Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

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Alpsommer Diskussion: Allgäuer Kühe mit oder ohne Horn? Hirtenleben: Auf dem Weg zum Viehscheid Alphorn: Einzigartiges Instrument der Berge S ONDERHEFT & Viehscheid 2012 Schutzgebühr 4€

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Die alljährliche Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU ist Anfang April erschienen und für Gäste an den Tourist-Informationen der Viehscheid-Orte kostenlos erhältlich. Außerdem können Sie die Ausgabe im Internet auf www.heimat-allgaeu.info im Online-Shop bestellen - für nur 4,- Euro zzgl. Versand

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Alpsommer

Diskussion: Allgäuer Kühe mit oder ohne Horn?Hirtenleben: Auf dem Weg zum ViehscheidAlphorn: Einzigartiges Instrument der Berge

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&Viehscheid 2012

Schutzgebühr 4€

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3Alpsommer &Viehscheid 2012

Editorial

Einzigartig. Wenn Bewohner des Allgäus überihre Heimat sprechen, wird ihnen vielleichtdieser Begriff in den Sinn kommen, um die Re-

gion zu beschreiben. Die Menschen hier sind stolz aufihre Bräuche und Feste, leben ihre Traditionen, sindaber auch offen für Neues. Jedes Jahr zieht das Allgäuzahlreiche Urlaubsgäste und Besucher von nah undfern an. Sie genießen die Schönheiten der Landschaftund die Gastfreundschaft der Einheimischen.

Besonders während des Alpsommers, den unsere Rin-der auf den Alpen in Mittel- und Hochlagen verbrin-gen, und in der darauffolgenden Viehscheid-Saisonzeigt sich das Allgäu von seiner buntesten Seite. DieViehscheide, bei denen die Tiere wieder ihren Besit-zern übergeben werden, sind für die Region eine Zeitder Feste. Nur noch im Allgäu und in einigen Orten inVorarlberg und Tirol hat sich der alte Brauch erhalten.

Zahlreiche Akteure und Helfer bauen die Gatter fürsVieh auf. Andere errichten das Festzelt und dekorierenes. Wochenlang vorher haben Kunsthandwerker, Mu-sikanten und Helfer gearbeitet und geprobt. Ohne siewäre der traditionelle Höhepunkt am Ende eines erleb-nisreichen Alpsommers nicht möglich. Sowohl die»große Freiheit« für das Jungvieh im Bergsommer alsauch die Atmosphäre vor und während dem Viehscheidhaben wir in dieser Zeitschrift für Sie festgehalten.

Wir stellen zwei Musikkapellen vor, die beim Scheidaufspielen. Zu einer vollständigen Tracht beim Vieh-scheid gehört immer auch ein prächtiger Gamsbart aufdem Hut. Otto Schall aus Oberstdorf ist der letzteGamsbartbinder im Allgäu. Wir haben ihn besucht.Aber auch vor kontroversen Themen machen wirnicht halt: Wir lassen gegensätzliche Meinungen zuWort kommen, ob Allgäuer Kühen ihre Hörner ent-fernt werden sollten oder nicht.

Einer unserer Fotografen begleitete den jungen Alp -hirten Christian Vu (21) von der Alp ins Tal. Er gibteinen Einblick in seine Arbeit für das Finale des Alp-sommers. Außerdem hat der ehemalige SPD-Bundes-tagsabgeordnete Dieter Lattmann (86) für uns seineErinnerungen an einen Sommer im Jahre 1975 auf ei-ner Alpe bei Oberstaufen-Steibis aufgezeichnet, dener dort als Helfer verbrachte.

Wir laden Sie ein, das Allgäuer Brauchtum in seinerganzen Vielfalt zu entdecken, einen tieferen Einblickin die Alpwirtschaft zu gewinnen oder sich einfachnur von unserer Region, den Menschen und den Tie-ren faszinieren zu lassen. Wir freuen uns, wenn auchSie zum Schluss sagen: »Einzigartig...«

Ihr Marius Lechler

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Marius Lechler,

Chefredakteur

Einzigartig: Sehen Sie das auch so?

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Inhalt

4 Alpsommer &Viehscheid 2012

Impressum

Verlag und Herstellung

Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄULachener Weg 2 87509 Immenstadt-Werdenstein Tel. 08379/728616 Fax 08379/728018 [email protected] facebook.de/allgaeu.braunvieh

Redaktion

Marius Lechler (v.i.S.d.P.),Viola Elgaß, Martina Michl,Ilka Schöning, Volker WilleTel. 08379/728616, E-Mail:[email protected]

Mitarbeit

Marion Bässler, Annette Müller

Gekennzeichnete Beiträgestellen die Meinung des Ver fassers, nicht aber desVerlages dar.

Layout

Bianca Elgaß, Ramona Klein,Dominik Ultes

Anzeigen

Sven Abend (Ltg.), Sonja SprinkartTel. 08379/728616; gültigeAnzeigenpreisliste: 1/2012

Bankverbindung Verlag

In Deutschland:Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd eG, Konto 7282770, BLZ 73369920IBAN (Intern. Bank Acc. Nr.)DE97 7336 9920 0007 1269 99BIC-Code GENODEF1SFO

In Österreich:Raiffeisen Zentralkasse Tirol, Innsbruck,BLZ 36000, Konto 643.361

ISSN 0948-6593Postvertriebsstück B 5177

40 58

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Editorial Seite 3

Attraktives Braun im beliebten Kultkalender

EDITION ALLGÄU zeigt die schönsten Kühe Seite 7

Der junge Hirte und das bockige Vieh

Auf dem Weg ins Tal mit Christian Vu Seite 8

Wie ein Haarbüschel zum Schmuckstück wird

Portrait eines Gamsbartbinders: Otto Schall Seite 12

Ein perfekter Ton will gut geschnitzt sein

Der Alphornbauer Stefan Wechs Seite 16

Wie das Alphorn die Allgäuer Gipfel stürmte

Kurze Geschichte des Musikinstrumentes Seite 18

Ein Politiker unter Rindviechern

Der Ex-Abgeordnete Dieter Lattmann erzählt Seite 22

Tierisch gutes Bier von Adler, Hase und Bär

Historische Brauereien in Bad Hindelang Seite 26

Sie bringen Stimmung nach dem Alpabtrieb

Musikkapellen und der Viehscheid Seite 30

»Oben ohne« oder naturgemäß mit Horn?

Diskussion: Gefahr oder wichtiges Organ Seite 34

Sicherer Halt für den klingenden Schmuck

Das Handwerk der Schellenriemenmacher Seite 36

Die junge Wilde aus dem Schrothkurort

Kurdirektorin Bianca Keybach im Interview Seite 40

Viehscheidtermine im Allgäu und Umgebung

Große Übersicht der Alpabtriebe Seite 44

Das goldene Rad der Allgäuer Bergwelt

Wie der bekannte Bergkäse entsteht Seite 48

Zeitreise auf die Alp

Bergbauernmuseum Diepolz feiert Jubiläum Seite 52

Musikalisches Jubiläum auf Schusters Rappen

20. Festival Oberstdorfer Musiksommer Seite 58

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Exklusiv-Sponsor

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5Alpsommer &Viehscheid 2012

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48

In familiärer Umgebung die Berge genießen

Vermieternetzwerk Alpine Gastgeber Seite 60

Ganz schön züchtig

Allgäuer Klassekälber seit 25 Jahren Seite 62

Scharf nôchdenkt über Alpsommer

Kolumne von Buchautor Max Adolf Seite 66

Freizeit

Glocken und Schellen zum Anfassen Seite 67

Wilderer im Lechtal Seite 67

Spaß und Sport am Alpsee Seite 68

10 Jahre AllgäuSchau Seite 68

Vom »blauen« zum »grünen« Allgäu Seite 68

In weniger als zwei Stunden ins Allgäu Seite 69

Musikalische Festival-Vielfalt im Allgäu Seite 70

Altes Handwerk und Gemecker im Museum Seite 71

Kräuterschau im Jubiläumsjahr Seite 72

Neue Saison im Museumsdorf Seite 72

Von Kräutern und Käse Seite 74

Den Farben auf die Spur kommen Seite 75

Schloss oder Zahl? Seite 75

Vom Uhuberg und der dreizinkigen Gabel

Ursprünge Allgäuer Bergnamen Seite 76

Für Sie vorausgelesen – Allgäu-Bücher Seite 78

Das Viehscheid-Preisrätsel

Allgäu-Urlaub zum Alpabtrieb zu gewinnen Seite 82

Panoramakarte

Viehscheidorte und Termine im Überblick Seite 83

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6 Alpsommer &Viehscheid 2012

Anzeigen

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7Alpsommer &Viehscheid 2012

Sie sind ein Symbol für den Alpsommer und für das Allgäu: die weidendenAllgäuer Kühe, die für Urlaubsgäste und Hobbyfotografen eines der beliebtesten Motive darstellen. Die attraktivsten »Braunvieh-Schönheiten« finden sich im Kuh-Kalender 2013 der EDITION ALLGÄU, der im Juli in den Handel kommt. Marius Lechler stellt schon jetzt den Jahresweiser vor

Attraktives Braunim beliebten Kultkalender

Im Jahr 2010 stellte der Kuh-Kalender der EDI-TION ALLGÄU zum ersten Mal die fotogenstenAllgäuer Braunvieh-Vertreter auf 13 Monatsblät-

tern vor. Mittlerweile hat er sichzum großen Erfolg entwickelt, derüber das Allgäu hinaus viele An -hänger gefunden hat. Der Kuh-Kalender 2013 ist nun der vierteJahresweiser dieser Art mit Moti-ven attraktiver Allgäuer Wieder-käuer. Hierbei werden völlig unterschiedliche Motivegesucht – vom süßen Kälbchen bis zum eleganten Paar-hufer. Die bunte Mischung, die die Fotografen liefern,ist entscheidend.Bei der Motivauswahl für den Kuh-Kalender 2013 kamerstmals das soziale Netzwerk Facebook zum Einsatz.Hier konnten von Mitte Oktober 2011 bis Mitte März2012 unter www.facebook.com/allgaeu.braunvieh erst-mals alle Kuh-Kalender-Fans ihren Favoriten selbstauswählen oder mit eigenen Motiven an der Wahl teil-nehmen. Eingesandte Fotos wurden nach einer Vor-auswahl zur Bewertung auf Facebook online gestellt.Die Bilder mit den meisten Stimmen kamen in dieEndauswahl, aus der die EDITION ALLGÄU imFrühjahr 2012 die 13 besten Kuhfotos für den Kuh-Kalender 2013 auswählte. Insgesamt wurden dem Ver-lag fast 300 Bildmotive zugeschickt, von denen über

150 Aufnahmen zur Bewertung online eintrafen. Ent-scheidend für die erfolgreiche Teilnahme waren nebender Bildqualität auch die Einzigartigkeit des Motivs und

ein passendes Querformat. Durchden Aufruf auf Facebook habenes erstmals auch zwei Jungfoto-grafen in den Kuh-Kalender ge-schafft. Denise Neufert ausStiefenhofen im Westallgäu undBenjamin Zapf aus Blaichach im

Oberallgäu steuerten je zwei Motive für den nächstjäh-rigen Kalender bei.Auch für den Kuh-Kalender 2014 könnenbereits jetzt Allgäuer Kuh-Aufnahmen andie EDITION ALLGÄU eingesendet wer-den. Alle ausgewählten Einsender erwartetein kleines Fotohonorar, außerdem gibt’s kostenlose Exemplare vom Kalender. DieTeilnahmebedingungen stehen im Internet un-ter www.heimat-allgaeu.info/kalender •

Ein Stück Allgäu für daheim

Alle Gewinnermotive sind zu finden im neuen

Kuh-Kalender 2013, der Mitte des Jahres

erscheinen wird. Preis: 12,80 Euro, Best.-Nr.

040, ISBN 978-3-931951-62-7. Bestellungen

sind möglich über jede Buchhandlung oder

direkt im Online-Shop: www.heimat-

allgaeu.info. Noch schneller geht es telefonisch

unter Tel. 08379/728016, Fax 08379/728018,

oder per E-Mail an [email protected]

»Die bunte Mischung an

Motiven ist entscheidend

für den Kuh-Kalender«

Kuh-Kalender

Oben ein kleiner Vorgeschmack

auf den Kuh-Kalender 2013: Das

große Bild wurde von Benjamin

Zapf fotografiert. Die kleinen

Bilder stammen von Denise

Neufert, bildkistl.com und

Benjamin Zapf (von oben).

Das Kalender-Titelmotiv unten

hat Volker Wille beigesteuert

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Reportage

Wer noch nie auf einem Viehscheid war und »Alphirt«hört, stellt sich oft einen älteren Mann mit Vollbart vor.Diesem Bild entspricht Christian Vu überhaupt nicht.Der 21-Jährige hilft seit über vier Jahren als Hirte beimAbtrieb der Schwingundalpe und beim ThalkirchdorferViehscheid. Im vergangenen September haben wir ihnvon der Alp bis ins Tal begleitet. Viola Elgaß portraitiertseinen Alltag am Berg

Der junge Hirteund das bockige Vieh

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9Alpsommer &Viehscheid 2012

Foto

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Volk

er

Wille

Noch vom Morgennebel umwabert liegt dieAlpe Schwingund auf 1050 Höhenmetern aufder Thalerhöhe, als Christian sie am Mitt-

wochvormittag erreicht. Dort angekommen, begrüßenihn bereits Herbert Bader und dessen SchwägerinMargit Bader, die Alphirtin. Man tauscht sich kurzund typisch allgäuerisch aus: »Alls reacht?« - »Scho!«Und schon geht es »ans Schaf-fen«. Ganz routiniert erledigt derImmenstädter seine Aufgaben vorder Hütte. Wenn er dafür Zeithat, kommt er bereits währenddes Alpsommers immer mal wie-der hinauf und legt Hand an. Zum Viehscheid ist erjedes Jahr dabei, heuer schon zum fünften Mal. Da vorhalf er beim Abtrieb der Alpe Gund als Treiber anläss-lich des Immenstädter Viehscheides. In Immenstadt istder 21-jährige Christian Vu außerdem jeden Wintereiner der Klausen beim traditionellen Klausentreiben. Er wäre also einer von ganz vielen Allgäuer Hirten –würde man nicht auf den ersten Blick sehen, dass ervietnamesisches Blut in den Adern hat. Sein Vaterstammt aus Fernost, er selbst wurde aber in Kemptengeboren. Das Bewusstsein für Allgäuer Brauchtumund Tradition liegt ihm dennoch in den Genen – müt-

terlicherseits! Seine Großmutter ist auf einer Gunzes-rieder Alpe aufgewachsen, sein Großonkel war Hirtund Senn. Schon als kleiner Bub hatte er Interesse amBraunvieh und den Allgäuer Bergen. »Natürlich wirdman in meinem Alter hin und wieder deswegen vonFreunden aufgezogen mit Kommentaren wie ‚DuBauer...’, aber das ist alles nur Spaß und nicht ernst ge-

meint«, erzählt der junge Hirt.Der Viehscheid steht kurz bevor:Zunächst wird das Vieh ausgestallt.Die Frauen machen sich ansKranzbinden. Ob er dabei schoneinmal helfen durfte? Christian

grinst: »Nee, das Kranzbinden ist reine Frauensache. Dadarf kein Mann ins Handwerk pfuschen.« Margit Baderversteht dieses Handwerk gut. Einen halben Tag brauchtsie für einen Kranz. Silberdisteln, herbstlicher Enzianund Vogelbeeren zieren dann das Tannengrün. Der ein-gearbeitete Spiegel soll böse Geister vertreiben. Obenaufwird dann das charakteristische Kreuz angebracht, dasden göttlichen Beistand beim Abtrieb erbitten soll.Sobald der Kranz fertig ist, wird er »anprobiert«. Dennnicht jeder Schumpen, so nennt man die Jungtiere vorihrer ersten Kalbung, ist begeistert von dem unge-wohnten Kopfschmuck. »Es kann schon mal passie-

»Beim Kranzbinden dürfen

die Männer nicht ins

Handwerk pfuschen«

Ganz oben: Die Alphirtin Margit

Bader flechtet frisch gepflückte

Pflanzen in die Kranzkrone.

Zu einem typischen Allgäuer

Viehscheidkranz gehören unter

anderem Silberdisteln (kleines

Bild ganz links) und Hagebutten

(ganz rechts). Beide wachsen

in unmittelbarer Nähe der Alpe

Schwingund (Foto dazwischen)

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ren, dass wir das Kranzrind austauschen müssen,wenn das Vieh zu unruhig ist«, erklärt Christian.Doch die diesjährige Kranzträgerin macht ihre Sachegut. Mit vollem Kopfputz wird sie probeweise auf undab geführt. Der Tag ist meist schneller vorbei, als manschauen kann. Erst spät kommen Hirten und Helferins Bett – zum vorletzten Mal vorm Scheidtag. Der Morgen graut am Donnerstag. Als erstes wird dasVieh eingestallt und »geimpft«. Damit ist keine rich-tige medizinische Impfung gemeint. Hirtin Margitgeht durch den Stall und verabreicht jedem Tier einpaar Globuli, zur Beruhigung, damit sie ein bisschengelassener sind am Viehscheidtag. »Die werden in dieNasenlöcher gesprüht, wir nennen das scherzhaftImpfung«, klärt Christian auf. Herbert kümmert sichdraußen um die Zugschellen, die die Tiere beim Ab-trieb tragen werden. Mit goldenem Lack sprüht er dieramponierten Stellen ein und bringt sie auf diese Wei-se wieder auf Hochglanz. Christian ist überall dabei,helfende Hände können die Hirten nicht genug haben.

Am Nachmittag darf das Vieh wieder nach draußen –zum letzten Mal in diesem Sommer –, und die erstenMithelfer für den nächsten Tag treffen ein. Gemein-sam wird zünftig auf den kommenden Alpabtrieb an-gestoßen. Noch später als am Vorabend kehrt Ruheauf der Alpe Schwingund ein.Am Tag geht es dann früh los – der Abschied vomBergsommer steht bevor. Um sechs Uhr schlurfen,zum Teil noch etwas angeschlagen vom Vorabend, dieersten Helfer zum Brunnen. Das eiskalte Bergwassermacht sie schnell frisch. Munter geht es dann an denreichlich gedeckten Frühstückstisch. »Am Scheidtagwird immer groß aufgetischt«, so Christian. Anschließend wird das Vieh eingetrieben und ge-schrubbt. Die kleinen, bimmelnden Weideschellenwerden abgenommen und durch die großen Zugschel-len ersetzt. Für die Tiere ist das ungewohnt, und daszeigen einige auch ganz deutlich. Nach der deshalbnicht immer ganz einfachen Arbeit machen sich auchdie Treiber fertig. Bequeme Jeans und Hemden wer-

Die großen Zugschellen, die nur

beim Alpabtrieb getragen werden,

sind meist Eigentum des Alphirten

und werden jedes Jahr wieder

verwendet. Mit Goldlack behandelt

Herbert Bader die ausgeblichenen

oder ramponierten Stellen (oben),

damit sie beim Abtrieb ins Tal

(Foto unten) wieder glänzen

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11Alpsommer &Viehscheid 2012

den gegen festliche Lederhosen oder auch Dirndl ein-getauscht – denn drunten im Tal erwarten zahlreicheZuschauer einen typischen Allgäuer Alpabtrieb. Schließlich machen sich Vier- und Zweibeiner glei-chermaßen herausgeputzt auf den Weg ins Tal. Nichtnur Christian wirft hin und wieder einen Blick überdie Schulter zurück auf die einsame Schwingundalpe. Der Abtrieb verläuft weitgehendfriedlich, wenn man vom ohren-betäubenden Läuten der Schel-len absieht. Wenn doch hier undda ein brauner Vierbeiner aus-reißen will, sind die Treiberschnell zur Stelle. Das kommt jedoch äußerst seltenvor, denn »der Herdentrieb ist ungemein stark«, wieChristian erklärt. Nach etwa eineinhalb Stunden Trabbergab kommt Thalkirchdorf in Sicht. Bevor jedoch der Viehzug auf den Scheidplatz amSchwandlift einzieht, wird die Kranzkuh noch einmalvon der Herde getrennt. Ein weiteres Mal wird sie ge-waschen, erst dann wird ihr der Kranz aufgesetzt.»Würden wir sie schon auf der Alpe aufkranzen, hätteder Kranz den Weg ins Tal bestimmt nicht überlebt«,so Christian. In dem dichten Gedränge von Kuhlei-bern hätte wohl keine der aufgeregten Damen Rück-sicht auf den kunstvollen Kopfschmuck genommen. Mit dem Kranzrind voran zieht schließlich der Zug aufden Scheidplatz ein. Zahlreiche Besucher haben sichdort versammelt, um Tiere wie Hirten im Tal zu be-grüßen, die Kranzrinder zu bestaunen und zu fotogra-fieren. Zuviel Trubel um Mensch und Tier? »InThalkirchdorf ist es noch ganz angenehm, weil derTrubel nicht so groß ist«, behauptet Christian. Vonden großen Touristenattraktionen um den Viehscheidhält er aber nicht so viel. »Ich finde, damit wird unsere

Heimat verkauft«, argumentiert er, »das ist doch nurnoch ein Schaulaufen.«Die Eigentümer warten bereits ungeduldig, um beimScheid ihr Vieh in Empfang zu nehmen. Rund 700Rinder von 16 Alpen treffen sich beim Thalkirchdor-fer Viehscheid. Da kann es ganz schön Zeit in An-spruch nehmen, bis alle Tiere wieder bei »ihrem

Bauern« ankommen. LetztenEndes bekommt jedoch jederLandwirt sein Vieh zurück –vorausgesetzt, es gab keinenUnfall während des Bergsom-mers. Es macht viel Mühe, die

Schumpen in die Transporter zu verladen – sie warenüber drei Monate absolute Freiheit gewohnt. Der eineoder andere Vierbeiner zeigt sich unwillig, doch mitviel Geschick und vor allem vereinter Schubkraft inNachbarschaftshilfe gelingt es den Hirten und Bauern,jedes Tier in den Hänger zu bugsieren. Am spätenMittag sind alle Tiere verladen und werden entwederauf eine sogenannte »Nachweide« oder gleich in denheimischen Stall transportiert.Anschließend geht das Fest für die Hirten, Helfer,Landwirte und Besucher erst richtig los. Im Bierzeltwird der freudige Anlass gebührend bei Bier und Mu-sik gefeiert. Selbstverständlich ist ein Großteil der An-wesenden in Tracht. Auch Christian und die übrigenMithelfer der Schwingundalpe genießen ihren »Feier-abend« und lassen den Tag Revue passieren. Beimnächsten und übernächsten Scheid will Christian wie-der dabei sein. Vielleicht sogar irgendwann selber denSommer auf der Alpe verbringen, als Alphirt. »Dasmuss man sich halt erst einmal leisten können«, meinter. Man müsse sehen, was die Zukunft bringt. »Abermachen möchte ich es auf jeden Fall.« •

»Die großen Touristenvieh-

scheide sind eigentlich nur

noch ein Schaulaufen«

Damit der Kranz nicht auf dem

Weg ins Tal beschädigt wird,

bekommt das Kranzrind ihn

erst kurz vorm Scheidplatz

aufgesetzt (links oben). Der

Rest der Herde zieht ohne

Umwege in Thalkirchdorf

ein (Mitte). Rechts oben ver -

abschiedet sich Christian Vu

nach getaner Arbeit von einem

anstrengenden Viehscheidtag

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Der Oberstdorfer Otto Schall ist einer der wenigen, die dieKunst des Gamsbartbindens noch beherrschen. Marion Bässlerbesuchte den 72-Jährigen und erfuhr, wie er die Leidenschaft für das aussterbende Handwerk entdeckte und worauf es bei der Herstellung eines schmucken Gamsbartes ankommt

Handwerkskunst

Wie ein Haarbüschelzum Schmuckstück wird

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13Alpsommer &Viehscheid 2012

Zu einer richtigen Tracht gehört ein Hut miteinem echten Gamsbart – diese Tradition wirdnicht nur im Allgäu, sondern nahezu im ge-

samten Alpenraum praktiziert. Laut Überlieferungenhabe Prinz Luitpold den Gamsbart in der Zeit um1850/1860 im Allgäu salonfähig gemacht, wie OttoSchall erzählt. Die Herstellungeines solchen Schmuckstückes seiallerdings äußerst mühsam undvor allem zeitaufwendig: »Zwanzigbis dreißig Stunden sitzt manschon dran, bis ein großer Bartfertig ist«, sagt Otto Schall, derdurchaus weiß, wovon er spricht. Der Oberstdorfer istim gesamten Allgäu der einzige Gamsbartbinder undzählt bayernweit zu den wenigen, die dieses alte Hand-werk noch beherrschen. In Mittenwald kennt er einen Kollegen, und in Ober-bayern, so wurde ihm zugetragen, soll es noch einigeweitere Vertreter seiner Zunft geben. Sonst fällt ihm

niemand ein. Er selbst ist durch seine Vorliebe für dieBergwelt auf dieses besondere Hobby gestoßen: »Wirsind früher oft in die Berge gegangen, haben Lawinenabgesucht und dabei häufig Gamsböcke gefunden«,erinnert sich Otto Schall. Mit dem »Rupfen« der toten Tiere, deren Haare er

dem ehemaligen Oberstdor-fer Revierjäger Georg Kauf-mann zur Herstellung vonGamsbärten brachte, ver-diente er sich »ein Zubrot«.Eben jener Georg Kaufmannlegte es Otto Schall nahe, das

Gamsbartbinden zu erlernen, damit die Traditionnicht ausstirbt. Mit reicher Beute begab sich der da-mals 22-Jährige daher für eine ganze Woche zum ehe-maligen Revierjäger, um sich ausbilden zu lassen. »Dasist schon eine Umstellung, weil man ganz genau arbei-ten muss«, so Schall. Dennoch hat er schnell »die Lei-denschaft« entdeckt und wollte seine Tätigkeit bald

»Zwanzig bis dreißig Stunden

sitzt man schon dran, bis ein

großer Bart fertig ist«

50 bis 60 Haare der gleichen Länge bilden ein Büschel. Mit

Hilfe eines Reagenzgläschens oder eines ähnlichen Röhrchens

und eines Fadens bindet Otto Schall die Haare zusammen

S. 12 unten (von links): Die

Haarbüschel werden der

Länge nach sortiert und

dann zum fertigen Gamsbart

zusammen gebunden (Mitte).

