2. Ausgabe 2011

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magazin für schule und studium Am Puls Raphael Stierli rappt für Thailands Kinder Am Ziel Giada Berini trampt durch Alaskas Wildnis magazin für schule und studium Am Hauptbahnhof Eine Nacht mit den Emos 02.2011 www.tango-online.ch

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tango online, magazin für schule und studium

Transcript of 2. Ausgabe 2011

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magazin für schule und studium

Am PulsRaphael Stierlirappt fürThailands Kinder

Am ZielGiada Berini

trampt durchAlaskas Wildnis

magazin für schule und studium

Am Hauptbahnhof

Eine Nacht mit den Emos02

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Berner Fachhochschule

Höher hinaus. Unsere Studienangebote sind vielfältig und praxisorientiert: 28 Bachelor-, 19 Masterstudiengänge und zahlreiche Weiter-bildungs angebote bringen Sie beruflich weiter.

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das fängt ja gut an

ENDLAGER

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Page 5: 2. Ausgabe 2011

War da mal was? Ein halbes Jahr nach der

Atomkatastrophe von Fukushima droht das

Thema bereits wieder aus den Schlagzeilen

und aus dem Bewusstsein zu verschwinden.

Jonas Kakó, 21, hat sich damit in einem Schul-

projekt auseinandergesetzt. «Ich wollte alles

möglichst überspitzt und somit sofort ver-

ständlich darstellen. Zudem war mir wichtig,

die Szenerie so realistisch wie möglich darzu-

stellen, weshalb eine Photoshop-Manipulati-

on nicht in Frage kam. Also besorgte ich mir

eine Tonne vom Schrottplatz und bemalte sie.

Dann warf ich die Tonne – unter den Blicken

verdutzter Touristen – ins Wasser.» Mehr von

Jonas gibt es auf Seite 64.

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inhalt

STYLECHECKLuisa Ricar beobachtet für ihre Matu-

raarbeit während Wochen das Trei-

ben am Zürcher Hauptbahnhof. Bald

fallen ihr Jugendliche auf, die stun-

denlang vor den Spiegel stehen, um

sich schliesslich am HB perfekt gestylt

der Welt zu präsentieren. Ein Treffen

mit den Emos, die offenbar gar keine

Emos mehr sind und trotzdem noch

am HB hängen.

topstory16 STYLECHECK

Meine Nacht mit den Emos, die eigent-lich gar keine Emos mehr sind

report9 REGENBOGEN

Mit «Sai» gegen Kinderprostitution in Thailand

24 KÖRPERSTELLUNGLa Novie del Mar

26 LIFESTYLEAlotria – meine Lifestyle-Marke

42 FORSCHERTRIEBAm Gymnasium erforscht

reportage38 NÄCHSTENLIEBE

«Das ist einfach so passiert»

porträt12 BREAKDANCE

Bis auf die Unterhosen alles geteilt

kurzgeschichte36 KOPFSCHMERZEN

Kindergeschrei

48 FEIERABENDMomentaufnahmen

50 SONNENSTRAHLENIm Fall der Farben

55 REGENSCHAUERSans parapluie

59 FREUDENTRÄNENHoffnung

61 MEDIZINSTUDENTDas rote Kleid

comic22 GUTMENSCH

Mein lieber George …

62 KREISLAUFDie Dose

essay46 GLIMMSTÄNGEL

Rauchen – Lust oder Frust?

53 ABTREIBUNGEntscheidung über das Leben

foto4 DAS FÄNGT JA GUT AN

Endlager

56 BERN-ZÜRICHScheitern

64 DAS HÖRT JA GUT AUFKulturlandschaft

34 aufruf

50 impressum

REGENBOGENAls Raphael Stierli ein schockierendes Buch über Kinderprostitu-

tion in Thailand liest, beschliesst er, auf seine Art zu helfen. Raphael

aka Cyphermaischter produziert den Rap «Sai», dreht ein Video und

spannt eine Hilfsorganisation für sein Projekt ein. Mit dem Erlös aus

seinem ersten Solo-Album soll ein Kinderheim in Thailand unter-

stützt werden.

BREAKDANCE«Wenn du ein neues Leben beginnen willst, musst du dein Altes

zuerst aufgeben.» – Also verlassen die acht Tänzer der Roc Kidz

Crew ihr gewohntes Leben, um zusammen als beste Freunde und

als Tänzer loszuziehen. In einem bunt bemalten Bus fährt die mul-

tikulturelle Gruppe Richtung Süden. Für sie beginnt eine Reise, die

weder ihren Geldbeutel noch ihren Ruhm bereichern wird, sondern

vielmehr ihr Herz und die Herzen anderer.

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9

6

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LIFESTYLESein Ziel: die Gestaltung einer eigenen Lifestyle-Marke.

Also beginnt Damian Ineichen in seiner Freizeit, ein Logo

zu entwickeln, Entwürfe für eine T-Shirt-Kollektion zu

designen, die T-Shirts schliesslich zu bedrucken und einen

eigenen Katalog zu gestalten. Das Ergebnis kann sich seh-

en lassen!

Weitaus die meisten Texte, die wir von euch erhalten,

sind Kurzgeschichten. Diese sind teilweise so brilliant

und spannend, dass wir problemlos ein doppelt so

dickes tango, das nur aus Kurzgeschichten besteht,

drucken könnten. Aber eben: Unsere Seitenzahl ist

leider begrenzt, weshalb wir versuchen, im Magazin

einen guten Mix aus verschiedenen Themen und jour-

nalistischen Textsorten (Interviews, Porträts, Reporta-

gen, Essays) zu berücksichtigen.

Doch zum Glück gibt es das Internet. Im Frühjahr

haben wir unsere Website tango-online.ch zum

Online-Magazin ausgebaut. Seither schalten wir in

regelmässigen Abständen neue Beiträge auf, die uns

nach Redaktionsschluss des Printmagazins erreicht

haben. Auf tango-online.ch fi ndest du also noch

mehr spannende Porträts von Menschen, die etwas

bewegen und noch mehr Projekte, die Schlagzeilen

machen, aber auch gut geschriebene Kurzgeschichten,

Essays und Interviews. – Und weil wir alle auch mal

ganz gerne gamen und zocken, fi ndest du auf unserer

neu gestalteten Homepage auch ständig neue Online-

Games und attraktive Wettbewerbspreise. Also, wir

freuen uns, wenn du regelmässig bei tango-online.ch

hineinklickst und dir so die Wartezeit bis zum nächsten

Heft verkürzt.

Übrigens: Selbstverständlich gelten für das Online-

Magazin die gleichen Qualitätskriterien wie für das

Print-Magazin: Jeder Beitrag muss spannend, originell,

aussergewöhnlich oder faszinierend sein.

In jedem Fall freuen wir uns über jeden Artikelvor-

schlag und selbstverständlich beantworten wir jede

Zuschrift individuell – wir bitten aber um Verständnis,

wenn die Antwort manchmal etwas auf sich warten

lässt, denn wir erhalten sehr viele originelle und kre-

ative Artikel(vorschläge), die wir jeweils im Team in-

tensiv besprechen. Wenn du auch eine Idee hast, so

beachte bitte unseren Aufruf auf Seite 34.

Viel Spass mit tango wünscht

Daniel Heeb

Moni Rimensberger gestaltete tango. Sie erinnert sich

gerne an die Zeit, als sie viel im Wald spielte. Stunden-

lang vertrieb sie sich die

Zeit mit ausgedachten

Abenteuergeschichten

und mit Tannenzapfen-

sammeln für den Ofen

zu Hause.

ciao

2612

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Page 8: 2. Ausgabe 2011

8

MÉLANIE WAR DAS MATHEMATIK-STUDIUM ZU THEORETISCH. UMSO BESSER GEFÄLLT ES IHR IM JUNIOR BANKING PROGRAM. Mélanie schätzt die praxisbezogene Ausbildung – «das gefällt mir viel besser als an der Uni», sagt sie. Mélanie ist eines von 800 Young Talents, die bei uns das Junior Banking Program oder eine Lehre absolvieren – und auf die wir setzen, weil sie unsere Zukunft bedeuten.credit-suisse.com/karriere

Page 9: 2. Ausgabe 2011

Raphael Stierli

Vor einiger Zeit las ich «Ich war erst dreizehn» von Julia Manzanares

und Derek Kent. Das Buch, das auf einer wahren Begebenheit basiert, erzählt von einem minderjährigen thailändischen Mädchen. Nach dem Tod ihres Vaters entschliesst sich Sai, ihre Familie zu verlassen, um in einer Bar in Lampang Geld zu verdienen. Ihr Einkommen reicht jedoch nicht aus, um ihre Familie zu ernähren, und so landet sie schliess-lich in Bangkok in den Fängen der

Raphael Stierli alias «Cypher-maischter» macht mit seinem Song «Sai» und dem dazu gehörenden Videoclip auf die Situation der Kinderprostituierten in Thailand aufmerksam.

MIT «SAI» GEGEN KINDERPROSTITUTION IN THAILAND

9

report

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TANGO-FACTS

CYPHERMAISCHTER: REGABOGA

«Im Leben jedes Menschen gibt es schöne, sonnige, aber auch regnerische Abschnitte. Und es

kommt vor, dass diese Momente heftig aufeinandertreffen – in der Natur entstehen in diesen Mo-

menten Regenbogen am Horizont, die als Symbol der Hoffnung auf bessere Zeiten oder als Warn-

signal für ein aufziehendes Gewitter verstanden werden können. Dieses Phänomen thematisie-

re ich auf meinem ersten Soloalbum», verrät Raphael Stierli alias «Cyphermaischter».

«Regaboga» kannst du bei iTunes herunterladen. Alle Einnahmen aus den Online-Verkäufen des Songs

«Sai» gehen an das Caritas-Projekt in Pattaya. Die CD kannst du bei www.exlibris.ch/DE/Rega-

boga kaufen. Pro verkauftes Album gehen zwei Franken an das Hilfsprojekt. Das Video fi ndest du auf

www.tango-online.ch. Mehr zum Projekt fi ndest du auch auf www.youngcaritas.ch/sai.

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mit «sai» gegen kinderprostitution in thailand

Page 11: 2. Ausgabe 2011

TANGO-FACTS

HILFSPROJEKT IN PATTAYA:

GEFÄHRDETE UND AUSGEBEUTETE

KINDER ERHALTEN SCHUTZ UND HILFE

Religiöse und ethnische Konfl ikte, aber auch

politische Intrigen und wirtschaftliche Rezession

haben das Schwellenland Thailand in eine

schwere Krise gestützt, was 2006 zu einem

Militärputsch führte. Auf der Suche nach

Sicherheit und Einkommen in den städtischen

Zentren fallen Familienstrukturen oftmals

auseinander. Die Kinder sind allein der Strasse

überlassen und werden von Zuhältern für krimi-

nelle Zwecke oder zum Betteln missbraucht.

Drogen, Prostitution und Menschenhandel sind

in Pattaya, unweit von Bangkok, sehr präsent.

Caritas Schweiz führt dort mit Partnerorgani-

sationen eine Kindertagesstätte, die Kinder vor

Gewalt schützt, damit sie nicht ins Sexgewerbe

hineingeraten. Die Kinder erhalten im Zentrum

eine ihren Fähigkeiten und ihrem Alter ent-

sprechende Ausbildung und Erziehung, zudem

bekommen sie einmal am Tag eine ausge-

wogene Mahlzeit.

BANGKOK

PATTAYA

KAMBODSCHA

THAILAND

VIETNAM

LAOS

Raphael Stierli alias «Cyphermaischter», 23, aus Grüsch, startete seine

ersten Gehversuche als Musiker unfreiwillig. Als Strafaufgabe musste

er im Konfi rmandenunterricht einen Bibel-Psalm in einen Rap umwan-

deln. Danach wurde er vom Hip-Hop-Fieber infi ziert. Was ist ihm ausser

seiner Musik und dem Projekt «Sai» sonst noch wichtig? «Meine Fami-

lie, meine Freunde, Fitness, Unihockey und Spass am Leben.»

thailändischen Sexindustrie. Dieses Thema hat mich sehr bewegt und zugleich schockiert. Ich begann mich damit intensiver auseinan-derzusetzen und erfuhr, dass allein in Thailand bis zu 800‘000 Kinder in der Prostitution tätig sind. Vielfach nutzen auch Schweizer Touristen die Notlage minderjähriger Mäd-chen aus.

