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AN · Seite 18 A1 · Nummer 100 Samstag, 29. April 2017 LOKALES DIE LANDTAGSWAHL AM 14. MAI Die Christdemokratin Ulla Thönnissen und der Sozialdemokrat Karl Schultheis über Kinderbetreuung, die Bedeutung der Wissenschaft für Aachen und die Auswirkungen der Flüchtlingspolitik. Mitgliederzuwachs bei beiden Parteien. Einig beim Campus West, uneins bei Kita-Finanzen Aachen. Seit zwei Jahren sitzt Ulla Thönnissen nun im Landtag, bei Karl Schultheis sind es noch 20 Jahre mehr. Im Gespräch mit Mar- got Gasper, Werner Breuer und Wolfgang Schumacher sprechen beide Kandidaten über ihre Erfah- rungen und Absichten. Frau Thönnissen, Ihr Konkurrent Karl Schultheis lag nach den Pro- gnosen lange vorne. Macht da der Wahlkampf noch Spaß? Thönnissen: Die aktuelle Prognose von gestern sieht uns jetzt aller- dings exakt gleichauf. Das ist jetzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und unter diesen Umständen macht der Wahlkampf erst recht Spaß. Aber wie sehr Umfragen irren kön- nen, haben wir in den USA und auch im Saarland gesehen. Ich glaube, dass viele bei einer Befra- gung vielleicht noch nicht ent- schieden sind, und dass gerade Protestwähler am Telefon nicht unbedingt sagen, was sie wählen. Deshalb steht erst am Wahltag um 18 Uhr fest, wer die meisten Stim- men geholt hat. Stellen Sie sich auf eine große Überraschung ein? Schultheis: Beim Kontakt mit mög- lichen Wählerinnen und Wählern stelle ich fest: Der Zuspruch ist groß an den Informationsständen und bei vielfachen anderen Kon- takten. Aber erst am Wahlsonntag ab 18 Uhr stellt man fest, wer ge- wonnen hat und wer zweiter Sieger ist. Herr Schultheis, SPD und CDU lie- gen laut Demoskopen gleichauf. Ist der Schulz-Effekt schon verpufft? Schultheis: Der Wechsel an der Par- teispitze und die Entscheidung für die Kanzlerkandidatur haben nach wie vor einen Effekt. Wir haben nach wie vor einen guten Mitglie- derzuwachs. Da kann ich keinen Bruch erkennen. Der Medienhype ist etwas abgeebbt, deshalb ist die Wahrnehmung eine andere. Aber die positive Entwicklung geht wei- ter. Thönnissen: Das, was man den Schulz-Effekt nennt, hat dazu ge- führt, dass viele Leute sich wieder Gedanken gemacht haben und sich eingemischt haben. Wir erle- ben das Gleiche innerhalb der CDU, auch bei uns gibt es viele Neueintritte, wenn auch nicht in der Größenordnung wie bei der SPD. Dadurch dass neue Parteien hinzugekommen sind an den Rän- dern, haben viele verstanden, dass sie sich jetzt positionieren müssen. Hinzu kommt, dass jetzt Landes- themen den Wahlkampf dominie- ren. Was in NRW schlecht gelaufen ist in den letzten Jahren, kommt jetzt in den Köpfen der Wähler an. Schultheis: Da kommt das an, von dem die CDU meint, dass es schlecht gelaufen ist. Diese fünf Jahre, sieben sogar, haben uns ein ganzes Stück zum Positiven voran- gebracht. Wie hat sich denn die Berliner Flüchtlingspolitik auf Aachen und das Land ausgewirkt? Ist das gut gehandhabt worden oder gibt es da Verbesserungsmöglichkeiten? Schultheis: Die Zuständigkeit für die Asylgesetzgebung liegt beim Bund. NRW hat den größten Teil der Flüchtlinge aufgenommen, rund 250 000 Personen. Die Be- arbeitung der Asylanträge ist zügi- ger geworden. Aber man muss da auch aufpassen, dass die Rechts- staatlichkeit nicht verletzt wird. In Aachen haben wir immer darauf geachtet, dass wir die Flüchtlinge über die ganze Stadt verteilen und so schnell wie möglich in Woh- nungen unterbringen. Wir hatten hier keine Entwicklungen wie in Sachsen. Thönnissen: Stimmt, NRW hat die meisten Flüchtlinge aufgenom- men, aber wir sind auch das größte Bundesland. Der Vorwurf der Op- position ist, dass die Kommunen nicht auskömmlich finanziert wurden. Erst seit Januar 2017 gibt es die Flüchtlingspauschale. Die Gesundheitsversorgung muss im- mer noch teilweise von den Kom- munen geschultert werden. NRW hat eine andere Abschiebepraxis als andere Bundesländer. Wir ha- ben auch in Aachen zu wenige Ju- risten, die sich mit Fragen der Rückführung oder auch der Ab- arbeitung von Asylanträgen be- schäftigen können. Das ist ein Pro- blem, das man auf Landesebene angehen muss. Wir haben eine einzige Abschiebehafteinrichtung in NRW, die ist voll. Da kommt dann der Sicherheitsaspekt mit ins Spiel. Schultheis: Die Kommunen sind ausreichend finanziert worden in dieser Angelegenheit, auch Aachen. Thönnissen: Anderthalb Jahre ha- ben wir komplett vorfinanziert. Schultheis: Das war aber auch eine Situation, die so nicht zu erwarten war. Was die Kriminalität angeht, so hat es positive Effekte gehabt, dass es nicht zu starken Konzentra- tionen von Personen gekommen ist. Gerade bei der Betreuung von minderjährigen Flüchtlingen sind wir in Aachen beispielhaft. Thönnissen: Wir haben in Aachen die dezentrale Unterbringung gut hinbekommen. Es ist wichtig für die schnelle Integration, dass man Menschen nicht in „Ghetto- situationen“ unterbringt. Kann das jetzt so weiterlaufen? Schultheis: Wir sind im Moment dadurch abgeschirmt, dass viele Flüchtlinge in Griechenland fest- sitzen, zum Teil unter prekären Verhältnissen, und auch in Italien. Da ist noch eine Menge Arbeit zu tun, gerade auch in der Europäi- schen Union. Hier gibt es ein unso- lidarisches Verhalten. Es gibt wei- teren Handlungsbedarf bei der Be- kämpfung von Fluchtursachen. Da geht es um Waffenexporte oder auch um wirtschaftliche Zusam- menarbeit. Man muss das in einem größeren Kontext sehen und nicht immer nur dann, wenn das Pro- blem ganz nahe kommt. Thönnissen: Wir sind ja nicht fer- tig. Der zweite Schritt heißt jetzt Integration. Wir brauchen Sprach- kurse. Da haben wir im Moment noch viel zu wenig Angebote, wir müssen das in den Kitas und in den Schulen machen. Da fehlt aber ge- schultes Personal. Je schneller In- tegration gelingt, desto schneller profitieren sowohl die zugewan- derten Menschen als auch die Ge- sellschaft. Gab es Forderungen an das Land? Schultheis: Die gibt es immer. Wir haben