Kognitive Verhaltenstherapie im Alltag der ... · Sex mehr hat. Fallbesprechung ... • Vorläufige...

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Kognitive Verhaltenstherapie im Alltag der Grundversorgerpraxis

Dr. Dipl.-Psych. Nadine Bull

Tel. 044 716 42 84; n.bull@sanatorium-kilchberg.ch

Inhaltliche Wünsche der Teilnehmer

• Verhaltenstherapie bei Tinnitus• Methoden der Hypnosetherapie zur Entspannung /

Entspannungsverfahren • Wie verhalte ich mich als Arzt, wenn Verwandte oder

Kollegen ein Zeugnis für die Fahrtauglichkeit verlangen?

• Fallbericht von Sabine Kappler (Zwangsstörung, KJ)• Fallberichte von Ulrike Gille (somatoforme Störung)• Borderline-Persönlichkeitsstörung

Fallbericht Th. I – 15.04.2002

• Ergänzende Fragen zum Fallbericht?• Diagnose

Verhaltenstherapie bei Zwangsstörung• Störungsmodell• Psychoedukation für die Patientin und die Familie • Analyse der Situation(en), wo Zwangsverhalten auftritt • Expositionstherapie • Systemische Gesichtspunkte• Beziehungsaufbau zur Patientin

• Störungsmodell• vorausgehende / prädisponierende Faktoren

• auslösende Faktoren

• aufrechterhaltende Faktoren (Entlastung durch das Symptom, sekundärer Krankheitsgewinn)

Grundlagen - Behandlung einer Zwangsstörung

Exposition in vivo bei Zwangsstörungen

• Pat. zeigen Therapeuten ihr Zwangsverhalten (Diagnostik)

• Exposition mit Reaktionsverhinderung

• „Drehbuch der Exposition“ – Was ist normal? • Regeln der Exposition vorab definieren (was ist nicht

erlaubt – für Patientin, für Angehörige)• Übungen zur Wiederholung

Hypnotherapeutische und Entspannungsverfahren

• Hypnose ist• Einengung der Aufmerksamkeit• Aktivierung des Vorstellungsraumes• Veränderung der Körperwahrnehmung

• Verbal ist eine Hypnose gekennzeichnet durch• Verwendung von Sinnesattributen• Es werden keinen Negationen verwendet• Es werden keine Widersprüche zum inneren Erleben erzeugt

(Yes-Setting)• Pacing and Leading• Es werden spezifische Kommunikationsmuster eingesetzt

• Die intensive Vorstellung führt zu einer Reduktion auf allen Ebenen

Grundlagen einer hypnotherapeutischen Behandlung

• Informationsverarbeitung jenseits der Vernunft• emotions- und erlebnisbasierter Zugang• auf den Patienten zugeschnittener individualisierter

Zugang• z.B. Geschichten und Metaphern mit Zauberkraft, Schmerz

gross und klein werden lassen, neuen Kontext entwickeln, neues Erleben erzeugen – „stark wie ein Löwe“

• Unterbrechung gewohnter Muster• Veränderung physiologischer Muster• Anregung einer szenischen Vorstellung• Anregung innere Suchprozesse

• erfordert vom Th. hohe Flexibilität, gewisse Sicherheit in der Methodik und Phantasie („kein Kochbuch“)

Einsatz von hypnotherapeutischen Elementen in der Praxis - Erfahrungsaustausch• Welche Erfahrung mit hypnotherapeutischen

Zugängen bestehen?

• Was war hilfreich und hat sich als wirksame Intervention erwiesen?

• Welche Patienten sind besonders geeignet?

