01 | oktober 2012 IMPULS - zirp.de · 4 »IMPULS 01 eDItorIAL 5. vorsprung durch innovation...

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Innovaonen entwickeln, umsetzen u. schützen – worauf es ankommt 8 Führend im Patent Asset Index – führend in Innovaon 14 Schützen, was ein Unternehmen stark macht 18 Patente & Piraterie. Sind Patentanmel dungen heute noch sinnvoll? 24 01|oktober 2012 DAS MAGAZIN DER ZIRP INNOVATIONEN ENTWICKELN, UMSETZEN UND SCHÜTZEN » IMPULS

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Innovationen entwickeln, um setzenu. schützen – worauf es ankommt 8

Führend im Patent Asset Index – führend in Innovation 14

Schützen, was ein Unternehmen stark macht 18

Patente & Piraterie. Sind Patentanmel­dungen heute noch sinnvoll? 24

01 | oktober 2012

DAS MAGAZIN DER ZIRP

INNovAtIoNEN ENtwIckElN, uMSEtZEN uND SchütZEN

»IMPULS

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voRwoRt

Margret Suckale, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin

der bASF Se, Vorsitzende der ZIrP

Für die Zukunftsinitiative rheinland­Pfalz (ZIrP) gehört ein thema wie das der Innovation zum Selbstverständnis. Innovationen sind bedingung für erfolg und Fortschritt. Gerade in Industriestaaten wie Deutschland spielen kreativität und Innova­tion als Schlüssel für Wachstum und Wettbewerbs­fähigkeit eine immer größere rolle, um bei kürzeren Innovationszyklen und steigendem wissenschaft­lichen und technischen Wettbewerb internatio­nal bestehen zu können. Daher ist eine intelligente Innovations strategie für rheinland­Pfalz unerlässlich. Die Landes regierung verfolgt das Ziel, den Unter­nehmen attraktive rahmenbedingungen anzubieten. Dies geschieht durch finan zielle Unterstützung, eine ausgebaute Forschungsinfrastruktur und die Förde­rung regionaler kooperationen und Netzwerke. Der entscheidende erfolgsfaktor ist jedoch die Innovati­onskraft der Unternehmen selbst. Die basis dafür ist

das kreative Potential der Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter, das entdeckt, entwickelt und gestärkt wer­den sollte.

Damit aus einer guten Idee auch ein Wettbewerbs­vorteil werden kann, gehört zu einem guten Inno­vationskonzept der Schutz des geistigen eigentums. Innovationsfähigkeit setzt zwar immer auch risiko­bereitschaft voraus – schließlich kann eine Innova­tion auch scheitern, doch ohne Schutz gibt es keine Investitionen.

So wie die Politik für innovationsfördernde rahmen­bedingungen sorgen muss, müssen Unternehmen das richtige klima schaffen, in dem die Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter ihre kreativität entfalten können. Weder können Unternehmen warten, bis der Zufall an die tür klopft, noch entsteht kreativität auf knopfdruck. Dabei ist Innovation nicht nur Auf­gabe der ressorts Forschung und entwicklung, sondern betrifft alle bereiche der Unternehmens­strategie. ein konkretes Innovationsverständnis und eine klare Innovationsstrategie sind also zentrale Voraussetzungen.

kurt Beck, Ministerpräsident des Landes rheinland­Pfalz, stv. Vorsitzender der ZIrP

INNovAtIoNEN ENtwIckElN, uMSEtZEN uND SchütZENein wunderbarer ort zum tagen: Im März 2012 war die ZIrP die erste, die nach Umbau und renovie­rung im Anschluss an die bundesgartenschau auf die Festung ehrenbreitstein in koblenz eingeladen hat. Die Festung bietet nicht nur außergewöhnliche Veranstaltungsräume, sondern auch – wie dieses Foto zeigt – eine malerische kulisse. Die Vorträge und Diskussionen im rahmen der ZIrP­ Veranstaltung bilden den Ausgangspunkt für eine vertiefte und umfassendere Auseinandersetzung mit der Frage nach dem richtigen Schutz von Innovationen. Deren ergebnis lesen Sie in diesem Magazin.

Die hohe wirtschaftliche bedeutung, die der Schutz des geistigen eigentums besitzt, kann nicht oft genug betont werden. Die Stärke der ZIrP ist, zukunftsre­levante Fragen aufzugreifen und die Diskussion der unterschiedlichen Positionen und Perspektiven von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik anzuregen. Diese Publikation zum thema ‚geistiges eigentum‘ bündelt beiträge aus wissenschaftlicher theorie und unter­nehmerischer Praxis, stellt Fragen über notwendige Änderungen und mögliche Alternativen, bietet Infor­mationen zur beratung und soll zum weiteren Aus­tausch anregen.

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INhA

lt EDItoRIAlSehr geehrte Damen und Herren,liebe Leserinnen und Leser,

die Zukunftsinitiative rheinland­Pfalz (ZIrP) versteht sich als Impulsgeber für die Zukunftsthemen des Standortes rheinland­Pfalz. Der titel unseres Magazins liegt daher nahe: Impulse zu geben zu einem Schwerpunktthema – in diesem Fall dem Schutz innovativer Produkte – und am Puls der wichtigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen entwicklungslinien in rheinland­Pfalz zu sein. Die ZIrP ist das Netzwerk von Akteuren aus Wirt­schaft, Wissenschaft, kultur und Politik in rheinland­Pfalz. Auch zum thema ‚Innovationen entwickeln, umsetzen und schützen‘ bringen wir diese unter­schiedlichen Perspektiven zusammen. Innovation ist eines der kernthemen der Zukunftsinitiative rhein­land­Pfalz und der Motor für die Wettbewerbsfähig­keit der rheinland­pfälzischen Unternehmen. Wie las­sen sich kostbare Ideen wirksam schützen? Die Frage nach der Notwendigkeit und dem Nutzen von Paten­ten oder anderen Schutzmaßnahmen stellt sich im globalen und beschleunigten Wettbewerb für alle Unternehmen nahezu gleichermaßen. beispiele wie die Patentstreitigkeiten zwischen den Firmengiganten

Apple und Samsung oder die Debatten um Urheber­recht und geistiges eigentum zeugen von der hohen relevanz und Aktualität. Die beiträge in diesem Heft beleuchten die thematik aus wissenschaftlicher wie unternehmerischer Perspektive und liefern zudem praktische Informationen für rheinland­pfälzische Unternehmen.Die ZIrP feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges bestehen. Den ihr innewohnenden Auftrag, den blick nach vorne zu richten und die großen trends und ihre Auswirkun­gen auf rheinland­Pfalz zu diskutieren, nimmt sie in ihren Diskussionsrunden und Veranstaltungen, aber auch in ihren Publikationen wahr. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre dieser erstausgabe unseres Magazins.

Ihre

2 Innovationen entwickeln, umsetzen und schützen

3 voRwoRt

5 EDItoRIAl

6 Vorsprung durch Innovation

7 technisch oder sozial? technisch und sozial!

8 INNovAtIoNEN entwickeln, umsetzen und schützen – worauf es ankommt

14 Führend im Patent asset index – führend in innovation

18 SchütZEN, was ein unternehmen stark macht

22IDEEN PRAktISch SchütZEN – aber wie?

24 PAtENtE & PIRAtERIE. Sind Patent anmeldungen heute noch sinnvoll?

26 Zitat der Zukunft

27 besuch des bundespräsidenten

28GEwuSSt wIE! unterstützung bei Schutzrechten für kMu

31 Zahl der Zukunft

32DER tRANSfER ZwISchEN wISSENSchAft uND wIRtSchAft – erfindungen und Patentschutz in der hochschulforschung

36 Netzwerk

38 Ausblick: Die nächsten ZIrP­Veranstaltungen | Zeichen der Zukunft

39 Aktuelle Publikation der ZIrP | Impressum

40 Die ZIrP­Mitglieder

heike Arend Geschäftsführerin der ZIrP

4 5 eDItorIAL»IMPULS 01  

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vorsprung durch innovation

technisch oder sozial? technisch und sozial! Innovationen sind eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und erfolg im Wettbewerb. oftmals denken wir dabei an technische Innovationen oder an Prozessinnovationen. Zunehmend etabliert sich jedoch ein ganzheitliches Verständnis von Inno­vationen bei dem auch die soziale, immaterielle Dimension der Innovation in den Vordergrund rückt

– für die Zukunftsfähigkeit einzelner Unternehmen und der Gesellschaft insgesamt.

Innovationen sind qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenüber dem vorangehen­den Zustand merklich unterscheiden und am Markt bestehen. erst durch die tatsächliche Umsetzung einer Idee – beispielsweise durch die Markteinfüh­rung und Vermarktung eines konkreten Produkts – wird aus der ursprünglichen erfindung die eigentliche Innovation. Mit wachsendem Innovationsgrad steigt die Gefahr des Scheiterns. Innovationsfähigkeit setzt also risikobereitschaft voraus. Innovations strategen versuchen daher mit kundenorientierung und Markt­forschung die Gefahr des Scheiterns zu verringern und dafür zu sorgen, dass nur Ideen mit einer reellen Chance auf erfolg weiterverfolgt und umgesetzt werden.

Kreativität als innovationstreiberInnovationen werden vorwiegend mit technischen Neuerungen in Verbindung gebracht. Das anhaltende Wachstum des Dienstleistungssektors und die Wei­terentwicklung der Wissensgesellschaft tragen dazu bei, dass auch soziale Innovationen an bedeutung gewinnen. In Abgrenzung zu technischen Innovati­onen können soziale Innovationen von bestimmten

Innovationen entwickeln, umsetzen und schützen – das sind zentrale Aspekte der Wirtschafts politik in rheinland­Pfalz. Die besonderen Stärken des Wirtschaftsstandortes rheinland­Pfalz – seine hohe exportorientierung, seine starke und breite indus­trielle basis, sowie die ständige bereitschaft seiner Unternehmen, Herausforderungen anzunehmen und in wirtschaftliche Chancen zu wandeln – sind ohne Innovationen nicht denkbar. Innovative Unterneh­men sind für rheinland­Pfalz damit der Schlüssel, um sich auch weiterhin erfolgreich im internationalen Standortwettbewerb behaupten zu können.

Die besondere Herausforderung dabei ist: Innovatio­nen lassen sich nicht einfach verordnen. Im Gegenteil: Wenn die Politik meint, ausschließlich auf einzelne branchen und Produkte setzen zu müssen, maßt sie sich ein Wissen an, das sie nicht besitzt. es kommt vielmehr darauf an, den rahmen für innovative Unternehmen richtig zu setzen und dabei auch die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen im blick zu halten. Genau das ist das Ziel der rheinland­pfälzi­schen Innovationspolitik.

Die Landesregierung sieht sich dem Grundsatz einer sozial gerechten, innovativen und ökologischen Wirt­schaftspolitik verpflichtet. Dabei gilt es, die wirt­schaftliche entwicklung mit einem ökologischen Innovationsschub zu verbinden und mit neuen technologien und ressourcensparenden techniken Wegbereiter – auch im export – zu werden. Die Maß­nahmen, mit denen die Wirtschaftspolitik in rhein­land­Pfalz den rahmen setzt, damit sich Unterneh­men bei uns im Land wohl fühlen, sind sehr vielfältig. Sie reichen vom Aufbau einer breit aufgestellten

anwendungsorientierten Forschungsinfrastruktur, den zahlreichen regional verankerten technologie­ und Gründerzentren, über vielfältige Innovationsför­derprogramme speziell für kleine und mittelständi­sche Unternehmen, bis hin zum Aufbau von Clustern und Netzwerken, in denen Wirtschaft und Wissen­schaft Hand in Hand arbeiten. Hinzu kommt die besondere Würdigung innovativer Unternehmen durch den jährlich in kooperation mit den Industrie­ und Handelskammern sowie den Handwerkskam­mern vergebenen Innovationspreis des Landes.

Mit diesem breiten Instrumentarium schaffen wir in rheinland­Pfalz ein innovationsfreundliches Umfeld und bringen so den Wirtschaftsstandort rheinland­Pfalz und die Menschen, die hier leben und arbeiten, weiter voran.

Ich bin der ZIrP dankbar, dass sie mit der vorlie­genden Publikation wichtige Facetten des themas Innovation aufgreift und näher beleuchtet. Die ZIrP zeigt einmal mehr, dass sie mit ihren themen den Finger am Puls der Zeit hat, denn gerade der Schutz von Innovationen ist ein bereich, der im internatio­nalen Wettbewerb immer wichtiger wird. Aber auch die entwicklung hin zur Wissensgesellschaft macht Fragen etwa des geistigen eigentums zu zentralen Herausforderungen. Ich darf Ihnen versichern: Die Wirtschaftspolitik in rheinland­Pfalz wird auch diese Herausforderungen aufgreifen, damit weiterhin gilt: Innovative Unternehmen und rheinland­Pfalz – das gehört einfach zusammen!

Eveline lemkeMinisterin für Wirtschaft, klimaschutz, energie und Landesplanung undstv. Ministerpräsidentin

▪ Eine festgelegte Innovationsstrategie als Teil der übergeord-neten Unternehmensstrategie oder des Unternehmensleitbilds ist Voraussetzung für systematisches Innovationsmanagement. Diese Strategie definiert Ziele für die Entwicklung und Vermark-tung neuer Produkte oder Verfahren sowie für die Erschließung neuer Märkte. Sie beschreibt zudem die Unternehmenskultur, mit der diese Ziele erreicht werden sollen.

▪ Open Innovation – Vom Verbraucher zum Mitgestalter: Dienst-leistungen und Produkte müssen sich an den Bedürfnissen der Kunden und Konsumenten orientieren. Bei Open Innovation wer-den diese in die Entwicklung neuer Produkte und Leistungen eingebunden – Innovation als offener Prozess.

Akteurskonstellationen ausgehende, intentionale Neukombinationen bzw. Neukonfigurationen sozialer Praktiken sein, die Probleme oder bedürfnisse besser lösen bzw. befriedigen können als etablierte Prakti­ken. es geht dabei um konkrete Situationen im Unter­nehmensalltag, die durch neue Arten der kommu­nikation und kooperation bewältigt werden sollen: Wie sieht der ideale Arbeitsplatz aus, wie lässt sich die teaminterne Aufgabenteilung verbessern und wie können erfolgreiches Wissensmanagement im Unternehmen oder eine weit reichende Möglichkeit zur betrieblichen Mitbestimmung gewährleistest werden?

Der erfolg sozialer Innovationen hängt daher entschei­dend von menschlicher kreativität ab. Soziale Innova­tionen im Unternehmen stellen die bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Die gezielte Förderung von Innovationen in Prozessen der Dienstleistung und organisation sowie die grund­sätzliche offenheit für neue Arbeitsformen können sich direkt oder indirekt positiv auf die wirtschaft­liche Gesamtleistung eines Unternehmens auswir­ken. Die Umsetzung von sozialen Innovationen sollte fest in den betriebsablauf integriert werden. Innova­tive Prozesse sind als ständige Querschnittsaufgabe aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verstehen. ein ganzheitliches Innovationskonzept reicht dabei von der Ideengewinnung über die Umsetzung bis zu einem wirksamen konzept zum Schutz der Innovatio­nen. Für die ZIrP ist die Auseinandersetzung mit Inno­vationen eine ständige Aufgabe. Das hier geschilderte Verständnis von Innovation bildet die basis für die gesamte Projektarbeit.

