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tanzspiegel 3-19 8 international Weltmeisterschaft Formationen Latein Abenteuer mit Happy End Titelhattrick für den Grün-Gold-Club Bremen, Platz vier für Velbert

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international Weltmeisterschaft Formationen Latein

Abenteuer mit Happy End

Titelhattrick für den Grün-Gold-Club Bremen,Platz vier für Velbert

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internationalWeltmeisterschaft Formationen Latein

Rund 9000 Kilometer vom Heimat-ort Bremen entfernt, setzten sichdie Bremer Tänzerinnen und Tänzerim chinesischen Shenzhen gegenihre schärfsten Konkurrenten DuetPerm aus Russland durch und hol-ten den WM-Titel der FormationenLatein nach Deutschland zurück.

Grandiose Eröffnung der Weltmeister-schaft der Lateinformationen im chinesischen Shenzhen. Im LED-Video-würfel über den Formationen zu sehen:WDSF-Präsident Shawn Tay, der von denRängen aus seine Eröffnungsrede hielt. Foto: Gaby Michel-Schuck

Bis dahin war es ein weiter Weg. Nichtnur wegen der Entfernung, sondern auchwegen der Vorbereitung.

Mitte März endete die Saison 2017/2018der 1. Bundesliga Latein mit dem erstenTabellenplatz für den Grün-Gold-ClubBremen, gefolgt von der damaligen For-mationsgemeinschaft T.T.C. Rot-Weiss-Silber Bochum/1. TSZ Velbert.

Für beide Teams gab es keine Pause,denn sie mussten sich auf die Europa-meisterschaft knapp zehn Wochen nachSaisonende im polnischen Kalisz vorbe-reiten. Bremen brachte die Goldmedaillenach Hause; das 1. TSZ Velbert, inzwi-schen ohne Bochum am Start, ertanzteBronze. Auf dem Kalenderblatt stand der 9. Juni 2018. Fast auf den Tag genaufünf Monate später sollte der nationaleHöhepunkt, die Deutsche Meisterschaft,folgen. Von einer WM war noch keineRede.

Mitten in den Sommerferien (3. August)ereilte den Verband die Nachricht, dasses auch 2018 eine Weltmeisterschaft geben sollte: am 2. Dezember in der chinesischen Millionenstadt Shenzhen.Aufgrund der Entfernung (knapp zwölfFlugstunden) und der absehbar hohenReisekosten sollte zunächst nur eine Formation, der Deutsche Meister, nomi-niert werden.

Während Velbert an seiner Botschaft„One World“ festhielt, präsentierte sichBremen auf der DM in Braunschweig miteinem neuen Thema, gewann erneut denTitel und damit die offizielle Nominie-rung zur WM. Aber auch für die Teammit-glieder des 1. TSZ Velbert hieß es überra-schend: Auf nach China! Im Gegensatz zuvorher getroffenen Aussagen entsandtedas Präsidium die Deutschen Meister unddie Vizemeister. Flüge und Visabeantra-gungen mussten für die Nordrhein-West-falen in Windeseile organisiert werden.

Um acht Uhr am nächsten Morgenfuhren die Bremer, begleitet von ihrem chi-nesischen Teambetreuer, mit dem Bus zurStellprobe. Die Mannschaft aus Velbert trafdrei Stunden später ein. Die Veranstaltungs-halle befand sich auf einem riesigen Sport-gelände, auf dem alles Mögliche trainiertwurde, überwiegend jedoch Basketball(Foto 1) . Die United States Basketball Aca-demy (Foto 2) hatte sich für zwei Tage ineine Tanzarena verwandelt. In der kleine-ren Basketballhalle waren Umkleiden auf-gestellt worden, die von oben betrachtetaussahen wie kleine Garagen, über denendie Teamnamen angebracht waren (Foto3a/b). Große Freude brach bei den Bre-mern aus, als sie sich auf dem Veranstal-tungsplakat wiederfanden (Foto 4). Es folg-te ein vorsichtiger Blick in die Halle. DieTanzfläche hatte ungeahnte Ausmaße –vor allem in der Breite. Irgendwo war einschwarzes Kreuz zu finden – wahrschein-lich ungefähr in der Mitte. Der Hallenbo-den war im Prinzip weiß, aber ein wenigschwarz marmoriert. Ein Hoch auf denSelbstbräuner, der die Tänzer und Tänzerin-nen von kleinen Zombies am Stellproben-tag in augenscheinlich lebendige Wesenam Turniertag verwandelte. Die Bandenmit wechselnden Farben und schlecht er-kennbaren Trennungslinien voneinander

