Evaluation sektoröffnender Modellverträge: das Beispiel ...€¦ · I Bieterverfahren Q4/2014 bis...

Post on 04-Jun-2020

1 views 0 download

Transcript of Evaluation sektoröffnender Modellverträge: das Beispiel ...€¦ · I Bieterverfahren Q4/2014 bis...

Evaluation sektoröffnender Modellverträge:

das Beispiel Psychiatrie

Prof. Dr. med. Jochen Schmitt

GÖZ Jahresveranstaltung 2016

Dresden, 18. März 2016

www.uniklinikum-dresden.de2

Nach Busse, TU Berlin

Neu:

- IQTiG

- Innovationsausschuss

www.uniklinikum-dresden.de

Einige aktuelle Herausforderungen

- Sektorengrenzen = Designfehler

- Betrifft Sektoren: ambulant – stationär – Reha

- Betrifft im ambulanten Sektor Primär – Sekundär – Tertiärversorgung

- Betrifft in allen Sektoren berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit

- Bedarf wird mit Inanspruchnahme gleichgesetzt; Bedarfsgerechte Planung /

Prognose fehlt

- Qualität = ??? (aktuell Vergütung nach Menge, nicht nach Qualität)

- Patientenzentrierung nicht umgesetzt

3

www.uniklinikum-dresden.de4

- Routinedaten

- GKV, KIS, sektorenübergreifende Akte im Netzwerk, etc.

- zusätzlich Primärdaten

- Präferenzen

- Patient Reported Outcomes

- Bilddaten, genetische Daten, Biomarker, etc.

Herausforderungen in der Versorgung psychisch kranker Menschen

I Psychische Erkrankungen

― komplex

― intensive und oft andauernde Auswirkungen auf die soziale

Teilhabe der Betroffenen

― erfordern eine multiprofessionelle, behandlungsphasen- und

sektorenübergreifende Behandlung

I Schnittstellen ein grundlegendes Problem

I §64b SGB V (seit 2013) Modelle (sektorenübergreifend,

patientenzentriert)

I §65 SGB V Verpflichtung zur Evaluation

5

Bettenmessziffern im internationalen Vergleich

6

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

1.0

1.2

1.4

1.6

Italien USA Australien Österreich Polen UK Frankreich Schweiz Tschechien Deutschland NL

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

aus: OECD (2014), „Psychiatric care beds“, Health: Key Tables form OECD, No. 35

2 Hintergrund

7

„Trotz stetig steigender

außerklinischer Leistungen (…) hat

sich der Abbau stationärer

Kapazitäten in den letzten Jahren

verlangsamt und vielerorts ist eine

gegenläufige Entwicklung, d.h. ein

Wiederanstieg stationärer

Kapazitäten zu verzeichnen. Dabei

wird die Gefahr gesehen, dass der

Ausbau stationärer

Bettenkapazitäten (…) nicht allein

Folge wachsender klinischer

Behandlungsbedarfe ist, sondern

auch durch ökonomische

Fehlanreize mit verursacht wird.“

aus: AG Psychiatrie der AOLG – Bericht für die GMK 2012

Herausforderungen

• Pauschalierendes Entgeltsystem für psychiatrische und

psychosomatische Einrichtungen (PEPP)

• Integrierte Versorgung (IV)

IV von Patienten mit psychotischen Erkrankungen: das

„Hamburger Modell“(DAK, HEK, IKK Classic, AOK Rheinland/ Hamburg - UKE; Lambert et al. (2010), Karow et al.

(2012), Lambert et al. (2014); Karow et al. (2014)

IV-Vertrag „Münchner Modell“1

Landesverband der Betriebskrankenkassen Bayern - Centrum für Diseasemanagement und

Verein Münchner Nervenärzte und Psychiater e.V.

Psychiatrie Initiative Berlin Brandenburg (PIBB)AOK, BKK, DAK - IBB GmbH & Co KG (Gründer und Gesellschafter sind Vertreter der

ambulanten Versorgung); Kissling (2008); Spill et al. (2013); Fischer et al. (2013), Bramesfeld

(2013)

IV Schizophrenie in Niedersachsen („Niedersächsisches

Modell“)AOK Niedersachsen- I3G GmbH

Netzwerk psychische Gesundheit (früher: „TK-Modell“)TK, KHH, DAK, KKH Allianz - z.B. Medizinisch-therapeutisches Versorgungszentrum Dresden

GmbH, Pinel Stierlin, …. Schützwohl et al. (2014)

• Regionales Psychiatriebudget (RPB)

Bisherige Steuerungsmaßnahmen

1 Das „Münchner Modell“ wird von Schmid et al. (2013) als RPB klassifiziert

Im Rahmen des Psych-Entgeltgesetztes (2012) ist nun die

Weiterentwicklung der Versorgungsmodelle (RPB, IV) in

Modellvorhaben gemäß §64b SGB V möglich.

