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3 Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit 3.1 Im Blickpunkt: Erwerbstätige und Arbeitslose Der Arbeitsmarkt ist seit rund dreißig Jahren durch ein Ungleichgewicht von An- gebot und Nachfrage gekennzeichnet. Vor gut zehn Jahren hat sich die Schere zwischen denen, die Arbeit suchen, und der Zahl offener Stellen noch weiter ge- öffnet. Gerade in den neuen Ländern und Berlin-Ost traten nach der Wieder- vereinigung Deutschlands und dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft zuvor nicht gekannte Probleme auf dem Arbeitsmarkt auf, die noch immer eine Herausforderung darstellen. Arbeitslosigkeit ist keine abstrakte Größe, sondern greift entscheidend in das Le- ben der Betroffenen ein. Die mit Arbeitslosigkeit einhergehenden Einkommens- verluste zwingen meist zum Konsumverzicht, was letztlich eine Einschränkung der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben für die ganze Familie bedeuten kann. Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche, Klassenfahrten der Kinder etc. können nicht oder nur noch selten bezahlt werden. Für diejenigen, die Arbeit haben, ist Erwerbstätigkeit oft mehr als nur »Sicherung des Lebensunterhalts«. Die Erwerbstätigkeit nimmt im menschlichen Leben einen zentralen Platz ein; sie dient auch der persönlichen Selbstentfaltung. Wer etwa am Arbeitsplatz ausreichend Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume hat, ge- staltet oft sein persönliches Umfeld aktiver als jene, denen es anders geht. Tab. 1: Eckdaten zu Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit Ergebnisse des Mikrozensus April 2001 Erwerbstätige Erwerbslose 1 000 % 1 000 % 1 Deutschland Insgesamt 36 816 100,0 3 734 9,2 Männer 20 629 56,0 2 054 9,1 Frauen 16 187 44,0 1 680 9,4 Früheres Bundesgebiet Insgesamt 30 307 100,0 2 241 6,9 Männer 17 081 56,4 1 307 7,1 Frauen 13 226 43,6 934 6,6 Neue Länder und Berlin-Ost Insgesamt 6 508 100,0 1 493 18,7 Männer 3 548 54,5 747 17,4 Frauen 2 960 45,5 746 20,1 1 Anteile der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose). 85

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3 Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit

3.1 Im Blickpunkt: Erwerbstätige und Arbeitslose

Der Arbeitsmarkt ist seit rund dreißig Jahren durch ein Ungleichgewicht von An-gebot und Nachfrage gekennzeichnet. Vor gut zehn Jahren hat sich die Scherezwischen denen, die Arbeit suchen, und der Zahl offener Stellen noch weiter ge-öffnet. Gerade in den neuen Ländern und Berlin-Ost traten nach der Wieder-vereinigung Deutschlands und dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaftzuvor nicht gekannte Probleme auf dem Arbeitsmarkt auf, die noch immer eineHerausforderung darstellen.Arbeitslosigkeit ist keine abstrakte Größe, sondern greift entscheidend in das Le-ben der Betroffenen ein. Die mit Arbeitslosigkeit einhergehenden Einkommens-verluste zwingen meist zum Konsumverzicht, was letztlich eine Einschränkung derTeilnahme am gesellschaftlichen Leben für die ganze Familie bedeuten kann.Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche, Klassenfahrten der Kinder etc. können nichtoder nur noch selten bezahlt werden.Für diejenigen, die Arbeit haben, ist Erwerbstätigkeit oft mehr als nur »Sicherungdes Lebensunterhalts«. Die Erwerbstätigkeit nimmt im menschlichen Leben einenzentralen Platz ein; sie dient auch der persönlichen Selbstentfaltung. Wer etwaam Arbeitsplatz ausreichend Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume hat, ge-staltet oft sein persönliches Umfeld aktiver als jene, denen es anders geht.

Tab. 1: Eckdaten zu Erwerbstätigkeit und ErwerbslosigkeitErgebnisse des Mikrozensus April 2001

Erwerbstätige Erwerbslose

1 000 % 1 000 %1

DeutschlandInsgesamt 36 816 100,0 3 734 9,2Männer 20 629 56,0 2 054 9,1Frauen 16 187 44,0 1 680 9,4

Früheres BundesgebietInsgesamt 30 307 100,0 2 241 6,9Männer 17 081 56,4 1 307 7,1Frauen 13 226 43,6 934 6,6

Neue Länder und Berlin-OstInsgesamt 6 508 100,0 1 493 18,7Männer 3 548 54,5 747 17,4Frauen 2 960 45,5 746 20,1

1 Anteile der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Erwerbslose).

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losen unterschieden. Zu den Erwerbspersonen gehören aus statistischer Sichtsowohl die Erwerbstätigen als auch die Erwerbslosen: Erwerbspersonen = Er-werbstätige + Erwerbslose.

Erwerbstätig (umgangssprachlich auch »berufstätig«) sind alle Personen, die ineinem Arbeitsverhältnis stehen, die also »abhängig« beschäftigt sind, sowie alleSelbstständigen, Freiberufler und mithelfenden Familienangehörigen. Ob es sichum eine hauptberufliche Tätigkeit oder eine Nebentätigkeit handelt und wie hochdas Entgelt ist, spielt für die Zuordnung zur Kategorie der Erwerbstätigen keineRolle. Erwerbslos sind alle Nichtbeschäftigten, die sich um eine Arbeitsstelle be-mühen, unabhängig davon, ob sie beim Arbeitsamt registriert sind. Als Arbeitslosegelten hingegen nur diejenigen Personen, die beim Arbeitsamt als solche gemeldetsind (vgl. 3.7 bis 3.11).

Nach diesen Abgrenzungen gab es – so die Ergebnisse des Mikrozensus – im April2001 im früheren Bundesgebiet rund 32,6 Mill. Erwerbspersonen, darunter 30,3Mill. Erwerbstätige. Im Vergleich zu April 1991 zeigte sich bei einer Steigerung derErwerbspersonenzahl um etwa 1,2 Mill. eine Zunahme der Erwerbstätigen um623 000 Personen. Dieser stand ein Anstieg der Erwerbslosen um rund 565 000gegenüber. In den neuen Ländern und Berlin-Ost gab es im April 2001 rund 8,0 Mill.Erwerbspersonen; von ihnen waren insgesamt 6,5 Mill. Menschen erwerbstätigund knapp 1,5 Mill. erwerbslos. Die Zahl der Erwerbstätigen lag damit im April 2001in Ostdeutschland gegenüber der Mikrozensuserhebung vom April 1991 um knapp1,3 Mill. niedriger, die Zahl der Erwerbslosen um 527 000 Personen höher.

3.2 Erwerbstätigkeit als Unterhaltsquelle

Bestritten im Mai 1991 noch 44,5 % der Menschen in Deutschland ihren Lebens-unterhalt aus eigener Erwerbstätigkeit, so waren es im April 2001 insgesamt40,9 %. Dies ist nicht nur eine Folge der höheren Arbeitslosigkeit – von Arbeits-losengeld oder -hilfe lebten im Mai 1991 noch 2,2 % der Bevölkerung, währenddieser Anteil bis zum Jahr 2001 auf 3,5 % anstieg –, sondern auch der Verschie-bung der Altersstruktur. Denn der Anteil der Bezieher von Renten und Pensionenist in Deutschland von 18,7 % im Mai 1991 auf 22,5 % im April 2001 gestiegen.Hingegen sank der Anteil derjenigen, die ihren Unterhalt aus der Unterstützungdurch Angehörige bezogen, von 31,4 % im Mai 1991 auf 29,6 % im April 2001. Aufsonstige Einkommensquellen wie eigenes Vermögen, Vermietung, Zinsen, Alten-teil, Sozialhilfe, Leistungen aus einer Pflegeversicherung oder beispielsweiseBaföG konnten im Mai 1991 rund 3,2 % der Bevölkerung in Deutschland zurück-greifen, im April 2001 waren es 3,5 %.

