Bodennahe Windverhältnisse und windrelevante...

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52 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt Bodennahe Windverhältnisse und windrelevante Reliefstrukturen Monika Bürger Wind ist eine Ausgleichsbewegung der Luft. Er entsteht auf Grund von Luft- druckunterschieden als horizontale Luftbewegung vom hohen zum tiefen Druck. Als Bewegungsgröße ist der Wind damit das einzige Klimaelement, das neben der skalaren Komponente (Windgeschwindigkeit) auch eine vektorielle Komponente (Windrich- tung) hat. Die Windrichtung ist die ho- rizontale Bewegung der Luft, benannt nach der Richtung, aus der der Wind kommt . Bei der Betrachtung der Luftbewegungen muss unterschieden werden zwischen dem Wind der freien Atmosphäre und dem Wind in Boden- nähe. Die Luftbewegung in der freien Atmosphäre wird nur beeinflusst durch Druckunterschiede und durch planetari- sche Kräfte, die aus der Rotation der Erdkugel entstehen. Die wichtigste Kraft ist die durch Luftdruckunterschie- de erzeugte Gradientkraft, die die Luft in Bewegung versetzt. Je größer der Gra- dient – also der Luftdruckunterschied bezogen auf eine bestimmte Entfernung – ist, desto höher ist die Windgeschwin- digkeit. Die Bewegung der Luft vom Hoch zum Tief wird durch die Erdrotati- on abgelenkt und zwar auf der Nord- halbkugel nach rechts und auf der Süd- halbkugel nach links. Dadurch kommt es in unserem mitteleuropäischen Be- reich zu einer westlichen Höhenströ- mung, die eigentlich eine nach rechts abgelenkte Luftströmung von Süd aus den subtropischen Hochdruckgebieten (z.B. Azorenhoch) nach Nord zur pola- ren Tiefdruckrinne (z.B. Islandtief) ist. Dies wirkt sich beispielsweise auf Flug- zeiten aus: Der Flug von Europa nach der südwestlichen Hauptwindrichtung ein sekundäres Windrichtungsmaximum aus nordöstlicher bis östlicher Rich- tung. Einige Windmessstandorte zeigen abweichend von diesen für ganz Deutschland typischen Windrichtungen ein regional geprägtes Windfeld. Der Standort Meiningen unterscheidet sich z.B. deutlich von den nahegelegenen Stationen Wasserkuppe und Schmücke. Die Hauptwindrichtung Süd und die se- kundäre Windrichtung Nordwest wird in diesem Fall durch die Kanalisierung der Strömung zwischen Rhön und Thü- ringer Wald verursacht. Weitere Bei- spiele für eine Kanalisierung des Win- des sind die Stationen Straubing und Mühldorf im Alpenvorland. Hier folgen die Windrichtungen dem Verlauf des Donau- bzw. des Inntales. Solche Wind- messungen sind nur für ihre jeweilige regionale Lage repräsentativ. Windgeschwindigkeitsvertei- lung Die Jahresmittel der Windgeschwindig- keit sind in Karte stark generalisiert in der Einheit m/s angegeben, wobei 1 m/s genau 3,6 km/h entspricht. Auf den ersten Blick fällt die Abnahme der Mesoform – Form mittlerer Größenord- nung mesoskalig – auf mittlerem Maßstab Morphographie – beschreibende Dar- stellung der Oberflächenformen orographisch, Orographie – beschrei- bende Darstellung des Reliefs skalar – größenmäßig vektoriell – die Richtung betreffend Nordamerika dauert in der Regel auf- grund des starken Gegenwindes länger als der Rückflug nach Europa mit Rü- ckenwind. In Bodennähe