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P.b.b. 02Z031105M, Verlagsort: 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,– Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz Kardiologie Journal für Austrian Journal of Cardiology Österreichische Zeitschrift für Herz-Kreislauferkrankungen Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/SCOPUS Offizielles Organ des Österreichischen Herzfonds Homepage: www.kup.at/kardiologie Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche Member of the ESC-Editor‘s Club Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mm Gesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents - Klinische Erfahrungen bis zu 28 Monate Wagner R, Traindl O Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2007; 14 (3-4), 88-91

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P.b.b. 02Z031105M, Verlagsort : 3003 Gablitz, Linzerstraße 177A/21 Preis: EUR 10,–

Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz

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Stenting von Koronarläsionen mit

mehr als 40 mm Gesamtlänge mit

überlappenden Cypher-Stents -

Klinische Erfahrungen bis zu 28

Monate

Wagner R, Traindl O

Journal für Kardiologie - Austrian

Journal of Cardiology 2007; 14

(3-4), 88-91

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88 J KARDIOL 2007; 14 (Stehsatz)

Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mm Gesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents

Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mmGesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents –

Klinische Erfahrungen bis zu 28 Monate

R. Wagner, O. Traindl

Kurzfassung: Das Stenting langstreckiger komplexerKoronarläsionen mit Drug-eluting Stents (DES) ist auf-grund der extrem niedrigen Restenoseraten eine zuneh-mende Herausforderung der interventionellen Kardiologie.Im Gegensatz zum punktuellen Stenting (Spotstenting)fokaler hochgradiger Stenosen innerhalb der langstrek-kigen Läsion mit Bare-metal Stents (BMS) scheint heutedie komplette Abdeckung der gesamten Läsionslänge mitüberlappenden DES die Methode der Wahl. Allerdingsgeht das Stenting langer Läsionen mit einem höherenprozeduralen Risiko und höheren Restenoseraten einher.Der Operateur ist in der Stentplazierung („Stent-Delivery“)und im optimalen Seitenastmanagement gefordert. Letzt-lich bleibt gerade beim langen Stenting das nicht gänzlichgeklärte Risiko der späten Stentthrombose bestehen.

In einer retrospektiven Analyse zeigen wir 33 konseku-tive symptomatische Koronarpatienten, die sich im Zeit-raum von Jänner 2004 bis April 2006 in unserem Herz-katheterlabor einer PCI unterzogen und bei einer mittle-ren Läsionslänge von 52,1mm (41–81 mm) mit mehrerenüberlappenden, Sirolimus-freisetzenden Stents (SES/Cypher-Stents) behandelt wurden. Dies war bei allen Pa-

Eingelangt am 10. Mai 2006; angenommen nach Revision am 21. Dezember 2006

Aus dem Herzkatheterlabor der I. Medizinischen Abteilung, Landesklinikum Wein-viertel MistelbachKorrespondenzadresse: OA Dr. med. Rupert Wagner, Herzkatheterlabor der I. Medi-zinischen Abteilung, Landesklinikum Weinviertel Mistelbach, A-2130 Mistelbach,Liechtensteinstraße 67; E-Mail: [email protected]

tienten technisch gut durchführbar und zeigte im Beob-achtungszeitraum sehr gute klinische Früh- und Langzeit-ergebnisse. Mit Ausnahme eines Patienten, der periinter-ventionell einen akuten Seitenastverschluß aufwies, warbei allen Patienten ein sehr gutes primäres Interventions-ergebnis zu dokumentieren. Im klinischen Follow-up fandsich bei nur einem Patienten nach sieben Monaten einediffuse Instent-Restenose am intervenierten Hauptgefäß,bei weiteren drei Patienten fand sich eine Seitenast-Restenosierung. Kein Patient erlitt ein schwerwiegendeskardiovaskuläres Ereignis, bei keinem Patienten war eineakute Revaskularisation notwendig.

Abstract: Stenting of Very Long Coronary Lesions(> 40 mm) With Overlapping Cypher Stents. ClinicalResults up to 28 Months. Considering the extremelylow restenosis rates of drug-eluting stents, interven-tion of long coronary lesions is an increasing challengefor cardiologists. In contrast to the technique of spot-stenting, the complete coverage of long lesions with over-lapping drug-eluting stents has become the method offirst choice. On the other hand, stenting of long lesions

is associated with a higher procedural risk as well ashigher restenosis rates. Stent delivery and optimalside-branch management pose a challenge to the op-erator. Finally, late stent thrombosis remains an unre-solved problem.

