allgäuALTERNATIV - Frühjahresausgabe 2013
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Gast-Editorial
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Die Diskussion über Windenergiestandorte imAllgäu bewegte im vergangenen Jahr vieleMenschen. Nachdem der Regionale Pla-
nungsverband Allgäu Suchräume für Windenergie-standorte erarbeitet hatte und diese öffentlichdiskutierte, bildeten sich im Umfeld vieler potenziellerStandorte Bürgerinitiativen gegen Windenergie.Neben der Angst vor großen Windkraftanlagen vorder eigenen Haustür stand bei vielen Menschen dieSorge um die Auswirkungen für den Tourismus häufigim Vordergrund der Diskussion – denn das Allgäu lebtja schließlich von seinen Gästen. Aber lebt das Allgäuwirklich vom Tourismus? Nun ja, mit einem Anteilvon rund 13% an der Gesamtwertschöpfung gehörtder Tourismus in der Tat zu den wichtigen Wirt-schaftsfaktoren im Allgäu, aber der Maschinen- undFahrzeugbau oder die Lebensmittel- und Verpackungs-industrie sind nicht weniger wichtig – nur als Wirt-schaftsfaktoren nicht so präsent. So hat das gesamteproduzierende Gewerbe einen Anteil von 32% an derWertschöpfung im Allgäu.
Aber was hat dies mit der Windenergie zu tun?Dazu muss man etwas weiter ausholen: Deutschlandhat richtigerweise die Energiewende beschlossen, undallerorts wird viel in erneuerbare Energien – vor allemWindenergie und Photovoltaik – investiert. Dabei istWindenergie an der Küste aber auch im Binnenlandschon heute eine der preisgünstigsten Arten, Strom zuerzeugen. Na prima, werden sich einige denken, diewissen, dass norddeutsche Bundesländer sich teilweiseschon das Ziel gesetzt haben, dreimal so viel Strom zuerzeugen, wie sie verbrauchen, dann beziehen wir un-seren Strom eben von der Küste, dazu brauchen wirkeine Windkraftanlagen im Allgäu.
Doch halt – ein Blick auf die Entwicklung Bay-erns nach dem zweiten Weltkrieg belehrt uns einesBesseren. Anfangs war Bayern ein Nehmerland undwurde durch die anderen Bundesländer über den vieldiskutierten Länderfinanzausgleich unterstützt. Da-mals wurde Strom in Deutschland zu einem großenTeil aus Kohle erzeugt, und die gab es vor allem imRuhrgebiet – in Bayern war der Strom teurer. Dann,mit dem Ausbau der Kernenergie, hatte Bayern reich-
lich und billigen Strom zur Verfü-gung und die Wirtschaft im Freistaatentwickelte sich prächtig (die Ent-wicklungskosten und Risiken derKernenergie trug und trägt nach wievor der Bund). Heute werden dieWeichen gestellt, wo der Strom auserneuerbaren Energien für Deutsch-land in Zukunft herkommen wird –Windstrom von der Küste und vonOffshore-Anlagen, der mit langenÜbertragungsleitungen in den Südentransportiert wird, oder eher dezen-tral aus vielen Anlagen aus allen Re-gionen in Deutschland. Und nichterst in 20 Jahren, wenn die vielen An-lagen alle abgeschrieben sind undnoch billig Strom produzieren kön-nen, werden wir die Kosten für dieStromübertragung deutlich beim Strompreis spüren.Wenn unser Strom von der Küste kommen sollte,dann drohen uns um die Übertragungskosten höhereStrompreise als den Erzeuger-Regionen in Nord-deutschland.
Und damit sind wir wieder bei der Eingangs-frage: Womit verdienen wir im Allgäu unser Geld?Können wir es uns mit Rücksicht auf den Wirtschafts-standort Allgäu überhaupt leisten, auf Windenergie ingrößerem Stil zu verzichten? Und dabei ist noch garnicht gesagt, dass Windenergie dem Tourismus scha-den würde. Auch der Sender am Grünten und ver-schiedenste Bergbahn- und Straßenprojekte haben zuebenso großen und weithin sichtbaren Veränderungenunseres Landschaftsbildes geführt, ohne dass deshalbGäste ausblieben. Vielleicht sollten wir dies bedenken,wenn die regionalen Planungsverbände Allgäu undDonau-Iller die nächsten Schritte bei der Fortschrei-bung des Regionalplans machen.
Windenergie, Wirtschaft
und Tourismus
Martin Sambale,Geschäftsführer eza!
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: eza
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Ihr Martin SambaleGeschäftsführereza! energie- & umweltzentrum allgäu
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Impressum
Verlag und Herstellung:
Verlag HEPHAISTOS
EDITION ALLGÄU
Lachener Weg 2
87509 Immenstadt-
Werdenstein
Tel. 08379/728616
Fax 08379/728018
www.allgaeu-alternativ.de
Herausgeber:
Peter Elgaß
Redaktion:
Viola Elgaß (v.i.S.d.P.)
Julia Jordan
Annette Müller
Thomas Niehörster
Gekennzeichnete Beiträge
stellen die Meinung des
Ver fassers, nicht aber
des Verlages dar.
Layout:
Bianca Elgaß
Ramona Klein
Dominik Ultes
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Sven Abend (Ltg.)Kathrin Geis
Tel. 08379/728616 gültige Anzeigenpreisliste:1/2012
Bankverbindung Verlag:
Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd eG Konto 7282770
BLZ 73369920
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Medien GmbHJahnstraße 585661 Forstinning 52
HaustechnikMit Hybrid-Heizung sparen Seite 37
eza!-PartnerDas Vorbild-Netzwerk Seite 38
BatteriespeicherEin Container, der brummt Seite 40
Richtig dämmenBaufritz sammelt Späne Seite 43
Kraftwärmekopplung im JungendheimWir müssen Vorbild sein Seite 44
Meldungen
Vordenker unter Querdenkern Seite 47Historische Straßenleuchten umrüsten Seite 47Führungen durch AÜW-Wasserkraftwerk Seite 48Ein Blick nach Südwesten Seite 48Bessere Förderbedingungen für Sanierung Seite 48Cent-Parade gegen die Armut Seite 48Grüner Strom für Rock-Konzerte Seite 49Den Übeltätern auf der Spur Seite 49Mit Sonnenstrom übers Montafon Seite 49Umfrage: Wasser privatisieren? Seite 50Firma Dorr würdigt »Soziale Stadt« Seite 50Verlangsamen weiße Dächer Klimawandel? Seite 51
E-MobilitätBergsteiger mit Akku Seite 52
HolzbauDas Sägezahn-Holzhaus Seite 54
Inhalt
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Gast-EditorialWindenergie, Wirtschaft und Tourismus Seite 3
Energieeffizienz im AltbauEin Pionier aus Vorarlberg Seite 6
BeratungAha-Effekt für Hausbesitzer Seite 9
BürgerinitiativeWeitblick in die Zukunft Seite 12
Hochschulprojekt Energielandschaft Allgäu Seite 14Figurbetont in die Zukunft Seite 16Verdichtung für Freiraum Seite 19
MaschinenbauWindflügel voll im Griff Seite 22
Wolfgang E. SchultzWildwuchs am Markt Seite 24
PhotovoltaikDas Dach – ein Strom-Esel? Seite 26
Unendliches VerfahrenDas Generationenprojekt Seite 30
Regional und ökologischBier aus Oberschwaben Seite 33
ScheideggKlimaschutz mit System Seite 34
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BürgerbeteiligungWie funktioniert die Genossenschaft? Seite 56
BioenergieSparprogramm Biomeiler Seite 58
Bio-GeschäftsideeZwei Allgäuer heizen ein Seite 60
WasserstoffEnergie in den Tank packen Seite 64
EnergiesparenNoch im März Prämie sichern Seite 67
EnergiesystemDie Wohnanlage spart Seite 68
RecyclingZAK-Prinzip: Abfall erzeugt Energie Seite 70
WohlfühlklimaGesunde Lösung für Kinderkrippen Seite 72
Vorschau Seite 74
Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächsteAusgabe ist der 29. April 2013.
Unser Titel zeigt die Baustelle Hundegger in Hawangen (Bericht Seite 54)
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Energieffizienz im Altbau
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dacht. Und es umfasst selbstverständlich und kosten-neutral auch solche Leis tungen, die andernorts an Ingenieurbüros vergeben sind. Typisch für einenHandwerksbetrieb eben.
Und typisch für einen Wälder: Er hat Bodenhaf-tung bewahrt. Die Auftragslage würde ein rasantes Be-triebswachstum nahelegen, doch nach einem kurzenAusflug in die Welt flexibler Arbeitsverhältnisse stehtfür ihn fest: »Bei mir schafft nur, wen ich kenne, ambesten, wer hier die Lehre gemacht hat. Unser Wachs-tum ist nachhaltig.«
Er bewohnt mit Frau und fünf Kindern ein altesWälder Bauernhaus am Waldrand, vor einigen Jahrenerworben, mit fachlichem Rat und viel Eigenarbeit saniert. Der Strickbau des Wohnteils blieb erhalten, außenseitig geringfügig unter neuen Schindeln ge-dämmt, Dach, Tenne und Bergeraum über dem altenStall neu aufgerichtet. Der Raum der Tenne ist mitVorraum, Küche, Essplatz und großzügiger Vergla-
Es gibt sie: Menschen, die sich mit eigenen Ansichten und starkerÜberzeugung aufgemacht haben, einst belächelt, heute anerkannte Pioniere. Als Siegfried Steurer beim Vater als Installateur anfing, gingman vom Schwarzenberger Zuhause zu dritt auf Montage – heute stehter einer 20-köpfigen Belegschaft vor, führt das Unternehmen vom 2008fertiggestellten Geschäftshaus – Büro, Werkstatt und Lager unter einemDach –, verkehrsgünstig an der Hauptstraße gelegen
Pionier aus Vorarlberg Siegfried Steurer sucht Energiespar-Potenziale
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Haustechnik ist seit 20 Jahren die Leidenschaftvon Siegfried Steurer. Er hat Energie als Zu-kunftsthema erkannt und für sich entfaltet,
anfangs auf der Baustelle geschult, später in zahlrei-chen Fortbildungen auf den Stand der Technik ge-bracht, ein Experte und durch den Mut des Tüchtigenein Pionier, heute in Vorarlberg eine der Top-Adressenauf diesem Gebiet. Er hat alle Wellen ener getischer Er-tüchtigungen gesehen, beginnend mit Solarkollektoren,gefolgt von Biomasse, Wärmepumpen, kontrollierteLüftung, Photovoltaik. »Da hat sich viel getan – derEnergieverbrauch ist sehr deutlich gesunken.«
Steurers Unternehmen bewältigt heute jährlichetwa 75 Wohnhäuser, eine Handvoll Wohnanlagenund Gewer bebauten, dazu zahlreiche Sanierungen.Große Projekte gelingen, denn: Planung und Ausfüh-rung liegen in einer Hand, bei aller Professionalitätdarf sich keine Routine einschleichen. Jedes Projekt istHerausforderung, wird von der Grundlage her durch-
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sung zum Garten im Süden Lebensmittelpunkt; dervormalige Bergeraum ist Reserve für später.
Platz für eine lebendige Familie. Auch da findensich ein sonniger Platz und Ruhe für ein Gespräch.Gebrauchen müsse man es doch erst mal, das Haus,und hinreichend Komfort soll es bieten. »Man hat’s jazum Leben, das ist ja der Reiz hier, die Kinder rausund rein, da liegt nicht alles im rechten Winkel, unddie Sachen kriegen Lebensspuren – das war vor unsschon so, das alte Holz hat da einiges zu erzählen.«
So ist das mit Pionieren: Selbstdenker sind es, eigenes Erleben macht den Anfang. Daher kam: sorg-sam mit Ressourcen umgehen, keine Energie ver-schwenden. Damit eckte man einst leicht an. Und wieer damals Staunen hervorrief, so heute, wenn er Un-erhörtes ausspricht: »Wir erleben einen Zwiespalt:Deutlich weniger Heizenergie wird mit immer teure-ren Apparaten zur Verfügung gestellt. Die Häuserbrauchen ein Drittel der Energie, die Technik ist um
20 bis 40 Prozent teurer. Energie sparen reicht nicht,man will noch Energie verkaufen. Das geht an dem,was ein Haus sein soll, vorbei. Dabei ersticken die Leu-te unter den Kosten für ein einfaches Haus.«
In den Köpfen sei einiges in Unordnung geraten,allein die Worte zeigen's und wie damit umgegangenwird: »Passivhaus, +Haus, Minergie-Haus, 3-Liter-Haus – jeder kommt mit was anderem daher. Kompo-nenten werden gegeneinander gerechnet, Wandauf-bauten gegen installierte PV-Leistung. Wenn ich ent-sprechend installiere – auf dem Dach, im Garten –, daerziele ich freilich tolle Werte. Das ist keine Kunst,bestenfalls Rechenkunst. Bei vielen der gepriesenenHäuser weiß ich als Installateur schon auf den erstenBlick: Da ist's nicht weit her! Gute Werte einer Wandwerden mit riesigen Glasflächen verrechnet, am Ende– tatsächlich gemessen – liegt das Ganze über den ver-sprochenen Werten. Das ist weit verbreitet, schaut sehrähnlich aus, ist fast eine Mode.«
Von außen unterscheidet sich das Haus der FamilieSteurer kaum von anderen Wälder-Häusern
Drinnen gewährt das Haus aber ungewöhlich moderne und praktische Einblicke
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Dabei sei es mit dem Versprechen noch langenicht zu Ende: »Heute lese ich in der Zeitung zur Zu-kunft der Technik im Haus: ‚Moderne Heinzelmänn-chen – den Menschen soll geholfen werden’. Automa-tisierung, Steuerung, smart houses, handy-gesteuert,Häuser übernehmen das Denken – Märchenstundefür Fortgeschrittene! Die wenigen kWh werden auto-matisiert, der Kunde überfordert. Das ist doch abso-luter Wahnsinn!«
Siegfried Steurers Ziel lautet: je einfacher, destobesser. Und im Wohnhausbau ist das auch einfach.»Ein gutes, dichtes Haus mit Komfort und schlankerTechnik. Richtige Größe, nicht jeder Raum gleichwarm, Keller kalt, große Fenster zur Sonne und an-sonsten bescheiden – wie im Wälderhaus. Dann ist dieHaustechnik um eine Welt einfacher und günstiger.«
Mit der Architektur hat man also zu rechnen –und mit den Stoffen. Eine neue Diskussion gehtdurchs Land. »Mit dem Life-Cycle-Tower kommenneue Impulse, werden wichtige Fragen gestellt, nachden Stoffen, Energieströmen – da liegt Holz ziemlichgut. Auch beim Betrieb: Je mehr um Energie debattiertwird, umso mehr fasziniert mich der Stückholzofen –da könnten wir uns von langen Energieströmen ab-koppeln. Dazu die Frage nach Apparaten und Technik:Brauchen wir alles, was uns angedient wird? Eine Fra-ge der Ressourcen und Ansprüche.«
Die Zukunft? »Das größte Potenzial bleibt derMensch. Der Verbraucher muss sein Wunschkonzeptrichtig programmieren. Nach einem halben Berufsle-ben als Pionier meine ich: Innovation ja! Aber gesun-den Menschenverstand einschalten, Systeme mit im-mer mehr Technik ausschalten und: vom Wälderhauslernen – bei heutiger Bautechnik reicht ein Kachelofenmit Solarboiler.« Florian Aicher
Der Autor Florian Aicher- Jahrgang 1954, geboren in Ulm
- Studium der Architektur in Stuttgart
- Praktika in Stuttgart, München, Buffalo (USA)
- selbstständig seit 1985- Mitglied WerkKreis e.V.Leutkirch-Illerwinkel
- Lehrtätigkeit: Gastprofessuren an der HBK Saar, Saarbrücken, und an der HfG Karlsruhe
- seit 2005: Büro und Wohnung in Rotis/Allgäu- Fachautor für Bauwelt, edition:schwaben, Spektrum, Reisemagazin Bregenzerwald, VorarlbergerNachrichten u. a.
Energetisch top und trotzdem historisch heimelig:
Der Scheitholz-Kachelofen trocknet Wäsche und
verströmt Wärme und Flair
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Ist das eigene Haus energetisch auf einem gutenStand? Welche Maßnahmen können umgesetztwerden, um die Energieeffizienz zu erhöhen? Sol-
che und ähnliche Fragen beschäftigen Hausbesitzergerade jetzt, wo ständig steigende Strom- und Heiz-kosten das Familienbudget belasten. Um dem entge-genzusteuern, bietet das Energie- und Umwelt zentrumAllgäu (eza!) in Zusammenarbeit mit mehreren All-gäuer Kommunen den Bürgern kostenlose Kurzchecksan. »Sanieren mit GRIPS« heißt die Kampagne, die inWasserburg, Sonthofen und Kempten bereits erfolg-reich gestartet ist und in weiteren Gemeinden fortge-setzt wird.
Neben Infoveranstaltungen und einer Exkursionist eine 45-minütige Beratung vor Ort beim Haus -eigentümer der Kern der Kampagne. Dabei klären die eza!-Experten die Hausbesitzer über energetische
Schwachstellen ihres Hauses und sinnvolle Sanie-rungsmaßnahmen auf. Der Fokus des Beratungsan -gebotes liegt auf Ein- und Zweifamilienhäusern, diegebaut wurden, bevor die dritte Wärmeschutzverord-nung im Jahre 1995 in Kraft getreten ist. »UnsanierteAltbauten zählen zu den größten Energieverbrauchernin Deutschland«, betont Kemptens Klimaschutz -manager Thomas Weiß. Tatsächlich sind 75 Prozentder Energie, die bundesweit für Raumwärme undWarmwasser verbraucht wird, Immobilien zuzuschrei-ben, die vor der Verabschiedung der ersten Wärme-schutzverordnung im Jahr 1979 gebaut wurden. 70 Prozent dieser Gebäude verfügen über keine Däm-mung, 70 Prozent aller Heizungsanlagen entsprechennicht dem heutigen Stand der Technik.
»Auch in Kempten gibt es viele ältere Häuser, de-ren Wärme- und Energieverbrauch gesenkt werden
Die Allgäuer Kommunen und das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) haben gemeinsam die Beratungskampagne »Sanieren mitGRIPS« gestartet, um Hausbesitzer noch mehr für das Thema energetischeSanierung zu sensibilisieren – mit Erfolg. 45 Minuten Intensivberatungwaren schon vielfach der Startpunkt zum Energie- und Geld sparen
Aha-Effekt für Hausbesitzer Aller Anfang ist nicht immer schwer
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Bei einer Musterberatung inKempten machte sich eza!-Ener-gieberater Wolfgang Rengstl(rechts) ein Bild vom Haus derFamilie Kunz. Auch die Heizungstand beim Kurzcheck auf demPrüfstand. Kemptens Klima -schutzmanager Thomas Weiß(links) und Richard Hiepp,Beauftragter des Stadt rates fürLandwirtschaft und Umwelt(Zweiter von rechts), ließen sichmit Gabriele Kunz dieenergetischen Schwachstellenerklären
Beratung
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Grün ist gut und rot schlecht – vom Dach bis zum Keller werden die Ergebnisse des Kurzchecksgesammelt. Am Ende wissen dieBesitzer, wo ihr Haus in energetischerHinsicht steht und was zu tun ist
men – und zwar von neutraler Stelle. »Vor Ort erkenntder Fachmann schon nach kurzer Zeit, wo die Schwach -stellen liegen und welche Investitionen sinnvoll sind.«
Günter Edeler gehört zu diesen Fachleuten. DerDiplom-Ingenieur ist Energieberater und war im Rah-men der Kampagne »Sanieren mit GRIPS« auch inKempten unterwegs. »Da gab es immer wieder Aha-Erlebnisse bei den Hausbesitzern«, hat der Diplom-Ingenieur bei seinen Kurzcheck-Besuchen feststellenkönnen. »Dass beispielsweise auch die Keller decke ge-dämmt werden sollte, wussten doch einige Leutenicht.« Zudem machen viele Hausbesitzer »einen gro-ßen Bogen um das Thema Fassadendämmung«, muss-te Edeler erfahren – aus Angst vor Schim melbildung.Dabei ist gerade eine gut verpackte Außenwand, diefür höhere Oberflächentemperaturen an den Innen-wänden sorgt, ein wirksames Mittel gegen Schimmel,versucht der Fachmann den Laien dann immer zu er-klären.
Die Entscheidung, die alten Fenster gegen neueauszutauschen, fällt dagegen leichter, lautet EdelersEindruck, was sich mit den Erfahrungen der anderenEnergieberater-Kollegen deckt. Auch die Dachsanie-rung wird schneller mal in Angriff genommen. »Amsinnvollsten ist es aber, die gesamte Hülle zu dämmenund sich nicht auf das Dach oder den Einbau neuerFenster zu beschränken«, betont Wolfgang Rengstl,der wie Edeler als eza!-Energieberater Kurzchecks vor-nimmt. »Das wäre so, als ob man im Winter zwar eineMütze aufsetzt, aber dazu Shorts trägt.« Die Wärmewürde dann eben an anderer Stelle entweichen.
Standardlösungen gibt es bei der Sanierung vonAltbauten keine, betont Wolfgang Rengstl. Es müssenach individuellen und stimmigen Gesamtkonzeptengesucht werden, fügt der Bauingenieur hinzu. DerKurzcheck im Rahmen von »Sanieren mit GRIPS« istein erster Schritt dazu. »Wir wollen damit die Leutefür das Thema energetische Sanierung sensibilisie -ren«, erklärt Martin Sambale. »Der Informations -bedarf ist immer noch sehr groß.«
Gabriele und Klaus Kunz aus Kempten haben dasAngebot des kostenlosen Kurzchecks gerne angenom-men und waren überrascht, was Wolfgang Rengstl beiseinem Besuch auf der Negativliste alles notiert hatund welches Energieeinsparpotenzial in ihrem Haussteckt. »Es ist gut, von unabhängiger und kompetenterSeite aufgeklärt zu werden«, meinte anschließendKlaus Kunz. »Die detaillierten Informationen sind füruns eine wertvolle Grundlage, um gezielt die notwen-digen Änderungen anzugehen.«
Gleich Nägel mit Köpfen machte Dr. WilhelmVachenauer in Lenzfried. Gleich nach dem Kurzcheckrückten die Handwerker an und dämmten das Dachseines Hauses Baujahr 1985 in Lenzfried. Auch ein Teilder Fenster wurde bereits ausgetauscht. Demnächstgeht es mit der Sanierung weiter. »Packen wir’s an«,hatten sich die Vachenauers gesagt, nachdem der
kann«, sagt Weiß. »Die Aktion ‚Sanieren mit GRIPS‘soll Hausbesitzer informieren und motivieren, ener-getische Sanierungen durchzuführen«, fügt der Klima -schutzmanager hinzu. Daher habe sich die StadtKempten dazu entschlossen, die Kampagne auch inder Allgäumetropole zu starten. In einem ersten Test-lauf wurde der kostenlose Beratungsservice interes-sierten Hausbesitzern im Stadtteil Kempten-Lenzfriedangeboten. Die Resonanz war gut. »Die Stadt Kemptenhat sich das Thema Klimaschutz schon lange auf ihreFahnen geschrieben«, erklärt Weiß. »Bei den kommu-nalen Gebäuden ist in puncto energetische Optimie-rung auch schon viel passiert. Jetzt gilt es, die Bürgernoch stärker einzubinden.«
eza!-Geschäftsführer Martin Sambale sieht inden Kurzchecks eine gute Möglichkeit für Hausbesit-zer, schnell und praxisnah Informationen zu bekom-
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Energieberater ihnen die Schwachstellen offenbarthatte. »Herr Edeler hat uns die Augen geöffnet. DerKurzcheck war für uns eine sehr wertvolle Hilfe«, be-tont der 60-Jährige und kann anderen Hausbesitzernnur dringend empfehlen, das Angebot ebenfalls in An-spruch zu nehmen.
Die Hausbesitzer, die im Rahmen des Kurzchecksberaten werden, erfahren auch, ob und, wenn ja wel-che Fördermöglichkeiten und zinsgünstigen Darlehenes für die geplanten Sanierungsmaßnahmen gibt. Wasbeispielsweise viele Hausbesitzer nicht wissen: Auchfür die Planung und Baubegleitung gibt es einen Zuschuss bis zu 4000 Euro von der Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW) – sofern ein anerkannter Exper-te (Ingenieur, Architekt oder Techniker) damit beauf-tragt wird. »Nach unserer Erfahrung lassen sich durcheinen unabhängigen und kompetenten Architekten,Ingenieur oder Techniker, der als Baubegleiter eine Sa-nierung überwacht und die Handwerker koordiniert,Fehler in der Planung und Bauausführung vermei-den«, betont Sambale. »Das verhindert un nötigeMehrkosten und hilft, Energiesparpotenziale besserauszuschöpfen – sowohl bei Komplettsanierungen alsauch bei Einzelmaßnahmen.«
Die ersten Erfahrungen, die bei der Aktion »Sanieren mit GRIPS« gesammelt wurden, sind über-
aus positiv, freut sich eza!-Geschäftsführer MartinSambale. Andere Allgäuer Kommunen wollen deshalbdem Beispiel von Wasserburg, Sonthofen und Kemp-ten folgen. »Wir zeigen den Hausbesitzern, wie sie dieEnergiekosten senken und gleichzeitig die Wohn -qualität deutlich erhöhen können – und das kommtgut an.« Weitere Informationen zum Thema Sanie-rung unter www.eza-allgaeu.de
Drei Fachleute beim GRIPS-Jahreskongress (v.l.): SylviaSchramm (Allgäuer Überlandwerk), Arno Pöhlmann(Lechwerke) und Charlotte Wallin (TH Kempten)
Energetische Sanierungs -maßnahmen lohnen sich. Die Ener giekosten sinken, und dieWohn raumqualität steigt. Bei den eza!-Kurzcheckserfahren Hausbesitzer, welcheMaßnahmen sinnvoll sind
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Bürgerinitiative
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Im Juni 2011 hat der Oberallgäuer Kreistag be-schlossen, 70 Prozent des Oberallgäuer Stromver-brauchs bis ins Jahr 2022 mit regenerativ erzeugter
Energie aus der Region zu decken. Um den Ausbauder Windkraft in Bayern zu beschleunigen, hat diebayerische Regierung im Dezember 2011 das Geneh-migungsverfahren für den Bau von Windkraftanlagenvereinfacht. Auch im Allgäu soll der Windkraft sub-stanziell Raum gegeben werden.
Um eine sogenannte »Verspargelung der Land-schaft« zu vermeiden, wird nun vom Regionalen Pla-nungsverband Allgäu in der gesamten Region nachStandorten für die Konzentration von Windkraftan-lagen gesucht. In der Praxis bedeutet dies, dass auf ei-ner vom Planungsverband bestimmten Fläche großeIndustrie-Windparks errichtet werden können. DieLandschaft dort gilt dann als »verbraucht«, und wei-tere Windtürme und andere Industrie objekte könnenhinzugebaut werden. Auf die Menge und die Höhe derAnlagen hat die betroffene Gemeinde keinen Einfluss.»Jede Gemeinde sollte mit ihren Bürgern selbst ent-scheiden können, welche Form der regenerativenEnergiegewinnung für sie am verträglichsten und ge-eignetsten ist«, so die Ansprechpartner der Initiative.
Im Frühjahr 2012 wussten weite Teile der Bevöl-kerung noch nichts über das geplante Vorhaben. Ausdiesem Grund fand bereits im Juli 2012 die ersteWEITblick-Informationsveranstaltung im vollbesetz-ten Saal des Gasthauses »Goldener Adler« in Weitnaustatt. Dieser Veranstaltung folgten ein Fachvortrag fürdie Verantwortlichen in den Gemeinden, Informati-onsstände auf den örtlichen Märkten und eine großangelegte Unterschriftenaktion. »Von Anfang an ha-ben wir sehr viel Wert auf sachliche Information undeine transparente Zusammenarbeit mit den Gemein-den gelegt.« Auch die gemeinsame Arbeit und derAustausch mit anderen Windkraft-Bürgerinitiativenin der Region sind für die Mitglieder der Initiative sehrwertvoll.
Zu viele ungelöste Probleme»Wir sind nicht grundsätzlich gegen jede Form
von Windkraft. Aber groß angelegte Windparks mitIndustrietürmen von bis zu 250 Metern Höhe auf un-seren Allgäuer Hügeln und über den Dörfern sindnicht vertretbar. Die bedrängende Wirkung und diemassive Landschaftsveränderung sind der Bevölke-rung nicht zuzumuten«, so die WEITblicker. Mit Sor-
»Für alternative Energien in unserer Region ohne Windkraftriesen«, so lautet der Slogan der im Juni 2012 gegründeten Bürgerinitiative WEITblick. Engagierte Bürgerinnen und Bürger aus den Gemeinden Weitnau und Maierhöfen haben sich zusammengeschlossen, weil sie die Energiepolitik in ihrer Heimat aktiv mitgestaltenund verträgliche Alternativen zu geplanten Windparks im Allgäu finden wollen
WEITblick in die ZukunftBürgerinitiative für eine windkraftfreie Region
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ge erwähnen sie hier auch die geringen Abstandsflä-chen von teilweise nur 600 Metern und die möglicheBeläs tigung der Anwohner durch Schlagschatten undGeräusche. Weitere ungelöste Probleme in der Wind-energie sieht die BI in der fehlenden Grundlastfähig-keit, mangelnden Speichermöglichkeiten und den nurschwer regulierbaren Stromspitzen. Auch die Wirt-schaftlichkeit der Anlagen im Allgäu wäre aufgrundfehlender konstanter Windhöffigkeit in Frage zu stel-len. Selbst die Bundesregierung rudert in SachenWindkraft zurück: Laut Umweltminister Altmaier fin-de momentan in Deutschland eine starke Windkraft-Überplanung statt, was die Energiewende sogar in Ge-fahr bringe. »Das alles kann man im Allgäu doch nichteinfach ignorieren«, so die Initiative.
