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Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin 11. Jahrgang · Nr. 15 · Dezember 2010 T par Exklusiv gezeichnet von der Comic-Preistragerin Katharina Greve STRICHWEISE UNI ,, T

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Alumni-Magazin derTechnischen Universität Berlin11. Jahrgang · Nr. 15 · Dezember 2010 Tpar

Exklusiv gezeichnet von der Comic-Preistragerin Katharina GreveStriChwEiSE Uni

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Fotos: TU-Pressestelle/Dahl (3), Lutz Ceasar parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

Inhalt

n Neues aus der TU Berlin

2 Universität und GesellschaftPräsident und Vizepräsidenten gewählt · Vier neue externe Mitglieder im Kuratorium · Bewerbung für Exzellenzinitiative · TU Berlin richtet deutschen Campus in Ägypten ein

3 Wissenschaft und Forschung Vier „ERC Starting Grants“gehen an die TU Berlin · Schulportal und MINT-Förderung · Herausragende Drittmittelbilanz · Erfolgreich auf EU-Ebene

4 Forschung und UniversitätslebenNeuer Sonderforschungsbereich in der Physik · Zentrum für Entrepreneurship gegründet · Spitzenplatz für die Mathematik · Das TU-Logo auf Kissen und Kapuzen-Shirt

5 55 Gründe, Ingenieur zu werdenVon Dr.-Ing. Ekkehard D. Schulz, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG und Ehrendoktor der TU Berlin

n Schwerpunktthema: E-Mobilität

7 Hightech-Spielzeug oder alltagstauglich?Welche Erwartungen die Menschen an die Mobilität der Zukunft haben

8 Alles öko am Formel-FlitzerStudierende entwickelten einen Rennwagen mit Elektroantrieb

9 500 E-Säulen für BerlinDie Einrichtung von Ladestationen hat ihre Tücken: hoher Parkdruck und fehlende Markierung

11 „Deutschland braucht Modellregionen“Dietmar Göhlich über noch zu teure E-Autos, die Chance des Verbrennungsmotors und die Zukunft der Elektromobilität

12 Langer Atem unter der MotorhaubeWie Effizienz und Leistung elektrischer Antriebe gesteigert werden können

13 Damit es nicht zum Kollaps kommtForscher arbeiten an einem intelligenten Steuerungssystem, um die Stromnetze im Zeitalter von E-Mobilität stabil zu halten

n Entrepreneur

14 Ein nützliches TandemGewinner I: Die Firma YOUSE begutachtet schon während der Entwicklung Produkte, ob sie gebrauchstauglich sind. Dieser Service kann Unternehmen viel Geld sparen

15 „Spectaculaire“ Aussichten für FlugschülerGewinner II: TU-Start-up entwirft virtuelle Akademie für Privat- und Sportpiloten

16 Hightech auf den Hütten Das Unternehmen „MicroEnergy International“ berät Banken und Regierungen, um Technologien für erneuerbare Energien in Entwicklungsländer zu bringen

18 Immer einen Schritt vorausStephan Balzer und seine Agentur „red onion“ wissen, welches Image zu wem passt

19 Fokus, Fokus, Fokus!Matthias Spieß gründete Spreadshirt – als Unternehmer muss er ein innovationsfreudiges Umfeld schaffen

n Alumni heute

20 Kopfüber in die Freiheit Als Architektin hätte Katharina Greve sich an Naturgesetze halten müssen. Als Comic-Zeichnerin kann sie diese ignorieren

21 Mein Studium: Architektur Alltag und anderesEin Comic von TU-Alumna Katharina Greve

ScHWErpUNKTTHEMA: E-MoBILITäT

Wie mobil? – E-mobil!Seiten 6–13

ENTrEprENEUr

Ein nützliches TandemSeite 14

ENTrEprENEUr

Hightech auf den HüttenSeite 16

ENTrEprENEUr

Fokus, Fokus, Fokus!Seite 19

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 1Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, ZDF/Kerstin Bänsch, Zeichnung: Katharina Greve

Editorial

22 Der VordenkerTom Reinhold leitet bei der DB die Abteilung Konzernstrategie/Verkehrsmarkt. Es ist die Denkfabrik des Unternehmens

23 Den Kindern zugewandtWie Angelika Lohe-Takoh eine Schule in Kamerun gründete und sie zu einem Markenzeichen für Kreativität machte

24 Die große Leidenschaft aus den Wetterhütten-ZeitenGunther Tiersch präsentiert seit 25 Jahren den Wetterbericht im ZDF. Studiert hat er in bewegten Jahren in Berlin

24 Die Schlange mit dem Igel paarenDie Architektin Julia Kierspel entwirft Ladenbaukonzepte für die Modewelt – immer auf der Suche nach dem noch nie Dagewesenen

n Neues aus den Fakultäten

26 Fakultät I Geisteswissenschaften

27 Fakultät II Mathematik und Naturwissenschaften

28 Fakultät III prozesswissenschaften

29 Fakultät IV Elektrotechnik und Informatik

30 Fakultät V Verkehrs- und Maschinensysteme

31 Fakultät VI planen Bauen Umwelt

32 Fakultät VII Wirtschaft und Management

n Meldungen

34–35 TU intern, TU extern, Impressum

n profil

36 privates Glück und beruflicher ErfolgHolger Kreetz, Bereichsleiter Unternehmens- und Projektentwicklung bei E.ON

Strichweise Uni-Erinnerungen

Auf welche Art erinnern Sie sich an Ihre Studienzeit? U-Bahn Ernst-Reu-ter-Platz, Mathegebäude, Mensaessen … Augen zu und Film ab? Oder

bei einem Glas Wein mit einem ehemaligen Kommilitonen und lustigen An-ekdoten: „Weißt du noch, die Klausur damals …“? Oder sind es doch die Fotos aus der alten Kreuzberger WG, von der Abschlussfeier im Physikge-bäude oder der Italien-Exkursion? Katharina Greve geht einen besonderen Weg. Ihr helfen Stift und Farbe. Strichweise nehmen ihre Erinnerungsfetzen Gestalt an. Die TU-Alumna der Architektur und mittlerweile preisgekrön-te Zeichnerin präsentiert uns einen Comic über ihre Studienzeit. Ihn hat sie exklusiv für dieses Magazin und seine Leserinnen und Leser gezeichnet. Diesen Genuss sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Katharina Greves Ge-schichte auf den Seiten 20 und 21 ist aber nur eine von vielen, die wir Ihnen in der aktuellen parTU-Ausgabe aufzeigen. In jedem Bericht, in jedem In-terview stecken Erinnerungen, Ideen und Zukunftspläne von Ihnen, den Ab-solventinnen und Absolventen unserer Universität. Wir berichten aber auch aus dem aktuellen Geschehen an der TU Berlin und ihren Fakultäten. Lässt man das Jahr Revue passieren, so sind die Wahlen für ein neues Präsidium das wichtigste Ereignis. Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach folgte im Präsiden-tenamt auf Prof. Dr. Dr. h. c. Kurt Kutzler. Eine neue Leitungsmannschaft mit neuen Herausforderungen wird in den nächsten Jahren die Universität prägen. Dabei spielen die Exzellenzinitiative, die strategische Ausrichtung

der Forschungsfelder, Geldknappheit sowie das neue, gestufte Studiensys-tem mit Bachelor- und Masterabschlüssen eine wichtige Rolle, aber auch die Politik im Großen wie im Kleinen. Hochschulverträge, Preismodelle, doppelte Abiturjahrgänge oder die Absetzung der Wehrpflicht sind nur ei-nige aktuelle Beispiele, die das Agieren der TU Berlin beeinflussen. Bei all diesen Prozessen brauchen wir Sie. Die Absolventinnen und Absolventen sind für uns als Botschafterinnen, als kritische Begleiter, als Ideengeberin-nen und auch als Förderer eine unverzichtbare Zielgruppe. Wir bieten Ihnen das Alumniprogramm, in dem sich mehr als 20 000 ehemalige Studierende und TU-Mitglieder vernetzen. Hinzu kommen 3700 weitere Absolventinnen und Absolventen, die sich online auf der globalen Business-Plattform Xing austauschen. Jährlich wächst das Alumniprogramm um rund 1500 Perso-nen. Engagieren Sie sich auch weiterhin, erinnern Sie sich und werben Sie für uns! WIR halten Sie auf dem Laufenden, bleiben SIE uns verbunden!

Stefanie Terp Leiterin des nationalen Alumniprogramms der TU Berlinsowie des Referats für Presse und Information

www.alumni.tu-berlin.de, https://www.xing.com/net/tuberlin

ALUMNI HEUTE

Mein Studium: Architektur Alltag und anderesSeiten 20–21

ALUMNI HEUTE

Die große Leidenschaft aus den Wetterhütten-ZeitenSeite 24

Editorial

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2 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

NeUes aUs Der TU BerLiN

Fotos: TU-Pressestelle/ruta (3), privat, Orascom

Universität und Gesellschaft

An der TU Berlin wurden in diesem Jahr der Präsident und die Vizepräsidenten gewählt. Am 1. April trat der neue Präsident der TU Berlin, der Prozesswissen-schaftler Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach (Foto links oben), die Nachfolge von Prof. Dr. Dr. h. c. Kurt Kutzler an, der nach zwei Amtsperioden aus Altersgründen aus dem Amt geschieden war. 1. Vizepräsidentin mit dem Zuständigkeitsbereich For-schung und Berufung ist die Physikerin Prof. Dr. Ulrike Woggon (Foto rechts oben). In das Amt des 2. Vizepräsidenten wurde der Bauinformatiker Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Huhnt (Foto links unten) gewählt. Er betreut den Bereich Studium und Lehre. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Gabriele Wendorf (Foto rechts unten) übernahm erneut das Amt der 3. Vizepräsidentin. Ihr Aufgabenbereich um-fasst Nachwuchsförderung, wissenschaftliche Weiterbildung, Lehrerbildung und Corporate Identity. sn

www.tu-berlin.de/?id=1629

Präsident und Vizepräsidenten gewählt

Vier neue externe Mitglieder im Kuratorium

Berlins Wissenschaftssenator hat vier neue Mitglieder in das Kuratorium der TU Berlin bestellt. Gesine Schwan, Präsiden-tin der HUMBOLDT-VIADRINA School of Governance, Jo-hann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Konrad Nassau-er, Geschäftsführer der Borsig GmbH, und Hans-Karl Kaiser, Rektorstellvertreter für internationale Angelegenheiten der TU Wien, werden im Dezember ihre Arbeit aufnehmen. Nominiert wurden sie im September 2010 durch den Akademischen Senat der TU Berlin auf Vorschlag des Präsidenten. Ihre Arbeit im höchsten Entscheidungsgremium der Universität setzen Rita Süssmuth und Susanne Stumpenhusen fort. Auch sie wurden für die Amtsperiode bis 30. September 2012 neu bestellt. stt

Die TU Berlin baut in Ägypten einen Satellitencampus als wissenschaft-liche Außenstelle der Universität (siehe Animation). In einer Non-Pro-fit Public Private Partnership (PPP) sollen deutsche Dienstleistungen der TU Berlin auf dem Campus in El Gouna am Roten Meer angeboten werden. Die drei weiterbildenden Masterstudiengänge „Energy Enginee-ring“, „Urban Development“ und „Water Engineering“ wurden dafür von der TU Berlin eingerichtet und beginnen 2011. Damit ist sie die erste deutsche Universität, die in Ägypten Studiengänge anbietet, die sowohl inhaltlich als auch strukturell ausschließlich deutscher Hochschulgesetz-gebung unterliegen. Der TU-Campus, der im Frühsommer 2011 einge-weiht werden soll, wird dank des großen Engagements von TU-Alumnus Samih Sawiris komplett über Drittmittel finanziert und hat eine Nutzflä-che von circa10 000 Quadratmetern. Samih Sawiris steht dem Unterneh-men Orascom Hotels und Development (OHD) vor, das zur Orascom-

Gruppe gehört. Das bislang einzigartige PPP-Projekt im Bereich Bildungsexport bereichert die Internationalisierungsstrategie der TU Berlin mit einem besonderen Leuchtturmprojekt und eröffnet der Universität und dem Land Berlin einen idealen Zugang zu Forschungsaufgaben und -vorhaben im Nahen Osten sowie Nordafrika. stt

TU Berlin richtet deutschen Campus in Ägypten ein

Bewerbung für Exzellenzinitiative

Am 1. September 2010 bewarb sich die TU Berlin in der neu-en Runde der Exzellenzinitiative mit Antragsskizzen für Exzel-lenzcluster der Spitzenforschung, Graduiertenschulen zur För-derung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie mit einem Zukunftskonzept. Die Projekte sind angesiedelt in den Berei-chen Informations- und Kommunikationstechnologie, Elektro-technik, künstliche Intelligenz und Robotik, Bewegungsfor-schung, Ressourcenschonung und Photonik sowie Robustheit und Anpassungsfähigkeit von IT-Netzen. Das Zukunftskonzept zielt auf die Etablierung neuer Formen der Zusammenarbeit in disziplinären wie in institutionellen Grenzbereichen. Im Früh-jahr 2011 wird entschieden, welche Universitäten einen Vollan-trag einreichen werden. pp

www.tu-berlin.de/?id=83870

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 3

NeUes aUs Der TU BerLiN

Wissenschaft und Forschung

Fotos: TU-Pressestelle/Dahl (4)

Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) hat vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Berlin ein „ERC Starting Grant“ bewilligt. Prof. Dr. Janina Maultzsch (l.) erhält die Fördersumme von circa 1,47 Millionen Euro für ihre Forschungen zur Charakterisierung und Kontrol-le von Kohlenstoff-Nanomaterialien. Das Projekt von Prof. Dr. Olga Holtz beschäftigt sich mit der Theorie, Algorithmen und Anwendungen von stabilen und hyperbolischen Funktionen von einer und mehreren Variablen und wird mit 880 000 Euro finan-ziert. Prof. Dr. Peter K. Friz untersucht neue analytische Me-

thoden, die eine robuste Betrachtung stochastischer Differen-tialgleichungen gestatten. Seine Forschungen werden mit cir-ca 851 000 Euro gefördert. Prof. Dr. Marc Alexa (r.) bekommt für seine Arbeiten zur Erzeugung von realen und digitalen 3-D-Modellen 1,35 Millionen Euro. Mit den „Starting Grants“ un-terstützt der ERC international herausragende Nachwuchswis-senschaftlerinnen und -wissenschaftler beim Auf- oder Ausbau einer unabhängigen Forschungsgruppe im Bereich der Grund-lagenforschung. Alle Vorhaben werden über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. sn

Vier „ERC Starting Grants“ gehen an die TU Berlin

Herausragende DrittmittelbilanzIm Jahr 2009 konnte die TU Berlin die Rekordsumme von rund 125 Millionen Euro von öffentlichen und privaten Mittelgebern einwerben. Das bedeutet ein Plus von rund 27 Prozent bezie-hungsweise 26,6 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Mit Abstand die meisten Drittmittel flossen im vergangenen Jahr mit 41,5 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) an die TU Berlin. Sie umfassen rund ein Drittel des eingeworbenen Forschungsgeldes. Insgesamt konnten alle Fakultäten ihr Drittmittelvolumen steigern. Interne Spitzenrei-ter sind die Fakultät II Mathematik und Naturwissenschaften mit 27,8 Millionen Euro und die Fakultät IV Elektrotechnik und Informatik mit 25,3 Millionen Euro. Den größten Zuwachs von rund 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 haben jeweils die Fa-kultäten VI Planen Bauen Umwelt und VII Wirtschaft und Ma-nagement. stt

Erfolgreich auf EU-EbeneIm Dezember 2007 ist das 7. Gemeinschaftliche Rahmenpro-gramm Forschung der Europäischen Union an den Start ge-gangen und wird noch bis 2013 laufen. Bereits zur Halbzeit kann die TU Berlin eine sehr erfolgreiche Bilanz ziehen: Mit insgesamt 95 in den vergangenen drei Jahren begonnenen For-schungsprojekten beteiligen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität erfolgreich an diesem Förder-programm. Etwa 30 Millionen Euro flossen beziehungsweise fließen an die TU Berlin, um Forschung, internationale Ko-operation und Mobilität herausragender Nachwuchswissen-schaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zu fördern. Da-mit kann die Universität ihre herausragende Stellung weiterhin behaupten. Im 6. Rahmenprogramm war sie eine der zehn bes-ten deutschen Universitäten bei der Einwerbung von europäi-schen Drittmitteln. stt

Mit ihrem Projekt „TU MINT  – Strategien zur Nach-wuchsförderung an der TU Berlin“ setzte sich die TU Ber-lin im April 2010 als eine von insgesamt sechs Gewinnerin-nen beim Wettbewerb „Nachhaltige Hochschulstrategien für mehr MINT-Absolventen“ durch, der vom Stifterver-band für die Deutsche Wissenschaft und der Heinz Nix-dorf Stiftung ausgelobt wurde. MINT steht für Mathema-tik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 300 000 Euro für die Jahre 2010 und 2011 werden in das Projekt investiert, das von den Arbeitsgruppen um die Professo-ren Angela Ittel (Pädagogische Psychologie), Hans-Ulrich Heiß (Kommunikations- und Betriebssysteme) und Mari-

on Esch (Qualitätsmanagement und Chancengleichheit in der Ingenieurausbildung) getragen wird. Angela Ittel von der Fakultät I Geisteswissenschaften ist im Rahmen von TU MINT für den Aufbau des Schulportals verantwort-lich. Ziel dieser Plattform ist es, junge Menschen für die MINT-Studieninhalte zu begeistern, ihnen Hilfen zur Be-rufsorientierung zu vermitteln und Informationen zu Be-rufsfeldern bereitzustellen. Außerdem sollen noch stärker als bisher junge Frauen sowie Jugendliche mit Migrations-hintergrund angesprochen werden. bk

www.schulportal.tu-berlin.de

Schulportal und MINT-Förderung

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4 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

NeUes aUs Der TU BerLiN

Forschung und Universitätsleben

Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, hagemanngruppe.de (4)

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung des Sonder-forschungsbereiches 910 (Sfb) zur Kontrolle nichtlinearer Systeme an der TU Berlin bewilligt. Damit wird Berlins Stellung als führender Forschungsstand-ort auf dem interdisziplinären Gebiet der nichtlinearen Dynamik national und international weiter ausgebaut. Sprecher des Sfb ist Prof. Dr. Eckehard Schöll, PhD, vom Institut für Theoretische Physik der TU Berlin. Unter dem Titel „Kon-trolle selbstorganisierender nichtlinearer Systeme: Theoretische Methoden und Anwendungskonzepte“ werden 17 Teilprojektleiterinnen und Teilprojektleiter aus drei Berliner Universitäten und drei außeruniversitären Forschungseinrich-tungen an innovativen Kontrollstrategien und -methoden forschen. Als Anwen-dungen werden Halbleiterquantenstrukturen und Nanokavitäten, weiche Mate-rie im Nichtgleichgewicht, wie Kolloidsysteme und aktive Biomembranen, und neuronale Systeme und Netzwerke betrachtet. Während der ersten Förderperio-de von vier Jahren fließen rund sieben Millionen Euro Drittmittel von der DFG in den Sfb. Geplant ist eine Gesamtlaufzeit von zwölf Jahren in drei Förderperi-oden mit einem Gesamtfördervolumen von mehr als 22 Millionen Euro. sn

Neuer Sonderforschungsbereich in der Physik

Zentrum für Entrepreneurship gegründet

Die TU Berlin bündelt ihre Kompetenzen aus Forschung, Leh-re und Gründungsservice und verankert ihre Aktivitäten rund um das Unternehmertum in einem neuen Zentrum für Entre-preneurship. Es fungiert als zentraler Anlaufpunkt für alle gründungsinteressierten Mitglieder der Universität und ist die Schnittstelle zu Investoren, Business Angels und Gründerzent-ren. Damit geht die TU Berlin konsequent den Weg der Förde-rung von Unternehmensgründungen aus der Wissenschaft wei-ter, für den sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. stt

www.entrepreneurship.tu-berlin.de

Spitzenplatz für die MathematikDie Mathematik der TU Berlin gehört europaweit zur Spitzen-gruppe und zeichnet sich durch Forschungsstärke und Interna-tionalität aus. Das Ergebnis basiert auf dem aktuellen „CHE ExcellenceRanking“ 2010, das im Oktober 2010 veröffentlicht wurde. 56 Hochschulen bieten in Europa für Masterstudieren-de und Promovierende im Fach Mathematik herausragend for-schungsstarke Fachbereiche und internationale Orientierung. In Deutschland gehören elf Universitäten in die „Exzellenz-Gruppe Mathematik“, darunter die TU Berlin. stt

www.math.tu-berlin.de

Nun lässt sich die TU Berlin endlich überallhin mitneh-men. Sie kann einem den Weg beleuchten, man kann sie zum Schreiben verwenden, man kann auf ihr sitzen und sie lässt sich sogar anziehen. Am 18. Oktober 2010 öffne-te der neue Uni-Shop im TU-Hauptgebäude, direkt neben dem Audimax, seine Türen. Dort hat man die Qual der Wahl zwischen rund 60 neu-en Merchandising-Artikeln der TU Berlin (siehe auch die Postkarten auf der Rückseite des Alumni-Magazins). Eine

große Auswahl an Kapu-zen-Sweatshirts, Polo-Shirts oder T-Shirts mit dem TU-Logo ist im neuen Shop er-hältlich, ebenso wie diverse Arbeitsmittel, Tassen oder USB-Sticks. Alle Artikel sind hochwertig, die Designs ein-fallsreich und auf die TU Ber-lin zugeschnitten. Betreiber des TU-Shops ist die Hage-manngruppe, Eichenau. Ge-öffnet ist der Shop von 10 bis 16 Uhr sowie Tag und Nacht im Internet. bk

www.tu-berlin-shop.de

Das TU-Logo auf Kissen und Kapuzen-Shirt

Prof. Dr. eckehard schöll (r.), sprecher des sonderforschungs - bereichs, Prof. Dr. sabine Klapp, stellvertretende sprecherin, und Dr. Philipp Hövel, Geschäftsführer

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NeUes aUs Der TU BerLiN

parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 5Fotos: ThyssenKrupp aG (3), The Linde Group, Bosch

55 Gründe, Ingenieur zu werdenVon Dr.-Ing. Ekkehard D. Schulz

Um es gleich vorwegzunehmen: Ingenieur zu sein, das ist nicht nur einfach ein Job, sondern vielmehr eine Berufung.

Für mich persönlich ist es sogar der schönste Beruf der Welt! Ingenieure folgen einem urmenschlichen Trieb, der permanente Neugier, Ungeduld und stete Unzufriedenheit vereint. Sie wol-len Funktionen ergründen. Denn sie glauben nicht an den Sta-tus quo. Sie wissen instinktiv: Das Rad des Lebens kennt keinen Anfang und kein Ende, sondern nur Zwischenstadien, die mit Kreativität und Ausdauer ständig zu optimieren sind. Ingeni-eurinnen und Ingenieure sind beseelt von der Idee, dass immer alles besser zu machen ist. Ob in den Tiefen der Ozeane oder auf dem Mond, ob im Automobilbau, im Gesundheitswesen oder Umweltschutz – überall arbeiten Ingenieure. Dieser Beruf ist so vielfältig wie kein anderer, bringt Menschen aus aller Welt zu-sammen und sichert unseren Fortschritt. Schon immer sind In-genieure die Motoren des menschlichen Miteinanders gewesen.

Die zwei großen deutschen Wirtschaftswunder, Gründerzeit und Nachkriegsjahre, mögen von Politikern, Feldherren und Geistesgrößen beeinflusst worden sein; geprägt aber wurde der Fortschritt von Ingenieuren. Ob Mobilität, Kommunikation, Ge-sundheit – stets sorgten Naturwissenschaftler und Ingenieure für die großen Fortschrittssprünge. Und so wird es auch in Zu-kunft sein. Ingenieure sind es, die die Welt verändern.

