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Bauen im ländlichen Raum Grundlagen zur Dorfentwicklung in Hessen

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Bauen im ländlichen RaumGrundlagen zur Dorfentwicklung in Hessen

Inhalt

Vorwort der Ministerin ................................................................................................................2Präambel.......................................................................................................................................4Leitfaden und Fördergrundlage................................................................................................5

Teil A – Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur .....................................................6Einteilung in einzelne Gebiete ..................................................................................................71. Südliches Weserbergland und östliche westfälische Bucht ..............................................82. Nordhessisches Hügelland und Niederungen....................................................................93. Zwischen Taunus und Westerwald .................................................................................10

4. Vogelsberg, Rhön und Spessart.....................................................................................11

5. Südliches Hessen und Wetterau ....................................................................................12

6. Odenwald.......................................................................................................................13

7. Bauepochen ab 1850 .....................................................................................................14

Teil B – Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen ...................................................................171. Dorftypen und Silhouette.....................................................................................................182. Bauplatz und Topografie......................................................................................................203. Bau- und Hofformen .............................................................................................................224. Dächer a. Dachform und Dachneigung ..........................................24

b. Dacheindeckung und Dachstruktur ...............................27c. Dachaufbauten und Belichtung.......................................28

5. Außenwände und Fenster a. Außenwände und Fassaden ............................................30b. Fensterform und Fensteranordnung ..............................32

6. Erschließung und Hoftore....................................................................................................357. Neben- und Kleinstbauten...................................................................................................388. Grün- und Freiflächen ..........................................................................................................409. Ornamentik (Schmuckelemente) ........................................................................................42

Teil C – Rückbau, Entsiegelung, Nachnutzungen ............................................................................44

Teil D – Neubauten in den Ortskernen..........................................................................................46

Teil E – Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung, Umbau und Rückbau ..............57

Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum .......................................................................64

Adressen, Ansprechpartner ...............................................................................................84

Literaturliste.. .................................................................................................................... 85

Anmerkung zur Verwendung, Impressum..........................................................................87

2 Inhalt

Liebe Bürgerinnen und Bürger!

Baukultur stiftet Identität und bewahrt dasGesicht unserer Städte und Dörfer. Die regio-naltypische, traditionelle Bauweise und diejeweilige ortstypische Siedlungsstruktur gilt eszu erhalten und mit der Gegenwart so gut wiemöglich in Einklang zu bringen. Regionalspezi-fisches Bauen prägt die ländlichen Siedlungenwesentlich und betont ihre Besonderheiten.Gerade im ländlichen Raum treten die Wider-sprüche zwischen historisch wertvoller Bausub-stanz in den Ortskernen und der rein funktio-nalen Bauweise neuer Wohn- und Gewerbebau-ten am Ortsrand besonders hervor. Das Bildunserer traditionellen Siedlungslandschaftenwird oft durch ortsuntypisch gestaltete Neubau-ten und Erweiterungen bedroht. Die Massen-ware der Baumärkte steht im Wettbewerb mitder Bautradition einheimischer Handwerkersowie den regionalen Baustoffen.Um Attraktivität und Wohnqualität zu steigern,ist es für alle Kommunen wichtig, für das Woh-nen im Ortskern zu werben und die Sanierungund Umnutzung von Altbauten zu unterstützen.Sie sollten behutsam und fach- und materialge-recht an neue Wohnansprüche angepasst wer-den. Aber nicht nur Gebäude machen den Cha-rakter unserer Dörfer aus. Dazu tragen auchattraktive Grünflächen, wie Dorfanger, Gärten,Teiche unter anderem bei, die nicht zuletzt auch

dem Klimaschutz und der Biodiversität dienen.Jede bauliche Veränderung in einer ländlichenSiedlung eröffnet Chancen zur qualitätsvollenWeiterentwicklung. Aus Verantwortung für denErhalt des historischen Erbes gilt dabei dasMotto: „Sanierung und Umnutzung vor Abrissund Neubau“. Energetische Aufwertungen ver-ändern zunehmend das Erscheinungsbild dergewachsenen Siedlungsstrukturen. Deshalb istdie Vereinbarkeit mit der Erhaltung des kultu-rellen Erbes in jedem Einzelfall fachlich auszu-loten. Baukultur ist auch ein Prozess, der gute Gestal-tung hervorbringt. Er sollte mit Ihnen zusammenentwickelt werden! In diesem Sinne dient dievorliegende Broschüre nicht nur als Förder-grundlage für die Dorfentwicklung, sondernauch zur allgemeinen Information der interes-sierten Bürgerinnen und Bürger.

Vorwort

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Viel Spaß beim Lesen!IhrePriska HinzHessisches Ministeriumfür Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Das Dorf und der ländliche Raum haben Zukunft.Sie müssen dafür möglichst viel von ihrer orts -typischen Struktur, Nutzung und Bebauungbewahren, damit eine Belebung der Ortskernegelingt. Dort wird der Charakter des Ortes deut-lich, der die meisten Dörfer und Kleinstädte nochheute unverwechselbar und für ihre Bürgerinnenund Bürger identifizierbar macht. Hier wurzeltdie Identität, die die hessischen Dörfer und Klein-städte überlebensfähig werden lässt. Dies kannvor allem durch Erhaltung, Sanierung und Ergän-zung von ortstypischer Bausubstanz erreicht

werden. Wo es geboten erscheint, kann in denOrtskernen aber auch neue Bebauung geschaf-fen werden sowie an den Nutzerinnen und Nut-zer orientierte private und öffentliche Freiflächen. Angesichts der modernen und verändertenLebens- und Arbeitsgewohnheiten, des An -spruchs an eine energetisch angemessene Däm-mung von Gebäuden und Bauteilen und nichtzuletzt vor dem Hintergrund des demografischenWandels, ist eine qualifizierte Beratung undUnterstützung der Bauwilligen notwendigerdenn je.

Dorfidylle in Zahmen -1920 Federzeichung von Albrecht Riedesel, Freiherr zu Eisenbach

Präambel

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Leitfaden und Fördergrundlage

Die vorliegende Broschüre soll gleichermaßenFachleute der Dorfentwicklung und Planerin-nen und Planer im ländlichen Raum, interes-sierte Bürgerinnen und Bürger und Hausei-gentümerinnen und Hauseigentümer sowieauch die kommunalen Verantwortlichenansprechen. Sie ist in erster Linie Fördergrund-lage für Vorhaben, die im Rahmen der Dorf-entwicklung und des Landtourismus gefördertwerden.

Die sechs hessischen Regionen mit ihren Dör-fern und Kleinstädten verfügen über keine ein-heitliche Formensprache der Baukultur. Geradedie regional verwendeten Materialien und man-che Besonderheiten bei Siedlungsformen undKonstruktionen machen den Unterschied zwi-schen den Regionen aus und lassen ihre Dörferund Kleinstädte einzigartig erscheinen. Die his-torisch ge wachsene Art des Bauens führt zu zeit-losen Baugrundsätzen, die für Hessen und seineRegionen typisch sind und diese von denbenachbarten Regionen abheben.

Die Broschüre vereint beide Aspekte, dasBesondere und das grundsätzlich Gemein-same für das heutige Bauen in Hessen.

Hierzu werden im Teil A zunächst die hessi-schen Regionen und ihre Besonderheiten vor-gestellt. Im Teil B werden die allgemeinenGrundlagen der Gestaltung abgeleitet und dar-gelegt. Aspekte des modernen Wohnens undder Energieeinsparung werden dabei ebensobeachtet wie Forderungen des Denkmalschut-zes. Teil C behandelt den Bereich des Rück-baus, der Entsiegelung und der Nachnutzungauf den frei werdenden Flächen. Teil D thema-tisiert Ersatz- und Neubauten als Alternative zurSanierung. Hier steht die Erhaltung des Orts-bildes im Mittelpunkt, auch wenn Gebäudeabgebrochen und ersetzt oder Baulückenbebaut werden. Teil E beschäftigt sich mit demAspekt des energiesparenden Bauens unterBewahrung der regional typischen Eigentüm-lichkeiten der Häuser. Teil F beinhaltet dieGrundsätze zur baulichen Gestaltung bei Sanie-rung, Umbau und Neubau von Gebäuden undFreiflächen im Fördergebiet. Neben der jeweilsgültigen Förderrichtlinie und dem IKEK-Leitfa-den ist „Bauen im ländlichen Raum“ die För-dergrundlage der hessischen Dorfentwicklung.

Regionaltypische Entwicklung der Baukultur

Regionaltypische und epochaleEntwicklung der Baukultur

Es gibt in Hessen eine Fülle von regionaltypischen Merkmalen undMaterialien, die seit dem 17. Jahr-hundert abgegrenzte und unver-wechselbare Ausprägungen erfah-ren haben. Insbesondere unter -scheidet sich die Baukultur in denbeiden größten räumlich zusam-

mengefassten Regio-nen „NordhessischesHügelland und Niede-rungen“ und dem „Süd-lichen Hessen mit Wet-terau“ stark voneinan-der. Dazwischen hatsich eine eigenständi-ges Baukultur in denMittelgebirgsregionen„Vogelsberg, Rhön undSpessart“ sowie im

Gebiet „Zwischen Taunus und Wes-terwald“ herausgebildet.Schließlich haben wir zwei Kleinst-Regionen entlang der nordwestli-chen Landesgrenze von Hessen,nämlich „Südliches Weserberglandund östliche westfälische Bucht“ undan der Südspitze des Landes denhessischen „Odenwald“. Beide sindvon den großen angrenzendenRegionen der anderen Bundeslän-der stark beeinflusst, aber eigen-ständig.

Betrachtet man die verschiedenenGrundformen der regionaltypischenBauweisen, die heute für die Sied-lungsentwicklung gestaltbildendsind, kann man nicht von „einer hes-sischen Bauweise sprechen“, son-dern eher von dem „Bauen in hessi-schen Regionen“.Grundlage für die Abgrenzung dersechs hessischen Regionen warenvor allem die umfassende Veröffent-lichung „Bauernhaus und Landschaftin ökologischer und historischerSicht“ von Heinz Ellenberg, (Stutt-gart 1990), sowie die „Siedlungs-und Hausformen in Hessen“ vonHeinrich Walbe (Darmstadt 1938).

6 Teil A, Regionaltypische Entwicklung der Baukultur

A1 Südliches Weserbergland und östliche westfälische Bucht

A2 Nordhessisches Hügelland und Niederungen

A3 Zwischen Taunus und WesterwaldA4 Vogelsberg, Rhön und SpessartA5 Südliches Hessen und WetterauA6 Odenwald

Einteilung in einzelne Gebiete

Teil A

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

7Teil A, Regionaltypische Entwicklung der Baukultur

Hessenkarte mit Teilregionenmit den Landkreisen und den wichtigsten Städte und Flüsse

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

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Die Grenzregion betrifft im Wesentlichen die

nördlichen Teile des Landkreises Kassel und

des Landkreises Waldeck-Frankenberg.

In den nördlichen Randgebietenvon Hessen überwiegen die Stra-ßendörfer gegenüber den Haufen-dörfern. Der flache Natursteinsockelhebt die Häuser nur wenig aus derTopografie heraus. Speziell hat sichhier im Übergangsbereich zum nie-derdeutschen Hallenhaus das „Die-melsächsische Bauernhaus“ aufeiner wesentlich kleineren Grund-fläche herausgebildet.Wohnung, Stall und Speicher befin-den sich unter einem Dach - er -schlossen zunächst von der Giebel-seite über das große Dielentor, beispäteren Bauten in einigen Dörfern

über ein entsprechendes Tor ander Traufseite (Querdielen-

haus). Links und rechts in

der zweigeschossigen und dreischif-figen Anlage befinden sich dieWohnräume, die im Laufe der Jahr-hunderte aus den hinteren Berei-chen nach vorne verlagert wurden.Das mit 45 bis 50 Grad geneigteSatteldach ist meist mit Biber-schwanzziegeln gedeckt und weistkeinerlei Unterbrechungen auf. Dieüberwiegend in sichtbarem, teilseinfachem, teils kunstvollem Fach-werk gebauten Außenwände kön-nen auch mit einem Ziegelbehangoder einer Deckleistenschalung bekleidet sein. Die dörfliche Gebäu-deform wurde besonders auch hin-sichtlich der prägnanten Torausbil-dung und der Giebelständigkeit vonder Ackerbürgerkultur in den klei-nen ländlichen Städten der Regionübernommen.

Teil A – Südliches Weserbergland und östliche westfälische Bucht

Straßenpartie in Nordhessenmit giebelständigen Höfen

1. Südliches Weserbergland und östliche westfälische Bucht

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

9Teil A – Nordhessisches Hügelland und Niederungen

Typische Häuserstellung in derSchwalm

Zu diesem großen Gebiet in Nordhessen ge-

hören die Landkreise Schwalm-Eder, Hers-

feld-Rotenburg und Werra-Meißner. Hinzu

kommen die südlichen Bereiche der Land-

kreise Waldeck-Frankenberg, Kassel, etwa

zwei Drittel des Landkreises Marburg-Bie-

denkopf, sowie nördliche Zipfel der beiden

Landkreise Vogelsberg und Fulda

Es überwiegen die engen Haufendör-fer, daneben gibt es auch viele Stra-ßendörfer, die vor allem nach demDreißigjährigen Krieg entstandensind. Oft findet man auf erhöhterLage eine Kirche oder eine Burg, umdie sich in unregelmäßiger Form dieZwei- bis Vierseithöfe gruppieren.Topografische Gegensätze fördernden bunten Wechsel von wohlhaben-den Dörfern in den Ebenen undärmeren Dörfern in den Höhen lagen.Die Sockel sind fast immer aus demNaturstein der Region, es überwie-gen Sandstein, Kalkstein und Basalt.In einer bunten Mischung an Haus-und Gehöftformen wuchs das Bilddes Dorfes zusammen: zweige -schossige Bauweisen findet sichüberall, Kleinsthäuser mit Stallzoneim Kel ler, Wohnstallhäuser mit sepa-rater Scheune, Einhäuser oder Streck-häuser mit allen Funktionen untereinem Dach, Hakenhöfe mit einemWohnhaus, angrenzendem Stall undquerstehender Scheune, sowie Drei-seit- und Vierseithöfe. Bei der Dach-deckung überwiegt die rote Ton-

pfanne als S-Pfanne oder der Biber-schwanzziegel. Doppelmuldenfalzfindet man häufig auf Scheunen, sel-ten gibt es noch die altenhandgeformten violett-farbigen Hohlpfan-nen. Es gibt keineDachaufbauten,h ö c h s t e n sZwerchhäu-ser beiN e b e n -g e b ä u -den undkleine Ladelu-ken. Der Süden undWesten des Gebiets ist for-menreicher als der Norden undOsten, wo ein strenges rhythmischesFachwerk vorherrscht. Die wettersei-tigen Verkleidungen bestehen ausHolz-Schindeln, vereinzelt tauchenSchieferschablonen sowie Ziegelbe-hang im Raum zwischen Diemel,Werra und Fulda auf.Alle Häuser sind quer über die Trauf-seite erschlossen. Manchmal ist derHauseingang mit einem später hin-zugefügten Vordach und aufwändi-ger zweiseitiger Treppenanlage ausNaturstein betont. In den reicherenGegenden wie der Schwalm, findetman großformatige Scheunenge-bäude und Auszugshäuser. In ganzNordhessen gibt es reichhaltigeOrnamentik gleichzeitig neben sehreinfachen Gestaltungen.

2. Nordhessisches Hügelland und Niederungen

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

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Im Übergangsgebiet zwischen den beiden

Mittelgebirgslagen liegen die Landkreise

Limburg-Weilburg, der Lahn-Dill-Kreis, der

mittlere und nördliche Landkreis Gießen, der

Rheingau-Taunus-Kreis, der östlichste Zipfel

des Wetteraukreises und der nördliche Hoch-

taunuskreis.

Die Dörferlandschaft ist stärker durchStraßendörfer geprägt, die regelmä-ßigere Hofstrukturen in Form vonHakenhöfen aufweisen. In den Tal-und Bergregionen des Dilllandesallerdings findet man verstärkt dieEinfirsthöfe mit separater Scheuneund weniger mehrseitige Hofanla-gen. In den höheren Lagen des Wes-terwalds gibt es noch die rückwärti-gen traufseitigen Abschleppungen.Beinahe alle Siedlungen waren frü-

her befestigt durch Heckenan-

lagen,Zäune, Mauern und

Gräben. Die bauliche Vielfalt zwi-schen regelmäßigen Anordnungenund haufenartigen Ansiedlungenwird durch eine Vielzahl von Herren-höfen erweitert. Im 18. und 19. Jahr-hundert kam es zu regelmäßigenWiederaufbauten nach großen Brän-den, die rein rational auf der Basisvon Einhöfen geplant wurden (Nan-

zenbach, Frohnhausen, Donsbach).Die Sockel bestehen aus Taunusquar-zit, Schiefergestein und Grauwacke,vielerorts auch Sandstein und Basalt.Im Gegensatz zur nordhessischenRegion gibt es verstärkt massivgemauerte Außenwände, massiveSockelgeschosse, verputzte Fach-werkwände sowie in der Gegend umGießen und Marburg den Kratzputzbei sichtbaren Fachwerkwänden.Durch die Nähe zum rheinischenSchiefergebirge überwiegen dieSchieferfassaden, die bisweilenAnfang des 20. Jahrhunderts durchBlechfassaden ersetzt wurden.Die giebelständigen Häuser sind inTeilbereichen schmäler als in ande-ren Regionen Hessens (bis auf 4,50Meter) und besitzen steile Dächer(über 45 Grad). Verbreitet ist dieBiberschwanzdeckung, in den nord-westlichen Bereichen vor allem die

Schieferdeckung. Halb-geschossige Treppenführen meist im zweitenBund zu den Eingangs-

türen mit Oberlicht. An den sichtba-ren und oft kraftvollen Fachwerkenfindet man in Teilgebieten reichhal-tige Ornamentik mit ausgeprägtenSchnitzereien, die zusammen mitdem Auftreten des Erkers rheinischeEinflüsse vermuten lassen. EineBesonderheit im Westerwald ist dasSparfachwerk mit senkrechten Stie-len ohne waagrechte Riegel in denGeschosswänden.

