Sicherer Umgang mit Zytostatika - bngo.de · dass Pflege mehr Einfluss auf die Gestaltung der...

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Sicherer Umgang mit Zytostatika

Anja Loth gynäkologisch-onkologische Facharzthelferin Praxisklinik Kittel/Klare/ Müller/Gläser – Lichtenberg Hindenburg/Özcelik -Spandau Berlin, den 24.04.2015

maximale

Aufmerk-

samkeit

absolute Genauigkeit

maximale Sorgfalt

und nicht zu

vergessen :

Zytostatika sind CMR –

Medikamente :

C = karzinogen ( Krebs erzeugend )

M= mutagen ( Erbgut verändernd )

R = reproduktionstoxisch

( fortpflanzungsbeeinträchtigend )

Da einige der Zytostatika karzinogen also selbst krebserzeugend sind versteht sich unser

Eigenschutz

Grundsätzliches und Rechtliches

Was spricht für und was spricht gegen eine

Übernahme der Zytostatika-

Applikation durch die Pflegefachkräfte?

Für eine Übernahme der Zytostatika-Applikation spricht,

dass Pflege mehr Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitsabläufe bekommt. Häufig beklagen Kolleginnen und Kollegen, dass Zytostatika-Therapien nicht korrekt nach Zeitplan verabreicht werden, weil der zuständige Arzt sich verspätet.

Wenn die Applikation in pflegerischer Hand liegt, können Wartezeiten reduziert und der Therapieverlauf insgesamt besser überwacht werden.

Eine berechtigte Sorge ist die

mögliche Überlastung der Pflege.

Die Übernahme vielfältiger ärztlicher Aufgaben darf nicht dazu führen, dass den Pflegefachkräften für ihre eigentliche Tätigkeit keine Zeit mehr bleibt.

Durch die kontinuierliche Betreuung der Patienten können Pflegende eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufbauen und wichtige Begleiter während der Behandlung sein.

Sie sind prädestiniert dafür, die Patienten auf körperliche und psychosoziale Probleme vorzubereiten, die sie bei ihren Aktivitäten des täglichen Lebens meistern müssen.

Über die rechtlichen Aspekte wurde in den letzten Jahren sehr viel diskutiert und

publiziert.

Die wichtigsten Aspekte hier einmal zusammengefasst.

Prinzipiell gibt es drei Ebenen, die berücksichtigt werden müssen:

Arbeitsrechtliche Perspektive

Hier steht die Frage im Vordergrund, ob Pflegefachkräfte verpflichtet werden können, Zytostatika zu verabreichen.

Diese Frage muss auf der Grundlage der jeweiligen Aus- und Weiterbildungsregelungen beantwortet werden.

Solange diese Tätigkeit nicht Bestandteil der Aus- oder Weiterbildung ist, zählt diese nicht zum pflegerischen Berufsbild und somit bleibt die Übernahme freiwillig .

Hat eine Pflegefachkraft jedoch bei Annahme eines neuen Arbeitsverhältnisses oder in einer späteren Zusatzabrede vertraglich zugestimmt Zytostatika zu verabreichen, kann sie dies anschließend nicht ablehnen.

Haftungsrechtliche Perspektive

Hier wird danach gefragt, ob Pflegefachkräfte haftpflichtversichert sind, wenn es zu einem Schaden kommt und ob die Mitarbeiter zu einem internen Schadensausgleich herangezogen werden können.

In der Regel sind die Krankenhäuser/ Praxen haftpflichtversichert und dies mit einem Umfang, der grobe Fahrlässigkeit einbezieht (Böhme und Hasseler, 2006).

Hierzu sollte sich jeder Mitarbeiter bei seinem Arbeitgeber nach den Bedingungen erkundigen und sich diese schriftlich geben lassen.

Strafrechtliche Perspektive

Hier steht im Vordergrund, inwiefern Pflegefachkräfte strafrechtlich für einen Schaden verantwortlich gemacht werden können.

Gegen eine strafrechtliche Nachverfolgung kann man sich grundsätzlich nicht versichern.

