Abstracts Leipzig korrigiert Neil 13.01 · Thomas Synofzik (Robert Schumann-Haus Zwickau): Robert...

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Personendateien Workshop der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Nationalbibliothek 21. bis 23. September 2009 in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig Abstracts, Referate, Präsentationen

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  • Personendateien

    Workshop der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

    in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften

    und der Deutschen Nationalbibliothek

    21. bis 23. September 2009 in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

    Abstracts, Referate, Präsentationen

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    Abkürzungsverzeichnis AG EP = Arbeitsgruppe „Elektronisches Publizieren“ der Union der deutschen Akademien AWG = Akademie der Wissenschaften zu Göttingen AWLM = Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz BAdW = Bayerische Akademie der Wissenschaften BBAW = Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften BMBF = Bundesministerium für Bildung und Forschung BSB = Bayerische Staatsbibliothek DFG = Deutsche Forschungsgemeinschaft DNB = Deutsche Nationalbibliothek GSA = Goethe-Schiller-Archiv HAB = Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel HAW = Heidelberger Akademie der Wissenschaften ISGV = Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde NRWAWK = Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste SAGW = Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften SAW = Sächsische Akademie der Wissenschaften SBB-PK = Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz SUB = Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen SLUB = Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden ZIWD = Zentrums für Informations-, Wissens- und Dienstleistungsmanagement, Leipzig

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    INHALTSVERZEICHNIS

    Die mit * gekennzeichneten Beiträge wurden nicht im Plenum vorgestellt. Öffentlicher Vortrag Thomas Bürger (SLUB Dresden): Namen verbinden – Historische Grundlagenforschung im digitalen Zeitalter

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    Eröffnungsvortrag Charlotte Schubert (Universität Leipzig): Personennamen im Thesaurus Linguae Graecae (TLG): Fragements of Person Names in eAQUA – Person Names in Relation to Text Mining Approaches

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    Personennamen der Spätantike und des Mittelalters Arno Mentzel-Reuters, Clemens Radl (MGH München): Die „digitalen Monumenta“ als Datenquelle für normierte Personenansetzungen. Problemstellungen und Beispiele

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    Simone Würz (AWLM): Personennamen in den Regesta Imperii-Online 20 Mathias Kälble (SAW): Personennamen im Codex Diplomaticus Saxoniae 22 *Rainer Berndt, Monika Seifert (Philos.-Theol. Hochschule St. Georgen, Frankfurt): Prosopographische Datenbank der Abtei Saint-Victor zu Paris

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    Personennamen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit I. Helmar Junghans (SAW): Personennamen im Vorhaben "Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte"

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    Wieland Carls (SAW): Personennamen im Vorhaben "Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“

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    Heidi Hein (HAW): Personennamen der Reformationszeit und des Humanismus in Vorhaben der HAW

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    Reinhold Rieger (Universität Tübingen): Personenregister der Abteilung Schriften Band 1-60 der Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers (WA 63, 1987) (HAW)

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    Eva-Maria Dickhaut, Jörg Witzel (AWLM): Personennamen in frühneuzeitlichen Leichenpredigten

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    Jens Kunze (Universität Marburg): Thesaurus Nominum Auctorum et Mortuorum: (Datenbank der Namen von Verfassern und Verstorbenen in frühneuzeitlichen Leichenpredigten)

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    *Henning P. Jürgens (Universität Mainz): Datenbank zum Projekt „Controversia et Confessio. Quellenedition zur Bekenntnisbildung und Konfessionalisierung (1548-1580)“ (AWLM)

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    Personennamen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit II. Eva Schumann (Universität Göttingen, AWG): Bio-bibliographische Datenbank über

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    Juristen der Frühen Neuzeit 39 Suse Andresen (SAGW, BAdW): Das Repertorium Academicum Germanicum (RAG) 40 Maximilian Lanzinner (Universität Bonn): Personennamen in den Acta Pacis Westphalicae (APW) (NRWAWK)

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    Michael Stolberg (Universität Würzburg): Personennamen in frühneuzeitlichen Ärztebriefen (BAdW)

    42

    Jörg Wettlaufer (AWG): Personennamen in der Residenzforschung 43 Jürgen Herold (AWG), Torsten Schrade (AWLM): Eine prosopografische Datenbank für die Vorhaben "Deutsche Inschriften"

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    Personennamen des 17./18. Jahrhunderts und der Goethezeit *Herbert Breger (GAW): Personenkumulation der Leibniz-Edition 47 *Detlef Döring (SAW): Personennamen in der Edition des Briefwechsels von Johann Christoph Gottsched

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    Manuela Köppe (Universität Bochum): Personenregister zum Friedrich Heinirch Jacobi-Briefwechsel (BAdW/Gerda Henkel Stiftung)

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    Manfred Koltes, Sabine Schäfer (GSA Weimar): Personendaten der Briefe an Goethe: Gesamtausgabe in Regestform (RA). Weimar 1980 ff.

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    Bastian Röther, Uta Monecke (Leopoldina Halle/Saale): Personendaten zur historisch-kritischen Ausgabe „Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft“

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    Personennamen des 19.(20.) Jahrhunderts I (philosophisches, theologisches, historisches und literarisches Umfeld)

    Gerald Neumann, Niels-Oliver Walkowski (BBAW): Datenrepositorium für historische Personennamen aus dem 19. Jh. (DFG)

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    Simon Gerber (BBAW): Schleiermacher-Ausgabe 60 Jürgen Herres (BBAW): Die Personenregister der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) 61 Alois Wieshuber (BAdW): Personendaten bei der Edition der Werke F.W.J. Schellings (1775–1854)

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    Stefan Pautler (BAdW): Ernst Troeltsch. Kritische Gesamtausgabe 66 Personennamen des 19. Jahrhunderts II (musikgeschichtliches Umfeld) Uta Wald (Universität Leipzig): Felix Mendelssohn Bartholdy Briefausgabe (DFG) 67 Thomas Synofzik (Robert Schumann-Haus Zwickau): Robert Schumann Brief Ausgabe (DFG) 71 Martin Dürrer, Margret Jestremski (Universität Würzburg): Richard-Wagner-Briefausgabe (DFG)

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    Margret Jestremski (Universität Würzburg): Personen im Hugo-Wolf-Werkverzeichnis Warum kursiv?) (DFG)

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    Peter Stadler (Detmold/Paderborn, AWLM): Carl Maria von Weber Ausgabe, Briefe und Tagebücher (auch Edirom, DFG)

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    Klaus Keil (RISM-Zentralredaktion Frankfurt): Personennamen und Normdateien beim Répertoire International des Sources Musicales (RISM) (AWLM)

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    Josef Focht (LMU München): Bayerisches Musiker-Lexikon Online (BMLO) (DFG) 78

    Lutz Maicher, Gerhard Heyer (Universität Leipzig, ZIWD): Musica migrans – Lebensläufe mittel- und osteuropäischer Musiker des 19. Jahrhunderts (BMBF)

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    Personennamen in Nachschlagewerken Bernhard Ebneth (BAdW): Biographie-Portal 82 Ders.: Allgemeine und Neue Deutsche Biographie (ADB/NDB) – Online-Version 83 Stephan Kellner (BSB): Personen im Informationsportal „Bayerische Landesbibliothek Online“ (BLO)

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    Frank Metasch (ISGV Dresden): Die „Sächsische Biografie“: Das personengeschichtliche Lexikon des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Dresden)

    85

    *Lupold v. Lehsten (Institut für Personengeschichte Bensheim): Die Hessische Biografie online – ein erster Überblick

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    Mathias Schindler (Wikimedia): Personenartikel der Wikipedia 88 Marta Fischer (SAW): Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften (f) und Biobibliographisches Lexikon zu den deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert

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    *Kathrin Nele Jansen (Steinheim-Institut Duisburg): Biographisches Handbuch der Rabbiner (BHR) im deutschen Sprachraum (1781-1945)

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    Forum: Die Rolle von Bibliotheken bei der Erstellung von Personenregistern und Personendatenbanken (Leitung: Ulrich Johannes Schneider, UB Leipzig)

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    Statements der Teilnehmer: Jutta Weber (SBB-PK) Thomas Stäcker (HAB) Barbara Pfeifer (DNB) Gregor Horstkemper (BSB)

    Serviceprojekte und Kooperationen Thomas Burch, Marina Müller (Universität Trier): Netzbasierte, kollaborative Registererstellung mit FuD (Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem)

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    Joachim Veit, Daniel Röwenstrunk (Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Detmold/Paderborn): TextGrid – Ein Serviceangebot für die kollaborative Arbeit an Personendaten

    103

    Christian Bracht (Bildarchiv Foto Marburg): Digitaler Porträtindex (DFG) 105 Peter Stadler (Paderborn, AWLM): Briefcodierung mit TEI P5 und die Special Interest Group (SIG) "Correspondence" der TEI

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    Torsten Roeder (BBAW): Kooperationsmöglichkeiten mit dem Personenrepositorium der BBAW (DFG)

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    Alexander Geyken, Jörg Didakowski, Marko Drotschmann (BBAW): Demonstration eines Webservice zur automatischen Personen- und Ortsnamenerkennung

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    Schlussreferat Christina Hengel-Dittrich (DNB): Die überregionale Personennamendatei (PND) als zentrale Schnittstelle

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    Öffentlicher Vortrag

    Thomas Bürger (SLUB Dresden)

    Namen verbinden – Historische Grundlagenforschung im digitalen Zeitalter

    Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank, dass ich anlässlich des Workshops der Arbeitsgruppe „Elektronisches Publizieren“ der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaft über die Vernetzung von Personendateien zu Ihnen sprechen darf. „Namen verbinden. Geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung im digitalen Zeitalter“ habe ich zum Thema gewählt. Dabei spreche ich als Literaturwissenschaftler, der die Gelegenheit nutzen will, all denen zu danken, die an den großen Editionen und Wörterbüchern mitwirken, die für unsere Literatur- und Kulturgeschichte unentbehrlich sind.

    Ich spreche aber auch als Leiter einer großen Bibliothek, die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), die mit der Digitalisierung von Handschriften, Musikalien, Drucken, Fotografien die digitale Bibliothek vorantreibt in der Erwartung, das Internet mit guten Inhalten zu füllen und damit neue Wege für Bildung und Ausbildung, für Forschung und Lehre zu eröffnen.

    Schließlich spreche ich als Bibliothekar, der selbst an Katalogen, Verzeichnissen, Editionen mitgearbeitet hat und die methodischen und technischen Fortschritte der letzten beiden Jahrzehnte an Beispielen beschreiben will, um eine Standortbestimmung zu versuchen und eine Prognose zur Zukunft der Geisteswissenschaften im digitalen Zeitalter zu wagen.

    Namen verschwinden

    Im Schiller-Jahr in der Auch-Schiller-Stadt Leipzig lassen Sie mich mit Schiller beginnen:

    Von des Lebens Gütern allen Ist der Ruhm das höchste doch Wenn der Leib in Staub zerfallen Lebt der große Name noch.

    In Schillers Hymne auf die Helden von Troja, seinem Lied Siegesfest aus dem Jahr 1803, wird mit barocker Theatralik und Schillerschem Pathos die Unsterblichkeit der Helden besungen. Große Namen sollen fortleben: „Wenn der Leib in Staub zerfallen / Lebt der große Name noch.“

    Unsterblich wird ein Name freilich nur, wenn ihn die Nachfahren lebendig erhalten, Dichter ihn besingen:

    Tapfrer, deines Ruhmes Schimmer Wird unsterblich sein im Lied; Denn das irdsche Leben flieht, Und die Toten dauern immer.

