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+ WELT AM SONNTAG NR. 40 30. SEPTEMBER 2012 NRW 8 ANZEIGE ANZEIGE D en Sprung in ein neu- es Leben hat Magda- lena Pieczynska vor zehn Jahren gewagt. Als der arabische Frühling die Genera- tion Praktikum noch nicht umgetauft hatte in Generation Fa- cebook. Und lange bevor die Euro-Krise sich anschickte, den jungen Erwachse- nen, die vor der Perspektivlosigkeit in fremde Länder fliehen, wieder ein neues Etikett zu verpassen: Generation hei- matlos könnte man jetzt vielleicht sagen. „Für Polen war Deutschland damals ein Land der Möglichkeiten“, sagt Mag- dalena Pieczynska, die sich kurz Magda nennt. Ihr Deutschlandbild war ohnehin rosa eingefärbt – wegen ihrer ersten gro- ßen Liebe, die Magda kennenlernte, als sie 17 war. Ihr Freund war zwar auch Po- le, lebte aber in der Bundesrepublik, und nach über drei Jahren Fernbeziehung folgte sie ihm. Zu dieser Zeit standen auch Peter Burghardt noch alle Möglichkeiten offen. Erst mit der Entscheidung, sein Lehr- amtsstudium in Aachen abzubrechen ging es bergab. Zwei Jahre lang hat Peter an der Armutsgrenze gelebt. Schlagzeug- unterricht und 400-Euro-Jobs reichten nicht zum Leben. Dann hat er eingese- hen, dass es so nicht weitergehen kann. „Auswandern war der logische Schritt“, sagt Peter heute. Über einen Freund be- kam er Kontakt zu einem Hersteller von Computerspielen, der in Irland Deut- sche für die Kundenbetreuung suchte. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Peter und Magda, beide 30, suchen ihr Glück in der Fremde – ohne Familie, oh- ne Freunde, ohne finanziellen Rückhalt. Sie leben das Leben, das viele Menschen aus den südeuropäischen Krisenstaaten gerade erst beginnen: Griechen, Spanier, Portugiesen und Italiener bescherten Deutschland im vergangenen Jahr einen neuen Zuwanderungsrekord. Die Ar- beitslosenquote bei Jugendlichen betrug in den Mittelmeerländern im Juni zwi- schen 34 und 53 Prozent. „Es gab Momente, in denen ich richtig wütend war auf Polen. Weil ich das Ge- fühl hatte, dass mir Polen nichts ermög- licht hat“, stößt Magda nach einem scharfen Atemzug hervor. Ein Studium hätte sie sich nicht leisten können, zu groß sei der Druck an polnischen Uni- versitäten, als dass Zeit für einen Neben- job gewesen wäre. An ihren Unterarmen zeugen einige Narben von langen Stun- den am Bügelbrett – dem Start in das neue Leben in Münster. Magda wusste, dass es auch in Deutschland nicht leicht wird. Sie besuchte einen Sprachkurs, die Deutschlehrerin vermittelte ihr die ers- ten Putzstellen. „Die Frau eines Profes- sors ist beim Putzen hinter mir herge- laufen und hat mich Vokabeln abge- fragt“, erinnert sich Magda. Zu Hause hörte sie deutsche Lieder, immer mit dem Wörterbuch in der Hand. Ihr Fleiß wurde belohnt. Sie bestand die Sprach- prüfung für den Hochschulzugang und hatte plötzlich die Wahl: studieren oder heiraten. „Mein Freund wollte eine Frau, die zu Hause sitzt und Kinder kriegt. Ur- sprünglich wollte ich genau das, aber ich wusste, dass ich erst irgendetwas für mich tun muss. Und dann ist man auf einmal unter Studenten, die andere An- sichten haben, und merkt, das Leben kann auch anders sein“, sagt Magda. Ihre Beziehung hielt kein Jahr mehr. Den Kontakt zum polnischen Freundeskreis brach Magda nahezu vollständig ab. Verglichen mit fast einer halben Milli- on Polen in Deutschland ist die deutsche Gemeinde in Irland klein. Peter ist einer von gut 140.000 Deutschen, die im Jahr 2010 die Bundes- republik verlassen haben, und Irland taucht als Aus- wanderungsziel nicht ein- mal unter den Top Ten auf. Dennoch sind Peters Kolle- gen und Freunde fast aus- schließlich Deutsche, ob- wohl er jetzt schon seit über zwei Jahren im irischen Cork arbeitet. „Ich fand das bei Ausländern in Deutsch- land immer komisch, dass die unter sich bleiben. Jetzt habe ich da- für mehr Verständnis“, sagt Peter. „Es ist nicht so, dass man mit den anderen nichts zu tun haben will, aber man findet automatisch zusammen, wenn man aus dem gleichen Land kommt und die glei- che Sprache spricht.