Aufgrund meiner Recherchen und Erkenntnisse entschied ich mich, auf dieses Verbrechen auf-merksam zu machen. Meine Grund-idee bestand darin, einen Rap-Song zu produzieren, der die Geschichte eines unschuldigen thailändischen Mädchens erzählt. Also produzierte ich das musikalische Grundgerüst für den Song und erzählte im Text, wie Sai Schritt für Schritt in die Sexindustrie gerät: «Dr Bus öff net d‘Türa in a Welt voller Angscht, in a Schtadt, wo z Leba nur mit Geld-nota klappt, a Hinterwäldler vom Land mit wenig Geld in dr Hand isch a gfundnigs Fressa für männli-chi Gwalt.»

Text und Musik fanden schliess-lich den Weg ins Tonstudio von Lou Geniuz, der bereits mit den Rap-Grössen Gimma und Breitbild zu-sammenarbeitete. In diesem profes-sionellen kreativen Umfeld entstand mein Song «Sai». Beat Edelbauer, besser bekannt als FixFinest Mo-

vies, visualisierte zudem den Song während unzähliger Drehtage in ei-nem Videoclip.

Doch mir ist es nicht nur wichtig, auf das Schicksal der Kinderpros-tituierten aufmerksam zu machen, ich möchte auch Hilfe leisten. Des-halb spende ich für jede verkaufte CD meines Soloalbums «Regaboga» zwei Franken an ein Caritas-Hilfs-projekt, mit dem präventive Mass-nahmen zum Schutz thailändischer Kinder in Pattaya realisiert werden sollen. Zusätzlich fl iessen alle Ein-nahmen aus den Online-Verkäufen des Songs in das Caritas-Projekt. Ich möchte, dass den Kindern in Pattaya eine bessere und sichere Zukunfts-perspektive aufgezeigt wird. Kinder sind hilfl os und können sich nicht wehren. Daher will ich mithelfen, die Kinder zu schützen, zu unter-stützen und zu bilden.

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die Mitglieder der Breakdancetruppe The Roc Kidz Crew kündigten ihre Wohnungen und fuhren gegen Süden, um auf der Strasse zu tanzen. Das Thurgauer Crewmitglied Fabian Kimoto hat die Gruppe mit der Kamera begleitet, seither ist die Truppe in aller Munde.

Bis auf die Unterhosen

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porträt

Page 13: 2. Ausgabe 2011

TANGO-FACTS

THE RISING SUN

Eine unvergessliche Reise voller Emo-

tionen, Liebe und Leidenschaft zur

Tanzkunst. Purer Lifestyle – voller Über-

raschungen und positiven Begegnun-

gen. Eine DVD über die acht Mitglieder

der multikulturellen Gruppe The Roc

Kidz Crew und ihren Erlebnissen auf

der Fahrt Richtung Süden ist ab Okto-

ber 2011 überall im Handel erhältlich.

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mail.com, Stichwort The Roc Kidz Crew.

alles geteiltSusanne Hefti

Was passiert, wenn acht ausserordentliche Bre-akdancer ihr bishe-

riges Leben aufgeben und auf der Suche nach Entfaltung und Unab-hängigkeit in einem bunt bemalten Bus gegen Süden fahren? Die Break-dancetruppe The Roc Kidz Crew war über 18 Monate lang nur aus einem einzigen Grund unterwegs: der Lie-be zum Tanz. Ohne Chef und ohne Regeln führen sie in unzähligen Städten ihr Programm auf, das im-mer auf der Strasse stattfi ndet und das Publikum direkt miteinbezieht. So scharen sie in Rom, Paris und Pisa hunderte Leute um sich, die am Spektakel teilhaben wollen.

Die Roc Kidz sind Rockstars. Nach den Shows kommt nicht nur ein voller Hut zurück, sondern es gibt Standing Ovations für die Tänzer und Fotos mit begeisterten Fans. Die Strassen-tänzer kommen aus Deutschland, Japan, Italien, aus dem Iran, der Türkei und der Ostschweiz, genau-er: aus Romanshorn.

Während ihrer Reise leben sie wie eine Familie zusammen. Sie tei-len sich alles, nur die Unterwäsche nicht – wobei, die Socken schon. Obwohl so viele unterschiedliche Charaktere aus verschiedenen Kul-turen zusammenkommen, bringen sie einander Respekt, Liebe und To-leranz entgegen. Genau das ist eine Botschaft, die die Roc Kidz den Zu-schauern, sei es mit ihrem Film «The Rising Sun» oder mit ihrem Stra-ssenprogramm, vermitteln wollen. Mit ihrer Haltung verkörpern sie

eine ganz andere Hip-Hop-Kultur, frei von Drogen, Waff en und Gewalt.

Viele der Mitglieder sind Grö-ssen im Breakdance-Geschäft: Ben-ny Kimoto beispielsweise hält den Weltrekord im Headspin und gehört zu den dreizehn aussergewöhnlichen Tänzern, denen im Playstation-Spiel B-Boys eine Figur gewidmet wurde. Er ist eine der Schlüsselfi guren der europäischen Breakdance-Szene, genauso wie Dergin Tokmak, der im Rollstuhl sitzt und mit Krücken

tanzt, meistens kopfüber und so virtuos, dass einem der Atem wegbleibt. Mit

seinem Programm «Solo on Crut-ches» tourte er mit dem Cirque du Soleil durch die ganze Welt. Zum Tanzen sei keine Behinderung zu gross oder zu einschränkend, meint

Ein Leben abseits von traditionellen

Lebensentwürfen

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Page 14: 2. Ausgabe 2011

bei der Stadtpolizei Zürich.

Daniel, 28, Handballer

Polizistin oder Polizistin der grössten Schwei -zer Stadt zu sein, istspannend, vielseitig undanspruchsvoll – sei esim Streifenwagen, aufdem Motorrad, auf demSee, in Uniform oder inZivil. Für diese ausser-gewöhnliche Aufgabebrauchen Sie Einsatz-bereitschaft, Be sonnen-heit und eine gute Aus-bildung.

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Ich binPolizist

Page 15: 2. Ausgabe 2011

Susanne Hefti, 26, aus Zürich, hat an der Zür-

cher Hochschule für Angewandte Wissenschaf-

ten Journalismus und Kommunikation studiert

und bildet sich nun im Bereich Fotografi e wei-

ter. Sie interessiert sich ausserdem für Literatur

und Kunst.

er, und das will er den Leuten mit seinem Programm vermitteln. In jedem stecke eine kreative Seele, ob mit Behinderung oder ohne.

Das Talent, das die acht Crewmit-glieder an den Tag legen, ist erstaun-lich und ihre mitreissenden Kör-perbewegungen beim Tanzen auf der Strasse oder bei einem Auftritt wirken kinderleicht und schwere-los, obwohl ohne Zweifel viel Arbeit dahinter steckt. Denn um ein so ho-hes Niveau zu erreichen, verlangen die Tänzer ihren Körpern täglich das Äusserste ab, auch bei Regen oder vierzig Grad im Schatten. Auf der Tour durch Europa beispiels-weise verletzte sich Crewmitglied Julia am Handgelenk und muss die

Gruppe für längere Zeit verlassen, und auch die anderen Tänzer kämp-fen mit überbeanspruchten Körper-teilen. Ein Tänzerleben kennt nicht nur Sonnenseiten, sondern fordert meist auch seinen Tribut. Um län-gerfristig so zu leben, gehört eine gehörige Portion Mut und Idealis-mus dazu.

Die Crewmitglieder der Roc Kidz haben sich für ein Leben abseits von Konventionen und traditionellen Le-bensentwürfen entschlossen. Dabei war die Entscheidung zur Tänzer-karriere für viele Gruppenmitglie-der alles andere als selbstverständ-lich. Familie oder Freunde brachten ihnen Unverständnis entgegen. Und natürlich kennen die Tänzer auch Selbstzweifel, wenn es um die Zu-kunft geht, die sie mit dem Tanzen haben. Doch alles, was man aus Lie-be macht, hat eine Zukunft. Und die-se Ideologie macht diese acht Men-

schen so frei, wie man es sich nur erträumen kann. Acht Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand ge-nommen haben, um das zu tun, was sie lieben.

Kürzlich gewann die Truppe den Publikumspreis beim Milano Clown Festival und beim Festival Artisti di Strada in Ascona. «The Rising Sun», der Dokumentarfi lm über die Roc Kidz Crew, feierte am Zurich Film Festival seine Schweizer Premiere.

Und natürlich kennen die Tänzer auch selbstzweifel

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bis auf die unterhosen alles geteilt

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Luisa Ricar

Leo ist 19 Jahre alt und sitzt im Roll-stuhl. Am besagten Abend war er nicht zufällig am Zürcher Haupt-

bahnhof. Er fuhr an einer Gruppe auff ällig ge-kleideter und düster geschminkter Jugendli-cher vorbei. Einmal, zweimal, niemand nahm Notiz vom schüchtern wirkenden jungen Mann. Beim dritten Vorbeifahren wurde er von Heni angesprochen. Heni ist 22 Jahre alt und ein Emo. Leo jetzt auch.

Heute treffe ich mich mit Heni am Zür-cher Hauptbahnhof. Er gilt als grosser Ken-ner der Emoszene. Ich bin gespannt. Als Heni schliesslich angewuselt kommt, steht mir ein kleiner und unsicher wirkender junger Mann mit grosser Nase und wachem Blick gegen-über. Seine Haare sind schwarz und übers Auge gekämmt, Vans, Karogür-tel, dunkle Röhrenjeans und ein T-Shirt mit farbi-gem Print.

Bei unserem Gang durch den HB scheint Heni praktisch jeden zu ken-nen, der schwarze Haare, Nietengürtel, enge Hosen oder ähnliche Accessoires trägt. Bald sind wir von einer lustigen Truppe von Mädels und Jungs umgeben. Keine Spur von den manisch-depressiven Emos, die in Selbstmitleid versin-ken. Es wird gelacht, getrunken, herumgeal-

bert und kommentiert; selbst Emo-Witze werden gerissen. Zu Beginn getraue mich fast nicht, werfe aber dann doch die Frage in die Runde, ob sie denn keine Emos seien.

Alle: «Nei wää! Sicher nöd!»Heni: «Doch, voll, ich zell mich im-

mer no als Emo.»Cherry: «Boa,

du bisch ja voll krass!»

Heni: «Lueg, die döt hine sind eher ‘Visual Keys‘.»

Okay, «Visu-al Keys», keine

Emos. Was denn sonst noch?Heni: «Ja, eigentlich sind mir alli

so chli Individualischte, aber es git scho vereinzelti Churks, Nerds oder Technotics under ois.»

Sie verbringen Stunden vor dem Spiegel, um sich am Hauptbahnhof Zürich perfekt gestylt der Welt zu präsentieren. Ein Treffen mit den Emos, die keine Emos mehr sind und trotzdem noch am HB hängen.

Meine Nacht mit den Emos, die eigentlich gar keine Emos mehr sind

Henis Haare sind schwarz und übers Auge gekämmt, Vans, Karogürtel, dunkle

Röhrenjeans und ein T-Shirt mit

farbigem Print.

16

topstory

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Page 18: 2. Ausgabe 2011

Ich nehme Heni zur Seite und frage nach den guten alten Zeiten, als die Welt noch einfach war und es Emos und Nicht-Emos gab: Im Jahr 2007, als das Phänomen Emo auch die Schweiz erreichte, war Emo noch klar defi niert. Emo war, wer schwar-ze, enge Kleidung trug, sich die Haa-re stylte, harte Musik hörte und sich besonders gefühlsbetont gab. Heni war damals natürlich schon dabei. Früher war das richtige Styling ex-trem wichtig, um zur Szene zu gehö-ren. «Damals isch das scho schlimm gsi, da isch jede fertig gmacht worde, wo sich chli billig aazoge het und de isch denn mit ‚Wannabe‘ beschimpft worde», meint Heni mit einem Schul-ternzucken. Jetzt, wo Emo und nicht

mehr Wannabe das Schimpfwort ist, kann sich an-scheinend jeder so kleiden, wie er oder sie möchte.

