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Beteiligungsmodelle in der Sozialen Stadt Soziale Stadt

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Beteiligungsmodellein der Sozialen Stadt

Soziale Stadt

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Beteiligungsmodelle in der Sozialen StadtZiel des Berliner Quartiersmanagements ist es, die Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtquartieren zu verbessern. Darüber hinaus soll der soziale Zusammenhalt in der Stadt gestärkt werden. Diese Ziele werden erreicht, indem lokale Probleme gebiets-bezogen, partnerschaftlich und fachübergreifend gelöst werden. Wichtig dabei ist, dass sich verschiedene Bevölkerungsgruppen im Quartier aktiv beteiligen können. Die Aktivierung und Beteiligung der Kiez-Bewohnerinnen und -Bewohner geschieht durch vielfältige Formate – von Gremienarbeit im Quartiersrat über die Aktionsfonds-Jury und Aktionen des freiwilligen Engagements bis zu niedrigschwelligen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen. Es handelt sich hier ausschließlich um informelle Beteili-gungsverfahren, die nicht in der Verfassung oder in Gesetzen geregelt sind.

Quartiersräte – Beteiligung im KiezDer Quartiersrat steht seit 2005 in allen Quartiersmanagement- Gebieten für mehr Mitbestimmung im QuartierIn allen Berliner Gebieten des Programms „Soziale Stadt“ wird mit der Einrichtung von Quartiersräten ein besonderes Modell der Bürgerbeteiligung praktiziert: Bürge-rinnen und Bürger diskutieren, beraten und entscheiden gemeinsam mit lokalen Ak-teuren wie Vertreterinnen und Vertretern aus sozialen und kulturellen Einrichtun-gen, Vereinen oder der lokalen Wirtschaft in einem Gremium über die Entwicklung ihres Kiezes. Hierdurch kann die Bewohnerschaft und lokale Akteure direkt mitbe-stimmen. Ihre Bedürfnisse werden aufgegriffen und fließen in die Entwicklung des Quartiers und in Projektideen ein. Im Umkehrschluss werden Projektideen stärker akzeptiert und anerkannt.Als Interessenvertretung aller im Quartier wohnenden oder arbeitenden Menschen sind die Quartiersräte ein Partner für die Quartiersmanagement-Teams und für die Verwaltung. Sie verfügen über lokales Wissen zu Potentialen und Problemen in ih-rem Quartier. Daraus formulieren sie Erwartungen, Vorstellungen und Schwerpunkt-setzungen für eine zukünftige Quartiersentwicklung.

© Alexander Schippel

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Im Quartiersrat engagieren sich Bewohnerinnen und Bewohner ehrenamtlich und kontinuierlich, oft über einen langen Zeitraum. Für die meisten im Quartier lebenden Menschen ist es eine große Motivation über die Verwendung von Fördermitteln mit-entscheiden zu können. Sie werden angehalten, Entscheidungen einvernehmlich zu treffen. Im Fokus stehen dabei nicht Eigeninteressen Einzelner, sondern eine positive Kiezentwicklung für die Gesamtheit der dort lebenden Menschen. Quartiersräte übernehmen Verantwortung für ihren Kiez und können direkten Einfluss auf ihr Le-bensumfeld ausüben. Dies führt dazu, dass sie sich stärker als ein Teil des Wohnge-bietes und der Nachbarschaft fühlen.Durch die Kommunikation im Quartiersrat werden neue Kontakte zwischen Bewoh-nerinnen und Bewohnern und zu Institutionen geknüpft. Es entsteht ein lokales Netzwerk, das ermöglicht, dass alle an einem Strang ziehen und sich genau für die Projekte einsetzen, die das Quartier am nötigsten braucht.

