Bauauftragsrechnung im deutschen Infrastrukturbau · Sperrvermerk Die vorgelegte Bachelorarbeit mit...
Transcript of Bauauftragsrechnung im deutschen Infrastrukturbau · Sperrvermerk Die vorgelegte Bachelorarbeit mit...
Bauauftragsrechnung im deutschen InfrastrukturbauOptimierungspotenzial des Kalkulations-Prozesses im Tiefbau hinsichtlich der durchgängigen Bearbeitung mit der Baumanagement-Software RIB iTWO®
Philipp Hiereth
Phili
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Hie
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–
201
4
Hochschule für angewandtes
Management in Erding
Fakultät Betriebswirtschaftslehre
Zentralbereich
Unternehmensentwicklung
Abteilung Organisation
Bachelorarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts
an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der
Hochschule für angewandtes Management in Erding (Campus Neumarkt)
Optimierungs- und Entwicklungspotenzial des Kalkulations-
Prozesses im Tiefbau hinsichtlich einer durchgängigen
Bearbeitung mit der baubetrieblichen Software RIB iTWO®
Vorgelegt von: Philipp Hiereth
Matrikelnummer: 25993
Prüfer: Prof. Dr. J. - F. Peter Niermann
Praxisbetreuer: Dipl.-Ing. Mathias A. Bartl (Firmengruppe Max Bögl)
Ausgabedatum: 21.05.2014
Abgabedatum: 28.08.2014
Sperrvermerk
Die vorgelegte Bachelorarbeit mit dem Titel:
Optimierungs- und Entwicklungspotenzial des Kalkulations-
Prozesses im Tiefbau hinsichtlich einer durchgängigen
Bearbeitung mit der baubetrieblichen Software RIB iTWO®
beinhaltet vertrauliche und interne Daten des Unternehmens:
Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG, Neumarkt
Die Einsicht in die Bachelorarbeit ist Unbefugten nicht gestattet. Ausgenommen hiervon sind
die Gutachter sowie berechtigte Mitglieder des Prüfungsausschusses.
Die Vervielfältigung und Veröffentlichung der Bachelorarbeit - auch auszugsweise - ist grund-
sätzlich nicht erlaubt.
Eine Ausnahme von dieser Regelung bedarf einer Erlaubnis des Unternehmens:
Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG, Neumarkt
I-1 Danksagung
I. Danksagung
Zuallererst möchte ich mich bei allen recht herzlich bedanken, die mich während der Er-
stellung dieser Bachelorarbeit begleitet haben und durch ihr fachliches Know-how zum
Gelingen dieser Arbeit beitrugen.
Ein besonderer Dank geht dabei an meinen Erstbetreuer seitens der Firmengruppe Max
Bögl, Herrn Gruppenleiter Mathias A. Bartl von der technisch-baubetrieblichen Organisation.
Hierbei möchte ich mich vor allem für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken sowie für
die wertvollen fachlichen Ratschläge während des gesamten Bearbeitungszeitraumes.
Weiterhin bedanke ich mich bei Herrn Tobias Grob und Herrn Christian Wallner für ihre
Unterstützung bei kalkulatorischen Fragestellungen innerhalb der Baumanagement-Software
RIB iTWO. Auch allen anderen Kollegen der technischen Organisation gebührt für die gute
Zusammenarbeit und dem Einsatz im Tagesgeschäft ein besonderer Dank.
Für die Unterstützung bei der Analyse des IST-Prozesses möchte ich mich allen voran bei
den beteiligten Kalkulatoren der Kalkulationsabteilung Tiefbau bedanken. Sie brachten die
Sicht der Praxis in die Untersuchungen ein. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von
Herrn Kalkulator Christian Tordai vom Standort Köln und von Kalkulator Jörg Fischer vom
Standort Elterlein, die immer offen für Fragen und Diskussionen waren.