In a retrospective analysis from 1/2004 to 4/2006 of33 consecutive symptomatic patients with native coro-nary lesions of 41 to 81 mm in length (medium 52.1 mm),we are able to show that stenting of long lesions withmultiple overlapping sirolimus-eluting stents (SES/Cy-pher stents) is technically feasible and is associatedwith excellent clinical short- and long-term outcomes.With the exception of one patient who showed anacute side-branch occlusion during the procedure, wecould achieve very good acute angiographic results inall patients. In clinical follow-up, only one patient de-veloped a diffuse in-stent restenosis within the targetvessel after seven months. In three further patients,we found a side-branch restenosis. There were no ma-jor acute coronary events in follow-up and no need forany urgent revascularisation. J Kardiol 2007; 14: 88–91.

Tabelle 1: Klinische Basis-Charakteristik (n = 33)

Alter (Mittel) 40–79 a (63,8 a)Frauen : Männer 30 : 70Diabetes mellitus (davon IDDM) 58 % (27 %)Stabile Angina pectoris 48 % (n = 16)ACS 52 % (n = 17)UAP : NSTEMI : STEMI 24 : 53 : 24 % (n = 4 : 9 : 4)

Einleitung

Die Revaskularisation sehr langer Koronarläsionen ist bislangeine Domäne der Bypasschirurgie gewesen. Es bestehen hierJahrzehnte zurückreichende ausgezeichnete Langzeitergeb-nisse. In manchen Fällen ist die Operation aber aus verschie-densten Gründen nicht möglich oder nicht erwünscht, sodaßin allen Herzkatheterzentren auch Erfahrungen der interven-tionellen Behandlung solcher langstreckiger Läsionen vor-liegen.

In der interventionellen Therapie gibt es hierbei zwei differen-te Strategien:1. Das Spotstenting fokaler hochgradiger Stenosen innerhalb

der langstreckigen Läsion – ein Vorgehen, das in der Äravon Bare-metal Stents (BMS) forciert wurde.

2. Die komplette Abdeckung der Läsion mit mehreren über-lappenden Stents, was heute durch Einführung der DES mitihren extrem niedrigen Restenoseraten sehr erfolgverspre-chend scheint.

Trotzdem ist das Stenting langer Läsionen, abgesehen vonSchwierigkeiten des Stent-Delivery und des Seitenastmana-gements, mit einem höheren prozeduralen Risiko und höherenDissektionsraten verbunden. Die Restenoserate sehr lang-

streckiger Läsionen ist auch unter Verwendung von DESerhöht, letztlich ist bei Verwendung von multiplen DES dasRisiko der späten Stentthrombose ungeklärt.

Wir wollen mit unserer Fallserie von 33 konsekutiven Patien-ten einen Erfahrungsbericht zur Strategie der kompletten Ab-deckung langstreckiger Läsionen mit überlappenden DES lie-fern. Retrospektiv evaluierten wir alle unsere Patienten, die imZeitraum von 1/2004 bis 4/2006 bei einer De-novo-Läsions-länge von über 40 mm (41–81 mm, im Mittel 52,1 mm) mitmultiplen überlappenden SES (im Mittel 2,7 Cypher-Stents)behandelt wurden.

Patienten und Methode

Die klinischen Basisdaten unseres Patientenkollektivs sind inTabelle 1 beschrieben. Es handelt sich um 33 konsekutivePatienten, die bei einer mittleren De-novo-Läsionslänge von52,1 mm (41–81 mm) mit mehreren überlappenden Cypher-Stents behandelt wurden.

Das Alter betrug im Mittel 63,8 Jahre (40–79 a), 30 % warenweiblich, 70 % männlich. Der Diabetikeranteil betrug 58 %,davon waren 27 % insulinpflichtig.

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Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mm Gesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents

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Tabelle 2: Angiographische Basisdaten

KoronargefäßLAD 64 %RCA 27 %CX 9 %

Mehrgefäßerkrankung : Eingefäßerkrankung 82 : 18 %Chronische Gefäßverschlüsse 15 % (n = 5)Läsionslänge (Mittel) 41–81 mm (52,1 mm)Prox. Referenzdurchmesser (Mittel) 2,5–4,0 mm (3,3 mm)

Tabelle 3: Interventionsdaten

Totale Stentlänge (Mittel) 44–86 mm (58,3 mm)Stentanzahl (Mittel) 2–5 (2,7)Seitenastintervention 27 % (n = 9)

