BAUMPFLEGE FRIEDENSKIRCHE LKZ 27.10.2018 O N … · 27./28. OKTOBER 2018 Stadt Ludwigsburg 17 S AM...

1
freiheit ist heute wichtiger denn je“ FRIEDENSKIRCHE Treue Seele der Gemeinde Mesner Hans-Helmut Schieser wird am morgigen Sonntag in den Ruhestand verabschiedet VON ANGELIKA BAUMEISTER Für die Kirchengemeinde ist er ein Engel, ei- ne treue Seele und eigentlich unersetzbar: Hans-Helmut Schieser, der langjährige Mes- ner der Ludwigsburger Friedenskirche, wird bei einem Gottesdienst am morgigen Sonn- tag um 9.30 Uhr offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Mit dem 63-jährigen gelernten Schlosser und Mechaniker sagt ein Mann Adieu, des- sen wachem Auge einfach nichts entging und der sich um Ehrengäste genauso küm- merte wie um den Obdachlosen auf der Kir- chentreppe. Die Tätigkeit des Mesners war für ihn mehr als nur ein Job, sondern eine Herzensangelegenheit. Hans-Helmut Schieser hat für das Ge- spräch mit unserer Zeitung gleich zwei prall gefüllte Aktenordner mit zahlreichen LKZ- Artikeln, Dankesschreiben und Konzertpro- grammen mitgebracht. Was in seiner Kirche geschah, wurde von ihm akribisch doku- mentiert. Viele Prominente gingen hier ein und aus, bei Schieser waren alle in guten Händen. Und wenn beim Pfarrer mal das Beffchen schief saß, hat er auch das schnell begradigt. Er zeigt ein Foto des Politikers Rainer Ep- pelmann, der zu einer Ausstellungseröff- nung gekommen war und den er sehr be- wundert. „Er hat einen großen Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung geleistet“, sagt Schieser. Er nennt auch den schwäbi- schen Musiker Wolle Kriwanek, der zum Freund wurde. „Meine größte Freude war immer, wenn die Kirche proppenvoll war“, erzählt Schie- ser und denkt da gerne an die Taizégottes- dienste oder an die Chortage der württem- bergischen Landeskirche zurück. Internatio- nale Künstler haben ihre Unterschriften ge- nauso in der Mappe hinterlassen wie be- kannte Persönlichkeiten, beispielsweise Chorleiter Gotthilf Fischer, der hier lange mit den Fischerchören gastierte. Als Spätaussiedler kam Hans-Helmut Schieser im Jahre 1990 aus dem rumäni- schen Siebenbürgen nach Deutschland. Er arbeitete zunächst in einem Industrieunter- nehmen, bevor er sich für die Stelle in der Friedenskirche bewarb. Das Gotteshaus sollte seinerzeit auch Landeskirchliches Mu- Immer zur Stelle, auch dort, wo es brennt: Hans-Helmut Schieser. Foto: Holm Wolschendorf seum werden und das Mesneramt war somit eine Vollzeitstelle. „Ich hatte das Glück, als einer von 21 Bewerbern ausgewählt zu wer- den“, berichtet er. Als er dann seine künftige Wirkungsstelle besuchte, fand er sich erst einmal auf einer Baustelle wieder. Das Gotteshaus wurde sei- nerzeit umfassend saniert und Schieser war sogleich in seinem Element. Organisieren, koordinieren und auch mit anpacken, der Mesner schaute, dass alles reibungslos lief, und so konnte die in neuem Glanz erstrahlte Kirche an Pfingsten 1993 wieder neu eröff- net werden. Und auch das Museum nahm seine Arbeit auf, mit Schiesers Hilfe wurden hier viele großartige Ausstellungen aufge- baut. So bedauerte er es, dass der Museums- betrieb nach zehn Jahren wieder eingestellt wurde. Als Ausgleich wurde ihm eine halbe Hausmeisterstelle bei der Diakonie in der Karlstraße angeboten, die er neben seinem Mesnerdienst übernahm. Organisatorisch war er außerdem in die Nachteulengottes- dienste eingebunden, die nach wie vor sehr gut besucht sind. Und schließlich wurde die Vesperkirche etabliert, in der Schieser von Beginn an zum Vorbereitungsteam gehörte, dort will er auch im Ruhestand weiter mitarbeiten. Schieser war der Techniker mit der guten Seele, im Gotteshaus hat alles funktioniert und daneben hatte er auch immer ein offe- nes Ohr für seine Mitmenschen. Von seiner Wohnung aus hat er die Kirche im Blick und das bleibt auch im Ruhestand so. Nun hat er mehr Zeit für seine Frau und die sieben Enkelkinder. Außerdem genießt er die Natur in seinem Kleingarten in Grün- bühl. Sein Lieblingsort? „Wenn ich nach ei- nem stressigen Tag allein in der Kirche sit- zen und auf den goldenen Christus schauen kann.“

Transcript of BAUMPFLEGE FRIEDENSKIRCHE LKZ 27.10.2018 O N … · 27./28. OKTOBER 2018 Stadt Ludwigsburg 17 S AM...