Insgesamt war für 40,9 % der Bevölkerung in den elf alten Bundesländern undauch für 40,9 % in den neuen Ländern und Berlin-Ost im April 2001 die eigene Er-werbstätigkeit die wichtigste Unterhaltsquelle. Während im früheren Bundesgebiet

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31,9 % ganz oder zum Teil durch Angehörige (Eltern, Ehepartner, Kinder usw.) ver-sorgt wurden, waren es in den neuen Ländern und Berlin-Ost nur 19,5 %. Dagegenlebten hier 30,9 % überwiegend von Renten, Pensionen und Erträgen aus Ver-mögen, sonstigen Unterstützungen und Sozialhilfe – in den alten Ländern warenes 24,9 %. Aus Arbeitslosengeld oder -hilfe bestritten 2,3 % der Bevölkerung imfrüheren Bundesgebiet ihren Lebensunterhalt, in den neuen Ländern und Berlin-Ost waren es 8,7 %.

3.3 Beteiligung am Erwerbsleben

Obwohl heute die Ausbildungszeiten länger sind und früher aus dem Erwerbs-leben ausgeschieden werden kann, lag im April 2001 der Anteil der Erwerbsper-sonen an der Gesamtbevölkerung (Erwerbsquote) im früheren Bundesgebiet mit48,4 % etwas höher als 1950 (46,2 %).

Abb. 2: Bevölkerung nach überwiegendem Lebensunterhalt im April 20011

in Tausend

1 Ergebnisse des Mikrozensus.

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Um die jeweilige Situation am Arbeitsmarkt analysieren zu können, aber auch umbeispielsweise Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf ihre Wirk-samkeit hin zu überprüfen, sind aktuelle sowie nach verschiedenen Merkmalengegliederte statistische Angaben zur Beschäftigung und Arbeitslosigkeit wesent-liche Voraussetzungen. Das Zahlenmaterial über Erwerbstätige und Arbeitslosestammt aus unterschiedlichen Quellen. Es sind dies die Statistiken der Arbeits-ämter und die Beschäftigtenstatistik der Sozialversicherungsträger, die beidevorhandene Verwaltungsunterlagen auswerten, sowie die Erhebungen der statis-tischen Ämter, wie der Mikrozensus oder die Arbeitskräftestichprobe der Euro-päischen Gemeinschaften. Sie gehen zum Teil von unterschiedlichen Begriffsab-grenzungen aus. Diese müssen beachtet werden, damit bei der Interpretation derZahlen keine Missverständnisse auftreten, denn vielfach wird nicht einheitlichzwischen Erwerbspersonen und Erwerbstätigen sowie Erwerbslosen und Arbeits-

Abb. 1: Entwicklung von Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeit seit 19601

im früheren Bundesgebiet

1 Ergebnisse des Mikrozensus; außer 1983 und 1984: Ergebnisse aus EG-Arbeitskräftestichprobe.

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Ausschlaggebend für diese Entwicklung in den vergangenen fünfzig Jahren warvor allem die höhere Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben. Insbesondere beiverheirateten Frauen stieg die Erwerbsquote sehr stark an, nämlich von 25,0 %im Jahr 1950 auf 51,0 % im April 2001.

Tab. 2: ErwerbsquotenAnteil der Erwerbspersonen an 100 Männern bzw. Frauen

Jahr Männer Frauen VerheirateteFrauen

Insgesamt

Früheres Bundesgebiet

1950 63,2 31,3 25,0 46,21960 63,2 33,6 32,5 47,71970 58,3 30,2 35,6 43,51980 58,4 32,6 40,6 44,91985 60,3 35,9 42,5 47,61991 60,0 38,8 47,2 49,11995 58,0 39,2 48,4 48,31998 57,3 39,7 49,4 48,11999 56,9 40,5 50,3 48,52000 56,2 40,6 50,3 48,22001 56,1 41,2 51,0 48,4

Neue Länder und Berlin-Ost

1991 59,9 50,0 73,0 54,71995 57,1 48,4 68,9 52,61998 58,2 48,6 67,1 53,31999 58,7 48,5 65,9 53,52000 58,2 47,9 64,4 53,02001 58,2 48,1 63,7 53,0

Tab. 3: Frauenerwerbsquoten nach Altersgruppen

Altervon . . . bisunter . . . Jahre

Deutschland FrüheresBundesgebiet

Neue Länderund Berlin-Ost

1991 2001 1960 1991 2001 1991 2001

15–20 37,2 29,1 75,0 34,8 28,7 46,3 30,620–25 75,9 68,7 75,7 73,4 68,0 87,2 71,725–30 75,6 76,2 52,7 70,8 74,8 96,2 83,830–35 72,8 77,7 45,1 66,5 75,4 97,3 90,035–40 75,1 79,8 45,4 68,8 76,7 97,7 93,840–45 75,4 82,0 44,9 70,5 79,2 96,9 94,145–50 72,8 81,3 41,6 67,2 78,4 95,7 93,050–55 65,3 73,6 37,9 58,6 70,1 91,4 90,155–60 42,9 59,5 32,7 44,4 55,2 37,2 76,960–65 10,7 14,9 20,9 12,2 16,4 4,8 9,065–70 3,3 3,9 / 3,8 4,6 1,2 1,5

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Abb. 3: Bevölkerung nach Alter und Beteiligung am ErwerbslebenErgebnisse des Mikrozensus April 2001

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Bezogen auf die 15- bis unter 65-jährigen Männer lag die Erwerbsquote im April2001 bei 80,1 %, für die Frauen gleichen Alters bei 64,9 %.

Der Anteil der Erwerbspersonen unter den Frauen ist in den neuen Ländern undBerlin-Ost deutlich höher als im früheren Bundesgebiet. Besonders groß sind dieUnterschiede bei den verheirateten Frauen (63,7 % in den neuen Ländern; 51,0 %im früheren Bundesgebiet). Die Erwerbsbeteiligung der Männer im Osten (58,2 %)ist hingegen kaum höher als im Westen (56,1 %).

Bezieht man auch das Alter der Frauen ein, zeigt sich eine deutliche Zunahmeder Erwerbsbeteiligung der 25- bis 54-Jährigen im früheren Bundesgebiet. Inden neuen Ländern und Berlin-Ost erreicht die Frauenerwerbsquote bei den 25-bis 49-Jährigen einen Wert von 91,7 %, selbst bei den 50- bis 54-Jährigen liegtsie noch bei 90,1 %.

3.4 Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen

Wendet man die traditionelle Aufgliederung der Wirtschaftsbereiche in primären(Land- und Forstwirtschaft, Fischerei), sekundären (Produzierendes Gewerbe) undtertiären Sektor (Dienstleistungen) auf die wirtschaftliche Zugehörigkeit der Er-werbstätigen an, werden tief greifende Wandlungen im Zeitablauf offenkundig.Änderungen in den Produktions- und Fertigungsverfahren, zunehmende Auto-matisierung und Rationalisierung sowie die veränderte Nachfrage nach Güternund Dienstleistungen haben zu einer erheblichen Umverteilung der Erwerbstäti-gen geführt.