POBA („kissing balloon“) 67 % (n = 6)Stenting („crushing“) 33 % (n = 3)

Erfolg am Hauptgefäß 100 %

Tabelle 4: Klinisches Follow-up

Klinisches Follow-up mit Belastungstest 100 %Mittlere Beobachtungszeit (Monate) 12,2 (1–28)MACE-Rate 0 %

Tabelle 5: Angiographisches Follow-up (nur bei klinischemIschämieverdacht)

Reangiographie 27 % (n = 9)Klinische Restenose am Hauptgefäß 3 % (n = 1)Klinische Restenose/Verschluß im Seitenast 9 % (n = 3)

Die klinischen Indikationen waren stabile Angina pectoris mitpositivem Ischämienachweis (n = 16), instabile Angina pec-toris (n = 4), NSTEMI (n = 9) und STEMI (n = 4). Die9 NSTEMI wurden innerhalb von 72 Stunden interveniert, dieSTEMI waren 1 Akut-PTCA, 1 Rescue-PTCA sowie 2 PCIinnerhalb einer Woche nach erfolgreicher Lyse. Angiogra-phische Indikationen (Tab. 2) waren langstreckige Läsionenüber 40 mm (85 %) bzw. chronische langstreckige Gefäß-verschlüsse (CTOs, 15 %). 18 % der Patienten hatten Einge-fäßerkrankungen, 82 % zum Teil diffuse Mehrgefäßerkran-kungen, die entweder von der Herzchirurgie aufgrund fehlen-der Bypass-Anschlußmöglichkeit oder Komorbidität abge-lehnt wurden, beziehungsweise ihrerseits eine Bypassopera-tion ablehnten. Es handelte sich in allen Fällen um native De-novo-Läsionen, 64 % LAD (Segment 6–8), 27 % RCA (Seg-ment 1–4), 9 % CX (Segment 11–13 nach AHA-Nomenkla-tur). Die Intervention erfolgte zumeist ad hoc (76 %), seltenerelektiv (24 %); in 64 % als Eingefäß-Intervention, in 36 % alsZweigefäß-Intervention. Läsionslänge und Referenzdurch-messer wurden mittels QCA (Quantcor, Siemens) gemessenoder entsprechend den Führungsdrahtmarkern bzw. entspre-chend der Ballonprädilatation abgeschätzt. Die mittlereLäsionslänge betrug 52,1 mm (41–81 mm), der mittlere proxi-male Referenzdurchmesser betrug 3,3 mm (2,5–4,0 mm).Durchschnittlich wurden 2,7 Cypher-Stents (2–5 Stents) proLäsion überlappend implantiert. Die mittlere gestentete Gefäß-länge ergab sich daraus mit 58,3 mm (44–86 mm), der mittlereStentdurchmesser betrug 3,1 mm. Eine Stentüberlappung imSeitenast-Abgangsbereich wurde naturgemäß vermieden.

Eine Seitenastintervention war in 27 % der Fälle notwendig,davon in 67 % POBA („kissing balloon“), in 33 % Stenting(„crushing“). In einigen Fällen wurde auf eine Seitenast-behandlung aufgrund diffuser Stenosierung verzichtet.

Periinterventionell erhielten die Patienten Aspirin plus Clopi-dogrel plus UFH oder LMWH, in 58 % zusätzlich GPIIb/IIIa-Rezeptorblocker in Standarddosierung. Aspirin und Clopido-grel wurden für weitere 12 Monate verordnet.

Eine routinemäßige EKG-Kontrolle und Herzenzymkontrolle(CK/Troponin) erfolgten 6 und 24 Stunden postinterventio-nell – bei positivem Befund weitere Kontrollen bis Troponin-maximum.

Klinische Kontrollen mit Echokardiographie und Belastungs-test (Fahrradergometrie bzw. Myokardscan) erfolgten zumin-dest alle 6 Monate. Eine Reangiographie erfolgte nur bei kli-nischem Ischämiehinweis!

Ergebnisse

In allen Fällen konnte ein angiographischer Akuterfolg amHauptgefäß erzielt werden (Tab. 3).

In einem Fall kam es periinterventionell zum Verschluß einesprimär hochgradig stenosierten großen ersten Diagonalastes,welcher nicht wiedereröffnet werden konnte. Der Verschlußging mit einem NSTEMI einher, der maximale CK-Wert be-trug des 3,5fache des oberen Normalwertes (508 U/l). DerPatient konnte fünf Tage postinterventionell beschwerdefreientlassen werden und ist im bisherigen Follow-up weitgehendbeschwerdefrei (stabile Angina pectoris CCS Grad 1–2). DieKontrollangiographie nach 13 Monaten zeigte eine 90%igeRD1-Abgangsstenose, die dominante LAD mit langstrecki-gem Stenting (82 mm) war stenosefrei.