“ Dabei mag Peter die Iren. Er mag es, nach der Arbeit ein Bier im Pub zu trin- ken, statt alleine zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen. Er schätzt es, dass die Iren die Dinge ent- spannter sehen. Dass nicht direkt angehupt wird, wer mal bei Rot über die Ampel geht. Dass sich niemand aufregt, wenn die Kassiere- rin im Supermarkt mit ei- ner alten Dame ein paar Worte wechselt und es des- wegen etwas länger dauert. Mittlerweile sehe er solche Sachen auch gelassener, sagt Peter. „Als einzelner Deutscher kann ich hier eh nicht alles umkrempeln.“ Auch Magda hat sich verändert. Sie nahm Jobs in Kneipen und Clubs an, wurde zum Nachtschwärmer. „Ich fand die deutsche Mentalität einfach toll. In Polen haben die Frauen mit 21 geheiratet und wollten ein Familienleben. Hier war alles lockerer: die Unabhängigkeit, die Freiheit, das Selbstbewusstsein – das hat mich fasziniert.“ Magda ist längst inte- griert. Sie studiert, kellnert, hat deutsche Freunde. Doch ihr neuer Lebenspartner ist wieder gebürtiger Pole. Mit ihm kann sie über die Dinge lachen, die nicht zu übersetzen sind. „Deutsche werde ich nie sein, aber ich fühle mich auch nicht als richtige Polin. Ich stehe irgendwo in der Mitte, ganz werde ich nie mehr zu ei- ner Seite gehören“, sagt Magda. Ihr ist nicht anzumerken, ob sie darüber traurig ist. Wörter mit „ü“ bereiten ihr noch Probleme. Und in Polen sagen sie, Mag- da spreche anders als eine Einheimische. „Mein Zuhause ist in Münster, mein Le- ben ist hier, mein Herz ist hier“, sagt sie. „Aber Heimat ist, wo ich geboren bin, wo meine Familie ist, meine Mutter.“ Zwei bis drei Mal im Jahr besucht Pe- ter seine Familie und die alten Freunde in Aachen. „Wenn ich in Deutschland bin, merke ich erst, was mir fehlt“, sagt er. Bedauern schwingt in seiner Stimme mit. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich sehr viel verpasse. Ich merke bei meinen Freunden, dass ich nicht mehr Teil ihres Alltags bin.“ Will er zurück nach Deutschland? „Ja“, antwortet Peter, zum ersten Mal, ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern. „Es gibt viele Kleinigkeiten, die das Leben in Deutschland ausmachen und mich sagen lassen: Das ist meine Heimat. Sachen, die ich vorher nicht zu schätzen gewusst habe: Man ist gut behütet, alles ist bes- ser organisiert, und es gibt für alles Re- geln und Vorschriften, sodass man nicht viel verkehrt machen kann.“ Trotzdem hat Peter es nicht eilig, nach Deutsch- land zurückzugehen. Er sei in Irland sehr zufrieden, all seine Hoffnungen nach Geld, Freunden und Spaß an der Arbeit hätten sich dort erfüllt. Für Magda ist das Leben in Deutsch- land auch nach zehn Jahren noch alles andere als leicht. Ihr Studium finanziert sie allein. Ihre Arbeitstage zwischen put- zen und zapfen sind meist länger als die Konzentrationsphasen in der Uni. Und trotz guter Freunde: „Ohne Familie, oh- ne Menschen, auf die man sich bedin- gungslos verlassen kann, fühlt man sich immer irgendwie alleine.“ Nach Polen fährt sie wieder häufiger, obwohl ihre Mutter sich damit abgefunden hat, dass Magda nicht zurückkommen wird. „Wenn meine Mutter mich am Telefon fragt, wann ich nach Hause komme, sage ich immer: Ich bin schon zu Hause.