    Unsterblich sind nur die, deren Namen in Schriften bewahrt, besungen, bedichtet werden, in Bildern und Texten und Erzählungen lebendig bleiben. Denn, wie heißt es in Goethes Wanderjahren:

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    „Denn etwa fünfzig Jahre bleibt der Name vorzüglicher Menschen in der Erinnerung des Volkes, weiterhin verschwindet er oder wird märchenhaft.“ (Wanderjahre I,9)

    Namen verschwinden, wenn Historiker nicht an sie erinnern, und sie verschwinden, wenn die Schriften vergessen werden. Zur Erinnerung gehört eben nicht nur der Name, sondern der Zusammenhang in der Überlieferung, in dem ein Name Bedeutung gewinnt. Bedeutend aber ist ein Name, wenn er zur Deutung der Geschichte und Gegenwart beiträgt.

    Es genügt also nicht nur Namen zu kennen, zu besingen, sondern sie müssen in Kontexte gestellt und für neue Erkenntnisse fruchtbar gemacht werden.

    Damit sind wir bei dem Thema, um das es Ihnen als Experten in diesen Tagen geht: Namen vor dem Vergessen zu bewahren, Namen fortleben zu lassen. Nicht nur die großen, unvergesslichen Namen, sondern all die Namen, die uns wichtig sind, für das Verständnis unserer Geschichte, unseres Landes, unserer Regionen und Städte, Institutionen und Gesellschaften.

    Personendateien

    Dieser Workshop der Union der deutschen Akademien in Zusammenarbeit mit der Deutschen Nationalbibliothek ist überschrieben: Personendateien. Welch ein poetischer Titel! Bei Personendatei assoziiere ich: Einwohnermeldeamt, Flensburger Verkehrssünder-Register,

    illegale CD´s mit Namen von Bankkunden, die ihre Gelder in Steuerparadiesen angelegt haben und deren Daten Erpressern willkommen sind. Aber ich denke auch an Dateien von Telefongesellschaften, Krankenkassen, Finanzämtern, Einreisebehörden – wissen Sie, in welchen Dateien Ihre Namen gespeichert sind?

    Doch um all diese Dateien, die uns Angst und den Datenschützern viel Arbeit machen, geht es hier und heute nicht. Obwohl gerade dies ein spannendes Thema wäre: Wie mit Namendateien Effizienz und Transparenz erreicht werden kann und soll und sich sofort die Gefahr von Manipulation, Undurchschaubarkeit, Fremdsteuerung einstellt. Kafkaeske Alpträume im digitalen Zeitalter.

    Hier und heute geht es um Erfreulicheres: wie können wir Namen der Antike und des Mittelalters, der Renaissance und der Reformation, des Barock und der Aufklärung, des 19. und 20. Jahrhunderts in Dateien identifizieren, ordnen, sichern, für die Forschung nutzbar machen. Ich erinnere mich an eine Wolfenbütteler Tagung zur Barockliteratur in den 80er Jahren, bei der eine zentrale Personenkartei aller Autoren des europäischen Literaturbarock gewünscht wurde. Der Kieler Germanist Eberhard Mannack schlug vor, die vielen dezentral gesammelten Informationen an einer Stelle, in diesem Fall beim Wolfenbütteler Arbeitskreis für Barockliteratur, zu sammeln. Haben wir – nun mit den weit fortgeschrittenen Mitteln elektronischer Datenverarbeitung – seinen Wunsch inzwischen erfüllt? Gibt es eine elektronische Personennamendatei der deutschen Autoren des Barock, der Aufklärung, des 20. Jahrhunderts?

    157 Akademieprojekte

    Die Akademien in Deutschland haben den Auftrag, die wissenschaftliche und kulturelle Überlieferung zu erschließen, zu sichern und zu vergegenwärtigen. Mehr als 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten derzeit an insgesamt 157 Projekten: an Wörterbüchern, Lexika, und Editionen aus den Gebieten der Theologie, Philosophie, Geschichte, Literatur- und Sprachwissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie, Inschriften- und Namenforschung sowie der Musikwissenschaft und der naturwissenschaftlichen Langzeitbeobachtungen.

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    Insbesondere die historisch-philologischen Klassen der Akademien arbeiten eng mit den Bibliotheken und Archiven zusammen, die als Gedächtniseinrichtungen die Überlieferung in Schrift, Bild und Ton sammeln, bewahren, erschließen, und die seit einigen Jahren intensiv begonnen haben, die neuen Technologien des Internets, die schnelle Kommunikation und globale Information zu nutzen, um Daten und Inhalte auf die Schreibtische der Nutzer, insbesondere der Forscher zu bringen.

    Als älteste und ununterbrochen wirkende Akademie in Deutschland gilt die 1651 gegründete Leopoldina, die heutige Nationalakademie in Halle. Eine Vorläuferin dieser frühesten Akademie war die 1617 in Köthen von Fürst Ludwig von Anhalt gegründete Fruchtbringende Gesellschaft. Die Hauptziele dieser Sozietät waren die Förderung der Tugend und die Pflege, wie es hieß, „unserer hochgeehrten Muttersprache“. Die Sprache, die Grundlage aller Literatur und Wissenschaft, sollte durch die Herausgabe von Wörterbüchern und Übersetzungen aus anderen Literaturen im Ansehen und in ihrer Leistungsfähigkeit gehoben werden.

    Gesellschaftsnamen der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617

    Fürsten und Gelehrte wurden Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, nicht weniger als 900 Mitglieder wurden nach einem festgelegten Zeremoniell aufgenommen, darunter die Repräsentanten deutscher Dichtkunst von August Buchner bis Justus Georg Schottelius, von Martin Opitz bis Philipp Zesen, Johann Valentin Andreae bis Georg Philipp Harsdörffer und Johann Rist. Allen Mitgliedern wurden Gesellschaftsnamen verliehen, die eine Gleichheit unter Ungleichen ermöglichen sollte. Viele Gesellschaftsnamen waren Programm: Der Beständige, Der Entscheidende, Der Fürtreffliche, Der Befreiende, Der Ordnende. Der „Vater der deutschen Dichtkunst“, Martin Opitz, erhielt den Ehrennamen Der Gekrönte.

    Die Namenvergabe und die zugehörigen Rituale waren ein Gesellschaftsspiel mit Hintersinn. Die konfessionelle Spaltung und der breite Graben zwischen Geburts- und Geistesadel konnte zwar nicht überwunden, aber wenigstens doch spielerisch überbrückt werden, eine Bildungselite wollte durch sprechende Namen und literarische Produktion sich profilieren und die Gesellschaft verbessern. Duodezfürsten wie Ludwig von Anhalt-Köthen oder August von Braunschweig-Lüneburg gingen als Autoren und Übersetzer, als Förderer der Künste und Wissenschaften, als Sammler bedeutender Bibliotheken in die Geschichte ein.

    Das Mitgliederverzeichnis der Fruchtbringenden Gesellschaft ist zweifellos eine frühneuzeitliche Namendatei – freilich nicht mit der Konnotation eines Behördenregisters, sondern der einer Sozietät, einer gebildeten Gesellschaft aus Ungleichen, jedoch Gleichgesinnten.

    Der Gesellschaftsname spielte und spielt bis heute eine Rolle, der Name in der Gesellschaft und natürlich der Name der Gesellschaft. Ohne Name keine Rolle, keine Identität. Und wenn ein Name fehlt, und dies gilt ja für die frühgeschichtliche Zeit ohne schriftliche Überlieferung, dann muss ein Name gefunden und zugeordnet werden: der berühmteste Unbekannte ist vielleicht die 5300 Jahre alte Gletschermumie „Ötzi“. Diese schafft zwar nicht die Aufnahme in die Personenamendatei, wohl aber in die Personenbezeichnungen der Schlagwortnormdatei.

    Die Fruchtbringende Gesellschaft von 1617 präludiert ein Generalthema der Akademien des 18. bis 21. Jahrhunderts: die Sprache zu analysieren, zu pflegen, das Verstehen von Vergangenheit und Gegenwart zum besseren Verständnis einer ungewissen Zukunft. Dies geschieht vor allem an und mit Texten. Das Grimm´sche Wörterbuch ist für viele und auch für mich deshalb so etwas wie ein Synonym für die Wissenschafts- und Sprachgeschichte überhaupt, durch die Vita der Gebrüder Grimm und der berühmten Göttinger Sieben zudem verbunden mit dem hohen Ethos der Zivilcourage, der Unabhängigkeit und akademischen

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    Freiheit. Die Fortführung des Grimm´schen Wörterbuchs ist für die Akademien deshalb eine besondere Herausforderung, ein Schlüsselthema.

    Lemma Name bei Grimm und Google

    Im Grimm´schen Wörterbuch umfasst der Artikel „Name“ viele Seiten. Ihn in einer knappen Stunde zu lesen, zu exzerpieren, bringt viele Einsichten, schöne Zitate, wie das Eingangszitat Schillers, freilich nur Belegstellen bis in das 19. Jahrhundert. Um die Verwendung des Begriffs „Name“ in literarischen und philosophischen Texten des 19. bis 21. Jahrhunderts zu prüfen, habe ich den Suchbegriff bei Google eingegeben: 2.670.000.000 Treffer erhalte ich in erstaunlichen 0,32 Sekunden und bin beeindruckt - und verloren. Den Namen „Personendatei“ erwartete und fand ich bei den Grimms nicht, bei Google gleich 1.930 mal in 0,03 Sekunden. Zweifellos wird bei diesen vielen Treffern manches dabei gewesen sein, was mir geholfen hätte, den Nutzen von Personendateien für die geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung im digitalen Zeitalter zu erläutern. Leider fehlte mir aber die Zeit, diese Treffer durchzusehen, zu systematisieren, zu bewerten und Ihnen eine intelligente Auswahl zu präsentieren.

    So gehe ich mit meinem Vortrag nach alter Methode und auf klassischen Pfaden voran: ich bemühe die eigene Erinnerung, die eigene Erfahrung täglicher Probleme und die eigenen Hoffnungen und Visionen, um über zukunftsfähige Dateien historischer Namen zu sprechen.

    Dabei dürfen Sie von mir aber bitte keine Google-Schelte erwarten: zu fasziniert bin ich von der Geschwindigkeit der Treffer, der Kombinationsmöglichkeit von Suchen, der Reaktivierung versteckter Informationen, ja sogar den selbstverständlichen Korrekturen meiner Eingabefehler. Die Nachteile habe ich angedeutet und sind Ihnen nur zu gut bekannt: die hohen Treffermengen, die Undurchsichtigkeit der Suchalgorithmen, das Neben- und Durcheinander von gut und schlecht, von wichtig und überflüssig, also die fehlende Qualifizierung, Hierarchisierung, schließlich die unzureichende, oft mangelhafte Kontextualisierung von Informationen. Ich bin in einem riesigen Steinbruch auf der Suche nach wenigen begehbaren Steinplatten, die ich aber nicht im Steinbruch, sondern nur bei einem Steinmetz finde.

    Vielleicht kann das Problem der Selektion und Aufbereitung von Textdaten mit Hilfe der Nutzer, insbesondere Philologen, die diese geniale Suchmaschine nutzen wollen, eines Tages gelöst werden. Die Expertengruppe „Elektronisches Publizieren“ kennt das Potential gerade für unsere Textwissenschaften und nutzt es. Tatsächlich sind wir inmitten einer Aufbruchphase technischen Fortschritts, der nun endlich auch den lange benachteiligten Geisteswissenschaften zugute kommt. Die Registererstellung, früher ein unendliches Geschäft, lässt sich ganz oder teilweise automatisieren und durch neue Suchstrategien ergänzen und variieren.

