallem von HAK- und HLW-Maturanten ge-wählt. Ab 2010 wird dann auch der daraufaufbauende Master „Managerial Finance“angeboten, der die Ausbildung auf ein stra-tegisches Niveau hebt und mit Manage-mentwissen anreichert.

An der FH Vorarlberg ist der berufsbeglei-tende Master „Controlling & Finance“ be-reits eine von drei möglichen Vertiefungenzum betriebswirtschaftlichen Bachelor, derebenfalls berufsbegleitend oder Vollzeit stu-diert werden kann.

Den MBA wiederum wählen Spezialistenmit abgeschlossenem Studium und mehr-jähriger Berufserfahrung. Manche von ih-nen sind bereits CFO (Chief Financial Offi-cer), manche leiten strategische Abteilun-gen – oder sich machen mit dem MBA denersten Schritt in diese Richtung.

Keine falsche Scheu: Wenn das Management loslegt, hält das Controlling die Zahlen bereit. [Fotolia]

WEITERE STUDIENGÄNGE

Q „Finanz-, Rechnungs- und Steuerwesen“,Bachelor, FH Wien Studiengänge der WKW,www.fh-wien.ac.atQ „Rechnungswesen & Controlling“,Bachelor, Campus 02 Fachhochschule derWirtschaft, Graz, www.campus02.atQ BCI – International Accounting andFinance“, Master, FH Wr. Neustadt,www.fhwn.ac.at

TRENDS AM BILDUNGSMARKT K 29Samstag, 6. September 2008 K 29