▪ Vielfalt denken und leben: Neue Ideen entstehen dort, wo unterschiedliche Denkweisen aufeinandertreffen und in ihrer Kombination neue Perspektiven eröffnen. Moderne Unter-nehmen leben von kultureller Vielfalt, dem gleichberechtig-ten Miteinander der Geschlechter und Generationen sowie der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Dies ist nicht nur Beweis von Weltoffenheit und Toleranz, sondern auch immer mehr Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg.

▪ Marktforschung ist ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung und Bewertung von Innovationen. Nur wer die Bedürfnisse der Kunden kennt, kann Produkte bzw. Dienstleistungen am Markt erfolgreich positionieren. Um sicherzustellen, dass Inventionen

kein Selbstzweck sind, sollten möglichst frühzeitig potentielle Innovationen dem Urteil der Kunden unterzogen werden.

▪ Kreativität bietet die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung von innovativen Ideen. Das kreative Potential der Mitarbeiter kann auf vielfältige Weise gefördert werden, z.B. durch den Einsatz von Kreativitätstechniken. Damit werden Denkvor-gänge angeregt, um unkonventionelle Lösungsansätze auf die Problemstellung zu übertragen. Intuitive Methoden, wie z.B. Brainstorming oder Mind Mapping, können helfen, bestehende Denkpfade zu verlassen und in kurzer Zeit viele neue Ideen zu generieren.

▪ Eine gute Work-Life-Balance fördert Motivation und Kreativi-tät der Mitarbeiter. Betriebliche Work-Life-Balance-Konzepte können flexible Arbeitszeitmodelle, eine angepasste Arbeitsor-ganisation, Modelle zur Flexibilisierung des Arbeitsortes sowie weitere unterstützende und gesundheitspräventive Leistungen für die Beschäftigten beinhalten.

▪ Durch Partizipation zur Innovation: Jeder Mitarbeiter bestimmt den Unternehmenserfolg. Wer auf die Kreativität vieler Köpfe angewiesen ist, kann von Mitarbeitern nicht nur Engagement und Eigeninitiative fordern, ohne gleichzeitig einen vertrau-ensvollen Dialog zu pflegen und verstärkte Mitsprache zu ermöglichen.

▪ Räume schaffen und Mitarbeiter befähigen: Bereits ein gelungenes Konzept zur Raum- und Arbeitsplatzgestaltung kann ein kreatives, angenehmes Umfeld schaffen, das die idealen Voraussetzungen zur Freisetzung des individuellen Innovationspotentials bietet. Die Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung sowie institutionalisierte Maßnahmen zum betriebsinternen Erfahrungs- und Wissenstransfer stärken das Innovationspotential.

laura Demare, Immanuel BenzZIrP

eine kleine Checkliste für innovative Unternehmen:Im Folgenden werden einige Faktoren eines ganzheitlichen Innovationskonzepts genannt, die im rahmen einer Umfrage unter ZIrP­Mitgliedsunternehmen als besonders relevant eingestuft wurden:

6 7»IMPULS 01    INNoVAtIoNSVerStÄNDNIS

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Die ständige Fähigkeit, Innovationen entwickeln und umsetzen zu können, ist sicherlich nicht nur, doch besonders auch für Deutschland und deutsche Unter­nehmen eine entscheidende Voraussetzung für wirt­schaftlichen erfolg. Schließlich kann die Wirtschaft eines ressourcenarmen Landes wie Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht dadurch gewinnen, dass sie die billigsten Produkte hervorbringt. Vielmehr ist der Schlüssel zum erfolg, intelligente und immer wieder innovative Produkte und Lösun­gen anzubieten. Diese erkenntnis ist natürlich nicht neu und erfreulicherweise hat die entwicklung der letzten Jahre, in denen das thema Innovation stark in den Vordergrund getreten ist, gezeigt, dass die meisten deutschen Unternehmen hierbei bereits auf einem guten Weg sind.

Warum innovation wichtig istDie zentrale bedeutung von Innovation für unterneh­merischen erfolg möchte ich anhand von ein paar beispielen erläutern. ein in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz geläufiges beispiel ist die Firma blockbuster. blockbuster war einmal das führende Videoverleih­Unternehmen in den USA. Das zunächst durchaus einträgliche Geschäftsmodell ermöglichte die Gründung von über 3 500 Filialen und in der Spitze etwa 8­9 Milliarden US­Dollar Umsatz. Doch dann kam eine kleine, 1997 gegründete Firma mit dem Namen Netflix und startete ebenfalls einen Videofilmverleih – allerdings mit einem anderen Geschäftsmodell. Anstatt physische Geschäfte zu errichten, hatte Netflix die Idee, den Verleih einfach per Versand zu organisieren. ein Schritt, der plötzlich auch durch den Umstieg von VHS­kassetten auf die schlankeren und leichteren DVDs ökonomisch sinnvoll war. Diese im Grunde recht einfache Idee – ein ganz anderes, aber eben innovatives Geschäftsmodell, das auch nicht mit viel technologie zu tun hatte – ent­faltete enorme Auswirkungen auf die Wettbewerbs­ situation in diesem Markt.

to cut a long story short: Während Netflix heute mit ca. 3,2 Milliarden US­Dollar bewertet wird, gibt es blockbuster nicht mehr. Das Unternehmen musste in den USA Insolvenz anmelden. Was lässt sich daraus lernen? Wenn ich mich nicht anpasse und Geschäfts­modelle nicht immer wieder in Frage stelle, hilft mir der frühere erfolg gar nichts mehr. Gerade ursprüng­lich sehr innovativen Unternehmen, die lange

erfolgreich waren, fällt diese Anpassung besonders schwer. Die für blockbuster sehr bittere Ironie bei der Geschichte ist zudem, dass blockbuster im Jahre 2000 die Möglichkeit hatte, Netflix für 50 Millionen Dollar zu kaufen! Unterstellt man, dass die heutige bewer­tung von Netflix gerechtfertigt ist, wäre dies eine her­vorragende Finanzinvestition gewesen.

die Kraft neuer ideenAn diesem beispiel sieht man auf eindringliche Weise die kraft neuer Ideen. Schließlich hätte blockbus­ter auch selbst Filme verschicken können. Doch der letztendlich fatale Widerstand gegen diese Innova­tion hatte nichts mit der komplexität dieses neuen Geschäftsmodells zu tun, sondern mit der gewach­senen Unternehmenskultur und der Schwierigkeit, Altbewährtes und eingefahrene Verhaltensweisen aufzugeben.

ein weiteres, noch junges beispiel ist das Schicksal der Firma kodak. Ausgerechnet jenes Unternehmen, für das Steven Cezanne die erste Digitalkamera ent­wickelte, musste vor einigen Monaten ebenfalls Insolvenz anmelden. kodak hatte zwar die Digital­technologie entwickelt und somit alle Fähigkeiten im Haus, doch hat das Unternehmen nie verstanden, dieses know­how zu nutzen. Heutzutage sind Filme nunmehr überflüssig und kodak ist aufgrund seiner Anpassungsunfähigkeit vom Markt verschwunden. Dabei war kodak bis vor gut zehn Jahren noch eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen welt­weit. Das Unternehmen war sowohl hoch profitabel als auch hoch angesehen und besitzt im Übrigen noch heute viele Patente.

die Qualität der PatenteDiese tatsache führt uns zu der Frage: Hat kodak denn die richtigen Patente und beziehen sich diese Patente auf alte oder neue technologien? Hieran lässt sich bereits erkennen, dass das Patent per se nicht der Indikator für die Innovationskraft eines Unter­nehmens sein kann, wenn man nicht auch auf die Qualität der vorhandenen Patente achtet. Der Unter­gang von kodak ist ein weiteres deutliches beispiel dafür, dass Größe und erfolg nicht vor Untergang schützen können, wenn man die Notwendigkeit zu neuen Geschäftsmodellen nicht erkennt und sich ent­sprechend anpasst.

ein positives beispiel zum thema erfolg durch Innovation, die Firma Apple, ist hingegen in aller Munde. Auch hier lässt sich der erfolg des Unter­nehmens relativ schnell verdeutlichen: Im Jahre 2001 erwirtschaftete das Unternehmen 5 Milliarden Dollar Umsatz, im Jahre 2010 bereits 65 Milliarden Dollar. ermöglicht hat dies die kontinuierliche einführung neuer Produkte – von iPods über iPhones bis zu iPads. ein blick auf die aktuellen Daten zeigt allein für das erste Quartal 2012 einen Umsatz von 46 Milliarden Dollar, 13 Milliarden Dollar Gewinn und 100 Milli­arden Dollar cash. Die kraft der Innovation, Werte zu schaffen, hat aus dem früheren Nischenanbieter, dem PC­Hersteller Apple, binnen zehn Jahren das führende konsum­elektronikunternehmen gemacht, das heute mit 700 Milliarden US­Dollar bewertet wird und etwa 15 Prozent des Dow Jones ausmacht. es gibt wohl keine größere erfolgsgeschichte, die zeigt, was durch Innovationen erreicht werden kann.

durch innovationen neue märkte kreierenViele kleine und größere Geschichten mit einem ähnlichen erfolg, wenn auch nicht ganz in den Apple­Dimensionen, findet man natürlich auch in Deutsch­land. ein hervorragendes beispiel sind in diesem kontext die so genannten ‚Hidden Champions‘, die unbekannten deutschen Weltmarktführer. Neben dieser eigenschaft haben diese Unternehmen eine große Gemeinsamkeit. Sie alle verdanken den erfolg ihren Innovationen. Diese Unternehmen sind zum teil in der siebten, achten, neunten Generation so erfolgreich, weil sie immer wieder auf Innovationen gesetzt und durch bahnbrechende Innovationen ganze Märkte neu kreiert haben – und das über viele Jahre. offensichtlich machen diese Unterneh­men etwas richtig. Sie haben die Fähigkeit, aus tech­nologien kundenwert zu generieren und dadurch konstant erfolgreiche Innovationen hervorzubringen. Nicht nur, dass von diesen Hidden Champions zum teil auch viele Großunternehmer noch etwas lernen können. Letztendlich erklärt ihr erfolg auch die Stärke Deutschlands, dessen exportperformance sehr stark von diesen global tätigen Unternehmen abhängt, die zum teil exportquoten von über 80 Prozent aufweisen. Wenn wir über das ‚exportwunder Deutschland‘ spre­chen, dann sprechen wir also auch sehr stark über den erfolgreichen innovativen Mittelstand.

Prof. Dr. holger Ernst Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) – otto beisheim Hochschule

DISrUPtIVer WANDeL IN Der UNterHALtUNGS-INDUStrIe: bLoCkbUSter UND NetFLIx

DIe WACHStUMSGeSCHICHte VoN APPLe

entwickeln, umsetzen und schützen – worauf es ankommtinnovationen

* Quelle: New York Times, Link: http://dealbook.nytimes.com/ 2011/02/24/blockbusters-fall-and-netflixs-rise-in-pictures

2004 2005 2006 2007 2007 2009 2010

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oct 2001iPod

launch

Jan 2001itunes

introduced

Jan 2002iMac 4Glaunch

Apr 2003itunes

launched

Jan 2004iPod mini

‚click wheel‘

Jan 2005iPod shuffle

launch

Sep 2007iPod touchlaunched

Jan 2008MacBook Air

launched

Jun 2007iPhone

launched

Jun 2009iPhone 3GS

launched

Apr 2010iPad

launchedJan 2006MacBook

Pro

Source: Compustat

Sep 2006Apple tv

announced

Sep 2005iPod nano

launchJune 2010IPhone 4launched

Sep 2008bail-out for

banks rejectedin congress

Mar 2011iPad2

launched

8 9»IMPULS 01    beDeUtUNG VoN PAteNteN

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Dies lässt sich auch empirisch nachweisen: Die WHU verfügt über einen Datensatz von ca. 300 Unternehmen, mit denen wir seit zehn Jahren zusam­menarbeiten. Anhand dieses Datensatzes lässt sich zeigen, dass der finanzielle erfolg der Unternehmen, gemessen über kenngrößen wie die ordentliche Umsatzrendite oder das Wachstum, in erster Linie durch die Fähigkeit bestimmt werden, kontinuier­lich neue Produkte auf den Markt zu bringen: etwa 80 Prozent der Umsatzrendite der erfassten Unter­nehmen erklärt sich durch deren Innovationserfolg und das exzellente Innovationsmanagement – also die Fähigkeit, Innovationen erfolgreich am Markt zu platzieren.

All diese beispiele aus unterschiedlichen branchen zeigen, dass Innovation nicht immer nur etwas mit technik zu tun haben muss. Vielmehr können etwa neue Geschäftsmodelle, neue Prozessformen, neue Vertriebswege, e­Commerce oder ähnliche Faktoren ebenfalls großen einfluss entwickeln. Der gemeinsame Nenner all dieser beispiele liegt jedoch stets in der Wichtigkeit von Innovation für unterneh­merischen erfolg.

Warum Patentschutz wichtig istDie Frage nach den Gründen für die wachsende bedeutung des Patentschutzes möchte ich anhand einiger beobachtungen beantworten, die unter anderem bei der engen Zusammenarbeit mit zahl­reichen Firmen und Unternehmen gemacht wurden.

▪ Bei steigenden Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) nimmt der Druck zu, auch entspre­chende rückflüsse erzielen zu müssen. Die Unterneh­men müssen also darauf achten, dass sie mit ihren neuen Produkten, die auf dem Markt eingeführt werden, genug verdienen, um auch zukünftig wieder in Forschung und entwicklung investieren zu können. Vor diesem Hintergrund der returns aus den Fue­Auf­wendungen wird Wissen immer wertvoller und damit wird auch der Schutz dieses Wissens und somit der neuen Produkte immer wichtiger.

▪ Der Wettbewerbsdruck nimmt zu, insbesondere auch in und aus den emerging markets. Mittlerweile kommen auch große oder kleine chinesische Unter­nehmen nach Deutschland, z.b. in der Solarbran­che. Dieser gesteigerte Wettbewerb führt dazu, dass Unternehmen ihre Position immer stärker verteidigen müssen. In diesem Zusammenhang kommt es zudem immer eher vor, dass sich angesichts des wachsenden Drucks nicht mehr zwangsläufig alle Wettbewerber an alte konventionen halten und sich nun verstärkt gegenseitig angreifen. Patente sind in dieser Situation eine Möglichkeit, Wettbewerbsvorteile zu erlangen. ▪ Die Produktlebenszyklen nehmen zum Teil ab, das heißt, das notwendige Geld muss in immer kürze­rer Zeit erwirtschaftet werden. Patente oder andere Schutzmechanismen sind bei diesen erhöhten Schwierigkeiten umso wichtiger, um durch höhere Preise in immer kürzeren Abständen entsprechend mehr verdienen zu können.