    In zahlreichen Arbeitsgebieten ist die Automation so weit fortgeschritten, dass sie den Menschen auch Steuerungsprozesse abnehmen kann: Autopilot und Navigationssystem sagen, wo es lang geht, und per Knopfdruck lässt sich die Fahr-Automatik des Autos einstellen: wie Sie sportlich, klassisch oder Energie-effizient fahren, weiß das Auto oft besser als sein Fahrer. Roboter können Autos montieren und intelligente Kontrollsysteme in den Autos sagen Ihnen inzwischen auch, was Sie selbst verdrängen: Sie sind müde, machen Sie bitte eine Pause. Der Rechner korrigiert menschliche Fehlfunktionen, Unzulänglichkeiten. Vielleicht schreibt er künftig auch öffentliche Abendvorträge: man gibt das Thema ein und wählt die Ausführungsoptionen: seriös, unterhaltsam, keinesfalls langweilig...

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    Konventionelle Kataloge und Verzeichnisse

    Leider stand mir dieses Programm noch nicht zur Verfügung. Lassen Sie mich deshalb zur Text- und Dateien-Erstellung zurückkommen und kurz aus meiner Erinnerung berichten: In den 80er Jahren habe ich an einem „Verzeichnis der Briefe deutscher Autoren des 17. Jahrhunderts“, die zwischen 1751 und 1980 gedruckt wurden, mitgewirkt. Das Repertorium in vier dicken Bänden weist auf oftmals versteckt edierte Briefe hin, geordnet nach Schreibern und Adressaten. Heute würde man sich nicht mehr mit den Hinweisen auf die Fundstellen begnügen, sondern die Texte selbst digitalisieren. Repertorien mutieren inzwischen zu Repositorien mit Metadaten als Sucheinstiegen zu digitalen Volltexten.

    Auch ein anderes Projekt, das Martin Bircher 1977 begonnen hat und ich fortgeführt und beendet habe, ist durch neue Technologien längst überholt worden: Der Wolfenbütteler Katalog „Deutsche Drucke des Barock 1600 bis 1720“ hat in 46 Bänden alle Titelblätter der Barockbücher abgebildet und die Buchtitel in Kurzform beschrieben. Damals konnten die Register der Autoren, Herausgeber, Illustratoren, der Drucker und Verleger, der Ortsnamen auf innovative und effiziente Weise neue Einstiege in die Welt des Barock bieten.

    11 Bände lagen vor, als ich in nach dem Studium und der Bibliotheksausbildung in das Projekt einstieg. Zunächst machte ich mich daran, die noch konventionell erstellten Register, die in jedem Band abgedruckt waren, elektronisch zusammenzuführen. Wie viele Ungleichheiten und Abweichungen waren zu beseitigen! In Tag- und Nacht- und Wochenendschichten wurden Tausende Namen vereinheitlicht und schließlich in einem ansehnlichen Zwischenregister gedruckt. Damit war der Grundstock für die Erarbeitung der weiteren 35 Bände gelegt, ich stellte das Ergebnis dem Kuratorium vor. Statt des erhofften Lobes rügte jedoch ein renommierter Kurator den zu langsamen Fortschritt. Ich konnte mein Glück über so viel Anerkennung kaum fassen und hatte meine Lektion bibliographischer Demut gelernt. Die Kärrnerarbeit eines Bibliographen oder Katalogisierers würde, so dachte ich damals, allenfalls vor Gott selbst, nicht aber vor seinem Stellvertreter auf Erden, dem deutschen Ordinarius, Anerkennung finden...

    Der breite Graben zwischen den bibliothekarisch-bibliographischen Hilfswissenschaften und den klassischen Fachwissenschaften hatte sich mit der Entwicklung des Berufsbeamtentums im höheren Verwaltungsdienst des 19. und 20. Jahrhunderts vergrößert. Wechselseitige Missverständnisse provozierten gegenseitige Geringschätzung und führten nicht selten zu einem unfruchtbaren Nebeneinander verschiedener Arbeitskulturen. Manche Bibliothekare versuchten ihre Arbeit aufzuwerten, indem sie ihren Büchern und Tätigkeiten weihevolle Titel gaben. Ein Lehrbuch für Bibliothekare konnte beispielsweise als Bibliothekskatechismus tituliert werden. Bewusst oder unbewusst sollte die Alltagsarbeit durch Sakralisierung erhöht werden. Bibliotheken und Archive wurden als Schatzkammern des Herrschaftswissens streng gehütet, und der Geist Lessings, nach dem der Wert von Archiven und Bibliotheken allein an ihrem Nutzen zu messen ist, dieser Geist wehte nicht an allen Orten und zu allen Zeiten.

    Im digitalen Zeitalter geht die in Spezialsammlungen gelegentlich noch spürbare Mentalität der Gralshüter definitiv dem Ende entgegen. Es hat eine neue Phase der Säkularisierung begonnen, des demokratischen, unbürokratischen Zugriffs auf die Quellen für jeden, der mit den Quellen arbeiten möchte. Auch die Zeit der gedruckten Kataloge und Repertorien ist zu Ende. Der 46bändige Katalog der Deutschen Drucke des Barock, der mich einige Jahre gefordert hat, steht allenfalls noch aus Pietät und Takt in einigen Regalen, wie viele inzwischen durch Datenbanken ersetzte Verzeichnisse.

    Personennamen des 17. Jahrhunderts im VD17

    Im Oktober 2009 wird mit einer Tagung in der Bayerischen Staatsbibliothek München Bilanz gezogen über das elektronische Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen

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    Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17). Vor 13 Jahren hatten zunächst sechs Bibliotheken damit begonnen, die Drucke des Barock mit den Abbildungen der Titelblätter und anderer Schlüsselseiten in einer Datenbank zu erfassen. Mindestens 265.000 Drucke sollten, so hatten Experten errechnet, im deutschen Sprachgebiet zwischen 1601 und 1700 erschienen sein. Inzwischen sind 270.000 Drucke aus zehn Bibliotheken in exzellenter Qualität und darüber hinaus in mehr als 600.000 Exemplaren nachgewiesen. Die meisten Barockdrucke besitzt die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, in der seit dem 17. Jahrhundert und heute wieder systematisch die Drucke des 17. Jahrhunderts gesammelt werden. Für alle Gäste, die heute und zu dieser Tagung aus anderen Bundesländern nach Leipzig angereist sind, sei gesagt, dass der Name Sachsen der am häufigsten in der Datenbank VD17 vorkommende Name einer deutschen Region ist – was zweifellos für die Bedeutung dieser Region im 17. Jahrhundert und natürlich für die Qualität der Datenbank spricht. Und den Leipzigern sei gesagt: natürlich ist Leipzig die Buchhauptstadt Deutschlands und Europas auch im 17. Jahrhundert. Bislang rund 26.000 Mal ist Leipzig als Erscheinungs- und Druckort im VD17 nachgewiesen. Diese nationalbibliographische Datenbank deutscher Drucke des 17. Jahrhunderts sollte in den nächsten Jahren nach Möglichkeit vervollkommnet und vor allem als europäische Datenbank ausgebaut werden.

    Mit dem VD17 sind wir auch dem Wunsch des Kieler Barockphilologen Eberhard Mannack deutlich näher gekommen, eine Namendatei zu den Autoren des Barock vorzulegen. Alle Verfasser, Herausgeber, Illustratoren sind mit der Personennamendatei der Deutschen Nationalbibliothek, der PND, verbunden, das heißt normiert worden.

    Namen der Barockzeit zu normieren, d.h. eine Ansetzungsform zu finden und alle abweichenden Namensformen mit dieser Ansetzungsform zu verbinden, war eine große Herausforderung auch für das VD17, die in Kooperation mit der Personennamendatei glänzend bewältigt wurde. Im VD17 finden Sie unter der Ansetzungsform des berühmten Simplicissimus-Dichters Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen mehr als 60 Pseudonyme, Anagramme, falsche Schreibweisen und Abkürzungen seines Namens. Barockfreunde wissen, dass Grimmelshausen mit seinem Namen und seiner Autorschaft ein gelehrtes Versteckspiel trieb und sich durch die Umstellung der Buchstaben seines Namens beispielsweise auch Melchior Sternfels von Fuchshaim, Israel Fromschmidt von Hugenfels, Samuel Greifnson von Hirschfeld, German Schleifheim von Sulsfort, Philarchus Grossus von Trommenheim oder Michael Regulin von Sehmsdorff nannte, um nur einige Beispiele zu nennen.

    In der Personennamendatei sehe ich alle diese Namensformen auf einen Blick. Das VD17 verweist dann von allen Namensvarianten auf die Buchtitel, in denen diese vorkommen. Wenn in den nächsten Jahren die Drucke des 17. Jahrhundert auf der Grundlage des VD17 dann auch digitalisiert, vielleicht sogar im Volltext OCR-lesbar sein werden, dann sind die Quellentexte mit den Namensformen verbunden und der Leser hat den direkten Zugriff vom Namen auf die zugehörigen Texte und Wörter.

    Die Drucke des deutschen Sprachgebiets des 16. Jahrhunderts sind in einer weiteren Datenbank, dem VD16 verzeichnet, das derzeit rund 100.000 Drucke nachweist. Und nun, in diesem Jahr, beginnen einige Bibliotheken, die rund 600.000 Drucke des 18. Jahrhunderts zu verzeichnen und gleich die Volltexte zu digitalisieren. Seit 40 Jahren, seit 1969, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Unternehmungen des VD16, VD17 und nun auch des VD18. Und wenn die technische Entwicklung weiter so voranschreitet und die Projektförderung konsequent fortgeführt wird, dann können wir vielleicht schon in zehn Jahren alle Drucke des Gutenberg-Zeitalters zusätzlich als digitale Volltexte im Internet finden, lesen, ausdrucken und in den Schriften nach einzelnen Wörtern recherchieren.

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    Vier Fragen an die Zukunft digitaler Texterschließung

    Was bedeutet dies für die Verzeichnisse von historischen Namen?

    Was bedeutet dies für die Zukunft der Bibliotheken?

    Was für die Wörterbuch- und Editionsvorhaben der Akademien?

    Und was vor allem und in erster Linie für Lehre und Forschung, Wissenschaft und Kultur?

    Lassen Sie mich diese vier Fragen jeweils nur kurz anreißen und mit einigen Visionen, Wünschen und Anregungen verbinden.

    1. Was folgt aus dem Ausbau der digitalen Bibliothek für den Ausbau historischer Namenverzeichnisse?

    Ich halte es inzwischen für realisierbar, dass bis 2020 große Teile, wenn nicht sogar alle Drucke des Gutenberg-Zeitalters, mindestens soweit sie urheberrechtsfrei sind, im Open Access zugänglich sind. In Dresden digitalisieren wir im Moment über die Drucke hinaus im großen Umfang mittelalterliche Handschriften, frühneuzeitliche Karten und Musikalien des 18. Jahrhunderts. Viele dieser Quellen wurden 1945 beschädigt und können erstmals durch die Digitalisierung der Forschung unkompliziert zur Verfügung gestellt werden. Mit der Digitalisierung sind notwendig gute bibliographische Nachweise und Strukturdaten als intelligente Sucheinstiege zu verbinden. Damit haben wir die Chance, die Namen, die wir in Handschriften, in Drucken, in graphischen Porträts, in Karten, Tonträgern, in audiovisuellen Medien finden, in der Personennamendatei zusammenzuführen.

    Derzeit umfasst die PND rund 2,7 Mio. Namen, davon ca. 1 Mio. Personen mit individualisierten Datensätzen. Von 1995 bis 1998 wurde die Personennamendatei mit Hilfe der DFG aufgebaut und wird seither gepflegt und erweitert. Damit dies noch transparenter, öffentlichkeitswirksamer und vor allem effizienter geschehen kann, will die Deutsche Nationalbibliothek künftig die Normdateien zu Personen (PND), Körperschaften (GKD) und Schlagworten (SWD) kostenfrei im Open Access anbieten und damit den Anreiz für vernetztes Arbeiten mit Normdaten deutlich erhöhen.

