Post on 21-Mar-2016
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Informationen der pbr AG Ausgabe 1 | Februar 2012
Kurzvorstellung
Michael Walter ist Geschäftsbereichslei-ter Architektur in der pbr AG und seit 1998 als Architekt im Unternehmen tätig. Er betreut in seinem Geschäftsbe-reich Sonderbauten für Wissenschaft und Gesundheit und arbeitet als Sach-verständiger in Wettbewerbsverfahren. Michael Walter hat beispielsweise Pro-jekte der Technischen Universität Dort-mund, der Universität Osnabrück, der Niels-Stensen-Kliniken und der ESA/ESTEC, Noordwijk (Niederlande) betreut.
Kurzvorstellung
Bürgerhaus Neuenhagen In Neuenhagen entstand ein neues Bürgerzentrum. Die pbr AG erstellte die Architekturplanung.
Fortsetzung auf Seite 7
Biozentrum Hamburg Der Neubau eines Institutsgebäudes schafft neuen Arbeitsraum für das Biozen-trum der Universität Hamburg.
Fortsetzung auf Seite 5
Klinikum EvB, PotsdamDie pbr AG erstellte die Gesamtplanung für die Sanierung von Bettenhäusern für das Klinikum Ernst von Bergmann.
Fortsetzung auf Seite 6
Editorial Besser werdenVorreiter im Bäderbereich
Ernst Ruska-Centrum, JülichMehrzweckgebäude Universität FlensburgNeubau Sporthalle GifhornNeubau Martin-Luther-King-Schule, Velbert
Institutsgebäude Universität HamburgProjekttelegrammKlinikum Ernst von Bergmann, PotsdamOtto-von-Guericke-Universität Magdeburg Neubau Bürgerhaus Neuenhagen
Die Kunst der Lichtplanung – Wie Licht Räume erlebbar macht
Mit 0,5 Ångström an der Grenze des MachbarenNeubau des Ernst Ruska-Centrums, Forschungszentrum Jülich von Michael Walter
Damit moderne Technologien
wie z. B. Mikrochips weiter-
entwickelt werden können,
sind in der Materialforschung zu-
nächst die Grundlagen und Eigen-
schaften bestimmter Werkstoffe
und Materialkombinationen zu er-
kunden. Zur Aufstellung immer leis-
tungsfähigerer Mikroskope sind be-
sondere Laborbedingungen herzu-
stellen, welche sich im Falle des
Ernst Ruska-Centrums am Rande
des physikalisch und technisch
Machbaren bewegen.
Die Architekten und Ingenieure
der pbr AG entwickelten zusammen
mit den Wissenschaftlern, Technikern
und Ingenieuren des Forschungszen-
trums Jülich technische Lösungen für
diese besonderen Anforderungen.
Dabei hatte der Ausschluss mögli-
cher Störeinflüsse während der Pla-
nung einen sehr hohen Stellenwert.
Am Forschungszentrum Jülich
entstand mit dem Ernst Ruska-Cen-
trum für Mikroskopie und Spektros-
kopie mit Elektronen (ER-C) ein
neues Labor- und Bürogebäude für
zwei weltweit einzigartige ultrahoch-
auflösende Elektronenmikroskope.
Das erste hat bereits den Betrieb auf-
genommen: PICO (Advanced Pico-
metre Resolution Project). Die hoch-
sensiblen Ultra High Resolution
Transmission Electron Microscopes
(UHRTEM) dienen mit einem Auflö-
sungsgrad von unter 0,5 Ångström
z. B. dazu, einzelne Atome zu be-
trachten sowie mit großer Genauig-
keit Atomabstände und Atomver-
schiebungen zu messen. 0,5 Ångst-
röm entsprechen einer Größe von
50 Milliardstel Millimetern. Damit
das Hochleistungs-Mikroskop fehler-
frei funktioniert, muss der Aufstell-
raum von mechanischen und akusti-
schen Schwingungen sowie von
elektromagnetischen Störfeldern
freigehalten werden. So wurden für
den Betrieb von PICO sichtbare und
unsichtbare Störquellen ausge-
schlossen. Hierzu gehören bei-
spielsweise der Straßenverkehr auf
der Campus-Anlage und die Erdvib-
rationen durch die schweren Bagger
des Tagebaus im benachbarten
Hambach. Die pbr Planungsbüro
Rohling AG entwickelte als Gesamt-
planer eine Lösung für diese sehr
speziellen Aufstellbedingungen.
Der Neubau berücksichtigt die
Anordnung der beiden UHRTEM-
Geräte mit einer Doppelturmgeome-
trie. Das in massiver Bauweise er-
stellte dreigeschossige Gebäude ist
mehrschalig konstruiert, um Störun-
gen von außen auszuschließen. Die
Vorbereitungs- und physikalischen
Messräume inklusive der beiden
Aufstellorte für die UHRTEM sind im
Erdgeschoss des Baukörpers ange-
ordnet. Hier befinden sich auch ein
Fortsetzung auf Seite 3
S. 2 Dialog S. 3 Projekte S. 5 Projekte S. 7 Projekte S. 8 Fokus
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
schwingungsfreier Laborboden, White Boards in Schulen, akustisch
optimierte Räume – für Forschung, Lehre und Wirtschaft entstehen
zusehends stärker technisierte Bauten. Architekten und Ingenieure
schaffen mit modernen Gebäuden die Basis für verbesserte Arbeits-
bedingungen und zufriedene, leistungsstarke Mitarbeiter. Der Titel-
beitrag über den Neubau des Ernst Ruska-Centrums in Jülich zeigt,
wie Planer mit dem Erstellen von schwingungsfreien Aufstellstand-
orten für Hochleistungsmikroskope an den Grenzen des technisch
Machbaren arbeiten.
