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Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung – IFAN/IKN an der University of Management and Communication Potsdam (FH) Aktivierende Bildungsmaßnahmen zu Erneuerbaren Energien in peripheren ländlichen Regionen Konzeption – Umsetzung – Ergebnisse Fallbeispiel Planungsregion Lausitz-Spreewald Abschlussbericht eines Teilprojektes im Rahmen des Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz: Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien“ 1 November 2007 Leitung des Teilprojekts: Prof. Werner Siebel, PhD Bearbeiterin: Dr. Uta Döring UMC POTSDAM University of Management and Communication Potsdam (FH) Campus Potsdam, Villa Arnim, Weinbergstraße 20, 14469 Potsdam [email protected], [email protected] IFAN Das Teilprojekt wurde als Arbeitspaket 2 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten und vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin geleiteten Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz – Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneu- erbarer Energien“ durchgeführt. 1 Leicht überarbeitete und gekürzte Fassung

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Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung – IFAN/IKN an der University of Management and Communication Potsdam (FH)

Aktivierende Bildungsmaßnahmen zu Erneuerbaren Energien in

peripheren ländlichen Regionen

Konzeption – Umsetzung – Ergebnisse

Fallbeispiel Planungsregion Lausitz-Spreewald

Abschlussbericht eines Teilprojektes im Rahmen des Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz: Neue Impulse für

die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien“1

November 2007

Leitung des Teilprojekts: Prof. Werner Siebel, PhD Bearbeiterin: Dr. Uta Döring UMC POTSDAM University of Management and Communication Potsdam (FH) Campus Potsdam, Villa Arnim, Weinbergstraße 20, 14469 Potsdam [email protected], [email protected]

IFAN

Das Teilprojekt wurde als Arbeitspaket 2 im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderten und vom Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin geleiteten Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz – Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneu-erbarer Energien“ durchgeführt. 1 Leicht überarbeitete und gekürzte Fassung

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Einleitung ........................................................................................................................................5 1 Auswahl der Veranstaltungsthemen und methodisches Vorgehen............................................8

1.1 Auswahl der Veranstaltungsthemen ...................................................................................8 1.2 Methodisches Vorgehen .....................................................................................................9

2 Regionen und Leitbilder ..........................................................................................................11 2.1 (Planungs)Region Lausitz-Spreewald ..............................................................................12

2.1.1 Das Energieforum Lausitz-Spreewald ....................................................................15 2.2 Landkreise als Regionen...................................................................................................17 2.3 Leader+-Regionen ............................................................................................................19 2.4 Europaregion Spree-Neiße-Bober ....................................................................................24 2.5 Regionaler Wachstumskern Westlausitz ..........................................................................26 2.6 Identitäten und Konkurrenzen ..........................................................................................28 2.7 Eine Mannigfaltigkeit an Regionen ..................................................................................31

3 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen ................................................................................34 3.1 Erste mobilisierende Bildungsveranstaltung: „Potenziale mobilisieren – Zukunft

gestalten“ – Das Bioenergiedorf Jühnde...........................................................................34 3.1.1 Auswahl des Veranstaltungsortes ...........................................................................34 3.1.2 Veranstaltungsvorbereitung....................................................................................41 3.1.3 Veranstaltungsablauf ..............................................................................................42 3.1.4 Inhaltliche Fragen zu den Vorträgen ......................................................................43 3.1.5 Diskussionsbeiträge ................................................................................................44 3.1.6 Zusammenfassung der Beiträge..............................................................................44 3.1.7 Kommentare und Einschätzungen der TeilnehmerInnen........................................48 3.1.8 Fazit ........................................................................................................................54

3.2 Zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung: Planungswerkstatt „Von Ideen zu Projekten“ .........................................................................................................................56 3.2.1 Auswahl des Veranstaltungsortes ...........................................................................57 3.2.2 Veranstaltungsablauf ..............................................................................................58 3.2.3 Projektideen ............................................................................................................59 3.2.4 Benennung von Hemmnissen .................................................................................60 3.2.5 Problemlösungsmöglichkeiten................................................................................62 3.2.6 Fazit ........................................................................................................................64

4 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen zu Erneuerbaren Energien in peripheren ländlichen Regionen ..............................................................................................67

5 Dokumentation ........................................................................................................................69 6 Literaturverzeichnis .................................................................................................................79

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4

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei den vielen Menschen aus der Planungsregion

Lausitz-Spreewald bedanken, die sich die Zeit nahmen, mir im fernmündlichen oder persön-

lichen Gespräch hilfreiche Anregungen gaben, Fragen beantworteten und mich an ihrer

„Sicht der Dinge“ teilhaben ließen.

Uta Döring

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Einleitung

Der vorliegende Bericht entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Na-

turschutz und Reaktorsicherheit finanzierten Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz.

Neue Impuls für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien am Zentrum Technik und

Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin (TUB.2 Ziel des Gesamtvorhabens ist

es, die Faktoren zu analysieren, die den Ausbau erneuerbarer Energien in Regionen fördern

oder hemmen und praktische Hinweise und Handlungsansätze zu generieren und zu erproben.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens befasste sich das IFAN/IKN mit der Entwicklung

von aktivierenden Bildungsmaßnahmen zum Themenbereich Erneuerbare Energien. Aufgabe

des Teilprojektes war es, exemplarisch praktische Strategien und Handlungsansätze zu erpro-

ben, die regionale Prozesse des Ausbaus erneuerbarer Energien fördern und unterstützen.3

Zielgruppen der Bildungsmaßnahmen waren AkteuerInnen der Brandenburger Planungs-

region Lausitz-Spreewald.

Das Internationale Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwick-

lung (IFAN) ist Bestandteil des International Knowledge Network for Sustainable Develop-

ment (IKN), welches vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxis-Know-how aus

Ländern des Südens und des Nordens zusammenführt. In einem internationalen Austausch

wird Wissen generiert und transferiert um nachhaltige Entwicklungsprozesse in struktur-

schwachen ruralen Gebieten zu stärken. Innerhalb des IKN konzentriert sich das IFAN auf

den Bereich Wissenschaft und Forschung. Es entwickelt das Netzwerk innerhalb der „Scienti-

fic Community“, bearbeitet Forschungsvorhaben, die sich aus den Fragestellungen des inter-

nationalen Netzwerkes ergeben und stellt den Transfer der Forschungsergebnisse im

internationalen Kontext sicher. Eine wichtige Säule der Arbeit des IFAN ist die Informations-

gewinnung darüber, welche zukunftsrelevanten Entwicklungsbedürfnisse seitens regionaler

Akteure formuliert werden und wie diese in die Praxis umgesetzt werden. Die gewonnenen

wissenschaftlichen Erkenntnisse werden praxisnah umgesetzt und sind Ausgangspunkt für

angestrebte Synergieeffekte und regionale Vernetzungen. So führt das IKN beispielsweise

MultiplikatorInnenausbildungen durch und gewährleistet einerseits den Transfer der Ergeb-

nisse von Bildungs- und Praxismaßnahmen im Süd-Süd-Zusammenhang und andererseits de-

ren Weitergabe in die entwicklungspolitische Zusammenarbeit und die Ausbildung des

Nordens. Das INK arbeitet mit wissenschaftlichen und zivilen Einrichtungen im außereuropä-

ischen und europäischen Ausland zusammen.

2 Weitere Informationen und Ergebnisse zum Forschungsvorhaben finden sich unter http://www.energieregion-lausitz.de 3 Anlage A (Beschreibung des Forschungs- und Etnwicklungsvorhabens) zum Unterauftrag zwischen IFAN/ZTG und ZTG/TUB.

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Bei der Ausarbeitung der Inhalte der Bildungsveranstaltungen konnte auf Erfahrungen und

Anregungen einer Fact Finding Mission in die Mongolei im Jahren 2006 und 2007 durch Ex-

pertInnen des IKN, den Ergebnissen einer von InWEnt (Internationale Weiterbildung und

Entwicklung gGmbH) geförderten Pilotmaßnahme zum nachhaltigen Einsatz regenerativer

Energien in ländlichen Gebieten der Karibik, die Teil des „International Action Programm“

der Konferenz Renewables 2004 war und in deren Rahmen MultiplikatorInnen aus Nicaragua

mit einem spezifisch angepassten Curriculum (Theorie-Praxis Ausbildung mit sequenziellem

Wechsel von Lehrgängen auf Kuba und praktischen Projekten in den Heimatgemeinden der

MultiplikatorInnen) ausgebildet wurden, die Diskussionen auf zwei internationalen Alumni

Sommerschulen des ARCA-Net (Alumni Raising Conflict Awareness)4 sowie generell auf Er-

fahrungen der Entwicklungszusammenarbeit zurückgegriffen werden. Oft findet bei der Pro-

jektierung und Konstruktion von Erneuerbare Energie-Anlagen ebenso wenig eine

ausreichende Information der lokalen Bevölkerung, wie eine Beteiligung an Fragen der bauli-

chen Gestaltung von Erneuerbare Energie-Anlagen statt. Die soziokulturellen Bedingungen

im lokalen, kommunalen, regionalen Umfeld werden kaum in die Planung der Anlagen mit

einbezogen, die soziale Praxis und das Wertegefüge der Bevölkerung selten berücksichtigt.

Wenngleich in den Ländern der nördlichen Hemisphäre eher eine Transformation der Ener-

giegewinnung und des -verbrauchs im Kern der Entwicklung steht, als die Frage nach einem

Zugang zu einer Energieversorgung überhaupt – wie es vor allem in den ruralen Gebieten des

Südens der Fall ist – sind auch hier Partizipationsdefizite beim Umbau des Energiesektors in

Richtung Erneuerbare Energien zu beobachten. Auch im Untersuchungsgebiet „[…]ist es

[oft] so, dass die Bürger Energieanlagen, auch Erneuerbare Energie-Anlagen, vorgesetzt be-

kommen und sie weder gefragt worden sind, noch irgendeine Beteiligungs- oder Einflussmög-

lichkeit hatten“5 und „in A [Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz] sind die Leute

verärgert, dass sie nicht in die Planung einbezogen wurden beziehungsweise nicht gefragt

wurden, was sie davon halten.“6

Nach der Konzeptionierung der mobilisierenden Bildungsveranstaltungen wurden die

Veranstaltungsformate in der Praxis getestet und zusammenfassend beschrieben. Das erste

Kapitel der Studie geht kurz auf die mit dem ZTG vereinbarten Veranstaltungsinhalte ein und

4 Die beiden International Alumni Sommer Schools der Jahre 2005 und 2006 zum Thema „Conflicts, Conflict Prevention & Resolution – Coping Strategies and Natural Resources“ des ARCA-Net wurden unterstützt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung (BMZ) und der University of Management and Communication (FH), Potsdam. Anwesend waren WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus den Regionen Sub-Sahara & Africa, Southeast Asia & Chi-na, West Asia & North Africa und Latin America & Caribbean. 5 Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 2, Landkreis Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, 15.01.2007. 6 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Wahlpartei 1, Landkreis Oberspreewald-Lausitz, 20.12.2006.

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skizziert den methodischen Ansatz des IFAN/IKN. Im zweiten Kapitel wird auf die Schwie-

rigkeiten einer Operationalisierung des Regionalbegriffs im Untersuchungsgebiet hingewie-

sen und dabei die Vielfalt der dort verwendeten räumlichen Ein- und Abgrenzungen

aufgezeigt, um dann im dritten Kapitel zwei durchgeführte Bildungsveranstaltungen vorzu-

stellen. Dieses Kapitel beinhaltet auch eine Dokumentation der von Veranstaltungsteilnehme-

rInnen formulierten Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Erneuerbaren-Energie-Projekten.

Im letzten Kapitel erfolgt eine Bewertung des Veranstaltungskonzeptes.

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1 Auswahl der Veranstaltungsthemen und methodisches Vorgehen

1.1 Auswahl der Veranstaltungsthemen

Auf der Basis der im 1. Zwischenberichtes des Forschungsvorhabens „Energieregion Lausitz.

Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien“ 7 identifizierten Hand-

lungsbedarfe wurden von IFAN/IKN und ZTG die inhaltlichen Schwerpunkte der aktivieren-

den Bildungsmaßnahmen festgelegt. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Bereiche

„Engagementbereitschaft fördern“, „vorhandene Informationen verfügbar machen“ und „regi-

onalen Ansatz fördern“, wobei die Informationsvermittlung und die Anregung von Lernpro-

zessen im Vordergrund standen. Da dem Ausbau der energetischen Nutzung von Biomasse in

der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine hohe Bedeutung zugemessen wird, war im Rah-

men der Bildungsveranstaltungen aus der Sicht von IFAN insbesondere diese Form der Ener-

giegewinnung zu berücksichtigen. Weite Teile des Gebietes der Planungsregion bzw. der

Niederlausitz sind trotz Industrialisierung in überdurchschnittlichem Maß agrarisch domi-

niert.8 Best-Practice-Beispiele aus anderen peripheren Gebieten sind ausreichend vorzuwei-

sen. Die Windenergiestandorte sind ausgeschrieben und es gibt für alle Standorte Planungen;

der Wasserkraft, der Solarenergie und der Geothermie kam bislang wenig Bedeutung in der

Planungsregion Lausitz-Spreewald zu. Die Planungsregion verfügt über eine installierte elekt-

rische Gesamtleistung von 4.730 Megawatt (MW) aus fossilen Energieträgern. Dem stehen

636 Megawatt (MW) aus regenerativen Energien gegenüber. Hier führt die Windkraft mit 580

MW, gefolgt von 39 MW aus Biomassekraftwerken und 12,9 MW aus Biogasanlagen. Die

installierte elektrische Leistung aus Wasserkraftwerken beträgt 2,8 MW und die aus Photo-

voltaikanlagen 1,3 MW.9

Obgleich das Potenzial an energetisch verwertbarer Biomasse in der Niederlausitz nach

einer im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land angefertigten Studie10

im brandenburgischen Vergleich auf mittleren bis hinteren Plätzen liegt, werden die Bedin-

gungen für den Biomasseanbau positiv bewertet. Der Anteil der Landwirtschaftsfläche beträgt

in der Planungsregion etwa 40,0% der Gesamtfläche von 7.179 km², der Anteil der Waldflä-

7 Vgl. Zentrum Technik und Gesellschaft: Energieregion Lausitz. Neue Impulse für die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien, 1. Zwischenbericht April 2006, Berlin 2006 (unveröffentlicht); Keppler, Doro-thee/Töpfer, Eric: Die Akzeptanz und Nutzung erneuerbarer Energien in der „Energieregion“ Lausitz. Ergebnis-se einer Fallstudie, Berlin 2006. 8 Vgl. Muhar, Andreas: Fragen zur Identität einer Landschaft und ihrer Bewohner, in: Friesen, Hans/Führ, Edu-ard (Hg.): Neue Kulturlandschaften, Cottbus 2001, S. 117-128. 9 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle (Hg.): Energieatlas, Cott-bus 2007, Beikarte: Regionale Verteilung der energierelevanten Standorte. 10 Die Region Niederlausitz wird in der Studie synonym mit der Planungsregion Lausitz-Spreewald gesetzt. Vgl. Grünewald, H./Schneider, B.U./Fünfgeld, C./Bens, O./Hüttl, R.F./Schieferdecker, B.: Biomassestrategie in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land (Kurzfassung), Cottbus o.J..

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che 40,4%.11 Die Ackerfläche umfasst etwa 200.000 ha und während „im Landesdurchschnitt

14% der Stilllegungsflächen mit nachwachsenden Rohstoffen bestellt werden, sind es in der

Region Lausitz-Spreewald nur 5 %.“12 Die Biomassenutzung wird hier insgesamt als ausbau-

fähig beschrieben, Marktstrukturen sind vorhanden und erweiterbar.

1.2 Methodisches Vorgehen

Der Forschungsansatz des IFAN/IKN beinhaltet, bei der Konzeption und Durchführung von

Forschungs- und Bildungsprojekten die Bedarfe von lokalen, kommunalen und regionalen

Akteuren zu berücksichtigen. Forschungsmaßnahmen oder forschungsunterstützende Maß-

nahmen wie z.B. die Initiierung von kommunikativen Prozessen oder Anregungen zur Umset-

zung von nachhaltigen regionalen oder kommunalen Aktivitäten erfolgen unter dem

Blickwinkel eines Theorie/Praxis/Theorie-Transfers. Wichtig ist dabei eine Zielgruppenanaly-

se, da eine möglichst weitreichende Verbreitung bzw. eine Dissemination von beispielhaften

Aktivitäten in die „Civil Society“ erreicht werden soll. Bei der Durchführung von For-

schungs- und Bildungsprojekten ist „capacity development“, („capacity building“ als dynami-

scher Prozess) ein wichtiger Bestandteil der durchgeführten Tätigkeiten. Den Beforschten und

Adressaten der Bildungsveranstaltungen werden Kenntnisse und Kompetenzen vermittelt, die

sie befähigen, die von ihnen formulierten bzw. im Forschungsprozess erkannten, an die Be-

forschten zurück gespiegelten und kommunikativ validierten Bedarfe/Defizite, „aus eigener

Kraft“ und unter dem Aspekt der „Selbstermächtigung“ anzugehen.

Für die Umsetzung von „mobilisierenden Bildungsveranstaltungen“ bedeutet dies, dass

sie den organisatorischen und situativen Bedingungen der Zielgruppe(n) entsprechen sollten.

Um Veranstaltungsinhalten einen alltagpraktischen Wert geben zu können, werden im Vor-

feld von Maßnahmen die lokalen/kommunalen/regionalen Bedingungen der Adressaten von

wissensgenerierenden Veranstaltungen berücksichtigt und sie erhalten den Status von „Exper-

ten der eigenen Situation“. Dieser Ansatz gebietet es,

1) bei der Planung von mobilisierenden Bildungsveranstaltungen die (vorläufige) Konzepti-

on und das Format von themenspezifischen Veranstaltungen einigen als relevant erachte-

ten Akteuren vorzustellen und danach zu fragen, ob ein Bedarf an den Inhalten der

11 Vgl. Brandenburg Regional 2006 – eine räumliche Bestandsaufnahme der Regionen, Landkreise und kreisfrei-en Städte, Potsdam 2006, S. 122 (Region Lausitz-Spreewald). 12 Grünewald, H./Schneider, B.U./Fünfgeld, C./Bens, O./Hüttl, R.F./Schieferdecker, B.: Biomassestrategie in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des Projektes REKULA der IBA Fürst-Pückler-Land (Kurzfassung), Cottbus o.J., S. 3.

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geplanten Veranstaltung bestehe bzw. ob und welche Anregung es von Seiten der Befrag-

ten gebe.

2) die Diskussionen mit regionalen/kommunalen Akteuren im Vorfeld, während und im

Nachgang der ersten durchgeführten mobilisierenden Bildungsveranstaltung zum Thema

Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und

3) die dort formulierten Bedarfe und Defizitbenennungen in die Konzeption der weiteren

Veranstaltungen einfließen zu lassen.

Diese Form der Veranstaltungsplanung gewährleistet, dass entlang konkret formulierter Be-

darfe gegebenenfalls Veranstaltungsinhalte und -formate modifiziert werden können.

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2 Regionen und Leitbilder

Eine Schwierigkeit bei der Planung der mobilisierenden Bildungsveranstaltungen in der Regi-

on Lausitz-Spreewald bzw. der „Niederlausitz“ war die wenig trennscharfe Abgrenzung, was

von einzelnen Akteuren und Akteursgruppen aus der „Region Lausitz-Spreewald“ bzw. der

„Niederlausitz“ unter Region verstanden wird. Obwohl „Niederlausitz“ eine fest etablierte

Bezeichnung im Sprachgebrauch ist „gibt es für dieses Gebiet keine allgemein bekannte und

akzeptierte Abgrenzung; diese erscheint eher vage als jener Raum, der weithin als Verflech-

tungsraum des Oberzentrums Cottbus, als das Braunkohlerevier, an dem das Land Branden-

burg den größten Anteil hat, oder eventuell auch noch als der angestammte Siedlungsraum der

Sorben wahrgenommen wird.“13 Der Begriff „Niederlausitz“ oder verkürzt „Lausitz“ um-

schreibt keinen aktuell existierenden Verwaltungsraum, dennoch sprach manch eine/r der Ge-

sprächspartnerInnen von der „Region Lausitz“. Andere wiederum legten Wert auf eine

Differenzierung in die Regionen Niederlausitz, Oberlausitz oder Westlausitz, wenn von „der

Lausitz“ die Rede war. Mit dem Begriff Region wird gemeinhin die administrative Größe der

Gemeinde oder Kommune überschritten, er umschreibt Räume, deren Grenzen nicht an die

formale Grenzen eines Landkreises oder anderen institutionalisierten Abgrenzungen gebun-

den sein muss. Stephan Beetz bezeichnet Regionen als „gesellschaftliches Konstrukt“, das

entlang ausgewählter Kriterien und Differenzierungen als politischer Handlungsraum definiert

wird. Er unterscheidet in „Regionen im Sinne einer landkreisübergreifenden, unterhalb der

Landesebene angesiedelten Steuerungsebene“ wie z.B. die Regionalen Planungsgemeinschaf-

ten, die aber „in ihrer institutionellen Ausprägung eher rudimentär“ bleiben. „Daneben finden

sich zahlreiche kulturlandschaftliche Regionsbestimmungen (…) mit eigenen Identifikations-

angeboten und Steuerungsformen, die – auch landkreis- und länderübergreifende – kommuna-

le Kooperationen ermöglichen.“14 Region, im Sinne eines geographischen Raums wird in der

Regel unspezifisch verwandt und es bedarf näherer Definitionen und Eingrenzungen um be-

stimmte Regionen von anderen abzugrenzen. So kann von „Wirtschaftsregionen“, die sich

primär ökonomisch definieren, wie von natur- bzw. landschaftsräumlichen Regionen, die sich

entlang geologischer, hydrologischer oder anderer auf natürliche Begebenheiten zurückzufüh-

rende Merkmale abgrenzen und von kulturräumlich definierten Regionen, die sich durch so-

ziokulturelle Bestimmungen wie Sprachräume oder Siedlungsgebiete usw. unterscheiden,

13 Ellger, Christof: Bewegung durch individuelle Raumwahrnehmung und raumorientiertes Handeln, in: Ziener, Karen/Carstensen, Ines/Goltz, Elke (Hg.): „Bewegende Räume“ – Streiflichter multidisziplinärer Raumverständ-nisse, Potsdam 2005, S. 160-169, hier S. 161. 14 Beetz, Stephan: Regionale Disparitäten und Steuerung ländlicher Entwicklung. Berlin-Brandenburgische Aka-demie der Wissenschaften, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Zukunftsorientierte Nutzung ländlicher Räume“, Materialien Nr. 9, Berlin 2006, S. 7.

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gesprochen werden. Im Folgenden wird aufgezeigt werden, welch binnendifferenzierte regio-

nale Konstrukte im Untersuchungsgebiet vorzufinden waren.

2.1 (Planungs)Region Lausitz-Spreewald

Ein übergeordneter Regionalbegriff qua Gesetz bezieht sich auf die Planungsregion Lausitz-

Spreewald, die sich aus den vier Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, El-

be-Elster, Spree-Neiße und der kreisfreien Stadt Cottbus zusammensetzt und mit die dem

Brandenburger Gesetz zur Einführung der Regionalplanung und der Braunkohlen- und Sanie-

rungsplanung (RegBkPlG) vom 18. Mai 1993 festgelegt wurde. Große Teile des ehemaligen

Kohle- und Energiebezirkes Cottbus, in dem zu Wendezeiten mehrere Zehntausend Beschäf-

tigte in der Energiebranche und den zehn Braunkohletagebauen tätig waren, finden sich in der

heutigen Planungsregion Lausitz-Spreewald wieder. Durch die weitgehende Drosselung der

Braunkohleförderung – bis 1992 wurde der Tagebau bereits um 54% zurückgefahren – und

die Rationalisierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, der Glas- und Textilindustrie wurden

in erheblichem Umfang Arbeitskräfte freigesetzt. Gleichzeitig setzte eine negative Bevölke-

rungsentwicklung ein, die sich bis heute fortsetzt. Träger der Regionalplanung im Land Bran-

denburg sind die Regionalen Planungsgemeinschaften, zu deren Mitgliedern die Landkreise

und die kreisfreien Städte der Planungsregion gehören.

Zur den Pflichtaufgaben der Regionalen Planungsgemeinschaften gehört es, Regionalplä-

ne aufzustellen, fortzuschreiben, zu ändern und zu ergänzen. Die Regionalplanung „soll ge-

genüber der Landesplanung räumlich konkretere überörtliche und überfachliche Festlegungen

treffen, ohne jedoch in die rein örtlich begründeten Entscheidungskompetenzen der Gemein-

den einzugreifen. Damit liegt die Regionalplanung im Spannungsfeld zwischen Landespla-

nung, Fachplanung und kommunaler Bauleitplanung.“15 Es müssen sowohl die Vorgaben der

Landesplanung beachtet und für die jeweilige Planungsregion konkretisiert werden als auch

kommunale Entwicklungsvorstellungen auf Landkreis- und Gemeindeebene berücksichtigt

und gegeneinander bzw. untereinander abgewogen werden.16

15 Vgl. Regionalplanung, unter http://gl.berlin-brandenburg.de/regionalplanung/index.html, ges. 19.09.2007. Mit dem Gesetz zur Einführung der Regionalplanung und der Braunkohlen- und Sanierungsplanung (RegBkPlG) vom 18. Mai 1993 wurden fünf Regionale Planungsgemeinschaften (RPG) im Land Brandenburg gebildet. Es regelt die Aufgaben des Trägers der Regionalplanung, seiner Organe und deren Zuständigkeiten und die Finan-zierung. Die Regionalen Planungsgemeinschaften sind Körperschaften öffentlichen Rechts. 16 Vgl. Danielzyk, Rainer/Rietzel, Rüdiger: Regionalplanung als Motor regionaler Kooperation. Das Beispiel Oderland-Spree, in: Informationen zur Raumentwicklung Heft 8/9 (2003) – Aktionsraum Region – Regional Governance, Bonn 2003, S. 513 – 521, hier S. 515.