wird der Wind zusätz- lich zu der Gradientkraft und den pla- netarischen Kräften noch von der Rei- bungskraft beeinflusst. Diese Kraft muss man sich als Strömungswiderstand durch die Rauigkeit der Erdoberfläche vorstellen. Die Bodenreibung führt zur Ablenkung und Abbremsung des Win- des, die mit Annäherung an den Erdbo- den zunehmen . Je rauer die Erdober- fläche ist, desto stärker wird der Wind abgebremst. Für den Vergleich von bo- dennahen Windverhältnissen ist es des- halb eine notwendige Voraussetzung, dass die Messungen in gleicher Höhe über Grund und über Flächen mit glei- cher, möglichst geringer Rauigkeit statt- finden. Einen großen Einfluss auf den bodennahen Wind hat das Gelände- relief. Erhebungen stellen sich dem Wind als Hindernis entgegen und müs- sen um- und überströmt werden. Im Gipfelbereich von Hügeln und Bergen kommt es je nach Höhe und Steilheit der Erhebung zu zum Teil erheblichen Windgeschwindigkeitszunahmen, wäh- rend der Wind im Leebereich eines Berges durch Wirbelbildung stark abge- bremst werden kann. Taleinschnitte können zu einer Abschwächung des Windes, aber auch zu einer Verstärkung und Ablenkung des Windes durch die Kanalisierung der Strömung entlang des Talverlaufes führen. Der Darstellung der bodennahen Windverhältnisse liegen die Werte von 107 Windmessstationen in Deutschland mit Zeitreihen von mindestens 5-20 Jahren Länge aus dem Zeitraum von 1976 bis 1995 zugrunde (TRAUP/KRUSE 1996). Die Messungen wurden überwiegend in 10 m Höhe über Grund durchgeführt, allerdings mit Ab- weichungen bis zu 25 m Messhöhe an einigen Standorten. Außerdem waren die Stationsumgebungen durch unter- schiedliche Oberflächen-Rauigkeiten im Umfeld geprägt. Deshalb wurden die mittleren Jahresmittel der Windge- schwindigkeiten aller Stationen mittels eines Windmodells (MORTENSEN u.a. 1993) auf eine einheitliche Höhe von 10 m über Grund und eine geringe Rau- igkeit, die Wiesen-/Weideflächen ent- spricht, umgerechnet (TRAUP/KRUSE 1996). An realen Standorten mit ande- ren Flächennutzungen kommt es dadurch zu lokalen Abweichungen ge- genüber den in der Karte dargestellten Windverhältnissen. Windrichtungsverteilung Großklimatisch gesehen gehört Deutschland zur außertropischen West- windzone. Geprägt wird das Klima durch den Durchzug von Tiefdruckge- bieten, deren Zugbahnen häufig von Südwest nach Nordost verlaufen. Dem- entsprechend lässt sich an vielen der in der Karte dargestellten Stationen ein Vorherrschen von Winden aus Südwest bis West feststellen. Insbesondere an den Küstenstandorten liegen sowohl die Hauptwindrichtung wie auch die zweit- häufigste Windrichtung in den Sekto- ren West bis Südwest. In den Küstenre- gionen und im norddeutschen Flach- land wird der Wind kaum von Hinder- nissen beeinflusst und abgelenkt. Bei Hochdruckwetterlagen führt die Strö- mung aus dem Hochdruckgebiet über Mitteleuropa in Deutschland häufig zu Winden aus nordöstlichen Richtungen. Deshalb zeigen einige Stationen neben Windschur - Büsche und Bäume werden durch stetige, kräftige Winde aus weitgehend konstanter Richtung asymmetrisch verformt. Windschur tritt vorwiegend in Küstengebieten sowie in Kammbereichen von Gebirgen auf.