boten wenig bis gar keine Orientierungs-hilfen. Die Formationen mussten sich alsoan den gestellten Tischen und Stühlen ori-entieren. Duet Perm hatte sich eigens da-für am Wettkampftag ein Orientierungsseilgebastelt, an dem in Meterabständen klei-ne rote Säckchen hingen. Chairperson Ne-nad Jeftic und Shawn Tay, Präsident desWeltverbandes (WDSF), sorgten dafür, dassdas Band schleunigst entfernt wurde.

Die beiden deutschen Formationenlegten eine ordentliche „Generalprobe“ ab,die Chairperson kontrollierte Kleider undAnzüge der Damen und Herren und allesWeitere lief wie am Schnürchen. >>

Während die Velberter über Pekingnach Shenzhen reisten, führte die BremerReiseroute über Hongkong. Vom Flugha-fen zum Hotel in Shenzhen ging es mitdem Bus. Das umfangreiche Gepäck derFormation erwies sich als besondere He-rausforderung. Die Koffer, jeder einzelnefein säuberlich hochkant einsortiert, über-stiegen offensichtlich die Vorstellungskraftaller Chinesen, vor allem jedoch den ange-botenen Stauraum – die Hälfte des Tanzge-päcks landete im Fahrgastraum. Die Fahrtzur Grenze dauerte eine knappe Stunde.Aussteigen, alle Koffer aus dem Bus aus-laden, Anstellen zur Passkontrolle. Finger-abdrücke abgeben, noch ein Foto per Vi-deokamera, Gepäck raffen und durch.Mann und Frau waren nun im sogenann-ten Festlandchina. Der Bus, der außen umdie Grenzanlage herumfahren durfte, war-

tete bereits. Alle Koffer wieder hinein. Die,die flach hineingelegt worden waren, umdas Stapeln zu ermöglichen, wurden wie-der hochkant hingestellt. Also wanderte diezweite Gepäckhälfte erneut in den Fahr-gastraum. Noch 25 Minuten sollte die Fahrtbis ins Hotel dauern. Die Verkehrs-lage:Stoßstange an Stoßstange – sofern einevorhanden war. „Schau Dir mal die Häuser-komplexe an. Ich glaube, ich müsste täglichmeine Wohnung suchen.“ „Ja, und wenn derFahrstuhl ausfällt, bist Du wahrscheinlicheine Woche unterwegs, wenn Du ganz obenwohnst.“ Mit Staunen verging die Zeit.

Eine vom Fahrer gewählte Abkürzungerwies sich als Fehlentscheidung. Die klei-ne Seitenstraße abseits des vom Verkehrverstopften Hauptweges war völlig zuge-parkt. Links parkende Autos und rechts einGeländer machten eine Weiterfahrt un-

möglich. Rangieren war zwecklos. Der Bus-fahrer stieg aus, gestikulierte wie wild. Im-mer mehr Passanten wurden auf uns auf-merksam, darunter schließlich auch vieruniformierte Polizisten. Jeder übernahmeine Aufgabe. Die einen gestikulierten im-mer noch, die anderen waren auf Fahrer-suche, wieder andere staunten, bis zu gu-ter Letzt die Fahrbahn halbwegs frei war.Die Mini-Schokolade, die beim Abschiedaus dem Flieger überreicht worden war,wurde schon zu Höchstpreisen im Bus ver-steigert, um den grenzenlosen Hunger beieinigen zu stillen. Nach viereinhalb Stun-den war das Ziel endlich erreicht. Plastik-tannenbäume mit Silbersternchen und dieMusik von Jingle Bells im Hintergrund er-innerten alle daran, dass der erste Adventunmittelbar bevorstand.