▪ Technologie wird immer dynamischer. Der trend zu open Innovation zeigt: Immer alles selbst machen geht nicht mehr. Unternehmen müssen Partner­schaften mit anderen Unternehmen eingehen. Sie brauchen zudem andere technologien, die sie unter Umständen nicht kaufen können, weil der technolo­giegeber entsprechende Gegenleistungen verlangt, was häufig zu Cross­Lizenzierungsvereinbarungen führt. In diesen Fällen ist der Austausch für beide Unternehmen vorteilhaft, doch können nur Unter­nehmen daran teilnehmen, die selbst etwas anbie­ten können. Auch hierbei ist eine starke Patentposi­tion also von großer bedeutung.

▪ Die Stärkung des Patentsystems in den USA. Im Gegensatz zu früher lassen sich Patente immer bes­ser durchsetzen. Die aus dieser Stärkung des Patent­rechts in den USA gewonnene Sicherheit hat es wesentlich attraktiver gemacht, dort auch Patente zu halten.

▪ Die Entstehung von Wissensmärkten. IbM verdient pro Jahr im Schnitt 1,5 Milliarden Dollar allein durch die Vermarktung von bestehenden technologien. Diese Vermarktungsoptionen zeigen, dass enorme Wissensmärkte für technologien entstanden sind, aus denen sich gerade vor dem Hintergrund gestiegener Fue­Aufwendungen beachtliche finanzielle Gewinne generieren lassen. Hierbei gilt also: Umso besser der Schutz, desto besser die Vermarktungsmöglichkeit.

▪ Spektakuläre und kleine Patentverletzungsfälle. Die Stärkung des Patentrechts führt auch dazu, dass Unternehmen stärker darauf bauen, ihr recht durch­zusetzen. Die Streitigkeiten zwischen Unternehmen nehmen dadurch zu. Schließlich geht es auch um immer mehr Geld, besonders in den USA, doch zunehmend auch in europa. ▪ Der Unternehmenswert wird maßgeblich vom Wert intangibler Ressourcen bestimmt. Unternehmen ver­stehen immer besser, woher ihr langfristiger Wert kommt. Wenn beispielsweise bei einem Pharmaun­ternehmen Patente auslaufen, weiß dieses Unter­nehmen genau, was mit seinem Aktienkurs passiert.

▪ Das Patent wird als Asset und strategische Waffe erkannt. bei den Geschäftsleitungen hat sich in den letzten Jahren eine komplette kulturelle und

strategische Wende vollzogen. Unternehmen sind sich mittlerweile der strategischen und vermark­tungstechnischen bedeutung von Patenten überaus bewusst. Während noch vor zehn bis 15 Jahren das, was in der Patentabteilung passierte, nichts mit der Strategie des Unternehmens zu tun hatte, sind Fragen nach zukünftigen Patenten und den Vermarktungsop­tionen heute essentieller bestandteil dieser Strategie.

weltweit immer mehr PatentanmeldungenDie entwicklung der Patentanmeldungen weltweit (siehe S.10) zeigt einen deutlichen Anstieg der Anmel­dezahlen für die letzten zehn bis 15 Jahre. Interessant ist natürlich nicht nur, wie viele Patente insgesamt angemeldet werden, sondern auch wo dies geschieht (siehe oben). Zum einen spielt natürlich europa eine große rolle, markant ist aber gerade der Anstieg in den USA. Dort werden mittlerweile mehr Patente angemeldet als in Japan – vor zehn Jahren wäre dies noch unvorstellbar gewesen. Schließlich bleibt auch hier ein blick auf die enorme entwicklung von Ländern wie Südkorea oder China nicht aus. Dabei sind es in China – anders als man zunächst vermuten würde – nicht nur die Multinationals, sondern viel­mehr vor allem lokale chinesische Unternehmen, die verstärkt Patente anmelden. Diese entwicklung zeigt die langfristige Motivation Chinas, auch mit

eNtWICkLUNG Der PAteNtANMeLDUNGeN AN AUSGeWÄHLteN PAteNtÄMterN

eNtWICkLUNG Der PAteNtANMeLDUNGeN WeLtWeIt

Application Year

Appl

icati

ons

Applications Growth rate (%)

(Quelle: WIPO Statistics Database, October 2011)

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(Quelle: WIPO Statistics Database, October 2011)

10 11»IMPULS 01    beDeUtUNG VoN PAteNteN

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Der PAteNt ASSet INDex™ FÜr DIe 10 ForSCHUNGSStÄrkSteNCHeMIeUNterNeHMeN (DeZ. 2008)

Innovationen Werte kreieren zu wollen und voll in den Innovationswettbewerb einzusteigen.

Patentstreitigkeiten nehmen zuDie gestiegene bedeutung von Patenten lässt sich auch an der Zunahme der teilweise spektakulären Gerichtsprozesse um Patentstreitigkeiten ablesen. Der derzeit sicherlich größte Fall in dieser Hinsicht, der zudem auch von der weltweiten Öffentlich­keit gebannt verfolgt wird, ist der Streit zwischen Samsung und Apple. Während Samsung Produkte nicht einführen darf, muss auch Apple aufpassen, nicht dasselbe Schicksal zu erleiden. ein weiteres beispiel zur Veranschaulichung der enormen bedeu­tung von Patenten ist der kauf von Motorola durch Google. Google investiert dabei nicht 12 Milliarden Dollar primär aus Interesse an Motorola­telefonen. Vielmehr braucht Google die Patente von Motorola, um das eigene Angebot an betriebssystemen gegen die konkurrenz von Microsoft, Apple und Nokia ver­teidigen zu können. Die botschaft dahinter ist klar:

folglich widerlegen. Natürlich gibt es für solche Vor­gänge spektakuläre beispiele. Aber im kern zeigen unsere empirischen ergebnisse, dass der Patent­schutz gerade für die kleinen und mittelständischen Firmen, die besonders innovationsgetrieben sind, ein wichtiges und nützliches Instrument ist. Diese befunde werden im Übrigen durch meine erfahrun­gen aus der Zusammenarbeit mit Venture Capital Firmen bestätigt. Venture Capital Firmen investie­ren nicht in technologieorientierte Start­up­Unter­nehmen, wenn die Patentposition unklar ist. Hinge­gen geben sie aber gerade Geld, um Patente stark zu machen, wenn große Unternehmen als Wettbewer­ber am Markt sind.

Der Patent Asset Index – ein Instrument zur Bewertung des PatentschutzesUm die Qualität des Patent­Portfolios und des Patent­schutzes tatsächlich messen zu können, haben wir ein neues bewertungstool entwickelt: Den Patent Asset Index (PAI). Der PAI ist das ergebnis der oben vorgestellten empirischen erkenntnisse. Der kern­gedanke ist also, nicht nur auf die Größe des Port­folios zu blicken, sondern auch auf die technischen Werte sowie den tatsächlichen Wert der Produkte am Markt. Anhand dieser beiden kernpositionen lässt sich das Patent­Portfolio bewerten. (Weitere Infor­mationen zu diesem thema liefert auch der beitrag von Dr. Peter kallas auf Seite 14).

Da dieser Index sowohl bei kleineren als auch bei größeren Portfolios mit den relevanten wirtschaftli­chen kennziffern korreliert, ist er praktisch einsetzbar, um die technologische Innovationskraft von Unter­nehmen zu messen und miteinander zu vergleichen. Das erste Projekt in diesem Zusammenhang erfolgte für die internationale Chemieindustrie (siehe Grafik rechts). Das ergebnis zeigt: Das in dieser branche mit Abstand innovativste Unternehmen, der Weltmarkt­führer, kommt aus rheinland­Pfalz und heißt bASF.In Zukunft wird es darauf ankommen, die theoretischen

erkenntnisse stärker publik zu machen, um bei Ana­lysten und anderen Stakeholdern das bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Innovationskraft, Patentschutz und unternehmerischem Gewinn zu schaffen, um schließlich die unternehmerische Praxis entsprechend daran auszurichten. //

Patent Asset Index™

BASf incl. cIBA

Du Pont

Dow chemical incl. Rohm & haas

Sumitomo chemical

Mitsubishi chemical

DSM

Bayer incl. Pharma

Solvay

Syngenta

AkzoNobel

overall Competitive impactEquivalent number of average patents

0 15.000 30.000 45.000

Prof. Dr. holger Ernst ist seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für betriebswirtschaftslehre, insb. technologie­ und Innova­tionsmanagement, an der Wis­senschaftlichen Hochschule für Unternehmens führung (WHU) – otto beis heim Hoch­schule. Prof. Dr. Holger ernst ist auch „ Visiting Professor“ an der kellogg School of Manage­ment, Northwestern Univer­sity, USA. Prof. Dr. Holger ernst forscht auf den Gebieten stra­tegischer Wandel, Innovation, Neuproduktentwicklung und gewerblicher rechtsschutz und hat dazu in international füh­renden Zeitschriften, Manage­mentzeitschriften und ­zeitun­gen veröffentlicht. Für seine Forschungsleistungen wurde Prof. Dr. Holger ernst mehr­fach national und international ausgezeichnet. Prof. Dr. Holger ernst hält Vorträge und berät nationale sowie internationale Unternehmen.

erFoLGreICHe UNterNeHMeN HAbeN eIN exZeLLeNteS PAteNtMANAGeMeNtUND VerFÜGeN Über HoCHWertIGe PAteNte

© Prof. Dr. Holger Ernst 2011

die Wissenschaftliche hochschule für Unter-nehmensführung (WhU) – otto Beisheim hochschule ist eine führende private Business School im herzen Europas. Sie hat eine exzel-lente reputation als Forschungs- und ausbil-dungsinstitution und sie zieht nationale sowie internationale studierende und Forscher an. Sie bietet ein großes Spektrum an Programmen an, sowohl auf Bachelor- wie auch auf Master- und executive-niveau.

Die whu ist eine der wenigen EQuIS und aaCsB akkreditierten hochschulen im deutsch-sprachigen Raum und etabliert sich unter den besten europäischen Business schools.

detaillierte informationen findet man unter www.whu.edu.

Wenn ihr angreift, schlage ich zurück. Diese proaktive Vorsorge schafft erst den freedom to operate, der ebenfalls ein ganz wichtiges Motiv dafür ist, warum ein Unternehmen heute Patente anmeldet.

Patente und Gewinn – wie hängt das zusammen?In vielen empirischen Arbeiten haben wir untersucht, ob bzw. wie Patente und wirtschaftlicher erfolg eines Unternehmens miteinander zusammenhängen. Der erste eindeutige befund hierbei: Nimmt man die Anzahl der Patente eines Unternehmens und korre­liert dies mit Wachstum, Marktanteilen oder Gewinn­größen zeigt sich kein Zusammenhang. Die bloße Anzahl der Patente ist somit kein geeigneter Indikator für die Innovationskraft eines Unternehmens, da sie nicht mit den Wertgrößen korreliert, die letztendlich für die Steuerung eines Unternehmens relevant sind. Positive Zusammenhänge finden sich hingegen bei der Hinzunahme von zwei weiteren Faktoren: der Qualität des Patentmanagements und der Quali­tät des Patent­Portfolios. ein gutes Patentmanage­ment beschert einem Unternehmen ein hochwertiges Patent­Portfolio. Wenige wichtige Patente korrelie­ren dann mit den Marktanteilen, dem Umsatzwachs­tum und schließlich mit Profitkennzahlen oder auch mit Lizenzeinnahmen. ohne diese Verbindungsket­ten finden sich keine korrelationen. Für einen Zusam­menhang mit dem finanziellen Unternehmenserfolg kommt es also auf die Qualität des Patentmanage­ments und am ende auf die Qualität – nicht die Menge – der Patente im Portfolio an.

Patente sind nicht nur ein Instrument der Großenbesonders interessant hierbei ist die tatsache, dass dieser positive Zusammenhang ausgerech­net für kleinere Unternehmen immer stärker wird. Je kleiner und je technologieorientierter die Firma, desto bedeutender wird der Zusammenhang. Das landläufige Vorurteil, Patente seien primär ein Mit­tel der Großen, um kleine Unternehmen aus dem Markt zu drängen, das auch in der politischen Diskus­sion immer wieder angeführt wird, lässt sich hiermit

DIe GrUNDIDee DeS PAteNt ASSet INDextM: koMbINAtIoN AUS reLeVANter MeNGe UND QUALItÄt

© Prof. Dr. Holger Ernst 2011

Portfolio size Competitive impact

technologyRelevance

Marketcoverage

Patent Asset Index tMPatent Asset Index™

Größe des

Patent-Portfolios

Qualität desPatent-

managements

Qualität desPatent-

Portfoliosunternehmens-

erfolg

Patent Asset Index™

© Prof. Dr. Holger Ernst 2011

12 13»IMPULS 01    beDeUtUNG VoN PAteNteN

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Dr. Peter kallasbASF Se

Innovationen stellen eine Hauptsäule für zukünftiges Wachstum dar und basieren auf effizienter und effektiver Forschung und entwicklung (Fue). Wie lässt sich der erfolg von Innovationen messen? ein Instrument ist der Patent Asset Index (PAI), ein Indi­kator für die Innovationskraft eines Unternehmens. In dem beitrag wird die brücke zwischen Innovationen und dem Patent Asset Index geschlagen. Folgende Fragen stehen dabei im Vordergrund: Was ist der Patent Asset Index? Was leistet dieser? Auf welchen ebenen unterstützt er den Innovationsprozess bei bASF?

Der PAI misst nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Patentportfolios eines Unterneh­mens. bei der Forschung und entwicklung orientiert sich die bASF an den großen globalen Herausforde­rungen der Zeit, um qualitativ wertvolle Innovationen auf den Markt zu bringen.

ein zentraler Aspekt bei den zukünftigen Heraus­forderungen ist der weltweite bevölkerungsanstieg. Im Jahre 2050 werden etwa 9 Milliarden Menschen

auf der erde leben. Wenn sich am Produktions­ und ressourcen verbrauch nichts ändert, werden in Zukunft nicht mehr nur diese eine erde, sondern ganze drei erden notwendig sein. Vor allem in drei bereichen werden Innovationen aus der Chemie eine wesentliche rolle spielen: „rohstoffe, Umwelt, klima“, „ Nahrungsmittel und ernährung“ sowie „Lebensqualität“. Abgeleitet aus den zukünftigen trends bieten insbesondere sieben Industriebereiche für uns als Chemieunter­ nehmen immense Wachstumschancen. Innerhalb dieser Industrien – transport, bau, konsumgüter, Gesundheit und ernährung, elektronik, Landwirtschaft, energie und rohstoffe – hat die bASF gesellschaftsrele­vante Forschungsthemen ausgewählt wie zum beispiel die Wasseraufbereitung für sauberes trinkwasser oder Windenergie für klimafreundliche energiequellen. Auf all diesen Gebieten trägt die Chemie zu mehr Innovation und Nachhaltigkeit bei.

ein gut aufgestelltes Patentportfolio setzt immer auch eine gut ausgerichtete Forschung und entwicklung voraus.

wie richtet BASf die forschung und Entwicklung aus?Im Jahr 2011 war die bASF mit Aufwendungen für Forschung und entwicklung von 1,6 Milliarden euro weltweit führend in der Chemiebranche. Seit 2005 hat sich diese Summe um 50 Prozent gesteigert. In der Forschung und entwicklung arbeitet heute weltweit ein team von 10 100 Mitarbeitern an rund 2 800 Projekten. Das ergebnis ist ein umfassendes und viel­seitiges Anwendungsspektrum: Von batterien, orga­nischer elektronik über Windenergie, Pflanzenschutz und Wasseraufbereitung bis hin zur biotechnologie. Mit langfristigen Produkten für die zukünftigen Herausfor­derungen sowie marktorientierter Forschung will die bASF im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 30 Milliarden euro mit Produkten erzielen, die nicht länger als zehn Jahre auf dem Markt sind. Der erfolg der Forschung und entwicklung bei bASF zeigt sich in der Innovationskraft des Unternehmens:

Seit einführung des Patent Asset Index belegt bASF durchgängig den ersten rang in der Chemieindustrie.