Bei weiteren 5 Patienten kam es postinterventionell zu einerminimalen asymptomatischen Troponinauslenkung (im Mit-tel 0,9 U/l) ohne CK-Anstieg, vermutlich auf Kompromittie-rung kleinerer Seitenäste zurückzuführen.

Alle Patienten befinden sich im klinischen Follow-up (Tab. 4,5). Bei einer mittleren Beobachtungszeit von 12,2 Monaten(1–28 Monate) traten keine akuten Komplikationen auf, sodaßkeine Reinterventionen oder aortokoronaren Bypassopera-tionen notwendig waren. Auch im Langzeitverlauf traten kei-ne schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisse auf.

Ergab sich im klinischen Follow-up der Verdacht auf eineRezidivischämie (Angina pectoris und/oder formal positiverBelastungstest), so wurde der Patient einer Reangiographiezugeführt. Diese erfolgte bei 27 % der Patienten (9/33), imMittel nach 6,7 Monaten. Die reangiographierten Patientenwiesen eine mittlere gestentete Gefäßlänge von 59 mm (44–86 mm) auf. Bei 3 Patienten war eine CTO vorgelegen, 4 Pati-enten hatten bei Erstpräsentation ein ACS, 89 % wiesen einenDiabetes mellitus und 100 % eine Mehrgefäßerkrankung auf.

Nur bei einem Patienten (3 %) zeigte sich in der Kontroll-angiographie eine subtotale Instent-Restenosierung am inter-venierten Hauptgefäß. Es handelte sich dabei um einen Hoch-risikopatienten nach primärer Wiedereröffnung einer lang-

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Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mm Gesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents

Abbildung 1: Proximal hochgradige, mediale langstrek-kig diffuse LAD-Läsion, RAO

Abbildung 2: LAD-Stent-Akutergebnis Abbildung 3: Stent-Leeraufnahme, RAO Abbildung 4: Follow-up nach 13 Monaten, RAO anhal-tend gutes LAD-Stent-Ergebnis

streckigen CTO (50 mm) der medialen CX. Der Patient istinsulinpflichtiger Diabetiker und seit Jahren in chronischerHämodialysebehandlung.

Bei zwei weiteren Patienten (6 %) fand sich eine Seitenast-restenose, bei einem Patienten (3 %) ein zwischenzeitlichasymptomatisch abgelaufener Seitenastverschluß. Das Haupt-gefäß war jeweils stenosefrei.

Bei allen anderen reangiographierten Patienten waren so-wohl das intervenierte Hauptgefäß als auch die Seitenästestenosefrei.

Exemplarisch ist in Abbildung 1 das Akutangiogramm einesPatienten mit instabiler Angina pectoris als Erstmanifestationeiner koronaren Herzerkrankung mit Vorderwand-EKG-Dy-namik und rezidivierenden anhaltenden Kammertachykardiengezeigt. Es erfolgte die Ad-hoc-PCI einer sehr langstreckigenLAD-Stenose (Abb. 2, 3) sowie eine Kontrollangiographiemit elektiver CX-PCI vier Wochen später. Abbildung 4 zeigtdas angiographische Follow-up nach 13 Monaten mit anhal-tend gutem LAD-Stentergebnis bei formal positiver Ergo-metrie, der Patient ist subjektiv beschwerdefrei.

Diskussion

In der Diskussion wollen wir zum einen auf die mechanischenSchwierigkeiten hinsichtlich Stent-Delivery und Seitenast-management in der Intervention langstreckiger Koronarsteno-sen mit DES eingehen. Zum anderen wollen wir Argumenteliefern, die eine komplette Abdeckung langstreckiger Läsio-nen mit mehreren überlappenden DES, im Gegensatz zumSpotstenting, befürworten. Man muß aber das Risiko derRestenose sowie der späten Stentthrombose berücksichtigen.

So haben etwa die gepoolten Daten aus Sirius, E-Sirius,C-Sirius, Direct [1] sowie LONG-DES-I und -II (mittlereLäsionslänge 43 mm) [2, 3] für den Sirolimus-freisetzendenCypher-Stent gezeigt, daß das Stenting langer Koronarläsio-nen machbar und die Prozedur mit sehr niedrigen MACE-Raten sowie sehr guten Kurz- und Langzeitergebnissen sicherist.