Technisierung bedeutet häufig auch, veraltete Gebäudestrukturen
zu sanieren. So wurden DDR-Plattenbauten aus den 1980er Jahren
für die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg energetisch mo-
dernisiert. Besonders das Gesundheitswesen benötigt fortschrittli-
che Strukturen. Weiterentwicklung wird hier meist mit dem Um-
strukturieren von Arbeitsprozessen erzielt. Ein Artikel berichtet über
die Sanierung und den Umbau von Bettenhäusern für das Klinikum
Ernst von Bergmann, Potsdam. Auch in Schulen zieht moderne Tech-
nik ein. Beispielsweise berichtet der Artikel über den Neubau der
Hauptschule Velbert über ein modernes Schulgebäude, in dem u. a.
White Boards alte Kreidetafeln ersetzen.
Eine weitere Herausforderung für Planer sind die vielfältigen Nut-
zerbedürfnisse. Dies zeigt u. a. der Beitrag über den Neubau des
Bürgerhauses Neuenhagen. Der Artikel über den Bau der 3-Feld-
Sporthalle in Gifhorn verdeutlicht, wie große Sporteinrichtungen für
diverse Nutzer ausgerichtet werden. Auch in naturwissenschaft-
lichen Instituten von Hochschulen ist der Bedarf an spezialisierten
Laborräumen und Seminarräumen groß. Der Beitrag über den Neu-
bau für das Biozentrum der Universität Hamburg in Klein Flottbek
veranschaulicht, wie die vielschichtigen Anforderungen auf einem
beengten Baufeld umgesetzt wurden.
Licht ist ein imposantes Medium, durch das Räume erlebbar wer-
den. Der externe Beitrag in der aktuellen Ausgabe der team@work
berichtet von der Kunst der Lichtplanung und welche Faktoren
dabei berücksichtigt werden müssen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Die Redaktion
Impressum:
Herausgeber:
pbr Planungsbüro Rohling AG
Architekten und Ingenieure
Rheiner Landstraße 9 . 49078 Osnabrück
Telefon (05 41) 94 12 - 0 . Telefax (05 41) 94 12 - 3 4 5
E-Mail info@pbr.de . Internet www.pbr.de
Redaktion: Christoph Bierschenk, Karina Bolte, Hubert Conrady, Guido Fehren, Clau-dia Klingbeil, Hermann Kuhl, Hartmut Lückemeyer, Daniel Waltermann . Kontakt zur Redaktion: redaktion@pbr.de . An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Michael Bracke, Angelique Brückner, Oliver Christen, Hubert Conrady, Annette Esselmann, Heinz Eustrup, Guido Fehren, Hanns-Jörg Horn, Markus Keeve, Claudia Klingbeil, Karin Jane-cek, Michael Noll, Lothar Randel, Danny Schroeder, Nico Versace, Michael Walter, Daniel Waltermann . Fotos: Hess AG, Ulrich Hoppe, Michael Miltzow, Klemens Ortmeyer, pbr AG, Stadtwerke Bamberg . Konzeption, Grafik, Satz und Layout: Kuhl|Frenzel Agen-tur für Kommunikation, Osnabrück . Druck: Günter Druck, Georgsmarienhütte . Auf-lage: 2.000 Exemplare
das Erreichen von Kosten-, Termin- und Qualitätszielen
ist tatsächlich ein entscheidender Bestandteil für die
Zufriedenheit unserer Auftraggeber. Diese Zufrieden-
heit ist eine maßgebliche Voraussetzung für das Fortbe-
stehen unseres Büros. Die Sicherung und das erfolg-
reiche Fortführen unseres Büros ist die gemeinsame
Aufgabe von Mitarbeitern und Vorstand der pbr AG.
Der Vorstand hat daher in 2011 mit mehreren perso-
nellen und vor allem strukturellen Maßnahmen die Be-
dingungen für eine Verbesserung unserer Betriebsab-
läufe geschaffen und damit das sichere Erreichen von
Kosten-, Termin- und Qualitätszielen erleichtert. Die
Einführung einer zusätzlichen Leitungsebene unmittel-
bar unterhalb des Vorstands und die personell verbes-
serte Ausstattung von qualitätssteigernden Stabsfunk-
tionen sind die beiden zentralen, hier vor allem hervor-
zuhebenden Neuerungen, die zur Steigerung unserer
Leistungsfähigkeit beitragen sollen.
Die neue Leitungsebene aus geschäftsfeldleitenden
Prokuristen trägt nunmehr umfassende operative Ver-
antwortung. Weitgehend befreit von einzelprojektbe-
zogenen Alltagstätigkeiten steht für sie die erfolgreiche
Lenkung der Projekte im Vordergrund ihres Aufgaben-
bereichs. Um dies zu verdeutlichen, kann ein Bild aus
dem Sport bemüht werden. Es soll uns mit dieser
Maßnahme der Übergang vom „Spielertrainer“ zum
„Nur-Trainer“ gelingen. Gleichzeitig wird der Vorstand
hierdurch in die Lage versetzt, sich in stärkerem Maße
strategischen Herausforderungen und Kommunikati-
onsaufgaben zuzuwenden.
Besser werdenvon Heinz EustrupVorstandsvorsitzender der pbr Planungsbüro Rohling AG
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Vorreiter im Bäderbereich Hallenbad Bambados erhält Passivhaus-Zertifikat
Hallenbäder werden in Zu-
kunft energetisch wirtschaft-
licher. Das Sport- und Frei-
zeitbad Bambados der
Stadtwerke Bamberg ist
vom Passivhaus Insti-
tut Darmstadt als erstes
Passivhaus-Hallenbad
zertifiziert worden. Damit
wurde das Bambados als
wegweisendes Pilotpro-
jekt für den energieeffizi-
enten Bau und die Sanie-
rung von Hallenbädern
ausgezeichnet. Das Pas-
sivhaus Institut beglei-
tete das Neubauprojekt während
der dreijährigen Planungsphase.