    Wie nützlich die Namennormdatei ist, zeigt ein weiteres Beispiel des VD17. Christian Weise, der Zittauer Schulrektor und Vorläufer Lessings als Dramenautor, hatte drei gleichlautende Namensvettern, die als Autoren hervorgetreten sind und deren Namen nun mit Hilfe der PND auseinander gehalten und mit ihren jeweiligen literarischen Werken korrekt verknüpft werden können. Der Sohn des Weißenfelser Lehrers Christian Weise, der Leipziger Theologiestudent Christian Weise und der Annaberger Schulrektor Christian Weise müssen vom Zittauer Christian Weise unterschieden werden. Dies ist dank des VD17 aufgrund der beigefügten Lebensdaten und biographischen Informationen und vor allem aufgrund der mit den Namen verknüpften Buchtitel nun leicht möglich. Nach diesem Muster kann tatsächlich ein Who is who des Mittelalter, des Barock, der Aufklärung und anderer Epochen entstehen. Es lohnt sich also, gemeinschaftlich in die Personennamendatei zu investieren. So ist zum Beispiel zu wünschen, dass die zahlreichen Namen von Widmungsempfängern, Zensoren und literarischen Beiträgern aus Drucken des 17. Jahrhunderts, die im VD17 zwar in Vorlageform erfasst, aber noch nicht normiert werden konnten, in einem Nachfolgeprojekt entsprechend bearbeitet würden.

    Auch das gerade novellierte Regelwerk zur Erschließung von Nachlässen und Autographen empfiehlt die Zusammenarbeit mit der Personennamendatei. Hier ist zu wünschen, dass diese Zusammenarbeit zur Pflicht würde. Mir ist klar, dass dies zunächst teuer wird, denn die Überprüfung und Individualisierung von Namen kostet Zeit und damit Geld. Aber sie lässt sich nach und nach auch technisch unterstützen und gibt uns schließlich ein sicheres

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    Fundament, vermeidet Doppelarbeiten, bringt unterm Strich Qualität und Effizienz auf einen Nenner.

    In Wikipedia finden Sie nicht nur einen guten Artikel über die Deutsche Personenamendatei und deren Verknüpfung mit den Namendateien anderer Länder, sondern auch die Information, dass alle Personenartikel in der Wikipedia selbst mit der Personenamendatei und dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek verknüpft werden. Damit bietet Wikipedia neue Möglichkeiten, die konventionell gedruckte Lexika nicht mehr bieten können.

    Ich hoffe deshalb als Ergebnis dieses Workshops auf Empfehlungen, die Sie aus der Sicht Ihrer Akademieprojekte an die Weiterentwicklung der deutschen Personenamendatei geben werden.

    Ich komme zur Beantwortung der zweiten Frage:

    2. Was bedeutet die digitale Bibliothek für die Zukunft der Bibliotheken?

    Wenn in den nächsten Jahren immer mehr Drucke, Zeitschriften und Spezialsammlungen im Internet zugänglich sein werden, wird die Zeit des katalogisierenden Bibliothekars zu Ende gehen. Die Bibliothek wird neue Lernumgebungen bieten, sich als sozialer Ort, als kommunikativer Treffpunkt im Campus, als Ideenschmiede und Schatzkammer weiter entwickeln. Die individuelle Beratung und Nutzerbetreuung wird auf einem neuen Niveau erfolgen und neue Herausforderungen bieten. Die Bibliotheken unterstützen das lebenslange Lernen der Kinder, Schüler, Studierenden, Berufstätigen und Senioren. Die Bibliothek hat die Chance, als Spinne im Informationsnetz der Wissensgesellschaft sich neu zu positionieren, wenn sie es versteht. ihre konservativen Tugenden mit den technischen Innovationen wirksam zu verbinden.

    Bibliotheken müssen deshalb selbstverständlich auch sonntags geöffnet sein. Um so enttäuschender, dass z.B. im aktuellen Koalitionsvertrag Sachsens von der Sonntagsöffnung der Videotheken und Autowaschanlagen, nicht aber der Bibliotheken die Rede ist. Bildung wird in der Praxis noch immer nicht ausreichend als Investition in die Zukunft anerkannt.

    Die dritte Frage:

    3. Welche Bedeutung hat das Digitale Archiv, die Digitale Bibliothek für die Wörterbücher, die Lexika und Editionen der Akademien?

    Soeben hat Peter Graf Kielmannsegg in der FAZ mit seinem Beitrag Wozu und zu welchem Ende braucht man Akademien (17.9.2009, S. 8) diese als Orte entspannter Exzellenz empfohlen, die Politik und Forschung zur Seite stehen sollen und „dabei doch auch die Fähigkeit und Bereitschaft bewahren, ihre eigene Rolle in der Gesellschaft kritisch zu beobachten und zu bedenken“. Deshalb, so Kielmannsegg, müssen sich die Akademien „den Herausforderungen der wissenschaftsgeprägten Zukunftsgesellschaft auch stellen.“

    Eine dieser Herausforderungen ist zweifellos die elektronische Information und Kommunikation als Ausdruck der Globalisierung und Demokratisierung des Wissens im Internet.

    Neben zahlreichen Nachteilen enorm beschleunigter Technikentwicklung haben wir in den vergangenen Monaten auch eine Vielzahl positiver Folgen erlebt: Handy und Internet helfen, geschlossene, diktatorische Gesellschaften zu öffnen, sorgen für Publizität als Keim für Aufklärung und Entwicklung.

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    Wörterbücher, Lexika und Editionen finden im Internet ein breiteres Publikum, lassen sich als work in progress fortlaufend aktualisieren, ermöglichen innovative Sucheinstiege. Dem Mißbrauch des Mediums Internet kann m.E. nur durch qualitativ hochwertige neue Angebote begegnet werden. Gute Informationen, gute Bilder, gute Texte lassen die schlechten weniger werden und im Vergleich schlecht aussehen. Hier bin ich Optimist der alten Schule ganz im Geiste der Geschichtsphilosophie der Aufklärung. Wenn die deutschen Bibliotheken, um wieder nur ein Beispiel zu geben, ihre islamische Überlieferung in das Netz stellen, also auch Dresden, Leipzig, Gotha und andere Schatzhäuser ihre zahlreichen und kostbaren Orientalia digitalisieren und mehrsprachig kommentiert präsentieren, dann kann, dann sollte das nicht ohne Vorteile auch für die politische, kulturelle und wissenschaftliche Verständigung zwischen Orient und Okzident sein, die ein Schlüssel sein muss für eine friedliche Zukunft unseres Kontinents.

    Die Akademien nutzen die Vorteile des Internets mit der Herausgabe hervorragender hybrider Editionen. Leibniz, Heine, wir haben gute Modelle einer neuen Qualität von Edition und Textvermittlung. Bibliotheken, Akademien haben zusammen mit Partnern wie dem „Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften“ neue Chancen, Quellen kollaborativ zugänglich zu machen, neue Web-2.0-Technologien interaktiv zu erproben und vor allem Synergien zwischen disparaten Projekten herzustellen.

    Sie, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshop, werden in den nächsten Tagen Projekte vorstellen, bei denen Namendateien unverzichtbar, diese aber zum Teil noch unzureichend vernetzt sind. Die Personennamendatei sollte bei allen Editionsvorhaben eingebunden sein. In den nächsten Monaten werden hoffentlich weitere Datenbanken und Schnittstellen zu Datenbanken fertig gestellt, die für uns alle von großem Nutzen sind: es gibt neue Workflows für die Digitalisierung von Drucken und Handschriften, die über Schnittstellen mit der Handschriftendatenbank und der Datenbank der Autographen verbunden werden sollen. Der KVK, der Karlsruher virtuelle Katalog mit dem Nachweis von mehr 80 Mio. Drucken in Deutschland, will demnächst alle digitalen Ressourcen eigens ausweisen und recherchierbar machen. Die Universitätsbibliothek Göttingen hat die Fertigstellung des Zentralen Verzeichnisses digitalisierter Drucke (ZVDD) für den Herbst 2009 angekündigt. Diese Beispiele mögen genügen. Sie lassen erwarten, dass wir durch bessere Vernetzung und Schnittstellen disparate Quellen und Informationen verbinden und in neuer Qualität präsentieren können.

    Die Suche in Bibliothekskatalogen wird es künftig gestatten, Handschriften, Drucke, Noten, Karten, audiovisuelle Medien unter einer Suchoberfläche intelligent geordnet zu finden. Die Zeit unüberschaubarer, weil separat unverbundener Kataloge geht zu Ende. Vielmehr soll ein einziger Sucheinstieg die Orientierung erleichtern und dann ggf. in Spezialverzeichnisse münden. Heute wird noch allzu oft Expertenwissen in Expertendatenbanken versteckt, weil unzureichend vernetzt.

    Mit neuen Technologien steigen die Ansprüche an eine Qualitätssicherung in den neuen Medien. Dies ist m.E. eine wichtige Zukunftsaufgabe gerade auch für die Akademien. Während viele Arbeiten automatisiert werden können und unweigerlich gerade bei der Texterstellung wegfallen, müssen neue dort entstehen, wo die intelligente Erschließung nicht oder noch nicht automatisiert werden kann.

    Ich wünsche mir, dass die Akademien mit gutem Beispiel vorangehen und ihr reiches Akademieschrifttum der vergangenen Jahrhunderte gemeinsam mit den Bibliotheken im Open access zugänglich machen. Die SLUB Dresden hat inzwischen ein Portal Wissenschaftskultur (http://www.wissenschaftskultur.de/) eingerichtet, in welches das Schrifttum von Akademien und Gelehrten Gesellschaften eingestellt wird.

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    So haben wir z.B. das gesamte Schrifttum der Dresdner Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zwischen 1846 und 1939 als Prototypen digital publiziert und damit viele entlegene Artikel wieder leicht zugänglich gemacht. Eingestellt sind auch Ostwalds Annalen der Naturphilosophie 1901 bis 1921 und die Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zwischen 1850 und 1926.

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wünscht sich von den Akademien klare Aussagen zu ihren Strategien digitaler Publikation (möglichst im Open Access) und ist dann auch bereit, retrospektive Datenkonversionen zu Wörterbüchern, Lexika und Editionen projektbezogen zu fördern.

    Gehe ich, meine Damen und Herren, zu Google Books, finde ich unter dem Stichwort „Akademie“ 147.000 Treffer in 0,09 Sekunden, aber einen intelligenten Zugang zu den Schriften der Akademien finde ich nicht. Dies sollten die Akademien und Bibliotheken in einer gemeinsamen Anstrengung möglichst bald ändern.

    Ein anderer Wunsch ist es, dass sich Akademien, Bibliotheken und Editoren verständigen, welche Nachlässe in welcher Form mit welcher Priorität veröffentlicht werden sollten. Es gibt so großartige und so viele Nachlässe in den Archiven und Bibliotheken, dass sich hier weiterhin ein großes und anspruchsvolles Betätigungsfeld bietet. Allerdings müssen Ressourceneinsatz und technische Möglichkeiten besser aufeinander abgestimmt werden, um zügiger zu Ergebnissen zu kommen. In Dresden denken wir zur Zeit an eine hybride Edition der Briefe und Manuskripte aus dem Nachlass August Wilhelm Schlegels, dessen Handschriften, z.B. seiner Shakespeare-Übersetzungen, seiner Sprachstudien und Vorlesungen, durch Wasserschäden im Kriege geschädigt und nach und nach verblasst sind. Dies führte zur Vernachlässigung durch die Forschung. Diese Handschriften und Autographe digital lesbar zu machen, die vielen Briefe in der Autographendatenbank zu erfassen und über dringend erforderliche Schnittstellen mit der digitalen Präsentation via Digitalisierungsworkflow zu verbinden, ist ein prototypisches Desiderat. Es sind keine unüberwindlichen Hürden, sondern möglichst bald und möglichst kooperativ zu erledigende gemeinsame Aufgaben zwischen Akademien, Bibliotheken und z.B. der Deutschen Forschungsgemeinschaft als exzellentem Förderer auch und gerade der digitalen Literaturversorgung in Deutschland.