Am auffälligsten ist die Schrumpfung des primären Sektors: Vor 120 Jahren wardort mit über 8 Mill. Menschen der größte Teil der Erwerbspersonen beschäftigt.Arbeitete 1882 im damaligen Reichsgebiet nahezu jeder zweite Erwerbstätige imprimären Sektor, galt dies im Jahr 2001 in Deutschland nur etwa für jeden 39., imfrüheren Bundesgebiet sogar nur noch für jeden 42. Erwerbstätigen. Insgesamtarbeiteten im Jahr 2001 in Deutschland 943 000 Menschen in der Landwirt-

Tab. 4: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen1

(Ergebnisse des Mikrozensus) in Tausend

Wirtschafts-bereiche

FrüheresBundesgebiet

Neue Länderund Berlin-Ost

1960 1970 1980 1991 2001 1991 2001

Primärer Sektor 3 541 2 402 1 437 1 045 717 530 226Sekundärer Sektor 12 807 13 005 12 174 12 065 9 995 3 285 1 939Tertiärer Sektor 9 846 10 937 13 263 16 574 19 596 3 947 4 343Insgesamt 26 194 26 344 26 874 29 684 30 307 7 761 6 508

1 In den Abgrenzungen gibt es kleinere Abweichungen, da es Veränderungen bei den zugrundeliegenden Klassifikationen der Wirtschaftszweige im Zeitablauf gab.

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schaft, und zwar 717 000 im früheren Bundesgebiet und 226 000 in den neuenLändern.

Mit der Abnahme der Erwerbstätigenzahlen im Agrarbereich geht eine starke Zu-nahme im tertiären Sektor einher. Hier arbeiten heutzutage in Deutschland rund65 % aller Erwerbstätigen, vor fast 120 Jahren war es nicht einmal ein Viertel.Nachdem das Produzierende Gewerbe im früheren Bundesgebiet in den 60er- und70er-Jahren die meisten Arbeitsplätze bot (fast 50 %), ist der Beschäftigtenanteilhier mittlerweile auf rund 33 % im Jahr 2001 gesunken. In den neuen Ländern undBerlin-Ost lag er mit 29,8 % noch darunter.

3.5 Berufe und Tätigkeitsmerkmale

Der Wandel der Wirtschaftsstrukturen durch den allgemeinen technischen Fort-schritt, neue Produktions- und Fertigungsverfahren sowie veränderte wirtschaft-liche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben viele Berufe bzw. Berufs-

Abb. 4: Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich

1 Ergebnisse der Berufszählung im Reichsgebiet – Erwerbspersonen.2 Ergebnisse der Berufszählung im früheren Bundesgebiet.3 Ergebnisse des Mikrozensus April 1970 im früheren Bundesgebiet.4 Ergebnisse des Mikrozensus April 2001 in Deutschland.

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bereiche verändert. In den Dienstleistungsberufen waren im Jahr 2001 in Deutsch-land 64 % aller Erwerbstätigen beschäftigt, von ihnen über die Hälfte (57 %) Frauen.Der zweite stark besetzte Berufsbereich waren Fertigungsberufe, in denen jedervierte Erwerbstätige seinem Broterwerb nachging. Relativ unbedeutend in Bezugauf die Zahl der Erwerbstätigen sind die landwirtschaftlichen Berufsbereiche miteinem Anteil von knapp 3 %. Auch in den technischen Berufen waren im April 2001nur rund 7 % der Erwerbstätigen beschäftigt.

3.6 Stellung im Beruf

Die traditionelle Einteilung nach der Stellung im Beruf (Selbstständige, mithelfendeFamilienangehörige, Beamte, Angestellte und Arbeiter) spiegelt heutzutage nurnoch in sehr eingeschränktem Maße die soziale Struktur der Erwerbstätigen wider.Jede einzelne Gruppe – insbesondere die der Angestellten – bietet mittlerweileeine breite Palette hierarchischer Einstufungsmöglichkeiten. Die historisch ge-wachsene Einteilung bringt jedoch gesellschaftliche Veränderungen zum Aus-druck und ist darüber hinaus weiterhin für das rechtliche Beschäftigungsverhältnis(z. B. Zugehörigkeit zur Rentenversicherung) von Bedeutung.

Im April 2001 standen 88,5 % aller Erwerbstätigen im früheren Bundesgebiet und90,9 % in den neuen Ländern und Berlin-Ost in einem abhängigen Arbeitsver-hältnis, d. h. sie waren als Arbeiter, Angestellte (einschließlich Auszubildende) oderBeamte tätig. Die Angestellten hatten mit 50,7 bzw. 48,0 % den größten Anteil,gefolgt von den Arbeitern mit 31,3 bzw. 38,4 %. Selbstständige waren mit 10,1 %im früheren Bundesgebiet und mit 8,6 % in den neuen Ländern und Berlin-Ost,Beamte mit 6,5 % in den alten und mit 4,5 % in den neuen Bundesländern ver-treten. Auf die unbezahlten, zumeist in der Landwirtschaft tätigen mithelfendenFamilienangehörigen entfiel ein Anteil von 1,4 bzw. 0,5 %.

Tab. 5: Erwerbstätige in Deutschland nach Berufsbereichen im April 20011

Berufsbereich2 Insgesamt1 000

Darunter weiblich%

Berufe in der Land-, Tier-, Forst-wirtschaft und im Gartenbau 1 002 36,9

Bergleute, Mineralgewinner 49 /Fertigungsberufe 9 036 18,1Technische Berufe 2 397 16,2Dienstleistungsberufe 23 678 57,2Sonstige Arbeitskräfte 654 38,2Insgesamt 36 816 44,0

1 Ergebnisse des Mikrozensus.2 Klassifizierung der Berufe, Ausgabe 1992.

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Die Struktur der Erwerbstätigen nach der Stellung im Beruf hat sich in den ver-gangenen fünf Jahrzehnten erheblich verändert: Während der Anteil Selbststän-diger und mithelfender Familienangehöriger an den Erwerbstätigen von 1950 bis2001 im früheren Bundesgebiet gravierend zurückging, hat sich der Anteil derAngestellten und Beamten fast verdreifacht. Diese Entwicklung ist im Zusam-menhang mit dem bereits erwähnten langfristigen Wandel in der Wirtschafts-struktur zu sehen. So hat beispielsweise der Rückgang der Erwerbstätigenzahlenin der Landwirtschaft mit ihrem hohen Anteil an Selbstständigen und mithelfen-den Familienangehörigen zum Rückgang dieser beiden Gruppen insgesamt bei-getragen. Durch das starke Anwachsen des tertiären Sektors (Dienstleistungen)nahm hingegen die Zahl der Angestellten beträchtlich zu.

Im früheren Bundesgebiet wie in den neuen Ländern und Berlin-Ost weist derAnteil der Selbstständigen, der mithelfenden Familienangehörigen und der ab-hängig Erwerbstätigen für Männer und Frauen typische Unterschiede auf. Unterden erwerbstätigen Männern im früheren Bundesgebiet war 2001 der AnteilSelbstständiger (13,0 %) etwa doppelt so hoch wie unter den Frauen (6,4 %).Bei den Beamten betrugen die entsprechenden Anteile 7,7 bzw. 4,9 %. In denneuen Bundesländern waren im April 2001 11,1 % aller männlichen Erwerbstä-tigen selbstständig und 5,7 % aller weiblichen. Der Anteil der Beamten lag bei5,8 %, der Beamtinnen 2,8 %. Weibliche Erwerbstätige übten überwiegend An-gestelltenberufe aus (früheres Bundesgebiet: 63,5 %; neue Länder und Berlin-Ost: 66,8 %). Von den erwerbstätigen Männern war jeweils der größere Teil (37,9bzw. 50,5 %) als Arbeiter tätig.

Die berufliche Stellung hängt eng mit dem Ausbildungsstand der Erwerbstätigenzusammen. So sind Personen mit Fach-, Fachhoch- oder Hochschulabschluss

Abb. 5: Erwerbstätige nach Stellung im Beruf im früheren Bundesgebietin Prozent

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Tab. 6: Erwerbstätige nach Stellung im Beruf und Geschlecht im April 20011

Stellung im Beruf Männer in % Frauen in %

DeutschlandArbeiter2 40,0 22,9Angestellte3 39,4 64,1Beamte 7,4 4,6Selbstständige 12,7 6,3Mithelfende Familienangehörige 0,5 2,1

Früheres BundesgebietArbeiter2 37,9 22,8Angestellte3 40,9 63,5Beamte 7,7 4,9Selbstständige 13,0 6,4Mithelfende Familienangehörige 0,5 2,4

Neue Länder und Berlin-OstArbeiter2 50,5 24,0Angestellte3 32,3 66,8Beamte 5,8 2,8Selbstständige 11,1 5,7Mithelfende Familienangehörige 0,3 0,7

1 Ergebnisse des Mikrozensus.2 Einschl. Auszubildende in anerkannten gewerblichen Ausbildungsberufen.3 Einschl. Auszubildende in anerkannten kaufmännischen und technischen Ausbildungsberufen.