Heni wird fast etwas nostalgisch, als er von «früher» erzählt, als das Phänomen Emo noch in den Kinder-schuhen steckte. Damals versam-melte man sich jedes Wochenende am HB, man war die «HB-Family». Es war immer jemand da, dem man sich anvertrauen konnte, wenn es irgendwo Stress gab. Freud und Leid wurden geteilt. «Früäner hend sich d’Emos no kuschled, aso hend Grup-pekuschel gmacht und so Sache.

Würklich, das vermiss ich fascht es bizeli. Früäner simmer no für meh Emotione und zwüschemenschlichi Beziehige igstande, aber jetzt nüme. Me isch halt normal worde», bedau-ert Heni.

Normal war früher aber alles an-dere als die Emos. Die Leute konn-ten mit den provokant gestylten Ju-gendlichen nicht viel anfangen, man wurde lediglich argwöhnisch begut-achtet. Auf jeden Fall war man da-mals noch etwas Spezielles, etwas Mysteriöses, wenn man am HB so herumlief.

In Internet-Communitys fi nden sich viele Tipps, wie man einen gu-ten Emo-Style kreiert: Emos tragen viel Schwarz, kombiniert mit funky Farben. Emos tragen keine Sportlo-gos – das ist zu Mainstream. Emos tragen Chucks oder Vans, Stiefel sind zu punkig. Emos tragen Acces-soires, auch Piercings und Tattoos

Früäner hend sich d'Emos no kuschled, aso hend Gruppekuschel gmacht

und so Sache.

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meine nacht mit den emos, die eigentlich gar keine emos mehr sind

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peppen den Look auf. Emos tragen Make-up. Die Augen, die Fenster zur Seele, werden dunkel betont.

Offensichtlich ist, dass sich die Emos ihren Style von anderen Ju-gendgruppen zusammenklauten: Die Nietengürtel von den Punks, die schwarze Kleidung von den Gothics, die traditionellen Schachbrettmus-ter von den Skas und so weiter. «Mer het sich halt vo allem nur s’Beschte gno», meint Heni mit einem Au-genzwinkern. Doch ebenso schnell, wie alle «etwas Emo» wurden, ver-schwand das Phänomen auch wie-der. Und jetzt sind wir wieder hier, bei der kleinen Gruppe Emos, die ei-gentlich gar keine Emos mehr sind.

«Ihr hängt also am HB her-um, weil ihr nichts Besseres zu tun habt?», frage ich in die Runde.

Heni: «Also eigentlich träff ed mir ois jedes Wuchenend.»

Cherry: «Mer hetti scho bessers z’tuä, aber irgendwie landet mer denn doch wieder bim HB.»

Snusnu: «Und d’Lüt sind cool! Es git sottigi, die ghöred eifach zu de Familie.»

Heni: «Mer weiss eifach, mer chan det hi gah und mer kännt öp-per.»

Snusnu: «Und mer chan d’Lüt be-obachte!»

Heni: «Ja, genau. Wenn mer am HB hängt, het mer immer öpper, es Original, es Meitli mit emene Rüsche-rock, anderi Kulture und so zum Be-obachte.»

Am HB ist ein Kommen und Ge-hen, ein Sehen und Gesehen-Wer-den. Die Jugendlichen verbringen Stunden vor dem Spiegel, um sich

hier – perfekt ge-stylt – der Welt zu präsentieren. Das wird zwar heftig demen-tiert, «zum Uuf-falle muss ich

kein Emo sii», meint ein Mädchen mit rotgefärbten Haaren und Rü-schenrock. Doch es ist off ensichtlich, dass der Bahnhof Ziel des abendli-chen Ausgangs ist: «De HB isch wie oise Mikrokosmos, und oise Mikro-kosmos bestaht us Lüt, wo chömed und gönd, und dadrus entstaht e Be-wegig und au e Spannig und drum het mer s’Bedürfnis am HB z’sii und sich unterhalte z’lah». Punkt.

Später am Abend, als sich die Truppe vom Treff punkt am HB auf

Später am Abend wird er mit zwei Typen am HB

rumknutschen, doch so weit sind wir noch nicht.

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Luisa Ricar, 17, aus Pfäffi kon, hat in einer äu-

sserst aufwendigen Maturarbeit ein 44-sei-

tiges Magazin über das Leben am Haupt-

bahnhof Zürich produziert, das Imiitat eines

Magazins des Tages-Anzeigers. Sie unterhielt

sich mit Pendlern, dem Sicherheitschef, einem

fünfsprachigen Apotheker, dem Pfarrer der

kleinen Bahnhofskirche oder mit dem ehema-

ligen SBB-Chef Benedikt Weibel, der weniger

«bünzlig» sei als andere Bähnler.

Foto: Ornella Cacace

die Treppen vor dem Landesmuse-um verschoben hat, bleibe ich faszi-niert an Manu hängen, der mit en-gen lachsfarbenen Hosen und per-fekt gescheitelten Haaren das Gucci-Täschchen seiner Kollegin mit ei-ner solchen Grazie hält, als wäre es seines. Es ist auch seines, wie sich spätestens dann herausstellt, als er Spiegel und Kamm aus der Tasche holt, um eine widerspens-tige Haarsträh-ne zu bändigen. Später am Abend wird er mit zwei Typen am HB rumknutschen, doch soweit sind wir noch nicht.

Als wir zusammen der Limmat entlangspazieren, die Arme einge-hängt wie zwei Kolleginnen, erzählt er von seiner KV-Lehrstelle, dass er erst 17 Jahre alt sei, aber immer älter geschätzt werde, von seinem Freund in Italien und dass er mich knuffi g fi nde. Na gut. Als ich ihm ein kleines Fotoshooting vorschlage, ist er hellauf begeistert und schon po-siert er wie ein Profi im Scheinwer-ferlicht vor dem Landesmuseum. Ich komme kaum nach mit Knipsen,

habe aber stren-ge Regeln ein-zuhalten, «will mini Nase suscht wie en Härdöpfel usgseht». Die an-deren scheinen nichts Ausserge-wöhnliches da-

ran zu fi nden, dass sich ein 17-jäh-riger Mann in dramatischste Posen wirft und den Schatten seines Hin-tern bewundert. Ich auf jeden Fall amüsiere mich köstlich.

Zurück am Hauptbahnhof. Leo, unser Rollstuhlfahrer, verabschie-det sich um Mitternacht. Er erzählt, dass es für ihn anfangs nicht einfach gewesen sei, sich in eine Gruppe von nichtbehinderten Jugendlichen ein-zufügen, sonst sei er immer unter seinesgleichen gewesen. Heni habe ihn damals, als Leo neugierig an den Emos vorbeigefahren war, so-gleich in ihre Mitte aufgenommen und ihm die Integration erleichtert. Dafür sei er ihm extrem dankbar,

meint Leo mit einem Seitenblick auf Heni. Heni lacht nur und erzählt von einer Goa-Party, auf die sie Leo mitgenommen haben.

Der Abend ist bereits weit fort-geschritten. Die Securitas patrouil-liert regelmässig, alle sind ausge-lassen, es herrscht eine spezielle Stimmung. Manu und Ninjo geben ein schönes Bild ab, als sich die zwei hochgewachsenen Jungen spontan innig küssen. Keine irritierten Bli-cke seitens der Gruppe. Irgendwann zerstreut sich die Gruppe, man nimmt den Zug, das Tram, geht hi-naus aus dem Hauptbahnhof. Und am nächsten Wochenende wird man sich wieder treff en, das ist klar.

Später am Abend wird er mit zwei Typen am HB

rumknutschen, doch so weit sind wir noch nicht.

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meine nacht mit den emos, die eigentlich gar keine emos mehr sind

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Page 22: 2. Ausgabe 2011

Mein lieber George ...

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comic

Page 23: 2. Ausgabe 2011

Samuel Schuhmacher, 18, aus Hett-

lingen, besucht das Liceo Artistico in

Zürich. Er mag Bildnerisches Gestal-

ten, Kunstgeschichte und Deutsch.

«Grundgedanke meiner Geschichte

war, einen sogenannten ‚guten Men-

schen‘ darzustellen, wie es viele Leute

zu sein versuchen, der aber sich und

sein Leben völlig vergisst.»

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Page 24: 2. Ausgabe 2011

Veronica Schärer

Die ersten Fischer schlen-derten geräuschvoll mit ihrer schweren Arbeits-

ausrüstung an ihr vorbei. Sie rührte sich nicht.

Das leise Klimpern der frisch ge-schliff enen Messer, die die Fischer um ihre nackte Brust trugen, und das rhythmische Rattern ihrer voll-gepackten Wägelchen, die sie vor sich her stiessen, lockten die Sonne hinter dem tiefschwarzen Horizont hervor. Sie rührte sich nicht.

Ein sanfter Windstoss blies ih-ren Rock hoch und entblösste ihre Beine. Die Fischer glucksten. Sie rührte sich nicht. Darauf berühr-ten erste, schwache Sonnenstrahlen ihre Zehen und kitzelten sie liebe-voll. Sie rührte sich nicht.

In Mexico stiess ich auf eine geheim-

nisvolle Statue, die die Einheimischen

die Geliebte des Meeres nennen.

Sie liess mich nicht mehr los.

La Novia del Mar

Als ich eine zweimonatige Reise quer durch Mexiko machte, um mei-ner besten Freundin meine zweite Heimat zu zeigen, fand ich sie in einem kleinen Fischerstädchen namens Campeche. Es war einmal einer der bedeutendsten Häfen in Mexiko gewesen – aber auch einer der gefährlichsten. Er wurde regel-mässig von Piraten heimgesucht.

Die Legende besagt, dass sie sich bei einem Überfall auf ihre Stadt leidenschaftlich in einen der Piraten verliebte. Der Pirat schwor ihr, bevor er die Segel spannte, dass er zu ihr zurückkehren werde, um sie zu holen. Die Leute gaben ihr den Namen «Novia del Mar» (Ge-

24

report

Page 25: 2. Ausgabe 2011

liebte des Meeres), da bis heute kein Tag verstrichen ist, an dem sie nicht aufs Meer hinausblickend auf ihn wartet.

Da sah ich sie nun, wie die Meer-brise ihre Haare nach hinten kämm-te, um ihr freie Sicht aufs unendlich weite Meer zu ermöglichen. Die Bei-ne hatte sie straff nebeneinander gelegt, den Kopf hatte sie auf ihren Armen aufgestützt. Ihre gesamten Körperteile verwiesen ausschliess-lich in die eine Richtung, in seine

Richtung.Ihr Anblick über-

forderte mich. Ihr Ge-sichtsausdruck off en-barte eine gewaltige Fülle an Emotionen: Müdigkeit – aber kei-ne Erschöpfung, Me-

Veronica Schärer, 21, aus Küttigen, studiert an

der Uni Bern BWL sowie Kommunkations- und

Medienwissenschaften. Sie ist ein Mensch, der

«gerne in Bewegung ist und Dinge in Bewe-

gung bringt».

Während ich mich wieder von ihr entfernte, kam mir merkwür-digerweise ein Cicero-Zitat in den Sinn: «Dum spiro spero.» Solange ich atme, hoff e ich.

Als ich mich noch weiter entfern-te, begann ich zu spüren, dass sie mich zurückhielt. Sie wollte mich noch nicht gehen lassen. Sie hatte

mir noch etwas zu sagen. Also griff ich meinen letzten Gedanken nochmals auf. Ci-cero sprach aus, dass das Leben und die Hoff nung zusammengehö-

ren. Das eine kann ohne das andere nicht existieren.