Die pbr AG erstellte die Gesamt-
planung für das Sport- und Freizeit-
bad. Durch die Passivhausbau-
weise wird der Energieverlust über
die Gebäudehülle signifikant redu-
ziert. Besonders durch die Bauform
des Gebäudes, die luftdichte Au-
ßenhülle, die Beheizung durch ein
Blockheizkraftwerk und eine teils
speziell entwickelte Ge-
bäude- und Wasserauf-
bereitungstechnik er-
reicht das Bambados
eine optimale Energieef-
fizienz. In einem Monito-
ring durch das Passiv-
haus Institut soll die
Höhe des Einsparpoten-
tials über einen Zeitraum
von zwei Jahren über-
prüft werden.
Ebenso sollen die vorgenommenen Verstärkungen
in den Stabsfunktionen Qualitätsmanagement, Infor-
mationstechnologie, Controlling und Human-Res-
source-Management helfen, unsere Arbeitsqualität
noch weiter zu verbessern. Hier wird unser Erfolg von
unseren Fähigkeiten zur Verbindung von Stabsarbeit
und Produktionsprozess abhängen. Nur ein sinnfälliges
Verzahnen von den als ideal erdachten Abläufen und
den Unterstützungseinheiten einerseits mit prakti-
schem Alltagsnutzen andererseits rechtfertigt dauer-
haft die Existenz von Stabsfunktionen. Wir müssen als
Unternehmen ständig eine wettbewerbsbefähigende
Balance zwischen zusätzlichem betrieblichen Aufwand
und operativem Nutzen erreichen. Die eingeschlage-
nen Schritte erscheinen dazu zunächst geeignet. Ob
sie richtig waren, werden wir nicht zögern zu bewer-
ten, sobald sich Ergebnisse dieser Veränderungen
zeigen.
Neben obigen Maßnahmen insbesondere der struk-
turellen Weiterentwicklung erwarten wir auch von dem
neuen Vorstandsmitglied Erik-Reinhard Fiedler zusätz-
liche Impulse zur weiteren Verbesserung unserer Lage
im Markt. Wir wünschen ihm und uns allen den Erfolg
dabei, den wir verdienen.
Für eine Reflexion über die Effekte obiger Weiterent-
wicklungen aus dem Kreis unserer Kunden, Partner
und Mitarbeiter sind wir jederzeit dankbar, denn sie
hilft uns bei der Verbesserung unserer Leistung. Schrei-
ben Sie uns oder rufen Sie uns an. Bei uns sind Sie
herzlich willkommen.
2 Dialog
Raum für ein Transmissionselek-
tronenmikroskop (TEM) und eine
Focused Ion Beam-Anlage (FIB). Im
Untergeschoss sind die Fundament-
konstruktion der Mikroskope und die
Technikräume für die Elektroversor-
gung angeordnet. Die Büroräume
des Instituts liegen im Oberge-
schoss. Die Lüftungsanlage ist im
Dachgeschoss des benachbarten
Gebäudes aufgestellt, um Störungen
aus technischen Anlagen zu vermei-
den. Die UHRTEM-Aufstellplätze
sind speziell gegründet, um die not-
wendige Schwingungsisolierung zu
erzielen. Die Mikroskope stehen je-
weils auf einem 100 Tonnen schwe-
ren blockartigen Schwingfundament
aus Stahlbeton. Dieses Fundament
ist seismisch entkoppelt auf vier Luft-
federfüßen gelagert. Die Luftfeder-
füße ruhen wiederum auf einem
ebenfalls 100 Tonnen schweren Be-
tonsockel. Aus akustischen Gründen
waren die UHRTEM-Räume durch
mehrschalige Wand- und Dachkonst-
ruktionen gegen störende Einflüsse
von außen zu trennen. Um die gefor-
derte Luftruhe und Temperaturstabili-
tät zu erreichen, wurden während der
Planung mit Simulationsberechnun-
gen Anordnung, Temperatur und
Strömungsgeschwindigkeit der be-
heizbaren Wandflächen und Luftaus-
lässe ermittelt.
PPP-Beratung für HochschulbauErweiterung eines Mehrzweckgebäudes der Universität Flensburg von Markus Keeve
Aufgrund der kontinuierlich
steigenden Anzahl von Stu-
dierenden wurde die Uni-
versität Flensburg im Rahmen einer
Private Public Partnership (PPP) um
einen Neubau erweitert. Die pbr
Planungsbüro Rohling AG betreute
das erste PPP-Projekt des Landes
Schleswig-Holstein im Hochschul-
bau als bautechnischer Berater im
Auftrag der Gebäudemanagement
Schleswig-Holstein AöR (GMSH).
Im PPP-Verfahren verpflichtete
sich ein Bieterkonsortium vertrag-
lich, das Gebäude zu errichten und
anschließend über den Zeitraum
von 25 Jahren zu unterhalten und
zu betreiben. Die Universität nutzt
das Gebäude in diesem definierten
Zeitraum. Zum Ende der Vertrags-
laufzeit geht das Gebäude in einem
qualitativ festgelegten Zustand in
den Besitz des Landes über.
Eine Voraussetzung für die Um-
setzung des Bauvorhabens im Rah-
men eines PPP-Verfahrens war ein
Wirtschaftlichkeitsvergleich zwi-
schen konventioneller Realisie-
rungsform und dem PPP-Modell.