“ Heimat oder Zuhause? Jugendarbeitslosigkeit und Euro-Krise bringen eine neue Generation von Arbeitsmigranten hervor. Auch Magdalena Pieczynska und Peter Burghardt suchen ihr Glück in der Fremde Magdalena Pieczynska studiert und kellnert in Münster. Nach Polen will sie nicht zurück MONA CONTZEN/ VON MONA CONTZEN Peter Burghardt wan- derte nach Irland aus tes Zuwanderungsland war Nordrhein- Westfalen: 167.000 Ausländer fanden hier ein neues Zuhause. Gleichzeitig zogen in den vergangenen beiden Jahren jeweils rund 140.000 Deutsche aus dem Bundes- gebiet fort. Die beliebtesten Zielländer waren 2010 die Schweiz (15,6 %), USA (9,2 %) und Österreich (7,7 %). Polen schafft es mit 6,7 % noch auf den vierten, das Vereinigte Königreich (6 %) auf den fünften Platz. Ein Großteil der meist hoch qualifizierten Deutschen kehrt aber wieder in die Heimat zurück. ZU- UND AUSWANDERER Nach Angaben des Statistischen Bundes- amts zogen 2011 rund 840.000 Ausländer nach Deutschland – fast ein Viertel mehr als im Vorjahr. Die höchsten Zuwachs- raten gab es aus den Krisenstaaten der Europäischen Union. Aus Griechenland und Spanien kamen jeweils rund 20.000 Einwanderer und damit 90 bzw. 52 Pro- zent mehr als 2010. Die größte Zuwan- derergruppe stellen allerdings die Polen mit rund 160.000 Zuwanderern, für die es seit 2011 keine Einschränkungen beim Arbeitsmarktzugang mehr gibt. Beliebtes- Tickets und Infos unter www.UCI-KINOWELT.de oder über die UCI App. LIVE FROM LONDON 2007 “THE MOST DEMANDED TICKET IN MUSIC HISTORY” GUINNESS BOOK OF RECORDS “THE GREATEST BAND IN ROCK ‘N’ ROLL HISTORY” MOJO Led Zeppelin: Celebration Day Das historische Konzert am 17. & 22. Oktober, 20 Uhr, auf der großen Kinoleinwand. Das Markenzeichen qualifizierter Immobilienmakler, Verwalter und Sachverständiger www.ivd-expertensuche.net KÖLN: (Vorwahl 02 21) H. K. Gaul 2 57 74 93 Immobiliengesellschaft mbH Fax 2 57 74 08 Domkloster 1, 50667 Köln BAD HONNEF: (Vorwahl 0 22 24) Stockhausen, Fachvermittlung 8 04 68-9 für Haus und Grund Fax 8 94 24 Aegidienberger Straße 29 d, Postfach 60 47 Immer mehr Verbraucher lassen den Wert ihrer Häuser von unabhängigen Gutachtern bewerten. Egal ob bei Kauf oder Vererben von Immobilien, eine Bewertung gibt Sicherheit über den Marktwert des Gebäudes. Vor allem, wenn es um den Kauf oder Verkauf von Immo- bilien geht, wollen immer mehr Kunden auf Nummer sicher gehen und sich von unabhän- giger Seite den Wert einer Immobilie fixieren lassen. Zunehmend werden aber auch bei Scheidungen Gutachten erstellt. Um künftige Streitigkeiten zu verhindern, werden Testa- menten häufig Gebäude-Gutachten beige- legt. Dies mache gerade dann Sinn, wenn die eine Partei mit Grundbesitz, die andere aber mit Geld bedacht wird. Mit den Gutachten kann man oft verhindern, dass die Streitparteien eine härtere Gang- art einlegen und Anwälte und Gerichte einschalten. BERGISCH GLADBACH: (Vorwahl 0 22 02) NAGELSCHMIDT IMMOBILIEN 3 26 01 seit Jahrzehnten vor Ort Fax 3 89 57 Laurentiusstraße 80, 51465 Bergisch-Gladbach www.nagelschmidt-immobilien.de, [email protected] oder Köln: 0221-98 94 66 77 oder Bonn: 0228-94 49 99 44 oder Monschau: 02472-803 58 33 BIELEFELD: (Vorwahl 05 21) FREDEBEUL IMMOBILIEN 6 22 28 oder 6 22 48 GmbH & Co. KG IVD Fax 6 22 06 Falkstraße 11, 33602 Bielefeld [email protected] www.fredebeul-immobilien.de DORTMUND: (Vorwahl 02 31) Kallen Immobilien seit 1919 9 13 03 10 Hausverwaltungs-GmbH Fax 16 02 07 Beurhausstraße 9, 44137 Dortmund www.kallen.de IMMOBILIEN WANGARD 1 68 78 Verkauf & Vermietung seit 1948 Fax 1 68 70 Poststraße 4, 44137 Dortmund [email protected] www.immobilien-wangard.de Greif & Contzen 93 77 93-0 Immobilienmakler GmbH Fax 93 77 93-77 Pferdmengesstraße 42, 50968 Köln-Marienburg [email protected] www.greif-contzen.de IMMOBILIENVERTRIEB KÖLN GmbH 66 0 65-0 Der Mehrfamilienhausspezialist im Kölner Zentrum www.ImmobilienVertriebKoeln.de Ott Immobilien Sa.-Nr. 31 20 81 Aktiengesellschaft Fax 32 47 66 Karolingerring 36, 50678 Köln [email protected] www.ott-immobilien-ag.de von Emhofen Immobilien OHG 9 40 55 10 Kitschburger Str. 238, 50933 Köln Fax 40 99 09 [email protected] www.vonemhofen.de ALBERT WOLTER Immobilien GmbH & Co. Seit 1919 2x in Köln: Rodenkirchen & Sülz. 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D en Sprung in ein neu-es Leben hat Magda-lena Pieczynska vorzehn Jahren gewagt.Als der arabischeFrühling die Genera-tion Praktikum noch