Ingenieure und Naturwissenschaftler sind allerdings bis heute rar in den Star-Listen unserer Gesellschaft. Welche Inge-nieure kann man jungen Leuten heute als Vorbild nennen, wer ginge bei unseren Kindern und Enkeln als cool durch? Albert Einstein war ein Volksheld, Nobelpreisträger wie Prof. Dr. Ger-hard Ertl und Prof. Dr. Peter Grünberg geraten dagegen rasch wieder in Vergessenheit.

Damit kein falscher Eindruck aufkommt: Auch Geisteswis-senschaften sind wichtig. Aber nur, wenn sie gleichberechtigt mit den Naturwissenschaften behandelt werden. Die Gleich-gültigkeit, die dem Ingenieurberuf heutzutage entgegenschlägt, wäre noch zu ertragen, wenn wir damit nicht dauerhaft unse-re Lebensgrundlage durchlöchern würden. Ein rohstoffarmes Land wie Deutschland hat seinen Wohlstand und Fortschritt seit Jahrhunderten klugen Köpfen zu verdanken: Johannes Guten-berg, Wilhelm Conrad Röntgen, Carl Benz zum Beispiel. Der beispiellose Aufstieg Preußens war nur denkbar, weil Know-how importiert wurde: Friedrich der Große holte holländische Ingenieure nach Potsdam. Die Gründerzeit prägten Helden wie Carl von Linde, Robert Bosch, Emil Rathenau, Werner von Sie-mens, August Thyssen, Friedrich Krupp, Nikolaus Otto, Gott-lieb Daimler oder Rudolf Diesel. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Konrad Zuse, Artur Fischer, Manfred von Ardenne, Ulrich Müther oder Karlheinz Brandenburg, die unser Land, mit vielen anderen, in der Weltspitze hielten. Zuverlässig hat

das deutsche Bildungssystem Ingenieure produziert, die den Wohlstand gesichert und gemehrt haben. Doch in Zeiten der Globalisierung sind solche Traditionen leicht zu kopieren.

In Deutschland gibt es jährlich etwa 40 000 Absolventen, in der gesamten EU rund 350 000. Das sind aber etwa nur halb so viele wie in China und Indien. Wir Deutschen haben kein Monopol auf Erfindungen; kreativ sein kann jeder. Der einzi-ge deutsche Rohstoff, das sind unsere Ideen, unsere Kreativi-tät, unser Erfindergeist, der eine lange und gute Tradition hat. Wenn wir diese Tradition kappen, entziehen wir uns selbst die Existenzgrundlage.

Diese Entwicklung, die sich seit Jahren verstetigt, macht mir große Sorgen. Deswegen habe ich mein Buch „55 Gründe, In-genieur zu werden“ verfasst: Ich möchte auf heitere, manchmal nachdenkliche, aber durchweg positive Weise einen Beruf wert-schätzen, der zwei herausragende Merkmale vereint: Er macht den Einzelnen glücklich und nutzt der Gesellschaft. Und dar-um geht es.

Mir hat dieser Beruf Freude und Spannung geschenkt, He-rausforderung, Erfolg und Befriedigung. Dieses Glück möchte ich teilen. Es ist mir eine Herzensangelegenheit.

Der Autor ist Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG und Ehrendoktor der TU Berlin. Im Murmann-Verlag Hamburg ist von ihm in diesem Jahr das Buch „55 Gründe, Ingenieur zu werden“erschienen (ISBN: 978-3-86774-105-7). Es wurde Ende September 2010 im Beisein des Bundespräsidenten Christian Wulff im historischen Lichthof der TU Berlin vorgestellt. Hier hatte 1899 der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. den technischen Hochschulen in Preußen als ersten im Deut-schen Reich das Recht verliehen, den Titel „Diplomingenieur“ zu vergeben und zu promovieren.

Das TU-Logo auf Kissen und Kapuzen-Shirt

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6 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Grafik: TU Berlin/iVP Darstellung eines szenarios, in dem der Wirtschaftsverkehr die elektromobilität in Berlin vorantreibt

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Wie mobil? – E-mobil!Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, forschen TU-Wissenschaftlerinnen und TU-Wissenschaftler an der Leistungssteigerung der elektrischen Antriebe ebenso wie an Mobilitätsszenarien und Nutzerverhalten, intelligenten Steuerungssystemen für die Stromnetze oder zur Infrastruktur von Ladestationen. Ein Forschungseinblick

Satz & Gestaltung 300,– €

gesamt 825,– € 900,- €

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 7Grafik: TU Berlin/iVP Darstellung eines szenarios, in dem der Wirtschaftsverkehr die elektromobilität in Berlin vorantreibt

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Bleibt Elektromobilität ein Hightech-Accessoire für Besser-verdienende, die sich ein ökologisch gutes Gewissen leis-

ten – oder schafft sie den Sprung in den Alltag, wird unverzicht-barer Bestandteil der allgemeinen Mobilität? Welche Ansprüche stellen die Menschen in einer Großstadt zukünftig an Mobilität? Die Spekulationen darüber driften weit auseinander.

Professorin Christine Ahrend und ihr Team aus dem Fach-gebiet Integrierte Verkehrsplanung an der TU Berlin spekulie-ren sozusagen berufsmäßig. Mit Hilfe der Szenario-Forschung beschreiben sie Visionen zur Elektromobilität im Jahr 2025 im Ballungsraum Berlin.

„E-mobility“ heißt das gemeinsame Projekt, das Christine Ahrend zusammen mit dem Fachgebiet Straßenplanung und -betrieb bearbeitet. Es ist ein Teilprojekt der großen Initiative der Bundesregierung zur Integration von Elektromobilität in die Energienetze und wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit einer Million Euro finanziert. Professorin Ahrend und ihr Team konzentrieren sich dabei auf die Analyse des Nutzerverhaltens.

„Forschung im Bereich Elektromobilität ist nach wie vor auf die Technologie fokussiert, und das wird auch noch eine Weile so bleiben“, da sind sich Ahrend und ihr Stellvertreter Dr. Oli-ver Schwedes einig. Aber wenn viel Geld in die technologische Forschung fließt, dann muss auch nach dem „return on invest-ment“ auf der Seite des Nutzers gefragt werden. Was hat der individuelle Verbraucher von der Technologie? Welche Erwar-tungen an die Mobilität der Zukunft stellt er? „Diese Aspek-te mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken ist das Ziel unserer Forschung. Die Weiterentwicklung der Elektromobilität darf nicht ausschließlich von dem technisch Machbaren abhän-gen. Sie muss auch an der Nachfrage orientiert sein“, ist Chris-tine Ahrend überzeugt.

Erstes greifbares Ergebnis ihrer Forschung ist die Entwick-lung von drei unterschiedlichen Szenarien zu der Zukunft von Elektromobilität.

In dem ersten Szenario bleibt die Elektromobilität in der Premium-Nische – die Batterietechnologie verbesserte sich nur marginal, der normale Verbrennungsmotor hat nach wie vor entscheidende Kostenvorteile. Für den urbanen Verkehr spielt Elektromobilität keine entscheidende Rolle, sie bleibt ein Status-symbol für Technikpioniere mit höherem Einkommen.

Hightech-Spielzeug oder alltagstauglich?Welche Erwartungen die Menschen an dieMobilität der Zukunft haben

u Fortsetzung S. 8

Satz & Gestaltung 300,– €

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8 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

In dem E-Mikromobilitäts-Szenario setzt sich Elektromobi-lität durch, aber nicht einfach, weil E-Fahrzeuge die Verbren-nungsmotoren ersetzt hätten, sondern weil sich das Mobilitäts-verhalten insgesamt verändert hat. In der Stadt spielen bei die-sem zweiten Szenario elektrische Klein- und Kleinstfahrzeuge eine herausragende Rolle (Grafik S. 9). Der Trend geht weg vom eigenen Wagen hin zur Nutzung von Mobilitätsdienstleistern, die durch eine intelligente, IT-gesteuerte Vernetzung zu jeder Zeit am richtigen Ort das richtige E-Fahrzeug anbieten kön-nen. Wichtigste Prämisse für dieses Szenario, neben der syste-mischen Förderung der E-Mobilität durch den Staat: Die Batte-rietechnologie hat sich deutlich verbessert.

In dem dritten beschriebenen Szenario ist der Wirtschaftsver-kehr in der Stadt der Katalysator der Elektromobilität (Grafik S. 6). Gefördert durch eine gezielte Angebots- und Nachfragepolitik seitens der öffentlichen Hand verdrängen zahllose batteriegetrie-bene Kleinstlaster und Pick-ups den Schwerlastverkehr aus der Innenstadt. Nach und nach fasst die Elektromobilität auch im privaten Individualverkehr Fuß. Auch hier ist die Verbesserung der Batterietechnologie eine entscheidende Prämisse.

„Bei den Szenarien handelt es sich nicht um schöne elektro-mobile Fantasien“, betont Christine Ahrend, „sie sind vielmehr das Ergebnis einer wissenschaftlichen Analyse.“ Ihr Team hat Schlüsselfaktoren für die Entwicklung der Elektromobilität, wie zum Beispiel politische Einflüsse, Batterieentwicklung, Mobi-litätspräferenzen und Ähnliches zusammengetragen. Daraus wurde eine Matrix erstellt, bei der jeder einzelne Schlüsselfak-tor in allen seinen möglichen Ausprägungen mit jedem anderen Schlüsselfaktor in allen denkbaren Ausprägungen in Beziehung gesetzt wurde. Heraus kamen diese drei potenziellen Szenarien, die keine Aussage über ihre jeweilige Wahrscheinlichkeit zulas-sen. „Die Ergebnisse ermöglichen nun eine öffentliche Diskus-sion“, so Ahrend. „Wenn zum Beispiel ein bestimmtes Szenario politisch gewollt ist, können wir jetzt sehen, an welchen Stell-schrauben gedreht werden muss, um es herbeizuführen.“

Vor allem werden die Szenarien jedoch für die Nutzeranaly-se gebraucht. Rund 100 Nutzerinnen und Nutzer eines E-Smart werden zu ihrem Fahrverhalten, ihren Erwartungen, Erfahrun-

gen und persönlichen Mobilitätsanforderungen interviewt. „Da-raus erstellen wir detaillierte Profile der heutigen Nutzerpräfe-renzen“, sagt Ahrend. Anschließend werden die Nutzer ganz konkret mit einem der Szenarien konfrontiert und erneut befragt. „Menschen urteilen immer im Hier und Jetzt, daher ist es extrem schwierig, valide Aussagen zu einem Verhalten in der Zukunft zu bekommen“, beschreibt Ahrend das Paradoxon der Zukunfts-forschung. Hier ist auch Methodenentwicklung gefragt. Welches Szenario ausgewählt wird und wie gut es gelingt, die Probanden in ein zukünftiges Szenario zu versetzen, daran arbeitet das Team noch. „Unser Ziel ist es, aus dem Blickwinkel der Nutzerinnen und Nutzer von E-Autos Anforderungen an die Elektromobilität der Zukunft zu beschreiben“, erläutert Ahrend. Abgerundet wird das Projekt mit einer Ist-Analyse der politischen Rahmenbedin-gungen. „In Berlin haben Bezirke wie Charlottenburg-Wilmers-dorf und Mitte eine Vorreiterrolle übernommen und zum Beispiel bereits öffentliche Ladestandorte für E-Autos ausgewiesen“, so Oliver Schwedes, der diesen Forschungsteil leitet.

In zahllosen Interviews mit allen Beteiligten auf der Anbie-terseite – dazu gehören Verwaltung, Politik, Stromversorgungs-unternehmen und Autohersteller – versucht Schwedes, die kon-kreten Probleme und Erfahrungen, aber auch die Kommunika-tionsschwierigkeiten der Beteiligten zusammenzutragen. „Wir analysieren und systematisieren die Erfahrungen auf den ver-schiedenen Ebenen. Daraus leiten wir Empfehlungen ab, die ein zukünftiges standardisiertes Genehmigungsverfahren erleich-tern und verbessern können“, erklärt Schwedes. In den bisheri-gen Genehmigungsprozessen treffen immer wieder Partner mit ganz unterschiedlichen Standpunkten und unterschiedlichen Erwartungshaltungen aufeinander, da sind Kommunikations-schwierigkeiten programmiert. „Ein runder Tisch, an dem alle Beteiligten gleichberechtigt zusammensitzen und wir eine Art Moderatorenrolle einnehmen, ist jetzt unser Etappenziel“, so Oliver Schwedes. KATHARINA JUNG

Weitere Informationen finden Sie im Internet

www.tu-berlin.de/?id=70610

In nur zehn Monaten hatten TU-Studierende aus vier verschiedenen Fachgebieten einen Rennwagen mit einem Elektroantrieb sowohl ent-

worfen als auch gebaut und ihn bei dem ersten Formula-Student-Wett-bewerb für Elektrofahrzeuge im August 2010 am Hockenheimring prä-sentiert. „zedX Vision“ nannte das 18-köpfige Team seinen Flitzer. Die Buchstaben stehen für„Zero Emission Drive“ – Null-Emissions-Antrieb. Entstanden ist der Wagen innerhalb des deutschlandweiten Konstrukti-onswettbewerbs, bei dem es für die Studierenden darum geht, in Eigenre-gie einen Rennwagen zu planen, zu bauen und auch das notwendige Geld über Sponsoren aufzutreiben. So belegte das Team in der Kategorie Busi-ness-Plan-Präsentation unter den 15 studentischen Teams, die aus ganz Europa angetreten waren, den vierten Platz und im Engineering Design, in welchem die Konstruktion des Wagens und des Antriebsstrangs ver-teidigt werden muss, den fünften. Das notwendige Wissen, um bei einem

Alles öko am Formel-FlitzerStudierende entwickelten einen Rennwagen mit Elektroantrieb

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 9Foto: TU-Pressestelle/Dahl, Grafik: TU Berlin/iVP

500 E-Säulen für BerlinDie Einrichtung von Ladestationen hat ihre Tücken: hoher Parkdruck und fehlende Markierung

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Der auch in ökologischen Maßstäben denkende Berliner liebt nicht nur das kulturelle Angebot der Großstadt, son-

dern auch Ausflüge an den Stadtrand. Ein Benzinmotor, der auf dem Weg ins Grüne lautstark CO2 und Feinstaub in die Luft schleuderte, trübte dabei sein Umweltbewusstsein. Diesmal ist er mit dem Elektroauto unterwegs. Kein Motorenlärm, keine Ab-gase. Er genießt diesen Einklang, bis er feststellt, dass die Bat-terie fast vollständig verbraucht ist. Und keine Ladestation ist in Sicht. Denn das Netz von öffentlich zugänglichen Akkula-destellen ist sehr dünn, und nicht nur Ausflüge, sondern auch

alltägliche Wege mit dem Elektroauto erfordern eine sorgfältige Weg- und Zeitplanung. In Berlin fehlt ein flächendeckendes La-destationennetz.

An dieser Stelle setzt das Teilprojekt „Analyse Nutzerverhal-ten und Raumplanung regionale Infrastruktur“ am Fachgebiet Straßenplanung und Straßenbetrieb der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Thomas Richter an. Es wird im Rah-men des Wettbewerbs „e-mobility – IKT-basierte Integration der Elektromobilität in die Netzsysteme der Zukunft“ seit Som-mer 2009 durchgeführt. „Auf Basis eines komplexen geografi-schen Informationssystems (GIS), in welchem maßstabgerechte Luftaufnahmen, sogenannte Orthophotos, digitale Karten und umfangreiche digitale Strukturdaten des Landes Berlin enthal-ten sind, werden die Standorte für potenzielle Ladestationen er-mittelt. Bestandteil sind beispielsweise Daten zur Wohnbevöl-kerung, über PKW-Zulassungen, zu Nahversorgungszentren, Einkaufszentren und zum Parkraumbestand“, erklärt die wis-senschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „e-mobili-ty“ Annika Schreiber. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-ler der TU Berlin und der TU Dortmund erarbeiten zusammen

solchen Wettbewerb überhaupt teilnehmen und sich behaupten zu kön-nen, erlernen die Studierenden auch in der Lehrveranstaltung „Technik und Management im Motorsport“, die seit 2006 am Fachgebiet Kraft-fahrzeuge angeboten wird.

Aber der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit hat sich das Team nicht nur hinsichtlich der Entwicklung eines alternativen Antriebs verschrieben. „Wir wollten Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit an jeder Stelle des Projektes umsetzen“, sagt Team-Mitglied Philipp Kahle, Student der Kraftfahrzeugtechnik. So kommt nicht nur die Energie für den Rennwagen selbst aus Ökostrom. „Grün“ ist auch die Energie für die Fertigung sowie für den Betrieb von Einrichtungen wie zum Beispiel das Büro. Darüber hinaus bestehen alle Karosserieteile aus einem Na-turfaserverbundwerkstoff, fixiert durch einen ökologisch verträglichen Harz. Dies ist ein einzigartiges Konzept und damit das umweltfreund-lichste Rennfahrzeug des gesamten Wettbewerbs. Unterstützt wurden die Studierenden bei ihrem Projekt von der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin und anderen Sponsoren. Das Team setzt nun alles daran, dass der Flitzer im Jahr 2011 bei den studentischen Rennen auf dem Ho-ckenheimring dabei sein kann. Beim ersten Rennen fehlte es an Fortune: Technische Probleme verhinderten einen Start. SyBILLE NITSCHE

Weitere Informationen finden Sie im Internet

www.zedx.de

u Fortsetzung S. 10

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10 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Karte: FG sPB der TU Berlin/senstadt 2008, Foto: TU-Pressestelle/Dahl

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Standorte werden Erkenntnisse über die Nutzeranforderungen in die Planung einfließen.“ Die Nutzeranforderungen werden der-zeit vom Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung gewonnen. Ein weiterer Aspekt des Projektes ist die Einspeisung der vorgeschla-genen Standorte in Energie- und Kommunikationsnetze.

Die Integration eines solchen Ladestationennetzes birgt verschiedene Hürden: „Eine Herausforderung ist der in vielen Stadtteilen Berlins ohnehin hohe Parkdruck, denn die Anzahl der frei zugänglichen Parkplätze reduziert sich durch die Einrichtung von Ladestationen“, erläutert Annika Schreiber. Ladestationen sind nämlich keine Parkplätze. Nach Beenden des Ladevorgangs soll der Stellplatz wieder geräumt werden. „Kritisch ist momen-tan außerdem, dass es keinerlei rechtliche und planerische Vorga-ben zur Beschilderung oder Markierung der Ladestandorte gibt. Somit besteht keine Möglichkeit, einzugreifen, wenn ein Lade- standort zum Parken genutzt wird“, führt sie fort. Schließlich gibt sie die Vereinbarkeit mit dem Denkmalschutz zu bedenken. „Insbesondere in Denkmalbereichen, die größere Flächen umfas-sen, ist es schwierig, eine Ladestation zu platzieren.“

Zurzeit sind es rund 80 öffentliche Ladestationen in Ber-lin, 50 von der Firma RWE und 30 von Vattenfall. Dazu kom-men Lademöglichkeiten in privaten Garagen oder Stellplätzen. Die weitere Einrichtung von Ladestationen im öffentlichen und halb öffentlichen Raum, auf Supermarktparkplätzen, Tankstel-len oder am Einkaufscenter, kann nach und nach anhand des In-frastrukturplanes erfolgen. Liegen bleiben oder den Ausflug ins Grüne ausgeklügelt planen wie eine Reise durch den Dschungel sollen in Zukunft nicht mehr die einzigen Möglichkeiten sein, vor denen die Nutzer von Elektroautos stehen. JANA BIALLUCH

auszug aus dem Ladeinfrastruktur-plan mit Daten zur Bestandsaufnahme unter anderem von Versorgungszent-ren (gelbes icon), Freizeiteinrichtun-gen wie Kinos (grün), vorhandenen rWe-Ladestationen (blaue Punkte) sowie erste standortvorschläge für neue Ladestatio-nen in den Bezirken steglitz-Zehlendorf und Pankow (Drei-ecke).

am ernst-reuter-Platz: eine von derzeit 80 Ladestationen in der Hauptstadt

mit Partnern aus der Industrie, unter anderem der RWE Ener-gy AG, bis Ende 2011 einen umfassenden Infrastrukturplan zur Einrichtung eines großräumigen und möglichst flächendecken-den Netzes mit 500 Ladestationen im Stadtgebiet von Berlin.

„Wir überprüfen potenzielle Standorte nach Richtlinien zu Si-cherheitsabständen und lichten Räumen. Außerdem untersuchen wir, welche Orte von sehr vielen Personen besonders regelmä-ßig aufgesucht werden und an welchen Orten die Menschen lan-ge verweilen“, so die Diplomingenieurin. „Nach Ermittlung der

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 11Foto: TU-Pressestelle/Dahl

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Eine Million elektrisch angetriebene Autos will die Bundesregie-rung bis 2020 auf den Straßen haben. Wie muss ein solches Elekt-roauto technisch ausgerüstet sein, damit es diese Akzeptanz findet?

Umweltverträglich und ohne gravierende Einschränkungen mo-bil sein zu können wird ein ganz wesentliches Motiv für den Umstieg aufs Elektrofahrzeug sein. Das E-Auto der Zukunft muss also die entsprechenden Reichweiten sicherstellen, auch wenn die meisten von uns am Tag weniger als 50 Kilometer fah-ren. Deshalb ist es wichtig, die Leistungsfähigkeit der Batterien erheblich zu verbessern. Außerdem müssen E-Autos preiswer-ter werden. Gegenwärtig ist ein E-Auto noch etwa 10 000 Euro teurer als ein vergleichbares konventionell angetriebenes Fahr-zeug. Neue Technologien und innovative Fahrzeugkonzepte sind erforderlich, um diese Ziele ohne Abstriche beim Fahrkomfort oder bei der Fahrzeugsicherheit zu erreichen.

Welchen Beitrag muss die Wissenschaft leisten, damit in zehn Jahren mehr E-Fahrzeuge unterwegs sind?

Zurzeit ist viel über das ausschließlich Batterie-elektrisch be-triebene Fahrzeug die Rede. Die Wissenschaft aber darf sich diesen Tunnelblick nicht zu eigen machen. Neben den bereits ge-nannten Themen sind auch die sogenannten Range Extender zu betrachten. Das sind zusätzliche Aggregate, die die Reichweite des E-Fahrzeugs erhöhen. Ein solcher „Reichweitenverlängerer“ kann ein besonders effizienter und sauberer Verbrennungsmo-tor sein, der in ein Elektroauto integriert ist. Ein anderes The-ma ist die Brennstoffzelle, mit der aus Wasserstoff emissions-frei Strom für den Antrieb von Kraftfahrzeugen gewonnen wird. Weitere Fragen sind, wie die Ladenetze in das gesamte Energie-versorgungsnetz integriert werden können und wie das Elektro-fahrzeug selbst Teil der Energieversorgung werden kann.

Der Verbrennungsmotor hat also weiterhin eine Chance?

Natürlich hat er das! Sie dürfen ja nicht nur den Personen-, sondern müssen auch den Güterverkehr im Auge haben. Einen 40-Tonner allein Batterie-elektrisch anzutreiben ist derzeit illusorisch. Wenn wir den Verbrennungsmotor intelligent mit einem elektrifizierten Antriebsstrang kombinieren, kann das für das Problem der Bat-teriespeicherung auf längere Sicht eine Lösung sein.

Wie wird sich die Forschung an der TU Berlin auf dem Gebiet der E-Mobilität ausrichten?