Bedeutung immaterieller werte bei der Untersuchung der bedeutung von Patenten für die Innovationskraft und den unternehmeri­schen erfolg fällt eine entwicklung besonders ins Gewicht: In den letzten 30 Jahren hat der Anteil an immateriellen Vermögenswerten, sogenannten Intangible Assets, bei den Unternehmen stark zuge­nommen. Mittlerweile liegt der Anteil nach Auswer­tungen der Firma ocean tomo im Durchschnitt bei rund 80 Prozent. Dieser hohe Wert steht für eine gestiegene bedeutung immaterieller Werte für das Firmenvermögen, wie dem know­how, trademarks oder Copyright, aber eben auch in beträchtlichem Maße von Patenten. Da Patente im bereich der

Führend im Patent Asset Index – führend in innovation

BASfBayerDuPontDow chemicalEvonik

10074666429

BASf auf Platz 1 im Patent Asset Index

1) Quelle: PatentSight; Methodik Prof. Ernst, WHUBasierend auf der Portfoliogröße (Anzahl Patentfamilien) und der Wettbewerbs-wirkung (Zitathäufigkeit in weiteren Patenten und Marktabdeckung)

PAteNt ASSet INDex (NorMIert, StAND 31.12.2010) INDIkAtor FÜr DIe INNoVAtIoNSkrAFt VoN UNterNeHMeN1

1975 1985 1995 2005 2010

100%90%80%70%60%50%40%30%20%10%0 %

1732

68

80 80

202032

6883

Tangible AssetsIntangible Assets

ANteIL IMMAterIeLLer VerMÖGeNSWerte beI DeN S&P 500 FIrMeN2

2) Quelle: Ocean Tomo

14 15 PAteNt ASSet INDex»IMPULS 01 

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Intangible Assets besonders im Fokus stehen, wird es immer wichtiger, die Qualität eines Patentportfolios, also den output, der mit Innovationen erreicht wird, auch messen zu können.

wie wird Patenterfolg messbar?es gibt mehrere übliche Methoden, um den Fue­ output bewerten zu können. Die einfachste Mög­lichkeit ist sicherlich ein blick auf den akkumulierten Aufwand im bereich der Forschung und entwicklung, also ganz nach der Devise: Wer mehr einzahlt, bekommt auch mehr heraus. Das ist einfach zu messen und wird auch immer wieder in die­ser Weise publiziert; aber es gibt für diese simple Argumentation keine zwingende korrelation. Letzt­lich kommt es nicht nur auf die Höhe der Investition an, sondern auch darauf, in was investiert wird. Das Stichwort lautet daher Innovationsmanagement.

eine weitere bewertungsmethode ist der blick auf den Umsatzanteil von neuen Produkten (zum beispiel eingeführt in den letzten fünf Jahren). Doch lässt sich zumeist nicht exakt zuordnen, welcher Anteil tatsächlich auf ein bestimmtes neues Produkt oder Verfahren zurückgeht. Hiermit lassen sich allenfalls grobe Schätzungen treffen. Ähnlich ungenau ist die Arbeit mit Prognosen anhand so genannter Pipeline Net Present Values (NPV), also Prognosen über den zukünftigen erfolg von Projekten, die sich derzeit noch in der entwicklung befinden. Diese Methode wird zwar angewandt, besonders problematisch sind dabei aber Vergleiche zwischen Firmen. Schließlich, als weitere übliche Methode, wird die reine Anzahl an Patenten als bewertungs­grundlage herangezogen. Dies bietet zum einen die Möglichkeit von Manipulation und zum anderen ist es ganz einfach kein Qualitätskriterium per se. Zwar mag es attraktiv klingen, wenn ein Unternehmen tausende Patente vorzuweisen hat, doch stellt sich dann auch immer die Frage, wie wertvoll diese im einzelnen tatsächlich sind.

Aufgrund dieser unbefriedigenden Situation mit unzureichenden bewertungsmethoden ist der von Professor Dr. ernst und seinem team an der WHU entwickelte Patent Asset Index ein erheblicher Schritt vorwärts. Das konzept dahinter ist relativ einfach: Anstatt allein auf die Anzahl der Patente, also die Portfoliogröße, zu blicken, werden noch weitere zentrale Angaben in den Index einbezogen. ein wich­tiger Faktor ist die Frage nach der Market Coverage, also wo ein Patent angemeldet wird: weltweit, in den USA oder zum beispiel „nur“ in Finnland? Dabei wird das brutto inlandsprodukt des betroffenen Landes herangezogen, um die bedeutung des Landes zu bestimmen. eine weltweite Anmeldung ist schließ­lich mit hohem Geldaufwand verbunden, zeugt aber auch von besonders hohem Interesse an einem bestimmten Patent oder einer Patentfamilie. ein

zweiter Faktor ist die Frage nach der technologi-schen Relevanz: Wie häufig wird eine Patentfamilie von anderen Patenten zitiert? eine hohe Zitierungs­rate weist auf eine hohe technologische relevanz hin.

Market Coverage und technological relevance bestimmen in ihrem Zusammenspiel gemeinsam die Wettbewerbswirkung eines Patents, den so genannten Competitive Impact (CI), die Wettbe­werbswirkung. Addiert man schließlich den CI­Wert aller Patentfamilien eines Patentportfolios zusammen, erhält man am ende den Patent Asset Index als aussa­gekräftigen, transparenten und somit vergleichbaren

Innovations­benchmark. Der PAI findet mittlerweile Verwendung bei DoW, bASF, Daimler und anderen Unternehmen.

Wie lässt sich der Pai anwenden? es gibt eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten für den Patent Asset Index. So lässt sich der Zusam­menhang zwischen der Portfoliogröße und der Wett­bewerbswirkung darstellen und damit nachvollzie­hen, ob die jeweiligen Unternehmensphilosophien und ­strategien von erfolg gekrönt waren oder nicht.eine weitere Anwendungsmöglichkeit für den PAI sind regionale Auswertungen in einem begrenzten tech­nologiebereich. Man kann beispielsweise erkennen, ob ein Unternehmen mit weltweit geringer Wett­bewerbswirkung einen regional deutlich höheren CI­Wert aufweist. Dies ist eine ganz typische Patent­Anmeldeweise, die wir beispielsweise gerade bei japanischen Firmen kennengelernt haben: Diese melden zwar sehr viele Patente an, sind dabei aber insgesamt stark auf Japan fokussiert. Interessant ist nun der qualitative Sprung. Denn melden diese Unternehmen Patente im Ausland an, sind dies sehr oft besonders hochwertige Patente.

Schließlich lässt sich die entwicklung einer Firma über die Jahre in einem bestimmten technologie­bereich nachvollziehen. Mit dem PAI existiert ein Instrument, mit dem die effekte beispielsweise der

Neuausrichtung der Forschung in einem Unterneh­men und damit die Steigerung der Innovationskraft und der Qualität des Patentportfolios in der Analyse sichtbar gemacht werden können. es lässt sich damit nachvollziehen, ob ein Patenportfolio oder ein Inno­vationsmanagement erfolg bringt oder nicht.

Relevant, global, transparentAls Fazit lässt sich somit festhalten: Der Patent Asset Index ist relevant, global und transparent. Die Methode lässt sich leicht nachvollziehen und ist durch Publikationen für jedermann zugänglich. Gerade im Vergleich zu anderen bewertungsmethoden zeigen sich hierbei klare Vorteile. ein weiterer Pluspunkt des Patent Asset Index ist seine eignung zur Visualisie­rung. essentielle bedeutung besitzen die Möglichkei­ten des PAI für das Management, um den erfolg einer Patentportfoliostrategie nachvollziehen zu können: Greifen die Methoden? Werden die richtigen Patent­familien aufgebaut? Gerade für einzelne technologie­felder bieten sich hier wichtige einsatzmöglichkeiten an, mit denen das eigene Portfolio analysiert und mit der konkurrenz auf seine Stärken hin verglichen wer­den kann. //

▪ Unsere Chemie wird in nahezu allen Branchen eingesetzt: das Portfolio reicht von Chemikalien, Kunststoffen, veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas ▪ Wir verbinden wirtschaftlichen erfolg, gesellschaftliche verantwortung und den schutz der Umwelt ▪ Umsatz 2011: 73 497 millionen € ▪ eBit 2011: 8 586 millionen € ▪ mitarbeiter (31.12.2011): 111 141 ▪ Im Jahr 2011 weltweit 1.050 Patente neu angemeldet ▪ 6 verbund- und rund 370 Produktionsstandorte ▪ weltweit rund 70 forschungs- und Entwicklungsstandorte

Patent Asset Index tM

technologyRelevances

Marketcoverage

CompetitiveImpact

Portfolio Size

eIN NeUer INNoVAtIoNS-beNCHMArkreLeVANt, GLobAL, trANSPAreNt

Entwicklung: Prof. Ernst, WHUDaten: PatentSight.comVerwendung: u.a. DOW, BASF, Daimler

Dr. Peter kallas ist Leiter der Gruppe Chemikalien und tech­nik­Information beim bASF Group Information Center der bASF Se in Ludwigshafen. er erwarb seinen Doktortitel nach seinem Studium der Chemie an der Universität von Heidelberg und begann seine berufliche Laufbahn bei der bASF im Jahre 1989.Dr. Peter kallas ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe IMPACt bei der Patent Documentation Group (PDG) und der Arbeits­gruppe ArPAD, einem bera­tergremium des Deutschen Patent­ und Markenamtes (DPMA), das sich als Inter­essensvertretung aller am Patent wesen beteiligten kreise versteht. er ist Mitglied bei diversen task Forces und Advisory boards, u.a. beim europäischen Patentamt (ePA) und bei der World Intellectual Property organization (WIPo).

16 17 PAteNt ASSet INDex»IMPULS 01 

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Schützen, was ein unternehmen stark machtDr. Sönke BrodersenkSb AG

Was macht ein Unternehmen stark? kapital und Finanzkraft sind dabei zentrale Aspekte. Unterneh­men, vor allem Start­ups, die nicht über ausreichend Mittel verfügen, können eine noch so gute Idee haben und diese sogar als Patent angemeldet haben – wenn sie nicht die (finanzielle) kraft haben, diese Ideen umzusetzen, bestehen nur geringe erfolgsaussichten. ebenso wenig ist ein Unternehmen ohne Präsenz in den Märkten oder mit mangelhafter kundennähe stark. Um stark zu sein, braucht es die Anbindung an den kunden und einen guten Service. kurzum: es braucht eine Marke. Und selbstverständlich braucht ein Unternehmen – zumindest ein produzierendes – auch hochwertige Produktionsstätten. Doch vor allem sind es das Wissen und die kreativität der Mitarbeiter, die maßgeblich über die Stärke eines Unternehmens entscheiden.

Dies lässt sich beispielsweise anhand der enorm gestiegenen bedeutung von Intangible Assets in relation zu den Tangible Assets nachvollziehen. Schließlich werden ja die Intangibles geprägt von den Mitarbeitern, die im Unternehmen arbeiten und die mit ihrer kreativität am ende zu Schutzrechten bei­tragen. Man möge sich einmal überlegen, was pas­siert, wenn ein Unternehmen kurz vor der Insolvenz steht. Was bleibt dann noch? Maschinen, Anlagen, Gebäude – all das ist heute vergleichsweise nicht viel wert. Was bliebe, sind immaterielle Werte. Und diese leben von den Mitarbeitern. Wenn aber die guten Mitarbeiter das Unternehmen bereits verlas­sen haben? Dann bleiben alleine die Schutzrechte. Die bedeutung von Schutzrechten konnte man jüngst an einem beispiel der Automobilbranche beobachten, in dem es um den Verbleib der Patente im betroffe­nen Unternehmensbereich ging.

typische SchutzmaßnahmenWas sind die typischen Maßnahmen, um adäquat schützen zu können, was ein Unternehmen stark macht? Zum einen sind es die klassischen Schutz­rechte wie Patente oder Gebrauchsmuster. Jedes gut geführte Unternehmen hat eine Strategie, ob geschrieben oder ungeschrieben. Wir, die kSb AG, haben eine schriftlich formulierte und kommunizierte Strategie. Damit wissen wir genau, was für uns die

wichtigsten themen im Hinblick auf neue Patente sind und wo wir unsere Schutzrechte durchsetzen wollen beziehungsweise müssen, um langfristig erfolgreich zu sein. In diesem Zusammenhang ist es wichtig – um auf einen ganz praktischen Aspekt hinzuweisen – klare Verantwortlichkeiten im Unternehmen zu haben, die auf die Durchsetzung des Patentrechts achten. Denn solange Patentverletzungen nicht geahndet werden, ist ein Patent schließlich nichts wert. Daher müssen Patente von beginn an im Produktlebenszyklus mit­gedacht werden, indem bereits in der entwicklungs­planung ‚Haltepunkte‘ eingesetzt werden. An diesen Haltepunkten müssen sich die benannten Verantwortli­chen jeweils überlegen: Was haben wir im Patentportfo­lio, welche (einzel­) teile sind noch nicht geschützt und wie könnte deren Schutz aussehen? Dies dient auch dem Schutz gegenüber Produktpiraterie.

ein weiterer zentraler Schutzmechanismus ist der ‚eingebaute kopierschutz‘. Hierbei gibt es vielfältige Möglichkeiten, zum beispiel durch den einbau von rFID­technologien oder anderen kennzeichnungstech­nologien. Im Maschinenbau, aus dem ich komme, gibt es konstruktionskataloge, in denen festgehalten wird, welche Schutzmaßnahmen eingebaut werden können, die nicht dokumentiert werden und somit auch nicht einfach nachgebaut werden können. Der kopierschutz sorgt so dafür, dass die nachgebauten Maschinen nicht einfach funktionieren können. Gleiches gilt für Mon­tageanleitungen. Gerade das implizite Wissen in den köpfen unserer Mitarbeiter lässt sich nicht einfach kopieren. Dass eine nachgebaute Maschine mit 20 oder 30 Megawatt Antriebsleistung für kraftwerksanwendun­gen nicht ohne das spezifische Wissen der Mitarbeiter funktioniert, wirkt ebenfalls als eine Art kopierschutz.