Ich atmete tief durch, wischte mir den Schweiss von der Oberlip-pe, machte einige Schritte auf sie zu und liess mich nochmals auf sie ein. Ich erkannte, dass es die Liebe zu ihm war, die ihr diese Kraft, «sich nicht zu rühren» und ewig weiter zu hoff en, gab. Jetzt verstand ich sie.

Hoffnung ist ein Anker, der davor bewahrt, von Wellen der Er-schöpfung, Verzweifl ung, Ungeduld, Einsamkeit und Hilfl osigkeit davon-getragen zu werden. Deshalb hoff t sie. Es ist die einzige Möglichkeit zu überleben. Löst sich der Anker, ist man für immer verloren.

Bevor ich sie für immer ver-liess, zwinkerte ich ihr kurz zu und schenkte ihr ein herzliches, dankba-res Lächeln. Sie rührte sich nicht.

lancholie – aber keine Verzweifl ung, Zuversicht – aber keine Gewissheit, Anspannung – aber keine Ungeduld, Verlassenheit – aber keine Einsam-keit, Machtlosigkeit – aber keine Hilfl osigkeit.

Wie war das möglich? Ich be-gann sie zu umkreisen. Ich wollte sie verstehen. Fühlen, was sie fühlt. Denken, was sie denkt. Sehen, was sie sieht. Also setzte ich mich neben sie, nahm ihre Po-sition ein, sah, dachte und fühl-te und verstand schliesslich: Hoff nung.

Doch, was ist Hoff nung? Das ewige Warten? Der Traum vom Un-wahrscheinlichen? Ein angenehme-

res Wort für «Befürchtung»? Ist Hoff nung bloss eine blödsin-

nige Art, sich der Realität zu entziehen?

Ich löste mich aus dieser unbequemen Körperstellung

und betrachtete sie nochmals. Ich musste schlucken. Ich war

plötzlich wütend geworden. Auf sie, auf ihr stures «Sich-

nicht-rühren-Wollen» und auf ihr nutzloses Hoff en.

25

Page 26: 2. Ausgabe 2011

Damian Ineichen

Alles begann in einer Geschichts-stunde vor den Sommerferien. Der Raum war in dämmriges, diff uses

Licht getaucht, und der Diaprojektor summte leise. Unser Geschichtslehrer bemühte sich, uns lebhaft etwas zu den Dias zu erzählen. Doch wir konnten kaum still sitzen. Unse-re Aktivitäten bestanden vorwiegend darin, miteinander zu plaudern und Witze zu rei-ssen, denn es war eine der letzten Stunden des Semesters, und der Stoff war nicht mehr

aussieht. Bald entstanden kurze Snowboard-, Skateboard- und Trickfi lme unter dem Na-men Alotria. Auch meine selbstgebauten Sla-lomboards bekamen den Schriftzug Alotria. Alotria wurde zu meiner Marke.

Im Rahmen meiner Maturitätsarbeit beschloss ich, mich richtig mit der Marke

Alotria auseinanderzu-setzen. Mein Ziel war die Gestaltung einer eigenen Lifestyle-Marke. Dazu ge-

hörten die Entwicklung eines Logos sowie das Designen und Drucken einer eigenen T-Shirt-Kollektion.

Viele meiner Designs für die T-Shirts entstanden während produktiver Schulstun-den und langer Nächte. Die besten Entwürfe

Mein Ziel: die Gestaltung einer eigenen Lifestyle-Marke. Dazu gehören: eine persönliche Philosophie, die Entwicklung eines Logos, das Designen und Drucken einer eigenen T-Shirt-Kollektion und die Organisation eines Fotoshootings.

prüfungsrelevant. Vor allem in der hintersten Reihe, dem Stammplatz von meinen Freunden und mir, ging es laut zu und her. Wir kritzelten auf dem Pult herum oder schossen Papierfl ie-ger durch die Gegend. Doch dann fuhr der Ge-schichtslehrer energisch dazwischen: «Hört endlich auf, Allotria zu machen!»

Allotria? Das Wort klang seltsam, aber viel-versprechend. Zuhause googlete ich die Wortbe-deutung und fand heraus, dass Allotria so viel wie «Spass oder vergnüglicher Unfug» bedeu-tet. Das Wort setzte sich in meinem Kopf fest. Immer, wenn ich etwas mit Freunden kreier-te, bekam es die Aufschrift Alotria. Allerdings mit nur einem l geschrieben, da es so besser

Alotria ist die Suche nach neuen Abenteuern

26

report

Page 27: 2. Ausgabe 2011

Damian Ineichen, 18, aus Bonstet-

ten, besuchte die Kantonsschule

Limmattal. Seine Hobbys: Filmen,

Fotografi eren, Biken, Snowboar-

den, Klavier spielen. Sein Berufs-

ziel: Architekt. Weitere Infos:

www.facebook.com/alotria

verfeinerte und perfektionierte ich mit einem vektorbasierten Zeichenprogramm am Com-puter. Danach druckte ich die T-Shirts selber mit dem Siebdruckverfahren. Dieser Teil war sehr aufwendig und zeitintensiv, da ich viel experimentieren musste, um das bestmögli-che Resultat zu erzielen. Schliesslich entstand eine T-Shirt Kollektion mit zehn verschiede-nen Motiven.

Nun organisierte ich ein Fotoshooting für einen Prospekt. An einem perfekten Herbst-tag – die Aussicht auf das Nebelmeer und die Berge, welche majestätisch aus ihm heraus-

ragten, war unglaublich – stellten meine Freunde und ich auf

einem Hügel ein grosses Trampolin auf. Es war ein unbeschreibliches

Gefühl, hier oben Trampolin zu springen und dabei auf das Nebelmeer hinabzuschauen.

Ausgestattet mit Blitzanlage und einer gu-ten Fotokamera, fi ng ich viele spektakuläre Bilder ein. Während des ganzen Shootings herrschte eine sensationelle Stimmung, und wir genossen die gemütliche Atmosphäre. Al-lerdings unterschätzte ich, wie anstrengend es ist, Fotograf zu sein, meinen Models Anwei-sungen zu geben, die Blitzschirme immer wie-der neu auszurichten und den Überblick über den Ablauf des Fotoshootings zu behalten. Als ich am späten Abend heimkam, fi el ich todmü-de, aber höchst zufrieden in mein Bett.

Mit den Fotos gestaltete ich einen Pros-pekt, der die Philosophie von Alotria wieder-gibt: Alotria ist die Suche nach neuen Aben-teuern – beispielsweise eine wilde Biketour im Herbst während des ersten Schneefalls oder Snowboarden auf den letzten Schneefeldern im Frühling oder aber eine Jamsession im Wald während einer warmen Sommernacht. Alotria ist ein Lebensgefühl, das sich an vie-len Orten entdecken lässt. Jeder kann seine Abenteuer selbst bestimmen und nach Alotria suchen. Ein bisschen Alotria steckt in jedem Kopf und in jedem Herzen.

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Page 28: 2. Ausgabe 2011

AMANDA

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bienen taugen als

DrogenjägerSimon

Straetker

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AUF DER SPUR DER

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Julia Saner

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Page 29: 2. Ausgabe 2011

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Page 30: 2. Ausgabe 2011

Caroline Röhrl

Müde braune Augen blickten Veronique an, als sie sich im Spiegel

betrachtete. Der Schweiss tröpfelte aus ihren goldenen Locken hervor, sammelte sich in kleinen Bächen, die über ihr braungebranntes Ge-sicht liefen. Angestrengt, mit zusam-mengepressten Lippen, die nur noch als dünne Striche sichtbar waren, wusch sich die junge Frau die Hän-de mit Seife, so dass sich der Wasch-eimer mit abgekochtem Wasser langsam in ein Schaumbad verwan-delte. Während sie apathisch auf ihr Spie-gelbild starrte, schrubbte sie an den vereinzelten Blutfl ecken, bis ihre Haut gerö-tet war, spannte und schmerzte.

Mit pochenden Kopfschmerzen legte sich Veronique im Nebenzim-mer auf das harte Ruhebett der Krankenstation. In dem abgedun-kelten Raum war die Hitze beinahe so unerträglich wie draussen vor der Tür. Der Ventilator an der De-cke surrte und knackste verzweifelt. Schützend wickelte Veronique das Moskitonetz um sich, es war hoff -nungslos, den schwirrenden, sum-menden Insekten zu entkommen.

Noch immer hallten die hilfl osen Stimmen der Verwundeten in ihren Ohren. Würde sie die verzweifelten Gesichter je vergessen können? Ihre

stummen Blicke hatten sich in ihren Kopf eingebrannt. Die Müdigkeit lastete auf Veronique, aber sie konn-te sich ihr nicht hingeben. Zu nah waren noch die mageren Finger, die

sich angstvoll an ihren Arm geklammert hat-ten. Diese Fin-ger hatten einem Mädchen mit kurz geschnit-tenen braunen

Haaren und tiefschwarzen Augen gehört. Wo die Kleine jetzt sein mochte? An einem besseren Ort, wie sie es dem jüngeren Bruder er-zählt hatte? Veronique keuchte. Wie sollte sie diese Armut und all das Elend vergessen, wenn sie zurück in ihrer Heimat war? Wie sollte sie den ganzen Luxus dort ertragen können?

Stöhnend presste sie ihre dünnen Finger an ihre Stir-ne, doch die pulsieren-den Schmerzen liessen sich nicht betäuben. Nach Stunden, so kam es ihr vor,

Noch immer hallten die hilflosen Stimmen der Verwundeten in ihren Ohren. Ihre stummen Blicke hatten sich in ihren Kopf eingebrannt.

Kindergeschrei

döste sie endlich ein.Ein dröhnendes Ge-

räusch riss Veronique aus ihrem Dämmerzustand. Das Wellblech schepperte unter einer unbekannten Kraft. Augenblicklich war Veronique hell-wach. Kindergeschrei drang von draussen durch die dünnen Wände herein und er-füllte den Raum. Trä-nen der Verzweifl ung stiegen Veronique in die Augen, ein trockener Kloss bil-dete sich in ihrem Hals und liess sie nur noch keuchend atmen. Welches Unglück war nun geschehen? Wie viele verletzte Kinder wür-den die schon über-füllte Krankensta-tion mit ihrer

Tränen der Ver-zweiflung stiegen

Veronique in die Augen.

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kurzgeschichte

Page 31: 2. Ausgabe 2011

Caroline Röhrl, aus Büsserach, 22, studiert BWL

an der Universität St. Gallen. Die zukünftige

Unternehmensberaterin sagt: «Ich bin ehrgei-

zig, diszipliniert und halte es kaum einen Tag

ohne Sport aus.»

Not bevölkern?Veronique kämpfte gegen ihre Tränen

an. Sie musste stark sein, sie musste helfen. Mit zitternden Händen knüpfte sie sich eine

frische Schürze um ihre schlanke Taille, steckte ihre goldenen Locken zurück

und holte tief Luft. Wie ein Man-tra fl üsterte sie fortwährend die beschwörenden Worte: «Ich muss stark sein, ich muss helfen.»

Mit einem kräftigen Hand-griff stiess Veronique die Tür zum Hof auf. Die hereindringende Hit-ze erschlug sie fast und das grelle Licht der Mittagssonne, die hoch oben über dem kleinen Dörfchen am Himmel brannte, liess die junge Frau für einige Sekunden erblinden. Schützend schloss sie ihre Augen. Das Kindergeschrei drang nun ungefi ltert an ihre Ohren. Schaudernd blickte Ve-ronique auf. Ihr bot sich eine unfassbare Szene dar: Einige Kinder rannten schreiend über den Hof, versuchten, den ledrigen, ausgefrans-ten Fussball zu erwischen und im Tor zu versenken, das durch zwei dürre Stöckchen begrenzt wurde. Der kleine mu-tige Junge ging in dem Spiel auf, vergass für einige Momente den Schmerz, den ihm der heutige Tag gebracht hatte. Das Gelächter

der Kinder erfüllte Ve-roniques Herz und zau-

berte ein müdes Lächeln auf ihre Lippen. Auch in die-

ser Welt des Elends waren eini-ge Minuten des Glücks möglich.