Verhaltenstherapie bei Tinnitus

• „Diagnostik“ – Beschreiben der Symptomatik • Psychoedukation• Erklärungsmodell des Patienten erfragen• Veränderungen der Symptomatik (in welchen

Zusammenhängen verändert sich der Tinnitus)• Protokoll zur Beobachtung der Symptomatik (cave:

zeitlich begrenzen; Ziel: Einflussfaktoren eruieren)• Ziele mit dem Patienten erarbeiten

• Allgemein: Anspannung reduzieren, Einstellung zur Erkrankung verändern, Aufmerksamkeit steuern lernen

• Individuelle Ziele des Pat. aus seiner Lebenssituation heraus

Verhaltenstherapie bei Tinnitus

• Kognitive Techniken anwenden• Situationen analysieren (Denken-Handeln-Fühlen)• Denkfehler identifizieren und verändern

• Verhaltensveränderungen etablieren• Aufmerksamkeitslenkung• Rückzugs- / Schonverhalten aufgeben

Verhaltensorientierte Techniken

• Übungen zur Symbolisierung• der Tinnitus als Bild einer äusseren Geräuschquelle• der Tinnitus als ein bestimmtes Geräusch, welches in eine

angenehme Vorstellung eingebunden wird (z.B. Tuckern eines Motorbootes)

• Dialog mit dem Symptom / Problem• Brief an den Tinnitus (Brief an den Tyrann)• den Tinnitus malen

• Hypnotherapeutische Übung• den Tinnitus lauter und leiser drehen

• Entspannungsübungen• Phantasiereisen

Phantasiereise „Ort der Ruhe“

Fallbeispiel - G.H., 41 Jahre, verheiratet, 2 Kinder

kommt aus dem Kosovo, seit ca 20 Jahren in der Schweiz, spricht gut Deutsch. Ich kenne sie seit 2009, seitdem kommt sie regelmässig als Notfall mit starken Brustschmerzen. Weder beim Tastbefund noch sonografisch noch mammografisch je irgendwelche Auffälligkeiten. Beim Abtasten tut auch nicht immer die gleiche Stelle weh, wenn ich mit ihr spreche, kann ich auf Stellen, die gerade noch ganz furchtbar weh taten, mit relativ viel Druck tasten. Jetzt kam sie, weil sie, bei sonst auch unregelmässigem Cyclus, seit 3 Monaten keine mens hatte. Einerseits tat wieder eine Brust weh, andererseits klagte sie, sie habe keine Lust auf Sex. Ihre Erklärung dafür war, dass sie keine mens hat. Bemerkenswert ist die Erscheinung von Frau G. Sie kommt immer in extrem hohen Schuhen, die Kleider sind eigentlich immer eher zu kurz und zu eng, bis sie sich auszieht, hat man den Eindruck einer üppigen Oberweite, aber das ist nur ausgestopfter BH

Fallbesprechung

• Soziale Faktoren / Lebenskontext der Patientin • Medizinische Faktoren / andere körperliche

Beschwerden• Erklärungsmodell Patientin / Ärztin • Vorläufige Diagnose? • Zielklärung – Was will Patientin? Was will der

Arzt/Ärztin?• Bewältigung

• Wann zeigen sich Beschwerden gebessert?• Was tut Patientin, damit Beschwerden sich bessern?

• Sexualität – Welche Schwierigkeiten bestehen?

Fallbeispiel - R.S, 55 Jahre, verheiratet , 3 Kinder

• Seit 5 Jahren immer wieder akute Unterbauchschmerzen, eher retrosymphysär, nie irgendein organisches Korrelat. Daneben regelmässig Blasenentzündungen, dann mit typischen Symptomen und nach Antibiotika sofort beschwerdefrei. Sie habe die Schmerzen häufig nachts, aber auch tagsüber, nach ½ Tbl Spiralgin ist sie sofort beschwerdefrei. Sie klagt jetzt, dass ihr Mann sich beklagt, dass sie wegen der Schmerzen keine Lust auf Sex mehr hat.

Fallbesprechung

• Soziale Faktoren / Lebenskontext der Patientin • Medizinische Faktoren / andere körperliche

Beschwerden (Menopause?)

• Erklärungsmodell Patientin / Ärztin • Vorläufige Diagnose? • Zielklärung – Was will Patientin? Was will der

Arzt/Ärztin?• Prophylaxe Blasenentzündung

• Bewältigung • Wann zeigen sich Beschwerden gebessert? • Was tut Patientin, damit Beschwerden sich bessern?