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Die Geschäftstelle der Regionalen Planungsgemein-

schaft ist die Regionale Planungsstelle, die mit der Er-

arbeitung des Regionalplans befasst ist und ihn dem

beschließenden Organ der Regionalen Planungsge-

meinschaft – der Regionalversammlung – zur Be-

schlussfassung vorgelegt. Die Regionalversammlung

besteht aus maximal 40 Regionalräten. Hierzu gehö-

ren neben den Landräten und Oberbürgermeistern der

kreisfreien Städte auch die Bürgermeister von Ge-

meinden ab einer Größe von 10.000 Einwohnern. Der

Kreistag und die jeweiligen Stadtverordnetenver-

sammlungen der kreisfreien Städte entsenden gewähl-

te Regionalräte. Vertreter von Verbänden, Kammern

und mit der regionalen Entwicklung verbundene Insti-

tutionen, können als beratende, allerdings nicht stimmberechtigte Mitglieder aufgenommen

werden. „Alle anderen dürfen sporadisch am Katzentisch teilnehmen.“19 Für die Planungs-

gemeinschaft Lausitz-Spreewald liegt bislang nur ein Regionalplanentwurf aus dem Jahr 1999

vor, der allerdings nicht von der Landesbehörde genehmigt wurde und der durch Änderungen

bei der Landesplanung heute nicht mehr sinnvoll erscheint. Im September 2004 wurde eine

neue Richtlinie für die Regionalplanung in Kraft gesetzt, die jedoch nur begrenzte Zustim-

mung in der Region Lausitz-Spreewald findet, da von 43 Planungskategorien bei 23 die lan-

desplanerischen Vorgaben zu übernehmen sind und somit der Spielraum der Regionalplanung

sehr eingeschränkt wurde. Ein modifizierter Regionalplan für Lausitz-Spreewald soll zukünf-

tig unter Berücksichtigung des Landesentwicklungsprogramms des Landes Brandenburg und

dem integrierten Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP BB) erstellt werden.20

Die Gestaltungsfreiheit der Regionalen Planungsstelle ist durch die politischen Vorgaben der

Brandenburger Landesplanung stark eingeschränkt. Zwar gelang es der Planungsgemeinschaft

Der so genannte Integrierte Regionalplan umfasst alle regionalplanerisch steuerbaren Inhalte. Darunter fallen Regelungen zur Siedlungs-, Freiraum- und Infrastruktur. Bislang ist allerdings noch kein Regional-plan in Brandenburg verabschiedet wor-den.17 In den vergangenen Jahren wurden Teilpläne zu den Themen: - Zentrale Orte der Nahbereichsstufe - Oberflächennahe Rohstoffe - Windenergie aufgestellt, um schnell auf aktuelle, die Raumstruktur betreffende und regelungsbe-dürftige Entwicklungen zu reagieren. Be-stehende Raumnutzungskonflikte werden sowohl in den Regionalplänen als auch in den sachlichen Teilplänen abschließend ge-regelt. Mit Zustimmung der Landesplanbe-hörde kann die Regionalplanung weitere Aufgaben übernehmen, sodass die Regiona-len Planungsgemeinschaften zunehmend versuchen, komplexe räumliche Entwick-lungen durch Projekte und Aktionen anzu-stoßen.18

17 Stand der Integrierten Regionalpläne: Planungsregion Havelland-Fläming: Genehmigt: 23.02.1998, Veröffent-licht: 11.09.1998, per OVG-Urteil für nichtig erklärt seit 09.10.2002; Prignitz-Oberhavel: Entwurf vom 12.07.2000, Verfahren wird weitergeführt; Uckermark-Barnim: bislang keinen Entwurf; Oderland-Spree: Sat-zungsbeschluss: 26.11.2001, Plan wird überarbeitet; Lausitz-Spreewald: Entwurf vom August 1999, Plan wird neu aufgestellt (Beschluss vom 15.10.2003). Vgl. Tabelle Regionalpläne. Regional- und Teilpläne in den 5 Re-gionen des Landes Brandenburg (Stand September 2005), unter http://gl.berlin-branden-burg.de/regionalplanung/plaene/index.html, ges. 19.09.2007. 18 Vgl. Aufgaben der Regionalen Planungsgemeinschaften, http://gl.berlin-brandenburg.de/regional-planung/index.html, ges. 19.09.2007. 19 Mitschrift Telefonat Amtsleiter 1, 29.08.2007. 20 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Der integrierte Regionalplan (Entwurf), unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/intplan.htm, ges. 16.07.2007; Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007.

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Lausitz-Spreewald in der Vergangenheit für alle vier Landkreise und die Statt Cottbus rechts-

verbindliche, sachliche Teilpläne zu erarbeiten, die auf der Regionalversammlung abgesegnet

und von der Landesregierung genehmigt wurden – sie betreffen die Bereiche „Zentralörtliche

Gliederung“ (veröffentlicht am 03.06.1997), „Gewinnung und Sicherung oberflächennaher

Rohstoffe“ (veröffentlicht am 26.08.1998) und „Windkraftnutzung“ (veröffentlich am

14.07.2004)21 – andere Beschlüsse der Regionalversammlung oder Planungen der Planungs-

gemeinschaft haben keinen rechtsverbindlichen Charakter.22

Die Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald arbeitete seit der Konkretisierung des Leit-

bildes für die Länder Berlin und Brandenburg als „Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ an

einem (teil)regionalen Leitbild. Nach einer Auftaktveranstaltung im Mai 2006 in Cottbus, bei

der Akteure aus der Planungsregion Lausitz-Spreewald spezifische regionale Kompetenzen

identifizierten und diskutierten und dabei erkannten, „dass das Thema Energie durch bedeu-

tende Unternehmensstandorte sowie eine Forschungslandschaft nirgends so präsent ist wie in

der Lausitz und ein wesentliches Entwicklungspotenzial darstellt. Gleichzeitig drängen neben

der konventionellen Braunkohlennutzung aber auch die erneuerbaren Energien immer mehr

auf die Tagesordnung – nicht nur aus klimapolitischer Erfordernissen, sondern auch im Hin-

blick auf die Schaffung neuer wirtschaftlicher Wertschöpfungskreisläufe in den Regionen.“23

Auf der Regionalversammlung am 15. März 2007 in Forst wurde beschlossen, dass sich die

Planungsregion zukünftig als „Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald“ etablieren wolle

und sich unter diesem Leitbild gemeinsam präsentieren wird.24 Ziel sei, „(…) sich so aufzu-

stellen, wie andere Regionen.“25 Die Definition was denn genau unter „Energieregion“ zu ver-

stehen sei, bedürfe noch einer Ausarbeitung: „Wir sind ganz am Anfang.“26 Ideen zum Einsatz

von Erneuerbaren Energien sollen im laufenden Prozess der Leitbildkonkretisierung sowohl

entwickelt als auch integriert werden.

21 Die Teilpläne treten nach der Genehmigung durch das Land Brandenburg Pläne am Tag nach ihrer öffentli-chen Bekanntmachung in Kraft. Vgl. Tabelle Regionalpläne, unter http://gl.berlin-branden-burg.de/regionalplanung/plaene/index.html, ges. 19.09.2007. 22 Vgl. auch Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Geschäftsstelle Leader+-Lokale Aktionsgruppe 1, 05.09.2007. 23 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 24 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Einladung zur 28. Regionalversammlung, Cottbus 22.02.2007. 25 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 26 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 28.08.2007.

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2.1.1 Das Energieforum Lausitz-Spreewald

Zur Erarbeitung der Ausgestaltung des Leitbildes hat sich unter Einbeziehung eines externen

Expertengremiums ein „Energieforum Lausitz-Spreewald“ konstituiert, welches eine Regio-

nale Energiestrategie erarbeiten will.27 Mitglieder des Energieforums sind neben Vertretern

der vier Landkreise, der kreisfreien Stadt Cottbus und einigen Gemeinden der Planungsregi-

on, führende Unternehmen aus dem Bereich der Energiewirtschaft/Energietechnologie28, regi-

onale Forschungseinrichtungen29, die IHK und die Handwerkskammer Cottbus, das

Regionalmanagement der Region Lausitz-Spreewald30, die Internationale Bauausstellung

Fürst-Pückler-Land GmbH (IBA), die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Ber-

lin/Brandenburg GL 7, der Landschaftspflegeverband Spree-Neiße e.V. und die Zukunfts-

agentur Brandenburg GmbH,. Andere Akteursgruppen sollen je nach Thema eingeladen

werden, bürgerschaftliche Initiativen sind hier nicht vorgesehen,31 Die personelle Zusammen-

setzung des Energieforums der Planungsregion Lausitz-Spreewald weist auf eine geringe

Durchlässigkeit für eine Partizipation von Initiativen auf, die organisatorisch nicht an große

Energieversorger, Forschungseinrichtungen oder an politische Steuerungsgruppen der einzel-

nen Landkreise angebunden sind. Das Fehlen moderierender Instanzen kann im Hinblick auf

Governance-Prozesse als Manko angesehen werden, denn gerade im Bereich der Energieer-

zeugung und -versorgung ist in der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine hohe Konfliktuali-

tät32 festzustellen, die soweit geht, dass die Erben des Fürsten Pückler-Muskau drohen, dem

Land Brandenburg und Projekten in der Lausitz die Verwendung ihres Namens zu untersagen,

sollten in der Lausitz neue Tagebaue ausgewiesen werden.33 27 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energie-region Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 28 Centrum für Energietechnologie Brandenburg GmbH (CEBra GmbH), enviaM Energieversorgung, Vattenfall Europe Mining & Generation AG, VESTAS Blades Deutschland GmbH, E.ON edis AG, SpreeGas Gesellschaft für Gasversorgung/Energiedienstleistungen mbH. 29 Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Fachhochschule Lausitz, Forschungsinstitut für Bergbau-folgelandschaft Finsterwalde e.V. 30 Das Regionalmanagement Lausitz-Spreewald ging aus dem Regionalmanagement „Brandenburger Lausitz“ hervor und umfasst nach Eigenangaben „die Landkreise Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus.“ Der Landkreis Dahme-Spreewald schient hier nicht vertreten zu sein. Vgl. Regio-nalmanagement der Region Lausitz-Spreewald: Die Region Lausitz-Spreewald, unter http://www.lausitz.de/download.php?datei=24_10005_medium.pdf, ges. 09.10.2007. 31 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 32 Vgl. Schreiber, Jörg: 23 Orte offenbar von Braunkohlebaggern bedroht, in: Tagesspiegel-online 29.03.2007; Dassler, Sandra: Die Angst kommt lange vor dem Bagger, in: Tagesspiegel-online 31.03.2007; Klaudius, Gre-gor: „Die Landesregierung spielt russisches Roulette“, in: Tagesspiegel-online 20.04.2007; Grüne Liga: Braun-kohlewiderstand formiert sich in der Niederlausitz, Pressemitteilung 29.06.2007; Thiede, Peter: Baggern ums Volk, in: Tagesspiegel 07.07.2007; ders.: SPD-Abgeordnete wollen Kohlepläne stoppen, in: Tagesspiegel 25.07.2007; N.N.: IHK Cottbus lehnt Ausstieg aus Braunkohle ab, in: Tagesspiegel-online 10.07.2007; Metzner, Thorsten: Über Tage, unter Strom, in: Tagesspiegel-online 18.07.2007; Klesmann, Martin: Bald rollen die Bag-ger weiter. Sieben neuen Tagebauen könnten 33 Orte zum Opfer fallen - Bewohner wehren sich dagegen, in: Berliner Zeitung 24.07.2007. 33 Vgl. N.N.: Graf Pückler sieht seinen Namen befleckt, in: Tagesspiegel 27.10.2007.

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Abbildung 1: Organigramm Energieforum mit Stand zum 06.06.200734

Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald

Moderation, Organisation, Monitoring

Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-SpreewaldRegionalmanagement Lausitz-Spreewald

Energiemanager (-agentur)

Regionale Energiestrategie 2020 +

Energiethemen

Projektidee 1energieeffiziente

Verwaltung

Fachkompetenz

Energieforum

Projektidee 2Energie & Schule

und Bildung

Projektidee 3Energiespeicherung

Projektidee 4Energieflächen-

management

Projektidee 5Energietourismus

Projektidee 6Förderprogramme

Abbildung 2: Organigramm Energieforum mit Stand zum 01.09.200735

Bislang übernimmt die Regionale Planungsstelle der Planungsgemeinschaft Lausitz-

Spreewald die Organisation und Moderation des Energieforums, erster thematischer Projekt- 34 Grafik, e-Mail Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 35 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald: Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007.

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gruppen sowie der Steuerungsgruppe, die sich aus ausgewählten Beteiligten des Energiefo-

rums zusammensetzt und an konkreten Fachprojekten sowie an der Bündelung von Themen-

schwerpunkten arbeitet. Langfristig jedoch soll die Koordination und Moderation in die

Hände einer Energieagentur bzw. eines Energiemanagers übergehen.36 Die Prozessentwick-

lung der Innovativen Energieregion wird über die Regionale Planungsstelle an den Regional-

vorstand und die Regionalversammlung vermittelt. Letztere soll als Multiplikator und als

wichtiges Instrument zur Umsetzung von Inhalten bei den Mitgliedern (Kommunen, Land-

kreise) dienen. Im Bereich Energie und Bildung wurden bereits Maßnahmen umgesetzt. So

lud die Regionale Planungsgemeinschaft gemeinsam mit dem Centrum für Energietechnolo-

gie Brandenburg GmbH (CEBra GmbH) Anfang Juni 2007 zur Eröffnung einer im Rahmen

der Cottbusser Umweltwoche stattfindenden (Wander)Ausstellung zum Thema „Erneuerbare

Energien an Schulen“ und zu einer ergänzenden Weiterbildungsveranstaltung für Cottbusser

Lehrer ein, bei der Mitarbeiter des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung

GmbH (IZT) und des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen e.V. (UFU) das Projekt Po-

werado vorstellten und Hinweise zur praktischen Umsetzung von Erneuerbare Energie-

Projekten an Schulen entlang konkreter Vorschläge vermitteln sollten.37 Eine weitere Fortbil-

dung für LehrerInnen zum Thema „Erneuerbare Energien im Unterricht“ folgte Ende Septem-

ber auf dem IBA-Gelände in Großräschen und wurde von etwa drei Dutzend Personen

besucht.38

2.2 Landkreise als Regionen

Ebenfalls als „Region“ bezeichnen sich die einzelnen Landkreise in der Planungsregion, wie

am Beispiel des Landkreises Elbe-Elster mit seinem Leitbild der „Klimaschutzregion“ darge-

stellt werden kann. Hier wird der Begriff „Region“ als Bezugsgröße für den administrativen

Handlungsraum des Landkreises genutzt.39 Das Leitbild der „Klimaschutzregion Elbe-Elster“

wurde anknüpfend an die Expo 2000, bei der der Landkreis mit sechs dezentralen Projekten

als „Klimaschutzregion“ angetreten war, in den folgenden Jahren präzisiert und ab Frühjahr

2007 verstärkt auf die Agenda des Kreises gesetzt. Doch bereits im Jahr 2003 wurden wäh-

rend eines Kolloquium zusammen mit den Städten und Gemeinden des Landkreises Entwick-

lungsziele zur Fortschreibung des Kreisentwicklungskonzeptes auf Grundlage des Leitbildes

36 Vgl. Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle: Die Innovative Energie-region Lausitz-Spreewald, unter http://www.region-lausitz-spreewald.de/energieregion.htm, ges. 01.09.2007. 37 Vgl. Einladung: Innovative Energieregion Lausitz-Spreewald, Forschungsvorhaben: Erlebniswelt Erneuerbare Energien – Spielen und Lernen. Wanderausstellung – Weiterbildung, Cottbus 2007. 38 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.09.2007. 39 Vgl. auch Landkreis Elbe-Elster (Hg.). Swot-Analyse des Landkreises Elbe-Elster. Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Regionalentwicklung und der Beschäftigung im Landkreis Elbe-Elster, Herzberg 2007.

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„Klimaschutzregion“ formuliert. Die Zielbeschreibung umfasste u.a. die Förderung des Ein-

satzes regenerativer Energien, die Senkung des Energiebedarfs im Landkreis, die Senkung der

CO2-Emission und die Förderung nachhaltiger regionaler Produktions- und Absatzstruktu-

ren.40 Im Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept41 für den Landkreis Elbe-Elster aus

dem Jahr 2005 wird empfohlen, die Themen nachwachsende Rohstoffe und regenerative

Energieerzeugung in die Integrierte Ländliche Entwicklung zu verankern. Vorgeschlagen

wird, das Thema Regenerative Energie und Nachwachsende Rohstoffe als ein Modellvorha-

ben unter dem Thema „Energie aus der Region – für die Region“ zu behandeln.42 Mit dem

Leitbild der „Klimaschutzregion“ gewann der Landkreis einen der Innovationspreise des ge-

meinsam von IBA, CEBra GmbH und Vattenfall veranstalteten Wettbewerbes zum „Energie-

jahr 2007“ der IBA. Eine Diskussion und Vorstellung des Leitbildes, die an die Gründung

einer „Plattform Klimaschutzregion“ gekoppelt werden sollte, war für Ende Juni 2007 anbe-

raumt, musste aber wegen Abstimmungsschwierigkeiten innerhalb des Landkreises kurzfristig

abgesagt werden. Die Veranstaltung zum Start der Initiative wurde auf Mitte Oktober 2007

verlegt. Ein wichtiger Stellenwert wird lokalen Leitprojekten eingeräumt, die der Profilierung

der Klimaschutzregion Elbe-Elster dienen sollen43 und die „die regionalen Bedürfnisse und

Bedingungen und Umstände (…) berücksichtigen.“44

Der Begriff „Region“ bezogen auf einen Landkreis wird nicht nur in Konzepten zur In-

tegrierten Ländlichen Entwicklung45 als räumliche Bezugsgröße verwandt. Auch die im

Landkreis liegenden Städte beziehen sich in ihren Stadtentwicklungskonzepten in der Regel

auf den Landkreis, wenn von „Region“ die Rede ist. So heißt es im Kurortentwickungsplan

der Stadt Bad Liebenwerda, der gemeinsam mit 80 Bürgerinnen und Bürgern aus der Stadt

und den umliegenden Ortsteilen in verschiedenen thematischen Arbeitskreisen im Jahr 2003 40 Vgl. Landkreis Elbe-Elster: Entwicklungsziele des Landkreises Elbe-Elster – Der Landkreis als Klimaschutz-region, o.O., o.J.. 41 Akteuren im ländlichen Raum gewährt das Land Brandenburg nach den Richtlinien zur Integrierten Ländli-chen Entwicklung „Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der ländli-chen Räume als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturräume. Die Maßnahmen sollen zu einer positiven Entwicklung der Agrarstruktur und einer nachhaltigen Stärkung der Wirtschaftskraft beitragen“ (ILE Richtlinie vom 12. Mai 2004 i. d. F. vom 31.1.2005). Als Grundlage einer zielgerichteten, abgestimmten und auf Schwer-punkte konzentrierten Entwicklung werden Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte (ILEK) für einen Zeit-raum von fünf Jahren erarbeitet. Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 4. 42 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Land-kreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 32. 43 Vgl. Landkreis Elbe-Elster: Einladung zur „Auftakt-Aktion“ am 19. Oktober 2007 in den Werkstattwagen der F 60. 44 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 06.06.2007. 45 Vgl. Spreewaldverein e.V.: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Landkreis Dahme-Spreewald, Lübben o.J.; Landkreis Oberspreewald-Lausitz: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für die Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Lübben 2005; Fürst, Frank/Spars, Guido: Interkommunales Entwicklungs-konzept Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Expertise: Die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Ober-spreewald-Lausitz, Berlin 2002. Hier bezeichnen die beiden Autoren sowohl den Landkreis, als auch außerhalb des Landkreises gelegene Gebiete als Region. Der räumliche Bezugsrahmen bleibt unklar.

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entwickelt wurde: „Bad Liebenwerda als Standort in der Klimaschutzregion Elbe-Elster ent-

wickelt sich zu einem Tourismuszentrum der Region.“46 Dennoch sieht sich die Stadt Bad

Liebenwerda auch „als Teil der Region zwischen Elbe und der Lausitzer Seenlandschaft“47.

Gemeinsam mit anderen Städten des Landkreises trage man in einem Städteverbund zur Stär-

kung der touristischen Angebote in der „Region Lausitz“ bei. Auch das Stadtentwicklungs-

konzept von Doberlug-Kirchhain nimmt den Landkreis Bezug wenn es im Zusammenhang

mit der Vorstellung eines Ökozentrums auf den ehemaligen Industrie- und Brachflächen

heißt: „Die regionale Bedeutung Doberlug-Kirchhains und auch das Profil der Stadt würde

durch eine entsprechende Entwicklung positiv beeinflusst. Eventuell könnte dies der Anstoß

für die umfassende Orientierung der Stadt als regionales Zentrum für regenerative Energien

sein.“48 Die Bezugnahme auf den jeweiligen Landkreis als Region ist auch in Stadtentwick-

lungskonzepten und Flächenkonzepten von Städten anderer Landkreise zu finden.49

2.3 Leader+-Regionen

Einen anderen räumlichen Bezug bilden die in der Planungsregion Lausitz-Spreewald gelege-

nen Leader+-Regionen50, die sich ebenfalls als „Regionen“ bezeichnen und zumindest nach

den Leader+-Föderrichtlinien bis 2006 mancherorts Landkreis übergreifende Grenzen aufwei-

sen. Die Leader+-Region „Wirtschaftsraum Schraden“ beispielsweise, die sich aufgrund land-

schaftsräumlicher Kriterien als „Region“ bezeichnet, erstreckt sich über Gebietsteile des

Landkreises Elbe-Elster und des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Namensgeberin der Re-

gion ist die durch unzählige Flussläufe und Kanäle geprägte Niederungslandschaft des Schra-

den. Charakteristisch für den Landschaftsraum sind die nördlich und südlich verlaufenden

Höhenzüge der Niederlausitzer Heidelandschaft und die Grödener bzw. Kmehlener Berge.51

46 Stadt Bad Liebenwerda: Kurortentwicklungsplan der Stadt Bad Liebenwerda 2006 – 2015, Bad Liebenwerda o.D, S. 11, vgl. S. 1, 8. 47 Stadt Bad Liebenwerda: Kurortentwicklungsplan der Stadt Bad Liebenwerda 2006 – 2015, Bad Liebenwerda o.D, S. 78. 48 STEG Stadtentwicklung Südwest gGmbH: Stadtentwicklungskonzept Doberlug-Kirchhain, Doberlug-Kirchhain, o.D, S. 72. Zur Verortung der Stadt Doberlug-Kirchhain in der Region Elbe-Elster, vgl. ebd. S. 6, 21, 22, 28, 45, 57, 65. 49 Vgl. Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Stadt Senftenberg: Flächennutzungsplan vom 31.06.2006, o.O. 2006. 50 Mehr zu den Brandenburger Leader+-Regionen bei Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz Brandenburg (Hg.): Ländliche Entwicklung. Das Land hat Zukunft LEADER+ in Branden-burg, Potsdam o.J.. 51 Vgl. Lokale Aktionsgruppe Wirtschaftsraum Schraden: Region, unter http://www.schra-den.de/53000097860c2c017/index.html, ges. 05.01.2007.

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Abbildung 3: Die Leader+-Region „Wirtschaftraum Schraden“52

52 Lokale Aktionsgruppe Wirtschaftsraum Schraden: Grafik, unter http://www.schra-den.de/53000097860c2c017/53000098040f38a0c/index.html, ges. 05.01.2007. Im Rahmen der Neuausschrei-bung von Leader+-Maßnahmen hat sich im Frühjahr 2007 die Leader+-Region „Wirtschafsraum Schraden“ mit der Leader+-Region „Wald- und Heideland“ zur Lokalen Aktionsgruppe „Elbe-Elster“ zusammengeschlossen. Weitere Neugründungen sind die Lokale Aktionsgruppe „Spree-Neiße-Land“ und die Lokale Aktionsgruppe „Energieregion im Lausitzer Seenland e.V.“, unter deren Gründungsmitgliedern sich u.a die IBA, CEBra GmbH, die Hoogan Bioenergie GmbH&Co KG, der Kreisbauernverband und Land(wirt)schaftspflegeverband Spree-Neiße e.V. befinden.

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Ein weiteres Beispiel wäre die Leader+-Region „Dahme-Heideblick“, die sich ebenfalls in ih-

rer Namensgebung auf landschaftsräumliche Kriterien berufen und sowohl im Landkreis

Dahme-Spreewald wie im nicht in der Planungsregion Lausitz-Spreewald liegenden Land-

kreis Teltow-Fläming beheimatet ist. Abbildung 4: Die Leader+-Region „Dahme-Heideblick“53

In der Leader+-Region „Spreewald“, die bis auf das Amt Heideblick mit dem „Wirtschaft-

raum Spreewald“ identisch ist, wurden kulturhistorische (Siedlungsgebiete der Sorben und

Wenden), landschafts-, und wirtschaftsräumliche Kriterien zur territorialen Eingrenzung he-

rangezogen. Seit 1995 Leader+-Region mit den Leitthemen „Aufwertung der lokalen Erzeug-

nisse“ und „Inwertsetzung des natürlichen Potenzials“54, ist der Reichtum an fließenden und

stehenden Gewässern Hauptcharakteristikum der Region. Die Förderung des Tourismus ist

ein Schwerpunkt der Leader+-Maßnahmen. Die Region erstreckt sich über Teilgebiete der

Landkreise Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz sowie der kreisfreien

Stadt Cottbus und umfasst eine Gebietsausdehnung von knapp der Hälfte der Gesamtfläche

der Planungsregion Lausitz-Spreewald. Die Spreewaldregion ist eine homogene Gebietsein-

heit, deren Grenzen mit der Bevölkerung, Gutachtern, Vereinen, Verbänden, Ämtern und Be- 53 Amt Dahme: Leader+, unter http://www.dahme.de/html/leader.php, ges. 29.09.2007. 54 Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regionale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J., S. 47; ders. (Hg.): Swot-Analyse identitätsstiftender Elemente der Regionalen Entwicklung im Landkreis Dah-me-Spreewald, Lübben o.J..

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hörden abgestimmt und durch parlamentarische Beschlussfassung der drei betroffenen Land-

kreise sowie der kreisfreien Stadt Cottbus bestätigt wurde.55 Der „Wirtschaftsraum Spree-

wald“ war Zielgebiet des INTERREG III C Projektes RESNAFRONT. Abbildung 5: Die Leader+-Region „Spreewald/Wirtschaftraum Spreewald“56

55 Vgl. Spreewaldverein e.V.: Der Wirtschaftsraum Spreewald, unter http://www.spreewald-erlebnis.de/cms/publicSite/site_8/index.html, ges. 29.09.2007. 56 Grafik von Spreewaldverein e. V. in: Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regionale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J, S. 9. Die Studie wurde im Rahmen von des INTERREG III C – Projektes RESNAFRONT (Dezember 2004 bis Mai 2007) von Abraxas. Büro für kreative Leistungen, Weimar erstellt. Ziel des Projektes war die Entwicklung von Grenzregionen mit gemeinsamen Naturpotenzialen. Die beteiligten Regionen haben zwar unterschiedliche regionale Entwicklungsgrade, zeichnen sich jedoch aus, dass es Grenzregionen mit herausragenden natürlichen Ressourcen sind. Basierend auf spezifischen regionalen Defiziten und Potenzialen sollten Strategien für eine erfolgreiche Regionalentwicklung im Europa der Regionen erarbeitet und umgesetzt werden.

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Als „Hybrid“ hingegen lässt die Leader+-Region „Strittmatter-Land“ bezeichnen, die sich in

ihrer Namensgebung auf den einige Jahre in Bohsdorf lebenden Schriftsteller Erwin Strittmat-

ter bezieht. Abbildung 6: Die Leader+-Region Strittmatter-Land57

57 Lokale Aktionsgruppe Strittmatter-Land e.V.: Gemeindegrenzen, Grafik unter http://www.strittmatter-land.de/Gemeindegrenzen.htm, ges. 02.06.2007.

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Allen Leader+-Regionen ist gemeinsam, dass sie in ihrer räumlichen Ausdehnung von den

Akteuren der Lokalen Aktionsgruppen selbst definiert sind und dabei die Dichte der sozialen

Beziehungen eine Rolle spielt. In den Lokalen Aktionsgruppen werden spezifische regionale

Leitsätze und Aktionsbereiche festgelegt, die wirtschaftliche, soziale und ökologischen An-

liegen miteinander verbinden. Im Mittelpunkt stehen meist Maßnahmen wie Regionalmarke-

ting, Entwicklung des Tourismus, Qualifizierung und Weiterbildung, die Produktion und

Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und die Erzeugung regenerativer Energien.58 Ein

weiteres Kennzeichen von Leader+-Regionen ist, dass im Rahmen des Programms die ent-

scheidenden Akteure zusammengebracht und ehernamtliche Aktivitäten mobilisiert werden.

Eine Verantwortungsübertragung an örtliche Akteure findet statt, um eine „Verbindung zwi-

schen den öffentlichen Stellen und der lokalen Wirtschaft und der Zivilgesellschaft“59 zu

schaffen.