31

Page 32: 2. Ausgabe 2011

sen. Das nächste öff entliche Kran-kenhaus liegt 60 Kilometer entfernt – unerreichbar für die Menschen von Kamagiri. Das erkennt auch Doktor Jeyachandran, als er 1987 das erste Mal in die Gegend kommt. Aus seinen jährlichen Besuchen ent-springt der Wunsch, dauerhafte me-dizinische Hilfe zu leisten. Mit Hilfe von Spenden bringt er das Projekt ins Rollen: Im Jahr 2000 steht das erste Smart-Care-Gebäude, 2002 das zweite. Jeyachandran ist seitdem an fünf Tagen in der Woche für sei-ne Patienten da, er arbeitet unent-geltlich. Spricht man ihn auf seine

Leistungen an, ist ihm das sichtlich unangenehm. «Das ist einfach so passiert», sagt er bescheiden.

Kumar lässt sich vom Stromaus-fall nicht aufhalten. Im Licht einer

Das ist einfach so passiertMitten im Dschungel Südindiens steht einsam ein Krankenhaus für die Bedürftigen. Seinen Leitspruch «Lasst uns die Last der anderen mittragen» setzt es auf bemerkenswerte Weise um.

Veronika Widmann

Konzentriert betrachtet Kumar die Hand sei-nes Patienten. Gestern

hat dieser sich sämtliche Finger an einem Feuerwerkskörper ver-brannt, jetzt müssen die Verbände gewechselt werden. Kumar streift sich in einer gewohnten Bewegung ein Paar Plastikhandschuhe über. Er legt sich ein Fläschchen Jod, einen Pinsel, eine Spritze und fri-schen Verband bereit. Dann beugt er sich über die verletzte Hand und beginnt, den Verband abzuwickeln. Die verbrannte Haut betupft er mit Jod, zieht die Spritze auf. Sein Pati-ent verzieht das Gesicht, gibt aber keinen Ton von sich. Plötzlich geht die Lampe aus, die im halbdunklen Raum Licht für die Behandlung spendet, – Stromausfall.

Kein ungewöhnliches Ereig-nis im Smart-Care-Krankenhaus in Kamagiri. Es liegt auf 900 Metern Höhe im Hinterland Südindiens, umgeben von Bergen, Dschungel und kleinen Dörfern. Das Kranken-haus ist die erste und oft einzige Anlaufstelle bei Verletzungen und Krankheit für rund 10‘000 Men-schen, die auf dem Hochplateau und in den umliegenden Bergen leben. Die meisten dieser Menschen sind sogenannte tribals, Mitglieder der indigenen Bevölkerung Indiens. In traditionellen Stammesgemein-schaften leben sie zurückgezogen und in den einfachsten Verhältnis-

32

reportage

Page 33: 2. Ausgabe 2011

Taschenlampe spritzt er die rest-lichen Finger und umwickelt sie dann mit einem frischen Verband. Kumar ist ungefähr dreissig, so ge-nau weiss er es selber nicht, er trägt Trainingshose und Sweatshirt, und wenn er sich nicht konzentriert, steht ständig ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. «Ich liebe meine Ar-beit hier, am liebsten assistiere ich bei Operationen oder Anästhesien», erzählt er.

Zehn Jahre zuvor hatte Kumar wenig Grund zum Lachen. Er war schwer krank, konnte kaum zehn Schritte laufen, ohne zusammenzu-brechen, schlief schlecht. «Meine Freunde haben mir dann von Dok-tor Jeyachandran erzählt, der gera-de dabei war, in Kamagiri ein Kran-kenhaus zu bauen», erzählt er heute. Nach einer Untersuchung stand fest: Kumar hatte ein Problem mit seinen Herzklappen, er musste unbedingt operiert werden. Die Operation war zu kompliziert für das Smart-Care-Krankenhaus, aber Jeyachandran hatte Kontakte zu einem Arzt in Bangalore und bezahlte für die Ope-ration. Bald darauf ging es Kumar wieder besser, trotzdem verbrachte er immer mehr Zeit bei Smart Care. Was er denn noch hier wolle, fragte

33

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Jeyachandran ihn irgendwann. Ku-mars Erklärung dafür ist einfach: «Die Hilfe, die ich erfahren habe, hat mich sehr beeindruckt. Ich möchte diese Erfahrung weitergeben und selbst anderen Leuten helfen.»

Kumar hat die Schule nach der achten Klasse verlassen, hat keine offi zielle Ausbildung zum Kranken-pfl eger. Es ist eines der Prinzipien des Smart Care-Krankenhauses, locals wie Kumar, anzulernen und auszubilden. «Alles, was ich kann, hat mir Doktor Jeyachandran bei-gebracht. Manche Menschen haben mehr Vertrauen zu mir, weil ich von hier komme und ihre Sprache spreche», erklärt Kumar. So gehört es auch zu seinen Aufgaben, die Patienten über Gesundheits- und

Hygienemassnahmen aufzuklären, mit denen sie viele Krankheiten ver-meiden könnten. Ebenso kommt es vor, dass er Patienten begleitet, die wegen einer komplizierten Opera-tion in ein grösseres Krankenhaus müssen. «Für sie ist das etwas kom-plett Neues, was ihnen Angst macht. Wenn ich nicht mitkäme, würden sie wahrscheinlich wieder umkeh-ren», sagt er lachend.

Nicht nur auf Kumar übt das Prinzip von Smart Care Faszination aus. Rohan Ramesh, 26, ist Chirurg und hat die letzten beiden Jahre in Kamagiri gewohnt und gearbeitet. Geld bekam er dafür nicht. «Der Lohn für die Arbeit sind unersetz-liche Erfahrungen. Man lernt, un-ter den einfachsten Bedingungen zu arbeiten», sagt er. An normalen Arbeitstagen werden bis zu hun-dert Menschen behandelt. Dann bil-den sich lange Schlangen vor dem Hauptgebäude des Krankenhauses.

Einige haben Decken dabei, denn es kann vorkommen, dass sie nicht

mehr am selben Tag an die Reihe kommen. Wenn es einmal regnet, warten die Patien-ten in der Kapelle,

die zum Gelände gehört. Sie wirkt eher wie eine Mehrzweckhalle als ein Gotteshaus, wäre da nicht der Altar an der Stirnseite. «Das hier ist einfach ein Ort der Ruhe, an den die Menschen kommen können, um zu beten. Vielen hilft das, wenn ihre Angehörigen gerade operiert wer-

den», erzählt Ramesh. Eine weitere Besonderheit von

Smart Care sind die im Abstand von ein oder zwei Monaten stattfi nden-den medical camps. Sie stehen jedes Mal unter einem anderen Motto, so gibt es zum Beispiel Pädiatrie- und Gynäkologie-Camps. Alle Fälle, die nicht akut sind, werden dann von Spezialisten behandelt. Die Ärzte

kommen aus ganz Indien, sie brin-gen neben ihrer Expertise oft auch ihre Geräte selbst mit – und lassen sie manchmal sogar da. Der gröss-te Teil der Ausstattung in den zwei Operationssälen sind ausrangierte, aber noch gut funktionierende Gerä-te, die Krankenhäuser oder die Ärz-te selbst spenden. Vor dem OP steht ein ganzer Schrank voll von Umhän-gen in allen Grünschattierungen, manche mit eingestickten Namen oder Initialen. «Das ist so eine Re-gel: Jeder bringt seinen Arztkittel mit und lässt ihn nach dem Wochen-ende hier, sodass wir keine kau-

fen müssen», lacht Ramesh. Gleich neben dem Schrank steht ein Meis-terstück der Im-provisation: ein

Rollstuhl, zusammengebaut aus ei-nem alten Plastikstuhl und den Rä-dern eines Fahrrads.

Es ist Sonntag, ein ruhiger Tag. Die Menschen wissen, dass sie am Wochenende nur in Notfällen kom-men sollen. Eine einzige Patientin sitzt in einem Rollstuhl in der Son-ne. Ihr rechter Fuss ist eingebunden, sie hat ihn hochgelegt. Ihr Name ist

Ein Rollstuhl, zusammen-gebaut aus einem alten Plastikstuhl und den

Rädern eines Fahrrads.

An normalen Arbeitstagen werden bis zu hundert Menschen behandelt.

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das ist einfach so passiert

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Veronika Widmann, 20, aus Mühldorf, absol-

viert nach bestandener Matura derzeit ein

Zwischenjahr in Polen. Sie bezeichnet sich

als «aufgeschlossen, meistens optimistisch,

ehrgeizig und zuverlässig». Da sie noch nicht

weiss, was und wo sie danach studiert, «bin

ich gespannt, was das Leben in den nächsten

Jahren für mich bereithält».

Benla Salamma, sie ist etwa 45 Jah-re alt und kommt aus einem Dorf in der Nähe. Neben ihr steht ihre Toch-ter Stella, die mitgekommen ist, um sich um sie zu kümmern und ihr Ge-sellschaft zu leisten. Die Unterstüt-zung durch Verwandte ist wichtig für die Patienten, denn es gibt kein Pfl egepersonal, das sich regelmä-ssig um sie kümmern könnte. Sa-lamma wurde von einer Schlange gebissen, als sie an einer Bushalte-stelle wartete. «Ich bin zu verschie-denen Ärzten gegangen und habe viel Geld gezahlt, aber keiner von ihnen hat mir wirklich geholfen», erzählt sie ihre Geschichte. «Sie ha-ben alle gesagt, dass jetzt nur noch

Gott etwas tun könne – meine Fami-lie und ich waren verzweifelt.» Bei diesen Worten wischt sich Salamma mit ihrem Sari die Tränen aus den Augen. Seit einer Woche ist sie jetzt hier in Kamagiri, wo Jeyachandran ihr Haut vom Oberschenkel an den Fuss verpfl anzte. Bald wird sie wie-der zu Hause sein.

35

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Fabio Steffen, Kantonsschule Rychenberg, Winterthur

Die Menschen in den abgeschiedenen Seitentälern des Unterwallis können durchaus grimmig – «furieux» – sein, aber «fou fouryóouk», wie man in der Gemeinde Evolène im Val d'Hérens sagt? Genauso skurril mutet an, dass sich ausgerechnet ein junger Zürcher in seiner Maturarbeit mit diesem uralten frankoprovenzalischen Dialekt – auf Französisch Patois – beschäftigt.

Angefangen hatte alles mit dem Tim-und-Strup-pi-Band «Der Fall Bien-lein» – im Patois «L'Afére Pecârd» – des belgischen Zeichners Hergé. Als Fa-bio Steff en während sei-nes Austauschjahres am Gymnasium in Nyon die-sen Comicband im franko-provenzalischen Dialekt in die Hände bekam, war sein Interesse an diesem knorrigen Patois geweckt. «Ich beschloss, für meine Maturarbeit auf Franzö-sisch den Wurzeln dieser Sprache auf den Grund zu gehen», erzählt er.

Für dieses Vorhaben gab es keinen besseren Ort als Evolène, die «einzige Gemeinde, wo die Mehr-heit der Menschen, auch die Jungen, das Patois im

An den Wurzeln eines alten Walliser Dialekts

Immer mehr Maturarbeiten erreichen Hoch-schulniveau. Die Maturandinnen und Maturanden haben verblüffende Ideen und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen, wie eine Auswahl von Arbeiten aus der ganzen Schweiz zeigt.

Am Gymnasium erforscht

Alltag noch reden», wie Steff en erklärt. Er reiste für vier Tage ins Val d'Hérens, unterhielt sich mit den Leu-ten und informierte sich bei einer Sprachforscherin. Das Patois werde fast nur mündlich weitergegeben und sei sehr schwierig zu erlernen, sagt Steff en. «Es gibt kei-ne Grammatik und kaum schriftliche Quellen. Deshalb musste ich mir fast alles selbst erarbeiten.»

Der frankoprovenzali-sche Dialekt ist eine bil-derreiche Sprache aus der Vorzeit des heutigen Fran-zösisch – perfekt ange-passt an das Leben in den Bergen. So existieren min-destens sechs verschiede-ne Ausdrücke für Schnee, je nach seiner physikali-schen Beschaff enheit: Er-kenntnisse, die in Steff ens Maturarbeit nachzulesen sind.