Teil A – Zwischen Taunus und Westerwald

Scheunenkranz im Westerwald

3. Zwischen Taunus und Westerwald

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

11Teil A – Vogelsberg, Rhön und Spessart

Zweiteilige Hofanlage im Lauterbacher Graben

Zu diesem Gebiet gehören der überwie-

gende Teil des Vogelsbergkreises und des

Landkreises Fulda, sowie der nördliche Zipfel

des Main-Kinzig-Kreises.

Diese Mittelgebirgsregionen wer-den durch Haufendörfer geprägt,die eine Mischung von Einhäusern,Streckhöfen und Kleinstbauten, sel-tener Gehöften aufweisen. Die Bau-weise ist überall der Topografiegeschuldet, sodass die Ansichtender Dörfer stark durch Naturstein-fundamente und –mauern geprägtsind (Basaltsteine als dominierendesMaterial in Verbindung mit Sandstei-nen im Umfeld des Fuldaer Beckenssowie im Spessart).Die zweigeschossigen Fachwerk-häuser, überwiegend im Hochpar-terre erschlossen, sind an den Wet-terseiten meist mit Buchenschindelnverkleidet, in der südöstlichen Teil-region auch mit Wettbrettern (Lang-schindeln). Deckleistenschalungenbefinden sich an den Nebengebäu-den.Es überwiegt auch bei kleinerenHäusern die zweigeschossige Bau-weise. In einigen Dörfern mitHerrschaftssitzen kommt auchdas vertikale Wohnstallhaus inReihenanordnung mit kleinenBewirtschaftungsflächen vor, indenen die abhängig Beschäf-

tigten wohnten.Die Neigung derDächer bewegt sichzwischen 40 und 45Grad, bedeckt mitroten oder rotbrau-nen Tonziegeln.Landwirtschaft unddamit verbundenoft auch wirtschaft-liche Not hat dieDörfer über Jahr-hunderte geformt.Dadurch bedingt gibt es eine großeAnzahl von Kleinstbauten, Schuppenund Kleintierställen. Scheunen fin-det man bisweilen freistehend. Dieweitläufigen Grundstücke habenmeist keine Einfassung.Die Ornamentik reicht von über-schwänglich (Teufelsmühle in Ilbes -hausen) bis äußerst einfach.

4. Vogelsberg, Rhön und Spessart

Vertikale Wohnstallhäuser mitStällen im Keller

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

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Das große Gebiet im Süden entwickelt sich

entlang der oberrheinischen Tiefebene, zu

dem folgende Landkreise zusammengefasst

werden: Wetteraukreis, fast der gesamte

Main-Kinzig-Kreis, Wiesbaden, Main-Taunus-

Kreis, Offenbach und Frankfurt, Landkreis

Groß-Gerau, Landkreis Darmstadt-Dieburg

und der westliche Bereich

des Kreises Berg-

straße.

In den meistregelmäßig angeleg-

ten Dörfern überwiegen dieHakenhöfe, die oft zu Mehrbau-Zweiseithöfen erweitert wurden. DieHofreiten entwickelten sich vor allementlang der Durchgangs-und Aus-fallstraßen mit zwei Anordnungsfor-men: einmal dem giebelständigen,dreizonigen Haupthaus mit Stall undScheunengebäude im Neunzig-Grad-Winkel dazu oder der ge -schlossenen dreiseitigen U-Form.An den Rändern zum

Odenwald tauchen auch vierseitiggeschlossene Hofanlagen auf - inwillkürlicher Anordnung. Bei beidenFormen gibt es die geschlossenenHofbegrenzungen mit niedrigenToren. Einen Sonderfall stellt u.a. dasHüttenberger Land dar, mit hohenbis an die Traufe reichenden ge -schlossenen Toren mit reichhaltigerOrnamentik.An der Bergstraße sind die Pfostenund Bögen der Hoftore eher ausStein. Die Wände sind überwiegendgeputzt, man findet aber auch Holz-verschalungen, Schindeln und nur inden westlichen Bereichen Schiefer-verkleidungen. Im Ried sind dieHöfe nicht ganz so eng und man fin-det verstärkt Kniestockhäuser.Wie schon in der Teilregion Nord-hessisches Hügelland und Niede-rungen überwiegen die steilerenDächer mit 45 bis 60 Grad sowie Biberschwanzdeckungen, in derRegion Darmstadt-Dieburg bis 45Grad und mit S-Pfannen. Die Orna-mentik ist weniger ausgeprägt.

Besondere Hoftorgestaltungim Hüttenberger Land

Teil A – Südliches Hessen und Wetterau

Typische Hofanordnungin der Wetterau

5. Südliches Hessen und Wetterau

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

13Teil A – Odenwald

Der Odenwaldkreis mit dem östlichen Teil des

Landkreises Bergstraße stellt ein eigenständi-

ges Gebiet dar, das schon stark durch die an-

grenzende schwäbisch-alemannische Großre-

gion beeinflusst ist.

Weit verstreut befinden sich die mitToren geschlossenen Mehrseithöfein lockeren Haufendörfern und ein-zelnen Ansiedlungen, die besondersauffällig als vierseitige Trutzburgenaus der Mittelgebirgslandschaftherausragen.Sobald die Gegend gebirgig wird,verschwinden die Einfriedungen,hier befinden sich die anderthalb-bis zweigeschossigen Häuser aufschmalen Streifen zwischen Bergund Straße. Die Gebäude stehen auf Sandstein-sockeln und steinernen Erdgeschos-sen – der Bergregion angepasst. DerStall ist von der Straße aus zugäng-lich, während das Wohngebäudeüber die höhere Ebene von hintenerschlossen wird. Die Sockelge-schosse sind in Sandstein erbaut.Darauf ruht ein Fachwerkgeschoss,dessen Außenhaut meist mit Holz-schindeln und einer kürzeren Formder Langschindel verkleidet ist.

Die Dachneigungen reichen bis 50Grad, es überwiegen die roten undbraunen Tonziegel als Doppel -muldenfalzziegel und Biberschwanz-ziegel.Die Einfassung der Grundstückegeschieht mit Mauern im typischenNaturstein der Region, in gebirgigenRegionen ohne Einfassung. Dieüberlieferte Ornamentik ist sehrzurückhaltend und meist auf die Fut-ter und Einfassungen von Fenster-öffnungen beschränkt. Sie steigertsich erst in den Bauten des 19. Jahr-hunderts, die oft nach großen Brän-den errichtet wurden (siehe Beerfel-den)

Typisches Bauernhaus imOdenwald

Dreiseithofanlage im östlichenOdenwald

6. Odenwald

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

14 Teil A – Bauepochen 1850 – 1950

Die bisher beschriebenen gestalte-rischen Aspekte haben sich überden Zeitraum mehrerer Jahrhun-derte, im Wesentlichen nach demDreißigjährigen Krieg ab Mitte des17. Jahrhunderts entwickelt und prä-gen Regionen und Orte. Das Bauenab etwa 1850 löst in Hessen unddeutschlandweit die vorangegan-gene, jahrhundertelange Traditionder Fachwerkbauten mit Abbund ingebeiltem Eichenholz ab. Oft wirdEiche durch dünneres Nadelholzersetzt, fast durchweg wurden dieKanthölzer dann in Sägegatterngleichmäßig und scharf kantig zuge-schnitten. Vielfach wird aber auchmassiv gemauert. Die Decken wer-den als Holzbalkendecken oder vorallem im Keller und Ställen als preu-ßische Kappendecken konstruiert.

Ab der Mitte des 19. Jahrhundertswurde die industrielle Entwicklungauch im ländlichen Bereich immerdeutlicher spürbar, wobei insbeson-dere die Eisenbahn eine entschei-dende und verbindende Rollespielte. Mit deren Ausbau und demstärkeren Austausch zwischen denRegionen kam es auch zu einemAustausch von Bauformen, die nunnicht mehr nur in einer Region zufinden und für diese typisch waren.Vielmehr wurden praktische Baufor-men und Hausformen entwickelt, dieallmählich in ganz Deutschland undauch darüber hinaus zu findenwaren. Mit dem Ende des Deutsch-Franzö-sischen Krieges 1870/71 setzte imZuge der Gründerzeit eine ausge-sprochen rege Bautätigkeit ein. Diegründerzeitlichen Bauten, oft inSichtmauerwerk errichtet, hebensich auch heute noch als meist deut-lich sichtbare Massivbauten vondem eigentlich vom Fachwerkgeprägten Ortsbild ab. Sie sindmeist innerhalb der Umgebungdurch Größenordnung, Geschoss-zahl, Sockel, Dachform, Fassaden-material und -gliederung integriert.Die Gebäude des Heimatschutzstilszeichnen sich vielfach durch einmodernes Nutzungs- und Konstruk-tionskonzept unter Beibehaltungder alten Formensprache aus. Damitintegrieren sie sich meist gut in dieörtliche Bebauung. Dieser Planungs-

7. Bauepochen 1850 – 1950

Jugendstilvilla in Schottenmit Basaltsockel und

Fachwerkaufbau

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

15Teil A – Bauepochen 1850 – 1950

Detail eines Portals an einem typischen gründerzeitlichenBacksteinhaus, Osthessen

Jugendstilfenster an einem Vorbau in Dautpetal

Villa im Jugendstil am Rande von AlsfeldMassiver Walmdachbau aus den zwanziger Jahren

ansatz wurde um 1900 entwickeltund in den 1920er und 1930er Jah-ren vielfach bis zum Zweiten Welt-krieg umgesetzt. Danach kam ernoch einmal überwiegend zurWohnraumschaffung für Flüchtlingeund Vertriebene aus dem ehemalsdeutschen Osten bis zum Ende der1950er Jahre zum Tragen.Der Jugendstil orientiert sich nurbegrenzt an den örtlichen Gege-benheiten. Die Gebäude bestechenaber vielfach durch ihre hochwer-tige und ausgeklügelte Gestaltung,

was sie häufig zu Schmuckstückeninnerhalb der umgebenden Bebau-ung macht. Meist sind dieseGebäude durch die Verwendungdes örtlichen Natursteins und derüber lieferten Holzverschalung inder gebauten Umgebung verankert.Durch den Zweiten Weltkrieg erfuhrauch die Baukultur in Deutschlandeinen Bruch. Zunächst wurde abetwa 1950 vielerorts noch mit denBlaupausen des Städtebaus unddes Hausbaus aus der Vorkriegszeitweiter gearbeitet.

Regionaltypische und epochale Entwicklung der Baukultur

16 Teil A – Bauepochen 1850 – 1950

Die dorftypische Gestaltung beineueren Bauten in den Ortskernenkann mit der energetischen Verbes-serung der meist schlecht gedämm-ten Häuser einher gehen. Das giltinsbesondere für die Bauten der60er Jahre, wobei die Investitionenin die Außenhaut der Gebäudeerheblich sein müssen, um in dieFörderung zu kommen. Hierbei las-

sen sich durch Materialwahl, Aus-wahl der Putzoberflächen, der Far-bigkeit der Flächen und Fenster -fachen deutliche Akzente bei denHausansichten erreichen. Insbeson-dere eine Mischung von Holz ver-schalten und geputzten Oberflä-chen kann zu reizvollen Kontrastenmit dem Altbestand führen.

Eine gestalterische Anpassung an das dörfliche Ensemble könntebeispielsweise durch folgende Maßnahmen herbeigeführt werden:

• Erhöhung der Dachneigung auf mindestens 40 Grad• Eindeckung mit roten Tonziegel, hierbei Verminderung der Dachüberstände an Ortgang und Traufe• Dämmung der Außenhülle mit einem Dämmkasten und nachfolgender Holzbretter - Schiefer- oder Schindelverkleidung, hierbei gliedern der Fassade• Gliederung der Fassade durch gedeckte Farbanstriche und Faschen um die Fenster• Veränderung der Fenstereinteilungen zu stehenden Formaten• Einbau einer Eingangstür oder eines Eingangstürelements in Holz• Austausch von Glasbausteinen (auch Verkleinerung der Fläche) gegen Wärmeschutzfenster (ausgenommen Brandwand) • Einhausung von Balkonen/Loggien mit durchgehenden Stahlbetondecken durch feingliederige Glasfassaden

Siedlungsbauten in Cornberg Siedlungsspange aus den 1950er Jahren

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

17Teil B – Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Bauen und Sanieren in denhessischen Regionen Trotz aller Unterschiedlichkeiten inden verschiedenen Regionen kannman für das Bauen in hessischenDörfern allgemeine Empfehlungenfür das Bauen und Sanieren heraus-filtern und benennen.Seit den 1960er Jahren werden dieüberlieferten Strukturen der Dörferdurch Abrisse, untypische Bauwei-sen, Proportionen und Materialienimmer mehr und immer rascher auf-gebrochen. Die Folge ist, dass dieüber Jahrhunderte gewachsenenbaulichen Übereinstimmungen derGebäude – ein Kern der ein-zelnen regionalen Baukultu-ren in Hessen - nach undnach verwischt werden. Dieindustrielle Herstellung undBeschaffung der Materialiensowie der Verzicht auf das„Handwerkliche“ lässt dieDörfer im ganzen Landimmer gleichförmiger er -scheinen.In manchen Landesteilen hatsich auf der Ebene der Sied-lungen das regionaltypischeMiteinander der Gebäudeallerdings erhalten. Davonzeugt die im Vergleich zuden anderen Bundesländernsehr große Anzahl von denk-malgeschützten Gesamtanla-gen in Hessen. Das gilt über-wiegend auch für die wert-

vollen Dorfränder, die sich in denschwach besiedelten Bereichen inNord- und Osthessen erhalten konn-ten und nun teilweise in Freizeitzo-nen (Spielplätze, Dorfgemein-schaftshäuser, Sportlerheime) wei-terentwickelt wurden. Auf der Ebeneder Häuser allerdings sind mannig-faltige Veränderungen und bunteMaterialmischungen über die Regio-nal- und Landesgrenzen hinwegfestzustellen, die den Charakter derGebäude und Freiflächen zumSchlechteren verändert haben. Diemelsächsisches Bauern-

haus in Hofgeismar-Hümme

Teil B

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

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Aus lockeren Hofansiedlungen, diesich fast immer eine wettergeschützteNische in der kleinräumlichen Kultur-landschaft gesucht haben, sind imLaufe der Jahrhunderte dichtereStrukturen entstanden, die einensanften Übergang zwischen der offe-nen Landschaft und der gebautenSiedlung besitzen. Vorherrschend ist- aus dieser geschichtlichen Entwick-lung heraus - das enge Haufendorfin allen Landesteilen. Durch fortge-setzte Erbteilung in manchen Gegen-den schrumpften viele Betriebe so

sehr, dass nur ein einziger Bau, näm-lich der Einfirsthof oder auch das Ein-haus für alle Zwecke übrig blieb. Aufder anderen Seite gab es das Aner-benrecht, bei dem der Hof als Ganzeserhalten blieb und an einen Erbenweitergegeben wurde. Auf diesenHöfen konnten dann auch soge-nannte Altenteiler (Auszugshäuser)

entstehen, in denen die Eltern desErben mit einer kleinen Landwirt-schaft ihr Auskommen fand.Das bunte Nebeneinander von gro-ßen und kleinen Höfen und Kleinst-häusern sowie herrschaftlichenAnwesen – bisweilen mit ge plantenReihenanlagen gemischt, ist einUraspekt des hessischen Dorfes, dasan die frühere Wirtschafts- und Not-gemeinschaft erinnert, in der jedervon jedem abhängig war.Aus dem inneren Zusammenhangder Höfe und Häuser und derenPosition in der Landschaft entstan-den die prägenden Silhouetten derhessischen Dörfer. Fast immer findetman eine gestaffelte Gruppierungum einen realen oder imaginärenKern, der sich dann auch in der Höheabbildet (Kirche, Pfarrhaus, Schule,Amtshaus). In den Becken- und Ebe-nenlagen Südhessens wirken dieDörfer horizontal und gleichmäßigerund sind durch herrschaftlicheGebäude und Kirchen oder späterauch von großen Siloanlagen in derSilhouette geprägt. In den Berg- undTallagen Mittel- und Nordhessensaber trägt das ganze Dorf zur Silhou-ette bei, da sich die Gebäude aufausgeformten Terrassen in die Höhestaffeln. Neben den Kirchen kom-men hier auch Herrenhöfe, Burgenund Schlösser dazu, die die Silhou-ette eines ganzen Dorfes bestimmenkönnen (z.B. in Solz). Im Odenwaldund auch Teilen des Westerwalds

Teil B – Dorftypen und Silhouette

Kirche inmitten des Dorfes

1. Dorftypen und Silhouette

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

19Teil B – Dorftypen und Silhouette

allerdings wurden die Gebäudenoch sehr viel stärker „in den Hang“gebaut, sodass sich hier eine Ver-schmelzung mit der Landschaftsformergab.Überwiegend in Nordhessen kannman die überlieferte Siedlungsstruk-tur mit ihren Abstufungen in dieLandschaft hinein noch gut erken-nen. Dabei ist der erste Eindruck,wenn die Dorfeingänge als „Haustü-ren“ des Dorfes wahrgenommenwerden, gestaltbildendes Merkmal.Im Gegensatz zu Kleinstädten habensich in den hessischen Dörfern keineMarktplätze ausgebildet. Man trafsich am Kirchhof, am Brunnen oderam Backhaus. Erst durch das Auf-kommen der Dorfgemeinschaftshäu-ser nach 1950 und durch denUmbau von Dorfschulen wurden dieehemaligen Schulhöfe zu neuen Mit-telpunkten.

Die Ackerbürgerkultur in den klei-nen Städten des ländlichen Raumswar zusätzlich durch Handwerk undHandel geprägt. Die Landwirtschaftkonnte daneben in vollem Umfangweiter betrieben oder auch zuguns-ten der ausgeübten Tätigkeit inHandwerk und Handel zurückge-nommen werden. Entsprechendsind z. T. große Hofanlagen, aberauch kleine Höfe und teils rechtschmale Hausformen zu finden, diesich giebelständig an die Straßenreihen.Im Grundsatz wird die Bauweise derRegion beibehalten. Oft kommt einzusätzliches Geschoss hinzu, weilder Baugrund besser ausgenutztwerden musste. In den kleinstädti-schen Lagen sind häufiger auchGewölbekeller zu finden. Das Erd-geschoss ist oft als Werkstatt oderals Laden genutzt und konstruiert.