(Spiralgin einnehmen, Antibiose bei HWI)• Sexualität – Welche Schwierigkeiten bestehen?

Beurteilung der Fahreignung ab 70

http://www.irm.uzh.ch/downloads/vmfp/literatur/wegleitungen/fahreignung_alter.pdf

Eigene Erfahrungen in der Praxis

• Eigener Umgang mit der Fragestellung (Fahrtauglichkeit bei Verwandten / Kollegen beurteilen)

• Vorgehensweise und Entscheidungshilfen bei konflikthaften Situationen

4 Felder-Schema

Ich stelle das Zeugnis ausPro Contra

Ich stelle das Zeugnis nicht ausPro Contra

Borderline-Persönlichkeitsstörung

• Probleme in der eigenen Identität• Probleme in der Emotionsregulation• Eingeschränkte Bewertungsmuster • Interaktionelle Problematiken

• Bemühen – Verlassen werden zu verhindern• Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen

Beziehungen• Identitätsstörungen: Instabiles Selbstbild• Impulsivität in mind. 2 Lebensbereichen• Wiederholte suizidale Handlungen, Suizidandrohungen, Selbstverletzung• Affektive Instabilität• Chronisches Gefühl der Leere• Unangemessen starke Wut oder Schwierigkeiten Wut / Ärger zu

kontrollieren• Vorrübergehende paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome

Schwierigkeiten der Behandlung einer BPS in der Allgemeinpraxis • Welche Schwierigkeiten ergeben sich?

• Pat. brauchen viel Zeit• wechselnde Anliegen und Beschwerden (max. Wichtigkeit)• interaktionelle Konflikte können rasch entstehen, „unsichere

Bindung“ an den Arzt • Suizidalität und Krise oft im Vordergrund• „Geschichte“ der Pat. oft nur fragmentarisch bekannt• hohes Kontrollbedürfnis – Pat. haben enge Vorstellung von

dem, was richtig ist oder sie zulassen können• reagieren aversiv auf „ärztliche Ratschläge“ • Pat. kennen ihr Anliegen an den Arzt teilweise selbst nicht • wie viel Hilfe ist sinnvoll? man muss als Arzt seine eigenen

Grenzen wahren

DBT-Strategien

• Dialektisch: Akzeptanz und Veränderung (oder die Suche nach dem Mittelweg)

• gefährdendes Verhalten reduzieren

• Validierung des Erlebens des Patienten (vermitteln, dass man versteht, wie es sich anfühlt)

Fertigkeitentraining• äussere und innere Achtsamkeit• Emotionsregulation• Stresstoleranz • Selbstwertstabilisierung• zwischenmenschliche Fähigkeiten

Validierung auf sechs Stufen (Sendera & Sendera, 2007)1. ungeteilte Aufmerksamkeit2. intermodale Kommunikation (Antwort und Reflektion auf der

gleichen Ebene -> Kognition-Kognition, Emotion-Emotion)3. crossmodale Kommunikation (Kognition –Emotion, Emotion-

Kognition) (mind reading)4. Validierung in Bezug auf Biografie und Pathologie des

Patienten („Wenn ich mir vorstelle, was sie früher erlebt haben, verstehe ich, dass ….“)

5. Validierung in Bezug auf gegenwärtigen subjektiven Kontext bezogen („Wenn ich so Angst hätte wie sie, dann würde ich auch erst einmal …“)

6. radikale Echtheit, generalisierende Kommunikation (Th. behandelt Pat. als Gleichgestellten)

wichtige Bedingungen für die Behandlung

• gute Netzwerkarbeit (behandelnde Therapeuten, gemeinsames Krisenmanagement)

• Diagnostik / Info-vermittlung• gemeinsame Therapieziele (was ist Aufgabe des

Allgemeinmediziners)• Entscheidung: radikale Akzeptanz, Entscheidung für einen

neuen Weg, innere Bereitschaft

• Behandlungs“vertrag“, Umgang mit Suizidalität• Analyse von besonders schwierigen Situationen • wie tritt der Arzt / Therapeut auf (eigene Grenzen,

Kontaktangebote)

Literaturliste

• Tinnitus• Kröner-Herwig, Jäger, Goebel (2010). Tinnitus – kognitiv-

verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Beltz.• Emotionsregulation

• McKay, Wood, Brantley (2010). Starke Emotionen meistern. Dialektische Verhaltenstherapie in der Praxis. Junfermann.