36

report

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Mayuri Sivanathan, Gymnasium am Münsterplatz, Basel

einem hervorstehenden Stein fest-krallt, sobald jemand ins Seil fällt. An der Hochschule Luzern führte er Belastungstests durch und begann, den Alu-Prototyp leichter zu ma-chen. Die zweite Version fertigte der Maturand aus Kohlefasern an. «Die Klammer könnte schliesslich in ver-schiedenen Grössen produziert wer-den», erklärt er. «Die Entwicklung war eine Gratwanderung zwischen Benutzerfreundlichkeit, Gewicht und Festigkeit.» Momentan hapere es noch bei der Benutzerfreundlich-keit, für die Serienproduktion brau-che es noch viel Arbeit.

Einen ersten Schritt in diese Rich-tung hat Theiler schon gemacht. Mit der Unterstützung von Pro Wirt-schaft Nidwalden/Engelberg hat er die Klettersicherung zum Patent an-gemeldet.

Entwicklung einer Klettersicherung

Mayuri Sivanathan, Gymnasium amMünsterplatz, Basel

Mayuri Sivanathan versteht sich als Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Die junge Tamilin hat ein besonders heisses Eisen in die Hand genommen: arrangierte Ehen unter Tamilen in der Diaspora. «In der tamilischen Gemeinschaft ist die arrangierte Eheschliessung selbst-verständlich, und Diskussionen da-rüber sind praktisch tabu», sagt sie.

Tamilen der zweiten Einwande-rergeneration wie Sivanathan kann diese Haltung ihrer Eltern in ein Dilemma stürzen. Sie sind mit den freiheitlichen Vorstellungen des Westens aufgewachsen und wollen ihr Leben selbst in die Hand neh-men. Auf der anderen Seite fühlen sie sich ihren Eltern verpfl ichtet, de-nen die Bewahrung der Traditionen oft wichtiger ist als eine Anpassung an die Sitten des Gastlandes.

Die Interviews, die Sivanathan in der kanadischen Diaspora mit 20 Tamilinnen und Tamilen geführt

Pius Theiler, Kollegium St. Fidelis, Stans

Es begann alles mit einem Sturz im Titlis-Gebiet. Pius Theiler war am Klettern und verlor den Halt, kurz bevor er den nächsten Fix-punkt zum Absichern erreicht hat-te. Mit mobilen Zwischensicherun-gen, die man zwischen zwei Bohr-haken in Ritzen befestigt, kann man in solchen Situationen die Fallhöhe vermindern. Doch für vorstehende Felsformationen wie jene im Titlis-Gebiet gibt es noch keine entspre-chenden Sicherungen: «Da kam ich auf die Idee, in meiner Maturarbeit eine Sicherung für solchen Fels zu entwickeln», erzählt Theiler.

Er befasste sich also mit Rei-bungs- und Sturzphysik, stellte statische Berechnungen an und skizzierte erste Ideen. Zwölf Lö-sungsansätze entwickelte er, dann wählte er den vielversprechendsten aus: eine Art Klammer, die sich an

hat, bringen das Dilemma auf den-Punkt: Drei Viertel der Befragten wünschen sich eine Liebesheirat, bei ihren Eltern verhält es sich ge-nau umgekehrt. Sivanathan hat ihre Untersuchung in Kanada durchge-führt, weil sie befürchtete, von den Tamilen hierzulande keine korrek-ten Antworten auf ihre heiklen Fra-gen zu bekommen: Zu eng ist die so-ziale Kontrolle unter den Tamilen in der kleinräumigen Schweiz.

«Ich denke, dass die Ergebnisse auf die Schweiz übertragbar sind», sagt Sivanathan, die ihre Arbeit mit dem präzisen Blick und der Empa-thie einer Ethnologin verfasst hat. Und weil die junge Frau eine Brü-ckenbauerin ist, schlägt sie eine «mo-derne Form der arrangierten Ehe» vor – einen Kompromiss, der auch für sie selbst gelten soll: «Die Eltern dürfen einen Partner vorschlagen. Wenn ich nicht einverstanden bin, müssen sie weiterschauen.».

Arrangierte Hochzeit oder Liebesheirat?

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Page 38: 2. Ausgabe 2011

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André Wehrli, Gymnasium Liestal

Im Staatsarchiv Basel-Stadt schlummerte ein kleiner Schatz: Zahlreiche Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg, die noch nie je-mand bearbeitet hatte. Sie betreff en das «Deutsche Heim», ein Haus, das die NSDAP als Treff punkt in Basel gegründet hatte.

André Wehrli beschreibt, dass die NSDAP-Ortsgruppe über 4000 Mit-glieder umfasste und sehr aktiv war. Im Haus wurden Nazi-Propagan-dafi lme gezeigt und Parteifeste ge-feiert. «Ich wusste nicht, dass es in Basel so viele Nazis gab. Wenn man sieht, was sie da machten, dann ist das sehr erschreckend», sagt Wehrli.

Die Arbeit war nicht immer ein-fach. «Ich betrat Neuland und fand in der Literatur praktisch nichts über das Thema», erzählt Wehrli. Zudem seien vor der Räumung des Hauses viele Akten vernichtet wor-den. «Ich wusste nie, was vollstän-dig ist und was nicht.»

Trotz der Schwere des gewählten Themas gab es auch heitere Momen-te. «Ich war ganz erstaunt, als ich in den Zeitungen alte Perwoll-Rekla-men fand», erzählt er. Im Krieg sei das Papier rationiert gewesen, den-noch habe es damals sehr viel Wer-bung gegeben. In nächster Zukunft will André Wehrli ein Maschinen-baustudium an der ETH beginnen. Seine Faszination für Historisches könne er aber trotzdem noch ausle-ben – im Rahmen des Studiums will er auch Geschichtsvorlesungen be-suchen.

Die Aktivitäten der NSDAP in Basel

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am gymnasium erforscht

Page 39: 2. Ausgabe 2011

Dein Projekt ist ein Roboter oder ein oder ein Hörspiel oder ein Handykrimi oder eine Sound-collage oder ein Computerspiel oder

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Abgabeschluss 30. März 2012.

Ein Roboter, der Sudokulösen kannTobias Holenstein, Kantonsschule am Burggraben, St. Gallen

Eigentlich ist Tobias Holenstein kein Sudoku-Freak. Doch dann las er in der Zeitung, dass jemand das schwie-rigste Sudoku-Rätsel der Welt erfunden habe. «Das reiz-te mich», erzählt der Schüler. Er habe versucht, das Rätsel zu lösen – vergeblich. «Da fragte ich mich, ob es nicht eine schnellere Methode gibt.» Von seinem Lehrer ermuntert, beschloss er, als Maturarbeit einen Roboter zu bauen, der Sudoku lösen kann.

«Den Sudoku-Lösungsalgorithmus habe ich erstaun-lich schnell geschrieben», erzählt Holenstein. In einem Nachmittag war das Programm entworfen, das auch das

Dieser leicht gekürzte Beitrag von Simone Schmid ist zuerst in «NZZ

am Sonntag» erschienen. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des

Verlags. Foto

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ilian

Kes

sler

schwerste Rätsel der Welt lösen konnte. Dann tauchte jedoch ein Problem auf: Tobias Holenstein schrieb ein Texterkennungsprogramm, das die Zahlen auf einem Bild erkennen konnte. Doch das Digitalisieren des Rät-sels dauerte viel zu lang und war nicht präzise. Da be-half sich der Schüler mit einem Trick: Er übersetzte die Zahlen des Sudoku in einen Farb-Code. Mit einem Lego-Farbsensor kann der Roboter nun das angemalte Rätsel in wenigen Minuten lesen und lösen – mit einem einfachen Filzstift schreibt er die Zahlen in die leeren Felder.

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Salome Kern

Mit 14 zog ich an meiner ersten Zigarette und hatte das Gefühl, glü-

hende Kohlenstücke zu schlucken. Mein erster Gedanke war: «Nie wie-der!» Aber es verging nicht allzu viel Zeit, und ich hatte erneut eine Ziga-rette in der Hand. Eifrig übten mei-ne Kolleginnen und ich gemeinsam, den blauen Dunst zu inhalieren, was üble Hustenanfälle zur Folge hatte. Doch bald wurden die Glimmstängel zum täglichen Begleiter. Was für ein Nervenkitzel es doch war, im Ver-steckten zu rauchen. Kaugummi in den Mund und Deo zu versprühen, war vor dem Heimkommen Pfl icht.

Auf diese naive und pubertäre Weise wurde ich zur regelmässigen Raucherin. Als mein Taschengeld erhöht wurde, leistete ich mir noch mehr Zigaretten. So war es mit 16 Jahren an der Zeit, zuzugeben, dass ich auch zu den 31 % Nikotinabhän-gigen in der Schweiz gehörte.

Drei Jahre rauchte ich fast ein Päckchen pro Tag und kümmerte mich nicht um die Belehrungsver-suche meiner Mitmenschen. Dann beschloss ich, mir das Rauchen ab-zugewöhnen. Es war eine schreck-

liche Zeit. Besonders in den ersten vier Wochen brachte mich das Ver-langen zu rauchen beinahe um den Verstand. Ich liebte meine Morgen-zigarette oder die Zigarette für die Verdauung nach dem Essen, aber ich gab nicht auf. Ein Internetpro-gramm erinner-te mich immer wieder an mei-nen Vorsatz, es rechnete aus, wie viel ich schon ge-spart hatte, und gab mir Tipps, wie schwierige Situationen zu umgehen

sind. So ging alles gut, ich zählte mich schon zu den Nichtrauchern und war sehr stolz auf mich. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag in der Pizzeria, den ich gerne ungeschehen machen würde.

Ich traf mich mit einem Freund zum Pizzaessen und schlug mir so richtig den Bauch voll. Er steckte sich nach dem üppigen Essen eine Zigarette an. Eifersüchtig linste ich nach dem sogenannten Sargnagel,

wie gerne hätte ich jetzt auch ge-raucht. Folglich log ich mich sel-ber an und rede-te mir ein, dass

Rauchen nicht so schlimm sein kön-ne und ich nachher sofort wieder aufhören würde. Nach fünfmonati-

“Rauchen ist ungesund.” “Rauchen tötet.” Sätze, die Raucher schon so oft gehört haben. Laut dem Bundesamt für Gesundheit sterben in der Schweiz jeden Tag 25 Menschen an den Folgen des Rauchens, und die Hälfte der Raucher erreicht ihr 70. Lebensjahr nicht. Wieso gibt es dennoch so viele, die in der Abhängigkeit bleiben?

Rauchen – Lust oder Frust?

Ich will frei von Abhängig-

keit sein.

40

essay

Page 41: 2. Ausgabe 2011

Salome Kern, 19, aus Winterthur, macht das

KV mit Berufsmatura. Ihr Ziel ist es, in den

Journalismus einzusteigen.

TANGO-FACTS

WER RAUCHFREI BLEIBT, GEWINNT

Das Jugendprojekt «Rauchfreie Lehre» der Lungenliga unterstützt Lehrlinge, rauchfrei zu bleiben oder wieder zu werden. Die Lehrlinge verpfl ichten sich mit einer schrift-lichen Anmeldung bis zum 25. September, während eines Lehrjahres rauchfrei zu sein. Um die Tabakabstinenz zu überprüfen, werden stichprobenmässig Kohlenmono-xyd (CO)-Tests durchgeführt.

Wer sich an die Teilnahmeregeln hält, wird mit einem Kinogutschein belohnt und nimmt an der gesamtschweizerischen Ver-losung teil. Zu gewinnen sind 17 Wochen-enden im Europa-Park Rust für zwei Perso-nen, 70 mal 300 Franken, 50 Tagespässe für ein Open Air usw.. Anmeldung: www.rauchfreielehre.ch/lernende

ger Abstinenz war ich also schwach geworden, der Teufelskreis begann von vorne. Zum Kiosk laufen, Ziga-retten kaufen, in der Kälte rauchen und das Keuchen beim Sport … Ich war frustriert und fragte mich ver-zweifelt: «Wie entkomme ich jemals dieser Sucht?» – Es sah schlecht aus, und ich rauchte weiter. Nach sieben Monaten wurde mir das Rauchen wieder lästig und ich setzte einen Schlusspunkt. «Ich will nicht mehr 200 Franken pro Monat verbrennen, ich will nicht mehr meine Gesund-heit gefährden, ich will nicht mehr

meine Haut verschlechtern – ich will frei von Abhängigkeit sein. Jetzt und für immer!» Mit diesen Worten drückte ich meine letzte Zigarette aus und habe seit diesem Moment keine Zigarette mehr angefasst.