Am alten Marktplatz in Gudensberg/Nordhessen

Regionaltypische Entwicklung der Baukultur

20 Teil B – Bauplatz und Topografie

2. Bauplatz und Topografie

Um Platz- und Material sparend zubauen wurde in der Regel mit denHöhenlinien und parallel zu denFluss- und Talauen gebaut, sowie fürdie Sockel den vor Ort verfügbarenNaturstein verwendet (Basalt, Tuff-gestein, Sandstein, Grauwacke, Tau-nusquarzit usw.).Ein Ausdruck der vor allem in denMittelgebirgsregionen vorherrsch -enden ärmlichen Bauweise ist diehäufige Verwendung von Lese- oderBruchsteinen im Sockelbereich. Inreicheren Gegenden und bei wohl-habenderen Bauern kam hier nur ein

behauener Naturstein in Frage.Bewegt-lebendige Hügellandschaft,kleinbäuerliche Wirtschaftsweisen(z.B. Stall im Keller) sowie unter-schiedliche Natursteinvorkommenhaben bei den Haustypen seit demMittelalter eine für die jeweiligeRegion unverwechselbare, präg-nante Sockelgestaltung geformt. Diegeologischen und landwirtschaftli-chen Gegebenheiten eines Gebietsbestimmen das zur Verfügung ste-hende Baumaterial und erden diealten Häuser unmittelbar in die spe-zifische Landschaft.Dorfstruktur parallel zu den

Fluss- und Höhenlinien

Topografische Erhöhung ander Schule in Eichenrod

Greifenstein-Beilstein, Schal -stein/Diabas mit Backsteinge-wände

Natursteinsockel eines giebelständigen Hauses inder südlichen Rhön

Natursteinsockel aus Basaltsäulen mit Tuffbasalt -gewänden und -gesimsen

21Teil B – Bauplatz und Topografie

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

22 Teil B – Bau- und Hofformen

Die vorgefundene jeweilige Dorfstruk-tur bildet die Grundlage für die Gestal-tung von alten und neuen Bau- undHofformen in den hessischen Dörfern. Typisch für ganz Hessen ist die zwei-geschossige Bauweise, die aus dereingeschossigen entstanden ist. In denfruchtbaren Regionen galt es, platz-sparend mit engen Hofstellungen zubauen, während in Bergregionen diekompakte Bauweise infolge des rauenKlimas gesucht wurde. In der Regelzeichnet sich im hügeligen Geländeein deutlicher Sockel ab, nicht seltensogar ein vollständiges Sockelge-schoss, das meist landwirtschaftlichgenutzt wird. Die Deckenhöhen sindunterschiedlich, meist erreichen sie dieheute üblichen zweieinhalb Meternicht annähernd. Drempel im Dachge-schoss sind selten und gelegentlichbei Gebäuden aus der Gründerzeitoder als Ergebnis von Aufstockungenbis 1939 zu finden.

Der Reiz und das Einmalige der hessi-schen Dorflandschaft ist die natürlichgewachsene Mischung von unter-schiedlichen Häusern und Höfen.Hinzu kommen Kleinsthäuser, diemeist aneinander gebaut sind, längs-geteilte Einhäuser, und seit 1870 Dorf-schulen, Pfarrhäuser und Villen miteher repräsentativ-städtischer Formen-sprache, aber meist unter Verwendungheimischer Naturmaterialien.Die früheren Schulbauten hattendurchgehend einen gestalterischenAnsatz (Historismus, Jugendstil, ArtDeco, Heimatstil) und haben dieäußere Wirkung eines ländlichen Dor-fes gesteigert. Wo die Kirche fehlte füll-ten sie eine Ersatzfunktion aus, die inden Glockentürmen und Dachreiternihren baulichen Ausdruck fand. Nachder Gebietsreform 1970-1972 standenviele Schulen leer und wurden durchUm- und Anbauten konsequenter-weise zu Dorfgemeinschaftshäusernumgebaut. Mit den direkt nach demKrieg entstandenen neuen Dorfge-meinschaftshäusern (teilweise mitGemeinschaftsfrieranlagen, Dusch–und Waschanlagen) war Hessen inDeutschland führend („Hessen vorn“):alleine in den ersten 10 Jahren nachder Gründung des Landes wurdenüber 100 neue Gemeinschaftshäuserin einem zurückhaltenden Stil in dieDörfer eingepasst. Rathäuser findetman in Hessen nur in den Städten, aufdem Dorf manchmal ältere Gemein-dewirtshäuser mit kleinen Sälen.

Diemelsächsisches Bauern-haus

3. Bau- und Hofformen

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

23Teil B – Bau- und Hofformen

Wahrung des Hofraums und derScheunenrandbebauung durchschmalen Eingangsanbau

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

24 Teil B – Dächer

4. Dächera. Dachform und Dachneigung

Das Dach spielt in der Menschheits-geschichte eine ursprünglicheRolle. Das Dach vermittelt demMenschen ein elementares Gefühlder Geborgenheit, das in den altenhessischen Dörfern im Kern noch zuerleben ist. Das optisch am stärksten wirkendeBauteil eines hessischen Dorfes istdas Satteldach. Die Lebendigkeitder ähnlichen, um die 45 Gradgeneigten Dächer erkennt man zuallererst, wenn man sich dem Dorfvon einer Anhöhe aus oder aus derTallage nähert. Man empfindet denschützenden Charakter der Dächer

und deren kleinteilige Oberflächelässt die Dachlandschaft zu jederJahreszeit anders erscheinen. Dasrot gedeckte Satteldach ist meistzwischen 40 und 45 Grad geneigt,spätere Anbauten lehnen sich mitPult- oder Satteldächern an dasbestehende Haupthaus an.Gestaltbildend sind bei älteren Sat-teldächern die Aufschieblinge,deren Köpfe ornamental bearbeitetwurden. Mansardendächer findenman in den späteren Siedlungen,sowie bei großen Scheunen. Punk-tuell stößt man auf Walmdächer undKrüppelwalmdächer. Schmale Trau-

Schieferdächer im westlichenHessen

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

25Teil B – Dächer

fen und schmale Ortgänge sind inHessen seit alters her üblich. Manbaute Material sparend und sorgtedafür, dass Pfetten und Sparrendurch die Konstruktion geschutztblieben. Die dünnen Dachkanten

verstärken zusammen mit den klein-teiligen roten Ziegeln oder dendunklen Schieferplatten den Schup-penpanzer-Effekt des Daches undbetonen die ursprüngliche Kubaturdes hessischen Hauses.

Schieferdach im Marburger Hinterland

Staffelung der Dachlandschaftbei einem großen Mühlenge-bäude

26 Teil B – Dächer

Empfohlene Dachkanten,Dachneigungen

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Fachwerkgiebel mitZahnleiste am Ortgang

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

27Teil B – Dächer

b. Dacheindeckung und Dachoberfläche

Die seit dem Ende des 19. Jahrhun-derts gebräuchlichen Tonziegel wer-den als Doppelmulden-Falzziegel,S-Pfanne, Biberschwanzziegel oderReformpfanne verwendet. Die über-wiegende Farbe derZiegel ist rot oder rot-braun. In den nördli-chen Landesteilen, diemit der Bahn gut zuerreichen waren, wur-den gerade nach gro-ßen Dorfbränden umdie Jahrhundertwende1900 verstärkt auchanthrazitfarbene Ziegelaus Schieferton einge-

setzt. Vereinzelt tauchen auch graueBetonrauten und sehr lebendig inroten und violetten Farbtönen chan-gierende glasierte Tonziegeln ausder Zeit um 1900 bis etwa 1920 auf.

Ortgang mit besonderer Gestaltung im vorderen Odenwald

Dachlandschaft in Alsfeld

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

28 Teil B – Dächer

Die klaren Dachflächen der dörfli-chen Bauten sind selten durch Dachaufbauten und Zwerchhäuser

gestört. Erst später durch die Ent-wicklung der Landwirtschaft, sowiein kleineren Städten wurden ver-stärkt Ladeluken und Zwerchhäuserauf die Dächer aufgesetzt. Im Zugeder ersten Ausbauphasen der ehe-maligen Bauernhäuser seit den1980er Jahren sind die verschie-densten Gaupen zur Belichtung derjetzt bewohnten Dachräume vewen-det worden. Kamine wurden frühermit Backsteinen gemauert-und einergemauerten Ringverstärkung alsAbschluss. Seit es die Kaminfertig-steine gibt, werden die Kamine ver-klinkert, verputzt oder mit Kunst-schiefer/Naturschiefer verkleidet,seltener sind Blechverkleidungen.

Den Eingang betonenderDachaufbau in Mittelhessen

als spätere Hinzufügung

c. Dachaufbauten und Belichtung

Kleine Gaupe im MarburgerHinterland

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

29Teil B – Dächer

Neues Zwerchhaus übervorhandenem Eingang

Proportionierung der Gaupenin der Dachfläche

In allen Gebieten Hessens ist derFachwerkbau die vorherrschendeBauweise für die Hauptgeschosse.Je nach Landschaftsgebiet steht er

auf einem Naturstein-Sockelge-schoss, wird verputzt, zur Wetter-seite hin mit Schindeln, Schiefer undBrettern verkleidet oder zeigt seinüberliefertes meist einfaches Fach-werkbild. Besonders typisch hat sichim 18. und 19. Jahrhundert der„Hessenmann“ als Fachwerkfigurherausgebildet: Ein kräftiger Stän-der (Bundpfosten) mit spiegelbildli-cher Anordnung von dreiviertelho-hen Fußstreben, einem Halsriegelund kurzen Kopfstreben; mittendurch die Figur geht waagerecht dersogenannte Brustriegel, immerunter den Fensterlöcher gelegen.

Wenn die Kopfstreben weiter nachunten reichen und auf die hohenFußstreben aufgesattelt sind, sprichtman vom Wilden Mann, einer älte-

ren Form des Hessen-manns. Die unterschiedliche Kom-bination von Natursteinso-ckeln, Sichtfachwerk, Fens-teranordnung, Wandver-kleidungen und Putzflä-chen prägen das Erschei-nungsbild der Dorfansich-ten in Hessen. Auch wennviele ursprüngliche Fassa-den ersetzt oder verzerrtsind, gibt es noch einegroße Anzahl unverdorbe-ner und erhaltenswerterEnsembles.

Der Behang oder die Bekleidungder Außenwände wurde zum Schutzvor der Witterung in allen hessi-schen Regionen genutzt. Oft kom-men regional- oder ortstypischekleine Holzschindeln zur Anwen-dung. Zwischen Vogelsberg, Rhönund Spessart und im südlichenOdenwald finden sich auch dieLangschindeln. In Gegenden mitSchiefervorkommen wurde, wie imWesterwald und Taunus, nahe lie-gender Weise auf die kostengünstigund leicht verfügbaren kleinforma-tigen Schieferschablonen zurückge-griffen.

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

30 Teil B – Außenwände und Fenster

Fachwerkhaus im Aartal

5. Außenwände und Fenster

a. Außenwände und Fassaden

Krempziegelbehang im nordosthessischen Raum

Beispiel einer Schindelverkleidung aus Nordhessen Kunstvoller Kratzputz im Marburger Hinterland

Lärchenholzschindeln an den Wetterseiten

Holzverschalung an einem DorfgemeinschaftshausHorizontalschalung bei einem Haus aus den 1940er Jahren

Farbige Deckleistenschalung

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

31Teil B – Außenwände und Fenster

Bodendeckenschalung im Gießener Land

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

32 Teil B – Außenwände und Fenster

Rhythmus, Form, Symmetrie, Anzahlder Fenster haben vor allem imFachwerkbau der letzten 300 Jahredie Fassaden proportioniert. DieFenster selbst waren in den hessi-schen Regionen meist drei- odervierteilig (T-Sprossen oder Kreuz-

Sprossen), in der späteren Versionals Stulpfenster mit oberem Klap-pflügel zum Lüften (Ofenqualm!).Dabei bezeugen die Fenster-Spros-sen einerseits die früher begrenzteHerstellungsmöglichkeit größererFensterflügel und Glasflächen,

andererseits strukturieren und kenn-zeichnen sie materiell den Über-gang von innen nach außen. Dasmacht sie zusammen mit den Futter-rahmen bzw. den Faschen oderNaturstein- und Backsteingewändenim Massivbau zu den vielzitierten„Augen des Hauses“, die denmodernen Häusern meist fehlen.Mit wachsenden Wohlstand, sowieder Verbilligung des Glases im19. Jahrhundert, wuchsen auch dieFensterflächen unter Beibehaltungder überlieferten, nutzungsfreundli-chen Einteilungen.

Fenster- und Torverteilungbei einem Fachwerkhaus in

Nordhessen

Umgebaute Scheune in derWetterau

b. Fensterform und Fensteranordnung

33Teil B – Außenwände und Fenster

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Fenster mit Holzlamellenlädenan einem Haus im Odenwald

Ausgebaute Scheune mitFensterreihe im Spessart

Fensterdrilling an einem barocken Fachwerkhaus

Stulp-Innenfenster hinter historischem Fenster

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

34 Teil B – Außenwände und Fenster

Regelmäßige Fensteranordnungan einem geschindelten Giebel

Mögliche Fensterformate

35

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Teil B – Erschließung und Hoftore

6. Erschließung und Hoftore

Die traufständigen Häuser werdendirekt von der Straße aus erschlos-sen; giebelständige Wohnhäuserhaben ihren Eingang von der Hof-seite, von wo auch die Scheunen-und Stallgebäude erreichbar sind.Bei geschosshohen Kellern wird derEingang durch eine einfache oderdoppelte Natursteintreppe erschlos-sen, ansonsten reichen zwei bis dreiStufen mit einem rechteckigenPodest. Überdachungen und Vordächer sindmeistens spätere Ergänzungen. DieLage der Erschließung ist wegen derkurzen Wege durchweg im mittlerenBund, in der mit den Treppen, demErn und der Küche die am häufigs-ten frequentierten Bereiche liegen.In einfachen Einhäusern lag der Stalldirekt neben dem Ern, ansonstenschloss sich hier noch eine weitereWohnzone an. Eine Ausnahme bil-det das diemelsächsische Bauern-haus. Hier erfolgt der Hauszugang

bei eng gestellter giebelständigerBebauung normalerweise ebenfallsam Giebel.Während die Eingänge in einigenGegenden durch Vordächer, Vor-häuser und besonders aufwändigeTreppenanlagen betont werden,sind sie woanders äußerst schlichtgehalten. Dadurch, dass das Betre-ten der Häuser nicht direkt von derStraße aus erfolgte, bildete sich einteils privater, teils öffentlicher Über-

Eingangstüren aus Holz

Erhöhte Erschließung aneinem gegen den Hang er-bautem Fachwerkhaus

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

36 Teil B – Erschließung und Hoftore

gangsbereich, der durch den Wech-sel des Lichts, des Bodenbelags, derGehrichtung und der Höhenlage injedem Landesteil auch hinsichtlichder Gestaltung eine besondere Cha-rakteristik aufweist.Die zweiflügeligen Scheunentoreöffnen die gesamte Tennenbreite imErdgeschoss der Wirtschaftsräume.Die übliche Bauweise erfolgt mit

Brettern und Deckleisten aus Nadel-holz auf einfachem Rahmen oft ohneVerzierung.Die Türen aus Hart- und Weichholzwaren ähnlich wie die Fachwerk-wände eingeteilt, in Brüstungszone,Hals- und Kopfzone, sowie ein festesOberlicht. Meist waren sie, beson-ders bei reicheren Bauern ornamen-tiert und zeigten so ihren ambiva-lenten Charakter: einerseits denFeind von sich zu halten und ande-rerseits den Wohlgesonnenenfreundlich zu empfangen. Teil der Erschließung sind auchHandläufe und Geländer, die in ein-fachen Formen aus Stahl, Holz oderSchmiedeeisen hergestellt sind. Diehandwerkliche Bearbeitung reichtdann von einfachen und funktiona-len Geländern bis zu kunstvollenFormen. Die Ausführung vonAbsturzsicherungen von Podesten,Brüstungen und Balkonen ist ver-gleichbar.

Türtor in Hümme

Ein später angesetzter Vorbauaus dem Historismus

Neue Erschließungszone beieiner ausgebauten Scheune inRomrod (Architekt Karlheinz Geissler)

Eingangstür mit zweiseitigerTreppe im Aartal

Eingangszone an einem Fachwerkhof in Schwalmtal

Modernes Glasdach an einer Fachwerkfront

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

37Teil B – Erschließung und Hoftore

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

38

Der Hof ist das wichtigste städtebau-liche Element eines hessischen Dor-fes, in dem die großen und kleinenNebengebäude von der Geschichteder Landwirtschaft erzählen. Beinachträglichen Erweiterungen wur-den sie früher so platziert, dass eingeschützter Hof für Mensch und Tierentstand. Die Neben und Kleinstbauten bildeneine Art „Klebemasse“ der ländli-chen Architektur, wodurch die Höfenicht stumm nebeneinander stehen,sondern in einem gewachsenen Ver-bund. Dabei ist die Art und Weisedes Bauens am Hauptbau orientiert,

in der Regel einfacher konstruiertund zur Wetterseite hin verschalt,verschindelt oder verschiefert. Diesedurchgehende gestalterische Ein-heit vom kleinsten Anbau über dasWohnhaus bis zur großen freiste-henden Scheune prägen Dorfland-schaften, die in den hessischenRegionen in unterschiedlicher Weisenoch zu erleben sind. Gleichzeitigbringt diese Situation auch Schwie-rigkeiten bei einer Folgenutzung mitsich: fehlender Grenzabstand, feh-lender Brandschutz, fehlende Frei-flächen und fehlende Belichtung.