Die Stärke der TU Berlin besteht in der Vielfalt. Derzeit enga-gieren sich 20 Institute und Fachgebiete, die das Thema bearbei-ten. Die Forschungen reichen von der Speichertechnologie zum

„Deutschland braucht Modellregionen“Dietmar Göhlich über noch zu teure E-Autos, die Chancen des Verbrennungsmotors und die Zukunft der Elektromobilität

Prof. Dr. Dietmar Göhlich leitet das Fach-gebiet methoden der Produktentwick-lung und mechatronik und koordiniert das Forschungsnetzwerk elektromobi-lität an der TU Berlin. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit der shanghai Jiao Tong University (sJTU) auf diesem Gebiet. Die Kooperation war von TU-Präsident Prof. Dr.-ing. Jörg steinbach im september 2010 in China zusammen mit dem sJTU-Vizepräsidenten Prof. Dr. ZHaNG WenJUN unterzeichnet worden u Fortsetzung S. 12

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12 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Zugegeben, der blaue Golf in der Ecke der Versuchshalle ist nicht gerade eine technische Innovation. Aber das wird sich

ändern. Alsbald soll das „ältere Semester“ anstelle seiner bishe-rigen Blei-Säure-Batterien mit Lithium-Ionen-Akkus angetrie-ben werden. Noch lagern die Bauteile, die wie silbrige quadra-tische Badezimmerkacheln aussehen, zu Hunderten in Pappkar-tons. Am Fachgebiet Elektrische Antriebstechnik der TU Berlin tüfteln Prof. Dr.-Ing. Uwe Schäfer und seine Mitarbeiter daran, wie sie 1000 dieser Zellen unter der Motorhaube des alten Golfs verschalten und positionieren können.

„Lithium-Ionen-Akkus haben eine deutlich höhere Lebens-dauer als herkömmliche“, erläutert Schäfer. Während Blei-Säu-re-Akkus nach nur 50 000 Kilometern der Saft ausgeht, bringen es die Lithium-Ionen-Akkus auf 150 000 Kilometer. Die 1000 Zel-len liefern dabei eine Leistung von 200 Kilowatt und der so an-getriebene Wagen könnte mit einer Ladung bei einer Höchstge-schwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde über 100 Kilome-ter weit fahren. Das Besondere: Die dreifach höhere Lebensdauer der Batterie erreichen die TU-Forscher durch die spezielle „at-mende“ Flachzellenform in Verbindung mit einem speziellen Bat-terie-Management-System. „Das sorgt dafür, dass alle Lithium-Ionen-Zellen elektrisch und thermisch gleichmäßig belastet wer-den“, sagt der Experte. Grundsätzlich befasst sich der Ingenieur mit der Umwandlung von mechanischer Energie in elektrische. Dabei geht immer auch ein Teil der Energie als Wärme verloren. Um die Effizienz von Elektroantrieben zu verbessern, arbeiten die Wissenschaftler mit neuen Materialien wie Permanent-Ma-gneten. In einem anderen Projekt erreichen die Forscher höhere Drehzahlen in den Motoren und können so bei gleichbleibender Leistung die Bauteile verkleinern. Inzwischen ist man auch dazu übergegangen, komplette Prozesse ganzheitlich zu betrachten. „Die meisten Autoantriebe sind auf eine Leistung von bis zu 200

Kilowatt ausgelegt – tatsächlich werden im Mittel zehn Kilowatt benötigt“, so Schäfer. „Leider hat sich bisher kein Elektromoto-ren-Hersteller dafür interessiert, wie es bei zehn Kilowatt mit der Effizienz des Antriebs aussieht oder wo und wie man neue, sinnvolle Effizienz-Regelkreise einbauen kann.“ Diese Ergebnis-se werden dann in den nächsten Golf-Umbau einfließen und dem Fahrzeug zu mehr Dynamik verhelfen.

In einem Labor auf dem TU-Campus ist eine Messstrecke aufgebaut. Ein kleiner Elektromotor liegt in Einzelteile zerlegt auf einer Werkbank. „Hier untersuchen wir eine elektrisch ange-triebene Kühlwasserpumpe“, erläutert Schäfer. Bislang werden Kühlwasserpumpen über einen Keilriemen – also über die Leis-tung des Verbrennungsmotors eines PKW – angetrieben. Ganz egal, ob das Auto bergauf oder bergab fährt, ob überhaupt Küh-lung benötigt wird oder nicht. Abhängig von der Temperatur des Kühlwassers könnte künftig der handtellergroße Elektromotor bedarfsgerecht gesteuert werden – unabhängig von der Leistung des Verbrennungsmotors. Uwe Schäfer engagiert sich aber nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene für die E-Mobilität. Als Präsi-dent der Deutschen Gesellschaft für elektrische Straßenfahrzeu-ge setzt er sich auch dafür ein, „die gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen dafür zu verbessern“. Die Lithium-Ionen-Akkus in der Versuchshalle des Fachgebietes sind ein Weg, die elektrische Antriebstechnik für PKWs voranzubringen. „Wir arbeiten da-ran, die Akkus modulhaft zu verbauen, sodass sie neben unse-rem Versuchs-Golf auch für andere Fahrzeugtypen nutzbar wer-den“, erläutert Uwe Schäfer und träumt bereits von elektrischen Dienstwagen an der TU Berlin. ANDREA PUPPE

Elektroantrieb, über die Fahrzeugsicherheit bis hin zu der Fra-ge, wie die Zukunft der Stadt im Zeitalter von Elektromobilität aussehen wird. Und gerade weil die TU Berlin in so vielen Be-reichen aktiv ist, können wir dazu beitragen, dass in Berlin ein zukunftsweisendes Schaufenster der E-Mobilität entsteht. Gro-ße Bedeutung haben aber auch internationale Projekte, zum Bei-spiel mit China.

Wie wird die TU Berlin mit China kooperieren?

Sie wird zusammen mit anderen deutschen Hochschulen ein deutsch-chinesisches Forschungsnetzwerk aufbauen. Dieses Netzwerk wird sich mit zukünftigen Batterietechnologien, mit neuen Fahrzeug- und Antriebskonzepten sowie der Einbindung des Fahrzeuges in die Infrastruktur von der Energieversorgung bis zum Internet beschäftigen.

Wissenschaftler kritisieren Doppelforschungen zum Beispiel im Bereich der Ladestruktur. Leuchtturmprojekte werden vermisst. Pflichten Sie dem bei?

Sich mit den gleichen Fragen zu beschäftigen heißt nicht, die gleichen Lösungen zu finden. Eine Technologie als Leuchtturm-projekt voranzustellen setzt voraus, zu wissen, dass diese Tech-nologie sich durchsetzt. Wir wissen aber nicht, welche das Ren-nen machen wird. Es ist sogar anzunehmen, dass wir einen Mix aus verschiedenen Mobilitätskonzepten und Technologien brauchen. Ich halte einen möglichst vielfältigen Wettstreit um den richtigen Weg für erforderlich. Was wir in Deutschland al-lerdings benötigen, sind Regionen, wo wir Komplettlösungen modellhaft demonstrieren, um zu lernen, welche funktionie-ren. Da sehe ich die Notwendigkeit, dass Hochschulen, Politik, Industrie und Kommunen sich zusammenschließen, um Ideen modellhaft umzusetzen. Denn wenn Deutschland internatio-nal Leitanbieter von Elektromobilität sein will, dann müssen wir die fortschrittlichen Konzepte auf dem nationalen Markt darstellen. Berlin, und mittendrin unsere Universität, könnte eine solche Modellregion sein.

DAS INTERVIEW FüHRTE SyBILLE NITSCHE

Langer Atem unter der MotorhaubeWie Effizienz und Leistung elektrischer Antriebe gesteigert werden können

Weitere Informationen finden Sie im Internet

www.iee.tu-berlin.de/index.php?id=36

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 13Grafik: TU Berlin/iVP

sCHWerPUNKTTHema: e-mOBiLiTäT

Damit es nicht zum Kollaps kommtForscher arbeiten an einem intelligenten Steuerungssystem, um die Stromnetze im Zeitalter von E-Mobilität stabil zu halten

Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren, so die Vorstellung der Bun-

desregierung. „Großstädte wie Berlin oder Hamburg bilden da einen Schwerpunkt“, weiß Daniel Freund, wissenschaftlicher Mitarbeiter des DAI-Labors der TU Berlin. Aber: Wenn zum Beispiel in Berlin abends gegen 18 Uhr rund 20 000 E-Autos gleichzeitig wieder aufgeladen werden, dann könnte das Strom-netz so erheblich belastet werden, dass in der Stadt hier und da die Lichter ausgehen. Schon jetzt liegt die Spitzenlast des Netzes in Wohngebieten zwischen 18 und 22 Uhr.

Professor Sahin Albayrak, Daniel Freund und die anderen Mitarbeiter des DAI-Labors (Distributed Artificial Intelligence Laboratory) der TU Berlin stehen also vor einer wahren Sisy-phus-Aufgabe: Sie entwickeln eine dezentrale Steuerungssoft-ware. Diese soll die unterschiedlichen Ansprüche der unter-schiedlichen Beteiligten im Stromnetz der Zukunft aufeinander abstimmen und in Echtzeit regulieren.

Theoretisch ist die Lösung für das Problem klar: „Smart Grids“ – Intelligenz im Stromnetz heißt das Zauberwort. Das Stromnetz wird zur Datenautobahn: Sämtliche Produzenten, von den großen Stromversorgern (EVUs) bis hin zu der Photo-voltaikanlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses, sind nicht nur untereinander vernetzt, sondern kommunizieren auch mit den Endverbrauchern und antizipieren deren Stromverbrauch. Ziel ist es, die Stromlast des Netzes möglichst effizient zu ge-stalten.

Elektroautos könnten dabei eine entscheidende Rolle als Zwischenlager spielen. Die Batterien mancher E-Autos kön-nen bis zu 30 Kilowatt pro Stunde und mehr speichern, benö-tigt werden von einem durchschnittlichen Fahrer in städtischer Umgebung aber nur rund neun Kilowatt pro Stunde am Tag. „Ein Teil der Differenz könnte als Energiepuffer verwendet wer-den. Kritische Schwankungen im Stromnetz würden so abgefe-dert. Ein weiterer Vorteil: Der Anteil tatsächlich genutzter Ener-gie aus erneuerbaren Quellen könnte sich erhöhen“, so Daniel Freund. Konkret bedeutet das: In Niedriglast-Zeiten (nachts) könnte das Stromnetz überschüssige Energie an Elektroautos abgeben (grid to vehicle). Zu Spitzenlastzeiten wiederum spei-

sen die Elektroautos den zwischengelagerten Strom wieder ins Netz ein (vehicle to grid).

Was in der Theorie nach einer perfekten Lösung klingt, er-fordert in der Praxis ein hochkomplexes Steuerungssystem: Wer kann und soll wann, wo und zu welchem Preis Strom abgeben oder Strom speichern? „Die Anforderungen der Beteiligten kön-nen dabei sehr widersprüchlich sein“, weiß Daniel Freund. Um nur einige zu nennen: Die großen Stromversorger streben eine effiziente Auslastung der Ressourcen und Kraftwerke an. Die Stromversorgung der Zukunft wird jedoch stark dezentralisiert sein. Der Besitzer einer Photovoltaikanlage auf dem Dach sei-nes Eigenheimes möchte dann Strom einspeisen, wenn die Son-ne scheint, unabhängig davon, ob gerade Bedarf herrscht. Der Autobesitzer möchte uneingeschränkt mobil sein, aber gleich-zeitig möglichst billig Strom tanken. Multipliziert man dieses kleine Szenario mit dem Faktor eine Million, wird die Komple-xität deutlich.

„Wir setzen auf sogenannte skalierbare, verteilte Multi-Agenten-Systeme. Das bedeutet viele kleine Softwareknoten-punkte auf den unterschiedlichen Ebenen des Stromnetzes, die kooperative Steuerungsstrategien verfolgen“, erläutert Freund. „Der Stromkunde soll vorgeben können, ob er sein Auto nur dann laden will, wenn Strom günstig ist, oder ob er seine Batterie dauerhaft als Zwischenspeicher zur Verfügung stellt, ohne dass er dazu in die Komplexität der Steuerung ein-tauchen muss.“

Dazu testet das DAI-Labor zusammen mit verschiedenen Partnern wie Stromversorgern oder Autoherstellern bereits ein-zelne Komponenten einer solchen Steuerungssoftware, zum Bei-spiel wie sich eine Autobatterie in das intelligente Energiema-nagement eines Gebäudes einbinden lässt (vehicle to home), in dem der Haushalt wahlweise über Batterie- oder Netzstrom ge-speist wird. Selbst in dieser kleinen Versuchseinheit muss das Steuerungssystem verschiedene Parameter in Einklang bringen: So müssen die Ladegeschwindigkeit und die Ladehäufigkeit der Autobatterie in Relation zu dem daraus resultierenden Batterie-verschleiß gesetzt werden. Gleichzeitig müssen die individuellen Nutzerpräferenzen und Mobilitätsanforderungen des Autofah-rers von der Software berücksichtigt werden. Viele technische Fragen sind da noch ungelöst.

Volkswirtschaftlich macht ein intelligentes Lademanage-ment allerdings erst dann Sinn, wenn eine kritische Menge an E-Autos, geschätzt werden etwa rund 100 000 Stück deutsch-landweit, überschritten wird.

KATHARINA JUNG

Weitere Informationen finden Sie im Internet

www.dai-labor.de/application_centers/energy/

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Ein nützliches TandemGewinner I: Die Firma yOUSE begutachtet schon während der Entwicklung Produkte, ob sie gebrauchstauglich sind. Dieser Service kann Unternehmen viel Geld sparen

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Auf dem TU-Campus sitzen zwei angehende Wirtschaftsin-genieure und tippen auf einem MP3-Player herum. Sie prü-

fen die Navigation und schütteln ihre Köpfe. Eigentlich wollen sie nur Musik hören und sich nicht mit der Steuerung herumär-gern. Zwischen 2000 und 2006, als Dr.-Ing. Sebastian Glende und Dr. Christoph Nedopil noch Studenten waren, tauschten sie sich zwischen ihren Vorlesungen und Seminaren immer wieder über Geräte aus, die durch unbrauchbare Funktionen, eine kom-plizierte Steuerung und undurchsichtige Beschriftungen „beein-druckten“. „Wir fühlten uns genervt, weil Funktionen sinnlos

gestaltet waren“, erinnert sich Sebastian Glende.Im Jahr 2009 gründeten sie die Firma YOUSE und machten es sich zur Aufgabe, „Produkte so

zu designen, dass sie leicht zu bedienen sind und Spaß machen“, sagt Christoph Nedo-

pil. Hinter dem Firmennamen verbirgt sich „you use“ – du benutzt. Dabei setzt

YOUSE auf eine umfassende Nutzerein-bindung bei der Produktentwicklung. „Am besten wäre es, wenn der Nut-zer die Knöpfe selbst mit entwickelt, die er später bedienen soll“, erläutert

Nedopil weiter.Die Geschäftsidee funktioniert:

YOUSE wird seit 2009 mit einem „Exist Gründerstipendium“

vom Bundeswirtschaftsminis-terium und dem Europäischen

Sozialfonds gefördert. Und beim Businessplanwettbe-

werb Berlin-Brandenburg 2010 gewannen Glende

und Nedopil den ersten Preis in der Kategorie

„Service“. Der Ser-vice besteht darin, die Nutzereinbin-dung bekannt zu machen und sich

als der Dienstleis-ter auf dem Markt zu

platzieren, der dieses Thema für Fir-men bearbeitet. Für die beiden Inge-nieure stand früh fest, dass sie eige-ne Ideen umsetzen und eine eige-ne Firma ins Leben rufen wollten. Unterstützt wurden sie dabei vom TU-Gründungsservice.

2005/2006 beendeten sie ihr Studium an der TU Berlin. Ne-dopil coachte nach seiner Promo-

tion 2008 Manager großer Firmen und sammelte Berufserfah-rungen im internationalen Management. Während er sich be-sonders mit der Herstellerseite auskennt, verfügt Glende über Erfahrungen, die vor allem für die Nutzerseite wichtig sind. Se-bastian Glende leitete während seiner Promotion über Produkt-ergonomie an der TU Berlin bis 2009 eine Gruppe von Senioren, die „Senior research group“. Mit 70- bis 85-Jährigen testete der Wirtschaftsingenieur Produkte und beteiligte sich an Lehrver-anstaltungen sowie Forschungsprojekten.

Derzeit arbeiten sie an einem Haushaltsroboter für ältere Menschen, der im Rahmen eines von der EU geförderten Pro-jekts entwickelt wird. In Workshops werden Situationen durch-gespielt und es wird getestet, was die Nutzer von dem Roboter wollen. Erste Ergebnisse liegen vor: Er soll als physische Unter-stützung älteren Menschen beim Aufstehen und Duschen helfen und deshalb wasserfest sein. Außerdem könnte er die Steuerung komplexer Systeme durch gesprochene Anweisungen ermögli-chen. „Die Nutzerin sagt zum Beispiel ,Zwei Grad kälter‘, und der Roboter gibt diese Information an die Klimasteuerung wei-ter“, erklärt Christoph Nedopil.

Die YOUSE-Dienstleistungen kommen bei den Firmen zwar gut an, aber diese haben Schwierigkeiten, ihr Produkt frühzeitig aus der Hand zu geben. „Häufig sind wir an Produkte erst her-angekommen, als diese fast fertig waren. Dabei würden die Fir-men viel Geld sparen, wenn man ihnen frühzeitig sagen könnte, diese und jene Spielerei braucht keiner, das brauchen wir uns erst gar nicht angucken“, argumentiert Glende.

Die beiden Unternehmensgründer möchten international ex-pandieren und schauen dabei nach Asien. „Es wandern immer mehr Produktentwickler nach China ab. Wahrscheinlich bringt China die neue Generation von Innovationen hervor“, begrün-det Nedopil sein Interesse. „Auf der Internationalen Funkaus-stellung in Berlin im September haben wir uns mit chinesischen Instituten und Handelskammern bekannt gemacht.“

Wem die Gründungsidee von YOUSE gefällt und wer Lust hat, bei den Nutzerworkshops mitzuwirken, kann sich auf der Homepage registrieren lassen. JANA BIALLUCH

Beim Businessplanwettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW) werden nicht nur die besten Businesspläne prämiert. Es gibt auch einen Wettbewerb um die gründungsaktivste Hochschu-le. Sieger war in diesem Jahr die TU Berlin. Sie erhielt zum vier-

Businessplanwettbewerb: Ideenschmiede TU Berlin

Kontakt

YOUse GmbH, Winsstr. 62, 10405 BerlinTel.: 030/20 17 98 00, [email protected], www.youse.de

14 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

Christoph Nedopil (stehend) und sebastian Glende untersuchen die Gebrauchstauglich - keit von Geräten

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 15Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, BPW Berlin-Brandenburg

„Spectaculaire“ Aussichten für FlugschülerGewinner II: TU-Start-up entwirft virtuelle Akademie für Privat- und Sportpiloten

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Wer sich den Traum vom Fliegen erfüllen möchte, stellt sich darauf ein, für den Flugschein wesentlich mehr zu

lernen als für den Führerschein. Doch die Flugtheorie zu meis-tern – das sind etwa rund 80 Stunden für Technik, Wetterkun-de, Funkzeugnis, Luftrecht und Verhalten in besonderen Situ-ationen – fällt auch ambitionierten Flugschülern nicht immer leicht, denn der Lernstoff stammt vielfach aus den 60er-Jahren und gestaltet sich nach heutigen Kriterien insgesamt wenig an-schaulich. Dies stellten auch die zwei TU-Studierenden der Luft- und Raumfahrttechnik Sinikka Salchow und Sven Kornetzky immer wieder fest – beide sind nicht nur begeisterte Privatpi-loten, sondern auch erfahrene Trainer. Und so machten sie aus ihrem Hobby kurzerhand ein Geschäftsmodell und begannen Anfang 2010 zusammen mit ihrem TU-Kommilitonen Thomas Wetzel und dem Informatiker Lennart Schreiber eine Geschäfts- idee zu entwickeln, die nicht nur „spectaculair“ ist, sondern auch so heißt: Die Schaffung einer virtuellen Lernumgebung für Privat- und Sportpiloten, die die vielschichtige Flugtheorie motivierend vermittelt – über Internet und mobile Plattformen.

„Seit rund 30 Jahren lernen Fliegerinnen und Flieger in spe eine Prüfungsfrage nach der anderen auswendig, um die Theo-rie quasi zu bewältigen“, erklärt Sven Kornetzky. „Damit kom-men sie jedoch nicht mehr ausreichend dazu, sich mit der heu-tigen Komplexität der privaten Luftfahrt auseinanderzusetzen. Wichtige Aspekte, zum Beispiel zur Flugsicherheit, bleiben auf der Strecke.“ Deshalb bereitet „spectaculair“ den umfassenden Lernstoff für ein zeitgemäßes E-Learning-Angebot völlig neu auf. „Wir möchten uns damit gleichzeitig von den Anbietern abgren-zen, die einfach nur übliches Lehrmaterial digitalisiert ins Netz stellen und so das eigentliche Potenzial des Internet nicht nut-zen“, sagt Kornetzky. Ziel ist vielmehr eine moderne, sich stets an neuesten technischen und mediendidaktischen Möglichkeiten orientierende virtuelle Akademie, die die Flugtheorie auf vielfäl-tige Weise nachvollziehbar macht. Allzu viele Details zu seinem Angebotsspektrum verrät das kurz vor der Firmengründung ste-hende „spectaculair“-Team allerdings noch nicht – nur so viel: Ein Schwerpunkt des E-Learning-Programms besteht darin, ver-schiedene Darstellungsformen anzubieten wie Text- und Audio-präsentationen, Animationen oder interaktive Übungen. „Viele Flugschüler möchten zudem zeit- und ortsunabhängig lernen, sich aber gleichzeitig austauschen, auch über Ländergrenzen hin-

weg“, wirft Gründerin Sinikka Salchow noch ein. Somit gehört ein großes Interaktionsangebot, vom informativen Austausch bis zur internationalen Community, genauso zum Portfolio wie ge-meinsame virtuelle Lerneinheiten mit Trainer und Übungsgrup-pe. Dass „spectaculair“ dabei großen Wert auf Benutzerfreund-lichkeit und Design legt, ist für das Gründerteam selbstverständ-lich: „Wir heben uns damit nicht zuletzt vom tristen Textbuchstil ab und das macht einfach Lust auf mehr“, so Kornetzky.

„Lust auf mehr“ verspüren auch die Gründer bei der Ent-wicklung ihrer Geschäftsidee und adressieren deshalb neben Privatfliegern weltweit auch Geschäftskunden, um ihnen ihre Expertise zur Ausbildung von Piloten, Flugbegleitern oder Me-chanikern zu offerieren. „Wir möchten in zehn Jahren als ein in Europa wichtiger Thinktank fungieren, der in der Luftfahrt einzigartige Trainingsprogramme für Wirtschaftlichkeit, Si-cherheit und Nachhaltigkeit anbietet“, führt Salchow aus. Der jüngste Erfolg beim Businessplanwettbewerb Berlin-Branden-burg 2010, bei dem sie den dritten Platz belegten, sowie ausge-prägtes Know-how in den Bereichen Luftfahrt, Informatik und Mediendidaktik sind sicher gute Voraussetzungen, um in die-sem Geschäftsfeld neue Maßstäbe zu setzen. Noch dazu stehen die Zeichen für den Markteinstieg im Frühjahr 2011 günstig: Die bevorstehende Einführung europäischer Fluglizenz-Stan-dards veranlasst Flugschulen, sich nach neuen Lehrmaterialien umzusehen. Damit wird sich für das aufstrebende TU-Start-up sicher ein „spectaculairer“ Markt eröffnen. MONA NIEBUR

ten Mal den Titel „Ideenschmiede“: Aus ihren Reihen kamen in diesem Jahr unter den Berliner Hochschulen die meisten und besten Wettbewerbsbeiträge. Zwei davon sind YOUSE und „spectaculair“, die wir hier vorstellen.