2.4 Europaregion Spree-Neiße-Bober

Ein anderes Projekt mit Regionalbezug ist die „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ in der seit

1993 eine Zusammenarbeit des in der Planungsregion Lausitz-Spreewald gelegenen Land-

kreises Spree-Neiße und der Stadt Cottbus mit verschiedenen polnischen Landkreisen und der

Stadt Zilona Gora stattfindet. Organisatorische Einheit der Euroregion ist zum einen ein ein-

getragener Verein (deutsche Seite), in dem Kommunen, Unternehmen, Hochschulen, Institu-

tionen, Vereine und Bürger kooperieren, zum anderen ein Verband (polnische Seite), in dem

mehrere Dutzend Gemeinden und sechs Landkreise mitarbeiten. Gemeinsame Zielsetzung ist

es, einen Beitrag zur Überwindung der Probleme der Grenzregion zu leisten, eine regionale

Identität als „Euroregion Spree-Neiße-Bober/Sprewa-Nysa-Bóbr“ zu entwickeln und die pol-

nische und deutsche Bevölkerung in der Grenzregion in „einer gemeinsamen Wirtschaftsregi-

on mit verbesserten und vor allem vor allem gleichwertigen Lebensverhältnissen

zusammenzuführen.“60 Die Projektarbeit in der Euroregion konzentriert sich auf die grenz-

überschreitende Wirtschaftskooperation und KMU-Förderung, auf die Entwicklung der

Landwirtschaft und des ländlichen Raumes, auf Umweltfragen, Beschäftigung und Qualifizie-

rung. Die „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ wiederum ist gemeinsam mit der „Euroregion Pro

Europa Viadrina“, die die brandenburgischen Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree,

58 Vgl. OECD-Prüfbericht zur Politik für ländliche Räume. Deutschland, Paris 2007, S. 114, 116. 59 Ahner, D.: Rural Development and New Financial Perspective, Arbeitsdokument für die EU-Konferenz „Im-proving Living Conditions and Quality of Life in Rural Europa“, 1. Juni 2004, Westport/Irland, zitiert nach O-ECD-Prüfbericht zur Politik für ländliche Räume. Deutschland, Paris 2007, S. 130. 60 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober, Berlin 2006, S. 4.

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die kreisfreie Stadt Frankfurt/Oder sowie einige polnischen Landkreise umfasst und deren

Schwerpunkt in der Förderung der regionalen Identität und des europäischen Gedanken, der

Förderung des Tourismus und von KMU sowie der Förderung von Umweltschutz und einer

gemeinsamen Infrastruktur liegt61, Zielgebiet des Operationelles Programm der Gemein-

schaftsinitiative INTERREG III A Brandenburg/Polen (Wojewodschaft Lubuskie). Abbildung 7: Euroregion Spree-Neiße-Bober62

61 Vgl. Kutschke, Frank: Vortrag Euroregion Pro Europa Viadrina: Europa für Unternehmen – Unternehmen für Europa, Euro Info Centre der IHK Frankfurt (Oder), 10. Mai 2007. 62 Grafik in Programm der Gemeinschaftsinitiative INTERREG III A Brandenburg/Polen (Wojewodschaft Lu-buskie) 2000 – 2006, entnommen aus: Land Brandenburg (Hg.): Operationelles Programm des Ziel 3 „Europäi-sche territoriale Zusammenarbeit“ Ausrichtung A – Programm Brandenburg – Lubuskie in der Förderperiode 2007 – 2013, 1. Entwurf, Berlin 2006, S. 4.

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In der „Euroregion Spree-Neiße-Bober“ – und das ist auch für die Entwicklung erneuerbarer

Energiekonzepte der Planungsregion Lausitz-Spreewald relevant – wurden im Jahr 2003 rund

370.000 ha der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt. Hier gewinnen innerhalb der Land-

wirtschaft nachwachsende Rohstoffe zunehmend an Bedeutung und insbesondere Holz und

Biomasse werden als „nennenswerte Alternativen und Ergänzungsmöglichkeiten zur fossilen

Energiegewinnung“63 angesehen. In diesem Zusammenhang wurde u.a. eine Förderung des

deutschen Projekts „Agronetzwerk Biomasse“ vom Landschaftspflegeverband Spree-Neiße

e.V. und des Projekts „Nachhaltige Energieversorgung durch Biomasse aus regionalem An-

bau“ (NEBrA) von CEBra e.V. mit einen Umfang von fast 750.000 Euro bewilligt64, das Ende

des Jahres 2007 ausläuft. Im Rahmen von NEBrA wurden von CEBra e.V. und der Universi-

tät Zielona Gora Pellets entwickelt, die sich zu einem großen Teil aus verschieden pflanzli-

chen Reststoffen der landwirtschaftlichen Produktion und Holzreststoffen zusammensetzten.

Diese Reststoffe sollen energetisch verwertet und in dezentralen Pelletwerken, die ihre Roh-

stoffe aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern beziehen, verarbeitet werden.65 Für die

Förderperiode 2007-2013 sind für die gesamte Region des Brandenburger/Lubisker Grenz-

raumes Maßnahmen zur Integration Erneuerbarer Energien in die Energiesysteme, die grenz-

überschreitende Entwicklung und Einführung neuer Technologien zur stofflichen und

energetischen Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen, sowie die binationale Nutzung

regenerativer Energieträger wie Wind, Solar und Biomasse/nachwachsende Rohstoffe ange-

dacht.66

2.5 Regionaler Wachstumskern Westlausitz

Der „Regionale Wachstumskern Westlausitz“ (RWK), bestehend aus den Städten Großrä-

schen, Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg (alle drei Landkreis Oberspreewald-

Lausitz) und Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) verortet sich in der Region „Brandenburg-

Südwest“ und ist „gekennzeichnet durch seine Lage zwischen der Metropole Berlin, der säch-

sischen Landeshauptstadt Dresden sowie Leipzig und Cottbus.“67 Das Standortentwicklungs-

konzept des Regionalen Wachstumkerns bezieht sich weder auf die Region Niederlausitz

63 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober. Endfassung, Ber-lin 2006, S. 70. 64 Regionomica GmbH: Entwicklungs- und Handlungskonzept Euroregion Spree-Neiße-Bober. Endfassung, Ber-lin 2006, S. 10. 65 Vgl. Bartonek, Rolf: Pellet-Coktail vom Rest. Deutsch-polnisches Projekt soll Brennstoffquellen erweitern, in: Lausitzer Rundschau 06.09.2007. Zum Projekt NEBrA siehe auch http://www.projekt-nebra.de. 66 Vgl. Land Brandenburg (Hg.): Operationelles Programm des Ziel 3 „Europäische territoriale Zusammenar-beit“ Ausrichtung A – Programm Brandenburg – Lubuskie in der Förderperiode 2007 – 2013, 1. Entwurf, Berlin 2006, S. 44. 67 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 8.

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noch auf die Planungsregion Lausitz-Spreewald. Im Hinblick auf die beiden Landkreise Elbe-

Elster und Oberspreewald-Lausitz, die zumindest in den jeweiligen Integrierten ländlichen

Entwicklungskonzepten68 ihren jeweiligen Landkreis als Region bezeichnen wird festgestellt,

dass die Landkreise „hinsichtlich Größe, Struktur und Verflechtungsbeziehungen aus Sicht

des RWK Westlausitz keine dauerhaft funktionsfähigen Einheiten“ darstellen. (…) Die Lan-

desregierung wird um Prüfung gebeten, ob und inwieweit durch eine umfassende Kreisge-

bietsreform Synergieeffekte in der Region möglich sind“69 und soll mit dem Land Sachsen

notwendige Schritte zum Aufbau bzw. zur Weiterführung eines gemeinsamen Regionalmana-

gements einleiten. Die Städte Finsterwalde, Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und

Senftenberg haben in ihrem Standortentwicklungskonzept verschiedene Leitziele definiert.

Diese gehen vom Ausbau der die Landesgrenzen überschreitenden Verbindungen und Koope-

rationen (in Richtung Berlin und Sachsen), über den Ausbau von Bundes- und Landstraßen

und der Sicherung des Flughafens Finsterwalde/Schacksdorf, eine Einbindung der BASF und

weiterer Partner in die Wirtschaftsförderung der Kommunen, den Aufbau einer gemeinsamen

Stadtortvermarktung und -entwicklung, bis hin zur standortangepassten Aufwertung weicher

Standortfaktoren (Bodenpreise, Gewerbegebiete, Verkehrsanbindung), der Weiterentwicklung

naturräumlicher und touristischer Potenziale und der Entwicklung/Umsetzung von Modellen

zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung/Zusammenarbeit in der interkommunale Kooperation

der fünf Städte. Ein weiteres Ziel ist, „die Energiebranche in der Region nachhaltig zu stärken

und auszubauen. Dazu sollen Ansiedlungsbemühungen und mögliche Investoren bei der

Standortsuche und bei notwendigen Genehmigungen gezielt unterstützt werden. Dabei sind

die verschiedenen Energieträger und -versorger mit einander zu vernetzen (Clustermanage-

ment) mit der Zielstellung, schrittweise ein gemeinsames Lastenmanagement einzuführen.“70

Als Ansatzpunkte für den Ausbau als Standort der Energieerzeugung gelten bereits vorhande-

ne, im Bau oder in der Planung befindliche Anlagen wie der Windpark in Klettwitz/Sallgast,

das EBS-Kraftwerk „Sonne“ in Großräschen, das Gas- und Dampfkraftwerk in Lauchham-

mer, der Solarpark Finsterwalde, der Energiewald Lauchhammer/Klostebrau und die Bio-

kraftwerke Lauchhammer und Senftenberg. Angestrebte Effekte sind unter anderem die

„Verbesserung der Standortqualitäten der Westlausitz für die Ansiedlung anderer, energie-

68 Vgl. Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Amt für Planung und Wirtschaft: Integriertes ländliches Entwick-lungskonzept für die Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Lübben 2005; Abraxas. Büro für kreative Leis-tungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005. 69 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 45. 70 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 53. Die Vorbereitung, Durchführung und Begleitung von Forschungsprojekten im Lastenmanagement soll in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lausitz, der BTU Cottbus und CEBra geleistet werden.

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intensiver Industrieanlagen, Verringerung der durch die Stromerzeugung in der Region verur-

sachten Umweltbelastung im Zuge der Modernisierung der Kraftwerksanlagen.“71 Vorrangige

Partner bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen sind das Land Brandenburg, die Städ-

te des Regionalen Wachstumskern Westlausitz und die Energieversorgungsunternehmen der

Region.

2.6 Identitäten und Konkurrenzen

Obwohl die einzelnen Akteure, die in die Raumordungsplanung der Planungsgemeinschaft

Lausitz-Spreewald eingebunden sind, auf eine langjährige institutionalisierte Zusammenarbeit

bzw. Vernetzung72 zurückblicken können, scheint bislang die Planungsregion Lausitz-

Spreewald kaum als Kristallisationspunkt einer gemeinsamen regionalen Identität zu dienen.

Hinweise auf Defizite in der spezifischen Regionalidentität gibt Christof Ellger: (unsystema-

tisch) Befragte aus der Niederlausitz weisen sich zunächst einmal ihrer Stadt- oder Landge-

meinde zu (wir sind Luckauer, Spremberger, Forster), eine „Niederlausitzer Gesamtidentität“

sei wenig erkennbar.73 Gespräche, die im Vorfeld der vom IFAN/IKN geplanten Veranstal-

tungen geführt wurden, bestätigen diese Einschätzung. Es würde „sich die Mehrheit der Men-

schen nicht zur Region Lausitz-Spreewald zugehörig fühlen. Dabei macht der Landkreis

Dahme-Spreewald die größten Probleme.“74 Die sozialräumliche Gliederung der Landkreis

Dahm-Spreewald, in dem rund 2/3 der Bevölkerung im engeren Verflechtungsraum nahe Ber-

lin leben (Region Schönefeld) und nach einem nahezu „menschenleeren“ Gebietsstreifen

Richtung Lübben/Luckau, erst dort wieder die Bevölkerungsdichte ansteigt, wird als dreige-

teilt empfunden, wobei sich die Region Schönefeld eher als Teil der Hauptstadtregion Berlin-

Brandenburg sieht, andere wiederum sehen im Spreewald ein Identifikationsmedium. Ähnli-

che Hinweise gaben Akteure aus anderen Landkreisen. Viele BürgerInnen des Landkreises

Elbe-Elster und auch der Gegend um Spremberg im Landkreis Oberspreewald-Lausitz orien-

tierten sich in ihrem Konsum- oder Versorgungsbegehr eher nach Dresden oder Leipzig denn

nach Cottbus. Sich zwar als „Lausitzer“ verstehend75, wird sich auf Verflechtungen und tradi-

tionelle Verbindungen in den heutigen sächsischen Raum bezogen, der vor der Wende Teil

des Energiebezirks Cottbus war und traditionell unter die Region Lausitz subsumiert wird. 71 Regionaler Wachstumskern Westlausitz: Finsterwalde – Großräschen – Lauchhammer – Schwarzheide – Senf-tenberg. Standortentwicklungskonzept. Endbericht, Finsterwalde September 2006, S. 53. 72 Die Frage, ob eine Zusammenarbeit nach einem vorgegebenen Modus und einer vorgegebenen Zusammenset-zung der Akteure als Netzwerk bezeichnet werden kann, wird an dieser Stelle nicht erörtert. 73 Vgl. Ellger, Christof: Bewegung durch individuelle Raumwahrnehmung und raumorientiertes Handeln, in: Ziener, Karen/Carstensen, Ines/Goltz, Elke (Hg.): „Bewegende Räume“ – Streiflichter multidisziplinärer Raum-verständnisse, Potsdam 2005, S. 160-169, hier S. 168. 74 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007. 75 Vgl. Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 1, 27.07.2007; Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Ge-meinde 2, 31.08.2007.

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Unterschiedliche Teilidentitäten im Untersuchungsgebiet und das Fehlen eines Zugehörig-

keitsgefühls zur Planungsregion Lausitz-Spreewald von der es hieß „die Raumordnungsregi-

on [ist] für den Menschen völlig uninteressant“76 können zudem negative Effekte auf die

Kooperationsmotivation auf dieser Ebene77 und damit Auswirkungen auf die Durchsetzungs-

fähigkeit der Planungsgemeinschaft haben. So hieß es zwar, es würde in Bezug auf konzepti-

onelle Tätigkeiten eine „enge Abstimmung mit den Landkreisen, Kommunen und

Gemeinden“78 innerhalb der Planungsregion geben, doch auf die Frage, wie das Verhältnis

zwischen den Landkreisen und der Planungsgemeinschaft sei bzw. inwieweit Dinge, die auf

den Regionalversammlungen besprochen werden in den Landkreisen bzw. Kommunen aufge-

nommen und umgesetzt werden, meinte ein Gesprächspartner: „Alle fühlen sich durch die Re-

gionalplanung gegängelt. Von den Landkreisen gibt es keinen Druck auf die

Planungsgemeinschaft endlich einen Regionalplan zu machen. Von Seiten der Landkreise

gibt es ständige Diskussionen über die Abschaffung der Planungsregion.“ Insgesamt mangele

es an Dynamik und es werde „eine abwartende Haltung eingenommen. In anderen Planungs-

regionen sind die schon bei der zweiten oder dritten Fortschreibung des Regionalplans.“ Die

Notwenigkeit einer Abstimmung mit der Regionalplanung werde darüber hinaus mancherorts

bezweifelt: „Die Leader+-Gebiete stimmen sich auch nicht mit der Regionalplanung ab und

vergeben eigene Mittel für Projekte.“79 Hinzu kommt, dass die Umsetzung von Beschlüssen

der Regionalversammlung Lausitz-Spreewald in den einzelnen Landkreisebene von Diskussi-

onen in den Kreistagen, der Haltung von Mehrheitsfraktionen und vom Agieren der Wirt-

schaftskräfte beeinflusst wird. „Lokale Fürsten“, so ein anderer, „können einen unmittelbaren

Druck auf die politische Ebene ausüben.“80 Interkommunale Konkurrenzen um Standorte und

Ansiedlungen sind weiterer Hemmnisse bei einer landkreisübergreifenden Zusammenarbeit.81

Die wissenschaftliche Beleitung von „Regionen Aktiv“ geht von eine Interdependenz

zwischen der Größe von Regionen und der Qualität regionaler Entwicklung aus. Je mehr

Landkreise an Kooperations- und Vernetzungsprozessen beteiligt sind, desto schwieriger

werden Aushandlungsprozesse und die Festlegung auf gemeinsame Ziele. Oftmals ist eine 76 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 77 Vgl. Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 76, 91. 78 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 79 Alle Zitate: Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 29.08.2007. 80 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 1, 28.09.2007. 81 Vgl. Alschner, Klaus: Großes Aufgabenpaket für Spreewald-Region geschnürt, in: Lausitzer Rundschau 18.05.2007; PIW – Progress Institut für Wirtschaftsforschung/Frank, Wilma/Schuldt, Karsten/Temps, Clau-dia/Troost, Axel: Konzeptionelles Modell einer gemeinsamen Berufsschulentwicklungsplanung in der Region Lausitz-Spreewald. Schlussbericht, Teltow 2004, S. 52; Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtli-chen Gliederung. Pilotprojekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Auf-bau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 35.

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Einigung nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner möglich. „Spannungen und Konflikt-

strukturen können aber auch durch unterschiedliche politische Ausrichtungen auftreten. So

werden Landräte, die verschiedenen Parteien angehören, unterschiedliche Interessen vertreten

und versuchen, diese durchzusetzen. Unabhängig von der Parteizugehörigkeit können sie zu

Ziel haben möglichst viele Mittel in ihrem eigenen Landkreis zu bündeln (…). In einer sol-

chen Situation kann der gesamte Entwicklungsprozess einer Region blockiert sein.“82 Jedoch

nicht nur politische und wirtschaftliche Interessen des jeweiligen Landkreises erschweren eine

interregionale Zusammenarbeit, auch der Eigensinn ländlicher Gemeinden steht einer Durch-

führung landes- oder regionalplanerischer Vorgaben entgegen. So schlossen sich im Rahmen

der kommunalen Gebietsreform 2003 – im Gegensatz zum landesplanerischen Grundsatz der

Kooperationen von Ober- bzw. Mittelzentren und Umland – viele kleinere Gemeinden sowie

Zentrale Orte der Nahbereichsstufe im ländlichen Raum zu Großgemeinden zusammen, an-

statt sich wie gedacht in die Mittelzentren oder nach Cottbus einzugemeinden. „Diese Ent-

wicklung ist offenbar in Opposition zum jeweiligen höherstufigen Zentrum erfolgt. (…) Das

räumliche Konzentrationsprinzip des zentralörtlichen Systems wird hierdurch weitgehend

ausgehebelt.“83 Zwar ist die Planungsregion Lausitz-Spreewald ein administrativ eingegrenz-

ter, geographisch bestimmbarer Raum, in dem im Rahmen der Regionalplanung ein abge-

stimmtes politisches Handeln vorgesehen ist, ein gemeinsamer kultureller und sozialer Raum

scheint sie hingegen nicht zu sein. „So etwas kann nicht ,gemacht’ werden, sondern ,wächst’

– oder auch nicht.“84 In diesem Sinne sind Regionen ein „Produkt von Beziehungen“.85 Sie

sind geprägt von der materiellen Struktur von Räumen und den gesellschaftlichen Interakti-

ons- und Handlungsstrukturen, die wiederum beeinflusst werden von lokalen Traditionen und

Identitäten, das heißt von der sozialen Praxis und den soziökonomischen Funktionszusam-

menhängen der spezifischen regionalen Akteurskonstellationen und Interessenslagen.86

82 Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 40, vgl. auch S. 77, 91. 83 Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtlichen Gliederung. Endbericht vom 08.03.2004. Pilot-projekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Aufbau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 25. 84 Schlögel, Karl: Im Raume lesen wird die Zeit, Frankfurt am Main 2007, S. 29. 85 Vgl. Massey, Doreen: Spaces of Politics – Raum und Politik, in: Gebhardt, Hans/Reuber, Paul/Wolkersdorfer, Günther (Hg.): Kulturgeographie, Aktuelle Ansätze und Entwicklungen. Spektrum Lehrbuch, Heidelberg/Berlin 2002, S. 31-46, hier S. 31. 86 Vgl. Läpple, Dieter: Essay über den Raum. Für ein gesellschaftswissenschaftliches Raumkonzept, in: Häu-ßermann, Hartmut/Detlev, Ipsen/Krämer-Badoni, Thomas u.a. /Hg.): Stadt und Raum, Pfaffenweiler 1992, S. 157-207, hier S. 196.

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2.7 Eine Mannigfaltigkeit an Regionen

Der Regionalbegriff wird in den unterschiedlichen Raumeinheiten der Planungsregion Lau-

sitz-Spreewald ausgesprochen vielfältig verwendet. Er umfasst Landkreise und landkreisüber-

schreitende Gebiete innerhalb der Planungsregion, kreisüberschreitende Gebiete, die sowohl

innerhalb wie außerhalb der Planungsregion liegen und Gebiete, die nicht nur die Grenzen zu

anderen Planungsregionen sondern auch die der Bundesrepublik überschreiten, also Regio-

nen, die sowohl einzelne Landkreise der Planungsregion Lausitz-Spreewald, Brandenburger

Landkreise außerhalb der Planungsregion und polnische Gebiete berühren. Überlappungen

von sich als Region bezeichnenden Räumen über die Grenzen der Landkreise, der Planungs-

region oder des Bundeslandes hinweg sind eher Regel denn Ausnahme und hängen vom je-

weiligen Referenzrahmen regionaler Gebietsdefinitionen ab, wie an der Leader+-Region

„Spreewald“ anschaulich dargestellt werden kann: Abbildung 8: Leader+-Region „Spreewald/Wirtschaftsraum Spreewald“87

87 Grafik von Spreewaldverein e.V., entnommen aus: Landkreis Dahme-Spreewald (Hg.): Swot-Analyse. Regio-nale Entwicklung der Spreewaldregion, Lübben o.J., S. 10.

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Trotz der dargestellten Vielfalt von regionalen Abgrenzungen konnten in den gesichteten In-

tegrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten und den Konzepten der Leader+- und anderer

mit EU-Mitteln geförderten Regionen Schwerpunkte der Entwicklungsstrategien festgestellt

werden. Überlegungen zur Förderung des Tourismus, der Vermarktung von regionalen land-

wirtschaftlichen Produkten und Bekundungen zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung

sind in der Mehrheit der gesichteten Konzepte enthalten. Der Einsatz von regenerativen Ener-

gien spielt dabei eine nicht geringe Rolle. Dies ist Ausdruck von strukturellen Gemeinsamkei-

ten peripherer ländlicher Gebiete und der einzelnen Landkreise, aber auch ein Indiz für eine

Anpassung von Entwicklungszielen entlang der Vorgaben von Fördermittelgebern und dar-

über hinaus ein Hinweis auf das Aufgreifen übergeordneter politischer Problemdefinitionen,

wie es zum Beispiel in formalen Rekursen88 auf Nachhaltigkeitskonzepte im Rahmen der

Agenda 21-Prozesse sichtbar wird.89 Beispielhaft sei hier das im Entwicklungskonzept der

Region Landkreis Oberspreewald-Lausitz formulierte Leitbild „Nachhaltige Entwicklung der

Lebensqualität in der Region vom Spreewald bis zum Schradenland“ genannt, in dem sowohl

auf die Wichtigkeit einer nachhaltigen Entwicklung in sozialen, wirtschaftlichen und die na-

türlichen Umweltbedingungen wahrenden Bereichen, als auch auf klimaschützende Effekte

der Energiegewinnung mit nachwachsenden Rohstoffen eingegangen wird: „Mit der Produk-

tion nachwachsender Rohstoffe erbringt die Land- und Forstwirtschaft eine Dienstleistung für

die gesamte Gesellschaft. Nachwachsende Rohstoffe sind weitgehend CO2 –neutral, bei ihrer

Nutzung entsteht kein Treibhauseffekt.“90

Es existiert ein Nebeneinander an komplexen, teilweise kooperierenden, teilweise kon-

kurrierenden Regionalkonzepten und -deutungen. Mit dem Regionalbegriff sind unterschied-

liche Raumeinheiten gekennzeichnet, die klare politisch-administrative Grenzen (Landkreise,

Planungsregion) aufweisen, aber auch eher diffuse Einheiten wie „Gegenden“, die sich ent-

lang kulturräumlicher, naturräumlicher oder wirtschaftsräumlicher Kriterien zusammengefun-

den haben. Während die Gebietsgrenzen von Landkreisen oder Planungsregionen über 88 Vgl. Brand, Karl-Werner/Christ, Eva/Heimerl, Angelika/Rau, Andreas/Warsewa, Günter unter Mitarbeit von B.A.U.M. Consult GmbH: Bedingungen institutioneller Stabilisierung lokaler AGENDA 21-Prozesse. For-schungsbericht, München/Bremen 2001, S. 203-212. Insgesamt wird in den neuen Bundesländern ein geringes Interesse seitens Politik und Verwaltung an Agenda 21-Prozessen festgestellt. 89 So hat sich der Kreistag des Landkreises Ober-Spreewald-Lausitz „per Beschluss am 11.11.1999 dazu be-kannt, entsprechend den Grundsätzen der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro eine Lokale Agenda 21 aktiv im Landkreis zu begleiten. Ab dem Jahr 2005 sind die meisten der für die Lokale Agen-da 21 gesteckten Prämissen in den Aufgabenbereich der integrierten ländlichen Entwicklung übergegangen und werden künftig in einer Leader-Region Berücksichtigung finden.“ Siehe: Agenda 21 im Landkreis Oberspree-wald Lausitz, unter http://www.la21bb.de/prozesse/oberspreewaldlausitz.html, ges. 15.10.2007. Die Regionale Agenda der Planungsregion Lausitz-Spreewald orientiert sich an „Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21“. An der Finanzierung der Regionalen Agenda Lausitz-Spreewald beteiligten sich im Jahr 2006 nur drei von vier Landkreisen und die kreisfreie Stadt Cottbus. Vgl. Regionale Agenda Lausitz-Spreewald, unter http://www.la21bb.de/prozesse/plr_lausitzspreewald.html, ges. 15.10.2007. 90 Landkreis Oberspreewald-Lausitz: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für die Region Landkreis O-berspreewald-Lausitz, Lübben 2005, S. 36.

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Verwaltungsakte hergestellt werden und präzise bestimmt sind, da z.B. bei einer verbindli-

chen Regionalplanungen die Reichweite festgelegt werden muss, um eine einheitliche Rege-

lung für alle Gemeinden sicherzustellen, bedarf die Förderung eines dezentralen Einsatzes

regenerativer Energien zur Unterstützung kleinräumiger Wertschöpfungsketten und zur Stär-

kung ländlicher Räume, einen wesentlich flexibleren Regionalbegriff. Nach Arthur Benz und

Anna Meincke definiert sich ein regionaler Raum „nach der Beteiligung, nicht nach Zustän-

digkeiten, er wirkt integrativ, nicht separierend.“ Entscheidend ist „die Zusammenarbeit mit

relevanten Akteuren zu erreichen und Interdependenzen zwischen Raumeinheiten zu nutzen

bzw. zu regeln. Relative Offenheit von Grenzzonen kann in diesem Fall ein Vorteil, ja sogar

ein zwingendes Erfordernis sein.“91 Unterschiedliche Regionalidentitäten, Konkurrenzen

zwischen einzelnen Landkreisen, Interventionen von einflussreichen Stakeholdern und das

Überschreiten einer gewissen Größe beeinflussen die Tragfähigkeit und Effektivität regionaler

Kooperationen.

91 Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Governance Strukturen, Hagen 2007, S. 9.