7. Neben- und Kleinstbauten

Doppelscheunentor einer großen Scheune in Schwalmtal

Teil B – Neben- und Kleinstbauten

39Teil B – Neben- und Kleinstbauten

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Kleinsthaus im Vogelsberg

Zum Wohnhaus umgebautesWirtschaftsgebäude in der Ra-benau

Schlichter Windfang an einem Kulturdenkmal inHopfmannsfeld

Kleines Hintersiedlerhaus im Schwalmtal

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

40 Teil B – Grün- und Freiflächen

8. Grün- und Freiflächen

Bauerngarten in einem hessischen Dorf

Die zwischen den Gebäuden derHöfe liegenden Außenbereiche stell-ten immer die soziale und funktionaleZone des Hofes dar, wobei die Formauf die jeweilige Erfordernisse unddie Optimierung der Verbindungs-wege schließen lässt.Die früheren Hofräume wurden meistmit dem örtlich verfügbaren Natur-stein gepflastert und landwirtschaft-lich genutzt: die Grundstücke warengenauso breit wie die Hofgebäudeund im besten Fall stuften sie sichnach hinten hin ab mit Scheunen-kranz, hinterer Hoffläche mit Kleintier-ställen, Grabland, Obstwiese undAckerfläche. Wenn der Platz aus-reichte und die Himmelsrichtung

stimmte, wurden die Grabgärten (typische Bauerngärten) auch vor demHaus angelegt und mit einem Stake-tenzaun auf Natursteinmauer oderschmiedeeisernen Abgrenzungeneingefasst.Der einprägsame Raumeindruck derhessischen Dörfer entsteht durch dasergänzende Miteinander der Höfeund Freiflächen wie z.B. Dorfplatz,Brunnenplatz, Kirchplatz , die dadurchzusammen mit dem Gebäudeensem-ble einen einladenden Außenraumentstehen lassen. Die Gebäude stehennicht wahllos nebeneinander, sonderndie lebendige Struktur ist über die viel-fältige Staffelung der Hof- und Freiflä-chen zu einem Ganzen gewachsen.

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

41Teil B – Grün- und Freiflächen

Dreiseithofanlage in der Wetterau mit „grünem Zim-mer“.

Schmiedeeiserner Zaun

Basaltwildpflaster im Odenwald

Lattenzaun auf Bruchsteinmauer

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

42 Teil B – Ornamentik (Schmuckelemente)

9. Ornamentik (Schmuckelemente)

Fachwerkwand mit geschnitzten Eckpfosten

Sind Gebäude fertig gebaut, sofügte man mit letzter Hand Orna-mente dazu. Es galt Lücken zu füllen,Grenzen hervorzuheben und auchzu zeigen, was man konnte. Reichere

Bauern konnten sich mehr Orna-mente leisten als ärmere Bürger – inden Städten mehr als auf demLande. Früher war das Ornamentdas i-Tüpfelchen einer handwerkli-chen Gestaltung, und das prägtesich von Ort zu Ort, von Region zuRegion unterschiedlich aus. Alle rich-tig gesetzten Verzierungen werdennicht rein gefühlsmäßig gemacht,sondern sie haben innerhalb des

Bauens eine feste Funktion. In Hes-sen fallen die Gebäude mit Orna-mentik auf, da die Masse der Bautenein sehr zurückhaltendes Erschei-nungsbild zeigen, und dieSchmucksprache meist aus denRandbereichen von Hessen importiert wurde (Niedersachen,Rhein land und Thüringen). Beson-ders an Eckständern, Füllhölzern undStockwerksübergängen, aber auchin der Fachwerkgestaltung von Brüs-tungen finden wir in Hessen bear-beitete Flächen, die in einfacherschmückender Art gestaltet sind. Das Bedürfnis seine Gebäude undHöfe zu schmücken hat auch die„Moderne“ bei den Menschen nichtausgetrieben. Am Übergang vom18. zum 19. Jahrhundert erreichtedie bäuerliche Handwerkskunst inHessen die höchste Blüte, die in denalthessischen Kernlandschaften wieder Schwalm oder der MarburgerGegend bis heute einmalig ist. DieseFülle an Formen und Farben sowiedie einfachen, immer wieder leichtabgewandelten Rhythmen der Fach-werkbilder sind ein besondererSchatz, den es in der hessischenDorfentwicklung zu bewahren undpflegen gilt.Die Schmuckaktivitäten beschränkensich heute meist auf eine möglichstbunte Auswahl der Produkte ausdem Baumarkt oder einer überbor-denden Pflanzenauswahl an und umdie Häuser.

Schmuckvoller Stockwerksvor-sprung

Eckpfosten in Bad Wildungen

Fachwerk-Ornamentik in Nordwesthessen

43Teil B – Ornamentik (Schmuckelemente)

Fachwerkschmuck an einemHaus in Lauterbach

Bauen und Sanieren in den hessischen Regionen

Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

44 Teil C – Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

Das Dorfentwicklungsprogramm bie-tet auch angesichts der bisweilengroßen Zahl von Leerständen imländlichen Raum Lösungsmöglichkei-ten an, um in den Ortskernen einestädtebaulich verträgliche Siedlungs-entwicklung zu ermöglichen.Besonders vom Leerstand betroffenwerden die Ortskerne mit den gro-ßen ehemals landwirtschaftlichenHofanlagen sein.

Eine neue identitätsstiftende Bau-weise für jede hessische Region inihren Dorfkernen zu entwickeln ist einhohes Ziel, das nur im Zusammen-hang mit der Frage nach architekto-nischer Qualität und städtebaulicherEinordnung zu klären ist. Das einfache Übernehmen frühererDorfstrukturen ist nicht die Absicht,aber das richtige Anknüpfen an diejeweiligen regionaltypischen und

lokalen Siedlungs- und Bauformenmit Beachtung von Hofformen, Grö-ßenordnungen, Geschossigkeit,Dachformen, Fensteranordnungenund Materialwahl bildet die Basis fürneues Bauen im Dorf.Auf der Grundlage von Entwicklungs-konzepten, die hier nicht der eigent-liche Gegenstand der Betrachtungsind, ist für die Ortskerne zu klären,unter welchen Bedingungen einAbbruch ggf. bodenordnende Ver-fahren, eine Neubebauung oderandere Folgenutzung möglich, sinn-voll und ggf. auch förderfähig seinsollen.Ziel des städtebaulich verträglichenRückbaus ist eine aktive Anpassungan die Schrumpfungsfolgen durchden Abriss nicht mehr sanierungs-oder umnutzungsfähiger baulicherAnlagen (Schrottimmobilien, ver-wahrloste oder bauliche Missständeaufweisende Immobilien), der Rück-bau überdimensionierter nicht aus-gelasteter oder nicht mehr nutzbarerkommunaler Infrastruktur sowie diegezielte Entsiegelung von Flächen.Zur Beurteilung des Rückbaus(Abriss) ist bei größeren Vorhaben imQuartier mit mehreren Beteiligtenimmer eine qualifizierte städtebauli-che Fachplanung (Teilbereichspla-nung) erforderlich. Für kleinere pri-vate oder auch kommunale Vorhabenmuss mindestens eine qualifizierte

Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

Teil C

Nachnutzung nach einem Abriss

Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

45Teil C – Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

Folgende Formen des Rückbaus und des anschließenden Umgangs mit den freien Flächen sind dabei denkbar: • Teilabbruch • vollständiger Abbruch verbunden mit dem Entstehen einer • dauerhaften Freifläche • einer Grundfläche für Neubebauung

Als öffentliche oder private Folgenutzung kommen bei Abbruch infrage: • Erschließungsanlagen • Gebäude • Grün- und Freiflächen • Neubebauung mit mehreren Gebäuden (unter Beachtung der planungsrechtlichen Vorgaben des BauGB).

Bei dauerhafter Entsiegelung können entstehen: • Private Grünflächen • Gartenflächen • Öffentliche Grün- und Freiflächen • Sonstige Oberflächengestaltung

Bei der Ersatzbebauung mit Einzelbauten gelten: • Einfügungsgebot des § 34 BauGB • Vorgaben der Denkmalpflege in geschützten Gesamtanlagen • vorhandener Bebauungsplan

Bei größeren Bereichen und mehrerenbetroffenen Eigentümern kann zur

weiteren Entwicklung ein bodenord-nendes Verfahren erforderlich werden.

Dies bedeutet, dass für die Realisie-rung des einzelnen Ersatzbaus oderNeubaus die planungsrechtlichenVoraussetzungen bereits bestehenmüssen. Dies gilt nicht bei einerumfassenderen Neuordnung imBestand innerhalb des Fördergebiets. Die Gestaltung dieser neuen Ge -

bäude und Strukturen erfolgt wie-derum entsprechend dem vorhande-nen Ortsbild, der typischen Gestal-tung am Ort, den Grundzügen derörtlichen Gestaltung. Grundlagensind die aktuellen Förderrichtliniender Dorfentwicklung sowie die Bro-schüre „Bauen im ländlichen Raum“.

Beurteilung durch ein Fachbüro(Expertise) erfolgen. Die Folgenutzung muss dabei imVorfeld geklärt und verträglich seinfür Umfeld, Nutzer und Ortsgestal-tung. Bei Denkmälern und Gesamt-

anlagen muss die Denkmalpflegemit einbezogen werden. Sie ent-scheidet dann über entsprechendeGenehmigungen ggf. zusammen mitder Bauaufsicht des Landkreises.

Rückbau, Entsieglung, Nachnutzungen

46

Folgende Aspekte der Planung giltes zu beachten: Neubauten solltenden „Genius Loci“ also die Eigenart,den Geist des Ortes und die Silhou-ette des Dorfes beachten. Relativunproblematisch ist es, eine Erwei-terung oder Ersatzbauten in einemHaufendorf auszuführen, denn dieneuen Gebäude können sich in ähn-licher Weise einfügen. Auch beieinem Straßen– oder Angerdorf wird

der Neuaufbau sich wieder an dervorhandenen Siedlungsausrichtungorientieren. Bei Streu- und Weilerar-tigen Siedlungen gilt es, den vor-handenen Charakter zu erhaltenund Freiflächen nicht zuzubauen.

Neubauten in den Ortskernen

Für Neubauten gelten grundsätzlichdie gleichen Empfehlungen wie fürdie Bestandsbauten im Teil B. Wichtige Kriterien sind demnach:

• Dorftypen und Silhouette• Bauplatz und Topografie• Bau- und Hofformen• Dächer• Außenwände und Fenster• Erschließung und Hoftore• Neben- und Kleinstbauten• Grün- und Freiflächen • Ornamentik (Schmuckelemente)

Ersatzbau bei einem Dreiseit-hof in der Wetterau

(Architekt Josef Michael Ruhl)

Anbau an ein 1930er-Jahre-Haus in der Dorfmitte

(Architekt Josef Michael Ruhl)

Teil D

Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Neubauten in den Ortskernen

47Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Neubau im Odenwald

Neubau mit moderm Holzerker (Atelier Spitzner)

Neubau eines Holzhauses (Architekt Josef Michael Ruhl)

Neubau inmitten eines Dorfesim Hersfelder Land (Architekt Thomas Rabe)

Neubauten in den Ortskernen

48 Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Ein typisches Element des Bauens im landschaftlich und topografischbewegten Hessen ist die Variation in den Sockel- und Kellergeschossen,die fast immer mit dem Gelände (und nicht dagegen) entwickelt wird.Bei der Umsetzung gibt es hierbei verschiedene Muster:

• man baut den Eingang an der hangseitigen Traufe des Hauses mit 1 bis 2 Stufen Unterschied

• man baut den Eingang an der Talseite mit einer hohen, ein- oder zweiläufigen Treppe, hat aber zusätzlich einen behindertenfreundlichen Zugang von hinten – zugänglich über einen flachgeneigten Weg um das Haus herum

• bei Bauten in der Ebene sollten die Sockel mind. 30 cm betragen.

Folgende Fragen sollten am Anfang gestellt werden:

• Wie liegen die bereits bestehenden Gebäude in der Landschaft bzw. im Gelände oder zur Erschließungsstraße?

• Auf welchem Untergrund stehen die Gebäude (Fels, Schwemmland, Lehm, Kies, usw.) und wie sind die Wasserverhältnisse?

• Was bestimmt den Charakter des Bauplatzes?• Welches sind die Wetterseiten, Kaltluftzonen,

geschützte Bereiche?

Für die spezifische Ausrichtung undProportionierung der neu entste-henden Höfe ist immer die einge-

hende Untersuchung der örtlichenBauweise maß- und gestaltgebend.

Neubauten in den Ortskernen

49Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Von der Scheune zum Ersatzbau im Schlitzerland (Atelier Spitzner)

Aufwertung des Dorfkerns durch Umnutzung und Ergänzungim Amöneburger Becken (Atelier Spitzner)

Neubauten in den Ortskernen

50 Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Da der heutige Flächenbedarf fürWohnungen und gewerblichen Nut-zungen erheblich größer ist, solltendie Erweiterungen der notwendigenGrundflächen nicht durch Aufblä-hung der Hausbreiten, sonderndurch eine Staffelung der Gebäude-teile bewerkstelligt werden.Üblich sind vor allem rechteckige,nicht quadratische Grundrisse miteinfachen und klaren Formen. In

begründeten Fällen sind unregelmä-ßige Grundrisse unter Beachtungder für den Ort typischen Proportio-nen denkbar.Die höchsten und größten Dächersollen über die Gebäudeteile gelegtwerden, die am wichtigsten sind.Beim weiteren Raumbedarf sind diezusätzlichen kleineren Dächer in kla-rer Weise abzusetzen oder eindeu-tig zu verbinden.

Neues Dorfgemeinschaftshausmit Glockenturm im Kreis

Darmstadt-Dieburg(Binder • Jarcyk • Architekten)

Gestaffelter Neubau als Wohn-und Geschäftshaus in Nord-

hessen.

Neubauten in den Ortskernen

51Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Wenn in der heutigen Zeit auch keineFachwerkfassaden mehr gebaut wer-den oder angemessen sind, ist dieAußenwirkung der Hauptgebäudedurch Fensterachsen, einheitlicheFenstergrößen, erkennbarer Zweige-schossigkeit und Betonung der Gie-beldreiecke in ruhiger und zurückhal-tender Art zu gestalten. Dies kann beineuen Holzbauten durch unter-schiedliche Verschalungen erreichtwerden, die jeweils in den Regionenüblich waren (Schindeln, Wettbretter,Holzverschalung, Schiefer- oder Zie-gelbehang). Im Übrigen hat die heu-tige Holzrahmenbauweise das Erbeder alten Fachwerkbaukunst über-nommen und die überlieferte Glie-derung mit horizontalen und vertika-len Elementen kann auf die Verscha-lungsart übertragen werden.Bei Massivbauten können regionaleTraditionen der Fassadengestaltungdurch die handwerkliche Gestaltung

von Putzen, dem begrenzten Einsatzvon Natursteinen und dem dezentenEinsatz von mineralischen Farben auf-gegriffen werden.

Neubau im vorderen Odenwald

Ersatzbau für ein Gemeindehausim Giessener Land(Sichau & Walter Architekten)

Die überwiegend überlieferteErschließung von der Traufseite hersollte auch bei Neubauten in denDorfkernen beibehalten werden.Damit ist eine funktional und wirt-schaftlich effiziente Wohnraumauf-

teilung von der Mitte des Hausesaus machbar. Diese traditionelleGrundrissgestaltung wird auch denmodernen Ansprüchen an Wohnkul-tur gerecht:

Neubauten in den Ortskernen

52 Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Ersatzbau (Altenteiler ) aufeinem Dreiseithof in der

Wetterau

• individuelle Gestaltung der Eingangszonen von einem Hof aus• neutrale Erschließung auch des Obergeschosses vom mittigen Flur• multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten der gut belichteten Räume• Ebenerdige und barrierefreie Erdgeschosswohnungen, (bei Gebäuden in hügeliger Landschaft in der Regel von der Rückseite)• Kompakte und energiesparende Baukubatur

Neubauten in den Ortskernen

53Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Ersatzbau für eine Stall-scheune im vorderen Odenwald

Neubau mit historischer Zaunanlage im Hün-felder Land (Architekten Trapp-Wagner)

• In Nord- und Osthessen eher die offene Bauweise mit Einzäunung der Gärten durch Staketenzäume• In West- und Südhessen vorzugsweise durch geschlossene Tore in der jeweiligen regionalen Ausprägung

Stallneubau mit Erhaltung der angrenzenden Kleinst-bauten im Schlitzerland

Neubauten in den Ortskernen

54 Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Wie unter Kapitel B7 beschrieben,sollen Nebenhäuser und Anbautenbei dörflichen Neubauten dazu die-nen, die heute nötigen Wohnflä-chen zu gliedern und zu staffeln.Dabei kann dies zusammen mitanderen Kleinstbauten, wie Car-ports, Garten- und Holzhütten u.ä.

zur früher üblichen Hofbildung bei-tragen. Der damalige Arbeitsraumwird zum heutigen Lebensraum,einem „Zimmer im Freiem“. Bei derGestaltung der Neben- und Kleinst-bauten sind abgewandelte Bauprin-zipien der Hauptbauten zu verwen-den:

Die Verwendung des Ornaments beiNeubauten kann sich auf die hand-werkliche Ausbildung von Details

beziehen, die in der jeweiligenRegion üblich sind und weiterentwi-ckelt werden. Beispiele hierfür sind:

Es gibt an jedem Gebäude Kantenund Übergänge, die stärker hervor-gehoben werden sollten, damit siesich mit dem Umfeld und den ande-ren Gebäuden stärker verzahnen.Dabei ist es wichtig, das Ornamentdirekt aus dem Material und aus der

Aufgabe heraus zu entwickeln - miteinfachen Motiven und Wiederho-lungen. Damit werden die einge-setzten Ornamente zu Nahtstellen,die verschiedene Teile miteinanderverbinden und zu einer Einheit wer-den lassen.

• Holzverschalungen und Schindeln• gerahmte Öffnungen (Fenster– und Türfutter oder Faschen)• Betonung von Gebäudekanten und Stockwerken• Stellen, an denen unterschiedliche Baustoffe aneinander treffen• Patina bei unbehandelten Holz- oder Stahlelementen und Blechen • Farbe für neue Bauteile • Wiederverwendung gebrauchter Bauteile bei Neubauten

• Verwendung lokaler Baumaterialien (Ziegelstein, Lehm, Holz, Putz, Naturstein, Dachziegel aus Ton, Zinkblech)

• Beschränkung auf wenige Materialien, die möglichst regenerierbar sein müssen

• Sparsame Materialverwendung

Neubauten in den Ortskernen

55Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Wiederwendung alter Back-steine bei einem Dachausbau

Landwirtschaftlicher Neubauinmitten eines Dorfes mit wiederverwendetem Fachwerk

Dazu gehört z.B. auch die Wieder-verwendung von energetisch auf-gearbeiteten alten Holztüren ausder Gegend, oder der Wiederver-wendung von Natursteinen undTonziegeln. Die Flächen um die Neu-undErgänzungsbauten im Dorfkernsind so zu gestalten, dass die ver-bleibenden Flächen keine Restflä-chen darstellen, sondern genausoin die Dorflandschaft eingepasstwerden, wie die Gebäude selbst.