Daneben: Gamsradln (links im

Bild) und Hirschradln sind günsti-

ge Alter nativen zum Gamsbart,

für ihre Herstellung werden nur

600 bis 700 Haare benötigt.

Hirschradln haben dabei den

größeren, hellen Reifen

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14 Alpsommer &Viehscheid 2012

nicht mehr aufgeben. Bevor es jedoch an die Feinar-beit geht, sind einige andere Dinge zu beachten. DieHaare, die für die Herstellung benötigt werden, findetman nämlich nur bei männlichen Tieren ab einemAlter von fünf Jahren. Sie stammen jedoch nicht, wie auf Grund des Namensirrtümlich vermutet werden könnte, aus dem Bart derBöcke, sondern von deren Rücken. Da für den Hut-schmuck lediglich die Rücken-haare des Winterfells verwendetwerden können, ist die Zeit desRupfens zudem auf Novemberund Dezember beschränkt. AlsOtto Schall seine ersten Gams-bärte anfertigte, war diese jahreszeitliche Einschrän-kung noch kein Problem, da die vielen OberallgäuerBerufsjäger auch im Winter auf die Jagd gegangensind. Heute gehören die Wälder laut Schall überwie-gend Schweizer Jägern, die meist nur bis Septemberauf der Pirsch sind. »Aber da haben die Gämsen nochkeinen Bart«, wirft der 72-Jährige ein. Die Tatsache, dass viele Jäger das Interesse an der frü-her so wertvollen Trophäe verloren haben, stimmt denOberstdorfer Gamsbartbinder wehmütig, denn »dasHandwerk leidet sehr darunter«. Aufgrund der verän-derten Jagdvorlieben ist er heutzutage vermehrt aufharte Winter angewiesen, in denen es meist durch La-winenabgänge und Hungertod viel Fallwild gibt. Für

die Herstellung eines Bartes muss man zehn Gäms -böcke rupfen, da mindestens 10.000 Haare benötigtwerden. Damit das Haar in seiner kompletten Längeerwischt wird und nicht abbricht, ist schon beim Rup-fen die richtige Technik entscheidend: »Von hintennach vorne jeweils kleine Büschel rupfen.« Bei einersorgfältigen Lagerung halten sich diese dann »ein paarJahre«. Das Handwerkszeug eines Gamsbartbinders ist

schnell aufgezählt und sogar äu-ßerst günstig zu erwerben: feineRöhrchen, beispielsweise Reagenz-gläschen, ein guter Faden und eingrünes Garn. Bevor das Bindenbeginnt, wäscht Otto Schall die

Haare zunächst mit Seife und Shampoo. Sobald siewieder trocken sind, folgt das Sortieren nach Länge:»Für einen guten Bart braucht man fünfzehn verschie-dene Längen, weil alle zwei Millimeter ein neuerKranz kommt.« Die vorsortieren Haare teilt der Oberstdorfer in kleineBüschel zu je 50 bis 60 Haaren, die er der Reihe nachin das Reagenzgläschen steckt und am unteren Endemit einem Faden bindet. Der Länge nach fügt er dieeinzelnen Büschel dann sorgsam zu dem großenKunstwerk zusammen, mit dem die Männer so gernedie Hüte ihrer Tracht schmücken, und bindet den Bartmit dem grünen Faden. Da das Fell der Gämsen un-terschiedliche Farbnuancen aufweist, entdeckt manbei den Gamsbärten farbliche Unterschiede. Aller-dings weiß Otto Schall, dass der Markt mit vielen Fäl-schungen überschwemmt wird, die der Laie nicht alssolche erkennt. Um ein Original zu erwischen, ist esdaher ratsam, bei einem Jäger anzufragen oder gleicheinen Gamsbartbinder aufzusuchen. Für Oberstdorf ist die Fortführung dieser schönenTradition auf längere Sicht gesichert, denn der Sohnvon Otto Schall, der selbst auf die Jagd geht, möchtedas Handwerk seines Vaters weiterführen, wie der 72-Jährige glücklich erzählt. •

Haarige Angelegenheit

Für einen üblichen Gamsbart benötigt Otto Schall bis zur

Fertigstellung mehrere Tage, dabei werden mindestens

10.000 Haare verarbeitet. Die Stelle, an der sie gezupft

werden, befindet sich am Rücken der Gämsen. Nur die

Haare von männlichen Tieren ab einem Alter von etwa

fünf Jahren eignen sich für die Herstellung eines Gams -

bartes. Lediglich das Winterfell, das sie im November

und Dezember tragen, kann dafür verwendet werden.

Rechts: Zufrieden begutachtet

Gamsbartbinder Otto Schall das

fertige Kunstwerk. Daneben das

filigrane Zusammenbinden der

einzelnen Haarbüschel

»Die richtige Technik

ist schon beim Rupfen

entscheidend«

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15Alpsommer &Viehscheid 2012

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16 Alpsommer &Viehscheid 2012

Aufgrund langjähriger Erfahrung beim Bau derAlpen-Musikinstrumente weiß Stefan Wechs,dass der Schlüssel zum schönen Klang bereits

beim Aussuchen der richtigen Materialien beginnt:»An erster Stelle steht die Wahl des richtigen Baumes,aus dem das Alphorn entstehen soll«, erklärt er. »DieAlphörner bei uns werden aus Bergfichten gefertigt,die in hohen Lagen gewachsen sind. In der Höhe ent-wickeln sie sich langsam und gleichmäßig, sodass dieJahresringe sehr eng aneinanderliegen.« Nachdem der Stamm von den Ästen befreit und ent-rindet ist, wird er der Länge nach mit der Bandsäge inzwei Teile geschnitten. Der Alphorn-Experte Wechsführt die folgenden Schritte detaillierter aus: »JedeHälfte wird mit dem Rundbeitel bis auf eine Wand-stärke von drei bis fünf Millimetern ausgehöhlt unddanach innen geschliffen« (siehe Fotos 1 und 2, S. 17).Die Qualität dieser Hornhälften zeigt sich in der Aus-arbeitung der Wandstärke: je dünner diese ausfällt,desto höher die Wertigkeit.

Nach Geschmack mit Bemalung

»Nun werden die beiden Hälften des im Entstehen be-griffenen Instrumentes zusammengefügt und mitHolzleim verbunden«, erklärt der Allgäuer die Ar-beitsschritte weiter (siehe Foto 3). Anschließend erhältdas auf der Werkbank fixierte Rohr mit einem Zieh-messer seinen Feinschliff (siehe Foto 4). Im letztenVorgang wird das Rohr lackiert beziehungsweise geölt(siehe Foto 7). Je nach persönlichem Geschmack las-sen die Käufer von Alphörnern den unteren Schall-trichter (siehe Foto 6) mit regionaltypischen Motivenwie zum Beispiel dem Edelweiß und dem blauenTrichterenzian bemalen.Über eine Besonderheit dieser Schallerzeuger aus Holzweiß Stefan Wechs ebenfalls noch zu berichten, denndie Alphörner aus dem Hintersteiner Tal unterschei-den sich gegenüber anderen Instrumenten durch einspezielles Merkmal: Um das etwa drei Meter langeAlphorn transportieren zu können, wird das Rohr hier

Der Alphornbauer Stefan Wechs aus Hinterstein betreibt in dem OberallgäuerOrt diese traditionelle Art der Instrumentenherstellung bereits in zweiter Generation. Annette Müller durfte ihm dabei über die Schulter sehen und erfuhr von ihm die Geheimnisse auf dem Weg zu einem perfekten Alphorn

Musik

Ein perfekter Tonwill gut geschnitzt sein

Page 17: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

in zwei Hälften geteilt. Diese werden mit einer demDurchmesser angepassten Messinghülse zusammen-gesteckt.

Der Klangkörper soll frei schwingen

Eine Umwicklung des Alphorns mit Peddigrohr (sieheFoto 5) findet man im Gegensatz zum Schweizer Hornnur in dem Bereich, in dem das Längsrohr in denSchalltrichter mündet, da sie dort aus arbeitstechni-schen Gründen notwendig ist. Der überwiegende Bereich des Hintersteiner Alphornsist nicht umwickelt, damit das Holz des Tonerzeugersals Klangkörper frei schwingen kann. Die Zierringebei dem seit Jahrhunderten gespielten Instrument, dasjedoch im Allgäu bis in die 1950er-Jahre in seiner heu-tigen Form und als Musikinstrument keinerlei Be-kanntheit besaß, bestehen zum Großteil aus Kirsch-,Birnen- oder Nussbaumholz. •

17Alpsommer &Viehscheid 2012

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Musiker und »Mächler«

Stefan Wechs gehört als besonders musik -

liebender Allgäuer zu den aktiven Mitgliedern

der Oberallgäuer Musikgruppen Hintersteiner

Jodler, Buck-Wendlar-Museg und Familien -

musik Wechs. Die Begeisterung für den

Alphornbau hat der kunstfertige »Mächler«

(Tüftler) von seinem Vater Herbert Wechs

übernommen, in dessen Tradition er das

althergebrachte Handwerk weiterführt.

1

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5 6

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18 Alpsommer &Viehscheid 2012

Zur Verständigung und zum Anlocken des Viehs leistete es den Berghirten in vergangener Zeit gute Dienste, heute kennen viele das Alphorn nur noch alsInstrument der Volksmusik. Wie sich die Nutzung des Klangkörpers gewandelthat und wie er in die Allgäuer Berge kam, darüber berichtet Annette Müller

Musikgeschichte

Wie das Alphorndie Allgäuer Gipfel stürmte

Oben und rechts: Rund 50

Alphornbläser spielten bei der

Internationalen Älplerletze im

Jahr 2008 auf der Kanzel-

wand auf. Bei der Letze wird

nach einem alljährlichen

Brauch der letzte Alpsommer-

tag feierlich verabschiedet

Page 19: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

19Alpsommer &Viehscheid 2012

einem Alphorn dargestellt. Im 18. Jahrhundert ver-schwand aus bislang unbekannten Gründen das Alp-horn nördlich der Alpen.Bis in die 1950er-Jahre war das Alphorn in seiner heu-tigen Form und als Musikinstrument im Allgäu unbe-kannt. Zu dieser Zeit erforschte Hermann Regner ausMarktoberdorf im Zuge seiner Doktorarbeit die Ge-schichte des Alphorns. Regner beauftragte Anfang1958 seinen Marktoberdorfer Musikfreund Dr. HansFrei, bei einem der bekanntesten Schweizer Alphorn-bauer, Lussi Walter aus Stans, ein Alphorn zu erwer-ben. Regner und der damalige BezirksheimatpflegerDr. Dr. Alfred Weitenauer arrangierten 1958 mit demihnen bekannten Musikfreund Michael Bredl, Rektor

der Hauptschule in Hindelang, einTreffen, bei dem es darum ging,das Alphornblasen im Allgäu neuzu etablieren. Regner, der spätereine Professur an der Musikhoch-schule in Salzburg erhielt, war sich

mit seinen zwei Freunden einig, dass das Alphorn indie Berge gehört. So überließ er Michael Bredl das er-worbene Alphorn, um dieses Ziel zu realisieren. 1960 begannen die Brüder Albert und Herbert Wechs,beide Schreinermeister in Hinterstein, mit dem Bauvon Alphörnern. Die Hörner hatten – wie heute noch– eine Länge von 3,60 Metern. Bei dieser Länge ent-stand ein Transportproblem, das dadurch gelöst wur-de, dass ab dem Jahr 1962 das Alphorn als zweiteiligesInstrument hergestellt wurde.

In unwegsamen Gegenden wie dem Gebirge, indem es nicht möglich war, größere Entfernungenschnell zu überwinden, nutzten die Hirten lange

Zeit ein weit hörbares Horn, um sich mit Signalen zuverständigen oder vor Gefahr zu warnen. Die Hörnerdienten darüber hinaus zum Beruhigen des Viehs undam Abend zum Anlocken, um es zu melken. Die Melodien und Rufe wurden als »Kühreigen« bezeich-net. Auch ersetzte das Alphorn in Gegenden ohne eineKapelle das Läuten zum Morgen- und Abendsegen. Hörner von Rindern und Ziegen oder Rinden- undHolzhörner kamen bei fast allen HirtenstämmenEuropas und Asiens vor. Schon die Menschen der Stein-zeit benutzten vor 35.000 Jahren hohle Knochen als Signalpfeifen und Musikins- trumente, wie man sie zumBeispiel auf der SchwäbischenAlb in der Höhle »HohleFels« bei Schelklingen fand.Noch weitaus älter ist dasDidgeridoo der australischen Aborigines. Es wurdeaus einem ausgehöhlten Stamm des Eukalyptus gefer-tigt. Das Entstehen der Didgeridoos wird auf einenZeitraum vor 60.000 bis 100.000 Jahren datiert. Einweiterer Vorgänger unseres Alphorns ist das Schofaroder das Schofarhorn, ein altes Musikinstrument ausdem Vorderen Orient, auch Hallposaune genannt. Dasaus Widder- oder Kuduhorn gefertigte Instrument hatseinen Ursprung in der jüdischen Religion und dientevor allem rituellen Zwecken. Die HeimatdichterinToni Gaßner-Wechs beschreibt in einem Epos, wie dieBauern in Oberdorf auf den Ruf eines Muschelhornshin zusammentrafen.Aus dem Mittelalter sind lange, gestreckte Blasinstru-mente bekannt, die erst später die nach vorn gebogeneForm erhielten. Der älteste Nachweis im All-gäu ist im Bild der Anbetung Christi inder Bergkapelle »St. Anna im Rohr-moos« aus dem Jahr 1568 zu sehen. In der Wallfahrtskirche St. Coloman bei Schwangau ist imHauptaltarbild von 1684 der HeiligeColoman inmitten einer Viehherde mit

»Das Didgeridoo und das

Schofarhorn waren frühe

Vorfahren des Alphorns«

Page 20: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

20 Alpsommer &Viehscheid 2012

Zum Bau wird in der Regel abgelagertes Bergfichten-holz aus der Region verwendet. Das Alphorn wird,nimmt man den Längsschnitt, aus zwei Teilen zusam-mengesetzt. Das Rohr ist wie ein Drehkegel geformtund öffnet sich nach unten in einem Schalltrichter.Das Zerlegen des Instrumentes erfolgt durch ineinan-dergepasste Messingbuchsen. Im Laufe der Zeit sindzahlreiche unterschiedliche Alphörner entstanden, dievon Mitgliedern heimischer Trachtengruppen undMusikformationen gespielt werden. Aber auch imRheinland, in Franken und sogar in den USA sindAlphörner aus Hinterstein zu hören.

Neu auf dem Markt ist ein patentiertes Alphorn ausKarbon (Kohlefaser), das 4,30 Meter lang ist, sichaber auf 75 Zentimeter zusammenschieben lässt undnur knapp zwei Kilogramm wiegt. Erfinder ist derSchweizer Roger Zanetti, der das »Alpflyinghorn« zusammen mit einem Bootsbauer entwickelte. Ernannte es deshalb »Fliegendes Alphorn«, weil man dasInstrument nun auch im Flugzeug mitführen kann.Die Tradition der Alphornbauer im Ostrachtal führtStefan Wechs, Sohn von Herbert Wechs, in Hintersteinfort. Die Familie Wechs hat nicht nur eine lange mu-sikalische Tradition, sondern ist in zahlreichen Grup-

pen seit mehreren Jahrzehntenprägend für die Volksmusik imAllgäu. Begonnen hat dies mitihrem Vorfahr WendelinWechs, der um 1900 den Kir-chenchor in Hinterstein leitete.

Dessen Sohn Adalbert Wechs gründete 1925 mit Musikanten aus anderen Hintersteiner Familien dieerste Jodlergruppe im Dorf. Die vier Söhne von Adal-bert Wechs machten als »Gebrüder Wechs« dasOstrachtaler Liedgut in Bayern und weit darüber hinaus bekannt. Heute setzen diese Tradition die»Hintersteiner Jodler« fort. Claudius und Jonas Wechs,die Söhne von Stefan Wechs sind bereits fester Bestandteil der Gruppe und stehen für die fünfte Generation der musikalischen Familie. Als »Familienmusik Wechs« spielt Stefan Wechs gemeinsam mit Claudius und seiner Frau Sonja tradi-tionelle Volksmusik. »Ein Teil unserer musikalischenFamiliengeschichte«, wie Stefan Wechs stolz anmerkt,»ist das Alphorn. Es erstaunt unsere Gäste im Tal im-mer wieder, wenn sie erfahren, dass das Alphorn erstEnde 1950 im Allgäu als Instrument in der Volksmu-sik zum ersten Mal eingeführt wurde. Die handwerk-liche Kunst des Alphornbaues, bei der ich meinemVater über die Schulter schauen durfte, hat mich der-art fasziniert, dass auch ich heute die Tradition fort-setze«, so Stefan Wechs (siehe auch S. 16). Besondersfreue ihn, dass an der Sing- und VolksmusikschuleHindelang eine Gruppe für das Alphornblasen einge-richtet wurde, ergänzt der Instrumentenbauer.Das Alphorn, das weder Klappen noch Ventile hat,wird durch Anblasen des aus Holz gedrechseltenMundstückes gespielt. Je länger ein Instrument ist, desto tiefer klingt es. Im Allgäu werden überwiegenddie F-Hörner mit einer Länge von 3,68 Metern ge-spielt. Ein C-Horn ist hingegen nur 2,45 Meter lang.Die leicht oder stärker gespannten Lippen des Bläsersbilden einen Widerstand gegen die Luft, die in das Ins -trument geblasen wird, und erzeugen durch VibrationTöne mit immer größer werdenden Schwingungszah-len. Je höher die Lippenspannung, desto schneller wer-den die Schwingungen und desto höher klingt derTon. Je schwächer die Lippenspannung ist, desto tieferwird der Ton. Der Grundton und die darauf aufbau-ende Naturtonreihe hängen hauptsächlich von derLänge des Hornes ab. Beim mehrstimmigen Spiel kön-nen daher nur Instrumente mit demselben Grundtonzusammen gespielt werden. •

»Das Alphorn ist ein Teil

unserer musikalischen

Familiengeschichte«

Oben links zeigt ein altes Foto

die Alphorngruppe Hinterstein im

Jahr 1960, unten testet der Er-

finder Roger Zanetti das erste

zusammenschiebbare »Alpflying-

horn« aus Karbon am Fuß des

Matterhorns auf seinen Klang

bei minimalem Gewicht

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Alpsommer &Viehscheid 2012

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Page 22: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

22 Alpsommer &Viehscheid 2012

Es ist lange her. Aber wenn ich an die Jahredenke, in denen ich das Allgäu als Sozialdemo-krat im Bundestag zu Bonn vertreten durfte,

leuchtet die Landschaft zwischen Oberstdorf undKempten, Oberstaufen und Lindau in all ihrer Schön-heit wieder in meinem Gedächt-nis auf. Die Region ist einBilderbuch. Das Allgäu (früherAlpgau, Alpgäu) singt und mu-siziert. In jahrhundertealtenRathäusern erzählen getäfelteWände und bemalte Schränke wunderbare Geschich-ten. Aber politisch ist es nicht nur ein Schönwetter-wahlkreis, den ich oft gemeinsam und manchmalwiderspruchsvoll mit Ignaz Kiechle von der CSU undHannsheinrich Schmidt von der FDP zu betreuenhatte. Die meisten Wähler wünschten, dass wir dreiMitglieder des Bundestags gut miteinander zurecht-kommen sollten. Aus München kommend, fühlte ich

mich im Oberallgäu bald zu Hause. Ich kam mirmanchmal wie ein politischer Landpastor vor, wennich mich bemühte, so oft es in Bonn keine Sitzungs-wochen gab, möglichst vielen aus der Bevölkerungzwischen Nebelhorn und Hochgrat, Grünten und