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3 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen

3.1 Erste mobilisierende Bildungsveranstaltung: „Potenziale mobilisieren – Zukunft

gestalten“ – Das Bioenergiedorf Jühnde

3.1.1 Auswahl des Veranstaltungsortes

Einer repräsentativen Umfrage zufolge antworteten auf die Frage „Alles in allem gesehen

kann man in der Region, wo ich lebe, sehr gut leben“ in der Planungsregion Lausitz-

Spreewald92 der Anteil der Befragten in der Altersgruppe der 16- bis 69-Jährigen, die diese

Frage auf einer Skala von 1 = „Stimmt genau“ bis 6 = „Stimmt gar nicht“ mit 1 und 2 beant-

worteten bei 42%.93 Dennoch fühlten sich noch im Jahr 2005 trotz einer hohen Abwande-

rungsraten vor allem junger Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, etwa 67% der

BürgerInnen der neuen Bundesländer mit Ostdeutschland stark bzw. ziemlich stark verbun-

den, 61% mit ihrer Gemeinde/Stadt. Hierbei brachten die Gruppen derjenigen, die aufgrund

ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation einer besonders starken Verunsicherung unterla-

gen z.B. Erwerbslose, Menschen zwischen 50 und 60 Jahren, Jugendliche und junge Erwach-

sene, am „stabilsten“ die Verbundenheit mit ihrer Gemeinde/Stadt zum Ausdruck.94

Unter dem Aspekt einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung in peripheren ländlichen Ge-

bieten kann eine Verbundenheit mit der Gemeinde bedeuten, dass manche Bevölkerungs-

segmente – sofern ihnen ein Auskommen möglich ist – weiterhin eine kommunale/regionale

Verankerung bei ihrer Lebensplanung bevorzugen. Darauf weist ebenfalls hin, dass für die

meisten ländlichen Gemeinden innerhalb der Planungsregion Lausitz-Spreewald für den Zeit-

raum der Jahre 1993 bis 2002 zwar ein Bevölkerungsrückgang festgestellt werden musste, der

jedoch in den Räumen ohne Verdichtungsansätze deutlich geringer ausfiel, als in den verdich-

teten Gebieten der Planungsregion. „Möglicherweise ist dies ein Indiz für die größere Sess-

92 Für die einzelnen Landkreise sind keine Zahlen bekannt geworden, was in Anbetracht der unterschiedlichen Entwicklung im engeren Berliner Verflechtungsraum des Landkreises Oberspreewald-Lausitz und den anderen Gebieten der Planungsregion Lausitz-Spreewald bedauerlich ist. 93 In der Planungsregionen Havelland-Fläming lag der Anteil bei 63%, in Prignitz-Oberhavel bei 59%, in Oder-land-Spree bei 56% und in Uckermark-Barnim bei 55%. Die am die am schlechtesten eingestuften Regionen la-gen in den ländlichen und strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands (der Durchschnitt Ostdeutschlands lag bei 52 %.).Vgl. Perspektive Deutschland. Eine Initiative von McKinsey, stern, ZDF, AOL, Projektbericht 2004/2005, S. 73ff, S. 167f nach: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Ver-ordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des länd-lichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 60. 94 Vgl. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.): Pressematerial: Pressekon-ferenz der Volkssolidarität Bundesverband e.V. am 13.09.2005. Ergebnisse der 16. Welle der Untersuchungsrei-he „Leben in den neuen Bundesländern“, Berlin 2005, S. 15. Die Zahlen sanken im Vergleich zum Jahr 2003 leicht ab: 73% der BürgerInnen in den neuen Bundesländer fühlten sich mit Ostdeutschland stark bzw. ziemlich stark verbunden, 62% mit ihrer Gemeinde/Stadt. Vgl. Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V./Winkler, Gunnar (Hg.): Sozialreport 2004. Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern, Pressematerial – Langfassung vom 27.02.2004, Berlin 2004.

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haftigkeit der Einwohner ländlich geprägter Gemeinden, die ja auch im Gegensatz zu den

meisten Bewohnern größerer Städte nicht in Miet- sondern in Eigentumswohnverhältnissen

leben und oft seit Generationen in ihren Heimatgemeinden verwurzelt sind.“95 Die Entwick-

lung von Arbeitsplätzen im Wirtschaftssektor Erneuerbarer Energien, hier vor allem im Be-

reich des Aufbaus und der Wartung regenerativer Energiegewinnungsanlagen (Photovoltaik,

Solarthermik, Windenergie, Biogas), aber auch beim Anbau von Biomasse zur Herstellung

von Kraftstoffen oder zur Befeuerung von Bioenergieanlagen, kann in ländlich geprägten

Gebieten ein Ansatzpunkt für eine längerfristige Anbindung an die Region und eine Stabili-

sierung des Gemeinwesens bedeuten. Regionale Wertschöpfungsketten und Wirtschaftskreis-

läufe (Herstellung, Verarbeitung, Vermarktung, Verkonsumierung) stellen eine wichtige

Form von ökonomischer Integration und von Nachhaltigkeitsstellung dar.96

Trotz der Diversität des Regionalbegriffs, gelten „Regionen“ als geeignete Bezugsräume

für die Durchführung von mobilisierenden Bildungsveranstaltungen, wenn ein gemeinsamer

Nenner an regionaler Identität und regionaler Verbundenheit, eine relative Überschaubarkeit

des Zielgebietes, Ansätze einer Auseinandersetzung mit Konzepten nachhaltiger Entwicklung

im Zusammenhang mit Erneuerbaren Energien und die Möglichkeit standortnaher Wertschöp-

fungskreisläufe gegeben ist. Der soziale Raum „Landkreis“ wurde daher als geeignetes Ziel-

gebiet der Veranstaltungen angesehen. Zwar existieren in keinem der vier Landkreise Dahme-

Spreewald, Spree-Neiße, Elbe-Elster und Oberspreewald-Neiße verbindliche, umsetzungsre-

levante Beschlüsse im Hinblick auf konkrete energiepolitische Ziele im Bereich der Energie-

versorgung mit Erneuerbare Energien, die mit programmatischen Festlegungen wie zum

Beispiel in den sieben europäischen Regionen des EU-Projektes „Network of Rural Areas ai-

ming a very High RE Rate“ (100% RENET)97, den österreichischen Regionen „Ökoenergie-

region Hallein-Salburg“ der „Energievision Murau“, dem niedersächsischen Landkreis

Lüchow-Dannenberg, dem Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark oder der nationale

Grenzen überschreitenden Leader+-Region „Auland Carnuntum“, die sich eine 100% Ener-

gie-Autarkie zum Ziel gesetzt hat98, vergleichbar wären. Auch fehlt es an Kreistagsbeschlüs-

95 Vgl. Grot, Rötger von/Leo, Andreas/Müller, Andrea, Seidler, Florian (ARP – Regional- und Stadtplanung): Region Lausitz-Spreewald. Neue Strukturmodelle zur zentralörtlichen Gliederung. Pilotprojekt im Rahmen des Programms Forschung, Untersuchungen und Ähnliches zum Aufbau Ost des BMVBW/BBR. Endbericht vom 08.03.2004, Berlin 2004, S. 41. 96 Für den Bereich Landbau und anderer Biobranchen vgl. Nölting, Benjamin/Schäfer, Martina: Bio für den Auf-bau Ost. Dynamische Biobranche in den neuen Bundeslängern, in: Ökologie & Landbau 34, Nr. 1/2006, S. 38-40. 97 Vgl. Tischer, Martin/Stöhr, Michael/Lurz, Markus/Karg, Ludwig: Auf dem Weg zur 100% Region. Handbuch für eine nachhaltige Energieversorgung von Regionen, München 2006. 98 Der Landkreis Lüchow-Dannenberg hat Ende 1997 im Kreistag einstimmig beschlossen die Potenziale von Erneuerbaren Energien zu nutzen und den Landkreis in zehn bis 15 Jahren zu 100% aus Erneuerbaren Energie-quellen zu versorgen. Vgl. Bernhardt, Dörte/Iversen, Sven/Vogelsang, Lars: Erneuerbare Energien für die Kom-mungen. Handlungsbedarf, Chancen und Good-Practice-Beispiele, hg. von Forum Umwelt &

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sen, die eine Umstellung der Energie- und Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien in

ihrem jeweiligen Kreisentwicklungskonzept konkretisieren oder verbindlich festschreiben.

Dennoch wird davon ausgegangen, dass die Bereitschaft von Landräten oder anderen Funkti-

onseliten auf Landkreisebene sich intensiver an einer Diskussion um zielführende Maßnah-

men in Bereich der Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien und an entsprechenden

Vernetzungstätigkeiten zu beteiligen, auf einem nur einen Landkreis umfassenden Gebiet we-

sentlich höher ist, als in Regionen, die sich auf mehrere Landkreise ausdehnen.99 Darüber hin-

aus wird die Moderationskompetenz von haupt- und ehrenamtlichen BürgermeisterInnen der

Städte und Dörfer eines Landkreises als wichtige Ressource bei einer Erhöhung von Akzep-

tanz von und einer Investitionsbereitschaft in Erneuerbare Energien angesehen.

Zielgruppe der Veranstaltungen waren Gemeinderepräsentanten, Gemeindeverwaltungen,

bürgerschaftliche Vereinigungen, landwirtschaftliche Betriebe, Klein- und mittelständische

Handwerksunternehmen und interessierte BürgerInnen, da sowohl die ökonomisch orientier-

ten Betriebe, als auch die politischen Strukturen und nicht zuletzt die lokale Bevölkerung das

Handlungsfeld Erneuerbare Energien entscheidend mitbestimmen. Nur wenn Innovationen

mitgestaltet werden können und regionale Stärken und Potenziale sichtbar werden, wird eine

Verbundenheit mit der Region auf Dauer gestellt und ist eine Nachhaltigkeit – auch im Sinne

von gemeinschaftlichem Handeln, Gemeinwohlförderung, kommunaler Entwicklung und ge-

sellschaftlicher Partizipation – gewährleistet.

Um eine Identifikation mit den räumlichen Bedingungen des vorgestellten Beispiels

Jühnde (circa 750 EinwohnerInnen), das aufgrund der kleinräumige Struktur Jühndes nicht

ohne weiters auf Kleinstädte oder Mittelzentren übertragbar ist, zu gewährleisten, sollte die

erste Veranstaltung in einem Mittelzentrum stattfinden, aber berücksichtigt werden, dass von

den 438 Brandenburger Gemeinden bis Ende 2003 allein 411 Gemeinden unter 20.000 Ein-

Entwicklung/Lokale Agenda 21 Netzwerk Deutschland (LAND), Berlin/Freiberg 2004, S. 21f; Energie-Cités/Landkreis Lüchow-Dannenberg: 100 Kommunen – RES Partnerschaft Lüchow-Dannenberg (Deutschland), unter http://www.energie-cites.org/db/luchow-dannenberg_140_de.pdf, ges. 16.07.2007. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark beschloss im Jahr 2000 ein dezentrales Strommanagement, im Jahr 2002 wurde in einem Kreistagsbeschluss die Nutzung Erneuerbarer Energien als Ziel festgeschrieben, im Jahr 2004 schlossen sich die Kreisverwaltung und die Kreistagsabgeordneten der bundesweiten Kampagne „SolarLokal – mehr Strom aus der Sonne“ an. Vgl.: Arbeitsgemeinschaft erneuerbare Energien/Kümpel, Kerstin/Seidel, Elke: Erneuerbare Energien im Landkreis PM, in: Bundesverband Solarindustrie e.V. (Hg.): RegioSolar Konferenz 2005, o.O., o.J., S. 14-19. Die Leader+-Region „Auland Carnuntum“ besteht aus 16 Gemeinden und befindet sich zwischen den Ballungs-zentren Wien und Bratislava. Sie umfasst eine Größe von 400 km² und hat über 30.000 BewohnerInnen. Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (Hg.): Energieregionen der Zukunft, Wien 2005, S. 30f. 99 Ausführlich dazu Benz, Arthur/Meincke, Anna: Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Endbericht der Module 3 und 4. Regionalwissenschaftliche Theorieansätze Analyse der Gover-nance Strukturen, Hagen 2007.

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wohnerInnen zählte und 54% der Gemeinden weniger als 2.000 Menschen lebten.100 Es wurde

daher angenommen, dass ein großer Teil der Zielgruppe in den Mittelzentren angegliederten,

kleinen bis Kleinsthabitaten wohnhaft ist. Um einen geeigneten Veranstaltungsort festzulegen

wurden Kleinstädte und Versorgungszentren der vier Landkreise entlang folgender Kriterien

betrachtet:

- Feldzugang

- Erreichbarkeit

- Vorhandensein von zielgruppenrelevanten Verbänden und Initiativen

- Vorhandensein von landwirtschaftlichen Betrieben und von ländlichen Orts- und Gemein-

deteilensteilen im Nahraum des Veranstaltungsortes

Als Zielgebiet der ersten aktivierenden Bildungsmaßname wurde der Landkreis Elbe-Elster

ausgewählt. Der Landkreis entstand aus einem Zusammenschluss der von 1952 bis 1993 ei-

genständigen Kreise Bad Liebenwerda, Finsterwalde und Herzberg und hat in seinem Leit-

bild der „Klimaschutzregion Elbe-Elster“ implizit die Auseinandersetzung mit Erneuerbaren

Energien verankert. Generell gelten eine Energiepolitik, die Teil einer nachhaltigen Entwick-

lungsstrategie oder einer integrierten Umweltstrategie lokaler oder regionaler Verwaltun-

gen/Regierungen ist, eine lokale Unterstützung der Produktion und des Einsatzes erneuerbarer

Energiequellen und die Kommunizierung von erworbenen Wissen, um aus existierenden Er-

fahrungen zu lernen als günstige Vorraussetzungen für den Einsatz Erneuerbarer Energien.101

Der an den Landkreis Oberspreewald-Lausitz angrenzende Rand des Landkreises Elbe-Elster

ist in das Landschaftsinsel-Konzept der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-

Land integriert. Im Kreis befinden sich zwei IBA-Projekte – das Besucherbergwerk mit der

F 60 und das ehemalige Kohlekraftwerk in Plessa. Nahe der F 60 plant das Amt Kleine Elster

eine energieautarke Feriensiedlung am Bergheider See.102

Der Landkreis ist 1.889 Quadratkilometer groß, die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 65

Personen pro Quadratkilometer. Bis zur Neugliederung der Gemeindestrukturen im Jahr 2002,

bei der in Form von amtsfreien Gemeinden und Ämtern Verwaltungsstrukturen mit in der Re-

gel mehr als 5.000 EinwohnerInnen geschaffen und zugleich die Zahl der kleinen Gemeinden

mit unter 500 EinwohnerInnen verringert werden sollten, gab es im Landkreis Elbe-Elster

100 Vgl. Landeskriminalamt Brandenburg (Hg.): Polizeiliche Kriminalstatistik Brandenburg 2004, Eberswalde 2005, S. 15. Gemeinden von 20.000 bis < 100.000 Einwohner: 25; von 100.000 bis < 500.000 Einwohner: 2. 101 Vgl. Rat der Gemeinden und Regionen Europas/Klima-Bündnis – Europäische Geschäftsstelle/Energie-Cités (Hg.): Besserer Energieverbrauch – Besserer Klimaschutz – Besserer Mitteleinsatz. Ein Handbuch für lokale und regionale Gebietskörperschaften, o.O., März 2006. 102 Vgl. Amt Kleine Elster (Landkreis Elbe-Elster) (Hg.): F 60 und Autarkes Resort – Village. Konzeptionelles Gutachten zur Entwicklung des Bergheider Sees und des Areals der F 60 im Hinblick auf die Integration in vor-liegende Entwicklungskonzepte und Planungen, Weimar 2007. Als Referenzprojekt für die F 60 kann das Pio-nierprojekt der Braunkohlesanierung in Ostdeutschland „Ferropolis –die Stadt aus Eisen“ im Gremminer See nahe Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt herangezogen werden.

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(Stand 31.12.2000) vier amtsfreie Städte und 12 Ämter mit insgesamt 102 amtsangehörigen

Gemeinden. In 62 der Gemeinden (60,87%) lebten weniger als 500 EinwohnerInnen.103 Durch

Gebietszusammenlegungen und Eingemeindungen gibt es nun folgende Städte und Ämter:

Amtsfreie Gemeinde mit Einwoh-nerInnenstand zum 30.06.2006104 Zugehörige Ortsteile

Stadt Bad Liebenwerda 10.655

Burxdorf, Dobra, Kosilenzien, Kröbeln, Langenrieth, Lausitz, Maasdorf, Möglenz, Neuburxdorf, Oschätzchen, Prieschka, Thal-berg, Theisa, Zeischa, Zobersdorf (15)

Stadt Doberlug-Kirchhain 9.831

Arenzhain, Buchhain, Doberlug, Dübrichen, Frankena, Henners-dorf, Kirchhain, Lugau, Nexdorf, Prießen, Trebbus, Werenzhain (12)

Stadt Elsterwerda 9.374 Kraupa

Stadt Falkenberg/Elster 7.718 Beyern, Kölsa, Großrössen, Rehfeld, Schmerkendorf (5)

Stadt Finsterwalde 18.675 Pechhütte, Sorno (2)

Stadt Herzberg (Elster) 10.867

Arnsnesta, Borken, Buckau, Fermerswalde, Friedersdorf, Gräfen-dorf, Lösten, Mahdel, Osteroda, Rahnisdorf, Züllsdorf (11)

Stadt Mühlberg/Elbe 4.676

Altenau, Brottewitz, Fichtenberg, Koßdorf, Martinskirchen, Mühl-berg/Elbe (5)

Gemeinde Röderland 4.666

Haida, Prösen, Reichenhain, Saathain, Stolzenhain/Röder, Wains-dorf, Würdenhain (7)

Stadt Schönewalde 3.661

Ahlsdorf, Brandis, Stolzenhain, Bernsdorf, Dubro, Grassau, Jeß-nigk, Wiepersdorf, Wildenau, Knippelsdorf, Schönewalde (11)

Stadt Sonnewalde 3.633

Birkwalde, Breitenau, Brenitz, Dabern, Friedersdorf, Goßmar, Großbahren, Großkrausnik, Kleinbahren, Kleinkrausnik, Möllen-dorf, Münchhausen-Ossak, Pahlsdorf, Pießig, Schönewalde-Sonnewalde, Zeckerin (16)

Stadt Uebigau-Wahrenbrück 6.332

Beiersdorf, Beutersitz, Bönitz, Domsdorf, Kauxdorf, Marxdorf, Prestewitz, Rothstein, Saxdorf, Zinsdorf, Bahnsdorf, Neudeck, Drasdo, Winkel, Uebigau, Langennaundorf, Bomsdorf, Wiederau, München, Wildgrube, Wahrenbrück (21)

Amt mit EinwohnerInnenstand zum 30.06.2006 Amtsangehörige Gemeinden

Elsterland 5.520

Heideland (mit den Ortsteilen Eichholz, Drößig, Fischwasser), Rü-ckersdorf (mit den Ortsteilen Rückersdorf, Oppelhain, Frieders-dorf), Schilda, Schönborn (mit den Ortsteilen Gruhno, Lindena, Schadewitz, Schönborn), Tröbitz

Kleine Elster (Niederlausitz) 6.616

Crinitz (mit dem Ortsteil Gahro), Massen (mit den Ortsteilen Mas-sen, Babben, Betten, Lindthal, Gröbitz, Ponnsdorf), Lichterfeld-Schacksdorf (mit den Ortsteilen Lieskau, Lichterfeld, Schacks-dorf), Sallgast (mit den Ortsteilen Göllnitz, Sallgast, Dollenchen)

Plessa 7.419

Gorden-Staupitz (mit den Ortsteilen Gorden, Staupitz); Hohenlei-pisch (mit dem Ortsteil Dreska), Plessa (mit den Ortsteilen Döllin-gen, Kahla), Schraden

Schlieben 6.203

Stadt Schlieben (mit den Ortsteilen Frankenhain, Jagsal, Oelsig, Schlieben, Wehrhain, Werchau), Lebusa (mit den Ortsteilen Frei-leben, Körba, Lebusa), Hohenbucko (mit den Ortsteilen Hohenbu-cko, Proßmarke), Fichtwald (mit den Ortsteilen Naundorf, Hillmersdorf, Stechau), Kremnitzaue (mit den Ortsteilen Kolo-chau, Malitschkendorf, Polzen)

Schradenland Großthieming, Gröden, Hirschfeld, Merzdorf 5.243

103 Vgl. Landkreis Elbe-Elster (Hg.): Informationen aus unserem Landkreis, Herzberg o.J., S. 12, 20f. 104 Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg (Hg.): Statistische Berichte Bevölke-rung der Gemeinden Land Brandenburg 30.06.2006, Potsdam 2006, S. 7.

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Viele, der den amtsfreien Städten und Ämtern angegliederte Siedlungen sind auch heute noch

als kleine bist Kleinsthabitate zu bezeichnen. Der anhaltende Bevölkerungsrückgang durch

Abwanderung und eine Geburtenrate, die die Mortalitätsrate bei weitem unterschreitet sowie

der hohe Anteil der Alterkohorte 60 Jahre und älter (34,8%)105 wirken sich wie die geringe

Wirtschaftskraft der Bevölkerung nebst einer überproportional hohen Erwerbslosigkeit hem-

mend auf die Innovationsfreudigkeit privater Hauhalte aus.

Obwohl der heutige Landkreis Elbe-Elster vor 1990 zum Kernbereich der so genannten

„Brandenburger Niederlausitz“106 gehörte, spielte die Landwirtschaft hier eine nicht unbedeu-

tende Rolle. Ein erheblicher Anteil von Arbeitskräften aus dem Landkreis arbeitete zwar in

den Braunkohletagebauen, der Kohleveredelung, im Schwermaschinenbau oder pendelte in

die Stahlwerke Nordsachsens, dennoch waren bis zur Wiedervereinigung 35% der Beschäftig-

ten in kleinen und mittleren Unternehmen und 20% der Beschäftigten in der Landwirtschaft

tätig.107 „Die Landwirtschaft war immer prägend im Landkreis Elbe-Elster und dort ein wich-

tiger Wirtschaftsfaktor – auch zu DDR-Zeiten“108, so ein Gesprächspartner. Zwischen den Jah-

ren 1991 und 2006 ging der Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft von 13.000 Personen

auf 1.641 Personen zurück109, das heißt um fast 87,5%. Die Anzahl der landwirtschaftlichen

Betriebe hingegen verringerte sich in einem weit geringeren Maße. Der Rückgang betrug zwi-

schen 1994 und 2003 etwa 16%, besonders betroffen waren Haupterwerbsbetriebe.110 Die

Vollerwerbsbetriebe, die in unterschiedlichen Rechtsformen (Genossenschaften, GmbH,

BGB-Gesellschaften, aber auch Einzelunternehmen) zu finden sind, sind hochgradig maschi-

nisiert. Im Jahr 2004 betrug der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der

Land- und Forstwirtschaft im Landkreis Elbe-Elster 6,1%, der Brandenburger Durchschnitt

liegt bei 4,0%.111 Die ostdeutsche Landwirtschaft gilt als außerordentlich produktiv, die

105 Im Jahr 2004 waren 37,2% der Bevölkerung 40 bis unter 60 Jahre alt, der Anteil der 60jährigen und älteren lag bei 34,8%, das heißt, 72% der Bevölkerung waren 40 Jahre und älter. Vgl. Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr, Dezernat Raumbeobachtung (Hg.): Brandenburg Regional 2006 – eine räumliche Be-standsaufnahme der Regionen, Landkreise und kreisfreien Städte, Potsdam 2006, S. 170 (Landkreis Elbe-Elster). 106 Unter „Brandenburger Niederlausitz“ werden hier in Anlehnung an Reißig und Thomas die südlichen Gebiete des Bundeslandes Brandenburg verstanden, die mit einigen heute zum Bundesland Sachsen gehörenden Gebieten vor 1990 den Bezirk Cottbus bildeten. Vgl. Reißig, Rolf/Thomas, Michael: Transformation - Reform - Region, in: Reißig, Rolf/Thomas, Michael (Hg.): Neue Chancen für alte Regionen? Fallbeispiele aus Ostdeutschland und Polen, Münster 2005, S. 15-50, hier S. 34. 107 Vgl. Scholz, Hartmut: Aufbau einer zukunftsfähigen regionalen Lernkultur in einer peripheren Altindustriere-gion, in: Intermediäres Handeln zur Gestaltung zukunftsfähiger Lernkulturen in Regionen, QUEM-report. Schriften zur beruflichen Weiterbildung, Heft 88, Berlin 2004, S. 93-122, hier S. 94. 108 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 2, 27.03.2007. 109 Landkreis Elbe-Elster (Hg.): Verwaltungsbericht der Kreisverwaltung des Landkreises Elbe-Elster 2006, Herzberg o.J., S. 78. 110 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 111 Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Euro-

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durchschnittliche Betriebsgröße übertrifft ein Vielfaches der westdeutschen Vergleichsbetrie-

be.112 Rund die Hälfte (51,5%) der Fläche des Landkreises Elbe-Elster (90.638 ha) wird für

landwirtschaftliche Zwecke genutzt, davon rund ¾ als Ackerfläche.113 Der Viehbestand (Rin-

der, Milchkühe, Schweine) ist einer der höchsten im Land Brandenburg. Eine Berechnung des

Biogaspotenzials des Landkreises hat – auf Basis der jährlich potenziell verfügbaren Silage

Winterroggen-GPS und Silomais sowie anfallender Güllemengen – die mögliche Anzahl von

mehr als 40 bis zu 50 Biogasanlagen mit 500 kWel Leistung bei 7.000 Volllaststunden/Jahr

ergeben. Nicht berücksichtigt bei der Berechnung wurden andere pflanzliche Rohstoffe wie

schnell wachsende Hölzer, Durchforstungsholz, Sudangras usw. oder Bioabfälle.114 Die

„Grünlandbewirtschaftung“ nimmt vor allem in Teilräumen, zum Beispiel dem Fichtwaldge-

biet bei Schlieben einen hohen Stellenwert ein.115 Der ökologische Landbau ist mit einem An-

teil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2,1% im Brandenburger Vergleich (8,7%)

unterdurchschnittlich vertreten.116 Für das Jahr 2005 zeigten landwirtschaftliche Betriebe im

Landkreis Elbe-Elster den Bau(beginn) von fünf Biogasanlagen und von zwei Pressen zur Er-

zeugung von Biokraftstoff aus Rapsöl an. Versuche den Anbau nachwachsender Rohstoffe

auszuweiten scheiterten allerdings. Die Anbaufläche auf Stilllegungsfläche stagnierte bei 500

ha (0,8% des Ackerlandes). Ein Grunde hierfür wurde in der EU-Förderpolitik gesehen, die

den Anbau nachwachsender Rohstoffe nur auf Stilllegungsflächen förderte. „Stillgelegt wer-

den aber vor allem grundwasserferne und leichte bzw. ,betriebsferne’ Ackerflächen. Darauf

haben nachwachsende Rohstoffe von vornherein nur geringe Chancen.“117

päischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 27. Die Landkreise Uckermark (8,2 %) und Ostprignitz-Ruppin (7,2 %) weisen höhere Beschäftigungszahlen auf. 112 Vgl. Land, Rainer: Die neue Landwirtschaft und die Dörfer. Gibt es noch Chancen für ländliche Entwick-lung?, unter http://www.thuenen-institut.de, ges. 20.02.2007; Bens, Oliver/Hüttl, Reinhard F./Plieninger, Tobias: Landwirtschaft und Entwicklung ländlicher Räume, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 37/2006, S. 23-30, hier S. 25f. 113 Nur die Landkreise Prignitz (67,9% der Fläche), Märkisch-Oderland (63,3%), Uckermark (63%), Havelland (59,5%), Ostprignitz-Ruppin (55,5%) weisen eine höhere landwirtschaftliche Flächennutzung auf. Vgl. Ministe-rium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Strategische Umweltprüfung im Rahmen der Ex-ante Bewertung des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum Branden-burgs und Berlins (EPLR) 2007-2013, Berichtsentwurf 18. September 2006, Potsdam 2006, S. 6; Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster ein-schließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 114 Vgl. Höhne, Bernd: Stand und Potenzial der Biogasproduktion in Brandenburg, in: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Biogas in der Landwirtschaft. Leitfaden für Landwirte und Investoren im Land Brandenburg, Potsdam 2006, S. 8-12, hier S. 11f. 115 Vgl. Abraxas. Büro für kreative Leistungen: Integriertes ländliches Entwicklungskonzept für den Raum Landkreis Elbe-Elster einschließlich des Amtes Ortrand, Weimar 2005, S. 15. 116 Vgl. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg (Hg.) Statistisches Jahrbuch 2004, Pots-dam 2005, S. 237. 117 Landkreis Elbe-Elster, Amt für Landwirtschaft (Hg.): Bericht zur Situation der Landwirtschaft im Landkreis Elbe-Elster, Herzberg 2006, S. 12f.