Businessplanwettbewerb: Ideenschmiede TU Berlin

sven Kornetzky und sinikka salchow modernisieren die Fliegerausbildung

Kontakt

spectaculair, [email protected], www.spectaculair.net

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16 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

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Hightech auf den HüttenDas Unternehmen „MicroEnergy International“ berät Banken und Regierungen, um Technologien für erneuerbare Energien in Entwicklungsländer zu bringen

Einen Termin für ein Gespräch mit Noara Kebir zu bekom-men ist gar nicht so einfach. Die 37-jährige Diplomingeni-

eurin für Energie- und Verfahrenstechnik leitet eine Firma und steht außerdem kurz vor dem Abschluss ihrer Promotion an der TU Berlin und der Universität Luxemburg zu dem Thema „Entwicklung eines Zertifizierungsverfahrens für Energiepro-dukte im Mikroenergie-Sektor“. An einem Montagmorgen um 8 Uhr klappt es dann doch noch mit dem Treffen in einem Café am Rosenthaler Platz in Berlin: Kurz vor ihren nächsten Ge-schäftsterminen.

Die Absolventin der TU Berlin hat vor sechs Jahren gemein-sam mit ihrem Kommilitonen Daniel Philipp „MicroEnergy In-ternational“ gegründet, eine Firma, die Banken und Behörden im Energiebereich berät. „Bislang fokussieren wir uns auf die Entwicklungsländer, zurzeit arbeiten wir an Projekten in Peru, Tansania und Uganda. Perspektivisch wollen wir neue Kunden in Osteuropa gewinnen“, sagt Kebir. Die beiden Ingenieure ha-ben dabei ihren Schwerpunkt auf die erneuerbaren Energien ge-legt. „Solaranlagen für Entwicklungsländer werden beispiels-weise möglichst preiswert hergestellt, damit sich die ärmeren Länder die Technik auch leisten können. Darunter leidet aller-dings häufig die Qualität“, erläutert Noara Kebir. „MicroEner-gy International“ unterstützt Mikrofinanzbanken, die Solar-technik in einem Entwicklungsland finanzieren wollen, darin, gute Produkte mit langen Garantiezeiten zu finden. Oder berät die Regierungen der Länder darin, wie man Finanzinstitutionen für neue Energieprogramme gewinnen kann.

Die beiden Firmengründer haben sich während ihres Studi-ums an der TU Berlin kennengelernt. „Wir hatten begonnen, uns in Richtung erneuerbare Energien zu spezialisieren, und wurden zunehmend desillusioniert“, erinnert sich Noara Ke-bir. Sie befasste sich unter anderem mit Strategien zur dezen-tralen Energieversorgung in strukturschwachen Regionen und dem Mikrofinanzwesen. Dann stießen die beiden auf das Un-ternehmen Grameen Shakti, das in Bangladesh kleinteilig und dezentral die Solarenergie vorantreibt, und beschlossen, ihre Diplomarbeit darüber zu verfassen. Das Unternehmen erhielt 2007 den alternativen Nobelpreis für seine Verdienste um den Umweltschutz und gehört zur Grameen Bank, deren Gründer, der Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus, für seine Ideen der Mikrofinanzierung 2006 den Friedensnobelpreis er-hielt. „Wir haben uns gefragt, wie es sein kann, dass die Solar-energie in einem so armen Land wie Bangladesch so erfolgreich ist“, berichtet die Ingenieurin. Was lag näher, als sich direkt in Bangladesch zu informieren? Sieben Monate lang haben beide den Erfolg von Grameen Shakti vor Ort begleitet und für dieses Unternehmen gearbeitet.

In Bangladesch gebe es mittlerweile 350 000 Solaranlagen, dezentral im ganzen Land verteilt, weiß die Unternehmerin. „Die Solaranlagen werden teilweise von Menschen bedient, die weder lesen noch schreiben können. Dennoch sind nach zehn Die Unternehmerin Noara Kebir

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 17Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, microenergy international

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Jahren nur sieben Prozent der Anlagen defekt“, sagt Noara Ke-bir. Den Erfolg des Projektes sieht sie auch darin begründet, dass das Produkt eng mit einer Dienstleistung verknüpft ist. Es gebe nur fünf einfache Modelle der Solaranlage, erzählt sie, und jeden Monat fahre ein Mitarbeiter der Firma auch in ent-legene Dörfer und helfe bei technischen Problemen. „Dem Un-ternehmen Grameen Shakti, das die Anschaffung der Anlagen finanziert, geht es nicht um die Maximierung von Profit – dort haben sie einen sozialen Ansatz. Die Kunden werden nicht wie Bittsteller behandelt, sondern ihnen wird auf gleicher Augenhö-he begegnet“, sagt Noara Kebir.

Diese Erfolgsgeschichte auch auf andere Entwicklungslän-der zu übertragen war die Grundidee der beiden Jungunterneh-mer. Im Jahr 2001 startete „MicroEnergy International“ zu-nächst als Projekt. „Daniel sprach als Erster davon, daraus ein Unternehmen zu machen“, erinnert sich seine Geschäftspart-nerin. „Für mich standen damals grundsätzliche Überlegungen darüber im Vordergrund, wie ich künftig Leben und Arbeit ge-stalten will.“

Noara Kebir absolvierte nach dem Abitur zwischen 1992 und 1996 zunächst eine Lehre als Industriemechanikerin bei Siemens. Und auch während ihres Studiums arbeitete sie wei-ter für den Konzern – zuletzt in der Produktentwicklung für den chinesischen und den nordamerikanischen Markt. „Meine Jah-re bei Siemens waren spannend. Trotzdem fühlte ich mich völlig unterfordert und ärgerte mich immer darüber, dass die Mittags-pausen nur 30 Minuten lang waren“, sagt sie und lacht. „Bei uns dauern die Mittagspausen eine bis anderthalb Stunden, und im Büro steht auch ein großes Sofa: Wer müde ist, sollte schlafen, das ist mir bis heute wichtig.“ Außerdem ist den beiden Chefs viel daran gelegen, Arbeit und Familie zu vereinbaren, auch wenn das eine Herausforderung ganz eigener Art ist.

2004 schloss Noara Kebir ihr TU-Studium der Energie- und Verfahrenstechnik mit dem Diplom ab. Seit 2005 ist „Mi-croEnergy International“ eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Beide Unternehmensgründer konnten neben ihrem Fachwissen weiteres wichtiges Know-how in die Firma mit einbringen: Da-niel Philipp war seit 1995 politisch im Kontext von Mikrofinan-zierung aktiv und hatte gute Kontakte und Netzwerke. Sie, die im Alter von 14 Jahren aus Algerien nach Deutschland kam und durch ihre Arbeit bei Siemens schon zehn Jahre Berufserfahrun-gen hatte und viel im Ausland aktiv war, steuerte ihre interna-tionalen Erfahrungen bei. Bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigen Noara Kebir und Daniel Philipp mittlerweile auf Projektbasis, abhängig vom Auftragsvolumen. Häufig bilden sie auch Mitar-beiter ihrer Auftraggeber weiter. „Wir schulen bei unseren Kun-den einen Mitarbeiter, da er sich vor Ort ohnehin schon gut aus-kennt“, sagt Noara Kebir.

„MicroEnergy International“ hat sich in einer sehr kleinen Nische angesiedelt. Zu ihren Kunden zählen neben Mikrofi-nanz-Organisationen auch Unternehmen aus der Energiewirt-

schaft, Regierungen und die Weltbank. Manchmal, so sagt No-ara Kebir, sei es nicht einfach, potenziellen Auftraggebern klar-zumachen, dass es sich bei dem Unternehmen nicht um eine wohltätige Institution handele, die Geld zu verschenken habe, sondern vielmehr um einen Dienstleister, der für seine Arbeit auch einen angemessenen Lohn erwarte. Dennoch hat sie nie an der Idee, den Projekten oder dem Unternehmen gezweifelt: „Ich finde, wir haben alles richtig gemacht, insbesondere das Gründen im Team mit den dazugehörigen Synergien und Aus-einandersetzungen“, so Kebir. Heute würde sie es noch einmal genauso machen, da ist sie sich sicher.

Noara Kebir schaut auf ihre Armbanduhr. Es ist kurz vor 9 Uhr an diesem Montagmorgen. Die Kaffeetasse ist leer und der nächste Termin steht kurz bevor. Es ist Zeit, das Café zu ver-lassen und die beiden vollgepfropften Fahrradtaschen wieder am schwarzen Tourenrad festzuzurren. Und schon tritt die lei-denschaftliche Radlerin in die Pedale und entschwindet im Ver-kehrsgetümmel am Rosenthaler Platz. Zum nächsten Termin.

ANDREA PUPPE

Kontakt

microenergy international, Horstweg 16, 14059 [email protected].: 030/20 17 99 68, Fax: 030/4 84 98 70 54www.microenergy-international.de

in Bangladesch wird eine Hütte mit solar-strom versorgt

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18 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Foto: red onion GmbH

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Immer einen Schritt vorausStephan Balzer und seine Agentur „red onion“ wissen, welches Image zu wem passt

Ab und zu beschließt Stephan Balzer, es sei an der Zeit, sich neu zu erfinden. So präsentiert er in den Büros seiner Agen-

tur „red onion“ zum Beispiel immer wieder wechselnde moderne Kunstwerke. Diese Lust auf Neuerungen kennzeichnet auch den Lebensweg des 44-Jährigen: Kurz nach dem Vordiplom wechsel-te er 1989 von der FU Berlin spontan an den neuen Studiengang Medienberatung der TU Berlin. 1991, unmittelbar vor dem Exa-men, entschied er sich, das Studium gegen einen Job in der frisch gegründeten Multimedia-Agentur „Pixelpark“ zu tauschen.

Als die meisten Deutschen die Wörter „Internet“ oder „New Economy“ noch nicht einmal kannten, geschweige denn das Me-dium nutzten, propagierte Stephan Balzer als Leiter „New Busi-ness“ bereits offensiv Multimedia-Konzepte. „Deutschlandweit waren wir damals nur eine Handvoll ,Missionare‘, die sich in der neuen Internetbranche bewegten.“

1996 stieg Balzer aus und gründete zusammen mit vier Partnern seine eigene Internetagentur LAVA in Hamburg. Als

nur drei Jahre später ein amerikanisches Unternehmen LAVA kaufte, beschäftigte sie bereits 40 Mitarbeiter und arbeitete für namhafte Kunden wie Karstadt oder die Tagesschau. „Eine Fir-ma von 50 auf 150 Mitarbeiter aufzublasen, das ist nicht mein Ding“, so der Unternehmer. Quasi nebenbei hatte Balzer ver-schiedene Konferenzen organisiert, auf denen er unter anderem die „new“ mit der „old“ Economy vernetzte. Netzwerken ist Ste-phan Balzers große Leidenschaft – und sein großes Talent.

Angestellt arbeiten – das kommt für ihn nicht mehr in Frage. „Wenn es so etwas wie einen roten Faden in meinem Leben gibt, dann ist das Innovation.“ Erkennt er in einem Geschäftsmodell keine Innovation mehr, steigt er aus. Und wenn er keine Kunden für seine neuen Ideen findet, dann setzt er sie auf eigene Kosten um. So wie jetzt bei „red onion“.

Im Jahr 2000 gründete er das Unternehmen zusammen mit zwei Partnern. Nach einem kurzen Umweg übernahm er die Ge-sellschaft allein und baute sie zu einer kleinen, hochspezialisier-ten Agentur auf. „Wir beschäftigen uns mit Lifestyle-PR und alternativer Kommunikation: Wie lässt sich eine Marke unter Einsatz von Film, Musik oder großen Events emotionalisieren? Wie muss ich VIPs, Presse und Product-Placement intelligent einsetzen, um die Reichweite einer Marke zu erhöhen?“

Welcher Promi passt zu welcher Marke? Das entscheiden viele Unternehmer aus dem Bauch heraus – und liegen dabei nicht selten falsch. „Red onion“ entwickelte ein sogenanntes VIP-Mapping-Tool, das systematisch überprüft, welches be-kannte Gesicht zu welchem Produkt passt. Heute zählen unter anderem VW, Air Berlin, P&C, die Deutsche Bahn oder Estée Lauder zu den Kunden.

Zehn feste Mitarbeiter beschäftigt Balzer. Die schlanke Struktur erlaubt ein hohes Maß an Kreativität. Seine private Kunst- und Kulturleidenschaft ist Bestandteil des Unterneh-menskonzepts: „Effektives Kultursponsoring ist ein weiteres Standbein von uns. Unternehmen wollen heute für ihr Geld mehr sehen als nur das Logo im Programm“, sagt Balzer. So entwickelt „red onion“ zurzeit gerade einen Sponsoring-Bereich für das Haus der Kunst in München. Kultursponsoring betreibt Balzer auch bei seinen eigenen Projekten. Gerade akquirierte er einen ersten Sponsor für seine Anfang Oktober gestartete Web-Doku-Serie „Interview Project Germany“, eine deutsche Ver-sion des preisgekrönten amerikanischen Projekts vom Holly-wood-Regisseur David Lynch.

Das dritte Standbein der „red onion“-Agentur fügt sich nahtlos in das Bild des Mannes, der seiner Umwelt immer ei-nen Schritt voraus ist: Im November veranstaltete er zum zwei-ten Mal in Berlin in eigener Regie eine große Innovationskonfe-renz, die „TEDxBerlin“, mit über 400 internationalen Entschei-dern aus Wirtschaft, Unterhaltung, Wissenschaft und Kultur.

In solchen medialen Formaten sieht Balzer auch die Zukunft von „red onion“: „Da steckt noch großes Potenzial für ganz neue Entwicklungen.“ KATHARINA JUNG

Kontakt

red onion GmbH schönhauser allee 10/11, 10119 BerlinTel.: 030/726 26 75-0, Fax: 030/726 26 [email protected]

macht es wie madonna: stephan Balzer erfindet sich immer mal wieder neu

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 19Fotos: Lutz Ceasar (2)

Fokus, Fokus, Fokus!Matthias Spieß gründete Spreadshirt – als Unternehmer muss er ein innovationsfreudiges Umfeld schaffen

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Im Grunde war Matthias Spieß zur Zeit des großen Booms der „New Economy“ ein Firmen-Pathologe. Der ehemalige

Elektrotechnik-Student der TU Berlin widmete sich um die Jahr-tausendwende den Start-up-Unternehmen, die nach kurzer Blü-te pleitegegangen waren, und untersuchte, warum es nicht ge-klappt hatte. Seine Analyse: „In der Krise sind es die schwachen Bindungskräfte, die zur Katastrophe führen. Oft zerstritt sich das Management, oder es war einfach unfähig.“

Wer so viel über die Gründe weiß, warum etwas nicht funk-tioniert, hat irgendwann Lust, es selbst auszuprobieren und bes-ser zu machen. Daher kam Spieß das Treffen mit dem Leipziger Studenten Lukasz Gadowski gelegen, der die Idee für Spread-shirt entwickelt hatte: eine Internetseite, über die private Shop-Betreiber selbst gestaltete T-Shirts verkaufen können. Das war 2001 eine absolut innovative Idee – und Spieß stieg ein. „Von Beginn an war es mein Anliegen, Lehren aus den Pleiten zu zie-hen, die ich analysiert hatte“, sagt er. Sein Ziel: „Selbstmotivier-te Teams zu schaffen, die Großartiges vollbringen.“

Und das gelang zunächst. Das Wachstum des Unterneh-mens mit Sitz in Leipzig war vielversprechend und stetig. Zu-dem kamen weitere Geschäftsmodelle hinzu: Mit einem T-Shirt-Designer konnten Nutzer schon bald eigene Produkte gestal-ten. Früh startete das Unternehmen den Einstieg in Europa und Nordamerika. Mit jedem neuen Schritt entstand neue Arbeit, und bei der Personalpolitik achtete der Gründer darauf, Leute zu finden, die zum Team passten. „Uns waren stets das Poten-zial und die Motivation eines neuen Mitarbeiters wichtiger als seine Erfahrung. Immer wieder fragte ich mich, was meine Vor-stellungen sind von einer die Unternehmenskultur fördernden individuellen Entwicklung, und versuchte Leute zu finden, die in dieser Hinsicht ähnlich tickten.“

Die Weichen für gesundes Wachstum waren gestellt – doch es kam anders. In den Jahren 2005 und 2006 erreichte Spread-shirt eine neue Dimension. Mit Hilfe externer Investoren ex-

pandierte das Unternehmen rasant in angrenzende Geschäfts-bereiche und akquirierte einige Mitbewerber; ein neues Logis-tikzentrum verdreifachte die Produkt- und Versandkapazität. Spreadshirt wurde mit Preisen überhäuft – doch hinter den Er-folgsmeldungen ging es turbulent zu. „Im Grunde haben wir erstaunlich viele der Fehler gemacht, die ich vermeiden wollte“, gesteht Spieß. „Bis dahin hatten wir unsere unternehmerischen Entscheidungen in einem ausgewogenen Team getroffen. Nun wollten wir der gestiegenen Komplexität mit hastig geschaffe-nen Strukturen und Prozessen Herr werden, statt weiterhin kon-sequent die Innovationskultur zu fördern.“

Was folgte, war der schwierigste Schritt seit Gründung. „Wir mussten Entscheidungen, die sich als falsch erwiesen hat-ten, rückgängig machen.“ Es kam zu Kürzungen beim Perso-nal, doch was wie ein Rückschritt wirkte, brachte Spreadshirt weiter nach vorne. „Wir haben heute wieder ein fokussiertes Team. Meine Aufgabe als Unternehmer ist es, ein innovations-freudiges Umfeld zu schaffen, damit es so bleibt. Dabei ist eines sicher: Wird Mittelmäßigkeit toleriert, funktioniert das Ganze nicht mehr.“ Spreadshirt sieht sich auf dem richtigen Weg. Mehr als 500 000 Shop-Betreiber verwenden die Plattform, darunter Bands, Künstler, kleine Vereine und auch die großen Parteien, die über die Webseite T-Shirts zur Bundestagswahl 2009 unter die Wähler brachten. Fokussiert ist das Unternehmen derzeit darauf, auch als Kreativplattform für innovative Designer zu fungieren. Spieß: „Wir stehen nicht ausschließlich für lustige Event-T-Shirts und kreative Geschenke, sondern auch für indi-viduelle Mode und Selbstdarstellung – in den besten Fällen auch Selbstverwirklichung.“ ARMIN MURKE

Der TU-Gründungsservice gibt in Kooperation mit dem nati-onalen Alumniprogramm die Publikation „Profil zeigen“ her-aus. Hier werden TU-Alumni-Gründerinnen und -Gründer vor-gestellt. Katalogbestellung: [email protected]

Kontakt

sprd.net aGGießerstraße 2704229 LeipzigTel.: 0341/5 94 00 59 00, Fax: 0341/5 94 00 54 99 [email protected] www.spreadshirt.de

TU-alumnus matthias spieß

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20 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

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Foto: TU-Pressestelle/Dahl

Kopfüber in die FreiheitAls Architektin hätte Katharina Greve sich an Naturgesetze halten müssen. Als Comic-Zeichnerin kann sie diese ignorieren

Als Kind, erzählt Katharina Greve, habe sie sich immer ge-wünscht, an der Decke laufen zu können. Die 38-Jährige

kann es immer noch nicht, aber Franz Fink kann es. Er hat die Erdanziehungskraft überwunden, sitzt in seinem Sofa an der Decke und löst Kreuzworträtsel.

Franz Fink ist Fahrstuhlführer im Berliner Fernsehturm und die Hauptfigur in Katharina Greves erstem Comic „Ein Mann geht an die Decke“. Es ist die bezaubernd gezeichnete Geschich-te eines Mannes, dem der Alltag, die Arbeit und die eigene Frau jeden Tag ein wenig mehr zusetzen, der einer unerträglich lus-tigen Betriebsfeier auf der Aussichtsplattform entflieht, 986

Stufen im Schacht des Fernsehturms nach unten läuft und da-bei in eine Welt stürzt, in der die Menschen kopfüber leben oder im 90-Grad-Winkel an der Wand kleben, eine Welt, in der die Schwerkraft überwun-den ist und eine Liebe auf Franz Fink war-tet, von der er bisher nichts wusste.

Erschienen im ver-gangenen Jahr, ge-lang Katharina Greve mit ihrem Comic-De-büt mehr als ein Ach-tungserfolg. Nicht

nur, dass der comicversessene Mathematikprofessor Günter M. Ziegler der TU Berlin eine vor Begeisterung sprühende „kleine Vorbetrachtung“ schrieb und die Medien von Franz Fink hell-auf entzückt waren. Greve erhielt auch den in der Szene viel be-achteten „ICOM Independent Comic Preis“ für herausragen-des Artwork während des diesjährigen Comic-Salons Erlangen. „Eigentlich bin ich schlagfertig, aber die Auszeichnung kam so überraschend, dass mir bei der Verleihung nichts Schlaues ein-fiel“, sagt Katharina Greve.

Man mag ihr kaum glauben, dass sie keine Worte fand, an-gesichts der lakonisch-witzigen Pointen ihrer Cartoons. Als wir uns mit ihr treffen, ist sie gerade dabei, einen zu zeichnen: Der Chef raunzt den Untergebenen an: „In der Kantine fehlt seit ges-tern eine Boulette. Sie sind entlassen!“ Beim Delinquenten beult sich verräterisch die linke Wange, und in der Denkblase steht: „Na, dann kann ich sie jetzt ja auch runterschlucken.“ Auch für einen ihrer Bilderwitze ist Greve inzwischen ausgezeichnet wor-den: Der 1. Preis des diesjährigen Deutschen Cartoonpreises für neue Talente, der auf der Frankfurter Buchmesse im Okto-ber verliehen wurde, ging an sie.

Buchtipp

Katharina Greve:ein mann geht an die Decke. Die Biblyothek, edition moritate 2009, 48 seiten, 14 euro, isBN: 978-398104806-3

Katharina Greve ist eine Seiteneinsteigerin. Studiert hat sie von 1991 bis 1999 Architektur an der TU Berlin, weil sich in die-sem Fach ihre Interessen für Naturwissenschaften, Mathema-tik, Gesellschaft und Gestaltung aufs Beste vereinigten. Aber so wie „Franz Fink Freiräume sucht in der Emanzipation von Naturgesetzen“, sagt Greve, habe sie sich nach dem Studium davon frei gemacht, in dem Beruf auch arbeiten zu müssen, den sie studiert hatte. Sie habe viel gelernt und für ihre künstleri-sche Arbeit sei die Ausbildung eine hervorragende Basis gewe-sen – angefangen bei der Art und Weise, konzeptionell zu den-ken, bis hin zu ihrem zeichnerischen Stil, der in seiner Gerad-linigkeit, Klarheit und Akkuratesse vom technischen Zeichnen beeinflusst ist. Aber bereits während des Studiums spürte die gebürtige Hamburgerin, dass die Architektur als Ausdrucks-form ihr nicht die Freiheit würde geben können, die sie suchte. Beim Zeichnen kann sie Gravitation und Energieerhaltungssatz getrost ignorieren. „Als Architektin jedoch hätte ich mich immer an Naturgesetze halten müssen“, sagt sie und lacht. Architektur wurde ihr, die sich auf ihrer Homepage „FREIzeitDENKERIN“ nennt, zunehmend zu ernst, zu realistisch.