Außenräume sollen den traditionel-len in der jeweiligen Gegend üb lichen Hofformen gleichen. Siehaben einen gewissen Grad vonAbgeschlossenheit, sind aber übermindestens eine Seite mit den übri-gen Wohnhäusern verbunden. Mankann die Höfe auch durch Hecken,Bäume, Holz- oder Stahlzäune, Ar -kaden und Laubenwegen ein -fassen, bis sie zu einer Ganzheitwerden, die mit Wegen und Stra-ßen in Verbindung stehen.

Neubauten in den Ortskernen

56 Teil D – Neubauten in den Ortskernen

Die Außenanlagen und Gärten bil-den damit eine Übergangszonevom Privaten zum Öffentlichen. Außenanlagen können auch Teilvon öffentlichen und gemeinschaft-lichen Einrichtungen sein. Nebenden Ansprüchen an die Funktiona-lität steht auch hier wieder die Ein-fügung in das Bild des Ortes im Mit-

telpunkt der Planung und Gestal-tung. Darüber hinaus gibt es eineReihe weiterer öffentlicher Freiflä-chen, die ohne zugehörige Ge -bäude ebenfalls wichtige Teile desDorfes sein können. Dorfanger,Dorfteiche oder auch Spielplätzesind hierfür Beispiele.

Gartenanlage hinter einerumgebauten Scheune im

Odenwald

neu angelegter Wasserlaufeiner Dorferweiterung im

westlichen Hessen

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

57Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

In früheren Zeiten saß die ganzeFamilie um den Herd oder den Ofenin der Küche, die Schlafräume warenungeheizt. Man brauchte nur einenBruchteil der Energie, die bei älterenHäusern heute gebraucht wird.Hinzu kamen verschiedene Randbe-dingungen des Lebens- und Arbeits-zusammenhangs, die das Haus aufverschiedene Weise „warm“ hielten(Stallwärme, Frucht auf dem Boden,Stroh und Heu in der Scheune).Die Verbesserung der Energieeffi-zienz ist neben der Bewahrung deskulturellen Erbes ein zentrales Zielder Förderung in der Dorfentwick-lung (DE). Der Wunsch nach Ener-gieeinsparungen ist häufig auchAnlass dafür, dass private Eigentü-mer eine Beratung wünschen.Auch bei der Sanierung ältererBestandsgebäude gilt einge-schränkt die Einhaltung der Energie-einsparverordnung EnEV. Ange-sichts des großen historischenGebäudebestands in Dorfentwick-lungsgebieten stellt sich allerdingsauch die Frage nach den Grenzender Energieeinsparung, wenn dieWirtschaftlichkeit einer Maßnahmenicht gegeben und vor allem Bau-konstruktionen, speziell Fachwerk-Außenwände, durch falsche Däm-mung gefährdet sind.

(Ausnahme und Befreiung nach §24und §25 EnEV möglich)Allerdings bei allen Neubauten,Ersatzbauten und neuen Anbautenist die Anwendung der EnEV mit dennormalen Anforderungen an Bau-teile oder den gesamten Bau zwin-gend. Bei allen Gebäuden sollte zwi-schen den bauphysikalischenZusammenhängen des Feuchte- undKälteschutzes und ihrer überliefertenErscheinung ein Kompromiss gefun-den werden.

Möglichkeiten zur Steigerung derEnergieeffizienz bei Sanierung,Umbau und Rückbau

Teil E

Sanierung und Dachausbau bei einem Fachwerkhaus von 1900

Bei Altbauten bietet deshalb die EnEV Möglich-keiten der Ausnahme oderBefreiung an:

• § 24 EnEV (Ausnahmen für denkmalgeschützte und besonders erhal- tenswerte Gebäude)• § 25 EnEV (Befreiungen, wenn keine Wirtschaft- lichkeit erzielbar ist)

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

58 Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

Außendämmungen sind imRegelfall sehr gut machbar,dürfen aber nicht die Propor-tionen der Gebäude undFenstertiefen verschieben.

Außenverschalung herunterge-zogen bis Unterkante Keller-

dämmung (vorher/nacher)

Eine dämmende Außenhülle ist in derRegel die bessere Alternative gegen-über der Innendämmung, hat abererhebliche Nachteile bezüglich deräußeren Erscheinung eines histori-schen Gebäudes. Verschwinden vontypischen Details der Sichtfachwerkeund Massivbauten, sowie der Sockel–,Ortgang – und Traufdetails, Verschie-ben von Gebäudeproportionen unddie Erscheinung von Fenster- und Tür-öffnungen als Schießscharten sind dieFolge. Es ist anzustreben, dass min-destens eine historische Fassaden-seite aus Fachwerk, Backstein-, Natur-stein oder Putzmauerwerk erhaltenbleibt. Die Dämmung ist von Unterkante Kel-lerdeckendämmung bis zur Ober-kante Dachdeckendämmung durch-zuziehen, um einen geschlosseneWärmehülle für die beheizten Räume

zu schaffen. Dies ist natürlich bei his-torischem Sockelmauerwerk schwie-rig zu regeln oder sollte im Einzelfallbetrachtet werden.

Außendämmung

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

59Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

Beim Einbau einer Innendämmungist ebenfalls als Erstes darauf zu ach-ten, dass wertvolle Ausbaudetails imInneren nicht verloren gehen.Ansonsten ist zur Vermeidung von

Tauwasserbildung nur diffusionsof-fenes Material einzusetzen. Zur Her-stellung der Dämmung gibt es z.B.folgende Alternativen:

Innendämmungen bedürfeneiner fachgerechten und de-taillierten Planung und sindnur eingeschränkt zu emp-fehlen.

Innendämmung mit Lehmsteinen verputzt

• Kalziumsilikatplatten• Lehmbauplatten mit Schilf• Handwerklich hergestellte Vorsatzschalen aus Strohlehm• Holzweichfaserplatten mit Lehm- oder Kalkputz• Zellulosedämmkasten mit Innenfläche aus Holz und Gipsfaserplatte• Dämmputze z.B. mit Lehm und Zuschlagstoffen

Verwendung diffusionsoffener Materialien beim Innenausbau:z.B. Holzdielen, Lehmputz

Die Innenflächen sind an den Kan-ten zu den begrenzenden Bauteilen,sowie zu den Öffnungen luftdicht zuschließen. Zur Vermeidung vonFeuchtigkeit sollte der Altputz inner-

halb des Bauteils belassen werden,denn er dient als kleiner Wasser-speicher. Auf Pappen und Dampf-bremsen ist im Wandbereich zu ver-zichten.

Innendämmung

Bei den früheren Bauernhäuserngab es im Winter eine natürlicheDämmung der obersten Deckenflä-che, denn auf dem Speicher lagertedie Getreidefrucht bis zu 1,0 Meterhoch. Heute stellen diese unge-dämmten Decken auch bei neueren

Bauten eine flächige Kältebrückedar. Der alte Fußboden aus Holz-brettern dient als gute Grundlage

für das Aufdoppeln der Decke mitdünnen Balken, um dort eine diffu-sionsoffene, natürliche Dämmungvon mindestens 20 cm einzubringen(Zellulose, Holz-, Flachs- oder Hanf-wolle, Dinkel- oder Roggenspelz).Bei der Montage ist darauf zu ach-ten, dass der obere Abschluss sehrdiffusionsoffen gestaltet werdenmuss! Bei der Dämmung scheidenhier alle künstlichen Baustoffe vonvorne herein aus und als Abdeckungkommen nur Nut- und Federbretterzum Einsatz, bei Nichtgebrauch desDachstuhls auch diffusionsoffenePappen. Zu dichte Abdeckmateria-lien wie Span- oder OSB-Plattenkönnen Schimmel verursachen!Nicht gedämmte Speicheraufgängemüssen sorgfältig gedämmt wer-den, d.h. der Treppenlauf von unten,die Wangen und die Aufrüstungoder den Austausch der Tür.

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

60 Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

Dachdeckendämmungensind in jedem Fall sehr gutauszuführen und habeneinen enormen Energie-Ein-spareffekt.

Aufdeckendämmung mit Nutund Federabdeckung.

Dämmung der Obergeschoss-decke mit mind. 20 cm

diffusionsfähiger Dämmung mit Abdeckung aus Nut und Feder

Dachdeckendämmung, Speicheraufgänge

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

61Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

In der Regel werden die Fensterheutzutage als Wärmeschutzfenstereingebaut. Dabei muss beachtetwerden, dass der Wärmedurch-gangswert der Fenster über demder Fassade bleibt, weil sonst eben-falls Schimmel in den Wänden undan den Übergängen zum Fenster

entstehen kann. In jedem Fall istdafür zu sorgen, dass die Wind- undLuftdichtigkeit der Fenster gewähr-leistet wird. In historischen Gebäu-den sind auch aus gestalterischenGründen Kastenfenster den Wärme-schutzfenstern vorzuziehen.

Bezüglich des Wärmedurchgangs-wertes gilt bei Türen das gleiche wiebei den Fenstern. Historische Türenkönnen mit zusätzlichen Dichtungenaufgerüstet werden, damit die Zug-luft verringert wird. Bei genügendPlatz im Flur kann hier auch einezweite Windfangtür diese bedeu-tende Kältebrücke verhindern. Auchein zeitgemäßer Windfangvorbaukann eine Alternative sein.

Der Austausch von Fenstern,oder die Aufdopplung vonhistorischen Fenstern durchein wärmegedämmtes In-nenfenster sind bei Beach-tung der bauphysikalischenund gestalterischen Detailssehr gut machbar.

Die energetische Aufrüstungvon bestehenden, historischwertvollen Außentüren isti.a. gut durchführbar. Einehandwerklich gestalteteneue Eingangstür in Holzenthält alle heute notwendi-gen Dichtungen.

Größere Öffnungen zu Fensterpärchen umgebaut

Wärmetechnisch verbesserte Tür aus dem Historismus

Fensteröffnungen

Türöffnungen

Die nicht beheizten Keller und Brand-wände müssen energetisch zurbeheizbaren Hülle abgetrennt wer-den. Dies kann durch eine Dämmungvon unten an die Kellerdecke, sowievon außen auf die Brandwandbewerkstelligt werden. Oft sindwegen der geringeren lichten Höhenim Keller nur geringe Dämmstärkenmöglich. Die Dämmung sollte mit reinmineralischen oder natürlichen Bau-stoffen durchgeführt werdenDer Kellerhals (außenliegende Keller-treppe, überwölbter Kellerzugang)muss ebenso in das Dämmkonzepteinbezogen werden wie die Speicher-aufgänge. Alternativ kann auch - wie

früher üblich - eine gut dichtendeschräg sitzende Kellerklappe einge-baut werden, die nicht so viel Platzwegnimmt wie ein senkrechter Kel-lerabgang.

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

62 Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

Kellerdämmungen, sowiedie Dämmung des Kellerhal-ses sind in einem einge-schränkten Maße recht gutauszuführen. Ebenso ist dieDämmung der Brandwandvon der Scheune aus sehrgut machbar.

• Kellerdämmplatten mit Steinwolle• Dämmkasten mit Holz- oder Gipsfaserabdeckung und Zellulosedämmung, Holz- Flachs- oder Hanfwolle• Dämmung mit Holzweich- faserplatten, die nachher verputzt werden

Bei bereits ausgebauten Dachge-schossen ist eine erhöhte Dämmungnur von außen machbar. Das verur-sacht durch das Aufdoppeln derSparren oder durch die Aufdach-dämmung sehr dicke Dachhäute,die aus optischen Gründen nicht zu

empfehlen sind. (siehe Kapitel B 4).Im Detail heißt das, die Aufdach-dämmung darf nur bis zur Außen-haut des Baukörpers gehen undwird dann von dieser überdeckt.Bei Neuaufbauten eines Dacheswird die gewollte Dämmstärke vonz.B. ca. 24 cm von vorne herein soeingeplant, dass sie außen nichtsichtbar wird. Eine weitere Variante bei nicht aus-gebauten Dächern wäre eine Innen-dämmung der Dachschrägen, dieaber dann in den Übergangsberei-chen zu vorhandenen Durchdrin-gungen und Wände Kältebrückenzurücklässt.

Die wärmetechnische Ver-besserung der Dachschrägenist mit einer fachlichen De-tailplanung der Übergängesehr gut umsetzbar.

Dämmung der Dachschrägenvon außen aufgedoppelt mitsichtbarem altem Dachstuhl

Kellerdämmungen, Kellerhälse und Brandwände

Dachschrägendämmungen

Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz

63Teil E – Möglickeiten zur Steigerung der Energieeffizienz bei Sanierung

Heizungs– und Solaranlagen

Die fachgerechte Planung von Hei-zungsanlagen sollte auf die ganzeGebäudeplanung abgestimmt wer-den. Wichtig ist daher, schon bei derPlanung des Hauses oder desUmbaus darauf zu achten, dass diegut beheizbaren Kernzonen durchabgestufte, kältere Pufferzonenumschlossen sind. Auch gilt es, nachSüden den größtmöglichen passi-ven Solargewinn für die Hauptwohn-zonen zu erlangen.Neben dem üblichen Brennwertkes-sel für Heizöl und Gas sind heuteeine ganze Anzahl von regenerati-ven Heizungsvarianten möglich:Kachelöfen, Wärmepumpe, Pellets-und Holzhackschnitzelheizung, Holz-scheitheizung, Solarthermie, Erd-wärme, usw. Die Kamine (außer bei

kleinmaßstäblichen Luftabgas-schornsteinen über Dach) sollen indie Häuser integriert werden undnicht als edelstählerne Rundrohredie Fassaden verunstalten.Ideal für die alten Häuser sind hei-zungsunterstützende Kachelöfen,die der Strahlungswärme der frühe-ren Wärmequellen am besten ent-sprechen.Photovoltaikanlagen sind für einseh-bare Hauptdachflächen im Gegen-satz zu kleinflächigen Solarthermie-kollektoren für das Warmwassernicht wünschenswert. Bei Scheunenund Nebengebäuden können aller-dings Photovoltaikanlagen dasÜberleben der ländlichen Kubaturenund Dachflächen, in wirtschaftlicherHinsicht, sichern helfen.

Fachwerkhaus mit Warmwasserkollektoren

Der Einbau einer neuen Heizungsanlage, möglichstmit regenerativen Energie-quellen ist ein wesentlicherBaustein für die Steigerungder Energieeffizienz eines Gebäudes. Er wird nur in Ver-bindung mit weiteren bauli-chen Maßnahmen gefördert.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

64 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Einführung in die Grundsätzezum Bauen im ländlichen RaumUm für die hessischen Dörfer inihren einzelnen Regionen einezukunftsweisende Bau- und Wohn-kultur zu entwickeln, die auchDenkmalschutz und Klimaschutzvereint, werden im folgendenGrundsätze zum Bauen im ländli-chen Raum formuliert. Die Auflis-tung der Grundsätze folgt dem TeilB der Broschüre und beginnt mitden größeren Zusammenhängenvon Dorf und Landschaft, gehtdann über zu den einzelnen Aspek-ten Bauplatz und Hofformen biszum konkreten Haus (Material undDetails). Die drei letzten Grund-sätze beschäftigen sich mit denZukunftsthemen Rückbau und Ent-siegelung, Neubauten im Dorf undEnergieeffizienz bei Altbauten. Die Grundsätze sind so hinterei-nander aufgebaut, dass die konkre-ten immer in den vorhergehendenallgemeineren Grundsatz einge-

bettet sind; denn es gilt den ästhe-tischen und baulichen Zusammen-hang der Dörfer zu bewahren undweiterzuentwickeln. Nur dieseSichtweise steigert den Reiz derhessischen Dörfer und macht ihnmit den Grundsätzen für den Rück-und Neubau in den Ortskernenüberlebensfähig.Da nicht alle Möglichkeiten einersachgerechten Gestaltung in dieserBroschüre aufgelistet werden kön-nen, gilt vor allem die Forderung,das direkte Umfeld und die regio-nale Einbindung der Maßnahme zubetrachten und im Einzelfall eineEntscheidung herbeizuführen. Diesgilt besonders für öffentliche Bau-ten, weil hier hohe Anforderungenan die Robustheit von Bauteilengestellt werden und weil aufgrunddes Brandschutzes bisweilenbestimmte ortsübliche Materialiennicht verwendet werden dürfen.

Teil F

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

65

1. Grundsätze zu Dorftypen und Silhouette

Das Erscheinungsbild des Dorfes ist u.a.abhängig von seiner Lage im Naturraum,von Topografie, Klima, Wasser und Boden-güte. Sonderbauten, wie z.B. Klosterhöfe,Zehntscheunen, Kirchen, Burgen usw. kön-nen das Siedlungsgefüge bestimmen. Aberauch soziokulturelle Aspekte, wie Erbrechts-

formen, sind prägend für das Aussehen derDörfer. Schließlich bestimmen auch ökono-mische Faktoren wie Land- und Forstwirt-schaft, Bergbau oder die verkehrstechni-sche Erschließung im Rahmen der Indus-trialisierung die Struktur der ländlichenRegionen.

+ Die naturräumliche Einbindung (Lage, Bodenrelief, Klima, Flora und Fauna) desDorfes ist zu berücksichtigen.

+ Bei der Errichtung von Bauwerken im Dorfkern ist die historisch bedingte Einfü-gung in Gelände und Landschaft zu beachten.

+ Das Siedlungsprinzip des jeweiligen Ortes und der Region- in Hessen überwie-gend die engen, unregelmäßigen Haufendörfer, sowie langgezogene Straßendör-fer muss Berücksichtigung finden.

+ Die im Dorf vorhandene Struktur (Zwei-, Drei-, Vierseithöfe, Einhäuser usw.) musssich beim Bauen im Dorfkern wiederfinden.

+ Die Ortskerne sind durch eine geschlossene Bauweise gekennzeichnet, die sichmeist an Baufluchten orientiert, die wieder aufgenommen werden sollen.