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3.1.2 Veranstaltungsvorbereitung

In der Veranstaltungsvorbereitung erfolgte eine fernmündliche Kontaktaufnahme zu einigen

AmtsleiterInnen und BürgermeisterInnen der amtsfreien Gemeinden/Städte, zum Bauernver-

band und einigen weiteren zentralen Akteuren. Im Weiteren wurde nach dem Prinzip des

„Snowball-Sampling“ vorgegangen, d.h., dass die Kontaktpersonen weitere Gesprächspart-

nerInnen vermittelten. Darüber hinaus fand ein mehrtägiger Feldaufenthalt statt, an den face-

to-face Gespräche mit regionalen Stakeholdern zur Vorstellung des Projektes gekoppelt wa-

ren. Als besonders wichtig wurde der Kontakt zu den regionalen Landwirtschaftsbetrieben

angesehen. Die persönliche oder telefonische Kontaktaufnahme mit relevanten Institution und

MultiplikatorInnen ermöglichte auf lokaler und Landkreisebene eine breit gestreute Bekannt-

machung der Potenziale von Bioenergiedörfern im Allgemeinen und der geplanten Veranstal-

tung im Speziellen. So stellten nicht nur einige Städte des Landkreises und der Landkreis

Elbe-Elster die Veranstaltungsankündigung auf ihre Homepages, sondern auch das Leader+-

Projekt „Wirtschaftsraum Schraden“, der Brandenburger BUND, das von der EU bezuschuss-

te Projekt „Antizipative Regionalentwicklung Elbe-Elster“ (AREE) und die Brandenburger

Energietechnologie Initiative (ETI). Die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land

nahm die Ankündigung in ihren e-mail-Verteiler auf. Interessierte Akteure bekamen im Vor-

feld der Veranstaltung per E-Mail eine Link-Sammlung zum Bioenergiedorf Jühnde und an-

deren erfolgreichen Erneuerbare Energie-Initiativen zugesandt.

Da die Breitbandversorgung und der Umgang mit Internet als Medium von Kommunika-

tion und Information in den ländlichen Gebieten Brandenburgs – in der Breitbandnutzung

liegt Brandenburg an letzter Stelle in Deutschland bei 30,5%, die Breitbandversorgung liegt in

den dünnbesiedelten ländlichen Gebieten mancherorts unter 5%118 – gering ausgeprägt ist und

viele ehrenamtliche OrtsbürgermeisterInnen über keinen e-mail-Account verfügen, wurden

über das Postverteilsystem der amtsfreien Städte und der Ämter im Landkreis sämtliche Bür-

germeisterInnen, der den jeweiligen Verwaltungseinheiten angegliederten Ortsteile und Ge-

meinden angeschrieben. Sie bekamen nebst einem Einladungsschreiben mit der Bitte die

beigelegten Einladungsflyer im Dorf bekannt zu machen, eine einseitige Erläuterung von im

Zusammenhang mit einer dezentralen Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien relevan-

ten Begriffen wie „nachhaltige Entwicklung“, „regionaler Wirtschaftskreislauf“ und „Wert-

schöpfungsketten“ zugesandt. Landwirtschaftliche Betriebe wurden ebenfalls auf dem

118 Vgl. Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (Hg.): Bericht zum Breitbandatlas 2006_01, o.O., o.J., Anhang S. A23 (Grafik); Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Lan-des Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verord-nung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (E-LER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 61.

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Postweg zur Veranstaltung eingeladen. Die schriftliche Einladung war in Anbetracht des

„digital gap“ in den ländlichen Gebieten Brandenburgs angezeigt, da dadurch auch Personen

informiert werden konnten, deren Kommunikationswege eine nur geringe Nutzung Neuer

Medien beinhalten. Der Bauernverband machte Werbung unter seinen Mitgliedern, was im

Hinblick auf landwirtschaftliche Kommunikationssysteme bedeutsam ist, in denen es vorteil-

haft ist, „wenn Kommunikatorin oder Kommunikator der Botschaft aus der eigenen Gruppe

kommt, was das regionale Umfeld und den Beruf der Landwirtin oder des Landwirts be-

trifft“.119 Im Kreisanzeiger für den Landkreis Elbe-Elster erschien im Vorfeld ebenso eine

Ankündigung wie in der Lausitzer Rundschau, welche im Nachgang der Veranstaltung mit

einem einseitigen Artikel Bericht erstattete.

3.1.3 Veranstaltungsablauf

Die erste Pilotveranstaltung stellte Deutschlands erstes Bioenergiedorfes Jühnde als Best-

Practice-Beispiel vor unter fand unter dem Motto „Potenziale mobilisieren – Zukunft gestal-

ten. Das Bioenergiedorf Jühnde. Impulse für eine zukunftsfähige regionale Entwicklung durch

den Einsatz erneuerbarer Energien“ im Stadthaus Elsterwerda statt. Sie wurde in Zusammen-

arbeit mit dem Institut für Nachhaltigkeit und Umweltpolitik (INU) der University of Mana-

gement and Communication (UMC), Potsdam (FH) und der „BioenergieBeratung Bornim

GmbH“ (B³)120 durchgeführt. Zum Veranstaltungsauftakt sprach der Dezernent für Kreisent-

wicklung des Landkreises Elbe-Elster ein Grußwort. Daraufhin folgte die Vorstellung des

Dorfes Jühnde, bei der auch auf andere Bioenergiedorf-Initiativen eingegangen wurde, um er-

folgreiche, partizipative Modelle des Einsatzes Erneuerbarer Energien (hier Biomasse und

Holzkackschnitzel) in ländlichen oder deindustrialisierten Gebieten bekannt zu machen und es

wurde über die vorhandenen bioenergetischen Potenziale des Landkreises referiert. Eine im

Anschluss an die Information stattfindende Diskussionsrunde mit den Veranstaltungsteilneh-

merInnen sollte Hemmnisse und Potenziale bei der Mobilisierung endogener Ressourcen bei

der Umstellung auf Erneuerbare Energien kommunizieren und Anregungen für eine Umset-

zung von regenerativen Energiegewinnungskonzepten geben. Die rund 60 Veranstaltungsteil-

nehmerInnen, mehrheitlich Männer, setzten sich aus Gemeindevertretern, Bürgermeistern von

Städten und Dörfern, VertreterInnen landwirtschaftlicher Betriebe und VertreterInnen von 119 Vogel, Stefan: Umweltbewusstsein und Landwirtschaft – Theoretische Überlegungen und empirische Befun-de, Weikersheim 1999, S. 107, zitiert nach Adomßent, Maik: Umweltkommunikation in der Landwirtschaft, Berlin 2004, S. 66. 120 B³, eine Ausgründung des „Leibniz Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim“ (ATB), ist seit 2003 in der Beratung zum Bau und Betrieb von Biogasanlagen aktiv. Seit August 2005 ist B³ die regionale Anlaufstelle zur Beratung Brandenburger Landwirte zur Nutzung und Erzeugung von Biokraftstoffen, die im Auftrag des Bun-desministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und der Fachagentur Nach-wachsende Rohstoffe e.V. (FNR) durchgeführt werden.

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Vereinen zusammen. Der Beteiligung klein- und mittelständischer UnternehmerInnen und an-

derer interessierter BürgerInnen war gering. Der Großteil der TeilnehmerInnen kam aus dem

Landkreis Elbe-Elster, einige waren aus dem angrenzenden Landkreis Oberspreewald-Lausitz

angereist.

3.1.4 Inhaltliche Fragen zu den Vorträgen

Frage zur Wärmesicherheit im Projekt Jühnde:

- dreifache Sicherheit durch Holzhackschnitzelkraftwerk, Ölkessel für Spitzenbelastung

sowie – als Hauptquelle der Wärmeerzeugung – die Abwärme der Biogasverbrennung.

Frage zum Personalaufwand in der Betreibergesellschaft, Frage zur Finanzierung und zu

Fremdkapitaleinlagen, dabei insbesondere zur Verschuldung von Privatpersonen, Frage nach

abgeschlossener Gewinn- bzw. Verlustrechnung (unter Hinweis auf die Finanzschwäche des

eigenen Herkunftslandkreises und auf Investitionsrisiken):

- Jühnde ist Genossenschaftsmodell mit 10% Eigenkapitaleinlage. Die Mitglieder der Ge-

nossenschaft haften nur mit ihren Einlagen, die Mindesteinlage war 1.500,00 Euro.

- Es gibt zehn Aufsichtsratsmitglieder sowie zwei Vorstände, die eine kleine finanzielle

Entschädigung erhalten. Eine Person ist zur Wartung und Betreuung der Anlage fest ange-

stellt. Hinzu kommen einige Ehrenamtliche, die diese Person vertreten und unterstützten.

Die Gewinn- und Verlustrechnung des ersten Jahres war noch nicht bekannt, es habe al-

lerdings eine gute Stimmung auf der letzten Aufsichtsratssitzung geherrscht und es sei ei-

ne Erhöhung der Vergütung für die Landwirte erwogen worden.

Frage, ob es denn keine langfristigen Verträge mit den Lieferanten geben würde:

- Doch, die gibt es, aber da das Geschäftsjahr anscheinend sehr erfolgreich war, werden die

Landwirte wohl mehr bekommen. Diese sind auch Mitglieder der Genossenschaft. Die

DorfbewohnerInnen haben die meisten Stimmanteile in der Genossenschaft und auch ein

Interesse daran, dass „ihre“ Landwirte nicht übervorteilt werden.

Frage danach, wie eine Gemeinschaft entstehen kann und Frage nach der Finanzierung einer

Biogasanlage:

- Gemeinschaft könne durch die Suche nach Gleichgesinnten, die Einladung von ExpertIn-

nen, die Einberufung von EinwohnerInnenversammlungen sowie der Leistung von Über-

zeugungsarbeit entstehen. Wichtig seien dabei die Darstellung der Vorteile einer

dezentralen Energieversorgung und die Betonung der positiven Elemente, etwas Neues

auszuprobieren und nicht in den ausgetretenen Wegen verhaftet zu bleiben. Innovation

und Pionierarbeit sollten zusammengeführt werden.

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- Förderungsmöglichkeiten entstanden durch den Aufbau von Druck „von unten“ (bottom-

up-Prinzip).

Frage zur Rohstoffbeschaffung. Hier spielte insbesondere die Langfristigkeit der Lieferver-

träge und Preisfestschreibungen eine Rolle. Eine weitere Frage bezog sich auf das Verhältnis

von Futtermittelproduktion und Produktion zur Energiegewinnung sowie auf die Frage, ob es

nicht zu einer entweder oder Entscheidung kommen müsse.

- Steigende Biomassepreise (insbesondere Weizen) führen natürlich zu Ärger bei den Bau-

ern, die sich auf niedrige Preise verpflichtet haben.

- In Jühnde gibt es langfristige Lieferverträge mit der Option der Preisanpassung. Lediglich

10-30% der jeweiligen Ackerfläche der Landwirte wird für Biomasseanbau verwendet.

- eine Alternative können Mikrogasnetze sein – mit einer Auflieferung oder einer Abfüllsta-

tion.

3.1.5 Diskussionsbeiträge

Nach Klärung der inhaltlichen Nachfragen wurden die TeilnehmerInnen aufgefordert, Gründe

zu benennen, warum ihrer Meinung nach der Ausbau einer dezentralen Energieversorgung

mit Erneuerbaren Energien im Landkreis kaum thematisiert werde bzw. welche Umsetzungs-

blockaden und Hemmnisse es diesbezüglich geben würde. Die Diskussionsbeiträge hatten in

der Problematisierung der Bereiche Finanzierung, Landwirtschaft, demographischer Wandel

und Wirtschaftsstruktur ihren Schwerpunkt und werden im Folgenden zusammengefasst. Ei-

nige weitere Problemsichten werden ebenfalls dokumentiert.

3.1.6 Zusammenfassung der Beiträge

3.1.6.1 Finanzierung

- Es sei aufgrund der mangelnden Finanzkraft im Landkreis kaum möglich bei einer Kre-

ditbeantragung gegenüber den Banken Sicherheitsleistungen in der gewünschten Höhe zu

stellen. Das mangelnde Vertrauen der Banken in die ansässige Bevölkerung und in die

Wirtschaftskraft der Region führe dazu, dass Banken und Sparkassen nur ungern Kredite

geben würden. Die Hürde für Investitionswillige an Bankkredite zu kommen sei hoch, die

Bereitschaft der Banken und Sparkassen Kredite zu zeichnen sei gering und auf jeden Fall

geringer als im Westen. Zur Untermauerung dieser Einschätzung wurde berichtet, dass die

Bank, trotz dokumentierter Zusage der EU-Mittel, vom Vereinsvorstand eines Leader+-

Mittel verwaltenden Vereins verlangte, mit seinem Privatgrundstück für einen Kredit zu

bürgen. Der Verein musste den Kredit zur Finanzierung von Maßnamen aufnehmen, die

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zwar von Leader+-Mitteln finanziert werden sollten, jedoch von Seiten des Mittelgebers

noch keine Mittelbereitstellung erfolgt war.

- Die Abhängigkeit von den Kreditlinien der Banken und Sparkassen wurde als hoch ange-

sehen. Gekoppelt an die geringe Finanzkraft im Landkreis seien Investitionen schwer zu

tätigen.

3.1.6.2 Landwirtschaft

- Es wird ein Widerspruch zwischen Futter- und Nahrungsmittelproduktion versus Biomas-

seproduktion gesehen und davon ausgegangen, dass eine Festlegung auf ein „entweder-

oder“ erfolgen müsste. Ideen, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb sowohl Futter-, Nah-

rungsmittel- und Biomasseproduktion (hier tierische und pflanzliche Biomasse) zusam-

menbringen könne, waren kaum vorhanden. Viele Landwirte wollen Landwirte bleiben

und nicht „nur“ zum Zulieferer/Rohstofflieferanten für Biomasseprodukte werden. Das

wird von manchen als Dequalifizierung angesehen. Außerdem wird befürchtet, dass die

Darstellung der Funktionalität einer Umstellung der Produktion auf Biomasse bzw. einer

Umstellung auf Erneuerbare Energien übertrieben seien. Es müsse für Landwirte ein Ein-

kommensmix aus traditioneller Landwirtschaft und Biomasse/Bioenergieproduktion ent-

stehen. Die Präferierung von Einkommensdiversifizierungen und eine praktische

Auflösung des o.g. Konflikts äußert sich unter anderem darin, dass ein Großteil der bisher

von landwirtschaftlichen Betrieben finanzierten Biogasanlagen mit im eigenen Betrieb an-

fallender Gülle und pflanzlicher Biomasse bestückt wird.121

- Angst vor Konkurrenz zwischen Futter- und Bioenergieproduktion. Es gibt die Befürch-

tung, dass Bioenergie die Nahrungsmittelproduktion verdrängen würde.

- Unwillen der Landwirte gegenüber langfristigen Lieferverträgen – Angst durch niedrige

Preise über den Tisch gezogen zu werden. Zu hohe Abhängigkeit von Investoren und

Betreibern durch langfristige vertragliche Bindungen. Außerdem sei es schwer, bei hohen

Weizenpreisen stattdessen Biomasse zur Verstromung anzubauen und dafür gemessen an

den Weizenpreisen zu geringe Lieferpreisen zu erzielen.

- Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Fehlentwicklungen und Fokussierung auf nur eine

Sache wie zum Beispiel Biomasse-Großkraftwerke und große Windenergieanlagen. An

diesem Punkt wurden landschaftsästhetische Aspekte angeführt. Im Zusammenhang mit

der Auslastung von Windenergieanlagen hieß es: „Die drehen sich mal, dann wieder nicht

– und dafür wurde die Landschaft verschandelt“.

121 Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, Regionale Planungsstelle (Hg.): Energieatlas, Cottbus 2007, S. 67-74.

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- Die Industrialisierung/Rationalisierung im Biomasse- und Nahrungsmittelbereich schaffe

neue dramatische Probleme. Schon jetzt wird durch Maisabbau ein massiver Nährstoff-

entzug in Gang gesetzt, was die bereits vorhandenen Probleme wie schlechte Versorgung

der Böden, Probleme mit dem Wasserhaushalt bei Biomasseanbau und im Holz- und

Forstwesen verstärke.

- Angst vor einem Wechsel von einer Abhängigkeit in die nächste. Erst sei man abhängig

von der Agrarpolitik und dann werde man abhängig von der Bioethanol- und Biogaspro-

duktion. Das Problem sei hierbei „die Politik“ sowie Veränderungen von Subventions-

modi im Hau-Ruck-Verfahren. Strategische Veränderungen der Subventionspolitik seien

schwer durchschaubar und belasteten landwirtschaftliche Unternehmen. Es existiert die

Befürchtung, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien die Subventionsmodalitäten oder

andere politische Rahmenbedingungen verändern könnte. Neue Abhängigkeiten würden

erzeugt, z.B. wenn die Subventionen für Raps o.ä. erhöht werden, dann müsse das ange-

baut werden.

3.1.6.3 Bevölkerungsentwicklung/Wirtschaftstruktur

- Es gibt einen nicht zu übersehenden demographischer Wandel, eine Überalterung bei

gleichzeitiger Abwanderung nicht nur der jüngeren Bevölkerung. Insgesamt wandern gro-

ßer Teile der Bevölkerung ab.122 Die Region Lausitz sei strukturschwach, hier fehle In-

dustrie und damit Arbeitsmöglichkeiten.

- Wenn hohe Investitionen gemacht werden, geht das zu Lasten der überwiegend älte-

ren/alten Bevölkerung. Die Bereitschaft ein hohes finanzielles Risiko bei Investitionen in

Erneuerbare Energien einzugehen wird an die demographische Entwicklung gekoppelt:

„Rentner haben wenig Interesse an so großen zukunftsweisenden Entwicklungen“ oder

„die älteren Herrschaften tun sich schwer mit Umstellungen auf Wärme mit Erneuerbaren

Energien.“123

- Die regionale Entwicklung ist abhängig von Abwanderung/Zuwanderung und Geburtenra-

ten. Der stattfindende demographische Wandel führt zu düstere Zukunftsvisionen.

- Sterbende Dörfer: Dörfer sind nicht mehr intakt, der Leerstand ist zu hoch und es kommt

zu toten Dörfern. Teilnehmer sagten: „Nicht mal mehr, wenn jemand stirbt, wollen die Er-

ben die Häuser haben“ und „Die Dörfer sterben, sind tot, man kann drauf warten, dass

die Natur sich alles zurückholt und überwuchert.“

122 Vgl. Heymann, Nana: Aufbruch Ost. Die Jugend kehrt dem Land den Rücken, vor allem Frauen ziehen fort. Ein Besuch in Herzberg, das seine Zukunft verliert, in: Tagesspiegel 24.06.2007. 123 Mitschrift Telefonat Landwirt 3, 10.04.2007:

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- Gegenrede: Die wirtschaftliche Situation und die Demographie stellen ein Problem dar.

Allerdings müsse die Situation differenzierter betrachtet werden, da auch junge Menschen

in der Region bleiben und sogar StädterInnen von den Vorteilen ländlicher Regionen

überzeugt werden können, wenn die Lebensbedingungen gut sind. Hierzu zählen z.B. gute

Verkehrsanbindungen (öffentliche Verkehrsmittel und Straßenanbindung) und die Schaf-

fung von Infrastruktur z.B. Kitas und Geschäfte. Darüber hinaus finde man etliches an in-

dividuellem Engagement. Ein Beispiel dafür sind Solaranlagen auf Privathäusern.

3.1.6.4 Sozialgefüge auf Mikroebene

- Es gibt wenige Vorstellungen darüber wie „Gemeinschaft“ im Dorf entstehen kann.

- Manche haben die Befürchtung, dass die Abhängigkeit von den Landwirten steige und

sehr hoch werde, wenn kommunale Bioenergieanlagen auf deren Lieferungen angewiesen

seien.

- Gegenrede: Kleinräumige Lösungen, face-to-face-Interaktion auf kommunaler Ebene und

die enge soziale Kontrolle im Dorf können dem einen Riegel vorschieben.

3.1.6.5 Bürokratie

- Die starren bürokratischen Strukturen bei Subventionen und EU-Förderung, die eine Zu-

sammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg fast unmöglich machen, wirken sich hemmend

aus. Die Förderbedingungen der EU halten sich zu sehr an Kreisgrenzen.

3.1.6.6 Fehlende Beispiele guter Praxis

- Es gibt zu wenig gute Beispiele und Vorzeigebeispiele in der Region und auch keine, bei

denen Erneuerbare Energie-Anlagen in kommunaler Hand sind und das reibungslos funk-

tioniert. Geäußert wird der Wunsch, Vorzeigebeispiele in der Region zu schaffen, damit

es Anschauungsbeispiele und Vergleichsmöglichkeit gibt.

3.1.6.7 Sonstiges

- Regionale Identitäten und Mentalitäten: In einer ehemaligen Braunkohleregion gebe es

Vorbehalte gegen Erneuerbare Energien, so ein Mandatsträger aus dem Landkreis Ober-

spreewald-Lausitz. Zum Landkreis Elbe-Elster hieß es, der Landkreis habe „zwar auch

Bergbaugeschichte, aber es ist keine Gegend, in der sich jeder zweite mit ,Glück auf’ be-

grüßt.“124 Deshalb gebe es hier eine (größere) Offenheit gegenüber anderen Formen der

124 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 24.01.2007.

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Energiegewinnung.

- Nach den Neuinvestitionen in Heizungsanlagen nach der Wende war die Bereitschaft zu

erneuten Umstellungen bzw. Investitionen in Wärmeanlagen lange Zeit gering. Da die

Anlagen nun abgeschrieben sind, seien die Vorrausetzung für Neuanschaffungen oder

Umstellungen gut. „Die meisten haben sich nach der Wende moderne Heizungen ange-

schafft. Keiner reist sich ne Ölanlage raus, wenn die sich noch nicht ausgezahlt hat.“ 125

Während der Pause und nach der Veranstaltung kam es zu regen Kleingruppendiskussionen

über die Umsetzbarkeit von dezentralen Erneuerbare Energie-Anlagen und über diesbezügli-

che Ideen und Möglichkeiten. Hierbei waren unter einem Großteil der DiskutantInnen die

vorhandenen landwirtschaftlichen Ressourcen und die bauliche Ausstattung der Dörfer als

„Grundwissen“ präsent. Der Vortrag zu den bioenergetischen Potenzialen des Landkreises

wurde von einigen der Teilnehmenden mitgeschrieben, die Zahlen und Tabellen der Vortrags-

folien notiert.

3.1.7 Kommentare und Einschätzungen der TeilnehmerInnen

Vor und nach der Veranstaltung wurde telefonisch oder bei einem persönlichen Treffen ein

Feedback zum Inhalt der Veranstaltung eingeholt. Dabei wurde den Befragten die Gelegen-

heit gegeben, ihre Einschätzung zu einer dezentralen Energieversorgung mit Erneuerbaren

Energien zu vermitteln.

T1m(ännlich): Die Landwirte in der Region seien ziemlich umtriebig. Es gebe in der Re-

gel gute Unternehmensführungen. Dies nicht nur bei den neu gegründeten GmbH und GbR,

auch die ehemaligen LPG-Leiter, die zum großen Teil in Agrargenossenschaften arbeiten, ha-

ben eine fundierte landwirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Ausbildung zu DDR-Zeiten

genossen. Es gibt im Landkreis Elbe-Elster viele große Betriebe, die in der Regel weit über

2.000 ha umfassen. Die aktiven Dörfer im Landkreis haben „fast alle eine Dorferneuerung

durchbekommen beziehungsweise durchgemacht.“ Der Erschließungsaufwand für Fernwär-

menetze sei dennoch hoch, da es kaum welche geben würde.126

T2w(eiblich): Die Veranstaltung war sehr interessant. Bei der Diskussion sei es schade

gewesen, dass anfangs gleich ein pessimistischer Beitrag kam. Das Pessimistische rege einen

immer sehr auf, da es doch auch nötig sei, optimistisch an Dinge ranzugehen. „Immer diesel-

be Leier, von wegen das wird doch eh nichts.“127

125 Mitschrift Telefonat Landwirt 1, 10.04.2007. 126 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 1, 27.03.2007. 127 Mitschrift Telefonat Bürgerin, Gemeinde 3, 27.03.2007.

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T3m: Die Veranstaltung wurde in der darauf folgenden Woche auf der Kreistagssitzung

ausgewertet. Insgesamt hätte es sehr positive Reaktionen gegeben. Der Bericht zu Jühnde war

informativ, da der Einsatz von Bioenergie in kommunalen Einheiten im Landkreis bislang

weder ausprobiert noch angedacht wurde. Seiner Meinung nach sei mangelndes Geld nicht

der primäre Grund nicht auf Bioenergie umzustellen. Das Problem liege eher darin, dass

„langfristige“ Denkweisen wenig vorhanden seien. Die Älteren seien der Meinung, dass ihre

vorhandenen Lösungen zur Energie- und Wärmeversorgung für sie ausreichend sind. Mehr-

generationshaushalte seien hingegen offener für Erneuerbare Energien. In nächster Zeit werde

sich im Landkreis zusammengesetzt und geschaut, wo die Bedingungen für Bio-Dörfer von

der räumlichen Struktur her gegeben sind. Das sei nicht überall der Fall, in manchen Dörfern

liegt zwischen den Häusern ein Weg von bis zu 60 Metern.128 An der Veranstaltung hätten e-

her diejenigen teilgenommen, die sich bei kommunalpolitischen Fragen im Allgemeinen aktiv

zeigten und grundsätzlich Interesse an Erneuerbaren Energien hätten.

T4m: Er fand die Veranstaltung gut, gestört habe ihn das Co-Referat des „Selbstdarstel-

lers“ aus dem Publikum. Schwierig sei, ein gut funktionierendes Dorf im Landkreis zu finden.

Dennoch sei die dezentrale, kommunale Lösung von Energieversorgung mit nachwachsenden

Rohstoffen die beste Lösung. Die Landwirte wollten sich nicht abhängig machen von Liefer-

verträgen für Biogasanlagen. Z.B. waren dieses Jahr [2007] die Weizenpreise hoch, da wür-

den es sich die Bauern gut überlegen, ob sie langfristige Lieferverträge eingehen wollen.

Momentan seien im Landkreis drei private bäuerliche Biogasanlagen im Bau. So was fänden

die Bauern besser, da sie flexibel auf die Weizenpreise reagieren könnten. Seien diese hoch,

würde weniger für die Anlage angebaut bzw. dort verstromt, seien sie niedrig, dann würde

mehr für die Anlage abfallen. So könnte der Landwirt flexibler auf Marktlagen reagieren. Bei

festen Lieferverträgen müssten um 200 ha zu liefern 400 ha anbaut werden, damit in schlech-

ten, wenig ertragsreichen Jahren die Lieferbedingungen erfüllt werden können. Mit einer ei-

genen Anlage könne besser auf die Erträge reagiert werden. Die Böden im Landkreis sind

eher schlecht. Sie sind nicht gut versorgt und den Böden werden mehr Nährstoffe entzogen

als zugeführt. Der vermehrte Maisanbau verstärke das Problem der nährstoffarmen Böden.

Wenn mehr nachwachsende Rohstoffe, sprich Mais, angebaut werden für Biogasanlagen,

dann müsste der Rinderbestand, der beträchtlich sei, gesenkt werden, da der Anbau auf Kos-

ten des Grünfutters ginge. Bei allen Planungen bezüglich Lösungen auf kommunaler Ebene

müssten die Landwirte beteiligt werden. Seiner Meinung nach sind Kommunen mit Gewebe-

betrieben prädestiniert für Überlegungen zu einer kommunalen Biomasseanlage.129

128 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 2, 27.03.2007. 129 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 27.03.2007.