Tab. 7: Erwerbstätige in Deutschland nach Stellung im Berufund Ausbildungsabschluss im April 20011

Stellung im Beruf Ins-gesamt

1 000

Darunter mit

BeruflichesPraktikum2,

Lehr-ausbildung3

Meister-/Techniker-ausbildung,Fachschul-,4

Fachhochschul-,Hochschul-abschluss/Promotion5

Selbstständige 3 632 39,9 % 43,8 %Mithelfende Familienangehörige 441 52,8 % 11,6 %Beamte 2 263 33,0 % 55,9 %Angestellte6 18 496 54,0 % 28,9 %Arbeiter7 11 984 61,2 % 4,6 %Insgesamt 36 816 53,6 % 24,0 %

1 Ergebnisse des Mikrozensus. – 2 Einschl. Anlernausbildung. – 3 Einschl. Berufsvorbereitungs-jahr, berufsqualifizierender Abschluss an Berufsfach-/Kollegschulen, Abschluss einer einjährigenSchule des Gesundheitswesens. – 4 Einschl. Abschluss der Fachschule in der ehemaligen DDR,Abschluss einer 2- oder 3-jährigen Schule des Gesundheitswesens, Abschluss einer Fachakade-mie oder einer Berufsakademie, Abschluss einer Verwaltungsfachhochschule. – 5 Auch Ingenieur-schulabschluss; ohne Abschluss an einer Verwaltungsfachhochschule. – 6 Einschl. Auszubildendein anerkannten kaufmännischen und technischen Ausbildungsberufen. – 7 Einschl. Auszubildendein anerkannten gewerblichen Ausbildungsberufen.

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unter den Selbstständigen und Beamten wesentlich häufiger vertreten als in denübrigen Berufsgruppen. Eine Lehre bzw. eine Anlernausbildung dominiert dage-gen bei den Arbeiterinnen und Arbeitern.

3.7 Arbeitslose und offene Stellen

Arbeitslosigkeit ist nicht nur für die Betroffenen ein schwer wiegendes persön-liches Problem, sondern auch eine große Herausforderung für die ganze Gesell-schaft. Zum einen müssen die Arbeitslosen gravierende finanzielle Einbußen hin-nehmen und stehen zusätzlich unter großer psychischer Belastung; zum anderenstellen sie für den Staat einen erheblichen Kostenfaktor dar, während sie mit demEinsatz ihrer Arbeitskraft zur gesamtwirtschaftlichen Leistung beitragen könnten.

Vollbeschäftigung ist allerdings nicht mit völliger Ausschaltung von Arbeitslosigkeitgleichzusetzen, denn saisonale Arbeitslosigkeit (z. B. Winterarbeitslosigkeit imBaugewerbe) und vorübergehende Beschäftigungslosigkeit bei einem Arbeits-platzwechsel lassen sich nie ganz vermeiden. Daher wird üblicherweise solangevon einem Zustand der Vollbeschäftigung gesprochen, wie die Zahl der Arbeits-losen die Zahl der offenen Stellen nicht übersteigt.

Zu Beginn der 60er-Jahre war nach dieser Abgrenzung im früheren BundesgebietVollbeschäftigung erreicht. Es herrschte sogar ein Mangel an Arbeitskräften, dernur durch die Anwerbung von Ausländern und Ausländerinnen gemildert werdenkonnte. Seit 1974 liegt die jahresdurchschnittliche Zahl der Arbeitslosen jedocherheblich über der Zahl offener Stellen. Ab 1975 gab es im Jahresdurchschnittbereits mehr als 1 Mill. Arbeitslose, und nach einem vorübergehenden geringfü-gigen Rückgang hat die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt 1981 die Millio-nengrenze wiederum erheblich überschritten.

Im Laufe der Jahre 1982 bis 1988 verschlechterte sich die Arbeitsmarktlage weiter.Anfang 1985 wurden 2,6 Mill. Arbeitslose registriert. Im Jahresdurchschnitt 1988gab es noch 2,2 Mill. Arbeitslose. Ende 1988/Anfang 1989 verbesserte sich dieArbeitsmarktlage erneut vorübergehend. Im Mai 1989 sank die Zahl der gemelde-ten Arbeitslosen erstmals wieder unter die Zwei-Millionen-Grenze. Bis zum De-zember 1991 und nochmals im Februar 1992 blieb die Arbeitslosenzahl unter demjeweiligen Vorjahresergebnis und erreichte mit knapp 1,7 Mill. im Jahresdurch-schnitt 1991 den niedrigsten Durchschnittswert seit 1982. Mit der beginnendenKonjunkturschwäche 1992 ging dann wieder ein Anstieg auf jahresdurchschnitt-lich 1,8 Mill. Personen einher, der sich in den Jahren bis 1997 verstärkt fortsetzte.Im Jahresdurchschnitt 1997 überschritt die Zahl der gemeldeten Arbeitslosenerstmals die Drei-Millionen-Grenze. Die Arbeitslosenquote, d. h. die Zahl der Ar-beitslosen an allen abhängigen zivilen Erwerbspersonen, betrug 11,0 %.

1998 trat auf dem Arbeitsmarkt im früheren Bundesgebiet eine leichte Besserungein, die sich von 1999 bis 2001 fortsetzte. Maßgeblich hierfür war die im Jahres-

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verlauf einsetzende konjunkturelle Belebung. So sank die Zahl der registriertenArbeitslosen von 1998 bis zum Jahre 2001 um 426 000 auf 2,48 Mill. im Jahres-durchschnitt. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote 2001 ermäßigte sichauf 8,3 % (1998: 10,5 %). Gleichzeitig hat sich das bis zum Jahr 2000 erhöhteStellenangebot wieder geringfügig verringert. Betriebe und Verwaltungen melde-ten im Jahresdurchschnitt 2001 noch 440 000 offene Stellen, rund 11 600 oder2,6 % weniger als ein Jahr zuvor. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die be-reits in den 70er-Jahren begonnen hatte. Seitdem baut sich ein Sockel der Ar-beitslosigkeit auf, der mit jedem weiteren Konjunktureinbruch erheblich wächst,und nach Eintreten wirtschaftlicher Besserung nicht mehr auf das vorherige Ni-veau zurückgeht.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands trat auch in den neuen Ländern undBerlin-Ost das Problem der Arbeitslosigkeit in offener Form zutage; verdeckte Ar-beitslosigkeit gab und gibt es in allen Planwirtschaften. Die hohe Arbeitslosigkeit

Tab. 8: Arbeitslose, offene Stellen und Arbeitslosenquotenim früheren Bundesgebiet 1950 bis 2001

Jahresdurchschnitt Arbeitslose Offene Stellen Arbeitslosen-quoten1 %1 000

19502 1 868,5 118,5 11,019542 1 410,7 139,7 7,619582 763,9 221,6 3,71962 154,5 573,8 0,71966 161,1 539,8 0,71970 148,8 794,8 0,71974 582,5 315,4 2,61976 1 060,3 235,0 4,61980 888,9 308,3 3,81982 1 833,2 104,9 7,51984 2 265,6 87,9 9,11986 2 228,0 153,9 9,01988 2 241,6 188,6 8,71990 1 883,1 313,6 7,21991 1 689,4 331,4 6,31992 1 808,3 323,5 6,61993 2 270,3 243,3 8,21994 2 556,0 233,6 9,21995 2 564,9 266,5 9,31996 2 796,2 270,4 10,11997 3 020,9 281,5 11,01998 2 904,3 342,2 10,51999 2 755,5 386,2 9,92000 2 529,4 451,9 8,72001 2 478,0 440,3 8,3