Strafrechtliche Verfahren können zu Vorbestrafung, Haftstrafen oder Berufsverbot führen.

Bei der Übernahme ärztlicher Tätigkeiten übernehmen die Pflegefachkräfte die Durchführungsverantwortung, im Rahmen derer sie durchaus auch strafrechtlich belangt werden können.

Rechtliche Voraussetzungen für die Delegation bzw. Übernahme der Zytostatika-Applikation

Die Frage, ob eine Tätigkeit delegierbar ist, ist eine medizin-fachliche Frage und kann nicht juristisch beantwortet werden; prinzipiell ist alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist (Böhme und Hasseler, 2006).

Einige gesetzliche Regelungen setzen der Delegierbarkeit jedoch Grenzen, so zum Beispiel das Transfusionsgesetz. Es untersagt strikt die Delegation von Transfusionen an nicht-ärztliches Personal.

Je gefährlicher eine Maßnahme für den Patienten ist, desto schwieriger ist es, diese zu delegieren.

Die Gefährlichkeit einer Maßnahme kann jedoch durch entsprechende Rahmenbedingungen relativiert werden, so zum Beispiel durch die Verfügbarkeit eines Arztes,

die Qualifikation der

Pflegefachkraft,

die Standardisierung von

Therapieprotokollen ,etc.

Was tun bei Verschüttung von Zytostatika ?

Spill Kit holen !

Inhalt

sofort weitere Maßnahmen einleiten

Sofortige Sicherung der Gefahrenstelle

Evakuierung der Patienten

Schutzkleidung anlegen

Spezialpuder auf ausgelaufenes Zytostatikum geben

Keinen Staubsauger

oder Handfeger benutzen

Entsorgung in

spezielle

Abfalltüten

Entsorgung in

spezielle

Abfallbehälter

und diese

sofort

verschließen !

Was tun bei persönlicher Kontamination ?

Betroffene Hautpartien mit kaltem Wasser abspülen

Im Augenbereich sofortiges Spülen mit klarem Wasser, anschließend sofort einen Augenarzt aufsuchen.

Kleidung wechseln

Mit dem zunehmenden Einsatz moderner Chemotherapeutika vor ca. 40 Jahren musste man rasch erkennen, dass die Zufuhr dieser Medikamentenlösungen per Infusionen mittels Kanülen oder Flexülen über die Venen an den Armen oder den Händen rasch Entzündungen auslösten.

Was wollen wir bei der Verabreichung von Zytostatika vermeiden ?

Wodurch ?

Sicherer Zugang

Stetige Überwachung

Eigenkontrolle durch Patienten

Behandlung:

Injektion / Infusion sofort stoppen,

i.v.-Zugang zunächst belassen und so viel als möglich des Paravasates aspirieren

Zugang entfernen

Betroffene Extremitäten hochlagern

Paravasatgebiet markieren

Inhalt Einmalspritzen 3ml 2 Stück Einmalspritzen 5ml 2 Stück Einmalspritzen 10ml 2 Stück Einmalkanülen 18 G 5 Stück Einmalkanülen 26G 5 Stück Kombiverschlüsse 3 Stück Watteträger 2 Stück Brech-Kältepack 1 Stück Kalt-/Warmpack 1 Stück ES-Kompressen steril 10x10cm 10 Stück

ES-Kompressen steril 10x10cm 10 Stück OP-Handschuh mittel 1 Paar Kortikoid Creme 1 OP (Triamcinolonacetonid) Hylase Dessau 1500 I.E. 1 Amp (1 Amp. Ist mit 10ml NaCl 0,9% zu lösen) NaCl 0,9% 10ml als Lsgm. 1 Stück DMSO reinst (v. Synopharm) 50ml

Savene !?

Substanz- gruppe

Substanz Sofortmaß-nahme

Vorhergehens- weise

Antrazykline Epirubicin Daunorubicin Doxorubicin

DMSO, topisch

Mit Hilfe eines Watteträgers mind. alle 6h über 3-14 Tage unverdünnt auftragen, Abdeckung möglich, Okklusiveffekt meiden!!