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ANREISE | Über Peking oder Hongkong

TAG EINS | Stellproben in Shenzhen 1

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Fotos 1 bis 4: Gaby Michel-Schuck

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Shenzhen –Vom Fischerdorf zur MillionenstadtShenzhen ist heute eine der Rie-senstädte der chinesischen Guang-dong-Provinz. Bis 1979 galt dasnördlich von Hongkong liegendeShenzhen allerdings noch alsMarkt- und Fischerdorf und zähl-te 30.000 Bewohner. Durch diegünstige Lage zu Hongkong wur-de 1980 in Shenzhen die erste Sonderwirtschaftszone Chinas gebildet. Laut Regierungsberichtbetrug die Einwohnerzahl 2015 bereits 10.778.900 Einwohner. Da-mit zählte sie zu den am schnells-ten wachsenden Städten auf derWelt.

Das moderne Stadtbild Shenzhensist das Ergebnis einer pulsierendenWirtschaft, die ihre Impulse denausländischen Investitionen zuverdanken hat. Die wiederum auf die eingerichtete Sonderwirt-schaftszone zurückzuführen sind.Im Süden Chinas übernimmt dieStadt die Aufgabe eines Hauptfi-nanzzentrums. Sie beherbergt dieShenzhen Stock Exchange und dieHauptsitze zahlreicher High-Tech-Unternehmen. In Folge des nochrelativ jungen Erscheinungsbildeshat die Stadt nur wenige histori-sche Sehenswürdigkeiten zu bie-ten. Dafür findet man interessanteThemenparks in Hülle und Fülle,die die Besucher nicht nur unter-halten, sondern auch über Chinaund die Welt unterrichten. […]

Quelle: blog.chinatours.de, Patrick Müsker

SSDPenguin (Wikipedia/CC BY 3.0)

Kleine Fotos: Heiner Wolken

Die Vorrunde der WM war für 14:20 Uhrangesetzt. Außer der WM gab es Turniererund um die WDSF Asian Pacific Champion-ships sowie WDSF International Open Stan-dard- und Lateinturniere. 15 Formationenaus zehn Nationen starteten auf der erstenWM in Asien. Shawn Tay bedankte sich inseiner Eröffnungsrede auf das herzlichstebei allen Sportlerinnen und Sportlern undbei allen Verbänden für die Teilnahme undbetonte: „Zum ersten Mal findet eine Formationsweltmeisterschaft hier in Asienstatt. Ich hoffe sehr, dass wir mit dieser Ver-anstaltung den Formationstanzsport in un-serem Land weiter voranbringen können.“Einen besonderen Dank entsandte er andie Organisatoren der Großveranstaltung.

Für drei Mannschaften kam nach der Vorrunde das Aus. Die Damen von FESTVitebsk (Weißrussland) waren in ihrencremefarbenen Kleidern auf dem hellenBoden kaum zu sehen. Aber das frühe Auslag wohl mehr an den ungleichen Abstän-den beim Verschieben der Blöcke. Das Semifinale blieb – wie von ihnen vertanzt –eine „Fata Morgana“. Die Ungarn, die zweiWochen zuvor in Pécs bei der Weltmeister-schaft der Formationen Standard für ihreShoweinlage noch frenetisch gefeiert wur-den, überzeugten mit „Glamour, Glitter, Flame“ in dem anderen Teil der Erde nichtund belegten Platz 14. Die deutsche (Un-)Glückszahl 13 brachte der zweitenpolnischen Mannschaft CMG-Radom auchin Shenzhen kein Glück. Sie bildete dasSchlusslicht.