Wie auch sonst, denkt man, wenn jemand wie sie neben dem Zeichnen von Cartoons und Comics reimt: „Hommage an die Geometrie: Drei Hasen saßen auf dem Rasen, arrangiert und parallel. Sie lächelten synchron und guckten scheel. In ihrem Lächeln war inkludiert, dass zu einem unendlichen Punkt das Nichts implodiert“, und die kulturelle Hinterlassenschaft der Menschheit um Lichtschalterbepuschelungen, Bohrlochver-schönerer und Klinkenumflauschungen für kalte Türklinken er-gänzt. Die Unzulänglichkeiten des Lebens versucht sich Katha-rina Greve mit viel Spaß am Alltag vom Leibe zu halten. Freiheit, Freiräume, frei denken – immer wieder stößt man im Gespräch mit ihr auf das kleine Wort „frei“. Es scheint eine wichtige An-triebskraft in ihrem Leben zu sein.

Zu der unsicheren Seite ihrer Freiheit gehört allerdings, dass sie von Cartoons und Comic-Strips, die sie unter anderem für die Satirezeitschrift „Titanic“, für „Das Magazin“ oder den Ver-lag für Bildschirmcomics „electrocomics.com“ zeichnet, noch nicht leben kann und deshalb zum Broterwerb im Auftrag von Agenturen Kommunikationskonzepte entwirft für Unterneh-men und Ministerien. „Das ist eine andere Welt“, sagt Greve dazu, weshalb wir dieses Gefilde auch bald wieder verlassen.

Mittlerweile arbeitet Katharina Greve an ihrem zweiten Co-mic-Roman. Erste Entwürfe sind entstanden. Diesmal ist die Hauptfigur eine Transplantationsforscherin, die sich vier Kin-der nach eigenem Gusto gebastelt hat: Da ist eins mit einem Kopf auf zwei Händen, ein anderes ein Torso mit eingebautem Gesicht und Vogelfüßen. Eines Tages verlässt die Wissenschaft-lerin mit ihren vier Patchwork-Geschöpfen das geheime, abge-schottete Forschungslabor und zieht mit ihnen hinaus in die wirkliche Welt, oder genauer – zumindest in eine andere Welt. SyBILLE NITSCHE

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 21

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22 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

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Foto: TU-Pressestelle/Dahl

Der Vordenker Tom Reinhold leitet bei der DB die Abteilung Konzernstrategie/Verkehrsmarkt. Es ist die Denkfabrik des Unternehmens

Für seine Dissertation „Park & Rail“, die er an der TU Ber-lin geschrieben hatte, bekam Tom Reinhold den höchstdo-

tierten Forschungspreis der Deutschen Bahn. Auf seinem Konto gingen 25 000 Mark ein. Das war 1997. Nach 13 Jahren der be-ruflichen Wanderschaft kreuzten sich in diesem Jahr seine Wege und die der Deutschen Bahn erneut. Am 1. Februar wurde er Lei-ter der Abteilung Konzernstrategie/Verkehrsmarkt. Tom Rein-hold ist erst 41 Jahre alt, aber in dieser Position in der Hierarchie des Konzerns ziemlich weit oben angekommen. Denn Reinhold berichtet direkt dem Leiter Konzernentwicklung und dieser hat nur noch den Bahnchef über sich.

Tom Reinhold, der an der TU Berlin zwischen 1989 und 1992 Verkehrswesen studiert hatte, wechselte von der Unterneh-

mensberatung A. T. Kearney zur Bahn. Zuvor war er bei den Ber-liner Verkehrsbetrieben (BVG) und initiierte dort ein histori-sches Ereignis. Verantwortlich für Vertrieb, Netzplanung und Tarifgestaltung, hatte er die nicht ganz leichte Aufgabe, mehr Ber-liner in Bus, U-Bahn und Stra-ßenbahn zu locken, ohne einen Cent mehr ausgeben zu können. So kam es unter seiner Ägide im Jahr 2004 zum größten Fahr-planwechsel in der Geschichte der BVG. Alte Linien verschwan-den oder wurden umbenannt; die Berliner bekamen MetroBus und MetroTram, die in Ergänzung zur S- und U-Bahn dichte Taktzeiten bieten sollten. Über 20 Millionen neue Fahrgäste pro Jahr konnte die BVG dadurch gewinnen.

Reinholds neuer Arbeitsplatz bei der DB ist im 19. Stock der Konzernzentrale am Potsdamer Platz in Berlin und seine Abteilung so etwas wie die Denkfabrik der Bahn. 25 Mitarbeiter, darunter sieben Frauen, gehören ihr an. Einen Strategen nach einem konkreten Arbeitsprojekt zu fragen ist, so lernen wir, zu kurz gegriffen. In solchen kleinteiligen Di-mensionen denkt ein Stratege nicht, sondern in Trends und Visi-onen oder, um einen Kalauer zu bemühen, er denkt darüber nach, wo die Reise der DB hingehen soll. „Strategen stellen sich immer die drei Fragen, wie man das bestehende Geschäft verbessert, neue Märkte erobert und mit neuen Produkten eine zusätzliche Wertschöpfung erzielt“, so Reinhold, und diese drei Fragen hät-ten ihre Gültigkeit für alle drei Geschäftsbereiche der Bahn, den Personenverkehr, Transport und Logistik sowie die Infrastruktur.

„Als Stratege muss ich darauf achten, dass das Gesamt-spiel stimmt.“ Und damit es „stimmt“, denkt der Chefdenker

zum Beispiel darüber nach, was die soziodemografische Ent-wicklung in Deutschland, die einhergeht mit zwei gegenläufi-gen Prozessen – nämlich der ungebremsten Entvölkerung von Regionen und dem ungebremsten Wachstum von Ballungsräu-men –, für das Verkehrskonzept der Bahn bedeutet, die kunden-orientiert, wirtschaftlich und ressourcenschonend agieren will. Er beschäftigt sich damit, welche Vor- und Nachteile die Globa-lisierung und Liberalisierung der Märkte, Ressourcenverknap-pung und Klimawandel für die Bahn zur Folge haben können, und kommt zu dem Schluss: „Die Bahn wird von diesen Mega- trends profitieren und wachsen, weil sie anders als etwa das Flugzeug Elektroenergie aus regenerativen Rohstoffen wird nut-zen können.“ Außerdem werde durch Globalisierung die Nach-frage nach intelligenten Mobilitäts- und Logistiklösungen stei-gen, so Reinhold. Die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrs-mittel zu Mobilitätsketten wird dabei immer wichtiger. „Solche Mobilitätsketten von Tür zu Tür bieten wir mittlerweile an. Was noch fehlt, ist eine übergreifende, digitale Plattform, die alle In-formationen zur Verfügung stellt, um eine gesamte Reisekette zu organisieren.“

Angesichts von 175 Jahren Eisenbahn in Deutschland, auf die im Jahr 2010 zurückgeblickt werden konnte, wagt da der DB-Chefstratege einen Blick voraus ins Jahr 2060? „Solche großen Zeiträume von 50 Jahren für ein Unternehmen zu über-schauen ist schwierig. Angesichts der rasanten Entwicklung un-seres digitalen Zeitalters kann heute kaum jemand verlässlich einschätzen, ob beispielsweise die physische Präsenz nicht doch von der Telepräsenz abgelöst wird und es zu einem Einbruch beim sogenannten stabilen Reisezeit-Budget kommt“, erklärt Reinhold. Dahinter verbirgt sich die Tatsache, dass die Men-schen bereit sind, eine weitgehend konstante Zeit ihres Tages in physische Mobilität zu investieren – sei es für die Wege zur Arbeit, für Geschäftsreisen oder im Freizeitverkehr. „Als Stra-tege kann ich natürlich ein Szenario durchspielen, was ein sol-cher Trendbruch für die Bahn bedeuten könnte. Aber für unsere Planungen gehen wir davon aus, dass mit hoher Wahrschein-lichkeit der Güterverkehr weiter relativ stark und der Personen-verkehr geringfügig wachsen wird. Worauf wir uns einstellen müssen, ist eine volatilere Entwicklung als in der Vergangen-heit – das heißt, es wird häufiger starke Einbrüche mit anschlie-ßenden stärkeren Wachstumsphasen geben, so wie wir es jetzt gerade auch erleben.“

Das Angenehme an dem Job eines Strategen ist es vielleicht auch, dass er mit Malaisen der Gegenwart des Unternehmens – wie eingeschränkter S-Bahn-Verkehr in Berlin, nicht verkehrs-tüchtige Züge und „Stuttgart 21“ – nichts zu tun hat. Aber Tom Reinhold weiß auch, „wenn wir das Brot-und-Butter-Geschäft nicht hinbekommen, das heißt Züge nicht sicher und pünktlich sind und wir bei Störungen die Reisenden nicht zuverlässig und schnell informieren können, dann wird auch das Nachdenken über Strategien und Visionen hinfällig“. SyBILLE NITSCHE

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 23

Jedes Jahr gehen viele Lehrer aus Privatschulen in Kamerun in den öffentlichen Dienst. Motor dieser Entwicklung ist ein Weltbankprogramm, das die staatliche Schulbildung verbes-sern soll. „Wir müssen nun stets neue Lehrer finden“, so An-gelika Lohe-Takoh (Foto). „Deshalb wäre es schön, Lehrer und Erzieher, gern auch Praktikanten, für einige Zeit bei uns zu haben, die auf Englisch unterrichten“, erklärt die Schul-leiterin. „Gern würden wir auch eine Partnerschule finden“, fügt sie hinzu. Wer hier mitwirken oder auch mit Sachspen-den helfen möchte, kann sich direkt an die Schule wenden.

Fotos: ibolyka szabò Foundation, privat

aLUmNi HeUTe

Den Kindern zugewandtWie Angelika Lohe-Takoh eine Schule in Kamerun gründete und sie zu einem Markenzeichen für Kreativität machte

Als „Afrika im Kleinen“ spiegelt Kamerun das Landschafts-bild des gesamten Kontinents wider und umfasst etliche

Kulturen, Sprachen und Religionen. Doch dieser reichen Viel-falt steht die Armut der Menschen gegenüber: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Korruption beuteln das Land zunehmend. Ein-zige Möglichkeit für junge Menschen, ihre soziale Situation zu verbessern, ist Bildung. Doch auch das Bildungssystem ist marode. Lehrer sind unterbezahlt, Klassen überfüllt, der Un-terrichtsstil veraltet. Wer hier aus Privatinitiative die Schulbil-dung für Kameruns Kinder nachhaltig verbessern will, braucht nicht nur Visionen, sondern vor allem couragiertes Engagement, Durchsetzungskraft und Ausdauer – Rüstzeug, über das TU-Alumna und Lebensmitteltechnologin Angelika Lohe-Takoh of-fenbar in besonderem Maße verfügt. Denn sie tat das, wovon andere sprechen: Sie gründete 2004 die Ibolyka Szabò Foun-dation, kurz „Ibolyka“, die als Grundschule und Kindergarten heute rund 300 Kindern aus der Region Limbe nicht nur eine moderne Ausbildung bietet, sondern auch sozialen Halt. Dies würdigte im Jahr 2008 auch der kamerunische Staat und wies die „Ibolyka“ offiziell als eine der besten Schulen im Südwes-ten des Landes aus.

„Von Anfang an war ich unzufrieden mit dem Frontalunter-richt und dem Drill an den Schulen hier in Kamerun; kreative Dinge wie Basteln oder Erforschen spielten kaum eine Rolle, da-für striktes Auswendiglernen“, so Lohe-Takoh. Erfahrungen mit Kameruns Schulwesen sammelt die heutige Schulleiterin und Mutter von drei erwachsenen Kindern seit nunmehr 25 Jahren. Bereits 1985 zog sie in das westafrikanische Land, zusammen mit ihrem Mann Gilbert Takoh Mbah, gebürtiger Kameruner, den sie an der TU Berlin traf, als er dort Elektrotechnik studier-te. Früh trat sie in Kamerun einem Eltern-Lehrer-Verband bei, engagierte sich ehrenamtlich als Lehrerin und begann schließ-lich ein modernes Schulkonzept zu entwickeln und privat finan-ziert umzusetzen. Fächer wie Handarbeiten, Musik, kreatives Schreiben, aber auch kreative Mathematik oder Umweltschutz setzte Lohe-Takoh auf den Stundenplan, um Gestaltungskraft und das Bewusstsein der Kinder für ihr Umfeld zu fördern.

Sie rückte dafür die Kinder in den Mittelpunkt eines aktiven Unterrichts. Ergebnis ist, dass Schülerinnen und Schüler an der „Ibolyka“ praxisorientiert lernen und eigenständig in Wissens-welten eintauchen. „Unsere Schule möchte das Selbstvertrau-en der Schüler stärken, etwas Eigenes, Neues zu erarbeiten“, erklärt die Schulleiterin und unterstreicht damit, wie wichtig es für Kameruns Kinder ist, ihre afrikanische Identität selbst-bewusst in Abgrenzung zu ausländischen Einflüssen zu entwi-ckeln und ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Erfolge: Bei den landeszentralen Prüfungen, die für den Besuch der Oberschulen qualifizieren, gingen acht

von dreizehn Mathematik-Auszeichnungen der Süd-West-Re-gion an Absolventinnen und Absolventen der „Ibolyka“. Preise wie diese verhalfen der Schule nun zum Durchbruch, aber auch ihr besonderes Engagement für das FACT-Programm (Fight against Corruption through Schools), das sich landesweit da-für einsetzt, Korruption im Schulwesen aufzudecken. Und so meldeten sich zum Schulstart 2010 gleich 104 neue Schülerinnen und Schüler an – ein großer Meilenstein auf dem Weg zu einem großen Ziel: „Die Schulidee entsprang letztlich meiner Überzeu-gung, dass Erziehung und Ausbildung zentrale Menschenrechte sind und ich vielen Kindern zu diesem Recht verhelfen möchte“, so Lohe-Takoh. Wen wundert es da, dass „Going to ,Ibolyka‘“ im Südwesten Kameruns heute als Markenzeichen für eine pra-xisnahe Schulausbildung gilt, die den Kindern zugewandt ist. MONA NIEBUR

Kontakt

ibolyka szabò Foundation, angelika Lohe-TakohBP. 949, Limbe, Quarter: middle Farms/Gra New Lay Out,Kamerun, Tel.: 00237/77 71 39 [email protected]

Unterricht, der Kinder strahlen lässt: Grund-schüler der „ibolyka“- schule in Kamerun

Ibolyka sucht engagierte Lehrer, Lehrerinnen, Erzieher sowie eine partnerschule!

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24 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

aLUmNi HeUTe

Die Schlange mit dem Igel paarenDie Architektin Julia Kierspel entwirft Ladenbaukonzepte für die Modewelt – immer auf der Suche nach dem noch nie Dagewesenen

Sie haben an der TU Berlin Architektur studiert. Wie legten Sie damals Ihr Studium an?Mein Studium war breit gefächert, denn schon damals war es mir wichtig, Perspektiven wahrzunehmen, die nicht auf der Hand liegen. Unter der Prämisse eines konsequenten Querden-kens betrieb ich ein Studium generale und besuchte Veranstal-tungen der Soziologie, Psychologie und nicht zuletzt der Ver-messungskunde. Mir den Blick über den Tellerrand zu ermögli-chen war eine Qualität der TU Berlin.

Entsprach auch Ihr Berufseinstieg diesem Anspruch?Ich wollte Architektur entwerfen, die nicht beliebig ist, durchaus

Damals, Mitte der 1960er-Jahre, mutete seine technische Ausrüstung eher spartanisch an. Die Wetterhütte war aus

Apfelsinenkisten gezimmert, als einzige Instrumente dienten ein Thermometer und ein Hygrometer, und an den Wänden hingen die herausgerissenen Wetterberichte der Lokalzeitung. Aber der 13-jährige Gunther Tiersch war in seinem Element, nicht weni-ger, als er das heute ist, wenn er im ZDF-Hightech-Studio das Wetter präsentiert.

„Was bedeutet eigentlich null Grad Celsius? Gefriert das Wasser an dem Punkt, oder beginnt es zu tauen?“, hatte sich der 1954 in Ratzeburg geborene Tiersch bereits als Kind gefragt und damit früh gezeigt, wo seine Interessen liegen. So war es nur folgerichtig, dass er Mitte der 1970er-Jahre Meteorologie zu studieren begann. In Berlin, das damals so „in“ war, wie es die Hauptstadt heute wieder ist. Nicht „arm, aber sexy“, sondern studentenbewegt und aufregend. Von der Solidarität, die in je-nen Jahren unter Kommilitonen herrschte, schwärmt Tiersch noch heute, nicht zuletzt, weil er die ersten vier Semester allei-ne kaum überstanden hätte. Dort ging es nämlich weniger um Regen, Wolken, Wind oder Sonne als vielmehr um Mathema-tik und Physik. Nachdem das geschafft war, stand endlich das Wetter im Mittelpunkt. 1983 machte Tiersch sein Diplom an der FU Berlin, um danach an der TU Berlin zum Thema „Die Bestimmung der aktuellen Evapotranspiration landwirtschaft-licher Nutzpflanzenbestände mit Hilfe mikrometeorologischer Verfahren“ zu promovieren. „Dabei ging es um meteorologi-sche Messungen wie Temperatur, Feuchte, Wind und Sonnen-strahlung, aus denen die Verdunstung eines Ackerbestandes berechnet wird“, formuliert Tiersch freundlich für Laien und

Zur person

als schreinergesellin machte Julia Kierspel 1992 ihr ar-chitekturdiplom an der TU Berlin. Von da an baute sie als freie architektin Häuser in und um Berlin. Nach zwölf Jahren orientierte sich die erfahrene architektin jedoch neu und begann für iKea zu arbeiten, lernte „Visual mar-keting“ von der Pike auf und war schließlich für den vi-suellen ausdruck eines münchner iKea-Hauses verant-wortlich. seit 2010 verbindet sie architektur und visuelles marketing bei Kraiss, einem international agierenden Ladenbau-Unternehmen. Und so entwirft Julia Kiers-pel heute shopkonzepte für die modewelt und genießt es, von der Vision bis zur Umsetzung eigenständig kre-ativ zu arbeiten.

Die große Leidenschaft aus den Wetterhütten-ZeitenGunther Tiersch präsentiert seit 25 Jahren den Wetterbericht im ZDF. Studiert hat er in bewegten Jahren in Berlin

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 25Fotos: privat, ZDF/Kerstin Bänsch

aLUmNi HeUTe

erklärt gleich anschließend den Sinn und Zweck einer solchen Forschung.

Das ist neben seiner Begeisterung fürs Fach eine seiner gro-ßen Stärken: wissenschaftliche Themen in einer klaren, allge-mein verständlichen Sprache „rüberzubringen“. Beim ZDF fiel er damit sofort auf. Inmitten seiner Promotionszeit hatte er sich „einfach mal so“ in Mainz beworben und wurde prompt genom-men. 1985 begann er auf dem Lerchenberg. Zunächst nur für neun Tage im Monat, um in Berlin seine Promotion abschließen und bei seiner Frau und seiner Tochter sein zu können. Nachdem die „Verdunstung des Ackerbestandes“ zu Papier gebracht war, zog die Familie nach Mainz.

Es waren spannende erste Jahre beim Fernsehen, denn das ZDF war Mitte der 80er gerade erst dabei, eine eigene Wetterre-daktion aufzubauen. Die digitale Technik war für heutige Maß-stäbe bescheiden. Ganze sieben Farben hatte die Landkarte für den Wetterbericht zu bieten, dazu kamen Windpfeil, Regensym-bol und eine Sonne. Heute sind aus den sieben Farben Millio-nen geworden, und Tiersch muss auch nicht mehr mühsam mit dem Cursor die Sonne platzieren. Der Wetterbericht ist Hightech, inhaltlich wie grafisch. Zehn Meteorologen arbeiten heute beim ZDF, sechs präsentieren den Wetterbericht auf dem Bildschirm. Diese kleine Show hat Tiersch immer Freude gemacht, denn hier kann er mit seiner ganzen Persönlichkeit andere für das Wetter begeistern. „Wir Meteorologen haben doch alle etwas Missiona-risches. Was gibt es denn Tolleres als das Wetter?“, fragt er iro-nisch und ernst zugleich. Und man hört darin noch immer die Leidenschaft aus den Apfelsinenkisten-Wetterhütten-Zeiten eines 13-Jährigen durchklingen. EVA HEPPER

Lässt die ZDF-Zuschau-er nicht im regen ste-hen, wenn es ums Wet-ter geht: der meteorolo-ge Dr. Gunther Tiersch

aneckt, aber keinen Selbstzweck darstellt. Zu meinem Studien-abschluss 1992 stand Berlin Kopf, und alle Architekten wollten und konnten in Berlin arbeiten. Also war Berlin für mich der ideale Ort, in ein interdisziplinär arbeitendes Büro einzusteigen. Slogan einer damaligen Architekturbewegung war „Architektur muss brennen“, der Punk unter den Architekten.

Sie entwarfen dann zwölf Jahre Architektur. Was reizte Sie, schließlich bei IKEA anzufangen?Neues aus Altem zu schöpfen und Fragen wie: In einer klaren Firmenvorgabe steckt wie viel Kreativität? Wie kann ich mit Form, Farbe, Raum Kommerzialität erreichen? Schließt sich das aus? Dafür musste ich als Einrichtungschefin schon ein gutes Stück über den Architektenhorizont schauen.

Heute arbeiten Sie bei dem Ladenbau-Unternehmen KRAISS – eine neue Herausforderung?Hier verbindet sich das Können der Architektin mit dem bei IKEA erworbenen visuellen Marketing. Ich mache jetzt La-denbau für Modefirmen, das heißt: neue Präsentationen, neue Materialien, die Suche nach dem nie Dagewesenen, nach Stim-mungsbildern, die vom Kunden verstanden werden, das Ent-wickeln einer Marke, die Erfindung eines „neuen Gesichts“. Es gilt, einen Raum durch meine Vorstellungskraft im Sinne des Kundenwunsches und des Budgets zur bestmöglichen gestalte-rischen und kommerziellen Lösung zu entwickeln.

Worauf achten Sie denn, wenn Sie einen Raum erstmals betreten?Auf meine fünf Sinne, was engt mich ein, was bewirkt das Licht, was will mir der Raum sagen, wohin soll ich gehen – was füh-

le ich. 80 bis 90 Prozent unserer Kaufentscheidung findet un-bewusst statt.

Was inspiriert Sie?Für meine Entwürfe bilde ich „Moodboards“, also Collagen aus Fotos, Zeichnungen und Materialien. Mich interessiert: Wer kauft was warum, wie lebt, fühlt der Mensch, welches Auto fährt er? Daraus entstehen Bilder, und eines davon fällt mit der Idee für den Entwurf zusammen.

Nutzen Sie spezielle Materialien für Ihre Entwürfe?Die Annäherung ist stets neu, das Material bildet die Wertig-keit der Marke ab.

Was ist Ihr Stil, Ihre Maxime, Ihr Markenzeichen? Machen Sie Kunst?Der Stil hängt vom Kunden ab. Wichtig ist, dass die Menschen sich wohlfühlen, neugierig sind. Meine Maxime: das menschli-che Maß. Mein Markenzeichen: ein schwarzes Quadrat mit ei-ner fehlenden Ecke. Ladenbau ist Design.