Mitentscheidung über strategische Schwerpunkte der Quartiersent-wicklung und über Budgetverteilung Der Quartiersrat hat unterschiedliche Mitentscheidungsmöglichkeiten auf Quartiers-ebene. Sie reichen von der grundsätzlichen und langfristigen Planung der Quar-tiersentwicklung hin zu konkreten Projektideen und der Verteilung der zur Verfü-gung stehenden finanziellen Mittel. Die Mitentscheidungsmöglichkeiten sind u.a. in der Rahmengeschäftsordnung für Quartiersräte, in den Verfahrensgrundsätzen und im Programmleitfaden Soziale Stadt geregelt. Zusammen mit lokalen Akteuren, dem Quartiersmanagement-Team und der Verwal-tung diskutieren Bewohnerinnen und Bewohner im Quartiersrat Strategien – also grundsätzliche und langfristige Planungen – und erarbeiten Schwerpunkte für die Entwicklung des Quartiers. Diese werden in einem Konzept, dem Integrierten Hand-lungs- und Entwicklungskonzept (IHEK), verbindlich festgehalten. Aus dem IHEK werden konkrete Projektideen mit dem Quartiersrat entwickelt. Dazu zählen Ideen, die lange in die Zukunft wirken und für den Großteil der Bewohnerin-nen und Bewohner des Quartiers soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten beheben sollen. Das IHEK ist die Grundlage für die Finanzierung und Umsetzung von Projekten im Quartier. Außerdem berät der Quartiersrat darüber, welche erforderlichen Bau-projekte am dringlichsten sind. Die Verwaltung prüft, ob die entwickelten Projektide-en den Gesetzen, Verordnungen und Programmzielen entsprechen und somit förder-fähig sind.Als Projektpate kann ein Quartiersratsmitglied zusätzlich einzelne Projekte intensiv begleiten und unterstützen.

Die Vielfalt der im Gebiet lebenden und arbeitenden Bevölkerung soll sich im Quartiersrat widerspiegelnDie Quartiersräte bestehen aus jeweils 15 bis 25 Personen. Mindestens 51 % davon sind Anwohnerinnen und Anwohner. Die übrigen Mitglieder werden z. B. von Vereinen, Schulen, Kitas, Religionsgemeinschaften oder Wohnungsunternehmen entsandt. Entscheidend ist, dass alle größeren Gruppen des Quartiers vertreten sind: Frauen und Männer, alte Menschen und Jugendliche, Menschen verschiedener Herkunft, Zu-gezogene und Alteingesessene. Alle Interessen und Belange der Menschen sollen be-rücksichtigt werden. Die Mitglieder des Quartiersrats arbeiten partnerschaftlich auf sozialräumlicher Ebene des Quartiersmanagement-Gebietes zusammen.

© Quartiersmanagement Gropiusstadt

© Quartiersmanagement High-Deck-Siedlung

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Öffentliche Wahlen: Bewohnerinnen und Bewohner entscheiden über die Zusammensetzung des Quartiersrats Die Mitglieder des Quartiersrats werden in der Regel alle zwei Jahre in öffentlichen Veranstaltungen von den Bewohnerinnen und Bewohnern gewählt. Das Vor-Ort Büro des Quartiersmanagements wirbt bei der Bewohnerschaft, sich für die Wahlen auf-zustellen. Jeder, der im Quartier wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist, ist wahlbe-rechtigt oder kann als Mitglied in den Quartiersrat gewählt werden. Besondere Kennt-nisse sind für die Mitarbeit nicht nötig. Das Quartiersmanagement-Team informiert Bürgerinnen und Bürger auf den Internetseiten und im öffentlichen Raum über die Wahlen und kontaktiert und bewirbt lokale Akteure.

Bürgerschaftliches Engagement für die Zukunft stärkenDie ehrenamtlichen Quartiersräte übernehmen bereits heute an vielen Stellen Ver-antwortung. So haben sie Sprecherinnen und Sprecher benannt, die ihre Anliegen nach außen vertreten. Viele nehmen an Fortbildungen teil, lernen z. B. wie man durch Sponsoring Gelder einwirbt. Sie vernetzen sich über den jährlich stattfindenden Quar-tiersräte-Kongress und lernen voneinander. Denn auch nach dem Ende der Förderung aus dem Programm Soziale Stadt sollen sie sich in anderer Form mitverantwortlich für die weitere Entwicklung ihres Quartiers fühlen. Die Quartiersräte sind ein besonderes Modell für mehr Mitbestimmung und damit auch ein Beispiel für die Abgabe von Entscheidungsmacht durch Politik und Verwal-tung. Dabei heißt „entscheiden“ nicht, sich machtvoll durchzusetzen, sondern ge-meinsam für alle befriedigende Lösungen zu finden. Dafür braucht es auch zukünftig aktive Menschen, die Lust haben, sich einzumischen und sich für ihr Quartier zu engagieren.In den Quartieren, in denen das Programm Soziale Stadt beendet wurde, ist es gelun-gen, über die Aktivierung und Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner die Vo-raussetzungen zur Selbstorganisation zu schaffen. Bürgergremien wurden etabliert, welche weiter für die Entwicklung des Quartiers eintreten.