Ziele der Verträge gemäß §64b SGB V

• verbesserte Patientenversorgung durch sektorenübergreifende Behandlung

• Stärkung stationsäquivalenter Behandlungsmöglichkeiten

• Anpassung der Behandlung an den tatsächlichen Bedarf

• Kontinuität der Behandlung

• Berücksichtigung des individuellen sozialen und beruflichen Umfelds

Erhöhung der Akzeptanz / Compliance

• kosten-effektiverer Mitteleinsatz (Effizienz)

8

Bundesweit einheitliche Wissenschaftliche Evaluation von Modellvorhaben nach §64b SBG V

I Beteiligung von 94 Krankenkassen

I Bieterverfahren Q4/2014 bis Q2/2015

I Durchführung der Evaluation durch ZEGV Dresden, Universität

Magdeburg und WIG 2

I Bisher 16 Modelle + neue Modelle 2016

9

Analyse der Effektivität und Qualität der Modelle

10

Versorgung in Modell nach § 64b SGB V

Veränderung der Versorgungsprozesse

Veränderung des Versorgungsoutput

Veränderung des Versorgungsoutcomes

- Klinische Outcomes

- Patientenberichtete Outcomes

- Kosten-Effizienz

Struktur-

qualität

Prozess-

qualität

Ergebnis-

qualität

Input

Throughput

Outcome

Output

Eigene Darstellung gemäß Pfaff und Donabedian

Outcomeparameter

11

Studiendesign: Nutzung anonymisierter GKV-Daten

12

Herausforderungen

I Vergleichsgruppe (Leistungserbringer)

― Soziodemographie / regionale Faktoren

― Struktur der Kliniken

― Patientenklientel

I Datenschutz und Datenmanagement

I Modellspezifische Evaluation (Modellklinik vs. Kontrollkliniken)

I Modellübergreifende Evaluation

13

Algorithmus basierend auf

Strukturierten Qualitätsberichten

und INKAR Daten

Einheitliche

Datensatzbeschreibung,

Trennung Datenmanagement und

Auswertestellen

Meta-Analyse

Zeitplan

14

15

Zeitplan

16

Stärken und Schwächen

I Beteiligung von 94 Gesetzlichen Krankenkassen

I Kontrollgruppendesign

I Langfristige Perspektive

I Umfassende Sekundärdaten-Basis

I Einheitliche Evaluation aller Modellverträge

I Vergleich der Effekte durch Meta-Analyse

I Keine Abbildung der Ergebnisqualität aus Patientenperspektive

Ergänzende Primärdatenstudie erforderlich!

Ergänzende Primärdatenstudie

I Beteiligung aller Interessengruppen: Patientenvertreter, Leistungserbringer,

Kostenträger

I Einfluss der Behandlung auf Lebensqualität, Erkrankungssymptome,

Behandlungszufriedenheit, soziale und berufliche Integration

I Befragung von Patienten (Längsschnittstudie)

I Einwilligung in Verknüpfung Befragungsdaten mit Sekundärdaten

Datentreuhänderstelle

I Antrag in Vorbereitung

Analyse der Effektivität und Qualität der Modelle

18

Versorgung in Modell nach § 64b SGB V

Veränderung der Versorgungsprozesse

Veränderung des Versorgungsoutput

Veränderung des Versorgungsoutcomes

- Klinische Outcomes

- Patientenberichtete Outcomes

Struktur-

qualität

Prozess-

qualität

Ergebnis-

qualität

Input

Throughput

Outcome

Output

Eigene Darstellung gemäß Pfaff und Donabedian

19

20

DNFV-Delphi Studie zum Innovationsfonds

21

DNFV-Delphi Studie zum Innovationsfonds

22

DNFV-Delphi Studie zum Innovationsfonds

23

DNFV-Delphi Studie zum Innovationsfonds- Empfehlungen für Thematische Schwerpunkte

24

FAZIT: Forschung und Entwicklung entscheidend zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems*

25

*Norbert Schmacke

G+S – Gesundheits- und Sozialpolitik, 2014

I Kritische Evaluation ist entscheidend für zielorientierte Systeminnovation

I Sekundärdaten sind hier effiziente Ressource, jedoch im internationalen

Vergleich hohe datenschutzrechtliche Hürden

I Patientenperspektive durch Sekundärdaten nicht ausreichend abbildbar

I EVA64 bietet eine bundesweit einheitliche Evaluation der Effekte der

Sektorenöffnung in der Behandlung psychisch kranker Menschen.

I Generalisierbare und vergleichende Langzeitauswirkungen werden ableitbar

und bieten dann Evidenzgrundlage für zukünftige Gestaltung der

psychiatrischen Versorgung.

Evaluation sektoröffnender Modellverträge:

das Beispiel Psychiatrie

Prof. Dr. med. Jochen Schmitt

GÖZ Jahresveranstaltung 2016

Dresden, 18. März 2016