• Marks (2011). Scham die tabuisierte Emotion. Patmos. • Borderline

• Sendara & Sendara (2007). Skills-Training bei Borderline und Posttraumatischer Belastungsstörung. Springer-Verlag.

• Linehan (2009). Trainingsmanual zur DBT der BPS. CIP Medien. • Persönlichkeitsstörung

• Sachse et al. (2011). Klärungsorientierte PT von Persönlichkeitsstörungen. Hogrefe.

Literaturliste

• Ressourcenaktivierung• Willutzki & Teismann (2013). Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie.

Hogrefe (Fortschritte der PT, Band 52) • Übungshefte – aus der Reihe Das kleine Übungsheft, Bibliothek der

guten Gefühle. Trinity Verlag• Zen in einer bewegten Welt, Achtsamkeit• Selbstbewusstsein• emotionale Intelligenz• mit schwierigen Zeitgenossen umgehen, Grenzen setzen – Nein sagen etc.

• Angehörige / allgemeine Infos zu psychischen Krankheitsbildern• Bull, Poppe (2015). Zuhören, Informieren, Einbeziehen –Leitfaden für die

Arbeit mit Angehörigen in der Psychiatrie. Psychiatrie-Verlag.

zusätzliche Materialien

Grundlagen des Falles

• Angaben zum Patient: Hr. / Fr. XY, Alter, aktuelle Lebenssituation

• psychische Problematik:• Welche Symptomatik besteht?• In welchem Zusammenhang sind Probleme erstmals aufgetreten?• Was möchte der Patient?

• Weitere Krankheits-/Gesundheitsfaktoren? Weitere/ frühere Behandlungen?

• Bewältigung:• Was war bislang hilfreich für eine Zustandsverbesserung? (was hat

Patient / Behandler unternommen)• Welche Ressourcen bestehen?

• Was ist Ziel für eine Supervision des Falles?

Das GasthausDas menschliche Dasein ist ein Gasthaus.Jeden Morgen ein neuer Gast.Freude, Kummer und Niedertracht – auch ein kurzer Moment der Einsichtkommt als unverhoffter Besucher.Begrüsse und bewirte sie alle!Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,die gewaltsam dein Haus seiner Möbel beraubt,selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll. Vielleicht bereitet er dich vor auf ganz andere Freunden. Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –Begegne ihnen lachend an der Tür und lade sie zu dir ein.Sei dankbar für jeden, der kommt, Denn alle sind zu deiner Führung geschickt worden aus einer anderen Welt. (Djalal ed-Din Rumi)

Bewertungsmatrix / Attributionsschema

Erfolg Misserfolg

internal

ICH

„ich habe mich angestrengt und es

geschafft“

„mal wieder typisch, dass ich das nicht schaffe“

„klar, dass ich hier versage“

external

UMFELD

„ich habe Glück gehabt“

„die anderen haben mir geholfen“

„die Aufgaben waren so schwierig, dass ich kaum

Chancen hatte, es zu schaffen“

reduziert den Selbstwert und die Selbstwirksamkeitserwartung

Schmerzprotokoll

Persönlichkeitscluster

• Tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen

• Deutliche Abweichungen in Wahrnehmung, Denken und Fühlen sowie Beziehungen zu anderen

• Persönliches Leiden und gestörte soziale Funktions-und Leistungsfähigkeit

„Diagnostik“Persönlichkeitsstörung Interaktionsgefühlparanoide Vorsichtschizoide keinsschizotype „komisch“antisoziale Aggressionnarzisstische angegriffen, Verachtung, Mitleidhistrione gelangweilt, genervtBorderline helfen wollenzwanghafte mühsamdependente sagen, wo es lang gehtvermeidende „vertrau mir“

Kanfers 11 Gesetze für Beratung und Therapie (1996)1. Verlange niemals von Klienten gegen ihre eigenen

Interessen zu handeln.2. Arbeite zukunftsorientiert, suche nach konkreten

Lösungen und richte Aufmerksamkeit auf die Stärken von Klienten.