Der Public Sector Comparator
(PSC) gilt als Synonym für den Wirt-
schaftlichkeitsvergleich. Hierbei
handelt es sich um ein vollständig
quantifiziertes Referenzprojekt. Der
PSC beinhaltet die direkten und in-
direkten Kosten sowie die übertrag-
baren und zurückbehaltenen Risi-
ken. Die pbr AG erstellte die Finan-
zierungsunterlage Bau, die als
Grundlage für den PSC herangezo-
gen werden konnte.
Nachdem die Bau- und Unterhal-
tungskosten des Objektes ermittelt
waren, wurden die Rahmenbedin-
gungen des Neubaus in Abstim-
mung mit dem Nutzer und der
GMSH innerhalb einer Funktionalen
Leistungsbeschreibung verankert.
Während die pbr AG die Bauleis-
tungsbeschreibung verfasste, wur-
den von der VBD Beratungsgesell-
schaft für Behörden mbH die Be-
triebsbedingungen beigesteuert.
Aus verschiedenen Bieterkonsor-
tien wurde eine engere Auswahl ge-
troffen. Unter eindeutigen und im Vor-
feld genau festgelegten Gesichts-
punkten wurden die besten Entwürfe
anhand architektonischer, betriebli-
cher und finanzieller Kriterien festge-
legt. Als Gewinner ging ein Bieter aus
dem Verfahren hervor, der in allen
Bereichen – dem Bau, dem Betrieb
und der Finanzierung – überzeugte.
Während der Bauphase oblag der
pbr AG die Qualitätssicherung sowie
die Konformitätsprüfung der erbrach-
ten Bieterleistung zur ausgeschriebe-
nen und angebotenen Planung.
Schnitt
3Projekte
Sport auf der „grünen Wiese“Neubau einer 3-Feld-Sporthalle in Gifhorn von Danny Schroeder
Im nördlich gelegenen Teil der
Kreisstadt Gifhorn befindet sich
auf einer ehemals landwirt-
schaftlich genutzten Fläche der
Neubau einer 3-Feld-Sporthalle.
Diese Halle gehört zu dem neu ge-
gründeten Sport- und Freizeit-
standort „Sportzentrum Nord“ und
wird neben dem Vereinssport
hauptsächlich von den Klassen der
nahe gelegenen Grundschule ge-
nutzt. Im Mai 2009 erhielt die
pbr AG im Rahmen eines VOF- Ver-
fahrens den Auftrag zur Planung
der Architektur und der Techni-
schen Ausrüstung der Sporthalle.
Nach 13-monatiger Bauzeit wurde
Whiteboard ersetzt Kreidetafel Neubau der Martin-Luther-King-Schule in Velbert von Nico Versace
Das Schulwesen entwickelt
sich mit veränderten Schul-
formen, neuen Unterrichts-
modellen und dem Einsatz von Me-
dientechnik kontinuierlich weiter.
Gebäudestrukturen halten mit dieser
Entwicklung Schritt und schaffen die
Rahmenbedingungen für fortschritt-
lichen Unterricht. In Velbert wurde
die Martin-Luther-King-Schule im
Rahmen eines PPP-Verfahrens in-
nerhalb von 12 Monaten neu erbaut.
Hier werden die Schüler beispiels-
weise an interaktiven Whiteboards
unterrichtet, die herkömmliche Krei-
detafeln ersetzen. Die pbr Planungs-
büro Rohling AG war für die Planung
der Architektur, der Technischen
Ausrüstung und des Brandschutzes
verantwortlich. Die MBN Bau AG er-
richtete als PP-Partner für die Stadt
Velbert das Gebäude und betreut
den Betrieb für 25 Jahre.
Der viergeschossige Schulneu-
bau, der mit einer Fläche von
7.650 m² Platz für 540 Schüler bie-
tet, nimmt in den oberen beiden
Geschossen Lehr- und Unterrichts-
räume, im Erdgeschoss Nutzungen
mit Außenbezug wie Pausenhalle
und Aula auf. Die Räume der Ver-
waltung sind im ersten Oberge-
schoss angeordnet. Die Haupt-
schule ist auf die Ganztagsbetreu-
ung der Schüler ausgerichtet und
bietet eine integrierte Mensa. Der
Ganztagsbereich kann getrennt
vom Schulbetrieb auch für externe
Veranstaltungen genutzt werden. In
die Pausenhalle ist eine Raum-
skulptur für die Nutzungen Kiosk,
Pförtner, Besprechung und Kopier-
raum integriert. Sie soll Ankömm-
linge begrüßen und zur Identitäts-
bildung beitragen.
Das Schulgebäude integriert sich
durch seine zurückhaltende Ge-
samtgestaltung in die städtebau-
liche Struktur, setzt aber mit seiner
Farbgebung und Bauweise einen
architektonischen Akzent. Der Bau-
körper gliedert sich in zwei Fassa-
denbereiche. Das in Ziegel gehal-
tene und zum Teil vorspringende
Sockelgeschoss steht in gestalteri-
schem Bezug zum traditionellen
Schulbau. Es bildet einen Kontrast
zur weiß verputzten Fassade der
das Gebäude im Oktober 2011 fer-
tig gestellt.
Die Außenfassaden des Solitärs
sind mit ortstypischem rotbunten
Ziegel und einer grauen Metallfas-
sade verkleidet. Im Innenraum der
Sporthalle dominieren lichtgrauer
Betonsichtstein sowie graue und
holzfarbene Materialien. Der Farb-
und Materialkontrast zwischen
warm und kalt anmutenden Ober-
flächen sorgt für eine harmonische
Atmosphäre im Innenraum.
Brettschichtholzbinder mit 30 m
Länge und 2,20 m Höhe bilden das
Tragwerk der 3-Feld-Sporthalle. Sie
fügen sich mit einem Skelettbau
aus Stahlbeton-Fertigteilen zum
Rohbau des Hallenkörpers zusam-
men. Die Deckenverkleidung be-
Obergeschosse. Die Unterrichts-
räume in den oberen Geschossen
sind durch die Farbgebung von
außen und in den Fluren erkennbar.