1 Bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen.2 Ohne Angaben für das Saarland. Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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rührte hauptsächlich von der Anpassung der Wirtschaftsstruktur her, wodurchzunächst mehr Arbeitskräfte freigesetzt als neu eingestellt wurden. So waren imzweiten Halbjahr 1990 in den neuen Ländern und Berlin-Ost durchschnittlich rund433 000 Menschen arbeitslos, was einer Quote von 4,9 % entspricht. Demgegen-über waren nur etwa 25 000 offene Stellen gemeldet. Im Jahresdurchschnitt 1991hatte sich die Arbeitslosenquote bereits mehr als verdoppelt (10,3 %), sie stieg bis1993 weiter auf 15,8 % an, nachdem sie 1992 bereits bei 14,8 % gelegen hatte.Im Jahresdurchschnitt 1994 betrug die Arbeitslosenquote 16,0 % (1,14 Mill. Ar-beitslose). Ein Jahr später verringerte sich die Arbeitslosenzahl vorübergehend umjahresdurchschnittlich 95 100 oder 8,3 % auf 1,05 Mill. Ab 1996 verschlechtertesich der Arbeitsmarkt wieder spürbar. Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosen-zahl überschritt 1996 mit 1,17 Mill. das Niveau des Vorjahres um 121 800, 1997 mit1,36 Mill. um 194 700, 1998 mit 1,37 Mill. aber nur noch um 11 400 oder 0,8 %.

Auch in den neuen Ländern wirkte sich 1998/99 eine leicht konjunkturelle Be-lebung auf den Arbeitsmarkt aus. 1999 lag die Zahl der gemeldeten Arbeitslosenim Jahresdurchschnitt mit 1,34 Mill. um 31 200 unter dem Vorjahresniveau. An-

Abb. 6: Arbeitslose und offene Stellen im früheren Bundesgebiet1

und in den neuen Ländern einschl. Berlin-OstJahresdurchschnittswerte

1 Bis 1958 ohne Angaben für das Saarland. Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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ders als im früheren Bundesgebiet nahm die Arbeitslosigkeit aber bis zum Jahr2001 jahresdurchschnittlich wieder zu und zwar um 30 000 auf 1,37 Mill. DieArbeitslosenquote, auf der Basis der abhängig zivilen Erwerbspersonen, betrug2001 18,9 %. Auch die offenen Stellen verringerten sich zwischen 1999 und 2001geringfügig auf 66 000.

Tab. 9: Arbeitslose, offene Stellen und Arbeitslosenquoten 1991 bis 2001

Jahres-durch-schnitt

Arbeitslose OffeneStellen

Arbeitslosenquote1

ins-gesamt

Männer Frauen ins-gesamt

Männer Frauen

1 000 %

Deutschland1991 2 602,2 1 280,6 1 321,6 362,8 7,3 6,4 8,51992 2 978,6 1 411,9 1 566,7 356,2 8,5 7,1 10,21993 3 419,1 1 691,6 1 727,6 279,5 9,8 8,6 11,31994 3 698,1 1 863,1 1 835,0 284,8 10,6 9,5 12,01995 3 611,9 1 850,6 1 761,3 321,3 10,4 9,6 11,41996 3 965,1 2 111,5 1 853,5 327,3 11,5 11,0 12,11997 4 384,5 2 342,4 2 042,1 337,1 12,7 12,2 13,31998 4 279,3 2 272,7 2 006,6 421,6 12,3 11,9 12,81999 4 099,2 2 159,8 1 939,4 456,4 11,7 11,3 12,22000 3 888,7 2 052,8 1 835,8 514,0 10,7 10,5 10,92001 3 851,6 2 063,4 1 788,3 506,1 10,3 10,4 10,2

Früheres Bundesgebiet1991 1 689,4 897,7 791,7 331,4 6,3 5,8 7,01992 1 808,3 982,8 825,5 323,5 6,6 6,2 7,21993 2 270,3 1 277,1 993,3 243,3 8,2 8,0 8,41994 2 556,0 1 461,6 1 094,3 233,6 9,2 9,2 9,21995 2 564,9 1 463,7 1 101,2 266,5 9,3 9,3 9,21996 2 796,2 1 616,5 1 179,7 270,4 10,1 10,4 9,91997 3 020,9 1 740,7 1 280,2 281,5 11,0 11,2 10,71998 2 904,3 1 640,8 1 263,5 342,2 10,5 10,6 10,31999 2 755,5 1 535,5 1 220,0 386,2 9,9 9,9 9,82000 2 529,4 1 398,1 1 131,3 451,9 8,7 8,8 8,52001 2 478,0 1 378,8 1 099,2 440,3 8,3 8,6 7,9

Neue Länder und Berlin-Ost1991 912,8 382,9 530,0 31,4 10,3 8,5 12,31992 1 170,3 429,1 741,1 32,7 14,8 10,5 19,61993 1 148,8 414,5 734,3 36,2 15,8 11,0 21,01994 1 142,1 401,4 740,6 51,1 16,0 10,9 21,51995 1 047,0 386,9 660,1 54,8 14,9 10,7 19,31996 1 168,8 495,0 673,8 56,8 16,7 13,7 19,91997 1 363,6 601,7 761,9 55,6 19,5 16,6 22,51998 1 374,9 631,9 743,1 79,4 19,5 17,4 21,81999 1 343,7 624,3 719,4 70,2 19,0 17,1 20,92000 1 359,3 654,7 704,6 62,1 18,8 17,7 19,92001 1 373,7 684,6 689,1 65,9 18,9 18,4 19,4

1 Bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen. Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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Sowohl bei der Arbeitslosenzahl als auch bei der Zahl der offenen Stellen han-delt es sich ausschließlich um Fälle, die beim Arbeitsamt gemeldet sind. Die»tatsächliche« Zahl der Personen ohne Arbeit ist sicherlich höher, da es Arbeit-suchende gibt, die den Weg zum Arbeitsamt scheuen bzw. sich keine Vorteile da-von erhoffen, wenn sie sich dort melden (sie werden als »Stille Reserve« bezeich-net). Zur Stillen Reserve im weiteren Sinn zählen insbesondere auch diejenigenPersonen, die sich in beruflicher Vollzeitweiterbildung oder in Deutschsprachkur-sen befinden, sowie ältere Bezieher von Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe,so weit sie der Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehen (§ 428 SGB III,bis 1997: § 105 c AFG). Ähnliches gilt aber auch für die Zahl der offenen Stellen.Hier wird ein großer Teil ohne Einschaltung des Arbeitsamtes vergeben – nur etwa33 % des gesamten Stellenangebotes werden gemeldet – und taucht ebenfalls niein der Statistik auf. Die von der Bundesanstalt für Arbeit offiziell bekannt gegebe-nen Zahlen haben andererseits den Vorteil, dass sie anhand der Unterlagen derArbeitsämter, ohne Befragung der Betroffenen, laufend aktualisiert werden könnenund somit über Veränderungen rasch Auskunft geben.