Des Weiteren möchte ich mich in besonderer Weise bei dem Bereichsleiter Betondeckenbau
Herrn Christoph Hofmeister für die umfangreichen Informationen und Meinungen zum
Gesamtprozess der Kalkulation im Tiefbau bedanken. Er war stets aufgeschlossen gegen-
über meinen Vorschlägen und schließlich federführend hinsichtlich der Entscheidung, den
neuen Kalkulations-Prozess auch langfristig in die Praxis zu implementieren.
Abschließend möchte ich mich außerordentlich bei meinen Eltern bedanken, die mir diesen
Werdegang ermöglichten und stets durch mentale Unterstützung und gute Ratschläge
meinen Weg begleiteten.
II-1 Kurzfassung
II. Kurzfassung
Eine über alle Bauprojektphasen hinweg eingesetzte Baumanagement-Software ist heut-
zutage unverzichtbar für eine ganzheitliche Abwicklung von Bauprojekten. Durch immer
komplexer werdende Projekte muss der Daten- und Informationsfluss vor allem unter den
diversen Projektbeteiligten durchgängig und absolut transparent dargestellt werden.
Dem Leser soll im Zuge dieser Arbeit deutlich werden, wie wichtig eine flächendeckend
eingesetzte Bauprozessmanagement-Software beim Bearbeiten von Bauprojekten ist. Daher
wird sich im Grundlagenkapitel sowohl mit der formalen Beschreibung der Bauauftrags-
rechnung im Allgemeinen als auch speziell im Infrastrukturbau beschäftigt. Darüber hinaus
wird der aktuelle Stand des Wissens in Auszügen zu diesem Themengebiet aufgezeigt.
Im Praxisteil wird näher beleuchtet, wieso die phasenübergreifende Bauprojekt-Abwicklung
in der Sparte Tiefbau bei der Firmengruppe Max Bögl bisher noch nicht einheitlich in der
Software RIB iTWO stattfindet. Es stellte sich heraus, dass vor allem die von der öffentlichen
Hand im Zuge der Angebotsabgabe geforderten VHB-Einheitsformblätter der Grund dafür
sind, warum vor der abschließenden Angebotsbearbeitung auf Microsoft Excel ausgewichen
wird. Die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Urkalkulation soll dabei die
Basis für die weitere Bearbeitung der Fragestellungen bilden.
Aus dem analysierten IST-Prozess der Bauauftragsrechnung bei der Firmengruppe Max
Bögl wird im Anschluss daran ein möglicher Lösungsvorschlag in Form eines SOLL-Pro-
zesses konzipiert, im Rahmen dessen eine Möglichkeit aufgezeigt, die einen Wegfall der
Arbeiten in Microsoft Excel ermöglicht. Die Überlegungen gehen dahin, den kompletten
Kalkulations-Prozess über die Angebots-, Auftrags-, und Ausführungsphase bis hin zur
Nachkalkulation ausschließlich in RIB iTWO durchzuführen.
Das Ergebnis dieser Arbeit besteht darin, aus den gewonnen Erkenntnissen praktikable
Empfehlungen für die innerbetriebliche Praxis bei der Firmengruppe Max Bögl zu entwickeln.
Es werden darin auch mögliche Folgen genannt, die sich gegebenenfalls aufgrund des
aktuellen Vorgehens ergeben können.
Im Rahmen der abschließenden Betrachtungen erfolgt darüber hinaus eine Ziel- und
Ergebnisdiskussion, um den Kern des Erreichten festzuhalten. Den Schluss bilden ein Fazit
sowie der persönliche Ausblick auf zukünftige Entwicklungen des Bauprozessmanagements
in der Bauindustrie.