Auch die Touristiker schlagen Alarm: »Der Tou-rismus im Allgäu ist eine große Einnahmequelle mitjährlichen Zuwachsraten und schafft Arbeitsplätze.Sein Markenzeichen ist die unverbrauchte Voralpen-landschaft und kann mit den Merkmalen der nord-deutschen Tourismusbranche nicht über einen Kammgeschert werden«, weiß Hotelbetreiber und Mitinitia-tor Markus Rainalter. Laut einer Umfrage unter denAllgäuTopHotels sprechen sich alle Mitgliedsbetriebeeindeutig gegen die Errichtung von Windkraftanlagenim Allgäu aus.
In der Gruppe vertreten sind auch AllgäuerLandwirte. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht,denn die Feriengäste auf den Höfen könnten ihren Ur-laub künftig in windkraftfreien Gebieten ein paar Ki-lometer weiter südlich verbringen. Skeptisch sieht Bio-bäuerin Christine Bajohr die Lage: »Die Vermarktungunserer Erzeugnisse würde durch einen im Bergbau-erngebiet entstehenden Windkraft-Industriestandortan Glaubwürdigkeit verlieren.«
Nach Alternativen wird gesuchtDer Vorwurf, die Bürgerinitiative würde nach
dem »Sankt- Florians-Prinzip« vorgehen, weisen dieWEITblick-Ansprechpartner von sich: »Wo die Ge-meinden und Bürger sich gegen industriell betriebeneWindkraftanlagen aussprechen, sollte auf diese Formder Energiegewinnung völlig verzichtet werden. Esgibt bereits erprobte und grundlastfähige Alternativen,was die Energiebilanzen einzelner Gemeinden jetztschon sehr positiv aufzeigen. Man muss den Kommu-nen lediglich etwas mehr Zeit geben, dann kann auseigenem Antrieb eine verträgliche und in die Regionpassende Energiewende stattfinden.«
Aus diesem Grund hat sich die WEITblick- Alternativengruppe gegründet. Sie trifft sich regelmä-ßig im »Hanuselhof« in Hellengerst und heißt alle Interessierten herzlich willkommen. Die Gruppe umArchitekt Hans-Peter Meyer organisiert Veranstaltun-gen und besucht Vorträge über alternative Energiege-winnung und Stromspeichermöglichkeiten. »Es wirdin vielen Bereichen geforscht. Einige interessanteTechnologien haben sich bereits bewährt, andere ste-hen kurz vor der Marktreife. Das Allgäu hat nun dieeinmalige Chance und die Verpflichtung, Pionierar-beit in Sachen Energiewende zu leisten«, so Meyer.
Gemeinden wollen windkraftfrei bleibenIm Rahmen des informellen Verfahrens haben
sich u.a. die Kommunen Buchenberg, Waltenhofen,Weitnau, Missen-Wilhams, Grünenbach, Oberstaufenund Immenstadt gegen die Ausweisung von Wind-kraftstandorten ausgesprochen. »Es bleibt zu hoffen,dass die Verantwortlichen trotz enger Zeitvorgabenund wirtschaftlicher Interessen die Stellungnahmender einzelnen Bürgermeister und Gemeinderäte re-spektieren. Denn eine erfolgreiche Energiepolitikmuss auch einen gesellschaftlichen Wandel mit sichziehen, der von allen Beteiligten getragen werdenkann. Dieser muss in den Köpfen der Menschen be-ginnen und darf nicht durch politische Entscheidun-gen ,verordnet‘ werden«, so das Resümee der Bürger-initiative WEITblick. Manuela Müller-Gaßner
Info: www.initiative-weitblick.de
Sie stehen stellvertretend für alle Mitglieder derBürgerinitiative WEITblick (von links): Hans-Peter Meyer
(Rechtis), Christine Bajohr (Sibratshofen), Markus Rainalter(Hellengerst), Andrea Landerer (Weitnau), Hubert Rupp
(Sibratshofen) und Manuela Müller-Gaßner (Sibratshofen).Nicht auf dem Foto: Florian Babl (Sibratshofen) und Christian
Peinemann (Waltrams)
Es geht um ihre Zukunft: Die Jugendgruppe der Ini tiativehat sich regelmäßig getroffen,um das Thema Windkraft von allen Seiten zu beleuchten. IhreEr geb nisse, Meinungen und Er wartungen haben sie in einemBrief an die ver ant wortlichenPolitiker zu sammengefasst. Erkann auf der Homepage unterwww.initiative-weitblick.degelesen werden.Die Mitglieder der WEITblick- Jugendgruppe (hinten von links):Maximilian Steigner, PaulRosner, Laura Müller; in derMitte: Regina Weinpel, BastianHuber, Katharina Reich; vorne: Theresa Reich. Nicht auf demFoto: Lisa Neuser, Bernadetteund German Stöhr
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Hochschul-Projekt
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Seit Oktober vergangenen Jahres beschäftigensich Studenten der TU München (Land -schafts architektur) und der Hochschule
Kemp ten (Tourismus und Maschinenbau) mit derEnergiewende im Allgäu und der Frage wie die nötigenMaßnahmen positiv und gestaltend in die AllgäuerKulturlandschaft integriert werden können.
Die Abschlusspräsentation vor rund 250 Gästenaus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft leitete Prof.Dr. Sören Schöbel von der TU München mit seinemVortrag ein. Drei der zehn Konzepte wurden von denStudenten selbst vorgetragen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wur-den die Ergebnisse und deren Chancen für das Allgäudiskutiert. Teilnehmer auf dem Podium waren Prof.
Dr. Alfred Bauer (Tourismus) und Prof. Dr.-Ing. Wolf-gang Mayer (Energie- und Umwelttechnik) von derHochschule Kempten, Prof. Dr. Sören Schöbel (Land-schaftsarchitektur) von der TU München, Prof. KarlGanser (Geograf und Stadtplaner/ehem. Direktor IBAEmscher Park), Oberbürgermeister Stefan Bosse (Vor-sitzender des Regionalen Planungsverbandes Allgäu)und Michael Lucke (Geschäftsführer Allgäuer Über-landwerke, AÜW).
In dieser Diskussion wurde deutlich, dass es eineKluft zwischen der derzeit gepflegten Planung undVerwirklichung auf der einen Seite und den Ideen derFachprofessoren und ihrer Studenten auf der anderenSeite gibt. Auffällig war, dass alle Praktiker, sowohl aufdem Podium als auch im Publikum, den Studentengroßes Lob aussprachen für einen neuen, ungewöhn-lichen Ansatz, eine Zukunftsaufgabe anzugehen.Gleichzeitig aber wurde deutlich, dass bei der wert-freien Herangehensweise an die Kombination vonEnergie und Landschaft Lösungen gesucht wurden,die wenig Chancen auf Verwirklichung haben (z.B.Energiespeichern in geschützten Allgäuer Mooren).Aber in fast allen Konzepten stecken Ideen, die weiterverfolgt werden sollen (z.B. die Einrichtung eines All-gäuer Informationszentrums »Energie«). MichaelLucke und Stefan Bosse – beide in Verantwortung,praktische Umsetzung voranzutreiben – bestätigten:»Wir nehmen Anregungen mit und danken den Stu-denten für ihre erfrischenden Vorschläge.«
Ab 6. März werden die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit für eine Woche im Forum Allgäu inKempten ausgestellt und präsentiert.
Ein Projekt von Studenten zweier Studien-gänge brachte überraschende Erkennt-nisse. Der »etwas andere Blick« verblüfftedie 250 Besucher bei der Präsentation inder Hochschule Kempten. Mancher Vor-schlag rief aber auch Schmunzeln bei denPraktikern hervor. Wir werden einige derIdeenskizzen in dieser und den nächstenAusgaben von allgäuALTERNATIV vorstellen
Energielandschaft AllgäuZwischen Tourismus und Landschaftsarchitektur
Die Akteure der Hochschulen in der »Denkwerkstatt«
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Energielandschaft
allgäuALTERNATIV
Die Augen zu und weitermachen wie bisher – dasfunktioniert nicht. Totalverweigerung bringt uns auchnicht weiter. Die Energiewende wird Spuren im Allgäuhinterlassen. Wie diese Fußtritte eines gesellschaft -lichen Wandels in der Region aussehen können, darüber haben sich die Kemptener Architekten JörgHeiler und Peter Geiger Gedanken gemacht.
Grundsätzlich kann man derzeit zwei Wege be-obachten, mit der Allgäuer Kulturlandschaft im Zugeder Energiewende umzugehen. Der erste Weg will die»traditionelle« Allgäuer Kulturlandschaft (deren Bildauch den Tourismus prägt) bewahren und zeitgenös-sische Eingriffe oder Veränderungen möglichst ver-hindern oder zumindest „verstecken“. Dies ist de factonicht möglich, da die Landschaft schon immer einemstetigen Wandel durch soziale und gesellschaftlicheBedingungen unterworfen ist. Der zweite Weg siehtdie Veränderungen durch die Infrastrukturen derEnergiewende als unvermeidbare Notwendigkeit an,die die Allgäuer Kulturlandschaft zwar nicht »schö-ner« machen, an die sich die Menschen im Laufe derZeit aber gewöhnen.
Ein dritter LösungsversuchEin dritter, bisher nicht begangener Weg könnte
die Strukturen der Energiewende bewusst als neueElemente und Merkmale gestaltend in die Landschaftintegrieren und sozusagen eine weitere AllgäuerKultur landschafts-Schicht hinzuzufügen. Eine orga-nisch auf dem Vorhandenen aufbauende Schicht, dievielleicht noch in 200 Jahren als bewahrenswerter Teilder Kulturlandschaft einer früheren Zeit geschätztwird. Das Beschreiten dieses dritten Weges stellt dieFrage, ob die »traditionelle Kulturlandschaft« und dieheute gegebene »tatsächliche Landschaft« (geformtdurch Veränderungen unserer Zeit wie Energie, Ver-kehr, Tourismus, Gewerbe) stimmig zusammen -gebracht werden können. Die qualitätvolle und zeit-genössische Gestaltung der Allgäuer Kulturlandschaftist die Motivation von uns als Architekten und Stadt-planer und vom Kooperationspartner dieses Projektes,dem Bund Deutscher Architekten BDA.
Den Anstoß gebenAus diesem Grund freut es uns sehr, dass wir die
Hochschule Kempten und die Technische UniversitätMünchen für dieses Studienprojekt begeistern konn-ten. Die Beschreitung dieses Weges soll in die breiteÖffentlichkeit kommuniziert werden. Für die Unter-stützung bei dieser schwierigen Aufgabe konnten wirdie Agentur sons aus Kempten gewinnen.
Was verstehen wir unter Gestaltung einer Kultur-landschaft und deren Qualitäten? Wahrnehmung undErleben von Landschaft sind häufig mit einem ent-
Der dritte Weg – Alternative aus Sicht der Architektur
Jörg Heiler und Peter Geiger
sprechenden Bild einerLandschaft verbunden.Die Qualität einer Land - schaft wird deswegenbei den meisten Men-schen an diesem Bildge messen. Es gibt je-doch weitere Qualitä-ten, die durch die Ver-änderung der Land-schaft im Zuge derEnergiewende gestärktwerden können.
Veränderung im Bild• Vielfalt von öffentlichen Räumen mit Aufent-
haltsqualität (Tradition der Zugänglichkeit der mittel-europäischen Landschaft. Man denke an die geradeentstehenden Photovoltaikfelder, die abgesperrt undsomit kein öffentlicher Raum sind).
• Ermöglichungsraum und »Bühne« für Aktivi-täten, Situationen und Erfahrungen (z.B. Stauseen wieder Rottachspeicher als künstliche Infrastruktur bietenneben ihrer eigentlichen Nutzung andere Gebrauchs-möglichkeiten, insbesondere für Freizeitaktivitäten an.Was kann hier die neue Energieinfrastruktur leisten?Erforderliche Zufahrten und Leitungstrassen könnenneue Verbindungen und Wege ermöglichen).
• Sinnlich erfahrbare Atmosphäre.• Orientierung bei der Bewegung durch die
Landschaft (z.B. könnten die neuen Energie infra-strukturen einen Weg begleiten).
• Stärkung des Raumerlebnisses (spürbar in Si-tuationen wie z.B. dem »Allgäuer Tor«, die durchEnergie-Infrastrukturen verstärkt und deutlicher ge-macht werden können).
Qualitäten wie diese sollten durch die neuenEnergie-Infrastrukturen gestärkt werden oder in diesen integriert sein, um langfristig sowohl in der Bevölkerung als auch von den Gästen im Allgäu geschätzt zu werden.
Chance für das AllgäuEs gibt für gestaltete Energielandschaften als
integraler Bestandteil einer Kulturlandschaft keineoder kaum Beispiele. Darin liegen eine große Chanceund ein starkes Potenzial für das Allgäu. Der beschrie-bene dritte Weg kann zu einem Alleinstellungsmerk-mal für das Allgäu werden. Zudem könnte dieser Wegdazu beitragen, die Menschen im Allgäu als Unterstützer bei den Herausforderungen der Energie-wende zu gewinnen, und helfen, dass sich Einheimi-sche und Gäste mit den Veränderungen in der Allgäu-er Kulturlandschaft identifizieren.
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Hochschul-Projekt
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Für das Verständnis der Allgäuer Landschaft ist die Morphologie wohl das wichtigste Element überhaupt. Dies wird auch darin bestätigt, dass die meistenKulturlandschaftsstrukturen wie z.B. die Siedlungen, die Infrastruktur oder dieLand nutzung deutlich von der Morphologie gezeichnet sind. Allerdings habensich im Laufe der Zeit die verschiedenen Strukturen zunehmend überlagert unddie Morphologie mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. Dieser Entwurfnähert sich wieder an die morphologischen Strukturen an und macht diese mithilfe verschiedener Arten regenerativer Energieerzeugung lesbarer
Figurbetont in die ZukunftWindräder und Solarbänder suchen Anlehnung
Anhand der Morphologie kann man das All-gäu in insgesamt vier prägnante Regionenunterteilen: Täler, Drumlins, Vorberge und
Gebirgsgrenze. Alle vier Täler haben einen charakte-ristischen Nord-Süd-Verlauf gemeinsam, der für dasKonzept jeweils auf eine klare Linie reduziert wurde.Diese wird im Entwurf durch den Einsatz von Wind-kraftanlagen entlang der oberen Hangkante verstärkt.Hierdurch wird eine weitreichende Sichtbarkeit er-zeugt, die auch den Eingang ins Allgäu markiert. DieTäler können aufgrund ihrer Dimensionen in zweiunterschiedliche Typen eingeteilt werden. Es existie-ren je zwei breite und zwei schmale Täler. Der Rhyth-mus der Windradlinien wird individuell an die beidenTaltypen angepasst.
Südlich der Täler dominieren die Drumlins, dieder Region ihr typisches Landschaftsbild verleihen.Ein Drumlin besitzt immer eine steile und eine flacheSeite, wodurch eine tropfenartige Hügelform entsteht.Felix Gutmann, Martina Lehmann, Freya Zörntlein
17allgäuALTERNATIV
Eine weitere Auffälligkeit ist, dass die Drumlins stetsin Schwärmen auftreten. Genau diese Anhäufung wirdim neuen Energiekonzept hervorgehoben, indem Miscanthus-Felder zwischen den Drumlins flächen-deckend als Strukturelemente eingesetzt werden, um sowohl die Skulpturalität des einzelnen Hügels alsauch die Figur des Schwarmes zu betonen. Hierzuwerden die Flächen anhand vorhandener Flurstücks-grenzen eingeteilt und bepflanzt, sodass deutlich wird,welche Hügel eine Einheit bilden. Miscanthus kannpelletiert und somit verbrannt werden und ist eineschnell wachsende, anspruchslose sowie pflegeleichteKurzumtriebspflanze, die keiner zusätzlichen Dün-gung bedarf. Außerdem ist Miscanthus im Gegensatzzu Mais ein ganzjähriges Element in der Landschaft,da er über den Winter stehen bleibt und erst im Früh-jahr abgeerntet wird.
Die dritte morphologische Struktur, die für dasAllgäu prägend ist, sind die Vorberge im Bereich zwi-schen Kempten und Immenstadt. Die Weitläufigkeitund die sanften, runden Formen der Vorberge zeich-nen diese Region aus. Besonders die enorme Ausdeh-nung der Berge im Ost-West-Verlauf wird durch Solarbänder parallel zum Hang betont. Ein Band be-steht insgesamt aus drei Reihen von Solarmodulen, dieden Höhenlinien folgen, auf die Waldstruktur vor Ortreagieren und diese hervorheben. Die Nutzung vonSolarenergie ist durch die flache Neigung und die ver-gleichsweise hohe Globalstrahlung an diesem Standortbesonders geeignet. Die verschiedenen Südhänge derVorberge verfügen über unterschiedliche Wald-Offen-landtypen, die im Entwurf durch Rodung oder Neu-pflanzung verstärkt werden. Auf den Hängen wird ex-tensive Weidenutzung durch Schafe betrieben.
Die letzte Region befindet sich am Fuße der Al-pen bei Immenstadt und markiert die Grenze zwi-
Der Tobel ist die Landform eines mehr oder
minder sanften Hochtales mit dem Durch -
bruchstälchen eines Sturzbaches. Durch
das größere Einzugsgebiet und das starke
Gefälle des Gewässers und den damit ver -
bundenen Gerölltransport unterscheidet
sich ein Tobel von anderen Schluchtformen.
Morphologie oder Landformenkunde
ist ein Teilgebiet der Physischen Geo -
grafie und untersucht die Formen
und form bildenden Prozesse der Ober -
fläche der Erde und der Planeten. Hierbei
gibt es Überschneidungen mit anderen
Geo wissenschaften wie der Geologie,
der Kartografie, der Bodenkunde und
der Klimatologie.
Miscanthus ist der lateinische Begriff für das
Stielblütengras. Dieses Gras gehört zur Gat -
tung der Süßgräser und umfasst 14 bis 20
Arten. Miscanthus ist vorwiegend in feuchten
Wiesen und Sümpfen von Afrika bis Ostasien
beheimatet, insbesondere findet sich eine
Reihe von Arten in China und Japan. Wäh -
rend das Chinaschilf (Miscanthus sinensis)
vor allem als Zierpflanze genutzt wird, ist das
Riesen-Chinaschilf (Miscanthus giganteus)
eine bedeutende Energiepflanze. Sie wird ge -
gen Ende des zweiten Wuchs-Jahres geerntet.
Kurzumtriebspflanzen sind schnell
wach sende Bäume, Sträucher und Gräser.
Sie werden fast ausschließlich zur Energie -
erzeugung gepflanzt und verwertet.
Begriffserklärungen
schen den Vorbergen und den Kalkalpen, in derenMitte ein tiefes Tal liegt. Das Gebiet zeichnet sich zumeinen durch den plötzlichen Höhenumbruch, zum an-deren durch den Kontrast zwischen harten und wei-chen Formen im Panorama aus.
Der Kontrast zwischen den Vorbergen und demGebirge wird in das Konzept integriert und soll ver-stärkt werden. Dies gelingt jedoch nur, wenn man so-wohl die Wirkung im Panorama als auch die direkteWirkung aus der Nähe berücksichtigt. Hierzu werdenWindräder auf einem Plateau entlang des »VorderenProdels« aufgestellt (bei Thalkirchdorf im NaturparkNagelfluhkette), die die optische Grenze zwischenVorbergen und Gebirge verstärken. Stehen die Wind-räder am Steilhang des Gebirges, werden gleichzeitig
Beispielhaft aufgezeigt: Wildblumenwiesen undWindkraftanlagen entlang der Vorberge (linke Seite),Miscanthus-Plantagen an den Drumlins (diese Seite)
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Energielandschaft
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Hochschul-Projekt
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durch die vertikalen Elemente die Dimension und derrasche Anstieg des Gebirges betont. Bei der Anord-nung der Windräder wird auf die vielen Tobel einge-gangen, die sich in dieser Region befinden und einequer verlaufende Struktur am Hang darstellen. DieWindkraftanlagen fassen die jeweiligen Tobel ein undmarkieren sie. Sie stehen stets dort, wo die Tobel das
Gebirge zerteilen, und fassen diese zu beiden Seitenein. Um die Eigenart des Plateaus zu bewahren, stehendie Windräder an der Waldgrenze und zerschneidensomit nicht das Offenland. Eine Berücksichtigung die-ser Strukturen bewahrt den Charakter des Allgäus undmacht es gleichzeitig möglich, einen Beitrag zur Ener-giewende zu leisten.
Durch die Installation von Solaranlagen imOffenland wird der Boden teilweise starkbe schattet, und der Boden wasser haushaltver ändert sich. Außerdem sind die südlichex ponierten Hänge besonders gut geeig -net, um vorhandene Mager rasen biotopezu ergänzen und zu verbes sern. Im Gegen -satz zu dem heute so intensiv genutztenWirtschafts grünland beherbergen dieMagerrasen eine un gemein vielfältige In -sektenwelt und sind reich an Blü ten derverschiedensten Far ben und For men. Siehaben daher eine hohe Bedeu tung für dieTier- und Pflan zen welt. Um diesen Reich -
tum besser vor dem weiteren Rück gangbe wah ren zu können, sollen die Mager -rasen von Schafen beweidet werden, die problem los unter den Solar bänderngrasen können. Gefährdete Arten wie z.B.Gewöhnliches Katzenpfötchen Antennariadioica und Frühlings- Enzian Gentiana vernakönnen sich auf diesen Flächen ansiedeln.Die Solar anlagen in Kombination mit derBeweidung garan tieren außerdem, dassdie Hänge auch langfristig zu einemgewissen Anteil offen gehalten werdenund die wertvollen Lebens räume erhaltenbleiben.
Offenhaltung durch Solaranlagen
Windräder sollen an derWaldkante stehen und sich insBild der Vorberge einfügen.Unten: Unter den Solarbändernentsteht Magerrasen
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Energielandschaft
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Städte sollen verdichtet, die Einzelgehöfte in Dörfer überführt und die Berghänge und Bergregionen entsiedelt werden. Diese Naturräumekönnen energetisch und touristisch genuzt werden. Auch in diesemEntwurf stecken mögliche Chancen für die Allgäuer Landschaft
Verdichtung für FreiraumSiedlungs-Veränderungen und Energieformen
Flusslauf und Stadt
Durch seine Versorgungs- und Transportfunk -tion liegt dieser Typ sehr zentral. Die Städte fungierenals Oberzentren des Allgäus. An ihnen konzentriertsich auch die Infrastruktur. Auf den Dächern der Sied-lungen und des Gewerbes gibt es noch viele energe-tisch ungenutzte Flächen. Solar- und Photovoltaik -anlagen könnten darauf errichtet werden. Besondersdurch die Nutzung erneuerbarer Energien ergibt sich
eine große Differenz an Stromgewinnung zwischenTag und Nacht beziehungsweise zwischen Sommerund Winter. Gerade im Winter werden aber besondersviel Strom und Wärme benötigt. Um dies auszuglei-chen und den Überschuss an Strom zu speichern, wirddas Pumpspeicherkraftwerk in Warmatsgund imOberallgäu ausgebaut, und weitere könnten im Auen-überflutungsbereich errichtet werden.
Berggrenze und DorfketteEntlang der Autobahn A7 (Ulm-Füssen) häufen
sich größere Dörfer. Die Autobahn stellt gleichzeitigdie Grenze zwischen den von Nordwest nach Südostverlaufenden Ausläufern der Alpen dar. Auch hierhäufen sich Industrie und Infrastruktur. Solarenergieerweist sich als sinnvolles Energie- und Landschafts-element.
Die Verdichtung der Bebauung im Talraum zu größerenDörfern ermöglicht eine bessere Infrastruktur mit Dorfläden,Schulen, Gasthäusern und Gemeinschaftseinrichtungen.Oben: Beispiel für zersiedelten Talraum. Unten: Verdichtung zu »erlebenswerten« Dorfstrukturen
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Hochschul-Projekt
allgäuALTERNATIV
Waldgebiet und inhomogene Siedlungen
Die Straßen- und Haufendörfer werden durchzerstreute Waldflächen unterbrochen. Um einen Treff-punkt für die Einwohner zu schaffen und um höhereLebensqualität durch Stärkung der Gemeinschaft undein attraktives Kulturangebot zu erzeugen, sollen sichStraßendörfer zu Haufendörfern entwickeln. Da esimmer weniger Landwirte gibt und die bestehendenBetriebe immer größer werden, stehen wieder Struk-turänderungen bevor, ähnlich der Vereinödung vor250 Jahren. Derzeit sind viele Dörfer Schlafdörfer, indenen viele Pendler wohnen. Gasthäuser, Läden undSchulen werden geschlossen. Das Land gilt derzeit alsbäuerlich geprägter Naturraum, während das Dorf ei-nen durch eigene Gewohnheiten und Bauten gepräg-ten Kulturraum darstellt
In den neuen Dörfern wird die Zersiedelungdurch Raumplanung und Verdichtung verhindert. DieOrtskerne werden gestärkt durch neue Dorfbegeg-nungshäuser, Gemeindehäuser, Dorfplätze und Bus-verbindungen. Die Kultur als notwendiger Teil des Ge-meindelebens wird in Form von Bibliothek oderMusik räumen gestärkt. Kindergarten, Bürogebäude,Dorf läden und Cafes ergänzen die neuen, verdichteten
Dörfer. Gestaltungsmerkmal ist im Allgäu traditionelldie Holzbauweise. Sie wird auf besten energetischenStandard gebracht. In diesem Bereich bietet sich dieGewinnung von Windenergie an.
Landwirtschaft und MehrhofdorfDie Allgäuer Mehrhof-Dörfer setzen sich übli-
cherweise aus zwei bis fünf landwirtschaftlichen Höfenzusammen. Sie liegen häufig in regelmäßigen Abstän-den punktuell in der Landschaft. Unser Ziel ist der Zusammenschluss einiger Höfe zu Dörfern. Als pas-sende Energieform könnte Biogas aus einer Wild -blumensaat erzeugt werden, die für eine hohe Biodiversität sorgt.
Voralpine Molassezüge und EinödhöfeDie einzelnen Höfe und Einödhöfe in den Bergen
sollten weitgehend umfunktioniert werden. Leer ste-hende Gebäude können zur Heulagerung verwendetwerden. Alternative Lösungen für diese Höfe liegen imsanften Tourismus. In den Bergen liegende Höfe könn -ten zu Outdoor-Tour-Zentren werden. Wanderungenvon Hof zu Hof könnten ein neues touristisches An-gebot werden. Ziel sollte sein, die Besiedelung der Alpen wieder rückgängig zu machen, um der natürli-chen Vegetation (Bergahorn/Buchenwälder/Nadel-wälder/Wiesen) erneut Raum zu geben. Die lineareAnordnung von Windkraftanlagen betont den Land-schaftstyp des Molassehügels und fügt sich harmo-nisch in die dahinterliegende Bergkulisse ein.
Mehrhofdörfer statt der Zersiedelung mit Einödhöfen und landwirtschaftliche Planung der Freiräume
Julia Ulrich, Tobias Drexl und Gabrijela Tokic
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Maschinenbau
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Die Ematec-Neuheit heißt im Fachjargon »Ro-torblatt-Traverse« und wird beispielsweiseschon bei der Montage des größten Wind-
parks in Bayern, dem Windpark Zöschingen im Land-kreis Dillingen, eingesetzt. Hier werden bis zumFrühjahr acht Windräder vom Typ Nordex N117/2400installiert, die jährlich 40 Millionen kWh Strom erzeu-gen und damit 12.000 Haushalte versorgen.
»Mit unserer Traverse erhöhen wir die Arbeits-sicherheit auf der Baustelle enorm. Außerdem ist eineeffektive Einzelblattmontage der Rotorblätter möglich,und es wird über den gesamten Montagezeitraum nurein einziger Kran benötigt. Das senkt den Kostenauf-
wand und bietet darüber hinaus auch den Projekt-und Betreibergesellschaften ganz neue Chancen undPerspektiven für die Realisierung von anstehendenWindparkprojekten«, erklärt Manfred Eberhard, Vor-stand der Ematec Aktiengesellschaft.
Größter Vorteil der Einzelblattmontage gegenüberder bisher noch weit verbreiteten Sternmontage ist derwesentlich geringere Flächenverbrauch. »Es muss deut-lich weniger Waldfläche gerodet werden, und im Falleeiner nötigen Demontage zum Austausch von Rotor-blättern müssen später nicht noch einmal Bäume abge-holzt werden. Wir leisten hier also auch einen entschei-denden Beitrag zur Schonung unserer Umwelt. Von da-her werden Einzelblattmontagen ganz klar die Zukunftin der Anlageninstallation sein, weil Sternmontagennicht mehr wirtschaftlich und auch politisch kaummehr durchsetzbar sein werden«, so Eberhard.
Unfälle sind ausgeschlossenAm meisten profitieren die Montage- und Instal-
lationsfirmen von den Vorteilen der neuen Rotorblatt-Traverse RBT. Denn der Gebrauch auf der Baustelleist einfacher und vor allem sicherer: »Unser Systemumgreift die Rotorblätter komplett und fixiert sie,ohne die Oberfläche des Flügels zu beschädigen, aberdoch so fest, dass sie sich auch während der Montagebei Wind nicht lösen können. Unfälle durch herunter-fallende Rotorblätter sind gänzlich ausgeschlossen«,berichtet der Firmenchef.