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52Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt

Bodennahe Windverhältnisse und windrelevante ReliefstrukturenMonika Bürger

Wind ist eine Ausgleichsbewegung derLuft. Er entsteht auf Grund von Luft-druckunterschieden als horizontaleLuftbewegung vom hohen zum tiefenDruck. Als Bewegungsgröße ist derWind damit das einzige Klimaelement,das neben der � skalaren Komponente(Windgeschwindigkeit) auch eine� vektorielle Komponente (Windrich-tung) hat. Die Windrichtung ist die ho-rizontale Bewegung der Luft, benanntnach der Richtung, aus der der Windkommt �. Bei der Betrachtung derLuftbewegungen muss unterschiedenwerden zwischen dem Wind der freienAtmosphäre und dem Wind in Boden-nähe. Die Luftbewegung in der freienAtmosphäre wird nur beeinflusst durchDruckunterschiede und durch planetari-sche Kräfte, die aus der Rotation derErdkugel entstehen. Die wichtigsteKraft ist die durch Luftdruckunterschie-de erzeugte � Gradientkraft, die die Luftin Bewegung versetzt. Je größer der Gra-dient – also der Luftdruckunterschiedbezogen auf eine bestimmte Entfernung– ist, desto höher ist die Windgeschwin-digkeit. Die Bewegung der Luft vomHoch zum Tief wird durch die Erdrotati-on abgelenkt und zwar auf der Nord-halbkugel nach rechts und auf der Süd-halbkugel nach links. Dadurch kommtes in unserem mitteleuropäischen Be-reich zu einer westlichen Höhenströ-mung, die eigentlich eine nach rechtsabgelenkte Luftströmung von Süd ausden subtropischen Hochdruckgebieten(z.B. Azorenhoch) nach Nord zur pola-ren Tiefdruckrinne (z.B. Islandtief) ist.Dies wirkt sich beispielsweise auf Flug-zeiten aus: Der Flug von Europa nach

der südwestlichen Hauptwindrichtungein sekundäres Windrichtungsmaximumaus nordöstlicher bis östlicher Rich-tung. Einige Windmessstandorte zeigenabweichend von diesen für ganzDeutschland typischen Windrichtungenein regional geprägtes Windfeld. DerStandort Meiningen unterscheidet sichz.B. deutlich von den nahegelegenenStationen Wasserkuppe und Schmücke.Die Hauptwindrichtung Süd und die se-kundäre Windrichtung Nordwest wirdin diesem Fall durch die Kanalisierungder Strömung zwischen Rhön und Thü-ringer Wald verursacht. Weitere Bei-spiele für eine Kanalisierung des Win-des sind die Stationen Straubing undMühldorf im Alpenvorland. Hier folgendie Windrichtungen dem Verlauf desDonau- bzw. des Inntales. Solche Wind-messungen sind nur für ihre jeweiligeregionale Lage repräsentativ.

Windgeschwindigkeitsvertei-lungDie Jahresmittel der Windgeschwindig-keit sind in Karte � stark generalisiertin der Einheit m/s angegeben, wobei1 m/s genau 3,6 km/h entspricht. Aufden ersten Blick fällt die Abnahme der

Mesoform – Form mittlerer Größenord-nung

mesoskalig – auf mittlerem Maßstab

Morphographie – beschreibende Dar-stellung der Oberflächenformen

orographisch, Orographie – beschrei-bende Darstellung des Reliefs

skalar – größenmäßig

vektoriell – die Richtung betreffend

Nordamerika dauert in der Regel auf-grund des starken Gegenwindes längerals der Rückflug nach Europa mit Rü-ckenwind.

In Bodennähe wird der Wind zusätz-lich zu der Gradientkraft und den pla-netarischen Kräften noch von der Rei-bungskraft beeinflusst. Diese Kraft mussman sich als Strömungswiderstanddurch die Rauigkeit der Erdoberflächevorstellen. Die Bodenreibung führt zurAblenkung und Abbremsung des Win-des, die mit Annäherung an den Erdbo-den zunehmen �. Je rauer die Erdober-fläche ist, desto stärker wird der Windabgebremst. Für den Vergleich von bo-dennahen Windverhältnissen ist es des-halb eine notwendige Voraussetzung,dass die Messungen in gleicher Höheüber Grund und über Flächen mit glei-cher, möglichst geringer Rauigkeit statt-finden. Einen großen Einfluss auf denbodennahen Wind hat das Gelände-relief. Erhebungen stellen sich demWind als Hindernis entgegen und müs-sen um- und überströmt werden. ImGipfelbereich von Hügeln und Bergenkommt es je nach Höhe und Steilheitder Erhebung zu zum Teil erheblichenWindgeschwindigkeitszunahmen, wäh-rend der Wind im � Leebereich einesBerges durch Wirbelbildung stark abge-bremst werden kann. Taleinschnittekönnen zu einer Abschwächung desWindes, aber auch zu einer Verstärkungund Ablenkung des Windes durch dieKanalisierung der Strömung entlang desTalverlaufes führen.