Kälte, topisch Mit Hilfe der Brech-Kältekompresse das Paravasatgebiet sofort für 20min kühlen. Das Paravasatgebiet weiterhin 4 x tgl. für 20min über 3 – 4 Tage kühlen.

Platin Dervate

Carboplatin Cisplatin Oxaliplatin

s.allg. Maßnahmen Glucocorticoide topisch

Substanz- gruppe

Substanz Sofort- maßnahme

Vorhergehens-weise

Vinca – Alkaloide

Vinblastin Vincristin Vindesin Vinorelbin

Mind. 300 I.E. Hyaluronidase s.c. Wärme, topisch

Mind. 300 I.E. Hyaluronidase s.c. sternförmig von peripher nach zentral im Paravasatgebiet zu applizieren Das Paravasatgebiet ist für 1-2h mit milder, trockener Wärme zu versorgen

Taxane

Docetaxel Paclitaxel

Kälte, topisch

Mittels der Brech-Kühlkompresse sofort das Paravasatgebiet über 20min kühlen Mit der gekühlten Gelkompresse das Gebiet weiterhin 4 x tgl. für 20min über 3- 4 Tage kühlen

Substanz- gruppe

Substanz Sofort- maßnahme

Vorhergehens-weise

Etoposid Wärme, topisch Mind. 150 I.E. Hyaluronidase s.c. (nur in schweren Fällen)

Das Paravasatgebiet ist für 1-2h mit milder, trockener Wärme zu versorgen Mind. 150 I.E. Hyaluronidase s.c. sternförmig von peripher nach zentral im Paravasatgebiet applizieren.

Anti- metabolite

5 FU S. allg. Maßnahmen Uridin-Salbe

Eine evt. Blasenbildung nach 5-FU Extravasation ist mit Uridinsalbe gut behandelbar. => Bestellung Apotheke

Alle anderen Zytostatika

Kälte, topisch Mit der Kühlkompresse das Paravasatgebiet 4 x tgl. für 20 min über 3-4 Tage kühlen

Vermeidung !!!!

Port

Port :

Hafen Anschluss Tor Öffnung

Wann wurde hier in Deutschland der erste Port implantiert ?

1983: Bücherl: Erste Portimplantation in

Deutschland (Westberlin).

- geringere Komplikationsrate

- gegenüber anderen zentralvenösen Kathetersystemen

- bessere Toleranz

- besseres kosmetisches Bild

- zeitnah ambulant sicherer und multifunktionell nutzbarer Dauerzugang daher rasche Verbreitung des Ports auf der ganzen Welt, besonders in der Onkologie

Heparin ? !

Heparin ? !

Tauro Lock ? !

NaCl ? !

Infundieren mit :

Intrafix® SafeSet

Über:

Bezeichnung des Zytostatikum

Dosierung in mg

gelöst in wie viel ml

hergestellt am

haltbar bis

bei welcher Lagerung

Name, Vorname des Patienten

Geburtsdatum des Patienten

Name der herstellenden Apotheke

Chargennummer

Was müssen wir vor der Applikation beachten ?

Richtigkeit des festgelegten

Zytotatikums überprüfen

Dosierung überprüfen

Unversehrtheit des Trägermaterials

War die richtige Lagerung gewährleistet ?

Infusionssystem richtig entlüftet

Abgleich der Daten des entsprechenden

Patienten

Was müssen wir in Bezug auf den Patienten beachten ?

Vor Applikation

- Zustand des Patienten

- lief der entsprechende

Vorläufer

-liegt der Zugang richtig

-Patientennamen abgleichen

Während der Applikation

entsprechende Reihenfolge einhalten

Laufzeiten beachten ( Studien )

Uhrzeiten vermerken

Stetige Überwachung des Patienten

Stetige Überprüfung des Zuganges

Chemotherapie überprüfen und abgleichen

bei Lieferung

bei Lagerung

bevor wir sie anhängen

bevor wir sie infundieren

bevor wir umhängen

Ernährung

Ernährung

In erster Linie ist das, was der Mensch

isst, wie er es zubereitet (Kochkunst)

und zu sich nimmt (Esskultur) sowie

das was er nicht isst (Nahrungstabu),

von seinem Lebensraum und seiner

Kultur abhängig, und damit starken

regionalen Unterschieden

unterworfen.