nicht umgetauft hatte in Generation Fa-cebook. Und lange bevor die Euro-Krisesich anschickte, den jungen Erwachse-nen, die vor der Perspektivlosigkeit infremde Länder fliehen, wieder ein neuesEtikett zu verpassen: Generation hei-matlos könnte man jetzt vielleicht sagen.

„Für Polen war Deutschland damalsein Land der Möglichkeiten“, sagt Mag-dalena Pieczynska, die sich kurz Magdanennt. Ihr Deutschlandbild war ohnehinrosa eingefärbt – wegen ihrer ersten gro-ßen Liebe, die Magda kennenlernte, alssie 17 war. Ihr Freund war zwar auch Po-le, lebte aber in der Bundesrepublik, undnach über drei Jahren Fernbeziehungfolgte sie ihm.Zu dieser Zeit standen auch Peter

Burghardt noch alle Möglichkeiten offen.Erst mit der Entscheidung, sein Lehr-amtsstudium in Aachen abzubrechenging es bergab. Zwei Jahre lang hat Peteran der Armutsgrenze gelebt. Schlagzeug-unterricht und 400-Euro-Jobs reichtennicht zum Leben. Dann hat er eingese-hen, dass es so nicht weitergehen kann.„Auswandern war der logische Schritt“,sagt Peter heute. Über einen Freund be-kam er Kontakt zu einem Hersteller vonComputerspielen, der in Irland Deut-sche für die Kundenbetreuung suchte.Und plötzlich ging alles ganz schnell.Peter und Magda, beide 30, suchen ihr

