18. Oktober 2017 Semperoper 2.KAMMERABEND · 2017-10-16 · gehört zu einem Zyklus beste - hend...

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18. Oktober 2017 Semperoper 2.KAMMERABEND

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18. Oktober 2017Semperoper

2 . K A M M E R A B E N D

Camille Saint-Saëns (1835 -1921)

Sonate für Fagott und Klavier op. 168 (1921)1. Allegro moderato2. Allegro scherzando3. Molto adagio – Allegro moderatoPhilipp Zeller, Florian Uhlig

PA U S E

Claude Debussy (1862-1918)

Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll (1915)1. Prologue:

Lent sostenuto et molto risoluto2. Sérénade et Finale:

Modérément animé – AniméNorbert Anger, Florian Uhlig

Alain Bernaud (*1932)

»Hallucinations« für Fagott und Klavier (1978)Erik Reike, Tatjana Zenzipér

Jean Françaix (1912-1997)

Trio für Oboe, Fagott und Klavier (1994)1. Adagio2. Scherzo (Risoluto)3. Andante4. FinaleCéline Moinet, Philipp Zeller, Florian Uhlig

PROGRAMM

Henri Dutilleux (1916 -2013)

»Trois Strophes sur le Nom de Sacher« für Violoncello solo (1976)1. Un poco indeciso2. Andante sostenuto3. Vivace Norbert Anger

Sonate für Oboe und Klavier (1947)1. Aria: Grave2. Scherzo: Vif3. Final: Assez allantCéline Moinet, Florian Uhlig

Mitwirkende Gäste

Tatjana Zenzipér, Florian Uhlig Klavier

AusführendeCéline Moinet OboePhilipp Zeller, Erik Reike FagottNorbert Anger Violoncello

MIT T WOCH 18.10.17 20 UHR I SEMPEROPER DRESDEN

2. KAMMERABEND

Henri Dutilleux, einer der bedeutendsten französischen Komponisten des zwan-zigsten Jahrhunderts, schloss sich zeitlebens nie einer bestimmten komposito-rischen Richtung an. Seit 1970 lehrte er am Pariser Konservatorium als Professor für Komposition. Weltweite Anerkennung brachten ihm seine symphonischen Werke, Solokonzerte und Ballettmusik sowie insbesondere seine Kammermusik. »Trois Strophes sur le Nom de Sacher« entstand anlässlich des 70. Geburtstages des Musikmäzens, Förderers und Dirigenten Paul Sacher am 2. Mai 1976. Mstislaw Rostropowitsch bat dafür insgesamt zwölf Komponisten, ein Werk für Violoncel-lo solo zu schreiben, dem die Buchstaben des Namens Sacher zugrunde liegen sollten. Dazu wurden deutsche und italienische Tonalphabete als eS-A-C-H-E-Re umgesetzt. Dieser Aufforderung kamen neben Henri Dutilleux auch Komponisten wie Pierre Boulez, Benjamin Britten, Hans Werner Henze oder Witold Lutosławski nach. 1982 griff Dutilleux auf sein 1976 entstandenes Gelegenheitsstück zurück und ergänzte es um zwei weitere Sätze, die am 28. April 1982 ihre Uraufführung erlebten. Der für diese Suite gewählte Titel leitet sich vom Gedanken der Wieder-kehr ab. Die einzelnen kurzen und prägnanten Strophen stehen durch die Ver-wendung des Namens »Sacher« miteinander in Beziehung. Zugleich wird die alte Technik der Skordatur verwendet: in den »Strophes« sind die beiden tiefsten Saiten einen Halbton tiefer gestimmt. Eine weitere Anspielung findet sich am Ende der ersten Strophe, wenn ein kurzes Zitat aus Bartóks »Musik für Saiten instrumente, Schlagzeug und Celesta« hörbar wird – auch dieses Stück ist übrigens ein Auf-tragswerk von Paul Sacher aus dem Jahre 1937.Die 1947 entstandene Sonate für Oboe und Klavier gehört zu einem Zyklus beste-hend aus vier Kammermusikwerken für jeweils ein Blasinstrument und Klavier, welche Dutilleux in guter französischer Tradition komponierte. Die Sonate setzte sich im kammermusikalischen Repertoire auch deshalb durch, weil sie als Prü-fungsstück für die Examen im Fach Oboe am Pariser Conservatoire geschrieben wurde. Generell hat der Komponist einmal seine Musik charakterisiert: »Zunächst, was die Form betrifft, eine sorgsame Vermeidung vorgefertigter formaler Gerüste, mit einem offensichtlichen Faible für das Prinzip der Variation. Ferner eine Vorlie-be für eine bestimmte Art von Klang.« Diese Äußerung trifft auch auf die Sonate zu, denn Dutilleux stellt sein Werk nicht bloß als abstrakt-virtuos dar, sondern un-terwirft es einer lebendigen Entwicklung. Der erste Satz, Aria: Grave, beginnt fest-lich mit einer ostinat voranschreitenden Bassstimme im Klavier. Aus den benutzten kanonischen Techniken brechen stellenweise das Klavier, aber vor allem die Oboe aus, um eine expressive Melodielinie zu entfalten. Der zweite Satz beginnt mit einem treibenden Rhythmus des Klaviers. Aus kleinteiligen Strukturen entspinnt sich die Melodie der Oboe, in die das Klavier markante Einwürfe und Impulse gibt, die von der Oboe immer wieder aufgenommen werden. Auch in diesem Satz befreit sich die Oboe letztlich von den Vorgaben des Klavierparts und wird kapriziöser, was sich ebenso auf den Klavierpart überträgt. Waren die vorherigen Sätze eher