beispielsweise 4500 zusätz- liche Lehrerstellen geschaffen für die Schulen. Ein Knackpunkt ist die Anerkennung der Berufsab- schlüsse. Da müssen wir mit den zuständigen Stellen, das sind auch die Kammern und Verbände, in- tensiv reden. Es darf nicht sein, dass Menschen, die gute Voraus- setzungen mitbringen, hier auf Bil- dungsschienen gebracht werden, wo sie nicht hingehören. Thönnissen: Lehrerstellen sind zwar geschaffen worden, aber die Lehrer sind faktisch trotzdem nicht da. Wir haben in den Schu- len ohnehin eine schwierige Situa- tion, weil viele Stellen unbesetzt sind und viel zu viel Unterricht ausfällt. Da müssen wir nachsteu- ern, denn Regelunterricht in einer Klasse kann nicht funktionieren, wenn Kinder mit unterschiedli- chen Förderbedarfen und unter- schiedlichen Sprachniveaus – egal ob das Flüchtlingskinder oder an- dere Kinder mit Förderbedarf sind – zusammen unterrichtet werden. Dafür brauchen wir multiprofes- sionelle Teams, da tut es nicht ein einzelner Schulsozialarbeiter. Die Kinder sind zum Teil traumatisiert und brauchen therapeutische Unterstützung. Viele Eltern sagen: Unser Kind bekommt eine schlech- tere Bildung, weil sich die Lehre- rinnen und Lehrer entweder mit den Kindern mit Förderbedarf oder mit den anderen Kindern einge- hend beschäftigen können. Da hat die Schulministerin massive Fehler gemacht, sie hat inzwischen den Überblick verloren und weiß nicht, an welchen Stellschrauben sie dre- hen muss. Schultheis: Dem muss ich wider- sprechen. Ich kann die Lehrer nicht aus dem Boden stampfen, sondern muss sie zuerst ausbilden, das braucht Zeit. Wir haben im Be- reich Sonderpädagogik neue Stu- dienplätze geschaffen. Es muss si- cher noch mehr getan werden bei der Fort- und Weiterbildung von Lehrern, die für die Regelschule ausgebildet worden sind, um mit bestimmten Situationen, die son- derpädagogisches Wissen und Können erfordern, umgehen zu können. Ist das große Thema Inklusion zu überhastet angegangen worden? Schultheis: Wir kommen aus einem Schulsystem, das auf Selek- tion ausgerichtet war. Das ist eine Kultur, die sich ändern muss, da kann ich nicht einfach einen Schalter umlegen. Aber durch die UN-Behindertenkonvention ha- ben Eltern einen Anspruch, ihr Kind in einer allgemeinen Schule anzumelden. Denen kann ich doch nicht sagen: Wir sind noch nicht so weit. Ich hätte mir ge- wünscht, dass wir die Förderschu- len zu allgemeinen Schulen ge- macht hätten, das hätte auch an der einen oder anderen Stelle Er- leichterung bringen können. Thönnissen: Die Bildungsarmut ist in NRW von allen Bundesländern am größten. Kinder, die hier zur Grundschule gehen, haben in die- sen vier Jahren ein halbes Jahr Unterricht weniger als Kinder in Bayern oder Baden-Württemberg. Inklusion ist eine gesamtgesell- schaftliche Aufgabe, die mit Au- genmaß und nicht mit der Brech- stange angegangen werden muss. Wir überfordern jetzt alle. Deshalb sagen wir als CDU: Die Förderschu- len müssen erhalten bleiben, da- mit wir jedes Kind individuell för- dern können. Wir haben in NRW die höchste Armutsquote auch bei Kindern, einer der Hauptgründe dafür ist eine schlechte oder gar keine Ausbildung. Schultheis: Wir führen in NRW die meisten Schülerinnen und Schüler zum Abitur, wir haben in unseren Hochschulen die meisten Absol- venten in den MINT- bzw. natur- wissenschaftlichen Fächern. Die Ingenieure, die aus unserem Schul- system kommen, sind heiß be- gehrt, auch in München und Um- gebung. Das kann doch keine schlechte Qualität sein. Unter- richtsausfall gibt es in anderen Bundesländern auch. In Bayern er- reichen weniger Schüler das Gym- nasium. Das spart Lehrerinnen und Lehrer. Reichen die Anstrengungen beim Ausbau der U3- und Ü3-Betreuung? Schultheis: Da muss weiter mehr gemacht werden. Das Kinderbil- dungsgesetz hat der Aachener Kol- lege von Frau Thönnissen entwi- ckelt, das war aus unserer Sicht ein Rückschritt in der Kindertagesstät- tenfinanzierung. Wir brauchen ein anderes Finanzierungsmodell. Wir schlagen ein 30-Stunden-Mo- dell vor, also eine bessere Finanzie- rung der Kernzeit. Das wird eine Milliarde Euro mehr kosten. Wir wollen die Qualität verbessern, möchten aber auch, dass diese 30 Stunden gebührenfrei sind. Thönnissen: Da sind wir anderer Auffassung. Für uns steht die Qua- lität der Betreuung der Kinder und der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher im Vordergrund. Und da die benötigte Milliarde nicht im Landeshaushalt steht, muss man sich Gedanken machen, wo das Geld herkommt, bevor man es ver- plant. Fortsetzung nächste Seite Inklusion betrachtet Ulla Thönnissen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das große Thema dürfe nicht mit der Brechstange angegangen werden. Foto: Harald Krömer VORLIEBEN: • Hund oder Katze? Beides (Hund, Katze, Pferd ;-)). • Kaffee oder Tee? Kaffee. • Meer oder Berge? Meer. • Italiener oder Chinese? Italiener. • Smartphone oder Buch? Smartphone (bzw. Tablet mit E-Book). UND SONST SO: • Mein Motto: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. WARUM IST AACHEN DIE SCHöNSTE STADT DERWELT? • Weil Aachen eine weltoffene, freundliche, und vor allem solidari- sche Stadt mit einem großen Kultur- und Freizeitangebot ist. Die Öcher helfen da, wo es nötig ist. Durch die vielen Studierenden bleibt unsere Stadt jung, und dass wir Europa leben, ist für uns selbstverständlich. Ulla Thönnissen 53 Jahre, Erziehungswissenschaftlerin/ Dipl.-Pädagogin, nicht verheiratet 01./02.07.2017 NATO Air Base Geilenkirchen E-TICKETS UND WEITERE INFOS AUF www.35Jahre-Nato-Awacs.de DESIGN K Großschirme & Windschutz Kur ier Drei Länder drie landen Das zweitägige Ereignis für die ganze Familie bietet ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Flugzeugen aus der ganzen Welt, Kinderanimation, Speisen & Getränken sowie einer Fliegerparty am Samstagabend, die das Angebot zum Staunen und Feiern optimal abrundet. SA SO TAG DER OFFENEN TÜR 10 bis 18 Uhr SA ABEND FLIEGERPARTY Einlass 19 Uhr