Pfänder zu erklären, was es mitden Gesetzen auf sich hatte, diewir Bundestagsmitglieder be-schließen sollten oder wollten.Am liebsten war mir der Som-mer mit der Allgäuer Festwo-

che in Kempten als Mittelpunkt. Vor allem konnte ichdann mein Wahlversprechen erfüllen, mich in der All-gäuer Arbeitswelt in unterschiedlichen Berufen prak-tisch umzutun. Es war mir wichtig, das Allgäumöglichst gründlich kennenzulernen.Auf diese Weise habe ich im Kaufhaus Horten inKempten zuerst Backwaren, dann Koffer verkauft. Einanderes Mal nahm mich eine Wäscherei bei sich auf,

Im Sommer 1975 verbrachte der damalige SPD-AbgeordneteDieter Lattmann, der von 1972 bis 1980 für den WahlkreisKempten/Allgäu dem Bundestag angehörte, einen Sommer auf der Unterlauchalpe bei Steibis im Oberallgäu. Hier versuchteder Autor und Politiker, der sich dem Allgäu bis heute verbundenfühlt, einen Einblick in die Lebenswelt der Alpwirtschaft zu bekommen. Für »Alpsommer & Viehscheid 2012« hat er seineErinnerungen an diese Zeit niedergeschrieben

Alpwirtschaft

»Es war mir wichtig, die

Allgäuer Arbeitswelt

gründlich kennenzulernen«

Ein Politikerunter Rindviechern

Page 23: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

23Alpsommer &Viehscheid 2012

S. 22: Dieter Lattmann im Som-

mer 1975 inmitten muhender

Schutzbefohlener am ungewohn-

ten Arbeitsplatz auf der Unter -

lauch alpe bei Oberstaufen-

Steibis. Links: die Kleinhirten

der Alpe beim Viehscheid in

Maierhöfen im Jahr 2009

zum ersten Mal gedeckt und würden im kommendenFrühjahr kalben. Zur Herde gehörte auch eine größereZahl von Zweijährigen, die man Schumpen nannte. Siehüpfen gern in Sprüngen herum wie alle Jugendlichen.Auf der Stelle sagte ich: »Da komme ich mit.« Erbrummte ein ungläubiges Staunen vor sich hin undzündete seine erloschene Tabakspfeife wieder an.Um Vier stand ich auf und wartete pünktlich vor derHütte, als der alte Hirte sich anscheinend etwas ver-drießlich gestimmt zu mir gesellte. Er sagte nichts,sondern stieg nur vor mir her bergan. Zwischen Strün-ken und Geröll, quer laufenden Wurzeln und Lat-schenkiefern bewegten wir uns als Tandem aufwärts.Ganz allmählich stieg die Sonne, anfangs nur ein röt-liches Vorglühen im Berggestein, über die Schroffenempor. Mit einem Mal ergossen sich ihre Strahlen wieein Feuerausbruch auf die Hänge.Ich musste an meine Morgenwege auf der Straße ober-halb von Eckarts nach Akams denken. In dem Dorf,das zu Immenstadt gehörte, wohnte ich bei der Familieeines Berufsschullehrers zur Miete. Auf der Höhe vordem Waldeingang standen die Kühe zur Linken hinterden Zäunen. Sie waren neugierig und gutmütig mit ih-ren Tonnenleibern, den berggewohnten Hufen unddem braungrauen Fell. Früh am Morgen war ich oftallein mit ihnen. Sie muhten im Chor und schaukeltendie Euter. Wenn eine von ihnen näher kam, den träch-tigen Leib wiegte und durch die Nüstern blies, folgtedie Herde. Sie strömten Wärme aus da im Morgenne-bel und rochen nach Kälbern. Wir sahen einander an,das Tier und der Mensch. Es kam vor, dass ich ihnenerzählt habe, wie wir das Bergbauernprogramm mitder Prämie pro Großvieheinheit gemacht haben. Aufmein Reden reagierten sie zutraulich und wollten mitRiesenzungen meine Hand lecken. »Sind alle da«, sag-

te der Hirte, als habe er sie imAugenblick gezählt. Wir kehr-ten um. Unten empfing uns dieHüttenwirtin mit frisch gemol-kener Milch der Hüttenkuh.Später zeige sie mir, wie man

das Butterfass rührt. Das machte ich gern. Die Arbeitmit der Motorsense dagegen ging auf die Knochen. Ich musste die Wiese aufwärts Farne, Kiefern, Berbe-ritzen, die eingewachsen waren, wurzelflach abschnei-den. Das erforderte einen heftigen, nicht zu starkenSchwung mit dem schweren Gerät. Erst vom drittenTag an ging es besser. Am Abend meines ersten Ar-beitstages aber hatte Kaspar mir gestanden, er gehesonst immer erst um sechs Uhr, nach den Kühen zuschauen. Er habe einfach nicht geglaubt, dass ein Ab-geordneter so früh auf den Beinen sei. Also trafen wireinander von nun an um seine gewohnte Zeit. Amnächsten Abend ging er zum Du über. Natürlich habeich die Hand genommen, die er mir entgegenstreckte,und wir haben ein Bier darauf getrunken.Es ging mir gut auf der Lauch-Alpe. Gegen Mittag ka-men Wanderer in Gruppen zur Hütte. Sie waren zu-frieden mit einfachen Mahlzeiten aus Brot und Käse,Milch, Joghurt und Eiern. Am Sonntag machte dieWirtin Kässpatzen. Das Bier brachte ein Fahrer mit ei-

in der geistig leicht behinderte junge Leute eine sinn-volle Tätigkeit fanden. Der Sonthofener BürgermeisterKarl Blaser führte mich eine Woche lang in seinenkommunalpolitischen Alltag ein. Das Gymnasium inOberstdorf ließ mich in seinenSchulalltag Einblick nehmen,und eine Druckerei stellte micheinige Tage an eine Schnellpres-se. Ich freute mich, dass meineBitten, als Abgeordneter hierund dort mitarbeiten zu können, in der Regel zwarüberrascht, aber positiv aufgenommen wurden. Das Eindrucksvollste, was ich bei solchen Hilfsdiens -ten kennenlernte, begegnete mir im Sommer 1975 aufder Unteren Lauch-Alpe. Sie liegt, durch ein Tal ver-bunden, auf der Höhe gegenüber Oberstaufen. DieHüttenwirtin konnte mich gut als Gschwendner (Un-krautmäher) gebrauchen. Ich war, um sie zu fragen,da hinaufgewandert. Wenige Tage danach stellte ichmich leicht ausgerüstet, auch mit Regenzeug undBergschuhen versehen, auf der Hütte ein. Mein Quar-tier war das Matratzenlager für Bergsteiger. Gleich amersten Abend saßen der alte Hirte und ich beim Bierauf der Bank mit Blick ins Tal beisammen. Erinnereich mich richtig, dass er Kaspar hieß? Jedenfalls wares dieser Hirte, der mir erzählte, er müsse jeden Mor-gen um halb fünf Uhr aufbrechen, um sich zu verge-wissern, ob sich nicht etwa eines der Tiere auf denhochgelegenen Weiden verstiegen habe. Es handeltesich, wie Kaspar mir erklärte. um Jungkühe. Sie waren

»Die Kühe waren zutraulich

und wollten mit ihren

Zungen meine Hand lecken«

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24 Alpsommer &Viehscheid 2012

nem grob bereiften Jeep hinauf. »Warum machst Dudas eigentlich?« wollten die Wirtin und der Hirte wis-sen. »Ich habe 45 nach kurzer Kriegsgefangenschaft inder Landwirtschaft gearbeitet, auf einem Gut nah beiHameln. Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mühleund Kuhstall. Hier im Allgäu ist alles anders. Ichmöchte mehr davon wissen.«Dem Hirten und zwei seiner Freunde hatte ich zumViehscheid im September eine Schelle am geschmück-ten Lederriemen zum Verlosen versprochen. Als ichan einem gleißend blauen Tag nach Maierhöfen kam,begrüßte mich der Vorsitzende der Alpwirtschaftli-chen Genossenschaft im Festzelt vor mehr als tausendGästen als »unseren Bundestagsabgeordneten«. Ichmusste die Trachtenkapelle dirigieren, was eine Lagekostete. Und beim nächsten Viehscheid in Wertachdurfte ich, weil von der CSU kein Abgeordneter er-schienen war, den Zug ins Festzelt anführen, links undrechts grüßend, mit unserem älteren Sohn an meinerSeite. Damals hatten sich einigeKurgäste über das Läuten der

Kuhglocken rings um die Dörfer beschwert: Es sei zulaut, man könne dabei nicht schlafen. Ein Journalistder Allgäuer Zeitung fragte mich, was ich dazu sage.Mir fiel ein: »Das Allgäu ohne Kuhglo cken ist wie einMeer ohne Brandung.« Einmal gedruckt im Blatt,sprach sich das herum. Jährlich bin ich an die dreißigtausend Kilometer imAllgäu mit meinem VW-Golf gefahren. Oft lag dieLandschaft, durch die ich als »Fliegender Allgäuer«brauste, unter tief hängenden Wolken nassgrün undfichtenschwarz vor meinen Augen. Meist aber flutetebald wieder Licht durch die Täler. Überall Fensterglit-zern und Luftschwirren. Die Schatten, aus denenDorfbewohner in die Helle traten, waren scharf wieTorfabstiche. Sogleich breitete sich Festlichkeit aus.Aus meiner Wohnung in Eckarts blickte ich vomSchreibtisch auf das obere Illertal. Immenstadt warmeine Basis, da hatte ich viele (nicht nur politische)Freunde. Mit Freude und Dankbarkeit denke ich an alle

Unterstützung und viele Aben-teuer im Allgäu zurück. •

Literat und Freund

des Allgäus

Der ehemalige SPD-Bundestags -

abgeordnete Dieter Lattmann ist

heute 86 Jahre alt. Er lebt mit

seiner Frau Marlen, mit der er

seit 62 Jahren verheiratet ist,

im Wohnstift Augustinum

München Nord. Sein jüngstes

Buch »Einigkeit der Einzelgän-

ger – Mein Leben mit Literatur

und Politik« erschien 2006

im A1-Ver lag München.

Die Unterlauchalpe heute, die

mittlerweile von Renate und

Herbert Fink bewirtschaftet wird

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»Beim Viehscheid durfte ich

den Zug ins Festzelt anführen,

links und rechts grüßend«

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25Alpsommer &Viehscheid 2012

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Page 26: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

26 Alpsommer &Viehscheid 2012

Die Gasthäuser im Ostrachtal waren seit eh und je wichtigerErwerbszweig und gesellschaftlicher Treffpunkt innerhalbder Gemeinde Bad Hindelang. Viele der zu diesen Häuserngehörenden Brauereien sind heute nur noch den wenigstenEinheimischen bekannt. Wolfgang Keßler, Vorsitzender desHeimatdienstes Hindelang, erinnert an diese historischenHorte des Bierbrauens im Allgäu

Bierkultur

Tierisch gutes Biervon Adler, Hase und Bär

Page 27: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

27Alpsommer &Viehscheid 2012

Fragt man heute alteingesessene Hindelangernach Brauereien, die einst im Ort bestanden, sofallen den meisten vielleicht drei ein – der Adler -

wirt, der Hasenwirt und der Sonnenwirt. Soweit jedochbekannt, ist die erste Erwähnung einer Brauerei inHindelang bereits am 30. November 1688 in der »Ur-kunde 3811 Sonthofen Rettenberg« des HochstiftsAugsburg zu finden. In der Wirtsstube erfuhr man,was im Ort und außerhalb vor sich ging. Nach Feier-abend beim Dämmerschoppen oder sonntags beimFrühschoppen saßen die Bauern und Handwerker zu-sammen. Sie besprachen die Gemeindepolitik und Er-eignisse der Gegenwart. In den Nebenorten des Taleswurden hier tagsüber auch die Schulkinder unterrich-tet, in dem Fall gab es für den Wirt nur ab Samstag-nachmittag und am Sonntag Schankerlaubnis. Zur Führung einer Gastwirtschaft benötigte der Wirteine besondere Erlaubnis – die »Tafern-Gerechtsame«.Dass es in den Wirtshäusern nicht immer friedlichherging, mag übrigens wohl nur zu einem Teil am Al-

koholkonsum gelegen haben: Nach alten Überliefe-rungen hat früher beim Kartenspiel oft ein Kalb, eineKuh oder gar ein Grundstück den Besitzer gewechselt.

Brauerei Krone

1864 heiratete der Gastwirt Johann Zeller die Tochterdes Landwirts Michael Ernst. Auf dem Grundstückdes Bauernhofes errichtete er eine Gastwirtschaft mitMetzgerei. 1885 fasste Zeller den Entschluss, selbstBier zu brauen, und richtete ein Bräuhaus ein. Nachseinem Tod im Jahr 1892 wurde die Wirtschaft mitBrauerei an den seinerzeitigen Adlerwirt Ludwig Weberverpachtet, der wohl bis 1898 dort weiter braute. Am6. April 1898 übernahm der Metzgermeister GeorgBlanz das Anwesen »mit Hofraum und Bräuhaus«,wobei es ihm vermutlich eher um das Gebäude ging,denn er stellte nach dem Erwerb das Brauen umge-hend ein. Bierkrüge und andere Brauutensilien aus je-ner Zeit sind nicht mehr vorhanden. Die Metzgereihingegen erlangte große Bedeutung.

Bärenbrauerei

Die ehemalige »Bärenwirtschaft« existierte schon vor1657 unter dem Namen »Scholl Johannes Bären-wirth«. Ab wann genau im dazugehörigen NebenhausBier gebraut wurde, ist nicht überliefert. Anthoni Stichaus Vorderburg erwarb 1751 das Anwesen. Eine Notizbesagt, dass er mit dem von ihm erzeugten Bier einweitbekannter Meister seines Fachs war. 1778 wurdedie Brauerei an den Adlerwirt Göhl verkauft und 1779ebenfalls der Gasthof, der bis 1854 bestand. Damitging die Bärenbrauerei nahtlos in die Adlerbrauereiüber. Der Name »Zum Bären« ging zusammen mit derKonzession 1812 nach Oberdorf.

Adlerbrauerei und Adlerwirt

Fast eine »Brauereidynastie« war die Familie Göhl, diein allen drei größeren Hindelanger Brauereien vertre-ten war. Ahnherr des Geschlechts war der Oberstall-meister des Fuggergestüts, der bei der Verlegung desGestüts aus Ungarn in das Ostrachtal mit übersiedelte.Sein Nachkomme Johann Michael Göhl heiratete 1765die Adlerwirtstochter Katharina Schollin. Der »Adler«hatte illustre Gäste: 1848 übernachteten dort KönigMaximilian von Bayern und König Ludwig II. Wäh-rend seiner Jagdaufenthalte in Hindelang nächtigteKronprinz Luitpold im »Adler«, bis er im HintersteinerTal ein Jagdhaus für sich errichten ließ. Der Bräu des Adlers und der des Nordpols waren dieersten, die seinerzeit Bier auch in Flaschen abfüllten.Das Firmenzeichen war der sitzende Adler. Auf denFlaschen, die auch außer Haus gingen, stand statt »Ad-ler-Brauerei« der Schriftzug »Brauhaus Hindelang«.Die Weizenbiergläser (auf der linken Seite zu sehen)der Adler-Brauerei zeigten neben der Aufschrift »Hin-

So oder ähnlich mag es einst in

den Hindelanger Gasthöfen zu-

gegangen sein. Bei einer hitzi-

gen Diskussion über aktuelle

Ereignisse durfte ein anständi-

ges Bier nicht fehlen. Dies ver-

anschaulichte O. Sitzmann 1890

in seinem Holzstich »Politiker«

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28

Rechts: Der Bügelverschluss die-

ser Bierflasche ist mit dem Logo

der Brauerei Sonne geprägt. Das

Schwarz-Weiß-Foto ganz rechts

zeigt den ehemaligen »Sunnewirt«

Otto Schneider I mit seiner Frau

Amalie und ihrem Sohn Otto II

Die beiden historischen

Postkarten zeigen oben links

den Brauschuppen »Bruihüs«,

in dem die »Hasenwirte« ihr

eigenes Bier herstellten, rechts

daneben eine alte Aufnahme

der Gaststätte »Adler Post«

(rechtes Gebäude). Das

Gemälde rechts zeigt, wie der

Gasthof »zur Sonne« einst

ausgesehen hat. Unten ist das

Etikett der ehemaligen Brauerei

»zum Nordpol« im Hindelanger

Ortsteil Bad Oberdorf zu sehen

Page 29: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

29Alpsommer &Viehscheid 2012

delanger Brauhaus« einen verschneiten Tannenbaum,der heute noch im Wappen von Bad Hindelang zu se-hen ist. Gläser, Krüge und Flaschen aller Brauereienaus jener Zeit sind heute gesuchte Sammlerstücke.

Brauerei zur Sonne

Die »Sonne« gehört zu den vier ältesten Gasthäusernim Kirchdorf. Das Haus wird erstmals 1620 im Pfarr-archiv erwähnt. Unter seinen Besitzern und Pächternwaren Bäcker, ein Käser und ein Maurermeister. Alserster Bräu wird Franz Josef Waibl aus Sonthofen ge-nannt, der von 1795 bis 1810 in der »Sonne« Bierbraute und eine »Huck«, also eine Krämerei betrieb.Es ist jedoch zu vermuten, dass hier bereits früher eigenes Bier gebraut wurde. Als 1896 Paul Neuchl Be-sitzer der Sonnenwirtschaft wurde, ließ er um 1900den »Sonnensaal« bauen, der am 16. Juni 1901 eröff-net wurde. 1904 wurde der Braubetrieb unter der Lei-tung von Fritz Mader eingestellt. 1912 erwarb der Maurermeister und Baugeschäftsin-haber Otto Schneider das Gasthaus, das Brauhaus undden Saal. Bis 1928 war das ehemalige Brauhaus Tenneund Lagerhaus. Dann wurde es als »Gästehaus Ama-lie« völlig umgebaut. 1930 ging das ehemalige Brauhausdes Gasthofes »Adler-Post« in den Besitz des Sonnen-wirtes über. In diesem Nebenhaus wurde das »BadHotel Sonne« ein gerichtet, das 1977 einer Wohnanlagewich. Die »Sonne« ist das einzige der vier alten Gast-häuser Hindelangs, das heute noch existiert.

Hasenbräu

Auch der Hasenwirt gehörte zu den vier ältesten Gast-stätten im Tal. Die erste, noch erhaltene schriftlicheUrkunde nennt 1656 einen »Scholl Johannes Hasen-wirt«. Die Hasenwirtschaft hatte im Ostrachtal einegroße Bedeutung. Das stattliche Haus hatte auf beiden

Giebelseiten Einfahrtstore und somit eine Durchfahrtfür die Fuhrleute und Einstellraum für Ross und Wagen. Von 1844 an bestand die Hasenwirtschaft 75 Jahre lang ohne Unterbrechung im ehemaligenHindelanger Schloss. Die Gaststube und ein kleinerSaal befanden sich im Erdgeschoss, ein großer Tanz-saal im zweiten Obergeschoss. Das Stadlgebäude warnordseitig unterkellert. Dessen Hausname hieß zuerst»Bruihüs«, später dann »Hasenwirt’s Stadl«. Der Ha-senwirt im Schloss, Johann Anton Göhl, fiel 1918 im1. Weltkrieg. Seine Frau Mathilde verkaufte 1921 dengesamten Besitz an die Marktgemeinde Hindelang.Nach einem Umbau entstand im Erdgeschoss dieGaststätte »Ratskeller«, die 1924 eröffnet wurde. Letz-ter Pächter des »Ratskellers« war ab 1945 Franz Nar-ras, ein Hotelier aus Karlsbad, bis am 1. Oktober 1963der »Ratskeller« endgültig geschlossen wurde. Einegroße Gaststättenhistorie war damit beendet.

Brauerei zum Nordpol

Im Jahr 1898 ließ der Gastwirt Magnus Brutscher inBad Oberdorf in einem im Schatten der Berge liegen-den Gebiet, in dem die Sonne auch im Sommer kaumscheint, den Gasthof »zum Nordpol« bauen. Nachdemer für sein Vorhaben, neben dem Gasthof eine eigeneBrauerei zu errichten, auch seinen Schwager JosephLaurer, Bäcker und Gastwirt, gewinnen konnte, wurde1906 ein eigenes Brauhaus erbaut und ein Braumeistereingestellt. Nach dem Tod von Brutscher im Jahr 1910führte seine Witwe Genovefa Brutscher zunächst zu-sammen mit Joseph Laurer den Betrieb weiter, 1924kam die Brauerei dann zum Erliegen. Die erhaltenen grünen Ein-Liter-Flaschen mit derAufschrift »Nordpol-Bräu Bad Oberdorf« sind wert-volle Sammlerstücke. Auf dem Etikett waren drei Eskimos mit Schneeschuhen abgebildet, die einenBierkrug stemmen. Mit dem Werbetext »Das Bier vomNordpol« wäre es heute sicher erneut erfolgreich. •

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Page 30: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Wie die herrlich geschmückten Kühe, die unter klangvollem Läuten derSchellen ins Tal ziehen, gehört auch die heimische Blasmusik einfach zum Viehscheid dazu. Der Musikverein »Harmonie« Pfronten und dieMusik kapelle Maierhöfen sind zwei Kapellen, die für ihre traditionellenViehscheidauftritte bekannt sind. Marion Bässler hat die geschichtlichenHintergründe beider Formationen beleuchtet und stellt sie vor

Blasmusik

Sie bringen Stimmung nach dem großen Alpabtrieb

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31Alpsommer &Viehscheid 2012

Bei einem Blick ins Ostallgäu in die GemeindePfronten direkt an der Grenze zum österrei-chischen Bundesland Tirol fällt die ganz

besondere Verbindung des dortigen Musikvereins»Harmonie« Pfronten zum Viehscheid ins Auge. Erblickt nicht nur auf eine über 150-jährige Tradition zu-rück, von 1998 bis 2002 hatte die Kapelle neben dermusikalischen Gestaltung auch die komplette Organi-sation des festlichen Ausklanges der Alpsaison inne.Der vorherige Festwirt beendete sein Wirken genau indem Zeitraum, als die »Harmo-nie« dringend finanzielle Mittelfür den Bau ihres eigenen Musik-heimes benötigte. Es entstand dieIdee, sich durch die Einnahmendes Viehscheidbetriebes die neue»Vereinsheimat« zu finanzieren. Die Musiker riefenden vorabendlichen »Einzug ins Festzelt« ins Leben,der seither als liebgewonnene Besonderheit beimPfrontener Viehscheid gepflegt wird. Vom Bahnhof in Pfronten-Ried ziehen die gesamtenVereine des Ortes mit Fahnenabordnungen in einemUmzug durch die Straßen bis ins Festzelt, wo der all-jährlich von zahlreichen Gästen besuchte traditionelleBrauchtumsabend stattfindet. »Von den Sportvereinenüber die Feuerwehr und den Trachtenverein bis hin zuden Blumenfreunden sind alle dabei«, meint RainerRuf, Schriftführer der »Harmonie«, und erklärt, dassdie Musiker mit der Einführung dieses Festumzugesden Vorabend attraktiver machen wollten. Die Orga-nisation des Viehscheidbetriebes wurde aufgrund des»enormen Aufwandes« allerdings wieder niedergelegt.»Mit dem Auf- und Abbau des Zeltes und den Auftrit-ten waren wir mit rund 100 Leuten im Einsatz, das isteinfach zu viel geworden«, erläutert Ruf. Das großeZiel konnte allerdings erreicht werden, dank Unter-

stützung von Gemeinde, Gönnern und privaten Spen-dern sowie umfangreichen Eigenleistungen konnte am18. Mai 2000 die erste Musikprobe in den eigenen vierWänden abgehalten werden.Im Jahr 1929 richtete der Musikverein, dessen Wur-zeln auf das Jahr 1860 zurückgehen, einen der musi-kalischen und gesellschaftlichen Höhepunkte derdamaligen Zeit aus, das 4. Bayerisch-Allgäuer Musik-Bundesfest. Nach dem Zweiten Weltkrieg machtensich die Pfrontener Blasmusik-Mitglieder an den mu-

sikalischen Wiederaufbau.Im Mai 1960 feierte die Ka-pelle ihr »Hundertjähriges«,2010 wurde das 150. Jubilä-um begangen. Seit nunmehr41 Jahren lenkt Dirigent Jo-

sef Mörz die musikalischen Geschicke, in dieser Formebenfalls eine Besonderheit. In seiner langjährigen Tä-tigkeit hat er mit seinen Musikern ein abwechslungs-reiches Repertoire erarbeitet, gekennzeichnet durcheine Mischung aus älterer, traditioneller Blasmusikund Überschreibungen von klassischen, ursprünglichfür Symphonieorchester gedachten Werken. Das äußere Erscheinungsbild der Interpreten ändertesich im Lauf der Zeit sogar mehrfach. Die erste ein-heitliche Einkleidung erfolgte 1926 in Form von grü-nen Lodenanzügen, der sogenannten Jägertracht. 1968entschlossen sich die Musiker trotz heftiger Diskus-sion in den eigenen Reihen mehrheitlich dafür, sichdem allgemeinen Trend anzuschließen und zu einerAllgäu-Schwäbischen Tracht mit Lederbundhose, roter Weste und grauer Joppe zu wechseln. Die roteWeste wurde in den 1980er-Jahren kurzzeitig abge-schafft, aber bereits 1988 in Kombination mit einerdunkelgrauen Joppe wieder eingeführt. Den flachenHut ersetzten die Musiker zwischen 1981 und 1988

»Bis 2002 organisierte die

Musikkapelle in Pfronten den

kompletten Viehscheid«

S. 30 oben: die Musikkapelle

Maierhöfen beim Zug durch

die Westallgäuer Gemeinde.