Der schnelle Weg in die Abhän-gigkeit ist sehr viel einfacher als der steinige zurück. Aber er hat sich ge-lohnt! Ich bin sehr stolz, diese Ent-scheidung getroff en zu haben.

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Lea Mozzini

Die Sonne, schon dem Untergang nahe, tauchte die unscheinbare Tramhaltestelle in warm-som-

merlich-goldenes Abendlicht und verlieh der ganzen Szene einen malerischen Ausdruck. Die herrlich blühenden Bäume auf der gegen-überliegenden Strassenseite wogten und ra-schelten sanft im leichten Wind, der mit mei-nem Haar spielte und es, nachdem ich es mir wieder zurechtgestrichen hatte, immer wie-der aufs Neue zerzauste und in mein Gesicht wehte, wo es an meiner Nase kitzelte und mir die Sicht verbot. Ich genoss die wohltuende Wärme auf meiner Haut und schloss die Au-gen, um den nahenden Frühling mit all mei-nen Sinnen wahrnehmen zu können. Es fühlte sich gut an, ich fühlte mich gut.

Die sich nähernde Strassenbahn verdeck-te nur allzu schnell den süssen Sonnenschein, be-grub mich unter ihrem Schatten und brachte mich in die Realität zurück. Wie jeden Dienstag um diese Zeit war das Tram geran-gelt voll mit Leuten, haupt-sächlich Studenten, die ih-rem Feierabend entgegenfuhren. Ich quetsch-te mich zu ihnen, die Tür schloss sich, das Tram fuhr weiter. Ich schnappte verschiedene Gesprächsfetzen auf, die aber so ohne Kon-text keinen Sinn ergaben. Ich schaute mich suchend um, erfolglos natürlich. Das Tram war lang und übervoll, wie sollte ich da auch fündig werden? Also liess ich meine Gedan-ken abschweifen, blendete meine ganze Um-gebung, versunken in meiner eigenen Welt, völlig aus. Ich spürte ein willkommenes Krib-

beln im Bauch, das immer stärker wurde, je näher die Strassenbahn meinem Ziel kam. Anfangs noch ge-lassen, wurde ich nun immer unge-duldiger, konnte kaum noch ruhig stehen. Ich war schon ganz hibbelig. Ich versuchte meine Gedanken zu bremsen, mein Hirn auszuschalten, doch es gelang mir genauso wenig, wie es mir gelungen war, mir weis-zumachen, es sei ein ganz normaler

Tag und ich hät-te keinen Grund, so aufgeregt zu sein. Noch eine Haltestelle. Die dunklen Bäume zogen an den Fenstern vor-bei, ihr Grün mischte sich mit dem Braun ihrer

Stämme zu einer undefi nierbaren Farbe, die ich aber gar nicht richtig aufnahm. Mein Körper stand zwar zwischen diesen Menschen, meine Augen blickten aus dem Fenster, meine Ohren nahmen vage das Ge-plauder um mich herum wahr, und trotzdem war ich nicht dort. Ich schien auf einem anderen Planeten zu schweben, weit weg vom mono-tonen Treiben des Alltags. Erst als

Ich atmete tief durch und drehte mich, endlich auf

der anderen Strassenseite ngekommen, um.

Unter all den Gesichtslosen suchte ich jemanden mit Gesicht, jemanden mit einem bekannten, jemanden mit dem erhofften Gesicht, ich suchte ihn.

M o m e n t a u f n a

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kurzgeschichte

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Lea Mozzini, 19, aus Zürich, liest, schreibt und fotografi ert gerne, spielt

Gitarre und interessiert sich für orientalische Tänze. Sie bezeichnet sich

als nachdenklich, aufmerksam, träumerisch und fröhlich.

h m e n

wir hielten, näherte ich mich mei-nem Körper wieder soweit, dass ich imstande war, normal auszusteigen, obwohl das gar nicht so einfach ist, wenn sich die Beine, die einen tragen sollten, auf einmal so schwabbelig wie Pudding anfüh-len. Erleichtert atmete ich die laue Abendluft ein, spürte er-neut die sanfte Brise auf mei-nem Gesicht und roch den frischen, milden Duft des Frühlings, während ich mich vom Strom treiben liess.

Die Gewissheit, dass er im sel-ben Tram wie ich war, wohl nur ei-nige wenige Meter von mir entfernt, und dass er jetzt, genau wie ich, die andere Strassenseite anstrebend, der Masse folgte, war so gross, dass ich es auch nicht für nötig empfand, mich jetzt schon meiner Vorfreu-de hinzugeben. Ich überquerte die Strasse und zog die Jacke etwas enger, denn es war unwillkürlich kälter geworden, jetzt da die Sonne hinter den Häusern verschwunden war und sich der Abend unmissver-ständlich bemerkbar gemacht hatte.

Also liess ich meine Gedanken abschweifen und blendete meine ganze Umgebung völlig aus.

Meine Ungeduld wuchs, meine Vorfreude und meine Anspannung wurden unerträglich, das Kribbeln hatte sich nun in meinem gan-zen Körper ausgebreitet und verströmte, die aufgekommene Kälte verdrängend, eine woh-lige Wärme in mir. Ich fühlte mich so leicht, so unbeschwert und zufrieden, dass sich mir unbemerkt ein freudiges Lächeln ins Gesicht gezeichnet hatte. Noch zwei Schritte. Ich at-mete tief durch und drehte mich, endlich auf der anderen Strassenseite angekommen, um.

Ich beobachtete die Men-schen, die vom Tram her in alle Richtungen zerstoben, und konzentrierte mich vor allem auf jene, die in meine Richtung kamen. Unter all den Gesichtslo-sen suchte ich jemanden mit Gesicht, jemanden mit einem bekannten, jeman-

den mit dem erhoff ten Gesicht, ich suchte ihn.Einige Leute sahen mich an, ohne mich

wirklich zu sehen, so wie ich sie ansah, ohne sie wirklich zu sehen, dann wendeten sie ihre Blicke wieder ab und ich wendete meinen Blick wieder ab. Augenblicke, die verstrei-chen. Er war nicht da.

4343

Page 44: 2. Ausgabe 2011

Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 [email protected]

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Giada Berini Susanne Hefti Sarah Gimmel Salome Kern Damian Ineichen Anais Lienhart Marlis Luginbühl Norma Merk Lea Mozzini Luisa Ricar Andrea Rimle Caroline Röhrl Veronica Schärer Simone Schmid Marcel Schneeberger Samuel Schuhmacher Raphael Stierli Jonas Tirabosco Veronika Widmann

Korrektorat Peter Litscher

Gestaltung Moni Rimensberger schwarzefeder.ch

Bild Titelseite fotolia.com

S.36 poco_bw istock.com

S.59 Shaun Lowe istock.com

S.61 Ivan Mikhaylov istock.com

Druck AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach

Aufl age 26‘000 Exemplare

Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.–

Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September)

Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August

Andrina Rimle

Es ist Herbst, die Zeit vergeht. Der Sommer war gestern. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen, Adieu zu sa-

gen, sich zurückzuziehen in sein Schnecken-haus, in seine eigenen vier Wände hinter den grauen Mauern. Bald wird es kälter werden, bald wird der Atemhauch in der Luft hängen bleiben, bald werden Eiskristalle am Morgen den Blick aus dem Fenster verhindern. Doch noch ist von dieser Kälte nur ein kühles Lüft-chen zu spüren. Die Sehnsucht nach der Wär-me der Sonne lässt die schwere Luft noch ein-mal vibrieren.

Im Strom der Menschen, die durch die Gassen fl utet, bleibt auch eine Frau mittle-ren Alters unbemerkt. Unbemerkt dank ih-rem schlendernden, gelangweilten Gang, den man sich beim Bummeln eben so aneignet. Unbemerkt dank ihrer dunklen Hose, ihrer schwarzen Le- derjacke und ih-

Ihr entwich die Erinnerung an dieletzten wärmenden Sonnenstrahlen. Es ist Herbst, die Zeit vergeht.

Im Fall der Farben

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impressum

Page 45: 2. Ausgabe 2011

Andrina Rimle, 19, aus Wittenbach, hat die

Matura an der Kantonsschule am Burggraben

bestanden. Nun will sie Umweltnaturwissen-

schaften an der ETH studieren. Sie bezeichnet

sich als «ehrlich, of-

fen, fröhlich», mag

Skitouren und ist in-

teressiert an fremden

Kulturen.

rer dunkelbraunen Handtasche. Um möglicherweise doch noch die su-chenden Augen eines anderen Men-schen auf sich zu lenken, liegt ein weisser, blendender Schal locker um ihren Hals, eine rote Brille sitzt auf ihrer Nase, um ihrem abgestumpf-ten Blick eine gewitzte Schärfe zu verleihen. Ein grosser Prunk-klotz funkelt an ihrem linken Ringfi nger. Eindeutig verheiratet. Die schulterlangen blonden Haare werden bei jedem Schritt zurückge-weht.

Einst zog sie die Blicke der Män-ner auf sich, damals, an der Uni-versität, in den endlosen Gängen des riesigen Gebäudes. Während des Studiums hatte sie ihren Mann kennen gelernt, sie folgte ihm, der sie von Anfang an umgarnt hatte, für sie geschwärmt hatte. Unwider-stehlich zog er auch sie an, sie gab sich ihm hin, umwickelt und um-

hüllt, sagte Ja. Seither verbrachte sie ein ganzes, unausgeschöpftes Leben mit ihm. Er, erfolgreich, kar-rierebewusst, ambitiös, berechnend und kalkulierend, verbringt jetzt, nach 27 Jahren Ehe, die meiste Zeit im Büro seiner eigenen Finanzagen-tur. Weil er genug verdiente, gab sie ihren Beruf auf Wunsch ihres Man-nes auf – ihr Untergang.

Denn nun gehört sie zu jenen vielen Frauen, die dazu verurteilt und verdammt sind, von ihrem

Mann abhän-gig zu sein, von denen verlangt wird, immer da zu sein, zu be-dienen, zu geben

und zu lieben. Nun gehört sie zu je-nen Frauen, die nichts anderes zu tun wissen, als durch die ruhigen Gassen zu schlendern, die Schau-fenster der luxuriösen Läden zu bestaunen, sich treiben und fallen zu lassen wie die roten Blätter, um sich irgendwann niederzulegen und nicht wieder aufzustehen, erschöpft, zerstört, vermodert für immer.

Sie verlor den Blick für die wir-belnden, tanzenden und fallenden Goldtropfen, die rostroten, ockergel-ben und braunen Blätter, die durch

die kühle Luft fl attern. Sie vergass das Gefühl für den sanft wogenden, leichten Wind, der weich und freund-lich ihre Haare erfasst. Ihr entwich die Erinnerung an die letzten wär-menden Sonnenstrahlen, den Glanz des Sommers, den blauen, klaren Himmel, durchtrennt vom Kondens-streifen eines Flugzeuges, ihr ent-glitt die Schwere und die Fülle der Wärme vor den langen, dunklen, vor ewigen Kälte klirrenden Nächten.

Es ist Herbst, die Zeit vergeht.

Einst zog sie die Blicke der Männer auf sich.

Damals.