Kleine Projekte mit großer WirkungEine Bewohnerinnen- und Bewohner-Jury entscheidet über kleinteilige Projekte und Aktionen. Ähnlich dem Quartiersrat wird auch hier in Form eines Gremiums über die Quartiersentwicklung mitentschieden. Anders als Mitentscheidungsrechte im Quar-tiersrat über langfristig wirkende Projekte, wird in der Aktionsfonds-Jury über kurz-fristige und schnell sichtbare Aktionen von Bewohnerinnen und Bewohner und loka-len Initiativen entschieden. Bewohnerinnen und Bewohner, die eine gute, schnell umsetzbare Idee haben, werden vom Quartiersmanagement-Team bei der Antragstellung beraten. Unterstützt wer-den Aktionen des freiwilligen Engagements, die Bewohnerinnen und Bewohner oder lokale Initiativen vorschlagen und durchführen, um das Zusammenleben im Kiez zu fördern oder das Wohnumfeld zu verschönern. Der drohenden Anonymität im Quar-tier wird damit entgegengewirkt und der Respekt füreinander gestärkt.Beispiele für diese kleinteiligen Aktionen können sein: ein Straßenfest, die Anschaf-fung von Gesellschaftsspielen für einen Jugendtreff, ein Volleyballturnier, das ge-meinsame Gärtnern oder die Durchführung eines Kinderflohmarkts.Gefördert werden Aktionen bis zu einer Summe von zurzeit 1.500 Euro, die für Sach-mittel ausgegeben werden. Momentan stehen dafür jährlich mindestens 10.000 Euro pro Quartier zur Verfügung.

© Quartiersmanagement Körnerpark, Mathias Hühn

© Paul Gerhardt Stift zu Berlin

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Niedrigschwellige aufsuchende Beteiligung von bisher wenig erreichten Zielgruppen und MilieusErgänzende Beteiligungsformate für neue Zielgruppen erproben Das Berliner Quartiersmanagement hat seit Jahren viele Erfahrungen mit Mitbestim-mung und budgetbezogenen Beteiligungsansätzen gesammelt. Quartiersgremien wie der Quartiersrat und die Aktionsfonds-Jury sowie die weitere Beteiligungsarbeit der Quartiersmanagement-Teams in Form von Workshops, Diskussionsveranstaltungen oder Stadtteilkonferenzen (moderierte Beteiligungsverfahren) zeigen eindrücklich, wie gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern die Quartiersentwicklung gestal-tet wird. Mit den entwickelten Beteiligungsansätzen kann ein Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner angesprochen werden. Jedoch setzt diese Form der Beteiligung die Bereit-schaft voraus, unbezahlt Zeit zu investieren und Verantwortung zu übernehmen. Sie zielt darüber hinaus auf eine übergreifende strategische Entwicklung des gesamten Gebietes und weniger auf alltägliche Probleme im Kiez ab. In den Quartieren zeigt sich immer deutlicher, dass vor allem bildungsnahe Bewohnerinnen und Bewohner an den formalisierten Beteiligungsformaten teilnehmen.Daher erweitern die Quartiersmanagement-Teams die Palette der Beteiligungsfor-mate kontinuierlich und differenzieren sehr genau nach den unterschiedlichen Be-dürfnissen und Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner. Somit können die In-teressenvielfalt bei der Quartiersentwicklung berücksichtigt und die Ergebnisse einer aufsuchenden Beteiligung in die Strategie für die Gebietsentwicklung aufgenommen werden.