Die Handhabung der Ematec-Traverse ist denk-bar einfach. Die Neuheit aus Memmingerberg lässtsich ganz bequem auf einem Tieflader transportieren.»Von der Ankunft auf der Baustelle an dauert es gera-de mal 30 Minuten, bis das erste Rotorblatt auf demWeg nach oben zur Nabe ist. Lange Umbauarbeitenoder Rüstzeiten für die Montage entfallen genauso wiedie Kosten für einen zweiten Kran«, erklärt Eberhard.Zum Transport und bei Nichtgebrauch wird die Ober-traverse einfach innerhalb des Greifers abgelegt. Da-durch ergibt sich eine sehr kompakte Einheit, die sichmit einem einzigen Kranhub auf- und abladen lässt.Die RBT bleibt dabei stets einsatzbereit montiert.
Der Allgäuer Maschinenbauer Ematec AG in Memmingerberg revolutio-niert die Montage und Demontage von Rotorblättern an Windkraftanlagen.Die Ematec-Konstrukteure haben in Zusammenarbeit mit dem Wind-energieanlagenhersteller Nordex SE einen riesigen Greifer entwickelt, mitdem sich Rotorblätter schneller und vor allem sicherer montieren lassen
Windflügel voll im GriffRevolution bei der Montage von Rotorblättern
Die Rotorblatt-Traversevon Ematec im
praktischen Einsatz
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Die Rotorblatt-Traverse im EinsatzDie Ematec-Neuheit ermöglicht das Greifen der
Rotorblätter in jeder Drehlage. Das Rotorblatt kann direkt vom Trailer oder auch vom Boden aufgenom-men werden. Es wird von Vielgelenk-Greifarmen undgroßflächig gummierten Druckplatten umfasst, dieformschlüssige Blattsicherung wird durch eine um-greifende Halteklaue gewährleistet.
Um die Windangriffsfläche so gering wie mög-lich zu halten, lassen sich die Rotorblätter in einemWinkelbereich von -10 bis +95 Grad neigen. »Dadurcherreichen wir bei bestimmten Rotorblättern die Redu-zierung der Windangriffsfläche um die Hälfte. Dasgibt dem Monteur eine hohe Arbeits- und auch Pro-jektsicherheit, denn er kann mit unserer Traverseselbst noch bei Windgeschwindigkeiten und Wind-böen sicher arbeiten, die mit anderen Systemen nichtmehr möglich sind«, erklärt Eberhard.
Gegenüber ähnlichen Systemen wartet die Ema-tec-Traverse noch mit einem entscheidenden Allein-stellungsmerkmal auf: Die Konstruktion der AllgäuerIngenieure lässt sich in der Längsachse um +/– 6Grad neigen. Ein nicht hundertprozentig im Schwer-punkt erfolgter Blattanschlag kann problemlos aus-geglichen werden, ohne dass ein mehrmaliges An-schlagen und Austarieren des Rotorblattes über denBediener nötig wäre. Außerdem lässt sich das Rotor-blatt die ganze Zeit über in horizontaler Lage trans-portieren.
Millimetergenau arbeitenDie perfekte Kombination von Dreh- und Neige-
funktion bringt dem Anwender auch beim Blattan-schluss an der Nabe große Vorteile, denn das Blattkann millimetergenau an die Bohrlöcher für die Be-festigungsschrauben angeschlossen werden.
Mithilfe von hydraulisch einschwenkbaren Auf-hängelaschen kann die Rotorblatt-Traverse sicher undzeitsparend an den Kranhaken angeschlagen werden.Der Anschlag erfolgt über die Fernsteuerung, ein ma-nuelles Eingreifen ist nicht erforderlich.
Beim Arbeiten mit der Ematec-Traverse sind dieRotorblätter bestens vor Beschädigungen geschützt.Die Greifplatten sind kardanisch gelagert und passensich automatisch der Blattkontur an. Die Gummi-druckplatten gewährleisten einen stets sicheren Halt,auch bei nasser Witterung. Sie sind licht- und alte-rungsbeständig und hinterlassen daher keine Greif-spuren.
Höchste Arbeitssicherheit und Funktionalitätbietet die Traverse durch die redundante Ausführungaller technischen Ressourcen bis hin zur Energiever-sorgung. Der zusätzliche Notfallmotor kann im Be-darfsfall nicht nur über die Funkfernsteuerung, son-dern auch per Hand gestartet werden.
Die Ematec AG hat derzeit 40 Mitarbeiter.
Auf dem ehemaligen Kasernen- und Flug -
hafen gelände in Memmingerberg stehen
der Firma seit dem Ausbau im letzten
Jahr 3000 Quadratmeter Fertigungsfläche
und 400 Quadratmeter Bürofläche auf einem
Betriebsgelände von rund 11.000 Quadrat -
metern zur Verfügung. Begonnen hat alles
1997 in gekauften Bürocontainern in
Benningen. Damals wurde noch in einem
Schwesterbetrieb montiert. Dipl.-Maschinen -
bauingenieur Manfred Eberhard erinnert sich:
»Im April ging es als Einmannbetrieb los.
Nach vier Wochen wurde der erste Mit -
arbeiter eingestellt. Die erste Konstruk tion
war unser Firmenlogo, die erste Maßnahme
die Sicherung der Ematec-Domains für das In-
ternet. Die ers te kaufmännische Aktion war
der Erwerb einer Kaffeemaschine.« Schon
nach drei Monaten hatte Ematec fünf
Mitarbeiter. Zum Jahresende 1997 waren es
bereits zehn. Die Firmenentwicklung verlief
im Eil tempo. Der erste Aufbagger auf einem
MAN-Chassis war ebenso ein Meilenstein
wie die Flugzeug berge- und Schleppstangen,
Montagekräne, Krananlagen, Handhabungs -
technik und Last aufnahmemittel. Nach fünf
Jahren hatte Ematec bereits 19 Mitarbeiter.
Nach zehn Jahren wird aus der Einzelfirma
eine Aktiengesell schaft, sie zieht nach
Memmingerberg in eigene Produktionsräume.
2008 können sich die Mitarbeiter über
Genuss-Scheine am Erfolg der AG beteiligen.
2012 werden die Räumlichkeiten großzügig
erweitert. Zuletzt kommt sogar noch ein
Gesundheitszentrum hinzu.
Ematec AG
Am Ziegelstadel 3
87766 Memmingerberg
Tel. 08331/9487-0
Fax 08331/9487-40
[email protected], www.ematec.de
Vorstand: Manfred Eberhard
Das großzügige Firmengelände in Memmingerberg
Die Ematec-Erfolgsgeschichte 1997 bis 2013
Die Montagehalle wurde im letzten Jahr erweitert
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Meinung
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Meine Position baut auf Säulen auf. Da isteinmal das ökonomische Prinzip: »Mitgeringst möglichem Aufwand ein maxi-
males Ergebnis erzielen!« Dieses Prinzip ist auch ökologisch stimmig und wirksam. Insbesondere Photo -voltaik ist eine schlimme Verletzung des ökonomi-schen Prinzips, hier wird mit größtem Aufwand daskleinste Ergebnis erzielt. Die 20 Milliarden Photo -voltaik-Förderung in Deutschland von 2005 bis 2010hätten die energetische Sanierung von einer halbenMillion Wohnungen bezahlt und 250 Millionen Eurofür den Kauf von Öl und das damit verbundene CO2gespart! Die Mieter und das Handwerk hätten viel undnachhaltig davon gehabt, erst recht bei heutigen Öl-preisen!
Die viel zitierte Stromkostenexplosion war be-reits vor 2010 absehbar und kommt 2018 erst so rich-tig zum Tragen, wenn Kernkraftwerke abgeschaltetwerden, die Netze (vielleicht) verfügbar sind und dieSolar panele ohne Förderung entsorgt und ersetzt wer-den müss(t)en.
allgäuALTERNATIV hat den Kopf der Allgäuer Schultz-Firmengruppe,Wolfgang E. Schultz, gebeten, als Unternehmer mit 2100 Mitarbeitern und als Vordenker in Sachen Energieeffizienz die derzeitigen Entwicklungenim Energiebereich lokal und global zu betrachten und zu kommentieren. Einige aktuelle Aktivitäten kommen dabei nicht gut weg
Wildwuchs am MarktWolfgang E. Schultz über Energiezukunft
Wolfgang E. Schultz spricht von Fehlentwicklungen
Deutschland ist eine Industrienation. »Made inGermany« ist die Basis unserer Lebensqualität. Ichnehme an, dass wir die halten wollen. Eine Industrie-nation muss Energie im großen Maßstab erzeugen.Der vielfach zitierte Ansatz, wonach jeder Häusle-Bauer seinen eigenen Strom auf dem Dach erzeugt, istunwirtschaftlich. In der Konsequenz logisch wäre,dass jedermann wieder selber Hosen schneidert, Schu-he fertigt und seinen eigenen Käse herstellt. Hosen schneidern kann kaum noch jemand, aber eigenen Strom erzeugen, das kann jeder.
Sicherheit ist wichtigDem Straßenverkehr sind seit 1960 in Deutsch-
land etwa 500.000 Menschenleben zum Opfer gefallen,der Kernkraft kein einziges. Sehr viele Maßnahmenhaben die Anzahl tödlicher Unfälle von jährlich15.000 (Stand in West-Deutschland im Jahre 1960 beideutlich geringerer Verkehrsdichte) auf immer nochbedauerliche 5000 (ganz Deutschland) senken kön-nen. Wer Energie aus Biomaterial für »sicher« hält,möge doch bitte die Unfallstatistik der Land- undForstwirtschaft ansehen. Zur Sicherheit gehört für dieIndustrienation unbedingt auch die Versorgungs -sicherheit zu wettbewerbsfähigen Kosten! Unsere Er-wartung: »Durchdachte« Lösungen müssen nachhal-tig, ressourcenschonend, CO2 -degressiv und wettbe-werbsfähig sein. Seit 2009 ist meine Konsequenz: dieeinzelnen Schritte nach Wirksamkeit zu priorisieren.
Steigerung der Energie-Effizienz• Altbausanierung einschließlich Ersatz alter
Heizanlagen spart Gas, Öl, Strom und CO2, steigertdie Behaglichkeit und ist in Deutschland darüber hin-aus auch beschäftigungsintensiv!
• Bereich Neubau: Niedrig-Energie-Häuser, u.a.mit Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung, Solar -thermie-Dächer, aber keine Photovoltaik-Dächer (ab-gelegene Hütten einmal ausgenommen).
• Weitere Beispiele, zu denen große industrielleAnstrengungen für Energie-Effizienz bekannt sind:Verbrennungsmotoren, Kraft-Wärmekopplung (räum-
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liche Nähe und Ausgewogenheit der Verbraucher vonStrom und Wärme sind erforderlich).
• Schulung des Energiespar-Bewusstseins beimEndverbraucher.
• Globale Aufforstung (positive Wirkung auf denCO2- und Wasserhaushalt. Allein im Mittelmeerraumist ein riesiges und beschäftigungswirksames Potenzial!)
• Erneuerbare Energien dort einsetzen, wo sieamortisationsfähig sind. Ich halte es mit folgender Reihenfolge nach Wichtigkeit: Wasserkraft; Geo- undSolarthermie; Holz- und Bio-Abfall (z.B. KWK, ZAK)und Windenergie.
• Netzausbau und intelligente Netzsteuerung (diegibt es eigentlich schon lange, sie muss nur, muss nurauf das zusätzliche Angebot eingestellt werden).
• Kernkraftwerke weiter betreiben, bis neueQuellen und Netze installiert sind, die die Erwartun-gen in Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und CO2-Einsparung erfüllen und wettbewerbsfähig sind.
Umsetzung im GroßenWir müssen auf eine prioritätengerechte neue
Allokation der Fördermittel achten. Auf die Priorisie-rung aufgebaut wird die zukünftige Energie- und Effizienz-Beratung und -Schulung.
Es gilt, Visionen zu fördern, das können sein: dieKern-Fusion, Hochspannungs-Gleichstromübertra-gung, Supraleitung und Wasserstoffantriebe. Auch beidieser Priorisierung werden die Kosten steigen, aller-dings milder als infolge des Wildwuchses, der seit2005 geschehen ist.
Magnet-Schultz (MSM) konnte 2012 den 100. Ge -burtstag in Memmingen feiern und geht jetzt in die
vierte Generation! Auch dieses sehr seltene Ereignisund die sehr hohe Nachfrage nach unseren Aus -bildungsplätzen (zur Zeit rund 60 neu pro Jahr) be -stätigen eindrucksvoll die Akzeptanz in der Region.Unsere Hightech-Innovationen und Investitionenfür elektromagnetische Aktoren und Sensoren sindeine hohe Motivation für qualifizierte Arbeitskräfte.Das Allgäu ist für uns ein guter Standort, weil die vor-rangigen Kriterien Arbeitsmarkt, Qualifizierung, Ver-kehrsanbindung vom hohen Freizeitwert ergänzt wer-den und unser Produkt nicht transportintensiv ist. DiePersonal- und Energiekosten sind auch hier hoch undsteigen weiter. Unsere Materialkosten liegen etwa aufinternationalem Niveau.
Anstrengungen von MSMProdukte und Dienste: MSM hat bereits 1960
»Gütefaktoren« definiert, nach welchen rohstoff- undenergiebewusst nachhaltige, langlebige Produkte ent-wickelt und qualifiziert werden. Das beachten wir heu-te mehr denn je und für steigende Ansprüche!
MSM verwendet die gängigen und bewährtenTechnologien energiesparender Betriebe wie z.B. Wär-merückgewinnung und betreibt Recycling. JährlicheRohstoffbilanzen zeigen erhebliche Fortschritte. Wiruntersuchen ein weiteres Kraft-Wärmekopplungspro-jekt (wohl wissend, dass wir nur wenig Wärme brau-chen).
Mit großem Aufwand wurden seit 2000 auch un-sere Altbauten wärmeisoliert und Wärmedämmver-glasungen eingebaut. Solardächer lehnen wir als Ko-stentreiber ab. Auch privat haben wir die Wärmeiso-lierung maximiert und leben energiebewusst.
Magnet-Schultz (MSM) in Memmingen ist eine inter -
national dynamische, familien geführte Firmengruppe
mit 2100 Mit arbeitern und Betrieben in Deutschland,
der Schweiz, den USA, Großbritannien und Italien. Die
Produkte und Dienstleistungen von MSM sollen den
Kunden und Mit arbeitern Sicherheit geben. Sorgfältige
Ausbildung, motivierendes Betriebsklima, hohe Inves -
titionen, starke Innovation und Präsenz auf den Welt -
märkten erhalten den Spitzenplatz. Wolfgang E. Schultz
ist ein bodenständiger Unternehmer mit jahr zehnte langer
Erfahrung auf dem interna tionalen Parkett und trotzdem
ein profunder Allgäu-Kenner und -Gönner.
Einer der größten Allgäuer Arbeitgeber
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Photovoltaik
allgäuALTERNATIV
Als neuen Beitrag zu Energiewende und Klima -schutz ermöglicht der AllgäuStrom-PartnerAllgäuer Überlandwerk (AÜW) im Rah men
des Projektes »Integration regenerativer Energien undElektromobilität« (IRENE) allen Allgäuerinnen undAllgäuern künftig via »Online-Solar-Kataster« leich-ten Zugang zu Informationen, ob und wie gut sich einDach zur Nutzung von Solaranlagen eignet. Verfügbarwird der neue, kostenfreie Service sowohl auf der Internetseite der AllgäuStrom-Kooperation als auchdes AÜW sein.
»Viele Dächer von Gebäuden bergen ein bislangungenutztes Potenzial für die solare Stromerzeugung.Mit dem Online-Solar-Kataster wollen wir AllgäuerHausbesitzerinnen und Hausbesitzern eine leicht zu-gängliche Hilfe für eine erste Einschätzung anbieten,ob ihre Dachflächen für eine solare Nutzung in Frage
kommen«, erklärt AÜW-Geschäftsführer Michael Lu cke. »Energiewende und Klimaschutz beginnen vorder eigenen Haustür«, zeigt er sich überzeugt davon,dass der neue Service Hausbesitzer dazu animiert, da-bei tatkräftig mitzuwirken.
Dass das Potenzial enorm groß ist, ergab die vomAÜW im Rahmen des Projektes »Integration rege-nerativer Energien und Elektromobilität« (IRENE) inAuftrag gegebene Solarpotenzialanalyse. »Wenn allegeeigneten Dachflächen konsequent mit Solarmodu-len bestückt werden würden, könnten wir nach neue-sten Analysen zwischen 310 und 500 GigawattstundenStrom pro Jahr liefern«, rechnet Dr. Michael Fiedeldey,Technischer Leiter des AÜW, vor. »Mit unserem neuenService möchten wir möglichst viele Hausbesitzer fürein lokales Mitwirken am Klima schutz gewinnen«,nennt Michael Lucke ein wichtiges Ziel des neuen
Ist mein Haus für eine Solaranlage zur Stromgewinnung geeignet? Hinter dieser Frage verbirgt sich bislang unerkanntes oder ungenutztes Potenzial fürdie solare Stromerzeugung auf vielen Dächern von Gebäuden. Per Mausklickstehen demnächst auf den Internetseiten des AÜW und der AllgäuStrom-Kooperation frei zugängliche Informationen darüber zur Verfügung, wie gutsich ein Dach zur Nutzung von Solaranlagen eignet – für alle Dächer im Allgäu
Das Dach – ein Strom-Esel?Das AÜW-Solarkataster geht online
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Waren für die Erstellung derOrthofotos – für den Karten -gebrauch entzerrte Luftbilder –im Rahmen der Solar potenzial -analyse im Allgäu unterwegs(v.l.): der Pilot sowie der Opera-tor Mag. Martin Ulz von der Be fliegungsfirma Forest Map -ping Management zusammenmit Günter Kraus von der FirmaRIWA GmbH – Gesellschaft für Geoinformationen und Dr. Michael Fiedeldey, Tech -nischer Leiter des AÜW
Oben: die Technik im Innerendes Flugzeuges
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bürgerfreundlichen, Service. Um die mittleren poten-ziellen Solarerträge errechnen zu können, wurde be-reits eine Solarpotenzialanalyse (siehe Kasten oben)für die Gebiete der fünf AllgäuStrom-Partner AllgäuerKraftwerke GmbH, Allgäuer Überlandwerk GmbH,Energieversorgung Oberstdorf GmbH, Energieversor-gung Oy-Kressen eG sowie Energie genossenschaft eGMittelberg durchgeführt.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurdenübersichtlich in drei Ertragskategorien klassifiziertund werden spätestens Mitte März 2013 im Internetveröffentlicht. Sie teilen sich auf in sehr gute Solareig-nung der Dachflächen (über 95 Prozent der maximalmöglichen Einstrahlung), gute Solareignung derDach flächen (90 bis 95 Prozent der maximal mög -lichen Einstrahlung) und bedingt geeignete Solareig-nung der Dachflächen (80 bis 90 Prozent der maximal
möglichen Einstrahlung). So können Hausbesitzerleicht feststellen, ob ihre Dachflächen grundsätzlichfür die solare Nutzung geeignet sind. »Berücksichtigtwerden Ausrichtung und Neigung der Dachfläche so-wie deren Verschattung durch Nachbargebäude, Mas -ten, Bäume oder Böschungen. Eine Rolle spielen au-ßerdem die Geländeformen, der tageszeitabhängigeSonnenverlauf mit seiner variablen Strahlungsinten-sität sowie klimatische Basisdaten für unsere Region«,erläutert der Technische Leiter des AÜW. »In der Solarpotenzialanalyse nicht erfasst sind die Statik undder Zustand der Dächer«, so Dr. Fiedeldey.
Die gesammelten, zusammengefassten und op-tisch aufbereiteten Erkenntnisse der fünf Konzessions-gebiete der AllgäuStrom-Partner »sollen AllgäuerHausbesitzerinnen und Hausbesitzern eine erste unverbindliche Orientierung geben, ob sich ihre
Die SolarpotenzialanalyseMethodische Grundlage des Solarkatasters Allgäu ist die
Ableitung von diversen geometrischen Daten aus drei -
dimensionalen Luftbildern der fünf Konzessionsgebiete. Die
räumlichen 3D-Luftbilder stammen aus einer Befliegung,
die im Zeitraum Juli bis August 2012 im Allgäu stattfand.
Über ein spezielles Fernerkundungs- und Vermessungs -
verfahren werden räumliche Objekte aus ihrer fotografisch
festgehaltenen Strahlung rekonstruiert und Ober flächen -
modelle erzeugt, die Gebäude, Gelände und Vege tation des
Allgäus zeigen. In Verbindung mit der digitalen Flurkarte
können so Dachflächen identifiziert und mit ihren
spezifischen geometrischen Eigenschaften – insbesondere
Lage, Firstausrichtung, Neigung – beschrieben werden.
Ein Rechenmodell liefert schließlich die Mittelwerte der
potenziellen Solarerträge, die sich aus den gesammelten
Eigenschaften jeder Dachfläche er ge ben. Der optimierte
Rechenprozess berücksichtigt nur Solarpotenzialwerte
für Gesamtdachflächen über zwölf Quadratmeter. Kleine
Nebengebäude wie Garten häuschen, Schuppen oder Car -
ports, die für Solaranlagen wenig geeignet sind, werden
nicht berechnet. Da die maximal mögliche Einstrahlung je
nach geografischer Lage variieren kann, wurde für jede
Gemeinde ein eigener Wert ermittelt. Die Einteilung muss
daher immer im Bezug zu diesem Wert gesehen werden,
für Kempten ergeben sich beispielsweise 1340,5 kWh/pro
Quadratmeter und Jahr. Selbstverständlich wurden alle
möglichen nach Tages- und Jahreszeit variablen Ver -
schattungen durch Geländeformationen, Vegetation oder
Bebauung berücksichtigt.
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Datenschutz wird beachtet»Veröffentlicht werden lediglich entsprechend farblich
markierte Gebäudeansichten, die ausschließlich zur
privaten Information der Allgäuerinnen und Allgäuer
gedacht sind. Es sind keine Personen, Kraftfahr zeug -
kennzeichen, Haus nummern oder Ähnliches erkennbar,
die Rückschlüsse auf individuelle Eigenschaften er mög -
lichen würden«, macht Lucke deutlich. »Eine kom mer zielle
Nutzung der Daten wird nicht gestattet.«
Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die die Solar eignungihrer Dachflächen nicht im Internet publiziert haben möch -ten, konnten bereits seit einigen Wochen schriftlich Wider -spruch einlegen und können das auch weiter tun. »Dannwird das Haus im Kataster verdunkelt und ist somit nichtmehr sichtbar«, erklärt Lucke. »Die Möglichkeit zum Wider-spruch besteht im Übrigen nicht nur vorab, sondern wäh -rend der gesamten Veröffentlichungsdauer.« Ein ent -sprechendes Formular steht als Download bereit unterwww.allgeaustrom.de oder www.auew.de
Dächer grundlegend für Solarenergie eignen. Sie er-setzen jedoch nicht die individuelle Beratung undAnalyse durch Fachleute«, ergänzt AÜW-Geschäfts-führer Lucke.
Innerhalb des Projektes IRENE erforscht dasAÜW zusammen mit Partnern, wie erneuerbare Ener-gien, Stromverbrauch und der Einsatz von Elektro -mobilität in einem Smart Grid – intelligente Strom-netze, denen für die sichere Energiezukunft des Allgäus eine entscheidende Rolle zukommt – ab -gestimmt werden können. Das Projekt IRENE wirdvom Bundeswirtschaftsministerium gefördert und hateine Laufzeit von zwei Jahren.
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Die Idee zur Errichtung einer Wasserkraftan-lage zur Gewinnung von acht Millionen Kilo -wattstunden Strom an einem bestehenden
Wasserfall im Markt Türkheim im Unterallgäu hattebereits 1960 der Vater von Alois Ruf. Im Zuge der demHochwasserschutz dienenden Flussbegradigung wurdenördlich von Türkheim an der Wertach eine sechsMeter hohe Staustufe erbaut. Damals kaufte Rufs Vaterdie Anliegergrundstücke auf und erstellte eine erstePlanung für ein Wasserkraftwerk, die er bei der zu-ständigen Behörde, dem bayerischen Wirtschaftsmi-nisterium, als Voranfrage einreichte.
Eine Stimme zu wenig im Marktrat machte diePläne zunichte. Ruf Senior sollte eine »energierecht -liche Freigabe« beibringen, die belegen sollte, dass sichdas Kraftwerk wirtschaftlich rechnet. Nach langen undzähen Verhandlungen mit den Lechwerken einigteman sich im Jahre 1972 auf einen niedrigen Preis vonca. 1,5 Pfennig pro Kilowattstunde (kWh). Das wardem Ministerium zu wenig. Die Genehmigung wurdenicht erteilt.
Nach dem Tod von Ruf Senior im Jahre 1974 führ-te der Sohn das Verfahren fort. Die allgemeine Situa-tion der Wasserkraftstromerzeuger verbesserte sichnach der ersten Energiekrise im Jahre 1973 deutlich.Grund für einen neuen Genehmigungs-Anlauf. Zumneuen Antrag mussten neue kostspielige Gutachtenangefertigt werden. Das Landratsamt drohte Alois Ruf1976 mit einer endgültigen Ablehnung. Der Markt -gemeinderat Türkheim befürchtete Ungezieferbefallin dem stehenden Wasser sowie Hochwassergefahr. Das Landratsamt wollte nicht über die Bedenken desMarktrates hinweggehen. Ruf zog seinen Antrag zu-rück, nachdem auch noch selten auftretende Orchi-deenarten und brütende Eisvögel von den Gegnernentdeckt worden waren.
Als 1986 der Unfall im Atomkraftwerk Tscherno -byl Teile Europas verstrahlte, gewannen die erneuer-baren Energien an Bedeutung. Ruf packte seine Plänewieder aus. Er gewann sogar den damals amtierendenLandrat Hermann Haisch für das Projekt. Dennochwar die Marktgemeinde Türkheim von dem Vorhaben
Windkraft-Gegner führen als Alternative oft den weiteren Ausbau der Wasserkraft ins Feld. Allerdings ist der Ausbau der Wasserkraft im Gegensatz zur Windkraft nicht »privilegiert«.Was das im schlimmsten Fall bedeutet, zeigt das Beispiel einesWasserkraftwerks an der Wertach bei Türkheim
Das Generationenprojekt Eine unendliche Genehmigungs-Geschichte
Die Staustufe bei Türkheim:Über fünfzig Jahre liegen die
ersten Planungen zurück
Wasserkraft
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lois
Ruf
nicht zu überzeugen. Die alten Ängste vor Hochwasserund einer Verschlechterung der Lebensqualität wur-den wieder geäußert.
Der Landrat war jedoch um eine Kompromiss -lösung bemüht und empfahl Ruf, die Stauhöhe derartzu verändern, dass nur sechs Millionen kWh Strom-leistung anstelle der zuvor geplanten acht erzeugt wer-den konnten. Dank dieser Senkung konnte der Land-rat die Genehmigung trotz der vehement dagegenkämpfenden Kommune erteilen. Durch die geplanteÄnderung ergaben sich zusätzliche Kosten für auf-wendige Gutachten. Zwei Personalwechsel in der ju-ristischen Abteilung des Landratsamtes führten zuweiteren Verfahrensverzögerungen. Der Planfeststel-lungsbeschluss wurde schließlich im Jahre 1991 ge-fasst. Seit der ersten Projektidee bis zu diesem Mo-ment waren insgesamt 31 Jahre verstrichen. In denJahren 1993 bis 1995 erfolgten der Bau der Wasser-kraftanlage und deren Anschluss an das öffentlicheVersorgungsnetz. Das Projekt wurde ausschließlichüber Fremdkapital finanziert.
Inzwischen gehört die Wasserkraftanlage zumOrtsbild Türkheims. Die umgebaute Wehranlage er-höht die Abflussmöglichkeit im Hochwasserfall umein Drittel, was sich besonders bemerkbar machte, alsim Jahre 1999 das »300jährige Hochwasser« Türkheimheimsuchte. Außerdem hatte bis zum Bau des Wasser-kraftwerks das alte, sechs Meter hoch stauende Beton-wehr die Fischwanderung verhindert. Nach dem Baudes neuen Kraftwerkes entstand der erste naturnaheFisch pass mit einem Durchfluss von 100 Litern pro Se-kunde als Umgehungsgewässer. Im Nachhinein be-trachtet Alois Ruf die »energierechtliche Freigabe«nach dem Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetz(BayVwVfG) als größtes zu bezwingendes Hemmnis.
Der Kraftwerksbetreiber hat im letzten Jahr be-antragt, alle Reserven zu aktivieren, die in der Anlagestecken. Ohne bauliche Veränderungen könnten beieiner Erhöhung der Stauhöhe um 60 Zentimeter rundzehn Prozent (600.000 kWh) Strom mehr erzeugt wer-den. Und wieder gibt es Proteste, diesmal auch ausdem nahen Gewerbegebiet an der Ettringer Straße.