27./28. OKTOBER 2018 Stadt Ludwigsburg 17WWW.LKZ.DE ■■■■■■ SAMSTAG/SONNTAG

Sa., 24. November 2018, ab 19 Uhrurbanharbor

Grönerstraße 9, Ludwigsburg

%"#$! #!$"%

ANZEIGE

„Religionsfreiheit ist heute wichtiger denn je“Eberhard Stilz umreißt in seinem Vortrag bei der Stiftung Evangelische Hochschule die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben

VON CORNELIA WESEMANN

Kann Religionsfreiheit zu Integ-ration und Zusammenhalt in derGesellschaft beitragen? Mit die-ser anspruchsvollen Frage be-fasste sich die Stiftung Evangeli-sche Hochschule Ludwigsburganlässlich ihres traditionellenJahrestags, zu dem zahlreicheGäste, Stipendiatinnen und Sti-pendiaten sowie Mitarbeitendeder Hochschule gekommen wa-ren. Stiftungsvorstand JochenHaller hatte als Gastredner Eber-hard Stilz gewinnen können.

Der ehemalige Präsident desVerfassungsgerichtshofs für das

Land Baden-Württemberg undPräsident der Stiftung Weltethosmachte gleich zu Beginn klar:„Religionsfreiheit ist heute wich-tiger denn je.“ In einer pluralisti-schen Gesellschaft und einer glo-balisierten Welt sei Religionsfrei-heit eine wichtige Voraussetzungfür ein friedliches Zusammenle-ben. Bereits seit der WeimarerVerfassung sei die Einheit vonKirche und Staat endgültig zu En-de gegangen. Fragen der Religionund der Weltanschauung habeder Staat nicht zu bewerten under dürfe sie sich nicht zu eigenmachen, betonte Stilz. „Zwar isteine Zusammenarbeit von Staat

und Religionsgemeinschaftenwie sie beispielsweise im Religi-onsunterricht an Schulen prakti-ziert wird, nicht verboten, aberder Staat darf keine Religion zu-lasten anderer bevorzugen.“ Dassei ein grundlegender Unter-schied zu einem verbreiteten is-lamischen Verständnis von Staatund Kirche.

Der Verfassungsrechtler beton-te weiter, dass zum Freiheitsrechtaber auch die Schranken gehö-ren, die für Menschen, die in ei-ner Gemeinschaft leben, geltenmüssen: „Der Mensch ist keineInsel.“ Im Verfassungsrecht seiendaher Schranken festgeschrie-

ben, die nicht nur zwischen denRechten einzelner Personen ver-mitteln, sondern auch zwischendem Einzelnen und der Gemein-schaft. Das praktische Zusam-menleben funktioniere nur mitToleranz, allerdings gelte es auchda, die richtige Mitte zu suchen.„Wer offen für alles ist, ist nichtnur nicht ganz dicht, sondernauch nicht wirklich tolerant“, soStilz. Und wer nur den eigenenStandpunkt zulasse, mauere sichgeistig selbst ein. Gerade bezo-gen auf die Religionsfreiheit zeig-ten sich die Schwierigkeiten mitder Toleranz. Der Stiftungspräsi-dent verwies auf die von Hans

Küng zum Thema Weltethos for-mulierten Werte. Danach gibt eskeinen Frieden ohne Frieden un-ter den Religionen, keinen Frie-den unter den Religionen ohneDialog und keinen Dialog zwi-schen den Religionen ohne ge-meinsame ethische Werte undStandards. „Angesichts der Zu-nahme von Bürgern islamischerGlaubensrichtungen ist Religi-onsfreiheit kein Problem, son-dern Teil einer Lösung“, so Stilz.In einer pluralistischen Gesell-schaft gehe es darum, sich nichtabzuschotten und andere nichtauszugrenzen. Dies spiele nurFundamentalisten in die Hände.

FRIEDENSKIRCHE

Treue Seele der GemeindeMesner Hans-Helmut Schieser wird am morgigen Sonntag in den Ruhestand verabschiedetVON ANGELIKA BAUMEISTER

Für die Kirchengemeinde ist er ein Engel, ei-ne treue Seele und eigentlich unersetzbar:Hans-Helmut Schieser, der langjährige Mes-ner der Ludwigsburger Friedenskirche, wirdbei einem Gottesdienst am morgigen Sonn-tag um 9.30 Uhr offiziell in den Ruhestandverabschiedet.