Der Darstellung der bodennahenWindverhältnisse � liegen die Wertevon 107 Windmessstationen inDeutschland mit Zeitreihen vonmindestens 5-20 Jahren Länge aus demZeitraum von 1976 bis 1995 zugrunde(TRAUP/KRUSE 1996). Die Messungenwurden überwiegend in 10 m Höhe überGrund durchgeführt, allerdings mit Ab-weichungen bis zu 25 m Messhöhe aneinigen Standorten. Außerdem warendie Stationsumgebungen durch unter-schiedliche Oberflächen-Rauigkeitenim Umfeld geprägt. Deshalb wurden diemittleren Jahresmittel der Windge-schwindigkeiten aller Stationen mittelseines Windmodells (MORTENSEN u.a.1993) auf eine einheitliche Höhe von10 m über Grund und eine geringe Rau-igkeit, die Wiesen-/Weideflächen ent-spricht, umgerechnet (TRAUP/KRUSE

1996). An realen Standorten mit ande-ren Flächennutzungen kommt esdadurch zu lokalen Abweichungen ge-genüber den in der Karte dargestelltenWindverhältnissen.

WindrichtungsverteilungGroßklimatisch gesehen gehörtDeutschland zur außertropischen West-

windzone. Geprägt wird das Klimadurch den Durchzug von Tiefdruckge-bieten, deren Zugbahnen häufig vonSüdwest nach Nordost verlaufen. Dem-entsprechend lässt sich an vielen der inder Karte � dargestellten Stationen einVorherrschen von Winden aus Südwestbis West feststellen. Insbesondere anden Küstenstandorten liegen sowohl dieHauptwindrichtung wie auch die zweit-häufigste Windrichtung in den Sekto-ren West bis Südwest. In den Küstenre-gionen und im norddeutschen Flach-land wird der Wind kaum von Hinder-nissen beeinflusst und abgelenkt. BeiHochdruckwetterlagen führt die Strö-mung aus dem Hochdruckgebiet überMitteleuropa in Deutschland häufig zuWinden aus nordöstlichen Richtungen.Deshalb zeigen einige Stationen neben

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53Bodennahe Windverhältnisse und windrelevante Reliefstrukturen

Windgeschwindigkeit von der Küste insBinnenland auf. Hier macht sich dievon Nordwest nach Südost zunehmendeAbbremsung des Windes über Land be-merkbar. Diese Windgeschwindigkeits-abnahme ist von einer höhenabhängi-gen Zunahme der Geschwindigkeit inden Mittelgebirgsregionen überlagert.Auf den Hochflächen der Eifel und imGipfelbereich des Erzgebirges werdenwie im Küstenvorland über 4,5 m/s alsJahresmittel erreicht. Werte über 4 m/serreichen neben dem norddeutschenTiefland die Höhenlagen von Harz,Rothaargebirge, Eifel, Hunsrück, Vo-gelsberg, Rhön, Thüringer Wald, Fich-telgebirge, Erzgebirge und der Hoch-schwarzwald. In diesen Mittelgebirgsre-gionen ist mit einer kleinräumigen Ver-änderung der Windgeschwindigkeit jenach Lage im Gipfel- oder Talbereich zurechnen, so dass die in der Karte ange-gebenen Windgeschwindigkeiten nurfür exponierte freie Lagen gelten. DieGipfellagen der Alpen bleiben in dergeneralisierten Darstellung unberück-sichtigt, hier können aber Werte wie ander deutschen Küste erreicht werden(CHRISTOFFER/ULBRICHT-EISSING 1989).Die Stationen Mendig, Meiningen undErfurt fallen durch ihre – relativ zurUmgebung – geringen Windgeschwin-digkeiten auf. Sie repräsentieren wind-abgeschattete Regionen in Beckenlageoder – wie im Fall von Meiningen – inLeelage hinter der Rhön. Die geringstenWindgeschwindigkeiten unter 3 m/s imJahresmittel finden sich im Bereich vonsüddeutschen Becken- (Stuttgarter Be-cken) und Tallandschaften (Donau-,Inntal).