+ Die Wirkung erhabener Solitärbauten wie Kirchen, Rathäuser, Schulen, Herrenhäu-ser, Burgen oder Schlösser,etc. dürfen nicht beeinträchtigt werden.

+ Der Ortsrand bzw. der Übergang vom Dorf in die Landschaft ist vor allem in Nord-hessen noch geprägt von Grabland, Bauerngärten und Streuobstwiesen: dieseAbfolge gilt es in der Regel zu erhalten, beziehungsweise wiederherzustellen.

+ Zu den regionalen Besonderheiten zählen im Odenwald die Waldhufendörfer, inder Rhön Streusiedlungen ohne echten Ortskern sowie lokale Besonderheiten, wiez.B. Hugenottensiedlungen oder Bergarbeitersiedlungen.

– Das Aufbrechen der Silhouette oder des Ortsrandes ist untypisch und daher zu ver-meiden.

Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

66 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Ein Merkmal der hessischen Baukultur ist dieharmonische Einbettung in das Gelände, wassich insbesondere in der Ausformung vonSockeln bzw. Sockelgeschossen zeigt. In derRegel wird mit den Höhenlinien und parallelzu den Fluss- und Talauen gebaut und fürdie Sockel der vor Ort verfügbare Natursteinverwendet. Bei Dörfern an Berghängen ent-wickelte sich eine kompakte Ortsstruktur, dadie Bebauung eng und flächensparend auf

felsigem Untergrund mit zum Teil hohenSockeln erfolgte. Enge Gassen mit steilenFußwegeverbindungen, meist über vieleTreppen, kennzeichnen diese Bebauung. In Tallagen ist die Orts- und Wegestrukturbreitmaschiger mit Bauerngärten auch inHausnähe. Sockel sind hier weniger ausge-prägt und die großvolumigen Baukörperstehen fast ebenerdig auf Natursteinfunda-menten.

+ Für die Gründung von Neubauten im Dorfkern ist die Einfügung der vorhandenenGebäude in Grund und Boden maßgebend

+ Die Hängigkeit eines Bauplatzes ist gestalterisch mit dem jeweiligen Hausentwurfabzustimmen, damit ein exponiertes Bauen auf aufgeschütteten Hügeln vermiedenwird.

+ Die vorhandenen Sockel aus Naturstein werden in ihrer jeweiligen regionalen Aus-bildung (z.B. Basalt, Sandstein, Kalkstein, Schiefergestein, Grauwacke, Diabas,usw…) beibehalten und möglichst freigelegt.

+ Etwaige Öffnungen im Sockelmauerwerk können durch Backstein- oder behaueneNatursteingewände oder durch angelegte Faschen betont werden.

+ Sockel ohne vorzeigbare Ansichtsflächen sollten verputzt und im Farbton des inder Region verwendeten Naturstein gestrichen werden.

+ In den Höhenregionen können auch ganze Geschosse mit dem jeweils örtlich ver-breiteten Naturstein gemauert sein.

– Ein exponiertes Bauen mit aufwendigen Stützmauern oder Aufschüttungen ist zuvermeiden. Ebenso Sockel mit aufgeklebten Betonsteinimitaten, künstlichen Stein-imitaten, Klinkerriemchen und Buntsteinputzen oder ähnlichen Materialien sinduntypisch und daher zu vermeiden

2. Grundsätze zu Bauplatz und Topografie

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

67Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Während in den Höhenlagen des hessischenBerglandes ursprünglich die längs- oderquerstehenden Einhäuser und Streckhöfevorherrschen, überwiegen in den fruchtba-reren Regionen Zweiseit-, Dreiseit- und bis-weilen Vierseithöfe mit sehr unterschiedli-chen Haus- und Hofbreiten. Ausgehend vonder landwirtschaftlichen Prägung (Wohnhaus,Stall, Scheune) gibt es eine Fülle von regio-naltypischen und lokalen Merkmalen, diediese Grundformen variieren. Der Reiz derhessischen Dorflandschaft liegt in dergeschichtlich gewachsenen Mischung vonunterschiedlichen Gebäuden und Höfen.Die in Hessen am häufigsten vorkommende

Hofform ist der zweigeschossige Zweiseithof,bestehend aus Wohnhaus mit quer dazu ste-hender (Stall-)Scheune. Durch Reihung derZweiseithöfe kommt es vor allem in Südhes-sen zu einer charakteristischen Hofbildung ,die bei der Anlage von Neubauten berück-sichtigt werden muss. In den Mittelgebirgs-lagen ist der Einfirsthof (Einhaus) und Streck-hof, bestehend aus Wohnhaus und Stall-Scheune unter einem Dach vorherrschend.Ab 1870 werden auch Bürgerhäuser und Vil-len mit städtisch-repräsentativer Formen-sprache in Massivbauweise, aber meist unterVerwendung heimischer Naturmaterialienerrichtet.

3. Grundsätze zu Bau- und Hofformen

+ Der einprägsame Raumeindruck der vor Ort typischen Hofformen soll für die jeweilige Dorfgestaltung Vorbild sein.

+ Die landwirtschaftliche Vergangenheit soll bei umgebauten Wirtschafts- undNebengebäuden erkennbar bleiben.

+ Die jeweils in den hessischen Regionen vorgefundenen Hofformen sind als Leitbil-der zu übernehmen, während untergeordnete Ergänzungsbauten davon abwei-chen können.

+ Hofräume sind so zu gestalten, dass Freiräume für altes und neues Wohnen imDorfkern entstehen können.

– Das Verbauen der Höfe mit für die Region untypischen Gebäuden oder Gebäude-teilen, die unmaßstäbliche Aufstockung sowie der ungestaltete Teilrückbau sind zuvermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

68 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Das Dach mit seiner Form, Neigung, Fir-strichtung sowie das Verhältnis des Dacheszum Baukörper gestalten die Dachland-schaft eines jeden Dorfes. Einerseits bestim-men ruhige, ungestörte, kaum unterbro-

chene Dachflächen das Dorfbild, anderer-seits beleben die verschiedensten Stellun-gen der Höfe und die Kleinteilig- und Far-bigkeit der Dachoberflächen die hessischeDachlandschaft.

Die Dachform verleiht dem Gebäude seineeigene Ausprägung, die in der Regel

typisch für einen ganzen Ort oder eineRegion ist.

4. Grundsätze zum Dach

+ Für bestehende Gebäude sind die zwischen 35 und 55 Grad geneigten Satteldä-cher, sowie ortstypische Dachformen und -eindeckungen beizubehalten.

+ Nebengebäude und Anbauten können geringere Dachneigungen aufweisen.+ Die Breite der Ortgänge sollte 25 cm und bei Traufen 50 cm nicht überschreiten.+ Zur Ausformung der Dachüberstände sind Zahnleisten, Windbretter, einfache Zink-

oder Kupferblechabdeckungen, aber auch Ortgangziegel mit leichter Auskragungfür Gebäude ab ca. 1870 möglich.

+ Entsprechend der Bauweise in der jeweiligen Region sollten die Dachüberständemit einer sichtbaren Schalung auf den Sparrenenden abgedeckt oder Dachkästenangebracht werden.

+ Auskragende Pfetten mit Flugsparren sind nur dann zulässig, wenn es sich um einKennzeichen der Architektur zwischen 1850–1950 (Schweizer Stil, Gründerzeitstil,Jugendstil, Heimatschutzstil) handelt.

+ In der Odenwaldregion sind auskragende Koppelpfetten an den Traufen als regio-naltypische Besonderheit beizubehalten.

– Schiefer- oder Eternitverblendungen sowie Winkelstehfalzverkleidungen an denOrtgängen und Traufen, Flachdächer mit Gullyentwässerung, Tonnendächer, asym-metrisch angeordnete Dächer an Hauptgebäuden sowie aufgeschäumte organischeDämmungen (Decke, Aufdach) sind untypisch und daher zu vermeiden.

Die Oberflächenwirkung des Dacheinde-ckungsmaterials und seiner Farbe ist fürdas Erscheinungsbild des Gebäudes, alsauch für das gesamte Ortsbild von großerBedeutung. Die Art und Weise der Dach-

eindeckung ist stark regional abhängig undgliedert Hessen in Regionen mit Schiefer-eindeckungen und Regionen, in denenTonziegeleindeckungen vorherrschen.

a) Dachform und Dachneigung

b) Dacheindeckung und Dachoberfläche

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

69Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Grundsätzlich sind für die Dacheindeckung kleinteilige Tonziegel oder Naturschie-fer zu verwenden, je nach regionaltypischer Verbreitung.

+ Es überwiegen kleinteilige, matte, rote Ziegel. Möglich sind auch matte Engoben. + Die Anzahl der Ziegel pro Quadratmeter bewegt sich zwischen 8 und 15 Stück und

muss im Einzelfall vor Ort entschieden werden.+ Es können auch Ortgangziegel mit überstehender Stirnkante eingesetzt werden,

wenn es sich um Gebäude nach 1870 handelt.+ Dachrinnen, Fallrohre und Schneefanggitter sind aus patinierungsfähigem Kupfer-

oder Titanzinkblech herzustellen.+ In den westliche Landesteilen sind anthrazitfarbene Dacheindeckungen typisch.

Die Eindeckungen sind dann in Naturschiefer oder anthrazitfarbenen Tonziegelnauszuführen.

+ Vereinzelt sind auch historische Bleche ( z. B. im Dillgebiet), Betonrauten undrot/violett glasierte Tonziegeldeckungen ( z.B. in der Schwalm und der nördlichenRhön) zu finden, die es zu bewahren gilt.

+ Näheres zur Dachdämmung siehe Kapitel „Steigerung der Energieeffizienz beiSanierung und Umbau“.

– Kunstschiefer- und Eternitverblendungen, Faserzementplatten, Bitumenwellplatten,großformatige Trapezbleche mit Sicken, Aluminiumbleche, Winkelstehfalzverklei-dungen an den Ortgängen und Traufen sind untypisch und daher zu vermeiden

– Glanz- oder edelengobierte Ziegel sowie Betondachsteine sind für Hauptgebäudeuntypisch und daher zu vermeiden.

Historische Dächer leben von der weitge-spannten Fläche des Daches. Gaupen sindspätere Hinzufügungen in der dörflichenDachlandschaft, waren knapp bemessen,wurden sparsam eingebaut, hielten Ab-stand von Traufe, First und Ortgang, so

dass der Dachumriss erhalten blieb. Eineverbreitete Sonderform ist das Zwerchhaus.Durch die verstärkten Bedürfnisse, Dach-räume als Wohnräume auszubauen, wer-den Gaupen zu einem neuen Merkmal derhessischen Dachlandschaft.

+ Gaupen sind als zusätzliche Elemente der Belichtung zurückhaltend zu verwenden:sie sollen die Dachfläche nicht beherrschen.

+ Grundsätzlich können Schlepp- und Giebelgaupen verwendet werden. In Ausnah-mefällen sind auch flach geneigte Gaupen erlaubt.

+ Beim Ausbau des Daches oder bei Umnutzung von Scheunen und Stallgebäudensollen die Proportionen und die Achsmaße der darunterliegenden Hauptfassadebeachtet werden.

+ Die Gesamt-Gaupenbreite sollte Dreiviertel der Gesamtdachlänge nicht über-schreiten.

c) Dachaufbauten und Belichtung

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

70 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Bei neu errichteten Gaupen sind zu allen Begrenzungskanten der Dachfläche einausreichender Abstand einzuhalten.

+ Die Firstlinie der neu errichteten Gaupen und Zwerchhäuser sollte mindestens eineZiegelreihe unter der Firstlinie des Hauptdaches liegen.

+ In der Regeln sind bei Dachaufbauten von den Ortgängen mindestens 1,50 MeterAbstand zu halten. Bei Bauten des Heimatschutzstils wird erfolgreich gezeigt, dasssich gerade auch langgezogene Schleppgaupen gut in das Dach und das Gesamt-bild einer ansprechenden Hausfassade einfügen lassen.

+ Die Fenster in Dachfassaden sind in ihrem Erscheinungsbild kleinteiliger als diedarunter liegenden Fenster zu gestalten.

+ Größere Ausbauten im Dachgeschoss können mit sogenannten Zwerchhäusernausgeführt werden, wenn sie sich an den Achsmaßen der Fenster, sowie der Fassa-den orientieren und der vorherrschenden Dachlandschaft harmonisch einfügen.

+ Dachflächenfenster sind in Ausnahmefällen möglich, vorzugsweise in den nicht ein-sehbaren Bereichen der Häuser. Der Einbau erfolgt flächenbündig und in der Regelin der Breite des vorhandenen Sparrenfeldes und unbedingt in einer regelmäßigenAnordnung. Es ist immer eine Einzelbeurteilung erforderlich.

+ Die Außengestaltung der Gaupen hat sich entweder an der Region üblichen Ver-schalung und Verkleidung zu orientieren oder kann sich im Einzelfall bewusstdavon absetzen, allerdings nur unter Verwendung patinierungsfähiger Materialien.

+ Kaminköpfe werden je nach Haustyp in Klinker als Sichtmauerwerk hergestellt, ver-putzt oder mit Naturschiefer verkleidet.

– Unproportionierte Gaupenausbildungen sowie Gaupen mit angeschrägten Seiten-wänden, Eternitplatten sowie Aluminium-, Edelstahl- oder Kunststoffmaterialien zurGaupen- oder Kaminverkleidung und Einschnitte in die Dachhaut, wie z.B. für imDach liegende Balkone, sind untypisch und daher zu vermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

71Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

5. Grundsätze zu Außenwänden und Fenster

Fassaden, die durch Fenster, Türen, Gesimseund Sockel gegliedert sind, sind entspre-chend den überlieferten Strukturen so zugestalten, dass einerseits der historischbegründete Hauscharakter mit seiner hand-werklichen Herstellung bewahrt wird, ande-rerseits aber auch die Einfügung in dasEnsemble der benachbarten Hausfassadengewährleistet wird. Der Behang oder dieBekleidung (je nach Region mit Holz, Schieferoder Ziegel) der Außenwände ist zum Schutz

vor der Witterung in allen hessischen Regio-nen üblich und historisch begründet. JüngereMassivbauten werden schlicht verputzt. Die Farbgebung von zweigeschossigenFachwerkbauten ist geprägt von hellen Kalk-tönen als notwendigen Kontrast zu den kräf-tigen Farbtönen der Fachwerkkonstruktion.Ansonsten ist das Farbspektrum historischerGebäude eher dezent gehalten, mit erdigenTönen und lebt von der Farbigkeit der ver-wendeten Materialien wie Sande und Kalke.

In allen Gebieten Hessens ist der Fachwerk-bau (auch verkleidet oder verputzt) die vor-herrschende Bauweise. Dabei prägen dieunterschiedlichen Kombinationen vonNatursteinsockeln, Sichtfachwerk, Fenster-anordnung, Wandverkleidungen und Putz-flächen das Erscheinungsbild eines Dorfesund werden zu typischen Merkmalen einer

bestimmten Region.Fenster sind ein wesentliches Gestaltungs-element eines Hauses. Sie sind „die Augendes Hauses“. Bei historischen Gebäudenherrscht eine Ausgewogenheit zwischengeschlossenener Fassadenfläche und Fens-teröffnungen.

+ Für Fachwerkfassaden kommen vorzugsweise auf Leinöl basierende Farben inBetracht, für Gefache und Massivbauten rein mineralische Putze und Anstriche (beiLehmuntergründen Kaseinfarben).

+ Die Hölzer von Fachwerkfassaden sind in der Regel mit roten, rotbraunen, braunenoder schwarzen Farbtönen gestrichen, die Gefache in gebrochenen hellen Farbtö-nen angelegt.

+ Wandbekleidungen werden geschossweise gegliedert und dabei mit einer Tropf-kante versehen.

+ Holzfassaden sollten mit offenporigen Anstrichen behandelt werden oder aberunbehandelt bleiben.

+ Brettverschalungen aus heimischen Hölzern können vor allem auf den Wetterseitender Häuser oder bei Nebengebäuden als Ersatz für lokale Behänge dienen.

+ Für Haupthäuser sind i. d. Regel eher die feingliedrigen Deckleistenschalungenüblich, während auf Nebengebäuden auch Bodendeckel- oder Stülpschalungenverwendet werden.

+ Bei neueren Ergänzungen, bzw. Neubauten im Dorf kommen auch waagerechteStülp- und Konusschalungen aus Holzbrettern in Betracht.

a) Außenwände und Fassaden

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

72 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Die Verkleidungen, in der Regel mit Holzbaustoffen oder Schiefer, sind ähnlich wiebei den Sockeln im Kontext der jeweiligen Landschaft auszuführen.

+ In Schiefergebieten ist die Verkleidung von Wandflächen mit Naturschiefer üblich,in anderen Landesteilen auf kleinen Flächen ( z.B. Gaupen- und Giebelspitzen) imEinzelfall möglich.

+ Bei Verschalungen ist in den Regionen: Nordhessisches Bergland, Vogelsberg,Rhön , Spessart und Odenwald die Holzschindel erste Wahl in den HolzartenBuche, Lärche, Eiche und Fichte.

+ In Teilen von Rhön und Vogelsberg, abgewandelt auch im Odenwald und im Spes-sart können auch Langholzschindeln, teilweise kombiniert mit kleinen Schindelnverwendet werden.

+ Zwischen Werra, Fulda und Diemel sind lokal auch Verkleidungen mit Tonziegelnüblich.

+ Historische Sichtklinker-, Backstein- oder Natursteinfassaden sind zu erhalten. + Massivmauerwerksbauten sind in aller Regel mit mineralischen, feinkörnigen Kalk-

putzen verputzt.+ Zur Ausschmückung und zur Fassadengliederung wurden auch Stuckelemente und

Gesimse (Lisenen, Pilaster) angebracht. Diese sind bei Fassadensanierungen zuerhalten und wieder aufzuarbeiten.

+ Putzfassaden werden in gedeckten hellen oder erdfarben Farben angelegt.Faschen und Sockel werden harmonisch passend abgesetzt.