Unten links: Impression

vom Bühnenrand, daneben:

die Harmoniemusik Pfronten

in der von 1926 bis 1968

getragenen »Jägertracht«.

Oben: konzentriertes Spiel

der Maierhöfener beim

Musik fest Oberstaufen

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32 Alpsommer &Viehscheid 2012

Der Musikverein »Har monie«

bringt beim Viehscheid nicht nur

gute Stimmung auf Pfrontens

Straßen. Auch im Festzeit sorgt

die Formation seit vielen Jahren

für den richtigen Ton

kurzfristig durch dunkelgraue Spitzhüte mit Spiel-hahnfeder.Knapp 60 Kilometer weiter westlich, in der Westall-gäuer Gemeinde Maierhöfen, wurde die erste Musik-kapelle laut Thomas Spieler, dem 1. Vorsitzenden derMusikkapelle Maierhöfen, nachweislich im Jahre 1846gegründet. Nur sechs Jahre späterlöste sie sich zwar schon wiederauf, wurde aber 1885 erneut insLeben gerufen. Nach einer weite-ren Auflösung, bedingt durch denErsten Weltkrieg, wurde 1920 mitder Gründungsversammlung der neuen Musikkapellezu ihrer finanziellen Unterstützung auch der Musik-verein gegründet. Nachdem sich die Kapelle finanziellerholt hatte, wurde der Verein 1925 wieder aufgelöst.Im August 1953 feierten die Musiker das 100-jährigeGründungsjubiläum der Kapelle nach, das kriegsbe-dingt verschoben worden war, und konnten gleichzei-tig ihre neue Fahne einweihen. Drei Jahre nach dem125-jährigen Gründungsjubiläum 1971 wurde mit tat-kräftiger Eigenleistung und dank der Unterstützungvon Gönnern ein eigener Probenraum geschaffen.Momentan sind die Musiker gerade dabei, diesen zuerweitern und zu modernisieren.Die Krönung eines jeden Jahres ist für die Musikka-pelle aber der heimische Viehscheid, bei dem die Mu-siker seit Bestehen traditionell immer dabei sind.Während die Auftritte in anderen Orten schon mal aufmehrere Gruppen aufgeteilt werden, bewältigt die Mu-sikkapelle Maierhöfen den zweitägigen »Marathon«alleine. Die Zeit vom samstäglichen Frühschoppenüber den Marsch zum Scheidplatz und den Auftritt imZelt bis hin zur sonntäglichen Begleitung der Messe

und dem anschließenden Frühschoppen, der sichmeist bis in den späten Nachmittag zieht, ist »für jedenzwar anstrengend, aber trotzdem schön«, so ThomasSpieler. Missen möchte diese Auftritte mit Sicherheitkeiner, denn der Viehscheid ist nicht nur vom Am-biente, sondern auch vom Gesamtpaket »ein Heimat-

fest der besonderen Art«. Da dieMusikkapelle Maierhöfen überein großes Repertoire verfügt,stellen die geballten Auftritte dieMusiker vor keinerlei Probleme.Hinzu kommen zwei weitere

Aspekte, die die Kapelle auszeichnen: Zum einen ge-hören ihr zahlreiche Solisten an, die den Stücken einebesondere Note verleihen, zum anderen haben sie sichschon seit über zehn Jahren der böhmisch-mähri-schen Blasmusik verschrieben. Nicht nur die Gesamtkapelle gibt diese gerne zum Bes-ten, das 1998 gegründete Gehrenbach-Ensemble wid-met sich sogar gänzlich der Musikrichtung. Aus dieserVorliebe heraus entstand bei der Ausrichtung des Bezirksmusikfestes 2006 die Idee zur Einführung einerböhmisch-mährischen Kategorie. Nachdem die Musikkapelle Maierhöfen damit eine Vorreiterrolle innehatte, gehört die Gattung mittlerweile zum musi-kalischen Standard des Ensembles. Treu gebliebensind die Musiker trotz einiger Erneuerungen dem tra-ditionellen Stil ihrer Tracht aus roter Weste mit klei-nem Muster und grauer Jacke. Der Spitzhut ist dabeidas typische Merkmal der Maierhöfener Blasmusiker.Vor einigen Jahren wurden in der Kapelle zudem Edel-weißhosenträger einheitlich eingeführt, wie sie »ein-fach zum Allgäu dazugehören«, wie der VorsitzendeThomas Spieler bemerkt. •

»Dieser zweitägige

Viehscheid-Marathon ist

anstrengend, aber schön«

Page 33: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

33Alpsommer &Viehscheid 2012

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Page 34: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Alpsommer &Viehscheid 2012

Zum Bild »glücklicher Kühe« gehören für viele Allgäu-BesucherTiere mit Hörnern auf der Weide. Zum Schutz vor Verletzungenwerden diese jedoch bei vielen Wiederkäuern entfernt. Darübergibt es seit einiger Zeit Diskussionen zwischen Befürwortern undGegnern. Wir stellen die Positionen von Susanne Schwärzler vomBioring Allgäu e.V. und Johann Steurer, Verbandsverwalter der Allgäuer Herdebuchgesellschaft (AHG) in Kempten, gegenüber

Pro und Kontra

»Oben ohne«oder naturgemäß mit Horn?

Johann Steurer

Er organisiert die

Vermarktung von Großviehauk-

tionen, Exporte sowie die

Alpwirtschaft in der AHG. Er

führt im Nebenerwerb einen

Braunviehzuchtbetrieb mit

15 Tieren. Er meint: »Eine

Kuh mit Horn hat mir immer

gefallen, doch heute ist dies

wegen der Verletzungsgefahr

nicht mehr praktikabel.«

Alpsommer und Viehscheid 2012: Wie verbreitet istdas Enthornen im Allgäu? Haben Sie dazu belegbareZahlen oder können Sie eine Schätzung abgeben?

Seit Jahren streiten Fachleute, Laien und Urlauberdarüber, ob Allgäuer Kühen die Hörner entferntwerden dürfen oder nicht. Wie ist Ihre Meinung indieser Diskussion?

Johann Steurer: Ich müsste hier zwar schätzen, dochdie Abteilung Kempten der AHG hat im vergangenenJahr rund 3000 Stück Jungvieh vermarktet, mit demExport kamen wir auf etwa 4500 Stück Großvieh. Da-von waren nur circa 40 bis 80 Exemplare mit Hörnern.Der Anteil der behornten Tiere, wie die Praxis zeigt,wird wohl keine zehn Prozent erreichen.

Susanne Schwärzler: Ich kann hier keine genauenZahlen nennen, doch ich würde sagen, dass noch un-gefähr zwischen fünf und zehn Prozent der Tiere Hör-ner haben, der Rest ist enthornt. Die Tendenz zu Tierenmit Hörnern ist aber wieder steigend. Der BioverbandDemeter zum Beispiel verpflichtet seine Bauern, dassihre Tiere Hörner haben müssen. Bei anderen Biover-bänden sind aber enthornte Tiere möglich. Auf langeSicht muss sich dies aber aus »biologischer« Sicht än-dern, denn »Bio« heißt ja auch artgerecht.

Von der Unfallgefahr her ist das Halten der Tiere mitHörnern einfach nicht mehr zu verantworten und des-wegen auch nicht mehr verbreitet – bis auf einige Bio-verbände und kleinere Betriebe, die dies nochpropagieren. Das Horn ist eine Waffe, wenn sich eineKuh in die Herdendynamik nicht einfügt, führen dieRangkämpfe schnell zu gefährlichen Verletzungen.Mir gefällt eine Kuh mit Horn, Erfahrungswerte imtäglichen Umgang haben aber dazu geführt, dass maneinen Betrieb mit 30 bis 40 Kühen im Laufstall mitenthornten Tieren besser realisieren kann.

Das Horn gehört eindeutig zur Kuh, Enthornen ist mitSchmerz verbunden, und Schmerz ist Krankheit. Da-her ist diese Praxis für mich definitiv keine Lösung.Ich bin für Qualität vor Quantität: Hätten wir ab mor-gen in den Betrieben nur noch Kühe mit Hörnern(eine Kuh mit Horn benötigt fast doppelt so viel Platzumbauten Raum wie ein Tier ohne Horn), wären dieHerden bald nur noch halb so groß, der Milchmarktwürde entlastet, die Produkte würden hochwertiger,individueller und die Haltung der Tiere würde wiedertiergerechter.

Steurer:

»Unfallgefahr nicht

zu verantworten«

Page 35: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Hat das Entfernen der Hörner Auswirkungen aufdie Milch oder das Fleisch der Tiere?

Gibt es verhaltensbedingte Veränderungen bei Tieren, denen die Hörner genommen wurden?

Können Sie die Argumente Ihrer Gegner verstehenrespektive tolerieren?

35Alpsommer &Viehscheid 2012

Susanne

Schwärzler

Susanne Schwärzler vom

Arbeitskreis Hörner tragende

Kühe im Bioring Allgäu hält

diverse Vorträge zur Bedeu -

tung der Hörner für das

Lebewesen Kuh. Sie betreibt

als Biobäuerin gemeinsam mit

ihrem Mann Walter einen

Demeter-Hof in Kempten-

Heiligkreuz. Sie sagt: »Das

Horn gehört eindeutig zur

Kuh. Enthornen ist für mich

definitiv keine Lösung. Ein

wichtiger Leitsatz heißt: ‚Gib,

dann wird Dir gegeben.’ Wenn

wir aus der Natur nehmen,

wird uns genommen und das

ist ja im Zuge der indus triellen

Landwirtschaft in allen Berei -

chen ganz deutlich spürbar.«

Das wird oft propagiert, ist aber schwierig zu beweisen.Es gibt diverse Theorien hierzu, doch ich bin überzeugtdavon, dass die Milch der Kühe mehr beeinflusst wirddurch das, was das Tier zu fressen erhält, als durch dieTatsache, ob es seine Hörner noch hat oder nicht.

Das Horn ist ein Verdauungsorgan nach innen. Ich er-lebe, dass das Vorhandensein oder Nicht-Vorhanden-sein von Hörnern Folgen für Milch und Fleisch hat.Milchallergiker vertragen Hörnermilch ohne Krank-heitserscheinungen. Außerdem ist dazu im November2011 erst eine aktuelle wissenschaftliche Studie abge-schlossen worden, die dies bestätigt hat.

Wie man mit dem Tier umgeht, entscheidet, wie sichein Tier verhält. Persönlicher Kontakt spielt hier einewichtige Rolle. Dieser Kontakt ist viel zentraler als dieFrage, ob das Tier Hörner hat oder nicht. Doch der be-reits erwähnte Umgang mit den Tieren wird natürlichviel schwieriger, wenn sich der Landwirt vor den Hör-nern der Kuh in Acht nehmen muss – ob dies nunbeim Ausladen, beim Transport oder in anderen Situationen ist.

Hörner haben unter anderem Signalwirkung in derHerde und dienen zur Körperpflege (zur Reinigungvon Verschmutzungen und zum Schutz vor Parasitenkratzen sich Rinder unter anderem mit Hörnern oderHinterklauen oder reiben sich an Gegenständen; Anm.d. Red.). Tiere mit Horn sind ausgeglichener als horn-lose Artgenossen. Die Hörner erfüllen eine wichtigeFunktion beim Druckausgleich während des Wieder-käuens. Werden sie entfernt, vergrößert sich die kom-plette Kuh-Schädelform im Bereich der Stirnhöhle. Siewölbt sich nach oben und vorne

Ich kann beide Standpunkte tolerieren, weil jederLandwirt frei entscheiden kann, ob er enthornt odernicht. Ich bin froh, dass dies nicht von der Berufsge-nossenschaft vorgeschrieben wird. Die vergangenenJahre haben gezeigt, in welche Richtung die Entwick-lung geht, doch jeder Landwirt ist hier glücklicherwei-se völlig frei, zu tun, was er tun möchte.

Auf jeden Fall kann ich sie verstehen, doch im End -effekt hat die Natur immer Recht. Wir als Menschenmüssten uns nach dem Wesen der Kuh richten, dochich kann natürlich auch die wirtschaftlichen Zwängeverstehen. Die Haltungsbedingungen sollten auf dasWesen der Kuh, nicht auf die Massentierhaltung inLaufställen abgestimmt werden. •

Schwärzler:

»Das Horn ist ein

Verdauungsorgan«

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Page 36: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

36 Alpsommer &Viehscheid 2012

Beim Viehscheid ziehen nicht nur die Kränze, sondern auch die verziertenSchellenriemen die Blicke der Besucher auf sich. Vor knapp 25 Jahren hat

Alfred Rothmayr die Herstellung der prachtvollen Lederriemen gelernt.Mittlerweile fertigt er sie gemeinsam mit seiner Tochter Bernadette

in der heimischen Werkstatt an. Marion Bässler erzählten die beiden, wie es dazu kam und in welchen Arbeitsschritten ein Schellenriemen entsteht

Brauchtum

Sicherer Haltfür den klingenden Schmuck

Page 37: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

37Alpsommer &Viehscheid 2012

Der kleine Arbeitsraum in Altstädten, in demdie ledernen Schmuckstücke, die zum Vieh-scheid unbedingt dazugehören, entstehen, ist

beengt und voller Materialien: »Es ist nichts Großes,aber uns reichts«, sagt Alfred Rothmayr beim Betretendes kleinen Raumes im Keller seines Hauses in Altstäd-ten. 1988 hat er sich hier die passende Werkstatt fürsein seltenes Hobby eingerichtet, die Herstellung vonSchellenriemen. Seit zwei Jahren wird er dabei von sei-ner Tochter Bernadette unterstützt, die ebenfalls Ge-fallen an der alten Handwerkskunst gefunden hat. Bei Vater Alfred ist die Idee dazu mehr oder wenigeraus der Not heraus geboren:»Nachdem der Mann, der un-sere Schellenriemen gemachthat, verstorben ist, hab ichmeine selber gemacht«, erinnertsich der Oberallgäuer. Was sichso simpel anhört, ist zwar »kein Hexenwerk«, birgt je-doch einige Schwierigkeiten, da diejenigen, die dasSchellenriemenmachen beherrschen, gerne für sichbehalten, worauf es ankommt. Alfred Rothmayr hat essich daher selber beigebracht. »Ich habe Schellen zer-legt und mich so reingeschafft«, erinnert er sich. Die Herausforderung beginnt allerdings schon bei derZusammenstellung des richtigen Werkzeuges, denn»viele Sachen bekommt man heutzutage gar nichtmehr«. Die meiste Arbeit wird zwar mit Messern ge-macht, für die Herstellung eines Schellenriemens be-nötigt man aber unter anderem auch noch zusätzlichespezielle Hilfsmittel wie Werkzeuge zum Kantenbre-

chen in verschiedenen Größen, einen Anreißzirkelund verschiedene Verzier-Eisen. Utensilien, die AlfredRothmayr zum Großteil von einem guten Sattler über-nommen hat. Seine große, alte, schwarze Nähmaschi-ne, die in der Werkstatt des Kunsthandwerkers so guteDienste tut, findet man auf dem Markt kaum noch.Selbst beim Material wird es schwierig, denn hier istdie Stärke entscheidend. Bei einer kleineren Schelle reicht zwar ein 4,5 Milli-meter dickes Leder, für die großen müssen es schon5,5 Millimeter sein. Aber »es gibt nicht mehr vieleGerbereien, die das machen«, weiß der Altstädter

Schellenriemenmacher. Wer da-von ausgeht, dass die Ger bereiendie fertigen Streifen anliefern,wird ziemlich überrascht sein,wenn Alfred Rothmayr eine rie-sige Rolle auf dem Boden aus-

breitet und sich erst mal ans Zuschneiden macht. »Der Ausgangspunkt des Ganzen ist die Schelle«, er-klärt er dabei. Abhängig von deren Größe reicht dieBreite der Riemen von drei Zentimetern für kleinereWeidschellen bis 22 Zentimeter für Zugschellen, diedann am Viehscheid bewundert werden können. Nachdem Herausschneiden des Bogens und dem Einritzendes Innenbogens werden die Stellen markiert, an denen Bernadette oder Alfred Rothmayr anschließenddie Löcher mit Hilfe eines Locheisens schlagen, bevores ans Verzieren geht. Während es bei den bisher be-schriebenen Schritten der Herstellung keine Unter-schiede gibt, sind diese, was die Verzierung angeht,

»Bei der Zusammenstellung

des Werkzeugs beginnt

schon die Herausforderung«

S. 36: Bernadette Rothmayr führt

die Tradition der Schellenriemen-

herstellung in der Werkstatt ihres

Vaters fort. Links: Alfred Roth-

mayr beim Zuschneiden des Le-

ders. Daneben: Präzision mit

alten Werkzeugen gehört zu der

filigranen Arbeit

Page 38: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

38 Alpsommer &Viehscheid 2012

umso größer: Das reicht von großen Silberknöpfen,Mustern aus unterschiedlichen Nägeln, Goldnähtenund Stickereien bis zu aufgemalten Motiven. »Jeder hat seinen eigenen Stil«, erzählt BernadetteRothmayr. Da die Kunden der Familie zwar die ver-schiedenen Modelle und Designs bewundern, denSchellenriemenmachern aber künstlerische Freiheitgewähren, »ist das Motivbuch im Kopf«, wie AlfredRothmayr lachend feststellt. An der hinteren Holztürzwischen seiner Werkbank und der Stange, an der ei-nige geschnittene Riemen aufgehängt sind, finden sichetliche Fotos von fertigen Arbeiten. Wie viele dieserprachtvollen Lederbänder, mit denen die Glocken amHals der Kühe befestigt werden, seither entstandensind, vermag er ebenso wenig zu sagen wie die Anzahl,die er jährlich produziert. Meist gehen ab Mai die ersten Aufträge ein, allerdingserinnert sich Alfred Rothmayr noch gut an so mancheNachtschicht, die er gerade in seiner Anfangszeit ein-legen musste. Während sich das Handwerk heutzutagewieder einer wachsenden Beliebtheit erfreut, gab es inden 1990er-Jahren nur äußerst wenige Schellenrie-menmacher in unserer Region. Daher wurde Alfred

Rothmayr durch neue Aufträgegleich in seiner Anfangszeit »inskalte Wasser geworfen«. Heutefreut er sich darüber, dass er dieArbeit im »Teamwork« mit sei-ner Tochter erledigen kann. »Ich

wollte das vom Papa unbedingt lernen, weil es mir ge-fällt, so kreativ sein zu dürfen. Außerdem macht esmich stolz, wenn die Leute am Viehscheid einen Rie-men bewundern, den ich gemacht hab«, sagt Berna-dette. Für die Verzierungen hat sich die 16-Jährigehauptsächlich auf zwei Techniken spezialisiert, auf dasSchnitzen und Brennen. Am liebs ten schnitzt sie Blu-men, aber auch Berg- oder Hüttenmotive haben es ihrangetan. Die Vorlagen zeichnet sie sich selbst auf Pa-pier, bevor sie mit speziellen Schnitzmessern am LederHand anlegt. Am Brennen von Motiven reizt sie vor allem, dass mitder Technik farbliche Unterschiede möglich sind.Wenn das Muster steht, werden noch je nach Kunden-wunsch die farbigen Fransen angenäht und dieSchnallen angebracht. Nun bedarf es etwas Kraftauf-wandes, um Schelle und neu angefertigten Riemen daserste Mal zusammenzufügen. Bis es soweit ist, habenBernadette und Alfred Rothmayr zwischen drei undfünf Stunden Arbeit hinter sich. Wie lange die Her-stellung eines Schellenriemens genau dauert, hängtvon der Art der Verzierung ab. •

Die Bilder ganz oben zeigen, wie

ein Schellenriemen ausgeschmückt

wer den kann (von links): ein Verzier -

eisen, Verzierung mit Bändern und

eine Schnitzerei mit einem Edel -

weißmotiv. Oben: der fertige

Schellenriemen am »lebenden

Modell« auf der Hinteren Seealpe

bei Oberstdorf, rechts Detailauf -

nahme des Einbrennmotivs

»Da die Kunden künstlerische

Freiheit gewähren,

ist das Motivbuch im Kopf«

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39Alpsommer &Viehscheid 2012

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40 Alpsommer &Viehscheid 2012

Interview

Als Bianca Keybach mir zum Auftakt des Inter-views die Hand gibt, stelle ich fest, dasssie ein seltenes Kunststück beherrscht: Ihre

Ausstrahlung ist dynamisch, selbstbewusst, souveränund gleichzeitig ebenso bodenständig wie unkompli-ziert. Fast, als stünde man einer guten alten Bekanntengegenüber. Sie gehört zu den Menschen, die Charismabesitzen – ein erster Eindruck, den ihre überraschende Offenheit während unseres Gespräches bestätigt.