Bei der Erarbeitung der gebietsbezogenen Beteiligungskonzepte von 2014 wurde auf-gezeigt, wie möglichst verschiedene Gruppen im Quartier beteiligt werden können. Seitdem wird die Beteiligungsarbeit noch stärker durch niedrigschwellige, aufsuchen-de Ansätze ergänzt. So konnten 2016 in vielen Quartiersmanagement-Gebieten bis-lang wenig erreichte Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen mit Migrations-hintergrund, Geflüchtete oder Senioren gezielter angesprochen und noch stärker aktiviert werden.Unbürokratische Verfahren mit geringen oder keinerlei Auflagen, eine respektvolle Kommunikation und die Bildung von Vertrauen durch Beziehungspflege sind einige der Grundprinzipien einer nicht-formalisierten Beteiligung. Eine solche Herangehens-weise vergrößert den Kreis der Bewohnerinnen und Bewohner, die sich für das Quar-tier engagieren. Zu den niedrigschwelligen aufsuchenden Beteiligungsformaten ge-hören bspw. Frauenfrühstücke, aktivierende Befragungen, Gespräche auf Stadtteilfesten, mobile Quartiersmanagement-Teams im öffentlichen Raum, der „Peer-Group-Ansatz“ für Jugendliche oder die Arbeit von Kulturvermittlerinnen und -vermittlern.

© Regina Friedrich

© 123 Comics

“Es gibt keine Beteiligungsform, die alle Gruppen im Stadtteil gleichermaßen anspricht, denn die Menschen haben unterschiedliche Interessen und bringen spezifi-sche Voraussetzungen und Bedürfnisse mit“ [Quartiers-management-Team Wrangelkiez].

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© vhw e. V. 2015 Seite 15Beteiligung für alle – Vom exklusiven Ich zum inklusiven Wir

Experimentalisten34%Konsum-

Hedonisten55%Prekäre

42%

BürgerlicheMitte34%

Adaptiv-pragmatische

24%

Sozial-ökologische

23%

Performer28% Expediti

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Konservativ-etablierte

19%

Traditionelle26%

Liberal-intellektuelle

12%

Milieus und BeteiligungWas denken die „Nicht-Beteiligten“?

Quelle: vhw Trendstudie 2015, Basis: 2.095 Fälle

Zustimmung: „Ich fühle mich bei denen, die sich engagieren, nicht willkommen“

Ø 28%

schwach vertreten stark vertreten

Experimen-talisten45%Konsum-

Hedonisten57%Prekäre

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BürgerlicheMitte33%

Adaptiv-pragmatische

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Sozial-ökologische

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Konservativ-etablierte

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Traditionelle25%

Liberal-intellektuelle

22%

Zustimmung: „Ich würde mich gerne mehr in und für die Gegend engagieren, in der ich wohne. Ich weiß nur nicht wie

und wo ich das tun kann“Ø 35%

© vhw e. V. 2015 Seite 15Beteiligung für alle – Vom exklusiven Ich zum inklusiven Wir

Experimentalisten34%Konsum-

Hedonisten55%Prekäre

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BürgerlicheMitte34%

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Sozial-ökologische

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Milieus und BeteiligungWas denken die „Nicht-Beteiligten“?

Quelle: vhw Trendstudie 2015, Basis: 2.095 Fälle

Zustimmung: „Ich fühle mich bei denen, die sich engagieren, nicht willkommen“

Ø 28%

schwach vertreten stark vertreten

Experimen-talisten45%Konsum-

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Zustimmung: „Ich würde mich gerne mehr in und für die Gegend engagieren, in der ich wohne. Ich weiß nur nicht wie

und wo ich das tun kann“Ø 35%

Milieubezogene Aktivierung und AnspracheEine möglichst breite Aktivierung aller Teile der Bewohnerinnen und Bewohner über das bislang erreichte Maß hinaus kann gelingen, wenn Beteiligungsverfahren auf die Bedürfnisse und Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner abgestimmt sind. Dies wird erleichtert, wenn nicht nur typische sozio-ökonomische Angaben wie Alter und Sozialstatus der Bewohnerinnen und Bewohner bekannt sind, sondern viel stärker ihre Einstellungen, Werte und allgemein ihre Lebensauff assung Berücksichtigung fi n-den. Diese Milieuansatz genannte Herangehensweise fasst die oben in der Grafi k angeführten Informationen zusammen und bildet Gruppen, in denen sich die konkre-ten Einstellungen der Bevölkerung ähneln.Eine Untersuchung aller elf in Deutschland existierenden Milieus zum Thema Beteili-gung hat ergeben, dass Milieus mit geringem sozialen Status und modernen Wert-vorstellungen – sich nicht willkommen fühlen bei denen, die sich engagieren und – sich genau diese Milieus gerne mehr für ihr Quartier engagieren würden, aber

