Bertolt Brecht An die Nachgeborenen. Biografie Bertolt Brecht Eugen Bertolt Friedrich Brecht wurde...
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Bertolt BrechtBertolt Brecht
An die NachgeborenenAn die Nachgeborenen
Biografie Bertolt BrechtBiografie Bertolt Brecht Eugen Bertolt Friedrich Brecht wurde als Sohn eines Eugen Bertolt Friedrich Brecht wurde als Sohn eines
Papierfabrikanten 1898 in Augsburg geborenPapierfabrikanten 1898 in Augsburg geboren 1917-1918 studierte er Philosophie und Medizin1917-1918 studierte er Philosophie und Medizin 1918 Einsetzung im Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat1918 Einsetzung im Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat 1924 zog er nach Berlin, wo er als Dramaturg tätig war1924 zog er nach Berlin, wo er als Dramaturg tätig war 1926 entdeckte Brecht den Marxismus für sich und engagierte sich für 1926 entdeckte Brecht den Marxismus für sich und engagierte sich für
sozialistisch- kommunistische Gesellschaftskritiksozialistisch- kommunistische Gesellschaftskritik 28 Februar 1933 nach dem Reichsbrand verließ Brecht Deutschland, 28 Februar 1933 nach dem Reichsbrand verließ Brecht Deutschland,
begab sich über Prag nach Wien in die Schweiz und landete begab sich über Prag nach Wien in die Schweiz und landete letztendlich in Dänemarkletztendlich in Dänemark
Im Exil schrieb Brecht das Gedicht: An die NachgeborenenIm Exil schrieb Brecht das Gedicht: An die Nachgeborenen 1935 wurde Brecht die Deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt1935 wurde Brecht die Deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt 1941 floh Brecht vor den Nazis. Weil die Skandinavischen Länder 1941 floh Brecht vor den Nazis. Weil die Skandinavischen Länder
dem bekennenden Marxisten keinen Schutz bieten konnten, suchte er dem bekennenden Marxisten keinen Schutz bieten konnten, suchte er Schutz in den Vereinigten StaatenSchutz in den Vereinigten Staaten
1948 kehrte Bertolt Brecht nach Ost-Berlin zurück.1948 kehrte Bertolt Brecht nach Ost-Berlin zurück. In Berlin leitete er das Berliner EnsembleIn Berlin leitete er das Berliner Ensemble 1956 starb Bertolt Brecht mit 58 Jahren1956 starb Bertolt Brecht mit 58 Jahren
Bertolt Brechts wichtigste WerkeBertolt Brechts wichtigste WerkeTITEL JAHR GATTUNG
Baal 1918/19 entstanden, 1922 erschienen
Drama
Trommeln in der Nacht 1919 uraufgeführt Drama
Leben Eduards des Zweiten 1923 Drama (Bearbeitung)1
Im Dickicht der Städte 1923 uraufgeführt Drama
Mann ist Mann 1926 uraufgeführt Drama
Der Kinnhaken 1926 Drama
Bertolt Brechts Hauspostille 1926/27 Lyrik
Dreigroschenoper 1928 Musikdrama2
Das Badener Lehrstück vom Einverständnis
1929 Musikdrama3
Die heilige Johanna der Schlachthöfe 1929/30 entstanden Drama
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny 1930 uraufgeführt Literaturoper2
Die Beule 1930 Drehbuch
Die Maßnahme 1930 uraufgeführt Drama4
Die Ausnahme und die Regel 1930 Drama
Der Jasager. - Der Neinsager. 1930 uraufgeführt Drama
Die Mutter 1932 Drama
Lieder Gedichte Chöre 1934 Lyrik4
Dreigroschenroman 1934 Roman
Furcht und Elend des Dritten Reiches 1935-1938 entstanden Drama
Die Gewehre der Frau Carrar 1937 uraufgeführt Drama
Leben des Galilei 1938/39 entstanden Drama
Mutter Courage und ihre Kinder 1939 entstanden Drama
Svendborger Gedichte 1939 Lyrik
Herr Puntila und sein Knecht Matti 1940 entstanden Drama
Die Geschichte der Simone Machard 1940-1943 entstanden Drama1
Flüchtlingsgespräche 1940-1944 entstanden Prosadialog
Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Uí
1941 entstanden Drama
Schweyk im Zweiten Weltkrieg 1941-1944 entstanden Drama
Der gute Mensch von Sezuan 1943 uraufgeführt Drama
Der Kaukasische Kreidekreis 1944/45 entstanden Drama
TITEL JAHR GATTUNG
Die Antigone des Sophokles 1948 Drama (Bearbeitung)
Kleines Organon für das Theater 1949 Abhandlung
Die Soldaten 1950 Drama (Bearbeitung)
Das Verhör des Lukullus 1951 Drama5
Coriolan des Shakespeare 1952/53 entstanden Drama (Bearbeitung)
Buckower Elegien 1954 Lyrik
Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar 1957 Roman (Fragment)
Schriften zur Literatur und Kunst 1966 Abhandlung
Schriften zur Politik und Gesellschaft 1968 Abhandlung
Texte für Filme 1969 Abhandlung
Arbeitsjournal 1973 Aufzeichnungen
1 mit Lion Feuchtwanger
2 Musik von Kurt Weill
3 Musik von Paul Hindemith
4 Musik von Hanns Eisler
5 als Hörspiel 1930 erschienen
TITEL JAHR GATTUNG
An die NachgeborenenAn die NachgeborenenII
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin.Deutet auf Unempfindlichkeit hin.