Alpsommer & Viehscheid 2012: Frau Keybach, nachIhrer erfolgreichen Aktion mit einem eigenen Schal-ter im Haus des Gastes, an dem die Besucher Ober-staufens sofort mit »Du« angesprochen werden,müssen wir Sie jetzt duzen?

Bianca Keybach: Müssen nicht. Wir bieten das »Du«zwar jedem Gast an, wollen aber keinem auf denSchlips treten, jeder hat die Wahl zwischen »Du« oder»Sie«. Einzelnen ist das »Du« unangenehm, und das

Mit spektakulären Gästeaktionen, die für Schlagzeilen sorgen, macht Oberstaufen seit einiger Zeit als »digitalster Kurort Deutschlands« von sich reden. Am Brückenschlag zwischen einer ihre traditionellen Wurzeln achtenden Allgäuer Gemeinde und einem Ort mit Platz für modernen Tourismus versucht sich die 32-jährige Kurdirektorin Bianca Keybach. Ilka Schöning hat sie nach ihren ungewöhnlichen Ideen befragt

Die junge Wilde aus dem Schrothkurort

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41Alpsommer &Viehscheid 2012

ist okay. Aber die meisten freuen sich darüber, die sagen: Wir sind hier im Urlaub in Bayern, auch dieEinheimischen duzen sich hier gegenseitig, und wirmöchten dazugehören.

Der »Du-Schalter« war nur einer Ihrer Coups alsTourismus-Chefin. Noch mehr Aufsehen erregte dieAktion, als erstes deutsches Dorf den Internet-Dienst Google Street View offiziell zu sich einzula-den. Wie kam es dazu?

Die Oberstaufener sind generell sehr offen. Das warensie schon, als Dr. Hermann Brosig 1949 die Schroth-kur hier beheimatete: Wer wollte schon nach demKrieg auch noch in der Kur hungern müssen? DieStaufener dachten eben schon damals sehr aufge-schlossen, und so war es auch bei Google Street View.In Kombination mit unserem modernen Marketing,unserer querdenkerischen Art und Spontaneität hatdas super funktioniert. Google Street View war ja dasSommerloch-Thema 2010, jeder war dagegen, und wirdachten uns: Warum eigentlich? Wenn man einenschönen Ort hat, gibt’s doch nichts Besseres, als wennder fotografiert und kostenlos online gestellt wird!Eine unserer Gastgeberinnen hat also eine Torte mitder Aufschrift ‚Streetview – Willkommen in Oberstau-fen’ gebacken, und wir präsentierten sie auf Facebook.Am nächsten Nachmittag war schon das BayerischeFernsehen da, und schließlich hat es sogar Googleselbst mitbekommen. Dort sah man natürlich auchden Nutzen einer Zusammenarbeit im CSU-LandBayern, wo man die größten Kritiker vermutet hätte.

Auch »Du bist Oberstaufen«, wo der Urlauber sichein personalisiertes Video machen lassen kann, istbeispielsweise ein Internet-Angebot. Lassen sichauch die Senioren unter Ihren Gästen darauf ein?

Durch die digitalen Angebote werden unsere her-kömmlichen ja nicht ersetzt, sondern nur ergänzt. Wernur die »Klassiker« nutzt, fühlt sich vom digitalen Angebot nicht gestört. Wer aber dafür aufgeschlossenist, hat einen zusätzlichen Kanal, den er sogar mitge-stalten und über den er 24 Stunden am Tag mit uns inVerbindung treten kann. Wenn man durch die Stadtgeht, sieht man außerdem auch ältere Gäste, die ihrSmartphone ganz selbstverständlich nutzen. Die tundas nur anders als die jüngeren, die überall eincheckenund alles kommentieren müssen. Sie beobachten eher,was sich tut, und sprechen sich dann persönlich daraufan: »Ach, Du hast ja eine Schrothkur gemacht, dashabe ich bei Facebook gelesen.«

Sie moderieren Ihre Seite wirklich Tag und Nacht?

Ja, wir haben alle immer unsere Smartphones in derTasche und schauen mehr oder weniger unbewusstalle paar Minuten da drauf. Das erleichtert auch denKundenkontakt: Viele Online-Anfragen lassen sichstellvertretend klären. Und auch negative Kommenta-re fliegen bei uns nicht raus. Wenn im echten Leben

einer am Stammtisch sitzt und Dampf ablässt, dannwird der ja auch nicht aus der Wirtschaft rausge-schmissen! Nur Werbung unterbinden wir rigoros.

Einerseits sind Ihre Aktionen sehr innovativ, ande-rerseits sitzen Sie im Dirndl hier. Ein Zugeständnisan die Traditionalisten?

Ich bin selber Allgäuerin mit Leib und Seele, trage ger-ne Dirndl – je nachdem, wie viel ich gegessen habe –,mag Funkenfeuer, Viehscheid und Kachelöfen, nur binich eben auch ein Kind des digitalen Zeitalters, ichmag auch mein Facebook. Aber ich kann ja auch mitdem Dirndl vorm Laptop sitzen! Wir in Oberstaufenhaben für uns die Werte ‚Tradition’ und ‚Digitalität’definiert, und die nehmen unsere Gäste auch an.

Wo haben Sie diese Art Marketing gelernt?

Ich habe Kurorte- und Destinationsmanagement stu-diert. Letztendlich entscheidend ist aber das Mensch-

»P« wie Powerfrau: Jubelnd

nimmt Bianca Keybach 2011

den »PR Arward« entgegen.

Den »Oscar der PR-Branche«

erhielt sie für die gelungene

Zusammenarbeit mit Google

Street View

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42 Alpsommer &Viehscheid 2012

liche. Ich muss unseren Gastgebern oder meinem ei-genen Team so vermitteln, wohin ich möchte, dass siedann auch dahinterstehen. Es hilft die beste Diplom-note nichts, wenn man die Leute nicht für ein Konzeptbegeistern kann. Hier im Team hilft es enorm, dass wirein freundschaftliches Verhältnis haben, denn unsereIdeen entwickeln wir gemeinsam. Wir gehen auch malabends was miteinander trinken, und so blöd es klingt– in einer Sektlaune entstehen ganz verrückte Ideen,die man am nächsten Tag wieder aufgreift. Ganz wich-tig ist auch unser Pausenraum. Hier treffen wird unsspontan, tauschen uns aus, machen außerplanmäßigein kurzes Brainstorming, dabei kommt viel raus.Schön ist auch, dass sich die Politik raushält. Der Ge-meindrat sagt: Wir haben eine Fachfrau, die die volleVerantwortung übernimmt, da kann sie auch die volleEntscheidungsbefugnis haben.

Diese enorme Verantwortung muss Sie nervös ge-macht haben, als Sie mit 26 Jahren und gänzlich un-erfahren als Oberstaufens Kurdirektorin anfingen.

Sicher. Ich bin nach wie vor begeistert von dem Mutvon Bürgermeister Walter Grath und des gesamtenGemeinderates, mir diese Stelle anzubieten, ich hättemir das damals nie zugetraut. Geholfen hat mir wohlmein jugendlicher Leichtsinn, denn mir war in demMoment nicht bewusst, was für eine Tragweite dieseEntscheidung haben würde. Mittlerweile ist es mir be-wusst, aber jetzt macht es nichts mehr: Jetzt weiß ichja, wie’s läuft.

Sie haben eine Steilvorlage geliefert, mit der Sie an-dere deutsche Gästeämter in Deutschland weit hin-ter sich gelassen haben. Werden Sie diesen hohenStandard weiterhin halten können?

Wir haben ein Niveau erreicht, wo es schwierig wird.Anfangs waren die Erwartungen noch niedrig, da hatman quasi schon die Ehrenbürgerschaft dafür ge-kriegt, das Dirndl als Dienstkleidung einzuführen.Heute liegt die Latte sehr hoch. Aber nach GoogleStreet View noch eins draufzulegen, ist fast unmöglich.Da muss man realistisch bleiben und aufpassen, sichkeinen Druck zu machen: Gerade die Ideen, die unsso erfolgreich gemacht haben, sind entstanden, wennwir unbefangen miteinander ausgegangen sind. Es istnicht so, dass wir uns vorher einen Plan machen, Innovationsworkshops durchführen oder dergleichen.

Warum ist Oberstaufen eine Reise wert?

Auf der einen Seite hat Oberstaufen eine wunderschö-ne Bergkette, auf der anderen diese Weite: Viele Gästekommen, weil sie Platzangst kriegen, wenn sie rund-um von Bergen eingeschlossen sind. Sehr wichtig sindaußerdem – auch für Einheimische – die Einkehrmög-lichkeiten. Ob nun die Gastronomie im Nachtleben,das ja bei uns schon morgens um elf Uhr losgeht, woman Lifemusik hören und gemütlich Wein trinkenkann, oder unsere unzähligen Alphütten. Ich gehe hierselbst gerne Genusswandern, weil man alle halbeStunde auf eine Hütte zum Einkehren stößt. Nicht zuvergessen das spezielle Flair von Oberstaufen, wo manden Tourismus nicht als notwendiges Übel und dieGäste als Fremde ansieht, die am liebsten daheimblei-ben und das Geld schicken sollten. Sondern wo sie ge-mocht werden, wo sich Einheimische und Gäste inallen Lokalen mischen und Freunde werden. Touris-mus ist hier Bestandteil der Kultur und nicht nur ir-gendein austauschbarer Wirtschaftszweig.

Apropos Nachtleben: Es gab eine Zeit, da hatteOberstaufen wegen seiner ausschweifenden Party-szene einen etwas anrüchigen Ruf…

Stimmt, Anfang der 1990er-Jahre, wo viele deswegennach Oberstaufen kamen, weil hier nur noch Partywar. Da gab es Stammkurgäste, die sich daheim nicht

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Gestik, die Bände spricht:

Mit Leib und Seele steht

Bianca Keybach hinter Ihren

Marketingcoups

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43Alpsommer &Viehscheid 2012

zu sagen trauten, dass sie in Oberstaufen waren. Dasist heute nicht mehr so extrem, weil wir das so nichtmehr wollen. Ich sehe es so: Hier lernt man schnellund einfach Menschen kennen. Auch wer alleine her-reist, fühlt sich nie einsam. Einige haben hier ihren Le-benspartner gefunden und kamen zum Heiratenwieder. Für Leute, die nicht alleine sein wollen, habenwir die Iphone-Anwendung »Kurschatten«. Damit

kann nicht nur die Kur organisiertwerden, es werden dadurch auchGäste und Einheimische mit ähnli-chen Interessen zusammengebracht.Denn wir finden: In passender Gesell-schaft macht das Leben mehr Spaß.

Vielen Dank für das Gespräch.Anzeige

Oberstaufens Vielfalt an Ideen

Du-Schalter – An den Schaltern des Gästeamtes wird

geduzt, sofern nicht anders gewünscht. Nach einer voraus-

gegangenen Umfrage bestanden von 15.000 Gästen nur

zehn auf dem »Sie«

Google Street View – Oberstaufen war 2010 das erste

Dorf Deutschlands, dessen Straßen unter großem

Medieninteresse bei dem interaktiven Dienst im Internet

»begehbar« freigeschaltet wurden

»Du bist Oberstaufen« – In einem Werbeclip zu

Oberstaufen kann man sich selbst verewigen und das

Ergebnis auf der Internet-Plattform Facebook mitteilen

Oberstaufen Plus – Mit der Urlauber-Gästekarte kann

man gratis die Angebote Oberstaufens inklusive der Skilifte

nutzen sowie kostenlos parken

Interaktiver Urlaubskatalog 2012 – Mit der

Smartphone-Anwendung »Google Goggles« kann der Gast

nach dem Fotografieren bestimmter Bilder Oberstaufen-

Videos betrachten

Weitere Informationen zu den Aktionen sind imInternet auf www.oberstaufen.de zu finden

Oberstaufens Werte »Tradition« und »Digitalität«gekonnt in Szene gesetzt: Die smarte Kur-Chefinradelt mit einem Fahrrad, auf dem die Street-View-Kamera befestigt ist, an einer GruppeAlphornbläser vorbei. Unten die Torte, die denInternet-Dienst auf den Kurort aufmerksam machte

Page 44: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

44 Alpsommer &Viehscheid 2012

Reutte – Höfen12.30 Uhr, Schollenwiesenlift in Höfen, ca. 40 Tiere

Markt Rettenbach10.30 Uhr, Pfarrgarten (zwischen Kirche undFeuerwehrhaus), ca. 35 Tiere

Pfronten9.30 Uhr, beim Schulzentrum in Pfronten-Heitlern,ca. 500 Tiere- Jungvieh von 7 Alpen- großer Festumzug mit Unterhaltungsabend am 7. September- Traditionelle »Pfrontar Viehscheid-Däg« vom 3. bis 15. September mit Ausflügen zu Alpen, Bauern höfen oder Brauerei, Kranzkronen selber binden, Berg - stecken schnitzen, Besuch beim Schellenschmied

Seeg13 Uhr, Festzeltplatz gegenüber der Feuerwehr, ca. 80 Tiere- Ab 11 Uhr Bewirtung durch

den Schützenverein Seeg- 13 Uhr Eintreffen der Schumpen von der Alpe Beichelstein - Kuhglocken-Verlosung- Es spielt die Harmoniemusik Seeg- Ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit Schellenverlosung- Ab 20 Uhr Stimmung im Festzelt

Bad Hindelang8.30 Uhr, Auf der Aach (Nähe der Hornbahn), ca. 900 Tiere- Fünf Rinderherden von den Alpen Hasenegg, Stierbach, Kühbach, Erzberg und Platte- Ganztätig musikalische Unterhaltung im Festzelt- Großer Kramermarkt

Schöllang9 Uhr, südlicher Ortseingang von Schöllang, ca. 700 Tiere- Über 700 Tiere von Entschenalpe, Hintere Seealpe, Gutenalpe und Käseralpe- Festzeltunterhaltung mit Musikkapelle Schöllang und Rubihorn Musikanten - Pendelbusse von Fischen nach Schöllang

Oberstdorf9 Uhr, im Ried (Renksteg), ca. 1000 Tiere- Pferdekutschenfahrt vom Megèver Platz zum Renksteg- Viehscheid mit Vieh von den Alpen Bierenwang,

8. September 11. September

12. September

13. September

Die Oberbayern und Österreicher nennen es Almabtrieb, der Allgäuer sagt Alpabtrieb oder eben Viehscheid. Wenn der

Bergsommer sich dem Ende nähert, wird das Jungvieh von seinenSommerweiden talwärts getrieben. Dort wird es beim Viehscheidden Besitzern feierlich übergeben. Traditionell wird das Ereignis

mit Musik, der einen oder anderen Maß Bier und gutem Essenbegangen. Nachfolgend eine Liste der Alpabtriebe im Allgäu und

in der unmittelbaren Umgebung wie Vorarlberg und Tirol

Viehscheid termineim Allgäu und Umgebung

1. September

Termine

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45Alpsommer &Viehscheid 2012

Traufberg, Haldenwang, Rappenalpe, Biberalpe und Taufersbergalpe - Pendelbus vom Busbahnhof Oberstdorf zum Scheidplatz

Balderschwang9 Uhr, Ortsmitte am Feuerwehrhaus, ca. 300 Tiere- Kleiner und urtümlicher Viehscheid zur Rückkehr des Alpviehs

Reutte – Lechaschau9 Uhr, Schiedgasse in Lechaschau, ca. 800 Schafe- Almabtrieb mit Schafen aus dem Schwarzwassertal- Scheid mit anschließendem Schafscheren- 14 Uhr: Einzug der geschmückten Kühe und Ziegen

Nesselwang9.30 Uhr, am Feuerwehrhaus, An der Riese 25, ca. 100 Tiere- Vor dem Einzug auf dem Scheidplatz Sammeln der Tiere an der Talstation der Sommerrodelbahn - Abends Viehscheid-Hoigarte mit Live-Musik im Festzelt

Oberstaufen8.30 Uhr, Höfen (Abzweigung nach Steibis), ca. 1000Tiere- Pendelbusse zwischen Bahnhof Oberstaufen und Scheidplatz- Ab 14 Uhr Bergsommerausklang mit Schellenverlosung- Ab 20 Uhr Stimmung im Festzelt

Maierhöfen11 Uhr, Festgelände Maierhöfen, ca. 250 Tiere- Mit 30 Kilometern von den Bergweiden nach Maierhöfen legt der Viehzug die weiteste Strecke im Allgäu zurück- Nach dem Scheid Allgäuer Heimatabend mit Trachtenverein, Goißenschnalzern und Tanz

Gunzesried8.30 Uhr, Ortseingang Gunzesried, ca. 1400 Tiere- Größter Viehscheid im Allgäu- 13 Viehherden von 18 Alpen- Begeleitet von der Blaskapelle Bihlerdorf- Ofterschwang- Ab 11 Uhr Festzelt und Krämermarkt - Pendelbusse von 7.30 Uhr bis 16 Uhr

Immenstadt9 Uhr, Viehmarktplatz Immenstadt, ca. 800 Tiere- Einziger städtischer Viehscheid im Allgäu- Festzelt mit Musik und Krämermarkt- Ab 14 Uhr Scheidschellenwürfeln

Kranzegg9 Uhr, Kranzegg, Ortsausgang Richtung Vorderburg,ca. 380 Tiere- Einziger Viehscheid im Oberallgäu mit fünf reinen Kuhherden und mindestens vier Jungviehherden - Festliche Umrahmung durch »Kranzegger Herbstfesttage« vom 7. bis 16. September

Jungholz in Tirol10 Uhr, Feuerwehrhaus Jungholz, ca. 100 Tiere

Missen-Wilhams9.30 Uhr, Am Freibad 5e, Missen, ca. 300 Tiere

Eisenberg – Zell10.15 Uhr, Ortsteil Zell, ca. 80 Tiere

Pfronten – Röfleuten10 Uhr, Forsthaus an der Peter-Heel-Straße,Pfronten-Röfleuten, ca. 50 bis 80 Tiere

Schattwald im Tannheimer Tal13 Uhr, Feuerwehrhalle, Dorfmitte, ca. 80 bis 100 Tiere

Schwangau12.30 Uhr, Kreuzung in Hohenschwangau, ca. 180 Tiere

Weitnau/Wengen12.30 Uhr, An der Dorfhalle in Wengen, ca. 130 Tiere- Bauernmarkt ab 10 Uhr- Ab 17 Uhr Tanz und Unterhaltung- Vieh von der Alpe Wenger Egg

Reutte – Musau14 Uhr, an der Feuerwehrhalle Musau, etwa 20 Kühe und 80 Stück Jungvieh- Unterhaltung durch Allgäuer Musikkapelle Schwarzenberg - Kinderprogramm mit Bockstechen, Stelzengehen, Wasserzielspritzen- Schätzfragenspiel mit Preischancen

14. September

15. September

Page 46: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

46

Nesselwängle im Tannheimer Tal11 Uhr, Feuerwehrhalle beim Gemeindehaus, ca. 100 Tiere

Buching9.30 Uhr, Festplatz neben dem Maibaum, ca. 30 Tiere- Traditioneller Viehmarkt auf dem Festplatz (kein Viehscheid!)- Krämermarkt und Festzeltbetrieb mit Blasmusik- Einzug des geschmückten Viehs um 9.30 Uhr - Buchinger Herbstfest am 15. September mit Unterhaltungsabend

Unterjoch10 Uhr, Unterjoch Ortseingang/Busparkplatz, ca. 50 Tiere

Wertach8.30 Uhr, Industriestraße zwischen GetränkemarktFleischmann und Wertstoffhof, ca. 750 Tiere- Gilt als einer der ältesten und größten Viehscheide im Allgäu- Rinder von den Alpen Sorg I und II, Reuterwannen, Obere und Untere Bichleralp, Schnitzlertalalp, Vordere Köllealp- Wertacher Herbstfest am selben Tag mit Krämermarkt, Alphornblasen, Maibaum- versteigerung, Schellenverlosung und großen Unterhaltungsabenden

Riezlern im Kleinwalsertal 8 Uhr, Riezlern, unterster Parkplatz nach der Kanzel -wandbahn rechts (Breitachbrücke), ca. 600 Tiere- Kleiner Bauernmarkt mit landwirtschaftlichen Artikeln- Rahmenprogramm mit Walser Buura und Live- Musik

Bolsterlang10 Uhr, am Gasthof Goldbach, südlicherOrtseingang, ca. 650 Tiere

Grän-Haldensee11 Uhr, Dorfmitte, ca. 190 Tiere

Thalkirchdorf9.15 Uhr, Talstation des Schwandliftes, ca. 700 Tiere- Ab 10 Uhr Spiel der Musikkapelle Thalkirchdorf- Traditionelle Schellenverlosung - Bustransfer zwischen Festplatz und dem Oberstaufener Bahnhof ab 18 Uhr

Tannheim im Tannheimer Tal13 Uhr, Parkplatz der Tannheimer Lifte, ca. 650 Tiere

Haslach am Grüntensee11 Uhr, am Feuerwehrhaus Haslach, ca. 100 Tiere

Obermaiselstein9 Uhr, Festplatz, Dorfmitte, ca. 1400 Tiere- Einer der größten Viehscheide im Allgäu- Eintreffen des Alpviehs von zwölf Alpen zwischen 9 Uhr und 13 Uhr- Festzelt mit Live-Musik, Bieranstich - Ab 20 Uhr Scheidball mit Verlosung der Viehschellen an die Älpler

Haldenwang10 Uhr, südlicher Ortseingang Haldenwang, ca. 110 Tiere

16. September

17. September

18. September

19. September

20. September

21. September

22. September

29. September

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47Alpsommer &Viehscheid 2012

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48 Alpsommer &Viehscheid 2012

Als bekannte und schmackhafte Delikatesse ist der heimische Bergkäse weit überdie Allgäuer Grenzen hinaus bekannt. Das Geheimnis seines Geschmacks liegt imHerstellungsprozess in den Sennereien und auf den Alphütten. Unser Leser HansGeorg Lappas aus Pfronten beschäftigte sich neben seiner ehemaligen Tätigkeit als Lehrer eingehend mit dem Entstehungsvorgang der Allgäuer Spezialität

Käseherstellung

Das goldene Rad der Allgäuer Bergwelt

Die Laibe des Allgäuer Bergkäses

können zwischen 15 und 50 Kilogramm

wiegen. Unten links geht es beim Senn

aus dem Kleinwalsertal heiß her,

daneben zwei Werkzeuge eines Senns:

Schöpfkelle und Käseharfe

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49Alpsommer &Viehscheid 2012

Die Kreation dieses vielleicht bekanntesten Lebensmittels aus dem Allgäu verlangt vomÄlpler auf dem Weg bis zum schmackhaften

Endprodukt höchste Konzentration und große Erfah-rung. Im Folgenden will ich mich auf die Beschrei-bung der wichtigsten Einzelschritte bei derBergkäsegewinnung beschränken, dabei aber Regelnund Erfahrungswerte so wie bio-chemische Gesetzmäßigkeitenbesonders herausstellen. Dieteilentrahmte Milch findet sicham Morgen zusammengegos-sen im großen, üblicherweiseum die 400 Liter fassenden Kupferkessel, der, an einerschwenkbaren Art Galgen hängend, von gleichmäßignicht zu heftig brennendem Holzfeuer beheizt wird.Die Milch ist auf exakt einzuhaltende 30 Grad Celsiuszu bringen. Bei Erreichen der Temperatur erfolgt un-verzüglich das »Einbrennen« mittels Kälberlab, ein en-zymatisch bedingter Vorgang des Gerinnens von inder Milch enthaltenem Eiweiß und Fett. Umgangs-sprachlich wird dies Dicken genannt, die Älpler spre-chen beim Produkt des Dickens von »Dickete«.Dieser erste bedeutsame Vorgang bei der Käsegewin-nung hat streng innerhalb von 30 bis 35 Minuten abzulaufen, die strikte Einhaltung der Gesamtreakti-onsdauer beim Einbrennen ist ebenso maßgeblich für

die endgültige Qualität des Produktes Bergkäse wieder auf das Einbrennen folgende Arbeitsgang des sogenannten »Brechens«. Beim »Brechen« der zur Gerinnung gebrachten Milch-Feststoffe, das der Senn mit seiner »Käs-Harfe« ausführt,fällt der sogenannte »Bruch« an. Der Erfolg des gesamtenProzedere hängt von der individuellen Vorgehensweise

gerade beim Brechen ab. Dasbedeutet, er hängt davon ab, obes dem Senn kraft seiner Erfah-rung und seines Feingefühls ge -lingt, die koagulierte (geronnene)Milchmasse durch kon tro llierte

Vertikal- und Diagonalbewegung der Harfe bis zujenem Grad zu zer schneiden, bei dem er die richtigeTeilchengröße im »Bruch« erhält und nicht der vonihm gering geschätzte »Staub« entsteht.Ans Brechen schließt sich das Brennen des mit derKäseharfe fachgerecht zerkleinerten Kesselinhaltes an.Beim »Käsbrennen« bewegen sich nach meiner Ein-schätzung die Temperaturangaben in unterschiedlichenGrenzbereichen. In den für die Herstellung des AllgäuerBergkäses zuständigen Alpensennereien wird die Kä-semasse bei maximal 50 Grad Celsius »gebrannt«, inder Schweiz dagegen pflegt der Senn, soweit es denbekannten Emmentaler angeht, traditionell die 55Grad Celsius als Obergrenze beim Brennen festzulegen.