3. Spiele nicht den „Lieben Gott“, indem du Verantwortung für das Leben von Klienten übernimmst.

4. Säge nicht den Ast ab, auf dem die Klienten sitzen, bevor du ihnen geholfen hast, eine Leiter zu bauen, auf der sie hinabsteigen können.

5. Klienten haben immer recht.

Kanfers 11 Gesetze für Beratung und Therapie (1996)6. Bevor du ein problematisches Verhalten nicht

konkret vor Augen hast, weißt du nicht, worum es eigentlich geht.

7. Du kannst nur mit Klienten arbeiten, die anwesend sind.

8. Peile kleine, machbare Fortschritte von Woche zu Woche an und hüte dich vor utopischen Fernzielen.

9. Bedenke, dass die Informationsverarbeitungs-kapazität von Menschen begrenzt ist.

10.Wenn du in der Beratungs-/Therapiestunde härter arbeitest als deine Klienten, machst du etwas falsch.

11.Spare nicht mit Anerkennung für die Fortschritte von Klienten.

Voraussetzungen für den Einstieg in eine Verhaltenstherapie (nach Kanfer und Saslow)

• Bedingungsanalyse (Krankheitsmodell)• Zielanalyse (was soll verändert werden)• Therapieplanung (welche Methoden sind geeignet)

dazu kommt• Komplementäre Beziehungsgestaltung / die Interaktion

mit dem Patient gestalten • der Patient:

• Was will er? • Unter welchen Bedingungen bleibt er? • Unter welchen Bedingungen kommt er voran?

• Ziel: ein kooperatives Arbeitsbündnis schaffen

Das Krankheitsmodell – Ausgangspunkt der Behandlung und der Behandlungsplanung

• Prädisposition (welche biologischen, sozialen, Umwelt-, Herkunfts- oder Erziehungs-Bedingungen, Persönlichkeitsfaktoren etc. begünstigen eine Erkrankung)

• Auslösende Bedingungen (welche Lebensereignisse lösen die Erkrankung aus)

• Aufrechterhaltende Bedingungen (welche Bedingungen führen zum Weiterbestehen der Erkrankung)

→ Die Vermittlung eines plausiblen Erklärungsmodells ist an sich schon therapeutisch wirksam.

Allgemeines Krankheitsmodell

Bull & Poppe, 2015

SORK- Schema

Zielanalyse („nicht jeder der rennt, hat ein Ziel“)

• Welche Verhaltensmuster sollen bezüglich Häufigkeit, Intensität oder Dauer verändert werden?

- 2 Personen - 2 Meinungen

• Zielcheckliste

• Leitfragen:• Wie würde sich ihre Lebenssituation verbessern?• Was müsste dafür passieren?• Was müssten sie dafür tun?• Welche Unterstützung brauchen sie?

Therapieplanung durch den Behandler

• Ziele• Welche Methoden helfen beim Erreichen der Ziele?• Welche Hindernisse / Besonderheiten bestehen?• Gibt es wichtige Vorerfahrungen (Therapie oder

Umsetzung von Veränderungen in der Vorgeschichte)?• Welche Ressourcen bestehen und können genutzt

werden?• Wer sind wichtige / zentrale Bezugspersonen des

Patienten?

Leitfragen, die bei der komplementären Beziehungsgestaltung helfen

• Welche Gefühle und Eindrücke löst der Patient bei mir aus?• Was will der Patient bei mir erreichen?• Welches Bild von sich versucht er zu vermitteln?• Welches Bild hat er von sich selbst?• Welche Reaktionen von mir versucht er zu vermeiden?