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AN · Seite 18 A1 · Nummer 100 Samstag, 29. April 2017LokaLes

Die LanDtagswahLam 14. mai

Die Christdemokratin Ulla Thönnissen und der sozialdemokrat Karl Schultheisüber kinderbetreuung, die Bedeutung der Wissenschaft für aachen und dieauswirkungen der Flüchtlingspolitik. Mitgliederzuwachs bei beiden Parteien.

EinigbeimCampusWest,uneinsbeiKita-Finanzen

Aachen. Seit zwei Jahren sitzt UllaThönnissen nun im Landtag, beiKarl Schultheis sind es noch 20Jahre mehr. Im Gespräch mit Mar-got Gasper, Werner Breuer undWolfgang Schumacher sprechenbeide Kandidaten über ihre Erfah-rungen und Absichten.

Frau Thönnissen, Ihr konkurrentkarl schultheis lag nach den Pro-gnosen lange vorne. Macht da derWahlkampf noch spaß?

Thönnissen: Die aktuelle Prognosevon gestern sieht uns jetzt aller-dings exakt gleichauf. Das ist jetztein Kopf-an-Kopf-Rennen, undunter diesen Umständen machtder Wahlkampf erst recht Spaß.Aberwie sehrUmfragen irren kön-nen, haben wir in den USA undauch im Saarland gesehen. Ichglaube, dass viele bei einer Befra-gung vielleicht noch nicht ent-schieden sind, und dass geradeProtestwähler am Telefon nichtunbedingt sagen, was sie wählen.Deshalb steht erst amWahltag um18 Uhr fest, wer die meisten Stim-men geholt hat.

stellen sie sich auf eine großeÜberraschung ein?

Schultheis:BeimKontaktmitmög-lichenWählerinnen undWählernstelle ich fest: Der Zuspruch istgroß an den Informationsständenund bei vielfachen anderen Kon-takten. Aber erst am Wahlsonntagab 18 Uhr stellt man fest, wer ge-wonnenhat undwer zweiter Siegerist.

