1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel...

23
1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile und Lokalisierungsprofite

Transcript of 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel...

Page 1: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

1

Seminar: Stadt- und RegionalsoziologieDozentin: Prof. Dr. Christine WeiskeReferent: Michel ThämmigDatum: 15.05.2008

Themenkomplex Wohnen

Lebensstile und Lokalisierungsprofite

Page 2: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

2

Beitrag

Welchen Zusammenhang stellt Dangschat her zwischen den Lebensstilen und dem Lokalisierungsprofit beispielhafter Wohnungssuchender?

Page 3: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

3

Gliederung

In aller Kürze

1. Lebensstil-Konzept

2. Makro-Meso-Mikro-Modell residentieller SegregationAusführlich

3. Mikro-Ebene - Relationen soziale Lage, soziales

Kapital, Lebensstile

4. Lokalisierungsprofite

5. „Der Kampf um Raum“ – Raumbezug von Lebensstilen

6. Fazit – Auswirkungen auf das Wohnen

Page 4: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

4

1. Lebensstil-KonzepteDie Konzeptualisierung dieses Begriffes geht von Max Weber, Georg Simmel und vor allem Pierre Bourdieu ausLebensstil:ein relativ stabiles, regelmäßig wiederkehrendes, raum-zeitliches Muster der alltäglichen Lebensführung ´Ensemble’ von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen, Handlungen und Interaktionen, die aufeinander bezogen sind

Funktionelle Differenzierung und Pluralisierungstendenzen sozialer Lebenswelten bewirken, dass sich Lebensstile durch Vergesellschaftungen von Teillagen bilden

Page 5: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

5

1. Lebensstil-KonzepteSeit den 80iger Jahren werden in den Sozialwissenschaften Lebensstilkonzepte entwickelt

klass. Merkmale vertikaler sozialer Ungleichheit (Bildung/Beruf/Einkommen) zunehmend weniger als Prädikator für Einstellungen und Handlungsweisen geeignet

der Lebensstilbegriff operiert mit der Vorstellung einer horizontalen Gliederung in verschiedene

nicht hierarchisch geordnete Gruppen.

Page 6: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

6

2. Makro-Meso-Mikro-Modell der residenziellen Segregation von Dangschat (1994)

Page 7: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

7

2.Makro-Meso-Mikro-Modell residentieller SegregationMakro-Ebene:

• gesellschaftliche Regulation (politisch, planerische und rechtliche Einflüsse auf den Boden- und Wohnungsmarkt)

• ökonomische Umstrukturierung und sozialer Wandel• Orte werden hier „produziert“

Meso-Ebene: • verkörpert empirischen Ort (Bezirk, Stadtteil)• setzt sich u. a. aus dem physischen Substrat

(materielle Erscheinungsform des Raumes) zusammen

Page 8: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

8

Lebensstile

expressives Verhalten interaktives Verhalten

Lokalisierungsprofite Nähe/Distanz

3. Mikro-Ebene

Praxis

Page 9: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

9

3. Mikroebene - Relationen soziale Lage, soziale Kapital, Lebensstile

Habitus:

System klassenbed., verinnerlichter Einstellungen, Werthaltungen, Muster und Zeichen, durch die Wahrnehmungsweisen, Geschmack und Handlungen in einer sozialen Klasse erzeugt werden

Vermittlungsglied zwischen Struktur und Praxis

Der Habitus formt spezielle Geschmacks- und Distinktionsmechanismen aus, die dann die Auswahl des jeweiligen Lebensstils in unterschiedlichen

Alltagsdimensionen festlegt

Page 10: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

10

3. Mikroebene - Relationen soziale Lage, soziale Kapital, Lebensstile

expressive Verhalten:

Wahl des Wohnviertels; Auswahl und Gestaltung der Wohnung; Art der Nutzung

Auftritte im öffentl. Raum

„Bemühen um Lokalisierungsprofite“

interaktive Verhalten:

Abgrenzung zu anderen konkurrierenden Lebensstilen

Page 11: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

11

4. Lokalisierungsprofite

Die Fähigkeit sich Raum anzueignen hängt vom Kapitalbesitz in seinen verschiedenen Formen ab (und damit dem jeweiligen Lebensstil)

Kapital ermöglicht die Annäherung zu begehrten Personen und Dingen (bzw. Fernbleiben)

Daraus ergeben sich Lokalisierungsprofite in verschiedenen Formen

Page 12: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

12

4. Lokalisierungsprofite Aneignung von Raum verspricht vor allem dann Lokalisierungsprofite, wenn die Kontrolle über den Zugang zum Raum durch andere hoch ist.