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T5m: Er fand die Veranstaltung insgesamt gut und sehr informativ. Ihm haben insbeson-

dere die psychologische Seite des Vortrags, die Antworten auf Fragen und Einwände und die

guten Erwiderungen auf die Pessimisten gefallen. Am Abend vor der Veranstaltung hat er zu-

fällig einen Beitrag zu Jühnde im Fernsehen gesehen, das habe für ihn die ganze Sache und

die Veranstaltung rund gemacht. In seinem Wohnort soll eine energieautarke Feriensied-

lung130 gebaut werden. Der Bebauungsplan für die Siedlung liegt bereits vor. Die

Abwasserentsorgung soll dort separat sein, da sie in die vorhandenen, zentralen örtlichen

Versorgungsleitungen nicht integriert werden können. Eine Gaststätte sei in der Feriensied-

lung auch geplant. Die gesamte Ver- und Entsorgung soll über Erneuerbare Energien laufen.

Eine eigene Wasserversorgung ist angedacht.131

T6m: Ihm gefielen die pessimistischen Einwände nicht, vor allem das Abwanderungsar-

gument halte er für überzogen, da zunehmend Leute hinzuzögen. Der Einwand, dass man

durch Biogasanlagen von einer Abhängigkeit (Öl, Gas, Kohle) in die andere wechseln würde,

sei falsch. Er war vor einiger Zeit auf einer Tagung zu Erneuerbaren Energien, da saß der pri-

vate Anlagenbetreiber einer Biogas-Großanlage aus einem Nachbarlandkreis mit am Tisch.

So etwas sei kontraproduktiv, denn es gebe sehr unterschiedliche Interessen zwischen priva-

ten Großinvestoren und anderen: „Die Landwirte wissen, dass Großprojekte nichts taugen.“

Biogas verdränge seiner Meinung nach die Landwirtschaft. Manche Landwirte hören auf mit

der Tierproduktion, das sei aber noch nicht weit verbreitet, da das bäuerliche Selbstverständ-

nis Nahrungsmittel- und Tierproduktion auf der Agenda habe. Sinnvoll fände er Informatio-

nen über die Ober- bzw. Untergrenze der Machbarkeit von dezentralen, kommunalen

Anlagen, denn „wo findet man denn heute noch Dörfer mit 800 Einwohnern?“132

T7w: Sie findet die Idee von Bioenergiedörfern sehr gut. „In 50 Jahren werden alle Dör-

fer so beheizt werden. Nicht Großkraftwerke, sondern dezentrale Versorgung sind die Zu-

kunft.“ Allerdings sei die Verwirklichung solcher Vorhaben sehr kompliziert. Es fehle an

starken Partnern wie in Jühnde. Es gebe zu wenig Zeit und zu wenig Leute, die sich um eine

Umsetzung kümmern könnten. Wenn sie ein paar Jahre jünger wäre, würde sie sich voll en-

gagieren. Es stehe ein Generationswechsel an und sie persönlich wolle den Kindern keine fi-

nanziellen Belastungen aufbürden durch ihre Entscheidungen. Sie ist sich aber sicher, dass die

Kinder „was machen“ werden mit nachwachsenden Rohstoffen und Erneuerbaren Energien:

„Jetzt soll die nächste Generation ran.“ Sie habe sich mal erkundigt über eine Biogasanlage,

aber ihr Betrieb ist kleiner als 1.000 ha. mit Gründland, Marktfurcht, Muttertierhaltung und 130 Vgl. Amt Kleine Elster (Landkreis Elbe-Elster) (Hg.): F 60 und Autarkes Resort – Village. Konzeptionelles Gutachten zur Entwicklung des Bergheider Sees und des Areals der F 60 im Hinblick auf die Integration in vor-liegende Entwicklungskonzepte und Planungen, Weimar 2007. 131 Mitschrift Telefonat Bürger, Gemeinde 8, 28.03.2007. 132 Mitschrift Telefonat, Bürger, Gemeinde 3, 29.03.2007.

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Wald, da könne sie nicht noch Biomasse anbauen. Außerdem wolle sie sich nicht auf Jahre

hinweg auf Maisanbau festlegen. Der Roggenanbau könne viel flexibler geplant werden.133

T8m: Ihm habe die Veranstaltung gut gefallen und da er am Vorabend zufällig die Sen-

dung zu Jühnde im Fernsehen gesehen habe, hat er nun den Beitrag bestellt um ihn in der

Stadtverordnetenversammlung zu zeigen. Die Industrie im Gewerbegebiet seiner Stadt habe

einen Energiebedarf von 1,3 MW, das würde die landwirtschaftliche Fläche nicht hergeben,

da die Bauern sich nicht auf massiven Bioenergiepflanzenanbau festlegen lassen wollten.

Vielleicht sei es eine Möglichkeit, wenn der Betrieb von Biogasanlagen in Projektgenossen-

schaften stattfinden würde.134

T9m: Ihm gefallen kommunale Bioenergielösungen „da wo die Wege nicht so weit sind

und es keine Konkurrenz zum Milchvieh gibt.“ So etwas lohne sich in kleineren Dörfern, aber

„Biomasse ist doch erstmal ein Risiko. Die Dörfer sind landwirtschaftliche geprägt und in der

Landwirtschaft wird, wie sich vielleicht in Deutschland rumgesprochen hat, nicht gerade viel

verdient.“ In landwirtschaftlichen Betrieben schössen „Biogasanlagen wie Pilze aus dem Bo-

den.“ Manche [Landwirte] würden sich eine Biogasanlage bauen, weil sie dächten: „Warum

365 Tage im Jahr Kühe melken, wenn es auch einfacher geht?“ Oft allerdings ohne Abwär-

menutzung – außer an Standorten, an denen die Wirtschaftsgebäude und die Ställe damit be-

heizt werden könnten. Zudem sei die landwirtschaftliche Fläche begrenzt und es dürfe keine

Konkurrenz zwischen Nahrungs- und Futtermittelproduktion und Energiepflanzenanbau ge-

ben. Geklärt werden müssten die Ertragssicherheit, die Lagermöglichkeiten von Biomasse

und die Gewährleistung, dass noch genug Futtermittel für Tierhaltung vorhanden sind. „Wir

haben im Prinzip nichts gegen Biogasanlagen“, aber in den Betrieben, die oftmals sehr viel

Pachtfläche haben, gehe die Angst um, dass die Flächen von Investoren für den Biomassean-

bau aufgekauft werden.135

T10m: Die Informationen seien sehr gut gewesen. Er selber war schon mit der „Agrarso-

zialen Gesellschaft“ im Herbst 2005 in Jühnde gewesen. Seiner Meinung nach gehe eine

kommunale Energieerzeugung mit Biomasse nur in kleineren Dörfern mit einer möglichst

homogenen Dorfbevölkerung, aber viele Leute auf den Dörfern hätten heute nichts mehr mit

der Landwirtschaft zu tun. Gut fand er, dass sich viele Landwirte in die Diskussion einge-

bracht haben. Unter den Landwirten werde sehr negativ diskutiert, dass „Standortsucher un-

terwegs sind. Richtige Truppen sind unterwegs, die da Flächen akquirieren wollen. Die

Lieferverträge mit Landwirten abschließen und Flächen kaufen wollen für Biogasanlagen.“

Die würden „große Anlagen planen, aber die benötigte Biomasse nicht zusammenkriegen.“ 133 Mitschrift Telefonat Landwirtin 1, 03.04.2007. 134 Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Gemeinde 2, 03.04.2007. 135 Mitschrift Telefonat Landwirt 1, 10.04.2007.

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In X gebe es die Landwirtschaftliche GmbH Y, die sei strikt gegen Biomasseanbau, weil da-

durch die Landwirtschaft zum reinen Energielieferanten werden würde. Das Modell Jühnde

sei interessant, aber die Interessenslage in Elbe-Elster sei anders. „Die meisten auf den Dör-

fern waren schon mal in Genossenschaft und bei der Auflösung der LPGs kam es nach der

Wende zu Auseinandersetzungen um das Eigentum, dass jeder in die Genossenschaft einge-

bracht hatte. Bei den einen war es die Arbeitskraft. Maschinen, Land, Vieh, Wirtschaftsge-

bäude wurde zurückgegeben, nach einem Schlüssel. Die, die nur ihre Arbeitskraft

einbrachten, sollten finanziell entschädigt werden, aber dafür hat es dann nicht mehr

gereicht.“136

T11m: Die Veranstaltung war sehr aufschlussreich. Manche Landwirte kannten Jühnde

schon aus dem Fernsehen. Im Landkreis seien einige Orte zu groß für eine Wärmeversorgung

mit Bioenergie. „Etliche Landwirte würden sich beteiligen, sagen aber: bei uns ist das nicht

machbar.“ Grundsätzlich wären sie bereit Lieferverträge machen, „aber nicht mit Preisen, die

auf lange Zeit festgelegt sind.“ Im Moment würde Futter meistbietend verkauft werden, bei

langen Lieferverträgen für Biomasse ginge das nicht. „Besser als wie große Biogasanlagen ist

vielleicht eine in Hand der Landwirte. Aber wie kann das gehen? Das muss genau besprochen

werden. Vielleicht als Genossenschaft, da kann besser kalkuliert werden.“ Er persönlich wür-

de sofort auf Bioenergie umstellen und findet das gut. Er sei ständig „im Clinch mit dem Gas-

versorger wegen der andauernd steigenden Gaspreise – ohne Begründung machen die

das.“137

T12m: An den Themen der Veranstaltung bestehe Interesse. Allein die Betriebskosten

des Thermalbads in Bad Liebenwerda bestünden zu 30% aus Kosten für Abwasser und Ener-

gieversorgung. Dazu müsste man sich etwas einfallen und Erneuerbare Energien wären ein

Ansatz. Außerdem sei der Einsatz Erneuerbarer Energien auf kommunaler Ebene eine gute

Idee für die neue Leader+-Runde.138

T13w: Sie hat die Einladung „bei Seite“ gelegt, da sie sehr skeptisch gegenüber Biomas-

se-Anlagen sei. Es seien nicht genügend bioenergetische Potentiale im Landkreis vorhanden.

Aktuell werde versuchte eine große Biomasse-Anlage in Z anzusiedeln – zwei Investoren sei-

en vorhanden – aber es gebe zu wenig Maisanbaufläche. Die Landwirte seien zudem verunsi-

chert, da Investoren oft bei ihnen anfragen würden und es gebe die Befürchtung, dass

Pachtflächen aufgekauft werden und die Landwirte dann zuwenig Land für die Nahrungsmit-

tel- und Tierfutterproduktion hätten. Sie persönlich findet kleinräumige Lösungen sehr schön,

aber das ginge nur in den Dörfern, wenn überhaupt. Ein Problem sei bei Großanlagen auch, 136 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 7, 12.04.2007. 137 Mitschrift Gespräch Landwirt 2, 31.01.2007; Mitschrift Telefonat Landwirt 2, 12.04.2007. 138 Vgl. Mitschrift Gespräch Bürgermeister, Gemeinde 3, 31.01.2007.

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dass die Gewinne in andere Taschen fließen würden – die Fremdinvestoren würden natürlich

nur Sachen machen, bei denen Gewinne zu erwarten seien. Dies sei bekannt und deshalb

fürchteten Landwirte auch um die von ihnen gepachteten Flächen. Da sie inzwischen von

mehrere Seiten angesprochen wurde, dass sie doch zur Veranstaltung gehen solle um sich zu

informieren und mitzudiskutieren, würde sie es sich inzwischen überlegen, ob sie nicht doch

daran teilnehmen wird.139

T14w: Ja, sie habe den Veranstaltungshinweis bekommen und müsse sagen – für Bio-

energie, Biomasse interessiere sie sich überhaupt nicht. Daher habe sie die Einladung direkt

entsorgt. Auf Nachfrage: Sie haben sich gegen „so etwas“ entschieden. Sie habe überlegt und

sich alles angeschaut, aber: „Entweder Futteranbau oder Biomasseanbau.“ Beides zusammen

ginge nicht und sie habe sich daher für die Kühe und die Milch entschieden. „Da weiß ich

wenigstens, dass ich das kann“. Für ostdeutsche Verhältnisse hätte sie einen kleinen Betrieb,

unter 1.000 ha, da stelle sich die Frage – entweder das eine oder das andere. Außerdem seien

die Investitionskosten hoch, die Subventionen zu gering und das Risiko zu groß. Zurzeit wür-

den sich „Investoren im Landkreis nen Wolf rennen auf der Suche nach Bauern, mit denen sie

Lieferverträge für Biogasanlagen machen könnten“ bzw. um die Bauern zu motivieren Bio-

masse anzubauen. Ihrer Meinung nach seien die Energiepreise so teuer geworden, weil es das

Erneurbare Energie-Gesetz gibt. Die Erzeugung von Energie mit Erneuerbaren führe dazu,

dass die Energieanbieter verteuern müssten. Das würde sie jedes Mal auf ihrer Stromrechnung

sehen, da sei genau aufgeführt, welchen Anteil der Kosten auf das Konto des EE-Gesetzes

gehen würden. „Wir sind diejenigen, die dafür zahlen müssen.“ Sie persönlich würde ja auf

Solar setzten. Dächer habe sie genug, das sei kein Problem. Sie wolle abwarten bis die Solar-

anlagen/Fotovoltaikanlagen preiswerter werden. Denn noch sei das viel zu teuer. „Besser So-

lar auf die Dächer als Windparks in die Landschaft.“ Diese fände sie ja das Letzte. Genau wie

riesige Biogasanlagen. Allein die Transportwege und „die Investoren, die hier rumrennen bie-

ten den Bauern Abnahmepreise an, das treibt einem Tränen in die Augen.“ Jühnde fände sie

schon sehr gut, da hab sie mal was in der Zeitung gelesen und als sie den Veranstaltungsflyer

las, dachte sie auch: „Das ist ne gute Sache“. So im Dorf und dass das Geld in der Gemeinde

bleibt. Und dass die Leute gefragt wurden.140

139 Mitschrift Telefonat Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträgerin 1, 15.03.2007. 140 Mitschrift Telefonat Landwirtin 2, 16.03.2007.

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3.1.8 Fazit

Obwohl einige Nicht-Landwirte mahnten, dass eine dezentrale Lösung im Bereich einer E-

nergieversorgung mit Biomasse eventuell bedeuten könne sich in eine Abhängigkeit von

Landwirten zu begeben, da diese die Preise für Biomasseprodukte diktieren könnten und sich

der Verbraucher somit aus der Hand großer Energieanbieter in die Hand anderer Energiepro-

duzenten zu geben, wurde eine kommunale Energieversorgung unter Beteiligung regionaler

und lokaler Betriebe als attraktiv angesehen. Eine Berücksichtigung regionaler Strukturen und

Bedarfe sei in einem höheren Maße gegeben, die Abhängigkeiten von „Fremd“investoren ver-

ringere sich und eine größere Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung und Größenprojektie-

rung von Anlagen wird angenommen. Viele Landwirte haben sich mit Biomasseproduktion

bzw. betrieblichen Biogasanlagen auseinander gesetzt. Hier spielen drei Faktoren im Umgang

mit Erneuerbaren Energien auf Biomassebasis eine Rolle: Erstens schränken finanzielle Unsi-

cherheiten wegen der hohen Investitionskosten die Bereitschaft zum Bau einer eigenbetriebli-

chen Anlagen ein. Zweitens ist das Misstrauen der Landwirte gegenüber langfristigen

Lieferverträgen ein Hemmnis bei der Bereitstellung von Biomasse. Es besteht die Befürch-

tung, von Großinvestoren „über den Tisch“ gezogen zu werden, zumal „Headhunter“ bäuerli-

che Betriebe abklappern, um vertragliche Festpreisbindungen für Mais- und

Getreidelieferungen auszuhandeln und dabei unbefriedigende Vergütungen anbieten. Ein poli-

tischer Funktionsträger aus dem Landkreis Elbe-Elster führte, dies sei hier ergänzend hinzu-

gefügt, bei einer anderen Veranstaltung einige Tage später, die geplante 20-Megawatt-

Biomasse-Anlage in Preschen (Spree-Neiße) als Negativbeispiel an. Voraussetzung für die 84

Millionen teure Investition ist, dass sich im Umkreis genügend Landwirte finden, die Biomas-

se liefern. Benötigt werden rund 300.000 Tonnen Maissilage, 20.000 Tonnen Getreide und

60.000 Tonnen Gülle im Jahr. Den Landwirten wird über zehn Jahre ein Festpreis garantiert,

der zwischen 22,00 und 25,00 Euro pro Tonne Silage liegt. Ein Teil des Geldes kann zur

Finanzierung der Aussaat als Vorschuss gezahlt werden.141 Der Mann erzählte, dass er mit

Landwirten aus der Gegend gesprochen habe – die hätten alle abgewunken. „Und dann ist ja

klar woher das Zeug kommt – aus Polen, denn dort ist es noch billiger zu haben.“142 Drittens

sehen sich viele Landwirte in der eher grundsätzlichen Auseinandersetzung ob es tragbar sei,

eine Energiepflanzenproduktion in Konkurrenz mit Nahrungs- und Futtermittelproduktion tre-

ten zu lassen. Hierbei kann ein tradiertes bäuerliches Selbstverständnis bzw. ethisches Grund-

141 Vgl. Schirmer, Thoralf: Riesige Biomasseanlage auf Flugplatz Preschen geplant, in: Lausitzer Rundschau 15.11.2006; ders.: Friese verteidigt Biogas-Energie-Projekt, in: Lausitzer Rundschau 21.02.2007. 142 Funktionsträger am 30.03.2007 in Plessa.

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verständnis nicht unwesentlich sein: „Getreide ist nicht zum Verbrennen da“143, äußerte sich

ein Gesprächspartner. Konkret können sich zumindest die beiden letztgenannten Faktoren in

den Schwierigkeiten für Großanlagenbetreiber materialisieren, die für einen Betrieb notwen-

digen Jahresmengen an Maissilage vertraglich zu binden. So musste ein Drei-Millionen-Euro-

Projekt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz aufgegeben werden, weil es den Investoren

nicht gelang Lieferanten für 15.000 Tonnen Maissilage jährlich zu finden, da lt. Investoren-

sprecher die potentiellen Lieferanten „ihre Preisangebote zuletzt in unvertretbare Höhen ge-

schraubt“144 hätten.

Klimaschutz spielte als Argument für oder gegen eine Nutzung von Biomasse als Ener-

gieträger keine Rolle. Vielmehr wurde auf die schlechte Versorgung der Böden mit Nährstof-

fen, den gestörten Wasserhaushalt und die geringe Niederschlagsmenge in der Region

hingewiesen. In Telefonaten mit verschieden Akteuren vor der Veranstaltung bemerkten al-

lerdings einige GesprächspartnerInnen, dass die Trockenheit in der Region zunehmend auf

den Klimawandel zurückgeführt werden würde und dies ein Problem – vor allem für die

Land- und Wasserwirtschaft – darstellen würde. „Viele Leute denken, Klimawandel betrifft sie

nicht. Aber es gibt Verunsicherung, da der letzte Sommer [2006] viel zu heiß und der diesjäh-

rige Winter[2006/2007] viel zu warm ist. Darüber sprechen die Leute.“145 Einige Akteure,

meist aus der Landkreisverwaltung, bezogen sich auf das Leitbild der „Klimaschutzregion

Elbe-Elster“.

Eine Beteiligung der örtlichen Bevölkerung an Entscheidungsprozessen wird als sinnvoll

angesehen. Ebenso eine enge Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben, denn „wenn

Erzeugung von Strom und Wärme mit Erneuerbaren nicht in die Bevölkerung eingebunden ist

und irgendwas klappt nicht, dann sind die Agrarier schuld.“146 Unsicherheiten existieren zu

der Frage, wie sich kommunalen Kommunikations- und Moderationsprozesse unter Beteili-

gung von AnwohnerInnen, Landwirtschaftbetrieben und den kommunalpolitischen Organen

gestalten könnten.

143 Mitschrift Gespräch Landwirt 2, 31.01.2007; vgl. hierzu Feldwisch, Norbert/Lendvaczky, Thomas/Meyer-Marquart, Dorte: Vorstudie – Rahmenbedingungen und Potenziale für eine natur- und umweltverträgliche ener-getische Nutzung von Biomasse im Freistaat Sachsen, Obernburg/Dresden 2006, S. 183. 144 Zitiert nach N.N.: Zu wenig Masse für Großräschener Biogas-Pläne, in: Lausitzer Rundschau 10.05.2007. 145 Mitschrift Telefonat, Landkreis Elbe-Elster, Funktionsträger 3, 24.01.2007. 146 Mitschrift Telefonat Funktionsträger, Gemeinde 7, 12.04.2007.

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3.2 Zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung: Planungswerkstatt „Von Ideen zu

Projekten“

Um den Inhalt der Veranstaltung präzisieren zu können wurde durch telefonischen Anfragen

bei einigen Akteuren aus dem zivilgesellschaftlichen Spektrum und einigen als Netzwerkno-

ten angesehenen Akteursgruppen, die teilweise bereits im Sample des ZTG-Projektes enthal-

ten waren – eruiert, welche Themenschwerpunkte dem aktuellen Bedarf weitgehend

entsprechen.

Ein in der Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald tätiger Befragter gab an, dass viele

Akteure mit Anbindung an Kommunen es „[…] müde [sind] sich zu vernetzen, die wollen

was machen.“147 Auch fehle es nach wie vor an Vorzeigeprojekten oder Best-Practice-

Beispielen im Bereich Erneuerbare Energien. Diese Einschätzung wurde von einer/m Befrag-

ten aus dem IBA-Umfeld geteilt. Die IBA, in deren bisherigen Arbeit „ein dichtes personelles

und institutionelles Netzwerk von verschiedensten Akteurs- und Interessensgruppen in der

Region entwickelt werden [konnte]“, ist „nicht nur direkter Partner von bzw. Vermittler und

Schnittstelle zwischen den verschiedenen Akteuren und Partnern, sie ist auch Initiator neuer

regionaler Akteursgruppen.“148 Nach den Erfahrungen mit der Vorort-Arbeit sei eine Veran-

staltung, in der auch Vernetzungsthemen angeschnitten werden sinnvoll, jedoch nur im Zu-

sammenhang mit konkreten Überlegungen. „Der Ruf nach Umsetzung ist viel höher als der

Bedarf an einer Vernetzung.“149 Die Resonanz der Teilnehmenden der ersten mobilisierenden

Bildungsveranstaltung im März 2007 und deren Fragen nach Realisierungshandreichungen

für die Umsetzung Erneuerbarer Energie-Projekte untermauern diese Einschätzung.

Im Ergebnis der Befragung wurde Veranstaltungen für Personenkreise, die im Bereich

Erneuerbaren Energien „vor Ort aktiv sind […]“150 ein hoher Stellenwert beigemessen. Die

Heterogenität der identifizierten Kooperationen und Netzwerke, die Divergenzen der Interes-

sens- und Arbeitsschwerpunkte – die von Anti-Braunkohle-Kampagnen151 über den Wunsch

147 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald, 06.06.2007. 148 Welch Guerra, Max/Schauber, Ulla: Instrumente der räumlichen Planung und ihre Auswirkungen auf die Landschaftsstruktur in der Niederlausitz. Studie im Rahmen des INTERREG III B (CADSES) Projektes REKU-LA Restrukturierung von Kulturlandschaften Workpackage 2, Weimar 2004, S. 58. Hier ebenfalls: „In dem Ak-teursnetzwerk pflegt die IBA systematisch die Kontakte zu wichtigen politischen, gesellschaftlichen, fachlichen und wirtschaftlichen Gruppen sowie zu Schlüsselpersonen und baut sie aus.“ Vgl. Mitschrift Telefonat Umwelt-aktivist, Gemeinde 9, 31.05.2007; Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin eines regional arbeitenden Vereins, 30.05.2007. 149 Mitschrift Telefonat IBA, 05.06.2007. 150 Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 1, Landkreis Oberspreewald-Lausitz, 05.06.2007. 151 Diesbezüglich hat sich Anfang Juli 2007 eine Initiative gegen den Braunkohleabbau und die Errichtung neuer Kohlekraftwerke gebildet. Die Initiative setzt sich bislang mehrheitlich aus Vertretern der Die Linke, der Grünen Liga, der Die Grünen, der evangelischen Kirche, des Naturschutzbundes (NABU), des BUND und einigen Orts-bürgermeistern von potenziell von Zerstörung betroffener Dörfer zusammen. Vgl. Thiede, Peter: Baggern ums Volk, in: Tagesspiegel 07.07.2007; ders.: SPD-Abgeordnete wollen Kohlepläne stoppen, in: Tagesspiegel 25.07.2007; Metzner, Thorsten: Über Tage, unter Strom, in: Tagesspiegel 18.07.2007.

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nach einer Umsetzung effektiver Maßnahmen im Bereich Erneuerbarer Energien und Klima-

schutz im kommunalen Kontext bis hin zur längerfristigen Ausarbeitung des allgemein gehal-

tenen Leitbildes „Innovative Energieregion Lausitz“ gingen – legte es im Sinne einer

Aktivierung vorhandener Potenziale nahe, Initiativen und Überlegungen zu Erneuerbaren E-

nergie-Projekten zu unterstützen und gezielt an konkreten Ideen anzusetzen um vorhandene

Umsetzungsmotivationen zu stärken. Gekoppelt an den Wunsch nach Best-Practice-

Beispielen und den Wunsch, „Butter bei die Fische“152 zu machen, also konkret zu handeln,

wurde der Schwerpunkt der zweiten Pilotveranstaltung auf die „Unterstützung von prakti-

schen Vorhaben“ auf regionaler Ebene gelegt. Bei der Umstellung der Energieversorgung auf

Erneuerbare Energien erweist es sich generell als wichtig „von Beginn darauf zu achten, dass

schnell erste sichtbare Ergebnisse erreicht werden.“153 Umsetzungsideen für Modellprojekte

sollten aufgegriffen werden um das, was eine Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuerba-

ren Energien zu leisten vermag erfahrbar zu machen. In Anlehnung an die Hinweise der tele-

fonisch Befragten und die bei und nach der „Biodorf-Veranstaltung“ formulierten Bedarfe

wurde ein Planungsworkshop unter einem konkreten Umsetzungsfokus konzipiert um entlang

konkreter Ideen mit Umsetzungsoption Know-how in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit,

Moderationsmöglichkeiten von Unwillen und Ablehnung in Nachbarschaften, Finanzie-

rungsmöglichkeiten usw. zu vermitteln und dabei einen Austausch derjenigen, die an der Um-

setzung von Ideen arbeiten zu ermöglichen.154

3.2.1 Auswahl des Veranstaltungsortes

Auch die zweite mobilisierende Bildungsveranstaltung fand im Landkreis Elbe-Elster statt.

Aufgrund der breiten Rezeption der ersten Veranstaltung und einer bereits in Ansätzen vor-

handenen Mobilisierung kommunaler und regionaler Akteure wurde davon ausgegangen, dass

eine Veranstaltung unter dem Motto „Von Ideen zu Projekten“ auf Resonanz stoßen würde.

Zudem konnte hier an eine gewisse Bekanntheit des Veranstalters IFAN/IKN angeknüpft

152 Mitschrift Telefonat IBA, 05.06.2007. 153 Tischer, Martin/Stöhr, Michael/Lurz, Markus/Karg, Ludwig: Auf dem Weg zur 100% Region. Handbuch für eine nachhaltige Energieversorgung von Regionen, München 2006, S. 43. Für Deutschland vgl. Tischer, Mar-tin/Class, Andreas: Vergleichringe. Strukturen regionaler RE Initiativen, München o.J.. 154 Die Vorbereitung der Planungswerkstatt berücksichtigte neben den Erkenntnissen aus der Begleitforschung zum Modellprojekt Jühnde vgl. Karpenstein-Machan, Marianne/Schmuck, Peter: Bioenergiedörfer – Chancen für dezentrale Energieversorgung im ländlichen Raum, Feuchtwangen 2006, u.a. Geißendörfer, Manfred: Erarbei-tung einer Methodik zur Beurteilung des lokalen und regionalen Innovationsbedarfs zur praxisgerechten Anwen-dung in Form eines Beraterleitfadens. Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf an der Fachhochschule Weihenstephan/Triesdorf (Prof. Dr. O. Seibert), Triesdorf 2000, S. 45-65 (Schlüsselbereiche für die lokale und regionale Entwicklung) und die auf der Fachtagung „Erneuerbare Energien: Akzeptanz vor Ort verbessern“ des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit am 19./20.04.2007 in Groß-räschen (Lausitz) vorgestellten Kriterien zur Akzeptanzerhöhung von Erneuerbaren Energie-Projekten. Alle Vor-träge siehe unter http://www.energieregion-lausitz.de/tagung/programm, ges. 24.05.2007.