Ort Fallhöhe Durchfluss Leistung Betreiber
Inningen[1] 2600 kW BEW
Bobingen[1) 2600 kW BEW
Großaitingen 2400 kW BEW
Mittelstetten 2400 kW BEW
Schwabmünchen 2600 kW BEW
Hiltenfingener Wehr 900 kW[2]
Siebnacher Wehr 2060 kW[2]
Ettringen, unteres Wehr (Lang Papier) 800 kW[2]
Ettringen, oberes Wehr 407 kW LEW
Türkheim, unteres Wehr 1150 kW
Wehr bei Waltermühle Türkheim ohne Wasserkraftnutzung
Seitenkanal Mühlbach, Abzweigung am Irsinger Wehr 504 kW
Irsinger Wehr ohne Wasserkraftnutzung
Irsingener See 1700 kW[3]Stadtwerke Bad Wörishofen
Bingstetter See
Wasserkraftwerk Frankenhofen (Frankenhofner See) 7,22 m 12,5 m³/s 750 kW + 750 kW VWEW
Wasserkraftwerk Schlingen (Schlingener See) 6,60 m 12 m³/s 620 kW + 620 kW VWEW
Ingenrieder Wehr 2,50 – 3,30 m 13 m³/s 310 kW
Wasserkraftwerk Leinau (Seitenkanal) 6,87 m 14 m³/s 796 kW[4] VWEW
Leinauer Wehr in Kaufbeuren
Seitenkanal Mühlbach in Kaufbeuren 9 m³/s diverse Privat
Hirschzeller Wehr in Kaufbeuren (Mühlbach-Abzweig) ca 0,5 m³/s
Kraftwerk Hirschzell (Bärensee) 7,66 m 12,5 m³/s 765 kW + 765 kW VWEW
Kraftwerk Biessenhofen (Bachtelsee) 9,33 m 12,5 m³/s 920 kW + 920 kW[4] VWEW
Wasserkraftwerk Ebenhofen 6,20 m 12 m³/s 500 kW VWEW
Grüntensee 18 m 5,25 m³/s + 5,25 m³/s 520 kW + 520 kW WWA Kempten
Wasserkraftnutzung an der Wertach
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Wasserkraft
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Dort fürchtet man Nachteile bei Hochwasser. Rufkann das nicht verstehen. Er führt ins Feld, dass sichdie Wertach inzwischen im betroffenen Bereich umetwa einen Meter eingetieft habe und deshalb keineNachteile für die Bedenkenträger entstehen könnten.Diesmal steht der Genehmigungsbehörde mit LandratHans Joachim Weirather ein ausgewiesener Fachmannvor. Er war davor Leiter des Wasserwirtschaftsamtesin Kempten. Und Weihrather macht klar, dass diesmalnur eine beschränkte wasserrechtliche Erlaubnis nötigist, also ein verhältnismäßig wenig aufwendiges Ver-fahren. Man könne sogar eine probeweise Stauziel -
Neuregelung des WasserrechtsZum 1. März 2010 erfuhr das Wasserrecht eine gesetz -liche Neuregelung. Für die Nutzung der Wasserkraft istinsbesondere die Erweiterung der Vorschriften über dieBewirtschaftung oberirdischer Gewässer relevant. Nach § 33 WHG (Wasserhaushaltsgesetz) ist das Aufstauen,Entnehmen und Ableiten von Wasser nur zulässig, wenneine ausreichende Mindestwasserführung gewährleistetwird. Gemäß § 34 WHG darf die Errichtung, wesentlicheÄnderung oder der Betrieb einer Stauanlage nur zu -
gelassen werden, wenn die Durchgängigkeit des Ge -
wässers erhalten oder wiederhergestellt wird, soweit
dies für die Bewirtschaftungsziele des Gewässers er -
forderlich ist. § 35 WHG konkretisiert die ökologischen
Anforderungen an Wasserkraftanlagen. Eine Nutzung
darf demnach nur zugelassen werden, wenn auch geeig -
nete Maßnahmen zum Schutz der Fischpopulation er -
griffen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass
Fische bei ihrer Wanderung grundsätzlich unbeschadet
an der Wasserkraftanlage vorbeikommen.
erhöhung ins Auge fassen, die jederzeit zu widerrufenwäre, wenn sich irgendwo daraus Nachteile ergeben.Nach wie vor wehren sich aber die Nachbarn. EineEntscheidung steht noch aus.
Alois Ruf ist auch Mitinhaber einer neuen Wasser -kraftanlage in Füssen am Lech. Dort dauerte derKampf um die Genehmigung lediglich fünf Jahre – imVergleich zur Türkheimer Anlage eine Rekordzeit. Dasneue Wasserkraftwerk soll mit 20 Millionen kWh diedoppelte Versorgungsleistung seines Vorgängers ge-nerieren und ermöglicht durch seine Bauweise, dassder Lechfall immer im Fluss bleibt.
Alois Ruf würde gerne noch et-was mehr Energie »ernten«,
aber die Genehmigungenlassen auf sich warten
33allgäuALTERNATIV
Gebraut mit der Kraft der Sonne« – unter diesem Label haben sich einige bayerischeBrauereien zusammengeschlossen, umwelt-
und klimaschonend Bier herzustellen und zu verkau-fen. Eine gute Idee. 2010 bot ein pfiffiger Pizzeria-Be-sitzer im Norden Siziliens das Solar-Bier einer fränki-schen Brauerei an. Ein absoluter Renner bei den jungenLeuten und bei den Urlaubern auf der Insel. Aber: fränkisches Bier, gebraut nach dem bayerischen Rein-heitsgebot unter Beachtung aller denkbaren umwelt-und klimaschonenden Grundsätze, auf Sizilien? Gehtda nicht jeder gute Vorsatz wieder flöten?
Eine Frage, die sich Geschäftsführer GottfriedHärle von der Brauerei Härle in Leutkirch nicht stellenmuss. Denn ein Merkmal der Traditionsbrauerei ist dieBodenständigkeit. Die zehn unterschiedlichen Härle-Biere werden weder nach Hamburg noch nach Ame-rika oder Sizilien geliefert. Sie werden in der Regionvertrieben. Gebraut in Oberschwaben, getrunken imganzen Allgäu.
Diesem Grundsatz haben sich natürlich noch andere Allgäuer Brauereien verschrieben, und daraufsind wir Allgäuer auch stolz. Bei Härle in Leutkirchgeht man aber noch einen großen Schritt weiter: Seit2009 setzt Härle in seiner Brauerei ausschließlich er-neuerbare Energieträger ein – also Holzhackschnitzelaus der Region und Strom aus Wasserkraft, Wind, Bio-masse und Sonne. Die Leutkircher sind damit die ersteBrauerei in Deutschland, die ihre Biere zu 100 Prozentklimaneutral herstellt und vertreibt.
Der betriebliche Frischwasserbedarf wurde aufein Minimum reduziert. Alle Zulieferungen kommenaus nächster Nähe, die Braugerste zum Beispiel aus-schließlich aus Oberschwaben.
Den notwendigen Strom beziehen die Brauer inLeutkirch von der grünen LichtBlick AG, und zwölfProzent des Bedarfs werden aus drei Photovoltaik-Anlagen auf den eigenen Dächern erzeugt. Auf derHomepage der Brauerei erfahren die Kunden nicht nur,dass in Leutkirch hervorragende Biere gebraut werden,sondern auch, dass seit 1896 in vier Generationen»Brauerei-Leidenschaft« gelebt wurde und wird. Unterdem Stichwort »Umweltmanagement« lernen die Be-sucher der Internet-Seite zudem, dass erste Schritte inSachen Umwelt bereits 1991 unternommen wurden.Fast kein Jahr verging ohne Investitionen in Qualitätund Umweltbewusstsein.
Kein Wunder, dass sich Gottfried Härle seit 2010»über einen wahren Preisregen« freuen darf: BeimDeutschen Nachhaltigskeits-Preis in Düsseldorf kamHärle unter die drei Besten. In Stuttgart wurde derBrauerei der »Umweltpreis für Unternehmen – Kate-gorie Handwerk« des Landes Baden-Württemberg ver-liehen. Und dann folgte in Erfurt der »Förderpreisnachhaltiger Mittelstand«, den die EthikBank zusam-men mit den Volks- und Raiffeisenbanken alle zweiJahre vergibt.
Produkte der Brauerei Härle wird man auch zu-künftig – schon wegen der CO2-trächtigen Liefer-wege – vergeblich auf Sizilien suchen. »Darauf zu ver-zichten fällt nicht schwer, wenn man in einem so schö-nen Landstrich wie dem Allgäu leben und Bier brauendarf«, weiß Gottfried Härle. Und er beweist, dass daskeine leeren Worte sind: Die Brauerei Härle beteiligtesich finanziell an der Gestaltung einer Ausstellung zurErhaltung der Adelegg, spendete Geld für den Ankaufeiner Biotopfläche bei Adrazhofen und unterstützt dieStiftung Kulturlandschaft Günztal.
Ganz oben das aktuelle Logo derBrauerei, darunter ein früheresWerbeschild und unten einHinweis auf betriebsnahe Felder
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Bier aus OberschwabenAus Überzeugung regional und klimaneutral
Gottfried Härle ist stolz darauf, im AllgäuBier brauen zu dürfen. Seine Biere sind nichtfür den Export gedacht. Kurze Transportwege,lokale Märkte, klimaneutrale Produktion undganzheitliches Umweltmanagement liegenihm und seinen 30 Mitarbeitern am Herzen.In Anbetracht von Pferdefleisch-Skandalenund globalen Lebensmittel-Mauscheleien ein Lichtblick – besonders für qualitäts -bewusste regionale Verbraucher
Auszeichnung für Nachhaltigkeit: Gottfried Härle (ganz rechts) zusammen mit anderen Preisträgern
Regionales
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energy award
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Der Aufwand, findet Bürgermeister UlrichPfanner, hat sich auf jeden Fall gelohnt.Nicht nur, weil am Ortseingang auf Schil-
dern mit der Auszeichnung geworben werden kannund die »European Energy Award«-Urkunde imScheidegger Rathaus hängt. Als Beweis dafür, dass dieWestallgäuer Marktgemeinde besondere Erfolge beimThema Energiesparen und Klimaschutz vorzuweisenhat. Der European Energy Award (eea), so Pfanner,habe mit seinem Qualitätsmanagementsystem undZertifizierungsverfahren, bei dem die Energie- undKlimaschutzaktivitäten der Kommune erfasst, bewer-tet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft wer-den, die Gemeinde bei ihren Bemühungen um eine
nachhaltige Energiepolitik deutlich vorangebracht.»Maßnahmen ergreifen, das Ganze bestätigen lassenund das Monitoring im Zuge der eea-Zertifizierungfortführen – dadurch bleibt der Prozess im Gang«, hatder Scheidegger Bürgermeister festgestellt und weistauf einen weiteren positiven Aspekt hin: »Unsere ener-giepolitischen Bemühungen sind in diesem Zuge do-kumentiert worden und verschwinden nicht einfachim Informationsnirwana.«
Angesichts der positiven Erfahrungen kannPfanner anderen Gemeinden nur dazu raten, densel-ben Weg einzuschlagen und sich am eea-Verfahren zubeteiligen – zum Wohle der Gemeinde und ihrer Bürger, aber auch, um das große Ganze voranzubrin-
Klimaschutz mit System Mustergültige Energiepolitik in Scheidegg
Das stolze Scheidegger Klima-Team bei der Verleihung desEnergy Award lässt sich mit demMinister fotografieren
Sieben Allgäuer Kommunen sind bislang mit dem European EnergyAward für ihre Energie- und Klimaschutzaktivitäten ausgezeichnetworden, Scheidegg ist eine davon. Durch die Teilnahme an diesem Programm und den Austausch mit anderen beteiligten Kommunen istseine Gemeinde vor teurem und unkoordiniertem Aktionismus bewahrtworden, glaubt Bürgermeister Ulrich Pfanner
35allgäuALTERNATIV
gen. »Jede Kommune muss in ihrem Verantwortungs-bereich aktiv werden«, findet Pfanner. »Nur so kanndie Energiewende gelingen.«
Scheidegg ist neben Wasserburg, Wildpoldsried,Pfronten, Sonthofen, Bad Grönenbach und Kempteneine von sieben Allgäuer Kommunen, denen bislangder European Energy Award verliehen wurde.Deutschlandweit nehmen mehr als 250 Städte und Ge-meinden an dem Programm teil. Am Anfang steht da-bei die Analyse des Ist-Zustandes, die Frage also, wel-che Energie- und Klimaschutzprojekte bereits reali-siert wurden. Die Ergebnisse fließen in ein Stärke-Schwäche-Profil ein. Noch nicht ausgeschöpfte Poten-ziale der Kommunen können identifiziert und Priori-täten definiert werden.
In Scheidegg wie auch in den anderen teilneh-menden Allgäuer Gemeinden wurden dafür Energie-teams gegründet als Entwicklungszentralen und Mo-toren der energiepolitischen Programmarbeit in derKommune. Sie bestehen aus Mitarbeitern der Ge-meindeverwaltung, Mitgliedern des Gemeinderates,aber auch aus engagierten und interessierten Bürgern.Unterstützt werden die Energieteams von Expertendes Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!), soauch in Scheidegg. Die Begleitung von zertifizierteneea-Beratungsstellen, zu denen eza! zählt, ist sogarzwingend vorgeschrieben. »Ohne Hilfe seitens derFachleute wäre es auch nicht gegangen«, betont JürgenHörmann, Leiter des Scheidegger Energieteams unddes Hauptamtes im Markt Scheidegg.
Dr. Thorsten Böhm von eza!, der die GemeindeScheidegg im eea-Verfahren begleitet, beschreibt sei-nen Beitrag als »Hilfe zur Selbsthilfe«. Unter anderemunterstützte er das Energieteam dabei, auf der Grund-lage der Ist-Analyse ein Energie-Leitbild und ein Ak-tivitätenprogramm zu entwickeln, das es anschließendumzusetzen galt. Im Bereich Mobilität, einem vonsechs zu bewertenden Analysefeldern, war Scheideggmit einem gut ausgebauten öffentlichen Personennah-verkehr (ÖPNV) sowie zahlreichen Rad- und Wan-derwegen ohnehin »gut aufgestellt« (Böhm). »Das isttypisch für einen Fremdenverkehrsort«, erklärt Böhm.Dafür herrschte in anderen Sektoren Nachholbedarf,wie die Potenzialanalyse ergab.
Größtes Projekt, das zur Aufbesserung der CO2-Bilanz in Angriff genommen wurde, war der Bau einesHackschnitzelheizwerks. Die Anlage mit einer Leis-tung von 3,4 Megawatt versorgt über ein 3,5 Kilometerlanges Leitungsnetz mehrere Kurkliniken sowie Fir-men und kommunale Gebäude mit Fernwärme. Alsweitere Maßnahme setzte man mithilfe eines Punkte-systems im Neubaugebiet »Hitzenbühl« Anreize fürenergieoptimiertes Bauen. Außerdem konnte dank ei-nes effektiven Energiemanagements der Energiever-brauch in den kommunalen Gebäuden deutlich redu-ziert werden, in der Scheidegger Schule wurden gar 30
Zwei Klima-Förderer feiern den Erfolg: Umweltminister Marcel Huber (l.) und Bürgermeister Ulrich Pfanner aus Scheidegg im Welstallgäu
Die Menschen im Ort haben gemeinsam ein Ziel verfolgt. Scheidegg bekam den Energy Award
European Energy Award
Der European Energy Award (eea) ist ein europäisches Qualitätsmanagement zur nachhaltigen Umsetzung der kommunalen Energie- und Klimaschutzplanung. Im Rahmen des eea-Verfahrens beraten und begleiten Fachleute – im Allgäu von eza! – die Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Planung und Realisierung von energie- und klimaschutzpolitischen Zielen und Maßnahmen. • Kommunen, die durch den effizienten Umgang mit Energie und die verstärkte Nutzung
von erneuerbaren Energieträgern eine bestimmte Punktzahl erreichen, winkt dieAuszeichnung mit dem European Energy Award.
• Über 1000 Landkreise, Städte und Gemeinden nehmen in ganz Europa am eea teil.• Mehr als 250 Landkreise, Städte und Gemeinden nehmen in Deutschland am eea teil.• Die Teilnahme am eea wird vom bayerischen Umweltministerium im Rahmen des
CO2-Minderungsprogramms gefördert. Der Freistaat übernimmt 40 Prozent der anfallenden externen Kosten (Beratung und Lizenzkosten).
• Infos unter www.eza-klimaschutz.de
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Prozent weniger Strom verbraucht. Gleichzeitig ver-mietet die Gemeinde mehrere Dächer von kommuna-len Gebäuden für die Erzeugung von Solarstrom.»Scheidegg hat seine Hausaufgaben zu einem Großteilerledigt«, sagt Bürgermeister Pfanner, schränkt abergleich im nächsten Atemzug ein, man wolle sich kei-nesfalls auf den Lorbeeren der eea-Auszeichnung aus-ruhen.
Und dass sich die Vertreter der mit dem Europe-an Energy Award ausgezeichneten Kommunen zu-rücklehnen, soll auch unbedingt verhindert werden –unter anderem durch ein externes Reaudit, das alledrei Jahre ansteht. Zudem baut Böhm auf den Ehrgeizder Allgäuer eea-Gemeinden. Denn es gibt noch eineSteigerung: den European Energy Award in Gold, undfür den sind die Vorgaben nochmals deutlich höher.Statt 50 Prozent der möglichen Punkte müssen dafür75 Prozent erreicht und das Ergebnis muss durch einexternes Audit wiederum bestätigt werden.
Böhm bezeichnet den European Energy Awardals »freundschaftlichen Wettbewerb« unter den Ge-meinden, bei dem es aber nicht in erster Linie darumgehe, den anderen hinter sich zu lassen, sondern sichgegenseitig zu befruchten. Der Austausch und das Ler-nen vom anderen, das Abschauen voneinander sindausdrücklich erwünscht und in Böhms Augen Kern-stück des European Energy Award. »Es soll nicht jedeGemeinde das Rad neu erfinden«, betont der eza!-Ex-perte. Deshalb seien die regelmäßigen Treffen der ver-schiedenen Energieteams aus den Gemeinden undjährliche gemeinsame Exkursionen, die eza! organi-siert, so wichtig.
energy award
Im September 2007 fand in Scheidegg die Auf-taktsitzung zur Teilnahme am European-Energy-Award-Wettbewerb statt, im Herbst 2012 überreichtenBayerns Umweltminister Marcel Huber und ThomasKreuzer, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Schei-deggs Bürgermeister Ulrich Pfanner im Rahmen einesFestabends die eea-Urkunde. Das Beispiel der West-allgäuer Gemeinde zeigt, dass es sich beim EuropeanEnergy Award keineswegs um ein Gütesiegel handelt,das im Schnellverfahren erworben wird. StrategischesHandeln und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund.So soll bis 2020 der Strombedarf in Scheidegg zu 100Prozent aus regenerativen Energiequellen gedeckt undder CO2-Ausstoß um 30 Prozent gesenkt werden,heißt es im energiepolitischen Leitbild der Gemeinde,das im Zuge des eea-Prozesses erstellt wurde. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wird unter anderemder Bau eines Windparks im deutsch-österreichischenGrenzgebiet forciert, mit dem Bürgermeister UlrichPfanner als treibender Kraft – für einen Tourismusortein ungewöhnliches Bestreben. Auch Scheidegg undseine Bürger müssten eben ihren Beitrag zur Energie-wende leisten, betont Pfanner.
Auf dem Weg dorthin, sagt der Rathauschef, kön-ne die Teilnahme am European Energy Award einerKommune wichtige Impulse geben und auch helfen,Fehler zu vermeiden. Der eea-Prozess mit der detail-lierten Bestandsaufnahme und einem gut durchdach-ten Maßnahmenkatalog, glaubt Ulrich Pfanner, »hatden Markt Scheidegg wohl vor teurem und unkoordi-niertem Aktionismus bewahrt.«
Roland Wiedemann
Die Grafik rechts hält fest, auf welchenGebieten Scheidegg bereits über dengeforderten Kriterien für den Energy
Award liegt und wo noch Nachholbedarfist. Im Schnitt müssen es über 50
Prozent sein. Fotos unten: Projekte inScheidegg, die zum Erreichen des Zieles
beitrugen – das energieoptimierteKurhaus, das Hackschnitzelheizwerk
und Einsparungen im Verbrauch durchtechnische Verbesserungen
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Haustechnik
allgäuALTERNATIV
Als wir uns für das Haus entschieden haben,stand bereits fest, dass eine energetische Sa-nierung nötig ist«, erzählt Dr. Waldemar
Dimar. »Ursprünglich wollten wir nur die Heizung er-neuern. Nach Gesprächen mit Energieberater und Ar-chitekt haben wir uns dann aber doch für dasKomplettpaket entschieden.« Innerhalb von nur sechsMonaten waren alle Maßnahmen von der Heizungs-erneuerung bis zur Gebäudedämmung abgeschlossen.»Dadurch ist unser Energiebedarf um mehr als dreiViertel gesunken«, freut sich der Bauherr.
Herzstück der Sanierung ist die neue Hybrid-Heizung: Die Kombination aus Öl-Brennwertheizung,Solarthermieanlage und einem ins Heizsystem einge-bundenen Holz-Kamin verteilt die Wärmeversorgungauf mehrere Säulen. In der warmen Jahreszeit über-nimmt die Sonne die Warmwasserbereitung, in denÜbergangsmonaten unterstützt sie zusätzlich dieRaumheizung. Der Holzkaminofen gibt etwa ein Drit-tel der Wärme direkt an den Wohnraum ab, der Restwird über einen Wärmetauscher in das Heizsystemeingespeist. Erst, wenn Solaranlage und Kaminofenden Wärmebedarf nicht mehr decken können, schaltetsich automatisch das Öl-Brennwertgerät hinzu. In einemzentralen, 990 Liter fassenden Pufferspeicher wird dieWärme aus allen Quellen bevorratet und verteilt.
Neben der Heiztechnik wurde auch die Gebäu-dehülle verbessert: Eine 16 Zentimeter starke Außen-
Die außergewöhnliche Architektur des Hauses erhalten und trotzdem Energie sparen – unter diesem Motto kaufte undmodernisierte Familie Dimar im oberschwäbischen Lauperts-hausen ein 37 Jahre altes Einfamilienhaus. Ein Bericht über einganzheitliches Sanierungskonzept, bei dem Öl als Energie trägernicht komplett aus dem Konzept verbannt wurde
Mit Hybrid-Heizung sparenSolar mit Holz und Öl gekoppelt im Altbau
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Zuschuss von Öl-HeizernVorbildliche Sanierungen in älteren ölbe heiz -
ten Häusern fördert das Institut für Wär me
und Oeltechnik (IWO) im Rahmen der »Aktion
Energie-Gewinner« – wenn dabei nicht ganz
auf die Ölheizung verzichtet wird. So auch bei
Familie Dimar Laupertshausen, deren Sanier -
ung das IWO mit 14.972 Euro geför dert hat.
IWO-Projektleiter Christian Halper: »Vie len
Ölheizern ist nicht bewusst, dass mit
effizienter Öl-Brennwerttechnik auch ein
Altbau zu einem Niedrigenergiehaus wer den
kann.« Interessierte Hausbesitzer können sich
bis Ende 2014 mit ihrem Sanierungs vor ha ben
als »Energie-Gewinner« bewerben. Weitere
Infos, detaillierte Beispiel berech nun gen und
Bewerbungsunterlagen der Aktion sind im
Internet unter www.oelheizung.info/
energiegewinner zu finden.
Vom Energieverschwender zumEnergie-Musterhaus – das um -fassend sanierte Haus der FamilieDimar mit effizienter Heiztechnik,verbesserter Dämmung anFassade, Dach und Keller sowieneuen Fenstern und Türen
Die Haussanierung der Dimars wurde vom IWO bezuschusst
wanddämmung, eine 28 Zentimeter dicke Dämm-schicht im Dach sowie eine zwölf Zentimeter hoheDämmung der Kellerdecke sorgen dafür, dass nur we-nig Wärme nach außen entweicht. Auch die neuenFenster mit Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasungsowie eine neue Haustür halten die Wärme im Haus.Für die gesamte Investition von knapp 200.000 Eurohat die Familie Dimar neben staatlichen Fördermittelnauch einen Zuschuss der »Aktion Energie-Gewinner« des Instituts für Wärme und Oeltechnik(IWO) einplanen können. Das Ergebnis kann sich sehenlassen: Nach der Komplettsanierung verbraucht dasHaus nur noch rund 1600 Liter Heizöl pro Jahr – unddas bei einer Wohnfläche von 180 Quadratmetern.
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Info:Dipl.-Ing.Univ. Michael FelknerArchitekt und StadtplanerArchitekturbüro Michael FelknerNiedersonthofener Straße 887448 Waltenhofen-OberdorfTel. 08379/7468Fax 08379/7121felkner@architekt-felkner.dewww.architekt-felkner.dewww.allgaeu-haus.dewww.allgaeuer-mondholz.dewww.der-ritterhof.de
eza!-Partner
Als im Herbst 2002 das eza!-Partner-Netzwerk für energieeffizientes Bauen und Sanieren mit Allgäuer Firmen gegründet wurde, war das ein Novum in Deutschland. Zehn Jahre später genießt das Netzwerk mit derzeit 134 Partner-Betriebenimmer noch deutschlandweit Vorbildcharakter als gewerkeübergreifende Informationsplattform. allgäuALTERNATIV stellt in lockerer Folge unterschiedliche eza!-Partner, ihre Stärken und ihre Arbeitsgebiete vor
Das Vorbild-NetzwerkWas die eza!-Partner alles können
Das Architekturbüro Michael Felk-ner hat sich bereits um das ThemaEnergie, Energieeffizienz, Ökologiebemüht, bevor es eza! gab. Felkner:»Wir waren Mitglied in den Ar-beitsgruppen Passivhaus und Öko-logie, die vor 15 Jahren entstandensind, und wir haben die ersten Pas-sivhäuser im Allgäu gebaut. eza!profitiert einerseits von unsererMitgliedschaft, da ich auch aktiv inder Fortbildung bei eza! tätig bin,und andererseits profitieren wirvon der Öffentlichkeitsarbeit voneza!« Der Architekt aus Waltenhofen hältim gesamten deutschsprachigenRaum Vorträge. Dabei bekommt erimmer wieder die Rückmeldung,dass im Allgäu wohl alles anders ist.Vor allem, was das Thema des ener-gieeffizienten Bauens anbelangt.»Hier im Allgäu haben sich nur we-nige meiner Kollegen diesem The-ma verschrieben. Dennoch könnenwir als 'Leithammel' dieser Ent-wicklung davon leben, dass wir kei-ne normalen rückständigen Bau-werke mehr planen müssen – werzu uns kommt, der denkt zukunfts-gerichtet.« 1998 begann Felkner mit der ener-getischen Sanierung des eigenen
Architekt Felknerehemaligen Bauernhofes und setztedamit Zeichen, die 2007 mit derVerleihung des KfW-Energieeffi-zienzpreises (1. Platz) gewürdigtwur den. Vor einem Jahr hat Felkner dasAlpseehaus mit der Naturkunde-Ausstellung im Immenstädter Orts-teil Bühl fertig gestellt (www.alpsee-haus.de). Es ist ähnlich innovativ inpunkto Energie und Ökologie wievor fünf Jahren das Gemeindezen-trum in Ludesch auf VorarlbergerSeite. »Das hat uns viel Lob unsererVorarlberger Kollegen eingebracht.Leider wird dieses Leuchtturmpro-
jekt von der Allgäuer Politpromi-nenz – egal welcher Couleur –(noch) nicht als solches erkannt«,sagt er.Im Westallgäu saniert Felkner gera-de eine denkmalgeschützte ehema-lige Schule zu einem Dorfgemein-schaftshaus. Obwohl denkmalge-schützt, wird dieses Gebäude ener-getisch und ökologisch gesehenbesser ausfallen als 90 Prozent allerNeubauten. In der Projektentwick-lungsphase ist auch ein achtge-schossiges »Hochhaus« in ökologi-scher Holzbauweise – Passivhaus-standard versteht sich von selbst.
»Portal in den Naturpark« – das Alpseehaus in Bühl bei Immenstadt
Michael Felkner
Strahlende Gesichter bei der Jubiläums-Veranstaltung im Kornhaus Kempten
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Das Marktoberdorfer Architektur-büro ist im Bereich energiesparen-des Bauen tätig, sowohl im Neubauwie in der Sanierung mit der Hin-wendung zum Passivhaus- bzw.Plus-Energiehaus-Standard. In denletzten Jahren wurden hauptsäch-lich öffentliche Aufträge wie Schul-projekte und Kindergärten/-krippenbetreut. Aber Private Bauherren imEinfamilienhaus-Bereich sind auchZielgruppe.Alexander Müller: »Durch unsereenge Verbindung zu eza! und dieplanerische Betreuung des eza! -Hauses war es für uns selbstver-ständlich, dem Netzwerk eza!-Part-ner von Anfang an beizutreten. Wirschätzen die fachlich hoch wertigeneza!-Partner-Tage, an denen wiruns und auch unsere Mitarbeiterauf dem Stand der laufenden Ent-wicklung halten können und auchüber unseren eigenen Tellerrandhinaus Informationen aus anderenFachbereichen erhalten.«In den letzten zehn Jahren sindnach Meinung der Architekten aus
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Info:m2s –
müllerschurr.architekten
Alexander Müller
Jochen Schurr
Birkenweg 11
87616 Marktoberdorf
Tel. 08342/42047-0
Fax 08342/42047-29
office@muellerschurr-
architekten.de
www.muellerschurr-
architekten.de
Info:Solux GmbH
An der Stiftsbleiche 1
87439 Kempten (Allgäu)
Tel. 0831/64413
Fax 0831/64513
m2s – müllerschurr.architekten
Solux
Marktoberdorf die Mindestanfor-derungen an den Gebäudestandarddeutlich gestiegen, vor allem dieVorgaben für die Gebäudehülle. DieHersteller und die In dustrie habennachgezogen, sodass eine breite Pa-lette an geeigneten Produkten zurAuswahl steht. In die Zukunft blickend, sind diebeiden Architekten überzeugt: »Eszeichnet sich ab, dass die europäi-sche Forderung ab 2020 Passiv-bzw. PlusEnergiehaus-Niveau Stan-dard wird. Damit verringert sichein wesentlicher Anteil an unseremaktuellen Energieverbrauch. Schonheute erscheint es uns sinnvoll (undist auch wirtschaftlich), Gebäudeund Sanierungen mit dieser energe-tischen Zielsetzung zu planen undumzusetzen. Ein weiteres Augen-merk gilt es auf die Nachhaltigkeitund die regionale Wertschöpfungzu legen.«Im Landkreis Unterallgäu wurdevon m2s die Mittel- und Realschulein Babenhausen um einen zertifi-zierten Passivhausbau erweitert
und aufgestockt. Im Bestand konn-ten die Fachbereiche neu struktu-riert und zusammengelegt werden,sodass nun für beide Schulen zeit-gemäße Räumlichkeiten zur Verfü-gung stehen. Neben dem hohenKomfort des Erweiterungsbaues ist räumlicher Zusatzgewinn fürSchüler und Lehrer durch die Ver-glasung des Zwischenraumes zumBestandsbau und durch die großzü-gige Pausenhalle im Erdgeschossmit entstanden.