ZUM PROGRAMM

auf gegenseitiges Kräftemessen der beiden Instrumente angelegt, endet die Sonate im Finale als beschwingte, heiter gestimmte Idylle. Beide Solisten ergänzen sich nun einvernehmlich und folgen jeweils den Impulsen des anderen.

Umfassend gebildet und vielseitig interessiert, setzte sich Camille Saint-Saëns mit der Musik der Vergangenheit ebenso auseinander wie mit der Musik seiner Zeit. Mit Gabriel Fauré und César Franck zählte Saint-Saëns zu den Musikern, die der französischen Kammermusik wieder zu Bekanntheit verhalfen. Zu seinen letzten abgeschlossenen Werken gehören drei Sonaten, jeweils eine für Oboe, Klarinette und Fagott. »Ich benutze meine letzten Energien, um das Repertoire für diese sonst ver-»Ich benutze meine letzten Energien, um das Repertoire für diese sonst ver-Ich benutze meine letzten Energien, um das Repertoire für diese sonst ver-nachlässigten Instrumente zu erweitern«, schrieb er einem Freund. Obwohl alle drei Sonaten vor dem Tod von Saint-Saëns veröffentlicht wurden, kamen sie erst später zur Uraufführung. Die Sonate für Fagott und Klavier op. 168 ist Clément-Léon Letellier, Fagottprofessor am Pariser Konservatorium und Freund des Komponisten, gewidmet. Das eröffnende Allegro moderato wirkt gefällig, es bewegt sich zwischen Dur und Moll und verfügt über keinen zu dramatischen Höhepunkt. Der zweite Satz wechselt während der unbeschwerten Sprünge auch häufig zwischen Dur und Moll. Der letzte Satz besteht aus zwei Teilen, Molto adagio und Allegro moderato. Im Adagio entwi-ckelt sich eine blühende Melodie über einer einfachen, akkordischen Begleitung, die zum kadenzartigen, finalen Allegro überleitet.

Drei Jahre vor seinem Tod begann Claude Debussy einen Zyklus von »Six sonates pour divers instruments«, die er in bewusster Anlehnung an die französische Sona-ten kunst des Barock konzipierte. Von den geplanten sechs Sonaten konnte er jedoch nur drei vollenden: die Sonate für Violoncello und Klavier, die Violinsonate und die Sonate für Flöte, Viola und Harfe. Obwohl die Formen der Sätze in der Sonate für Violoncello und Klavier frei und unkonventionell wirken, herrscht in ihnen eine strenge Gesetzmäßigkeit. Die Sonate beginnt mit einem Prolog, ähnlich einer »fran-zösischen Ouvertüre«, mit resolutem Duktus, Rhythmen und Spielfiguren im Klavier. Das Cello antwortet ebenso, aber rhythmisch frei. Von Ironie und wehmütiger Melan-cholie erfüllt, beginnt die Sérénade, der zweite Satz, mit einem Cello-Pizzicato. Die gestrichenen Noten im weiteren Verlauf sollen laut Debussys Anweisung »ironique« klingen. Der Cellist wechselt nicht nur ständig zwischen Arco und Pizzicato, sondern auch zwischen Vorangehen und plötzlichem Innehalten, zwischen Crescendo und Decrescendo, kraftvoller und zurückhaltender Tongebung. Am Ende des Satzes leitet ein erwartungsvoll gespanntes A des Cellos unmittelbar in das Finale über, das »léger et nerveux« beginnt und im ersten Teil bis zu leidenschaftlichem Ausdruck gestei-gert wird. Ein kurzer Mittelteil unterbricht resignierend die Bewegung, die dann mit Sechzehntel-Triolen des Cellos wieder aufgenommen und in die Reprise geführt wird.