III-1 Inhaltsverzeichnis
III. Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ...................................................................................................................... 1
1.1 Problemstellung ...................................................................................................... 1
1.2 Ziel und Vorgehensweise ........................................................................................ 2
1.3 Abgrenzung und Nicht-Ziele .................................................................................... 5
2 Grundlagen und Stand des Wissens .......................................................................... 6
2.1 Einordnung in das baubetriebliche Rechnungswesen ............................................. 6
2.2 Ablauf der Bauauftragsrechnung ............................................................................10
2.3 Die Kalkulation im Bauvertrag ................................................................................16
2.3.1 Der Bauvertrag ................................................................................................16
2.3.2 Leistungsbeschreibung ...................................................................................18
2.3.3 Vertragsarten national & international .............................................................21
2.4 Kostengruppen der Kalkulation ..............................................................................27
2.4.1 Einzelkosten / Direkte Kosten der Teilleistungen .............................................27
2.4.2 Gemeinkosten / Indirekte Kosten der Baustelle ...............................................28
2.4.3 Umsatzbezogene Kosten und Zuschläge ........................................................29
2.5 Kalkulationsverfahren .............................................................................................31
2.6 Vergabe- und Vertragshandbuch............................................................................34
2.6.1 Formblatt 221 Preisermittlung bei Zuschlagskalkulationen ..............................35
2.6.2 Formblatt 222 Preisermittlung bei Kalkulation über die Endsumme .................35
2.7 Fortschreibung der Kalkulation nach Vertragsabschluss ........................................38
2.8 Aktuelle Bausoftware ..............................................................................................41
2.8.1 BRZ .................................................................................................................41
2.8.2 RIB iTWO ........................................................................................................42
3 Kalkulation von Infrastrukturprojekten in Deutschland ...........................................47
3.1 Kalkulation der EKT und BGK ................................................................................48
3.1.1 Lohnkosten .....................................................................................................48
3.1.2 Gerätekosten ..................................................................................................50
3.2 Kalkulationsschlussgespräch .................................................................................53
III-2 Inhaltsverzeichnis
3.3 Ausfüllen der Angebotsunterlagen ..........................................................................54
3.3.1 Berechnungsgrundlagen der Zuschläge ..........................................................54
3.3.2 Verteilung der Zuschläge ................................................................................55
3.4 Abgabe des Angebotes ..........................................................................................56
3.4.1 VHB-Einheitsformblätter ..................................................................................56
3.4.2 Urkalkulation ...................................................................................................57
4 IST-Analyse des Kalkulations-Prozesses bei Max Bögl ...........................................61
4.1 Organisationsstruktur im Geschäftsbereich Infrastruktur ........................................61
4.2 Kalkulations-Prozess in der Sparte Tiefbau ............................................................63
4.2.1 Aktuelles Vorgehen .........................................................................................63
4.2.2 Möglichkeit für zukünftiges Vorgehen ..............................................................66
4.3 Zwischenfazit .........................................................................................................67
5 Optimierung SOLL-Prozess Bauauftragsrechnung bei Max Bögl ...........................68
5.1 Grundlagen der Software RIB iTWO ......................................................................68
5.1.1 Erstellung von Projekten .................................................................................68
5.1.2 Projektfenster ..................................................................................................69
5.1.3 Modul Leistungsverzeichnis ............................................................................70
5.1.4 Modul Kalkulation ............................................................................................73
5.2 Neue Projektorganisation in der Sparte Tiefbau .....................................................76
5.3 Betriebsinterne Sicht ..............................................................................................76
5.3.1 Preis- und Umlagenbildung .............................................................................77
5.3.2 Durchleitung in die Ausführungsphase ............................................................82
5.4 Betriebsexterne Sicht .............................................................................................83
5.4.1 Erzeugung der Angebotsunterlagen ................................................................84
5.4.2 Erstellung der Nachtragskalkulation ................................................................88
6 Abschließende Betrachtungen ...................................................................................90
6.1 Ziel- und Ergebnisdiskussion ..................................................................................90
6.2 Empfehlungen für die Kalkulations-Praxis bei Max Bögl .........................................91
6.3 Fazit und Ausblick ..................................................................................................92
1 Einleitung
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Eine moderne Bausoftware lenkt sowohl den Arbeitsablauf als auch den Informationsfluss
zwischen allen Beteiligten. Wichtiger als die Software ist jedoch eine von den Mitarbeitern
verstandene und gelebte Ablauf- & Aufbauorganisation. Es erstaunt daher heutzutage nicht,
dass zeitgemäßes Bauprojektmanagement ebenso nach durchgängigen bauspezifischen
Werkzeugen verlangt.