Die Solux GmbH ist in den Berei-chen Solarstrom, Lüftungsanlagenund Wärmepumpen sowie Natur-baustoffe seit nahezu 20 Jahren tätig. Zur eza!-Partnerschaft hatsich Solux als eines der ersten All-gäuer Unternehmen entschieden.»Wir bekennen uns zum eza!-Eh-renkodex, der für uns als qualifi-zierter und kompetenter Betrieb'Ehrensache' ist. Aus der eza!-Part-nerschaft, verbunden mit den re-gelmäßigen Fortbildungen, zu de-ren Teilnahme sich die Partnerbe-triebe verpflichten, gewinnen undintensivieren wir Kontakte zu ande-ren, gleich gesinnten Betrieben undvertiefen unser Wissen in den Vor-trägen und Gesprächen«, verlautetaus der Solux-Geschäftsleitung.In den zehn Jahren der Mitglied-schaft haben sich im Allgäu zum
einen das Wissen und zum anderendie Bereitschaft zu Investitionen inerneuerbare Energien und energie-bewusstes Bauen tief verankert. Solux wird die Energiewende wei-terhin mit Planung, Bau und Ser-vice von und für Solarstromanlagensowie Techniken zur Energieein-sparung und Energieeffizienzstei-gerung und mit umweltschonendenNaturbaustoffen unterstützen.Eines der letzen Projekte führteSolux für den Markt Wiggensbachaus: »Wir haben 2012 Solarstrom-anlagen mit einer Leistung von insgesamt 273 kWp auf gemeindli-chen Dächern montiert. Sie liefernjedes Jahr mehr als 240.000 kWhsauberen Strom. Zum Vergleich:Damit können ca. 70 Durch-schnittshaushalte mit vier Personenversorgt werden. Einen großen Teil
des erzeugten Solarstromes nutztder Markt Wiggensbach direkt inSchule, Rathaus und Gasthaus Ka-pitel und verringert so seine Ab-hängigkeit von künftigen Energie-preissteigerungen. Denn So lar stromist heute schon deutlich günstigerals Strom aus der Steckdose.«
Oben: elegante Lösung für eine Kinderkrippe, einSpezialgebiet der beidenArchitekten Alexander Müller (l.) und Jochen Schurr (r.)
Dreh- und Angelpunkt bei Solux sindSolaranlagen – aber auch Energie- und Lüftungstechnik
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Batteriespeicher
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Elektrische Energiespeicher können eine vonvielen Komponenten in einem aktiven Verteil-netz darstellen. Im Rahmen des Forschungs-
projektes IRENE wurde Ende letzten Jahres einstationärer Energiespeicher in das Ortsnetz in Wild-poldsried integriert. Der rund 16 Tonnen schwereContainer mit Batterien – eigentlich müsste es jaAkkus heißen – steht in der Salzstraße in Wildpolds-ried. Mit dem Zwischenspeicher ist es möglich,Schwankungen im Energieversorgungsnetz auszuglei-chen. Der Batteriespeicher befindet sich nahe derNetzstation für einen Ortsteil, in dem ein hoher Anteilinstallierter regenerativer Leistung aus Wind und Bio-gas vorhanden ist. Damit wird unter realen Bedingun-
gen getestet, welche technischen und wirtschaftlichenVorteile sich durch Einsatz solcher moderner Energie-speicher für das Stromversorgungsnetz ergeben.
Der Speicher besteht aus Lithium-Ionen-Zellen,die zu Strings verbunden sind. Die Strings sind übereine leistungselektronische Einheit mit dem 400V-Niederspannungsnetz verbunden. Bei einem Energie-überschuss im Netz werden die Batterien im Contai-ner aufgeladen, um dann zu Zeiten mit hohem Ver-brauch die Lastspitzen durch Rückspeisung abzudec-ken. Der Container hat eine Größe von 7 x 2,5 Metern.Die nutzbare Kapazität der Batterien beträgt rund 138kWh, die Maximalleistung 300 kW.
Als Betreiber des Containers erweitert das Insti-tut für angewandte Batterieforschung (IABF) derHochschule Kempten mit diesem Speicher das For-schungsspektrum um stationäre Energiespeicher.
Per Kran schwebte er an seinen Standortin Wildpoldsried, und dort brummt ernun leise vor sich hin. Das Brummenbedeutet, dass Strom fließt im Energie-Container. Was für manchen Bürger noch etwas unheimlich ist, stellt für dieStudenten der Hochschule Kempten einwertvolles Forschungsprojekt dar.
Ein Container, der brummtDer IRENE-Energiespeicher in Wildpoldsried
Technische DatenHersteller: Siemens AG
Batterietechnologie:
Lithium-Ionen
Nutzbare Kapazität: 138 kWh
Gesamte Batterieleistung:
300 kW
Maße (LxBxH):
7,3 m x 2,5 m x 3,1 m
Gewicht: 16 t
Wildpoldrieds Bürgermeister Arno Zengerle (ganz rechts) lässt sich die Funktion des Speichers erklären
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Batteriespeicher
allgäuALTERNATIV
Die hervorragende Ausstattung des Kempte-ner Instituts mit Mess- und Prüfeinrichtun-gen erlaubt sowohl elektrische als auch
thermische und mechanische Untersuchungen inBezug auf Funktionalität und Lebensdauer von unter-schiedlichen Speichern.
Wichtige Themen sind neben der Lebensdauer-prognose die Ladezustandsanalyse und bei der Elek-tromobilität die Reichweitenprognose. Die Speicher-kapazität einer Batterie hängt sowohl vom Alter alsauch von anderen Bedingungen wie Temperatur undNutzungsart ab. Weitere Themen sind z.B. Batterie-managementsysteme, mechanische Vibrationsfestig-keit (im Auto treten immer Vibrationen auf) sowie Sicherheits-Aspekte. Derzeit ist das Kemptener Institutmit der Ausführung mehrerer Forschungsprojekte be-fasst, die vom Bundeswirtschaftsministerium und vomFreistaat Bayern finanziert werden.
Das Institut versteht sich als Beratungs- und For-schungseinrichtung des Allgäus. Es bestehen nationaleund internationale Kooperationen mit anderen For-schungsinstituten und Industrieunternehmen. Nebenwissenschaftlichen Mitarbeitern sind und werdenauch künftig Studierende durch Projekt- und
Das Institut für angewandte Batterieforschung (IABF) derHochschule Kempten wurde im Mai 2011 gegründet. Ziel des Institutes ist es, fachbereichsübergreifend angewandte Forschung an Batterien zu betreiben. Bisher lag der Fokus aufden Energiespeichern für Elektrofahrzeuge. In Zukunft werdenauch Energiespeicher für den Einsatz in Stromnetzen untersucht
Was Batterien könnenForschung an der Hochschule Kempten
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Für Laien verwirrend: Einblick in das Labor des Institutes für angewandte Batterieforschung
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Batteriespeicher
allgäuALTERNATIV
Die staatliche Hochschule bildet Aka -
demi ke rinnen und Akademiker in den
Bereichen Ingenieur wissen schaf ten,
Betriebs wirt schaft und Tourismus, Infor -
matik und Multi media so wie Soziales und
Gesundheit aus. Rund 5000 Stu die -
rende sind derzeit in 13 grund ständigen
Studiengängen und sechs Mas ter stu -
dien gängen ein geschrie ben. 120 Pro -
fes sorinnen und Professoren be werk -
stel ligen den Großteil der Vor lesun gen,
un ter stützt von ca. 200 Lehr beauf trag -
ten aus der frei en Wirt schaft. Rund
200 nicht wissen schaft liche Mit arbei -
terinnen und Mit arbei ter hal ten den
Hochschul betrieb in Ver waltung, Fa -
kultäten und Laboren am Laufen. Der
42.000 Qua drat meter große Hochschul -
cam pus bietet mit modernen Lehr -
gebäuden, La boren, Bibliothek und Men -
sa beste Stu dien bedingungen. Rund
80 Part ner hoch schu len auf der ganzen
Welt er mög lichen es, einen Teil des
Studiums im Aus land zu absol vieren.
Anschrift:
Hochschule Kempten
Bahnhofstraße 61
87435 Kempten (Allgäu)
www.hs-kempten.de
Abschlussarbeiten an aktuellen wissenschaftlichenFragestellungen beteiligt. Das von der Fakultät Elek-trotechnik eingeführte Teilzeitstudium Electrical En-gineering im Masterstudiengang eignet sich dazu, Stu-dium, Forschung und Einkommen zu verbinden undsich profilbildend weiter zu qualifizieren. In besonde-ren Fällen besteht für wissenschaftliche Mitarbeiterauch die Möglichkeit zur Promotion. Die Verzahnungvon praxisnaher Forschung mit der Lehre und die
Forschen und Studieren mit modernen Geräten in attraktiver Umgebung: Die Hochschule Kempten hat das nötige Ambiente
Die Hochschule Kempten
Einbeziehung von Studierenden erlauben es, aktuelletechnische und betriebswirtschaftliche Fragestellun-gen an Studierende heranzutragen und die Ergebnissein der Lehre zu integrieren. Hierdurch wird gewähr-leistet, einschlägige Industrieunternehmen mit Ab-solventinnen und Absolventen zu versorgen, die bereits über ein fundiertes praktisches und theoreti-sches Fachwissen der angewandten Batterieforschungverfügen.
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Richtig dämmen
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fer in reiner Sortierung. Ein Teil der Späne wird außer-dem von Hobelwerken aus der Region zugekauft.
Feinteile werden vor der Veredelung ausgesiebt.Die Behandlung der Maschinen-Hobelspäne erfolgtmit reiner Molke (Brandverhalten) und wenigen Pro-zent Soda-Laugenzusatz (Pilzbefall). Eine umwelt-freundliche Entsorgung ist so gewährleistet. Einge-bracht wird diese Hightech-Dämmung dicht, set-zungsfrei und durch automatische Befüllung und Ver-dichtung äußerst schnell. Dies geschieht mit eigensentwickelten Befüllanlagen.
Die naturverträglichen Zusätze ergeben einegünstige Entsorgungssituation. Bei der Energiebilanzschlagen ca. 30 kWh je Kubikmeter eingebautenDämmstoffes zu Buche. Auch der Energieverbrauchbei der Herstellung ist denkbar gering. Hier müssennur 5 % der für die Herstellung von Styropor nötigenEnergie aufgebracht werden. Sehen lassen kann sichauch die Wärmeleitfähigkeit mit λR = 0.049 W/(m·K).
Gemeinsam mit Experten verschiedenster Insti-tutionen wie der Fachhochschule Rosenheim, derTechnischen Universität München (HolzforschungMünchen), der Materialprüfanstalt Nordrhein-West-falen oder des Forschungsinstituts für WärmeschutzMünchen wurde Hoiz geprüft, erforscht und kontinu-ierlich weiter optimiert. Der Dämmstoff hat sich mitt-lerweile in über 3500 von Baufritz errichteten Gebäu-den bewährt. Seit 2012 ist er als einziger nachhaltigerBio-Dämmstoff Cradle to Cradle-Gold zertifiziert.
Gute Dämmwerte möchte heute jeder Neubau-Herr haben. Vielfach wird und wurde deshalb derKunststoff Styropor eingebaut. In letzter Zeit gibtes aber immer mehr Zweifel an den Hartschaum-Produkten. Wer keinen Kunststoff als Dämmstoffhaben will, kann auch »reine Natur« aus dem Allgäu verwenden
Baufritz sammelt SpäneHoiz - die ökologische Dämmung
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Der Bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil lobte
Dagmar Fritz-Kramer, Firmenchefin der Baufritz GmbH
in Erkheim im Allgäu, in seiner Laudatio Ende letzten
Jahres für die Innovationskraft von Baufritz, die Nach-
haltigkeit mit Funktionalität und Design überzeugend in
Einklang bringe. Obwohl der Allgäuer Holzhausexperte
immer mehr exportiert, freute sich der Bayerische Staats -
minister besonders über die Entscheidung, die Produktion
ausschließlich in Erkheim im Allgäu zu belassen. Auch
das vorbildliche Engagement von Dagmar Fritz-Kramer
für ein nachhaltiges Wirtschaften sowie Ressourcen -
schonung und Energieeinsparung hob er hervor. Für die
Erkheimer Unternehmerin ist diese Auszeichnung »nicht
nur eine wunderbare Bestätigung der Firmenphilosophie
'Gut für Mensch und Natur', sondern auch ein Ansporn,
sich immer weiterzuentwickeln«, so Fritz-Kramer.
Diese Natur-Dämmung heißt Hoiz und wurdevor fast 20 Jahren im Hause Baufritz von Se-niorchef Hubert Fritz in Erkheim entwickelt.
Das Allgäuer Unternehmen Baufritz gilt als Pionier imökologischen Holz-Systemhausbau. In Erkheim istman besonders stolz darauf, nicht nur ökologisch, son-dern auch energetisch hervorragende Häuser zubauen. Der Dämmstoff Hoiz besteht aus Hobelspänen.
Ein wichtiger Pluspunkt der Hoiz-Bio-Däm-mung ist, dass die benötigten Materialien nicht erstzum Herstellungsort transportiert werden müssen.Denn der Grundstoff, die Späne als Holzwertstoff,sind bereits vor Ort. Sie fallen beim Hobeln verschie-dener Weichholzarten in der Produktion in Erkheiman. Verwendet werden vor allem Fichte, Tanne und Kie-
Dagmar Fritz-Kramer erhält Bayerische Staatsmedaille
Ein Schnitt durch die mit Spänen gedämmte Holz fas -sade zeigt, dass das Dämm-Material abgeschlos sen inder Mitte verfestigt wird
Eines von rund 3500 Häusern mit der Hoiz-Dämmung
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Kraftwärmekopplung
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Das Jugendhaus »Elias« in Seifriedsberg, isteine Bildungsstätte der Diözese Augsburg.Die Entscheidung für eine Blockheizkraft-
werk begründet Hausleiter Wolfgang Wirtensohn mitder Schöpfungsverantwortung: »Eine Einrichtung derJugendarbeit nachhaltig zu betreiben, ist täglich eineneue Herausforderung. Dabei ist jeder Christ beru-fen – und ich meine damit auch Personal und Gäste –,Zeugnis abzulegen für Gottes Liebe zu uns Menschenwie auch zu seiner Schöpfung: den Tieren und Pflan-zen, der Erde und dem gesamten Kosmos. GottesSchöpfung ist nicht nur Geschenk, sondern der ver-antwortungsbewusste Umgang mit ihr auch Aufgabe.In diesem Sinne sollte ein Jugendhaus geführt sein,sein Personal sollte ökologisch und ökonomisch wirt-schaften.«
Vor allem gehe es als kirchliche Einrichtung dar-um, gegenüber der jungen Zielgruppe Vorbild zu sein:»Das heißt, Engagement zu zeigen für eine lebenswerteZukunft und beispielhaft die Verantwortung für dasWohlergehen künftiger Generationen wahrzunehmen.«
Ein Haus der Begegnung»Elias« bietet über 110 Übernachtungsplätze in
Ein- und Mehrbettzimmern, Vollverpflegung, zehnTagungs- und Gruppenräume, die Elias-Halle als Ver-sammlungsstätte, Kapelle. Freizeiteinrichtungen wie
Turn-, Tischtennishalle, Disco für die Regentage undGrillplätze, wenn die Sonne scheint. Ein Niederseil-garten und ein Sportplatz gewährleisten Fitness-Un-terhaltung verschiedener Art. Jährlich verbucht dasHaus 22.000 Übernachtungen, überwiegend vonSchulklassen, die zu Orientierungstagen oder in dieFunktion von »Elias« als Schullandheim einziehen.Darüber hinaus steht es freien Beleggruppen, etwaPfarreien, Schulen, Verbänden, Firmlingen, Ministran-ten, Behinderten-, Musik- und Sportgruppen offen.
Geübt im FindenDie Leitung des »Elias« ist darin geübt, mit ver-
tretbaren finanziellen Mitteln Techniken mit hoher Ef-fizienz zu finden. Schon vor der Planung der neuenHeizung setzte sie nachhaltige Maßnahmen um.
2002: Neue Heizungssteuerung im Bereich Fest-saal-Turnhalle – Absenkung der Hallentemperatur auf17 °C.
2003: Neue, sparsamere Turnhallenbeleuchtungund Ausgestaltung des Festsaales mit Energiesparlam-pen, in den Folgejahren Austausch aller Leuchtmittelzugunsten von Energiesparlampen, sofern möglich.
2004: Einsatz von Wasserperlatoren; Absenkender Vorlauftemperatur; Heizkörperthermostate aufniedrigeren Höchstwert eingestellt; Wasserverbrauchdurch Druckminderung gesenkt; Umstellung der Es-senausgabe auf Buffet-Basis – durch weniger Nah-rungsmittelverbrauch und bessere Wiederverwend-barkeit deutliche Einsparungen bei den Lebensmittel-mengen; Einbau von bedarfsgesteuerten Warmwasser-Zirkulationspumpen; Einbau einer Strom-Lastspitzen-Reduzieranlage; Senkung des Verbrauchs von WC-Pa-pierhandtüchern durch den Austausch gegen Hand-gebläse- und Papierhalter-Einzelblatt-Systeme.
2003 bis 2009: Austausch sämtlicher Außen -fenster in gesamten Haus.
Was verbindet ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und eine energetische Sanierung mit der kirchlichen Sozialethik? Auf den ersten Blick sehr wenig. HeimleiterWolfgang Wirtensohn vom Jugendhaus Elias in Seifrieds-berg ist grundlegend anderer Meinung. Eine christlicheÜberzeugung müsse Beispiel geben und Taten zur Folgehaben. Und darum flog nicht nur die alte Ölheizung aus dem Heim raus, auch die Energieversorgung wurde grundlegend verändert
Wir müssen Vorbild seinJugendhaus »Elias«: Baustein der Sozialethik
Hausleiter Wolfgang Wirtensohn zumBetrieb des EC-Power-XRGI: »Wegen der 110 Betten besteht bei uns ja ein sehr ho her Warm wasserbedarf. Das heißt,unsere Gäste gönnen dem Motor keineRuhepause. Trotzdem kam es bisher nicht zueiner einzigen Störung. Ich gehe nach dieser
bestandenen Probe davon aus, dass sichauch das Wartungs interval von 8500Stunden bestätigen wird.« Laut Enerquinnläuft die Anlage seit dem 8. Juni 2011. ImJahr 2012 hat sie in 7541Betriebsstundenexakt 114.946 kWh Strom und 222.620kWh Wärme produziert.
Bestandene Probe
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2006: Prüfung des Einbaues einer Photovoltaik-anlage, Prüfung der heizungstechnischen Trennungder Hauptgebäude und Prüfung der Rentabilität desAustausches der Turnhallenfenster – alle Vorschlägewurden aus Gründen der Unrentabilität verworfen.
2009/2010: Bau eines neuen wärmegedämmtenMeditationsraumes mit einer Lüftungsanlage mit Wär-merückgewinnung (mithilfe von diözesanen Sonder-mitteln und Mitteln des Bayerischen Jugendrings).
2010: Auch auf psychologische Mittel verzichtetedas Jugendhaus nicht, um die Bewirtschaftungskostenim Griff zu behalten. Das Haus gab sich ein Farbkon-zept mit bunten, warmen, freundlichen, hellen Farben,die alleine schon mehr Behaglichkeit und Wärme sug-gerieren.
Den aufgezählten Maßnahmen gingen verschie-dene Analysen des BFE (Institut für Energie und Um-welt GmbH, Mühlhausen), der eza! (Energie und Um-weltzentrum Allgäu, Kempten) und der MDG (Me-dien-Dienstleistungs GmbH, München) voraus. Einenzeitnahen Energiecheck führte 2009 das AugsburgerIngenieurbüro für Haustechnik Ulherr durch und öff-nete mit dem Gutachten der dezentralen, ressourcen-sparenden, zeitgleichen Produktion von Strom undWärme die Tür in den Heizungskeller des Jugendhau-ses »Elias«.
Für die Sanierung der Heiztechnik mit demBlockheizkraftwerks-Modul und einem Gasbrenn-wertkessel stellten die Diözese Augsburg und derBayerische Jugendring Sondermittel zur Verfügung.Soweit war als die Kellertüre weit geöffnet. Nur eineFrage war noch zu klären.
Knobelaufgabe für GeniesDer Betrieb eines Blockheizkraftwerkes mit Bio-
Erdgas ist für Mathematiker eine echte Herausforde-rung. Warum? Wer Bio-Erdgas aus nachwachsenden
Rohstoffen (NaWaRo), zum Beispiel Mais, im Motorverbrennt und den gewonnenen Strom ins öffentlicheNetz einspeist, erhält derzeit nach dem ErneuerbarenEnergien Gesetz (EEG) mindestens 22 Cent pro Kilo-wattstunde (kWh) vergütet.
Jetzt wird es kompliziert: Allerdings muss er fürdas NaWaRo-Gas an den Gaslieferanten mehr bezah-len als für einfaches Bio-Erdgas, das aus Kompost, Ab-fall, Speiseresten oder Gülle gewonnen wird. Was istnun rentabler: preiswerteres Bio-Erdgas einkaufenund den Strom selbst nutzen, oder teures NaWaRo-Gas kaufen, den Strom einspeisen und sich zur Eigen-nutzung aus dem öffentlichen Netz bedienen? Dennvon der Einspeisevergütung, die sich aus Grund-,KWK-, Technologie-, Gülle-, Formaldehyd- und ebenden sieben Cent/kWh NaWaRo-Bonus zusammen-setzt, gehen diese sieben Cent verloren, wenn der Be-treiber Nicht-NaWaRo-Bio-Erdgas für die Kraftwär-mekopplung bezieht. Damit müsste die Kalkulationsämtliche Variablen wie Größe der Anlage, Anteil Ei-gennutzung, Stromtarif, Biogastarif, NaWaRo-Gas-tarif und Jahresgesamtlaufzeit einbeziehen.
»Das Ergebnis kann immer nur eine Momentauf-nahme sein. Der einfachere Weg ist der, sich für einenGasanbieter zu entscheiden und periodisch den Gas-vertrag anhand der Daten des Blockheizkraftwerk-Be-triebs zu überprüfen.« Peter Lechleiter, Kundenberaterund Mitarbeiter des BHKW-Spezialisten Enerquinnaus dem süddeutschen Weingarten, weiß, wovon erspricht. Er hat bei einer Vielzahl solcher Anlagen denPlanern und Betreibern zu Seite gestanden.
Das Jugendhaus »Elias« bezieht vorerst Gas ausnachwachsenden Rohstoffen für seine »EC-Power-KWK-Anlage«. Seit Frühjahr 2011 ist diese Anlage imkirchlichen Dienst. Der Typ »XRGI 15« mit 15 kWelektrisch und 30 kW thermisch ergänzt den ebenfallsneu installierten Brennwertkessel, und beide zusam-men ersetzen die veraltete, ineffiziente Ölheizung.
Minderung ohne Verzicht»Ein Sozialverhalten der aufgelisteten Art (zu-
sammengefasst in dem obenstehenden Kasten) ist nunmal nicht eine Selbstverständlichkeit, erst recht nichtbei Jugendlichen«, klärt Wolfgang Wirtensohn auf.Die Einrichtung Jugendhaus steht vor dem Problem,
Sozialethisch strebt die kirchliche Institutiondie Vermittlung von Werten wie Freiheit,Toleranz, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit an,konkret:• Belastung und Gefahr für die Umwelt
vermeiden und verringern• umweltfreundliche Produkte, Verfahren,
Dienstleistungen und Waren aus art gerech -tem Anbau, artgerechter Tier haltung undaus dem »Fairen Handel« bevorzugen
• ökologische Ziele bei der Auswahl vonGeschäftspartnern berücksichtigen, dabeiauch sozialverträgliches Handeln lernen,das heißt, die Verantwortung für die soziale
Gerechtigkeit im Jugendhaus und in der weiten Welt wahrnehmen (etwa Erhalt derArbeitsplätze, fairer Einkauf)
• das Prinzip der Regionalität betrachten, um weite Produktions- und Handlungswegezu vermeiden
• Nachhaltigkeit, also langfristiger Blick aufdie zur Verfügung gestellten Mittel undbewusster Umgang damit
• Verbrauch von Energien und natürlichenRessourcen reduzieren, die Erzeugung und Nutzung von regenerativen Energienför dern – unter anderem deshalb dieKraftwärmekopplung
Sozialethische Ziele des Hauses »Elias«
Info:Jugendhaus »Elias«Jugendbildungsstätte und Jugendgästehaus der Diözese AugsburgSeifriedsberg 12 87544 BlaichachTel. 08321/67390, Fax 08321/71744www.jugendhaus-elias.org
Partner bei der Planung und dem Einbau der neuenHeiz-Anlage:EC Power GmbHLeonhard-Weiss-Str. 173037 Göppingen Tel. 0700/11044010Fax 07161/6548829 www.ecpower.eu
Gäste und Gästezimmer
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Die Enerquinn Energiesystemtechnik GmbH aus dem ober -
schwäbischen Weingarten gehört zu den führenden Ex -
perten für die Full-Service- Planung und -Umsetzung von
Blockheiz kraft werken und Photovoltaikanlagen. Die Kom -
petenz des Ingenieursbüros besteht in der Kombination
von Wärme- und Stromversorgung. Vorwiegend im süd -
deutschen Raum wurden bereits mehrere hundert An -
lagen installiert. Die Enerquinn GmbH hat bei der Reali -
sierung des Projektes im Jugendhaus »Elias« mit dem Pla -
nungsbüro/Ingenieurbüro zusammengearbeitet und die
Dimensionierung und Auslegung des Blockheizkraftwerks
über nom men.
Enerquinn übernimmt die Fernüberwachung sowie die
Wartung des Blockheizkrafwerkes in Seifriedsberg.
Die Weingartner planen, vertreiben und betreuen BHKWs
zwischen 15 und 500 kW. Derzeit werden in der Region
Oberallgäu weitere Projekte mit elektrischen Leistungen
von 250 kW und 15 kW realisiert.
enerquinn Energiesystemtechnik GmbH
Grimmastraße 10, 88250 Weingarten
Tel. 0751/1897057-0
E-Mail: [email protected]
www.enerquinn.de
Kraftwärmekopplung
die Wünsche der Gäste mit den Nachhaltigkeitszielenin Einklang zu bringen. »Gerade junge Gäste denkenund verhalten sich wenig energiebewusst: beim Hei-zen, beim Umgang mit Strom oder Duschen, beimProduzieren von Müll. Nahrungs- und Genussmittelkaufen sie beinahe ausschließlich nach dem Ge-schmack ein, ohne auf gesunde und umweltschonendeGrundstoffe zu achten. Hauseigene Einrichtungenwerden äußerst intensiv genutzt, ohne das Ganze zusehen und Verantwortung dafür zu übernehmen.« DerBetreuer klagt nicht, er schildert die augenblicklicheSituation.
Deshalb müsse die Hautechnik einen Teil desFehlverhaltens kompensieren. Das BHKW von Ener-quinn in Weingarten hat für ihn ökonomische wieökologische Funktion: »Innerhalb von zehn Jahren er-reichten wir nahezu eine Verdoppelung der Ausla-stung auf 22.000 Übernachtungen. Damit stieg aller-dings auch der Energie- und Ressourcenverbrauch.Gleichzeitig sollte der jährliche diözesane Zuschussum nahezu 30 Prozent gesenkt werden. Und trotzdemdurften nachhaltiges Bewirtschaften und begrenzte fi-nanzielle Mittel kein Widerspruch sein.« Viele Verän-derungen an der »Hardware« zwischen 2002 und heute haben ihm geholfen, diesen Knoten zu lösen.
Das XRGI 15 deckt genau dieGrund last der kirchlichen Ein -richtung ab. Wegen des hohenWarmwasser bedarfes selbst imSommer dürfte die Laufzeit desXRGI an die 7000 Stun den/Jahrheranreichen. Elektri sche Leis tungmodulierend 6 - 15,2 kW, thermi -sche Leistung 17 - 30 kW, Ge samt -wirkungsgrad bis 92 Prozent. Seit Anfang 2012 liefert EC Powerauch den Typ XRGI 20 mit 20/40kW elektrisch/thermisch
Hausleiter WolfgangWirtensohn (rechts) und
Enerqinn-Berater PeterLechleiter vor der Wärmevertei-lung. Die ausgekoppelte Wärme
geht zum Wärmetauscher imhorizontalen Verteilerbalken (unten) und von dort weiter
entweder in Richtung Netz, alsohydraulische Einbindung ins
Gebäude, oder in diePufferspeicher
Die Rücklaufanhebung sorgt für eine konstante Kühlwasser -
temperatur von 75 °C
Im BHKW befinden sich dreiWärmetauscher: am wasser -gekühlten Motor, am wasser -
gekühlten Generator sowie einAbgaswärmetauscher. Die drei
Energieströme fließen übereinen der beiden mittleren Flex -
schläuche (Vor- und Rück lauf)zum blauen Wärme samm lerrechts, den auch der Brenn -
wertkessel beschickt. Ebenfallsim Bild: ganz unten die Konden -
sa tleitung, oben der Gas -anschluss (Flexschlauch), die Abgasleitung und der
Stromanschluss
Wer ist Enerquinn?