»Das strikte Einhalten der

Arbeitsgänge ist maßgeblich

für die endgültige Qualität«

Ganz oben links und oben links:

Mit der Käseharfe bricht

der damalige Senn der Alpe

Oberbalderschwang Anfang

der1990er-Jahre die Käse -

masse, später prüft er die

Qualität: Gelungener Käse

»guhrt«, bleibt also am Finger

kleben, im schlechteren Fall

»nudelt« beziehungsweise fällt

die Masse von der Hand herunter

Viel Muskelkraft braucht

diese Sennerin aus dem

Kleinwalsertal beim Heraus-

heben der Käsemasse aus

dem Kupferkessel. Verwendet

wird dabei in der Regel ein

grobmaschiges Käsetuch

Page 50: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

50 Alpsommer &Viehscheid 2012

Über die daraus resultierenden Geschmacksunterschiede– ich erlebe Käse-Gourmets, die sie als exorbitanteinstufen – kann man sich angesichts derartig geringerTemperaturdifferenz nur wundern. Erst jetzt, nachdem Brennen, wird der Kessel von der Feuerstelleweggeschwenkt, woraufhin sein Inhalt um etwa zweiGrad Celsius abkühlen muss. Nun schöpft der Sennaus dem Kessel eine kleine Probe, zerreibt sie zwischenden Fingern und hebt die Hand mit nach unten ge-wendeter Innenfläche. Ist derKäse als gelungen und erstklassigzu bewerten, muss er »guhren«,das heißt, die Bröckchen müssenan seiner Innenhand haften blei-ben. Ist er jedoch als nicht son-derlich gut zu beurteilen, sagt der Käsmacher, er»nudelt« beim Zerreiben, wobei die Käsepartikel sichvon der Hand lösen.Nachdem vom Einbrennen über den Bruch bis zumEnde des Käsbrennens cirka zwei Stunden verstrichensind, wird das zu Käse mutierte Einweiß-, Fett-, Koh-lehydratgemisch der Kuhmilch mit Hilfe eines grob-maschigen Leinensackes aus dem Riesenbehälterherausgehievt, in den sogenannten Worb eingebrachtund darin durch Auspressen vom Großteil seines Flüs-siggehaltes befreit. Der fertige Käselaib wird nun so-fort einer Behandlung durch Salzlake unterzogen.Für die volle Geschmacksausprägung sollte der All-gäuer Bergkäse bei seinem Reifungsprozess Raum-temperaturen von möglichst konstanten zwölf GradCelsius ausgesetzt sein und bei weder zu hoher nochzu niedriger Luftfeuchte gelagert werden. Umgebungs-temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft sindso wichtig, weil sie gewisse Reifungsmechanismen im

Käselaib stimulieren oder abschwächen. Dazu zähltvor allem der bakterielle Abbau des Milch zuckers, che-misch der Laktose, zu Milchsäure im Käse. Diese regtdie Bildung bestimmter enzymatischer Proteine an,die für die geschmackstypischen Eigenschaften ver-antwortlich sind, die den Allgäuer Bergkäse nach mei-ner persönlichen Wertschätzung zu dem machen, waser ist: ein in der Welt einzigartiges, so nicht und nir-gends nachahmbares, in seinen feinen Geschmacks-

nuancen unerreichbares Produkt,ein sehr hochwertiger Vertreter ausder Kategorie Nahrungs- und Ge-nussmittel.Im Blick auf mein hier angestimm-tes Lob auf den heimischen Bergkä-

se sollte nicht übersehen werden, dass es hinsichtlichder Herkunft große Unterscheidungen zu machen gilt,Unterscheidungen, aus denen gravierende Qualitäts-abweichungen resultieren. So muss von einem Allgäu-er Alp-Bergkäse einerseits und von einem AllgäuerLand-Bergkäse andererseits gesprochen werden. Ers -terer wird aus der Milch von Kühen gewonnen, diesich in Höhenlagen von etwa über 1200 Metern ausenergiereichem und vergleichsweise weit aromatische-rem Pflanzenangebot ernähren, während die in Talla-gen weidenden Kühe dieselben Nahrungsressourcendort vielleicht nicht vorfinden. Dass ich für die meinerAnsicht nach gewaltige geschmackliche, vielleicht auchnährwertmäßige Vorrangstellung des Alp-Bergkäsesfür gewöhnlich auch einen erheblichen Mehrpreis zuzahlen habe, akzeptiere ich schon deshalb, weil ich auseigenem Erleben um Mühe und Anstrengung, Fleißund Achtsamkeit derjenigen weiß, die mit der Herstel-lung dieses speziellen Käsetyps befasst sind. •

In der Alpe Oberbalder-

schwang presst der einstige

Senn auf dem Foto aus den

1990er-Jahren die aus dem

Kessel gehobene Käse masse

im sogenannten Worb aus

»Den Mehrpreis für den

Alp-Bergkäse nehme ich

nur zu gerne in Kauf«

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51Alpsommer &Viehscheid 2012

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Page 52: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Museumsgeschichte

Im Sommer 2002 öffnete das Allgäuer Bergbauernmuseum in Diepolz zum ersten Mal seine Pforten, Stalltüren und Scheunentore.Seitdem haben 650.000 Besucher das Freilichtmuseum besucht unddabei Interessantes über das harte Leben der Bergbauern und dieKulturgeschichte des Allgäuer Braunviehs erfahren. Viola Elgaß hatsich in der lehrreichen Einrichtung auf Zeitreise begeben

Zeitreise auf die AlpGeburtstag im Bergbauernmuseum

Page 53: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

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Wer sich an den vielen Allgäuer Viehschei-den sattgesehen hat, oder wenn es zumBeispiel bei Regen nichts wird mit einem

Besuch auf dem Scheidplatz, ist das Bergbauernmu-seum im Immenstädter Ortsteil Diepolz eine empfeh-lenswerte Alternative. Insbesondere Kinder sindbegeistert von dem großen »Spielplatz«, der heuer seinzehnjähriges Jubiläum feiert und bei dem man – ganz nebenbei – viel über die Allgäuer Landwirtschaft von1800 bis heute und damit auch über die Ursprünge desAlpabtriebs lernen kann. Mit den Planungen für das Immenstädter Stadtmu-seum Hofmühle ergab sich für die Kommune im Jahr1997 auch die Frage nach einem Museum, das dieAgrargeschichte des Oberallgäus präsentiert. Als alt-eingesessenes Bergbauerndorf am südlichen Hang des1250 Meter hohen Hauchenberges fiel die Wahl aufDiepolz als optimalen Standort. Im Herbst 2000 wurdeder erste Spatenstich gemacht. Bereits in der Planungs-phase gründete sich der »Förderverein Allgäuer Berg-bauernmuseum« in Diepolz, der seit der Eröffnung dieTrägerschaft ehrenamtlich ausübt.

Bergbauerei als Zeichen der Kultur

Bergbauern, wie die Landwirte genannt werden, derenBauernhof über einer Höhe von 1000 Metern liegt, ar-beiten unter besonders schweren Bedingungen. GroßeTeile ihrer Flächen liegen in Berggebieten, die Vegeta-tionszeit ist deutlich kürzer als in den Tallagen. SteileHanglagen, karge, steinige Böden und lange, kalteWinter machen den Bergbauern das Leben schwer.Trotz staatlicher Förderung bringt ihre Arbeit wenigErtrag. Rund 3000 Bauernhöfe gibt es noch zwischenKempten und Oberstdorf, die Milchwirtschaft undViehzucht betreiben. So steht es im Museumsführervon 2004. Heute sind es schon viel, viel weniger. Undihre Zahl dürfte in den kommenden Jahren weiter ab-nehmen. Dabei leisten die Bergbauern einen wichtigenBeitrag für die regionale Kultur und insbesondereauch für das Allgäuer Landschaftsbild: Durch die Be-weidung der hochgelegenen Flächen wird der Erosionbeziehungsweise Hangrutschungen entgegengewirktund eine Verwaldung verzögert. Die Weiden werdennatürlich durch das Vieh gedüngt. Die Vermittlungder besonderen Lebens- und Arbeitsbedingungen derBergbauern – in Vergangenheit und Gegenwart – istdas Ziel des Allgäuer Bergbauernmuseums.

Der Museumsbauer arbeitet »live«

Zu den besten »Ausstellungsstücken« zählt deshalb Richard Wiedemann. Der Landwirt lebt und arbeitetmit seiner Familie auf dem Bauernhof mitten auf demMuseumsgelände. Nebenbei ist der Tausendsassa Elek-triker, Hausmeister, »Kinderwiederfinder, Kuh- undSchafflüsterer«. Der Wiedemannhof wurde schon1787 erwähnt und ist ein typischer Allgäuer Einhof:Haus, Stall und Scheune sind unter einem Dach in ei-

Links: Bei ihrer »Zeitreise« durch das

Bergbauernmuseum können Kinder

zeitgenössische Kleider und Joppen

anprobieren. S. 52 unten links: das

Engangsgebäude des Museums,

daneben Mitte: Auf dem Wiedemann -

hof lassen sich die Milchkühe

Streicheleinheiten gefallen. Unten:

Im hofeigenen Heustock können

Mutige den Sprung ins Heu wagen

Page 54: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

54 Alpsommer &Viehscheid 2012

ner Flucht untergebracht. Einen Teil der Scheune haben die Wiedemanns dem Museum zur Verfügunggestellt. Dort erfährt man alles über die Kulturge-schichte der Kuh. Am Melksimulator kann man testen,ob man als Magd oder Knecht tauglich wäre. Schonfast symbolisch für das Diepolzer Freilichtmuseumsteht der Heustock. Das »Heihupfa« oder »Heijucka«,was soviel bedeutet wie »ins Heu springen«, ist Mutprobe und Spaß in einem. Seit 2008 zählt auch der Sattler-Hof zum Museum. Dasüber 300 Jahre alte Gebäude stand ursprünglich inSchöllang bei Oberstdorf und wurde Stein für Steinund Balken für Balken dort ab- und auf dem Muse-umsgelände wieder aufgebaut. Schubladen öffnen unddie alten Ofenbänke auf Bequemlichkeit testen ist hierausdrücklich erlaubt. Die Hauswirtschafterin lässt sichgerne beim Kochen und beim Aufräumen in der Stubebeobachten und steht den Besuchern Rede und Ant-wort. Bei der »Zeitreise«, einem pädagogischen Ange-bot des Museums, schlüpfen Besucher, Kindergarten-und Schulgruppen in alte Joppen, wie sie die Bauern-kinder vor rund 100 Jahren trugen, und dürfen beimBrotbacken, Buttern oder Schupfnudeln kochen hel-fen. In der Rosshütte, die ebenfalls im Jahr 2008 ausdem Immenstädter Stadtwald nach Diepolz umgesie-delt wurde, wird die harte Arbeit der Holzer und derBauern mit ihren Pferden veranschaulicht. Sehr be-

liebt ist die Hörstation in der Hütte, in der man zweiechten Holzern beim Singen lauschen kann. Bei derEinkehr in der Museumsalpe Höfle, 1872 als Sennalpefür etwa 100 Kühe gebaut, lassen sich Einblicke in diehistorische Alpwirtschaft, zum Beispiel in der re-konstruierten Sennküche oder der Hirtenstube, mit einer Allgäuer Brotzeit verbinden.

Rund um die Wildkräuter

Für das Jubiläumsjahr 2012 sind wieder neue Aktio-nen geplant. Eine Sonderausstellung befasst sich mitdem Thema »Wildkräuter im Wandel der Zeit«. Mitverschiedenen neuen Kräuterkursen und Kräuterak-tionstagen zum Essen oder für die Gesundheit wirddas Thema den Besuchern ganzheitlich nahe gebracht(siehe auch Seite 72).Als Höhepunkt des Jahres gilt das Festwochenendevom 13. bis 15. Juli mit der »Museumsnacht traditio-nell und geheimnisvoll«, dem Aktionstag »Unser Museum stellt sich vor« und dem ganztägigen Musik-programm »Das Museum spielt auf!« auf dem gesam-ten Gelände mit verschiedenen Musikkapellen undBewirtung. Zusätzlich bietet das Bergbauernmuseumwie in jedem Jahr Aktionstage, Kurse und ein Kinder-programm. •

Kurz und wichtig:

Allgäuer Bergbauernmuseum

Diepolz 44

87509 Immenstadt

Tel. 08320/709670

Fax 08320/9259852

E-Mail:

[email protected]

www.bergbauernmuseum.de

Kochen, Backen, Waschen, Nähen: DieHaushälterinnen im Sattler-Hof lassensich gerne auf die Finger schauen

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58 Alpsommer &Viehscheid 2012

Als Professor Peter Buck 1992 in Oberstdorf einKlassikfestival im Allgäu mit einer Ausrich-tung abseits des Massengeschmacks etablierte,

war nicht absehbar, was aus dieser Idee einmal entste-hen würde. Buck, der unter anderem an der Staatli-chen Hochschule für Musik in Stuttgart lehrt, freutsich auf das Jubiläum in diesem Jahr. Solisten und En-sembles, die zur musikalischen Erfolgsgeschichte bei-getragen haben, die mit Bucks künstlerischem Wirkenverbunden sind oder auch ein Bühnenjubiläum bege-hen, gratulieren zum 20. Geburtstag.

Konzertantes Erleben in der Natur

Zwei außergewöhnliche Klangerlebnisse bietet dasMusikereignis, das 2012 unter dem Motto »20 Jahre –Wegbegleiter der Musik« steht und Spielorte vonOberstdorf bis nach Isny im Westallgäu und Otto -

beuren umfasst, erstmals in diesem Jahr: die Verbin-dung von Wandervergnügen in idyllischer Natur undmusikalischer Unterhaltung bei zwei Konzertwande-rungen zum Dichterhaus nach Kornau bei Oberstdorfund durch die Breitachklamm zur Alpe Dornach EndeJuli und Anfang August. Der Treffpunkt für die Tour zum Dichterhaus am 29.Juli ist um 9 Uhr am Oberstdorf Haus. Auf dem Wegnach Kornau begleiten Geschichten des schwäbischenVolksdichters Arthur Maximilian Miller die Teilneh-mer. Im Dichterhaus, das an den Autor erinnert, klingtdie Wanderung mit einer Musik- und Wort-Matinéeaus, die von Schülern der Musikschule und des Gym-nasiums Oberstdorf gestaltet wird. Bei schlechtemWetter entfällt die Wanderung, das Konzert beginntum 11 Uhr im Dichterhaus. Karten sind für 15 Euroerhältlich. Am 4. August geht es durch die Felskulisseder Breitachklamm bis zur Alpe Dornach. Natur- undKulturgenuss verbinden Stefanie Schumacher auf dem

Klassikfestival

Einen runden Geburtstag feiert in diesem Jahr die bei Künstlern und Publikum beliebte Konzertreihe »Oberstdorfer Musiksommer«. Seit 20 Jahren steht hier klassische Musik im Mittelpunkt – 2012 ergänzt um originelle Ideen wie die Kombination von Konzerterlebnis und Wandern.Marius Lechler blickt voraus auf das Festival vom 26. Juli bis 16. August

Musikalisches Jubiläumauf Schusters Rappen

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59Alpsommer &Viehscheid 2012

Akkordeon und der beliebte ehemalige BR2-Modera-tor Michael Skasa als ihr lesender Partner beim virtu-os-witzigen Musik- und Wort-Konzert »Ferien vomUrlaub«. Die Teilnehmer dieser Konzertwanderungtreffen sich um 16 Uhr am Parkplatz Breitachklamm.Karten gibt es für 47 Euro. Bei schlechtem Wetter fälltdie Tour aus, das Konzert startet um 18 Uhr in derAlpe Dornach. Die Teilnahme an beiden Wanderun-gen ist nur mit Konzertkarte möglich.

Volksmusik trifft klassische Klänge

Auch für Musikliebhaber, für die die Verbindung un-terschiedlicher Stile ihren eigenen Reiz hat, finden sicheinige Spezialitäten: Unter dem Programmpunkt»Klassik auf den Spuren der Volksmusik« sind beimJubiläumskonzert am 27. Juli im Oberstdorf Haus dasTenHagen-Quartett, Peter Buck am Violoncello, die

Jodlergruppe Oberstdorf, die Fischinger Hausmusik,die Walser Maika und die Raffele Musik Hüttlinger-Milz zu hören. Unter anderem lässt das 2011 mit demSpezialpreis für Kammermusik ausgezeichnete Ten-Hagen-Quartett die Allgäuer Wurzeln des Festivals er-klingen, verbündet sich beim Concertino von J. G.Albrechtsberger mit Maultrommel und Gitarre undentdeckt die traditionelle Jodelgesangskunst. Ein weiterer Höhepunkt der dreiwöchigen Veranstal-tungsreihe sind die für Zuschauer offenen Internatio-nalen Meisterkurse (seit diesem Jahr unter demNamen »Young Musicians Program Oberstdorf«) fürvielversprechende Nachwuchstalente bei renommier-ten klassischen Musikern während des Festivals. Die»Beethoven’sche Macht der Musik« – interpretiert vonjungen Musikern aus aller Welt im Kaisersaal in Otto-beuren am 15. August und im Oberstdorf Haus am 16. August – setzt schließlich den krönenden Schluss-punkt des musikalischen Ereignisses im Allgäu. •

Günstiger im Vorverkauf

Karten für die Konzerte des Oberstdorfer Musiksommers sind unter anderem

beim Festivalbüro, Bahnhofplatz 3, 87561 Oberstdorf, Tel. 08322/700-447

oder -467, Fax 08322/700-448, E-Mail: [email protected],

www.oberstdorfer-musiksommer.de erhältlich. Hier gibt es auch eine

Programmübersicht. An der Abendkasse beträgt der Zuschlag einen Euro.

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S. 58 oben: Professor Peter Buck

im Internationalen Meisterkurs

mit jungen Musikern aus aller

Welt. Oben links: Bei den 2012

zum ersten Mal veranstalteten

Konzertwanderungen tritt

Stefanie Schumacher am

Akkordeon gemeinsam mit dem

ehemaligen Radiomoderator

Michael Skasa in der Alpe

Dornach (ganz oben rechts) auf.