Wirkfaktoren Psychotherapie (Synthese)

Pfammatter et al. 2012

Das ABC-Schema

Situation (activating events)Beschreiben Sie:1. Das tatsächliche Ereignis, das zu

unangenehmen Gefühlen führte, oder

2. Die Gedankengänge, Tagträume oder Erinnerungen, die zu unangenehmen Gefühlen führten

Automatische Gedanken (beliefs)1. Notieren sie den (die)

automatischen Gedanken, der (die) den Gefühlen voranging(en).

2. Stufen Sie Ihren Glauben an dies(n) automatischen Gedanken von 0-100% ein.

Gefühle / Verhaltensweisen (consequence)1.Benennen Sie das Gefühl (traurig, ängstlich, ärgerlich etc.)2.Stufen Sie die Intensität des Gefühls auf einer Skala von 1-100 ein.3.Wie haben sie sich verhalten?

Rational-Emotive Therapie, nach Ellis

Das ABC-Schema

Situation (activating events)Beschreiben Sie:1. Das tatsächliche Ereignis, das zu

unangenehmen Gefühlen führte, oder

2. Die Gedankengänge, Tagträume oder Erinnerungen, die zu unangenehmen Gefühlen führten

Automatische Gedanken (beliefs)1. Notieren sie den (die)

automatischen Gedanken, der (die) den Gefühlen voranging(en).

2. Stufen Sie Ihren Glauben an dies(n) automatischen Gedanken von 0-100% ein.

Gefühle / Verhaltensweisen (consequence)1.Benennen Sie das Gefühl (traurig, ängstlich, ärgerlich etc.)2.Stufen Sie die Intensität des Gefühls auf einer Skala von 1-100 ein.3.Wie haben sie sich verhalten?

Denke an die Dinge, die im Haushalt noch zu erledigen sind.

Sehe im Park scherzende Paare

Verbringe den Sonntag im Bett

Wie soll ich das bloss alles schaffen soll. Sicher geht es schief. Ich weiss nicht, wie das gehen soll. (90)

Keiner interessiert sich für mich. Das wird sich nie ändern. Ich bin uninteressant für die anderen. Die schauen mich jetzt bestimmt komisch an. (80)

Ich habe zu gar nichts mehr Lust. Ich habe keine Kraft aufzustehen. Ich bin ein Versager. Nichts macht mehr Freude. (90)

Niedergeschlagen, hoffnungslos (85)

Tue nichts, warte ab

Traurig, einsam (70)

Senke meinen Blick und gehe weiter, bleibe für mich

Leer, antriebslos (65)

Bleibe im Bett, rolle mich von einer Seite auf die andere

Rational-Emotive Therapie, nach Ellis

Leitfragen für die Kognitive Umstrukturierung

• Realitätstestung• Erinnern Sie sich an Erfahrungen, die zeigten, dass dieser Gedanke nicht immer total zutraf?• ___________________________________________________________________• Was ist positiv/negativ an diesem Gedanken?• ___________________________________________________________________• Sind die Erwartungen zu hoch/falsch?• ___________________________________________________________________• Distanzierung durch Rollentausch• Was würden Sie einem Freund sagen, der in einer ähnlichen Situation wäre?• ___________________________________________________________________• Was würde Ihnen ein guter Freund, der sie mag, dazu sagen?• ___________________________________________________________________• Temporale Relativierung• Wie werden Sie in einem Monat/ in einem Jahr darüber denken?• ___________________________________________________________________• Wie würden Sie in 10 Jahren die Situation rückblickend betrachten?• ___________________________________________________________________• Entkatastrophisieren• Was würde schlimmstenfalls geschehen?• ___________________________________________________________________• Wie wichtig ist diese Sache wirklich?• ___________________________________________________________________• Fokussieren auf Ressourcen und Kompetenzen• Haben Sie schon etwas Ähnliches gemeistert?• ___________________________________________________________________• Wie haben Sie das geschafft?• ___________________________________________________________________• Was hat Ihnen geholfen?• ___________________________________________________________________• Worauf können Sie vertrauen? (z.B. Kompetenzen, soziale Ressourcen)• ___________________________________________________________________• Sinnorientierung• Was können Sie in dieser Situation lernen?• ___________________________________________________________________• Welchen Sinn finden Sie in dieser Situation?• ___________________________________________________________________

aus Flückinger und Wüsten (2008)