– Verschalungen und Wandbekleidungen aus Kunststoffen, Aluminium, Bitumenpro-dukten und anderen Surrogaten der Bauindustrie, Strukturputze, grelle und glän-zende Fassadenfarben sowie weit auskragende Balkone, Loggien und Wintergärtenan sichtexponierten Seiten der Gebäude sind untypisch und daher zu vermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

73Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

An historischen Gebäuden sind die Fenstermeist symmetrisch in der Fassade angeord-net. Besonders bei Fachwerkbauten werdendie Fassaden durch die Verteilung und die

Anzahl der Fenster rhythmisiert, und durchdie Sprosseneinteilung der Glasscheibensowie durch die Herstellung eines Futter-rahmens in ihrer Wirkung gesteigert.

+ Wichtig ist die Beibehaltung der stehenden Rechteckformate und die Gliederungder Fassadenfläche. Nur bei Gebäuden der Gründerzeit, des Jugendstils oder desHeimatschutzstils sind auch quadratische und liegende Fensterformate vorzufinden.

+ Bei der Erneuerung von Fenstern ist die individuelle baugeschichtliche Betrachtungdes Gebäudes notwendig und die historische Maßstäblichkeit, Formate, Teilung undFarbgebung der Fenster wieder aufzunehmen.

+ Neue Fenster müssen so in das Fassadenbild eingepasst werden, dass sie die Maß-stäblichkeit der überlieferten Fachwerk- oder Verkleidungsbilder wahren. Dabei kön-nen durchaus weitere rechteckige Fachwerkfelder geöffnet werden.

+ Bei denkmalgeschützten und ortstypischen Gebäuden sind echte mehrteilige Fens-ter einzubauen, wenn sie breiter als 100 cm werden.

+ Fenster in Fachwerkfassaden, sowie in verputzten und verkleideten Fachwerkbautenbenötigen einen Holzrahmen- bestehend aus Windleiste und Deckbrett (Außenfutter).

+ Die Fensterbänke werden mit einfachen Zink- oder Kupferblechbänken abgedeckt,die hinter den Futterbrettern hochgezogen werden.

+ Grundsätzlich sind in Fachwerkfassaden, auch wenn sie verputzt oder verschalt sind,nur Holzfenster vorzusehen, das gilt auch für einzelne Massivbauteile innerhalb vonFachwerkgebäuden.

+ Für Fenster und Futter sind heimische Hölzer, wie z.B. Fichte, Kiefer, Lärche oderEiche zu verwenden.

+ Eine Renovierung und Aufarbeitung von noch gut erhaltenen, historischen Fenster istzu befürworten. In diesem Fall sind neue Innenfenster ohne Sprossen für den Wär-meschutz sinnvoll.

+ Bei Fenstern in Massivgebäuden gelten die gleichen Anforderungen an Proportionund Maßstäblichkeit wie bei Fachwerkbauten.

+ Um die Fenster herum können bei Massivbauten farblich abgesetzte Faschen ausge-bildet werden, die bei mehreren Fenster auch zusammengeführt werden.

+ Als Außenfensterbänke in Massivbauten und bei Wärmedämmverbundsystemenkommen neben Zink- oder Kupferblechfensterbänken auch Naturstein- oder Alumi-niumbänke in Betracht.

+ Fensterläden sind entsprechend dem historischen Vorbild und in heimischen Holzar-ten zu fertigen.

– Fenster mit vorgesetzten Sprossenrahmen oder nur innenliegenden Sprossen imGlasabstand, Verglasungen im Verstrebungsbereich des Fachwerks mit dreieckigenFeldern, gewölbte, stark spiegelnde oder farblich bedampfte Gläser, Fensterprofileund Bekleidungen aus Tropenhölzern, sowie vorgesetzte und von außen sichtbareRolladenkästen sind untypisch und daher zu vermeiden.

b) Fensterform und Fensteranordnung

Die traufseitige Erschließung des Wohnhau-ses über den Hof und die damit verbunde-nen kurzen Wege zur Scheune und den wei-teren Wirtschaftsgebäuden sind nicht nuraus ökonomischer Sicht sinnvoll, sonderngeben dem „Hof“ einen erlebbaren Raum.Ausnahme ist das diemelsächsische Bauern-haus in Nord- und Nordwesthessen, dasüber die Giebelseite erschlossen wird. Hof-tore sind als einfache Holztore, transparente,schmiedeeisenene Konstruktionen oder fürdie mittelhessichen Regionen typischenüberdachten Hoftoranlagen oder gar Tor-bauten ausgeführt. Je nach Landschaftstypist der Eingangsbereich der Wohnhäuserbesonders gestaltet, von schlichten Ausfüh-

rungen mit einfachem Vordach, über auf-wendige zwei- oder einseitigen Treppenan-lagen bis hin zu kleinen Vorhäuschen. Zuden Scheunen gehören die großen Scheu-nentore – des öfteren mit breiten Vordä-chern geschützt. Für Wirtschafts- undNebengebäude sind Vollholztüren üblich,die häufig in der Brüstungszone teilbar zuöffnen waren. Eingangstreppen sind tradi-tionell aus den in der Region anstehendenNatursteinen gebaut und dem Sockelmate-rial angepasst. Meist verwendet werdenmassive Blockstufen. Handläufe und Gelän-der sind meist schlicht und aus Schmiedeei-sen oder verzinktem Stahl gefertigt.

6. Erschließung und Hoftore

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

74 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Zwischen dem öffentlichen und dem privaten Bereich sollte eine gestaltete Über-gangszone geschaffen werden, die in Material- und Formensprache der jeweiligenRegion eingebettet ist.

+ Als Wetterschutz werden vor den Eingangstüren einfache Überdachungen oderVorbauten angebracht. Die Unterkonstruktionen sollten üblicherweise aus Holzund das Dach mit glatten Ziegeln gedeckt oder verschiefert werden.

+ Vordächer sind bei Neuhinzufügung in besonders begründeten Fällen eher zurück-haltend zu gestalten. Bevorzugt wird eine schlichte, unauffällige Stahl/GlasKon-struktion, die sich fast unmerklich über die Eingangszone zieht.

+ Scheunentore bestehen fast immer aus einer zweiflügligen Toranlage mit kleinerSchlupftür und geben beim Öffnen die gesamte Tennenbreite frei. Üblicherweisesollten diese aus Nadelholzbrettern mit Deckleiste gefertigt werden.

+ Bei Um- und Ausbau von Scheunen können Scheunentore ganz oder teilweise ver-glast werden. Der Charakter des Scheunentores ist dabei zu erhalten. Gleiches giltfür Türen und Tore von ehemaligen landwirtschaftlichen Gebäuden.

+ Hoftoranlagen bestehen meist aus einem zweiflügeligen Hoftor und daneben einerEingangstür. In der Regel sind sie aus Holzbrettern gefertigt. Ab 1870 wurden viel-fach schmiedeiserne Tore nach demselben Bauprinzip erstellt.

+ Historische Eingangsbauten (meist in der Zeit zwischen 1850 und 1950 errichtet)werden gemäß ihrer speziellen Zeitepoche restauriert.

+ Gleiches gilt für vorhandene historische Eingangstüren. Sie sind möglichst aufzuar-beiten, zu restaurieren und energetisch und sicherheitstechnisch nachzurüsten.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

75Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ In der Wetterau, Mittelhessen und im Hüttenberger Land sind die typischen, über-dachten und reich verzierten „Hüttenberger Hoftore“ zu finden. Diese Tore sindcharakteristisch für das Straßenbild und aus städtebaulichen Gründen zu erhalten.

+ Ist ein Ersatz unumgänglich, sind Art, Maßstab und Gliederung der historischenAusführung aufzunehmen.

— Türen und Geländer aus Edelstahl, Aluminium, Kunststoff oder Tropenhölzernsowie Vordächer aus klotzigen Fachwerkkonstruktionen mit Ziegeldächern vor his-torischen Hausfassaden sind untypisch und daher zu vermeiden.

Die Vielzahl von kleineren Gebäuden(Schuppen, Ställe, Unterstände usw.) kenn-zeichnet die ländliche Architektur und durchihre Verteilung bilden sie in den Dörfernmeist einen geschützten Raum. Die Bau-weise ist am Hauptbau orientiert, aber in derRegel einfacher und schmuckloser konstru-iert. Heute haben diese Gebäude meist ihreNutzung verloren und stehen in Konflikt mitmodernen Nutzungsansprüchen. Eine Fol-genutzung erscheint oft schwierig wegen

fehlendem Grenzabstand, fehlendemBrandschutz, fehlenden Freiflächen und feh-lender Belichtung. Zum einen gilt es, dendurch diese Nebengebäude geprägtenCharakter der Dörfer und die historischgewachsene Vielfalt zu bewahren, anderer-seits können durch gezielten Rückbau „Ver-bauungen“ bzw. “bauliche Fehlentwicklun-gen“ korrigiert und wertvolle Freiflächengewonnen werden.

7. Neben- und Kleinstbauten

+ Städtebaulich bedeutende Kleingebäude sind zu erhalten.+ Mit einer geschickten Planung und unter Beachtung der Gestaltung des Hauptge-

bäudes können ehemalige landwirtschaftliche Nebengebäude zu Wohn- undGewerberaum für moderne Ansprüche umgebaut werden.

+ Die heute notwendigen Nebengebäude wie Carport, Garage oder Gartenhüttesollten, soweit nicht durch Umnutzung des Bestandes eine entsprechende Nutzungerreicht werden kann, den Charakter der ehemaligen Nebengebäude übernehmenund sich gestalterisch in die überlieferten Hausgruppen integrieren

+ Verbleibende, ehemals landwirtschaftliche Nebengebäude können durch einfacheGestaltung an Wand und Dach ihre Lage in der zweiten Reihe unterstreichen.

+ Großformatige landwirtschaftliche Gebäude der Nachkriegszeit, die nicht zu einerUmnutzung geeignet sind, können abgerissen werden.

+ Über Jahrhunderte gewachsene Scheunenstrukturen, die in allen Regionen Hes-sens den Schutz der Siedlung bewirken sowie den Übergang zu Landschaft gestal-ten, sind zu erhalten.

+ Die für die jeweilige Region typische Gebäudestellung der Nebengebäude ist zubeachten und für die zukünftige Bebauung weiterzuentwickeln

+ In vielen Gebieten von Hessen herrschte das Realerbrecht. Hier entstanden überGenerationen hinweg durch mehrfache Teilung häufig sehr kleine Hofstellen, dienoch heute im Dorfbild ablesbar und die zu erhalten sind.

— Sich nicht in die gewachsene Dorfstruktur einpassende moderne Nebengebäude(z.B. Flachdachfertiggaragen, modische Carports, mit Metallpaneelen verschalteKleinstbauten etc.) sind untypisch und daher zu vermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

76 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

77Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

8. Grün- und Freiflächen

Typisch für die hessischen Dörfer sind Frei-flächen mit einer gewissen sozialen Mittel-punktfunktion, wie Anger, Backhausvorplatz,Brunnen- oder Kirchplatz. Neben den öffent-lichen Freiflächen prägen die privaten Grün-flächen das Ortsbild. Kleine Vorgärten, dergepflasterte Hofraum mit Hausbaum, dertypische Bauerngarten und wenn vorhan-den, das angrenzende Grabland stellensoziale und funktionale Freibereiche desDorfes dar. Die Freiflächen und Plätze in his-torischen Ortskernen bestehen meist ausNatursteinpflaster mit lebendigen Oberflä-chenstrukturen. Derartige Oberflächen sindauthentische Zeugnisse handwerklichenKönnens und sollten für nachfolgendeGenerationen erhalten bleiben. Die Vorgär-

ten bilden bei ehemals landwirtschaftlichgenutzten Hofstellen quasi eine halböffent-liche Zone und schaffen einen angenehmenPuffer zwischen privaten und öffentlichenFreiflächen.Vielfach erhalten geblieben sind in hessi-schen Dörfern Brunnen, die früher als Vieh-tränke oder zur Versorgung der Bevölkerungangelegt wurden. Sie beleben heute nochPlätze und den Straßenraum.Einen Sonderstatus nehmen Grün- und Frei-flächen an innerörtlichen Gewässern , sowieinnerörtliche Fußwege ein. Diese Freiflächengilt es zu erhalten und wenn nötig weiter zuentwickeln, um Freiräume mit hoher Aufent-haltsqualität zu schaffen.

+ Öffentliche Freiflächen und Plätze sind sozialkulturelle Zentren in den Dörfern. Ihrenicht nur städtebaulich besondere Stellung in der Dorfstruktur gilt es zu erhaltenund wenn nötig aufzuwerten.

+ Grundsätzlich ist bei der Gestaltung von Freiflächen, Wegen, Treppenanlagen undMauern stets der ortstypische Naturstein allen anderen Steinen vorzuziehen.

+ Bei Sanierungs- und Ausbauarbeiten ist das alte Natursteinpflaster möglichst wie-derzuverwenden und ggf. zu ergänzen.

+ Möglich ist auch eine Kombination von Natursteinpflaster und unbefestigten Flä-chen zur Gliederung von größeren versiegelten Flächen, wobei Pflanzzonen mitNatursteinläufern eingefasst werden können.

+ Eine andere Variante ist die Kombination von Naturstein- und Betonpflaster, wennz.B. Wege- und Wasserrinnenführungen oder Begrenzungen mit Natursteinpflasterausgeführt werden.

+ Als Betonsteine sind unterschiedliche Steinformate vorzugsweise mit gerumpeltenKanten oder breitfugigem Öko-Pflaster zu verwenden.

+ In gebirgigen Dörfern verlaufen die innerörtlichen Fußwege meistens quer, hang-aufwärts zu den meistens hangparallel geführten Straßen. NatursteingepflasterteFußwege, ihre Treppen und Begleitmauern sind zu erhalten. Im Falle der Sanierungsind das Natursteinpflaster, Natursteinblockstufen und Natursteinmauern wiederzu verwenden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

78 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Bei der Erneuerung von Außentreppen sind Natursteinstufen der Region zu wäh-len, es kommen auch Betonblockstufen mit Natursteinvorsatz, entsprechend derörtlichen Gegebenheiten in Betracht, die sich dann optisch den alten Treppenannähern.

+ Der landwirtschaftlich geprägte Hofraum als Arbeits- und Aufenthaltsraum unter-teilt sich in befestigte und unbefestigte Flächen und ist traditionell mit einen Haus-baum bestanden. Für befestigte Flächen werden die lokal verfügbaren Natursteineverwendet.

+ Zum über Jahrhunderte gewachsenen bäuerlichen Anwesen gehörte auch dasGrabland und der Bauerngarten zur Selbstversorgung. Der typische Bauerngartenmit seiner zonalen Aufteilung (Blumen, Kräuter, Gemüse) ist heute selten gewor-den. Dieses Brauchtum sollte wieder aufgenommen werden, denn diese Gärtenhaben eine wichtige mikro-ökologische Bedeutung.

+ Dörfliche Grünflächen sind z.B. Grabland und Steuobstwiesen, als Ergänzung zurintensiven landwirtschaftlichen Nutzung. Diese bilden den Übergang von Siedlungzur freien Landschaft. Es gilt, diese Strukturen zu erhalten.

+ Die Umgrenzung von Bauerngärten sollte aus einfachen Holzstaketenzäunen sein.+ In geschlossenen Straßenbildern sind auch Einfriedungen mit schmiedeeisernen

Zäunen zu finden, die aus einfachen senkrechten Stäben mit wenig Verzierungbestehen.

+ Die veränderten Freizeitgewohnheiten stellen neue Bedürfnisse an das Wohnum-feld im Dorf. Durch gezielten Rückbau und Entsiegelung können die heute häufigfehlenden Grün- und Freiflächen neu geschaffen werden.

+ Zurückgewonnene Freiflächen müssen nicht zwangsläufig gepflastert werden.Temporär genutzte Flächen oder Parkplätze können z.B. auch mit Kies oder Basalt-sand als wassergebundene Decke hergestellt werden, um lediglich die Zuwegun-gen zu pflastern.

+ Lokal bedeutsame Alleen mit markantem Baumbestand sowie Solitärbäume sindimmer zu erhalten.

– Glatte Betonpflastersteine in speziellen geometrischen Formen und Verbundstein-pflaster mit scharfen Kanten und grellen Farben, künstlich hergestellte Brunnenund Mühlräder mit plätschernden Wasserflächen, wuchtiges Hofmobiliar, Kunst-stoffe, Edelstahl- und Maschendraht für Zäune und Einfriedungen sowie Koniferenund nicht standortgerechte Gehölze sind untypisch und daher zu vermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

79Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

9. Ornamentik (Schmuckelemente)

Zur Ausschmückung von historischen Gebäu-den werden häufig Ornamente verwendet,die für eine besondere handwerkliche Gestal-tung prägend sind. Hier befinden sich dieSchmuckelemente immer an der richtigenStelle und haben innerhalb des Bauens einefeste Funktion. Baukunst ist zur Akzentset-zung an vielen Details historischer Bebauungzu finden und zeugt von liebevoller Hand-werksarbeit, dem Qualitätsbewussein derBauhandwerker und dem Kulturverständnisdes Bauherren. Das bekanntestes Schmucke-lement an Fachwerkbauten ist der soge-nannte „Hessenmann“, wobei ein kräftigerStänder mit spiegelbildlicher Anordnung vonzwei dreiviertelhohen, schräg nach unten ver-

laufenden Fußstreben und gleicherweisezwei spiegelbildlich nach oben verlaufendeHalsriegel eine stilisierte Figur eines Manneserzeugen. Neben Zimmerer- und Schreiner-arbeiten setzten vor allem Steinmetze undSchmiede an ihren werkstoffspezifischen Ele-menten Ornamentik und Baukunst um. Daherfindet man ausgefeilte Schmuckformen z.B.an Fenster- und Türgewänden, Stürzen, Fens-terbänken (an Massivgebäuden), Säulen,Podesten oder Stufen, sowie bei Händläufen,Blumenbänken, Geländern, Türen, Toren oderZäunen. Wichtig für die Wirkung einesGebäudes sind auch die Schmuckelementedes Daches oder die Ornamentik an Back-steinwänden.

+ Die in hessischen Dörfern vorzufindende traditionelle regionale Baukunst mit ihrenSchmuckelementen ist zu erhalten und zu ergänzen. Besonders Eckständer, Füllhöl-zer und Stockwerkübergänge werden gerne mit Ornamenten versehen und ausge-schmückt. Die geschnitzten Dekore sollen innerhalb des Fachwerkbildes farblichabgesetzt werden.