Mit dem 63-jährigen gelernten Schlosserund Mechaniker sagt ein Mann Adieu, des-sen wachem Auge einfach nichts entgingund der sich um Ehrengäste genauso küm-merte wie um den Obdachlosen auf der Kir-chentreppe. Die Tätigkeit des Mesners warfür ihn mehr als nur ein Job, sondern eineHerzensangelegenheit.

Hans-Helmut Schieser hat für das Ge-spräch mit unserer Zeitung gleich zwei prallgefüllte Aktenordner mit zahlreichen LKZ-Artikeln, Dankesschreiben und Konzertpro-grammen mitgebracht. Was in seiner Kirchegeschah, wurde von ihm akribisch doku-mentiert. Viele Prominente gingen hier einund aus, bei Schieser waren alle in gutenHänden. Und wenn beim Pfarrer mal dasBeffchen schief saß, hat er auch das schnellbegradigt.

Er zeigt ein Foto des Politikers Rainer Ep-pelmann, der zu einer Ausstellungseröff-nung gekommen war und den er sehr be-wundert. „Er hat einen großen Beitrag zurdeutschen Wiedervereinigung geleistet“,sagt Schieser. Er nennt auch den schwäbi-schen Musiker Wolle Kriwanek, der zumFreund wurde.

„Meine größte Freude war immer, wenndie Kirche proppenvoll war“, erzählt Schie-ser und denkt da gerne an die Taizégottes-dienste oder an die Chortage der württem-bergischen Landeskirche zurück. Internatio-nale Künstler haben ihre Unterschriften ge-nauso in der Mappe hinterlassen wie be-kannte Persönlichkeiten, beispielsweiseChorleiter Gotthilf Fischer, der hier langemit den Fischerchören gastierte.

Als Spätaussiedler kam Hans-HelmutSchieser im Jahre 1990 aus dem rumäni-schen Siebenbürgen nach Deutschland. Erarbeitete zunächst in einem Industrieunter-nehmen, bevor er sich für die Stelle in derFriedenskirche bewarb. Das Gotteshaussollte seinerzeit auch Landeskirchliches Mu-

Immer zur Stelle, auch dort, wo es brennt: Hans-Helmut Schieser. Foto: Holm Wolschendorf

seum werden und das Mesneramt war somiteine Vollzeitstelle. „Ich hatte das Glück, alseiner von 21 Bewerbern ausgewählt zu wer-den“, berichtet er.

Als er dann seine künftige Wirkungsstellebesuchte, fand er sich erst einmal auf einerBaustelle wieder. Das Gotteshaus wurde sei-nerzeit umfassend saniert und Schieser warsogleich in seinem Element. Organisieren,koordinieren und auch mit anpacken, derMesner schaute, dass alles reibungslos lief,und so konnte die in neuem Glanz erstrahlteKirche an Pfingsten 1993 wieder neu eröff-net werden. Und auch das Museum nahmseine Arbeit auf, mit Schiesers Hilfe wurdenhier viele großartige Ausstellungen aufge-baut. So bedauerte er es, dass der Museums-betrieb nach zehn Jahren wieder eingestelltwurde. Als Ausgleich wurde ihm eine halbeHausmeisterstelle bei der Diakonie in derKarlstraße angeboten, die er neben seinem

Mesnerdienst übernahm. Organisatorischwar er außerdem in die Nachteulengottes-dienste eingebunden, die nach wie vor sehrgut besucht sind.

Und schließlich wurde die Vesperkircheetabliert, in der Schieser von Beginn an zumVorbereitungsteam gehörte, dort will erauch im Ruhestand weiter mitarbeiten.Schieser war der Techniker mit der gutenSeele, im Gotteshaus hat alles funktioniertund daneben hatte er auch immer ein offe-nes Ohr für seine Mitmenschen.

Von seiner Wohnung aus hat er die Kircheim Blick und das bleibt auch im Ruhestandso. Nun hat er mehr Zeit für seine Frau unddie sieben Enkelkinder. Außerdem genießter die Natur in seinem Kleingarten in Grün-bühl. Sein Lieblingsort? „Wenn ich nach ei-nem stressigen Tag allein in der Kirche sit-zen und auf den goldenen Christus schauenkann.“

BAUMPFLEGE

Rückschnitt vonPlatanen inder InnenstadtAuf dem Schulcampus Innenstadtin der Alleenstraße, der Seestraße,der Karlstraße und der Solitude-straße sowie in der Oststadt in derFriedrich-Ebert-Straße werden abMontag, 29. Oktober, insgesamt29 Platanen zurückgeschnitten.Das teilt die Stadtverwaltung mit.„Die Arbeiten sind notwendig,weil die Kronen von Holzfäule be-troffen sind. Damit keine Äste ab-brechen, müssen die Kronen ge-kürzt werden“, heißt es.