know-how-Schutz in der Breiteeine ganz andere Facette des themas Schutz: das Sichern von nicht patentiertem Wissen und geistigen eigentums. Hier bedarf es eines ‚know­how­Schutzes in der breite‘. Der Schutz geistigen eigentums fängt mit der Sensibilisierung der Mitarbeiter an. Damit sind nicht nur die Mitarbeiter der entwicklungsabteilungen gemeint. ebenso müssen zum beispiel diejenigen Mitarbeiter für den Schutz von Wissen und Daten sensibilisiert werden, die auf Dienstreise gehen, die kundendaten verwalten

oder die kostenkalkulationen durchführen. kurzum: es sind alle Mitarbeiter. Das richtige bewusstsein für den Umgang mit geistigem eigentum in der Unternehmens­kultur zu etablieren, ist somit eine zentrale Vorausset­zung für ein erfolgreiches Innovationsmanagement. Auf der Suche nach den besten Möglichkeiten, das unter­nehmerische Wissen und neue Ideen zu schützen, ist ein Gesamtkonzept erforderlich. Dieses bestimmt die jewei­ligen einsatzbereiche der unterschiedlichen Schutzmaß­nahmen innerhalb eines Produktlebenszyklus. Denn unterschiedliche Innovationstypen brauchen auch unterschiedliche Schutzmaßnahmen (siehe Schaubild).

innovationstypen im lebenszyklusAm Anfang eines typischen Produktlebenszyklus steht – zumindest im besten Fall – eine disruptive Innovation. Dieser Anfangszustand ist noch geprägt von großer Unsicherheit. Im Idealverlauf lässt sich nach einiger Zeit viel Geld mit der Innovation ver­dienen, weil die Idee gut war. Doch auch wenn man über einen gewissen Zeitraum Gewinn mit einer Idee erwirtschaftet hat, kommt irgendwann der Punkt, an dem es heißt, aus diesem Geschäft auszusteigen. Die meisten Innovationen sind aber keine disrup­tiven, radikalen Innovationen, sondern finden

Plattform- innovation

Produktlinienerweiterung

verbesserunginnovation

marketinginnovationorganische Erneuerung

Ernten &

Aussteigen

Anwendungs-

innovation

Wertgestaltungsinnovation

integrationsinnovation

Prozessinnovationwertverschiebung

Erneuerung durch aquisition

Erneuerung durch aquisition

Kontextinnovation

Produkt/Dl innovation ERNEuERuNGSINNovAtIoN

distruptive

innovation

Quelle: Geoffrey A. Moore, „Dealing with Darwin“, Übers. C. Keller 2005

18 19 SCHUtZMASSNAHMeN»IMPULS 01 

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innerhalb einer bestimmten Produktkategorie statt. ein gutes und uns allen geläufiges beispiel dafür, wie ein Produkt immer wieder ‚neu erfunden‘ werden kann, ist das telefon. Ähnliches gilt für Pumpen. Sie werden seit langem immer wieder ‚neu erfun­den‘, beispielsweise im Sinne der erfüllung neuer kunden anforderungen oder des Angebots größerer Leistungsumfänge, obwohl es immer dieselbe kate­gorie Flüssigkeitsförderung bleibt.

Deswegen ist es stets wichtig, zu prüfen: Wie geht es in diesem Lebenszyklus weiter? es gibt nämlich eine Phase, in der Produkte in gesättigten Märkten relativ stabil sind. In diesem großen bereich geht es um die vielen kleinen Schritte, die ein bestehendes Produkt erweitern und im Leistungsumfang verbes­sern können. All diese kleinen Schritte sind so unheim­lich wertvoll, weil sie genau das bewirken, was im internationalen Wettbewerb wichtig ist: Immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Auch in diesem bereich gilt also: sehr gut aufpassen, die Mitarbeiter höchst­möglich sensibilisieren und möglichst viele Patente anmelden. Absolute Neuheiten – disruptive Innovationen – brauchen einen besonders geschützten raum. Dort müssen Innovationen in einem möglichst kleinen kreis bleiben. Die zunehmende Vernetzung und der trend zu Open Innovation stellen hierbei große Herausforderungen dar. Wir arbeiten mit vielen Hochschulen und vielen technologie­ Partnern zusammen. ohne kommunikation oder ohne irgend­eine Form von open Innovation gibt es keinen Fort­schritt und lassen sich keine neuen Ideen mehr umsetzen. Die Herausforderung besteht folglich darin, eine Form zu finden, die gleichzeitig offene kommunikation und den Schutz der Forschungs­inhalte ermöglicht. Faire Vertragsverhältnisse sind dabei ein unentbehrliches element. Wir arbeiten im geschützten raum aber auch mit vielen Studie­renden zusammen, unter denen naturgemäß eine große Fluktuation herrscht. Um unter diesen Umstän­den unser Wissen in seiner Gesamtheit schützen zu können, ist es wichtig, ‚Pakete‘ zu bilden – also das gesamte Wissen in kleine einheiten aufzuteilen.

In jeder Phase und bei jedem Verfahren gibt es andere Punkte, die für den Schutz besonders relevant sind. Zum beispiel gibt es im bereich der Marketing­ Innovationen mittlerweile Software und Abläufe, die es ermöglichen, völlig neue Produkte am bildschirm zu kreieren. Diese Produkte existieren vor ihrer Pro­duktion ausschließlich digital. Sensibles Wissen

besteht für dieses Verfahren, Produkte zu kreieren, insbesondere in Form der Software­Quellcodes und der Art und Weise der kostenermittlung. Diese sind ein enormer Wettbewerbsvorteil für uns. Andere Firmen können das nicht in dieser Form, weshalb dieses sensible Wissen natürlich besonders geschützt wird.

„spionage findet immer woanders statt“Wer über den Schutz von Innovationen nach­denkt, der muss auch die Gefahren durch Indust­riespionage berücksichtigen. Diese bedrohung ist keine einbildung, sondern höchst real. es gibt eine frappierende Differenz zwischen der Selbst­ und Fremdwahrnehmung, die durch zahlreiche erhe­bungen immer wieder bestätigt wird: Demnach ist Industriespionage für die meisten etwas, das grund­sätzlich ‚woanders‘ stattfindet. So glauben laut einer erhebung (Studie: Industriespionage, Corporate trust, 2007) 80 Prozent der befragten, dass die Industrie­spionage weltweit ansteigen wird, während nur 33 Prozent glauben, dass sie im eigenen Unternehmen steigen wird.

Wie funktioniert industriespionage? tatsächlich ist der Informationsabfluss durch eigene Mitarbeiter die häufigste Ursache für Industrie­spionage in Deutschland. Dieser findet oftmals im betriebsnahen bereich statt. Der für 70 Prozent des know­how­Abflusses verantwortliche Mitarbeiter ist nach einer VDMA­Veröffentlichung (VDMA Nachrichten, März 2012) im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt, männlich, arbeitet seit zehn Jahren im Unternehmen und ist gut ausgebildet. klar ist aber auch: es handelt sich bei den Inhalten nicht allein um reine technologie, sondern um Informationsab­fluss, der insgesamt wichtig für das Unternehmen ist. Dies umschließt Informationsabfluss über Preis­listen, Preiskalkulationen, kundendaten etc. eine weitere große Gefahrenquelle, die mit einem Anteil von 15 Prozent zunehmend häufiger genannt wird, sind Hackerangriffe. erst dahinter rangieren die in den Medien so oft erwähnten Plagiate.

Die Folgen von Industriespionage und kopierten Produkten können vielfältig sein. trotz eingebauter Schutzmaßnahmen lassen sich unsere Produkte zumindest bis zu einem bestimmten Grad nachbauen. Das größere Problem mit diesen minderwertigeren kopien besteht darin, dass viele Menschen glauben, es handele sich dabei um unsere Produkte und daher entsprechende Qualität erwarten oder sogar unseren

Service einfordern. Wenn Menschen denken, unsere Produkte seien minderwertig, schadet dies unserer Marke und deren internationalem ruf von Zuverläs­sigkeit. In solchen Fällen kann der Imageschaden viel größer sein als der durch die kopie verlorene Umsatz.

Gefahrenquellen erkennenUm das Schützenswerte eines Unternehmens auch tatsächlich schützen zu können, muss man sich all diese Gefahrenquellen vergegenwärtigen. bewusst­seinsbildung und Sensibilisierung für diese bedrohung, um es noch einmal abschließend herauszustellen, ist extrem wichtig. Denn es gilt: ‚Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.‘ Um darüber hinaus all jene angesprochenen und darüber hinausgehenden Aspekte zu vereinen, hat die kSb AG ein Sicherheitskonzept erstellt, das die unterschiedlichen Schwerpunkte zusammenhän­gend betrachtet.

Am Anfang steht der Informationsschutz: Dabei geht es darum zu definieren, was eigentlich schützens­wert ist. Diese Übung ist sehr hilfreich und ohne großes brainstorming oder aufwendige Arbeits­kreise zu bewältigen. es lässt sich relativ schnell fest­legen, wer der Verantwortliche für die Information ist, der bestimmen kann, was vertraulich ist und was

Dr. Sönke Brodersen ist For­schungsleiter des kSb konzerns mit Sitz in Frankenthal. Seit seinem eintritt in die kSb AG 1990 arbeitete er dort in ver­schiedenen Werken und unter­schiedlichen Positionen. Dr. Sönke brodersen studierte an der tU braunschweig Maschi­nenbau und promovierte dort, gefolgt von einer zweijährigen Forschungstätigkeit an der Arizona State University. Seit 2009 ist er Vorsitzender des VDMA Fachverbands Pumpen + Systeme, seit 2011 auch Präsident des europäischen Pumpenherstellerverbands eUroPUMP.

nicht. Dann gibt es natürlich die It­organisation, die Zugriffsberechtigungen regelt und gerade für interna­tionale Unternehmen sehr wichtig ist. Zeichnungen unserer Produkte kursieren weltweit, wir arbeiten mit kollegen und technologiepartnern in China, Indien, brasilien und vielen anderen Ländern zusammen, ebenso haben wir entwicklungsabteilungen in diesen Ländern. Angesichts dieser Vernetzung braucht es ein ausgefeiltes und wasserdichtes Zugriffsberech­tigungskonzept. Somit gehört zum Schutz der Zeich­nungen ein konzept für die It­technik, das Fragen der Verschlüsselung und Ähnliches mitdenkt.

Weitere Aspekte unseres konzepts sind die Werk­schutz­organisation und die Werkschutz­technik, die den Zugriff und Zutritt zu bestimmten räumlichkeiten regeln und im blick haben, wer herein und heraus geht. Auch Personalangelegenheiten können Fragen der Sicherheit berühren. Schließlich beinhaltet unser Sicherheitskonzept Vorsichtsmaßnahmen und Verhal­tensregeln für Dienstreisen.

einzeln für sich, aber vor allem in ihrer Gesamtheit, tragen all diese bereiche zum Schutz dessen bei, was unser Unternehmen stark macht – und sichern damit unseren erfolg. //

KsB ist ein international führender hersteller von Pumpen, armaturen und zugehö-rigen systemen für die verfahrens- und Gebäudetechnik, die Wasser- und abwas-serwirtschaft sowie die energietechnik und den Bergbau. der Konzern ist mit eige-nen vertriebsgesellschaften, Fertigungsstätten und servicebetrieben auf allen Kontinenten vertreten. KsB fertigt Pumpen und armaturen an 32 Produktions-standorten in 19 ländern. mit über 15 000 mitarbeitern erzielt der Konzern einen Umsatz von über 2 mrd. €.die aktivitäten der KsB-eigenen Forschungszentren konzentrieren sich auf die Gebiete hydraulik, dichtungstechnologie, Werkstoffe und Fertigungstechnik. Wach-sende Bedeutung für die Produktentwicklung gewinnen die Steuer- und Regeltech-nik. Für neuinstallationen oder nachrüstungen in bestehenden anlagen bietet der Pumpen- und armaturenhersteller die passende automatisierungstechnik zur anbindung an die Gebäude- oder die Betriebsleittechnik und natürlich die software zur inbetriebnahme der Pumpen. die automatisierungstechnik von KsB eignet sich für die anbindung an neue leittechnik-systeme oder nachrüstungen an bestehen-den anlagen. mit über 120 servicezentren und mehr als 2 400 servicemitarbeitern bietet KsB seinen Kunden weltweit inspektion, Wartung und instandhaltung der KsB-Produkte sowie von Wettbewerbsfabrikaten. Komplette übernahmen von service und Betriebsfunktionen runden das dienstleistungsangebot ab. Internetadresse: www.ksb.com

20 21 SCHUtZMASSNAHMeN»IMPULS 01  

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Ideen praktisch schützen –

aber wie?

Die große bedeutung eines effektiven Schutzes von Innovationen für wirtschaftlichen erfolg ist unbestritten. Welche Maßnahmen aber jeweils richtig und ange­messen sind, um kostbare Ideen praktisch schützen zu können, darüber gehen die Meinungen auseinan­der. ein beispiel bildete hierfür die Podiumsdiskussion im rahmen der ZIrP­Veranstaltung Innovationen ent­wickeln, umsetzen und schützen am 15. März 2012 auf der Festung ehrenbreitstein in koblenz.

In der anregenden und angeregten Diskussion unter der Leitung von thomas Hasselbach (Geschäftsführer Marketing Manufaktur GmbH und Mikroforum Hoch­technologiepark Wendelsheim GmbH) tauschten Dr. kallas (Head of Chemicals and engineering Informa­tion, bASF Group Information Center) und Dr. brodersen (Senior Vice President research, kSb AG) sowie Frank Liesenfeld (Leiter ersatzteilvertrieb, boMAG GmbH) und Jochen kortmann (Geschäftsführer, kSV koblenzer Steuerungs­ und Verteilungsbau GmbH) ihre erfah­rungen aus der Praxis aus und beantworteten Publi­kumsfragen zum Patentrecht und ­management. Dabei

wurden durchaus kontroverse Positionen über die bedeutung und die Sinnhaftigkeit von Patenten und anderen Schutzrechten offenbar.Während die großen, stark international ausgerich­ teten Unternehmen auf den einsatz von Patentrechten vertrauen und angewiesen sind, scheinen gerade die mittelständischen Unternehmen den damit verbun­denen Aufwand und die entstehenden kosten zu scheuen. einigkeit in der runde bestand hingegen in der bewertung der Sensibilisierung von Mitarbei­tern: Der bewusstseinsbildung und Schulung zum Schutz sensiblen Wissens und interner Daten wurde von allen Diskussionsteilnehmern oberste Priorität eingeräumt, um die Gefahr des unbewussten Infor­mationsabflusses zu minimieren.

Die anschließende Gelegenheit für Publikums­ fragen wurde ausführlich genutzt. Die Vielseitigkeit der Fragen sowie die begrenzte Zeit zu deren beant­wortung lieferten die Anregung, weitere Aspekte rund um den Schutz von Innovationen im rahmen dieser Publikation aufzugreifen.