Und was könnte Sie beruflich noch locken?In einem Think-Tank zu arbeiten. Im Team denken, schrei-ben und ausprobieren, mit Menschen, die vor langen Sitzun-gen, viel Kaffee und Visionen keine Angst haben, sondern dies als kreative Herausforderung ansehen. Was kommt zum Beispiel heraus, wenn ich Schlange und Igel paare? Gut, Sta-cheldraht, was noch? Die Halskette für Neopunks bei der Vogue in Szene gesetzt … oder fällt Ihnen noch etwas ein? DAS GESPRÄCH FüHRTE MONA NIEBUR

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26 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Foto: Landesmus. f. Kunst und Kulturgeschichte, münster/sabine ahlbrand-Dornseif

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT I GEISTESWISSENSCHAFTEN

„68 Zeichen für Roland Posner. Ein semiotisches

Mosaik“ ist der Titel einer Festschrift mit mehr als 120 internationalen Beiträgen, die anlässlich der Verabschiedung Prof. Dr. Roland Posners von der TU Berlin Anfang Juli 2010 von Dr. Ellen Fricke und Maarten Voss herausgegeben wurde. Roland Posner war zwischen 1974 und 2010 Professor für Germanistische und Allgemeine Linguistik an der TU Berlin. Gebunden waren die Autoren dabei an die Formvorgabe, aus Anlass seines 68. Geburtstags mit der Zahl 68 zu spielen. Das Ergebnis ist ein semiotisches Mosaik unterschiedlichster Textsorten und Medien zwischen Wissenschaft und Kunst. Das Buch ist im Stauffenburg Verlag erschienen und kann direkt über den Verlag bestellt werden. 615 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen und einer CD, 79,90 Euro. bkwww.stauffenburg.de

68 ZEIcHEN Für roLAND poSNEr

Wie keine andere Persönlichkeit seit Karl dem Großen prägte Napoleon Bonaparte (1769–1821) zu Beginn des 19. Jahrhunderts in nur knapp 20 Jahren nachhaltig das politische Gesicht Europas – im Positiven wie im Negativen. Erstmals werden im Rahmen der Ausstellung „Napoleon und Europa. Traum und Trauma“ in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn die unterschiedlichen Auswirkungen der napoleonischen Machtpolitik und ihrer Rezeptionslinien in ganz Europa beleuchtet. Abseits der Klischees vom Kriegstreiber oder vom übergroßen Staatsmann setzt sich die Ausstellung zum Ziel, ein differenziertes Pano-rama der napoleonischen Ära zwischen Krieg, Politik, Verwaltung, Kunstraub und Kulturblüte darzustellen. Kura-torin der Ausstellung ist Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin. Besondere Schwer-punkte der Ausstellung – und bisher nicht gezeigt – sind Themenbereiche zur Verwundung der Soldaten, deren Kriegsversehrungen zu Neuerungen in der Medizin führten, sowie zur napo-leonischen Kulturpolitik, die Kunst in bisher nicht gekannter Weise als Propagandainstrument nutzte. Mit der Ausstellung soll ein wichtiger Beitrag zur Verflechtungs- und Erinnerungsge-schichte Europas geliefert werden. Illus-triert werden die Ausstellungsthemen sowohl anhand von bedeutenden, bekannten Gemälden, Skulpturen, Büchern als auch anhand von bisher wenig bekannten Exponaten. snwww.bundeskunsthalle.deKunst- und Ausstellungshalle Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4 , 53113 Bonn, 17. Dezember 2010 bis 25. April 2011, Di–Mi: 10–21 Uhr, Do–So: 10–19 Uhr, Feiertage: 10–19 Uhr

NApoLEoNUND EUropA

Im 8. Jahrhundert trug ein Mönch in einem kleinen Vokabelheft die folgenschweren Wörter „abrogans – dheomodi“ (demütig) ein. Damit begann ein lateinisch-althochdeutsches Glossar, das zu den frühesten seiner Art zählt. Nach diesem ersten Eintrag wird das Werk in der Germanistik „Abrogans“ genannt. 1200 Jahre später sollen Dokumente wie der Abrogans (Abb.: Georg Baesecke: Der deutsche Abrogans und die Herkunft des deutschen Schrifttums, Halle (Saale) 1930), der Sachsenspiegel als erstes deutschsprachiges Rechtsbuch, die erste gedruckte Zeitung und viele andere Texte, die Studierende der deutschen Philologie meist nur aus Beschreibungen und modernen Editionen kennen, in einer „Deutschen Sprachgeschichte in Bildern und Dokumenten“ visuell erfahrbar gemacht werden. So die Idee, die Prof. Dr. Herbert Wolf von der Universität Marburg vorschwebte. Über Jahre sammelte er Kopien von Dokumenten zur deutschen Sprachgeschichte in zahlreichen Zettelkästen. Im Jahr 2001 griff Prof. Dr. Rudolf Bentzinger vom Fachgebiet Ältere Deutsche Philologie der TU Berlin den Plan auf und stellte den Kontakt zur Universität Würzburg her. Im Laufe der Zeit bildete sich um das Herausgeberteam, zu dem die Professoren Norbert Richard Wolf, Wolf Peter Klein (beide Universität Würzburg), Rudolf Bentzinger und Dr. Annemarie Heyder (Universität Leipzig) gehören, eine Gruppe von TU-Studierenden und

TU-Absolventen, die als Autoren und Redakteure ihren Beitrag zu dem Hochschullehrbuchprojekt leisten. Ziel ist es, eine DVD zu erstellen mit digitalisierten Bildern und Dokumenten zu den fünf Themenschwerpunkten der „äußeren“ Sprachgeschichte: Medienwandel, Sprachkontakt, Fach- und Sondersprachen, Deutschunterricht und Mundarten des Deutschen. Erscheinen soll das umfangreiche Werk im Herbst 2011. Ronny F. Schulz

VoN A WIE ABroGANS BIS Z WIE ZEITUNG

Für das Forschungsprojekt „Vertriebene Wissenschaft an der Technischen Hochschule

Berlin 1933 bis 1945“, der Vorgängereinrichtung der TU Berlin, bittet das Zentrum für Antisemitismusforschung um Ihre Mithilfe. Jüdische oder kritische Wissenschaftler wurden in der Zeit von 1933 bis 1945 diskriminiert und von der Hochschule vertrieben, Promotionen wurden verhindert, Doktorgrade entzogen. Ziel ist es, sowohl die betroffenen Wissenschaftler als auch die von der Hochschule vertriebenen jüdischen Studierenden möglichst vollständig zu benennen. Da der überwiegende Teil des Hochschularchivs im Krieg verloren ging, ist die Leiterin des Projektes, Dr. Carina Baganz, auf Unterstützung angewiesen. Bitte melden Sie sich, wenn Sie, Ihre Angehörigen oder Bekannten betroffen waren oder Sie als ehemaliger Beschäftigter an der TH oder TU Berlin über Unterlagen der Hochschule aus der Zeit des Nationalsozialismus verfügen. Carina BaganzKontakt: Dr. Carina Baganz, Zentrum fürAntisemitismus- forschung, TU Berlin, Tel.: 030/314-7 98 74, [email protected]

VErTrIEBENE WISSENScHAFT

Am 12. Juli 2010 fand im TU-Lichthof ein neue Art von Prüfung statt. Zuvor hatten 120 Studierende des Bachelor-studiengangs „Kultur und Technik“ im Rahmen einer Ringvorlesung das Thema „Aufbruch in die Moderne“ erarbeitet. In gemischten Teams stellten je fünf Studierende der Kunstwissenschaft, Philosophie, Sprache und Kommu-nikation sowie Wissenschafts- und Technikgeschichte zu einer selbst gewählten fachfremden Fragestellung inter-disziplinäre Denk- und Lösungsansätze in Form einer Posterpräsentation vor. Die Themen reichten von „Pots-

damer Platz – metropolitane Träume vom Reißbrett“ über „Strukturen studentischen Antisemitismus an den Berliner Universitäten um 1880“ bis zu „Sex in the City – modernes Frauenbild oder verstaubtes Geschlechterkonstrukt?“. Zur Präsentation der Poster kamen die Studierenden und die Lehrenden in den Lichthof. Bewertet wurden die Gesamtqualität der Poster ebenso wie die Vorträge und die geleistete Teamarbeit. Da dieses „Prüfungsexperi-ment“ so erfolgreich war, wird es zukünftig als festes Modul in den Studiengang übernommen. bk

prüFUNG ZU FüSSEN DEr NIKE

Page 29: Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin parT · 2010-12-16 · Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, ZDF/Kerstin Bänsch, Zeichnung: Katharina Greve parTU · Das Alumni-Magazin

parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 27Foto: Landesmus. f. Kunst und Kulturgeschichte, münster/sabine ahlbrand-Dornseif Fotos: UniCat, maTHeON

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT II MATHEMATIK UND NATURWISSENSCHAFTEN

DIE FAKULTäT DEr ZUKUNFT

Angesichts der rasanten techno-logischen Entwicklung, sinkender Ausgaben für Bildung und stei gen-der Erwartungen an die Wett bewerb s-fähigkeit der Univer sitäten und ihrer Fakultäten besteht die Notwendig-keit, moderne Managementmetho-den zu erarbeiten. Um die Rolle der Fakul täten innerhalb der universitä-ren Struktur zu stärken, ist es wichtig, Strategien wie interne PR-Maßnah-men weiterzuentwickeln und Fragen von mehr Autonomie in Lehre und Forschung zu diskutieren. Wie über-all ist es auch hier hilfreich, über den Tellerrand zu blicken. Genau dies tut die Fakultät II Mathematik und Natur-wissenschaften seit 2009. „Strategic Faculty Management“ ist der Titel eines vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Projek-tes, in dem sie sich gemeinsam mit der Escuela Politécnica Nacional de Quito (Ecuador) und der Universidad Cató-lica de Temuco (Chile) über gemeinsa-mes Fakultätsmanagement austauscht. Aus dieser Zusammen arbeit hat sich inzwischen auch ein Studierendenaus-tausch ent wickelt. Ab dem Winterse-mester 2011/12 werden Studierende des Studienganges „Naturwissen-schaften in der Informationsgesell-schaft“ in Quito studieren. bk

ELEKTroNEN-MIKroSKop IN NEUEM HAUS

Im August 2010 wurde das neue Elek-tronenmikroskopie-Gebäude der TU Berlin auf dem Nordcampus an der Marchstraße fertiggestellt. Gebaut wurde es eigens für ein neues, hoch-modernes Transmissionselektro-nenmikroskop. Das Gebäude muss höchsten technischen Standards genügen, die für die Installation eines solchen hochsensiblen wissenschaft-lichen Instrumentes erforderlich sind. So ermöglicht die Konzeption der Haustechnik, dass die Tempe-ratur in den Mikroskopräumen inner-halb einer halben Stunde nur um 0,1 Grad Celsius schwankt. Um mecha-nische Vibrationen zu minimieren, wurde der Boden mittels 122 Pfählen verfestigt. Diese wurden bis zu zehn Meter in die Erde gerammt. bk

WELTWEIT ANErKANNT

„Kaum Kritik, sehr viel Lob“ – so das Fazit der Begutachtung des DFG-Forschungszentrums „MATHEON – Mathematik für Schlüsseltechnologien“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Januar 2010. Die Förderung des Zentrums für Angewandte Mathematik ist zum zweiten Mal um vier Jahre verlängert worden. Eindrucksvoll bestätigt wurden damit die hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen des Zentrums. Derzeit arbeiten etwa 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in rund 70 Projekten am MATHEON. Viele dieser Projekte werden in Kooperation mit namhaften Industriepartnern durchgeführt. Der Ruf des MATHEON ist jedoch nicht nur national, sondern auch international hervorragend. Dies

bestätigen zunehmend Kooperationen weltweit. Die Erfolge des MATHEON haben sicherlich auch dazu beigetragen, dass ab 2011 die Geschäftsstelle der Internationalen Mathematiker Union (IMU) nach Berlin zieht. TU-Professor Martin Grötschel, Mitbegründer und langjähriger Sprecher des MATHEON, ist als Generalsekretär dieser wichtigsten Mathematikervereinigung bestätigt worden. Rudolf Kellermannwww.matheon.de

ErDGAS ALS roHSToFF UND FILMSToFF

Bei der Erdölförderung werden noch immer Milliarden Kubikmeter Erdgas – also Methan – abgefackelt, weil oftmals wirtschaftliche Transportmöglichkeiten fehlen. Der TU-Exzellenzcluster „Unifying Concepts in Catalysis“ (UniCat) will dieses Problem mit Hilfe der Katalyse lösen. Ein vielversprechender Weg ist die oxidative Kupplung von Methan zu Ethylen, einem kostbaren Ausgangsstoff für die chemische Industrie. Mit einem integralen Forschungsansatz wird dieser Weg im Verbund mit den anderen Berliner Universitäten und zwei Max-Planck-Instituten bearbeitet. Die Forschung reicht von den theoretischen Grundlagen über chemisch-physikalische Experimente zum Verständnis und die Herstellung sowie das Testen der Katalysatoren bis hin zur Überführung in den Miniplantmaßstab. UniCat und der TU-Alumnus Ulrich Aschenbrenner, der sich mit der Filmfirma „mimikryFilm“ selbstständig gemacht hat, haben im Herbst 2010 einen Kurzfilm gedreht, um dieses komplexe Forschungsthema einem breiten Publikum nahezubringen. Martin Pennowww.unicat.tu-berlin.de

Berlin ist ein exzellenter Ort, um Mathematik zu studieren. Die Basis dafür bietet die „Berlin

Mathematical School“ (BMS), die im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert wird. Sie ist die gemeinsame Graduiertenschule der Mathematik-Fachbereiche der drei Berliner Universitäten FU Berlin, HU Berlin und TU Berlin. Vorbild für die BMS sind die Mathematik-Fachbereiche an US-Eliteuniversitäten. Das englischsprachige Studienangebot führt in vier bis fünf Jahren vom Bachelor direkt zur Promotion und richtet sich an exzellente Studierende aus der ganzen Welt. Die BMS bietet hervorragende Studienbedingungen: Stipendien, ein angenehmes Arbeitsumfeld, exzellente Betreuung und Mentoring. Das One-Stop-Office betreut, berät und unterstützt die Studierenden bei Bewerbung, Visa-, Wohnungs- und Kinderbetreuungsfragen, bietet finanzielle Hilfe für Konferenzen und organisiert Soft-Skill-Trainings. bkwww.math-berlin.de

VoM BAcHELor ZUr proMoTIoN

ForScHUNG ZUr SIcHErHEIT

Es ist das erste Doktorandenpro-gramm zur Erforschung ziviler Sicherheitstechnologien in Deutsch-land: das „Helmholtz-Kolleg Sicher-heitstechnologie“. Ins Leben gerufen wurde es durch die TU Berlin und

das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seit dem 1. August 2010 können 14 Doktoranden aus dem In- und Ausland im Rahmen des neuen Programms in der zivilen Sicherheitsforschung wissenschaft-lich arbeiten. Gefördert wird es durch die Helmholtz Gemeinschaft. Prof. Dr. Heinz-Wilhelm Hübers vom TU-

Institut für Optik und Atomare Phy-sik sowie vom Institut für Planeten-forschung des DLR ist Sprecher des Kollegs. Beteiligt sind seitens der TU Berlin Wissenschaftler aus der Fakul-tät II Mathematik und Naturwissen-schaften, der Fakultät IV Elektrotech-nik und Informatik und vom Zentrum Technik und Gesellschaft. bk

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28 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Fotos: TU-Pressestelle/Dahl (2)

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT III PROZESSWISSENSCHAFTEN

MULTI-orGAN- BIorEAKTorEN IM cHIpForMAT

Prof. Dr. Roland Lauster, Leiter des Fachgebietes Medizinische Biotechno-logie, forscht an einem Verfahren, das Tierversuche reduzieren kann. „Multi-Organ-Bioreaktoren im Chipformat“, so der Titel des Projektes, das mit drei Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das Forschungsvor-haben gehört zu jenen sechs Projekten, die in der dritten Runde des GO-Bio-Wettbewerbs (Gründungs offensive Biotechnologie) für eine Förde-rung ausgewählt wurden. bkwww.tu-berlin.de/?id=72597

In großen Rechenzentren verbirgt sich noch viel Potenzial beim Einsparen von Energie. Mit diesem Thema

haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fachgebiet Energieverfahrenstechnik und Umwandlungstechniken regenerativer Energien beschäftigt und den Betreibern von Rechenzentren ein Werkzeug an die Hand gegeben, welches ihnen ermöglicht, die Energie- und Ressourceneffizienz ihrer Rechenzentren zu verbessern. Mit „GreenIT RZ-Benchmarking“ können sie nach der Erfassung einer Reihe von Ausgangsdaten den Energieverbrauch ihres Rechenzentrums einer Positionsbestimmung unterziehen und sich mit ähnlichen Rechenzentren vergleichen sowie von Best Practices profitieren. Für das Projekt wurde im Mai 2010 das Innovationszentrum Energie (IZE) der TU Berlin, in das sich das Fachgebiet einbringt, gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem Netzwerk GreenIT BB mit dem Titel „Leuchtturmprojekt Green-IT 2010“ geehrt. Der Titel wird im Rahmen der Green-IT-Initiative des Bundes vergeben. Grundlage für das Benchmarking-Projekt sind Forschungsergebnisse aus einer Studie, die das IZE vergangenes Jahr durchgeführt hat und bei der von mehr als 50 Rechenzentren Informationen über verschiedene Kennwerte für die Bereiche Informationstechnologie (IT), Stromverteilung und Klimatisierung eingesammelt, verglichen und ausgewertet wurden. In Kooperation mit dem Netzwerk GreenIT BB unter Leitung der TimeKontor AG konnten die Ergebnisse der Studie in eine technische Anwendung übertragen werden, die es den Betreibern von Rechenzentren ermöglicht, die eigene Einrichtung auf ihr Energieeinsparpotenzial zu überprüfen. Eine der ersten Behörden, die „GreenIT RZ-Benchmarking“ angewendet haben, war das Umweltbundesamt. Daneben nutzen bereits auch das Medienhaus Axel Springer, der Airport Berlin Brandenburg International BBI und das IT-Dienstleistungszentrum Berlin für die öffentliche Verwaltung (ITDZ Berlin) das Werkzeug. bkwww.energie.tu-berlin.de

Am 25. Juni 2010 wurde der neue Sonder-forschungsbereich/ Transregio 63 zur

Optimierung von chemischen Prozessketten unter Federführung der TU Berlin feierlich eröffnet. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hatte im November 2009 acht Millionen Euro für das Projekt bewilligt. „Ziel ist die Konzeption ressourceneffizienter Prozesse und dies bei erheblich verkürzten Entwicklungszeiten“, erklärt der Sprecher der Großprojekts Prof. Dr.-Ing. Matthias Kraume (Foto) vom Fachgebiet Verfahrenstechnik. Unter dem Titel „Integrierte chemische Prozesse in flüssigen Mehrphasensystemen“ entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler effiziente Produktionsverfahren. Mit den entwickelten Methoden und Werkzeugen wollen die Forscherinnen und Forscher das Tor für die technische Realisierung einer neuen Klasse chemischer Produktionsprozesse öffnen. Die TU Berlin hat damit zwei große Forschungsprojekte im Bereich der Chemie. Der neue Sonderforschungsbereich/Transregio 63 wird in enger Wechselwirkung mit dem Exzellenzcluster

UniCat arbeiten, der innerhalb der Exzellenzinitiative gefördert wird. Beteiligt am Sonderforschungsbereich/Transregio 63 sind die TU Berlin, die TU Dortmund, die Otto-Guericke-Universität Magdeburg und das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg. bkwww.inprompt.tu-berlin.de

DIE FAKULTäT ALS jUBILAr

Mit einem Vortragsprogramm, der erstmaligen Ver-leihung des Fakultätspreises und einer Posteraus-stellung der Forschungsaktivitäten aller Fachgebiete hat die Fakultät III Prozesswissenschaften am 2. Juli 2010 ihren Fakultätstag begangen. Einen gelungenen Abschluss fand der Tag mit einem Sommerfest. Der Fakultätstag markiert eine wichtige Zäsur, steht er doch für eine neue Phase der Fakultät: Nach den ersten Jah-ren des Zusammenwachsens von zwei Fachbereichen und der Synchronisierung der prozessorientierten Inge-nieurstudiengänge folgt nun eine Phase der Profilie-rung und der Fokussierung gemeinsamer Forschungs-aktivitäten entlang des Leitthemas „Ressourceneffizi-enz für Prozesse und Produkte“. Maren Ebertwww.tu-berlin.de/?id=36

prEIS VErLIEHEN

Zum ersten Mal in ihrem nunmehr zehnjährigen Bestehen hat die Fakultät III ihren mit 5000 Euro dotierten Fakultätspreis vergeben. Ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Jens-Uwe Repke für seine Lehrtätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet „Dynamik und Betrieb technischer Anlagen“. Prof. Dr. Jens-Uwe Repke hat seit dem Sommersemester 2010 die Professur für Thermische Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg inne. bk

FAcHGEBIET FEIErT 125 jAHrE

Das Fachgebiet Heiz- und Raumlufttechnik, Hermann-Rietschel-Institut (HRI) hat eine lange Tradition. Am 12. Juli 1885 wurde Hermann Rietschel auf den weltweit ersten „Lehrstuhl für Ventilations- und Heizungswesen“ berufen. Eingerichtet worden war er an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin, die als erste Hochschule Deutschlands mit der Schaffung dieses neuen Lehrstuhls die zukünftige Bedeutung des Faches „Heizung und Lüftung“ erkannt hatte. 125 Jahre später feierte das Fachgebiet sein Jubiläum mit einem Festkolloquium. Außerdem wurde der mit 9000 Euro dotierte Imtech-Hermann-Rietschel-Preis an Absolventen im Bereich Heiz- und Raumlufttechnik verliehen. bkwww.hri.tu-berlin.de/

MIT TrANSrEGIo rESSoUrcEN ScHoNEN

LEUcHTTUrM- projEKT GrEEN-IT 2010

Page 31: Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin parT · 2010-12-16 · Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, ZDF/Kerstin Bänsch, Zeichnung: Katharina Greve parTU · Das Alumni-Magazin

parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 29Fotos: TU-Pressestelle/Dahl (3)

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT IV ELEKTROTECHNIK UND INFORMATIK

Bühne frei für die Gong-Show! Beim Sommerfest am 2. Juli 2010 durfte neben der Präsentation der

Fachgebiete die traditionelle Gong-Show nicht fehlen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren stellten über 20 verschiedene Forschungsprojekte, Austauschprogramme und Initiativen vor. Keine leichte Aufgabe: In nur zwei Minuten mussten sie die Jury von ihren Projekten überzeugen. Gewonnen hat Johannes Twittmann vom Projektlabor. Er demonstrierte auf humorvolle Weise, wie ein kleiner Roboter, bestehend aus einem Eisstiel, zwei Motoren, Kugellagern als Rädern und einem Lichtsensor, einer vorgegebenen Linie folgen kann. Einen Grund zur Freude hatten auch die Jahrgangsbesten der Studiengänge Elektrotechnik, Informatik und Technische Informatik. Dekanin Prof. Dr. Anja Feldmann überreichte ihnen Urkunden für ihre herausragenden Studienleistungen. be

BErNSTEIN ZENTrUM: MILLIoNENFörDErUNG UND EIN GrADUIErTEN-KoLLEG

Das Gehirn verarbeitet riesige Informationsmengen in Bruchteilen von Sekunden. Wie das genau funktioniert, untersuchen seit 2004 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bernstein Zentrums für Computational Neuro-science Berlin. Nach erfolgreicher Startphase steht die Finanzierung für die nächsten fünf Jahre: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt 8,5 Millionen Euro bereit. Das bringt dem Zentrum fachkundigen Zuwachs: Nach drei Professuren in der Startphase werden nun zwei weitere Professuren und eine Nachwuchsgruppe im Bereich Theorie und Datenanalyse aufgebaut. Direkt an der TU Berlin angesiedelt ist neben dem Projekt „Bernstein Fokus: Neurotechnology“ und dem Studiengang Computational Neuroscience das neue von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg „Sensory Computation in Neural Systems“. Hier arbeiten Forscher aus den Bereichen Kognitionswissenschaften, maschinelles Lernen, Tierphysiologie, künstliche Intelligenz, neuronale Bildgebung und Stochastik eng zusammen. bewww.bccn-berlin.de