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werden, da bereits bei der Information und Einladung zur „Bioenergiedorf“-Veranstaltung

Zielsetzungen des Veranstaltungsprojektes und Inhalte des Forschungsprojektes „Energiere-

gion Lausitz“ vermittelt wurden. Dennoch wurde die Planungswerkstatt nicht nur im Land-

kreis Elbe-Elster beworben. Die Offenheit der Veranstaltung für konkrete Initiativen mit

Umsetzungsoption aus allen Landkreisen des Untersuchungsgebietes ermöglicht Synergie-

effekte, die – transportiert durch Akteure aus den verschiedenen Landkreisen, die den Input

aus den Kommunen aufgreifen – in Diskussionen um die Ausgestaltung des Leitbildes „Inno-

vative Energieregion Lausitz-Spreewald“ einfließen können. Erneut wurden Vereine, Amts-

leiterInnen, BürgermeisterInnen, KMU und Landwirtschaftsbetriebe aus den Landkreisen

Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Elbe-Ester angeschrieben. Es

konnte auf existierende Pressekontakte zurückgegriffen werden und einige Leader+-

Aktionsgruppen stellten den Veranstaltungsflyer auf ihre Homepage. Die Veranstaltung fand

in der ehemaligen Brikettfabrik Louise in Domsdorf statt.

3.2.2 Veranstaltungsablauf

Der Ablauf der Veranstaltung bestand aus:

- einer Vorstellung von Projektideen seitens der Teilnehmenden und der Sammlung von

Fragestellungen, die im Kontext der Projektideen näher diskutiert werden sollen.

- einer Diskussion der vorgestellten Projektideen unter dem Gesichtspunkt: Beitrag zur Si-

cherung von Einkommen und Lebensqualität.

- der Benennung von Hürden und Hemmnissen bei der Umsetzung der vorgestellten Pro-

jektideen (z.B. technische Probleme, Finanzierung, geringe Befürwortung seitens der Be-

völkerung).

- der Sammlung und Diskussion von Möglichkeiten mit Hindernissen umzugehen.

- der Formulierung von weiteren Umsetzungsschritten und von Mobilisierungsstrategien für

den Ausbau von Erneuerbaren Energien.

Die Planungswerkstatt, an der trotz Defiziten in der Zustellung der Einladungen (mancherorts

erreichte die Information die Adressaten erst am Wochenende vor dem Veranstaltungstermin),

war mit 25 Teilnehmenden – mehrheitlich VertreterInnen von land- oder forstwirtschaftlichen

Betrieben, BürgermeisterInnen, VertreterInnen von Verwaltungen und Mitgliedern von Lea-

der+-Aktionsgruppen – gut besucht. Auch hier bestand der Teilnehmendenkreis überwiegend

aus Männern. Der Workshop begann nach einleitenden Worten der ReferentInnen und des

Bürgermeisters der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, zu deren Verwaltungseinheit Domsdorf ge-

hört, mit einer kurzen persönlichen Vorstellung bei der jede/r der Anwesenden vorhandene

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Projektideen skizzierte und Erwartungen an die Planungswerkstatt formulierte. Fünf Perso-

nen, darunter MitarbeiterInnen einer Brandenburger Dörferinitiative, die sich zum Ziel gesetzt

hat, partizipative Prozesse und „kreative Milieus“ in Dörfern zu unterstützen und die auf die-

ser untersten Verwaltungsebene artikulierten Bedarfe zu bündeln, formulierten ein eher un-

spezifisches Interesse am Thema der Veranstaltung und versprachen sich Impulse für ihre

weitere Arbeit auf Landkreisebene oder in Leader+-Aktionsgruppen. Die Veranstaltung hatte

eine Dauer von etwa dreieinhalb Stunden.

3.2.3 Projektideen

Bei der Sammlung von Projektideen kam es zu einige Mehrfachnennungen, die im Folgenden

gebündelt aufgelistet sind:

- Bewässerung von Energieholzplantage mit Wasser aus der kommunalen Kläranlage

- Wärmenutzungskonzepte für bereits stehende Biogasanlagen

- Wärme- und Stromversorgung von Wirtschaftsgebäuden und von zwei- bis drei Anlieger-

gebäuden durch kleines privates Nahwärmenetz (Holz)

- Wärmeversorgung von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden mit Holzhackschnit-

zel-Anlage. Lieferverträge mit Anbietern aus der näheren Umgebung

- dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien (Solar, Holz, Biomasse) als

kommunales Gesamtkonzept.

Allen Projektideen gemeinsam war der Wunsch nach einer Anpassung von Erneuerbare Ener-

gie-Anlagen an vorhandene räumliche und kommunale Bedingungen und nach einer optima-

len Strom- und Wärmeverwertung im Nahraum. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der

dezentralen energetischen Nutzung von Biomasse, was im Einklang mit der im Biomasseakti-

onsplan des Landes Brandenburg formulierten Zielsetzung steht, bei künftigen Investitions-

entscheidungen auf „eine klare Präferenz von dezentralen Heizanlagen mit entsprechenden

Nahwärmenetzen und mittleren Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung gegenüber großen

Kraftwerken mit niedrigem Wirkungsgrad“155 zu setzten. Der Bereich Windenergie fiel aus

der Ideensammlung vollständig heraus, auf Nachfrage wurde als Begründung angeführt, dass

die Windenergieflächen ausgewiesen sind und eine kommunale Beteiligung an Windenergie-

projekten allein schon wegen der hohen Investitionen kaum möglich sei. Zusätzlich zur Ben-

nennung konkreter Projektideen wurde der Wunsch (Mehrfachnennungen) geäußert:

- Kontakte mit anderen Kommunen aufzubauen, die an einer Umsetzung Erneuerbare Ener-

gie-Projekte arbeiten. 155 Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Biomasseaktionsplan Brandenburg. Strategie zur energetischen Nutzung von Biomasse bis 2010, Potsdam 2007, S. 16.

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- eine Interessensgemeinschaft Klimaschutz zu gründen.

- die Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die politischen Rahmenbedingungen z.B. beim

Abwassermanagement oder der Energieeinspeisung in vorhandene Netze zu diskutieren.

- den Einsatz von Erneuerbaren Energien bei der Entwicklung von Randlagedörfern oder

die Möglichkeiten der Einrichtung von Wald- und Holzplantagen/Solaranlagen auf ehe-

maligen Tagebauflächen (Bergbaufolgelandschaft) zu besprechen.

- die Motivation für Erneuerbare Energie-Projekte seitens der Menschen „vor Ort“ zu för-

dern und eine Versorgung mit Energie und Wärme regional (im Sinne von Landkreis oder

Kommune) zu lösen.

3.2.4 Benennung von Hemmnissen

Nach einer Pause, die durch einen regen Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden – „der Aus-

tausch war sehr anregend, jeder hat von seinen Projekten erzählt“156 – und durch Überlegun-

gen zu weiteren Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten geprägt war, waren die

Anwesenden aufgefordert, Hemmnisse der Umsetzung von Erneuerbare Energie-Projekten zu

benennen, mit ihren TischnachbarInnen zu diskutieren und schlagwortartig schriftlich zu fi-

xieren. Angeführt wurden Themenbereiche, die sich in fünf Schwerpunkte gliedern lassen:

3.2.4.1 Finanzen

- Die geringe Finanzkraft der Kommunen erschwert einen kommunalen Eigenanteil an Er-

neuerbaren-Energie-Projekten, gleichzeitig sind günstige Kredite für kleinere Privatinves-

toren sind kaum zu erlangen: „Wir haben viele Ideen, aber wenig Geld.“

- Die Kosten und Erträge von Energieholz- und Energiepflanzenanbau werden ins Verhält-

nis zur Flächenprämie/Stilllegungsprämie gesetzt: „Manche denken, warum soll ich raus

aufs Feld, wenn ich auch so Geld bekommen kann.“

3.2.4.2 Wirtschaftlichkeit

- Die hohe Unsicherheit bezüglich einer dauerhaften Wirtschaftlichkeit der Anlagen und der

Betriebskostenentwicklung bezogen auf die Preise von Holzhackschnitzeln, Holzpellets

und Biomasse im Vergleich zur Preisentwicklung fossiler Energieträger, wirkt blockie-

rend auf Entscheidungen.

156 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter Leader+-Lokale Aktionsgruppe 2, 26.09.2007.

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3.2.4.3 Informations- und Kommunikationsdefizite

- Informationsdefizite darüber, wie dezentrale Erneuerbare Energie-Projekte umgesetzt

werden können und welche Erfahrungen es damit in Kommunen gibt.

- Informationsdefizite darüber, welche aktuellen Gesetzte wie angewandt werden und wie

diese auszulegen sind.

- Fehlende Vorreiter-Projekte im regionalen Umfeld: „wir müssen sonst wo hinfahren, um

uns was anzusehen.“

- Wahrnehmungsunterschiede zwischen kommunalen Verantwortungsträgern und Bevölke-

rung punkto Partizipation an Diskussionsprozessen: Fehlende Diskussionsprozesse in

Kommunen wegen geringem Interesse der Bevölkerung versus „die Kommune nimmt ihre

Bürger nicht als mündige, ideenreiche Bürger ernst.“

- Potenzielle Abnehmer von bioenergetischen Produkten haben wenig Kontakte zu poten-

ziellen Anbietern und umgekehrt.

3.2.4.4 Politische Rahmenbedingungen

- Die Rahmenbedingungen der Einspeisung sind problematisch: geringe Netzsicherheit;

Behinderung und Erschwerung von Einspeisung in vorhandene Netze durch Netzbetreiber

(konventionelle Energieerzeuger schieben Sachzwänge vor, um Einspeisung zu verhin-

dern): „Und dann stehe ich da mit meiner Anlage und X [großer Energieversorger] sperrt

mir das Netz.“

- Ein Vordringen mit Erneuerbare Energie-Anliegen zu den politischen Entscheidungsträ-

gern ist schwierig.

- Kaum langfristige Planungssicherheit, da wenig vorhersehbare politische Entscheidungen

auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. Landes-, Bundes- oder EU-Ebene) die Investitionsbe-

reitschaft erschweren: „Nach Ende der Leader+-Förderperiode haben wir erstmal die

Weiterentwicklung von Projekten [Erneuerbare Energie-Projekten] gestoppt.“

3.2.4.5 Sonstige Rahmenbedingungen

- Befürchtung einer Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelanbau und Energiepflanzenan-

bau, geringe Bodenwertzahl in manchen Landkreisen, weiteres Auslaugen der Böden

durch Maisanbau.

- Allgemeine Perspektivlosigkeit wegen demographischem Wandel, wirtschaftlichem Nie-

dergang, Verschlechterung der Daseinsfürsorge, Randlage von Dörfern und Gemeinden.

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3.2.5 Problemlösungsmöglichkeiten

Im Anschluss an die Benennung von Hemmnissen erfolgte eine Sammlung von Möglichkei-

ten, die genannten Problemaufrisse zu bearbeiten und produktiv anzugehen. Die Teilnehmen-

den wurden dazu angehalten, Lösungen zu formulieren, mit ihren TischnachbarInnen zu

diskutieren und schriftlich festzuhalten, wobei aufgrund der Komplexität mancher Problemla-

gen (z.B. Abwanderung, demographischer Wandel, Perspektivlosigkeit) nicht alle Themen er-

schöpfend behandelt wurden. Den Schwerpunkt der folgenden Diskussionen und

Überlegungen legten die Teilnehmenden auf die Fragestellungen:

- Wie können konkrete Projekte vor Ort vorangetrieben werden?

- Wie können Ideen im kommunalen Kontext entwickelt werden und wie kann eine Beteili-

gung der Bevölkerung erreicht werden?

3.2.5.1 Neue Wege der Finanzierung

Die Frage nach Finanzierungsmöglichkeiten von Erneuerbare Energie-Projekten wurde von

den Teilnehmenden auf dem Hintergrund kommunaler Finanzengpässe und dem Investitions-

risiko für private und öffentliche BauherrInnen erörtert. Vorgeschlagen wurde:

- Privat-Public-Partnership: Kommunen und private MittelgeberInnen finanzieren gemein-

sam Erneuerbare Energie-Projekte in Kommunen.

- Contractingmodell: die Energieanlage wird durch einen privaten Investor, der meist auch

den gesamten Betreuungsaufwand der Anlage übernimmt, finanziert. Die Kommune zahlt

einen vorher festgelegten Energieabnahmepreis und wird nach Ende der Vertragsablauf-

zeit Eigentümerin der Anlage.

- Einrichtung von Regionalfonds zur Unterstützung kommunaler Erneuerbare Energie-

Projekte. Regionalfonds können über die vielfältigen Möglichkeiten lokaler und regiona-

ler Beteiligung hinaus, das Engagement von regionalen Akteuren für Entwicklungsaufga-

ben fördern. Praktikabel ist es, wenn sich Regionalfonds in regionaler Trägerschaft

befinden und aus vielfältigen Finanzquellen gespeist werden (öffentliche Mittel der EU,

des Bundes, des Landes, des Kreises, der Kommunen, private Mittel, Kredite von regiona-

len Banken. „Regionalfonds können auch Anreize zu alternativen Finanzierungsformen

geben (Mikrokredite, lokale Rotationsfonds, Tauschsysteme etc.), die Rückflüsse generie-

ren, die wiederum für regionale Projekte verwendet werden können.“157

157 Regionen Aktiv. Begleitforschung 2004-2006: Handlungsempfehlungen an Politik und Verwaltung (EU, Bund, Länder). Redaktion: Das Team der zweiten Phase der Begleitforschung zum Modellvorhaben „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“, o.O. Dezember 2006, S. 8. Beispiele für Regionalfonds bei Bühler, Josef: Vortrag Aktives privates Kapital für die Regionalentwicklung, Tagung im Rahmen der Euregia, Leipzig 2006; Dietrich, Rainer (Stadt Wetzlar): Vortrag RegioMit – Instrument einer modernen Wirtschaftsförderung, Tagung im Rahmen der Euregia, Leipzig 2006; Wieschollek, Gero: Vor-

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- Genossenschaft aus privaten MittelgeberInnen, FördermittelgeberInnen, KreditgeberInnen

(Sparkassen, Banken).

- Genossenschaft unter Beteiligung von ErzeugerInnen bioenergetischer Rohstoffe, Erzeu-

gerInnen von Bioenergie und AbnehmerInnen der Produkte.

- Genossenschaftsmodell: Zusammenschluss mehrerer Landwirtschaftsbetriebe und Holz-

anbieterInnen zu einer Erzeugergenossenschaft.

- Öffentliche Risikoabsicherung (z.B. Kreditanstalt für Wiederaufbau) und Schuldenerlass.

- Bürgersolaranlagen.

3.2.5.2 Wirtschaftlichkeit

- Koppelung verschiedener Möglichkeiten der Strom- und Wärmeversorgung mit Erneuer-

baren Energien (Sonne, Wind, Biomasse, nachwachsende Rohstoffe) um die Betriebskos-

ten zu senken und Preisentwicklungen abfedern zu können.

- Abnehmerbündelung und sinnvolle Dimensionierung der Anlagen (keine Großprojekte,

Kraft-Wärmekoppelung, Dezentralität).

- Eigenständige kommunale Strom- und Wärmeversorgung unter Einbindung von Energie-

erzeugern aus dem Nahraum. In ländlichen Gemeinden sind die Bedingungen für ein

praktische Rangehen an eine Umsetzung von Erneuerbare Energie-Projekten gut, da es ei-

ne fundierte Kenntnis darüber gibt, wie viel Ackerfläche zum Anbau von nachwachsenden

Rohstoffen zur Verfügung steht, wie viel geeignete Dächer für Solaranlagen vorhanden

sind und wie die Holzerträge aussehen.

3.2.5.3 Informationsdefizite beheben, Kommunikation fördern

- durch ehrenamtlich erstellte, nicht an kommerzielle Interessen gebundene Wanderausstel-

lung mit Informationen zu Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien.

- durch beständige, kostenfreie, institutionell geförderte, neutrale Beratungsstrukturen auf

Landesebene, die auf Anforderung in Kommunen für interessierte kommunale Funktions-

trägerInnen und private BauherrInnen Beratungstätigkeiten leisten.

- durch Diskussions- und Informationsveranstaltungen für BürgerInnen, um einen weitge-

henden kommunalen Konsens über eine Energiegewinnung mit Erneuerbaren Energien

herzustellen.

- durch Einkalkulierung eines ausreichenden Zeitfensters für die Information und Motivati-

on von BürgerInnen, keine Schnellschüsse bei Entscheidungen. trag Mit kommunalem Eigenmittelbudget flexibel Fördermittel erschließen und Projekte umsetzen. Kapital für die Zukunft – Finanzierungsmodelle und -instrumente für Regionalmanagements und Projekte, Tagung im Rah-men der Euregia, Leipzig 2006.

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- durch Besuche von „Vorreitern“ und Vorzeigemodellen im Bereich der Energieversor-

gung mit Erneuerbaren Energien, durch die Organisation von Demonstrationsfahrten,

durch das Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven z.B. an Güssing/Österreich oder an-

deren Erneuerbare Energie-Regionen.

- durch beispielhaftes Vorangehen der Kommunen bei der Initiierung von Erneuerbare

Energie-Projekten.

- durch die Herstellung und Förderung von Kontakte zwischen Gemeinden die „was ma-

chen wollen“, da wenig Wissen über andere Gemeinden aus der Planungsregion Lausitz-

Spreewald vorhanden ist, in denen kleinräumigere Erneuerbare Energie-Projekte geplant

oder umgesetzt werden.158 Ein Austausch über verortbare und potenziell vergleichbare Er-

fahrungen wird als erstrebenswert erachtet.

3.2.5.4 Politische Rahmenbedingungen

- sich politisches Gehör verschaffen durch Eingaben beim Petitionsausschuss des Landes

und des Bundes.

- die Landesregierung in die Pflicht nehmen: „Alle reden von Klimaschutz, wir machen was

und brachen Geld dafür.“ Dazu meinte ein

Landwirt: „Der Landesfürst ist ja jetzt in die Prignitz gezogen, da kommt man nicht

so schnell hin, um dem mal die Meinung zu sagen.“

Moderation: „Na ja, es gibt doch auch andere Möglichkeiten, als mit dem Mäh-

drescher den Ministerpräsidenten zu Hause zu besuchen.“

Landwirt: „Ach so“ (Gelächter)

- Kontakt zur Ansprechstelle für bürgerschaftliches Engagement159 in der Staatskanzlei des

Landes Brandenburg aufnehmen.

3.2.6 Fazit

Im Hinblick auf konkrete Umsetzungsaktivitäten wurde die Nützlichkeit von projektfokus-

sierten Netzwerken zur Realisierung von dezentralen Erneuerbare Energie-Projekten themati-

siert, Problemlösungsansätze im Bereich der Finanzierung von Erneuerbare Energie-Anlagen

sowie im Zusammenhang mit Information und Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung

158 Dieses Defizit wurde auch bei einem Telefonat (27.07.2007) mit einem Mitarbeiter der Planungsstelle der Planungsregion Lausitz-Spreewald deutlich, der die Frage, ob er Kenntnisse über Gemeinden aus der Planungs-region habe, die eine Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien diskutieren würden oder umgesetzt hätten verneinte. Es erfolgte die Anregung eine Übersicht zu erstellen. 159 Informationen dazu: Staatskanzlei des Landes Brandenburg: Bürgerschaftliches Engagement in Brandenburg, unter http://www.stk.brandenburg.de/sixcms/detail.php/lbm1.c.377970.de.

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skizziert und die Möglichkeiten von Lobbyarbeit/Öffentlichkeitsarbeit angesprochen. Ein Bei-

trag zu „capacity building“ konnte geleistet werden.

Bei den Überlegungen zu Finanzierungsmöglichkeiten zeigten sich die Teilnehmenden

phantasievoll und kompetent, mit einer hohen Präferenz für Genossenschaftsmodelle.

Ein großes Problem sind vorhandene Informationsdefizite, mangelnde Kenntnisse über

als schwerdurchschaubar empfundene Verordnungen, Antragsstellungen, Subventionen und

ein geringes Wissen darüber, wo bestimmte Informationen zu erhalten sind. So fanden auch

die bei beiden Veranstaltungen ausgelegten Literaturlisten160 mit kostenfrei zu beziehenden

Publikationen zu Erneuerbaren Energien und Nachwachsenden Rohstoffen im regionalen,

kommunalen oder lokalen Kontext und die zur Mitnahme bereitgelegten Veröffentlichungen

des Brandenburger Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, des

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesministe-

riums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Beispiel zu Energieeffi-

zienz im Wohnen, im Haushalt und in Industrie- und Gewerbebetrieben großen Anklang.

Einige der Teilnehmenden bedankten sich explizit für diesen „Service“. Der während der Pla-

nungswerkstatt formulierte Ruf nach Einrichtung einer unabhängigen Informationsstelle zeigt

einen hohen Willen zur Auseinandersetzung mit Erneuerbaren Energien und einen dement-

sprechend hohen Bedarf an einer interessensungebundenen, kompetenten Beratungen. In einer

telefonischen Nachbefragung wurde u.a. festgestellt, dass es in den einzelnen Landkreisen an

Seminaren für BürgermeisterInnen fehlen würde, bei denen entlang bereits existierender Bei-

spiele aufgezeigt werden könne, welche Vorrausetzungen für eine kommunale Energieversor-

gung mit Erneuerbaren Energien erfüllt sein müssten oder dass die Informationsverbreitung

„runter in die Gemeinden“ müsse und „die Privaten versuchen sich durchzuwursteln und

schnell an ihre Grenzen stoßen.“161 Auch bei einer im Juni 2006 in Welzow mit 14 Teilneh-

menden von Ecologic – Institut für Internationale und Europäische Umweltpolitik gGmbH

durchgeführte „Zukunftswerkstatt“ zum Thema „Biomasse in der Energieregion Lausitz“, bei

der das „regionale Dreieck zwischen Cottbus, Senftenberg und Spremberg“162 näher betrachtet

wurde, sahen die Teilnehmenden das Fehlen von zentralen Informationsstellen als ein Hemm-

nis für einen nachhaltigen Ausbau von Erneuerbaren Energien an. Obwohl in diesem „örtli-

chen Dreieck“ der Tagebau Welzow-Süd, das Kraftwerk Schwarze Pumpe (Spremberg) und

160 Auf den Literaturlisten fanden sich nur Publikationen, die entweder kostenfrei beim Herausgeber oder als pdf-Datei über Internet zu beziehen sind. Zusätzlich wurde eine Reihe links zur Information über Solarenergie, So-larinitiativen und Bioenergie im Allgemeinen gelistet. 161 Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 4, 26.09.2007; vgl. Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Ge-meinde 5, 26.09.2007. 162 Bausch, Camilla/Schlegel, Stephanie: Endbericht zum Projekt Akzeptanz und Strategien für den Ausbau Er-neuerbarer Energien auf kommunaler und regionaler Eben. Teilprojekt B – Akzeptanzuntersuchung Erneuerbare Energien auf regionaler Ebene, Berlin 2007, S. 13. Zu Informationsdefiziten s. S. 30.

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66

der Tagebau Cottbus-Nord beheimatet sind, die Gegend aufgrund des Braunkohletagebau also

nur begrenzt mit ländlichen und landwirtschaftlich geprägten Gebieten in der Planungsregion

Lausitz-Spreewald vergleichbar, schient es sich bei den Informationsdefiziten um ein flächen-

deckendes Phänomen zu handeln.

Beim Punkt „sich politisches Gehör verschaffen“ zeigten sich die Teilnehmenden weitge-

hend ratlos, da die Möglichkeiten der „kleinen Politik“ in der „großen“ wahrgenommen zu

werden, als eingeschränkt angesehen werden. Jedoch sind sie der Meinung, dass die Gebiets-

kulisse der Leader+-Förderung/ELER-Förderung eine Chance bietet, Erneuerbare Energie-

Projekte umzusetzen.163

Die Einladung an anwesende Akteure aus verschiedenen Landkreisen zu einer geplanten

Demonstrationsfahrt nach Jühnde Ende Oktober 2007, die eine Teilnehmer der Bioenergie-

dorfveranstaltung im März 2007 in Elsterwerda organisiert hatte, wurde mit großem Echo an-

genommen. Eine Angehörige der Fachhochschule Lausitz bot den Anwesenden an, für Fragen

bezüglich der technischen Durchführung von Erneuerbare Energie-Projekten zur Verfügung

zu stehen. Dieses Angebot wurde von zwei Mitarbeitern aus öffentlichen Verwaltungen un-

verzüglich wahrgenommen. Außerdem wurden laut Angaben von Teilnehmenden während

der Planungswerkstatt Kontakte zu Akteuren aus Nachbarlandkreisen geknüpft und ein weite-

rer Austausch zu verschiedenen Teilbereichen vereinbart.

163 Vgl. hierzu auch Lokale Aktionsgruppe Elbe-Elster: Elbe-Elster. Die Region mit gutem Kli-ma…Gebietsbezogene Lokale Entwicklungsstrategie der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Elbe-Elster. Bewerbung zum Teilnahmewettbewerb unter Leader/ELER des Landes Brandenburg vom 20.12.2006, Elsterwer-da/Mühlberg 2007, S. 24f, 27, 30, 35, 39f; Lokale Aktionsgruppe Strittmatter-Land: Projekte, unter http://www.strittmatter-land.de/NW_Ern-Energien/NW_Erneub.Energ_Projekte.pdf, ges. 06.07.2007. Hier sind u.a. das Projekt Hanfanbau im „Strittmatter-Land“, das Modellprojekt Demonstrationsflächen schnellwachsender Energiehölzer, die Errichtung einer Wärmeleitung und Anschaffung eines Radladers zur effektiven innerbetrieb-lichen Nutzung der Biogasanlage auf dem Gelände der Agrargenossenschaft Forst und das gemeinsam von den Lokalen Aktionsgruppen Strittmatter-Land, Spreewald und Wirtschaftsraum Schraden getragene durchgeführte Kooperationsprojekt holzartige Biomasse aufgeführt; Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Hg.): Entwicklungsplan für den ländlichen Raum Brandenburgs und Berlins gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des länd-lichen Raums (ELER) 2007-2013, Stand 13.07.2006, Potsdam 2006, S. 66, 190, 192.