Bei den 24 Platanen auf demSchulcampus werden die Kronenum zwei bis drei Meter gekürzt.Die Pflegemaßnahmen dauerncirca zwei Wochen.

Die fünf Platanen in der Fried-rich-Ebert-Straße werden um biszu zwei Meter eingekürzt. Zu denWohngebäuden hin werden grö-ßere Einkürzungen erfolgen. DieArbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße werden voraussichtlich biszum 2. November abgeschlossensein.

Weiter heißt es in der Mittei-lung der Stadt: „Die Schnittarbei-ten in den kommenden Wochenkollidieren nicht mit der Brutzeitder Saatkrähen, die in den ver-gangenen Jahren in den Bäumengebrütet haben. Die Brutzeit be-ginnt witterungsbedingt frühes-tens im Januar.“ (red)

KURZ NOTIERT

Harmonie-Frohsinn feiertsein KrüglesfestDer Chor Harmonie-Frohsinn feiertam Samstag, 10. November, seinKrüglesfest. Dabei werden auch dietreuesten Mitglieder des Vereins ge-ehrt. Beginn der Veranstaltung ist um19 Uhr im SKV-Heim in Eglosheim.Vorstand Georg Walz sowie die aktiveSängerin Brigitte Schmoll werden fürjeweils 60 Jahre Treue geehrt. Ein be-sonderer Gast an diesem Abend wirddie Märchenerzählerin, Xenia Busam,sein. (red)

STADTKIRCHE

Flöte und Klavierbei der KirchenmusikErneut findet am Samstag, 27. Ok-tober, um 18 Uhr in der Stadtkir-che eine Stunde der Kirchenmu-sik statt, diesmal mit Werken fürFlöte und Klavier. Viola Tränkle-Gradner (Flöte) und Bezirkskan-tor Fabian Wöhrle musizierenWerke von Francis Poulenc (Sona-te), Astor Piazzolla (Cafe 1930), Li-li Boulanger (D’un matin du prin-temps), Ernest Bloch (Suite mo-dale) und Cécile Chaminade(Concerto), die Liturgie hältStadtkirchenpfarrer WolfgangBaur. Der Eintritt ist frei. (red)

PARTEIEN

CDU-Montagstreff überbezahlbares WohnenBeim CDU-Montagstreff mitCDU-Kreisrat Hans Schmid amMontag, 29. Oktober, spricht derehemalige BaubürgermeisterLudwigsburgs zum Thema „Be-zahlbares Wohnen – gibt es sowastatsächlich?“. Der jetzige Ge-schäftsführer der DQuadrat RealEstate GmbH beleuchtet dieseProblematik aus Praxissicht. Mitden Fragen „Wird das Wohnenunbezahlbar?“, „Weiß die Politiknoch, was sie fordert und was siefördert?“ oder „Wer soll das be-zahlen – das Märchen vom kos-tengünstigen Wohnungsbau“ legter laut CDU den Finger in dieWunde. Los geht es um 20 Uhr imCafé Coffee Fellows in der Kirch-straße 9-11. (red)

EGLOSHEIM

Lebensretter gesucht:Jede Blutspende zähltDer DRK-Blutspendedienst ver-anstaltet eine Blutspendeaktionam Mittwoch, 31. Oktober, von14.30 bis 19.30 Uhr in der Erich-Lillich-Halle in Eglosheim. Blutspenden kann jeder Gesunde von18 Jahren bis zum 73. Geburtstag.Erstspender dürfen jedoch nichtälter als 64 Jahre alt sein. Damitdie Blutspende gut vertragenwird, erfolgt vor der Entnahme ei-ne ärztliche Untersuchung. Dieeigentliche Blutspende dauertnur wenige Minuten. Mit Anmel-dung und anschließendem Imbisssollten Spender circa eine StundeZeit einplanen. Ein Personalaus-weis ist erforderlich. Weitere Ter-mine und Infos gibt es unter Tele-fon (08 00) 1 19 49 11 und unterwww.blutspende.de. (red)

VORTRAG

Über den Zustand desAKW Neckarwestheim 2Die Bürgerinitiative Anti-Atomtrifft sich am Mittwoch, 31. Okto-ber, um 19.30 Uhr im StaatsarchivLudwigsburg, Arsenalplatz. Inge-nieur Hans Heydemann sprichtzum Thema „AKW Neckarwest-heim 2 richtig kaputt?“. Im An-schluss gibt es die Gelegenheitzur Diskussion. (red)

TREFFS – TERMINE

GermannV
Schreibmaschinentext
LKZ 27.10.2018