Momentan besteht in der Firmengruppe Max Bögl (MB) im Geschäftsbereich Infrastruktur/
Sparte Tiefbau die Problematik, dass Projekte noch nicht durchgängig mit einem Software-
System bearbeitet werden. Es wird sowohl in der Angebotskalkulation, also auch in der
Arbeitskalkulation (ARBK) sowie der Nachtragskalkulation auf Excel-Lösungen ausgewichen.
Das führt im Rahmen der Projektbearbeitung über die Phasen Angebot, Auftrag und Aus-
führung bei den Beteiligten zu Missverständnissen sowie unnötigem Aufwand zur Ab-
stimmung und Informationsbeschaffung. Dieser wäre jedoch mit einem durchgängigen
Bauprozess-Management vermeidbar.
Im Vergabe- und Vertragshandbuch für die Baumaßnahmen des Bundes ist bislang nicht
einheitlich geregelt, wann und in welcher Form die Urkalkulation bei öffentlichen
Ausschreibungen abzugeben ist. Bisweilen reichte in den meisten Fällen eine schlichte
Einheitspreisaufgliederung nach den verwendeten Kostenarten (KOA) aus. Diese wird bei
MB in der Sparte Tiefbau nach der abschließenden Angebotsbearbeitung über Microsoft
Excel erzeugt. Besteht der Bauherr jedoch nach Angebotsabgabe auf eine detaillierte Ur-
kalkulation, welche die komplette Preisbildung für den Bauherren transparent machen soll,
stellt dies zum heutigen Stand einen immensen Arbeitsaufwand für die Kalkulationsabteilung
im Tiefbau bei MB dar. Dies liegt daran, dass die Änderungen an den Angebotsunterlagen im
Zuge der abschließenden Angebotsbearbeitung nachvollziehbar in die Preiszusammen-
setzung innerhalb der Kalkulationssoftware übertragen werden müssen.
Gesetzesentwürfe zu neuen Vorschriften für die Abgabe von Urkalkulationen erfordern
jedoch eine Überarbeitung des bestehenden Kalkulations-Prozesses in der Sparte Tiefbau
bei MB, da voraussichtlich in absehbarer Zeit feste Bestimmungen existieren, die eine
detaillierte Urkalkulation bei deutschen Infrastrukturprojekten zur Pflicht machen. Eine Über-
arbeitung ist auch insofern notwendig, um zukünftig ohne jeglichen Mehraufwand die ge-
forderten Angebotsunterlagen bei öffentlichen Ausschreibungen termingerecht einreichen zu
können, sowie eine durchgehende Bearbeitung mit einem IT-Werkzeug zu kreieren.
2 Einleitung
1.2 Ziel und Vorgehensweise
Der Kalkulations-Prozess in der Sparte Tiefbau der Firmengruppe MB wird bisweilen nicht
durchgängig in der im eigenen Hause verwendeten baubetrieblichen Software abgebildet.
Zwar findet die Preisbildung ordnungsgemäß in RIB iTWO statt, jedoch erfolgt die ab-
schließende Angebotsabgabe bislang zum Teil noch auf einer Datenbasis aus Microsoft
Excel. Durch diese Tatsache entstand die Motivation zu dieser Arbeit, eine schnittstellen-
freie Lösung innerhalb der Software RIB iTWO zu finden.
Das Hauptziel dieser Arbeit ist eine Möglichkeit zu erarbeiten, trotz der bestehenden
Problematik der bei öffentlichen Auftraggebern (AG) abzugebenden VHB-Einheitsform-
blättern, einen durchgängigen und zugleich transparenten Kalkulations-Prozess von der
Angebots- und ARBK bis hin zur Nachtragskalkulation zu skizzieren und diesen effektiv in
die Applikation RIB iTWO zu verankern. Dies soll vor allem die Vorlage der Urkalkulation auf
Verlangen der öffentlichen Hand erleichtern sowie die Nachtrags- und Nachkalkulation
praktikabler und effizienter gestalten.