Berechnung windrelevanterRelieftypenSeit einigen Jahren hat sich in derWindklimatologie mit Untersuchungenzur Windenergienutzung (�� BeitragKlein, Bd. 8) ein neues Forschungsge-biet ergeben. Hier stellt sich die Fragenach einer schnellen groben Abschät-zung des Windenergiepotenzials, bevoranschließend an geeigneten Standortenteure, zeitaufwendige Messungen durch-geführt werden. Eine weitere Frage istdie Übertragbarkeit von an einemPunkt erfassten Windverhältnissen aufdie weitere Umgebung. Da � meso-skalige Windströmungen in erster Liniedurch das Relief modifiziert werden, wa-ren vorhandene Reliefabgrenzungen fürdie Belange der Strömungssimulationenund Windfeldvergleiche nicht ausrei-chend. Daraus ergab sich die Notwen-digkeit für eine windrelevante Relief-klassifizierung. Diese neue Methodeführt für das UntersuchungsgebietDeutschland zur Abgrenzung von zehnverschiedenen � orographischen Typen

(BÜRGER 2002). In Gebieten mit ähnli-cher Reliefstruktur kann eine Überein-stimmung im Auftreten von regionalenWindströmungen erwartet werden,wenn sich die atmosphärischen Zu-standsgrößen nicht prinzipiell unter-scheiden. Damit sind einmal gewonne-ne Mess- oder Simulationsergebnissezum Wind auf Gebiete mit vergleichba-rer Reliefstruktur übertragbar.

Eine Typisierung der Orographie aufGrundlage von windklimatologisch re-levanten Reliefparametern ergibt einedetaillierte Beschreibung und Abgren-zung der Oberflächenformen hinsicht-lich ihrer Relevanz für das mesoskaligeStrömungsfeld. Die Anwendung mathe-matischer Methoden auf digitale Hö-hendaten mit dem Ziel der Ableitungvon Charakteristika, die für die � Mor-

phographie der Erdoberfläche von Be-deutung sind, wird mit dem Begriff derComputer-Morphographie (BÜRGER

2002) bezeichnet. Aus Rasterdaten(AMT FÜR MILITÄRISCHES GEOWESEN 1996)wurde in mehreren aufeinander folgen-den Analyseschritten von der Auswahlund Reduzierung der Reliefparameterbis hin zur Clusterung der Rasterfeldereine flächendeckende Verteilung �����

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54Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Klima, Pflanzen- und Tierwelt

von zehn verschiedenen Relieftypen fürdas Untersuchungsgebiet Deutschlanderrechnet.

Verteilung windrelevanterRelieftypenDie Karte zeigt einen Überblick überdas Auftreten der verschiedenen wind-relevanten Relieftypen (BÜRGER 2002).Auf den ersten Blick lässt sich eineDreiteilung der Fläche der Bundesrepu-blik Deutschland erkennen. Der gesam-te Nordteil wird durch die Flachlandty-pen 1 und 2 geprägt. Im Mittelteil isteine stärkere Differenzierung vorhandenmit einem Vorherrschen des Relieftyps3. Der Süden wird, abgesehen vom Al-penraum, vom Relieftyp 4 dominiert.

Entsprechend der Dominanz der Reli-eftypen 1-4 in weiten BereichenDeutschlands haben diese vier Typenzusammen einen Flächenanteil vonrund 83% am gesamten Untersuchungs-gebiet �. Die beiden ersten Typen um-fassen die � Mesoformen des Flachlan-des, aufgeteilt in flaches Küstengebietsowie weite, flache Tallandschaften(Typ 1) und in leicht strukturiertesFlachland einschließlich des norddeut-schen Jungmoränengebietes (Typ 2).Der Typ 3 repräsentiert die hügeligenMittelgebirgslandschaften,beispielsweise die Schwäbisch-Fränki-sche Gäulandschaft und Randbereichedes Rheinischen Schiefergebirges. Reli-eftyp 4 fasst alle Bereiche mit Hochflä-chencharakter, also mit einer mittlerenLandschaftshöhe von rund 500 m überNN, geringen Höhenvarianzen und fla-chen Neigungen zusammen. Dazu ge-hört in erster Linie fast das gesamte Al-penvorland.