Glück in der Fremde – ohne Familie, oh-ne Freunde, ohne finanziellen Rückhalt.Sie leben das Leben, das viele Menschenaus den südeuropäischen Krisenstaatengerade erst beginnen: Griechen, Spanier,Portugiesen und Italiener beschertenDeutschland im vergangenen Jahr einenneuen Zuwanderungsrekord. Die Ar-beitslosenquote bei Jugendlichen betrugin den Mittelmeerländern im Juni zwi-schen 34 und 53 Prozent.„Es gab Momente, in denen ich richtig

wütend war auf Polen. Weil ich das Ge-fühl hatte, dass mir Polen nichts ermög-licht hat“, stößt Magda nach einemscharfen Atemzug hervor. Ein Studiumhätte sie sich nicht leisten können, zugroß sei der Druck an polnischen Uni-versitäten, als dass Zeit für einen Neben-job gewesen wäre. An ihren Unterarmenzeugen einige Narben von langen Stun-den am Bügelbrett – dem Start in dasneue Leben in Münster. Magda wusste,dass es auch in Deutschland nicht leichtwird. Sie besuchte einen Sprachkurs, dieDeutschlehrerin vermittelte ihr die ers-ten Putzstellen. „Die Frau eines Profes-sors ist beim Putzen hinter mir herge-laufen und hat mich Vokabeln abge-fragt“, erinnert sich Magda. Zu Hausehörte sie deutsche Lieder, immer mitdem Wörterbuch in der Hand. Ihr Fleißwurde belohnt. Sie bestand die Sprach-prüfung für den Hochschulzugang undhatte plötzlich die Wahl: studieren oderheiraten. „Mein Freund wollte eine Frau,die zu Hause sitzt und Kinder kriegt. Ur-

sprünglich wollte ich genau das, aber ichwusste, dass ich erst irgendetwas fürmich tun muss. Und dann ist man aufeinmal unter Studenten, die andere An-sichten haben, und merkt, das Lebenkann auch anders sein“, sagt Magda. Ihre

Beziehung hielt kein Jahr mehr. DenKontakt zum polnischen Freundeskreisbrach Magda nahezu vollständig ab.Verglichen mit fast einer halben Milli-

on Polen in Deutschland ist die deutscheGemeinde in Irland klein. Peter ist einer

von gut 140.000 Deutschen,die im Jahr 2010 die Bundes-republik verlassen haben,und Irland taucht als Aus-wanderungsziel nicht ein-mal unter den Top Ten auf.Dennoch sind Peters Kolle-gen und Freunde fast aus-schließlich Deutsche, ob-wohl er jetzt schon seit überzwei Jahren im irischenCork arbeitet. „Ich fand dasbei Ausländern in Deutsch-land immer komisch, dassdie unter sich bleiben. Jetzt habe ich da-für mehr Verständnis“, sagt Peter. „Es istnicht so, dass man mit den anderennichts zu tun haben will, aber man findetautomatisch zusammen, wenn man ausdem gleichen Land kommt und die glei-che Sprache spricht.“Dabei mag Peter die Iren. Er mag es,

nach der Arbeit ein Bier im Pub zu trin-ken, statt alleine zu Hause vor demFernseher zu sitzen. Er schätzt es, dass

die Iren die Dinge ent-spannter sehen. Dass nichtdirekt angehupt wird, wermal bei Rot über die Ampelgeht. Dass sich niemandaufregt, wenn die Kassiere-rin im Supermarkt mit ei-ner alten Dame ein paarWorte wechselt und es des-wegen etwas länger dauert.Mittlerweile sehe er solcheSachen auch gelassener,sagt Peter. „Als einzelnerDeutscher kann ich hier eh

nicht alles umkrempeln.“Auch Magda hat sich verändert. Sie

nahm Jobs in Kneipen und Clubs an,wurde zum Nachtschwärmer. „Ich fanddie deutsche Mentalität einfach toll. InPolen haben die Frauen mit 21 geheiratetund wollten ein Familienleben. Hier waralles lockerer: die Unabhängigkeit, dieFreiheit, das Selbstbewusstsein – das hatmich fasziniert.“ Magda ist längst inte-griert. Sie studiert, kellnert, hat deutsche