Da die Optimierung von Prozessen und besonders von eingeübten und etablierten Arbeits-
weisen einen lang anhaltenden und immer wiederkehrenden Vorgang darstellt, gilt es
zunächst den bestehenden Prozess zu analysieren. Aus dem sich daraus ergebenden
Erkenntnisgewinn kann ein erster Lösungsansatz entwickelt werden. Diesen gilt es jedoch
auch nach der Einführung stetig zu optimieren und zu analysieren, bis er schließlich zur
Vollkommenheit beziehungsweise zum Standardprozess optimiert wird.
Abbildung 1: Operatives Prozessmanagement1
1
Eigene Darstellung in Anlehnung an Schröder (2012).
3 Einleitung
Die konzeptionellen Grundlagen dieser Arbeit werden in Kapitel 2 aufgezeigt, indem die
baubetrieblichen Grundlagen und der Stand des Wissens zur Bauauftragsrechnung
beleuchtet werden. Ausgehend von der Einordnung der Bauauftragsrechnung innerhalb des
baubetrieblichen Rechnungswesens wird daraufhin der Ablauf des Kalkulations-Prozesses
mit seinen Bestandteilen aufgezeigt. Durch die kalkulatorischen Abhängigkeiten zum
Bauvertrag werden im Anschluss daran die wichtigsten rechtlichen Grundlagen im
Zusammenhang mit der Bauauftragsrechnung behandelt. Basierend auf den verschiedenen
Kostengruppen der Kalkulation werden des Weiteren kurz die wichtigsten Kalkulations-
verfahren aufgezeigt, bevor sich ausführlich mit dem Vergabe- und Vertragshandbuch (VHB)
der öffentlichen Hand und deren wichtigsten Einheitsformblättern beschäftigt wird. Nachdem
ein besonderes Augenmerk auf die Fortschreibung der Kalkulation nach Vertragsabschluss
gelegt wurde, bildet den Abschluss dieses Kapitels eine Übersicht über zwei aktuelle
Bausoftwareapplikationen. Dabei handelt es sich zum einem um das BRZ und zum anderem
um die von MB eingesetzte Software RIB iTWO.
Das Kapitel 3 baut auf das vorherige Kapitel auf und beschäftigt sich mit den Besonder-
heiten bezüglich der Kalkulation von Projekten des Infrastrukturbaus in Deutschland. Dabei
werden die in dieser Arbeit ausschlaggebenden Themen behandelt. Hierbei handelt es sich
einerseits um die Problemstellung im Zuge des Ausfüllens der VHB-Einheitsformblätter von
öffentlichen AG und andererseits um die Klärung des Begriffes der Urkalkulation.
Mit dem Wissen der vorangegangenen Kapitel wird in Kapitel 4 eine IST-Analyse des
Kalkulations-Prozesses in der Sparte Tiefbau bei MB durchgeführt. Durch die Darlegung der
Arbeitsweise sollen Optimierungspotenziale aufgedeckt und ein Weg aufgezeigt werden, wie
zukünftig die Angebotsbearbeitung in der Sparte Tiefbau innerhalb der Software RIB iTWO
ablaufen könnte.
In Kapitel 5 wird anschließend die empfohlene Vorgehensweise Schritt für Schritt in der
baubetrieblichen Software RIB iTWO umgesetzt, indem alle relevanten Arbeitsschritte genau
beschrieben werden. Dies soll schließlich als Dokumentation zum neuen Kalkulations-
Prozess in der Sparte Tiefbau fungieren.