Darunter: Beim Konzert »Klassik

auf den Spuren der Volksmusik«

trifft das TenHagen-Quartett auf

die Jodlergruppe Oberstdorf

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60 Alpsommer &Viehscheid 2012

Service

Wer bei der Wahl des richtigen Urlaubsdomi-zils auf persönlichen Umgang und indivi-duelle Betreuung Wert legt, könnte bei den

Mitgliedern des in Deutschland und Österreich aktivenVereins gut aufgehoben sein. Für die unter dem Dachder »Alpinen Gastgeber« zusammengefassten Pensio-nen, Ferienwohnungsanbieter oder Gasthöfe steht nachAngaben des Vereins herzliche, authentische Gast-freundschaft im Mittelpunkt. Laut ProjektmanagerinBrigitte Hainzer ist ein besonderer Vorteil des Kon-zeptes, dass die Urlauber bei den »Alpinen Gastge-bern« von den regionalen Kenntnissen der Vermieterdurch individuelle Tipps und persön liche Empfehlun-gen profitieren. »Viele Gastgeber unternehmen nachMöglichkeit auch gerne selbst eine Wanderung mitihren Gästen und zeigen ihnen ihre ganz persönlichenLieblingsplätze der Region«, ergänzt sie. Die wichtigste Gemeinsamkeit der derzeit etwa 220Mitgliedsbetriebe des Vereins ist gleichzeitig aucheines ihrer Qualitätsmerkmale: Die Vermieter bei den»Alpinen Gastgebern« sind ausnahmslos familienge-

Urlaub mit

Persönlichkeit

Rund 220 familiär geführte

Betriebe ge hören zur

touristischen Kooperation

»Alpine Gastgeber« –

darunter 40 in den

Regionen West-, Ober- und

Ostallgäu. Die Vereinigung

wird von der Europäischen

Union gefördert. Nähere

Informationen sind erhält -

lich unter Alpine Gastgeber,

Bürgerstraße 15,

A-6020 Innsbruck,

Tel. +43(0)512/566566-0,

E-Mail: info@alpine-

gastgeber.com,

www.alpine-gastgeber.com

In familiärer Umgebungdie Berge genießen

Gerade an die Viehscheidwochenenden ist es für Allgäu-Besucher besondersschwer, noch kurzfristig ein Quartier zu bekommen. Ein Geheimtipp sind hier zum Beispiel die »Alpinen Gastgeber«. In dem Vermieternetzwek haben sich rund 220 Betriebe wie Gasthöfe, Pensionen sowie Privat- und Ferienwoh nungs -vermieter aus dem Allgäu, aus Oberbayern, Tirol und dem Salzburger Land vereint. Sie kümmern sich um die Unterbringung – auch wenn »nichts mehr möglich« zu sein scheint. Marius Lechler über den Touristik-Zusammenschluss

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führt. Das Allgäu hat daran einen großen Anteil: 40Unterkünfte befinden sich in den Regionen West-,Ober- und Ostalllgäu.Um den Urlaubern eine große Vielfalt an Freizeitakti-vitäten zu bieten, haben die Gastgeber des Vermieter-netzwerkes spezielle, auf die Besucher zugeschnitteneOfferten, so Brigitte Hainzer – sei dies die geräumigeFerienwohnung, das separat dazu buchbare Frühstückoder gar die Halbpension. Da rüber hinaus sind dieMöglichkeiten, aus denen die Gäste wählen können,bei den Mitgliedern der Kooperation in Kategorienunterteilt. So werden Sportler, Entdecker, Kinder oderGesundheitsurlauber besonders angesprochen. »Das kann ein erfahrener Bergführer sein, der seineGäste auf die schönsten Gipfel der Region begleitet,ein leidenschaftlicher Koch, der mit ansprechendenKochkursen Einblicke in die alpine Küche gibt, oderauch eine Kräuterexpertin, die ihren Gästen dieSchätze der Natur näherbringt«, meint Brigitte Hain-zer. Entsprechende saisonale Angebote finden sich aufder Internetseite des Zusammenschlusses. •

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2Alpsommer &Viehscheid 2012

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62 Alpsommer &Viehscheid 2012

Im Gasthof Grüntenblick im kleinen Ort Agathazellbei Sonthofen geht es an diesem Abend um weitmehr als nur Fachsimpelei und Gespräche über

den heimischen Hof. Bei den Mitgliedern des Jung-züchterclubs Oberallgäu-Süd, die sich hier getroffenhaben, um einem Vortrag über Einsatzmöglichkeitendes Melkroboters in kleinen Betrieben zu lauschen,wird nach dem informativen Teil vor allem viel gelachtund ein freundschaftlicher Austausch gepflegt. Der Zusammenschluss ist für seine Mitglieder sozialerTreffpunkt, Forum für Ideen und »vor allem kein Ver-ein, in dem man zu allem verpflichtet ist«, wie MarliesAdelgoß aus Hochweiler erklärt. Ihr Bruder habeeinen landwirtschaftlichen Betrieb, erklärt sie, sieselbst habe Hauswirtschafterin gelernt und danach zurArzthelferin umgeschult. Der Jungzüchterclub seioffen für junge Leute, die Interesse an der Landwirt-

schaft haben, auch wenn sie keinen eigenen Hof be-wirtschaften, meint auch Johannes Neß aus Au-Thal-hofen, dem Ortsteil von Fischen. »Ich mache hier mit,weil das einfach ein g’heriger Haufen ist, wo man vielmiteinander erlebt«, unterstreicht er.

280 Mitglieder aus dem Landkreis

Die Clubmitglieder im Alter von 15 bis Mitte 30 un-ternehmen Ausflüge, erleben Betriebsführungen aufHöfen, die sich mit modernen Produktionsweisen be-fassen, und werden von diversen Referenten über dasNeueste rund um landwirtschaftliche Methoden in-formiert. Dabei geht es mal zum gemeinsamen Skifah-ren, mal auf Lehrfahrt in eine Südtiroler Molkerei oderzur Besichtigung eines Betriebes, um sich dort überdie Braunviehzucht vor Ort zu informieren. Insgesamt

Landwirtschaft

Ganz schön züchtigAllgäuer Klassekälber seit 25 Jahren

Während des Alpsommers und der darauffolgenden Viehscheid-Saisonspielt das Allgäuer Braunvieh eine Hauptrolle für Landwirte und Gäste.Für die insgesamt zehn Jungzüchterclubs im Allgäu stehen Zucht undPflege dieser Tiere sowie die Betreuung des bäuerlichen Nachwuchses im Mittelpunkt. Einer von ihnen, der Jungzüchterclub Oberallgäu-Süd,feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Marius Lechler hat einigeMitglieder der Vereinigung getroffen

Page 63: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

63Alpsommer &Viehscheid 2012

Chris toph Hauber aus Altstädten ist unter 30. »Das Zieldes Jungzüchterclubs besteht darin, jüngere Leute an dieLandwirtschaft heranzuführen«, fügt er hinzu.

Im Tierzelt auf der Messe AllgäuSchau

2012 feiert der 1987 gegründete Club 25-jähriges Ju-biläum. Neben den Feierlichkeiten im Sommer wer-den die Nachwuchs-Landwirte und von den Finessender Braunviehzucht faszinierten jungen Leute auch aneinem weiteren Geburtstag teilnehmen: Der Jung-züchterclub Oberallgäu-Süd wird auf der vom 17. bis20. Mai stattfindenden Verbrauchermesse Allgäu-Schau in Immenstadt, die bereits zum zehnten Malveranstaltet wird, im Tierzelt vertreten sein und dortauf 320 Quadratmetern verschiedene Tierarten vonOberallgäuer Bauernhöfen vorstellen. •

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S. 62: Beim Kälbervorführ wett -

bewerb auf der AllgäuSchau 2008

in Immenstadt konkurrieren die

»Braunvieh-Schönheitsköni ginnen«

der Verbrauchermesse; ganz

rechts im Bild: Dietmar Steinert,

Betreuer des Jungzüchterclubs

Oberallgäu-Süd. Oben links:

leckere Belohnung für das Rind,

daneben ein besonders prächtiges

Exemplar. Links: der Jungzüchter -

club auf Tour in Slowenien 2010

umfasst die Vereinigung rund 280 Mitglieder. Sie stam-men im Westen des Landkreises Oberallgäu aus demUmkreis von Oberstaufen bis nach Wertach im Ostensowie von Oberstdorf im Süden bis zur Umgebung vonNiedersonthofen im Norden, so Donat Hindelang ausGreggenhofen bei Rettenberg. »Der Jungzüchterclub Oberallgäu-Süd als bäuerlicheNachwuchsorganisation ist über Allgäuer und Bayeri-sche Jungzüchtergemeinschaft in die Bayerische Jung-bauernschaft integriert«, erklärt Dietmar Steinert,Betreuer der Gruppe vom Amt für Ernährung, Land-wirtschaft und Forsten in Kempten (AELF). Es näh-men etwa 40 Teilnehmer pro Veranstaltung dieAngebote wahr. »Neben dem Altersschnitt unsererTeilnehmer ist auch die Vorstandschaft recht jung«,ergänzt Donat Hindelang, dessen Eltern einen Hof be-sitzen, auf dem er mitarbeitet. Auch der 1. Vorsitzende

Treff für Braunvieh-Fans

Für nähere Informationen zum Jungzüchterclub

Oberallgäu-Süd stehen der 1. Vorsitzende Christoph

Hauber, Malerwinkelweg 8, 87527 Altstädten, Tel.

08321/5688, E-Mail [email protected], und

Dietmar Steinert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft

und Forsten in Kempten (AELF), Adenauerring 97, 87439

Kempten (Allgäu), Tel. 0831/52147-210, E-Mail

[email protected], www.aelf-ke.bayern.de,

zur Verfügung.

Page 64: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

64 Alpsommer &Viehscheid 2012

Page 65: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

65Alpsommer &Viehscheid 2012

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66 Alpsommer &Viehscheid 2012

Kolumne

Trotz der Tatsache, dass es kaum noch Frischmilch beiuns im Allgäu gibt, weil der Verkauf von Frischmilch-produkten einem großen Konzern zu wenig Geld ab-wirft, und trotz der Tatsache, dass immer öfterLebensmittel zur Energieerzeugung verwendet wer-den, freue ich mich auf den Alpsommer 2012. Bereits jetzt kommt die Sehnsucht nach dieser Zeit,wenn die ersten Tiere wieder bergaufwärts zu ihren»Sommerquartieren« getrieben werden. Voller Unge-duld warte ich darauf, dass die ersten Alpen beschlagenwerden, oder wie wir sagen: »Ma ziacht i dr’ Bearg ing«.Ich freue mich auf das Geläut der Kuhschellen, demich am Abend von meinem Balkon aus lauschen kann.Ich freue mich auf manche Wanderung und eine ge-mütliche Einkehr auf der Alp, auf das Jungvieh, dasneugierig herkommt und die Wanderer bestaunt. Ichfreue mich auf eine Brotzeit mit Bergkäse und Wurstvon der Bauernselbstvermarktung. Diesen Luxus lasseich mir kein Jahr entgehen.Da vergisst man für eine Zeit den Streit um den Milch-preis und um die Pleite einer Milchgenossenschaft, derin vielen Dörfern für Unfrieden unter den Bauern ge-sorgt hat. Auf diesen Wanderungen vergesse ich auchmeine eigenen Probleme mit der Arbeit und so man-chen Misserfolg in meinem Leben. Wenn ich dann zu-

frieden von einem schönen Plätzchen ins Tal schauenkann, denke ich mir immer wieder: Ist es wirklich nö-tig, der ganze Streit und das ganze Geschrei, die vielenFinten, das gierige Raffen, das Geldgenerieren? Warumsehen wir nicht, wie gut wir es eigentlich haben? Warumgeht es immer weiter im Hamsterrad? Eine Antwortdarauf habe ich noch nie gefunden. Wir sind halt keinevollkommenen Wesen, aber im Alpsommer, da be-komme ich wieder eine Ahnung von dem »Stückchenheile Welt« bei uns im Allgäu.Dieser Begriff mag für manchen abgedroschen klin-gen, für mich ist und bleibt er wichtig. Die zahlreichenvon nah und fern kommenden Gäste sehen das an-scheinend genauso. Mehr als 2,8 Millionen »Touris« ha-ben das Allgäu 2011 besucht. Das ist doch unglaublichund ein Beweis dafür, wie schön es in dieser Regionist. Weiter gemeinsam für dieses schöne FleckchenErde zu arbeiten und seine Schönheit zu erhalten, daslohnt sich. Sinnloser Streit lohnt sich nicht. Tue recht,fürchte Gott und scheue niemand, das war das Mottodes Allgäuer »Alpkönigs« Carl Hirnbein. Dieser großePionier hat schon gewusst, worauf es ankommt. Schaffen wir weiter in diesem Sinne, und vielleicht siehtman sich ja nach getaner Arbeit bei einer gemeinsamenBrotzeit auf der Alp!

Max Adolf ist Kabarettist, Buchautor und von Herzen Allgäuer: www.allgaeukabarett.de

Scharf nôchdenkt über

Alpsommer

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Page 67: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

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Freizeit

Glocken und Schellen zum AnfassenKronburg-Illerbeuren: Bis zum29. Juli werden unter dem Titel»Tierglocken aus aller Welt« imSchwäbischen BauernhofmuseumIllerbeuren rund 200 Glo cken desSammlerehepaares Frieda und Ru-dolf Daub ausgestellt. Die Historieder klingelnden Instrumente kannanhand der exotischen und altenStücke nach vollzogen werden. Siereicht wahrscheinlich bis ins Jahr3000 v. Chr. zurück. Im Lauf derZeit erfüllten die Glocken verschie-

dene Funktionen: zum Schutz vorbösen Geistern, zur Kennzeich-nung der Tiere oder als wichtigesKommunikationsmittel. Hundertevon Exemplaren hat das UlmerEhepaar Daub in über 30 JahrenSammelleidenschaft aus Europa,Asien, Afrika und Amerika zusam-mengestellt. Einige Stücke dürfenangefasst und zum Läuten gebrachtwerden, was die Ausstellung auchfür jüngere Besucher interessantmacht. (mm)

Kurz und wichtig,

Schwäbisches

Bauernhofmuseum Illerbeuren

Museumstraße 8

87758 Kronburg-Illerbeuren

Tel. 08394/1455

Fax 08394/1454

E-Mail: [email protected]

www.bauernhofmuseum.de

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Wilderer im LechtalElbigenalp: Die Geierwally Frei-lichtbühne Elbigenalp im Lechtalbringt für ihre diesjährige Spielzeitdas Stück »Russa Weib« von Clau-dia Lang auf die Bühne. Vom 7. Julibis zum 25. August finden jedenFreitag und Samstag Vorstellungenin beeindruckender Naturkulissestatt. Erzählt wird die dramatische

Geschichte eines unbelehrbarenWilderers, der trotz drohender har-ter Strafen nicht auf die Jagd ver-zichtet. Sowohl seine diplomatischeund mutige Ehefrau, die ihm stetszur Seite steht, als auch seine Toch-ter werden »Russa Weib« genannt.Autorin Claudia Lang zeichnet in»Russa Weib« kein bewunderndes

und verklärtes Bild des Wilderers,sondern geht das Thema durchausauch von der kritischen Seite an.Bis zur Uraufführung wird der Zu-schauerbereich der Freilichtbühnegeneralsaniert, außerdem wird eineVIP-Lounge eingerichtet. Eintritts-karten kosten je nach Kategoriezwischen 22 und 42 Euro. (mm)

Kurz und wichtig

Kartenvorverkauf

Tourismusverband Lechtal

Andrea Weger

A-6652 Elbigenalp

Tel. +43 (0)5634/5315-12

Fax +43 (0)5634/5316

E-Mail: [email protected]

www.lechtal.at/geierwally

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Die Bretter, die die Welt bedeuten,

in der Geierwally Freilichtbühne

Elbigenalp: Hier wird ab 7. Juli

bis zum 25. August jeden Freitag

und Samstag die Geschichte vom

»Russa Weib« erzählt

Einige Schellen in der Illerbeurer Ausstellung sind schon über 1000 Jahre alt,

andere aus ungewöhnlichem Material oder mit exotischen Mustern verziert

Page 68: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

68

Freizeit

Spaß und Sport am AlpseeImmenstadt/Oberstaufen: MitDeutschlands längster Ganzjahres-rodelbahn und Bayerns größtemHochseilgarten bietet die AlpseeBergwelt ein im Allgäu einzigarti-ges Freizeitangebot. Bei jeder Wet-terlage kann mit dem sogenannten»Alpsee Coaster« von der Bergsta-tion an die Talstation gerodelt wer-den. Die fast drei Kilometer langeBahn führt durch 68 Kurven und350 Höhenmeter. Sechs bis zehnMinuten dauert die Abfahrt ins Talüber 23 Wellen und vier Brücken.Regelmäßig findet das Nachtrodelnstatt, bei dem Flutlichter auch nachEinbruch der Dunkelheit die Ab-fahrt ermöglichen. Jeder Rodlerkann seine Geschwindigkeit selbstbestimmen; die Höchstgeschwin-

digkeit beträgt 40 Kilometer proStunde. Ein Umkippen der Schlit-ten ist dank fixer Schienenführungausgeschlossen. Der KletterwaldBärenfalle beinhaltet 16 Parcoursmit 170 Kletterelementen, die eineBandbreite von einfachen Hinder-nissen in Bodennähe bis zu Sprün-gen in 18 Metern Höhe abdecken.Die gesamte Anlage ist TÜV-ge-prüft, beim Klettern sind professio-nelle Trainer in der Nähe. Es sindkeine Vorkenntnisse im Kletternnotwendig; die Ausrüstung wirdgestellt. Kulinarische Bedürfnissewerden in der Berghütte »Bärenfal-le« und im »Rodelwirt« an der Tal-station gestillt. Informationen sindim Internet unter www.alpsee-bergwelt.de zu finden. (mm)F

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10 Jahre AllgäuSchau

Immenstadt: Vom 17. bis 20. Maifindet auf dem Viehmarktplatz inImmenstadt täglich von 10 bis 18Uhr die AllgäuSchau statt – in die-sem Jahr bereits zum zehnten Mal.Da das Thema »Elektromobilität«im Mittelpunkt steht, können Seg-ways, Elektro-Bikes und ein Elek-

Vom »blauen« zum »grünen« Allgäu

Sonthofen: In der Dauerausstel-lung des Heimathauses Sonthofenkann die wirtschaftliche Entwick-lung des Allgäus vom Flachsanbauhin zur Milchwirtschaft nachvoll-zogen werden. Die Einzelschrittebeider Verfahren werden dabei er-läutert. In der Schau geht es außer-dem um Persönlichkeiten, die dieKäseherstellung im Allgäu etablier-ten, wie zum Beispiel Carl Hirn-bein und Johann Althaus. (mm)

troauto ausprobiert werden. Nebendem vielfältigen Ausstellungsange-bot ist im Tierzelt vom Amt fürLandwirtschaft und Forsten Kemp-ten in Zusammenarbeit mit demJungzüchterclub Oberallgäu-Süd dietierische Vielfalt Oberallgäuer Bau-ernhöfe (rechts) zu sehen. (mm)

Kletterabenteuer im Hoch -seilgarten und den Rausch der Geschwindigkeit im »Alpsee Coaster« bietet die Alpsee Bergwelt

Im Heimathaus Sonthofen zeigt eine Dauerausstel lung

das Allgäu als einsti ges Flachs anbaugebiet und

Region der Käseherstellung

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Page 69: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

69Alpsommer &Viehscheid 2012

Freizeit

Kurz und wichtig

Allgäu Airport GmbH & Co. KG

Am Flughafen 35

87766 Memmingerberg

Tel. 08331/9842000

Fax 08331/98420019

E-Mail: [email protected]

www.allgaeu-airport.de

In weniger als zwei Stunden ins AllgäuMemmingen: Ab 11. Juni startenvom Allgäu Airport in Memmin-gen wieder Flugzeuge nach Berlinund Hamburg. Nachdem Air Ber-lin die innerdeutschen Flüge einge-stellt hatte, bietet nun die neueMarke Flytouropa solche Routentäglich außer samstags an. Berlinwird montags, mittwochs und frei-tags um 6.05 Uhr (Berlin-Mem-mingen um 8.15 Uhr) sowiedienstags und donnerstags um11.55 Uhr (Rückflug um 14 Uhr)angesteuert. Am Montag, Mitt-woch, Freitag und Sonntag startetzusätzlich noch ein Flugzeug nachBerlin um 18.05 Uhr (retour um20.15 Uhr). Nach Hamburg fliegteine Maschine am Dienstag undDonnerstag um 6:20 Uhr (Rückflug

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um 8.35 Uhr) und um 17.55 Uhr(retour 20.10 Uhr) sowie am Mon-tag, Mittwoch und Freitag um11.35 Uhr (Rückflug 13.50 Uhr).Sonntags hebt um 13.35 Uhr einFlieger in die Hansestadt ab (retour15.50 Uhr). Eingesetzt werden auf

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der Strecke Turboprop-Propeller-maschinen der FluggesellschaftAvanti Air. Ein einfaches Flugticketkostet ab 111 Euro inklusive Steu-ern und Gebühren. Unter derAdresse www.flytouropa.com kannim Internet gebucht werden. (mm)

68 Sitzplätze haben die Propeller-Maschi -

nen, die die deutsche Flug gesellschaft

Avanti Air ab Juni von Memmingen nach

Berlin und Hamburg einsetzt

Page 70: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

70 Alpsommer &Viehscheid 2012

Freizeit

Kempten: Unter der Dachmarke»Musikhochgenuss« haben sichacht renommierte Musikfestivalsim Allgäu zusammengetan – Klas-sikbox Allgäu, Musica Sacra Inter-national, Ottobeurer Konzerte,Oberstdorfer Musiksommer, Festi-val »vielsaitig«, Neuschwanstein

Musikalische Festival-Vielfalt im Allgäu

Konzerte, Festival der Nationenund »Ein Ort wird Musik«. DieKlassikbox in Kempten bringt unteranderem die Münchner Symphoni-ker auf die Bühne. Das Festival Mu-sica Sacra International findet vom25. bis 30. Mai in Marktoberdorfstatt; Interpreten aller Weltreligio-nen kommen dort zusammen. Vom 17. Mai bis zum 23. Septembererklingen die Ottobeurer Konzerte.Im Kaisersaal der Benediktinerab-tei und in der eindrucksvollen Ba-silika kommt die klassische Musikbesonders zur Geltung. Der Oberst -dorfer Musiksommer vom 26. Julibis 16. August findet in diesem Jahrbereits zum 20. Mal statt (sieheauch S. 58-59). Den Orient auf -leben lässt das Festival »vielsaitig«

in Füssen vom 29. August bis 8. Sep -tember. Im Jahr 1562 wurde in Füssen die erste Lautenmacher-zunft gegründet – ein Instrument,das ursprünglich aus dem arabi-schen Raum stammt. Bei den Neu-schwanstein-Konzerten vom 15. bis23. September sind neun Abendemit dem Stuttgarter Kammerorchester und den Stuttgarter Philharmo-nikern geboten. Unter dem Motto»Klassik für alle – ein Fest für dieganze Familie« wird das Festivalder Nationen (28. September bis 6. Oktober) in Bad Wörishofen ver-anstaltet. Klassik zum Miterlebenbestimmt das Konzept des Festivals»Ein Ort wird Musik« in Bad Hin-delang und im Ostrachtal (7. bis 13. Oktober). (mm)

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Das Ensemble »FisFüz« spielt

am 1. September um 20 Uhr

Oriental Chamber Jazz mit

»Mozart à la Turca« beim

Festival »vielsaitig« in Füssen

Page 71: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

71Alpsommer &Viehscheid 2012

Freizeit

Wolfegg: Im Bauernhaus-MuseumWolfegg im Landkreis Ravensburgwird am 1. und 2. September je-weils von 10 bis 18 Uhr das tradi-tionelle Museumsfest gefeiert. ZuGast sind über 80 Handwerker undHandarbeiterinnen, die ihre Fähig-keiten präsentieren und seltene, historische Werkzeuge und Gerät-schaften zeigen. Die Besucher kön-nen Wagnern, Schnitzern, Küfern,Drechslern, Schreinern und Satt-lern bei der Arbeit zusehen. Es wird geschmiedet, Sensen wer-den gedengelt, Körbe und Stühlegeflochten. Auch ein Büchsenma-cher, ein Schuhmacher und einBürstenbinder zeigen ihr Können,darüber hinaus werden bäuerlicheHandarbeitstechniken vorgeführt.In den Museumsstuben wird ge-klöppelt, gestopft und gestrickt.Weberinnen zeigen am Webstuhlihre Kunst. Eine Dreschergruppeführt das Dreschen von Getreidenach alter Methode durch, eineDreschmaschine ist ebenfalls in Be-trieb. In historischen motorbetrie-ben Mühlen wird das Getreidegemahlen. Bei vielen Handwerkernsind Mit-Anpacken und Auspro-bieren absolut erwünscht. Gleich-zeitig findet auf dem Gelände das3. »Geißentreffen« statt. An beiden Festtagen sind auf demGelände des Freilichtmuseumsüber 150 Ziegen, Ziegenböcke undKitze diverser Rassen zu bestaunen.Beim Wettmelken können die Mu-seumsgäste selbst Hand anlegen.Darüber hinaus verspricht das Zie-genwettrennen Spannung. Auch imRahmenprogramm mit Direktver-marktern von Ziegenproduktenwie Käse, Wurst, Bürsten aus Zie-genhaar, Fellen oder Ziegen -milchseife dreht sich »alles rund

Altes Handwerk und Gemecker im Museum

um die Goiß«. Zur Unterhaltungtreten verschiedene Trachten- undMusikgruppen sowie ein Drehor-gelspieler auf. Ein umfangreichesKinder- und Familienprogramm

lädt kleine und große Museumsbe-sucher zum Verweilen ein. Schließ-lich gibt es beim MuseumsfestFeines aus der oberschwäbischenKüche zu genießen. (mm)

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Kurz und wichtig Bauernhaus-Museum Wolfegg

Vogter Straße 4

88364 Wolfegg

Tel. 07527/9550-0

Fax 07527/9550-10

E-Mail:

[email protected]

www.bauernhaus-museum.de

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Links: Tanz vor dem 1788

erbauten Fischer haus.