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Zum »Vordenker 2012« wurde dasAllgäuer Überlandwerk (AÜW) imRahmen der Querdenker-Award-Verleihung in München erklärt. Indie Wertung mit ein flossen unteranderem das Engagement im Pro-jekt der »Integration regenerativerEnergien und Elektromobilität«(IRENE) sowie die Beteiligungsmo-delle beim Solarpark Ursulasried.
Beim Querdenker-Award wer - den Auszeichnungen an die bestenund kreativsten Impulsgeber, Ideen-zünder und Zukunftsmacher ver -liehen. Ausgezeichnet werden »Vor -denker«, »Erfinder«, »Innovatio-nen« sowie neue als auch bereitsetablierte Unternehmen für ihreherausragenden Erfolge, ihre Un-ternehmensleistungen oder ihre
Vordenker unter den Querdenkern
Otmar Ehrl, der Gründer desQuerdenker-Clubs, überreichtden Querdenker-Award an AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke
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Mit dem LED-Modul »DecorativeStreet Lighting« (DSL) der Sie-mens-Tochterfirma Osram lassensich selbst historische Leuchten al-ler Hersteller auf LED umrüsten.Das Modul reduziert den Stromver-brauch einer Leuchte, die zuvor mitQuecksilberdampf-Entladungslam-pen ausgestattet war, um minde-stens 60 Prozent. Der Umbau kostet
im Vergleich zur LED-Neuinstalla-tion weniger als die Hälfte. Insge-samt machen Straßen- und Parkbe-leuchtung rund 40 Prozent der ge-samten Stromkosten zahlreicherKommunen aus.
Auch die »Lichtstimmung«,die den Charme vieler Altstädte imAllgäu ausmacht, bleibt erhaltenund soll durch die neuen LED-
Leuchten nicht beeinträchtigt wer-den: »Unterschiedliche Lichtfarbenvon neutralweiß bis warmweiß er-zeugen unterschiedliche Lichtstim-mungen von nüchtern-sachlich bisheimelig-gemütlich«, so Osram.
Historische Straßenleuchten effizient umrüsten
Historische Straßenlaternen könnenjetzt unkompliziert auf energiesparendeLED-Lampen umgerüstet werden – der
Altstadtcharme bleibt dabei erhalten Foto
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Marktführerschaft. Bei der Ehrungmit dem »Querdenker-Award«handelt es sich um den drittenPreis, den das AÜW im Jahr 2012in Bezug auf seine Innovationen ge-wonnen hat. Bereits Mitte Aprilwurde das AÜW als das »innovativ-ste Stadtwerk 2012« ausgezeichnetund im Juni folgte das Gütesiegel»Top 100«.
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allgäuALTERNATIV
Von außen haben es schon viele be-wundert: Das mehrfach mit Archi-tekturpreisen ausgezeichnete Was-serkraftwerk an der Keselstraße inKempten. Wer wissen möchte, wiees im Inneren des Kraftwerkes aus-sieht und direkt miterleben will, wiemit Wasser umweltfreundlicherStrom produziert wird, kann zwi-
Termine und KontaktFührungen immer Donnerstag(17.30 Uhr) und Samstag (9.30 und 11 Uhr), Dauer eine Stunde, Eintritt frei. Nur nach Voranmeldung unterTel. 0831/2521-9999 oderper E-Mail: [email protected]
Das Kemptener Wasserkraftwerksteht ab April wieder für kostenloseBesichtigungen offen
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schen April und September 2013 ei-nen Blick hinter die Kulissen wer-fen. Dabei kommen nicht nur Ar-chitekturfreunde auf ihre Kosten,sondern alle, die sich für regenera-tive Energieerzeugung interessie-ren. Das zentrale Thema der Füh-rungen ist die Stromproduktion ausWasserkraft.
Führungen durch das AÜW-Wasserkraftwerk
Um eine bedürftige Familie ausMemmingen finanziell zu unter-stützen, spendeten Mitarbeiter derLEW Lechwerke ihre Rest-Centbe-träge aus der monatlichen Gehalts-abrechnung – zusammen kameninsgesamt 3000 Euro. Die Ideenennt sich Cent-Parade: Monat fürMonat verzichten rund Dreiviertel
der LEW-Mitarbeiter in Schwabenfreiwillig auf die Centbeträge in ih-rer monatlichen Gehaltsabrech-nung. Der zusammenkommendeBetrag wird vom LEW-Vorstandverdoppelt und bedürftigen Men-schen in der Region gespendet. »Sohelfen wir seit 20 Jahren Menschen,die unverschuldet in Not geraten
sind«, sagte der LEW-Betriebsrats-vorsitzende Thomas Siprak im Vor-feld der Spendenübergabe, die imAmtszimmer des MemmingerOber bürgermeisters stattfand. Dortempfing der Rathauschef die Muttersamt Kindern, die sich zwar etwasnervös, aber überglücklich über dieHilfe zeigten.
Cent-Parade gegen die Armut
Liechtenstein ist Europas erstesEnergieland. Seine Gemeinden tra-gen jetzt alle den European EnergyAward. Die Auszeichnung zum er-sten Energieland Europas ist einGrund zum Feiern – und eine Auf-forderung an andere Länder.
Damit Gemeinden den Euro-pean Energy Award bekommen,müssen sie in sechs Kategorien vonEnergieeffizienz-Maßnahmen ihrePunk te sammeln. Alle vier Jahrewird die Zertifizierung überprüftund anspruchsvoller: Während die
teilweise Abschaltung der Straßen-beleuchtung noch recht einfach ist,ist die Motivation der Bevölkerung,auf den öffentlichen Verkehr umzu-steigen schwieriger. Wichtig ist,dass alle Gemeinden in Sachen Kli-maschutz an einem Strick ziehen:Liechtenstein will bis 2020 ein Fünf-tel weniger Treibhausgase aussto-ßen. Damit das gelingt, muss jederLiechtensteiner 1,4 Tonnen Kohlen-dioxid einsparen oder anders ge-sagt, 10000 Kilometer mit dem Radanstelle mit dem Auto fahren.
Ein Blick nach Südwesten
Kunst und Energiezukunft – im neuen»Energieland« Liechtenstein passt daszusammen
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Die bundeseigene Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW) verbessert dieFörderbedingungen für die Pro-gramme zur energieeffizienten Sa-nierung von Ein- und Zweifami-lienhäusern sowie Eigentumswoh-nungen. Dabei werden sowohl di-rekte Zuschüsse zu Investitionen(Programmnummer 430) angeho-ben als auch die Kreditbedingun-gen zinsverbilligter Darlehen (Pro-grammnummer 151) verbessert.
Verbesserte Förderbedingungen für GebäudesanierungDazu Klimaschutzbeauftrag-
ter Johannes Fischer vom Landrats-amt Ostallgäu: »Gerade in Zeitenniedriger Zinsniveaus und hoherEnergiepreise lohnt sich die Investi-tion in die Wertsteigerung der eige-nen Immobilie. Sowohl bei einergroß angelegten Sanierung als auchbei Einzelmaßnahmen ist eine fach-kundige und neutrale Beratung imVorfeld sinnvoll. Neben dem eige-nen Geldbeutel kann so auch die
Umwelt geschont werden.« DieHöhe der Förderung ist jeweils ab-hängig von der erreichten Sanie-rungsqualität. Im Rahmen des ein-maligen Zuschusses werden seitdem 20. Dezember 2012 bis zu 25Prozent der förderfähigen Investiti-onskosten gefördert (bisher 20 Pro-zent). Beim Darlehensprogrammwerden ab dem 1. März 2013 dieTilgungszuschüsse auf bis zu 17,5Prozent (bisher 12,5) angehoben.
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allgäuALTERNATIV
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Strom ist viel zu teuer, um unnötigviel davon zu verbrauchen. DieRede ist von Stromfressern, die Ki-lowatt um Kilowatt killen. Die Leih-Strommessgeräte des AllgäuerÜberlandwerkes (AÜW) sollen denGeld-aus-den-Taschen-Ziehern denGaraus machen. Ebenfalls ausleih-bar sind die sogenannten Lichtkof-fer. Darin befinden sich verschiede-ne Energiesparlampen, deren Ein-satzmöglichkeiten und Stromer-sparnis jeder zu Hause testen kann.Beide Verleihangebote sind kosten-los. Bei Interesse wenden Sie sichper E-Mail an: [email protected].
Den Übeltätern auf der SpurGrüner Strom für Rock-Konzerte
Seit Jahresbeginn versorgt die Tech-nische Werke Schussental GmbH &Co. KG (TWS) die Oberschwaben-halle in Ravensburg mit Ökostrom.Die Versorgungskriterien waren da-bei komplex, denn die Oberschwa-
benhalle alleine benötigt jedes Jahrrund 410.000 KilowattstundenStrom – so viel wie gut 100 Vierper-sonenhaushalte. Besondere Lei-stungsspitzen sind Rock-Konzerte,die bis zu 2.500 KilowattstundenStrom benötigen. Der längerfristigeVertrag mit der TWS über 100 Pro-zent Ökostrom aus Wasserkraft er-möglicht der OberschwabenhallenRavensburg GmbH eine Planungs-und Preissicherheit.
(v.l.): Willi Schaugg, GeschäftsführerOberschwabenhallen Ravensburg,Jürgen Henninger, VertriebsleiterTechnische Werke Schussental
Die Sechser-Sesselbahn auf demHüttenkopf im Skigebiet Golm/Montafon ist weltweit der erste Ski-lift mit integriertem Solarkraftwerk.Errichtet wurde er von IllwerkeTourismus, einer Tochter des Vor-arlberger Stromkonzerns. Das tech-nische Know-how steuerten derSeilbahnspezialist Doppelmayr unddie Photovoltaikfirma Königsolarbei. Zu Jahresbeginn wurde dieneue Bahn eröffnet.
Mit Sonnenstrom übers MontafonMit der gewonnenen Solar-
energie wird ein Drittel des Ge-samtstrombedarfes der ganzen Seil-bahn abgedeckt. Während 1000Stunden Betrieb im Jahr verbrauchtdie Sesselbahn am Golm 180.000Kilowattstunden. 60.000 davonproduziert die Solaranlage – dasentspricht etwa dem Jahresver-brauch von 15 Einfamilienhäusern.Je nach Lage und Leistung einerBahn, kann durch dieses neu ent-
wickelte System sogar eine beacht-liche Reduktion des Energiebedar-fes von bis zu 50 Prozent erreichtwerden. Eine Idee auch fürs Allgäu?
Jeder dritte Sessel fährt mit Sonnenstrom ausPhotovoltaikmodulen auf denHüttenkopf im MontafonerSkigebiet Golm
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Der Vorschlag aus Brüssel zur Pri-vatisierung der Wasserversorgungschlägt hohe Wellen.
Eigentlich soll die neue Richt-linie über die Vergabe von Konzes-sionen zur TrinkwasserversorgungKlarheit schaffen: Organisieren Ge-meinden ihre Wasserversorgungteilweise oder vollkommen privat,dann sollen die Aufträge zukünftigEU-weit ausgeschrieben werden.Das beste Angebot gewinnt. Bisherkönnen Gemeinden selbst entschei-den, wer unter welchen Bedingun-gen ihren Bürgern das Trinkwasserliefert. Das soll sich nun ändern.allgäuALTERNATIV hat sich beiden Allgäuer Landräten und Ober-bürgermeistern umgehört, wie de-ren Meinung zum Europa-Projektist. Geantwortet haben GebhardKaiser (LR Oberallgäu), Hans-Joa-chim Weirather (LR Unterallgäu)und Johann Fleschhut (LR Ostall-
gäu) sowie Ivo Holzinger (OBMemmingen), Ulrich Netzer (OBKempten) und Stefan Bosse (OBKaufbeuren).
Alle Landräte und Oberbür-germeister lehnen die Einmischungaus Brüssel einhellig ab. Am deut-lichsten wurde Ivo Holzinger: »DieDienstleistungsrichtlinie ist in die-sem Punkt völlig überflüssig. Brüs-sel sollte sich hier nicht in unsereAngelegenheiten einmischen.«
Johann Fleschhut machte sichgenerell Gedanken: »Zwar gibt esim Ostallgäu überwiegend klein-strukturierte Wasserversorgungenin kommunaler Hand, die voraus-sichtlich nicht unter die Richtliniefallen werden. Wir dürfen unserwichtigstes Lebensmittel, das Trink -wasser, jedoch nicht leichtfertig demwirtschaftlichen Gewinnstreben vonUnternehmen preisgeben.«
»Mit Trinkwasser darf keinGewinnstreben zulasten der Bürgerund deren Gesundheit verbundensein«, sagt Johann Fleschhut. ImTenor sind sich hier auch alle Be-fragten einig.
Landräte wie Oberbürgermei-ster werden die Entwicklung beob-achten und gegebenenfalls reagie-ren: »Selbstverständlich verfolgenwir die Diskussion auf europäischerEbene mit großem Interesse undstehen in regelmäßigem Kontaktmit anderen Wasserversorgungsun-ternehmen sowie dem Verband derBayerischen Energie- und Wasser-wirtschaft (VBEW)«, meint Stefan
Bosse. Und Landrat Gebhard Kai-ser plädiert für absolute Transpa-renz für die Kommunen: »Wir be-reiten uns vor, in dem wir im Rah-men der Bürgermeisterversamm-lung das Thema ansprechen. Mir istbei uns im Oberallgäu keine Kom-mune bekannt, die jetzt Interessehat, ihre Wasserversorgung an Pri-vate zu veräußern.« Hans-JoachimWeihrather ergänzt: »Träger derWasserversorgung sind die Ge-meinden. Wir legen größten Wertdarauf, dass sie aktuell informiertsind.« Auch Ulrich Netzer sieht kei-ne Notwendigkeit, sich vom bishe-rigen System zu verabschieden:»Dieses Konzept der Daseinsvor-sorge hat sich nunmehr seit Jahr-zehnten bewährt und stellt unsererAnsicht nach die optimale Lösungdar, an der es auch weiterhin fest-zuhalten gilt.«
Auf mögliche Folgen, sollteBrüssel sich für die neue Verord-nung entscheiden, weist Ivo Hol-zinger hin: »Sollte die Richtliniekommen, werden wir in Memmin-gen die Wasserversorgung als ei-genständige Einheit führen. Daskostet aber mehr Bürokratie unddamit mehr Geld. Deshalb ist derBrüsseler Vorschlag abzulehnenund alle deutschen Europaabgeord-neten müssen diese Richtlinie ab-lehnen, was leider nicht bei allender Fall ist.«
Die aktuelle Umfrage: Wasser privatisieren?
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Von links oben nach rechtsunten: Hans-Joachim Weirather,Johann Fleschhut, Ulrich Netzer,Gebhard Kaiser, Stefan Bosseund Ivo Holzinger
Über eine Spende von 2500 Eurodurch die Allgäuer Entsorgungsfir-ma Dorr durfte sich ein sozial en-gagierter Arbeitskreis aus Mem-mingen freuen. Der »LebendigeWesten« mit zehn Mitgliedern hatschon vieles angestoßen im multi-kulturellen Stadtteil Memmingen-West: Von Krabbelstube über Tanz-
Firma Dorr würdigt Projekt der »Sozialen Stadt«tee bis Lachyoga. Sie wollen dieProjekte auch dann weiterführen,wenn einmal keine Fördermittel imRahmen des Städtebauprogramms»Soziale Stadt« mehr fließen. Mitgenügend Rückendeckung aus derBevölkerung soll aus dem Arbeits-kreis in Zukunft ein aktiver Bürger-verein werden.
Um dies zu erreichen, sind sie jetztmit einer Spende von Dorr bedachtworden. Laut Dorr-GeschäftsführerWerner Voth ist es langjährige Tra-dition des Unternehmens, Jahr fürJahr soziale Projekte an den dreiDorr-Standorten im Allgäu – Mem-mingen, Kempten, Kaufbeuren – zuunterstützen.
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allgäuALTERNATIV
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Weiße Dachflächen könnten durchihre Licht-Reflektion (Albedo-Ef-fekt) das Aufheizen von Städtenwesentlich verlangsamen – und dasohne fragwürdige Nebenwirkungenoder Folgen für die Umwelt. Eineim März 2012 veröffentlichte Studieder NASA bestätigt: Durch weißeDächer sinkt in heißen Sommer-monaten in New York City dieDachtemperatur um durchschnitt-lich 25 Grad Celsius.
In Deutschland kann die Ideefür politische Differenzen sorgen:In der Gemeinde Babenhausen imUnterallgäu beispielsweise wurdeein Ökodesignhaus mit einem wei-ßen Dach geplant und gebaut, abervom Landratsamt aus Gründen deshomogenen Erscheinungsbilds zu-nächst nur für ein Testjahr geneh-migt: Es seien laut Bebauungsplan
nur rote Dächer erlaubt. Bei ande-ren Häusern in Ortsrandlage durf-ten dagegen schwarzgedeckteDachflächen realisiert werden –zwar mit Auflagen, aber zeitlich un-beschränkt. Warum wird hier mitzweierlei Maß gemessen? Das ver-steht auch Babenhausens Bürger-meister Otto Göppel nicht. Er undder Gemeinderat unterstützten dasweiße Dach und damit die Ini tiative
der Baufirma Baufritz, ein für seinenachhaltigen Konzepte und Inno-vationen mehrfach ausgezeichnetesUnternehmen. Es handele sich umein relativ flaches Dach am Orts-rand, das nicht gleich ins Auge ste-che, beschwichtigte der Bürgermei-ster. Das überzeugte offenbar auchdas Landratsamt: Nach der Zustim-mung der Gemeinde lenkte dieAufsichtsbehörde ein.
Weiße Dächer könnten Klimawandel verlangsamen
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Das weiße Dach vonBabenhausen darfbleiben. Endgültig
E-Mobilität
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St. Moritz, bekannt als mondäner Ferienort,darf sich seit August 2012 auch »e-miglia-Stadt« nennen. Zum zweiten Mal in der Ge-
schichte dieser neu kreierten Rallye nur für elektrischangetriebene Fahrzeuge war 2012 das Zentrum im En-gadin das Ziel der e-miglia. Unter den beteiligtenFahrzeugen – die Teilnahme an der E-Rallye steht je-dem offen, der so ein Auto sein eigen nennt – sah manu. a. einen BMW Mini E, einen Lampo 3, Mercedes E-Cell, Nissan Leaf, Peugeot iON, Tesla Roadster, TWIKE Active, Zerotracer und Zero Motorcycle.Wem ein »Lampo 3« nichts sagt, der sollte sich auf derentsprechenden Internet-Seite kundig machen, dassein E-Auto keineswegs langweilig gezeichnet seinmuss, um E-Furore zu machen. Lautlos ohne Ge-räuschemissionen führte die e-miglia, eine Gleichmä-ßigkeitsrallye, durch die Alpenländer Deutschland,Österreich, Italien und die Schweiz. Die durchschnitt-lichen Verbrauchskosten für die 817 Kilometer langeGesamtstrecke, die mit Steigungen gespickt war, be-trugen – und hier reiben sich »Benziner« erstaunt dieAugen – gerade einmal 20 Euro.
Alle beteiligten Fahrzeuge (vom TÜV Süd tech-nisch abgenommen) haben bewiesen, dass die extre-men Anforderungen der Rallye für E-Autos kein Pro-
allgäuALTERNATIV ist nicht unbedingt ein Verfechter des Motorsports.Wenn aber eine Rallye für E-Mobile stattfindet, die zudem von einem Allgäuer Motorsportler geleitet wird, schauen wir schon mal genauer zu
Bergsteiger mit AkkuE-miglia 2012: Bewährungsprobe für E-Autos
Teilnehmerfahrzeuge bei der e-miglia 2012: Mercedes
A-Klasse E-Cell, Team TÜV Süd (großes Bild oben), Lampo 3,
Team Protoscar (Mitte). Das TWIKE Active (unten)gewann den Effizienzpreis
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allgäuALTERNATIV
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blem sind. Die Rallye dienteauch dazu, Erfahrungen undErkenntnisse zu gewinnen, die
der E-Mobilität zugutekommen. Vom Zweirad überDreirad bis Vierrad-Normalo, von Ein-Mannstärke biszu 600 PS, von 120 km/h bis 220 km/h Spitzen -geschwindigkeit und Reichweiten von 100 bis 350 Ki-lometern war alles vertreten.
Rallye-Leiter Richard Schalber aus Vorderhinde-lang im Allgäu ist es nach 2011 wiederum gelungen,ein Event auf die Beine zu stellen, das allen Teilneh-mern Chancengleichheit bot. Die E-Mobilität auf derStraße – in welcher Form auch immer – muss undwird kommen. Die e-miglia 2012 hat gezeigt, wie kon-kurrenz- und leistungsfähig, zudem dynamisch elek-trische Mobilität heute bereits ist.
Jedoch wird es noch ein langer Weg werden, derwohl eher in anderen Kontinenten entschieden wirdals in Europa, um ein familientaugliches, preisgerech-tes Auto mit E-Antrieb in Serie zu bauen. Daher wirdbereits geplant, eine e-miglia auch in Amerika undAsien zu veranstalten. Thomas Niehörster
Die e-miglia 2012 in Zahlen- Höhenmeter bergauf: 11.000 m- Höhenmeter bergab: 10.048 m- Gesamtlänge: 817 km- davon 485 Kilometer bergauf- höchster Punkt: Edelweißspitze, 2500 Meter
- 4 Länder – 4 Tagesetappen- Durchschnitts-Verbrauch: ca. 100kw/h auf 800 km = 20 Euro
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Richard Schalber organisierte die e-miglia 2012
Elektrisierend: der Nissan Leaf
Die Sieger:1. Platz: Hans Haslreiter und Wolfgang
Schöner, Team LG Solar2. Platz: Volker Blandow und Stefan
Rentsch, Mercedes Benz A-Klasse E-Cell
Effizienzpreis: TWIKE-Team mit umgerechnet 4,7 l Verbrauch auf 800 km
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Objektbau
allgäuALTERNATIV
WWir freuen uns natürlich sehr über denZuschlag und das Vertrauen von HansHundegger und seinem Team. Denn das
Projekt ist für uns gleichzeitig der Einstieg in den Ob-jektbau. Dass wir gleich mit so einem prestigeträchti-gen Auftrag in das neue Geschäftsfeld starten dürfen,macht uns sehr stolz. Das ist ein echter Meilenstein«,freut sich Geschäftsführer Dipl.-Ing. Martin Müller.Bisher waren die Holzbauspezialisten von M&M Holz-haus in Nesselwang im Alpenraum und in den Bene-luxländern vor allem durch ihre baubiologischen undökologischen Einfamilien- und Doppelhäuser be-kannt. In den vergangenen 20 Jahren realisierte dasUnternehmen über 550 solcher Hausprojekte.
Dieses Know-how und die langjährige Erfahrungaus dem baubiologischen und ökologischen Holzhaus-bau kam dem M&M-Holzhaus-Team nun auch bei derPlanung des neuen Hundegger-Verwaltungsgebäudeszugute. Hundegger ist ein Allgäuer Unternehmen mitSitz in Hawangen bei Memmingen. Das Unternehmenist in 42 Ländern vertreten und gilt als Weltmarktfüh-rer für moderne Holz-Abbundanlagen. Neben derBauleitung über den Holzbau haben die Spezialistenvon M&M Holzhaus auch die Bau-Koordinierungüber die anderen Gewerke übernommen und sorgenso auch für eine reibungslose Umsetzung ihrer inno-vativen Planung.
Nicht nur außen ist die zweistöckige Sägeblatt-Optik ein Hingucker, auch innen besticht die neueHundegger-Heimat mit einem innovativen undfreundlichen Aussehen, die sternförmig angelegten In-nenzüge des Komplexes sind komplett aus Massivholz.Die Außenwände des Hundegger-Sägeblatts sind alssogenannte Massiv-Holz-Mauer (MHM) mit einem 25cm starken Massivholz-Wandkern ausgeführt, so dassder Gebäudekomplex dem Standard eines Minimal-energiehauses entspricht. »In Kombination mit Brett-stapel-Elementen ist die Verwendung von MHM-Mauern besonders effektiv, denn das ermöglicht einekurze Bauzeit und bietet gesunde und angenehme Ar-beitsräume. Für uns ist allgemein die Holzbauweisedie Bauweise der Zukunft, auch für den Objekt- undGewerbebau«, erklärt Architekt Christian Gehring.
Der Hundegger-Auftrag setzt dem guten Ge-schäftsjahr 2012 von M&M Holzhaus die Krone auf.»Wir haben im vergangenen Jahr erneut unser hohesLevel von ca. 40 Häusern halten können, wobei derTrend hier nach wie vor hin zu großzügig dimensio-nierten Häusern geht. Auch auf das Geschäftsfeld desprivaten Wohnungsbaus hat der Hundegger-Auftragausgestrahlt. Wir haben in den vergangenen Wochendeutlich mehr Anfragen erhalten als im Vergleichs-zeitraum der Vorjahre«, freut sich das M&M-Holz-haus-Team.
Über einen besonderen Großauftrag darf sich der Nesselwanger HolzbauspezialistM&M Holzhaus freuen. Die Ostallgäuer erhielten den Zuschlag für den Bau des neuenVerwaltungsgebäudes der Hans Hundegger Maschinenbau GmbH aus Hawangen. Mitder pfiffigen Idee, das über 1100 Quadratmeter große Bürogebäude als Sägeblatt zukonzipieren, trafen die M&M-Holzhaus-Architekten Hans Möst und Christian Geh-ring voll ins Schwarze.
Das Sägezahn-HolzhausM&M in der Architektur-Champions-League
Info
M&M Holzhaus GmbHFüssener Straße 5787484 NesselwangTel. 08361/9210-0Fax 08361/9210-20, [email protected], www.holzhaus.de
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Aufgrund der guten Auftragslage und der Nach-frage auf hohem Niveau sieht sich M&M Holzhausweiter auf Wachstumskurs. »Wir suchen laufend qua-lifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«, sagt Mar-tin Müller mit Blick auf das derzeit 30-köpfige Team.
Mit dem Hundegger-Projekt geht für MartinMüller und Hans Möst ein Traum in Erfüllung. Zum20-jährigen Bestehen vor zwei Jahren hatten die Chefsvon M&M Holzhaus den Wunsch formuliert, irgend-wann einmal ein öffentliches Gebäude, ein mehrstö-ckiges Mehrfamilienhaus oder gar ein Hochhaus ausHolz in die Realität umzusetzen. »Mit dem Gebäudein Hawangen sind wir jetzt sozusagen in die Champi-ons League des Holzbaus vorgestoßen. Mit diesemAuftrag demonstrieren wir, was für tolle Sachen imHolzbau möglich sind. Somit haben wir unser Ziel er-reicht«, erklärt Müller.
Oben: Ein Wandteil kommt »angeflogen«.Links: Die Animationen zeigen eindrucksvoll, wie das markanteGebäude des Holzbearbeitungs-Maschinenbauers einmal aussehenwird. Mit diesem Objekt ist die M&MHolzbau GmbH in neue Dimensionen desObjektbaues eingestiegen.
Seit Jahren ist die Firma Hundegger aus
Hawangen Weltmarktführer auf dem Gebiet
CNC-gesteuerter Abbundmaschinen
(=computergesteuerte Holzschnittanlagen)
mit einem Marktanteil von mehr als 90
Prozent. Die universellen, flexiblen
Maschinen werden in allen Holzbausparten
vom Zimmereiabbund, Lohnabbund, Holzrah-
menbau, Blockhausbau, Fertighausbau,
Leimholzabbund bis hin zur Fertigung von
Spielplatzgeräten eingesetzt.
Firmengründer Hans Hundegger arbeitete
nach seiner Ausbildung zum
Maschinenbauer zunächst als Konstrukteur
in einer Fabrik für Schreinereimaschinen.
Um das elterliche Sägewerk zu
rationalisieren, begann er Ende der 1970er
Jahre nebenberuflich mit der Entwicklung
und dem Bau von Maschinen für Sägewerke.
1978 gründete er seine eigene Firma. 1981
begann Hans Hundegger, inspiriert von
Jakob Maier, dem Chef eines Türkheimer
Holzbau-Unternehmens, mit der Entwicklung
der weltweit ersten vollautomatischen
Abbundmaschine. Diese wurde 1985
ausgeliefert. Nach wenigen Jahren war die
Nachfrage nach diesen Maschinen so
enorm, dass Ende 1987 die Produktion von
Sägewerksanlagen eingestellt wurde, um
sich voll auf die Weiterentwicklung und
Vermarktung der Abbundmaschinen zu
konzentrieren.