Die vorliegende Arbeit schließt mit Kapitel 6, indem eine abschließende Betrachtung zur
vorliegenden Arbeit gegeben wird. Hierbei wird das Ergebnis diskutiert und Empfehlungen an
die Kalkulations-Praxis im Tiefbau bei MB präsentiert. Zum Abschluss wird ein auf das
Ergebnis der Arbeit aufbauendes Fazit gegeben sowie ein Ausblick in die Zukunft gewagt.
4 Einleitung
Abbildung 2: Aufbau der Arbeit2
2
Eigene Darstellung.
5 Einleitung
1.3 Abgrenzung und Nicht-Ziele
Die vorliegende Arbeit stellt sich zur Aufgabe, den Ablauf der Bauauftragsrechnung innerhalb
des deutschen Infrastrukturbaus wiederzugeben. Im Praxisteil wird sich ausschließlich auf
den Kalkulations-Prozess in der Sparte Tiefbau bei MB konzentriert. Um den Rahmen einer
Bachelorarbeit zu wahren, wird inhaltlich ausschließlich derjenige Teil des Prozesses be-
trachtet, der innerhalb der baubetrieblichen Software RIB iTWO abgebildet werden kann.
Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf die Durchleitung der Kalkulationsdaten der
Angebotsphase in die Ausführungsphase eines Bauprojektes gelegt. Den Vorschriften zur
Abgabe von Angeboten bei öffentlichen AG kommen dabei eine übergeordnete Rolle zu,
sodass sich intensiv mit dem Vergabe- und Vertragshandbuch für die Baumaßnahmen des
Bundes auseinander zu setzen war.
Die Vorteile einer durchgängigen, schnittstellenfreien und transparenten Prozessabwicklung
werden dabei nicht weiter erläutert und sind als hinlänglich bekannt anzusehen. Außen vor
gelassen wird zudem in der Beschreibung der Bauauftragsrechnung auch das Thema des
Risikomanagements bei der Preisbildung, da dies in vernünftiger Weise an dieser Stelle nicht
abzuhandeln wäre. Des Weiteren ist ein Nicht-Ziel dieser Arbeit, kalkulationstechnische
Fragestellungen zur Kalkulation einzelner LV-Positionen zu beantworten.
Abbildung 3: Geschäftsbereich Infrastruktur der Firmengruppe Max Bögl3
3
Eigene Darstellung.
90 Abschließende Betrachtungen
6 Abschließende Betrachtungen
6.1 Ziel- und Ergebnisdiskussion
Hervorgerufen durch die bestehenden Probleme in der Handhabung der VHB-Einheits-
formblätter, war das Ziel dieser Arbeit, einen sowohl durchgängigen als auch transparenten
Kalkulations-Prozess in der Sparte Tiefbau bei MB über alle Bauprojektphasen hinweg
innerhalb der Software RIB iTWO zu verankern. Es galt eine Lösung zu erarbeiten, die eine
abschließende Angebotsbearbeitung zur Erzeugung der VHB-Einheitsformblätter nicht wie
bisher in Microsoft Excel, sondern direkt in iTWO ermöglicht.
Ein führendes Software-System ohne Ausweichsysteme ist die Grundvoraussetzung für
einen durchgängigen Kalkulations-Prozess von der Angebotskalkulation bis hin zur Nach-
tragskalkulation und Nachkalkulation. Durch die neu geschaffene übersichtliche Projekt-
organisation innerhalb von RIB iTWO kann klar differenziert werden, auf welcher Basis die
betriebsinterne ARBK samt regelmäßig zu erstellender PLAN-SOLL-IST-Vergleiche durch-
geführt wird. Andererseits wird die betriebsexterne Sicht klar und deutlich abgegrenzt, was
eine Bearbeitung von Nachträgen deutlich erleichtert.