Die kompakte Gebäudeform, die
sich um den internen Schulhof als
Mittelpunkt anordnet, weist einen
hohen Optimierungsgrad bezüg-
lich der Bruttogeschossfläche im
Verhältnis zur Nutzfläche auf und
bietet eine hohe wirtschaftliche
Effizienz. Darüber hinaus ermög-
lichen eine Heizung mit Wärme-
rückgewinnung und Solarkollek-
toren den energieoptimierten Schul-
betrieb.
steht aus raumakustisch wirksa-
men Trapezblechen und einem
Dachaufbau gemäß den Vorgaben
der Energieeinsparverordnung
2009. Der zweigeschossige Funk-
tionstrakt mit Umkleiden, Geräte-
räumen und Regieraum im Erdge-
schoss sowie Tribüne mit 189 Plät-
zen, Mehrzweckraum und Technik-
flächen im Obergeschoss wurde in
konventioneller Massivbauweise
errichtet. Der Sportboden ist als
flächenelastischer Schwingboden
mit integrierter Fußbodenheizung
ausgelegt.
Die gesamte Sporthalle ist barri-
erefrei zu erreichen. Es wurde gro-
ßer Wert darauf gelegt, dass auch
Behindertensportvereine die Halle
nutzen können. Aus diesem Grund
befindet sich im Erdgeschoss ein
behindertengerecht ausgeführter
Umkleidebereich. Über einen Per-
sonenaufzug wird das Oberge-
schoss auch für gehandikapte
Menschen erschlossen.
4 Projekte
Neubau Geronto-Psychiatrie Haus 8, Klinikum Wunstorf Der Neubau für 24 Patienten positio-niert sich als eingeschossiger Kubus mit Innenhof an der östlichen Grund-stücksgrenze und bildet gemeinsam mit Bestandsgebäuden einen Vor-platz aus. Der Neubau als Hoftypus schafft für Patienten einen wiederer-kennbaren Ort, der durch seinen Vor-platz und vielfältige Blickbeziehungen im Innen- und Außenbereich geprägt wird. Der Innenhof bietet Patienten einen Sinnesgarten.Leistungen pbr Architektur
Neubau Hörsaal Fachhochschule Münster Ein quaderförmiger Hörsaalneubau bil-det den baulichen Auftakt zum Cam-pus Steinfurt. Der Hörsaal gliedert sich nach außen in den eingeschossi-gen Foyer-Baukörper mit Seminarräu-men und den Hörsaal als eingestelltes zweites Volumen. Der Hörsaal für 400 Personen kann mittels einer vollelek-trischen Trennwand-Anlage in zwei Säle aufgeteilt werden. Leistungen pbr Gesamtplanung
Projekt-Telegramm
Sanierung Gymnasium Verl Die Stadt Verl beabsichtigt, das Schul-zentrum zu erweitern und umzubauen. Der Entwurf der pbr AG sieht den Erhalt des Bestands und teilweise den Umbau des Gymnasiums vor. Die Erweiterung wird über einen Anbau an der Ostseite des Gymnasiums auf Höhe des Lehrerzimmers gelöst. Mit einem neuen Haupteingang im Wes-ten wird die Eingangssituation umstrukturiert. Im Erd- und ersten Obergeschoss werden die Unterrichts-räume ringförmig erschlossen. Leistungen pbrArchitektur
Super-Loop-Rutsche Nettebad Osnabrück Am 27. Dezember 2011 wurde die Hochgeschwindigkeitsrutsche „Super Loop“ des Nettebads Osnabrück eröff-net. Die 94 Meter lange Rutsche besteht aus 40 Elementen. Mit einer Höhe von 23 Metern hat die Attraktion einen der höchsten Rutschentürme in Norddeutschland. Rutschende fallen durch eine automatische Bodenluke in das Rutschenrohr, das im 85°-Winkel unter der Luke positioniert ist.Leistungen pbrArchitektur
Kuben zur Natur Neubau für das Biozentrum der Universität Hamburg, Klein Flottbekvon Annette Esselmann
Die Freie und Hansestadt
Hamburg hat im Rahmen
des Konjunkturpaketes II
des Bundes, mit finanzieller Beteili-
gung des Bundes, ein neues Insti-
tutsgebäude für das Biozentrum der
Universität in Klein Flottbek (das
Biozentrum gehört zur Fakultät für
Mathematik, Informatik und Natur-
wissenschaften) errichtet. Die pbr
AG erbrachte in den Leistungspha-
sen 2 - 8 sämtliche Leistungen im
Bereich Architektur.
Der Neubau ist dem bestehen-
den Institutsgebäude im südöstli-
chen Bereich zwischen Vorplatz und
Botanischem Garten als Anbau
vorgelagert. Hauptsächlich ist der
Institutsneubau mit Büros, S1-For-
schungslaboren und einem reprä-
sentativen Sitzungsraum für die
Botanik, Abteilung Systematik, vor-
gesehen. Darüber hinaus verfügt
der Neubau über Nutzungsflächen
wie Hörsaal, Kursräume und Cafe-
teria für alle Abteilungen des Bio-
zentrums und Verwaltungsflächen.
Das neue Institutsgebäude
schließt im Erd- und Untergeschoss
an das Bestandsgebäude an. An
der Schnittstelle zwischen Bestand
und Neubau wurde ein gemeinsa-
mer Eingangsbereich mit Pförtner-
loge und Cafeteria geschaffen. Die
Umbaumaßnahmen erfolgten im
laufenden Betrieb des Bestandsge-
bäudes.
Das fünfgeschossige Gebäude
hat die Form eines langen Riegels.