Mittelgebirge mit Berglandcharaktersowie eingeschnittene Täler und einzel-ne Höhenzüge werden durch die Relief-typen 5, 6 und 7 beschrieben. Sie habenzusammen einen Anteil von rund 15%an der Untersuchungsfläche. Typ 5 re-

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präsentiert niedriger als ihre Umgebungliegende Mittelgebirgsbereiche sowieschmale Taleinschnitte und Talhangla-gen mit jeweils überdurchschnittlichstarken vertikalen Wölbungen. Der Re-lieftyp 5 tritt meist linienhaft z.B.entlang des Moseltales, im Donau-,Neckar- und Saaletal auf. Die Gebietedes Relieftyps 6 liegen leicht über dermittleren Höhe der Umgebung, und ho-rizontale Wölbungen treten überdurch-schnittlich stark auf. Dieser Relieftypkommt mit geringen Anteilen in allenMittelgebirgsregionen vor, die größtenzusammenhängenden Flächen mit demTyp 6 treten im westlichen Odenwaldund westlichen Mittelschwarzwald auf.Relieftyp 7 ist mit durchschnittlich 600m über NN der höchste Mittelgebirgs-typ. In diesem Typ sind alle Gipfel- undKuppenbereiche der Mittelgebirge sowieausgeprägte Einzelkuppen wie der Vo-gelsberg vertreten. Deshalb liegt dieHöhe über NN im Rasterfeld deutlichüber der mittleren Landschaftshöhe.Die ausgeprägte Schichtstufe derSchwäbischen Alb ist ebenfalls diesemTyp zugeordnet.

Den geringsten Flächenanteil an derGesamtfläche mit zusammen nur 1,7%haben die Relieftypen 8-10. Aufgrundihrer starken Abweichungen bei allenReliefvariablen lassen sich diese Typennicht weiter zusammenfassen. Der Reli-eftyp 8 umfasst hohes Mittelgebirge unddie tieferen Regionen der deutschen Al-pen. Zusammenhängende Flächen imMittelgebirgsbereich treten nur imSchwarzwald und im Bayerischen Waldauf. Der Relieftyp 9 muss als Ausreißer-typ bezeichnet werden. Hier sind Ras-terfelder mit einem weit überdurch-schnittlichen spitzen Wölbungsanteilzusammengefasst. Typ 9 zeigt zudemeine mittlere Höhe über NN, die fast20% über der mittleren Landschaftshö-he liegt. Dieser Typ tritt nur vereinzeltim hohen Mittelgebirge auf und kon-zentriert sich auf die Gipfelbereiche derAlpen. Relieftyp 10 fasst den Großteildes deutschen Alpenraumes zusammen.

Die im Raum um Leipzig und in derNiederlausitz punkthaft innerhalb derFlachlandtypen 1 und 2 (grün) auftre-tenden Typen 5 und 8 repräsentierenden Braunkohletagebau in diesen Regi-onen. Hier sind in den vergangenenhundert Jahren durch anthropogenenEinfluss windrelevante Reliefstrukturenentstanden.

In den Abbildungen am Rand vonKarte (BÜRGER 2002) werden alle 10im Untersuchungsgebiet vorkommen-den Relieftypen anhand von beispiel-haften Ausschnitten, die ein Gebietvon rund 40 x 40 km abdecken, vorge-stellt. Zur Charakterisierung jedes Reli-eftyps werden die mittleren Werte der

Reliefvariablen jeweils in einer kombi-nierten Abbildung veranschaulicht. Ne-ben der mittleren Höhe über NN im1-km²-Rasterfeld im Vergleich zur mitt-leren Landschaftshöhe (roter Balken amlinken Rand der Diagramme) und dermaximalen Höhendifferenz in der100-km²-Umgebung (roter Balken amrechten Rand der Diagramme) ist dasHöhen-Längenverhältnis eines typi-schen Hindernisses dargestellt. Der un-tere Teil der Diagramme für jeden Reli-eftyp enthält die Häufigkeitsverteilun-gen der Hangneigungen, der vertikalenund der horizontalen Wölbungen im 1-km²-Rasterfeld. Durch diese symbolhaf-te Darstellung können die Charakteris-tika der als windklimatologisch relevantangesehenen Reliefparameter für jedenTyp auf einen Blick verglichen wer-den.�

Eine Windhose richtete am 12. Juni 2002 inLutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt)große Schäden an.

55Bodennahe Windverhältnisse und windrelevante Reliefstrukturen

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