→ SemifinaleWelche Formationen die Zwischen-

runde erreicht hatten, wurde erst nach de-ren Ende bekannt. Zumindest bei den Zu-schauern. Die Wu Han Dancesport Schoolläutete mit ihrem Thema „Pass through“ dasSemifinale ein. Die schwierige Musik vonEnigma ließ den jungen Tänzerinnen undTänzern wenig Raum zum Tanzen und be-scherte ihnen den zwölften Platz. Die zwei-te österreichische Mannschaft, HSV Zwöl-faxing, schaffte mit ihrer Performance denEinzug ins Finale in diesem Jahr nicht. „Letme think about it“ hieß ihr Thema, über dassie anschließend im Hotel tatsächlich nochlange nachdachten. Zu tief saß die Enttäu-schung über den siebten Platz. Mit bekann-ten Klängen meldete sich Elita OCK Oswie-cim: „The day after the battle“, die ehemaligeMusik des Blau-Weiß Buchholz, führte je-doch eher zu einem Kampf mit sich selbst.Das tänzerische Vermögen der Polen reich-te nicht für eine ansprechende Umsetzung.Das Ergebnis: Platz zehn.

Moon Dance, die Finalisten des Vorjah-res aus der Mongolei, hatten sich auch fürShenzhen einiges vorgenommen. Gernehätte sich das Team mit einem Finalplatz fürdie strapaziöse und vor allem für die Teil-nehmer teure Anreise (jeder Tänzer hatteseine Reise selbst zu finanzieren!) belohnt.Der achte Platz war ein herber Schlag füreine Formation, die in beiden Durchgän-gen eine durchaus ansprechende Leistungabgeliefert hatte. „The Struggle“ beschäftig-te die zweite Mannschaft aus der Mongolei.Viele kleine Fehler in der Vorrunde, unglei-che Abstände und Drehgrade konntenauch im Semifinale nicht behoben werden.

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WELT-MEISTERSCHAFTFORMATIONEN LATEIN2. Dezember, Shenzhen1. Grün-Gold-Club Bremen,

Deutschland (37,000)

2. Duet – City of Perm, Russland (36,667)

3. Vera Tyumen Latin Team,Russland (35,875)

4. 1. TSZ Velbert, Deutschland (34,834)

5. Beijing Dancing Academy,China ( 32,216)

6. TSC Schwarz-Gold Wien,Österreich (32,158)

7. HSV Zwölfaxing, Österreich

8. Moon Dance, Mongolei

9. Star, Mongolei

10. ELITA OCK - Oswiecim, Polen

11. Double V Latin Formation,Niederlande

12. Wu Han DancesportSchool, China

13. FEST Vitebsk, Weißrussland

14. Savaria TSE, Ungarn

15. CMG Radom, Polen

Die Mannschaft des 1. TSZ Velbert beendete ihr WM-Abenteuer in Shenzhen auf dem vierten Platz. Foto: Lars QuellaTAG ZWEI | Die WeltmeisterschaftStar durfte mit dem Erreichen von Platzneun wirklich zufrieden sein. Als letzte Darbietung präsentierte sich die Double VLatin Formation aus den Niederlanden. Mitihrer Interpretation von „Dance!“ belegtesie den elften Platz.

→ FinaleDie Finalrunden der WDSF Internatio-

nal Open Standardturniere sowie der WDSFAsian Pacific Championships Latein nebstSiegerehrungen verschafften den WM-Teil-nehmern eine Pause von eineinhalb Stun-den, die die Tänzerinnen und Tänzer auf unterschiedliche Art und Weise nutzten.Die einen beschäftigten sich mit der Video-analyse, andere legten sich einfach auf denBasketballboden und ruhten sich etwasaus. Kurz vor 22:30 Uhr ging es in die letzteRunde. Leider hatten sich die Zuschauer-ränge in der riesigen Halle nicht weiter ge-füllt. Geschätzt 1000 Zuschauer verfolgtendas Geschehen auf dem Parkett.