Wir haben in unserer Fallserie von 33 konsekutiven Patientenmit noch längerer Stenoselänge (Mittel 52,1 mm) und länge-rer Beobachtungszeit (Mittel 12,2 Monate) das klinische und

angiographische Outcome nach Stenting mit mehreren über-lappenden SES evaluiert.

Naturgemäß ergab sich dabei ein sehr heterogenes Kollektiv.Dieses repräsentierte sowohl koronare Eingefäßerkrankungenals auch diffuse Mehrgefäßerkrankungen und CTOs, die eineACBP verweigerten bzw. vom Herzchirurgen abgelehnt wur-den. Ebenso waren in einem hohen Prozentsatz akute Koro-narsyndrome vertreten, bei denen die sofortige interventio-nelle Ad-hoc-Revaskularisation der ACBP vorgezogen wurde.

1. In unserer Beobachtung war die Intervention unter Verwen-dung multipler überlappender Cypher-Select-Stents un-kompliziert, die Stentplazierung auch bei sehr torquierterGefäßmorphologie ausgezeichnet. Gelegentlich war dieUnterstützung mit einem zweiten Führungsdraht („buddywire“) notwendig. Die geplanten Stents konnten in allenFällen plaziert werden.

2. Bezüglich des Seitenastmanagements konnte in der Litera-tur für den Cypher-Stent gezeigt werden, daß signifikantweniger Seitenastverschlüsse bei Cypher-Stent-behan-delten Patienten auftraten als bei BMS-behandelten Patien-ten [1]. Eine Stentüberlappung im Seitenastabgang solltevermieden werden. In unserer Analyse war eine Seitenast-intervention in 27 % der Fälle notwendig, davon in 67 %POBA („kissing balloon“), in 33 % Stenting („crushing“).In einigen Fällen wurde auf eine Seitenastbehandlung auf-grund diffuser Stenosierung verzichtet. In einem Fall kames periinterventionell zum Verschluß eines primär hochgradigstenosierten gro-ßen ersten Ramusdiagonalis, wel-cher nicht wieder-eröffnet werdenkonnte. Im angio-graphischen Fol-low-up bei neunPatienten, die we-gen klinischenIschämieverdachtsreangiographiertwurden, fand sichbei zwei Patien-ten eine Seiten-

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Stenting von Koronarläsionen mit mehr als 40 mm Gesamtlänge mit überlappenden Cypher-Stents

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Literatur:

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10. Hoffmann R. Randomized comparison ofsuccess and adverse event rates of one longversus two short stents for treatment of longcoronary narrowings. Am J Cardiol 2002; 90:460–4.

11. Colombo A. Intravascular ultrasound-guided percutaneous transluminal coronaryangioplasty with provisional spot stenting fortreatment of long lesions. J Am Coll Cardiol2001; 38: 1427–33.

aststenosierung bzw. bei einem Patienten ein zwischenzeit-lich asymptomatisch abgelaufener Seitenastverschluß.Auch wenn die optimale Seitenastbehandlung nach wie vortechnisch nicht sicher definiert ist und auch unterschiedli-che Stententwicklungen auf diesem Gebiet noch keine ent-scheidenden Verbesserungen erbracht haben, tritt derSeitenastverschluß dabei kaum als klinisch signifikantesProblem in Erscheinung.

3. Bezüglich des Restenoserisikos gilt auch für den DES, daßdie Stentlänge ein Prädiktor für Restenose ist [4]. Kontro-vers zum Vorgehen des Spotstentings mit BMS wäre esbeim Einsatz von DES jedoch falsch, zugunsten einer kür-zeren Stentlänge auf eine komplette Abdeckung langstrek-kiger Läsionen „von gesund bis gesund“ zu verzichten. Wieuns die Erfahrungen des sogenannten „edge effect“ zeigten,funktioniert das Spotstenting langer Läsionen mit DES of-fensichtlich nicht. Als dessen Mechanismen wurden neben„balloon injury“ und „drug diffusion/cell signalling“ vorallem auch die „uncovered reference diseases“ diskutiert.Es ist daher beim DES entscheidend, die gesamte Läsionim Gesunden abzudecken [5]. Kann der DES nicht im Ge-sunden abgesetzt werden, scheint die Peristent-Restenosedas größere Problem als die Instent-Restenose zu sein.