An seinen Längsseiten schieben
sich unterschiedlich große Kuben
aus der Fassade. Sie nehmen Funk-
tionen wie Labore, Hörsaal oder
Kursräume auf. Diese Unterbre-
chung der strengen Baukörperform
schafft eine optische Verzahnung
des Gebäudes mit dem Botani-
schen Garten und dem Vorplatz.
Grüne Erker verstärken diesen Be-
zug und betonen die Nutzung des
Gebäudes als Forschungseinrich-
tung für Botanik. Das Stahlgrau des
Hauptbaukörpers bildet den ruhi-
gen, funktionalen Gegenpol. Mit
Hilfe der Kuben war es außerdem
möglich, auf dem schmalen Bau-
feld eine optimierte Nutzfläche zu
erzielen. Das Gebäude ist als Stahl-
betonskelettbau ausgeführt. Zur
Aussteifung dienen an den Schmal-
seiten angeordnete Erschließungs-
kerne und Wandscheiben. Die vor-
gehängte, hinterlüftete Fassade
wurde aus nicht brennbaren Hoch-
druck-Schichtpressstoffplatten mit
verdeckter Befestigung hergestellt.
Um den aktuellen Richtlinien der
EnEV 2009 und der Hamburgi-
schen Klimaschutzverordnung ge-
recht zu werden, sind Dämmstoffe
entsprechend der Anforderungen,
eine 3-fach Isolierverglasung und
ein außenliegender Sonnenschutz
verbaut.
5Projekte
Neuordnung für schnelle Genesungsprozesse Sanierung von Bettenhäusern des Klinikums Ernst von Bergmann, Potsdamvon Hanns-Jörg Horn
Eine freundliche, helle Atmo-
sphäre ist für die Genesung
von Patienten besonders
wichtig. Aus diesem Grund ließ das
Klinikum Ernst von Bergmann
(KEvB) in Potsdam die achtgeschos-
sigen Bettenhäuser C, D und E mit
insgesamt 544 Betten sanieren.
Ziel war es, die Bestandsgebäude
aus den frühen 1980er Jahren bau-
lich, haustechnisch, energetisch
und brandschutztechnisch zu mo-
dernisieren. Aufgrund der hohen
Auslastung musste die Sanierung
im laufenden Betrieb erfolgen. Die
pbr Planungsbüro Rohling AG ent-
schied das VOF-Verfahren für sich
und wurde mit der Gesamtplanung
beauftragt.
Das äußere Erscheinungsbild
der Gebäude blieb weitestgehend
erhalten. Wirtschaftliche und ziel-
orientierte Lösungen führten zur
Optimierung der Grundrisse und
des Krankenhausbetriebes. Im Er-
gebnis entstand das Prinzip der
Kopfstation. Die einzelnen Statio-
nen wurden nunmehr mit einem
administrativen Stationsstützpunkt
ebenenweise bzw. flügelübergrei-
fend konzipiert. Um die jeweils zen-
tralen Anmeldungen und Schwes-
ternzimmer ordnen sich Ver- und
Entsorgungsräume an. Die eigentli-
chen Stationsbereiche umfassen
24 bzw. 36 Planbetten, die in 1- bis
3-Bettzimmern mit Nasszellen ein-
geteilt wurden. Zudem verfügen
sie über kleinere Arbeitsräume,
einen Schwesternarbeitsplatz, Sani-
tärbereiche und bedarfsabhängige
Untersuchungsräume.
Die Maßnahme erfolgte in meh-
reren Bauabschnitten geschoss-
bzw. stationsweise. Nach einer
Bauzeit von zehn Monaten wurde
Haus D im April 2009 an die Nutzer
übergeben. Hier befinden sich nun
neben der Infektologie eine neuro-
logische Station, die Allgemein-
und Unfallchirurgie sowie Stationen
für Kardiologie, Angiologie und
Urologie. Im Haus C wurden zwei
weitere Stationen, u. a. eine Inten-
Energetische Verbesserung von PlattenbautenSanierung des Gebäudes 40 der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburgvon Lothar Randel
Die Plattenbauweisen dienten
in der ehemaligen DDR
dazu, kurzfristig auf be-
grenztem Raum Wohnungen zu
schaffen. Heute sind diese Ge-
bäude in der Regel modernisie-
rungsbedürftig. Um aktuelle Quali-
tätsstandards zu erfüllen und Stu-
dierenden moderne Lehrräume zur
Verfügung zu stellen, wurde das
Gebäude 40 der Otto-von-Guericke-
Universität in Magdeburg energe-
tisch saniert. Im Rahmen des Kon-
junkturpaketes II erfolgte die Pla-
nung der Architekturleistungen des
Sanierungsprojekts durch die
pbr Planungsbüro Rohling AG in
Magdeburg.
Das Gebäude der ehemaligen
Pädagogischen Hochschule ist in
den späten 1980er Jahren als Plat-
tenbau der Wohnungsbauserie 70
der DDR-Bauproduktion aus Stahl-
betonfertigteilen errichtet worden.
Diese Bauweise für Wohnfunk-
tionen bot nur geringe Möglichkei-
ten, flexible Raumstrukturen zu
schaffen. Zudem wurden nach
20-jähriger Nutzung konstruktive,
funktionelle sowie energetische
Mängel sichtbar.