Ressourcen explorieren (Auszug)

• Fragen nach Ausnahmen• Ich frage mich, nachdem sie mir das alles erzählt haben, ob es

Zeiten gibt, in denen das Problem nicht auftritt? ….• Erzählen sie mir mehr darüber?

• Skalierungsfragen• Auf einer Skala von 1-10, wo „10“ bedeuten würde, sie haben

alles Zutrauen ihr Problem zu lösen und „1“ überhaupt kein Zutrauen ihr Problem zu lösen, wo stehen sie?

• „10“ soll bedeuten, sie werden alles tun, um das Problem zu lösen und „1“ bedeutet, sie werden daneben sitzen und darauf warten, dass etwas passiert, wo sehen sie sich heute?

• Suche nach Talenten• Wie schaffen sie dass, XY noch zu machen, auch wenn ein

schwieriger Tag ist? (suche nach Bereichen, die trotz Hindernissen weiter bestehen oder fortgeführt werden)

Die Positiv-Liste

Was habe ich heute Gutes / Positives getan?

positive Rückmeldungen / Komplimente

Welche schönen Dinge habe ich heute erlebt?

Konstruktive ressourcenorientierte Fragen

• Abgesehen von ihrem Problem, was läuft bei ihnen am besten?• Was hat ihnen bisher geholfen?• Wann ist ihr Problem zum letzten Mal nicht aufgetreten?• Was ist ohne das Problem anders?• Wie haben sie früher ähnliche oder gleiche Probleme gelöst?• Wer / Was kann ihnen am besten helfen?• Hätten sie das Problem nicht, was wäre dann anders?• Viele Menschen, die das gleiche Problem haben, leiden

außerdem noch unter folgenden Schwierigkeiten …. Welches kennen Sie nicht?

nach Willutzki (2006) und Ludewig (1992)

Kleine Kniffe in der therapeutischen Gesprächsführung (nach Prior, 2007)

• sprechen sie über Schwächen / Symptome eher in der Vergangenheitsform („Sie hatten also in der Vergangenheit das Problem, dass …“, „Bisher war es also so, dass …“)

• fragen sie einen Pat. nicht nach dem „ob“ sondern nach dem „was“, „wie“ und „welche“

• … welche Gedanken haben sie sich gemacht, was sie an Veränderungen erreichen wollen?

• … wie sie ihrer Meinung nach weitere Schritte in Richtung Besserung gehen könnten?

• … was sie schon an Besserungen bei ihrer Symptomatik bemerken konnten?

• „sie wollen also nicht mehr, SONDERN …?“• IMMER stimmt in Verbindung mit einem Symptom nie

• es für den Patienten umformulieren: „Sie hatten also OFT …? Wann hatten sie das und wann nicht?“

• die Last eines Problems leichter machen:• anstatt „sie streiten also immer“ – „sie haben also NOCH

NICHT befriedigend klären könne, wie sie das Problem gemeinsam lösen“

• „… sind da also noch nicht rausgekommen?“• „… haben also noch keine Zeit / Kraft gefunden?“

• konstruktive W-Fragen (Bsp. S. 49 + 51)

• zu alternativem Verhalten verführen • „Angenommen Sie würden mit dem Rauchen aufhören und

wollten sicherstellen, dass sie nicht wieder anfangen, was würden sie tun?“

• Nicht-Vorschläge und verständnisvolle Verneinungen• „sie müssen jetzt noch nicht …“

Vielen Dank für Ihre AufmerksamkeitKompetenzzentrum für Psychiatrie und Psychotherapie am Zürichsee