2011 IN BErLIN: DIE jAHrESTAGUNG DEr GESELLScHAFT Für INForMATIK

Dieses Jahr noch in Leipzig, nächstes Jahr schon in Berlin: Die 41. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik (GI) findet vom 4. bis 7. Oktober 2011 an der TU Berlin statt. Damit ist sie ein Heimspiel für Prof. Dr. Stefan Jähnichen, der das Amt des GI-Präsidenten in diesem Jahr übernahm. Unter dem Motto „Informatik schafft Communitys“

können sich die Besucher in Workshops und Tutorien über die Vernetzung innerhalb der Informatik sowie mit Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, über soziale Netzwerke und elektronische Leitsysteme informieren und mitdiskutieren. Die GI ist die größte Vereinigung von Informatikerinnen und Informatikern im deutschsprachigen Raum. Sie versteht sich als Plattform für IT-Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft, Lehre und öffentlicher Verwaltung. bewww.informatik2011.de

Sie sollen die kreativsten Köpfe anziehen und die besten Teams

aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammenbringen: die Wissens- und Innovationsgemeinschaften (Knowledge and Innovations Communities – KIC). Über einen Zeit-raum von sieben Jahren werden sie vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) mit jeweils 100 Millionen Euro gefördert. Mit dabei ist die TU Berlin, die ein Netz der besten deutschen Informatikstandorte koordiniert. Bereits gestartet ist das KIC „EIT ICT Labs“ im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie. Die TU Berlin, und damit eine Vielzahl der Professoren der Fakultät IV, ist als einer der sechs deutschen Hauptpartner stark eingebunden. Das Colocation Center – der Ort, an dem sich Vertreter aus Wissenschaft, For schung und Industrie zukünftig treffen – entsteht derzeit unter der Projektleitung der Deutsche Telekom Laboratories in Kooperation mit der TU Berlin auf dem Campus Charlottenburg. Neben der TU Berlin zählen zu den deutschen Core-Partnern auch die Fraunhofer-Gesellschaft, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Siemens, SAP und die Deutsche Telekom. Cathrin Beckerwww.eit.ictlabs.eu

WISSEN UND INNoVATIoN AUF DEM cAMpUS

EISSTIEL-roBoTEr BEIM SoMMErFEST

stefan Fricke

DoZENTEN, DIE BEGEISTErN

„Die erste Vorlesung, die mir Spaß gemacht und mein Interesse an Theoretischer Informatik geweckt hat, fand im fünften Semester statt“, erinnert sich Prof. Dr. Uwe Nestmann. Eine Durststrecke, die er seinen Studierenden ersparen möchte – mit Erfolg. Kürzlich verlieh ihm die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V. den 1. Preis für vorbildliche Lehre und 4000 Euro. Ermittelt wurden die Preisträger durch die Lehrevaluation der Fakultät IV und eine Befragung der Studierenden. Nestmann überzeugte mit seiner Veranstaltung zu den theoretischen Grundlagen der Informatik im zweiten Semester – keine Selbstverständlichkeit, denn die Durchfallquote im Kurs ist hoch. Sein Credo für gute Lehre: „Studierende ernst nehmen und sich gegenseitig respektieren.“ Statt auf Folien und Skripte setzt Nestmann lieber auf Diskussionen, Übungen und Sprechstunden. Lehrstoff mit Begeisterung zu vermitteln ist auch das Ziel von Dr. Stefan Fricke. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am DAI-Labor erhielt den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis der Gesellschaft für seine Vorlesung „Künstliche Intelligenz – Grundlagen und Anwendungen“. Eine Ehrung, die ihn freut: „Ich stecke viel Zeit und Herzblut in die Lehre und bilde mich regelmäßig weiter. Wenn Studierende das honorieren, freut mich das ganz besonders.“ bewww.freunde.tu-berlin.de Uwe Nestmann

Page 32: Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin parT · 2010-12-16 · Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, ZDF/Kerstin Bänsch, Zeichnung: Katharina Greve parTU · Das Alumni-Magazin

30 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Fotos: TU Berlin/Wilden/iWF, sCmT

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT V VERKEHRS- UND MASCHINENSySTEME

VIEr MILLIoNEN EUro Für EIN NEUES ZENTrUM

Füge- und Beschichtungstechniken sind Querschnittstechnologien und bilden den Schlüssel für die Herstellung von Produkten im Anlagen- und Appara-tebau, im Energie- und Photovoltaikan-lagenbau sowie in der Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik und Medizin-technik. Die Berliner Senatsverwal-tung für Bildung, Wissenschaft und Forschung fördert mit 3,88 Millionen Euro den Aufbau eines Forschungs- und Anwendungszentrums für Füge- und Beschichtungstechnik (FORUM) an der TU Berlin. Mit einem Projektvolumen von insgesamt 7,77 Millionen Euro verfolgt FORUM neben der Entwick-lung neuer und der Optimierung beste-hender Füge- und Beschichtungstech-nologien und Werkstoffe vor allem die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen. In der geplanten Form fördert es den schnellen Technolo-gietransfer von der Forschung in die industrielle Anwendung und verschafft damit der Region Berlin-Branden-burg bundesweit ein Alleinstellungs-merkmal. Das Zentrum wird von den TU-Professoren Dr.-Ing. Johannes Wilden vom Institut für Werkzeugma-schinen und Fabrikbetrieb und Prof. Dr. Wolfgang H. Müller vom Institut für Mechanik geleitet. bkwww.tu-berlin.de/?id=73756

öLKATASTropHEN IM VISIEr DEr ForScHUNG

Im Bereich Schiffs- und Meerestechnik wird unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss seit mehr als 25 Jahren erfolgreich an Verfahren zur Bekämpfung maritimer Ölkatastro-phen geforscht. Mit dem aktuellen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsvor-haben „SOS 3 – Analyse und Optimie-rung eines autonomen Trägersystems zur Offshore-Unfallbekämpfung“ wird die bereits in Deutschland und den USA patentierte SOS-Technologie Markt-reife erreichen, die die Reinigung ölver-schmutzter Meeresoberflächen selbst bei rauer See ermöglicht. Das Projekt wurde im Rahmen „Ort im Land der Ideen 2010“ ausgezeichnet. Die Initia-tive „Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundes-präsidenten ehrt Projekte und Ideen, die sich durch besonderen Einfallsreichtum, schöpferische Leidenschaft und visio-näres Denken auszeichnen. bkwww.tu-berlin.de/?id=71217

Welcher Student oder welche Studentin kann schon sagen, dass die

Seminararbeit im Weltraum landet? Studierende des Fachgebietes Raumfahrttechnik können das. Denn sie haben gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Brieß vom Institut für Luft- und Raumfahrt den Satelliten BEESAT entwickelt. Seit dem 23. September 2009 dreht er in etwa 730 Kilometer Höhe seine Runden im Weltall. Im Gepäck hat BEESAT neuartige Reaktionsräder zur Lagesteuerung des Satelliten, die unter wissenschaftlicher Leitung der TU Berlin

von der Firma Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH entwickelt wurden. Das Vorhaben wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) gefördert. Der kleine Satellit hat auch schon eine gewaltige Strecke hinter sich gebracht: Im Laufe des vergangenen Jahres umkreiste er etwa 5300-mal die Erde. BEESAT funktioniert wie am ersten Tag, und bislang sind keine Anzeichen für Alterung oder Ausfall erkennbar. Mit der Entwicklung und dem Betrieb von BEESAT konnte das Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin die Praxisnähe seiner studentischen Ausbildung

weiter ausbauen. Verbunden mit der technischen Erprobung der Reaktionsräder innerhalb eines Jahres kann die BEESAT-Mission als voller Erfolg bezeichnet werden. Außerdem sind weitere Missionen geplant. Mit BEESAT-2 soll ein nahezu baugleicher Satellit mit verbesserter Kamera und Nutzlastdaten-Computer 2011 gestartet werden. BEESAT-3 ist ein Ausbildungsprojekt, das direkt in die Lehrveranstaltungen des Fachgebiets Raumfahrttechnik eingebettet ist. Der Start ist ebenfalls für 2011 vorgesehen. bkwww.tu-berlin.de/?id=61174

TU BErLINIM WELTALL

Orthopädie- und Rehabi-litationstechnik stehen im Mittelpunkt der Rehabtech

Research Lab GmbH, ein neu eingerichtetes An-Institut der TU Berlin. Es ist ein Tochterunternehmen der Firma Otto Bock HealthCare. Ziel der Rehabtech Research Lab GmbH ist es, die Forschungskooperati-onen in Berlin langfristig noch stärker auszubauen, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller zur Anwendung zu führen und marktfähige

Produkte zu entwi-ckeln. Geleitet wird das An-Institut von Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft vom Fachge-biet Medizintechnik und Dr. Michael Hasenpusch von Otto Bock Health-Care. Seinen Sitz hat es im Science

Center Medizintechnik der Otto Bock HealthCare in Berlin, die Technologie- und Weltmarktführer auf dem Gebiet der Prothetik ist. Insgesamt beteiligen sich Wissenschaftler der vier TU-Fakul-täten Prozesswissenschaften, Elektrotechnik und Informatik, Verkehrs- und Maschinensysteme sowie Wirtschaft und Manage-ment. Zukünftige Forschungspartner werden die Charité, die medi-zinische Hochschule Hannover, das Mutterunternehmen Otto Bock und mehrere Fachgebiete der TU Berlin sein. bk

KoopErATIoN MIT DEr cHArITÉ

Die TU Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin haben im Mai 2010 einen neuen Kooperations-vertrag unterzeichnet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu intensivieren sowie Ergeb-nisse der gemeinsamen Forschung bestmöglich zu verwerten. So sollen Forschungs- und Entwicklungs-programme ins Leben gerufen und die Zusammenarbeit zwischen den TU-Fachgebieten unter anderem zwischen denen der Fakultät V und der Charité vertieft werden. sn

NEUES AN-INSTITUTFür MEDIZINTEcHNIK

Am 17. Februar 2010 wurde zwischen dem Institut für

Antriebstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Institut für Luft- und Raumfahrt der Fakultät V der TU Berlin ein Vertrag über die zukünftige gemeinsame Triebwerksforschung an einem Heiß-Akustik-Teststand (HAT) unterzeichnet. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit von TU und DLR steht die ganzheitliche Untersuchung der Effekte starker Schallwellen auf die Kühlung der Triebwerksteile. Schadstoffärmere Luft-Kerosin-Gemische verursachen starke akustische Schwingungen, die höhere Lärmemissionen bedingen; darüber hinaus steht für Kühlung und akustische Dämpfung durch die Brennkammerwände weniger Luft zur Verfügung, was große thermische Probleme verursacht. Erstmalig ermöglicht der neue Heiß-Akustik-Teststand das gleichzeitige Optimieren von Kühlfunktion und akustischer Dämpfung. bk

ScHADSToFFärMErE UND LEISErE TrIEBWErKE

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 31Fotos: reno schneidewind, marco-Barnebeck/pixelio.de, TU Berlin/isr

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

FAKULTÄT VI PLANEN BAUEN UMWELT

BErLINEr GroSSSTADTWELTENIM ZWEI-MINUTEN-TAKT

Nun kann man auch vom Sofa die Berliner Ringbahn befahren. Möglich macht das eine neu gestaltete Website. Das Projekt www.ringbahn.com des Center for Metropolitan Studies (CMS) der TU Berlin ermöglicht einen systematischen Zugriff auf ein Berlin hinter dem touristischen Horizont. Studierende des Masterstudiengangs Historische Urbanistik haben unter der Leitung von Prof. Dr. Dagmar Thorau die Ringbahn befahren, sind eingetaucht in die sie umgebende Stadtlandschaft und beobachteten dabei nicht nur Randerscheinungen. Das Ziel der neuen Website ist es, einen systematischen Zugriff auf die Stadt abseits der bekannten Touristenpfade zu ermöglichen, und zwar aus alltäglicher wie historisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive. Das Projekt möchte zur aktiven Erkundung vor Ort animieren. Hierfür liefert die Website eine digitale Vorlage und den Navigator, verlinkt Informationen rund um die Ringbahn und bindet die Berliner Trasse in das World Wide Web ein: individuell erlebbar auf Deutsch wie auf Englisch und kostenlos. Reinschauen und Ringbahn fahren. bkwww.ringbahn.com

STADTVISIoNENIM KATALoG

Wer es im Herbst 2010 nicht geschafft hat, die Ausstel-lung STADTVISIONEN 1910|2010 zu besuchen, kann sie sich mittels Katalog nach Hause holen. Anlässlich des

100-jährigen Jubiläums der „Allgemeinen Städtebau-Ausstellung in Berlin 1910“ zeigte die TU Berlin vom 15. Oktober bis zum 10. Dezember 2010 die Ausstellung STADT-VISIONEN 1910|2010. Heute wie vor 100 Jahren gilt die deut-sche Hauptstadt als Stadtlabor, wo neue Wege des Städtebaus erprobt werden. Mit der Städ-tebau-Ausstellung 1910 verglich sich Berlin erstmals mit den Großstädten Europas. Damals ging es darum, Antworten auf die Herausforderungen einer chaotisch wachsenden Groß-stadt der Industriegesellschaft zu finden. Heute präsentiert sich Berlin erneut im internationalen Umfeld – diesmal als Modell

einer Metropole der postindus-triellen Gesellschaft im Zeichen des Klimawandels. Die Ausstel-lung war ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungs-politik des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent-wicklung und ein Beitrag der TU Berlin zum Berliner Wissen-schaftsjahr 2010. Initiatoren des Projekts seitens der TU Berlin waren Prof. Dr. Harald Boden-schatz, Leiter des Fachgebietes Planungs- und Architekturso-ziologie, und Dr. Hans-Dieter Nägelke, Leiter des Architek-turmuseums der TU Berlin. Der Katalog zur Ausstellung mit rund 180 Abbildungen ist bei DOM publishers erschienen und kostet 39 Euro. bk

Im Rahmen der Alum-niarbeit organisierte das Referat Studium

und Lehre der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt im Sommersemester 2010 zum ersten Mal die Vortragsreihe „Berufliche Perspektiven Planen – Bauen – Umwelt“. Über das nationale Alumniprogramm wurden die TU-Alumni Jochen Geßmann, Mitbegründer der Lacon Landschaftsconsult, und Jan Kowalewski, Absolvent des Weiterbildungsstudiengangs Real Estate Manage-ment, als Referenten eingeladen. Die beiden Alumni der Fakultät gaben gemeinsam mit Ricarda Pätzold, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadt- und Regionalplanung, Einblicke in höchst unterschied-liche Arbeitsumfelder in den Bereichen Landschaftspla-nung und Landschaftsarchitektur, Architektur und Real Estate Management sowie Stadt- und Regionalplanung. Als Kooperationspartner konnten der Gründungsser-vice und der Career Service der TU Berlin sowie das Nachwuchsbüro TU-DOC gewonnen werden, die den Studierenden ihre jeweiligen Programme vorstellten und im Anschluss an die Vorträge gemeinsam mit den Alumni für Fragen zur Verfügung standen. Für das Sommersemester 2011 ist eine Fortsetzung geplant, die die ingenieurwissenschaftlichen Arbeitsfelder der Fakultät in den Blick nehmen wird. Helga Beste

BErUFLIcHEpErSpEKTIVEN

GEo.X VErNETZT WISSENScHAFTEN

Mit der Koordinierungsplattform Geo.X vernetzen sich seit dem Frühjahr 2010 die Geowissenschaften in Berlin und Potsdam. Sie bieten vielfältige Ansatzmöglichkeiten zum Brücken-schlag zu anderen Fachdisziplinen, um gemeinsam an Lösungsstrategien für das Management des Systems Erde – Mensch zu arbeiten. Geo.X ist eine gemeinsame Plattform der drei Berliner Universitäten sowie des Museums für Naturkunde in Berlin, der Universität Potsdam und des Deutschen GeoFor-

schungsZentrums in Potsdam. Die Institute Geodäsie und Geoinformati-onstechnik sowie Angewandte Geowis-senschaften der Fakultät VI engagieren sich in Geo.X. Das thematische Profil von Geo.X umfasst drei übergeordnete Themenbereiche, in denen Grundlagen-forschung, Methoden- und Technolo-gieentwicklung und anwendungsori-entierte Forschung ineinandergreifen: Naturgefahren und -risiken, natür-liche Ressourcen und Energieroh-stoffe sowie menschliche Lebens- und Gestaltungsräume. bkwww.geo-x.net

DIE ZUKUNFT DES FLUGHAFENS TEGEL

Die Berliner Flughäfen haben das Planungsgeschehen der Stadt in der letzten Zeit geprägt. Nach der Öffnung des Tempelhofer Feldes für das Publikum steht nun die Zukunft des Flughafens Tegel auf der Tagesordnung. Sei-ner Nachnutzung widmete sich der studentische Wettbe-werb TXL-Award 2009, der von agenda4 und der Bun-desanstalt für Immobilienaufgaben ausgelobt wurde. Zur Revitalisierung des Flughafengeländes in Berlin

sollten ein Rah-menplan und eine Machbarkeitsstudie für den Startbau-stein interdisziplinär erarbeitet werden. Unter dem Namen GRUEN4 gewann

eine Gruppe Studierender des Instituts für Stadt- und Regionalplanung (ISR) den ersten Preis mit einem durch drei Grünzüge gekennzeichneten Entwurf und der dazu-gehörigen Machbarkeitsstudie. Sie und eine Gruppe von Architekturstudierenden – die den dritten Preis mit dem Entwurf ProTech erhielten – erarbeiteten ihre Ent-würfe im Rahmen des Master-Projektes „Städtebauli-che Nachnutzungskonzepte für den Flughafen Tegel“. Durchgeführt wurde es vom Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen in Kooperation mit dem Studiengang Urban Design und dem Institut für Architektur. Eine Veranstaltung des Studiengangs Real Estate Manage-ment betreute die dazugehörige Machbarkeitsstudie. Somit ergab sich eine einmalige Zusammenarbeit, die überaus erfolgreich war. Laura Calbet i Elias

Page 34: Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin parT · 2010-12-16 · Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, ZDF/Kerstin Bänsch, Zeichnung: Katharina Greve parTU · Das Alumni-Magazin

32 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Fotos: 4flow aG, TU-Pressestelle/Dahl (2), Jens Wohltorf

NeUes aUs DeN FaKULTäTeN

prEIS FürErFoLGrEIcHE GrüNDEr

Die drei TU-Alumni Dr. Stefan Wolff, Dennis von Ferenczy und Franz Duge haben zu verschiedenen Zeiten ihr Studium des Wirtschaftsingeni-eurwesens an der TU Berlin absol-viert, aber sie haben alle eine eigene Firma gegründet, und sie wurden im Sommer 2010 alle drei mit dem Baum-garten-Wagon-Preis ausgezeichnet.Dr. Stefan Wolff (Foto oben) schloss 1989 sein Stu dium ab und grün-dete im Jahr 2000 die 4flow AG, die ihren Kunden Logistikplanungs-software und -beratung anbietet.Dennis von Ferenczy (Foto Mitte)ist der Gründer der amiando AG, einer Internetplattform für Veranstaltungsorganisation.Franz Duge (Foto unten) gründete die Firma Chocri. Dahinter verbirgt sich eine Internetseite, über die man sich seine

eigene Schokolade kreieren kann. Mit dem Baumgarten-Wagon-Preis werden studentische Hochschulgruppen, Fach-gebiete, Studierende sowie Personen und Organisationen, die sich in besonderer Weise um das Wirtschaftsingenieur-wesen verdient gemacht haben, geehrt. Benannt ist der Preis nach dem Vorreiter des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Berlin, Prof. Dr. Horst Wagon, und seinem Nachfolger, Prof. Dr. Helmut Baumgarten, der zwischen 1976 und 2005 Logistik lehrte. Gestiftet wurde der mit 5000 Euro dotierte Preis durch eine Spende von Helmut Baumgarten und aus Mitteln der Spendenaktion für den Horst-Wagon-Hörsaal. bk

FAKULTÄT VII WIRTSCHAFT UND MANAGEMENT

SpEZIALISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Health Technology Assessment – kurz HTA – bezeichnet einen Prozess, der die Anwendung medizinischer Technologien, Hilfsmittel oder Orga-nisationsstrukturen im Gesund-heitswesen systematisch bewertet. Das Ziel von HTA ist es, Entschei-dungen in Politik und Praxis zu unterstützen. Mit Hilfe von HTA wird unter anderem entschieden, ob neue medizinische Methoden in die Erstat-tung der gesetzlichen Krankenkassen

aufgenommen werden. In Deutsch-land ist HTA per Gesetz institutio-nalisiert. Dadurch besteht ein großer Bedarf an Spezialistinnen und Spezi-alisten mit Kenntnissen zur natio-nalen und internationalen Veranke-rung von HTA und mit Kompetenzen, wenn es darum geht, HTA-Berichte zu erstellen. In Deutschland wird zurzeit ein großer Fachkräftemangel im Bereich von HTA beklagt. Ausge-hend von diesem Bedarf hat das Fach-gebiet „Management im Gesund-heitswesen“ den berufsbegleitenden 15-wöchigen Blended-Learning-Kurs

„HTAonline“ aufgelegt und bereits zweimal erfolgreich durchgeführt. Er richtet sich an Akteure und Entschei-dungsträger des Gesundheitssys-tems. Der Kurs dient dem Erwerb theoretischer Kenntnisse und dem Einüben methodischer Fähigkeiten. Daneben wird die Medienkompe-tenz gesteigert. Die Weiterbildung kann sowohl zeitlich als auch örtlich flexibel wahrgenommen werden. Der nächste Kursdurchlauf findet im September 2011 statt. bk

www.mig.tu-berlin.de/menue/teaching/weiterbildung/

Um den Kontakt zwischen den Unternehmen und den Studie-renden besser zu koordinieren,

gründete eine Handvoll angehender Wirtschaftsingenieure an der TU Berlin die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaftsingenieure – besser bekannt als die AG Wi-Ing. Dies ist mittlerweile 30 Jahre her. Bereits ein Jahr nach der Gründung verzeichnete man 150 Mitglieder. Von Beginn an war es das Ziel, den Kontakt zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Studenten zu fördern, um den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Die Arbeitsgemeinschaft sollte ein Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis sein und die Studierenden der TU Berlin auch mit den Absol-venten ihres Faches zusammenbringen. Zahlreiche Projekte, Work-shops und Kooperationen zwischen Unternehmen und Fachgebieten wurden durch den Verein ins Leben gerufen. Das Besondere an der AG Wi-Ing ist ihre Vielseitigkeit. Neben der Organisation von verschiedenen Projekten wie dem TU-Talk, Workshops und dem Fallstudienwettbe-werb T. I. M. E. S. ist die AG Wi-Ing durch ihre Dachverbände, den Vwi (Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure) und Estiem (European Students of Industrial Engineering and Management),deutschland- und europaweit vernetzt. Das Jubiläum war für die organisationserprobten Studierenden, die sich heute in der AG Wi-Ing engagieren, Anlass, zu feiern. Am Abend des 29. Oktober 2010 wurde in Berlin getanzt. bkwww.agwiing.de

NEUES DUAL-MASTEr- proGrAMM MIT ScHANGHAI

Zum Sommersemester 2011 können sich die ersten fünf TU-Studierenden des Faches Wirtschaftsingenieurwesen mit der Studienrichtung Logistik auf den Weg an die Tongji-Universität in Schanghai machen. Im Rahmen des Dual-Degree-Programms „Wirtschafts-ingenieur mit Schwerpunkt Supply Chain Management“ haben sie die Möglichkeit, einen Teil des Studiums in Schanghai zu absolvieren und die Masterabschlüsse beider Universitäten zu erwerben. Der neue Studiengang wurde im Rahmen der Kooperation der

TU Berlin mit dem Chinesisch-Deut-schen Hochschulkolleg (CDHK) und der School of Economics and Manage-ment (SEM) an der Tongji-Universität eingerichtet. Auf deutscher Seite wird er von Prof. Dr. Volker Trommsdorf vom Fachgebiet Marketing und Prof. Dr. Frank Straube vom Fachgebiet Logistik betreut. Das CDHK fungiert seit über zehn Jahren erfolgreich als Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland und China. bkwww.gkwi.tu-berlin.de/v-menue/ master/auslandsstudium/ doppelabschluesse

VIELSEITIGKEIT ISTIHrE STärKE

Seit Start des VENTURE CAMPUS im Oktober 2004 haben insgesamt 430 Studierende

der TU Berlin das praxisnahe Seminar für Unternehmensgründun-gen erfolgreich abgeschlossen. 19 Prozent davon waren Frauen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickelten in kleinen Teams 138 Geschäftsideen. Davon wurden bislang rund 17 erfolgreich in eine Unternehmensgründung umgesetzt. Der VENTURE CAMPUS stellt eine der wichtigsten Säulen des Gründungsservice der TU Berlin dar. Er sensibilisiert Studierende aller Fachrichtungen für eine unter-nehmerische Tätigkeit und vermittelt ihnen die betriebswirtschaftli-chen Kenntnisse. Gründungswillige Absolventinnen und Absolventen können auf eine individuelle Beratung und Unterstützung in der TU- Gründungswerkstatt zurückgreifen. VENTURE CAMPUS wurde von Prof. Dr. Hans Georg Gemünden vom Fachgebiet Technologie- und Innovationsmanagement initiiert und ist heute ein Gemeinschaftspro-jekt von fünf Fachgebieten der Fakultät VII unter Leitung von Prof. Dr. Jan Kratzer. Unterstützt wird das Seminar pro Semester mit 120 000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Daniel Roos

prAXISNAHES SEMINAr

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Werden Sie Partner, Förderer und Initiator für die TU Berlin!