Neben aktuellen Standards in
den Bereichen Funktionalität,
Brandschutz und Schallschutz war
das wesentliche Element die hoch-
wertige energetische Optimierung
des Objektes nach den Vorgaben
der EnEV 2009. So ergänzt eine
neue, hochwärmedämmende Vor-
hangfassade aus Faserzement-
platten die bereits vorhandenen
3-Schichten-Außenwandplatten.
sivüberwachungspflege saniert. Da
Haus E mit 252 Betten erheblich
größer ist, mussten für die Um-
zugsplanung Interimsbetten be-
rücksichtigt werden. Hierfür wurde
eine dreigeschossige, mobile Bet-
tenstation mit vollwertigen Aus-
weichstationen errichtet. Um die
volle Funktionstüchtigkeit der in
Betrieb verbleibenden Stationen
gewährleisten zu können, wurde
die Ebene zwischen Sanierungsbe-
reich und weiter betriebenen Stati-
onen als Umschluss-Ebene für die
Ver- und Entsorgung genutzt.
Die Verankerung der neuen Fas-
sade erfolgte durch die Stahlbeton-
Wetterschalen und Wärmedäm-
mungen der vorhandenen Fassa-
denplatten hindurch bis in die Trag-
schale. Darüber hinaus erhielten
alle Außenfenster und -türen eine
Dreifach-Verglasung. Insgesamt
führen diese Maßnahmen zu einer
mehr als 50-prozentigen Energie-
einsparung. Im Frühjahr 2011
wurde das Gebäude an die Otto-
von-Guericke-Universität Magde-
burg übergeben.
6 Projekte
Multifunktionales Bürgerhaus Neubau einer Versammlungsstätte in Neuenhagen von Michael Bracke
Die Gemeinde Neuenhagen
entschloss sich für den Bau
eines neuen Bürgerhauses
als kulturelles Zentrum mit vielfälti-
gen Nutzungsmöglichkeiten. Die
alte Versammlungsstätte war tech-
nisch und baulich nicht mehr nutz-
bar. Das Projekt wurde als PPP-Ver-
fahren umgesetzt. Die pbr AG er-
brachte die Architekturplanung.
Der kompakte Neubau entwi-
ckelt sich aus zwei ineinander ver-
schränkten Baukörpern, die sich in
Höhe und Farbe unterscheiden. Der
zur Hauptstraße gewandte Korpus
beinhaltet das Foyer, zugehörige
Nebenflächen sowie das Restau-
rant mit entsprechenden Nutzungs-
einheiten. Die rote Farbgebung sig-
nalisiert die hervorgehobene Be-
deutung des Gebäudes als wichtige
kommunale Einrichtung. Der von
der Hauptstraße zurückgesetzte
Baukörper nimmt Funktionen mit
größeren Volumina auf, z. B. den
Saal, und überragt deshalb den
straßenzugewandten Korpus. Die
farblich zurückhaltende Fassade
des zweiten Baukörpers kompen-
siert sein konzentrierteres Volumen.
Die Fassade des Gebäudes be-
steht aus hochwertigen und robus-
ten Faserzementtafeln sowie groß-
flächigen Glaselementen. Die farb-
liche Nuancierung der Fassade ver-
leiht dem Ensemble einen lebendi-
gen Eindruck und unterstreicht die
herausragende Bedeutung der Ein-
richtung. Die Funktionseinheiten
Restaurant, Bibliothek und Saal
werden sowohl separat als auch
über das Foyer erschlossen. So ent-
steht eine hohe Nutzungsvariabili-
tät und der integrative Charakter
des Gesamtensembles bleibt durch
die gemeinsame Erschließung über
das Foyer erhalten. Zusätzlich zum
Haupteingang an der Vorderseite ist
ein weiterer Zugang an der Rück-
seite angeordnet. Er gewährleistet
kurze Wege vom Parkplatz. Der An-
lieferverkehr wird ebenfalls über
die Nordseite realisiert. Eine Belas-
tung der Anwohner durch den Be-
sucher- und Lieferverkehr wird mit
Lärmschutzwänden weitgehend
ausgeschlossen.
Das zentral gelegene Foyer ist
der Schwerpunkt der inneren Er-
schließung. Von hier sind der Saal,
das Restaurant und die Bibliothek
zugänglich. Ein geschlossener Trep-
penraum verbindet den Eingangs-
bereich mit dem Ober- und Unter-
geschoss. Zusätzlich erschließt ein
Personenaufzug im zentralen Ein-
gangsbereich alle Geschosse. Im
Obergeschoss befinden sich Ver-
einsräume. Das Untergeschoss
verfügt über eine Kegelbahn, die
vom Restaurant genutzt wird. Die
Funktionsbereiche sind durch die
Geschossigkeit klar voneinander
getrennt und innerhalb der Ebenen
durch fließende Übergänge mitein-
ander verzahnt.
Der Saal ist die wichtigste Funk-
tionseinheit des Gebäudes. Auf-
grund des hohen Anspruchs an
Nutzungsvariabilität, Akustik und
Schallschutz liegt er im zentralen
Teil des Gebäudes. Er ist weitge-
hend umbaut, um die Immissionen
durch den angrenzenden Kraft- und
Bahnverkehr zu kompensieren.
Eine Bar schließt sich unmittelbar
an den Saal an. Eine Speisenversor-
gung von der Küche ist möglich.
Das Restaurant mit Küche und die
Bibliothek können als autonome
Einheiten betrieben werden.
7Projekte
Die Kunst der Lichtplanung Wie Licht Räume erlebbar macht von Dipl.-Ing. Oliver Christen
L icht ist seit jeher ein imposan-
tes Medium, das in der Archi-
tektur eine ganz besondere
Rolle spielt. Erst durch Licht wer-
den Räume erlebbar und der Be-
trachter kommt in den Genuss, die
Elemente der Gestaltung wahrzu-
nehmen. So erzeugt eine Leucht-
stofflampe meist einen kalten
Raumeindruck, während eine indi-
rekte Beleuchtung mit einem war-
men Licht ein atmosphärisches
Ambiente schafft.