Immerhin wurden im Vergleich zumSemifinale die Endrundenteilnehmer be-kanntgegeben. Die Auslosung hatte für diedeutschen Teilnehmer den Startplatz vierfür das 1. TSZ Velbert und fünf für den Grün-Gold-Club Bremen ergeben. Überraschendfür alle im Finale war die Beijing Dance Aca-demy, die an Position drei nach Vera tanz-ten musste. Eröffnet wurde das Finale vomTSC Schwarz-Gold Wien mit „Spirit of Life“;in der Wertung wurden die Österreicherzum Schlusslicht und rutschten damit imVergleich zum Vorjahr um einen Rang nachunten. „Open the door please“, mit dieser Bit-te wandte sich die Formation Vera Tyumenan Zuschauer und Wertungsrichter. „Unsau-

bere Pirouetten im Semifinale“ hieß einebesondere Lektion bei der Videoanalyse imoberen Gebäudering. Kurzerhand wurdennoch einmal einzelne Sequenzen trainiert.Der Finaldurchgang lief zwar besser, mach-te jedoch die Tür zum Titel nicht auf. Esreichte erneut nur für die Bronzemedaille.

„Adventure drifting“, darauf hatte sichdie Beijing Dancing Academy eingelassenund präsentierte in farbenfrohem Outfit so-lides Lateintanzen. Für sie war der Finalein-zug bereits ein gewaltiger Erfolg. Auf dieserWelle getragen, „drifteten“ die jungen chi-nesischen Tänzerinnen und Tänzer in ihrerHeimat auf den fünften Platz. Das 1. TSZVelbert hatte sich bereits in der Vorrundemit „One world“ druckvoll präsentiert. ImSemifinale und im Finale legte das Team je-

weils noch einmal zu, konnte jedoch in kei-ner Runde frei auftanzen. Der Funke wollteeinfach nicht überspringen. Die deutschenVizemeister beendeten ihr WM-Abenteuerin Shenzhen auf dem vierten Platz.

Das Team von Roberto und Uta Alba-nese hatte im Semifinale fast tadellos ab-geliefert und startete hochmotiviert in dieletzte Runde. Voller Lebensfreude und Dy-namik zeigten sie, was „This is me“ bedeu-tet. Im letzten Drittel erwischte es eine Tän-zerin. Sie rutschte vom Arm des Herrn abund brauchte eine Weile, um wieder ins Ge-schehen zurückzufinden. Die Mannschaftließ sich davon nicht beeinträchtigen undbeendete sicher ihren Durchgang. >>

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Glückliche Sieger: WM-Titel Nummerneun für den Grün-Gold-Club Bremen. Foto: Lars Quella

Das russische Team Duet – City of Permwar verhalten ins Turnier gestartet,steigerte sich aber im späteren Verlaufbis zum Silberrang. Foto: Lars Quella

„Open the door please“,bat die Formation VeraTyumen, ebenfalls ausRussland, und tanztesich auf den Bronzerang.Foto: Lars Quella

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Nun begann Hoffen, Bangen und Zittern in der Kiss & Cry-Ecke. Die Anzeigewies 37.000 Punkte auf, die bisher höchstePunktzahl. Doch nun folgten „Duet – City ofPerm“, wie sich die Titelverteidiger in die-sem Jahr nannten. Das Team tanzte im Vor-jahresoutfit dasselbe Thema „One heart-beat“. Die Vorrunde war für einen Welt-meister mehr als schwach gewesen. DieSteigerung zum Semifinale hingegen warunübersehbar. Würde es für die Russen reichen? Hatte Bremen mit dem Patzer denTitel vergeigt?