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Page 46: 2. Ausgabe 2011

Gesundheit

Tag der offenen TürSamstag, 5. November 2011, 10:00 bis 16:00 UhrZHAW, Departement Gesundheit, Technikumstrasse 71, Winterthur Die Institute für Ergotherapie, Hebammen, Pflege und Physiotherapie stellen sich vor: Erleben Sie, was in den Bachelor- und Masterstudiengängen sowie in den Weiterbildungen gelehrt und in F&E geforscht und entwickelt wird. Infoveranstaltungen, Kurzreferate, Rundgang, Infostände, Wettbewerb, Gesundheitsbibliothek und vieles mehr! Weitere Informationen zum Tag der offenen Tür finden Sie unter www.gesundheit.zhaw.ch/tdot

Information Bachelorstudiengänge an der Hochschule für Heilpädagogik

Mittwoch, 16. November 2011, 15 Uhr

→ Logopädie

→ Psychomotoriktherapie

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Tel. 044 317 11 61 / 62 - [email protected]

Anmeldung nicht erforderlich

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Page 47: 2. Ausgabe 2011

Marlis Luginbühl

Der Anfang ist oft ein Missgeschick. Eine Unachtsamkeit. Ein einziger kleiner Fehler.

Es nistet sich ein. Es ernährt sich von sei-nem Wirt und wächst. Es wird immer grösser und hungriger. Es verändert den Körper und die Gedanken. Plötzlich ist immer etwas da. Etwas, was krank machen kann. Etwas,was Symptome hervorruft, die typisch sind.

Manchmal ist es schneller da, als man denkt. Manchmal passiert es einfach, auch wenn man es gar nicht will. Zuerst will man es nicht wahr-haben und wehrt sich gegen die Vorstellung. Will die Zeichen nicht sehen. Doch es wächst, und es raubt Kräfte.

Der Befund ist positiv. Was jetzt? Damit leben oder sich dagegen entscheiden? – Was würdest du tun, wenn du davon überrascht würdest? Was, wenn du vor dieser Entschei-dung stündest? Es kann so viel kaputt gehen und so viel wachsen.

Ich habe mich entschieden. Nur neun Ta-bletten. Nur vier Tage lang Schmerzen. Dann

Der Befund ist positiv. Was jetzt? Damit leben oder sich dage-gen entscheiden? Es kann so viel kaputtgehen und so viel entstehen.

Entscheidung über das Leben

ist die Sache erledigt. Alles wieder wie früher. Alles wieder normal. Es war die richtige Ent-scheidung.

Nur die Gedanken bleiben. Was wäre, wenn …? Man legt mir ein klei-nes, rosafarbenes Ge-schöpf auf die Brust. Es weint. Ich empfi nde unbe-

schreiblich grosse Liebe und bin überglück-lich. Ich sehe das Kind aufwachsen, sehe seine ersten Schritte, höre seine ersten Worte.

Was wäre, wenn ich mich anders ent-schieden hätte?

Was wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte?

Marlis Luginbühl, 19, aus Horboden, hat soeben die Matura

im Gymnasium Interlaken bestanden und studiert nun BWL

in Bern. «Ich bin ein sehr ruhiger Mensch und liebe es, in

meiner Freizeit meine Gedanken aufzuschreiben und sie so

zu ordnen.»

47

essay

Page 48: 2. Ausgabe 2011

Studieren Sie Betriebsökonomie oder Wirtschaftsinformatik!Bachelor in Business Administration (in Luzern oder Zug)Vollzeit oder berufsbegleitend mit den Studienrichtungen: Controlling & Accounting,

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Sans parapluieSans parapluieSchritte. Dazu ein monoton begleitender Rhythmus.Fast hypnotisierend.Man riecht den nassen alten Asphalt und die kühle neue Luft.Es regnet.

Sie merkt nichts von alldem. Eilig geht sie über den Asphalt. Der Regen wird stärker. Übertönendes Rauschen.

Ärgerlich drückt sie die Kopfhörer ins Ohr. Übertönte Musik.Einige Schritte weiter bleibt sie stehen. Schaut auf die Schuhe.Sie haben nasse Ränder. Sie stopft die Kopfhörer in die Tasche. Was solls, denkt sie sich, ich höre eh nichts mehr.Und geht weiter.

Sie streicht mühsam eine Strähne aus dem Gesicht. Die Haare kleben am Kopf, so nass sind sie. Ein Regentropfen rinnt die Wirbelsäule entlang. Sie fröstelt. Bekommt Gänsehaut an den Armen.Regentopfen auf der Haut. Einer genau zwischen den Lippen. Es schmeckt gesund. Gesund und salzig. Warum salzig, denkt sie. Wir sind doch nicht am Meer.Was solls, denkt sie sich, ist eh unwichtig.

Alles ist nass. Der kleine Zeh, der Bauchnabel. Sie blinzelt. Fährt sich mit der Hand über das Gesicht. Sie ist schwarz. Hätt ich doch die wasserfeste Schminke gebraucht, denkt sie. Hätt ich doch den Regenschirm dabei. Den mit den weissen Punkten. Was solls, sagt sie, Regen macht ja eh schöner.

Sans parapluie

Norma Merk, 18, aus Retschwil, hat die Matura

an der Kantonsschule Beromünster geschafft.

Sie schaut sich gerne alte Schwarzweiss-Filme

an, geht am liebsten barfuss und träumt von

einer Weltreise im VW Bulli.

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kurzgeschichte

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Marcel Schneeberger, 26, aus Wabern, studiert an der

Uni Bern Deutsch und Englisch. In der Hälfte der Strecke

Bern−Zürich, auf der diese Fotos entstanden, brach er auf-

grund von Schmerzen die Reise ab, was für ihn zunächst ei-

ner Niederlage gleichkam. «Mit der Zeit konnte ich jedoch

dieses Scheitern umdeuten, in einen Gewinn an Erfahrung

und Eindrücken.»

Marcel Schneeberger

Aufbruchsstimmung. Einem Neuanfang gleich, will ich Altes hinter mir lassen, mich vorwärts bewegen. Gedanken schiessen mir durch den Kopf, sie kreisen, haben weder An-fang noch Ende, haben kein Ziel. Anfangs laufe ich wie getrieben los, stetig in Bewegung, ru-helos, rastlos, aber doch ohne Hast. Ich treibe. Laufen wird zur Trance – ein Zustand innerer Ausgeglichenheit. Stille. Einsamkeit.

Ich gehe durch den Alltag anderer Men-schen, unscheinbar, unauff ällig, unsichtbar. Sie bemerken mich nicht. Ich spüre die einzel-nen Bewegungen nicht mehr, werde eins mit

Ich fasste den Vorsatz, zu Fuss

von Bern nach Zürich zu gehen, um

ein anderes Verhältnis zu dieser

viel befahrenen Strecke zu erhalten.

Scheitern

der Umgebung – ich rieche und spüre die Din-ge anders, neu.

Dann die Weggabelung: zwei Wege, zwei Möglichkeiten – weitermachen oder aufhö-ren?

Scheitern.

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foto

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Page 53: 2. Ausgabe 2011

Der Klang dieses Wortes stiess in mir eine Tür auf.

Endlich.

Zu lange hatte ich still in der hintersten Ecke meines

Herzens darauf gewartet, dass sich die Tür einen Spalt

öffnet und mir das Licht zurück bringt. Geblendet vom

klaren, reinen Licht senkte ich meine Augen. Auf dem

Boden meines Herzens stiess die Hoffnung auf frucht-

baren Boden und keimte.

Meine Freudentränen liessen die Hoffnung erblühen, und

sie leuchtete mir in einem satten Rot entgegen, als ich

aufstand und durch die Tür trat.

Hinaus, ins Freie.

Hoffnung

Sarah Gimmel, 19, aus Ostermundigen, hat

das Gymnasium Kirchenfeld besucht und

möchte nun Medizin studieren. «Ich bin eine

leidenschaftliche Tänzerin, glacesüchtig,

verträumt und liebe die Tropen.»

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kurzgeschichte

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AUF DER SPUR DER ROTEN WALDMENSCHEN

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Anaïs Lienhart, 17, aus Wil, spielt

Geige und verbringt ihre Freizeit

am liebsten mit ihren Kollegin-

nen: «Ich rede viel, lese gerne,

mag alte Filme und Musik. Ich

bin fl eissig und verarbeite meine

ganze Umgebung in Texten.

Anaïs Lienhart

Er sah sie zum ersten Mal, als sie in einer bescheidenen Teestube sass, gegenüber dem Haus, in dem er wohnte. Es war keine schöne Wohngegend, aber die Preise wa-

ren anständig und als Student der Medizin, der nebenbei in einem Kino jobbte und Geschichten schreibt, konnte er sich nun wirklich nicht beklagen. Nun, jedenfalls sah er sie, wie sie dasass in ihrem wunderbaren roten Kleid, und verliebte sich auf der Stelle in sie.

Er konnte nicht sagen warum, sie sah nicht besser aus als andere, und er hatte noch nie mit ihr gesprochen, doch er wusste es in dem Moment, als er sie sah. Ihr Haar war von einem hel-len, eher unscheinbaren Braun, schulterlang und leicht gewellt. Sie trug es off en, lediglich ein schmaler silberner Haarreif hielt die Strähnen zurück, damit sie nicht ins Gesicht fi elen. Ihre Züge

strahlten eine ungemeine Harmonie aus, was wahrscheinlich von der Symmetrie herrührte.

Er trat näher heran, blieb vor dem Fens-ter stehen, als betrachte er mit grossem In-

teresse die hölzerne Skulptur hinter ihr. Doch seine Vorsicht war unbegründet, denn sie studierte konzentriert die Seiten eines Schulbuches. Der Titel liess erahnen, dass es sich um eine Zusam-menstellung deutscher Literaturklassiker handelte.

Ihre Augen, von einem leuchtenden Grünblau, huschten an-geregt über die Zeilen. Ihm fi el auf, wie klein ihre Hände waren. Winzig klein, wie die Hände seiner elfjährigen Cousine. Über-haupt war alles an ihr so klein, im Miniaturformat geraten. Dabei wirkte sie jedoch nicht zerbrechlich, ganz und gar nicht. Er glaub-te zu wissen, dass ihre Hände sich nicht scheuten, auch Gartenar-beit zu erledigen oder Brotteig zu kneten. Um ihren Hals hing ein silbernes Kreuz, kaum daumennagelgross. Ihre Jacke, ein hell-braunes Übergangsmodell, hing über der Stuhllehne. Vor ihr auf dem Tisch stand ein Cappuccino. Bestimmt wartet sie auf ihren Freund, schoss es ihm durch den Kopf. Bestimmt. Aber er konnte nun nicht länger warten, er musste etwas tun, denn er wusste, würde er sie heute nicht auf sich aufmerksam machen, sie würde nie erfahren, dass es ihn gibt.

Er stiess also die Türe auf und trat ein.

Wie sie dasass in ihrem wunderbaren roten Kleid, verliebte er sich auf der Stelle in sie.

Vor ihr auf dem Tisch stand ein Cappuccino. Bestimmt wartet sie auf ihren

Freund, schoss es ihm durch den Kopf.

Das rote Kleid

Ihm fi el auf, wie klein ihre Hände waren.

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kurzgeschichte

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Die Dose

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comic

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Ganz ohne Worte erzählt Jonas Tirabosco, 14,

aus Genf eine clever inszenierte Geschichte zum

Litteringproblem, die zum

Nachdenken anregt. Mit

seinem Comic hat er beim

Wettbewerb der «IG Sau-

bere Umwelt einen Preis

gewonnen.57

Page 58: 2. Ausgabe 2011

«Jetzt neu im Selbstanbau: Die ultimativen Obst- und Ge-

müsesorten», scherzt Jonas Kakó, 21, zu seinem Bild, das

die Entwicklung der Lebensmittelindustrie karikiert. Zur

Fotografi e ist der Gymnasiast vor drei Jahren gekommen.

«Durch das Fotografi eren habe ich gelernt, die Welt mit

einem völlig neuen Blick zu sehen.» Seine zweite Leiden-

schaft gehört dem Reisen: «Keine Pauschalreisen. Mög-

lichst günstig mit dem Rucksack durch die Welt. Entweder

mit dem Zug oder per Anhalter. Dabei ist die Kamera mein

ständiger Begleiter.»

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das hört ja gut auf

KULTURLANDSCHAFT

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Page 60: 2. Ausgabe 2011

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