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67

4 Mobilisierende Bildungsveranstaltungen zu Erneuerbaren Energien

in peripheren ländlichen Regionen

Das Veranstaltungsformat der beiden mobilisierenden Bildungsveranstaltungen kann als er-

folgreich bezeichnet werden. Dafür sprechen nicht nur die hohen TeilnehmerInnenzahlen

sondern auch der Wunsch „wir wollen auch eine [Veranstaltungsreihe] haben“164 eines Teil-

nehmers aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Ein Bürgermeister165 aus dem Landkreis

Spree-Neiße nahm einige Wochen nach der Planungswerkstatt telefonischen Kontakt mit

IFAN/IKN auf und erkundigte sich nach den Möglichkeiten einer Informations- und Pla-

nungsveranstaltung in seiner Gemeinde. Die fernmündliche Kontaktaufnahme mit Bürger-

meisterInnen und Akteuren aus dem landwirtschaftlichen Bereich im Vorfeld der

Planungswerkstatt ergab, dass diejenigen, die wegen Terminschwierigkeiten oder aufgrund

der Entfernung zum Veranstaltungsort von einer Teilnahme absahen, Interesse sowohl an der

Vorstellung von Best-Practice-Beispielen wie an den skizzierten Inhalten der Planungswerk-

statt formulierten. Die Erfahrung, „da funktioniert es, da kann man sich weiterhelfen, die Er-

fahrungen gibt es in der Region nicht.“166

Unabdingbar ist eine Veranstaltungsbewerbung, die haupt- und ehrenamtliche Bürger-

meisterInnen, AmtsleiterInnen und LandwirtInnen einbezieht und Akteure von „vor Ort“ an-

spricht. Das an soziale und räumliche Realitäten des Zielgebietes angepasste,

niedrigschwellige Angebot motiviert auch wenig in übergeordnete Raumplanungen eingebun-

dene Akteure, sich über die Möglichkeiten einer Energieversorgung mit Erneuerbaren

Energien zu informieren und stellt durch die gleiche „Augenhöhe“ der Veranstaltungsteil-

nehmerInnen sicher, dass sich auch Personen an der Diskussion beteiligen, denen dies in ei-

nem allzu akademisch geprägten Diskurs ungleich schwerer fallen mag.167 Information und

Beratung sind wichtige Bestandteile bei der Aktivierung von Akteuren, sich an Diskussionen

und konkreten Überlegungen zu einem Einsatz Erneuerbarer Energien zu beteiligen. Dies

bestätigt auch die Begleitforschung von „Regionen Aktiv“. Hier wird auf die Notwendigkeit

hingewiesen „Akteure vor Ort zu überzeugen, sie mitzunehmen und ihnen zu demonstrieren,

dass bestimmte Produkte und Verfahren funktionieren und unter den gegebenen Rahmenbe-

dingungen (…) betrieben werden können.“168

164 Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 4, 26.09.2007. 165 Vgl. Mitschrift Telefonat Bürgermeister, Gemeinde 6, 25.10.2007. 166 Mitschrift Telefonat Mitarbeiter EEpL, 04.07.2007 167 Vgl. Mitschrift Telefonat Mitarbeiterin Wahlpartei 2, Landkreis Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, 15.01.2007. 168 Elbe, Sebastian, unter Mitarbeit von Florian Langguth (SPRINT)/Lukesch, Robert/Payer, Harald/Rabenau, Jutta (ÖAR Regionalberatung)/Böcher, Michael/Tränker, Sebastian (Universität Göttingen): Regionen Aktiv –

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68

Eine weitreichende Bekanntmachung der Veranstaltungsinhalte durch schriftliche Einladun-

gen und Zeitungsmeldungen führt dazu, dass sich in peripheren Gebieten mit wenig ausge-

prägter elektronischer Infrastruktur, auch diejenigen Akteursgruppen angesprochen werden

können, deren Beteiligung an großräumigen Vernetzungen oftmals marginal ausgeprägt ist.

Die persönliche Zusendung der Veranstaltungsflyer gewährleistet darüber hinaus eine, wenn

auch nicht messbare, Auseinandersetzung mit den Veranstaltungsinhalten, sofern die Thema-

tik auf Resonanz stößt. Dies hatte zumindest im Landkreis Elbe-Elster den Effekt, dass durch

die Darstellung des Bioenergiedorfs Jühnde in der Veranstaltungsankündigung, die Potenziale

einer dezentralen, regionalen Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und deren Aus-

wirkungen auf regionale Wertschöpfungskreisläufe kommuniziert wurde. Gleichzeitig wurde

dabei ein strukturelles Manko deutlich: es fehlt an kontinuierlich arbeitenden, unabhängigen

Informationsstellen oder Vereine (jenseits von Leader+), die mit ausreichenden personellen

und finanziellen Ressourcen ausgestattet sind und eine kompetente, niedrigschwellige, in die

Fläche gehende Informationsweitergabe zu gewährleisten vermögen.

Durch die inhaltliche Schwerpunktsetzung der beiden letztlich aufeinander aufbauenden

Veranstaltungen, sprich Information und Diskussion anhand eines „Best-Practice-Beispiels“

und die Vermittlung von Anregungen zur Umsetzung vorhandener Projektideen, gelang es ein

Modell für mobilisierende Bildungsveranstaltungen auf regionaler Ebene im Bereich Erneu-

erbarer Energien zu erarbeiten, das nicht nur auf Energie- und Wärmegewinnung mit Biomas-

se reduziert bleibt, sondern auf andere Formen der Energieerzeugung wie Solarenergie,

Windenergie oder einen Erneuerbare- Energien-Mix „übersetzt“ werden kann.

Land gestaltet Zukunft. Begleitforschung 2004 bis 2006. Übergreifende Auswertung des Teil 2 der Abschlussbe-richte Regionen Aktiv, Darmstadt 2006, S. 19, vgl. S. 20, 26.

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69

5 Dokumentation Veranstaltung am 23. März 2007 im Bürgersaal des Stadthauses Elsterwerda

Foto Karsten Bär

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70

Hier Zeitungsartikel 1 vom 21.03.2007

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71

Hier Zeitungsartikel vom 29.03.2007

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IFAN

Programm

: 16:00

Begrüßung und M

oderation U

ta Döring - Internationales Forschungs-

und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige

Entwicklung

16:10

Grußw

ort Eberhard

Stroisch -

Dezernent

für K

reisentwicklung, Landkreis Elbe-Elster

16:15

Initiierung und

Um

setzung von

Bioenergiedörfern – E

rfahrungen mit

dem

Projekt Jühnde

und anderen

Bioenergiedorf-Initiativen

Marianne

Karpenstein-M

achan, Peter

Schmuck - „Interdisziplinäres Zentrum

für N

achhaltige Entwicklung“ der U

niversität G

öttingen

16:50 Pause

17:00 B

ioenergetische Potenziale

im

Landkreis E

lbe-Elster

Matthias

Plöchl -

BioenergieBeratung Bornim

Gm

bH (B³):

17:20

Fragen, Diskussion

18:00

Ende der V

eranstaltung

Ort der V

eranstaltung Stadthaus Elsterw

erda H

auptstraße 13 04910 Elsterw

erda am

23. März 2007 von 16:00 - 18:00 U

hr D

ie V

eranstaltung ist

kostenfrei. U

m

eine A

nmeldung w

ird (wenn m

öglich) gebeten. K

ontakt: U

ta Döring (IFA

N)

c/o University of M

anagement and C

omm

unication (U

MC

), FH, C

ampus B

erlin K

losterstr. 64 10179 B

erlin Tel: 0178-811 77 90 e-m

ail: u.doering@um

c-potsdam.de

Stichwort: „B

ioenergiedörfer” D

ie Veranstaltung findet im

Rahm

en des im A

uftrag des B

undesministerium

s für

Um

welt,

Naturschutz

und R

eaktorsicherheit am „Zentrum

Technik und Gesellschaft“ der

Technischen U

niversität B

erlin angesiedelten

Forschungs-projektes „Energieregion Lausitz“ statt. Sie w

ird durchgeführt vom

„Internationalen Ausbildungs- und Forschungsnetzw

erk für nachhaltige Entw

icklung“ (IFAN

) an der University of

Managem

ent and Com

munication (FH

), Potsdam.

Potenziale m

obilisieren Z

ukunft gestalten

Das B

ioenergiedorf Jühnde

Impulse für eine zukunftsfähige regionale

Entw

icklung durch den Einsatz erneuerbarer

Energien

Eine Informations- und D

iskussionsveranstaltung zu den M

öglichkeiten einer erfolgreichen komm

unalen M

obilisierung am B

eispiel von Bioenergiedörfern

23. M

ärz 2007

16.00 bis 18.00

Stadthaus Elsterw

erda H

auptstraße 13 04910 Elsterw

erda

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N

eue Energien für die L

ausitz

In einer

Informations-

und D

iskussions-veranstaltung

sollen die

Möglichkeiten

des Einsatzes von B

iomasse zur kom

munalen Energie-

versorgung aufgezeigt und diskutiert werden. A

uf der

Veranstaltung

wird

über das

erste B

ioenergiedorf D

eutschlands, Jühnde

(750 Einw

ohner, Südniedersachsen),

informiert.

Die

elektrische Energie,

die die

Dorfbevölkerung

braucht, w

ird durch

Verbrennung

von B

iogas erzeugt. Ein Teil der V

erbrennungswärm

e wird für

die B

eheizung verw

endet. Im

W

inter w

ird zur

Versorgung der H

äuser mit W

ärme noch ein H

olz-hackschnitzel-H

eizkraftwerk eingeschaltet. Es w

ird aufgezeigt, w

elche positiven innovativen Ausw

ir-kungen die U

mstellung der gesam

ten Wärm

e- und Strom

versorgung auf den erneuerbaren und CO

2 -neutralen

Energieträger B

iomasse

(Gülle,

Gras-

oder Maissilage, G

rünschnitt und andere Rohstoffe

aus der Landwirtschaft) auf die lokale und regionale

Entwicklung hat. D

abei wird den Effekten für eine

nachhaltige G

emeindeentw

icklung und

für eine

Stärkung von

regionalen W

irtschaftskreisläufen eine besondere B

edeutung beigemessen.

Erneuerbare Energien

wie

Wind,

Sonne, nachw

achsende R

ohstoffe und

Biom

asse haben

einen bedeutenden

Anteil

an der

umw

elt-schonenden,

nachhaltigen Energieerzeugung.

Insbesondere für

ländliche G

ebiete bietet

der Einsatz

nachwachsender

Rohstoffe

oder anderer

Bio-R

ohstoffe ein

großes Potenzial

für die

ökonomische Entw

icklung.

Biom

asse fällt

in ländlichen

Gebieten

in ausreichenden M

engen an und die Land/Forstwirte

beherrschen die Bereitstellung und die M

ethoden der K

onservierung von Biom

asse. Als Silage (z.B

. G

ras oder Mais) oder getrocknet (Stroh, H

eu, Holz)

lässt sich Biom

asse problemlos lagern, so dass eine

wind- und w

etterunabhängige Strom- und W

ärme-

erzeugung m

öglich w

ird. D

iese Form

der

Energiegewinnung

eröffnet neue

Einkomm

ens-quellen durch den A

nbau von energetisch verwert-

baren Kulturen oder der energetischen N

utzung von organischen

Abfällen

(z.B.

Gülle).

Durch

die D

irektvermarktung land- und forstw

irtschaftlicher Produkte

wird

dauerhaft die

regionale W

ertschöpfung gestärkt.

Zusätzlich zu

den A

rbeitsplätzen für den laufenden Anlagenbetrieb

(Wartung)

ergeben sich

während

der B

auphase positive Effekte im

Baugew

erbe und Anlagenbau.

Darüber

hinaus profitieren

die W

ärme-

und Strom

kunden von einer krisensicheren, von fossilen B

rennstoffen und der Preisentwicklung auf diesem

Sektor unabhängigen Energieversorgung. B

iomasse

und N

achwachsende

Rohstoffe

sind zudem

klim

aneutral, d.h. die Energieerzeugung hat keine das K

lima verändernden A

uswirkungen und dient

einer langfristigen

Bew

ahrung der

natürlichen Lebensgrundlagen. Zielgruppen

der m

obilisierenden Inform

ationsveranstaltung sind:

Kom

munale

Akteure

und Strukturen,

Orts-

und G

emeindevertreter, landw

irtschaftliche Betriebe und G

enossen-schaften, klein- und m

ittelständische Unternehm

en und andere interessierte B

ürgerinnen und Bürger.

Eine

Mitarbeiterin

und ein

Mitarbeiter

des „Interdisziplinären

Zentrums

für N

achhaltige Entw

icklung“ (IZNE) der U

niversität Göttingen, die

das gesam

te Projekt

Jühnde von

Anbeginn

an begleiteten,

werden

die Planung

von 10

Bioenergiedörfern

vorstellen und

bei der

Information über das M

odell Jühnde u.a. folgenden Them

en ansprechen: - R

egionale Wirtschaftskreisläufe

- Dezentralisierung der Energieversorgung

- Partizipation an der Gem

eindeentwicklung

Der

Geschäftsführer

der „B

ioenergieBeratung

Bornim

Gm

bH“ (B

³) wird über die vorhandenen

bioenergetischen Potenziale des Landkreises Elbe-Elster

referieren. B

³, eine

Ausgründung

des „Leibniz

Institut für

Agrartechnik

Potsdam-

Bornim

“ (ATB

), ist seit 2003 in der Beratung zum

B

au und Betrieb von B

iogasanlagen aktiv. Seit A

ugust 2005 ist B³ die regionale A

nlaufstelle zur B

eratung Brandenburger Landw

irte zur Nutzung

und Erzeugung von Biokraftstoffen, die im

Auftrag

des B

undesministerium

für

Ernährung, Landw

irtschaft und Verbraucherschutz (B

MELV

) und

der Fachagentur

Nachw

achsende R

ohstoffe e.V

. (FNR

) durchgeführt werden.

Page 73: Aktivierende Bildungsmaßnahmen zu ... - ikn-network.de · Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung – IFAN/IKN an der University of Management

74

Veranstaltung am 21. September 2007 im Zechensaal der Brikettfabrik Louise

Foto Karsten Bär

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Landwirte

der R

egion und

Bürgerm

eister A

ndreas C

laus (l.)

bei der

Gruppenarbeit w

ährend der Planungsw

erkstatt. Foto: K

arsten Bär

Bioenergie kein SelbstläuferB

ei Planungsw

erkstatt in Dom

sdorf über Hem

mnisse und Lösungen beraten

Wie lassen sich konkrete P

rojekte imB

ereich der erneuerbaren Energien

in der

Region

befördern? D

ieserFrage gingen am

Freitag vergangenerW

oche in der Brikettfabrik „L

ouise“D

omsdorf etw

a 25T

eilnehmer einer

„Planungsw

erkstatt“ nach,

zu der

das „Internationale Forschungs- undA

usbildungsnetzwerk für nachhalti-

ge Entw

icklung“ der „University of

Managem

ent and

Com

munication

(FH) P

otsdam“ eingeladen hatte.

VO

N K

AR

ST

EN

R

Ausgehend von einer ersten V

eran-staltung, die im

März in E

lsterwerda

stattgefunden hatte und in der es umdas B

ioenergiedorf Jühnde in Nie-

dersachsen gegangen

war,

wollte

man sich diesm

al mit konkreten Ide-

en zur Um

setzung von Energiever-

sorgungskonzepten auf

Grundlage

erneuerbarer Energien befassen. M

o-deriert w

urde die Planungsw

erkstattvon P

eter Schmuck von der U

niver-sität G

öttingen, der die Entstehung

des Bioenergiedorfes Jühnde sozial-

wissenschaftlich begleitet hatte.H

emm

nis Nr.1, das von den T

eil-nehm

enden –

unter ihnen

sowohl

Landw

irte und Waldbesitzer als auch

komm

unale Vertreter aus den K

rei-sen E

lbe-Elster und O

berspreewald-

Lausitz – hervorgehoben w

urde: dieFinanzierung.

Doch auch andere Schw

ierigkeitenstehen

Vorhaben

im

Bereich

dererneuerbaren E

nergien entgegen. Et-

wa die rechtlichen R

ahmenbedingun-

gen, wie A

ndreas Claus, B

ürgermeis-

ter der Stadt Uebigau-W

ahrenbrück,verdeutlichte. E

ntsprechende funkti-onierende

Vorbilder

in Schw

edenvor A

ugen, gebe es in seiner Kom

mu-

ne Bestrebungen, gereinigte A

bwäs-

ser aus dem K

lärwerk zur B

ewässe-

rung einer Kurzum

triebplantage zuverw

enden, deren Holz w

iederum in

der H

ackschnitzelheizung der

Grundschule W

ahrenbrück Verw

en-dung finden kann. „M

it viel Auf-

wand an G

eld und Energie w

ird imK

lärwerk

mit

dem

aufbereitetenW

asser ein Produkt hergestellt, das

letztlich in einen Fluss geleitet undnicht

benutzt w

ird“, erklärte

derB

ürgermeister. D

ass sich daran etwas

ändern könne, scheitere bislang ambrandenburgischen W

assergesetz.A

uch Vorbehalte gegenüber B

ioe-nergien

wurden

von den

Teilneh-

mern der P

lanungswerkstatt identifi-

ziert. Sie beginnen bei den Bedenken

hinsichtlich der langfristigen Verfüg-

barkeit der

benötigten B

iomassen

und enden bei der Kritik am

Um

-stand, dass die energetische N

utzungvon B

iomasse inzw

ischen weltw

eitdie N

ahrungsmittel verteuere. A

uchdie

mangelnde

Einbeziehung

vonB

ürgern und die daraus resultierendem

angelnde A

kzeptanz w

urden ins

Feld geführt.D

ass sich viele Problem

e umgehen

lassen, wenn sich die richtigen P

art-ner zusam

menfinden und rechtzeitig

miteinander reden, ist ein L

ösungs-ansatz, der von den T

eilnehmern der

Planungsw

erkstatt vorgeschlagen

wurde – einen ähnlichen W

eg ist man

auch in Jühnde gegangen. D

ass die Chancen für B

ioenergie-P

rojekte allerdings nicht mehr ganz

so gut stehen, wie noch vor einigen

Jahren, war allerdings auch allen in

der Runde klar. „D

ie Stimm

ung istheute pessim

istischer“, hatte Mode-

rator Peter Schm

uck bereits zu be-ginn der V

eranstaltung verdeutlicht.„W

eil die Getreidepreise steigen, ist

es für die Landw

irte weniger renta-

bel, Biom

asse zur Energieerzeugung

zu produzieren.“

ZU

M 8

5. G

EB

UR

TS

TA

G G

EE

HR

T

Hedw

ig S

traub aus

Uebigau

feierte

am

Sonntag ihren

85.G

eburtstag. Dass auch C

hristine Bartsch, U

lrich Jachmann und

Dieter

Leibnitz (v.l.)

als V

ertreter der

CD

U

zu den

zahlreichenG

ratulanten gehörten, hat seinen guten Grund. H

edwig Straub ist seit

1959 Mitglied der C

DU

und wurde von der K

reis-Frauen-Union im

Jahre 200

1 für ihr langjähriges engagiertes Wirken im

Herzberger

Wahlkreisbüro und im

Ortsverband U

ebigau und für ihre Verdienste

ausgezeichnet. Ihr Interesse für komm

unale Belange und die der C

DU

ist bis heute ungebrochen. Foto: privat

Ja zu neuenO

rdnungen fürsSchullandheim

EL

BE

-EL

STE

R-K

RE

IS. D

ie E

nt-geltordnung für das Schulland-heim

Täubertsm

ühle und derE

ntwurf

der neuen

Hausord-

nung für diese Einrichtung be-

kamen am

Montagabend in A

l-tenau die Z

ustimm

ung der Mit-

glieder des Ausschusses für B

il-dung,

Kultur

und Sport

desK

reistages. Notw

endig gewor-

den sind neue Beschlüsse, w

eildas

Schullandheim

in K

örbazum

30.

September

auf B

e-schluss

des K

reistages seinen

Betrieb

einstellt und

bislangE

ntgeltordnung und Hausord-

nung für beide Einrichtungen

Gültigkeit

hatten. V

erändertw

urde in der neuen Entgeltord-

nung, dass

hier keine

Preise

mehr für das E

ssen enthaltensind. M

arlis Eilitz, L

eiterin desSchulverw

altungs- und Sport-am

tes des Landkreises, begrün-

dete das mit sich verändernden

Kalkulationen,

die jedesm

alneue

Beschlüsse

erforderlichm

achen w

ürden. V

erkürztw

urde die Zeit für das Früh-

stück, um m

ehr Raum

für dieR

einigung des

Objektes

zuschaffen.

Die Frage von P

etra-SabineB

üchner, ob

das H

aus nicht

zum

Verkauf

stehen w

ürde,bejahte

die A

mtsleiterin.

Es

gebe auch Interessenten. Die

laufenden Verträge hätten je-

doch bis zum Som

mer kom

-m

enden Jahres Gültigkeit und

deshalb seien die Beschlüsse zu

Entgeltordnung und H

ausord-nung notw

endig. (gb)

Praxislernen in der Diskussion

Bildungskonferenz am

8. N

ovember in Falkenberg

EL

BE

-EL

STE

R-K

RE

IS. W

ährendsich die dritte B

ildungskonfe-renz des L

andkreises Elbe-E

ls-ter im

Herbst vergangenen Jah-

res mit dem

Them

a „Berufsori-

entierung“ beschäftigte,

gehtes bei der vierten K

onferenzum

das Praxislernen. „D

as istdas T

hema, das die O

berschu-len

am

meisten

beschäftigt“,kom

mentierte

Elbe-E

lster-

Schulamtsleiterin M

arlis Eilitz

die Them

enwahl.

Am

8.

Novem

ber w

ird es

vom 9 bis 15 U

hr im Falken-

berger H

aus des

Gastes

nundarum

gehen, wie die Schüle-

rinnen und Schüler durch engeK

ontakte zur

Praxis

bereitsw

ährend ihrer Schulzeit für daskünftige

Berufsleben

fit ge-

macht w

erden können. (gb)

Tina und Tanja Tepper aus Gor-

den können die Zucchini kaum

halten. Die G

elbe wiegt 4,5

kgund ist 67

Zentim

eter lang, dieG

rüne misst 73

Zentim

eter undw

iegt 5kg. Z

um G

lück finden dieFrüchte auf einem

standesgemä-

ßen Stuhl Platz. Foto: privat

AN

ZEIGE

AN

ZEIGE

Elbe-E

lster-Kreis

Lausitzer R

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onnerstag, 27. September 2007

17

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Von

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IFAN

Ort der V

eranstaltung

Brikettfabrik L

ouise – Zechensaal

Dom

sdorf 04924 U

ebigau-Wahrenbrück, O

T Dom

sdorf am

21. September 2007 ab 16:00 U

hr

Die V

eranstaltung ist kostenfrei. Eine A

nmeldung ist erforderlich.

K

ontakt: U

ta Döring (IFA

N)

University of M

anagement and C

omm

unication (UM

C), FH

, C

ampus B

erlin K

losterstr. 64, 10179 Berlin

Tel: 0178-811 77 90 e-m

ail: u.doering@um

c-potsdam.de

Stichwort: „Planung und V

ernetzung“

Die V

eranstaltung findet im R

ahmen des im

Auftrag des B

undesministerium

s für Um

welt, N

atur-schutz und R

eaktorsicherheit am „Zentrum

Technik und Gesellschaft“ der Technischen U

niversi-tät B

erlin angesiedelten Forschungsprojektes „Energieregion Lausitz“ statt. Sie wird durchgeführt

vom „Internationalen A

usbildungs- und Forschungsnetzwerk für nachhaltige Entw

icklung“ (IFA

N), U

niversity of Managem

ent and Com

munication (FH

), Potsdam.

Planungsw

erkstatt

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nergien in der L

ausitz

Von Ideen zu Projekten

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erkstatt für komm

unale Vertreter, Land- und Forstw

irte, Vereine sow

ie interessierte B

ürgerinnen und Bürger die an der U

msetzung konkreter Ideen zur

Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien/B

ioenergie arbeiten.

21. September 2007

ab 16.00 U

hr

Brikettfabrik L

ouise – Zechensaal

04924 Uebigau-W

ahrenbrück D

omsdorf

Leitung: Prof. D

r. Peter Schmuck

Projektgruppe „Bioenergiedörfer“ an der U

niversität Göttingen, betreut zur Zeit zehn in

Planung befindliche und realisierte Bioenergiedörfer

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Der Landkreis Elbe-Elster hat sich das Leitbild einer „K

limaschutzregion“ ge-

geben und wird in den nächsten Jahren Projekte auf dem

Weg zu einer zu-

kunftsweisenden

Modellregion

umsetzen.

Bei

der V

erwirklichung

dieses V

orhabens wird die Energieversorgung m

it Erneuerbaren Energien, aber auch die U

msetzung anderer klim

aschonender Leitprojekte für die Region eine R

olle spielen. Sow

ohl die Errichtung komm

unaler Biogasanlagen zur V

ersorgung von H

aushalten oder Gew

erbegebieten mit Strom

und Wärm

e, die Beheizung öffent-

licher Gebäude und Einrichtungen (Schulen, Schw

imm

bäder) mit der V

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von H

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achwachsenden

Rohstoffen,

die W

indenergie und Fotovoltaik, der Aufbau von touristisch nutzbaren Einrichtun-

gen unter umw

eltverträglichen Aspekten usw

. können dazu beitragen, einen Strukturw

andel in Richtung ökologischen und effizienten W

irtschaftens zu un-term

auern. Modellprojekte haben eine V

orbildfunktion und die dort stattfinden Innovationen haben eine A

usstrahlungskraft auf andere Gebiete der Planungsre-

gion Lausitz-Spreewald.

Zur Unterstützung des Ideenreichtum

s einzelner Initiativen und um auf den

Leistungen und Kapazitäten der M

enschen vor Ort, die eine R

egionalentwick-

lung in Richtung „K

limaschutz“ und „A

usbau Erneuerbarer Energien“ umsetzen

wollen aufzubauen, w

erden im R

ahmen der „Planungsw

erkstatt“ vorhandene, konkrete Ideen m

it Um

setzungsoption im B

ereich Energie- und Wärm

eversor-gung m

it Erneuerbaren Energien und deren Beitrag zur Sicherung von A

rbeit, Einkom

men und Lebensqualität (Perspektiven für Land- und Forstw

irtschaft, Tourism

usförderung, Stärkung regionalen Wirtschaftens) diskutiert. U

m die

Akzeptanz für K

limaschutzvorhaben zu stabilisieren, die M

otivation der Befür-

worter, Erzeuger und K

unden von Erneuerbaren Energien und Klim

aschutzpro-dukten

zu fördern

und um

Zielkonflikte

zu verm

eiden, sollen

bei der

„Planungswerkstatt“ vorhandene bioenergetische und andere K

onzepte im B

e-reich Erneuerbarer Energien sow

ie Mobilisierungsstrategien für deren U

mset-

zung m

it kom

munalen

Handlungsträgern

besprochen und

anwendungsnah

„durchdekliniert“ werden. D

abei werden Inform

ationen und Anregungen zu

Planungsschritten, ökologischen Kreisläufen oder auch zu Finanzierungsm

odel-len und B

eteiligungsmöglichkeiten verm

ittelt. Weitere Them

en sind Öffentlich-

keitsarbeit und die Förderung des wechselseitigen A

ustausches von Wissen und

Erfahrungen.

Programm

:

16:00

Begrüßung und M

oderation U

ta Döring - Internationales Forschungs- und Ausbildungsnetzw

erk für nachhaltige Entw

icklung

16:10 G

rußwort

Andreas Claus – Bürgerm

eister von Uebigau-W

ahrenbrück

16:15 Inform

ationen über Erfahrungen aus anderen R

egionen bei der Initiierung und U

msetzung von E

rneuerbaren Energieprojekten

Peter Schmuck - „Interdisziplinäres Zentrum

für Nachhaltige Ent-

wicklung“ der U

niversität Göttingen

dann

- Vorstellung von Projektideen durch die V

eranstaltungsteilnehmer

- Benennung von H

ürden, Hem

mnissen und Problem

feldern (z.B.

technische Probleme, Finanzierung, geringe B

efürwortung seitens

der Bevölkerung)

PA

USE

- Ideen zum

Um

gang mit H

indernissen - Form

ulierung von Um

setzungsschritten, Mobilisierungsstrategien

und Möglichkeiten eines effektiven A

ustauschs der verschiedenen Projekte zum

Ausbau von Erneuerbaren Energien

Die V

eranstaltung richtet sich an komm

unale Vertreter, L

and- und Forstwirte, V

ereine sow

ie interessierte Bürgerinnen und B

ürger der Planungsregion Lausitz-Spreew

ald, die an der U

msetzung konkreter Ideen zur E

nergieversorgung mit E

rneuerbaren Ener-

gien/Bioenergie und der D

urchführung dieser Vorhaben arbeiten. Sie dient der D

iskus-sion

von –

den jew

eiligen G

egebenheiten angepassten

– V

orhaben sow

ie der

Entw

icklung von Um

setzungsschritten von Klim

aschutz- und Erneuerbare E

nergie-Projekten.

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79

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