Jens Steinmann, Vorsitzender desGrün-Gold-Club Bremen, hielt es nicht mehroben im Rang aus. Noch vor dem Durch-gang der direkten Konkurrenten ging er zuseinem Team, um diesem beizustehen. DieRussen liefen auf, drückten den Schalter

bei sich auf „on“ und spulten ihr Programmein drittes Mal ab. Ohne Frage noch einmalmit einer Leistungssteigerung – es hatteschon etwas Maschinelles, wie die Bewe-gungsabläufe und Positionen abgearbei-tet wurden. Minimale Unterschiede in denDrehgraden fielen kaum auf. Für den Zu-schauer rasend schnell, für den BremerTross wahrscheinlich erst nach einer ge-fühlten Ewigkeit, verhallte der Schlussak-kord und die Mannschaft wechselte in dieKiss&Cry-Ecke-Ecke. Und dann erschiendie für alle so wichtige Zahl: 36.667. Daswar weniger als 37.000 und hieß Gold fürDeutschland und WM-Titel Nummer neunfür den Grün-Gold-Club Bremen!

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„Ihr Datenvolumen ist aufge-braucht!“ Das war an den drei Tagen Shenzhen der meistgele-sene Satz auf dem Handy der Redaktion.

Ja, natürlich gab es im HotelWLAN und ja, wenn vier Mann-schaften in der Nacht nach derWM „facebooken“, „WhatsAppen“oder gar über Messenger tele-fonieren, kann die Übertragungvon einem drei MB-Bild schon etwas länger dauern. Da holenauch sieben Stunden Zeitver-schiebung nichts mehr raus. Bilder und Videos kämen inDeutschland trotzdem zu spätbei den Redaktionen an. Es halfnichts. Ein Hotspot mit demHandy war die Lösung.

„Für die Datennutzung buchen Sieeinen Travel & Surf Pass“, das warder zweitmeistgelesene Satz.Knapp ein Gigabyte Datenvolu-men wurde rund um das WM-Geschehen von einem Kontinentzum anderen übertragen.

ImDaten- strom

WRIstvan Toth, Ungarn Remigijus Suslavicius, Litauen Elena Durdina, Russland Zhang QingShu, Volksrepublik China Meta Zagorc, SlowenienEva Bartunkova, Tschechien Peter Steinerberger, ÖsterreichMartin Holderbaum, Deutschland Peter Pastorek, Slowakei Gert Rickhoff, Niederlande Dorel Bagiu, Rumänien Elena Gozun, Moldawien

CHAIRPERSON Nenad Jeftic, Serbien

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Der neue WDSF Präsident Shawn Taynahm persönlich die Siegerehrung vor.

Foto: Gaby Michel-Schuck

AUSKLANG | Jubel, Trubel,Hamburger

Es dauerte einen Bruchteil von Sekun-den, bis der Jubel bei den „neuen“ Welt-meistern ausbrach. Die Anspannung desgesamten Turniertages ließ sich nicht ein-fach so abschütteln. Dann lagen sich alle inden Armen. Es folgte die Siegerehrung.Handys, Videokameras und Fotoapparatewaren im Dauereinsatz. Es blitzte und klick-te rund um die Fläche. Das asiatische Fern-sehen zeichnete das gesamte Geschehenauf. Nach der Rückkehr ins Hotel gab es füralle noch eine kleine Überraschung. Vor demInfotisch der Teambetreuer stapelten sichdutzende Pappkartons. Der Inhalt: Hambur-ger. Die Organisatoren hatten für alle Mann-schaftsmitglieder, die in dem Hotel unter-

gebracht waren, noch für einen nächtlichenSnack gesorgt. Überhaupt war die WM sehrgut organisiert. „Unser Shuttle war immerpünktlich, so dass die Anreise sowohl zurStellprobe als auch zum Turnier selbst ent-spannt war“, so Steffen Runge (Velbert) amTurniertag. Leider waren die beiden deut-schen Formationen in unterschiedlichenHotels untergebracht. Das war aber auchdas einzige, was es eventuell zu bedauerngab. Diese Weltmeisterschaft wird allen Be-teiligten sicherlich noch sehr lange in guterErinnerung bleiben. Und wer weiß, viel-leicht dürfen beim nächsten Mal die Kofferim Gepäckraum ja auch gestapelt werden.

Gaby Michel-Schuck