Links unten: Früh übt

sich, wer beim »Geißen-

treffen« in Wolfegg mit

seinem Tier einen guten

Ein druck machen will.

Page 72: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Freizeit

Diepolz: Die Sonderausstellung imzehnten Jubiläumsjahr des AllgäuerBergbauernmuseums Diepolz (sieheauch S. 52-54) befasst sich mit demThema »Wildkräuter im Wandel derZeit«. Ab Ostersonntag, 8. April, bis

Kräuterschau im Jubiläumsjahr

Blick in die Zukunft. Noch bietetdas Allgäu eine große Kräuterviel-falt. Das Wissen hierüber zu sam-meln und den Respekt gegenüberWildkräutern zu fördern, ist das Zielder Ausstellung. Stationen, an denendie Besucher sich mit den einzelnenKräutern beschäftigen können, undAlltagsanwendungen prägen dieWanderausstellung. Welchen Ein-fluss die Kräuter auf Sinne und Seelehaben, kann in Diepolz ertas tet, ge-hört, geschmeckt, gesehen und ge-fühlt werden. Jüngeren Besuchernbringt der Tannenbart »Bartl« dienützlichen Pflanzen kindgerechtnahe. Poetische Texte von BärbelBentele ergänzen die Wanderschau.Es kommen Allgäuer Pioniere vomFach zu Wort, beispielsweise Susan-ne Fischer-Rizzi oder die früherenWegbereiter wie Pfarrer SebastianKneipp und Pius Lotter. (mm)

Auf dem Gelände des Bergbauern-

museums gibt es einen Kräuter-

und einen Bauerngarten (links)

4. November ist die Ausstellung täg-lich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Siemacht die Bedeutung und den Wan-del der Kräuter sichtbar, spannt denBogen von der Vergangenheit biszur Gegenwart und versucht einen

Burgberg: Die Erzgruben-Erleb-niswelt am Grünten in Burgbergstartet am 28. April ab 12 Uhr indie neue Saison. Bis 28. Oktoberkann sie täglich von 10.30 Uhr bis17 Uhr besucht werden. Am Eröff-nungstag finden nachmittags Vor-führungen in der Schauschmiedestatt, in denen ein Hufschmied Ge-brauchsgegenstände aus früherenZeiten schmiedet, zum Beispiel Nä-gel, Hufeisen und Schürhaken. Um14 Uhr führt die KnappengruppeBurgberg einen Tanz vor, der einenBestandteil der Oberallgäuer Ge-schichte darstellt und an die harteArbeit der Bergleute erinnert. Als»Knappe« wird jemand bezeichnet,der eine Lehre im Bergbau erfolg-reich abgeschlossen hat. Junge Be-sucher können am 28. April einkleines Hufeisen schmieden, an ei-ner Rallye teilnehmen oder sich auf

Neue Saison im Museumsdorf

dert und die Geologie des Grüntensowie des Allgäus erforscht werdenkann. Es ist von Burgberg aus mitdem Erzgrubenbähnle oder zu Fußerreichbar, eine öffentliche Zufahrtgibt es nicht. (mm)

dem Spielplatz austoben. Die Erz-gruben–Erlebniswelt am Südhangdes Grünten ist ein Museumsdorf,in dem das Leben und die schwereArbeit der Knappen im Eisenerz-Bergbau vom 14. bis 19. Jahrhun-

Kurz und wichtig Allgäuer Bergbauernmuseum

Diepolz 44

87509 Immenstadt-Diepolz

Tel. 08320/709670

Fax 08320/9259852

Email:

[email protected]

www.bergbauernmuseum.de

Foto

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Kurz und wichtig Allgäuer Natur- und

Bergwerke GmbH

Grüntenstraße 2

87545 Burgberg

Tel. 08321/7884646

Fax 08321/672222

E-Mail: [email protected]

www.erzgruben.de Höhepunkt der Erzgruben-Erlebniswelt

ist der Abstieg in den Untertagebau Foto

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72 Alpsommer &Viehscheid 2012

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2Alpsommer &Viehscheid 2012

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74 Alpsommer &Viehscheid 2012

Freizeit

Gunzesried: Vom 1. Juli bis zum 30.September dauert der Käse-Kräuter-Sommer in Gunzesried. Im Zugedes Projektes können die Besucheran zahlreichen Workshops undWanderungen durch die Berge unddie umliegende Natur teilnehmen.Zusammen mit Landschaftsführer-innen und -führern pflücken dieWanderer dabei ihre eigenen Kräu-

Von Kräutern und Käse

ter und besuchen Kräutergärten sowie Sennalpen. Es gibt eine Kräu-ter-Kochschule, außerdem ist esmöglich, mit tatkräftiger Unterstüt-zung einer Kräuterfrau Salben undSeifen unter dem Motto »Kräuterfür die Seele, die Sinne und denGaumen« herzustellen. Für Fein-schmecker werden spezielle Kräu-termenüs mit vier Gängen bei den

Anzeigen

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Beim Käse-Kräuter-Sommer

in Gunzesried bietet der

Kräutergarten Möglichkeiten

für Ent deckungstouren

Gastwirten im Tal serviert. DieKräuter, die in der Region des Gun-zesrieder Tales wachsen, sind eineGrundlage für den besonderen Käsedieses Gebietes, der beim Käse-Kräuter-Sommer immer wiederzum Probieren angeboten wird. Au-ßerdem gibt es die Möglichkeit,Wellness- und Kneippangebote wieTautreten, Armbäder und Massagenzu nutzen. Am 22. Juli wird dasKräutergartenfest mit Frühschop-pen und Musik auf dem Gunzesrie-der Kapplbichl gefeiert. Kinderkönnen sich schminken lassen undhaben Gelegenheit zum Backen vonStockbrot, Spinnen von Wolle undFärben mit Pflanzen. Schließlich la-den Kreativ- und Flohmarkt zumStöbern ein. (mm)

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75Alpsommer &Viehscheid 2012

Freizeit

Kempten: Vom 1. Juli bis 26. Au-gust gilt es im Allgäu-Museum inKempten, die Mitmach-Ausstel-lung »Farbenspiel« zu entdecken.Sie richtet sich an Familien mitKindern und Jugendlichen, die hierdie Möglichkeit haben, ausgiebigmit Farben zu experimentieren.Die Diplompädagoginnen WiebkeGross und Flora Fassnacht habenzehn Stationen entwickelt, an de-nen beispielsweise Farben selbsthergestellt werden können. AuchOrdnungssysteme und farblicheWirkung sind erlebbar. Geöffnet istdas Allgäu-Museum dienstags bisfreitags von 10 bis 16 Uhr sowie

Den Farben auf die Spur kommen

samstags und sonntags von 10 bis17 Uhr. Kinder bis sechs Jahre ha-ben freien Eintritt; ältere Kinderund Jugendliche zahlen 1,25 Euro,Erwachsene 2,50 Euro. Eine Fami-lienkarte kostet fünf Euro. (mm)

Anzeige

Das Allgäu-Museum gerät vom 1.Juli bis 26. August in Kinderhand:Bei der Schau »Farbenspiel« dreht

sich alles um die kleinen Besucher

Kurz und wichtig Allgäu-Museum

Großer Kornhausplatz 1

87439 Kempten (Allgäu)

Tel. Info 0831/2525369

Tel. Eingang 0831/5402120

www.museen-kempten.de

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Füssen: Das Schloss Neuschwan-stein bei Füssen schmückt als Mo-tiv eine neue Zwei-Euro-Gedenk-münze des Bundesfinanzministeri-ums. Bundeskanzlerin Angela Mer-kel überreichte im Februar dasMotiv des Schlosses an den Bayeri-schen Ministerpräsidenten HorstSeehofer, der bei der Vorstellungder Münze anmerkte: »Mehr Bay-

Schloss oder Zahl?

ern auf unserem Geld – das passt!«Seit dem Jahr 2006 gibt das Bun-desfinanzministerium jährlich eineSerie von Gedenkmünzen unterdem Titel »Bundesländer« heraus.Mit Schloss Neuschwanstein wurdenun eines der bekanntesten Wahr-zeichen Bayerns und des Allgäusauf einem Sonder-Zahlungsmittelverewigt. (mm) F

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Nun auch als Geldmünze im Wertvon zwei Euro zu haben: Schloss

Neuschwanstein bei Füssen

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Alpsommer &Viehscheid 2012

Blender

Der Name des Berges bei Wiggensbach im Oberallgäugeht zurück auf eine Form der Waldwirtschaft, in derkeine Kahlschläge gemacht, sondern jeweils nur dieschlagreifen Bäume aus dem Wald geholt wurden, wasman blendern oder pläntern nannte. Moderne Form:Plenterwirtschaft. Über den vom Ort Blenden (Ge-meinde Wiggensbach) gebildeten FamiliennamenPlender/Blender wurde dann der Berg benannt.

Grünten

Für den Grünten bei Sonthofen, auch als »Wächter desAllgäus« bekannt, gibt es namentlich eine gute Ver-knüpfungsmöglichkeit mit den Schwarzwälder Grin-den, von denen nur noch der Name Hornisgrindelebendig ist. Durch etymologische (auf die Herkunftdes Wortes bezogene) Verknüpfung mit Grind (Kopf)und den dortigen Landschaftsformen kommt FritzLangenbeck zur Schlussfolgerung, dass bei den obenwaldfreien, vermoorten Buntsandsteinbergen desNord-Schwarzwaldes die bildhafte Bedeutung »schor-figer, vom Grind befallener Kopf« zugrunde liege, wasauf den waldfreien oberen Gipfelbereich des Grüntenzutreffen könnte.

Hauchenberg

Ein etwa fünf Kilometer langer Grat über den Bergstät-ten in der Südseite und dem Weitnauer Tal im Norden.Über diesen lief die Grenze der Grafschaft Montfort-

Rothenfels. Das Bestimmungswort des Bergnamensdürfte althochdeutsch hûh »Uhu« sein, allerdings istdann eine schwache Beugung vorauszusetzen. Dieheute noch dichten Wälder der Nordseite dürften einidealer Lebensraum für den Uhu gewesen sein.

Mädelegabel

Die Namensgebung war im 19. Jahrhundert einiger-maßen verwirrend, weil man unter »Mädelegabel« einerseits die drei heutigen Gipfel Trettachspitze, Mä-delegabel und Hochfrottspitze verstand, andererseitswurden mit diesem Begriff auch alle als »Tretachspitz«bezeichnet. Schließlich wurde der eigentlich nur füralle drei (allenfalls zwei) Spitzen sinnvolle Name aufden mittleren der drei Gipfel bei Oberstdorf im Ober-allgäu eingeschränkt. Deutung: (dreizinkige) Gabelüber der Alpe Mädele. Die Alpe Mädele umfasste frü-her auch Untermädele und damit das Gebiet des Tret-tachursprungs, das früher als Geiß- und Schafweidegenutzt wurde, wie wohl im Hochmittelalter die ganzeAlpe.

Tegelberg

Er macht vom Schwangauer Raum aus den gewaltigs -ten Eindruck in der Bergkulisse. Im 19. Jahrhundertbestiegen ihn Königin Marie und König Max II. vonBayern und errichteten an seinem Fuß das »Schwei-zerhaus«. Sein Name ist mit dem nur in Namen beleg-ten althochdeutschen »tegar« (»groß, breit«) gebildet,das auch in Tegernsee und Degersee enthalten ist. •

Ein Blick in die Namensgeschichte zahlreicher Allgäuer Berge zeigt,dass die Benennungen der hoch aufragenden Gipfel heute zum Teilkaum mehr nachvollziehbare Wurzeln haben. Thaddäus Steiner hatsich mit deren Erforschung in seinem Buch »Allgäuer Bergnamen«,erschienen im Kunstverlag Josef Fink, ausführlich beschäftigt. Wirstellen einige Beispiele vor

Bergnamen

Vom Uhubergund der dreizinkigen GabelF

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Berg-Ursprünge

auf 240 Seiten

Die dritte Auflage des Buches

»Allgäuer Bergnamen« von

Thaddäus Steiner, 240 Seiten,

zahlreiche Fotos, kartoniert,

Preis 14,80 Euro, ist

erschienen beim Kunstverlag

Josef Fink, Lindenberg 2011,

ISBN 978-3-89870-389-5.

Auch zu beziehen unter der

Best.-Nr. 242 bei EDITION

ALLGÄU, Lachener Weg 2,

87509 Immenstadt-

Werdenstein, Tel.

08379/728616, Fax

08379/728018; Online-Shop:

www.heimat-allgaeu.info

Der Hauptkamm der AllgäuerAlpen mit der Mädele gabel(dritter Gipfel von rechts)

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78 Alpsommer &Viehscheid 2012

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Medien

Bauen

am Berg

Die Alpen des LandkreisesOberallgäu

Der umfangreiche Band befasst sichmit den Alphütten als gebautenHäusern. Es dient als Nachschlage-werk zu rund 600 Alphütten imOberallgäu, das einen Überblicküber die Entwicklung der Alpwirt-schaft im Allgäu und die Bau -geschichte Entwicklung der Alphüt-ten gewährt. Es informiert über dieUnterschiede der Hütten in dennoch voralpinen Regionen und imHochgebirge und macht aufmerk-sam auf verschiedene Einflüsse aufden Stil der Alphütten, wie sie ausdem Bregenzer Wald, Tirol oderOstschwaben kommen, sowie aufdie allgäueigenen Charakteristika.Die Zeitspanne reicht dabei bis weitin das 20. Jahrhundert hinein. Fo-tos, Pläne und Detailzeichnungenkomplettieren das Werk.

Von Martin Stankowski, 352 Seiten, ca. 1000 Abbildungen,Hardcover, Preis: 39 Euro, Best.-Nr. 388, zu beziehen beiEDITION ALLGÄU, LachenerWeg 2, 87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616,Fax 08379/728018; Online-Shop:www.heimat-allgaeu.info

Allgäu

66 Lieblingsplätze und11 Erlebnisbäder

Das Allgäu, eine der be-liebtesten Ferienregio-nen, bietet »mehr alsKühe«, meint der Autor

Willibald Spatz. Seine persönlichen66 Lieblingsplätze, darunter derEich hörnchenwald in Fischen, dasKünstlerhaus in Marktoberdorf unddie Pestkapelle in Stiefenhofen, so-wie die elf schönsten Hallenbäderwie zum Beispiel das Alpenbad inPfronten und die Therme in BadWörishofen stellt er lebendig indem neu erschienenen Band vor.Altbekanntes sowie echte Geheim-tipps finden sich in dem liebevollgestalteten Lesewerk, das sowohlfür Urlauber wie auch für Einhei-mische interessant ist.

Von Willibald Spatz, 192 Seiten,ca. 80 Abbildungen, Paperback,Preis: 14,90 Euro, ISBN 978-3-8392-1259-2, Gmeiner Verlag,Meßkirch 2012

Tiefer Süden –

Sanftes Land

Oberschwaben, Bodensee,Allgäu und Alb im Panorama

Großformatige Ansichten aus denStädten Oberschwabens, an der Do-nau und der südlichen Alb, im All-gäu und am Bodensee zeigen diePanoramafotos des Bad WaldseerFotografen Markus Leser. Über kul -turhistorische und landschaftlicheSehenswürdigkeiten wie die Prädi-kantenbibliothek in Isny und denEistobel bei Maierhöfen hinweg sind

darin regionseigene Szenenwie die tierische »Miss -wahl« beim Braunviehtag inBad Waldsee zu sehen. Siehalten Traditionelles undModernes fest, Bekanntesund weniger Bekanntes undvor allem das Besondere

dieser Region. Informative undzum Teil humorvolle Texte desLeutkirchers Manfred Thierer er-gänzen die Aufnahmen perfekt. Einidyllischer, hin und wieder auchaufregender Bildband, der nicht nurin das Allgäu, sondern auch überdessen Grenzen hinaus locken will.

Oberschwaben, Bodensee,Allgäu und Alb im Panorama,von Manfred Thierer und Mar -kus Leser, 136 Seiten, 80 Farb -fotos, Hardcover, Preis: 69,90Euro, ISBN 978-3-933614-90-2,Biberacher Verlagsdruckerei,Biberach 2011

Wanderungen

im Oberallgäu

32 Karten in der Box

Ein origineller Wanderführer ist die neue Tourenkartenbox ausdem J. Berg Verlag. In der etwa 9 mal 13 Zentimeter messendenKartonbox finden sich 32 praktische, einfach aus der Schachtelentnehmbare Tourenkärtchen mit Wandervorschlägen für dasOberallgäu. Ob durch den wilden Ostertaltobel bei derGunzesrieder Säge, zur Kapelle von Oberried bei Sonthofen oderzu Deutschlands größter und höchstgelegener Sennalpe, derSchlappoldalpe am Oberstdorfer Fellhorn, für nahezu jedenWanderwunsch findet sich ein passendes Kärtchen in der Box.Darauf gibt es Angaben zu Anfahrt, Einkehr, Höhepunkten undTourenverlauf sowie eine ausführliche Wegbeschreibung.Einziger Kritikpunkt ist das Fehlen der Streckenlänge. Dieangegebene Gehzeit ist doch von Mensch zu Mensch individuell,eine Kilometerangabe wäre hier vielleicht sinnvoller gewesen.

32 Karten in der Box, 64 Seiten, Preis: 9,95 Euro, Best.-Nr.387, zu beziehen bei EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2,87509 Immenstadt-Werdenstein, Tel. 08379/728616, Fax08379/728018; Online-Shop: www.heimat-allgaeu.info

Buchtipp

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80 Alpsommer &Viehscheid 2012

Im Allgäu wird Gastfreundschaft groß geschrieben!

Pfälzer Weinstub

Irmi Klaus

Am Anger 10

87538 Fischen i. Allgäu

Tel. 08326/366467

Fax 08326/366468

[email protected]

www.pfaelzer-weinstub.de

Öffnungszeiten: 17.00 – 23.00 Uhr,

Dienstag Ruhetag; Verschiedene Flamm-

kuchen, Pfälzer Spezialitäten

Sennalpe Sonnhalde

Jakl Köhler

87534 Oberstaufen-Buchenegg

Tel. 08386/962418

www.alpe-sonnhalde.de

45 Gehminuten ab Parkplatz

Buchenegger Wasserfälle; Täglich

geöffnet von 1. April bis 1. November

2012 Spezialität: Bachener Käs

Gräner Ödenalpe

Elisabeth Wagner und Andreas Grad

Tel. +43 676/3593480

[email protected]

www.oedenalpe.com

geöffnet: Mai – Oktober 2012

Heiße Suppen, deftige Brotzeiten, Kaffee

und Kuchen urige Stube und Sonnenter-

rasse, 12 Matratzenlagerplätze

Hompessenalpe

Familie Herz

Kalzhofen 10

87534 Oberstaufen

Tel. 08386/4735

Direktverkauf von Milch und

Käseprodukten, von 9.30 – 12.00 Uhr

beim Käsen zuschauen; 20 Kühe,

Besonderheit: erste Sennalpe mit

Biolandanerkennung

Alpe Oberberg

Familie Beck

Gunzesried 6

87544 Blaichach

Tel. 08323/6784 (Sommer)

08321/9771 (Winter)

Frühaufsteher können beim Käsen zu -

schauen Brotzeiten, Übernachten auf

Anfrage; 30 Kühe Besonderheit:

Käsekeller kann besichtigt werden

Dreiangelhütte

Oase der Ruhe für Radler und Wanderer

Renate und Ernst Billian

Tel. 0177/6726315

www.dreiangelhuette.de

Täglich geöffnet vom 28. April

bis 4. November 2012

Übernachtungen möglich, Brotzeit,

Suppe, hausgem. Kuchen, Lage in

sonniger Waldlichtung an der Südseite

des Grüntens, Waldgrillplatz

Page 81: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

Alpsommer &Viehscheid 2012

Gasthaus zum Alpsee

Franz Braun

Seestraße 14

87509 Bühl am Alpsee

Tel. 08323/6321

Fax 08323/987973

Der gemütliche Treffpunkt mit

traumhaftem Biergarten - direkt am

Großen Alpsee. Wir freuen uns auf

Ihren Besuch!

Alpe Stubental

Familie Müller

Jausenstation

87491 Jungholz

Tel. 0174/3453497,

www.stubental-alpe.de

Di., Do., So.: 10.00 bis 18.00 Uhr

Mi., Fr., Sa.: 10.00 bis 22.00 Uhr

Kinderspielplatz, kostenloser Liegestuhl -

verleih, Sonnenterrasse, hausgem.

Kuchen, Eisbecher

Alpe Laufbichl

Beate Fink

Hintersteinerstraße 7

87541 Bad Oberdorf

Tel. 08324/519

Beim Käsen zuschauen, Brotzeiten,

Sennalp-Bergkäse, Hirtenkäse,

Bergbutter, Über nachtungsmöglichkeit,

60 Kühe, Besonderheit: Käse im

Rucksackformat (4-5 kg)

Page 82: Alpsommer & Viehscheid 2012 - Sonderausgabe von HEIMAT ALLGÄU

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Preisrätsel

Das Gewinnspiel finden Sie in der Printausgabe von Alpsommer & Viehscheid 2012

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Panoramakarte

1 Reutte – Höfen 1. September

2 Markt Rettenbach 1. September

3 Pfronten 8. September

4 Seeg 8. September

5 Bad Hindelang 11. September

6 Schöllang 12. September

7 Oberstdorf 13. September

8 Balderschwang 14. September

9 Reutte – Lechaschau 14. September

10 Nesselwang 14. September

11 Oberstaufen 14. September

12 Maierhöfen 15. September

13 Gunzesried 15. September

14 Immenstadt 15. September

15 Kranzegg 15. September

16 Jungholz in Tirol 15. September

17 Missen-Wilhams 15. September

18 Eisenberg – Zell 15. September

19 Pfronten – Röfleuten 15. September

20 Schattwald im Tannheimer Tal 15. September

21 Schwangau 15. September

22 Weitnau/Wengen 15. September

23 Reutte – Musau 15. September

24 Nesselwängle im Tannheimer Tal 16. September

25 Buching 17. September

26 Unterjoch 17. September

27 Wertach 18. September

28 Riezlern im Kleinwalsertal 19. September

29 Bolsterlang 19. September

30 Grän-Haldensee 20. September

31 Thalkirchdorf 21. September

32 Tannheim im Tannheimer Tal 21. September

33 Haslach am Grüntensee 22. September

34 Obermaiselstein 22. September

35 Haldenwang 29. September

Alpsommer &Viehscheid 2012

Viehscheidorteund Termine

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