Vorstandsvorsitzender: Prof. Dr.-Ing. Bernd HillemeierPräsident des Verwaltungsrats: Dr. Manfred Gentz Geschäftsstelle: Vera Tosovic-LüdtkeStraße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Raum H1044/45, Sekr. H 06Tel.: (030) 314-2 37 58 · Fax (030) 314-7 94 [email protected]

Wer sind wir?Bei uns engagieren sich Studierende, Ehemalige, Absolventen und Absolventinnen, Professoren und Professorinnen, Industrie- und Wirtschaftsunter-nehmen sowie Persönlichkeiten aus allen gesell-schaftlichen Bereichen, weil sie sich der TU Berlin verbunden fühlen. Durch unsere Arbeit möchten wir die Bedingungen für Forschung und Lehre an der TU Berlin verbessern und die Universität in ihrem Ansehen stärken – national und international.

Wir, die Gesellschaft vonFreunden der TU Berlin e.V., • verbindenWirtschaftundWissenschaftund

fördern den Dialog zwischen Universität, Wirtschaft und Gesellschaft,

• förderndieinneruniversitäreBegegnungundden Kontakt zu den Alumni der TU Berlin,

• regenzumDialogüberInnovationsfelderinderForschung an,

• unterstützenjungeWissenschaftlerundWissen-schaftlerinnen, etwa deren Teilnahme an Kongressen und Tagungen im In- und Ausland,

• fördernstudentischeProjekte,• unterstützenundhelfenbeiVeranstaltungenan

der TU Berlin,• vergebenPreiseundAuszeichnungenan

Diplomanden, Doktoranden und Studierende,• unterstützendieUniversitätinihrerWirkung

nach innen und außen.

Wir brauchen auch Sie! Werden Sie Mitglied in der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin e.V.

TGesellschaft vonFreunden derTechnischenUniversität Berlin

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34 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010

TU internmeLDUNGeN

Fotos: TU-Pressestelle/Dahl (4), TU Berlin, L’Oréal Deutschland

Ehrung für Dieter Bimberg in den USA

Die weltgrößte Ingenieurge-sellschaft, die IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers), zeichnete Prof. Dr. Dieter Bimberg vom In-stitut für Festkörperphysik der TU Berlin mit dem Wil-liam-Streifer Scientific Achie-vement Award aus. Mit die-sem Preis werden außerge-

wöhnliche wissenschaftliche Beiträge gewürdigt, die in den vergangenen zehn Jahren einen wesentlichen Einfluss auf die Laserforschung sowie auf den Bereich der Elektrooptik hatten. Es ist das erste Mal, dass mit dem Preis ein Physiker und deutscher Wissenschaftler geehrt wird. Vergeben wurde die Auszeichnung am 8. November 2010 auf dem Jahrestreffen der IEEE-Photo-nics Society in Denver, USA. bk

Neuer präsidentNeuer Präsident der Deutschen Physikalischen Gesell-schaft (DPG) ist seit dem 13. April 2010 Prof. Dr. Wolf-gang Sandner. Der Laser-Forscher ist Professor an der TU Berlin, Direktor am Max-Born-Institut für Nicht-lineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) und stellvertretender Vorstandssprecher des Forschungs-verbundes Berlin e.V. stt

Mitglied in der „Weltakademie“ für philosophie

Prof. Dr. Günter Abel, Ins-titut für Philosophie, Lite-ratur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin, wurde vom „Insti-tut International de Philoso-phie“ (IIP) zum permanenten Mitglied gewählt. Das IIP ist die weltweit höchste wissen-schaftliche Institution der

Philosophie. Aufgabe der Akademie ist es, die interna-tionale Kommunikation und Kooperation sowie den Di-alog zwischen Philosophie, Wissenschaften und Küns-ten zu fördern. Die rund 100 Mitglieder kommen aus fast 40 Ländern. bk

Technologiepreis für Thomas WiegandFür seine herausragenden und international anerkann-ten Beiträge zur Videocodierung und zur Entwicklung des Standards H.264/AVC erhielt Prof. Dr. Thomas Wiegand den diesjährigen Technologiepreis der Edu-ard-Rhein-Stiftung. Thomas Wiegand teilt sich den mit 30 000 Euro dotierten Preis mit Prof. Dr. Jens-Rainer Ohm von der RWTH Aachen. Wiegand leitet das Fach-

gebiet Bildkommunikation an der TU Berlin und die Abteilung „Image Processing“ am Heinrich-Hertz-Ins-titut der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Preisverleihung fand am 16. Oktober 2010 im Deutschen Museum in München statt. be

Klaus Wowereit zeichnet Experimentalpsychologin aus

Der „Berliner Wissen-schaftspreis des Regierenden Bürgermeisters“ in der Kate-gorie Nachwuchs ging 2010 an Dr. Marianne Maertens von der TU Berlin. Gewür-digt wurden ihre Leistungen auf dem Gebiet der visuellen Wahrnehmungsforschung des menschlichen Gehirns.

Der Nachwuchspreis ist mit 10 000 Euro dotiert. Ma-rianne Maertens (31) arbeitet seit 2008 am TU-Fachge-biet „Modellierung Kognitiver Prozesse“ und am Berli-ner Bernstein Center for Computational Neuroscience. Die Experimentalpsychologin beschäftigt sich mit den subjektiven und objektiven Aspekten der Wahrneh-mung von Helligkeit. sn

20 000 Euro für eine Karriere mit Kind

Wiebke Meister, wissen-schaftliche Mitarbeiterin am Institut für Chemie der TU Berlin, ist Preisträge-rin des Förderprogramms „For Women in Science“ der Deutschen UNESCO-Kom-mission und von L’Oréal Deutschland und erhält für ein Jahr eine finanzielle Un-

terstützung in Höhe von 20 000 Euro. Seit 2006 fördert das Programm in Zusammenarbeit mit der Christia-ne Nüsslein-Volhard-Stiftung in Deutschland tätige exzellente Naturwissenschaftlerinnen mit Kindern. Wiebke Meister arbeitet zurzeit an ihrer Doktorarbeit im Fachgebiet Physikalische Chemie/Biophysikali-sche Chemie an der TU Berlin. Hier beschäftigt sie sich mit den Mechanismen biologischer Elektronentransfer-prozesse. Sie ist Mutter eines zweijährigen Kindes. bk

Alfred-Stock-Gedächtnis-preis geht an Matthias DrießFür seine hervorragenden wissenschaftlichen Expe-rimentalarbeiten auf dem Gebiet der anorganischen Chemie wurde Prof. Dr. Matthias Drieß vom Insti-tut für Chemie der TU Berlin am 29. September 2010 an der Universität Freiburg mit dem Alfred-Stock-Ge-dächtnis-Preis ausgezeichnet. Es ist die höchste Aus-zeichnung für Anorganische Chemie in Deutschland. Damit werden insbesondere seine wegweisenden Ent-

deckungen zur Chemie des zweiwertigen Siliciums und seine originären Arbeiten zur Synthese von nanoska-ligen Festkörpern für die Katalyse ausgehend von me-tallorganischen Precursoren geehrt. Der Preis wird von der Gesellschaft Deutscher Chemiker vergeben. bk

Gold-Medaille für rolf MöhringDer Mathematiker und TU-Professor Dr. Rolf Möhring ist mit der Gold-Medaille der Association of European Operational Research So-cieties EURO ausgezeichnet worden. Mit der Gold-Me-daille werden herausragen-de Wissenschaftler und de-ren Arbeiten auf dem Gebiet

von Operational Research gewürdigt. Sie ist zudem die höchste Auszeichnung, die in diesem Wissenschaftsge-biet in Europa vergeben wird. Rolf Möhring, der an der TU Berlin das Fachgebiet Kombinatorische Optimie-rung und Graphenalgorithmen lehrt, erhielt die Gold-Medaille unter anderem für seine Forschungen zur Op-timierung von Verkehrsnetzen und logistischen Syste-men. sn

Neue FrauenbeauftragteDr. Andrea Blumtritt ist die neue Zentrale Frauenbeauf-tragte der TU Berlin. Am 1. Januar 2010 trat sie als Nachfolgerin von Heidema-rie Degethoff de Campos ihr Amt an. Die 43-jährige And-rea Blumtritt studierte Eth-nologie an der Ludwig-Ma-ximilians-Universität Mün-

chen und Altamerikanistik an der FU Berlin. Zwischen 2007 und 2008 vertrat sie dort als stellvertretende Zen-trale Frauenbeauftragte die gleichstellungspolitischen Ziele der Universität. Zuletzt arbeitete sie an der Uni-versität Potsdam, bevor sie zu Beginn des Jahres an die TU Berlin wechselte. Die Amtszeit der Zentralen Frauenbeauftragten beträgt vier Jahre. sn

Erneut publikumslieblingDie TU Berlin war zur Langen Nacht der Wissenschaf-ten (LNDW) am 5. Juni 2010 erneut mit Abstand die am häufigsten besuchte Einrichtung bei dem größten Wis-senschaftsevent der Region. Allein am Standort Char-lottenburg – rund um den Ernst-Reuter-Platz – wurden circa 48 000 Besuche gezählt. Die Gesamtkoordination der LNDW an der TU Berlin liegt in den Händen ihrer Pressestelle. Die nächste Lange Nacht findet bereits am 28. Mai 2011 statt. stt

Bitte beachten Sie auch die Preisbeilage indiesem Magazin.

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parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 35

TU externmeLDUNGeN

Fotos: TU-Pressestelle/Dahl, TU Berlin, Bundesregierung/sebastian Bolesch

Wulff ehrt reinhard rürupAnlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Ein-heit wurde Profes-sor Reinhard Rü-rup (r.) vom Bun-despräsidenten Christian Wulff am 4. Oktober 2010 in Berlin mit

dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Der His-toriker, der von 1975 bis 1999 den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der TU Berlin innehatte, war von 1989 bis 2004 wissenschaftlicher Direktor und Leiter der Ge-denkstätte „Topographie des Terrors“ in Berlin. sn

Meister der Sprache erhält Bundesverdienstkreuz

Prof. em. Dr. Norbert Mil-ler wurde mit dem Ver-dienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bun-desrepublik Deutschland ausgezeichnet. Am 27. Sep-tember 2010 überreichte ihm Berlins ehemaliger Wissen-schaftsstaatssekretär Dr. Hans-Gerhard Husung in

der Hauptstadt den Orden und würdigte ihn als einen der angesehensten Germanisten seiner Generation. Außerdem erhielt Norbert Miller, der von 1972 bis 2005 Professor für Deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Berlin war, am 17. September 2010 in Weimar den Deutschen Sprachpreis 2010. Die mit 5000 Euro dotierte Ehrung wird jährlich von der Henning-Kaufmann-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verge-ben. Mit dem Deutschen Sprachpreis würdigte die Jury Millers „weit gespanntes wissenschaftliches Oeuvre“, das sich auf Literatur, Kunst und Musik des 18. Jahr-hunderts und frühen 19. Jahrhunderts genauso bezieht wie auf die Lyrik der Gegenwart. sn

Heinz jörg Fuhrmann wird chef der Salzgitter AGProf. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann ist im Juli 2010 zum Vorstandschef der Salzgitter AG bestellt worden. Der 53-Jährige, der an der RWTH Aachen Eisenhütten-kunde studiert hatte und an der TU Berlin promovierte, wird am 1. Juli 2011 das Amt übernehmen. Fuhrmanns Vertrag als Vorstandschef wird bis Ende Juni 2016 lau-fen. Fuhrmann leitete bisher das Finanzressort und den Unternehmensbereich Technologie. Er ist seit Dezem-ber 2007 stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Die Salzgitter AG gehört zu den führenden Stahltechnolo-gie-Konzernen Europas. sn

Wechsel bei der Gesellschaft von Freunden

Im Verwaltungsrat der Ge-sellschaft von Freunden der TU Berlin e.V. hat es einen Wechsel gegeben, da die dreijährige Amtsperiode ab-gelaufen war. Für eine Mit-arbeit im Verwaltungsrat er-klärten sich fünf neue Mit-glieder des Vereins bereit: Roland Busch, Leiter der

Hauptabteilung Corporate Strategies der Siemens AG, Utz-Hellmuth Felcht, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn AG, Henning Kagermann, Präsi-dium Deutsche Akademie der Technikwissenschaften „acatech“, Oliver Weinmann, Geschäftsführer Vatten-fall Europe Innovation GmbH, und Manfred Witten-stein, Vorstandsvorsitzender der Wittenstein AG und Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. TU-Professor Bernd Hillemeier (Foto) ist neuer Vorsitzender des Vorstands der Gesellschaft von Freunden. Er wurde bei der Mitgliederversamm-lung am 15. Juli 2010 ohne Gegenstimmen und Enthal-tungen in das Amt gewählt. Der ehemalige Vorsitzende und TU-Professor Jürgen Starnick steht als Stellvertre-ter zur Verfügung, wie er es zu Beginn seiner Amtsperi-ode angekündigt hatte. Als Präsident beziehungsweise Vizepräsident wurden erneut Manfred Gentz, Vizeprä-sident der Industrie- und Handelskammer Berlin, so-wie TU-Professor Bernd Mahr gewählt. sn

www.freunde.tu-berlin.de

Alcatel-Lucent Stiftung vergibt ForschungspreisFür ihre wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet „Inter-net-Architektur, Innovation und Regulierung“ zeichne-te die Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsfor-schung Prof. Dr. Barbara van Schewick von der Stan-ford Law School (Berkeley) mit dem Forschungspreis Technische Kommunikation 2010 aus. Mit ihren Arbei-ten hat Barbara van Schewick, die an der TU Berlin Informatik studierte und dort auch promovierte, einen wesentlichen Beitrag zur international beachteten aka-demischen sowie regulatorischen Diskussion rund um das Internet und dessen Architektur geleistet. Der Preis wurde am 8. Oktober 2010 in Stuttgart überreicht. sn

Neue Spitze bei roland BergerDr. Martin C. Wittig ist neuer Vorsitzender der welt-weiten Geschäftsführung von Roland Berger Strategy Consultants. Er wurde im Juli 2010 in diese Position gewählt und trat die Nachfolge von Burkhard Schwen-ker an, der seit 2003 Vorstandschef der Unternehmens-beratung war. Seit Juli 2003 ist Martin C. Wittig Mit-glied der Geschäftsführung von Roland Berger Strate-gy Consultants und bekleidete bis zu seiner Wahl zum Vorsitzenden das Amt des Finanzchefs. Wittig, Jahr-

gang 1964, der an der RWTH Aachen Bergbauwissen-schaften und Betriebswirtschaft studiert hatte, promo-vierte an der TU Berlin zum Dr. Ing. Vor und während seines Studiums arbeitete er fast zwei Jahre als einfa-cher Bergmann. sn

preisgekröntes radio-Feature über KrakauDie TU-Alumna Andra Joeckle erhielt am 8. Juni 2010 den deutsch-polnischen Journalistenpreis für ihr li-terarisches Radio-Feature „Krakau mit Händen und Füßen“, das im August 2009 von Deutschlandradio Kultur urgesendet wurde. Ein dreimonatiges Stipendi-um in Krakau bot Joeckle die Möglichkeit, ein Reise-feature entstehen zu lassen, das einen originellen Blick auf Krakau wirft: Ausgestattet mit den sprachlich ver-queren Einfällen des polnischen Dichters Witold Gom-browicz, räsoniert sie über den polnischen Handkuss, geht Klängen aus Kellergeschossen nach oder lässt sich von einer Mauer zum „Gesäßigsein“ einladen. Andra Joeckle, die 1996 an der TU Berlin im früheren Fachbereich Kommunikations- und Geschichtswissen-schaften über Uwe Johnson promovierte, lebt heute als freie Schriftstellerin, Autorin und literarische Überset-zerin in Berlin. sn

Impressum

parTU – Alumni-Magazin der Technischen Universität Berlin

Herausgeber: Nationales Alumniprogramm im Presse- und Informationsreferat der TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-2 29 19, Fax: 030/314-2 39 09, E-Mail: [email protected], www.pressestelle.tu-berlin.de

Redaktion/Texte: Stefanie Terp (stt) (verantw.), Bettina Klotz (bk), Sybille Nitsche (sn) (CvD)

WWW-Präsentation: Ulrike Friedrich

Vertrieb: Ramona Ehret

Gesamtherstellung: omnisatz GmbH, Berlin,Blücherstraße 22, 10961 Berlin, Tel.: 030/28 47 24 11-0

Auflage: 16 000 · ISSN: 1439-2887

Erscheinungstermin: Dezember 2010, Nr. 15,11. Jahrgang

Nachdruck nur bei Quellenangabe und Beleg-exemplar

Beilagen: Dissertations- und Habilitationsschriften, Preisbeilage, Newsletter der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V.

„Preis für das beste deutsche Hochschulmagazin“, verliehen von „Die Zeit“, der Hochschul-rektorenkonferenz (HRK) und der Robert-Bosch-Stiftung, 2005, für das Publikationskonzept der TU-Pressestelle

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36 parTU · Das Alumni-Magazin · Nr. 15 · 2010 Foto: e.ON New Build & Technology

PrOFiL

Privates Glück und beruflicher ErfolgHolgerKreetz,BereichsleiterUnternehmens-undProjektentwicklungbeiE.ON

parTU befragt an dieser Stelle Absolventinnen und Absolven-ten der TU Berlin. Es antwortet Holger Kreetz, Bereichsleiter Unternehmens- und Projektentwicklung bei E.ON New Build & Technology.

Würden Sie einem jungen Menschen raten, in der heutigen Zeit zu studieren?

Sollte er Interesse und Fä-higkeiten dafür mitbrin-gen: auf jeden Fall! Das Studium offeriert heute die meisten Möglichkei-ten zur beruflichen Entfal-tung. Auch sollte man eine gewisse Zeit während des Studiums im Ausland ver-bringen. Hier lernt man am besten, andere Heran-gehensweisen, Kulturen und deren Wert zu tolerie-ren und zu schätzen. Erst „von draußen“ gelingt

auch der persönliche Blick auf „die Heimat“.

Angenommen, Sie hätten noch einmal die Wahl. Welche Fächer würden Sie heute belegen?

Ich würde wohl Wirtschaftsingenieurwesen studieren, um die wirtschaftliche Komponente noch etwas stärker zu betonen. Da-mit ist man meines Erachtens noch besser gerüstet als mit einem reinen Ingenieurstudium.

Wenn Sie an Ihre Studienzeit denken: Welche Lebenserfahrung haben Sie damals gemacht?

Neben den fachlichen Bausteinen, mit denen man sich auf den Beruf vorbereitet, sind es doch eher die nichtfachlichen Dinge, die mich in dieser Zeit am meisten prägten: das Abkoppeln vom Elternhaus, Freundschaften, Unabhängigkeit, strukturierte und lösungsorientierte Herangehensweise, ohne die ein Ingenieur-studium nicht möglich war und ist. Dazu gehört auch das Fin-den des richtigen Weges. Das Wichtigste: Meine Frau habe ich im Studium kennengelernt!

Waren Ihnen Noten damals sehr wichtig?

Während es im Grundstudium darum ging, durchzukommen, wurde mir mit fortschreitendem Studium ein guter beziehungs-weise ein sehr guter Abschluss immer wichtiger.

An welche Situation erinnern Sie sich heute noch mit einem Schmunzeln?

Bei einem der interessantesten Fächer meines Studiums, Ener-gie-, Impuls- und Stofftransport, brauchte ich leider mehrere Anläufe. Beim dritten Versuch habe ich mich dann so intensiv mit der Materie beschäftigt, dass mir während der mündlichen Prüfung vom Professor eine Tutorenstelle angeboten wurde …

Und woran denken Sie eher ungern?

… an die Vorlesung „Höhere Mathematik für Ingenieure“ im Grundstudium: An die Hunderte von Studenten, an die Übertra-gung der Vorlesung in andere Hörsäle für diejenigen, die im Au-dimax keinen Platz gefunden hatten. Aber auch an die eher drö-ge Vermittlung des Stoffes, was mich schnell entscheiden ließ, mich auf Übungen und Tutorien zu konzentrieren.

Welche Fähigkeiten sollten Absolventinnen oder Absolventen in die Berufswelt mitbringen?

Die strukturierte Herangehensweise mit der Fähigkeit, zu fo-kussieren. Unbedingt die sogenannten „Soft Skills“, also etwa Team- und Kommunikationsfähigkeit, auch Begeisterungsfä-higkeit. Mut hilft einem weiter, also die Bereitschaft, auch Fehler zu machen und diese als Antriebsfeder zu nutzen. Immer wich-tiger werden Mobilität und Flexibilität, Unternehmen agieren heute oft international und vernetzt.

Wenn Sie Präsident einer deutschen Hochschule wären, was wäre Ihre erste Amtshandlung?

Für mich wäre internationale Kooperation mit ausländischen Spitzenuniversitäten ganz wichtig; das Sich-Messen sowohl in der Lehre als auch in der Forschung mit diesen. Außerdem wür-de ich versuchen, den Studierenden eine stärkere Vorstellung da-von zu vermitteln, was sie nach dem Studium erwartet. Dies kann unter anderem durch eine stärkere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft erreicht werden.

Wie sollte die deutsche Hochschullandschaft in 50 Jahren aus-sehen?

International vernetzt, flexibel hinsichtlich der Präsenz der Stu-dierenden, Werte vermittelnd im Humboldt’schen Sinne – und trotzdem sollten die Studierenden auf die Bedürfnisse des Ar-beitsmarktes vorbereitet werden.

Wie lautet Ihre Lebensmaxime?

Die Vereinbarkeit von privatem Glück und beruflichem Erfolg.

Zur person

Holger Kreetz, 1970 gebo-ren, hat von 1991 bis 1997 energie- und Verfahrens-technik an der TU Berlin studiert. Nach dem studi-um promovierte er in Can-berra, australien, und be-gann 2001 als Projekt-leiter bei e.ON. seitdem war er im e.ON-Konzern an verschiedenen stellen tätig. Heute leitet Holger Kreetz bei der im Konzern für ingenieurdienstleis-tungen, Technologie und Projektmanagement ver-antwortlichen e.ON New Build & Technology den Bereich Unternehmens- und Projektentwicklung.

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