Formen von „Lokalisierungsprofite“:

Situationsrenditen: Ferne zu unerwünschten Personen/Dingen wie z.B. Lärm, Armut, Ausländer..Nähe zu erwünschten Personen/Dingen wie z. B. Ruhe, Sicherheit, attraktive Lage, „richtiger“ Lebensstil

Positions- und Rangprofiten: renommierte Adresse, hohe Erreichbarkeit

Raumbelegungsprofite: Quantität des verbrauchten (Wohn-)Raumes, unverbaubares Blickfeld

Page 13: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

13

5. „Der Kampf um Raum“ – Raumbezug von LebensstilenEin Ort wird attraktiv / nicht attraktiv gedeutet abh. von Zeichen, Symbole der Gebäude und Menschen

(hierfür Architektur und Städtebau wichtig) signalisieren den Menschen über die Art der Ästhetik,

wessen Bühne dieser Ort ist.Signale werden von Menschen klassenspez. erlernt (Geschmack) und erzeugen Gefühle des Ausgegrenzt-Seins oder der ZugehörigkeitDas phys. Substrat und dessen Funktionalität und Symbolik bestimmen ges. Praxis an diesem Ort

zeigt sich im interaktiven und expressiven Verhalten der Akteure

hier entwickelt sich soziale Schließung und die Ausgrenzung der Fremden durch Lebensstilisierung harmonisch, gleichgültig oder konflikthaft

Page 14: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

14

6. Fazit - Auswirkungen auf das Wohnen Die „Lebensstiltypen“ haben unterschiedliche

Präferenzen bei der Wohnungssuche Bei einigen „Lebensstiltypen“ gibt es Überschneidungen

der Aktionsräume Interesse an dem gleichen Wohnstandort hier kann es zum Konkurrieren um den Raum kommen

Lebensstilstrategien dienen als Instrumente der sozialen Positionierung

Die Stadt funktioniert als Bühne zum Auftritt, der in der

Flüchtigkeit der Kontakte Aufmerksamkeit erregt

Page 15: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

15

6. Fazit - Auswirkungen auf das WohnenDie unterschiedlichen Lebensstile verfügen über

unterschiedliche Durchsetzungskraft auf dem freien

Wohnungsmarkt

Die einen verfügen über nötige

Ressourcen sich Raum anzueignen Lokalisierungsprofite zu realisieren Beispielsweise „Wohnen in exquisiter Lage“

Page 16: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

16

6. Fazit - Auswirkungen auf das

Wohnen Lokalisierungsprofiterenommierte Adresse – Wohnen im Quartier an der Frauenkirche...

Page 17: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

17

6. Fazit - Auswirkungen auf das

Wohnen Lokalisierungsprofite…Tristesse in einer Neubauwohnsiedlung

Page 18: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

18

6. Fazit - Auswirkungen auf das WohnenAndere suchen kleinere, preiswerte Sozialmietwohnungen,

wobei Präferenzen für bestimmte Wohngebiete

aufgegeben werden müssen

Akteure suchen Wohnviertel dessen Bewohner ihrem Lebensstil so ähnlich wie möglich sind (Verringerung von Handlungskonflikte und Dissonanzen)

Der Wohnstandort ist dann eine Anpassung und subjektiv ein Eingeständnis der sozialstrukturell begrenzten Möglichkeit (sozialen Ungleichheit)

diese Ungleichheit fällt um so weniger auf, je ähnlicher die Nachbarn sind

Page 19: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

19

6. Fazit - Auswirkungen auf das Wohnen

„… der Ort, an dem man wohnt, kann selbst zu einer Quelle sozialer Stigmatisierung und Diskriminierung werden“ (Häussermann 1998)

Benachteiligende Wohn- und Wohnumfeldsituationen sind nicht nur Ausdruck der sozialen Lage, sondern sie verschärfen die Ungleichheitsstrukturen zusätzlich

Page 20: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

20

6. Fazit - Auswirkungen auf das Wohnen

Auf den Wohnungsmärkten treten neue Nachfragergruppen mit sehr unterschiedlichen Wohnbedürfnissen, spezifischer Dienstleistungsnachfrage und vor allem unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit auf.

Neue Anforderungen an die Wohnungswirtschaft, Städtebau und Politik

Page 21: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

21

Literatur

Bourdieu, Pierre et al. (1997): Das Elend der Welt. Studienausgabe.Konstanz: UVK.

Dangschat, J. S. ;Hamedinger, A. (2007): Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen. Hannover: ARL.

Dangschat, J.S. (1994): Lebensstile in der Stadt. Raumbezug und konkreter Ort von Lebensstilen und Lebensstilisierungen. In: J.S. Dangschat & J. Blasius (Hrsg.): Lebensstile in den Städten. Konzepte und Methoden. Opladen: Leske + Budrich: 335-354.

Dangschat, J.S. (1994): Segregation - Lebensstile im Konflikt, soziale Ungleichheiten und räumliche Disparitäten. In: J.S. Dangschat & J. Blasius (Hrsg.): Lebensstile in den Städten. Konzepte und Methoden. Opladen: Leske + Budrich: 426-445.

Fuchs-Heinritz, Werner; König, Alexandra (2005): Pierre Bourdieu. Eine Einführung. Konstanz: UVK.

Page 22: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

22

Literatur

Geißler, Rainer (2002): Die Sozialstruktur Deutschlands. Die

gesellschaftliche Entwicklung vor und nach der Vereinigung, 3. Aufl., Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, S. 126ff.

Georg, Werner (1998): Soziale Lagen und Lebensstile. Eine Typologie. Opladen: Leske+Budrich

Müller, Hans-Peter (1993): Sozialstruktur und Lebensstile. Der neue theoretische Diskurs über soziale Ungleichheit. 2. Auflage. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

Page 23: 1 Seminar: Stadt- und Regionalsoziologie Dozentin: Prof. Dr. Christine Weiske Referent: Michel Thämmig Datum: 15.05.2008 Themenkomplex Wohnen Lebensstile.

23

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!