Info:
Hans Hundegger Maschinenbau GmbH
Kemptener Straße 1
87749 Hawangen
Tel. 08332/92330
Fax 08332/923311
www.hundegger.de
Geschäftsführer: Hans Hundegger
Hundegger: Auf dem richtigen Holzweg
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Holz, massives Holz, wohin man blickt: Das Sägezahn-Gebäu -de von Hundegger in Hawangen in diversen Bauphasen
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Bürgerbeteiligung
allgäuALTERNATIV
Michael Krumböck ist Aufsichtsratsvorsit-zender der Energiegenossenschaft Leut-kirch eG. In dieser Funktion hat der
Umweltbeauftragte der Stadt Leutkirch (22.000 Ein-wohner) genauen Einblick in die Projekte der Energie -genossenschaft, die derzeit rund 300 Mitglieder undein gezeichnetes Kapital von 700.000 Euro hat. DieLeutkircher Genossenschaft betreibt Solaranlagen aufstädtischen Gebäuden, kümmert sich um lokale Kraft-Wärme-Kopplung und hat sich bei der Investition inNahwärme-Projekte eingebracht. Nicht ohne Stolzverweist Krumböck darauf, dass Leutkirch zum vier-ten Mal mit großem Abstand den ersten Platz in derSolar-Bundesliga belegte. 35 Millionen Megawatt wer-den in Leutkirch und in den Ortsteilen mit Solaranla-gen gewonnen. Die Energiegenossenschaft steuertdazu aus ihren 17 Dächern 500.000 Megawatt bei. In-zwischen ist die Genossenschaft auch Partner in einerFlächenvoltaik-Anlage mit zehn Hektar.
Die Energiegenossen in Leutkirch haben sich seitder Gründung 2009 (84 Gründungsgenossen mit einemgezeichneten Kapital von 80.000 Euro) überwiegendauf Solar-Projekte konzentriert, weil Wasserkraft undGeothermie in der Nachbarstadt in Baden-Württem-berg keine große Rolle spielen. Auch die Windenergie-Gewinnung sei dort nur bedingt möglich, weil nur wenige windhöffige Standorte zu finden sind. GenauereUntersuchungen, so Krumböck, seien derzeit im dor-tigen Planungsverband im Gange. Man sei gespanntauf die Ergebnisse. Sollte es brauchbare Standorte ge-ben, werde die Genossenschaft sich auch in Wind-energie-Projekte einbringen.
Michael Krumböck mahnte, von Energiegenos-senschaften keine Wunderdinge zu erwarten: »Renditenvon acht und zehn Prozent, wie sie noch vor einigenJahren in Hochglanzprospekten versprochen wurden,sind unrealistisch.« Aber immerhin konnten die Mit-glieder der Energiegenossenschaft Leutkirch kürzlich
Damit jeder Interessierte an der Energiezukunft teilhaben kann, auchwenn er weder Grundbesitz noch ein »solardachtaugliches Haus« hat,werden immer häufiger Energie-Bürgergenossenschaften gegründet, die Energieprojekte selbst in die Hand nehmen oder sich an lokalen Anlagen beteiligen. Im Westallgäu hat man damit bereits gute Erfahrung
Energiegenossenschaft– wie funktioniert das?
Michael Krumböck,Aufsichtsratsvorsitzender
der EnergiegenossenschaftLeutkirch eG
Solardach auf dem Feuerwehrhaus Herlazhofen – gebaut und betreut von der Energiegenossenschaft Leutkirch
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PV-Anlage auf dem Gemeindehaus Winterstetten
Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des Gymnasiums Leutkirch
Die Leistung der Anlage auf dem Feuerwehrhaus in Wangen ist im Internet abrufbar
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die erste Ausschüttung für das Jahr 2011 entgegenneh-men: vier Prozent! Und auch die Stadt Leutkirch saherstmals Gewerbesteuer-Einnahmen durch die Genos-senschaft: 8000 Euro schon im dritten Geschäftsjahr– ein hoffnungsvoller Anfang.
Michael Krumböck tritt auch anderweitig auf dieErwartungsbremse: »Energiegenossenschaften sindnur sinnvoll, wenn konkrete Projekte anstehen. Nurzum ‚Geldeinsammeln’ ist eine Genossenschaft über-flüssig. Denn wenn die Mitglieder eine Rendite vonvier Prozent erwarten und das Geld auf der Bank mitein bis zwei Prozent ‚parken’, machen sie kein gutesGeschäft.«
Und auch einer anderen Realität müsse man sichstellen: »Eine Genossenschaft wird vom genossen-schaftlichen Prüfungsverband überwacht. Die Prüfun-gen sind aufwendig und kosten Geld.«
Allerdings könne man mit einer Energiegenos-senschaft Bevölkerungsschichten an der Energiewendebeteiligen, die sonst keine Möglichkeit haben. In derBürgergenossenschaft Leutkirch können sich Einwoh-ner der Stadt und der Umlandgemeinden Anteils-scheine zu 100 Euro kaufen. Bei 10.000 Euro oder 100Anteils-Scheinen ist die Obergrenze erreicht – mehrwird für eine Einzelperson nicht ausgegeben. Manwolle damit ganz bewusst verhindern, dass sich finan-ziell besser Gestellte höher »einkaufen«. Das sei auchin der Satzung sichergestellt: ob Mitglied mit einem An-teil oder Mitglied mit 100 Scheinen, bei der General -versammlung habe alle nur eine Stimme.
BürgerEnergie Wangen nennt sich eine weitereWestallgäuer Genossenschaft, die Mitglieder aus denOrten Wangen, Achberg, Amtzell, Argenbühl undKißlegg aufnimmt. Ziele laut Satzung sind »Umset-zung kommunaler, regionaler Energieprojekte mit er-neuerbaren Energien«. Die Genossenschaft verstehtsich als Klimaschutz- und Energietreuhänder für alleBürger, Unternehmen, Vereine, öffentlichen Einrich-tungen rund um Wangen. Auch diese Gruppe instal-liert und betreibt Solaranlagen auf öffentlichen undprivaten Gebäuden. Sieben Projekte wurden bisherdurchgezogen, weitere sind in Planung. Alle bisheri-gen Anlagen sind Solardächer. Wie viele andere Bürger -genossenschaften kann sich auch die BürgerEnergieWangen derzeit nicht über Kapitalmangel beklagen.Es werden nur noch in der Höhe begrenzte Anteile ak-zeptiert.
Die BürgerEnergie Wangen hat eine hervor -ragende Homepage mit Kurzportraits aller bisher verwirklichten Anlagen. Die Genossenschaft hat einesihrer Solardächer über die Homepage »transparent«gemacht. Jeder Besucher der Seite kann live die Leis -tungsdaten der Anlage auf dem Dach des Feuerwehr-hauses in Wangen einsehen und die Statistiken aus-werten. Darüber hinaus ist die Satzung der Genossen-schaft für jedermann zu lesen – für Beitrittswillige gibtes ein Formular zum Download.
Kontakte und Info
Energiegenossenschaft Leutkirch eG
Jacqueline Schwärzler,
kaufmännischer Vorstand
Gänsbu ̈hl 7
88299 Leutkirch im Allgäu
www.eg-leutkirch.de
BürgerEnergiegenossenschaft
Region Wangen eG
Marktplatz 1
88239 Wangen im Allgäu
www.buergerenergie-Wangen.de
Generelle Informationen über
Bürgergenossenschaften finden Sie unter
www.genossenschaftsverband.de
und www.neuegenossenschaften.de
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Die Anlage besteht aus wenigen relativ einfa-chen Komponenten: Rohrleitungen, Wasserund ein Komposthaufen aus gehäckseltem
Strauch- oder Zweigholz. Der einzige bewegliche Teilin solch einer Anlage ist eine Heizungspumpe. Diesereinfache Aufbau reduziert Wartungskosten und Aus-fallrisiko. Entwickler dieses Systems ist der französi-sche Agronom Jean Pain (1928 bis 1981). Ihm gelanges, durch einen natürlichen Verrottungsprozess zu-gleich Warmwasser, Warmluft, Biogas und hochwer-tigen Kompost zu gewinnen.
Der Kompost-Heizer aus MissenHerbert Siegel aus Missen-Unterwilhams bezieht
das Warmwasser für seine sechsköpfige Familie gänz-lich aus seinem Biomeiler, der Anfang Oktober 2010bei einem Durchmesser von 4,8 Metern und einer
Höhe von zwei Metern mit 60 Kubikmetern Hack-schnitzel befüllt wurde. Für die Warmwassergewin-nung verlegte er einen Halb-Zoll-Schlauch mit einerLänge von 100 Metern spiralförmig. Im Biomeilerwird der Vorgang, der sonst einen Heustock zumBrennen bringen würde, bewusst herbeigeführt. Inden ersten 60 Tagen Betriebszeit registrierte ein ange-brachter Zähler nur für das Brauchwasser eine Lei-stung von 170 Kilowatt. Die gewonnene Energie konnteSiegel zwei Jahre nutzen. Zur Unterstützung seinerHeizanlage, die rund 280 Quadratmeter Wohn- undGeschäftsfläche beheizt, verlegte er zusätzlich noch ei-nen Ein-Zoll-Schlauch mit einer Länge von 300 Me-tern.
Für die Befüllung im Jahr 2012 hat Herbert Siegelbei gleicher Größe des Biomeilers einen noch längerenSchlauch für die Warmwasserversorgung verwendet.
Biomeiler sind mit Sicherheit eine der kostengünstigsten Lösungen, um saubere Heizenergie zu erzeugen. Sie entziehen speziell aufgebauten Komposthaufen Wärme und sind daher auch unter dem Begriff »Kompost-Heizung« bekannt. Herbert Siegel aus Missen im Oberallgäu fährt seit Jahren gut damit
Sparprogramm BiomeilerDas Badewasser kommt aus dem Kompost
Bioenergie
Besuchergruppe vor dem Biomeiler von HerbertSiegel (rechts) in Missen im Oberallgäu
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Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass ähnlich wie beiZapfanlagen ein Schlauch eingesetzt werden sollte, derdie Geruchsstoffe des Biomeilers möglichst nicht andas Brauchwasser abgibt.
Ein natürlicher VorgangDas Besondere an diesem System ist, dass es nur
geringer materieller Ressourcen bedarf, um einen Bio-meiler aufzubauen, in Gang zu setzen und zu nutzen.Er funktioniert nach dem Prinzip der Kompostierung,bei dem aerobe (= von Sauerstoff lebende) Bakterienorganisches Material in Wärme, Kohlendioxid (CO2)und Ammonium umwandeln – ein natürlicher Pro-zess, der alltäglich um uns herum auf und im Erd -boden vor sich geht. Das Kohlendioxid ist dabei dasam wenigsten erwünschte Produkt. Da es sich aberohnehin im Kompostierungsprozess bildet, generiertder Biomeiler kein zusätzliches Kohlendioxid. Viel-mehr wird es eingespart, wenn der Biomeiler Gas undÖl als Brennstoff ersetzt. Das Ammonium hingegenwird durch die Bakterien in Nitrate und Nitrite um-gewandelt, die wertvolle Düngemittel in Landwirt-
…zum Aufbau, zur energetischen Ausbeute,
Fragen und Antworten zum Biomeiler gibt
das Unternehmen Native Power, das sich auf
dezentrale Energieerzeugung für den Eigenbe-
darf spezialisiert hat. Regelmäßig bietet
die Firma auch Seminare und Workshops
zu dem Thema an. Weitere Informationen
auf www.native-power.de
Weitere Informationen zur »Kompost-Heizung«…
Ein Biomeiler »läuft« über 12 bis 18 Monate und generiertin dieser Zeit Wärme für Haus und Brauchwasser
schaft und Gartenbau sind. Kompostierung ist dergrundlegende natürliche Kreislauf, der organischeStoffe in ihre erneut brauchbaren Bestandteile zerlegt.Mit einem solchen Meiler lässt sich gut und gerne eingedämmtes Einfamilienhaus, das über eine Niedrig-Temperatur-Heizung verfügt, versorgen. Man benötigtdabei keinen Kamin, dadurch keine Kaminkehrer -kosten und natürlich keinen Heizkessel. Aber auchHäuser mit herkömmlichen Heizkörpern ließen sichso beheizen, wenn man statt der Wasserrohre stärkereLeitungen verlegt, in denen Luft erwärmt wird, diedann dem Haus zugeführt wird. Zusätzlich könntenoch Gas gewonnen werden, das ein entsprechendausgerüstetes Auto antreibt. Thomas Niehörster
Vorbereiten der Wärmetauscher-Rohrschlangen: Mit Kabelbindern wird das Rohr auf einerzugeschnittenen Baustahlmatte befestigt
Am besten ist es, die Rohre mit Raschelsäckenabzudecken. Sie schützen beim Abbau die Rohre vor der Forke und lassen sich einfach abtragen
Wässern, wässern, wässern: Der fertige Biomeiler sollte an die 70 Prozent Feuchtigkeit haben
Der Aufbau eines Biomeilers mit einem Volumen von 100 Kubikmetern kostet rund 1700 Euro. EineAlternative gerade für private Energiesparer
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Bio-Geschäftsidee
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Neben den verdreckten Heizrohren war auchdas Gär-Restelager voll und verschärfte dasProblem. »Wir mussten das schnell lösen,
bevor das Frühjahr kam«, sagt Specht. In einem Bio-reaktor müsse immer eine konstante Temperatur herr-schen, sonst verliere der Fermenter Leistung undproduziere weniger Gas. Und das führe wiederum zufinanziellen Einbußen. Aus dieser Not entstand derexterne Wär me tauscher »BioHeat«. Mit dem Gerätstießen Specht und sein Partner Anton Schmid in eineLücke: »Es gab damals keine überzeugende Lösung aufdem Markt«, berichtet Specht.
Dabei waren er und Schmid fünf Jahre zuvornoch auf einem konventionellen Weg: Landwirt-schaftsmeister Specht hatte eine Milchlandwirtschaftim Baisweiler Ortsteil Großried mit bis zu 65 Stück
Allgäuer Braunvieh, Mechanikermeister Schmid ausIngenried in der Gemeinde Pforzen einen Betrieb mit45 Stück Vieh. Ihre Flächen im nördlichen Ostallgäuwaren sehr ertragreich, weshalb beide mehr Futter er-wirtschafteten, als sie in ihren Betrieben benötigten.Zwar verkauften sie auch Futter und Heu, aber »daswar nichts wert, da es eine Überproduktion von Nah-rungsmitteln gab«, sagt Specht. Zudem stand auch derMilchpreis nicht besonders gut und lag 2004 bei rund27 Cent pro Liter.
Als dann das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)verabschiedet wurde, sahen sie einen Weg, dieser Ent-wicklung entgegenzusteuern: »Da gab es für uns einenneuen Absatzmarkt, die Biogasproduktion, in der wirunser überschüssiges Futter sinnvoll im eigenen Be-trieb verwerten konnten«, erzählt der 34-Jährige. Zu-
Zwei Allgäuer heizen einBioHeat – Neuheit für Bioreaktoren
Anfang 2010 hatte der Ostallgäuer Landwirt Hermann Specht Probleme mit seiner Biogasanlage: »In unserem Fermenter wurde es langsam immerkühler. Mitte Februar hatten wir nur noch 33 Grad Celsius.« Den Grund für den Leistungsabfall fand Specht schnell: »Die inneren Heizrohre warenverdreckt und verkrustet.« Mit seinem Partner löste er das Problem und erschloss sich eine neue Geschäftsidee
Hermann Specht und Anton Schmid vor ihrer
Neuentwicklung BioHeat
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mal die Biomasse im Bereich der regenerativen Ener-gie keine Konkurrenz für die Nahrungsmittelproduk-tion ist.
»Die Lebensmittelknappheit in anderen Ländernist eher ein Verteilungsproblem, das politische Ursa-chen hat«, meint Specht. 2005 ließen er und Schmideine Biogasanlage für 150 Kilowatt (KW) bauen. 2007erweiterten sie sie auf 500 KW. Inzwischen haben siedrei Vollzeit- und drei Teilzeitmitarbeiter, die in derBiogasanlage mit zwei Blockheizkraftwerken 25 Ton-nen Tagesbedarf an Biomasse wie Mais, Gras und Ge-treide verarbeiten. Dabei achten die beiden Betreiberauch auf eine nachhaltige Fruchtpflege von Mais, Ge-treide und Gras auf den Feldern der Zulieferer. »Damiterreichen wir eine ausgeglichene Humusbilanz«, soSpecht. In der Anlage werden 500 KW Strom und 650
Fruchtwechsel: Frisches Gras wächst im abgeernteten Feld An der kreisrunden Form und am aufgeblähten Ballondach erkennt man die Biogas-Anlagen
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ist eine modular
aufgebaute Anlage zur Gewinnung elektrischer Energie
und Wärme, die vorzugsweise am Ort des Wärme -
verbrauchs betrieben wird, aber auch Nutzwärme in
ein Nahwärmenetz einspeisen kann. Sie nutzt dafür
das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung.
Ein Fermenter, häufig auch als Bioreaktor bezeichnet,
ist ein Behälter, in dem zerkleinerte Pflanzen unter mög -
lichst optimalen Bedingungen kultiviert (auch: fermentiert)
werden.
Als Gärrest wird der flüssige oder feste Rückstand
bezeichnet, der bei der Vergärung von Biomasse in
einer Biogasanlage zurückbleibt. Wegen seines hohen
Gehalts an Nährstoffen wird er meist als landwirt -
schaftlicher Dünger verwendet. Auch die Bezeichnung
Biogasgülle wird verwendet.
Hygienisierung: Biogasanlagen werden neben pflanzlichen
Energieträgern auch mit Substraten beschickt, die der
Hygieneverordnung unterliegen und unbehandelt nicht
landwirtschaftlich entsorgt werden dürfen. Prinzipiell
kann zwischen zwei Arten der Behandlung unterschieden
werden: drucklos als Hygienisierung oder auch Pasteuri-
sierung bei 70°C für eine Stunde oder als Drucksterili-
sation bei 133°C für 20 Minuten.
Der Wärmetauscher (auch Wärmeübertrager oder
Wärme austauscher) ist ein Apparat, der thermische
Energie von einem Stoffstrom auf einen anderen
überträgt.
Eine ausgeglichene Humusbilanz ist ein wesentliches
Kriterium für nachhaltigen Pflanzenbau. Silomais zählt wie
Rüben oder Kartoffeln zu den humuszehrenden Früchten,
was häufig als Kritikpunkt am Maisanbau geäußert wird.
Weitere Informationen: www.sse-maschinen.de
KW Fernwärme produziert sowie Holz und Heu ge-trocknet. So weit, so gut. Doch dann trat das Problemmit den »Verbackungen« im Fermenter auf. Damit diedarin eingesetzte Biomasse in einem anaeroben Pro-zess in mehreren Schritten zu Biogas und Gärrest ab-gebaut werden kann, ist eine durchschnittliche Tem-peratur zwischen 38 und 52 Grad Celsius vonnöten.Um sie zu erreichen, werden die Fermenter über zu-sätzliche Rohre beheizt. Diese jedoch verkrusten imLaufe der Zeit. Das Auswechseln der Rohre ist freilichrisikoreich und teuer: Erst, wenn im Frühjahr wiederGülle ausgebracht werden darf, kann auch der Fer-menter leer gepumpt werden. »Das Öffnen des Haupt-fermenters ist mit vielen Risiken verbunden. Vorüber-gehend herrscht bei solchen Aktionen eine gefährliche,explosive Atmosphäre«, berichtet der Freie Biogas-
Begriffserklärungen
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Berater Toni Baumann aus Wangen. Denn in dem Fer-menter könnten Gase entstehen, die »toxische und ex-plosionsfähige Konzentrationen annehmen.« Zudemkönne die Arbeit in dem Behälter vergeblich sein:»Das Entfernen der an den Heizkörpern angebacke-nen Krusten ist eine Sisyphus-Arbeit. Eine Mischungaus koaguliertem Eiweiß und kristallisiertem Magne-sium-Ammonium-Phosphat haftet wasserunlöslich anden Heizrohren und kann nur mit Höchstdruckreini-ger, Sandwasserstrahl, Turbobürsten, oder anderemSpezialgerät entfernt werden.
»Die Arbeit ist deshalb besonders frustrierend,weil jeder, der so eine Anlage fährt, genau weiß, dasssie in wenigen Jahren wieder auf ihn zukommenwird«, so Baumann. Und schließlich führen diese Re-paraturen zu Betriebsunterbrechungen, die mehrereWochen dauern können, bis wieder ein Volllastbetriebmöglich ist.
All diese Gefahren und Nachteile können durchden Einsatz des »BioHeat« vermieden werden, da dasGerät extern angeschlossen wird: »Der Gärprozessbleibt dabei unangetastet und es gibt keine Betriebs-unterbrechung«, erläutert Specht. Die dauernde Funk-tionstüchtigkeit der Biogasanlage ist aber auch wich-tig, weil der Gärrest als Dünger in einen Kreislauf ein-fließt: Er speist nämlich die Pflanzen, die als Biomasseverbraucht werden. »Deshalb dachten wir uns selbstetwas aus«, fügt er an.
Nach mehreren Versuchen hatten sie eine »opti-male« Heizung gebaut: einen »Doppelrohrwärmetau-scher« aus Edelstahl, dessen Kupplungen in einemspeziellen Verfahren angefertigt sind. Die Anzahl derDoppelrohre kann aufgrund der Modulbauweise vonzwei bis 24 variiert und damit auf den jeweiligen Be-darf ausgerichtet werden – dementsprechend ist derPreis von der Leistung und den Gegebenheiten vorOrt abhängig. Zwischen dem Außen- und dem Innen-rohr fließt warmes Wasser, während die Gülle im in-neren Rohr ist.
Ende 2010 gründeten Specht und Schmid danndie »SSE Energietechnik«. Mittlerweile haben die bei-den in dem Betrieb rund 70 dieser Heizsysteme gebautund sie bundesweit verkauft – einige Anlagen sind je-doch auch schon in Österreich im Betrieb. Die Instal-lation und Wartung übernehmen die beiden allerdingsnur noch im Allgäu und der näheren Umgebung.
Die Nutzung des Heizsystems ist obendrein viel-fältig und deshalb perspektivisch: So könne die Bio-masse vor der Hygienisierung oder zwischen Vorgru-be und Hauptfermenter vorgewärmt werden. Außer-dem könne die Anlage zur Unterstützung der Ersatz-aufheizung als Hauptheizung oder Nachheizung ein-gesetzt werden, erläutert Specht.
Zwar haben er und Schmid seit 2009/10 keinVieh mehr, doch mit ihrem Mischbetrieb sind sie nunzufrieden: Specht ist verheiratet, hat zwei Kinder undlebt in Großried, während Schmid liiert ist und in Ingenried lebt. Die Biogasanlage mit den Blockheiz-kraftwerken, der Trockenanlage, den Maschinenhallenund dem Energietechnikbetrieb haben sie auf einenHof zwischen beiden Ortsteilen zusammengelegt. Fürdie Montage der Wärmetauscher bleibt auch nochZeit, da die durchschnittliche Hof-Feld-Entfernungnur 2,5 Kilometer beträgt. »Biogas und seine effizienteNutzung sind eine nachhaltige und unabhängige Formder Energiegewinnung«, lautet deshalb das Fazit vonSpecht.
Markus Frobenius
allgäuALTERNATIV
Die Neuentwicklung »BioHeat« von Specht und Schmid spart Zeit, Geld und Arbeit
Die zähen Verbackungen an den Rohren im Fermenter sind auf dem Bild oben gut zu erkennen
Bio-Geschäftsidee
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Wasserstoff
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Dauerthal ist nicht der Nabel der Welt. Wahr-haftig nicht. In Brandenburg, nicht weit vonder polnischen Grenze, findet man den Ort
– wobei der Begriff Ort eigentlich auch nicht zutrifft.Dauerthal ist eine kleine grüne Insel, nur ein paar Gebäude und Hallen inmitten riesiger Ackerflächen.Dauerthal, das ist die Firma Enertrag. Eine Aktien -gesellschaft, die sich so beschreibt: »Wir sind ein aufNachhaltigkeit spezialisiertes europäisches Energie -unternehmen, das Strom ausschließlich aus erneuer -baren Quellen produziert – hauptsächlich aus Wind -energie. Enertrag verfügt als Schrittmacher der Ener -gie wende auch über eine umfassende und gefragteKenntnis im Bereich der Speichertechnologien auf derBasis von Wasserstoff.«
Warum taucht dieser norddeutsche Windriese ineiner Zeitschrift für das Allgäu auf, werden Sie sichjetzt fragen. Die Antwort ist gar nicht schwer: Wirbrauchen im Allgäu grundlastfähigen Strom. Den lie-fern weder die wenigen Windräder in Bayern noch die
Solardächer und Solarparks, die derzeit überall instal-liert werden. Die großen Stromtrassen, von denen allereden, werden noch lange auf sich warten lassen. Alsomüssen kurz- und mittelfristige Lösungen für unsereRegion gefunden werden.
Enertrag hat dieses Problem erkannt: Wind- undSonnenstrom wird erst richtig wertvoll, wenn man ihnspeichern kann. Darum gründete man in Dauerthal2010 eine Tochterfirma, die Enertrag HyTech GmbH,die sich mit der Umwandlung von Strom in Wasser-stoff in einem Hybridkraftwerk beschäftigt. Diese Um-wandlung findet in einem Elektrolyseur statt.
Die Oberallgäuer Tüftler Peter Schmeller und Richard Schalber (wir berichteten in unser Ausgabe1/12 über das wasserstoffbetriebene Auto der beidenaus Bad Hindelang) haben bei diversen Vorträgen inder Region aufgezeigt: Die Umwandlung vom Wind-und Sonnenstrom in Wasserstoff bringt schwankendeStromausbeute in planbare Verteilwege. Statt Stromunter hohem Leitungsverlust auf Landschaft belasten-
Das Allgäu liegt nicht zentral in Deutschland – und auch nicht imSchnittpunkt der Energietrassen. Dezentrale Energie-Lösungen zu untersuchen und einzusetzen, ist das Gebot der Stunde. Wasserstoffscheint Potenzial im Energiemix zu haben. allgäuALTERNATIV hatdeshalb einen Ausflug weit in den Norden der Republik gemacht
Energie in den Tank packenWind und Sonne werden »eingeweckt«
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Drei Elektrolyseure bei derEndmontage und vor der
Auslieferung an die Kunden
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StromnetzDer stets saubere Windstrom des Hybridkraftwerks reist über das
Enertrag-eigene Einspeisenetz mit einem 220/110kV-und sechs
110/20kV-Umspannwerken direkt in das europäische Verbundnetz
zum Verbraucher.
WindkraftanlagenDrei Windenergieanlagen mit je 2 MW Nennleistung sind über ein
Mittelspannungskabel mit der Elektrolyseanlage direkt elektrisch
verbunden. Dieses Mittelspannungskabel ist eingebunden in das
Mittel- und Hoch spannungsnetz, das über das Umspannwerk
Bertikow direkt in das 220kV-Höchstspannungsnetz der 50 Hertz
Transmission GmbH einspeist.
BlockheizkraftwerkAuch eine prima Erfindung, denn was braucht der Mensch? Strom
und Wärme, und beides liefert das Blockheizkraftwerk als Teil unseres
Hybridkraftwerkes. Läuft mit einem Gemisch aus unserem Wind-
Wasserstoff und Biogas. 100% klimaneutral und flexibel je nach Bedarf.
FernwärmeDer Blockheizkraftwerk-Teil in unserem Hybridkraftwerk erzeugt Strom.
Die dabei entstehende Wärme oder thermische Energie gelangt durch
ein wärmegedämmtes Rohrsystem direkt in die Wohngebäude und kann
prima zum Heizen oder zur Warmwasseraufbereitung genutzt werden.
MischventileDer gespeicherte Wind in Form von Wasserstoff wird mit Biogas
gemischt, um daraus wieder Strom und diesmal auch Wärme zu erzeugen.
Wie immer kommt es dabei auf die richtige Mischung an. So kann ein
optimaler Mix aus Biogas und Wind-Wasserstoff den Output verdoppeln.
Biogas-SpeicherBei Bedarf produziert das Hybridkraftwerk Strom, wozu Biogas mit
dem gespeicherten Wind in Form von Wasserstoff gemischt wird.
Biogas entsteht durch Vergärung von Biomasse wie Gülle, Pflanzen
oder dem Inhalt Ihrer Bio-Tonne.
WasserstofferzeugungDas Herzstück des ersten Hybridkraftwerkes ist ein 500-kW-Druck-
Elektrolyseur, der aus Windstrom durch Elektrolyse von Wasser Saue rstoff
und Wasserstoff erzeugt. Er kann jederzeit flexibel je nach Bedarf und
Windsituation eingesetzt werden. Weht beispielsweise so viel Wind,
dass die Energie den Bedarf übersteigt, fließt der Windstrom in den
Elektrolyseur, der den Wind speicherbar macht.
WasserstoffspeicherHier wird der Wind »eingefangen« und in Form von Wasserstoff
gespeichert. Das Gas kann sogar in vorhandenen Erdgasspeichern
auf Vorrat gehalten werden, bevor es bei Bedarf wieder in Strom
umgewandelt oder als reiner Treibstoff genutzt wird.
KraftstoffeAlternative Antriebsformen machen nur Sinn, wenn ihr »Benzin«
CO2-frei gewonnen wird. Unser Wind-Wasserstoff wird nach Eröffnung
des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg an der ersten CO2-freien
Tankstelle der Welt erhältlich sein.
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den Stromtrassen herbeizuschaffen, kann er – umge-wandelt in Wasserstoff – über das vorhandene Gaslei-tungsnetz zum Verbraucher gelangen. Da gerade imAllgäu viele kleinere Ortschaften und Gehöfte nichtam Gasleitungsnetz hängen, wären kleine unabhängi-ge Elektrolyseure mit Wasserstoffspeichern im Insel-betrieb für unsere Region denkbar und sinnvoll. EinArbeitsfeld, für das Schmeller und Schalber trotz Un-terstützung durch den Oberallgäuer Landrat GebhardKaiser und die Grünen-Landtagsabgeordneten AdiSprinkart und Thomas Gehring immer noch prakti-sche Hilfe aus fachlich interessierten mittelständischenBetrieben suchen.