Alain Bernaud, geboren 1932, stammt aus einer Musikerfamilie. Ersten Unterricht erhielt er bei einem Freund der Familie, dem Pianisten und Komponisten Jacques Lamy. Schon ab 1938 studierte Bernaud am Conservatoire in Paris Klavier, Har-monielehre, Kontrapunkt und Fuge sowie Komposition. Seit 1971 unterrichtet er

ebendort als Professor für Harmonielehre. Das 1978 komponierte Stück »Halluci-nations« für die Fagottstudenten des Conservatoire zählt zu einem der technisch anspruchsvollsten Werke für dieses Instrument. Es stellt für jeden Fagottvirtu-dieses Instrument. Es stellt für jeden Fagottvirtu-osen eine besondere Herausforderung dar. Gewidmet ist es dem französischen Fagottisten Maurice Allard. »Hallucinations« spielt mit einem allmählich stärker werdenden Orientierungsverlust der Hörer in tonaler als auch in rhythmischer Hinsicht, mit dynamischen und metrischen Extremen. Es werden berauschende Gefühlszustände hervorgerufen, die an Delirien denken lassen. Die Musik bewegt sich zwischen kaum hörbarem Hauchen und lautem Schrei, zwischen Rasen und Stillstand. Zwischenzeitlich meint man, den Klang eines Saxophons, einer Klarinette oder einer Trompete zu vernehmen, gar zu »halluzinieren«, eben weil das Fagott in Extremzuständen agiert, die kaum jemand erwarten würde.

Während die Zahl der Klaviertrios für Violine und Violoncello aus den vergan-genen 250 Jahren sehr hoch ist, hat sich eine vergleichbare Besetzung für zwei Bläser und Klavier niemals etabliert. Erst um die Wende zum zwanzigsten Jahr-hundert experimentierten einige Komponisten mit Trio-Kombinationen für Bläser und Klavier. Auch Jean Françaix widmete sich vielen Bläser- und Bläser-Klavier-Formationen. Allgemein sind für seine Werke der technische Anspruch, Virtuo-sität, transparente Stimmführung, kleingliedrige Motivik, einprägsame Melodik, Formgefühl, Balance und ausgewogene Proportionen sowie Witz, Grazie und Ironie idealtypisch. Das 1994 entstandene Trio für Oboe, Fagott und Klavier, dem britischen Fagottvirtuosen William Waterhouse gewidmet, zeigt den 82-jährigen Komponisten auf der Höhe seiner Schaffenskraft und vereint alle diese Attribute: Melodische Erfindungsgabe, rhythmischer Witz, harmonische Elastizität und ein niemals überfrachteter, eleganter Instrumentalsatz. Françaix blieb in der Musik-landschaft des zwanzigsten Jahrhunderts ein Außenseiter, so sehr ihn das Publi-kum als Vertreter einer seltenen heiteren Moderne auch schätzen mochte. »Man hat mich einen leichtfertigen Komponisten genannt, obschon ich doch jede Note streng kontrolliere, die aus meiner Feder kommt«, meinte Françaix selbst zum Problem seiner unproblematischen Musik. Christiane Schubert Tatjana Zenzipér, in Sankt Petersburg geboren, studierte am Mussorgsky-Kon-servatorium sowie am Rimski-Korsakow-Konservatorium. 1991 gewann sie zu-sammen mit Michael Sanderling den ARD-Wettbewerb in München. Sie gastiert bei zahlreichen Musikfestivals und musiziert mit namhaften Solisten. Zudem unterrichtet sie am Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden.

Florian Uhlig wurde in Düsseldorf geboren und gab mit zwölf Jahren seinen ersten Klavierabend. Er studierte am Royal College of Music und an der Royal Academy of Music in London. Ihn führt eine rege Konzerttätigkeit in die bedeu-Ihn führt eine rege Konzerttätigkeit in die bedeu-tendsten internationalen Säle. Seit 2014 lehrt er an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« Dresden.

VORSCHAU

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

Spielzeit 2017 | 2018

HER AUSGEBER

Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Oktober 2017

REDAK TION

André Podschun

TE X T

Der Einführungstext von Christiane Schubert ist ein Originalbeitrag für dieses Heft

GESTALTUNG UND SATZ

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH

Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

3. Symphoniekonzert

FREITAG 10.11.17 20 UHR

SA MSTAG 11.11.17 20 UHR

SONNTAG 12.11.17 11 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Alan Gilbert DirigentYundi Klavier

Wolfgang Amadeus MozartKlavierkonzert A-Dur KV 488Richard Strauss»Sinfonia domestica« op. 53

1. AufführungsabendDONNERSTAG 30.11.17 20 UHR

SEMPEROPER DRESDEN

Rafael Payare DirigentHelmut Fuchs TrompeteCéline Moinet OboeSabine Kittel FlöteHolger Grohs Violine

György Ligeti»Ramifications« für StreichorchesterJohann Sebastian BachBrandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047Ludwig van BeethovenSymphonie Nr. 1 C-Dur op. 21