Die moderne Lichtplanung hat
zum Ziel, sowohl technische als
auch gestalterische Ansprüche zu
einem ästhetischen Ganzen zu ver-
einen. So stellt sich die Frage, wel-
che Personengruppen in die mo-
derne Kunstlichtplanung einzube-
ziehen sind. Hierzu zählen die Archi-
tekten, die die Leuchtenauswahl
häufig nach gestalterischen Krite-
rien treffen, sowie die Elektrofach-
planer, die alle DIN-Vorgaben zu Be-
leuchtungsstärken und Vorgaben
erfüllen und auch die technische
Machbarkeit überprüfen müssen.
Nicht vergessen werden darf der
Bauherr, der für seine Investition
die bestmögliche Leistung bekom-
men möchte.
Doch der Fokus sollte immer auf
dem Nutzer liegen: Für ihn wird die
Straße, die Parkanlage oder das Ge-
bäude erstellt. Er soll in der zukünf-
tigen Situation zurechtkommen, die
Gestaltung als angenehm empfin-
den, ja sogar begeistert sein von
dem neu Erschaffenen. So wie wir
es aus der Natur kennen, sollen wir
überrascht werden von Eindrücken,
die uns durch das Wechselspiel von
Licht und Schatten erst sichtbar ge-
macht werden.
Licht ganzheitlich zu planen heißt
auch, die Bereiche Sehleistung,
Sehkomfort und visuelles Ambi-
ente geschickt aufeinander abzu-
stimmen. Die Sehleistung berück-
sichtigt vorgegebene Richtlinien
und DIN-Werte des Beleuchtungs-
niveaus und die Blendbegrenzung.
Der Sehkomfort wird durch die Hel-
ligkeitsverteilung und die Farbwie-
dergabe der Situation bestimmt,
die z. B. Materialien in den gewohn-
ten Farben wiedererkennen lassen.
Für den Gesamteindruck, also das
visuelle Ambiente, sind Lichtfarbe,
Lichtrichtung und Schattigkeit die
entscheidenden Parameter, die
Räume erlebbar machen und das
gefühlte Raumklima stark beein-
flussen. Eine gute Beleuchtungs-
planung ist demnach funktional und
gleichzeitig atmosphärisch. Sie be-
rücksichtigt alle Bedürfnisse des
Nutzers, entspricht den gestalteri-
schen Ansprüchen, erfüllt alle rele-
vanten Normen und ist energieeffi-
zient.
Für die Umsetzung der Ideen
gibt es verschiedene Planungstools,
die allen einbezogenen Personen-
gruppen einen Eindruck der Licht-
planung geben. Mit Hilfe moderner
Lichtberechnungssoftware können,
ähnlich wie mit verschiedenen
CAD-Systemen, Modelle der Ge-
bäude oder Außenanlagen erstellt
und mit realen, ausgemessenen
Leuchtendaten und Grafiken verse-
hen werden. Die Ergebnisse dieser
Berechnungen liefern hervorra-
gende Erkenntnisse für den Techni-
ker, kann er doch die gewünschten
Beleuchtungsstärken, Leuchtdich-
ten oder Gleichmäßigkeiten able-
sen. Auch sind diese Programme in
Fokus
Oliver Christen, Dipl.-Ingenieur, studierte nach der Lehre zum Elektroinstallateur Elektrotechnik in Osnabrück und absol-vierte ein postgraduales Studium der Lichtanwendung an der TU Ilmenau.
Seit 15 Jahren ist er als Lichtplaner und Vertriebsmitarbeiter bei der HESS AG tätig und plant hauptsächlich Projekte im Außenbereich. Dazu zählen z. B. der Kur-park in Bad Laer, Fußgängerzonen in Lin-gen, Bünde und Varel, der Rosenplatz in Osnabrück sowie verschiedene Anstrah-lungen historischer Gebäude in Aurich.
2009 wurde er in den Deutschen Werk-bund berufen, was seine gestalterisch geprägte Arbeit auszeichnet.
HESS AG Form + LichtRegionalbüro NordKurzer Weg 149356 DiepholzTel. 05441 995435oliver.christen@hess.euwww.christen.hess.eu
Informationen
Spiegelung und Transparenz oder
anderer Materialeigenschaften dar.
Das wiederum setzt voraus, dass
die Reflexionseigenschaften des
Materials hinterlegt werden. Sicher-
lich ist dies ein hoher Planungsauf-
wand. Doch die Planungsergeb-
nisse sind so anschaulich, dass spä-
tere Planungsschritte wie Probe-
beleuchtungen teilweise entfallen
oder Fassadenanstrahlungen be-
reits am Modell ausprobiert und
festgelegt werden können.
der Lage, die erforderlichen Aus-
schreibungstexte direkt zu liefern
und so den nächsten Planungs-
schritt erheblich zu erleichtern. Die
wichtigste Entwicklung in der Soft-
ware ist jedoch die 3-D-Darstellung
der Lichtberechnungen. Hier wer-
den realitätsnahe Eindrücke gewon-
nen und die Vielfalt von Leuchten
und Lichtfarben schon in einem frü-
hen Planungsstadium gezeigt. Ren-
derings stellen eine sehr hohe Qua-
lität bezüglich der Lichtverteilung,
Wenn es gelingt, mit diesen mo-
dernen Planungswerkzeugen be-
reits weit vor der Realisierung allen
Projektbeteiligten die optimale Lö-
sung zwischen technischen An-
sprüchen und gestalterischen Wün-
schen aufzuzeigen, dann entschei-
det später nur die Qualität der
Leuchten über das Gelingen einer
guten und ganzheitlichen Lichtpla-
nung. Licht ist eben ein imposantes
Medium.
Aurich – Sitz der Ostfriesischen Landschaft
Lissabon – Praça do Comércio
Görlitz – Kulturhistorisches Museum im Kaisertrutz München – ADAC
Pilsting – Ortskern
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