Herr schultheis, sPD und CDU lie-gen laut Demoskopen gleichauf. Istder schulz-effekt schon verpufft?

Schultheis:DerWechsel an der Par-teispitze und die Entscheidung fürdie Kanzlerkandidatur habennachwie vor einen Effekt. Wir habennach wie vor einen guten Mitglie-derzuwachs. Da kann ich keinenBruch erkennen. Der Medienhypeist etwas abgeebbt, deshalb ist dieWahrnehmung eine andere. Aberdie positive Entwicklung geht wei-ter.

Thönnissen: Das, was man denSchulz-Effekt nennt, hat dazu ge-führt, dass viele Leute sich wiederGedanken gemacht haben undsich eingemischt haben. Wir erle-ben das Gleiche innerhalb derCDU, auch bei uns gibt es vieleNeueintritte, wenn auch nicht inder Größenordnung wie bei derSPD. Dadurch dass neue Parteienhinzugekommen sind an den Rän-dern, haben viele verstanden, dasssie sich jetzt positionierenmüssen.Hinzu kommt, dass jetzt Landes-themen denWahlkampf dominie-ren.Was inNRWschlecht gelaufenist in den letzten Jahren, kommtjetzt in den Köpfen derWähler an.

Schultheis: Da kommt das an, vondem die CDU meint, dass esschlecht gelaufen ist. Diese fünfJahre, sieben sogar, haben uns einganzes Stück zum Positiven voran-gebracht.

Wie hat sich denn die BerlinerFlüchtlingspolitik auf aachen und

das Land ausgewirkt? Ist das gutgehandhabt worden oder gibt es daVerbesserungsmöglichkeiten?

Schultheis: Die Zuständigkeit fürdie Asylgesetzgebung liegt beimBund. NRW hat den größten Teilder Flüchtlinge aufgenommen,rund 250 000 Personen. Die Be-arbeitung der Asylanträge ist zügi-ger geworden. Aber man muss daauch aufpassen, dass die Rechts-staatlichkeit nicht verletzt wird. InAachen haben wir immer daraufgeachtet, dass wir die Flüchtlingeüber die ganze Stadt verteilen undso schnell wie möglich in Woh-nungen unterbringen. Wir hattenhier keine Entwicklungen wie inSachsen.

Thönnissen: Stimmt, NRW hat diemeisten Flüchtlinge aufgenom-men, aberwir sind auchdas größteBundesland. Der Vorwurf der Op-position ist, dass die Kommunennicht auskömmlich finanziertwurden. Erst seit Januar 2017 gibtes die Flüchtlingspauschale. DieGesundheitsversorgung muss im-mer noch teilweise von den Kom-munen geschultert werden. NRWhat eine andere Abschiebepraxisals andere Bundesländer. Wir ha-ben auch in Aachen zu wenige Ju-risten, die sich mit Fragen derRückführung oder auch der Ab-arbeitung von Asylanträgen be-schäftigen können.Das ist ein Pro-blem, das man auf Landesebeneangehen muss. Wir haben eineeinzige Abschiebehafteinrichtungin NRW, die ist voll. Da kommtdann der Sicherheitsaspektmit ins

Spiel.

Schultheis: Die Kommunen sindausreichend finanziert worden indieser Angelegenheit, auchAachen.

Thönnissen: Anderthalb Jahre ha-ben wir komplett vorfinanziert.

Schultheis: Das war aber auch eineSituation, die so nicht zu erwartenwar. Was die Kriminalität angeht,so hat es positive Effekte gehabt,dass es nicht zu starkenKonzentra-tionen von Personen gekommenist. Gerade bei der Betreuung vonminderjährigen Flüchtlingen sindwir in Aachen beispielhaft.

Thönnissen: Wir haben in Aachendie dezentrale Unterbringung guthinbekommen. Es ist wichtig fürdie schnelle Integration, dass manMenschen nicht in „Ghetto-situationen“ unterbringt.

kann das jetzt so weiterlaufen?Schultheis: Wir sind im Momentdadurch abgeschirmt, dass vieleFlüchtlinge in Griechenland fest-sitzen, zum Teil unter prekärenVerhältnissen, und auch in Italien.Da ist noch eine Menge Arbeit zutun, gerade auch in der Europäi-schenUnion.Hier gibt es ein unso-lidarisches Verhalten. Es gibt wei-teren Handlungsbedarf bei der Be-kämpfung von Fluchtursachen.Dageht es um Waffenexporte oderauch um wirtschaftliche Zusam-menarbeit.Manmuss das in einemgrößerenKontext sehen undnichtimmer nur dann, wenn das Pro-blem ganz nahe kommt.

Thönnissen: Wir sind ja nicht fer-tig. Der zweite Schritt heißt jetztIntegration.Wir brauchen Sprach-kurse. Da haben wir im Momentnoch viel zu wenig Angebote, wirmüssendas in denKitas und in denSchulenmachen. Da fehlt aber ge-schultes Personal. Je schneller In-tegration gelingt, desto schnellerprofitieren sowohl die zugewan-derten Menschen als auch die Ge-sellschaft.