nicht wissen, wie und wo sie das tun können (vgl. Abb.). Insbesondere das konsum-hedonistische Milieu und das experimentalistische Milieu teilen beide Auff assungen. Diese Erkenntnis wird bei Quartiersmanagement-Teams genutzt, um genau für diese Milieus niedrigschwellige aufsuchende Beteiligungsansätze wie Kiezspaziergänge oder „Kneipen-Info-Touren mit dem Quartiersmanagement“ anzubieten. Je nach Mi-lieu fi ndet eine andere Ansprache und Form der Kommunikation statt. Bedürfnisse und Interessen für eine zukünftige Gebietsentwicklung werden auf diese Weise ge-sammelt und fl ießen in die Entwicklung des IHEKs ein.

© Quartiersmanagement Weiße Siedlung Dammweg

Quelle: vhw trendstudie 2015, Basis 2.095 Fälle, in: Anna Voth et al (2016): Beteiligung für alle – vom exlusiven Ich zum inklusiven Wir. Unveröff entlichtes Handout zum Milleuworkshop und Rollen-spiel. vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., Berlin.

Milieus und Beteiligung

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Gesamtstädtische Einbindung von Beteiligungs- modellen der Sozialen StadtLeitlinien BürgerbeteiligungZurzeit werden Leitlinien für die Bürgerbeteiligung an Stadtentwicklungsprozessen in Berlin erarbeitet. Drei Aspekte sind von besonderer Bedeutung: Transparenz her-stellen, Verbindlichkeiten schaffen und Prinzipien der Beteiligung entwickeln. Mit den Leitlinien Bürgerbeteiligung soll somit verbindlich geklärt werden, wann und wie über Planungsvorhaben informiert werden soll, wie sich Bewohnerinnen und Bewohner in Beteiligungsprozesse einbringen können, wie dabei miteinander umgegangen wird und was mit den Ergebnissen der Beteiligung passiert. Die Leitlinien sollen nach ihrer Fertigstellung den allgemeinen Rahmen für konkrete Bürgerbeteiligungsverfahren in ganz Berlin schaffen.

Die langjährigen Erfahrungen zur Bürgerbeteiligung im Rahmen des Programms So-ziale Stadt liefern gute Praxisbeispiele und erprobte Grundprinzipien einer nicht-formalisierten Beteiligung. Sie können somit den Prozess zur Erarbeitung der Leitli-nien Bürgerbeteiligung inhaltlich anregen. Auf viele Fragen, die während des Leitlinienprozesses gestellt werden, können die Erfahrungen der Sozialen Stadt wert-volle Anstöße geben, z. B.: �� Wie früh sollten Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden?�� Wie werden vielfältige gesellschaftliche Gruppen und Akteure erreicht?�� Was ist uns Beteiligung wert?�� Wie reden wir miteinander?

Beteiligungsplattform mein.Berlin.deDie Beteiligungsplattform „mein.Berlin.de“ ermöglicht eine digitale Beteiligung und erweitert die Gruppe der Personen, die sich beteiligen wollen. Sie kann als Ergänzung der Beteiligungsmöglichkeiten im Rahmen des Programms Soziale Stadt genutzt wer-den.

Weiterführende Informationen:Handbuch zur Partizipation: Leitfaden und Methodenbeispiele https://leitlinien-be-teiligung.berlin.de/https://mein.berlin.de/https://quartiersmanagement-berlin.de

© Quartiersmanagement Moabit-West

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Titelbild: © Quartiersmanagement Auguste-Viktoria-Allee, 2016

Impressum

HerausgeberinSenatsverwaltung für Stadtentwicklung und WohnenWürttembergische Straße 6, 10707 BerlinU-Bahn Linien U3, U7, Fehrbelliner PlatzBus Linien 101, 104, 115, Fehrbelliner Platz

www.stadtentwicklung.berlin.dewww.quartiersmanagement-berlin.de

RedaktionIV B 3 Knut Henkel E-Mail: [email protected]

LayoutPlanergemeinschaft für Stadt und Raum eG

Berlin, Juli 2018

KommunikationWürttembergische Straße 610707 Berlin