    Damit komme ich zur letzten Frage:

    4. Was und zu welchem Ende investieren wir in das Elektronische Publizieren, in die Digitale Bibliothek?

    Es ist offensichtlich, dass das Internet das Zukunftsmedium der globalen Wissensgesellschaft ist. Grenzenloser und schneller konnten Informationen, Lehre und Forschung, Wissenschaft und Kultur noch niemals kommuniziert werden. Grenzenlos heißt ausdrücklich nicht schrankenlos, und Open access heißt ausdrücklich nicht, dass alles kostenlos sein muss und Urheberrechte übergangen werden können. Aber eine polarisierend geführte Urheberrechtsdebatte führt nicht weiter.

    Wir sollten keine neuen Barrieren aufbauen und alle Vorteile der neuen Medien nutzen, freilich ohne in neue Fallen, etwa die der Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern, zu geraten. Google, Wikimedia sind attraktive Partner aufgrund ihres technologischen Vorsprungs, Akademien und Bibliotheken sind attraktive Partner aufgrund der Inhalte und des Know how im Umgang mit diesen Inhalten. Gemeinsam und im Verbund mit weiteren starken Partnern, vor allem den Universitäten, können wir innovative und nachhaltige

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    Publikationsstrukturen aufbauen, an denen selbstverständlich auch weiterhin Verleger mitwirken werden.

    Die elektronische Publikation eröffnet den Geistes- und Kulturwissenschaften begeisternde Möglichkeiten vernetzter Quellenerschließung. Ausgehend von den Wörterbüchern, Lexika und Editionen wird eine neue Generation hybrider Publikationen entstehen, die Wörterbuch, Lexikon und Edition in einem sein und getrennte Welten verbinden können. Dass eine zentrale Personennamendatei im Open Access, selektierbar nach zeitlichen und geographischen Räumen, vielleicht sogar in Kombination mit den biographischen Informationen aus den digitalisierten biographischen Lexika zu einer neuen bio-bibliographischen Nachweisqualität führt, ist absehbar. Wichtig ist der gemeinsame Wille zum Erfolg, ein klar definiertes Ziel und eine klare Verteilung der Aufgaben.

    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Nachdem ich mit Schiller und Goethe im Schiller-Jahr begonnen habe, will ich mit dem Vater der deutschen Akademien, mit Gottfried Wilhelm Leibniz schließen. Dieser unermüdliche Gelehrte und Bildungspolitiker hat sich ja nicht nur um die Stärkung der deutschen Sprache, der Mathematik und Naturwissenschaften verdient gemacht, sondern sich auch um Bibliotheken und die Formen der wissenschaftlichen Kommunikation und Publikation gekümmert. So beklagte er in seinen postum veröffentlichten Unvorgreiflichen Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der teutschen Sprache nicht nur den Sprachen-Mischmasch, sondern auch die unterschiedliche Typographie: mit lateinischen Buchstaben, der Antiqua, wurden im Deutschen die Fremdwörter gedruckt, die deutschen Wörter aber mit der Frakturschrift. Er wünschte sich, dass alle deutschen Bücher einheitlich mit lateinischen Buchstaben, also der klassischen Antiqua gedruckt würden. Seine Begründung ist ebenso klar wie eindrucksvoll: er habe „befunden, daß den Holl- und Nieder-Ländern die Hoch-Teutsche Schrift bey unsern Büchern beschwerlich fürkomm, und solche Bücher weniger lesen macht, daher sie auch selbst gutentheils das Holländische mit Lateinischen Schriften drucken lassen, diese Behinderung zu verhüten.“

    Die Deutschen haben sich mit ihrer Frakturschrift in Europa während Jahrhunderten isoliert. Nicht nur die Niederländer, auch die Engländer und Franzosen und alle anderen Nachbarn haben unsere Frakturtypographie als Barriere verstanden. Leibniz hat dies erkannt, wenn auch leider nicht ändern können. Heute können selbst die Deutschen diese Fraktur nicht mehr lesen. So ist die digitale Konversion unserer Schrift zugleich auch die Chance, einen Traum von Leibniz zu erfüllen und die deutsche Geschichte für unseren Nachwuchs wie auch für unsere Nachbarn besser lesbar zu machen. Auch dies ist ein Grund, mit Zuversicht und Engagement das Elektronische Publizieren als Zukunftschance der Geisteswissenschaften zu befördern.

    Prof. Dr. Thomas Bürger, Generaldirektor der SLUB Dresden, 01054 Dresden; Tel.: +49 351 4677-123 Fax: +49 351 4677-111; E-Mail: [email protected]

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    Eröffnungsvortrag

    Charlotte Schubert (Universität Leipzig)

    Personennamen im Thesaurus Linguae Graecae (TLG) Fragments of Person Names in eAQUA – Person Names in Relation to Text Mining Approaches

    Im Rahmen dieses Vortrages steht nicht der Extraktionschritt von Named Entities selbst im Vordergrund, sondern es soll gezeigt werden, warum Personennamen für ein Korpus wichtig sind, welche Eigenschaften sie begleiten und welche Anwendungen sich daraus in Kombination mit Text Mining Verfahren ergeben.

    Eingangs werden verschiedene Eigenschaften wie die Verteilung von Named Entites (NE) dargestellt. Hierbei wird deutlich, dass die Personennamen im Vergleich mit anderen NE's einen deutlich höheren prozentualen Anteil einnehmen. Weiterhin wird kurz gezeigt, dass speziell Personennamen fast immer, mit einer Wahrscheinlichkeit von 96%, statistisch signifikant miteinander zusammen auftreten. Diese auffällige Abweichung im Vergleich zu normalen Konzepten kann genutzt werden, um darauf aufsetzende Anwendungen zu entwickeln.

    Durch die Kombination von Personennamen mit Kookkurrenzgraphen wird dargestellt, wie auf sehr einfache Art und Weise ein Social Network der Antike berechnet werden kann. Hierbei wird das gemeinsame Auftreten von Personennamen beobachtet. Durch die o. g. Eigenschaft sind diese dann auch nahezu immer statistisch relevant. Zwei weitere Anwendungen, die kurz aus dem eAQUA-Kontext vorgestellt werden, sind einerseits die Argumentation Trails und andererseits eine Konzeptanalyse. Mit den Argumentation Trails kann beobachtet werden, wie bestimmte Personen miteinander zusammenhängen, die nicht direkt im Text zusammen genannt werden. Bei der Konzeptanalyse hingegen werden die Kontexte repräsentiert, in denen eine Person genannt wird. Hierbei soll das Wirken bzw. der Arbeitsbereich einer Person dargestellt werden.

    Abschließend wird noch kurz gezeigt, wie mittels einer Kombination aus Translitteration und Stringähnlichkeit ein Personenname in eine andere Sprache „übersetzt” werden kann.

    Zur Power-Point-Präsentation.

    Projekt:

    Extraktion von strukturiertem Wissen aus Antiken Quellen für die Altertumswissenschaft (eAQUA); Förderprogramm „Wechselwirkungen zwischen Natur– und Geisteswissenschaften” (BMBF); URL: http://www.eaqua.net/index.php Prof. Dr. Charlotte Schubert, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig; Tel: 0341/ 9737071; Mobil: 0178/8324518; Mail: [email protected]

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    Personennamen der Spätantike und des Mittelalters Arno Mentzel-Reuters / Clemens Radl (MGH München)

    Die „digitalen Monumenta“ als Datenquelle für normierte Personenansetzungen. Problemstellung und Beispiele

    Im ersten Teil (Mentzel-Reuters) werden die grundsätzlichen Probleme einer Umsetzung von Personennennungen aus mittelalterlichen Quellen in Datenbankeinträge wie jene der PND erläutert; es wird für eine Überführung der bisherigen normierten Einträge in dynamische Wahrscheinlichkeitsstufen von Identitäten plädiert. Im Zweiten Teil (Radl) werden konkrete Hinweise gegeben, was aus den elektronischen Registern der „digitalen Monumenta“ an Namensmaterial herausgezogen werden kann und welche strukturellen Probleme dabei entstehen.

    Zu (1): Mittelalterliche Personennamen sind von den modernen nicht nur äußerlich unterschieden. Es war die Bürokratie im Weberschen Sinn, die aus situationsgebundenen Anreden oder Personenbezeichnungen einen normierten und – bis auf wenige Ausnahmen – unveränderlichen „Namen“ machte, der wiederum aufgrund von Anforderungen dieser Bürokratie heute mehr und mehr durch eine nicht nur unveränderliche, sondern eindeutige Zeichenkette ersetzt wird, die bald als Personalausweisnummer bald als Datenbank-ID erscheint. Im Grunde sind beide Auffassung von „Namen“ unvereinbar. Der Zeuge „Henricus monachus“ in einer Urkunde kann in einer anderen Quelle mit einer Person gleicher Bezeichnung nur dann identifiziert werden, wenn er in gleichem Umfeld erscheint (etwa identische Zeugenlisten). Doch auch dann ist nur eine eingeschränkte Sicherheit gegeben, da der Verfasser der zweiten Quelle, selbst wenn er die erste gekannt hat, keinen Wert auf Unterscheidbarkeit der Personen legte. Grundsätzlich ist das Phänomen nur in den Griff zu bekommen, wenn der Grad der Wahrscheinlichkeit bestimmt wird. Das erfordert eine inhaltlich und technisch neu konzipierte Datenbank.

    Zu (2): Es wird an Beispielen verdeutlicht, dass die Register der MGH-Bände meist nicht zwischen Personen, Orten und Sachen unterscheiden und nur in Ausnahmefällen bandübergreifend normierte Lemmata verwenden. Eine EDV-gestützte Analyse der Register muß also Routinen zur Erkennung von Namen enthalten; die Zusammenführung unterschiedlicher Ansetzungsformen kann bestenfalls halbautomatisch geschehen. Die MGH selbst verfügen nicht über die erforderliche personelle Ausstattung, um die Umformung der Register durchzuführen, werden aber das Datenmaterial ohne Einschränkung zur Verfügung stellen.

    Zur Power-Point-Präsentation. URL: http://www.dmgh.de

    PD Dr. Arno Mentzel-Reuters, Monumenta Germaniae Historica (MGH); Archiv und Bibliothek, Ludwigstr. 16; 80539 München; Tel. 089-28638-2382; E-Mail: [email protected]

    Clemens Radl, Monumenta Germaniae Historica (MGH); Archiv und Bibliothek, Ludwigstr. 16; 80539 München; Tel. +49 (89) 28638-2380; E-Mail: [email protected];

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    Simone Würz (AWLM)

    Personennamen in den Regesta Imperii-Online Die Regesta Imperii bieten auf ihren Seiten unter http://opac.regesta-imperii.de einen Literaturkatalog mit über 1,2 Mio. Literaturtiteln vor allem mittelalterlicher Fachdisziplinen, den RI-OPAC. Hier sind neben internationalen Autorennamen die Namen derjenigen historischen Persönlichkeiten, die zum Thema der Forschung wurden, von Belang.