Gab es Forderungen an das Land?Schultheis: Die gibt es immer. Wirhaben beispielsweise 4500 zusätz-liche Lehrerstellen geschaffen fürdie Schulen. Ein Knackpunkt istdie Anerkennung der Berufsab-schlüsse. Da müssen wir mit denzuständigen Stellen, das sind auchdie Kammern und Verbände, in-tensiv reden. Es darf nicht sein,dass Menschen, die gute Voraus-setzungenmitbringen, hier auf Bil-dungsschienen gebracht werden,wo sie nicht hingehören.

Thönnissen: Lehrerstellen sindzwar geschaffen worden, aber dieLehrer sind faktisch trotzdemnicht da. Wir haben in den Schu-len ohnehin eine schwierige Situa-tion, weil viele Stellen unbesetztsind und viel zu viel Unterrichtausfällt. Da müssen wir nachsteu-ern, denn Regelunterricht in einerKlasse kann nicht funktionieren,wenn Kinder mit unterschiedli-chen Förderbedarfen und unter-schiedlichen Sprachniveaus – egalob das Flüchtlingskinder oder an-dere Kinder mit Förderbedarf sind– zusammen unterrichtet werden.Dafür brauchen wir multiprofes-sionelle Teams, da tut es nicht eineinzelner Schulsozialarbeiter. DieKinder sind zum Teil traumatisiertund brauchen therapeutischeUnterstützung. Viele Eltern sagen:

UnserKindbekommteine schlech-tere Bildung, weil sich die Lehre-rinnen und Lehrer entweder mitdenKindernmit Förderbedarf odermit den anderen Kindern einge-hendbeschäftigen können.Dahatdie Schulministerinmassive Fehlergemacht, sie hat inzwischen denÜberblick verlorenundweißnicht,an welchen Stellschrauben sie dre-henmuss.

Schultheis: Dem muss ich wider-sprechen. Ich kann die Lehrernicht aus dem Boden stampfen,sondernmuss sie zuerst ausbilden,das braucht Zeit.Wir haben imBe-reich Sonderpädagogik neue Stu-dienplätze geschaffen. Es muss si-cher noch mehr getan werden beider Fort- und Weiterbildung vonLehrern, die für die Regelschuleausgebildet worden sind, um mitbestimmten Situationen, die son-derpädagogisches Wissen undKönnen erfordern, umgehen zukönnen.

Ist das große Thema Inklusion zuüberhastet angegangen worden?

Schultheis: Wir kommen auseinem Schulsystem, das auf Selek-tion ausgerichtet war. Das ist eineKultur, die sich ändern muss, dakann ich nicht einfach einenSchalter umlegen. Aber durch dieUN-Behindertenkonvention ha-ben Eltern einen Anspruch, ihrKind in einer allgemeinen Schuleanzumelden. Denen kann ichdoch nicht sagen: Wir sind nochnicht so weit. Ich hätte mir ge-wünscht, dass wir die Förderschu-len zu allgemeinen Schulen ge-macht hätten, das hätte auch ander einen oder anderen Stelle Er-leichterung bringen können.

Thönnissen: Die Bildungsarmut istin NRW von allen Bundesländernam größten. Kinder, die hier zurGrundschule gehen, haben in die-sen vier Jahren ein halbes JahrUnterricht weniger als Kinder inBayern oder Baden-Württemberg.Inklusion ist eine gesamtgesell-schaftliche Aufgabe, die mit Au-

genmaß und nicht mit der Brech-stange angegangen werden muss.Wir überfordern jetzt alle. Deshalbsagenwir als CDU:Die Förderschu-len müssen erhalten bleiben, da-mit wir jedes Kind individuell för-dern können. Wir haben in NRWdie höchste Armutsquote auch beiKindern, einer der Hauptgründedafür ist eine schlechte oder garkeine Ausbildung.

Schultheis:Wir führen in NRWdiemeisten Schülerinnenund Schülerzum Abitur, wir haben in unserenHochschulen die meisten Absol-venten in den MINT- bzw. natur-wissenschaftlichen Fächern. DieIngenieure, die aus unseremSchul-system kommen, sind heiß be-gehrt, auch in München und Um-gebung. Das kann doch keineschlechte Qualität sein. Unter-richtsausfall gibt es in anderenBundesländern auch. In Bayern er-reichen weniger Schüler das Gym-nasium. Das spart Lehrerinnenund Lehrer.

Reichen die anstrengungen beimausbau der U3- und Ü3-Betreuung?

Schultheis: Da muss weiter mehrgemacht werden. Das Kinderbil-dungsgesetz hat der Aachener Kol-lege von Frau Thönnissen entwi-ckelt, das war aus unserer Sicht einRückschritt in der Kindertagesstät-tenfinanzierung. Wir brauchenein anderes Finanzierungsmodell.Wir schlagen ein 30-Stunden-Mo-dell vor, also eine bessere Finanzie-rung der Kernzeit. Das wird eineMilliarde Euro mehr kosten. Wirwollen die Qualität verbessern,möchten aber auch, dass diese 30Stunden gebührenfrei sind.

Thönnissen: Da sind wir andererAuffassung. Für uns steht die Qua-lität der Betreuung der Kinder undder Ausbildung der ErzieherinnenundErzieher imVordergrund.Undda die benötigteMilliarde nicht imLandeshaushalt steht, muss mansich Gedanken machen, wo dasGeld herkommt, bevorman es ver-plant. ▶ Fortsetzung nächste Seite

Inklusion betrachtetUllaThönnissen als gesamtgesellschaftlicheaufgabe. Das großeThemadürfe nichtmit derBrechstange angegangen werden. Foto: Harald krömer

Vorlieben:• Hund oder Katze? Beides (Hund, Katze, Pferd;-)).• Kaffee oder Tee? Kaffee.• Meer oder Berge?Meer.• Italiener oder Chinese? Italiener.• Smartphone oder Buch? Smartphone (bzw. Tablet mit E-Book).