Freunde. Doch ihr neuer Lebenspartnerist wieder gebürtiger Pole. Mit ihm kannsie über die Dinge lachen, die nicht zuübersetzen sind. „Deutsche werde ichnie sein, aber ich fühle mich auch nichtals richtige Polin. Ich stehe irgendwo inder Mitte, ganz werde ich nie mehr zu ei-ner Seite gehören“, sagt Magda. Ihr istnicht anzumerken, ob sie darüber traurigist. Wörter mit „ü“ bereiten ihr nochProbleme. Und in Polen sagen sie, Mag-da spreche anders als eine Einheimische.„Mein Zuhause ist in Münster, mein Le-ben ist hier, mein Herz ist hier“, sagt sie.„Aber Heimat ist, wo ich geboren bin,wo meine Familie ist, meine Mutter.“Zwei bis drei Mal im Jahr besucht Pe-

ter seine Familie und die alten Freundein Aachen. „Wenn ich in Deutschlandbin, merke ich erst, was mir fehlt“, sagt

er. Bedauern schwingt in seiner Stimmemit. „Manchmal habe ich das Gefühl,dass ich sehr viel verpasse. Ich merke beimeinen Freunden, dass ich nicht mehrTeil ihres Alltags bin.“ Will er zurücknach Deutschland? „Ja“, antwortet Peter,zum ersten Mal, ohne auch nur denBruchteil einer Sekunde zu zögern. „Esgibt viele Kleinigkeiten, die das Leben inDeutschland ausmachen und mich sagenlassen: Das ist meine Heimat. Sachen,die ich vorher nicht zu schätzen gewussthabe: Man ist gut behütet, alles ist bes-ser organisiert, und es gibt für alles Re-geln und Vorschriften, sodass man nichtviel verkehrt machen kann.“ Trotzdemhat Peter es nicht eilig, nach Deutsch-land zurückzugehen. Er sei in Irland sehrzufrieden, all seine Hoffnungen nachGeld, Freunden und Spaß an der Arbeithätten sich dort erfüllt.Für Magda ist das Leben in Deutsch-

land auch nach zehn Jahren noch allesandere als leicht. Ihr Studium finanziertsie allein. Ihre Arbeitstage zwischen put-zen und zapfen sind meist länger als dieKonzentrationsphasen in der Uni. Undtrotz guter Freunde: „Ohne Familie, oh-ne Menschen, auf die man sich bedin-gungslos verlassen kann, fühlt man sichimmer irgendwie alleine.“ Nach Polenfährt sie wieder häufiger, obwohl ihreMutter sich damit abgefunden hat, dassMagda nicht zurückkommen wird.„Wenn meine Mutter mich am Telefonfragt, wann ich nach Hause komme, sageich immer: Ich bin schon zu Hause.“

Heimat oder Zuhause?Jugendarbeitslosigkeit und Euro-Krise bringen eine neue Generation von Arbeitsmigrantenhervor. Auch Magdalena Pieczynska und Peter Burghardt suchen ihr Glück in der Fremde

Magdalena Pieczynska studiert und kellnert in Münster. Nach Polen will sie nicht zurück

MONACONTZ

EN/

VON MONA CONTZEN

Peter Burghardt wan-derte nach Irland aus

tes Zuwanderungsland war Nordrhein-Westfalen: 167.000 Ausländer fanden hierein neues Zuhause. Gleichzeitig zogen inden vergangenen beiden Jahren jeweilsrund 140.000 Deutsche aus dem Bundes-gebiet fort. Die beliebtesten Zielländerwaren 2010 die Schweiz (15,6 %), USA(9,2 %) und Österreich (7,7 %). Polenschafft es mit 6,7 % noch auf den vierten,das Vereinigte Königreich (6 %) auf denfünften Platz. Ein Großteil der meist hochqualifizierten Deutschen kehrt aberwieder in die Heimat zurück.

ZU- UND AUSWANDERER

Nach Angaben des Statistischen Bundes-amts zogen 2011 rund 840.000 Ausländernach Deutschland – fast ein Viertel mehrals im Vorjahr. Die höchsten Zuwachs-raten gab es aus den Krisenstaaten derEuropäischen Union. Aus Griechenlandund Spanien kamen jeweils rund 20.000Einwanderer und damit 90 bzw. 52 Pro-zent mehr als 2010. Die größte Zuwan-derergruppe stellen allerdings die Polenmit rund 160.000 Zuwanderern, für die esseit 2011 keine Einschränkungen beimArbeitsmarktzugang mehr gibt. Beliebtes-

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LIVE FROM LONDON 2007

“THEMOST DEMANDEDTICKET INMUSIC HISTORY”

GUINNESS BOOKOF RECORDS“THE GREATEST BAND INROCK‘N’ROLL HISTORY”

MOJO

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