    Alle Namen von Autoren, Herausgebern und beteiligten Personen und Institutionen im RI-OPAC sind über einen Personenindex in Listenform erschlossen (http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/autoren.php). Diese Namen sind den in der Datenbank enthaltenen Werken zugeordnet. Der Index wird automatisch per Software erstellt.

    Des Weiteren sind Personeneinträge über den Thesaurus zur inhaltlichen Auszeichnung der Werke verfügbar. Diese werden in genanntem Personenindex nicht erfasst. Über die Deskriptoren im Thesaurus wurde für diese Personeneinträge aber die Integration der PND gelöst (seit Juli 2009). Bei den mit Identifikationsnummern versehenen Personen des RI-OPAC erscheinen im Thesaurus neben einigen Varianten die Lebensdaten und ein Link zur PND der Deutschen Nationalbibliothek (DNB). Durch die Bindung an die Deskriptoren gilt dies auch für die Trefferanzeige in der Literaturrecherche, wo eine PND-Marke neben dem entsprechenden Deskriptor ebenfalls auf das Angebot der DNB verlinkt. Ein Suchfeld „Thesaurusbegriffe“ ist eingerichtet, durch welches nach PND-Nummern gesucht werden kann. Außerdem ist die Recherche über die freie Suche möglich.

    Gerade durch die breite internationale Ausrichtung birgt der RI-OPAC die Problematik der fremdsprachigen Varianten. Hinzu kommt der immense Variantenreichtum in der Schreibung mittelalterlicher Eigennamen. Für die Sacherschließung im RI-OPAC haben sich daher die meist verfügbaren eindeutigen Identifikationsnummern der DNB schon nach kurzer Zeit durch überzeugende Sucherfolge bewährt.

    Unter http://regesten.regesta-imperii.de ist eine Datenbank verfügbar, in welcher über 150.000 Regesten mittelalterlicher Herrscher und Päpste zu recherchieren sind. Über die Register sind die in den Regesten erscheinenden Personen erfasst. Dennoch ist hier aufgrund der Heterogenität des Materials eine Anbindung an die PND deutlich schwieriger als beim OPAC.

    Für die Regesten liegen die – oftmals jedoch nicht als reine Personenregister erstellten – Anhänge aus den gedruckten Bänden i.d.R. in retrodigitalisierter Form oder bei den jüngeren Bänden bereits digital vor. Für die Online-Fassung (als hierarchische odt-Dateien) aufbereitet und durchsuchbar sind derzeit lediglich zwei Register (http://regesten.regesta-imperii.de/register/), jedoch in beiden Fällen keine reinen Personenverzeichnisse (RI I, 3, 1: Die Karolinger im Regnum Italiae 840-887 (888), sowie ein kumuliertes Register für die Abteilung Friedrich III.).

    Zu den in den Regesten erscheinenden Personen sind i.d.R. nur die durch den jeweiligen Bearbeiter verfassten Informationen aus den Registern verfügbar (möglicherweise noch um wenige zusätzliche Informationen in den jeweiligen Regesten-Kommentaren zu ergänzen).

    Über eine Positionierung und Umsetzung der PND bei den Regesten wird zur Zeit beraten, Möglichkeiten einer Bereitstellung über die bereits verfügbaren und noch aufzubereitenden Register werden derzeit geprüft. Künftig sollen nach und nach alle Register digital verfügbar

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    sein und in die Suchfunktion integriert werden, so dass auch durch die entsprechenden Verweise, die die Register bieten, Varianten in einer einzigen Suche erfasst werden können.

    Bei den Regesten sind bei vielen, oft nur einmalig erscheinenden Personen lediglich Herkunftszuweisungen möglich, bzw. ihre Lebensdaten können nur grob auf bestenfalls einige Jahrzehnte datiert werden. Die Einrichtung von eindeutigen Identifikationsnummern wäre daher nur bedingt umsetzbar. Die Verwendung von Sammelnummern für Familiennamen würde hingegen zu einer Lösung des Varianten-Problems beitragen. Hier wäre eine normierte Tiefenerschließung auf Basis der Register zu überdenken.

    Simone Würz M. A., Regesta Imperii online (AWLM, BSB); Tel. +49-6131-577-211; Telefax: 06131-577-211; Mail: [email protected]

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    Mathias Kälble (SAW)

    Personennamen im Codex Diplomaticus Saxoniae Der Codex diplomaticus Saxoniae (CDS) ist das grundlegende Urkundenwerk zur mitteldeutschen Geschichte des Mittelalters. 1860 von der Sächsischen Staatsregierung als Editionsvorhaben für sämtliche Urkunden des regierenden wettinischen Hauses und des Gebietes des Königreichs Sachsen bis zum Ende des Mittelalters begründet, sammelt der Codex in einem ersten Hauptteil die Urkunden der Markgrafen von Meißen, Landgrafen von Thüringen sowie der Kurfürsten und Herzöge von Sachsen bis zum Jahr 1485, in einem zweiten Hauptteil die Urkunden der geistlichen Institutionen und größeren sächsischen Städte einschließlich der Urkunden und der Matrikel der Universität Leipzig und wird künftig in einem dritten Hauptteil die in Sachsen überlieferten Papsturkunden veröffentlichen. Nach erfolgreichen ersten Jahrzehnten geriet das Unternehmen noch vor dem Ersten Weltkrieg in eine tiefe Krise und kam 1941 schließlich zum Erliegen. Erst mit der Gründung des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde 1997 wurde die Editionstätigkeit wieder aufgenommen und seit 2002 in Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig fortgesetzt.

    Der „Codex“ umfasst mittlerweile 26 Bände, die insgesamt mehr als 11.000 Urkunden enthalten (ein Registerband für die Urkunden von 1196 bis 1234 befindet sich im Druck). Damit ist etwa knapp ein Drittel des gesamten Urkundenmaterials erschlossen. Die Urkunden werden überwiegend im Volltext, die darin enthaltenen Namen dementsprechend in der überlieferten Form wiedergegeben. Sämtliche Bände sind durch ein Register erschlossen, in dem die in den Urkunden genannten Personennamen (Vorname ggf. mit Zubenennung und/oder Funktionsbezeichnung) in normalisierter Schreibweise unter Berücksichtigung der Schreibvarianten aufgeführt sind. Künftige Bände werden auch die Lebensdaten bzw. den Belegzeitraum erfassen. Eine möglichst eindeutige Identifizierung der Personen wird angestrebt.

    Nach vorsichtigen Schätzungen überliefert das Urkundenwerk (ohne die Matrikel der Leipziger Universität) derzeit die Namen von ca. 60.000 geistlichen und weltlichen Personen vorwiegend aus dem mitteldeutschen Raum, aber auch weit darüber hinaus. Das ältere Material steht in gedruckter Form und als gescannte Buchseite (PDF-Datei) zur Verfügung. Aktuell werden die Texte in Word-Dateien erfasst und aufbereitet. Eine separate Verzeichnung der Personennamen findet z. Z. nicht statt. Ob und in welcher Form die Erfassung des Namenmaterials über eine Datenbank bzw. die Verknüpfung der Personendaten des CDS mit der PND sinnvoll und realisierbar ist, bleibt noch zu diskutieren.

    Insgesamt stellt das über die Urkunden des CDS zur Verfügung gestellte Material eine unschätzbare und bislang noch kaum ausgeschöpfte Quelle zur mittelalterlichen Personen- und Namenforschung dar, die nicht nur für die Geschichte des mitteldeutschen Raumes, sondern auch für die allgemeine Geschichte des Mittelalters von höchster Relevanz ist.

    URL: http://www.saw-leipzig.de/forschung/projekte/codex-diplomaticus-saxoniae; http://isgv.serveftp.org/codex/ Dr. Mathias Kälble, Codex diplomaticus Saxoniae (SAW), ISGV, Neustädter Markt 19, 01097 Dresden; Tel. (0351) 81 41 68 04; E-Mail: [email protected]

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    *Rainer Berndt, Monika Seifert (Philos.-Theol. Hochschule St. Georgen, Frankfurt)

    Prosopographische Datenbank der Abtei Saint-Victor zu Paris 1. Namenbereiche: Wir erfassen derzeit alle Namen von Personen (ca. 3000 Namen) und Häusern (ca. 120 Institutionen), die das Necrolog der Abtei darbietet. Die Abtei bestand von 1108-1791. Die Namen sind meist in lateinischer Sprache und in Altfranzösisch. Die Personen stammen aus ganz Europa, die Institutionen gleichfalls.

    2. Form der Veröffentlichung: Wir stehen vor dem Abschluß der kritischen Edition des Necrologs; diese Edition wird gedruckt im Corpus Victorinum. Opera recollecta 1, Münster 2010. Der Edition geben wir in gedruckter Form das “Repertorium nominum personarum nec non locorum” bei. Darin sind z.B. die Ortsnamen in ihren lateinischen sowie modernsprachlichen Formen aufgelöst.

    Gleichzeitig haben wir online die Prosopographische Datenbank bereitgestellt: http://www.sankt-georgen.de/hugo/prosopographie/

    3. Erschließung der Personennamen: Jede Person und jede Institution des Necrologs wird erschlossen durch ein sehr differenziertes Biogramm. Dem Personenbiogramm liegt ein Schema zugrunde, dass alle Aspekte erfasst, die für eine prosopographische Verwertung biographischer Daten relevant und den besonderen Bedingungen einer klerikalen Institution angepasst sind. Das Schema s. u. http://www.sankt-georgen.de/hugo/prosopographie/index.php?help=bioStruktur

    4. Zuordnung von Namenvarianten, Pseudonymen, Beinamen, fremdsprachigen Formen usw. zu festen Bezugsformen: Die Personennamen sind in der Schreibform der Quelle angeführt. Die heutige Namenform ist dieser zugeordnet. Personen, die nach 1500 verstorben sind, sind unter ihrem Nachnamen eingetragen.

    5. Perspektiven, Verknüpfung mit der PND usw.: In der Datenbank planen wir die Bezugnahme auf die PND der DNB und die Personennamendateien im Rahmen der VIAF..

    URL: http://www.sankt-georgen.de/hugo Projektgruppe:

    Prof. Dr. Rainer Berndt; Dr. Monika Seifert; Dr. Ursula Vones-Liebenstein

    Prof. Dr. Rainer Berndt, Dr. Monika Seifert, Hugo von Sankt Viktor-Institut, Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen, Offenbacher Landstrasse 224, D-60599 Frankfurt am Main; Tel.: +49/69/6061-222; Email: [email protected]

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    Personennamen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit I.

    Helmar Junghans (SAW)

    Personennamen im Vorhaben »Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte«

    Das Projekt »Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte« läuft von 1992 bis 2012. Es bringt die Editionen zum Abschluss, die von der Historischen Kommission bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften betreut wurden: »Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen«, »Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen« und eine »Thomas-Müntzer-Ausgabe«. Die Moritzedition wurde 1896 begonnen und 2006 abgeschlossen. Von der Georg-Ausgabe sind bis 1917 zwei Bände erschienen, Band 3 wird Anfang 2010 veröffentlicht, der letzte Band 2012. Von der dreibändigen Thomas Müntzer-Ausgabe erschien 2004 Band 3, 2010 folgt Band 2, der letzte Band muss 2012 herauskommen.

    Die Georg-Edition erfasst nicht nur Fürsten mit ihren Mitarbeitern und Amtsträgern in der Landesverwaltung, sondern auch Personen in der Verwaltung der Städte, Handwerker und Bürger, vor allem wenn sie als Anhänger Luthers in Erscheinung traten. Aus dem kirchlichen Bereich sind Personen vom Nuntius über Bischof, Priester und Altaristen bis zu Chorherren, Mönchen und Nonnen erfasst. Da Moritz von Sachsen eine bedeutende Rolle in der Reichspolitik spielte, weiteten sich seine Beziehungen zu Personen über die Reichsgrenzen aus, erstreckte sich verstärkt auf Gesandte und – infolge der Kriege von 1546/47, 1552 und 1553 – auf Angehörige des Militärs. Weil für die strittige Müntzerinterpretation die soziale Stellung seines Umfeldes von entscheidender Bedeutung war, enthält die Müntzerausgabe detaillierte Angaben nicht nur zu den Beziehungen dieser Personen, sondern auch ihren sozialen Verhältnissen.