Undsonstso:• MeinMotto:Wer kämpft, kann verlieren.Wer nicht kämpft, hatschon verloren.

WarUmistaachendie schönstestadtderWelt?• Weil Aachen eine weltoffene, freundliche, und vor allem solidari-sche Stadtmit einem großen Kultur- und Freizeitangebot ist. DieÖcher helfen da, wo es nötig ist. Durch die vielen Studierendenbleibt unsere Stadt jung, und dass wir Europa leben, ist für unsselbstverständlich.

Ulla Thönnissen53 Jahre,Erziehungswissenschaftlerin

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01./02.07.2017NATO Air Base Geilenkirchen

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Das zweitägige Ereignis für die ganze Familie bietet ein vielseitiges Rahmenprogrammmit Flugzeugen aus der ganzen Welt, Kinderanimation, Speisen & Getränken sowie einerFliegerparty am Samstagabend, die das Angebot zum Staunen und Feiern optimal abrundet.

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TAG DER OFFENEN TÜR10 bis 18 Uhr

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FLIEGERPARTYEinlass 19 Uhr

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▶ Fortsetzung von Seite 18

Manche eltern stöhnen doch ge-waltig, weil sie ordentlich zahlenmüssen.

Schultheis: Das ist auch so, miteinem normalen Facharbeiterein-kommen ist das eine Belastung.

Wo soll die Milliarde denn herkom-men?

Schultheis: Wir diskutieren vielüber die schwarze Null. Wir müs-sen es aus Steuermitteln finanzie-ren. Wir haben eine gute Steuer-entwicklung und eine gute Situa-tion wegen der niedrigen Zinsen.Das trägt zum Schuldenabbau bei.Wir sind nicht für eine Reduzie-rung der Steuern,wir brauchendasGeld für Zukunftsinvestitionen.

Thönnissen: NRW ist das Land mitder höchsten Verschuldung vonimmerhin 3500 Euro pro Einwoh-ner.Wir haben eine extremeNied-rigzinsphase, die wir nutzenmüss-ten, um dringende Investitionenzu tätigenundum für schwierigereZeiten vorzusorgen. Wir kommenvon den Schulden nicht runter,wir hätten in diesen Zeiten Schul-den tilgen müssen, um die jungeGeneration nicht über Gebühr zubelasten.

Schultheis: Und wir sind der An-sicht, dass der BundunsmehrGeldzur Verfügung stellen muss für dieAufgaben, die Länder und Kom-munen übernehmenmüssen.

Thönnissen: Der Bund hat die Mit-tel für Bildung um 27 Prozent er-höht und trotzdem zum viertenMal keine neuen Schulden ge-macht.

Herr schultheis, sie können sicherin drei sätzen erklären, was mit„Future Lab“ gemeint ist

Schultheis: Das ist eine Marketing-aktion in der Zusammenarbeit vonStadt Aachen und den AachenerHochschulen, um die Wissen-schaftsstadt Aachen stärker zu pro-filieren und die Stadt als Kompe-tenz- und Referenzzentrum für

guteWissenschaft und für dieUm-setzung von Wissenschaft auch inneue Produkte und Dienstleistun-gen zu nutzen. Die „e. Go“-Pro-duktion ist ein sehr gutes Beispiel,wodie Stadt sich auch als Referenz-zentrum für Elektromobilität ent-wickelt. Hier wird die Zukunftunter Laborbedingungen erprobt.

Thönnissen:Mankann esmit Labo-ratorium übersetzen. Die ganzeStadt ist ein lernendes Labor, indem die Hochschulthemen inte-griert sind.Undumdas sichtbar zumachen und die Hochschulen, die

ja räumlich oft außerhalb desStadtzentrums sind, mehr in dieMitte der Stadt zu bringen,mehr indas Bewusstsein der Stadtgesell-schaft, dafür gibt es den Begriff.Das war der Sinn vom Wissen-schaftsjahr in der Wissenschafts-stadt Aachen. Synergien und Ver-bindungen schaffen.

Frau Thönnissen, wie können siedenn die entwicklung des CampusWest beschleunigen?

Thönnissen. Der Campus West istim Vergleich zum Campus Mela-ten leider eben noch nicht entwi-ckelt. Der CampusMelaten ist eineErfolgsgeschichte, aber auf demCampus West tut sich im Grundeseit fünf, sechs, sieben, acht Jahrennullkommanix. Es hat einen Kabi-nettsbeschluss gegeben, der langeangekündigt worden ist und derden Stillstand beenden sollte. Dasteht aber nur drin, dass die Flächeder Hochschule zur Verfügungsteht. Es gibt keine Zusagen ausdem Finanzministerium, es stehtnur drin, dass in den nächstenzwei bis drei Jahren eine Planungerfolgen soll. Dann sind wir beizehn Jahren, wo wir nichts tunkonnten, das sind zehn verloreneJahre für Aachen. Die Hochschu-

len scharren mit den Hufen. Eswäre ein Riesengewinn für dieStadt, aber wir sind da lahmgelegt.Der Ministerpräsidentin ist hier inAachen zumCampusWest der roteTeppich ausgerollt worden, eskann nicht sein, dass sie sich da-rum nicht kümmert. In den letz-ten Jahren, in denen die Landesre-gierung etwas hätte tun können,hatmanhat uns in Aachen einwe-nig vergessen und sich mehr inRichtung Ruhrgebiet orientiert.

