In Würde – bis zuletzt Die Sichtweise alter Menschen Univ.- Prof. Dr. Sabine Pleschberger Jung....

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In Würde – bis zuletzt

Die Sichtweise alter Menschen

Univ.- Prof. Dr. Sabine Pleschberger

Jung. Alt. Miteinander1. Steirische Generationen-Fachtagung

Mittwoch, 23. Mai 2012, Graz

© Hapé Smeele

Aktiv Altern

Würde

„Bis zuletzt“

Selbstbestimmung

Vorsorgen

Forschungsprojekt „Sterben in Würde“

Ziele & Fragestellung: Entwicklung eines Würdekonzeptes aus der Perspektive der

alten Menschen in Heimen Mehr Verständnis über Bedürfnisse dieser Menschen am

Lebensende

Durchführung: Förderung von der Deutschen Hospiz Stiftung & Eigenmittel

Abteilung Palliative Care & OrganisationsEthik, IFF, Universität Klagenfurt (2001-2005)

Projektteam: Andreas Heller, Sabine Pleschberger, Katharina Heimerl, Klaus

Wegleitner, Harald Weikl, Sabine Wadenpohl

Methodisches Vorgehen im Projekt

1. Sichtweise alter Menschen auf Würde (narrative Interviews, n=25)

Theoretisches Sampling: - Alte Menschen in

verschied. Pflegeheimen - Raum Dortmund u.

München (städt., ländl.)- Alter: 63 – 93 (ø 82 Jahre)- 18 Frauen, 7 Männer- ~ Pflegebedürftigkeit

2. Perspektive von Professionellen (Interviews, Gruppendiskussionen)

Stichprobe:- n = 15 Interviews- 6 verschiedene Träger- 4 Gruppendiskussionen,

mit 30 Personen interdisziplinär

Würdekonzeption aus BewohnerInnensichtWürdekonzeption aus BewohnerInnensicht

relationale Würde

intrapersonal

Glaube

körperliche Integrität

Sinn

(...)

Würdekonzeption aus BewohnerInnensicht

Intrapersonale Würde Kern der Persönlichkeit beeinflusst von Biografie, Glauben, Körperlicher

Integrität, Sinnfragen,

Relationale Würde Würde heißt Würdigen, d.h. Würde bedarf der

Anerkennung und entsteht in sozialen Begegnungen, ist abhängig von sozialen Beziehungen

Relationale Würde

große Bedeutung sozialer Beziehungen

soziale Beziehungen

FreundInnen

Familie

andere BewohnerInnen

MitarbeiterInnen

"dra

ußen

Pflegeheim

Was Würdigung verschafft (1)

Würdigung, weil ich alt geworden bin„Was ich alles geleistet/geschafft habe“

Beruf

Familie

Haus, Eigentum

Lebensereignisse, z.B. Migration, ....

nicht ausreichend; Würdigung muss immer wieder aufs

Neue „verdient“ werden

Was Würdigung verschafft (2)

„... dass der Mensch trotz seines Alters beachtet wird, dass man ihn schätzt.“

Würdigung trotz des Alters: „Nicht zur Last fallen” - Belastungsvermeidung

Sich Fügen/ Anpassen

„brave Heimbewohner/innen bzw. Patient/innen....“

Einsatz vorhandener Ressourcen

„was ich noch alles kann und tue“

Ökonomische Aspekte

Entscheidungen (Bsp. Bestattung)

Die bedrohte Würde

Krankheit und Pflegebedürftigkeit – eine Bedrohung für Würde

Demenz:

„Wenn du den

Verstand nicht mehr

hast, dann ist man

bald nichts mehr wert,

gell“

© Hapé Smeele

Würde-Pflegebedürftigkeit-Qualität der Versorgung

relationale Würde

intrapersonal

Versor-gungs-qualität

Belastungs-vermeidung

"nicht zur Last fallen"

Pflege-bedürftigkeit/

Krankheit

I: Und kann man, wenn man Alzheimerkrankheit hat, auch in Würde Altern und Sterben?