Durch die Analyse des Kalkulations-Prozesses in der Sparte Tiefbau bei MB wurde fest-
gestellt, dass das momentane Handling zwar unter bestimmten Voraussetzungen schnell
und unkompliziert ist, jedoch bei genauerer Betrachtung der bevorstehenden Gesetzes-
änderung im HVA B-StB zur Vorlage einer detaillierten Urkalkulation bei öffentlichen Infra-
strukturprojekten einen kaum auszugleichenden Mehraufwand für die Kalkulationspraxis
bedeutet. Darüber hinaus birgt die Vorgehensweise nicht nur Nachteile in der Angebots-
phase, sondern auch Einschränkungen in der Bearbeitung während der Ausführungsphase.
Die fehlenden Auswertungsmöglichkeiten bei der Kalkulation eines Nachtrages in Microsoft
Excel stehen hierbei sinnbildlich für die fehlenden Funktionalitäten eines solchen Dritt-
systems im Gegensatz zu einer branchenspezifischen Kalkulationssoftware.
Das Ziel, den Kalkulationsaufwand im Falle der Forderung nach einer detaillierten Ur-
kalkulation seitens des Bauherren zu verringern, kann im Rahmen des neu erarbeiteten
Projektlaufes als erfüllt angesehen werden. Die Funktion der Rückwärtsrechnung ermöglicht
es, die geforderten VHB-Einheitsformblätter direkt aus RIB iTWO auf Basis der zugrunde
liegenden Urkalkulation zu erzeugen. Daraus ergibt sich eine deutliche Zeitersparnis im
Gegensatz zur vorherigen Arbeitsweise, da die abschließende Angebotsbearbeitung nicht
mehr mühselig in die Angebotsversion von RIB iTWO eingearbeitet werden muss.
91 Abschließende Betrachtungen
6.2 Empfehlungen für die Kalkulations-Praxis bei Max Bögl
Für die Bauindustrie stellt sich aufgrund der angespannten Marktsituation und im Zuge von
niedrigen Margen zunehmend die Aufgabe, Potenziale zur Kostensenkung aufzudecken. Um
sich langfristig von den Mitbewerbern absetzen zu können, müssen vor allem nachhaltige
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergriffen werden. Die Kalkulations-Praxis in der Sparte
Tiefbau bei MB zeigt dabei eindeutig, dass die in geringem Maße stattfindende Prozess-
optimierung ein großes Potenzial für Kosteneinsparungen darstellt. Da sich dieses Einspar-
potenzial von Geschäftsbereich zu Geschäftsbereich aufgrund der unterschiedlich voran-
geschrittenen Optimierungsgrade unterscheidet, sollen nun vor allem Empfehlungen an die
Sparte Tiefbau herangetragen werden.
Neben den bereits angeführten Gründen den kompletten Kalkulations-Prozess in RIB iTWO
abzubilden, stellen vor allem die von der RIB Software AG angekündigten neuen Programm-
inhalte einen entscheidenden Beweggrund dar. Es wird derzeit an einer Baustellen-Lösung
gearbeitet, mit derer die Bauleiter auf alle relevanten Informationen zum Bauprojekt über
eine benutzerfreundliche Oberfläche via Tablet-PC direkt und mobil auf der Baustelle
zugreifen können. So sind maßgebliche Vertragsgrundlagen wie das LV oder beispielsweise
Budgetreserven bei Nachunternehmer-Vergaben direkt auf der Baustelle zugänglich. Dies
setzt jedoch voraus, dass alle bedeutsamen Daten und Informationen in RIB iTWO vor-
handen sind, einschließlich der Urkalkulation.
Neben der angekündigten Baustellen-Lösung wird zukünftig auch die komplette Nachtrags-
abwicklung innerhalb des Programmes besser an die Bedürfnisse der Bauindustrie im
Allgemeinen, aber auch speziell an die Anforderung seitens MB angepasst. Nach heutigem
Stand der Dinge würde die Sparte Tiefbau bei MB von dieser Optimierung nicht profitieren,
da die komplette Nachtragskalkulation bislang noch in Microsoft Excel erfolgt. Eine Im-
plementierung des vorgeschlagenen SOLL-Prozesses würde somit auch in dieser Hinsicht
Potenziale zur Prozesskostensenkung bieten.