3.8 Arbeitsplatzverlust, Kurzarbeit undArbeitsmarktpolitik

Von Januar bis Dezember 2001 lag im früheren Bundesgebiet der Zugang anArbeitslosen mit 4,79 Mill. Personen über den Zugangszahlen des Vorjahres(+ 141 100 Personen). Ebenso konnten im Jahr 2001 mit 4,66 Mill. auch wenigerPersonen (– 4,6 %) ihre Arbeitslosigkeit beenden als 2000. Die ermittelte Dauereiner Arbeitslosigkeitsperiode lag für Personen, die ihre Arbeitslosigkeit im Laufedes Jahres 2001 beendeten, bei durchschnittlich 33 Wochen gegenüber 34 Wo-chen im Vorjahr.In den neuen Bundesländern meldeten sich im Verlauf des Jahres 2001 rund2,24 Mill. Personen arbeitslos, 2 % weniger als im Jahr zuvor. Davon waren weit-aus die meisten (1,21 Mill.) vorher beschäftigt oder in betrieblicher Ausbildung.Ihr Anteil an allen Zugängen betrug knapp 54 % (2000: 54,9 %). Der Zugang vonArbeitslosen, die sich nach einer betrieblichen Ausbildung arbeitslos meldeten,nahm um 2 500 auf 89 800 Personen zu. Im Laufe des Jahres 2001 beendeten imOsten 2,2 Mill. Personen ihre Arbeitslosigkeit, das waren 3 % weniger als 2000.Die Arbeitslosigkeitsperioden in den neuen Ländern dauerten im Jahr 2001 wieauch bereits im Jahr 2000 durchschnittlich 37 Wochen.Um in konjunkturellen Schwächephasen Kündigungen zu vermeiden, gehen dieUnternehmen oftmals zunächst auf Kurzarbeit über. Dies lässt sich im Zeitab-lauf eindrucksvoll belegen: Die höchsten Kurzarbeiterzahlen waren im Zeitraumder letzten 30 Jahre – neben 1993 – um das Jahr 1975 (Jahresdurchschnitt 1975:773 300) sowie im Zeitraum 1981 bis 1984 festzustellen (Jahresdurchschnitt 1983:675 100). 1993 war wieder ein deutlicher Anstieg zu beobachten. So lag die jah-

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resdurchschnittliche Zahl 1993 im früheren Bundesgebiet bei 766 900, verringertesich aber bis zum Jahr 2001 auf 96 200 Kurzarbeiter. In den neuen Ländern undBerlin-Ost wurden die von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten erstmals ab Mitte1990 erfasst. Innerhalb eines Jahres erhöhte sich ihre Zahl von ca. 656 000 im Juli1990 auf rund 1,6 Mill. im Juli 1991. Mit Auslaufen der besonderen Kurzarbeiter-regelungen Ende 1991 ging ihre Zahl wieder stark zurück. Im Jahresdurchschnitt2001 wurden noch 26 800 Menschen in Kurzarbeit gezählt.

Im Hinblick auf die Entlastung des Arbeitsmarktes kommt den arbeitsmarktpoli-tischen Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit – insbesondere in Ostdeutsch-land – nach wie vor besondere Bedeutung zu. Neben dem Kurzarbeitergeld umfas-sen die traditionellen Instrumente der Arbeitsmarktpolitik vor allem die Förderungder beruflichen Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die beruflicheRehabilitation und spezielle Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der Eingliede-rungschancen schwer vermittelbarer Arbeitsloser. Hinzu kommen seit April 1997neue Fördermaßnahmen, mit deren Hilfe Arbeitslose in reguläre Beschäftigunggebracht werden sollen. Hierbei handelt es sich zumeist um Leistungen, die anArbeitgeber gezahlt werden, wie etwa Eingliederungszuschüsse, Beschäftigungs-hilfen für Langzeitarbeitslose, Einstellungszuschüsse bei Neugründungen undStrukturanpassungsmaßnahmen, mit denen reguläre Beschäftigungen speziell inden neuen Bundesländern gefördert werden (SAM OfW). Zusätzlich besteht seitJanuar 1999 ein Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Es zieltdarauf ab, Jugendliche durch spezielle Instrumente in Ausbildung oder Beschäf-tigung zu bringen. Im Jahr 2001 wurden im früheren Bundesgebiet insgesamtmehr Personen in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gefördert als 2000.Dabei spielten Qualifizierungsmaßnahmen nach wie vor die größte Rolle. Im Ver-gleich hierzu waren in den neuen Ländern im Jahresdurchschnitt 2001 erneutweniger Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen als 2000. Hier habentrotz starker Rückgänge die Beschäftigungsschaffenden Maßnahmen des zwei-ten Arbeitsmarktes nach wie vor die größte Bedeutung.

3.9 Arbeitslosenquoten im Vergleich

Arbeitslosigkeit ist heute ein weltweites Problem. Zwar lässt sich ihr Ausmaß überLändergrenzen hinweg aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden nicht ge-nau vergleichen, gleichwohl bemühen sich aber die internationalen statistischenÄmter und Organisationen, insbesondere das Statistische Amt der EuropäischenGemeinschaften (Eurostat), die Arbeitslosenstatistiken so weit zu vereinheitlichen,dass die Daten näherungsweise vergleichbar werden.

Die Arbeitslosigkeit in den Ländern der Europäischen Union (EU) ist im Jahr 2001insgesamt zurückgegangen. Es wurden in den fünfzehn Staaten insgesamt 12,9Mill. Erwerbslose nach den Konzepten der Internationalen Arbeitsorganisation(ILO) gezählt. Die jahresdurchschnittliche Erwerbslosenquote lag bei 7,4 %. Die

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Abb. 7: Jahresdurchschnittliche Erwerbslosenquotenin ausgewählten europäischen Ländern

Quelle: Statistisches Bundesamt und Eurostat.

Tab. 10: Erwerbslosenquoten in der Europäischen Union1

Jahresdurchschnitt in Prozent

Land 1993 1995 1997 1999 2000 2001

Belgien 8,6 9,7 9,2 8,6 6,9 6,6Dänemark 9,6 6,7 5,2 4,8 4,4 4,3Deutschland 7,7 8,0 9,7 8,4 7,8 7,7Finnland 16,3 15,4 12,7 10,2 9,8 9,1Frankreich 11,3 11,3 11,8 10,7 9,3 8,5Griechenland 8,6 9,2 9,8 11,9 11,1 10,5Irland 15,6 12,3 9,9 5,6 4,3 3,9Italien 10,1 11,5 11,6 11,3 10,4 9,4Luxemburg 2,6 2,9 2,7 2,4 2,3 2,0Niederlande 6,2 6,6 4,9 3,2 2,9 2,5Österreich 4,0 3,9 4,4 3,9 3,7 3,6Portugal 5,6 7,3 6,8 4,5 4,1 4,1Schweden 9,1 8,8 9,9 7,1 5,8 4,9Spanien 18,6 18,8 17,0 12,8 11,3 10,6Vereinigtes Königreich 10,0 8,5 6,9 5,9 5,4 5,0Europäische Union 10,1 10,1 10,0 8,7 7,8 7,4

1 Infolge der nochmaligen nachträglichen Aktualisierung von Kapitel 3, Teil 1 können Abweichungenzu Kapitel 20, Teil 1 auftreten.

Quelle: Statistisches Bundesamt und Eurostat.

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Situation auf dem Arbeitsmarkt stellt sich nur in Frankreich, Finnland, Griechen-land, Italien und Spanien noch erheblich ungünstiger dar als in der Bundesrepu-blik Deutschland.Innerhalb Deutschlands gibt es – abgesehen von den Regionen in den neuenBundesländern – einige strukturschwache Gebiete, die besonders hart von Ar-beitslosigkeit betroffen sind. So liegen die Arbeitslosenquoten der Bundesanstaltfür Arbeit in einigen norddeutschen Gebieten, in Teilen von Niedersachsen unddes Ruhrgebiets bzw. auch in Berlin erheblich über dem Bundesdurchschnitt.Deutliche Abnahmen im Jahresdurchschnitt verzeichneten hingegen die LänderBaden-Württemberg (– 6,1 %), Hamburg (– 5,4 %), Hessen (– 6,7 %) und das Saar-land (– 6,0 %).