E: „Ich finde (...) dass man wenn man zum Liegen kommt, dass man vor allen Dingen auch sauber gehalten wird, (...) und dass sie trotzdem versuchen mit einem zu reden, (...) und dass man nicht soviel allein gelassen wird (...) das verstehe ich eigentlich da drunter.“

„Ja, mein Vater schon, der hat einen schönen Tod gehabt, am Kartoffelfeld draußen ...“

Kriterien für ein würdevolles Sterben

- Aktiv bis zuletzt

- Den Willen berücksichtigen und sterben

dürfen

- Keine Schmerzen

- Im Kreise vertrauter Menschen

(Abschiednehmen und Würdigen)

- Zeitpunkt (bevor ...)

Sterben in Würde - auch eine Frage der Perspektive

© Hapé Smeele

Würde und Bestattung

(Relationale) Würde endet nicht mit dem Tod

- Umgang mit der Leiche

Bestattung als wichtiges Thema- Ritual des Abschiednehmens

- Grabstätte – Ort der Würdigung

Wer kümmert sich darum?- Grab, das nicht besucht wird erscheint sinnlos,

ein Grab, das nicht gepflegt wird, würdelos

Fazit

Vorsorgen ist wichtig

Advance Care Planning (ACP)

- „Vorsorgende Planung“ für das Lebensende

- verschied. Möglichkeiten Trendumkehr in der

int. Entwicklung- Von „self care“

(Vorausverfügungen) hin zu „Let‘s talk“ (ACP als Prozess)

Definition – Advance Care Planning ist …

„… a process of discussion between an individual, their family, and care providers....”

„Advance Care Planning (ACP) umfasst die laufende Kommunikation die es den Einzelnen ermöglicht, ihre persönlichen Werthaltungen,

Präferenzen, Wünsche und speziellen Behandlungsoptionen zu äußern. Diese können

auch schriftlich festgehalten werden als Information zur Pflege und Behandlung in der Zukunft.“ (Definition des NHS ,

Übersetzung SP)

Was ist das Ergebnis von ACP?

Willenserklärung oder Vorausverfügung- enthalten positive oder negative Stellungnahmen zu

bestimmten lebensverlängernde Maßnahmen

Nennung einer bestimmten Person im Falle von eingeschränkter Entscheidungs- bzw. Kommunikationsfähigkeit

- Gesetzliche/r Vertreter/in bzw. - Betreuer/in

Abgestimmte Vorgangsweise im Notfall - Konkreter Behandlungsplan / „Notfallplan“

Allgemeine Werthaltungen und Stellungnahmen zu Pflege und Behandlung

- Ausgesprochen und evtl. schriftlich festgehalten

Beispiele:

Dimensionen von Vorsorgen

ACP im Kontext von Versorgung- „Anlässe“ - Professionelle im Gesundheitswesen unter Einbeziehung

von Betroffenen und Angehörigen

ACP als Baustein eines aktiven Alterns- Wer redet mit wem darüber? - Projekt „Peer education“, University of Nottingham- Seniorenorganisationen

ACP „daheim“ in der Familie - Gesprächskultur- Vermittlungs-/Moderationsrolle: Wer nimmt sie ein?

Forschung zu Advance Care Planning

Studie zu ACP in einem Krankenhaus (Detering et al. 2010)

- Einsatz von ACP hatte positive Effekte auf Betroffene und Angehörige bzgl. Zufriedenheit mit der Versorgung am Lebensende und Befinden in der Trauerphase

Studie mit älteren Menschen zu ACP, Motive für ACP? (Seymour & Horne 2011)

- Sorgen, dass sich die Familie streiten könnte, wie diese mit den Entscheidungen zurecht kommt

- Nicht Autonomie und Selbstbestimmung sind zentrale Beweggründe!

Ausblick

Würde braucht Würdigung- Vorsorge als Prozess der

Kommunikation

Wir müssen mehr & besser miteinander reden

- auch und gerade über die schwierigen Dinge

- in der Medizin & Pflege - in den Familien - zwischen

den Generationen- im Freundeskreis- in der Gesellschaft