Post on 01-May-2018
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NAFPAKTOS
Bei einem weiteren Nachmittagsseminar, wie so oft von Frappé und gutem Essen
begleitet, fragte Z. in die Runde, wer sich denn bereit erklären würde, ihn und Lady Z.
nach Nafpaktos zu begleiten. Dort möchte er weitere Recherchen zu den
Rockmönchen, den Paparokades, machen - natürlich wie immer mit seiner Kamera. ;)
Ohne lange zu Zögern stimmten wir, Ailsa und Sara, dem Abenteuer zu.
Am Donnerstag den 2. Mai 2013 war es dann soweit. Die Zs. kamen, wie könnte es
anders sein, cum tempore mit ihrem „Bob Marley and the Wheelers“ (BMW) die kleine
enge Küstenanfahrtsstraße heruntergerollt.
Nach einer wunderschönen Küstenfahrt von Leonidio nach Patras und der Überquerung
der spektakulären Brücke, die das Festland mit dem Peloponnes verbindet, gelangten
wir nach Nafpaktos.
Brücke, die das Festland (Nafpaktos) mit dem Peloponnes (Patras) verbindet
© Sara Kurz
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Nafpaktos ist eine kleine idyllische Stadt, welche sich durch ihren Hafen und ihre Burg
auszeichnet. Am Hafen gibt es zahlreiche nette Cafés, in denen sich während der
Osterzeit die jungen Leute treffen. Der Vorteil dieser Cafés ist, dass sie sich zu späterer
Stunde, vor allem erkennbar an der zunehmend lauter werdenden Musik, zu Clubs
umwandeln, in denen die jungen Leute ohne viel Aufwand von Café zu Cocktails
wechseln können. Gleich an unserem zweiten Abend, zum Anlass des “Big/ Holy
Friday”, wurde erneut der Hafen zum Mittelpunkt Nafpaktos. Die Stimmung kann nur als
magisch bezeichnet werden: Fackeln, am Wasser schimmernde Kerzen, mystische
Live-Musik, ein beleuchtetes Kreuz am Hafeneingang. Was den Moment einzigartig
machte, war die spürbare andächtige Stimmung der Menschenmasse, die sich nun am
Hafen versammelt hatte und erwartungsvoll auf die Epitaph-Prozession wartete. Bei
einem Epitaph handelt es sich um ein symbolisiertes Grab Christi, welches an diesem
Tag mit Blumen geschmückt ist. Jedes Jahr stellt sich die Frage, welches Epitaph der
jeweiligen Kirchen wohl am schönsten sein wird. Am Hafen angelangt, hielten Priester
ihre Predigten. Anschließend mit ausklingender Musik verstreute sich die Masse wieder.
Hafen Nafpaktos von oben
© Anna Ailsa Loitsch
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Der Hafen Nafpaktos
© Anna Ailsa Loitsch
© Anna Ailsa Loitsch © Anna Ailsa Loitsch
Video der mystischen Musik:
https://www.dropbox.com/s/7b0nhkyb1etshos/VID_20130503_213437.mp4
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Priester am Hafen
© Anna Ailsa Loitsch
Doch unser Hauptinteresse galt, während unseres Aufenthalts, vor allem dem nahe
gelegenen Kloster Seraphim, wo die Mönche wohnen. Diese und besonders Vater
Nektarios I. sind unter anderem durch ihre Inszenierung der Kreuzigung und
Auferstehung Jesu Christi bekannt. Die Aufmerksamkeit von Z. bekam das Kloster
jedoch durch die Musik der Paparokades für die Vater Nekatrios I. die Songtexte
schrieb. Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus: Papas (griechisch für Priester) und
Rock. Ihre Musik hatte als Ziel religiöse Botschaften mit moderner Musik (Rock'n'roll,
Techno, usw.) zu verbinden und so Gehör bei Jugendlichen zu finden. Sie waren vor
ca. 10 Jahren sehr berühmt und auch noch heute sind sie ein Begriff für viele
GriechInnen, obwohl sich die Band aufgelöst hat.
„SOS“ von den Paparokades: http://www.youtube.com/watch?v=FWVbbO50tOw
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Im Kloster wurden wir von den Mönchen empfangen und willkommen geheißen. Sie
trugen lange schwarze Gewänder. Zu einem ihrer markantesten Merkmale zählen
außerdem ihre zusammengefassten langen Haare und ihre langen Bärte.
Uns wurde gestattet Messen zu filmen, Interviews mit den Mönchen und Vater
Nektarios I. zu führen und einen Einblick in das Klosterleben zu bekommen. Ihnen war
wichtig zu zeigen, dass Mönche “normale” Menschen sind, die auch - konträr zur
breiten öffentlichen Meinung - zum Beispiel Eis und Schokolade essen.
Beeindruckend war für uns die bereits erwähnte Inszenierung des Kreuzwegs, wo Vater
Nektarios I. das Kreuz den Hügel hinauf trug, wie es über Jesus in der Bibel erzählt
wird. Oben angekommen, wurde die Kreuzigung mit einem Bildnis Jesu vollzogen. Dies
war ein besonders rührender Moment für viele Anwesende. Anschließend folgte die
Grablegung.
Vater Nektarios trägt das Kreuz
© Sara Kurz
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Am nächsten Abend (um ca. 23 Uhr) trafen wir wieder im Kloster ein, wo die
versammelten Menschen ehrfürchtig auf das Licht Jerusalems warteten, welches von
Israel eingeflogen und von einer Nonne zum Klostertor Seraphims gebracht wurde.
Dann übernahm Vater Nektarios I. das Licht und ging zum verschlossenen Tor. Er
klopfte mit einem Hammer laut an das Tor und bat um Einlass. Über die
Lautansprechanlage antwortete eine Stimme. Anfangs wird ihm der Einlass verwehrt,
da er für den Teufel gehalten wird. Er klopfte und rief abermals und wieder kam die
Antwort. Darauf trat Vater Nektarios I. das Tor ein und wanderte mit dem Licht zum
Grab Jesu und schloss die Tür hinter sich. Ein paar Minuten später kam er mit vielen
angezündeten Kerzen wieder heraus. Alle Gläubigen liefen mit ihren Kerzen hin, um als
Erste das Licht Jesu aus Jerusalem zu erhalten. Anschließend hielt Vater Nektarios I.
eine Predigt, die er mit „Christos Anesti“ („Christus ist auferstanden“) beendete. Die 62
Glocken begannen alle auf einmal ohrenbetäubend zu läuten. Danach folgte die
Auferstehungsmesse.
Heiliges Licht aus Jerusalem vor dem nachgebauten Grab Jesu
© Sara Kurz
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Somit war Nafpaktos für uns eine Reise voller neuer Erfahrungen und Bekanntschaften,
Mystik, religiöser Zeremonien und natürlich gutem Essen.
Wir möchten hier nochmal allen danken, die es ermöglicht haben, diesen Aufenthalt so
unvergesslich zu machen! Hoffentlich auf bald!
Nafpaktos in der Abenddämmerung
© Sara Kurz
Sara und Ailsa
Juli 2013