Eine einzig richtige Ernährungsform kann es

folglich nicht geben.

Theorie :

Praxis :

Wann sollten wir in der Onkologie

mit einer „künstlichen Ernährung“

beginnen ?

Indikationen der enteralen Ernährung

in der Onkologie

Tumorkachexie

Oder :

So früh wie

möglich ?

Ein Teufelskreis entsteht:

Mangel- geschwächte

ernährung Immunabwehr

Krankheit

Anwendungsbereiche der Enteralen Ernährung

Bei der Entscheidung für die geeignete Ernährungstherapie spielen unter anderem

der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, sein Alter und sein Gewicht eine

wichtige Rolle.

Indikationen zur parenteralen

Ernährung

- Darmresektion

- Magenresektion

- Atonie des Gastrointestinaltraktes

- Ileus

- akute Pankreatitis

- Nieren- und Leberversagen - Tumorkachexie - gastrointestinale Blutung oder Perforation - unstillbares Erbrechen

- anhaltende Diarrhoe

- Enterokutane Fisteln

- Strahlenenteritis

Die Sterblichkeitsrate ist bei Patienten mit

Tumorkachexie

um 30% erhöht.

Verabreichung

der Zusatzernährung

über :

Port

oder über

Sonden

Transnasale Ernährungssonden Transnasale Ernährungssonden werden über Nase, Rachen und Speiseröhre in den Magen oder Dünndarm vorgeschoben.

In den meisten Fällen wird bei einer kurzen Verweildauer (< 6 Wochen) diese Sondenlage gewählt.

Dabei unterscheidet man die gastrale Lage (das Ende der Sonde liegt im Magen), die duodenale Lage (das Ende der Sonde liegt im oberen Dünndarm) und die jejunale Lage (das Ende der Sonde liegt im mittleren Dünndarm).

Die nasogastrale Ernährungssonde Bei der nasogastralen Ernährungsform (gastral = den Magen betreffend) wird die Nahrung in den Magen appliziert.

Bei vollständiger Funktion und Durchgängigkeit des Magen- Darmtraktes kann zur Verabreichung der Ernährung eine Sonde eingesetzt werden, die über Nase, Rachen und Speiseröhre in den Magen gelegt wird.

Das Legen der nasogastralen Sonde ist ambulant durchführbar, jedoch geschultem Pflegepersonal vorbehalten.

Die nasoduodenale bzw. nasojejunale Ernährungssonde Bei einschnürenden Prozessen im Magenausgangsbereich, bei Bewußtseinsstörungen und nach Operationen im Magen- Darmtrakt kann eine nasale Sonde gelegt werden deren Ende im oberen Dünndarm (Duodenum) oder im mittleren Dünndarm (Jejunum) liegt.

INDIKATIONSSCHEMA ZUR

SONDENLAGE

Für die Praxis sind 2 Sondentypen von Bedeutung.

Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG), bei der unter endoskopischer Sicht eine Sonde über eine Öffnung (stomie) durch die Bauchdecke (perkutan) in den Magen (gastro) gelegt wird.

Die Feinnadel-Katheter-Jejunostomie (FKJ), bei der operativ eine Sonde in den mittleren Dünndarm (Jejunum) gelegt wird. Die Sondenlage im Dünndarm kann z.B. nach Entfernung des Magens notwendig werden.

Feinnadel-Katheter-Jejunostomie (FKJ)

Für die Anlage einer FKJ ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Daher wird diese Applikationsart bevorzugt in Verbindung mit Operationen des Bauchraums gewählt. Dabei wird ein dünner Katheter in das Lumen des mittleren Dünndarms eingebracht. Über das äussere Segment des Katheters kann Sondennahrung verabreicht werden.

PEG

FAZIT Mit einer schnellen Zufuhr von

Zusatzernährung kann man eine höhere Lebensqualität und ein längeres Leben für

den Patienten erreichen.

Allzeit „ Guten Appetit „