+ Verzierte historische Brunnen, Bildstöcke und andere Artefakte sind dörfliche Ele-mente traditioneller Handwerkskunst, die es zu pflegen gilt.

+ Fachwerkbauten in den althessischen Kernlandschaften (z.B. Schwalm oder Marbur-ger Land) sind mit einer Fülle von Formen und Farben aus der Blüte bäuerlicherHandwerkskunst aus dem 18. und 19. Jahrhundert ausgestattet. Diesen regionalenBesonderheiten sind bei der zukünftigen Dorfentwicklung besondere Aufmerksam-keit zu schenken und sie als Vorbilder für dörfliche Erweiterungen zu begreifen.

– Orts- oder regionfremde Ornamentik, Produkte aus ausschließlich industrieller Pro-duktion, grelle und glänzende Farbanstriche sowie aufgesetzte und designte Bau-attribute sind untypisch und daher zu vermeiden.

Angesichts von Schrumpfungsprozessen imländlichen Raum sollte für die Wohnraum-ansprüche nicht nur junger Familien in denDorfkernen eine städtebaulich verträglicheSiedlungsentwicklung (Rückbau, Entsiege-lung, Nachnutzung) ermöglicht werden, umzeitgemäß in einem attraktiven Umfeld zuwohnen und zu leben. Dabei sollte sich die

neue identitätsstiftende Baukultur nichtdurch das einfache Übernehmen frühererStrukturen, sondern durch das richtigeAnknüpfen an die jeweiligen regionaltypi-schen und lokalen Siedlungs- und Baufor-men auszeichnen. Jede Art von Nachnut-zung sollte eine dauerhafte identitätsstif-tende Wirkung auf das Dorf haben.

10. Rückbau, Entsiegelung, Nachnutzung

+ Nach dem Abriss bzw. Teilabriss eines Gebäudes (Schrottimmobilie, verwahrlosteoder bauliche Missstände aufweisende Immobilie) muss eine städtebaulich ver-trägliche Nachnutzung erfolgen.

+ Folgenutzungen müssen für Umfeld, Nutzer und Ortsgestaltung verträglich umge-setzt werden.

+ Gestalterische Elemente wie ehemalige Gebäudestrukturen, regional typische Hof-formen, Raumkanten und Sichtachsen sind bei einer Neubebauung zu berücksichti-gen.

+ Die Entsiegelung von Flächen mit einer Nachnutzung als Grünflächen unter Beach-tung des städtebaulichen Zusammenhangs ist ein Beitrag zur Wohnumfeldverbes-serung und zum Klimaschutz. Nach- bzw. Folgenutzungen können je nach Einzelfallein Neubau (Wohnhaus, Nebengebäude), öffentliche oder private Grün oder Frei-flächen, öffentliche oder private Erschließungsflächen sein.

+ Zur Umsetzung von größeren Vorhaben sollte das Flächen- und Gebäudemanage-ment der Kommune in Anspruch genommen beziehungsweise muss ein bodenord-nerisches Verfahren seitens der Kommune durchgeführt werden, um neue Grund-stückszuschnitte zu erhalten.

— Alle Vorhaben, die eine städtebaulich verträgliche Siedlungsentwicklung bzw. diestädtebauliche Einordnung beeinträchtigen oder den Grundsätzen zum Bauen imländlichen Raum entgegenstehen, sind zu vermeiden.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

80 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

81Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

11. Neubauten im Ortskern

Moderne Bau- und Konstruktionsweisenmüssen sich daran messen lassen, wie siesich mit dem Baukörper und seinen Propor-tionen in die gewachsene, historischeUmgebung einfügen. Eine entscheidendeBedeutung kommt dabei u.a. den Bauma-terialien der Außenhaut zu. Ziel ist dabei die

„Patinierungsfähigkeit“ der Gebäudehülle,um die Neubauten im historischen Umfeldeinzupassen. Zur Einfügung des Bauvorha-bens in die örtliche Situation trägt auch eineangemessene Gestaltung der Frei- undGrünflächen bei.

+ Grundsätzlich kann bei Neubauten eine Orientierung an der Heimatschutzarchi-tektur, die sich an der regionaltypischen, historischen Gestaltung orientierte, ziel-führend sein.

+ Neubauten sollen sowohl die Silhouette als auch die Eigenart des Dorfes berück-sichtigen.

+ In einem Haufendorf bzw. Straßen- oder Angerdorf können sich Neubauten sehrgut an der vorhandenen Siedlungs- und Straßenausrichtung orientieren.

+ Bei streu- und weilerartigen Siedlungen gilt es, den vorhandenen Charakter zuerhalten und wichtige Freiflächen nicht zu verbauen.

+ Das vorgegebene Relief im Ortskern darf nicht zu Gunsten von Abgrabungenoder Aufschüttungen verändert werden.

+ Abgesehen von Randbereichen im Ried und in der östlichen Rhön ist die zweige-schossige Bauweise für Neubauten vorzusehen.

+ In Hessen sind rechteckige Grundrisse mit einfachen und klaren Formen üblich. Jenach Region kann die Breite (Gießener Land: 4,50 Meter, Schwalm: 12 Meter) derNeubauten und das Verhältnis zur Straße (traufständig, giebelständig, im rückwär-tigen Bereich) variieren. Ein Neubau sollte sich an dem in der Region üblichen Pro-portionen orientieren.

+ Der heutige Flächenbedarf soll nicht durch das Aufblähen der Hausbreiten, son-dern durch eine Staffelung der Gebäudeteile bewirkt werden.

+ Sockel können mit dem einheimischen Naturstein ausgebildet werden.+ Das Haupthaus des Neubaus sollte die Dachneigungen und -deckungen sowie die

Dachüberstände der sie umgebenden historischen Bebauung beachten.+ Das Haupthaus ist durch Fensterachsen, einheitliche Fenstergrößen, stehende For-

mate, erkennbare Zweigeschossigkeit und die Betonung der Giebeldreiecke inzurückhaltender Art zu gestalten.

+ Bei Massivbauten sollten durch handwerkliche Gestaltung von Putzen, dembegrenzten Einbau von Natursteinen sowie dem dezenten Einsatz von minerali-schen Farben regionale Traditionen übertragen werden.

+ Balkone, Erker, Loggien und Wintergärten sind Elemente des städtischen Woh-nungsbaus und in den hessischen Dörfern und Weilern zurückhaltend zu verwen-den. Eine Anordnung an rückwertige Fassaden ist unter Umständen möglich.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

82 Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Neben- und Kleinstbauten, die mit ihrer Kubatur zur früheren Hofbildung beitru-gen, sind in ähnlicher Weise wie die Hauptbauten zu gestalten.

+ Außenräume sollten nach den traditionellen, in der Region üblichen Hofformenausgebildet werden.

+ Außenanlagen und Gärten sind wesentliche Teile von Neubauvorhaben und soll-ten mit ortstypischen, standortgerechten Gehölzen bepflanzt werden.

– Alle Vorhaben, die die städtebauliche Einordnung im Dorfkern beeinträchtigenoder aber die Grundsätze zum „Bauen im ländlichen Raum“ unterlaufen, sind zuvermeiden. Ebenso wie Flachdächer an Hauptgebäuden, Baumaterialien ausindustrieller Produktion, wie Faserzementplatten, Kunststoffverkleidungen, Bitu-menplatten und Edelstahlelemente untypisch und daher zu vermeiden.

12. Steigerung der Energieeffizienz

Die moderne Zentralheizungsanlage, vonaußen nicht sichtbar, ist heute ein wesentli-cher Bestandteil des Wohngebäudes. In frü-heren Zeiten wurden nur einzelne Räumegeheizt und damit nur ein Bruchteil des heu-tigen Energieverbrauchs benötigt. Um denheutigen Wohnbedürfnissen auch in histo-rischen Gebäuden gerecht zu werden, müs-sen Maßnahmen ergriffen werden, um dieEnergieeffizienz am einzelnen Gebäudemöglichst so zu verbessern, dass dieursprüngliche Architektur des Gebäudes

nicht verloren geht und das kulturelle Erbeerhalten bleibt. Gerade im historischenGebäudebestand eines Dorfes stellt sichallerdings auch die Frage nach den Grenzender Energieeinsparung. Es wird nicht immermöglich sein, eine geschlossene Wärme-hülle für die beheizten Räume zu schaffen.Deshalb muss in jedem Einzelfall entschie-den werden, welche Maßnahmen zur Ver-besserung der Energieeffizienz unter dengegebenen Bedingungen machbar sindund welche nicht in Frage kommen.

Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

83Teil F – Grundsätze zum Bauen im ländlichen Raum

+ Baukonstruktionen, speziell Fachwerkaußenwände, dürfen nicht durch falschenicht diffusionsfähige Dämmungen gefährdet werden.

+ Es ist ein Kompromiss zwischen den bauphysikalischen Zusammenhängen desFeuchte- und Kälteschutzes und der überlieferten Erscheinung zu finden.

+ Bei Außendämmungen von historischen Gebäuden ist anzustreben, dass eineSicht-Fassadenseite, in der Regel die Eingangsseite, im Urzustand erhalten bleibt,während die anderen, nicht einsehbaren Flächen gedämmt und verkleidet werdenkönnen.

+ Beim Anbringen von Dämmkästen unter den Außenwand-Verschalungen sindDicken von sechs bis zehn Zentimeter möglich, wenn die Proportionen nicht ver-schoben und die Aufdopplungen sichtbar gemacht werden

+ Bei einer Außendämmung muss insbesondere auf die Dicke der Überstände derDachdeckung, die Tiefe der Fenster- und Türlaibungen, deren Umrahmung sowieden Übergang zum Sockel und zu den nicht gedämmten Bauteilen geachtet wer-den.

+ Für eine Innendämmung geeignet sind Kalziumsilikatplatten, Lehmbauplatten mitSchilf, handwerklich hergestellte Vorsatzschalen aus Strohlehm, Holzweichfaser-platten mit Lehm- oder Kalkputz, Zellulosedämmkästen mit Innenfläche aus Holz-und Gipsfaserplatte sowie Dämmputze mit Lehm und Zuschlagstoffen.

+ Dachdecken und Speicheraufgänge stellen Kältebrücken dar und sollten daher mitnatürlichen Materialien (Zellulose, Holz-, Flachs- oder Hanfwolle bzw. Dinkel- oderRoggenspelz) mit einer Stärke von mindestens 20 Zentimeter und einer Abde-ckung aus Nut- und Federbrettern gedämmt werden (keine Spanplatten!).

+ Fenster werden als Wärmeschutzfenster oder aus gestalterischen Gründen als Kas-ten- oder Verbundfenster eingebaut.

+ Historische Türen sollten mit zusätzlichen Dichtungen aufgerüstet werden.+ Kellerdecken, Kellerhälse und Brandwände sind jeweils in geeigneter Form eben-

falls zu dämmen.+ Zwischensparrendämmungen sind gegenüber Aufdachdämmungen zu bevorzu-

gen.+ Beim Neuaufbau eines Daches ist die gewollte Dämmstärke so einzuplanen, dass

sie außen nicht sichtbar wird.+ Neben den üblichen Brennwertkesseln für Heizöl und Erdgas gibt es heute eine

Anzahl von regenerativen Heizungsvarianten (Kachelöfen, Pellets- und Hackschnit-zelheizungen, Wärmepumpen, Solarthermie usw.), die auch für historischeGebäude verwendet werden können.

+ Die Installation von Photovoltaikanlagen und Solarthermiekollektoren ist grund-sätzlich möglich, soweit ein Aufbau in nicht sichtexponierter Lage erfolgt.

— Lüftungs- und Kamin-Rundrohre aus Edelstahl entlang der Fassade und einsehbarePhotovoltaikanlagen, sowie energetische Verbesserungen, die sich nicht in dieGrundsätze zum „Bauen im ländlichen Raum“ einordnen sind untypisch und daherzu vermeiden.

Anhang

Erklärung von baufachlichen Begriffen am Bild

Zuständig für den Landkreis Bergstraße:Landrat des Landkreises BergstraßeE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Darmstadt-Dieburg undGroß-Gerau:Landrat des Landkreises Darmstadt-DieburgE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Fulda:Landrat des Landkreises Fulda E-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg: Landrat des Landkreises Hersfeld-RotenburgE-Mail: [email protected]

Zuständig für die Landkreise Hochtaunus, Main-Taunusund Offenbach:Landrat des HochtaunuskreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Kassel:Landrat des Landkreises KasselE-Mail: [email protected]

Zuständig für die Landkreise Gießen und Lahn-Dill-Kreis:Landrat des Lahn-Dill-KreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für die Landkreise Limburg-Weilburg undRheingau-Taunus-Kreis:Landrat des Landkreises Limburg-WeilburgE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Main-Kinzig-Kreis:Landrat des Main-Kinzig-KreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Marburg-Biedenkopf:Landrätin des Landkreises Marburg-BiedenkopfE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Odenwaldkreis:Landrat des OdenwaldkreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Schwalm-Eder-Kreis:Landrat des Schwalm-Eder-KreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Vogelsbergkreis:Landrat des Vogelsbergkreises E-Mail: [email protected]

Zuständig für den Landkreis Waldeck-Frankenberg:Landrat des Landkreises Waldeck-FrankenbergE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Werra-Meißner-Kreis:Landrat des Werra-Meißner-KreisesE-Mail: [email protected]

Zuständig für den Wetteraukreis:Landrat des WetteraukreisesE-Mail: [email protected]

Adressen, Internet, Ansprechpartner

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85

Anhang

Anhang

Literaturliste

Alexander, Christopher „Eine Mustersprache“Löcker Verlag Wien 1995

Bauer, Christine H. „Siedlung, Haus und Hof in der Rhön“Verlag Parzeller 1994

Dr.Bauer, Christine H.„Regionaltypisches Neu-bauen in der Rhön“Verlag Parzeller 1995

Ehemann, Kurt „Das Bauernhaus in derWetterau und im SW-Vogels-berg“Verlag der Bundesanstalt für Landeskunde 1953

Ellenberg, Heinz „Bauernhaus und Land-schaft“Verlag Eugen Ulmer 1990

Franke, August „Das hessische Dorf morgen“Hessische Heimat Siedlungsgesellschaft

Greve, Barbara „Schmuck am SchwälmerBauernhaus“Freilichtmuseum Hessen-park GmbH 1991

Großmann, G.Ulrich „Der spätmittelalterlicheFachwerkbau in Hessen“Die Blauen Bücher 1983

Helm, Rudolf „Das Bürgerhaus in Nord-hessen“V. Ernst Wasmuth 1967

Helmstaedter, Dieter „Dorfkultur und Industrialisierung“Mushakesche Verlagsanstalt1967

Prof. Dr. Kiesow„Denkmalschutz in Hessen“Wiesbadener GraphischeBetriebe GmbH

Kiesow; Greverus; Reuter„Das hessische Dorf“Insel Verlag 1982

Klöckner, Karl „Der Fachwerkbau in Hessen“Verlag Callwey 1980

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Lippert, Hans-Georg „Das Haus in der Stadt unddas Haus im Hause“Deutscher Kunstverlag 1992

Nachtigall, Helmut„Alte Bauernhäuser in Mit-telhessen“Verlag der Ferber´schenUniversitäts-BuchhandlungGießen 1979

Norberg-Schulz, Christian „Genius Loci“Klett- Cotta 1982

Pletsch, Alfred „Bundesrepublik Deutsch-land Hessen“Wissenschaftliche Buchge-sellschaft 1989Reuter, Reinhard

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Schrader, Mila ;Bender,Willi „Dachziegel als hist. Bau-material“Edition Anderweit 1999

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Trieb; Schmidt; Paetow;Buch; Strobel„Erhaltung + Gestaltungdes Ortsbildes“Verlag W. Kohlhammer 1988

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Weishaupt, Jürgen „Fachwerkbuntes Hessen“Hitzeroth Marburg 1992

Strukturen an hessischen Fassaden

86

Anhang

Anhang

Langholzschindel aus dem Odenwald

Blechverkleidung im westlichen Hessen Wettbrettern und Rundschindeln im Fuldaer Land

Lärchenschindeln im Vogelsberg

Altes Fachwerk mit Lehmfüllung

Eckige Lärchenholzschindeln in Oberhessen

Ziegelbehang aus Nordosthessen

Schieferwand im westlichen Hessen

87

Anhang

Anhang

Anmerkung zur Verwendung

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich-keitsarbeit der Hessischen Landesregierungherausgegeben. Sie darf weder von Parteien nochvon Wahlbewerberinnen, Wahlbewerbern oderWahlhelferinnen, Wahlhelfern während eines Wahl-kampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendetwerden. Dies gilt für Europa-, Bundes tags-, Land-tags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich istinsbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltun-gen, an Informationsständen der Parteien sowiedas Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben partei-politischer Informationen oder Werbemittel.Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte

zum Zwecke der Wahlwerbung.Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehen-den Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weiseverwendet werden, die als Parteinahme der Lan-desregierung zugunsten einzelner politischerGruppen verstanden werden könnte. Die genann-ten Beschränkungen gelten unabhängig davon,wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahldiese Druckschrift der Empfängerin/dem Empfän-ger zugegangen ist.Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druck-schrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitgliederzu verwenden.

Impressum

Herausgeber:Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und VerbraucherschutzMainzer Straße 8065189 WiesbadenE-Mail: [email protected]

Bearbeitung: Architekt Josef Michael Ruhl, AlsfeldArchitekt Karl-Dieter Schnarr, Schwalmstadt

Bildnachweis:Seite 31: DGH, Odensachsen, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Seite 47: o., Birgit Ketter-Eichert, Seite 47: m. l., Ursula Richter, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Seite 47: r., Atelier Spitzner, Seite 49: Atelier Spitzner, Seite 50 u. 51o.: Ursula Richter, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Seite 53: u. l. Jürgen Simon, Landkreis Fulda, Seite 56 u.: Yvonne WinterSeiten 15, 17, 22, 24, 25, 28 o., 30, 36: Karl-Dieter SchnarrAlle übrigen Bilder und Zeichnungen Josef Michael Ruhl

Gestaltung:FotoGrafik, 21756 Osten • Landbild.de

Druck:Druckerei des Hessischen Statistischen Landesamtes 65185 Wiesbaden

Stand August 2018