Schultheis: Das Ausgangsproblemist: Campus Melaten war immerHochschulerweiterungsgebiet, dieWidmung des Geländes stand fest.Das Gelände am Westbahnhof ist,kurz bevor Herr Rüttgers abge-wählt worden ist, gekauft worden.Da fehlt eine konkrete Vereinba-rung, fürwelchenZweck diesesGe-lände zurVerfügung steht. Der BLBhat die Pflicht, mit seinem Eigen-tum auch wirtschaftlich umzuge-hen. Wenn ich aber das Geländefür eine bestimmte Widmung vor-sehe, reduziere ich meine wirt-schaftlichen Möglichkeiten. Dasist der eigentliche Knackpunkt.Den Knoten haben wir aber jetztdurchschlagen, weil die Landesre-gierung sagt: DasGelände steht alswissenschaftliches Areal zurVerfü-gung. Das hat leider lange gedau-ert. Die Stadt Aachen hat ebenfallsInteressen, wasWohnungsbau an-geht. Jetzt geht es um die Frage derVerwertung. Soll das im Eigentumdes BLB bleiben, soll es ein anderesModell geben?Die Stadt hat für dieErschließung 15 Millionen Euroreserviert, das wird nicht reichen.Das Land hat auf Melaten rund 64Millionen investiert. So viel auchzum Thema: Das Land tut nur wasim Ruhrgebiet.

Thönnissen.Auf demCampusWestsoll zum Beispiel eine Teststreckefür autonomes Fahren entstehen.Damüssenwir aufpassen, dass unsandere da nicht längst weggefah-ren sind, wenn wir endlich anfan-gen können.

Thema Tihange: Reihen sie sich indie Menschenkette ein?

Schultheis:Gedanklich immer, ichweiß aber nicht, ob es zeitlich hin-kommt. Wir unterstützen dieseganzen Aktionen, aber wir lösendamit das Problemnicht.Wirmüs-sen zwei Schienen fahren: Zumeinen müssen wir klarmachen,dass wir in Tihange 2 und Doel 3eineGefährdung sehen.Das unter-stützt das Land auch und ist auchder Klage der Städteregion beige-treten.Wirmüssen aber aufpassen,dass wir in Belgien nicht wahrge-nommen werden in dem Sinne:Ihr wisst alles besser in Deutsch-land und wisst, was für uns gut ist.Die zweite Ebene sind Gesprächemit den verschiedenenpolitischenEbenen in Belgien und mit denNetzbetreibern, um sie dafür zu ge-winnen, die Vernetzung mit NRWzu verstärken, die es im Momentnicht gibt. Es gibt keine Netzver-bindung nach Belgien. Alles gehtüber die Niederlande oder mitAtomstrom aus Frankreich. Bel-gien ist in der Zange, die brauchenweitere Netzverbindungen. Wirversuchen es mit Allegro 1, das isteine Verbindung, die vonOberziernach Lixhe nördlich von Lüttichgeht. Aus Sicht der Fachleute isteine zweite Linie im Süden vonNRW über Dahlem auch wichtig,die wollen wir auch hinkriegen.

Unser Einsatz war erfolgreich, dasProjekt wird angemeldet für dieNetzausbauplanung. Das ThemaVersorgungssicherheit in Belgienmuss ernstgenommenwerden.

Thönnissen: Ich habe mich onlineangemeldet zu derMenschenkette.Wir sind uns parteiübergreifend ei-nig, das Tihange 2 abgeschaltetwerden muss. Die Initiative ist inder Städteregion gestartet, dasLand hat sich dann der Klage nachlangem Zögern angeschlossen.Unser Kampf, der auf den erstenBlick wie ein Kampf David gegenGoliath anmutete, hat sich aber injedem Fall gelohnt. Viele Städteund Gemeinden haben sich demProtest angeschlossen – auch inBelgien und den Niederlanden.Unsere Klage wird voraussichtlichaber nicht vor 2018 verhandeltwerden. ImBewusstsein der Belgierscheint sich inzwischen aber eineSensibilität zu entwickeln. Ent-scheidend ist, dass wir einenSchneeballeffekt erzielt habenundletztlich die Abschaltung erfolgt.

Herr schultheis, Ihre Parteifreun-denHendricks hat trotzdemdie Lie-ferung der Brennstäbe genehmigt.

Schultheis: Das ist in der Tat einProblem. Ihr Ministerium hat fest-gestellt, dass rechtlich gesehen ge-liefert werdenmuss. Ich habe dazuauch im Landtag gesprochen und

bin der Meinung, dass sie das Ri-siko eines Rechtsstreits hätte ein-gehen sollen. Denn die vertragli-chenBestimmungenbesagen, dassman nicht liefern muss, wenn dieinnere oder äußere Sicherheit ge-fährdet ist. Ich wünsche mir auch,dass sie den Rechtsweg einschlägt,wenn das Thema noch einmal an-steht. Dass wir das so vertreten, istkein unfreundlicher Akt gegen-über Barbara Hendricks, sondernsoll ihr Rückendeckung geben.