Was bedeutet für Sie „Schutz geistigen eigentums“ und welchen Stellenwert hat der Patentschutz in Ihrem Innovationskonzept?

Frank LiesenfeldLeiter Ersatzteilvertrieb, BOMAG GmbH:

„In unserer branche nimmt der Gewinn aus dem After­sales­Geschäft eine immer wichtigere rolle ein. Daher müssen wir gerade im ersatzteilvertrieb darauf achten, dass die Produkte, die wir anbieten und ver­kaufen, entsprechend geschützt sind. Das Patent­recht bietet uns dabei allerdings nur wenig Schutz vor Produktkopien. Selbst in europa haben sehr viele den ehrgeiz, alles nachzubauen, was an unseren Maschi­nen dran ist. Wir versuchen dies uninteressant zu machen, indem wir unsere Produkte a) intelligent machen, um die Arbeit des kopierens so schwer wie möglich zu machen und b) durch entwicklungsinno­vationen schützen, die eine kopie unmöglich oder sinnlos machen sollen. ein aktuelles beispiel ist ein Filter, bei dem wir – in Zusammenarbeit mit unserem Lieferanten – an einem simplen teil etwas mechanisch so kodiert haben, dass es nur an unsere Maschine passt. Selbst diese kodierung erneuern wir in regelmäßigen Abständen, um den Schutz zu erhöhen. Natürlich sind diese Maß­nahmen mit gehörigem Aufwand verbunden, aller­dings steigert dies auch den Aufwand für potenzielle kopierer, diese Codes nachzubauen und macht es so schlichtweg uninteressant.“

Die bopparder Maschinenbau­Gesellschaft mbH (boMAG) ist Weltmarktführer auf dem Sektor der Verdichtungstechnik und stellt Maschinen für die erd­, Asphalt­ und Müllverdichtung, Stabilisierer/ recycler sowie Fräsen und Fertiger her. Das Unternehmen wurde 1957 gegründet und beschäftigt heute ca. 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach wie vor in boppard ansässig, ist die Firma durch die rund 1350 Mitarbeiter (Stand 2011) an ihrem Hauptsitz einer der größten Arbeitgeber in der region. Die boMAG hat sechs Niederlassungen in Deutschland und elf tochtergesellschaften weltweit.

Jochen kortmann Geschäftsführer, KSV Koblenzer Steuerungs- und Verteilungsbau GmbH:

„Patente sind fast nutzlos, wenn man es nicht schafft, seine Innovationen als erster auf den Markt zu bringen und sie dadurch zu schützen, dass sie eben einmalig sind. Wir schützen unsere Innovationen vor allem durch implizites Wissen unserer Mitarbeiter und schützen uns nicht durch Patente. Wir versuchen mit unserem know­how den Marktvorsprung zu nutzen. Patente wären bei uns zu aufwendig und nicht lohnend, weil sich in unserem bereich die techniken relativ schnell ändern. Mit unserer Software sind wir zudem vor allem auf die Werkzeuge angewiesen, die uns der Markt bietet. Demzufolge versuchen wir unseren Markterfolg, den wir jetzt schon seit über 30 Jahren nachweisen können, ohne Patente zu erreichen. Als mögliche Alternative zu Patenten würde ich einen etwas schwächeren, dafür auch etwas preiswerteren Schritt empfehlen, beispielsweise bieten Gebrauchs­muster einen ähnlichen Schutz.“

Die kernkompetenzen der kSV koblenzer Steuerungs­ und Verteilungsbau GmbH liegen seit über 30 Jahren in der Planung, Projektierung und realisierung von Industrieautomationsanlagen, energieverteilungssys­temen und optischen kontrollsystemen, inklusive der Prozessvisualisierung. Daneben entwickelt die kSV ebenfalls komplettlösungen für den klassischen Schaltanlagenbau und die Gebäudeautomatisierung mit den dazugehörigen Spezialbereichen. Die kSV beschäftigt derzeit über 100 Mitarbeiter.

22 23 INNoVAtIoNeN SCHÜtZeN – Aber WIe?»IMPULS 01 

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Das ProblemProduktpiraterie ist ein Monster: Scheinbar komfor­tabel, wenn gutbürgerliche ‚Schnäppchenjäger‘ am südlichen Urlaubsort täuschend echt wirkende Imi­tate von Luxusgütern erwerben und davon zuhause augenzwinkernd berichten. Schmerzhaft, wenn Fälschungen sicherheitsrelevanter teile oder von Medikamenten, die übers Internet zu kampfpreisen angeboten werden, nicht oder falsch wirken. Vernich­tend am Arbeitsplatz, wenn kein kraut gegen immer mehr Fälschungen gewachsen scheint und der eigene betrieb schließen muss, weil das hochwertige, aber eben auch teure Made in Germany von Piraten ver­drängt wird.

Gefälscht werden dabei längst nicht mehr nur Luxus­produkte, sondern auch Investitionsgüter. Das bele­gen nicht nur die Zollstatistiken aller entwickelten Staaten, sondern auch Studien. So sind etwa in Deutschland über zwei Drittel aller Maschinenbauer von Produktpiraterie betroffen, mit durchschnittli­chen Verlusten von vier Prozent vom Umsatz. In der eU kostet das thema ca. 200 000 Arbeitsplätze jähr­lich, davon allein 70 000 in Deutschland! Das eigent­liche Problem liegt dabei weniger im Auftreten von Produktpiraterie als in den Schwierigkeiten ihrer bekämpfung.

Die Ursachen von Produktpiraterie sind vielfältig und lassen sich am beispiel der ersatzteilpiraterie für kfz­ersatzteile besonders gut zeigen. Hier wird die Pira­teriequote auf 30 Prozent (Naher osten, Asien) bzw. fünf Prozent (eU­Märkte) vom Volumen geschätzt, denn als Verschleißteile sind ersatzteile ein Massen­produkt mit garantierter Nachfrage. Sie weisen als

teil des After­sales­Geschäfts heute größere Margen auf als erstausrüstungen, weil viele Unternehmen auf schärferen Wettbewerb im erstausrüstungsge­schäft mit der Verlagerung von Margen ins ersatzteil­geschäft reagiert haben. Schließlich wurden im Zuge der Globalisierung ersatzteilproduktionen vielfach in Staaten mit geringen Lohnstückkosten outgesourct. Dabei riskieren die beauftragten Unternehmen hohe Piraterierisiken nicht zuletzt durch den Aufbau von ‚Pirateriekompetenz‘ in den betreffenden Staaten.Piraterie hat aber auch Verbindung zum Patentsys­tem. erstens erfordert Patentierung offenlegung und kann so – wie aus China berichtet – Piraten stärken, die Patentdatenbanken konsequent zu nutzen. Zwei­tens ist Patentschutz ein erhebliches kostenthema, denn nicht nur die erlangung von Patenten ist teuer, sondern vielfach auch ihre Durchsetzung: Zum beispiel trägt in den USA, wo es im Zivilprozess keine kostenerstattung gibt, der Patentverletzungskläger seine kosten auch dann, wenn er obsiegt. beide Faktoren bewirken, dass kleine und mittlere Unter­nehmen (kMU) ihre technologien weniger umfassend

– letztlich weltweit – patentieren können, wie für den effektiven Patentschutz erforderlich ist. Darüber hin­aus können erlangte Patente aus kostengründen oft­mals nicht durchgesetzt werden. Auch zollrechtliche Grenzbeschlagnahmen helfen hier wenig, da ein Zoll­beamter des mittleren Diensts Patentverletzungen nicht immer zuverlässig feststellen kann.

warum sind Patente für kMu nicht immer die lösung?Patente anzumelden hat nur Sinn, wenn man sie auch durchsetzen kann. Für pirateriegefährdete Produkte ist dies heute sowohl in den Zielstaaten von Piraterie­ware ein Problem als auch in deren Herkunftsstaaten.

In den Zielstaaten europas und Nordamerikas scheitert die wirkungsvolle bekämpfung beim Import solcher Ware an der schieren Dimension des globalen Warenaustauschs. Überdies sind im Zielstaat meist nur kleine und jederzeit austauschbare Händler greif­bar, nicht aber die Hintermänner der Piraterie, um die es eigentlich geht.In den Herkunftsstaaten ließe sich meist einfacher gegen Piraterie vorgehen: Hier bestehen meist noch zentralverwaltungswirtschaftliche Strukturen, es herrscht also meist kein Mangel an überwachungs­notwendigen Strukturen. Gewerbeaufsicht und Finanzbehörden haben hier vielmehr den Überblick. eher fehlt es am Willen zum Durchgreifen, dann näm­lich wenn rechte vermeintlich ‚reicher‘ Ausländer gegen Inländer durchgesetzt werden sollen, was letztlich inländische Arbeitsplätze kosten wird.Hinzu kommt ein Problem, das diejenigen deut­schen Unternehmen verkennen, die Produktions­standorte allein nach der Höhe anfallender Lohn­stückkosten auswählen. Denn ein kennzeichen aller billiglohnstaaten ist die Insuffizienz staatlicher Strukturen einschließlich der zur Anspruchsdurch­setzung unabdingbaren rechtspflege, insbesondere bei der Durchsetzung von Patenten und Marken. Die Gerichte und Vollstreckungsorgane solcher Staaten sind meist extrem langsam. Sie sind überdies meist fachlich nicht hinreichend kundig und inländerge­neigt. Investoren aus Hochlohnstandorten halten dies häufig für ein Übergangsproblem und sehen nicht, dass diese Art der Justiz für die betroffenen Stand­orte doppelt vorteilhaft ist: Zum einen ist sie billig. Zum anderen ermöglicht sie als Sekundäreffekt die Ausübung politischen einflusses und hält Störun­gen einheimischer Produzenten gering. Dass auslän­dische Investoren ungeschützt bleiben, ist solange

Patente & Piraterie

Prof. Dr. christoph Ann technische Universität München

unschädlich, wie diese sich ohnehin nur für Arbeits­kosten interessieren oder die Abwesenheit einer funktionstüchtigen Justiz und Verwaltung im Sinne eines anything goes zunächst womöglich noch als positiven Standortfaktor wahrnehmen. Doch spätes­tens wenn die Durchsetzung berechtigter Ansprüche scheitert oder man von bürokratismen gequält wird, deren ganze tragweite erst aus der binnenperspek­tive wahrnehmbar ist, wird der untrennbare Zusam­menhang klar, der zwischen Löhnen und Abgaben einerseits und der Qualität staatlicher Infrastruktur andererseits besteht. ‚erste­Welt­Infrastruktur‘ zu ‚Dritte­Welt­Preisen‘ gibt es nicht und es wundert nicht, dass Produkt­ und Markenpiraterie inzwischen teil des organisierten Verbrechens ist; mit höheren Margen als im Handel mit harten Drogen.

was ist zu tun?Innovationsschutz, der international wirkt und der für kMU gleichermaßen effektiv und effizient ist, lässt sich allein durch Patente häufig nicht gewährleisten. Dazu ist Patentschutz, der alle potentiellen Produk­tionsstandorte und Märkte abdecken soll, vielfach zu teuer. Im Maschinenbau, den längst nicht mehr nur Unternehmen in wenigen westlichen Industrie­staaten und Japan beherrschen, sind sehr schnell sechsstellige Patentierungskosten erreicht und es müssen für Verletzungsprozesse rückstellungen in ähnlicher Höhe gebildet werden – je nachdem um welche Werte es geht und in welchen Staaten pro­zessiert werden muss. Freilich ist Patentschutz nicht nur teuer, sondern hat auch sachliche Grenzen. Patentierbar sind näm­lich nur erfindungen, also technische Innovationen. Daraus folgt umgekehrt: Was nicht technisch ist, ist nicht patentschutzfähig. Für Computersoftware

Sind Patentanmeldungen heute noch sinnvoll?

24 25»IMPULS 01    PAteNte & PIrAterIe

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oder Geschäftsmethoden ist dieses thema sattsam bekannt, hatte das amerikanische Patentamt (USPto) hier doch lange deutlich liberaler Patente erteilt als die europäischen oder asiatischen Ämter.Schließlich erfordert Patentschutz die offenlegung der angemeldeten Information, denn Patentschutz gibt es nur für erfindungen, die den öffentlich bekann­ten Stand der technik bereichern. Vom Problem, das die offenlegung mit blick auf Piraten bereitet, die einerseits gut ausgebildet und organisiert sind und die andererseits aus Gebieten heraus tätig werden, in denen Patentschutz nicht effektiv durchsetzbar ist, war eingangs bereits die rede. Speziell für kMU ist dieses Problem nicht zu unterschätzen. Gerade für kMU kann darum Geheimhaltung eine Schutzop­tion sein. Zwar lässt sich nicht jede technologie geheim halten und sind Geheimnisse rechtlich nur gegen unrechtmäßige erlangung geschützt, eine option ist Geheimhaltung speziell für kMU jedoch allemal. Nicht nur in Sicherheitskreisen, die immer stärker mit Wirtschaftsspionage zu tun haben, setzt sich diese erkenntnis zunehmend durch, sondern auch in der Wissenschaft.

kMU sind gut beraten, ein Informationsschutzkon­zept für den Umgang mit Informationen zu entwi­ckeln, die für das betreffende Unternehmen kritisch oder zumindest wichtig sind. Dass für technologi­sche ‚kronjuwelen‘ Geheimhaltung gerade dann eine option ist, wenn Piraterierisiken bestehen oder die Mittel für umfassenden Patentschutz nicht reichen, sollten gerade kMU dabei stets im blick behalten. //

Prof. Dr. christoph Ann ist ordinarius und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts­recht und Geistiges eigentum an der technischen Univer­sität München, ferner Mit­glied von Managing board und Faculty des Munich Intel­lectual Property Law Centers (www.miplc.de). Nach Jura­studium an den Universitäten erlangen­Nürnberg und Duke (USA), Promotion in bayreuth und referendariat am ober­ landesgericht Nürnberg war Prof. Dr. Christoph Ann ab 1992 in München rechtsan­walt bei Noerr LLP, bevor er sich ende 1998 in tübingen habilitierte und Anfang 2000 die Universitätsprofessur für gewerblichen rechtsschutz und Urheberrecht an der Uni­versität Freiburg/br über­nahm. Im Nebenamt war Prof. Dr. Christoph Ann von 2001­2003 richter am Landgericht Mannheim (Patentstreitkam­mer). 2003 folgte er dem ruf an die tU München als Nach­folger des großen deutschen Patentrechtlers rudolf kraßer. Prof. Ann arbeitet überwie­gend im technologieschutz, auch international und auch als sachverständiger Gutach­ter und Schiedsrichter. Als solcher ist er u. a. Vorsitzen­der des Ständigen kaufmänni­schen Schiedsgerichts der IHk Nürnberg. ZI

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ft„Größe und erfolg eines Unternehmens schützen nicht vor Untergang, wenn man die Notwendigkeit zu neuen Geschäftsmodellen nicht erkennt und sich ent­sprechend anpasst.“