    Digital stehen von der Moritzedition das Register zu Bd. 4 sowie die Bde. 5 und 6 und von der Thomas-Müntzer-Ausgabe Bd. 3 und Bd. 2 zur Verfügung.

    URL: http://www.saw-leipzig.de/forschung/projekte/quellen-und-forschungen-zur-saechsischen-geschichte Prof. Dr. Dr. h. c. Helmar Junghans, Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig (SAW, AG EP), Priv.: Gletschersteinstr. 37, D-04299 Leipzig, Tel. / Fax +49 341 8616821, Email: [email protected]

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    Wieland Carls (SAW)

    Personennamen im Vorhaben „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“

    Anfang 2004 hat das oben genannte interdisziplinäre (Rechtsgeschichte/Sprachgeschichte) Forschungsvorhaben seine Arbeit an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig aufgenommen. Möglichst frei von Präjudizien in Bezug auf die Qualität des sächsisch-magdeburgischen Rechts im Vergleich zu den vorher oder parallel geltenden Landesrechten sollen hier dicht an den Texten und in enger Kooperation mit den Forschern in den Untersuchungsgebieten die Beziehungen der jeweiligen nationalen Rechtssprache zur Sprache des sächsisch-magdeburgischen Rechts herausgearbeitet und der Versuch gewagt werden, die späteren nationalsprachigen Übersetzungen und Kodifikationen auf ihr Verhältnis zu diesem Recht zu untersuchen. Hierzu sind Rechtstexte aus Polen, Tschechien, der Slowakei, aus Russland, der Ukraine, Weißrussland, dem Baltikum und Ungarn auszuwerten. Im Unterschied zu früheren Untersuchungen, die sich vor allem für den Weg der deutschsprachigen Rechtsquellen in die Empfängersprache interessierten, sollen hier die landessprachigen Fassungen dieser Rechtsquellen im Vordergrund stehen. (weiterführende Informationen unter: www.magdeburger-recht.eu)

    Aus der kurzen Projektbeschreibung ist bereits zu erahnen, welche Probleme beim Umgang mit Personennamen in diesem Forschungsvorhaben zwangsläufig auftreten: Mehrere Länder mit unterschiedlichen Sprachen und Schriftsystemen (Kyrillica und Latinica) sowie unterschiedlichen Regelwerken für die Transliterierung, zudem historische Schreibungen – wiederum in mehreren Sprachen.

    Im Projekt werden Personennamen von historischen Personen (vornehmlich Herrschern und Amtsträgern), von Autoren/Schreibern und Forschern erfasst. Für die Publikationen der Forschungsstelle sind Personenregister vorgesehen bzw. schon realisiert. Die verwendeten Programme sind MS-Word und TUSTEP. Die Register werden direkt aus dem Text erstellt, eine zusätzliche Datenbank kommt – bislang – nicht zum Einsatz. Personennamen, die genuin in der Kyrillica vorliegen, werden nach den deutschen Regeln der wissenschaftlichen Transliteration in die Latinica überführt. Unterschiedliche Schreibungen von Personennamen werden auf eine Ansetzungsform zurückgeführt, auf die von den Varianten verwiesen wird (Vytautas/Witowt/Witold; Cervus de Tuchola/Tucholczyk). In bestimmten Fällen werden die zur Identifizierung notwendigen Informationen verzeichnet (Herrschaftstitel und Beinamen).

    Die bibliographische Erfassung der Projektliteratur erfolgt über ein Browserinterface und liefert die eingegebenen Daten in eine strukturierte Datei. Es werden Personennamen mit unterschiedlichen Schreibungen bzw. Namenformen berücksichtigt und einer Ansetzungsform zugeordnet. Alle varianten Schreibungen müssen in jedem Datensatz vorhanden sein, da nicht auf eine übergeordnete Normdatei verwiesen wird. Die Verweisungen von den Nebenformen auf die Ansetzungsform erfolgen automatisch

    Eine Anbindung an externe Personendateien wäre sowohl für die Registererstellung als auch für die bibliographische Arbeit wünschenswert, um so auf bereits standardisierte Einträge Bezug nehmen zu können. Die Personendateien der Arbeitsstelle könnten in digitaler Form anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden, allerdings ist hier nur mit Rohdaten zu rechnen, die ergänzt und redaktionell bearbeitet werden müssten.

    URL: http://www.saw-leipzig.de/forschung/projekte/das-saechsisch-magdeburgische-recht-als-kulturelles-bindeglied-zwischen-den-rechtsordnungen-ost-und-mitteleuropas

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    Dr. Wieland Carls, Das sächsisch-magdeburgische Recht als Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas (SAW), Karl-Tauchnitz-Str. 1, 04107 Leipzig; Tel.: 0341/7115327; Mail: [email protected]

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    Heidi Hein (HAW)

    Personennamen der Reformationszeit und des Humanismus in Vorhaben der HAW I Melanchthons Briefwechsel (MBW) Bibliographische Angaben: Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe, im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Heinz Scheible. (Verlag Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt)

    Bisher erschienen: Bde. 1–9: Regesten, Addenda und Konkordanzen Bd. 10: Orte A–Z und Itinerar Bd. 11: Personen A–E Bd. 12: Personen F–K Bde. T 1–T 9: Texte 1–2604 (1514–1540)

    In Vorbereitung Bd. T 10: Texte 2605–2865 (1541) Bd. T 11: Texte 2866–3126 (1542)

    Personennamen in MBW 1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? Die Personenbände von MBW umfassen alle Personen, die in den Regestbänden 1-9 erwähnt sind, das bedeutet von Homer als der ältesten „Person“ bis zu Forschern des 18. Jahrhundert, z.B. Friedrich Spanheim d.J. (1.5.1632-18.5.1701). Als „erwähnt“ wird eine Person dann gewertet, wenn sie in eine der folgenden Kategorien passt:

    Absender Empfänger Erwähnung des Namens innerhalb des Regests Erwähnung des Namens innerhalb der Datierungsbegründung Drucker

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? Die Daten liegen im ASCII-Format vor. Von den Buchstaben A-K ist die letztgültige Fassung vor der Drucklegung vorhanden. Folgendes, einfaches Schema wird dabei verwendet:

    # Name in normierter Form ## Namenvarianten bzw. Kurzcharakterisierung (Pfr., Gesandter, Sächsischer Politiker, bibl.

    Gestalt, gr. Komödiendichter) ### Literaturangaben #### Vorkommen in MBW

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Kurze Biogramme mit den wichtigesten Lebensdaten. Informationen über die akademische, kirchliche oder politische Laufbahn, Familienverknüpfungen. Weiterführende Literatur in strenger Auswahl.

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    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Namenvarianten sind durch ein ## gekennzeichnet (siehe oben, Punkt 2).

    5. Welche Perspektiven ergeben sich für eine Verknüpfung der Personendaten aus den Projekten mit der PND der DNB? Durch die einfache Struktur des Datenbestandes wäre eine Verknüpfung sicherlich denkbar und realisierbar, zu bedenken ist aber die urheberrechtliche Problematik und die Tatsache, dass die Bände L-Z noch in Bearbeitung sind und es dafür keinen konkreten Zeitplan gibt.

    II Reuchlins Briefwechsel (RBW)

    Bibliographische Angaben: Johannes Reuchlin. Briefwechsel, hrsg. von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Stadt Pforzheim (Verlag Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad-Cannstatt)

    Bisher erschienen: Briefwechsel / Bd. 1. 1477 – 1505 (1999) Briefwechsel / Bd. 2. 1506 – 1513 (2003) Briefwechsel / Bd. 3. 1514 – 1517 (2007)

    In Vorbereitung: Briefwechsel / Bd. 4 .

    Personennamen in RBW

    1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? Personennamen A–Z; ein entsprechendes Register am Ende der einzelnen Bände (insgesamt vier, davon erst drei erschienen: 1999, 2003 u. 2007) verweist dabei auf die Seitenzahlen. Von Interesse sind hierbei die im Register jeweils mit einem Asteriskus (*) gekennzeichneten Seitenzahlen, die auf ausführlichere Biogramme zu den Briefverfassern, Briefempfängern oder zu in den Briefen erwähnten Zeitgenossen hindeuten (Leben, Werke, weiterführende Literatur; die Biogramme jeweils in Form einer Anmerkung). Der Zeitrahmen der dergestalt näher vorgestellten Personen (z. B. Johannes Böschenstein oder Michael Hummelberger) umfaßt das 15. und 16. Jahrhundert. Die Gesamtzahl dieser Biogramme (Band 1–4) dürfte etwa bei 400–500 liegen.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? Die ursprünglich in WordPerfect (zuletzt: Version 12) erstellten Daten der Forschungsstelle wurden von der Setzerei mit „QuarkXPress“ weiterverarbeitet. Über den endgültigen Datenbestand (nach den Fahnenkorrekturen), wie er in gedruckter Form vorliegt, verfügt nur der Verlag (Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt).

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Siehe 1.

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? In den Registern sind bei Namenvarianten gelegentlich (leider nur sparsam) Verweise zu finden, also z. B. „Tongern, Arnold von – s. Luyde von Tongern, Arnold“.

    5. Welche Perspektiven ergeben sich für eine Verknüpfung der Personendaten aus den Projekten mit der PND der DNB? Die Verknüpfbarkeit mit der PND der DNB ist nur in enger Absprache mit dem Verlag möglich. Die Benutzung der alten (unkorrigierten) Daten im WordPerfect-Format wäre möglich, ist aber nicht anzuraten.

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    III.1 Martin Bucer: Deutsche Schriften (BDS)

    Bibliographische Angaben: Martini Buceri Opera omnia, Ser. 1, Deutsche Schriften / im Auftr. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hrsg. von Gottfried Seebaß und Christoph Strohm (Verlag Gütersloher Verl.-Haus, Gütersloh 1960ff.)

    Bereits erschienen: Bd. 1 Frühschriften 1520–1524 (1960) Bd. 2 Schriften der Jahre 1524–1528 (1962) Bd. 3 Confessio Tetrapolitana und die Schriften des Jahres 1531 (1969) Bd. 4 Zur auswärtigen Wirksamkeit 1528–1533 (1975) Bd. 5 Straßburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben 1532–1534 (1978) Bd. 6,1 Wittenberger Konkordie 1536; Schriften zur Wittenberger Konkordie 1534-

    1537 (1988) Bd. 6,2 Zum Ius Reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535; Dokumente

    zur 2. Straßburger Synode von 1539 (1984) Bd. 6,3 Martin Bucers Katechismen aus den Jahren 1534, 1537, 1543 (1987) Bd. 7 Schriften der Jahre 1538–1539 (1964) Bd. 8 Abendmahlsschriften 1529–1541 (2004) Bd. 9,1 Religionsgespräche 1539–1541 (1995) Bd. 9,2 Religionsgespräche 1541–1542 (2007) Bd. 10 Schriften zu Ehe und Eherecht (2001) Bd. 11,1 Schriften zur Kölner Reformation 1543 (1999) Bd. 11,2 Schriften zur Kölner Reformation 1543, 1545 (2003) Bd. 11,3 Schriften zur Kölner Reformation: Bestendige Verantwortung 1545 (2006) Bd. 12 Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit 1538–1545

    (2007) Bd. 17 Die letzten Straßburger Jahre 1546–1549: Schriften zur Gemeindereformation

    und zum Augsburger Interim (1981) Personennamen in BDS

    1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? In den Personenregistern von BDS sind historische Personen aller Zeiten erfasst.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? 18 bereits erschienene Bände, davon 7 Bände mit elektronisch erfassten Daten, Registerdateien allerdings bei 5 Bänden elektronisch in nicht ganz endgültiger Fassung; bei 2 Bänden in endgültiger Fassung als PDF-Dateien.