Thönnissen:Tihange ist ein Parade-beispiel dafür, dass wir mehrEuropa brauchen. Mit einer euro-päischenGesetzgebung hättenwirda andere Möglichkeiten undkönnten auf dieser Ebene auf dieGesetzgebung und die dann aucheuropäische Aufsichtsbehörde an-ders Einfluss nehmen.

Schultheis: Ich bin auch für mehrEuropa, aber in diesem Fall würdees uns überhaupt nicht helfen,weil die Länder mit Atomstromwie Frankreich mit allen ihrenMöglichkeiten eine vernünftigeGesetzgebung verhindernwürden.Viele europäische Länder setzennach wie vor auf Atomstrom, dakönnte Deutschland sich nicht al-leine durchsetzen.

Letzte Frage: Warum soll der Wäh-ler am ausgerechnet neben Ihrem

Namen sein kreuzchen machen?Thönnissen: Weil sie wissen, dassichmich in Düsseldorf für Aachenengagiere. Ich bin hoch motiviertund habe Lust dazu, die Dinge indie Hand zu nehmen, weil ich zu-tiefst überzeugt bin, dass unserBundesland denWechsel braucht.Die CDU hat dargestellt, was inNRW im Argen liegt, und klar auf-gezeigt, was jetzt getan werdenmuss. Wir wollen, dass unser Bun-desland endlichwieder erfolgreichist, unddafürwerde ichhartnäckigam Ball bleiben.

Schultheis: Es ist die Wahlkampf-strategie der CDU, alles mieszure-denundmit Ängsten zu operieren,die eigentlich an andere Parteienerinnern. Die Ansätze, die die FrauKollegin Thönnissen erwähnt,habe ich in all den Jahrennicht ge-sehen, es tut mir leid. DieseSchwarzmalerei ist absolut falsch.Ich bin davon überzeugt, dass ichin den vergangenen Jahren sehrgute Arbeit für die Stadt und für dieRegion geleistet habe, im Bereichder Wissenschaftspolitik auch fürunser Land. Also in den Feldern,wo ich besonders arbeite, Wissen-schaft, Forschung, Kultur undMe-dien, aber auch im Petitionsaus-schuss. Deshalb bin ich zuversicht-lich, dass ich auch die Menschenfür mich persönlich gewinnenkann, nicht nur fürmeine Partei.

Die LanDtagswahLam 14. mai

Werwill was? Für welche Positio-nen stehen die Parteien?WelcheIdeen haben die Landtagskandida-ten? ImVorfeld derWahl am 14. Maihaben die „Nachrichten“ auf ver-schiedenenWegen versucht, ant-worten darauf zu bekommen.

In Redaktionsgesprächen trafen diejeweils konkurrierenden Direktkandi-daten von sPD und CDU aufeinan-der. Das Gespräch mit Daniela Jan-sen (sPD) und armin Laschet (CDU)haben wir in der vergangenenWochedokumentiert, heute folgen karlschultheis (sPD) und Ulla Thönnis-

sen (CDU). als Direktkandidaten ha-ben nur die Mitglieder dieses Quar-tetts realistische Chancen auf eineneinzug ins Landesparlament.

Die jeweiligen Landeslisten derParteien, die erfahrungsgemäß beisPD und CDU kaum zumTragenkommen, sind hingegen die einzigenChancen für die übrigen aachenerkandidaten. Ihre aussichten hängenalso in erster Linie von der anzahl derZweitstimmen ab, die ihre Parteienauf sich vereinigen können.

Diese Kandidaten, von denen viele

wohl nicht mit einem sitz im Land-tag rechnen können, begleiten wirbei ihremWahlkampf in aachen. Be-reits vorgestellt haben wir Nico Rie-demann und Johannes stirnberg(ÖDP) sowie Claudia Cormann undPeter Blum (FDP). es folgen noch ka-rin schmitt-Promny und Jonas Paul(Grüne), stefan kuklik und Udo Pütz(Piraten), Robert schwedt und IgorGvozden (Linke) sowie Roger Lebienund Bernd Reichert (afD).

? Bereits erschieneneartikel:www.an-online/lokales/wahlspecial-aachen

Bis zur Wahl stellen wir die 16 Aachener Direktkandidaten vor

karl schultheis ist nicht glücklich über die Lieferung von Brennstäben nach Tihange. seine Parteifreundin Bar-bara Hendricks hätte nach seiner ansicht einen Rechtsstreit ruhig riskieren sollen. Foto: Harald krömer

Die Wahl14. Mai

Vorlieben:• Kaffee oder Tee? Kaffee.• Meer oder Berge? Berge.• Italiener oder Chinese? Italiener.• Smartphone oder Buch? Buch.

Undsonstso:• MeinMotto: Aachen, die Stadt der Bildung, der guten Arbeit unddes friedlichenMiteinanders.

WarUmistaachendie schönstestadtderWelt?• Weil ich hier geboren bin und hier dieMenschen leben, die fürmich Heimat bedeuten. Aachen ist ein Lebensgefühl desMiteinan-ders und desMutes, nach vorne zu schauen.

Karl Schultheis64 Jahre,Lehrer, GruppenleiterForschung im NRW-Wissen-

schaftsministerium