Prof. Dr. Holger ErnstWissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) – Otto Beisheim Hochschule

antrittsbesuch des Bundespräsidenten in Rheinland-Pfalz am 22. August 2012treffen mit den Vorständen der ZIrP

26 27»IMPULS 01    beSUCH DeS bUNDeSPrÄSIDeNteN

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Innovationen kommt heute eine Schlüsselrolle für den erfolg eines Unternehmens zu. „Der Fortschritt wäre etwas Schönes, wenn er nur einmal anhalten würde“, klagte Anfang 1900 bereits robert Musil. Seitdem haben sich der technische Fortschritt und damit die Märkte in rasantem tempo weiterent­wickelt. Die Neuerungszyklen in der technik wer­den immer kürzer, so dass es für die Unternehmen immer schwieriger wird, Schritt zu halten. Heute ist es erforderlich, Produkt­ und Prozessinnovationen in immer kleineren Abständen hervorzubringen. Nach­haltig erfolgreich ist der, der innovative Ideen effektiv und effizient auf den Markt bringt und vor schneller Nachahmung schützt. eine Möglichkeit hierfür stellen die ‚gewerblichen Schutzrechte‘ dar. Schutz­rechte haben zwei wichtige Funktionen: Zum einen sichern sie dem Inhaber ein gesetzlich geschütz­tes Monopol zur Anwendung, Herstellung und Ver­marktung einer erfindung. Zum anderen – und das wird häufig übersehen – haben sie einen hohen Informationswert.Der wirtschaftliche Wert der Schutzfunktion ist unbestritten. Die technischen Schutzrechte Patent und Gebrauchsmuster gewähren dem Inhaber ein zeitlich begrenztes Monopolrecht. Nur der Inhaber darf in seinem geographischen Geltungsbereich das ‚Geschützte‘ herstellen, anbieten, in Verkehr bringen, gebrauchen, einführen oder besitzen. Nur ein gültiges Schutzrecht ermöglicht es, gegen Verstöße mit zivil­rechtlichen Mitteln, gegebenenfalls bis zur Strafan­zeige, vorzugehen. Die Marke als ‚Wettbewerbsrecht‘ sichert dem Inhaber die Werbewirkung seines Zeichens und ermöglicht dem Inhaber gegen verwechslungs­ fähige Zeichen und Aufmachungen vorzugehen. es ist wichtig, den Wiedererkennungswert seines Unter­nehmens und seiner Produkte vor Nachahmung zu schützen. Das Geschmacksmuster als weiteres wich­tiges Schutzrecht schützt das Design einer Ware.

unterstützung bei Schutzrechten für kMu

Dipl.­Wirtsch.­Ing. Jörg Schlimmer Leiter des Patentinformationszentrums

GEwuSSt wIE! Alle diese ‚gewerblichen Schutzrechte‘ stellen eine kostengünstige, wirkungsvolle Möglichkeit dar, um Innovationen zu schützen. Neben dem wirtschaftlichen Wert der Schutzfunktion kommt heute dem wirtschaftlichen Wert der Informa­tionsfunktion eine wichtige rolle zu.

Die vorzüge der PatentliteraturIn der technischen Patentliteratur werden Schät­zungen zufolge bis zu 90 Prozent des technischen Wissens dokumentiert. Patentliteratur hilft somit Doppelentwicklungen zu vermeiden. Darüber hinaus besitzt die Patentliteratur eine ganze reihe weiterer Vorzüge: Sie ist detaillierter als technische Fachlitera­tur und hat einen starken Anwendungsbezug. Da die Patentanmeldungen lange vor Produkteinführungen erfolgen, ist Patentliteratur zudem sehr aktuell sowie überall verfügbar und bietet damit einen schnellen, kostengünstigen Zugriff auf weltweites erfindungs­potential. Schließlich gilt: Patentliteratur spart ent­wicklungskosten. Doch trotz all dieser Vorteile wird die Patentinformation bislang von kleinen und mitt­leren Unternehmen (kMU) nur unzureichend genutzt. bislang nutzen vor allem Großunternehmen und nur einige wenige innovative mittelständische Unterneh­men diesen Innovationsvorsprung systematisch.

Das PIZ als Ansprechpartner für kMuGerade für kMU stellt das Netzwerk der deutschen Patentinformationszentren bundesweit eine Anlauf­stelle zu allen Fragen der ‚gewerblichen Schutzrechte‘ dar. In rheinland­Pfalz ist das Patentinformationszent­rum kaiserslautern (PIZ) ihr Ansprechpartner. Das PIZ ist eine der ältesten Institutionen in rheinland­Pfalz und wurde 1881 als ‚beratungsstelle für den gewerb­lichen rechtsschutz‘ gegründet. Heute ist das PIZ ein modernes Dienstleistungszentrum für alle Fragen zu den ‚gewerblichen Schutzrechten‘.

Jörg Schlimmer Leiter des Patent­ informationszentrums kIt

28 29»IMPULS 01    UNterStÜtZUNG FÜr kMU

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Jörg Schlimmer (*1959) stu­dierte Wirtschaftsingenieur­ wesen mit Schwerpunkt Maschinenbau an der tech­nischen Universität kaisers­lautern. Nach dem Studium arbeitete Jörg Schlimmer als Projektverant wortlicher in dem Projekt ‚Ausbau der Patentschriftenauslegestelle zu einem leistungsfähigen Patentinformationszentrum‘. 1991 übernahm er die Leitung des Patentinformationszent­rums, noch im gleichen Jahr war er Mitbegründer der kIt (kontaktstelle für Information und techno logie). Neben der Leitung des Patentinformati­onszentrums war er 13 Jahre in der Lehre tätig. Als Lehrbeauf­tragter der FH kaiserslautern unterrichtete er ‚Grundlagen der gewerblichen Schutz­rechte‘. Das Patentinformati­onszentrum ist heute Dienst­leister auf dem Gebiet der ‚Gewerblichen Schutzrechte‘, Annahmestelle für gewerbliche Schutzrechte und kooperati­onspartner des Deutschen Patent­ und Markenamtes.

koNtAkt

Patentinformationszentrum Kaiserslautern Kit – tU Kaiserslautern Paul Ehrlich Straße 67663 kaiserslautern

montags – donnerstags von 9:00 bis 16:00und Freitags von 9:00 bis 14:00 Uhr tel.: 0631/205-2172 [email protected]

Die Dienstleistungen des PIZ umfassen im einzelnen:

▪ Hilfestellung bei allen Fragen zum ‚gewerblichen rechtsschutz‘,

▪ beratung und Hilfe bei selbstständigem recher­chieren in der Patentliteratur,

▪ beschaffung von Schutzrechtsdokumenten sowie sonstigen Schutzrechtspublikationen und Informationsschriften,

▪ Profildienste: wöchentliche, monatliche, vier­teljährliche Dokumentenlieferung nach vorge­gebenen kriterien wie technikgebiet, konkurrenten etc.,

▪ kostenlose erfindererstberatung jeden ersten Donnerstag im Monat durch einen Patentanwalt (Voranmeldung erforderlich),

▪ Durchführung von Seminaren, Infoveranstaltungen, Schulungen (auch Inhouse),

▪ Annahme von Schutzrechtsanmeldungen als kooperationspartner des Deutschen Patent­ und Markenamtes.

Des weiteren bietet das PIZ umfangreiche recherchedienstleistungen an:markenrecherchen:

▪ Ist eine Marke bereits angemeldet oder eingetra­gen, wer ist Inhaber einer Marke, ist eine Marke noch in kraft oder erloschen?

Geschmacksmusterrecherchen: ▪ Welche Designs sind geschützt, welche kann ich

verwenden, wer hat welche Designs geschützt?

Patentrecherchen: ▪ recherchen zum Stand der technik: Was ist

zur Zeit weltweit zu einem technischen Gebiet veröffentlicht?

▪ rechtsstandsfeststellungen: Ist ein Schutzrecht in kraft?

▪ Namensrecherchen zu Firmen oder erfindern.▪ Patentfamilienrecherchen: In welchen Ländern

existiert ein bestimmtes Schutzrecht?▪ Überwachungsrecherchen: Die Gültigkeit eines

Patents wird überwacht.▪ Analysen auf Grund von Schutzrechtsdaten: zum

beispiel konkurrenzanalysen (Welche Unterneh­men arbeiten auf einem technikgebiet?) oder Unternehmensprofile (Auf welchen Gebieten meldet ein Unternehmen Schutzrechte an?).

ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt für die Nut­zung der ‚gewerblichen Schutzrechte‘ ist die kennt­nis über das, was erlaubt ist. Deshalb nutzen Sie die ‚gewerblichen Schutzrechte‘ – nicht erst wenn eine Abmahnung vorliegt. Von politischer Seite wurde die bedeutung seit langem erkannt und verschie­dene Netzwerke deutschlandweit ins Leben geru­fen, die Unterstützung bei der Verwertung bzw. Ver­marktung bieten:

▪ das Netz der deutschen Patentinformations­ zentren (www.piznet.de)

▪ das Netz der Patentverwertungsagenturen (PVA) (www.technologieallianz.de)

Um klein­ und mittelständische Unternehmen zu fördern, existieren verschiedene Förderprogramme. In rheinland­Pfalz sind dies zum beispiel das bItt­Programm, über das die jeweils zuständigen kam­mern Auskunft geben oder das SIGNo­Programm, hier sind für rheinland­Pfalz die IMG Innovations­Management GmbH (PVA des Landes) und die IHk­Zetis Ihre Ansprechpartner. Und natürlich erhalten Sie Hilfestellung im PIZ in kaiserlautern (kontakt s. Infobox).

als Fazit ist gerade für KmU festzuhalten: schutzrechte sind ein wichtiges schutzinstrumen-tarium, sie sichern eigene handlungsfreiheit und blockieren Wettbewerber; sie reduzieren imitati-onsgefahr, stärken das markenimage und schaffen kundenbindung. //

58997 So viele Patentanmeldungen gingen 2011 beim Deutschen Patent­ und Markenamt (DPMA) ein. Dass 46 370 Anmeldungen von deutschen Firmen und erfindern stammen, entspricht 57 Anmeldungen pro 100 000 einwohner.1 Nach dem Global Innovation Index 2012 (GII), der von der internationalen business School INSeAD und der World Intellectual Property organisation (WIPo) heraus­gegeben wird, liegt Deutschland in dieser kategorie auf rang 5.2 Dies zeigt den hohen Stellenwert des Patents bei deutschen Unternehmen.

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Quellen: 1) DPMA: Jahresbericht 20112) GII: http://www.globalinnovationindex.org/gii/main/fullreport/files/Chap3/Germany.pdf

30 31»IMPULS 01    UNterStÜtZUNG FÜr kMU

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der transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – Erfindungen und Patentschutz in der hochschulforschung

Patentgeschützte Innovationen stellen ein entscheiden­des Alleinstellungsmerkmal auf dem globalen Markt dar und helfen dadurch ganz wesentlich mit, die Wettbe­werbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu sichern. Die entstehung von Innovationen setzt Forschung voraus und so stellt sich die Frage, welche rolle deutsche Hoch­schulen und Forschungseinrichtungen im Innovations­prozess spielen.

Die Hochschulen und außeruniversitären Forschungs­einrichtungen in rheinland­Pfalz generieren jedes Jahr eine große Zahl an Forschungsergebnissen. Die Institu­tionen legen großen Wert darauf, dass die ergebnisse ihrer Forschung den Weg in die wirtschaftliche Anwen­dung finden. Und zwar nicht nur diejenigen aus der anwendungsorientierten Forschung, sondern auch die ergebnisse aus der Grundlagenforschung.

Viele Forschungsergebnisse werden in Zusammenarbeit mit Unternehmen erarbeitet. Die Hochschulen und For­schungseinrichtungen in rheinland­Pfalz sind offen für kooperationen mit Unternehmen. Häufig gibt es auch die Möglichkeit der Förderung solcher kooperations­projekte durch das Land, den bund oder die eU­kom­mission. Das geeignete Förderprogramm zu finden, ist nicht leicht, daher bietet zum beispiel das enterprise europe Network unentgeltliche Förderprogrammbera­tung an (www.img-rlp.de).

Universitäten und Fachhochschulen gehen auch aktiv auf Unternehmen zu, um für kooperationen zu sen­sibilisieren. Sowohl das Netzwerk der Universitäten (www.nawi-rlp.de) als auch das der Fachhochschulen des Landes (www.twin-rlp.de) forcieren die Vernet­zung mit Unternehmen. Ansprechpartner für koope­rationsinteressenten sind die Wissenschaftler selbst oder die jeweiligen technologietransferstellen. Um nicht das rad zweimal zu erfinden, ist vor beginn einer kooperation eine gründliche recherche zum Stand der technik empfehlenswert, die man beispielsweise beim

Patentinformationszentrum kaiserslautern (kIt) an der technischen Universität kaiserslautern (www.kit.uni-kl.de/piz) durchführen lassen kann.

die siGno-Förderinitiative Wo geforscht wird, entstehen erfindungen und es stellt sich die Frage, ob und wie diese geschützt und verwertet werden sollen. Im Jahr 2002 hat das bundes ministerium für Forschung und tech­nologie ein Förderprojekt begonnen, solche patentbezogenen Aktivitäten der Hochschulen und Forschungseinrichtungen bundesweit zu unterstützen. Heute gibt es 23 Hochschulverbünde in Deutschland, die im rahmen des SIGNo­Programmes des bundes­ministeriums für Wirtschaft und technologie (bMWi) (www.signo-deutschland.de) jeweils zusammen mit einer Patentverwertungsagentur erfindungen bewer­ten, Patente anmelden und diese vermarkten. In rheinland­Pfalz bilden die Hochschulen zusammen mit einigen außeruniversitären Forschungseinrich­tungen und der IMG Innovations­Management GmbH als Patentverwertungsagentur den Patentverbund Forschung, der neben dem bMWi auch vom Land und der Investitions­ und Strukturbank rheinland­Pfalz (ISb) gefördert wird.

erfindungen, die bei den Verbundpartnern entste­hen, werden bei der IMG nach gründlichen recher­chen zum Stand der technik und zum Marktpotential bewertet und in aussichtsreichen Fällen zur Patent­anmeldung empfohlen. Das Gesetz über Arbeitneh­mererfindungen spricht die rechte an erfindungen von Hochschulangehörigen der Hochschule zu, das heißt, die Hochschule kann diese erfindungen auf eigenen Namen zum Patent anmelden und verwer­ten. Im Gegenzug räumt das Gesetz den erfindern eine großzügige Vergütung in Höhe von 30 Prozent der einnahmen ein. Folgt der Verbundpartner der empfehlung der IMG zur Patentanmeldung, kümmert sich die IMG um

Dr. klaus kobek IMG Innovations­Management GmbH

32 33 trANSFer ZWISCHeN WISSeNSCHAFt UND WIrtSCHAFt»IMPULS 01 

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die Anmeldung, mit deren Ausarbeitung ein exter­ner Patentanwalt beauftragt wird, und vor allem um die Verwertung der erfindung. Pro Jahr werden von der IMG etwa 100 erfindungen bewertet, wovon zwi­schen 20 und 30 zum Patent angemeldet werden. Die Verwertung erfolgt meist durch Lizenzvergabe, der kauf durch ein Unternehmen ist aber ebenfalls mög­lich. Durch Lizenzierung oder Verkauf von Patenten vermittelt die jeweilige Hochschule den Unterneh­men neben der innovativen technologie mit dem Patent gleichzeitig ein wichtiges Alleinstellungsmerk­mal, das die Vermarktung flankiert und unterstützt.Denn Patente bieten ein zeitlich befristetes Mono­pol von bis zu 20 Jahren ab dem Anmeldetag. ein weiterer Vorteil für Unternehmen beim erwerb von Hochschulpatenten ist der Zeitgewinn, da die ent­wicklungszeiten neuer Produkte wesentlich verkürzt werden.