3.10 Struktur der Arbeitslosigkeit

3.10.1 Problemgruppen des Arbeitsmarktes

Zu den so genannten »Problemgruppen« auf dem Arbeitsmarkt zählen insbeson-dere Jüngere, Ältere, Frauen, Ausländer und Schwerbehinderte.

Tab. 11: Arbeitslose und Arbeitslosenquoten nach LändernJahresdurchschnitte 2000 und 2001

Bundesland Arbeitslose Arbeitslosenquoten1

in %

2000 2001 2000 2001

Baden-Württemberg 281 403 264 213 6,0 5,5Bayern 339 387 332 417 6,3 6,0Berlin 264 749 272 307 17,6 17,9Brandenburg 226 389 233 588 18,4 18,8Bremen 41 128 39 851 14,2 13,6Hamburg 74 655 70 648 10,0 9,3Hessen 214 875 200 533 8,1 7,4Mecklenburg-Vorpommern 162 998 167 938 19,0 19,6Niedersachsen 350 829 350 110 10,3 10,0Nordrhein-Westfalen 777 617 766 277 10,1 9,6Rheinland-Pfalz 138 337 134 801 8,1 7,6Saarland 47 767 44 906 10,8 9,8Sachsen 387 774 399 328 18,5 19,0Sachsen-Anhalt 272 801 264 493 21,4 20,9Schleswig-Holstein 114 334 116 149 9,5 9,4Thüringen 193 610 194 078 16,5 16,5Deutschland 3 888 652 3 851 636 10,7 10,3

Früheres Bundesgebiet 2 529 374 2 477 955 8,7 8,3Neue Länder und Berlin-Ost 1 359 278 1 373 682 18,8 18,9

1 Bezogen auf abhängige zivile Erwerbspersonen.Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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Grundsätzlich haben ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen der län-geren Betriebszugehörigkeit und dem damit verbundenen Kündigungsschutz einvergleichsweise geringes Risiko, arbeitslos zu werden. Sind sie aber einmal ar-beitslos, ist es für sie häufig sehr viel schwerer als für Jüngere, eine neue Be-schäftigung zu finden. Ende September 2001 gab es in Deutschland 666 800 Ar-

beitslose, die 55 Jahre oder älter waren. Gegenüber dem Vorjahr hat sich dieseZahl aber um 15,9 % verringert. Der Anteil der 55-Jährigen oder älteren an denArbeitslosen betrug im selben Jahr bundesweit 17,8 %. Im früheren Bundesgebietgab es im September 2001 etwa 462 000 Arbeitslose über 55 Jahre, das sind16,5 % weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Abb. 8: Altersgliederung der Arbeitslosen im September 2001in Prozent aller Arbeitslosen

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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In diesem Zusammenhang ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Arbeitslosigkeitälterer Menschen durch die Regelung des § 428 SGB III (ehemals § 105 c AFG)erheblich reduziert wird. Ältere Arbeitslose können danach auch dann Lohner-satzleistungen beziehen, wenn sie der Arbeitsvermittlung nicht mehr voll zur Ver-fügung stehen und somit nicht als Arbeitslose gezählt werden. Allerdings wurdediese Regelung – zum Teil aus demographischen Gründen – im früheren Bundes-gebiet zwischen 1998 und 2000 seltener in Anspruch genommen, für das Jahr2001 ist allerdings wieder eine Zunahme zu verzeichnen; im Jahresdurchschnitt2001 waren es 139 300 Personen (2000: 109 800 Personen). In den neuen Bun-desländern konnte im Jahr 2001 bei der Inanspruchnahme des § 428 SGB IIIebenfalls eine Zunahme festgestellt werden, und zwar um 3 300 auf rund 85 700im Jahresdurchschnitt.

Frauen sind zuletzt etwas geringer von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. ImJahresdurchschnitt 2001 lag die Arbeitslosenquote der Frauen in Deutschland,gemessen an allen abhängigen Erwerbspersonen, bei 10,2 %, die der Männer bei10,4 %. Im Westen unterschritt die Arbeitslosenquote der Frauen mit 7,9 % dieder Männer (8,6 %) erheblich. Im Osten hingegen sind weiterhin die Frauen stärkervon Arbeitslosigkeit betroffen als die Männer. Im Jahresdurchschnitt 2001 betrugdie Arbeitslosenquote bei den Männern 18,4 % (2000: 17,7 %), bei den Frauenaber 19,4 % (2000: 19,9 %). Dass die Arbeitslosenquote der Frauen in den neuenBundesländern zuletzt gesunken ist, dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein,dass sich viele Frauen – in Anbetracht der anhaltend schwierigen Arbeitsmarkt-lage – verstärkt vom Arbeitsmarkt zurückziehen.

Als besonders schwierig erweist sich die Arbeitsmarktlage für die ausländischeBevölkerung. Zwischen 1960 und 1970 waren Ausländerinnen und Ausländer – umden bestehenden Arbeitskräftemangel zu beheben – als »Gastarbeiter« angewor-ben worden. Heute gehören sie zu den Problemgruppen des Arbeitsmarktes. Zwarist die Arbeitslosigkeit im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr jahresdurchschnitt-lich um 1,3 % auf 465 000 Personen gesunken, doch nach wie vor ist das Ri-siko, arbeitslos zu werden, für Ausländerinnen und Ausländer doppelt so großwie für Deutsche. Die hohe Arbeitslosigkeit von Ausländern beruht zum Teil aufeiner geringeren sprachlichen und beruflichen Qualifikation; dies verringert Ein-stellungschancen und vergrößert das Risiko den Arbeitsplatz zu verlieren.

Im Jahresdurchschnitt 2001 waren im früheren Bundesgebiet 428 600 Auslände-rinnen und Ausländer arbeitslos gemeldet, sie stellten damit 17,3 % aller Arbeits-losen. Die Arbeitslosenquote unter der ausländischen Bevölkerung betrug 16,5 %.In den neuen Ländern und Berlin-Ost spielt die Arbeitslosigkeit von Ausländernnach wie vor nur eine kleine Rolle. Hier waren 36 100 Ausländerinnen und Aus-länder im Jahresdurchschnitt 2001 arbeitslos gemeldet, was lediglich einem Anteilvon 2,6 % an allen Arbeitslosen entspricht.

Geringere Beschäftigungschancen als Gesunde haben Personen mit gesundheit-lichen Einschränkungen. Ihr Anteil an den Arbeitslosen im früheren Bundesgebietlag im September 2001 bei 28,4 % (September 2000: 29,2 %), in den neuen Län-

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dern und Berlin-Ost bei 21,4 % bzw. 20,6 % im September 2000. Schwerbehin-dert und deshalb besonders schwer zu vermitteln waren in den alten Ländern imSeptember 2001 5,3 % aller Arbeitslosen (September 2000: 5,9 %), in den neuenLändern 2,8 % (bzw. im Vorjahr 2,9 %).

Der Arbeitsmarkt für Jüngere hat sich im Westen im Jahr 2001 weiterhin günstigentwickelt. So lagen die Arbeitslosenquoten im Jahresdurchschnitt bei den unter20-Jährigen mit 5,0 %, bei den 20- bis 24-Jährigen mit 8,7 % und bei den unter25-Jährigen mit 7,4 % teilweise deutlich unter denen des Vorjahres (2000: 5,9 %;8,5 %; 7,7 %). Die anhaltend günstige Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit be-ruht großenteils darauf, dass deutlich weniger Arbeitslosmeldungen nach betriebli-cher oder außerbetrieblicher Ausbildung von den Arbeitsämtern registriert wurden.Von Einfluss war auch die positive Tendenz auf dem Ausbildungsstellenmarkt.

Dagegen hat die Jugendarbeitslosigkeit in den neuen Ländern und Berlin-Ost zwi-schen 1999 und 2001 wieder deutlich zugenommen. Im Jahresdurchschnitt 2001gab es 159 000 jüngere Arbeitslose unter 25 Jahren. Die jahresdurchschnittlicheArbeitslosenquote lag allerdings wie auch bereits 1999 bei 15,8 %. Der Anstiegbei den 20- bis 25-Jährigen war in dem genannten Zeitraum knapp fünf Mal sohoch wie bei den unter 20-Jährigen (+ 19,3 % bzw. + 4,1 %).