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Kurzbiographien nur zum Teil, verstreut in Anmerkungen

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Die Ansetzung erfolgt normiert, in Klammern stehen im Register Beinamen. Bsp. Bugenhagen, Johannes (Pomeranus) oder Brück, Georg (Pontanus)

    III.2 Martin Bucer: Opera Latina (BOL) Bibliographische Angaben: Martini Buceri Opera omnia, Ser. 2: Opera Latina, Bde. 1ff., Gütersloh 1980ff.

    Bisher erschienen sind 6 Bände, alle ohne elektronisch erfasste Daten; Kurzbiographien nur zum Teil (verstreut in Anmerkungen):

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    Bd. 1 Opera Latina (1982) Bd. 2 Enarratio in Evangelion Iohannis (1528, 1530, 1536) (1988) Bd. 3 Florilegium patristicum (1988) Bd. 4 Consilium theologicum privatim conscriptum (1988) Bd. 5 Defensio adversus axioma catholicum id est criminationem R.P. Roberti

    Episcopi Abrincensis (1534) (2000) Bd. 15 De regno Christi libri duo, 1550 (1955)

    Insgesamt ca. 1740 Personenregistereintragungen (Lemmata), die wohl ca. 1200 verschiedene Namen betreffen. – Die restlichen Bände sollen vielleicht in den nächsten Jahrzehnten vielleicht erscheinen, ca. 10 Bände mit – sehr vage geschätzt – zusammen rund 4000 Personenregistereintragungen (Lemmata), die wohl ca. 2800 verschiedene Namen betreffen. Personennamen in BOL

    1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? Es sind biblische Namen und historisch Namen aller Zeiten erfasst.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? In gedruckter Form.

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Kurzbiographien nur zum Teil (verstreut in Anmerkungen).

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Namenvarianten mit eigenem Eintrag und Verweis auf Standardschreibung in Klammern.

    5. Welche Perspektiven ergeben sich für eine Verknüpfung der Personendaten aus den Projekten mit der PND der DNB? – III.3 Martin Bucer: Briefwechsel (BBW)

    Bibliographische Angaben: Martini Buceri Opera omnia, Ser. Series 3: Briefwechsel = Correspondance, Bde. 1-4 Gütersloh 1979-2000; ab Bd. 5ff. Leiden 2004ff. Bisher erschienen sind 7 Bände, davon wohl 3-4 Bände mit elektronisch erfaßten Daten, Kurzbiographien (v.a. zu Personen des 16. Jhs.) in jedem Band:

    Bd. 1 Bis 1524 (1979) Bd. 2 1524 – 1526 (1989) Bd. 3 1527 – 1529 (1995) Bd. 4 Januar – September 1530 (2000) Bd. 5 September 1530 – Mai 1531 (2004) Bd. 6 Mai – Oktober 1531 (2006) Bd. 7 Oktober 1531 – März 1532 (2008)

    Insgesamt ca. 4380 Eintragungen (Lemmata), die wohl ca. 2800 verschiedene Personen betreffen. In den Personenregistern der Bände 1-3 des Bucer-Briefwechsels sind die in den jeweiligen Bänden auftauchenden Personen verzeichnet, und zwar nicht nur die historischen, sondern auch Autoren der zitierten Sekundärliteratur. Diese sind aber typographisch abgesetzt. Diese Vorgehensweise ist in den folgenden Bänden zugunsten eines eigenständigen Literaturverzeichnisses aufgegeben worden. Die Personenregister verzeichnen dort nur noch die historischen Personen. In den Bänden 6 und 7 wurde außerdem im Rahmen des Personenregisters ein sog. "Personenindex" erstellt, der zu den jeweils verzeichneten Personen Kurzbiographien und Literaturverweise liefert.

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    1977 ist ein Verzeichnis der ca. 500-600 Korrespondenten Bucers veröffentlicht worden: Jean Rott, Correspondance de Martin Bucer. Liste alphabétique des correspondants. Straßburg 1977. Die Edition des restlichen Briefwechsels (März 1532 – 1551; noch ca. 2000 Briefe) soll in den nächsten 20-30 Jahren erfolgen (DFG-Projekt an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen; Finanzierung und Fortführung ungesichert!); ca. 12-18 Bände mit – sehr vage geschätzt – zusammen rund 12000 Personenregistereintragungen (Lemmata), die wohl ca. 8000 verschiedene Personen betreffen.

    Personennamen in BBW

    1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? Es sind historische Personen aller Zeiten erfaßt.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? 7 Bände, davon wohl 3-4 Bände mit elektronisch erfaßten Daten.

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Kurzbiographien (v.a. zu Personen des 16. Jhs.) in jedem Band.

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Namenvarianten mit eigenem Eintrag und Verweis auf Standardschreibung.

    5. Welche Perspektiven ergeben sich für eine Verknüpfung der Personendaten aus den Projekten mit der PND der DNB? – IV Osiander-Gesamtausgabe (OGA)

    Bibliographische Angabe: Andreas Osiander, Gesamtausgabe. Im Auftr. Der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hrsg. von Gottfried Seebass (Verlag Gütsersloher Verl.-Haus, Gütersloh)

    Bereits erschienen Bd. 1-10 – Edition abgeschlossen. 1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? In den Personenregistern der OGA sind historische Personen aller Zeiten erfasst.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? Elektronisch erfasste Daten nur zu Band 10 (vorliegende Datei mit nicht ganz endgültiger Fassung)

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Kurzbiographien nur zum Teil, verstreut in Anmerkungen

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Namenvarianten werden in runden Klammern im Register angeführt.

    V Europa Humanistica (EH)

    Bibliographische Angabe: Europa humanistica. Collection publiée par l'Institut de Recherche et d'Histoire des Textes (Verlag Brepols, Turnhout)

    Bisher erschienen: Abteilung I, Bd. 1: Marquard Freher und Janus Gruter. Zwei Teilbände (2005)

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    Abteilung I, Bd. 2: David Pareus, Johann Philipp Pareus, Daniel Pareus. (2009) Abteilung I, Bd. 3: Jacob Micyllus, Johannes Posthius, Johannes Opsopoeus, Abraham

    Scultetus. (2009) Personennamen in EH

    1. Welche Namenbereiche werden von den Projekten erfasst? Personennamen A-Z; ein Register am Ende des ersten Bandes der Deutschen Humanisten (2005), in Kürze auch am Ende des zweiten und dritten Bandes (Ende 2009) verweist auf sämtliche Nennungen in den kommentierenden Anmerkungen. Der Registereintrag selbst enthält Nachnamen, Vornamen, Lebensdaten und Beruf; es folgt die Auflistung der Textstellen; bei der jeweils ersten Nennung steht ein ausführliches Biogramm ggf. mit Studienorten, Lebensstationen und wichtigen Publikationen, soweit sie im Kontext der kommentierten Stelle von Bedeutung sind, sowie Hinweisen auf Einträge in Standard-Nachschlagewerken (DBA, ADB, Killy, Jaumann, Verfasserlexikon etc.) und einschlägige Spezialliteratur. Auf dieses erste Biogramm wird im Folgenden, auch in den Folgebänden, immer wieder verwiesen, die Register der einzelnen Bände müssten daher miteinander abgeglichen werden. Das Feld der kommentierten Personen umfasst antike Autoren und Figuren der Kirchengeschichte ebenso wie Theologen und Gelehrte der Frühen Neuzeit bis etwa 1650. Durch Auswertung von Pfarrerbüchern, Dienerbüchern und Universitätsmatrikeln konnten nicht wenige Personen ermittelt werden, die in den gängigen Nachschlagewerken zur frühneuzeitlichen Religions- und Gelehrtengeschichte noch nicht erfasst sind.

    2. In welcher Form liegen die Personendaten vor, und wie können sie zur Verfügung gestellt werden? Alle Daten liegen im Word-Format vor. Sie folgen einem einheitlichen Aufbau (Nachname, Vorname; ggf. Namenvarianten; Lebensdaten; Konfession und Beruf; je nach Bedeutung und Informationsstand ausführliches Biogramm einschließlich der für den Zusammenhang wichtigen Schriften; Artikel in Nachschlagewerken; Sekundärliteratur in Auswahl, vorzugsweise Monographien), der jedoch nicht als strukturierter Datensatz vorliegt

    3. Wie tief erschlossen sind die Personennamen? Siehe Punkt 1.

    4. Wie werden die Namenvarianten, Pseudonyme, Beinamen usw. zugeordnet? Namenvarianten sind, nur bei starker Abweichung, im Biogramm enthalten, nicht aber im Register.

    5. Welche Perspektiven ergeben sich für eine Verknüpfung der Personendaten aus den Projekten mit der PND der DNB? Die Verknüpfbarkeit mit der PND der DNB ist grundsätzlich möglich, erfordert aber die Übertragung der vorhandenen unstrukturierten Word-Dateien in das Format der PND. Über Urheberrechte wegen des ersten Bandes, der noch von der DFG gefördert wurde, muss mit dem Verlag (Brepols) verhandelt werden; für die folgenden Bände hat sich die Akademie das Recht der Internetpublikation vorbehalten.

    Heidi Hein, Melanchthon-Edition (HAW), Heiliggeiststr. 15, 69117 Heidelberg, Tel.: 06221-26328, Mail: [email protected]

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    Reinhold Rieger (Universität Tübingen)

    Personenregister der Abteilung Schriften Band 1-60 der Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers (WA 63, 1987) (HAW)

    1. Das Personenregister erschien 1987 als zweiter Band des zwölfbändigen Registers der Abteilung Schriften Bände 1-60 der Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers, zu dem auch ein Ortsregister und ein lateinisches und deutsches Sachregister gehören, und erfasst alle darin genannten Personennamen, auch der von Luther zitierten und durch die Herausgeber nachgewiesenen Schriftsteller. Von Personennamen abgeleitete Bezeichnungen (Pelagius > Pelagianismus; Johannes > Johannesfeuer) sind dem Artikelstichwort zu der Person zugeordnet.

    Zusatzregister weisen die in den Herausgebertexten oder Fremdtexten der WA genannten Personennamen nach.

    2. Das Personenregister liegt in gedruckter (Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1987) und in digitaler Form (im Rahmen von „Luthers Werke im WWW“: http://luther.chadwyck.ca.uk) vor.

    3. Die Personen sind nach den Bezügen Luthers auf sie erschlossen. Die Artikel sind oft in Bezugnahmen einerseits auf die Person als solche und andererseits auf ihre Schriften untergliedert. Auch inhaltliche Charakterisierungen oder Bemerkungen Luthers zu der Person werden schlagwortartig und mit Zitaten dargestellt. So werden der Kontext und die Art der Bezugnahme auf die Personen durch Luther deutlich.

    4. Die Artikel haben den Anspruch auf Vollständigkeit der Belege. Diese werden in einem untergliederten Artikel nur an einer Stelle angeführt, für die sie besonders wichtig sind.

    5. Schreibvarianten, Pseudonyme, Beinamen, Gruppenbezeichnungen (Barfüßer s. Franz v. Assisi) werden als Verweise auf den Hauptartikel bezogen, dessen Stichwort nach der Normform des Namens angesetzt ist.

    6. Die PND könnte durch Integration de