Die Enertrag-Tochter aus Brandenburg beweistmit ihren Aktivitäten, dass »Power to Gas« keine Tech-nologie vom anderen Stern mehr ist.
Bereits Ende 2011 wurde ein Hybridkraftwerk imuckermärkischen Prenzlau in Betrieb genommen. Der600-kW-Prototyp bot Enertrag HyTech die Möglich-keit, Material und Haltbarkeit zu prüfen und Effizienz-steigerungen im täglichen Betrieb zu erreichen. Mi-chael Wenske, Projektleiter Wasserstoff: »Mit dem at-mosphärischen Elektrolyseur in Prenzlau verfügen wirüber ein erprobtes System mit einer installierten Lei-stung von 600 kW und mehr als 120 Normkubikme-tern Wasserstoff pro Stunde.«
Kürzlich hat das Unternehmen die Vorserienpro-duktion von größeren Elektrolyseuren aufgenommen:Drei Zwei-Megawatt-Elektrolyseure wurden an dieKunden ausgeliefert.
Wenske weiter: »Bereits jetzt haben wir dasKnow-how für eine Sechs-Megawatt-Anlage, die 1000Normkubikmeter Wasserstoff pro Stunde schafft.«Einen Auftrag für eine solche Anlage haben die Dau-erthaler Tüftler schon vorliegen.
Forschung und Entwicklung gehen im ruhigenFleckchen Dauerthal weiter. So setzt man bei der Be-trachtung zukünftiger Energiesysteme mit dem alka-lischen Druckelektrolyseur auch auf eine weitere neueProduktlinie. Den Prototyp hat Enertrag HyTech andas Wasserstoffforschungszentrum der Brandenbur-
gischen Technischen Universität Cottbus (BTU) gelie-fert. »Bei diesem wird mit einem Betriebsdruck vonbis zu 60 bar getestet. Ziel ist es, die Einspeisung vonWasserstoff in ‚Mitteldruckleistungsnetze’, also in nor-male Gasleitungen, zu realisieren«, berichtet man beiEnertrag. Dabei wird Wasserstoff unter hohem Druckproduziert und so bereits innerhalb des Produktions-prozesses komprimiert. Das erspart den energieinten-siven Zwischenschritt der Gasverdichtung mittels ei-nes Kompressors.
Bei allen Untersuchungen in Brandenburg gehtes darum, Elektrolyseure zu bauen, wie sie den Anfor-derungen der Energiewirtschaft in allen Belangen ent-sprechen. Zentrale Begriffe hierbei sind integriertePower-to-Gas-Kraftwerke und CO2-freie Mobilitätauf Basis von Wasserstoff.
Konzentrierte Entwicklungsarbeit und Forscher-drang abseits der großen Zentren funktionieren naheder polnischen Grenze zwischen Äckern und Getreide– was Dezentralität angeht, hat das Allgäu mindestensebenso gute Voraussetzungen. Ob gute Ideen auch ineiner Region der grünen Wiesen und Bergwälder ge-deihen, wird die Zukunft zeigen.
Wer ist Enertrag?430 Mitarbeiter von Enertrag sorgen mit
ihrer Kompetenz europaweit für ein erfolg -
reiches Betreiben von eigenen und betreu -
ten Windkraftanlagen. Von der Planung,
Technologie-Entwicklung und Finanzierung
über den Bau und die Betriebsführung bis
zur Einspeisung in das eigene Stromnetz mit
dazugehörigen Umspannwerken und euro -
pa weitem Anschluss ist Enertrag eines der
wenigen Unternehmen weltweit, das jedes
notwendige Glied in der Produktions kette
von nachhaltiger Windenergie bedient.
Begonnen hat das alles mit dem Bau der
ers ten eigenen Windenergieanlage 1992/
93. Inzwischen zählt Enertrag zu den
führenden Windstromerzeugern mit mittler-
weile über 500 errichteten Wind energie -
anlagen und 1,9 Milliarden Kilowattstunden
Stromerzeugung jährlich. Das ist aus rei -
chend für den Haushaltsbedarf von über
1,3 Millionen Menschen. Das spart pro Jahr
etwa 1,3 Millionen Tonnen CO2, 1400
Tonnen Stickoxide und 420 Tonnen Fein -
staub, so die Berechnung des Bundes -
umwelt minis teriums.Hier wird die neue Wasserstofftankstelle vorgestellt.Harmloses Abfallprodukt beim Fahren ist Wasserdampf
Grundsteinlegung der Multi-Energie-Tankstelle
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Energiesparen
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wälzpumpen zu ermutigen, um damit den Energiever-brauch im Allgäu zu reduzieren. »Bereits rund 500Kunden haben das Angebot genutzt«, verrät BrunoWagner. »Wer das ebenfalls tun will, kann sich bisEnde März noch dafür entscheiden.«
Was viele nicht wissen: Nicht die alten Gefrierschränkesind die Spitzenreiter unter den Stromfressern, sondernveraltete, ungeregelte Heizungsumwälzpumpen. Allgäu-Strom unterstützt gemeinsam mit Installateuren aus demAllgäu und dem Kleinwalsertal den Austausch von altenHeizungsumwälzpumpen. Bis 31. März 2013 können Siesich noch die Prämie von 50 Euro sichern
Im März Prämie sichernAlte Heiz-Pumpen raus!
Ältere Umwälzpumpen (Foto oben) können Stromfressersein. Neue Modelle (oben links) werden bezuschusst
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Eine Übersicht aller teilnehmenden
Installateure finden Interessierte im
Internet unter www.allgaeustrom.de
Den Gutschein für den 50-Euro-Zuschuss
können AllgäuStrom-Kunden telefonisch
beantragen oder persönlich abholen bei
ihrem jeweiligen AllgäuStrom-Energie -
lieferanten, die im Einzelnen sind:
Heizungsumwälzpumpen sind das Herzstückjeder Öl-, Gas- oder Pelletheizung: Sie för-dern das warme Wasser vom Heizkessel
durch die Leitungen zu den Heizkörpern. Doch BrunoWagner, Energieberater beim Allgäuer Überlandwerkund Partner von AllgäuStrom, rät zur Vorsicht: »Ver-altete, ungeregelte Heizungsumwälzpumpen sind dieSpitzenreiter unter den Stromverschwendern. Sie ar-beiten stets mit voller Kraft, ganz gleich, ob die Wärmegerade benötigt wird oder nicht«, erklärt er. »Dastreibt die Stromkosten in die Höhe.«
Wer jedoch auf eine geregelte Hocheffizienz-Um-wälzpumpe der Energieeffizienzklasse A umsteigt,profitiert doppelt: Neben der Stromersparnis, dieschnell einmal über hundert Euro pro Jahr beträgt, be-kommt er 50 Euro als Zuschuss. »Geräte mittlererPreisklasse amortisieren sich oft bereits nach zwei biszweieinhalb Jahren, denn der Tausch kostet ungefähr– inklusive Arbeitszeit, Kleinmaterial und einer StundeArbeitszeit gerechnet – zwischen 390 und 450 Euro«,so Wagner.
Die Aktion ist eine gemeinsame Initiative vonAllgäuStrom und Installateuren im Allgäu und Klein-walsertal. Ziel ist es, so viele Kunden wie möglich fürden Umstieg auf geregelte und effiziente Heizungsum-
Hier gibt es GutscheineAllgäuer Kraftwerke GmbH: (08321) 269-119 Allgäuer Überlandwerk GmbH: (0800) 2521-320 Energiegenossenschaft Mittelberg eG: (08366) 271 Elektrizitätsgenossenschaft Rettenberg eG: (08327) 1217 Elektrizitätswerk Hindelang eG: (08324) 9300-15 Energieversorgung Oberstdorf GmbH: (08322) 911-0 Energieversorgung Oy-Kressen eG: (08366) 692 Weißachtal-Kraftwerke eG: (08386) 486-0 Energieversorgung Kleinwalsertal GmbH: 0043/(0)5517/5204-0
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Gas- und Ölpreise steigen jährlich, genauso dieStrom kosten. Das merkt der kleine Hausbe-sitzer ebenso wie der Wohnungsinhaber
oder der Mieter in einer Wohnanlage beim Blick aufdie Abrechnung. Insbesondere, wenn die zentraleHeizanlage im Wohnblock in die Jahre gekommen ist.Wer nach Alternativen sucht, wird schnell feststellen:Holz-Pellets sind im langjährigen Vergleich gegenüberden fossilen Brennstoffen deutlich günstiger, aktuellliegt dieser Preisvorteil bei 42 Prozent. Das Heizen miteiner Pellet-Anlage ist sparsam und ökologisch. Holz-Pellets erlauben nämlich einen schnellen Umstieg aufeine regenerative Energieversorgung, sie sind prak-tisch in der Anlieferung, gut lagerbar, hocheffizientund Natur pur.
Auch wenn Photovoltaik derzeit von Umweltmi-nister Peter Altmaiers Öko-Bremse betroffen ist: Rich-tig eingesetzt – überwiegend für die Eigennutzung –bietet die Photovoltaik immer noch viel Spar-Potenti-al. Die Photovoltaikanlage empfinden die meisten
Menschen nicht mehr als Fremdkörper auf den Haus-dächern, sondern als einen wichtigen Bestandteil derHaustechnik, um Stromkosten zu sparen. Es stellt sichdie Frage, ob mit klugen Kombinationen von Pelletsund PV auch Lösungen für große Wohneinheiten ge-funden werden können.
Nach solch einer modernen, umweltschonenden,nachhaltigen und sparsamen Gesamtlösung hat aucheine Kemptener Hausverwaltung für ihr zu betreuen-des Objekt gesucht. Die 82 Wohnparteien fordertenfür die Wohnanlage eine Senkung der Energiekosten,eine umweltfreundliche und zuverlässige Gesamtlö-sung sowie eine rasche Modernisierung und Amorti-sation der Anlage.
RENNERGY System AG aus Buchenberg wurdeals Partner bei der Eigentümerversammlung gewählt.Das Unternehmen aus dem Allgäu überzeugte als Sys-temhersteller im Bereich regenerativer Energien undbekam den Zuschlag für das Gesamtprojekt. REN-NERGY konzipierte, plante und realisierte das kom-plette Heiz- und Energiesystem in der Wohnanlage.
Die Aufgabe bestand darin, zwei Ölkessel (Bau-jahr 1991) mit je 285 kW durch eine effiziente Pellet-anlage mit zweimal 199 kW zu ersetzen. Der hoheEnergiebedarf von jährlich 800.000 kWh und die ge-stiegenen Brennstoffkosten der letzten Jahre spracheneindeutig für Pellets.
Der vorhandene kellergeschweißte Öltank wurdevon RENNERGY fachgerecht ausgebaut und entsorgt.Der dadurch frei gewordene Raum wurde im Nu zu einem Pelletlager umfunktioniert. Die 82 Wohn-Par-teien können nun ihren kompletten Jahresbedarf an Pellets dort lagern. Ein kleines Kunststück bestanddarin, die Hauptkomponenten wie Pelletkessel undPufferspeicher über ein Außenfenster in die tiefer ge-legene Heizzentrale zu bekommen. Hierfür hatten dieBuchenberger ebenfalls eine Lösung. Die bleibt aller-dings Betriebsgeheimnis.
Die erzeugte Wärme der Pellet-Kessel, die einenLeistungsbereich von 60 bis 398 kW in Kaskade (Be-schickung von einem Lager auf mehrere Brenner) auf-
Viel zu oft sind die sogenannten Häuslebauer im Fokus der Anbietervon Energiespar-Konzepten. Die Fachleute der RENNERGY System AGin Buchenberg haben nun in Kempten den Beweis angetreten, dass auchgroße Wohnanlagen älteren Datums auf Sparkurs gebracht werden können. Eine Wohnanlage mit 82 Wohneinheiten wurde auf »schlanke Energie« getrimmt
Die Wohnanlage spart......dank dem Wissen von Allgäuer Spezialisten
82 Wohneinheiten hat diese Anlage in Kempten
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Im Keller »versteckt« befindet sich die Energiezentrale
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weisen, wird über eine hocheffiziente Heizungsum-wälzpumpe der Energieeffizienzklasse A in das vor-handene Heizungsnetz gepumpt. Ein Pufferspeichermit 3900 Litern Inhalt und eine intelligente Pufferspei-cherlogik sorgen dafür, dass die Wärmeerzeuger unddie Wärmeabnehmer hydraulisch entkoppelt sind. Zu-dem wird in den Pufferspeichern ganzjährig die Wär-me des Photovoltaik-Heizmoduls eingespeist. Für die Deckung des hohen Warmwasserbedarfs und der ständig wechselnden Warmwassermengen derWohnanlage wurde ein Speicherladesystem integriert. Während der Wärmeüberträger die kontinuierlicheGrundversorgung übernimmt, deckt der zusätzlicheSpeicher die Bedarfsspitzen ab. Dabei wurde das ge-samte System so ausgelegt, dass es mit der zur Verfü-gung stehenden Heizenergie auskommt und auf jedenFall die maximal benötigten Trinkwarmwassermen-gen liefern kann.
Bei den derzeitigen Energiepreisen wird mit derneu eingesetzten Pelletheizanlage eine voraussichtlicheBrennstoffkosteneinsparung von circa 36.800 Euround eine CO2-Reduzierung von 208.000 Kilogrammim Jahr erzielt.
Die weitere Aufgabe bestand darin, möglichstviele Photovoltaik-Module auf das Flachdach zu mon-tieren. Eine Herausforderung waren hier die unter-schiedlichen Höhen der Attika und verschiedeneschon vorhandene Bauteile auf dem Dach der Wohn-anlage. RENNERGY profitierte hier von der gutenMarktkenntnis und Erfahrung. Durch die Kombina-tion von Träger- und Befestigungssystemen unter-schiedlicher Hersteller gelang die optimale Nutzungdes Flachdaches. Die Solarleitungen konnten über ei-nen bestehenden Abluftschacht in den Heizraum ver-legt werden und einfach an das Photovoltaik-Heiz-Modul angeschlossen werden. Dort befinden sich zweiWärmetauscher mit je 12 kW Heizleistung.
Die im Wärmetauscher erzeugte Wärme wirdüber die Heizungspumpe in den oben beschriebenenPufferspeicher eingeschichtet. Über diverse Sicher-heits-Systeme mit Vorwahl-Möglichkeiten werdenDurchflussmengen, Temperaturen und optimale Ein-stellungen bei unterschiedlichen Sonneneinstrahlun-gen gesteuert. Das PV-Heiz-Modul ist ohne anfälligenWechselrichter aufgebaut und kann sofort ohne An-meldung beim Stromversorger betrieben werden. Esgibt jedoch auch eine weitere Variante: Produziert dieAnlage im Sommer mehr Strom, als Wärme benötigtwird, kann er zu normalen Tarifen ins Netz eingespeistwerden. Hierfür ist allerdings eine Anmeldung beimEnergieversorger notwendig.
Bei dem neu eingesetzten PV-Heiz-System vonRENNERGY werden circa 18.000 kWh Leistung proJahr erzeugt, die ungefähr 443.000 Liter Wasser imPufferspeicher von 40° auf 75° Grad Celsius erwärmtund so zusätzlich circa sieben Tonnen Pellet-Einspa-rung pro Jahr mit sich bringt.
Auf dem Flachdach sind PV-Elemente aufgeständert
Die schematische Darstellung der Elemente im Brauchwasserkreislauf
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Recycling
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Ziel des ZAK ist es, die abfallwirtschaftlichenAufgaben »Vermeiden, Verwerten und Ent-sorgen« für über 290.000 Einwohner gemein-
sam zu lösen. Das heißt konkret: die Restmüllmengenzu minimieren, die Entsorgungssicherheit zu garan-tieren und abfallwirtschaftliche Anlagen bereitzustel-len. Hierzu zählt das, was der Bürger vor Ort sieht, dieWertstoffinseln und Wertstoffhöfe. Was er meist nichtsieht, sind die Vergärungsanlagen für Bioabfälle sowiedas Müllheizkraftwerk in Kempten. Rund 90 Mitar-beiter sind dafür verantwortlich. Die Leerung derMüllgefäße erfolgt übrigens durch private Firmen.
Die ZAK-Anlagen nutzen die anfallende Verwer-tungsenergie optimal zur Erzeugung von Strom undWärme. Neben dem Müllheizkraftwerk (MHKW) unddem Holzheizkraftwerk (HHKW) in Kempten ent-stand im Laufe der letzten 20 Jahre ein Verbund an leistungsstarken Energielieferanten: Holzheizwerke inSonthofen und Scheidegg, an denen der ZAK beteiligtist, sowie zwei Vergärungsanlagen in Kempten-Schlattund Burgberg, hochtechnische Anlagen zur umwelt-gerechten Verwertung der anfallenden Abfälle: Rest-müll, Forstreste, Altholz, Grün- und Bioabfall. Der erzeugte Strom geht in das öffentliche Netz. Die Fern-wärme wird über ZAK-eigene Netze vermarktet undan die Verbraucher abgegeben.
70.123 Tonnen weniger CO2
Die umweltfreundliche Energieerzeugung in denZAK-Anlagen ersetzt schadstoffintensive Energiequel-len. Dies erspart der Region nicht nur den Einsatz von37 Millionen Litern Heizöl (oder 37 Millionen Kubik-meter Erdgas), sondern auch beeindruckende 70.123Tonnen CO2-Emmissionen. Jahr für Jahr.
Da stellt sich natürlich die Frage: Entwickelt sichder ZAK vom Abfallwirtschaftsbetrieb immer mehrzum Energielieferanten? Thomas Settele, zuständig fürÖffentlichkeitsarbeit beim ZAK: »Zum Teil ja. Fakt ist,dass der ZAK die Herausforderungen einer abfalltech-nischen Revolution in den 1990er-Jahren konsequentumgesetzt hat. Weg von der unsortierten Müllverbren-nung, hin zur stoffspezifischen Verwertung. Das war
ein grundsätzlicher Wandel, aus der Not geboren:Müllnotstand, randvolle Deponien. Moderne Abfall-wirtschaft, wie sie der ZAK 1991 formulierte, hat mitEnergie zu tun, und das bedeutet immer auch Ener-gieeffizienz.«
Jeder, der Wertstoffe trennt und sammelt, trägtzum Energiesparen bei, weil Recycling immer wenigerEnergie verbraucht als die Neuproduktion. Alumini-um- und Eisenrecycling ist beispielsweise in höchstemMaße energieeffizient. Man denkt beim Thema ZAK-Energie eher an die beiden Heizwerke für Müll undHolz oder an die Vergärungsanlagen. Das ist alles diegleiche Seite der Medaille. Der ZAK hat primär denAuftrag, Abfälle zu sammeln und zu verwerten bzw.für deren Verwertung zu sorgen. Wenn das sorgfältiggeschieht, wird Energie gespart. Die bei den Verwer-tungsprozessen anfallende Energie wird genutzt.Strom und Wärme entstehen bei der thermischen Ver-wertung und aus der Vergärung.
Die logische KonsequenzDer ZAK hat sich verstärkt darum bemüht,
Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen.Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Technik sindTeil einer modernen Abfallwirtschaftspolitik. Hier gezielt zu investieren, ist sinnvoll und rechnet sich fürden Gebührenzahler. Energie aus den ZAK-Anlagen istnicht nur umweltfreundlich, sie ist auch rentabel.
Fernwärme – ein ErfolgsmodellBis zum heutigen Tag wurde das ZAK-Fernwär-
menetz in Kempten kontinuierlich auf eine Länge vonrund 40 Kilometern ausgebaut. Etwa 230 Kunden wer-den vom ZAK mit 150 Millionen Kilowattstunden proJahr versorgt. Diese Energieleistung entspricht demVerbrauch von 16,5 Millionen Litern Heizöl. Geradebei der Wärmenutzung profitiert die Stadt Kemptenbesonders. Wärme kann man nicht ohne hohe Verlu-ste kilometerweit transportieren. Die ZAK-Energiewird so zu einem wesentlichen Mosaikstein für das an-spruchsvolle Klimaschutzziel der Stadt Kempten. Etwas zehn Prozent der Kemptener CO2-Emmissio-
Die Landkreise Lindau und Oberallgäu sowie die Stadt Kempten haben sich 1991 als entsorgungspflichtige Körperschaften im Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK) zusammengeschlossen. Hochmoderne Anlagentechnik undintelligentes Energiemanagement sind die Grundpfeiler des ZAK-Energiekonzeptes.Seitdem optimiert der Zweckverband seine Infrastruktur – bis zum heutigen Tag.Nutznießer sind die Bürger. allgäuALTERNATIV wagt einen Blick hinter die Kulissen
Abfall erzeugt EnergieDas Konzept des ZAK – viel mehr als Müll
PhotovoltaikanlageWaltenhofen-Herzmanns
Müll- und HolzheizkraftwerkKempten
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Vergärungsanlage Kempten-Schlatt
Wertstoffhof Kempten-Schumacherring
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nen spart die umweltfreundliche Energieerzeugungaus dem Müll- und Holzheizkraftwerk bereits heuteein. Umgerechnet ca. 36.500 Haushalte können proJahr mit Wärme und Strom versorgt werden.
Energie aus Grün- und BioabfallDie beiden ZAK-Vergärungsanlagen in Kemp-
ten-Schlatt und Burgberg verfügen über einen hoch-modernen Standard, was Technik und Ausstattung betrifft. Diese Technik verlangt aber auch ei nen hohenBetreuungs- und Wartungsaufwand. Zwei Anlagen aufdiesem Niveau zu betreiben, ist langfristig zu teuer.Der ZAK hat sich deshalb zu einer Spezialisierung derbeiden Anlagen entschlossen. In der kleineren Anlagein Burgberg werden in Zukunft ausschließlich Grün-und Gartenabfälle kompos tiert und vergoren. Pro Jahrsind das rund 13.000 Tonnen. Die Anlage erzeugt da-bei rund 1.500 MWh Strom, was dem Bedarf von ca.610 Haushalten entspricht. Der Vorteil: Die Verwer-tung von Grüngut ist mit einem deutlich niedrigerenBetreuungsaufwand verbunden. Das lässt die Be-triebskosten drastisch sinken. Außerdem wird die aus-schließliche Verarbeitung von Grüngut mit dem Na-WaRo-Bonus (Bonus für Strom aus nachwachsendenRohstoffen) gefördert.
Die größere Anlage in Kempten-Schlatt wird fürdie Verarbeitung und Verstromung von rund 18.000Tonnen Bioabfällen und Grünschnitt genutzt. Es wer-den rund 4.330 MWh Strom erzeugt. Das entsprichtdem Bedarf von ca. 1730 Haushalten. Der Vorteil derKonzentration: Bioabfälle und Speisereste bringeneine deutlich höhere Energieausbeute als die Verarbei-tung von gemischten Abfällen.
Solaranlagen brauchen Fläche. Bevor landwirt-schaftlich wertvolle Flächen dafür beansprucht wer-den, gilt es, bestehende Infrastruktur zu nutzen. DerZAK kauft keine neuen Grundstücke, sondern nutztdie Wertstoffhöfe oder brachliegendes altes Deponie-gelände wie in Waltenhofen-Herzmanns. Nun gilt dieAltdeponie als »Konversionsfläche« und kommt so zuneuer Bedeutung: als Standort für einen groß angeleg-ten Solarpark. Der erzeugte Strom (rund 612 MWh)wird ins Netz des Allgäuer Überlandwerkes einge-speist und versorgt umgerechnet 245 Haushalte proJahr. Sonnenenergie zur Stromerzeugung nutzt derZAK auch an verschiedenen Wertstoffhöfen sowie aufden Dächern der beiden Vergärungsanlagen. In die-sem Verbund zusammen mit den Solarparks Herz-manns und Wildpoldsried erzeugen alle Anlagen zu-sammen ca. 1,9 Millionen kWh pro Jahr.
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Wohlfühlklima
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Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundes-amtes fehlen in Deutschland rund 200.000Kinderkrippen-Plätze. Um dieses Angebot
mög lichst bald bereitstellen zu können, haben dasBundesministerium für Familie und die BankengruppeKfW Anfang Februar zwei neue, zinsgünstige Förder-programme für den Ausbau von Kinderbetreuungs-angeboten aufgelegt. 350 Millionen Euro stehen zurVer fügung.
Nach Meinung von Experten der Initiative Holz-ProKlima (HPK) sollten Kommunen und andere Trä-ger von Kindertagesstätten unbedingt den WerkstoffHolz als Baumaterial in ihre Überlegungen einbezie-hen. Lars Schmidt, Fachmann und Mitinitiator vonHPK sowie zweifacher Familienvater, kennt die ent-scheidenden Vorteile der Holzbauweise: »Holz ist einsehr vielseitiger, optisch ansprechender und umwelt-freundlicher Werkstoff. Wenn Kommunen auf Holz-bauten setzen, halten sie die Kosten gering und setzenauch ein ökologisches Zeichen.«
Immenstadt baut aus HolzDie Stadt Immenstadt hat sich beim Neubau des
Kindergartens St. Nikolaus, in dem auch Krippen-Gruppen untergebracht sind, ganz bewusst für eineneinstöckigen Holzständerbau entschieden. Mit einGrund dafür: Kurze Transportwege sparen Zeit, Geldund CO2.
Holzbauten und Inneneinrichtungen aus Natur-holz fördern die Gesundheit, die Lernfähigkeit unddamit die ganzheitliche Entwicklung von Kindern.Laut der 2008/09 durchgeführten Studie »SOS – Schu-le ohne Stress« senkt der nachwachsende Rohstoff dieHerzfrequenz und hat eine beruhigende Wirkung aufden Menschen. Holz schafft eine angenehme Atmos -phäre, in der sich Faktoren wie Kreativität und dasWohlbefinden von Kindern nachweislich verbessern.»Wir stehen vor der Herausforderung, in kürzesterZeit neue Kinderkrippen zu bauen, um der Nachfragegerecht zu werden. Holzbauten, die durch die soge-nannte Trockenbauweise im Durchschnitt binnensechs Monaten bezugsfertig sind, eignen sich sehr gut,die bisherigen Lücken zu schließen«, erläutert Schmidt.
Ab September haben Eltern und Kinder einen Anspruch auf einenPlatz in der Kinderkrippe. Die Kommunen sind verpflichtet, Plätzeeinzurichten, sonst drohen Klagen. Auch im Allgäu haben nochlange nicht alle Gemeinden »aufgerüstet«. Vielfach muss erst nochgebaut werden. Gerade in unserer Region sollte dabei der heimi-sche Baustoff Holz besondere Berücksichtigung finden
Gesunde Krippen-LösungÖkologischer Holzbau ist bezahlbar
Kinder fühlen sich in einer Umgebung aus Holz besonders wohl
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Der neue Kindergartenin Immenstadt wurde alsHolzständerbau ausgeführt
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Die Kostenrechnung geht auf
Holz ist besonders dort wirtschaftlich, wo es umleichte, aber hochstabile Anwendungen geht. Bauhöl-zer und Holzwerkstoffe weisen, auf ihr Gewicht bezo-gen, eine sehr hohe Festigkeit und Tragfähigkeit auf.Moderne Verarbeitungs- und Verbindungstechnikenermöglichen die Herstellung außergewöhnlich großerHolzbauteile wie Dachkonstruktionen oder ganze Ge-bäudeteile. Somit eignet sich Holz ideal für den Bauneuer Kindergärten und Krippen, die ja meist einstö -ckig gebaut werden. Auch die durchschnittlichen Bau-
kosten sprechen für die Holzbauweise: Pro Betreu-ungsplatz liegen sie bei rund 9000 Euro. Der Einsatzvon Holzbauten ist also eine kostengünstige Lösungfür Kommunen, die den Ausbau neuer Einrichtungenbisher noch nicht begonnen haben.
Schutz für Umwelt und KlimaAus ökologischer Sicht sind Betreuungseinrich-
tungen für die Kleinen aus Holz nachhaltiger als Mas-sivbau-Einrichtungen. Holz ist die umweltfreundlicheAlternative zu energieintensiven Stahl- oder Beton-bauten. Schon beim Bau wird Energie gespart.
Vorschau auf die Themen der Sommer - Ausgabe von
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Energie erzeugen
Bioenergie: Alternative Pflanzen – besser als Maismonokultur?Windkraft: Die Ergebnisse des Planungsverbandes 16Wasserkraft: Studie: Im Oberallgäu schlummern noch PotenzialePhotovoltaik: Eigennutzung ist weiterhin attraktivStrom: Neue Angebote der regionalen Anbieter
Mobilität
Elektroautos: Ein regionaler Überblick zu Kauf, Miete und ProbefahrenE-Bike: Radregion Allgäu – das E-Bike ist dabei
Energiesparen
Wirtschaft: Wir berichten über Allgäuer Vorreiter-BetriebeUnternehmen: Die Chancen des Handwerks bei der EnergiezukunftDämmstoffe: Regionale Konzepte, große Wirkung, kurze WegeRecycling: Mülltrennung – wie aus Abfall wieder Wertstoff wird Kraft-Wärmekopplung: Was der Markt vor Ort bietetSanierung: Alles über Fördermittel, Programme und Hilfsangebote
Regionales:Holz: Pellet-Beschaffung – wer bietet günstige Preise an?Holzbau: Allgäuer Beispiele – perfekt für den ExportWaldwirtschaft: Holzforum Allgäu: Facewood – das neue Internet-Projekt
Reportage
Forschung: Projekt »Energielandschaft Allgäu« - Fortsetzung Aus Stadt und Land: Energetische Allgäuer Leuchtturmprojekte Wintergärten: Was gibt der regionale Markt her?Heimische Geldinstitute: Lokale Anlagemöglichkeiten – Fehlanzeige?Bürgerinitiativen: Engagement für bessere Energiekonzepte
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Die nächste Ausgabe erscheint am 1. Juni 2013