Abb. 9: Arbeitslosenquoten so genannter Problemgruppenim früheren Bundesgebiet

1 Jahresdurchschnitt.2 Ende September. Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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3.10.2 Arbeitslosigkeit und Qualifikationsstruktur

Für die so genannten »Problemgruppen« verschärft sich die Situation insbeson-dere dann, wenn eine geringe berufliche Qualifikation vorliegt. Zwar ist eine gu-te Ausbildung längst kein Garant mehr für einen sicheren Arbeitsplatz. Dennochsind die Arbeitsmarktchancen bei höherer Qualifikation günstiger und das Risikodes Arbeitsplatzverlustes ist für qualifizierte Arbeitskräfte bedeutend geringer.Im September 2001 hatten in Deutschland 37,0 % der Arbeitslosen keine ab-geschlossene Berufsausbildung. Im früheren Bundesgebiet war fast jeder zweiteArbeitslose ohne Berufsausbildung (45,5 %), während in den neuen Bundeslän-dern rund ein Fünftel (21,5 %) aller Arbeitslosen keine Berufsausbildung hatte.

In den neuen Ländern und Berlin-Ost entsprechen die Anteile der verheiratetenund alleinstehenden an den Arbeitslosen in etwa denen im früheren Bundesge-biet. Gleiches gilt für Arbeitslose im Alter von unter 20 Jahren. Wesentlich niedri-ger liegen hier dagegen die Anteile der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Be-rufsausbildung, der arbeitslosen Ausländerinnen und Ausländer sowie derjenigenArbeitslosen, die nur an Teilzeitarbeit interessiert sind.

Tab. 12: Arbeitslose nach der Art ihrer Berufsausbildung – September 2001

Berufsausbildung Anzahl Anteil in %

DeutschlandOhne abgeschlossene Berufsausbildung 1 386 370 37,0Mit abgeschlossener Berufsausbildung 2 356 652 63,0– betriebliche Ausbildung 1 987 512 53,1– Berufsfach-/Fachschule 188 741 5,0– Fachhochschule 53 083 1,4– Universität/Hochschule 127 316 3,4Insgesamt 3 743 022 100,0

Früheres BundesgebietOhne abgeschlossene Berufsausbildung 1 102 527 45,5Mit abgeschlossener Berufsausbildung 1 319 306 54,5– betriebliche Ausbildung 1 068 513 44,1– Berufsfach-/Fachschule 122 831 5,1– Fachhochschule 38 062 1,6– Universität/Hochschule 89 900 3,7Zusammen 2 421 833 100,0

Neue Länder und Berlin-OstOhne abgeschlossene Berufsausbildung 283 843 21,5Mit abgeschlossener Berufsausbildung 1 037 346 78,5– betriebliche Ausbildung 918 999 69,6– Berufsfach-/Fachschule 65 910 5,0– Fachhochschule 15 021 1,1– Universität/Hochschule 37 416 2,8Zusammen 1 321 189 100,0

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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Abb. 10: Nahaufnahme der Arbeitslosigkeit im früheren Bundesgebietund in den neuen Ländern einschl. Berlin-OstVon je 100 Arbeitslosen im September 2001 waren1:

1 Summe über 100 wegen Mehrfachnennungen.Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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3.10.3 Dauer der Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit trifft insbesondere diejenigen hart, die auch nach längerer Suchekeinen Arbeitsplatz finden. Im September 2001 waren in Deutschland 1,25 Mill.

Tab. 13: Arbeitslose nach Dauer der Arbeitslosigkeit 1971 bis 2001

JahrjeweilsSeptember

Arbeitslose Davon waren arbeitslos in %

unter3 Monate

3 Monate bisunter 1 Jahr

1 Jahrund länger

Früheres Bundesgebiet1971 146 740 60,7 34,0 5,31975 1 006 554 41,9 48,5 9,61979 736 690 41,8 38,3 19,91985 2 150 897 32,5 36,6 31,01990 1 727 742 35,2 35,0 29,71991 1 609 500 38,3 33,4 28,31992 1 783 608 37,8 35,6 26,61993 2 287 972 34,5 39,5 26,01994 2 452 466 31,1 36,4 32,51995 2 488 434 32,3 34,4 33,31996 2 748 515 31,4 35,9 32,71997 2 932 907 29,1 34,8 36,11998 2 733 415 31,2 31,1 37,71999 2 622 324 30,2 33,0 36,72000 2 382 513 32,0 30,9 37,12001 2 421 833 33,6 33,9 32,5

Neue Länder und Berlin-Ost1993 1 159 098 29,2 40,1 30,71994 1 040 853 27,0 38,3 34,71995 1 032 610 30,9 40,3 28,81996 1 099 934 29,2 43,8 27,01997 1 375 187 28,2 42,0 29,81998 1 231 913 29,5 36,1 34,41999 1 320 912 29,1 39,4 31,42000 1 302 277 28,6 36,1 35,22001 1 321 189 27,6 37,0 35,4

Deutschland1993 3 447 070 32,7 39,7 27,61994 3 493 319 29,9 36,9 33,21995 3 521 044 31,9 36,1 31,91996 3 848 449 30,7 38,2 31,11997 4 308 094 28,8 37,1 34,11998 3 965 328 30,6 32,7 36,71999 3 943 236 29,8 35,2 35,02000 3 684 790 30,8 32,8 36,42001 3 743 022 31,5 35,1 33,5

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit.

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Arbeitslose, also gut jeder Dritte, mindestens ein Jahr ohne Beschäftigung. DieZahl derer, die bereits mindestens zwei Jahre ohne Arbeitsplatz waren, belief sichauf 680 600. Nur wenigen Arbeitslosen gelingt es, schon nach kurzer Zeit eineneue Stelle zu finden. Der Anteil der Arbeitslosen in Deutschland, die weniger alsdrei Monate beim Arbeitsamt registriert waren, sank in den Jahren 1992 bis 2001von 35,1 % auf 31,5 %.

3.11 Unterstützungsleistungen der Arbeitslosen

Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit wächst die finanzielle Belastung der Betroffe-nen. Während die meisten Arbeitslosen im ersten Jahr ihrer Arbeitslosigkeit nochArbeitslosengeld erhalten – es beläuft sich je nach Familienstand auf 67 % bzw.60 % des letzten Nettoeinkommens – wird die niedrigere Arbeitslosenhilfe (53 %des letzten Nettoeinkommens) nur bei nachweisbarer Bedürftigkeit gewährt.

Von den Arbeitslosen, die im Jahr 2001 in Deutschland gemeldet waren, bezogen44,8 % Arbeitslosengeld und 38,4 % Arbeitslosenhilfe. Weitere 0,6 % erhielten indiesem Zeitraum Eingliederungshilfe. Empfänger von Altersübergangsgeld spie-len mittlerweile statistisch keine Rolle mehr (7 Personen). Damit betrug der Anteilder Leistungsempfänger unter den Arbeitslosen im Durchschnitt des Jahres 2001insgesamt 83,7 %.

Insgesamt hatte im Jahr 2001 in den alten Bundesländern gut jeder fünfte (21,5 %)und in den neuen Ländern rund jeder vierzehnte (7,0 %) beim Arbeitsamt regis-trierte Arbeitslose keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oderEingliederungshilfe. Hinzuzurechnen ist die »Stille Reserve« im engeren Sinne, diesich in dem Bewusstsein, keine Leistungen beanspruchen zu können, erst garnicht beim Arbeitsamt meldet.

Weitere Informationen zum Thema Arbeitsmarkt siehe Teil II, Kap. 8.

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