Oft sind langstreckige Koronarläsionen derart konfigu-riert, daß fadenförmige Stenosen perlschnurartig in vor-und nachgeschaltete, grenzwertig stenosierte Gefäß-abschnitte eingebettet sind. Der interventionelle Kardio-loge steht hier vor der Entscheidung, wo das Stenting ambesten zu beenden ist, um einerseits eine ausreichendeAbdeckung der Läsion im möglichst Gesunden zu errei-chen, andererseits eine Einpanzerung des Gefäßes, ein„full-metal jacketing“, zu verhindern [10]. Ein IVUS-kon-trolliertes Vorgehen wäre hier sicher hilfreich, allerdingssind die Resultate bei angiographisch geführtem Stentingmit hohen Implantationsdrücken dem IVUS-geführtenStenting vergleichbar [6, 11].

In unserem Patientenkollektiv betrug die klinische (!)Restenoserate am Hauptgefäß bei einer mittleren Stent-Ge-samtlänge von 58,3 mm (44–86 mm) nach einer mittlerenBeobachtungszeit von 11,8 Monaten 3 % (1/33). Alle Pati-enten befinden sich im klinischen Follow-up mit Bela-stungstests, allerdings wurden nur 27 % unserer Patienten(9/33) reangiographiert, nämlich nur bei klinischemIschämieverdacht. Die restlichen 73 % waren im klinischenFollow-up beschwerdefrei und boten negative Belastungs-tests. Natürlich sind aber aufgrund der niedrigen Reangio-graphierate eine höhere Restenoserate oder auch asympto-matische Reokklusionen von CTOs nicht auszuschließen.Alle nicht reangiographierten Patienten zeigten allerdingsim Vergleich zum Vortest bei signifikant besserer Leistungeinen negativen Belastungstest, weshalb die Patienten nichtvon einer Reangiographie zu überzeugen waren.

4. Letztlich ist zum Problem der späten Stentthrombose fest-zuhalten, daß in Anbetracht der verzögerten Reendotheliali-sation der DES gerade bei langem Stenting eine erhöhteStentthromboserate zu erwarten ist. Dies konnte jedoch inden großen klinischen Studien unter Einhaltung der dualenPlättchenhemmung mit Aspirin und Clopidogrel auch beimultiplem überlappendem Stenting und bei der Akut-PTCA

des akuten STEMI mit Cypher-Stents im Vergleich zu BMSwiderlegt werden [1, 7]. In unserer Analyse traten ebenfallsbei Vorschreibung einer zwölfmonatigen dualen Plättchen-hemmung keine Stentthrombosen auf. Trotzdem bleibt dasProblem doch zumindest bei Absetzen der dualen Plätt-chenhemmung evident [8, 9] und so ist auch in Anbetrachtbeschriebener Spätthrombosen nach über zwei Jahren dieFrage der Dauer der dualen Plättchenhemmung gerade beisehr langem Stenting nicht sicher definiert. Auf jeden Fallmüssen Patient und Hausarzt über die Notwendigkeit derdualen Plättchenhemmung klar instruiert werden.

Konklusion

Unsere retrospektive Fallserie von 33 konsekutiven Patientenmit einer mittleren De-novo-Läsionslänge von 52,1 mm (41–81 mm) demonstriert, daß Stenting sehr langer Koronarläsio-nen mit mehreren überlappenden Sirolimus-freisetzendenStents (Cypher) gut machbar ist und mit sehr guten klinischenFrüh- und Langzeitergebnissen einhergeht.

Eine zu befürchtende erhöhte Stentthromboserate bei Ver-wendung multipler Cypher-Stents konnte in unserer Unter-suchung nicht nachvollzogen werden. Die von uns bishergezeigten Ergebnisse waren sehr zufriedenstellend, bei kei-nem einzigen Patienten war eine akute Reintervention oderBypassoperation notwendig.

Bei noch längerer Läsionslänge und auch längerer Beobach-tungszeit als bisher veröffentlicht, weisen unsere Daten daraufhin, daß die PCI sehr langstreckiger Stenosen unter der Verwen-dung des Sirolimus-beschichteten Cypher-Stents in ausge-wählten Fällen eine technisch gut machbare und sichere Alter-native zur aortokoronaren Bypassoperation darstellen kann.

Natürlich muß aber auf die beschriebenen Limitationen (Pa-tientenzahl, inhomogenes Kollektiv, geringe Reangiogra-phierate) unserer retrospektiven Fallserie hingewiesen wer-den, insbesondere liegen keine Langzeitergebnisse von über28 Monaten bei unseren Patienten vor.

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