Der Lachende Der Lachende Hat die furchtbare NachrichtHat die furchtbare NachrichtNur noch nicht empfangen. Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, woWas sind das für Zeiten, woEin Gespräch über Bäume fast ein Ein Gespräch über Bäume fast ein
Verbrechen ist Verbrechen ist Weil es ein Schweigen über so Weil es ein Schweigen über so
viele Untaten einschließt!viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße Der dort ruhig über die Straße gehtgeht
Ist wohl nicht mehr erreichbar Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freundefür seine FreundeDie in Not sind? Die in Not sind?
Es ist wahr: Ich verdiene nur noch Es ist wahr: Ich verdiene nur noch meinen Unterhaltmeinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall.Zufall.
NichtsNichtsVon dem, was ich tue, Von dem, was ich tue,
berechtigt mich dazu, mich berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. Zufällig bin ich verschont. Wenn mein Glück aussetzt, binWenn mein Glück aussetzt, bin
ich verloren. ich verloren.
Man sagt mir: Iss und trink du! Sei Man sagt mir: Iss und trink du! Sei froh, dass du hast!froh, dass du hast!
Aber wie kann ich essen und Aber wie kann ich essen und trinken, wenntrinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Mein Glas Wasser einem Verdursteten fehlt?Verdursteten fehlt?
Und doch esse und trinke ich. Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise.Ich wäre gerne auch weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze ZeitSich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringenOhne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommenAuch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergeltenBöses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessenSeine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
II II In die Städte kam ich zur Zeit der In die Städte kam ich zur Zeit der
UnordnungUnordnungAls da Hunger herrschte.Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des AufruhrsZeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine ZeitSo verging meine ZeitDie auf Erden mir gegeben war.Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen Mein Essen aß ich zwischen den Schlachtenden Schlachten
Schlafen legte ich mich unter die Schlafen legte ich mich unter die MörderMörder
Der Liebe pflegte ich achtlosDer Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Und die Natur sah ich ohne Geduld.Geduld.
So verging meine ZeitSo verging meine ZeitDie auf Erden mir gegeben war.Die auf Erden mir gegeben war.
Die Straßen führten in den Sumpf Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit.zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Die Sprache verriet mich dem Schlächter.Schlächter.
Ich vermochte nur wenig. Aber die Ich vermochte nur wenig. Aber die HerrschendenHerrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.hoffte ich.
So verging meine ZeitSo verging meine ZeitDie auf Erden mir gegeben war.Die auf Erden mir gegeben war.
Die Kräfte waren gering. Das ZielDie Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer FerneLag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für michEs war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.Kaum zu erreichen.
So verging meine ZeitSo verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war. Die auf Erden mir gegeben war.
IIIIII
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der FlutIhr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sindIn der wir untergegangen sind
GedenktGedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprechtWenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren ZeitAuch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid. Der ihr entronnen seid.
Gingen wir doch, öfter als die Gingen wir doch, öfter als die Schuhe dieSchuhe die
Länder wechselndLänder wechselndDurch die Kriege der Klassen, Durch die Kriege der Klassen,
verzweifeltverzweifeltWenn da nur Unrecht war und Wenn da nur Unrecht war und
keinekeineEmpörung.Empörung.
Dabei wissen wir doch:Dabei wissen wir doch:Auch der Hass gegen die Auch der Hass gegen die
NiedrigkeitNiedrigkeitVerzerrt die Züge.Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das UnrechtAuch der Zorn über das UnrechtMacht die Stimme heiser.Macht die Stimme heiser.
Ach, wirAch, wirDie wir den Boden bereiten wolltenDie wir den Boden bereiten wollten
für Freundlichkeitfür FreundlichkeitKonnten selber nicht freundlich sein.Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wirdIhr aber, wenn es soweit sein wirdDass der Mensch dem Menschen Dass der Mensch dem Menschen
ein Helfer istein Helfer ist
Gedenkt unsrerGedenkt unsrerMit Nachsicht. Mit Nachsicht.