Aus diesen Ausführungen geht hervor, dass aus Sicht eines ganzheitlichen Bauprojekt- und
Bauprozessmanagements die Anwendung des überarbeiteten Workflows unter allen Um-
ständen zu empfehlen ist. Der Wegfall der Arbeiten in Microsoft Excel wird für die phasen-
übergreifende Projektarbeit deutliche Erleichterungen hinsichtlich des übersichtlichen Pro-
jektlaufes innerhalb von RIB iTWO bringen. Dies stellt letztendlich einen weiteren Schritt dar,
die betriebsinternen Prozesse soweit wie möglich zu optimieren.
92 Abschließende Betrachtungen
6.3 Fazit und Ausblick
Durch die Bearbeitung der dieser Bachelorarbeit zugrunde liegenden Fragestellung zeigte
sich eindrucksvoll, dass die Digitalisierung im Zuge der Bauprojektabwicklung noch längst
nicht am Ende angekommen ist. Zwar wurde im Praxisbeispiel der Kalkulations-Prozess von
MB vordergründig im Tiefbau analysiert, jedoch ist davon auszugehen, dass alle bau-
industriellen Unternehmen mit derartigen Problemen konfrontiert sind.
Dies mag einerseits an der zum Teil in der Bauindustrie noch weit verbreiteten konservativen
Einstellung der Mitarbeiter liegen, andererseits ist dies dem bislang in der Bauindustrie stief-
mütterlich behandelten Thema des Wissensmanagements zuzuschreiben. Auf die operative
Geschäftsebene in Bauunternehmen herunter gebrochen bedeutet dies, dass der praktizierte
Wissenstransfer zwischen den am Bauprojekt Beteiligten noch nicht ausreichend ist. Hier
steht sowohl heute als auch zukünftig ein hohes Potenzial zur Verfügung, langfristig signi-
fikante Prozesskostenoptimierungen zu erreichen.
Der Wissensmanagement-Ansatz versucht dabei nicht so viel Wissen wie möglich jeden
einzelnen Mitarbeiten aufzubürden, sondern das nötige Wissen zentral bereitzustellen. In der
Sparte Tiefbau bei MB wurde im Rahmen dieser Arbeit festgestellt, dass durch die immer
komplexer werdenden Arbeitsprozesse die Mitarbeiter danach strebten, sich in Form von
eigenen Wissensmanagement-Systemen selbst Abhilfe zu schaffen. Die daraus entstanden
„Insellösungen“ in Microsoft Excel können jedoch nicht im Interesse des Unternehmens MB
sein, da das vorhandene Wissen nur einem sehr kleinen Kreis zugänglich ist und das Ver-
vielfältigen dieses Wissens sehr viel Arbeitszeit in Anspruch nimmt.
Da der Leistungserstellungsprozess in der Bauindustrie aufgrund der Einzelfertigungen nicht
zu standardisieren ist, sind Bauunternehmen zukünftig zunehmend dazu angehalten, die zur
Leistungserstellung notwendigen Prozesse soweit wie möglich zu vereinheitlichen.
Aus diesem Grund hat heutzutage niemand mehr Zweifel daran, dass zukünftig das Planen
und das Bauen auch in der Sparte Tiefbau mit Hilfe von 5D-Prozessen erfolgen wird. Grund-
voraussetzung hierfür ist jedoch der Einsatz eines führenden Software-Systems zur Bau-
projektabwicklung. Es müssen dabei alle relevanten Daten und Informationen innerhalb einer
Software-Applikation verwaltet werden und jedem Projektbeteiligten zur Verfügung stehen.
„Wo wir nichts erfinden können, sollten wir wenigstens verbessern.“
Charles Caleb Colton
Bauauftragsrechnung im deutschen InfrastrukturbauOptimierungspotenzial des Kalkulations-Prozesses im Tiefbau hinsichtlich der durchgängigen Bearbeitung mit der Baumanagement-Software RIB iTWO®
Philipp Hiereth
Phili
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