Wo finden sich die richtigen technologieangebote?Der Weg zu neuen Produkten kann für ein Unter­nehmen also über eine kooperation führen, es kann jedoch auch bereits vorhandene, patentierte Inno­vationen erwerben. Wo kann man solche technolo­gieangebote finden? Angebote aus rheinland­pfäl­zischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen finden sich auf den Webseiten der einrichtungen

sowie der IMG. Das Portal der technologie­Allianz (www.technologieallianz.de), dem Verband der deut­schen Patentverwertungsagenturen (PVA), dem auch die IMG angehört, enthält technologieangebote aller deutschen Hochschulen. Jährlich werden mehrere hundert neue technologieangebote eingestellt, so dass die Auswahl erheblich größer ist als auf einem Landesportal. Diese technologieangebote sind alle von experten geprüft, bewertet und zum Patent angemeldet beziehungsweise bereits erteilt. einen besonderen Service stellt der Invention Store der technologieAllianz dar (www.inventionstore.de), der zusammen mit dem bundesverband der Deutschen Industrie e.V. entwickelt wurde. Nach der registrie­rung erhält man über diesen Invention Store kos­tenlos per e­Mail die neuen technologieangebote in den gewünschten technologiefeldern zugeschickt. bei weitergehendem Interesse an einem technolo­gieangebot stehen dann die jeweilige PVA sowie die erfinder zur Verfügung.

wissenstransfer zum Nutzen beider ParteienMöchte ein Unternehmen Nutzungsrechte erwer­ben, wird in aller regel ein Lizenzvertrag abgeschlos­sen. Häufig wird eine ausschließliche Lizenz verein­bart, welche dem Lizenznehmer das alleinige recht der Nutzung des Patentes erlaubt. Dritten kann die

Dr. klaus kobek hat an der Universität karlsruhe Diplom­biologie studiert und wurde dort 1990 mit einem pflan­zenphysiologischen thema promoviert. Nach Statio­nen bei dem Pilotprojekt

„Patent­ und Lizenzberatung“ an der Universität karlsruhe und ab 1998 als Geschäfts­ führer der technologie­Lizenzbüro der baden­würt­tembergischen Hochschu­len GmbH wechselte er 2006 als Geschäftsführer zur IMG Innovations­Management GmbH, die den Hochschulen und einigen Forschungsein­richtungen in rheinland­Pfalz Leistungen im erfindungsma­nagement anbietet und dar­über hinaus weitere Projekte bearbeitet, wie beispielsweise das enterprise europe Network, die organisation von Gemein­schaftsmesseständen für das Land, descom, INNoMAG und einige mehr.

Nutzung verboten werden. Als Gegenleistung für die­ses Nutzungsrecht wird eine Lizenzgebühr vereinbart, die häufig umsatzbezogen ist, aber auch als fester betrag definiert sein kann. Daneben kann es wei­tere Vergütungsbestandteile wie eine einmalzahlung oder Meilensteinzahlungen geben. Letztere werden oft dann vereinbart, wenn noch entwicklungsarbeit zu leisten ist oder Zulassungen zu durchlaufen sind. Neben solchen ausschließlichen Lizenzen können auch nichtausschließliche Lizenzen vereinbart wer­den, so dass es mehrere Lizenznehmer geben kann. Gelegentlich werden Patente auch verkauft. Letztlich ist das Ziel immer, Innovationen aus der Wissenschaft erfolgreich in die Wirtschaft zu transferieren – zum Nutzen beider Parteien.

Übrigens können auch freie erfinder und Unterneh­men von dem umfangreichen know­how der IMG hinsichtlich Schutz und Verwertung von erfindungen profitieren. Im rahmen des SrI­Programmes (Schutz und realisierung von Innovationen) der ISb bietet die IMG beratung und Unterstützung bei der Anmeldung und Vermarktung von erfindungen an. erste innova­tive Produkte haben mit Hilfe dieses Programmes bereits den Weg an den Markt gefunden.

Im bereich „erfindungen und Innovation“ ist rhein­land­Pfalz also hinsichtlich beratung und Unterstüt­zung für alle Zielgruppen sehr gut aufgestellt. //

was ist SIGNo?mit der Förderinitiative siGno hilft das Bundesministerium für Wirtschaft und technologie (BmWi) hochschulen, kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie freien erfindern bei der rechtlichen sicherung und wirtschaftlichen verwertung ihrer innovativen ideen. siGno steht für den schutz von ideen für die Gewerbliche nutzung und umfasst drei aktivitäten:

SIGNo-hochschulenDie Förderaktivität SIGNo­Hochschulen unterstützt sowohl mit der Verwertungsoffensive als auch mit der Strategieförderung einen schnellen und frühen Informationsaustausch zwischen Wissen­schaft und Wirtschaft.

SIGNo-unternehmenSIGNo­Unternehmen fördert mit der kMU­Patentaktion in einem bundesweiten Netzwerk von „SIGNo­Partnern“ kleine und mittlere Unternehmen bei der erstmaligen Sicherung ihrer ergeb­nisse aus Forschung und entwicklung durch gewerbliche Schutzrechte.

siGno-erfinderSIGNo­erfinder fördert in einem ganzheitlichen Ansatz das kreative Potenzial von erfindern und richtet sich dabei mit der erfinderfachauskunft an erfinderisch tätige Menschen.

(Quelle: www.signo-deutschland.de)

34 35»IMPULS 01    trANSFer ZWISCHeN WISSeNSCHAFt UND WIrtSCHAFt

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Mehr Bürgerbeteiligung wagen – Gesellschaftliche und wirtschaftliche verantwortung 14. Juni 2012 Landesvertretung rheinland­Pfalz, berlin

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k Gedanken für die Zukunft: innovative Produktionsprozesse und Industriearbeit der Zukunft 7. Mai 2012 rheinland­Pfalz bank, Mainz

medien und Wirtschaft – auftaktveranstaltung: Finanzmarkt berichterstattung in den Massenmedien 20. Juni 2012Max­Planck­Institut für Polymerforschung, MainzGemeinsames Veranstaltungsformat der ZIrP und des Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg­Universität Mainz (JGU).

Zusammenarbeit im cluster – mehrwert für Wirtschaft und Wissenschaft17. August 2012Landesmuseum Mainz

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Fotonachweise:titel © Gina Sanders ­ Fotolia.comS.22 © tomasz trojanowski ­ Fotolia.comS.24 © Wanja Jacob ­ Fotolia.comS.26 © rené Sputh ­ Fotolia.comS.32 © maxkabakov ­ Fotolia.comS.34 © lassedesignen ­ Fotolia.comS.39 © Jürgen Fälchle ­ Fotolia.com (Cockpit) © Franz Pfluegl ­ Fotolia.com

Art Direction und gestalterischeUmsetzungen der Grafiken: Gaby bittner

Auf der bastei 355131 Mainztel.: 0 61 31 ­ 16 56 87Fax: 0 61 31 ­ 16 25 54 e­Mail: [email protected]

redaktion: Laura Demare, Immanuel benz

Verantwortlich: Heike Arend

Druck: Druckzentrum Lang, Mainz

erscheinungsdatum: oktober 2012

Herausgeber:

AuSB

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aKtUelle PUBliKation:

doKUmentationen der ZirP – Band 10mensch & mobilität im takt – „vision Zero“ als Weg zu mehr verkehrssicherheit

Jeden tag sterben in Deutschland zehn Menschen im Straßenverkehr. Jeder ein­zelne von ihnen ist einer zu viel – so lautet die Grundidee der Verkehrssicherheit in Deutschland. Darin, wie dieses Ziel erreicht werden kann, sind sich die Verantwort­lichen von bund und Ländern in teilen aber uneins. rheinland­Pfalz nimmt in der Auseinandersetzung mit dem thema seit Jahren eine Vorreiterrolle ein – auch über die Umsetzung von Vision Zero als verkehrspolitische Leitlinie wird nachgedacht. Welche Vor­ und Nachteile aber hat ein solches Verkehrskonzept, das Verkehrssi­cherheit nicht mehr länger nur als Aufgabe der Verkehrsteilnehmer sondern auch als Aufgabe der Systemgestalter sieht? Welche Länder setzen sie bereits um und welche anderen konzepte werden in Deutschland und rheinland­Pfalz diskutiert? Die Dokumentation Mensch & Mobilität im Takt – „Vision Zero“ als Weg zu mehr Verkehrs- sicherheit gibt einen Überblick. reihe: Dokumentationen der ZIrPVorschau band 10: Mensch & Mobilität im takt – Vision Zero als Weg zu mehr VerkehrssicherheitFormat: 15,5 x 24 cm | 67 Seitenerscheinungsdatum: September 2012Preis: eUr 14,90bestellung über [email protected]

ZEIchEN DER ZukuNft

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Der QR-Code (englisch Quick Response, ‚schnelle Antwort‘) wurde von der japanischen Firma Denso Wave im Jahr 1994 entwickelt. Der QR-Code besteht aus einer quadratischen Matrix aus schwarzen und weißen Punkten, die die kodierten Daten binär darstellen. Eine spezielle Markierung in drei der vier Ecken des Quadrats gibt die Orientierung vor. Die Verwendung des QR-Codes ist lizenz- und kostenfrei. Der Name „QR Code“ ist in Japan, den USA, Australien und Europa als eingetragenes Waren- zeichen von Denso Wave Incorporated besonders geschützt. Ursprünglich wurde der QR-Code für die Logistik in der Automobilproduktion des Toyota-Konzerns entwickelt.Mit der Verbreitung der Smartphones hat der QR-Code binnen kurzer Zeit Eingang in den Alltag gefunden. Bei dem als Mobile Tagging bezeichneten Prozess wird eine im QR-Code kodierte Abbildung einer Web-adresse gelesen und geöffnet. Erregt eine Anzeige, ein Flyer oder eine Werbung unser Interesse, müssen komplizierte URLs dadurch nicht mehr abgetippt oder gemerkt werden. Es ist davon auszugehen, dass der QR-Code und seine Weiterentwicklungen in Zukunft noch stärker Anwendung in den verschiedenen Lebensbereichen und Alltagssituationen finden.

der Qr-Code. der KürZeste WeG ZUr ZirP-homePaGe.

25.10.

26.10.

die näChsten ZirP-veranstaltUnGen:

nachhaltigkeit als erfolgsfaktor für die logistik − anforderungen und Konzepte25. oktober 2012, 9.30 Uhr, boehringer Ingelheim

exklusive aufführung des Chawwerusch-theaters26. oktober 2012, 20 Uhr, Investitions­ und Strukturbank rheinland­Pfalz, Mainz

im Gespräch mit Prof. dr. Peter Bofinger zum Jahresgutachten 2012/201328. November 2012, 18.30 Uhr, rheinland­Pfalz bank, Mainz

aUsBliCK 2013:

konjunkturausblick13. Februar 2013, boehringer Ingelheim, Gemeinschaftsveranstaltung von ZIrP, bVMW und Deutsche bank

eine teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung an [email protected] möglich.

28.11.

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13.02.

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Adam opel AG • Aok rheinland­Pfalz/Saarland • Architektenkammer rheinland­Pfalz • bASF Se • bauern­ und Winzer­

verband rheinland­Pfalz Süd • baugewerbeverband rheinland­Pfalz e.V. • bernd Hummel Holding GmbH •

bitburger braugruppe GmbH • boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. kG • bundesagentur für Arbeit regionaldirek­

tion rLP­Saarland • Caritasverband für die Diözese Speyer e.V. • Daimler AG • Db Schenker rail Deutschland AG • Debeka

Versicherungen • Deutsche bank AG • Deutsche bundesbank • Deutsche telekom AG • Deutsche Universität für Verwaltungs

wissenschaften Speyer • DGb­Landesbezirk rheinland­Pfalz • eberspächer catem GmbH & Co. kG • eckes­Granini Deutsch­

land GmbH • eCreF european Center for refractories gGmbH • entega Geschäftskunden GmbH & Co. kG • ernst &

Young AG • evangelische kirche der Pfalz • Fachhochschule Ludwigshafen • Genossenschaftsverband e.V. • Gerolsteiner

brunnen GmbH & Co. kG • Gienanth GmbH • Globus Sb­Warenhaus Holding GmbH & Co. kG • Handwerkskammern rhein­

land­Pfalz • Heberger bau AG • Ingenieurkammer rheinland­Pfalz • Investitions­ und Strukturbank rheinland­Pfalz (ISb)

• Johannes Gutenberg­Universität Mainz • Joseph Vögele AG • Jt International Germany GmbH • juwi Holding AG • karl

Gemünden GmbH & Co. kG • kPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft • kSb AG • Landesärzte­kammer rheinland­Pfalz

• Lotto rheinland­Pfalz GmbH • m­result, Market research & Management Consulting GmbH • Michelin reifenwerk

bad kreuznach • microteC Gesellschaft für Mikrotechnologie mbH • MikroForUM Hochtechnologiepark Wendelsheim

GmbH • Ministerium für Wirtschaft, klimaschutz, energie und Landesplanung • nolte­möbel GmbH & Co. kG • Nürburgring

Automotive GmbH • PFAFF Industrie­systeme und Maschinen AG • Pfalzwerke AG • PricewaterhouseCoopers AG • Projekt­

entwicklungsgesellschaft des Landes rheinland­Pfalz mbH (Per) • Provinzial rheinland Versicherungen • rheinland­Pfalz

bank • rHeNUS VeNIro GmbH & Co. kG • rPr1 • SAM Sonderabfall­Management­Gesellschaft rheinland­Pfalz mbH • Schu­

ler Service GmbH & Co. kG • Siemens AG • Sparkassenverband rheinland­Pfalz • Staatskanzlei rheinland­Pfalz • Steuerbe­

raterkammer rheinland­Pfalz • SWr – Südwestrundfunk • techniker krankenkasse • technische Universität kaiserslautern

• tÜV Pfalz GmbH • tÜV rheinland Group • Universität trier • 3V­Finanz­Management GmbH • vero – Verband der bau­

und rohstoffindustrie e.V. • Villa Musica rheinland­Pfalz • Volker bulitta Unternehmensberatung • WHU – otto beisheim

School of Management • ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen (Stand oktober 2012)

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